Kanzlerkandidat Merz: Bloß kein „Deutschlandhasser“ sein

Nicht sonderlich begeisternd tritt der frisch gekürte Kanzlerkandidat auf, der so die Wähler von rechts für sich gewinnen will: “Wir wollen Deutschland wieder nach vorne bringen.” Screenshot aus CDU-YouTube-Video

Nach der Nominierung tritt der nicht sonderlich beliebte Friedrich Merz mit ganzseitigen Anzeigen auf, in denen er Trump kopiert und „Deutschland wieder nach vorne bringen“ will.

Parteiprogramme dürften bei Wahlentscheidungen immer weniger eine Rolle spielen, wenn dies jemals der Fall war. Über das Internet hat jeder früher undenkbare leichten Zugriff auf Informationen, um eine auf zahlreichen Fakten und Argumenten basierende Entscheidung zu treffen. Aber es sind wohl primär die Personen, der eine oder andere Slogan oder ein allgemeines Gefühl, welche die Entscheidung bestimmen, sollte sich der mündige Bürger überhaupt noch an der Wahl als der Grundlage der repräsentativen Demokratie beteiligen. Bei den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg haben vermutlich vor allem Wagenknecht, Woidke und Kretschmer gezogen. Beim Personal der AfD war dies vermutlich nicht ausschlaggebend (Was zieht die jungen Menschen zur AfD und nach rechts?).

Es gibt sicherlich in Westdeutschland noch die alten und alternden Wähler der ehemaligen Volksparteien, die ihren Parteien die Treue gehalten haben, doch der Typus des Wanderwählers ohne Parteibindung hat, inspiriert von Ostdeutschland, überhand genommen und sieht sich ähnlich wie beim Handy und Internet, Strom, Gas oder Versicherungen einem schwer durchdringbaren und oft überfordernden Wust an Optionen gegenüber. Das lässt es leichter werden, die Entscheidung aus dem Bauch heraus zu machen und auf die nächste Kündigungsmöglichkeit zu warten, wenn es daneben gegangen ist (Das Wandern ist des Wählers Lust).

Einen Tag, nachdem sich Friedrich Merz, der ähnlich wie Scholz wenig Charisma, aber großes Selbstbewusstsein besitzt, einstimmig von  CDU-Bundesvorstand und  Präsidium nominieren ließ, wurde in Mainstream-Zeitungen wie der SZ eine ganzseitige Werbung mit Versprechen platziert, die  die Menschen parteiübergreifend für ihn einnehmen sollen. Genannt wird dies ein “persönlicher Brief”. Überdies wurde eine Kanzlerkandidaten-Website und auch sonst viel Getöse in den sozialen Medien veranstaltet. Großer Aufwand, viel Geld soll wohl große Wirkung und einen Aufbruch mit dem neuen alten Mann versprechen, der jetzt erreichen will, was er er zuvor im Gerangel mit Angela Merkel nicht geschafft hatte.

Warum nur ausgerechnet Merz?

Dass Merz ein Image-Problem hat, wird schon alleine daran deutlich, dass er kaum gegenüber dem schlecht bewerteten Bundeskanzler Scholz reüssieren kann, von dem selbst eine Mehrheit der SPD-Wähler fordert, er möge doch seinen Platz räumen, was Scholz bislang ebenso wenig sehen will, wie dies bei Joe Biden der Fall war. Nach dem aktuellen „Trendbarometer“ von RTL/ntv konnte Merz zwar nach Bekanntgabe der Kandidatur bei der Frage einer möglichen Direktwahl des Kanzlers um zwei Punkte zulegen, aber er liegt mit 28 Prozent nur 4 Punkte vor Scholz mit 24 Prozent. Unverändert blieb, dass 48 Prozent sich für keinen der beiden entscheiden würde. Bei Frauen ist Merz nicht sehr beliebt.

Man fragt sich, warum CDU/CSU mit dem Mann in den Wahlkampf ziehen wollen, der auch gegenüber anderen CDU-Politikern deutlich bei der Frage zurückliegt, bei wem das Land „in guten Händen“ liegt: Hendrik Wüst, Daniel Günther und Markus Söder. Ganz vorne in der Gunst steht der Kriegsertüchtigungsminister Boris Pistorius. Gegen dessen Männlichkeit und vorgespielter Durchsetzungskraft scheint der schmächtige Merz nicht anzukommen. Sahra Wagenknecht liegt da übrigens am unteren Ende zusammen mit Christian Lindner, den Schluss bilden die AfDler Alice Weidel und Tino Chrupalla sowie noch einmal mit Abstand Björn Höcke.

Offenbar ist die Kürung von Merz auch mit wenig Begeisterung und nur kurzem Applaus auf der Pressekonferenz am Montag aufgenommen worden. Gnädig heißt es in seiner ganzseitigen Anzeige, die Führungsgremien hätten ihn „gebeten“, als Kanzlerkandidat anzutreten, der „Bitte“ sei er, man muss sich denken, gnädigerweise nachgekommen.

Mit Merz wieder stolz auf Deutschland werden?

Sein Slogan bzw. seine Motivation: „Wir wollen Deutschland wieder nach vorne bringen!“ Sehr originell und kreativ, aber wohl ein Plagiat von Trumps MAGA. Ansonsten gibt es einige Leerformeln, Beschwörungen von Deutschlands Stärke und dem fehlenden Vertrauen in die Demokratie. Der zweite Hauptgedanke, um die Menschen zu fangen, soll sein, dass Merz als Retter vor dem drohenden Untergang des Landes und als großer Vereiner des Volkes auftreten will:

“Es geht bei der nächsten Wahl um nicht weniger als um die wirtschaftliche und soziale Zukunft Deutschlands. Es geht um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Diesen Zusammenhalt wieder herzustellen und die Zukunft für unser Land zu gewinnen, dafür trete ich an.”

Wie Deutschland wieder groß werden soll, dafür gibt es keine Antworten und keine Ideen. Das soll nun alles erst geklärt und vorgestellt werden. Er selbst werde durchs Land reisen und viele Menschen treffen, aber nichts versprechen, was er nicht halten kann. Das hat er mit der Anzeige eindrucksvoll bewiesen. Deutlich macht er auch, dass er in Sachen Patriotismus und Nationalismus mit der AfD mithalten will. Deren Attacken auf die Grünen als „Deutschlandhasser“ will er damit aufgreifen, dass „Europa und die Welt wieder mit Bewunderung und nicht mit Verwunderung auf Deutschland schauen“ sollen. Was da außer ihm wieder bewundert werden soll, erfahren wir nicht. Wieder ist überhaupt das Wort, das seine rückwärts gerichtete Politik zu kennzeichnen scheint. Das steht wie am Anfang auch ganz am Schluss des Werbetextes von Merz: „Ein Deutschland, auf das wir wieder stolz sein können.“

Ist es das, was „wir“ uns „wieder“ von der Politik wünschen, die eigentlich in die Zukunft weisen soll? Das ist vielmehr Ausdruck der intellektuellen Leere der Politik, die vielleicht die Menschen und vor allem die Jüngeren dazu treibt, das Abenteuer bei der ein wenig nicht konformer AfD mit ihren inszenierten Regelbrüchen zu suchen, selbst wenn die völkischen Nationalisten nun wahrlich auch nicht in die Zukunft blicken, sondern nur die Türen davor verschließen wollen.

