
Kurz vor den Europawahlen rief Fridays For Future zum Klimastreik auch in Wien auf, wo das Missverhältnis zwischen ökologischem Anspruch und realer Umsetzung aktuell besonders krass deutlich wird.
Es ist Ende Mai und nur mehr wenige Tage bis zu den Europawahlen. Die rechten und rechtsextremistischen Parteien dürfen sich – trotz gewisser Skandale und Streitigkeiten in ihren EU-Fraktionen – auf satte Zugewinne freuen. Einer der Gründe ihres Erfolgs liegt im Infragestellen des Klimaschutzes.
Wenn es um die Umwelt geht, dann benutzen die Konservativen in Österreich gern das Wort „Hausverstand“. Der Hausverstand soll dabei helfen die Klimaschutzmaßnahmen, beispielsweise des Green Deal, “sinnvoll“ umzusetzen, was meist nicht mehr heißt, als die Maßnahmen weitgehend aufzugeben.
Eine Richtungsentscheidung
Den Klimaaktivisten ist nicht entgangen, dass dies gut bei der Wahlbevölkerung ankommt, die wegen Teuerung und Zukunftsängsten stöhnt und keine Lust auf Umweltvorschriften hat. Dennoch kamen am Freitag, dem 31.5.2024, trotz Regen etwas mehr als 4000 Menschen zur Klimastreik-Demo in die Wiener Innenstadt.
Die Demonstrierenden machen deutlich, dass eine Richtungsentscheidung getroffen wird. Die fühlt sich ein bisschen wie der Brexit an. Der Green Deal der EU legt ein strenges, neoliberales Korsett um die europäische Klimapolitik und ist aus Sicht der Umweltaktivisten bestenfalls eine unbefriedigende Halbheit, so wie es im Jahr 2016 die EU selbst für die Menschen Großbritanniens war.
Wenn der Green Deal eingedampft wird, dann wird dies schwerwiegende Konsequenzen für das Leben auf dem europäischen Kontinent haben. Aber auch hier liegen – genau wie beim Brexit – die negativen Folgen noch in der Ferne. Deshalb lässt sich erfolgreich Politik mit dem Affekt machen, der verspricht: Lassen wir das Klima-Gedöns, es nervt ja doch nur.
Allerdings, und das lässt sich an der “Klimamustertstadt“ Wien gut zeigen, ist auch jenen Parteien (SPÖ, Grüne), die sich in ihren Programmen und Statements energisch für den Klimaschutz einsetzen wollen, nicht zu trauen. Wer an der Macht ist, wägt wirtschaftliche und ökologische Interessen gegeneinander ab und signalisiert: So wichtig ist der Klimaschutz jetzt auch wieder nicht.
Freie Fahrt zum Flughafen
Wenn das Stadtmarketing nach der bestmöglichen Metapher für den Begriff “Klimaheuchelei“ gesucht haben sollte, dann wurde die gefunden. Die Stadt Wien will 1200 Bäume fällen, um die Flughafenautobahn (A4) zu sanieren. Die Autobahn soll zwar angeblich nicht dauerhaft breiter werden, Aktivisten haben hier Bedenken, die auf leidvollen Erfahrungen während der Lobau-Proteste ruhen.
Selbst wenn die neue Autobahn-Fahrspur zwischen dem Wiener Prater und dem Flughafen tatsächlich nur temporär sein sollte, der einmal versiegelte Boden ist tot und die Bäume kommen nicht wieder. Zugleich wird der parallel zur Autobahn verlaufenden Radweg sehr wohl gesperrt.
“Der ‘Donaukanalradweg’ ist bedroht, deutlich verschmälert zu werden als Mischweg mit FußgängerInnen ohne Lärmschutz oder Blendschutz neben der Autobahn. Eine eigens errichtete Radweg-Umleitung am linken Donaukanal-Ufer soll überhaupt später wieder abgerissen werden“, sagt Roland Romano von der Radlobby Österreich.
