Kriege und (Kriegs)lügen, ihre Wortbereiter und Kollaborateure

Bild: Daniel Kulinski/CC BY-NC-SA-2.0

 

Kriegsbegeisterte und deren Gegner, Fürsprecher der Gewalt und vor dieser Warnende hielten sich zu keiner Zeit die Waage. Weder in der Politik, noch in der Welt des Geistes und der Kunst.

 

Lügen und Täuschungen sind jene informationelle Basis, welche in der Art von Vektoren die Richtung des Denkens im Vorfeld von Gewalt begleiten und beeinflussen. Hass hingegen ist der Treibstoff, der die Grundlage für die zunehmende Beschleunigung, auch jene der tödlichen Kriegsdynamik, bildet. Lüge, Hass und Krieg sind eine brüllende, todbringende Verbindung eingegangen, sie wecken einander auf, wirken amplifizierend und kumulierend.

Nicht immer führen Lügen und Hass zu kriegerischer Gewalt, doch an allen Kriegen waren Lügen und Hass als verbale Mittäter beteiligt. Von Ägypten über Rom und die Kreuzzüge bis hin zu den Weltkriegen der jüngeren Vergangenheit sowie den unter Vorwänden begonnenen Angriffskriegen, von Vietnam über den Irak bis hin zur Invasion der Ukraine.

Als Feinde des Humanismus durchwanderte das unheilvolle Bündnis aus Lügen, Hass und Krieg in verschiedensten Gestalten und Maskierungen sämtliche Epochen der Menschheitsgeschichte. Die drei Phänomene traten dabei jedoch nicht als homogene Einheit auf. Auf verschlungenen, mäanderförmigen Wegen lagerten diese Jahrtausende hindurch Sedimente unterschiedlicher Dichte in den Diskursen vergangener und gegenwärtiger Gesellschaften ab. Die Welt als Dauerzustand von Instabilität entstand.

Bellizismus im Echo der Aufklärung und danach

Buchauszug aus „Lüge, Hass, Krieg“ von Paul Sailer-Wlasits.

Die gesellschaftlichen Beben der Französischen Revolution waren in vollem Gange, als Immanuel Kant 1795 seinen philosophischen Entwurf Zum ewigen Frieden vorlegte. Darin plädierte er für republikanische Verfassungen der Staaten, worunter er primär die Gewaltenteilung verstand und analysierte jene Kriterien, die für das Erlangen und beibehalten des Friedens unverzichtbar schienen. Unter anderem sollten stehende Heere im Laufe der Zeit zur Gänze eingestellt werden, die Einmischung von Staaten in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten verboten werden. Des Weiteren regte er auch die Gründung eines Völkerstaates an, dem immer mehr und zuletzt alle Staaten der Welt als Weltrepublik, in der ein sogenanntes Weltbürgerrecht Geltung hätte, angehören sollten.

In einem Nebenkapitel des Entwurfes findet sich jedoch auch eine bellizistisch anmutende Passage, in der Kant den Krieg als mit der menschlichen Natur verbunden beschreibt und wertend formuliert, dieser scheine „… auf die menschliche Natur gepfropft zu sein und sogar als etwas Edles, wozu der Mensch durch den Ehrtrieb … beseelt wird …“.

Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der in seinen rechtsphilosophischen Schriften dem souveränen Staat Individualität attestierte, waren unauflösbare Divergenzen mit anderen Individuen kaum anders finalisierbar als durch Kriege. Als Kriegsbefürworter von Kriegen im militärischen Stil des 18. und 19. Jahrhunderts, die auch als erweiterte Zweikämpfe (Clausewitz) betrachtet wurden, nahm Hegel eine explizite Gegenposition zu Kants Abhandlung Zum ewigen Frieden ein, indem er die Nützlichkeit der disruptiven Effekte von Kriegen hervorhob: „… wie die Bewegung der Winde die See vor der Fäulnis bewahrt, in welche sie eine dauernde Ruhe, wie die Völker ein dauernder oder gar ein ewiger Friede versetzen würde.