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84 Kommentare

  1. Ganz ehrlich, stolz bin ich darauf achtfacher Onkel zu sein. In Bezug auf Deutschland würde es mir reichen, wenn dieses Land einigermaßen ehrlich und funktional arbeiten würde. Diese Möglichkeit sehe ich weder mit unseren Journalisten, noch mit den Politikern, die uns angeboten werden.

    Wer wie die Haltung-und Moralpolitiker die Gefahren des Asylparagraphen ignoriert oder kleinredet, der schafft der AfD eine automatisch wachsende Anhängerschaft. Das individuelle Recht auf Asyl ist ja der Fuß in der Tür, der zum Betreten und Verbleiben in diesem Land genutzt wird.

    Dazu gibt es nun einen weiteren Elefanten im Raum, den niemand benennen will, obwohl er dick und doof im Weg rumsteht. Achtet mal drauf, wie viele hochpolitische Diskussionsrunden es nun um die ökonomische Krise in Deutschland in deutschen Medien gibt, in denen nicht einmal und sei es nur am Rande die wunderbaren Russlandsanktionen erwähnt werden. Billige Roh-und Energiestoffe aus Russland waren der Ast auf dem die deutsche Erfolgswirtschaft saß. Den haben unsere Ampelschlaumeier abgesägt und Merz hätte es genauso getan in dienender Begeisterung für die Interessen der USA

        1. Kinder in die heutige Welt zu setzen – insbesondere in dieses sogenannte „Deutschland“ – ist doch so verantwortungslos wie menschenverachtend. Dafür muss man weder Klimahysteriker noch Antinatalist sein.

          An wen wollen Sie sie denn verlieren? An die Schule? Den Markt? Das Smartphone? Die Games (ungleich echte Spiele!)? Die Religion? Sonstige Drogen? Die Impfung? Die Politik, das Amt oder den Staat? Die rücksichtslosen, verhetzten Mitmenschen? Oder an die Depression, wenn das Kind dann merkt, dass es als Mensch mit eigener Meinung an der Schule keine Freunde, dafür aber vom Lehrer mittels Notenabzug eines auf die Rübe bekommt? Wenn es keinen Bock hat 12 Stunden unter der Maske zu hecheln und weint, weil es ungeimpft nicht zum Rodeln darf? Oder will man selber heulen, weil einem die Kinder wegen der falschen Meinung (Querdenker = Kindeswohlgefährder) oder für den Krieg gegen Russland / China / Ozeanien / [hier Platzhalter einsetzen] weggenommen werden? Und woher nimmt man eigentlich die Kraft, um in diesem ach so tollen Land seinem Nachwuchs zu erklären, dass nun wieder Toastbrotwoche ansteht, weil am Ende des Geldes zu viel Monat übrig ist?

          Für das Nichtindieweltsetzen von Kindern sollte man das Großkreuz in Gold mit Eichenlaub, Schwertern, Brillanten und (Porno)sternchen bekommen!

          (Bedenkenswerter Einwand: Als surrealistischer Zyniker zwei Dutzend Kinder bekommen nach dem Motto: Geteiltes Leid ist immerhin halbes Leid…)

          1. Mal abgesehen vom sarkastischen/zynischen Tonfall, ist Ihr erster Absatz ernst gemeint (Sie hatten sowas in der Art ja schon mal verlauten lassen) ?
            Denn wenn dem so wäre, spräche daraus nur die pure Verbitterung und letztlich Lebensfeindlichkeit. Sie können ja gerne diese Entscheidung für sich treffen, aber diesbezüglich quasi eine moralische Handlungsanleitung zu geben, halte ich schon für reichlich daneben.
            Und nein, ich möchte jetzt keine seitenlange Abhandlung darüber, wie Sie zu diesem Schluß gekommen sind. Es sei denn, daß Ihr Kommentar satirisch gemeint war.

            1. Erstens: Ich schreibe hier lang oder kurz wie ich lustig bin. Zu dem Thema will ich auch in der Tat noch einen sehr bösen Artikel dem Chefred schicken, wenn ich ihn fertig bekomme. Jener Meinungsbeitrag wird dann wohl seitenlang. Sie können ihn gerne kritisieren – kurz oder lang oder gar nicht. Das steht jedem frei.

              Zweitens: Nö, ich gebe hier niemandem Handlungsanleitung, auch keine moralische. Der Mitforist hat in einem Meinungsforum einen Kommentar abgegeben, dass er stolz sei achtfacher Onkel zu sein etc.; ich habe meine Meinung daneben gesetzt, dass ich es menschenverachtend finde Kinder in die heutige Welt, insbesondere dieses Deutschland, zu entlassen. Und eine kritische Fragenkette beigefügt. Ich will weder ihn noch Sie bekehren noch jemandem irgendeine Richtungsanweisung geben. Haben Sie Kinder so viel sie wollen – ist mir wumpe. Ich bin weder Missionar, der irgendetwas predigt, noch Nanny, die irgendetwas vorschreibt. Andernfalls wäre ich bei den Grünen.

              Und ich empfinde nicht meine Position, sondern die herrschenden Verhältnisse als lebensfeindlich. Kinder zu zeugen, ist für mich mit einer hohen Verantwortung verbunden. Ich kann es schlicht nicht mit meinem Gewissen vereinbaren Nachkommen Impfung, Maske, Leistungsdruck, Hartz, Mobbing, Zwangsdiensten etc. auszusetzen und in eine normopathischen Gesellschaft mit dergestalt geprägten Mitmenschen zu entlassen. Denn entweder muss ich zusehen, wie sie sich den herrschenden Geboten unterwerfen müssen – und folglich Mitläufer, krank oder böse werden. Oder sie werden wie ich ein pöser Querdenker, dann stehen sie in permanentem Widerstreit zu Gesellschaft und System – und werden folglich krank, arbeitslos, ausgegrenzt und / oder irgendwann plattgemacht. Dann lieber keine Kinder.

              Das Fazit mag bitter sein – aber so sind nun einmal die herrschenden Verhältnisse im Allgemeinen.