Die Autobahn wird also großzügig erweitert, während der Donaukanalradweg während der Sanierung der A4 auf einer Seite des Kanals komplett geschlossen ist. So geht man mit Radwegen in Österreich um. Ist die Sanierung einer Autostrecke nötig, werden hingegen stets aufwendige Alternativen geschaffen. Bei der Renovierung der A23, der sogenannten Tangente, wurde seinerzeit eine Fly Over Konstruktion eingesetzt. Man baute quasi eine Brücke über der Brücke, um den Autoverkehr weiter ungestört rollen lassen zu können.
Will man wirklich mehr Radverkehr?
Radfahren ist laut Aussage des ehemaligen SPÖ-Bundesgeschäftsführers Josef Kalina eine Freizeitangelegenheit. In seinen eigenen Worten: „Ich kämpfe dagegen, dass das sympathische Sportgerät Rad von einer extremen Minderheit zum ganzjährigen Verkehrsmittel uminterpretiert wird, einfach weil man Autos hasst.“ Eine bessere Zusammenfassung der Weltsicht der alten Garde der Sozialdemokraten lässt sich kaum geben.
Es ist nicht etwa so, dass in der sozialdemokratisch geführten Stadt nicht viel für den Radverkehr getan werden würde. Überall werden Radwege verbreitert und bequemer, es wird das innerstädtische Pkw-Parkplatz-Angebot durch zusätzliche Baumanpflanzungen eingeschränkt. So weit so gut, es müsste nur wem in der Stadt Wien auffallen, dass dies durch die Rodung von 1200 Bäumen entlang der Flughafenautobahn weitgehend zunichte gemacht wird.
Es dauert Jahrzehnte bis ein junger Baum ein vollwertiger CO2-Spericher geworden ist. Warum schließt die Umweltmusterstadt Wien nicht einfach das Fällen von Bäumen kategorisch aus? Warum wird die Fahrt mit dem Auto zum Flughafen so offenkundig priorisiert? Unterm Strich: Wie besorgt ist man um das Klima wirklich?
Man könnte zeigen, um was es geht
Wenn auf der in die Jahre gekommenen A4 zum Flughafen Schwechat Unannehmlichkeiten entstehen für die Automobilisten (wegen einer Teilsperrung zwecks Bodenbelagsausbesserung etc.), dann könnten die Verantwortlichen der Stadt Wien ganz elegant auf die Folgen der Klimaerhitzung und die daraus folgenden Gefahren für Leib und Leben verweisen.
Das passiert aber nicht und damit ist klar, dass immer noch dem Auto die primäre Aufmerksamkeit geschenkt wird und andere Verkehrsformen marginalisiert werden. Wer sich genau die baulichen Maßnahmen für den Radverkehr in Wien anschaut, sieht das Prinzip “Autos zuerst“ auch hier verwirklicht.
Mit viel Betonumhüllung werden Blumenrabatten in die Straßen gegossen, die der Landesgartenschau Bad Ems im Jahr 1958 zur Ehre gereicht hätte. Ein ängstlicher Ruf ist klar zu hören: “Bitte liebe Autofahrer, wir pflanzen hier ein Blümchen, da ein Bäumchen und nicht böse sein!“
Es wäre viel einfacher und besser, wenn man städtische Räume schafft, indem man die Autos verbannt und den Bürgern die Straße frei macht. Damit die Bürger mehr als ein Bänkchen zwischen zwei Parkplätzen bekommen und selbst neue Nutzungen finden können, die Wien sozialer und ökologischer machen. Der Weg dahin ist noch weit.
Am Ende bleibt bei der Umweltpolitik in Wien und anderswo immer die Wettbewerbsfähigkeit im Fokus. Das Klima kann niemand retten, der sich davor fürchten, es den Autofahrern unbequem zu machen. Vor den EU-Wahlen heißt es in Wien: Freie Fahrt zum Flughafen und das Klima retten wir per Sonntagsrede.
Radfahrer sind und waren schon immer Teil des Problems.
Nicht, dass ich dafür wäre Bäume zu fällen.
Aber Radwege sowie Fahrradautobahnen müssen abgeschafft werden.
Wobei ich nicht den Radfahrer innerstädtisch meine, der ab und zu mal seine Einkäufe mit der Rad erledigt.
Aber den Radfahrern, denen man heute so begegnet sind Teil des Problems, genau so wie Fußballfans, oder auch schlechte Musik und die werde ich bekämpfen bis sie mich einsperren oder aus der Bude tragen.