Aus 1873 stammt die Schrift des damals 27-jährigen Friedrich Nietzsche Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn. Es war jene Zeit, in der dieser noch vom Kulturpessimismus Schopenhauers beeindruckt und beeinflusst war und Wagner verehrte. In seiner Abhandlung geht er davon aus, dass der hochmütige Mensch gegenüber vielen anderen, physisch stärkeren Lebewesen nur aufgrund seiner Verstellungskunst überleben konnte: durch Täuschung, systematisches Lügen und Betrug sowie durch sein „Im-erborgten-Glanze-leben“. Kriege „barbarisierten“, nach den Worten Nietzsches, einerseits als „Winterschlaf der Kultur“, andererseits hielt er diese auch für „unentbehrlich“, denn es sei „… eitel Schwärmerei, von der Menschheit noch vielzu erwarten, wenn sie verlernt hat, Kriege zu führen.

Kriegerisches von Max Scheler bis Thomas Mann

Kriegsbegeisterung ist auch in den Jahrzehnten vor Beginn des Ersten Weltkrieges bei zahlreichen wissenschaftlichen Größen verschiedener Disziplinen auszumachen. Etwa bei Max Weber, der wenige Tage nach Kriegsbeginn, in einem Brief vom 7. Sept. 1914 schrieb, der „Geist der Truppen ist von strahlender Herrlichkeit“. Max Scheler verfasste im Herbst 1914 sogar eine philosophische Ehrerbietung an den Krieg, eine kriegsbegeistert-ergriffene, ethisch argumentierende Analyse unter dem Titel, „Der Genius des Krieges und der Deutsche Krieg“.

Auch der Neukantianer Paul Natorp bemühte sich in mehreren seiner Abhandlungen zwar um wissenschaftliche Aspekte des Pazifismus und die verschlungenen Wege zum Frieden, gelangte aber 1915 doch zu Formulierungen, die tiefstes Verständnis und Zustimmung für die Notwendigkeit von Kriegen ausdrücken: „So groß, so ernst sehe ich unsere nationale Zukunftsaufgabe an. Das setzt den Glauben voraus,dass unser Tag, der ‚Tag des Deutschen‘, erst kommt.Wir spüren das Morgenwehen eines neuen Tages nicht bloß für Deutschland, sondern für die Menschheit.

Und sogar Martin Buber konnte nicht umhin zu bemerken, dass der ihn weckende Kanonendonner zwischen, wie er vermutete, englischen und deutschen Kriegsschiffen, zwar „nach allen Seiten Vernichtung war“, aber auch „Reinigung des Geistes“, die ihn aus seinen eigenen Grenzen riss, wodurch er „einen Augenblick zerschmettert und befreit“ durchlebte.

Ebenso wie Buber verwendete auch Thomas Mann die Bezeichnung Reinigung in seinem mit dröhnender Kriegsbegeisterung verfassten Essay Gedanken im Kriege, den er wenige Monate nach Kriegsbeginn 1914 veröffentlichte: „Krieg! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden,die Siege Deutschlands – mögen sie uns auch die Tränen in die Augen treiben und uns nachts vor Glück nicht schlafen lassen …“.

Kriegsgegner von Karl Kraus bis Heinrich Mann

Gegenpositionen zu einigen der glühenden literarischen Kriegsbefürworter bezogen nicht nur Karl Kraus mit seinem entlang des Kriegsverlaufes des Ersten Weltkrieges entstandenen Drama Die letzten Tage der Menschheit. Auch Thomas Manns Bruder Heinrich zählte zu den entschiedensten Kriegsgegnern unter den deutschsprachigen Schriftstellern der ersten Jahrhunderthälfte. Im Unterschied zu seinem Bruder nahm Heinrich weder vor noch nach dem Ersten Weltkrieg karriereopportunistische Positionen ein, sondern kritisierte sowohl die gesellschaftliche als auch die politische Doppelmoral und wandte sich massiv gegen sämtliche Formen des Autoritarismus. Er verurteilte die totalitäre, kulturfeindliche und rassistische Programmatik der Nationalsozialisten sowie deren führende Exponenten auf das Allerschärfste, die er ob ihres Antisemitismus als hasserfüllte „triebgebundene Dummköpfe“ bezeichnete: „Ich habe den alten Macht- und Nationalstaat verlassen, weil sein sittlicher Inhalt ihm ausgetrieben ist. Er erhält sich nur noch in Hass und Verwilderung Der nationalistischen Lüge werden die Menschen geopfert. Der nationalistischen Lüge wird das Menschentum geopfert.