              1. @Altlandrebell
                Sorry, die Antwort ist mir zu billig.
                Argumentativ ziehen Sie sich da recht einfach aus der Affäre.
                Einfach jeden Einwurf umdrehen und vielleicht noch ein “Isso.” dranhängen, fertig.
                “Erstens: Ich schreibe hier lang oder kurz wie ich lustig bin.”
                Echt jetzt ? Braucht es den Satz wirklich ? Auf jede Form von Kritik mit Trotzreaktion antworten ?
                Und natürlich kommen Sie mit Ihrer Bemerkung mit dem moralischen Zeigefinger, also verbrämen Sie das bitte nicht dem Begriff ‘eigene Meinung’. Die finde ich speziell in diesem Falle schlicht überflüssig. Denn es wirkt darüber hinaus auf mich einfach so, als ob da jemand seinen Frust abladen will.
                Den ich durchaus nachvollziehen kann, da es mir in vielen Dingen ähnlich geht bzw. ich sie ähnlich sehe.
                Aber deswegen muss ich noch lange nicht jedem meinen Senf aufdrücken. Nochmal : niemand stellt Ihre persönliche Einstellung infrage. Genausowenig Ihre Erfahrungen.
                Allerdings (dies sei mir erlaubt) stelle ich mir die Frage nach Ihrem ganz persönlichen Tellerrand. Denn für jemand, der (zu Recht) das ‘System’ wiederholt kritisiert und infrage stellt, bleiben Sie erstaunlich deutlich in dessen Räumlichkeiten. Sie bringen zwar sehr intelligent und eloquent Kritik daran zum Ausdruck, verlassen es aber nicht. Einer der Punkte, an denen man dies m.E. erkennen kann, ist die Tatsache, daß Sie zwar so ziemlich alles aufzählen können, was hier so alles falsch läuft, aber sich nicht einmal für jemanden freuen können, der auf etwas stolz ist oder Freude an seiner Rolle hat.
                Nehmen Sie eigentlich noch etwas Schönes, Erbauendes, Mystisches, etc. wahr ? Ich denke schon. Wie wäre es denn, dies auch mal literarisch auszuführen ?
                Und was die ‘seitenlange Abhandlung’ betrifft : ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie sehr genau wissen, was ich damit gemeint habe. Ich bin dieses ermüdende Spielchen, jedes Argument mit einem ‘Gegenargument’ entkräften zu wollen, einfach nur noch leid. Denn daran erkenne ich immer wieder, daß mir jemand nicht wirklich zuhört.
                Kann man so machen. Dann darf man sich allerdings nicht darüber wundern, wenn einem selbst irgendwann auch keiner mehr zuhört.
                Ich lese Ihre Beiträge grundsätzlich gerne. Wenn aber eine Antwort oder Kritik daran nur noch zu einem rhetorischen Ping-Pong-Spiel verkommt, ist das nicht gerade weiterführend.

              2. @ Brian

                Danke für Ihre Rückmeldung. Nun, der Reihe nach:

                Echt jetzt ? Braucht es den Satz wirklich ? Auf jede Form von Kritik mit Trotzreaktion antworten ?

                Das war keine „Trotzreaktion“ gewesen, sondern ein allgemeiner Hinweis. Ich habe schlicht öfters Rückmeldungen bekommen, dass einigen Leuten hier meine Kommentare oder Artikel zu lang und sie anderen wiederum zu kurz sind (ja, auch die gibt’s, für Mitleser, die sich wundern). Ist okay, ich habe das mehrfach vernommen, man kann’s ohnehin nicht allen recht machen. Nur wenn ständig Verweise auf Länge oder Kürze eingehen oder Fragen wofür oder wozu ich hier schreibe, erlaube ich mir an der ein oder anderen Stelle darauf hinzuweisen, dass ich in diesem Forum nach Gusto schreibe, wie es mein Autorenprofil ausweist. Gestern Früh habe ich den Hinweis bei Ihnen gesetzt, da der Längenverweis nun einmal sehr prononciert war.

                Darüber hinaus reagiere ich sicherlich nicht auf jede Form von Kritik negativ. Diese Argumentation erscheint mir vielmehr als ziemlich pauschal.

                ich bin mir ziemlich sicher, daß Sie sehr genau wissen, was ich damit gemeint habe.

                Nun, vermutlich habe ich den Passus in der Tat anders verstanden als Sie. Sie scheinen da wohl eine andere Intention mit gehabt zu haben.

                Und natürlich kommen Sie mit Ihrer Bemerkung mit dem moralischen Zeigefinger, also verbrämen Sie das bitte nicht dem Begriff ‘eigene Meinung’.

                Gut, wenn Sie das so beurteilen – dann haben wir wohl schlicht zwei unterschiedliche Auffassungen meines Tuns und Interpretationen meines Beitrags. Andere Mitforisten scheinen ihn eher in meinem Sinne verstanden zu haben.

                Und natürlich habe ich meine Meinung – wie öfters – in starker Form geäußert und natürlich weiß ich, dass damit immer die Gefahr einhergehen kann, dass es bloß als „moralischer Zeigefinger“ gewertet wird. Mein Ziel bestand allerdings schlicht darin meine (andere) Perspektive auf das Thema zu teilen und einen Gegenstandpunkt in diese Debatte einzubringen. Das mache ich öfters bei Themen, die in meinen Augen unhinterfragt oder unkritisierbar im Raum stehen und gerne auch tue ich es polemisch zugespitzt. Da erlaube ich mir meinen Diogenes-Moment (können Sie mir gerne als ungerechtfertigte Überhöhung auslegen):

                „Zeigen, andeuten, nahelegen, in Erinnerung rufen, gar behaupten, dass es Möglichkeiten gibt; dann still bleiben und die anderen praktisch handeln lassen.“

                Wobei ich Monot ergänzen möchte mit „konfrontieren“, „hinterfragen“, „unterbrechen“, „aufregen“ etc.

                Ob’s mir immer gelingt – nun offenkundig nicht. Doch muss es das?

                Aber deswegen muss ich noch lange nicht jedem meinen Senf aufdrücken.

                Das muss ich jetzt aber in der Tat mal hart zurückweisen, denn ich bin hier beileibe nicht 24/7 anwesend. Schon alleine deswegen drücke ich sicherlich nicht jedem meinem Senf auf, geschweige denn klinke ich mich in jede Debatte ein. Es gibt viele Tage, da komme ich hier nicht mal dazu die Artikel zu lesen, geschweige denn einen Blick ins Forum zu werfen. Verwechseln Sie mich ggf. mit anderen?

                aber sich nicht einmal für jemanden freuen können, der auf etwas stolz ist oder Freude an seiner Rolle hat.

                Woher nehmen Sie denn eigentlich Ihr Wissen, dass ich mich nie für jemanden freute, der auf etwas stolz ist oder Freude an seiner Rolle hat? Sie generalisieren hier ziemlich, finden Sie nicht?