Man erkennt sie häufig an der Mask…äh dem Fahrradhelm… achtet mal drauf!
Meine Zustimmung, seit 2014 kein Rad mehr gefahren wegen der anderen Radrüpel. Und das mir wo ich nie ein Führerschein gemacht hatte aus Naturschutz Gründen.
wegen der anderen Radrüpel.
———-snip
Du bist also ein Radrüpel der zwegen der Konkurrenz im Ruhestand ist 😎
Drei schwere Unfälle mit Geisterradler*Innen so gut, kann ich garnich auf andere Aufpassen das die mich am Leben Lassen.
Seltsam..wenn immer mehr Menschen dafür sorgen, dass Verkehrsteilnahme und Transport mit deutlich weniger Schäden für Gesellschaft und Umwelt stattfinden (wovon auch die profitieren, die es anders halten) ist das „hassenswert“? Trifft der Hass nur die Fahrradhelme oder auch Gurten und Helmpflicht?
Ja, auch Gurte und Helmpflicht (Motorräder) halte ich einen eklatante Eingriff in die Privatsphäre.
Genau so bin ich für das Recht auf ein Analoges Leben.
Das Recht auf ein freies Leben, frei von Naturzerstörung, GEZ, Digitalterro, Schlaflosigkeit und Lebenslänglicher Armut.
Ich bin für die Rückkehr zum Knüppeldamm.
Dein Knüppeldamm kommst du schneller als du dir das vorstellen kannst. Wenn die Überlebenden nämlich Menhire aufstellen für eine gute Ernte!
Wenn ich mich umhöre, dann vernehme ich im Stadt-Umfeld immer mehr Stimmen, denen es immer mehr egal ist, was „die da in der Stadt“ so treiben bzgl. Erschwerung des Autoverkehrs – man fährt da sowieso immer weniger hin.
Früher war „die Stadt“ ein infrastrukturelles Zentrum, wo man auf kurze Distanz alles erledigen konnte, was über die täglichen Lebensmitteleinkäufe hinaus ging.
Heute gibt’s da nur noch Döner-Läden und Boutiquen, die Kaufhäuser und Fachgeschäfte haben schon lange zugemacht oder gehen gerade zum soundsovielten Male Pleite (Karstadt etc.).
Und das Publikum, das sich da in den Straßen und überall an den Haltestellen oder auf sonstigen Bänken etc. rumtreibt, schreckt auch immer mehr ab (zumindest in den Zentren hier in D), und wenn man dann solche Vorfälle wie kürzlich in Mannheim liest … dann bleibt man lieber zu Hause und bestellt online – und gestaltet seine Freizeit in der echten Natur vor der Haustüre (solange die noch nicht zugebaut ist mit Solarfarmen auf früheren landwirtschaftlichen Flächen oder zerstört durch riesige Schneisen im Wald für Windräder).
Wenn das Gegenteil bewiesen richtig ist –
nicht dass ich annehme, dass Dus anschaust, aber vielleicht interessierts jemand, dass nicht nur Mensch und Umwelt profitiert, sondern auch Gewerbe und Handel (ja, die, die zuvor z.B. bei den Projekten Kärntnerstraße, Mariahilferstraße etc den baldigen Untergang prognostiziert haben)
Immer noch jede Menge zu tun, aber ganz allmählich..
https://www.wienschauen.at/die-vielen-vorteile-von-verkehrsberuhigung/
das mag im Spezialfall Wien vlt. so sein – nicht aber hier im besten Deutschland aller Zeiten – leider …
Und so ziehen die Leute eben ihre Konsequenzen.
Wien scheint auch insofern eine Ausnahme zu sein, als es dort in einer Metropole bezahlbaren Wohnraum zu geben scheint und insoweit wohl mehr Leute, die dort auch wohnen. Sowas haben wir hier in Deutschland vlt. in Klein- und einigen ganz wenigen Mittelzentren noch. Und dann hätte ich als Einwohner auch Verständnis für so eine Vorgehensweise, denn wenn ich vor Ort wohne, dann kann ich auch vor Ort auf kurze Distanzen mich versorgen.