Auch Albert Einstein und Siegmund Freud verwiesen in ihrer kurzen, vonseiten der UNESCO 1932 initiierten, Korrespondenz auf die grundsätzlichen Fragestellungen der Ursachen und künftigen Vermeidungsmöglichkeiten kriegerischen Handelns. Freud sah sich darin veranlasst, auf seine Verwunderung hinzuweisen, dass Kriege trotz des offensichtlichen menschlichen Leids infolge ihrer Zerstörungswucht durch globale Übereinkunft der Menschen noch immer nicht der Vergangenheit angehörten.

Düstere Aussichten

Erst anlässlich der neuartigen Kategorie und Größenordnung des unermesslichen Grauens von Weltkriegen sollten Kriege vollends aus dem Leben der Menschen heraustreten. Diese konnten nicht mehr als mit Heroischem und Edlem konnotierte Teile einer bedrohlichen Lebenswirklichkeit gelten, sondern nur noch als von außen kommende existenzielle Schwerstbedrohungen aufgefasst werden.

Im Zuge der sich gegenwärtig vollziehenden digitalen Revolution verschwimmen sogar die diskursiven Konturen von wahr und falsch. Die Gefahr ist daher längst nicht gebannt, dass Frieden zu einer Frage der Perspektive wird und Gewaltlosigkeit zur sprachlichen Konvention mutiert, während Lügen, Hass und kriegerische Gewalt mit nahezu ikonischer Haltbarkeit weiterhin mühelos die Epochen durchschreiten. Ethische Verpflichtungsrahmen zu etablieren, deren Wirkungen den im Zivilisationsprozess unter Druck geratenen Diskurs stützen und stabilisieren, erscheint ein nicht überbetonbares Gebot der Stunde zu sein, doch das von Ethik getragene Wort ist leise.

 

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch „Lüge, Hass, Krieg. Traktat zur Diskursgeschichte eines Paktes“ von Paul Sailer-Wlasits, erschienen im Oktober 2022, Verlag Königshausen & Neumann.

 Paul Sailer-Wlasits ist Sprachphilosoph und Politikwissenschaftler. Er ist Autor von „Verbalradikalismus“ (2. Aufl., 2021), „Uneigentlichkeit. Philosophische Besichtigungen zwischen Metapher, Zeugenschaft und Wahrsprechen“ (2020) und „Minimale Moral“ (2016).

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9 Kommentare

  1. Ethik hilft nicht weiter. Die Tatsache, dass Krieg die Menschheit begleitet seit es sie gibt, dass gerade auch Gesellschaften mit republikanischer Verfassung, darunter zuvorderst auch solche mit demokratischen Zügen, ihre Existenzzeit nahezu vollständig mit Kriegen ausfüllten und es nur ganz wenige Gegenbeispiele gibt und auch die nur bei sehr kleinen Gesellschaften, spricht deutlich dafür, dass Krieg führen zur Conditio humana gehört, nicht viel anders als z. B. ein biologisches Phänomen wie der Alterungsprozess. Menschen sind keine Bonobos, sondern Schimpansen mit leistungsfähigerem Hirn, was sie in ihrer Aggressivität noch kreativer macht.

    Krieg zwischen grossen Mächten kann unter den heutigen Bedingungen die gesamte Menschheit in Gefahr bringen. Dazu kommt, dass der Kapitalismus in seiner bürgerlichen Form seit Jahrhunderten in einem War on Climate verwickelt ist, den er zu verlieren im Begriff ist. Daher müsste die Motivation, gegen aggressive Impulse Vorkehrungen zu treffen so gross sein wie noch nie. Es ginge darum, ein globales Wirtschaftssystem zu schaffen, dass Konfliktanlässe minimiert, nicht maximiert. Mit anderen Worten – die politökonomische Verfassung muss so schnell wie möglich radikal geändert werden.

    Wer von Krieg spricht, ohne Kapitalismus zu sagen, verfehlt seinen Gegenstand.