                Ich bin zwar vornehmlich als Kritiker bei Overton unterwegs, habe aber beispielsweise dem Mitforisten @ Wolfgang Wirth gegenüber meine Freude zum Ausdruck gebracht, dass seine Umbauarbeiten erfolgreich abgeschlossen waren. Und es gibt genügend andere Leute, denen ich hier für Ihre Beiträge, Hinweise und anderes gedankt habe, Ihnen eingeschlossen, wenn ich mich recht entsinne.

                Nehmen Sie eigentlich noch etwas Schönes, Erbauendes, Mystisches, etc. wahr ? Ich denke schon. Wie wäre es denn, dies auch mal literarisch auszuführen ?

                Für jemanden, der hier den moralischen Zeigefinger kritisiert, argumentieren Sie selbst sehr moralisch, finden Sie nicht? Das mag Ihnen jetzt bloß als Beispiel des Ping-Pong-Spiels vorkommen, doch für mich sind Ausführungen wie diese eine ziemlich moralische Kritik, da Sie anscheinend eine bestimmte Art von Wahrnehmung oder Erfahrung als wünschenswert erachten und mir vorwerfen, diese Aspekte nicht ausreichend zu würdigen, zu unterstützen, bzw. zu kommunizieren.

                Ich schätze die Schönheit und das Erbauende durchaus – wie Sie selber schrieben – und schreibe und bespreche auch ganz andere Dinge, die ich nicht in diesem Forum teile. Trage bspw. seit Jahren Gedanken zu einer schwarzromantischen Fantasyspionagegeschichte zusammen, habe im Verlauf des letzten Jahres hier auch jede Menge Erbauliches in den Kommentaren eingestellt – von Lektüretipps bis hin zu jüdischen Witzen.

                Nun, ich nehme Ihre Anregung, auch mal einen Beitrag in literarischer Gestalt auszuführen, gerne auf, werde aber auch meinem polemischen Stil sicherlich weiter treu bleiben.

                Ich bin dieses ermüdende Spielchen, jedes Argument mit einem ‘Gegenargument’ entkräften zu wollen, einfach nur noch leid. Denn daran erkenne ich immer wieder, daß mir jemand nicht wirklich zuhört.

                Ich verstehe ja durchaus, dass es frustrierend sein kann, wenn Diskussionen sich wie ein ständiges Hin und Her anfühlen. Bei mir ist es nun mal so, dass ich oft schlicht auf die vorgebrachten Punkte einzugehen versuche, sei es um andere Sichtweisen zu beleuchten, Missverständnisse auszuräumen oder die Diskussion zu vertiefen. Manchmal erfordert das beständig auf Einwände zu reagieren.

                Ansonsten ist es sicher nicht so, dass ich Ihre Meinung nicht schätzte oder Sie nicht aufnehme oder nicht reflektierte. Wenn ich irgendwo den Eindruck erwecke, dass ich nicht auf Ihre Argumente eingehe, tut mir das leid.

                Bei manchen Punkten kommt man freilich auch nicht zusammen. Und womöglich ist Ihnen diese Antwort zu lang, zu billig, zu viel Ping Pong oder überzeugt Sie in anderer Form nicht – dann mag es so sein. Bei einem anderen Thema sind wir uns dann vielleicht wieder näher.

          2. @ Altlandrebell
            26. September 2024 um 1:39 Uhr

            Guten Morgen, Altlandrebell,
            einerseits kann ich ja verstehen, dass Sie persönlich zu so einer bitteren und – ja, traurigen – Einstellung gelangt sind.

            Andererseits stoße ich mich doch sehr an so einer abgrundtief pessimistischen und in letzter Konsequenz auch lebensverneinenden Sichtweise. Kinder sind doch etwas Wunderbares! Außerdem ermöglichen sie durch ihre bloße Existenz zumindest eine gewisse Chance für auch postive Teilentwicklungen. Ohne Kinder gibt es nicht mal mehr diese Chance.

            Sie ähneln mit Ihrer extremen und die Grautöne auslassenden Haltung ein bisschen den frühen Christen und Buddhisten, die der “Welt” auch abhanden kommen wollten.

            Wenn Sie mal mit der Geschichtsphilosophie von Oswald Spengler beschäftigen, die übrigens teilweise in kürzerer und verständlicherer Form auch von Simon Kießling in seinem Buch “Selbstaufgabe einer Zivilisation?” behandelt wird, dann sehen Sie, dass eine derart lebensverneinende Sicht als charakteristisch für die dekadente Spätphase großer Kulturen gesehen werden kann. Im späten Rom gab es das auch schon.
            Und ohne, dass Sie das wahrscheinlich wollen, treffen Sie sich hier übrigens mit den ebenso lebensverneinenden und zutiefst dekadenten Genderfanatikern (Judith Butler & Co.)

            Gruß

            1. Grüße Sie Herr Wirth,

              zunächst nachgereicht vom letzten Mal noch das Lateinische:

              s.p.d. (salutem plurimam dicit – SPD kann durchaus auch für etwas Positives stehen, wie ich immer zu sagen pflege)

              s.v.b.e.e.q.v. (Wenn es Dir gut geht, ist es gut, mir geht es auch gut.)

              Hatte Sie irgendwie als jemandem mit Großem Latinum in Erinnerung – sehen Sie mir bitte die irrtümliche Einordnung nach, ebenso wie den Lateinern das Duzen; ich sieze ja auch ansonsten konsequent jeden hier bis auf den Chefred.

              Ansonsten: An meiner Meinung dürfen Sie sich ruhig stoßen, dazu ist das Forum da. 🙂 Natürlich ist meine Position auch bitter, das habe ich dem Mitforisten @Brian heute Früh ja auch bereits mitgeteilt. Ich habe aber nirgendwo behauptet, dass Kinder nicht etwas Wunderbares sein könnten. Ich habe auch nichts gegen Kinder per se – genauso wenig wie gegen Hunde, Katzen, Wellensittiche, die sich die Leute zulegen. Mir geht es um die Umstände, die Gesellschaft, die Verhältnisse in denen Kinder, Hunde etc. hier leben müssen. Hier, heute, jetzt. So wenig ich mir in meine Zwei-Zimmer-Blockwohnung einen Hund hole (und bei Hund denke ich nicht nur an das Teppichmoped von Chihuahua, sondern gerade an Airdales, Owczarek podhalańskis oder Schweizer Sennenhunde), so wenig kann ich es aus den geschilderten Gewissensgründen verantworten in diese Gesellschaft Kinder zu entlassen.