Wenn Mensch aber eh pendeln muß, weil Wohnung in der Stadt unbezahlbar, dann bleibt’s bei oben Gesagtem. Und die Masse der Arbeitsplätze befinden sich auch meist in der Peripherie in den Gewerbegebieten, sodaß auch die pendelnden Arbeitnehmer keine Veranlassung haben, ins Zentrum zu fahren.
Am Besten haben’s heute diejenigen, die draußen wohnen und draußen arbeiten können …
Dass der Auto- und Flugverkehr ungesund für das Klima sind, bestreiten nur Wenige. Aber wie sieht es denn mit den Alternativen aus? Als Gelegenheits-Bahnkunde kann ich nur berichten, dass es ständig schlechter wird, und dazu noch teurer als mit PKW. Dazu kommt, dass man viele Urlaubs- und andere Ziele mit der Bahn gar nicht erreicht, oder nur mit tagelangen überteuerten Fahrten. Vielfach bleibt, wenn man mit Kindern mal ans Meer will, nur das Flugzeug. Das muss man respektieren oder die anderen Möglichkeiten ausbauen. In China gibt es ein extra Schnellbahnnetz und 98% der Züge fahren pünktlich, In DE fahren 98% der Züge unpünktlich oder fallen aus. Ja, das Klima sei Schuld, aber Klima und Überschwemmungen gibt es in China auch. Es gibt in DE und ggf. auch anderen europäischen Ländern nur Lobbyarbeit, demokratisch natürlich. In Autokratien wird geforscht, was das Beste für alle ist und entsprechend undemokratisch entschieden. Was ist nun besser? Zum Radverkehr ist zu sagen, dass Radwege durchaus Sinn machen, für den einzelnen und für das Klima. In ausgebauten Radwegnetzen kann man schon das Auto öfter stehen lassen, auch zum Einkauf. Allerdings nerven die rücksichtslosen Sprinter darauf schon, aber das ist bei PKWs auf Autobahnen auch nicht anders. Es fehlt vielfach ein vernünftiges Gesamtkonzept. Geplant und gebaut wird lobbymäßig.
Das kann ich nur bestätigen. Daher bin ich auch dafür, die Vermögenssteuer wieder einzuführen, um die Bahn besser zu finanzieren. Dazu noch weniger Panzer & F16 sowie ein ordentliches Bahnmanagement, dass etwas davon versteht. Außerdem sollte jeder BT-Abgeordnete jährlich vorweisen, wie viele km er mit der Bahn gefahren ist.
In der Verkehrspolitik geht es nur darum, möglichst viel Natur durch den absichtlichen Missbrauch von Steuergeldern in asphaltierte Betonwüsten zu verwandeln, weil darauf der Dienstwagen optimal vorankommt und die Tiefbaukonzerne davon profitieren. Weiter denken liberalkapitalistische Verkehrspolitiker nicht und daher fahren die privat auch meistens übermotorisierte Protzkarren. Das ist in Anbetracht des bevorstehenden, klimatisch bedingten Weltuntergangs zwar bedauerlich und im Grunde Massenmord aber nicht strafbewehrt, weshalb es eben einfach auch Spaß macht, wie es Spaßpolitik ja auch soll.
Nee! Nö! Der TP-Jödicke mit seinem Klima-Geraffel auch noch auf Overton!
Was, bitte schön, ist das ,“Klimageraffel“?
Ösis können keine Autobahn im laufenden Betrieb reparieren?
Das liest sich fast so.
„Ösis können keine Autobahn im laufenden Betrieb reparieren?“
In Berlin werden Stadtviertel abgerissen, um die Stadt durch eine Autobahn zu ersetzen. -> A100 durch Friedrichshain:
Das schaffen noch nicht einmal die Ösis.
Was wirklich dahinter steckt:
Die grünen Erbschleicher und Verräter haben den Umweltschutz (Klimaschutz) aufgegeben.
Beweis: „Dass ein grüner Klimaschutzminister jemals Revision gegen ein Urteil für mehr Klimaschutz einlegt, das hätte wohl niemand vor dieser Regierungsbildung geglaubt.“ (Die Umwelthilfe über Habeck)
Die CDU / AfD nutzt das natürlich gnadenlos aus.