    1. Ich möchte Pnyx hier in jeder Hinsicht zustimmen. Ethik hilft in der Tat nicht weiter. Schlimmer noch; die heutige Ethik in Bezug auf Aggression und Gewalt, im persönlichen Bereich als auch im gesellschaftlichen und zwischenstaatlichen Bereich, hat nur dazu geführt, dass sich die aggressiven Impulse nur verschlungenere und heimlichere Wege suchen um zum Ziel zu kommen. Was dazu führte, dass sowohl die Anwender von Gewalt wie auch die Opfer der Aggression ihr umso hilfloser ausgeliefert sind. Zudem muss ständig um die Aggression herumgeheuchelt werden, sowohl gegenüber sich selbst, in Form von Selbstbetrug, als auch gegenüber Anderen.

      Einen so dominanten Instinkt wie den der Aggression nur mit Ethik und Moral unter Kontrolle zu kriegen, ist schlicht nicht möglich. Versucht man es doch mit aller Macht des Willens, steigt der Druck im Kessel nur und endet dann oft in umso schlimmeren aggressiven Ausbrüchen.

      Das scheinbar Paradoxe ist, dass Angst vor Aggression und Gewalt Kriege nur umso schlimmer, möderischer und gewalttätiger werden lässt, wenn sie dann doch ausbrechen.

      Der Zyniker könnte nun meinen: „Kein Krieg ist auch keine Lösung“.
      Doch so ist es nicht. Es gibt Möglichkeiten anders mit den aggressiven Impulsen umzugehen, so dass sie keine verheerenden Auswirkungen haben. Das zeigen alleine die Varhaltensweisen, die verschiedene Naturvölker oder auch solche vergangener Zeitalter entwickelt hatten. Dies jetzt im Detail auszuführen überfordert mich aber gerade.

      Fest steht allerdings, dass es kaum eine bessere Voraussetzung für das Reizen und Überschießen von aggressiven Impulsen gibt, als die übervölkerte Welt mit nunmehr sehr knappen Ressourcen, in der wir heute Leben und einem Wirtschaftssystem was den Druck in dieser Richtung noch maximal erhöht.

      1. Weder ist die Welt überbevölkert, noch sind Ressourcen knapp. Es ist die weltweit ungleiche Verteilung der Güter und Technologien, verbunden mit einer von der Werbung pervertierten Vorstellung von Lebensstil in den westlichen industrialisierten Ländern, die das Problem ist, und die Machtkonzentration bei einer bestimmten Gruppe, die jetzt global in Frage gestellt wird, sowie die Möglichkeiten an totalitärer Herrschaft, die die jüngsten Errungenschaften der Hochtechnologie jenen, die über sie verfügen können, in Aussicht stellen.

        Wir alle könnten in Frieden glücklich, gesund UND ökologisch nachhaltig auf diesem Planeten leben.

        1. Natürlich kann man, wenn man Menschen und die Ressourcen so effizient wie möglich „verwaltet“ theoretisch in einigen Jahrzehnten eine Welt ohne Krieg, ohne riesige Hungersnöte und ohne totalen ökologischen Kollaps hinkriegen (wobei ein Teil-Kollaps ja nicht mehr abzuwenden ist). Aber Menschen sind nun mal keine Pakete wie in einem Amazon Logistic-Monster.
          Da finden ganz andere Dynamiken statt. Und wenn man diese Tiefen der menschlichen Psyche außer Acht lässt, kann es nichts werden.

          Ich bin nicht jemand, der alles auf die Überbevölkerung schiebt. Das ist ja nur die eine Seite, die eine Backe der Zange, in der wir stecken. Aber die Überbevölkerung verengt die Möglichkeiten doch extrem.

          1. Psychologisierung und Naturalisierung der Kriegsursachen gehören heute zu den zentralen Mitteln der Realitätsverleugnung, vor allem der Realität des Hyperverbrauchs der Industriestaaten und der dadurch verursachten Erderhitzung und Vernichtung der Biosphäre.
            Kriege können nur dadurch verhindert werden, dass die Menschen lernen mit ihren natürlichen Ressourcen auszukommen, indem sie sie fördern und nicht zerstören.
            Würden die Menschen vor die Wahl gestellt: Weltkrieg um Ressourcen oder Verzicht auf Luxus und Ramschware, würden sie vermutlich den Verzicht wählen. Sagt man ihnen aber ständig, dass das Wachstum so weitergehen kann und Kriege durch Psychologie, Verrückte oder angeborene Instinkte verursacht sind, wie Sie und Pnyx dies tun, dann können sie doch gar nicht darauf kommen, dass sie mit richtigem Verzicht und Förderung der natürlichen Ressourcen etwas gegen den Krieg ausrichten könnten.