              Und das ist einerseits eine Folge meiner Herkunft und andererseits eine der heutigen Zeiten. Wir hatten es ja neulich davon, dass es in den 70ern noch weitaus positivere Verhältnisse für einige Bevölkerungsgruppen gab und für andere zumindest irgendwo etwas an Hoffnung gegeben war, im Sinne eines positiven Ausblicks / globalen Alternativen. Und Sie stammen wohl aus der Mittelschicht, haben nach Studium / Ausbildung gleich einen Arbeitsplatz antreten können, lebten damals in einem anderen gesellschaftlichen Klima etc. pp. Sie sind da schlicht anders geprägt und konnten zu anderen Schlussfolgerungen kommen – aber überlegen Sie sich mal, ob Sie, wenn wir für einen Moment die Rollen tauschten, bei meinen Klassenhintergründen (Arbeiterkind, Hartz-IV- und Gewalterfahrung in der Kindheit wie heute…) unter den heutigen Verhältnissen (Verarmung, Perspektivlosigkeit, wachsende Massenüberwachung, Geldverdrängung, erweitertes Biopolitikregime, Zwangsdienste und -impfungen, erodierte Meinungsfreiheit…) sich für Kinder entscheiden würden. Ob Sie das von meiner Warte aus verantworten könnten. Manche können’s, aber ich kann’s nicht, sehen Sie mir das einfach nach.

              Außerdem ermöglichen sie durch ihre bloße Existenz zumindest eine gewisse Chance für auch postive Teilentwicklungen.

              Das mag sein, aber das hängt ebenfalls wieder von den spezifischen Verhältnissen und Umständen ab. Sie sind eben noch mit diesem großen Hoffnungsreservoir ausgestattet, das sich aus Ihrer Sozialisation und Herkunft speist. Sie schränken zudem selbst ein: gewisse Chance für Teilentwicklungen.

              Ich habe diese Hoffnung nicht, ich sehe nur, was alles auf meine potentiellen Nachkommen zukommen wird – und ich schaue natürlich zunächst dezidiert von meinem Klassenstandpunkt aus.

              Wenn ich dagegen in einer gated community lebte, mit SUV vor der Tür und Kühlschrank wie Bankkonto voll bis Oberkante Unterweser, dann würde ich sicher auch anders blicken. Dann schriebe ich aber sicherlich auch nicht am frühen Abend auf Overton sondern im Feuilleton der ZEIT und würde im Hintergrund Bach laufen lassen. Okay, letzteres zumindest tue ich sogar (Sinfonia in D minor, F 65 von W.F. Bach – für die, die es genau wissen wollen).

              die der “Welt” auch abhanden kommen wollten.

              Ich will doch nicht der Welt abhanden kommen, Herr Wirth, ich bin auch kein Surrealist, der im Selbstmord die Lösung der gesellschaftlichen wie persönlichen Probleme sieht. Ich habe nur in puncto Kinderkriegen eine andere Meinung – nennen Sie es von mir aus verantwortungsethische Prägung. Sehe es da ähnlich wie es Mitforist @ cui bono in seinem Hinweis auf die Pflicht skizzierte.

              Mich erinnerte es eher an frühe Christen, wenn ich Kinder bekäme, in der Hoffnung auf Hoffnung und Erlösung für diese oder mit dem zarten Gedanken, irgendwann würde es für die schon besser. Ich sehe schlicht nicht, dass es für meine Klasse in Zukunft besser wird und ich möchte nicht, dass von mir erschaffene Menschen unter den Bedingungen dieser von Menschen wie mir auf absehbare Zeit nicht änderbaren Welt leiden müssen. Kein Kind verdient es in Hartz-IV und noch schlimmerem aufwachsen zu müssen.

              Und ich bin auch nicht so verrückt, dass ich glaubte, ich würde ein halbes Dutzend Revoluzzer in die Welt setzen, die sich dann ihre bessere Welt irgendwie erkämpften. Das wäre für mich ein so teleologisches wie parochiales Denken, zu glauben, ich könnte und – vor allem – sollte den (weltanschaulichen) Weg meiner Kinder planen und vorzeichnen.

              lebensverneinende Sicht (…) dekadenten Genderfanatikern (Judith Butler & Co.)

              Ne, eigentlich werde ich inzwischen immer mit Emil Cioran in einen Topf geworfen, falls Sie den noch kennen. Aber lassen Sie uns das nochmals breiter diskutieren, wenn ich endlich den Artikel fertigbekomme. Ich schrieb ja im Übrigen wie gesagt nicht, dass Sie meine Haltung / Meinung nachahmen oder sich zur Richtschnur nehmen sollen. Genauso wenig schrieb ich, dass ich das Leben per se oder gar in toto verneinte. Ich versuche sogar trotz der gesellschaftlichen Zustände, trotz meiner Langzeitarbeitslosigkeit, trotzLebensbejahendes zu tun. Heute Vormittag, als Sie Ihren Kommentar verfassten, war ich beispielsweise im Herbstwald spazieren (ja, das geht auch mit wenig Schlaf), nachher treffe ich mich mit ein paar Nachbarn. Und ich tue weder das eine noch das andere aus lebensverneinender oder suizidaler Absicht.

              In diesem lebensbejahenden Sinne wünsche ich Ihnen darum einen schönen Tagesausklang

              Ihr Altlandrebell / Cygnus Ruber

              PS: Bevor ich’s vergesse, noch eine Anekdote: Früher wollte ich (Einzelkind) sogar gleich mehrere Kinder haben. Da sind die verrohten Bürgerkinder pseudo-feministischer Schulung (vulgo: Mitschüler) immer über mich hergefallen ohne dass ich den Satz beenden konnte. Im Duktus von: „Wie kann man nur Kinder wollen! Und dann gar zwei, drei oder vier! Die arme Frau, die die austragen muss! Weißt Du nicht, was die dabei für Schmerzen erfährt – gerade bei der Geburt? Und der ökologische Fußabdruck – bedenkst Du den gar nicht?! Blabla, zeter, mordio!“ Ja, zuhören, ausreden lassen und verstehen waren damals bereits „out“. Erstens: Ich habe zwar österreichische Wurzeln aber ich zwinge eine Frau nicht zum Austragen oder sperrte sie gleich in den Keller. In meiner verwirrten Weltsicht würde man den Kinderwunsch ja einvernehmlich und gemeinsam umsetzen, aber was weiß ich schon (Jaja, das geht nicht wegen „Patriarchat“). Zweitens: Wenn mir nochmals einer mit seinem ökologischen Dingens ankommt, rufe ich Chuck Norris für den Roundhouse-Kick-bedingten Fußabdruck…

              1. @ Altlandrebell
                26. September 2024 um 17:46 Uhr

                Grüße Sie ebenfalls!

                Nein, das Große Latinum habe ich nicht und auch das Kleine ist schon arg lange her …

                Wie gesagt: Ich kann nachvollziehen, dass Sie persönlich vor dem Hintergrund selbst erlebter schwieriger Verhältnisse eine deutliche Distanz zum Kinderwunsch haben.