  2. Kant war der Ansicht, Frieden müsse aktiv geschaffen werden und schlug außerdem vor, Schatzbildung, also Kapitalkonzentration zu vermeiden, soweit ich mich erinnere. Das finde ich einen interessanten Punkt. Hegel hatte eine Theorie des Weltgeistes, der sich in der Weltgeschichte entwickelt, oder so ähnlich. Kriege also, um Gott zu schaffen?

    Der Politikprofessor Herfried Münkler diskutierte 2010 Kriege und Bürgerkriege als Mittel zur „Revitalisierung der politischen Ordnung“ – sprich, weniger Demokratie, mehr Diktatur durchzusetzen. Mir scheint dieser Text in vielerlei Hinsicht sehr voraus schauend… und wir stehen ja möglicherweise erst am Anfang…

    Münklers Text: https://internationalepolitik.de/de/lahme-dame-demokratie

  3. Warum diskutieren wir jetzt über Kriege?

    Warum kam in Deutschland keine Diskussion auf 1991 Irak, 1999 Juguslawien,2001 Afghanistan, 2003Irak, 2011 Libyen, 2017 Syrien (1) ?
    Hinzu kommen weitere bewaffnete Konflikte, wo die USA mit militärischen Verbänden aktiv beteidigt war (2). Auch darüber wird nicht berichtet. Warum wohl?
    Warum hat sich keiner für den Bürgerkrieg der ukrainischen Armee und ultranationalistischen Banderasverbände gegen die russischsprachigen Bewohner des Donbass, Mariopol, Odess Sewastopol interessiert?
    Ist es ein neuer Rassismus, wenn Kriege gegen Moslems und Russen nicht als Kriege zählen?

    (1) https://www.anonymousnews.org/international/usa-marschieren-mit-schwerem-kriegsgeraet-und-spezialeinheiten-in-sued-syrien-ein/
    (2) https://test.rtde.tech/nordamerika/153747-brennan-center-studie-us-militaer/

    1. meinen vollen Beistand, aber es nutzt nichts.

      Die Erkenntnis, dass der Krieg allein den USA nutzt setzt sich langsam fest. Den ersten Artikel habe ich heute vor 10min überflogen. Wollte nochmal auf die den Artikel zugreifen, —- leider schon gelöscht:). Verfasser war ein Herr Pöschel oder so ähnlich.
      So ein Artikel rüttelt am Glauben an unsere „Freunde“ und bewirkt ein gewisse Öffnung gegenüber der festgezurrten Meinung. Im Moment sind die Auftragsbücher in der Industrie noch gefüllt, Das wird sich leider ändern. Unsere Wirtschaft wird wegen der hohen Energiekosten nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Den Unternehmen bleibt nichts anderes übrig als zu verlagern. Algerien, mit ein paar Milliarden kann dort eine Infrastruktur vom feinsten aufgestellt werden. Energie im Überfluss, gut ausgebildete Arbeitskräfte ebenfalls, der zukünftige Markt für z.B. Chemieprodukte, wie Kunstdünger ist nebenan. Wäre ich die BASF würde ich sofort beginnen.
      Sodale, wir haben beide recht:)
      Was glaubst du ist das stärkere Argument für unsere Bürger um endlich umzudenken?