                Allerdings glaubte ich Sie vorhin durchaus so verstanden zu haben, dass Sie diese persönliche Einstellung verallgemeinern und sozusagen anderen schmackhaft machen wollen.
                Und das finde ich falsch.
                Vielleicht haben Sie sich auch unklar ausgedrückt.

                Man kann ja nun nicht sagen, dass flächendeckend überall in Deutschland menschen- und kinderunwürdige Verhältnisse herrschen.
                Außerdem war die Welt noch nie ein Eiapopeia, und Leben an sich bedeutet eben auch, sich immer wieder mit Schwierigkeiten, auch mit Nöten auseinanderzusetzen. Vergleichen Sie unsere Zeit doch einmal mit der des Dreißigjährigen Krieges oder mit dem Elend nach der Inflation von 1923 oder der Weltwirtschaftskrise. Die Menschen haben immer schon gelitten, mal auf die eine, mal auf die andere Art. Das ist nun wahrlich nicht das “Privileg” oder Alleinstellungsmerkmal unserer Gegenwart. Und immer ging trotzdem das Leben weiter.
                Und das ist gut so.
                Das Leben muss weitergehen.

                Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald eine gute und warmherzige Frau kennen lernen, dann heiraten und doch noch Vater werden!
                Oder halten Sie das für ausgeschlossen? Nein, so sollte man nicht denken.
                Vielleicht gibt es auch eine Umschulungsmöglichkeit, die Sie bislang nicht in Erwägung gezogen haben?!

                Es gibt übrigens gar nicht so wenige Leute, die der Meinung sind, dass menschliche Reifung und Höherentwicklung auch etwas mit erduldeten schweren Zeiten, ja vielleicht auch mit Leiden zu tun hat.
                Sie verstehen mich hoffentlich so gut, dass Sie jetzt nicht der irrigen Meinung sind, dass ich damit allgemein das Leiden an gesellschaftlichen Nöten schönreden will! Nein, das will ich gewiss nicht. Es sind zwei getrennte Themen.

                Diejenigen, die in der Familie, in der Schule und als junge Erwachsene immer die Stars waren, die verwöhnt wurden, denen alles zufiel, die ständig gelobt und von Gleichaltrigen angehimmelt wurden, die mögen später vielleicht materiell einiges erreicht haben – und doch wird man, wenn man ihnen 30 Jahre danach begegnet, nicht selten den Eindruck haben, dass sie gar nicht mehr glänzen, dass man eine irgendwie blasse, ja unreife Persönlichkeit vor sich hat.

                Sie vermuten:
                “Und Sie stammen wohl aus der Mittelschicht, haben nach Studium / Ausbildung gleich einen Arbeitsplatz antreten können, lebten damals in einem anderen gesellschaftlichen Klima etc. pp.”

                Na ja, gar so glatt war das alles nicht …
                Es gab durchaus auch Zeiten, in denen ich arbeitslos war oder mit den Händen gearbeitet habe.

                “Nationalstaat und Sahra W.”:
                Da Wagenknecht früher allem Anschein nach überzeugte Kommunistin war, liegt doch die Vermutung sehr nahe, dass sie in jener Zeit mit dem Nationalstaat nichts am Hut hatte.

                Emil Cioran kenne ich nicht.

                Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!
                Gruß

                1. Guten Morgen Herr Wirth,

                  grüße Sie und danke für lieben Worte und guten Wünsche!

                  Allerdings glaubte ich Sie vorhin durchaus so verstanden zu haben, dass Sie diese persönliche Einstellung verallgemeinern und sozusagen anderen schmackhaft machen wollen. (…) Vielleicht haben Sie sich auch unklar ausgedrückt.

                  Ne, anderen möchte ich hier nie etwas schmackhaft machen. Das ist ein Meinungsforum, in dem ich meine Meinung einstelle oder Argumente mit anderen diskutiere und austausche. Ich kann jetzt wirklich nicht jedes Mal eine Fußnote anführen, dass das und jenes zunächst nur meine Position ist und ich hier nicht zum Missionieren bin; obgleich ich diesen Zusatz durchaus schon öfters beifügte. Manches schreibt man eben kürzer und griffiger; vielleicht setze ich zu häufig voraus, dass meine Fußnote bekannt ist.

                  Unklar ausgedrückt – nun, das kann natürlich immer sein. Ich werde diesen Aspekt beim Artikelfertigstellen berücksichtigen und mal schauen was dann daraus wird.

                  Man kann ja nun nicht sagen, dass flächendeckend überall in Deutschland menschen- und kinderunwürdige Verhältnisse herrschen.

                  Das habe ich auch nicht behauptet; ich verwies oben bereits explizit auf meine Verhältnisse und dass andere Menschen (beispielsweise die von mir paraphrasierten Reichen in gated communities) zu einer anderen Wahl / Entscheidung gelangen könnten.

                  Außerdem war die Welt noch nie ein Eiapopeia, und Leben an sich bedeutet eben auch, sich immer wieder mit Schwierigkeiten, auch mit Nöten auseinanderzusetzen.

                  Das bestreite ich ebenfalls nicht.

                  Natürlich gibt es auch arme Leute, die gerne Kinder bekommen und hiervor folglich eine andere Abwägung trafen als ich (so Leute das abwägen – es gibt viele, die tun es nicht, ob reich oder arm, was ich durchaus nicht unhinterfragenswürdig finde). Ein solcher Faktor sollte zudem nie der einzige Grund sein; kann aber ein womöglich schwer wiegendes Gewicht entfalten, worauf eben bereits @ cui bono in seiner Anmerkung verwies.

                  Als jemand, der sich schon mit Schmerz(philosophie) und Nietzsche etwas beschäftigt hat, bin ich selbstverständlich jemand, der sich immer wieder mit Firnissen beschäftigt. Bei mir sind es gleichwohl sehr viele, nicht nur die Armut, weswegen ich diese Entscheidung nun einmal getroffen habe. Mir geht es dort um meine Verantwortung.

                  Die Menschen haben immer schon gelitten, mal auf die eine, mal auf die andere Art.

                  Sehen Sie – genau das war eigentlich genau mein Punkt, als wir es letztens von den Verhältnissen heute und denen in den 70ern hatten. 😉

                  Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald eine gute und warmherzige Frau kennen lernen, dann heiraten und doch noch Vater werden!

                  Wie gesagt – sehr liebenswürdige Worte. Aber sind Sie jetzt nicht ein klein wenig derjenige von uns beiden, der eine Einstellung schmackhaft machen will? 😉

                  Oder halten Sie das für ausgeschlossen?

                  Überhaupt nicht. Ich hatte zudem auch schon mal meine Traumfrau gefunden, an einem Valentinstag kennengelernt und alles.

                  Was in dieser Gesellschaft übrigens auch nicht einfach ist – nicht umsonst haben wir sehr viele Männer über 30, die noch gar nie eine Beziehung hatten (ich verweise hierzu auf die vielen interessanten wie erschütternden Beispiele, die der unermüdliche Arne Hoffmann bei Genderama zusammenträgt). Den Aspekt „Partner(innen)wahl“ will ich aber für meine Kolumne aufgreifen, danke für die Anregung.

                  Ansonsten bin ich freilich in meiner Entscheidung was das Entlassen von Kindern in diese Gesellschaft betrifft, sehr festgefügt und mit der Institution der Ehe habe ich weltanschaulich obendrein Probleme. Was die betrifft – ob für Heten oder Homos und Diverse – bin ich bei Pasolini.

                  Vielleicht gibt es auch eine Umschulungsmöglichkeit, die Sie bislang nicht in Erwägung gezogen haben?!

                  Da hat mein Sachbearbeiter schon viel gesucht, allgemein mit mir viel gemacht und kam bisher bloß zu dem Fazit, dass ich ein „sehr schwieriger Kunde“ sei. Für den höheren Dienst bin ich anscheinend trotz oder wegen M.A. „sehr gut“ unter-, für den gehobenen überqualifiziert, dazu kommen eben die gesundheitlichen Einschränkungen. Ich bewerbe mich gerade auf Stellen beim Kreis und der gute Mann schlug mir auch schon eine Initiativbewerbung bei AfD oder BSW vor – wobei ich bezweifle, dass es letztere beide weltanschaulich lange mit mir aushielten. Wenn er so etwas brieflich irgendwann anordnen sollte, werde ich gleichwohl natürlich auch denen eine Bewerbung schreiben, will schließlich keine x-prozentige Regelsatzkürzung wegen Mitwirkungsverweigerung oder was auch immer riskieren.

                  Sie verstehen mich hoffentlich so gut, dass Sie jetzt nicht der irrigen Meinung sind, dass ich damit allgemein das Leiden an gesellschaftlichen Nöten schönreden will!

                  Nein, ich verstand, dass Sie nichts schönreden wollen und fand Ihre Worte sehr nachvollziehbar und freundlich.

                  dass sie gar nicht mehr glänzen, dass man eine irgendwie blasse, ja unreife Persönlichkeit vor sich hat.

                  Ja, diesen Eindruck habe ich auch – den hatte ich auch bereits in der Schulzeit bei jenen Leuten. Ich fand – und finde – zudem, dass diese stets etwas leer und recht entseelt wirken.

                  doch die Vermutung sehr nahe, dass sie in jener Zeit mit dem Nationalstaat nichts am Hut hatte.

                  Wagenknecht kam aber aus einem Nationalstaat, nämlich der DDR; so kurzlebig diese kleine Nation auch war. Und sie trat in die PDS ein, weil sie sich für diesen Staat und seine Werte und Errungenschaften einsetzen wollte. Die DDR war kein Kommunismus, sondern Realsozialismus. Sie war keine Anarchie, sondern ein Staat.

                  Emil Cioran kenne ich nicht.

                  Cioran war ein rumänisch-französischer Philosoph, dessen Werk man wohl als von einem tiefen Pessimismus und Zweifeln geprägt umreißen kann. Oft wird es auch als Kombination aus Existentialismus und Nihilismus gelesen, denn er hinterfragte die Bedeutung des Lebens und die Illusionen, die Menschen sich selbst schaffen, um mit der Absurdität der Existenz umzugehen. Hierein paar weitere Informationen. Hier seine wohl bekanntesten Werke.

                  Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Freitag!

          3. @Altlandrebell
            Kann, nein muss, Ihrem Statement absolut zustimmen.
            Denn es besteht nicht das verbriefte Recht, sich aufgrund biologischer Möglichkeiten fortzupflanzen, sondern die Pflicht, dem potentiellen Nachwuchs, der keinerlei Mitspracherecht bei der individuellen Lebensplanung/-verwirklichung hat, die besten Voraussetzungen für dessen mentale, emotionale und psychische/psychische Entwicklung/Unversehrtheit zu schaffen bzw. bieten zu können.

            Daher ist: “…spräche daraus nur die pure Verbitterung und letztlich Lebensfeindlichkeit” eine Aussage, die keiner weiteren Beachtung bedarf, da sinnleer, weil unreflektiert!

            Aber, und dies nicht nur bezüglich dieses Themas, kann eine verwandtschaftliche Herkunft nicht länger verleugnet werden.
            Bilder sagen mehr als 1000 Worte: der erste Clip spricht kommentarlos für sich, der zweite ab min 05.38 ist ein Blick in den Spiegel (jedenfalls gilt das für ein Gros)! 😁
            https://youtu.be/L7uHGL6wR0U?si=DTzPqYwsQrTc3XX0

            1. @ cui bono

              Stimme Ihren Anmerkungen vollauf zu.

              Gerade in Bezug auf die verantwortungsethische Pflicht haben Sie das Ganze absolut auf den Punkt gebracht.

              PS: Das mit dem Nichtlachen beim Video hat leider nicht funktioniert. 😀

          4. “Für das Nichtindieweltsetzen von Kindern sollte man das Großkreuz in Gold mit Eichenlaub, Schwertern, Brillanten und (Porno)sternchen bekommen!”

            Das finde ich auch. Schlagen sie mich gerne für diesen Preis vor. Ich würde ihn öffentlich tragen.

    1. @Simon:
      Wenn der Bevölkerung einigermaßen eine Perspektive geboten werden täte und zumindest die Migration einige Hürden hätte, so dass nur diejenigen reinkommen täten, die entweder nützlich für unser Land sind oder tatsächlich in ihrem Herkunftsland in Not, würde die AfD bei weiten nicht so punkten können. In Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik ist die AfD im Prinzip Schwarz-Geld auf Crystal Meth… Dann würden vielleicht die Grenzen dicht gemacht werden, aber die Armen im Land noch ärmer… Also so gut wie nichts gewonnen.

      Was bleibt also…? Sahra W. ist unsere letzte (ziemlich schwache) Hoffnung.
      Wer kann sollte Deutschland ganz weit weg verlassen…

      1. Das Alleinstellungsmerkmal in der Migrationsfrage und die Heuchelei der anderen Parteien macht das Problem zum Selbstläufer für den AfD-Erfolg. Alle reden empört gegen die Rezepte der AfD, handeln jetzt aber in ihrem Sinne.
        Das gleiche wird bei den Russlandsanktionen auch passieren. Irgendwann nach Wochen wurde mir einmal gesagt, dass die Meyer-Werft in Papenburg auf Grund der hohen Energie-und Rohstoffpreise in Not geraten sei. Einmal! Und ich glaube, wir stehen da erst am Anfang.

        1. @ Mischa

          Treffer, versenkt.