  4. Wie kann man ein Buch über “Lüge, Hass, Krieg” schreiben, ohne sich mit den Ursachen der Kriege zu befassen? Wie will man wissen, was Lüge ist und woher der Hass seine Kraft bezieht, wenn man die gesellschaftlichen Ursachen, also die wahren Gründe der zahllosen Kriege in der Geschichte der Zivilisationsentwicklung der Menschheit nicht kennt? Denn dass Kriege seit dem Sesshaftwerden der Menschen eine gesellschaftliche Veranstaltung sind, also Ressourcen, Organisation, Herrschaft und Militär voraussetzen, scheint ja wohl klar zu sein.
    Und, besteht der Unterschied zwischen Kriegstreibern und Pazifisten nicht genau darin, dass erstere die wahren gesellschaftlichen Ursachen für Kriege verdunkeln, weil sie in speziellen inhumanen Interessen begründet liegen und es folglich humanere Alternativen zum Krieg gäbe, bei der die Bevölkerung am Ende weniger bluten müsste?
    Alle vom Autor zitierten Kriegsbefürworter – Kant, Hegel, Clausewitz, Nietzsche, Weber, Thomas Mann, Buber – naturalisieren den Krieg als angeborenen Instinkt der Menschen oder Überlebenskampf eines Volkes, an dessen Ende – ob siegreich oder nicht – es eine Höherentwicklung der Menschheit geben wird, weil sich ein Stärkerer durchgesetzt haben würde. Mehr als die Hälfte Europas befleißigte sich damals dieser, von Darwin stammenden, Doktrin der Höherentwicklung durch Auslese infolge Überlebenskampf, die er auch auf die menschliche Rassen bezog.
    Obwohl Darwin sein Werk erst 1858 veröffentlicht hat, stand bereits Hegel, inspiriert vom Hobbeschen Kampf aller gegen alle, in dieser Tradition, die von Nietzsche u.a. Philosophen und vor allem Biologen und Medizinern darwinistisch-materialistisch modernisiert wurde und dem Faschismus, gedeutet als rassische Höherentwicklung, den Weg bereiteten.
    Aber waren diese Herrenmenschen, als Zuchtziel der Nazis, der wirkliche gesellschaftliche Kriegsgrund ? Oder waren sie die Lüge, mit der der wahre Kriegsgrund veredelt wurde? Wohl genau dies: Denn die gesellschaftliche Ursache für die beiden Weltkriege lag in den gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten, nämlich beim gleichzeitigen Wachstum des Industriesystems, der Bevölkerung, der militärischen Fähigkeiten einerseits und andererseits vor allem bei den Ressourcen, die vom Ausland benötigt wurden, wenn dieses Wachstum (einschließlich Wachstum der Gewinne und allgemeinen Wohlfahrt) weitergehen sollte. Die Kolonialmassaker vor dem 1. Weltkrieg offenbarten dieses verhängnisvolle Zusammenspiel von Gesellschaftswachstum, Ressourcenbedarf und Herrenmenschen-Ideologie bereits überdeutlich.
    „Lüge“ ist also in Wirklichkeit ein viel zu diffuser und oberflächlicher Begriff, um die verhängnisvollen „Werte“, mit denen Krieg und Kriegsbefeuerung begründet werden, als vorgeschoben zu demaskieren. Entsprechend hilft natürlich hier auch Ethik nicht weiter.
    Pazifisten waren und sind immer darauf angewiesen, die wahren gesellschaftlichen Ursachen für Kriege zu thematisieren und dadurch eine Ernüchterung, eine Re-Humanisierung der durch Hass verkrüppelten Vernunft, herbeizuführen.
    Diese gesellschaftlichen Kriegsursachen liegen seit dem Sesshaftwerden beim Kampf um frische Ressourcen, weil die gewachsenen Gesellschaften, fürs Wachsen, ihr Gebiet verwüstet hatten und davon nicht mehr leben konnten.
    Wie sehr dieser Kriegsgrund bis heute fortbesteht, zeigt heute die Parallelität von enormen Ressourcenbedarf der Industriestaaten (das 3-5fache ihrer eigenen Ressourcen), militärischer Stärke und Verbrämung der Expansionsbestrebungen durch eine angebliche Überlegenheit des eigenen Gesellschaftssystems: Die Lüge besteht hier darin, dass diese Überlegenheit auf der Ausbeutung des Restes der Welt basiert. Eine Überlegenheit, die man, trotz Erderhitzung und Artensterben, in einem weiteren Weltkrieg um Ressourcen erhalten und beweisen will, anstatt sich in seinen Bedürfnissen auf die eigenen Ressourcen zu beschränken, um den anderen Staaten ihre Lebensmöglichkeit, auf der Basis ihrer eigenen Ressourcen, zu lassen. Auch die nun bereits 27. Klimakonferenz zeigt, dass die Industriestaaten genau dazu nicht bereit sind, sondern am weiteren Wachstum von allem, auch der Gas- und Ölförderung, festhalten wollen.
    Offenbar sind sich die Eliten der Industriegesellschaften heute sicher, dass man auf die Biosphäre verzichten kann. Vielleicht findet deshalb die Fußballweltmeisterschaft in einem Wüstenstaat statt.

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