          Anderswo ist es nämlich auch nicht anders und schon gar nicht besser. Da kommen die hiesigen Entwicklungen allenfalls ein bisschen später an, in einigen Ecken sind sie sogar schon da oder werden in noch viel schrecklicherer Form eintreffen.

          Das normopathische kapitalistisch-imperialistische System hat sich über den Globus ausgebreitet. Und jeder der abweicht, wird in den Würgegriff genommen.

          Deswegen sollte man aber nicht den Sand in den Kopf stecken. Die Bestie muss hier angegangen werden. Hier vor Ort.

          1. “Deswegen sollte man aber nicht den Sand in den Kopf stecken. Die Bestie muss hier angegangen werden. Hier vor Ort.”
            Witzbold, wie soll man denn die Bestie angehen? Inzwischen kann man selbst aus deinem Beitrag Hatespeech und damit eine Straftat konstruieren (hast ja schließlich das System als “Bestie” bezeichnet).
            Es gibt nicht wirklich was, das man machen kann und viele die etwas versuchen werden meist korrumpiert. War früher mit der ÖkoLinx ein bisschen unterwegs, mit Juttas Sekte. Inzwischen sind die stramm Pro-Impfung, auf Nato Kurs und kuscheln mit den Zionisten. Es gibt nichts Richtiges im Falschen, eine Änderung ist, zumindest ohne äußeres Ereignis, nicht möglich.

            1. @ PfefferundSalz

              Es gibt nichts Richtiges im Falschen, eine Änderung ist, zumindest ohne äußeres Ereignis, nicht möglich.

              Ja, natürlich, aber soll ich dann den ganzen Tag wie Oblomow im Bett herumliegen oder was? Oder eben den Sand in den Kopf stecken? Scheinen Sie ja auch nicht zu tun, Sie schrieben ja selber, dass sie aktivistisch waren oder sind.

              Witzbold, wie soll man denn die Bestie angehen?

              Ach, ich halte es da einfach mit Rosa: Zu sagen was ist, ist bereits die revolutionäre Tat. Jeder kann selbst im kleinsten Rahmen Zeichen setzen und gegen die Herrschenden aufstehen. Was weiß ich – verwenden Sie Bargeld, gehen Sie zur Querdenkerdemo, zerreißen Sie Stimmzettel. Am besten immer noch: Verbinden Sie sich mit Gleichgesinnten. Es mögen nur kleine Sachen sein, aber wenn niemand solche Zeichen setzt, wird es schnell noch düsterer. Finden Sie nicht?

              PS: Das mit der Bestie stammt nicht von mir, sondern das sagte Che Guevara zu Jean Ziegler. Als jener Guevara in den Dschungelkampf begleiten wollte, antwortete der, man müsse vor der eigenen Haustür aktiv werden, zumal, wenn man schon in der Höhle der Bestie lebe (Genf).

              1. “Ach, ich halte es da einfach mit Rosa: Zu sagen was ist, ist bereits die revolutionäre Tat. Jeder kann selbst im kleinsten Rahmen Zeichen setzen und gegen die Herrschenden aufstehen. Was weiß ich – verwenden Sie Bargeld, gehen Sie zur Querdenkerdemo, zerreißen Sie Stimmzettel. Am besten immer noch: Verbinden Sie sich mit Gleichgesinnten. Es mögen nur kleine Sachen sein, aber wenn niemand solche Zeichen setzt, wird es schnell noch düsterer. Finden Sie nicht?”
                Nur was verändert es? Am Ende haben diejenigen, welche die Macht haben, immer noch die Macht. Oft pervertieren sie sogar den Widerstand, indem sie sich anpassen und ihn zu ihrem eigenen Zweck nutzen. Oder sie korrumpieren diejenigen die Widerstand leisten.
                Ich bin inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass Auswandern die einzige Möglichkeit ist, zumindest etwas im eigenen Leben zu verändern. Und vielleicht ändert sich ja auch etwas in der Gesellschaft wenn viele auswandern, immerhin ist der ukrainische Banderismus durch die Auswanderung von mehreren Millionen Menschen deutlich stärker geschwächt worden als dies die Russen durch ihre SMO geschafft haben.

                1. Also @ Otto0815 hat ja hier bereits die Gretchenfrage gestellt: Wohin?

                  Wenn Sie da ein bestimmtes Land für sich gefunden haben und es Ihnen dort besser ergeht – nur zu. Ich fand dieses Land für mich eben noch nicht und bezweifle, dass ich es finden werde.

                  Ansonsten, was die Banderisten betrifft: Sie haben ihre Kontrolle über die ukrainsiche Regierung ja sogar noch verfestigt. Und der andere Teil der Bande lebt jetzt als Schläfer fröhlich hierzulande vor sich hin…

        1. Da haben Sie die Gretchenfrage gestellt.

          Man kann sie wohl nur sarkastisch beantworten. In diesem Sinne: Orks von Azeroth, folgt mir auf den Weg nach Draenor!

  2. Merz wird uns billigst an seinen Auftraggeber verscherbeln: Black Rock!

    Und da der Hauptteil unserer Bevölkerung zu doof ist zum Kacken um das zu bemerken, haben wir es nicht anders verdient…

      1. Es gibt einige die genötigt worden sind sich zu impfen… Zu denen ich leider, was ich zutiefst bedaure, auch gehöre. Zumindest bin ich nicht “geboostert”…

        1. Tja, Intelligenztest nicht bestanden, sorry aber dem ist halt so!
          Du hattet ein ganzes Jahr Zeit dich schlau zu machen oder dir ein falsches Zertifikat zu besorgen…. also….

            1. Ich lebe seit1974 nachhaltig und lasse mich nicht kompromittieren.
              Ich bin Integer und meine Weltsicht, oder auch Weltbild, entspricht seitdem, wie es Anarchisten sehen.
              Keine Herren, keine Sklaven und seit 2021, keine Genmanipulierten, die, rein technisch gesehen, je nach Charge natürlich, schon gar keine Menschen mehr sind.
              Ich habe, seit 1974, mir zu eigen gemacht, erst einmal alles, was das Regime, respektive die Medien propagieren, zu hinterfragen, kritisch zu sehen und meist dann das genaue Gegenteil zu tun.
              Als allgemeine Verhaltensregel, hat sich diese Prämisse in den letzten 50 Jahren durchaus bewährt.
              Ich werde nie verstehen, wie man fast suizidal, mit seinem kostbaren Leben umgeht und sich einer lebensgefährlichen Gentherapie unterzieht.
              Für mich ist da so, als wenn es plötzlich “En Vogue” wäre, russisches Roulette zu spielen.
              Wir sollten nicht vergessen, das uns die herrschende Klasse, im Frühjahr 2020 ganz offen den Krieg erklärt hat und mit der Aussage von Bill Gates am 12.4.2020. die über 9.Minuten lang in den Tagesmärchen erschienen ist, dass er 7 Milliarden Menschen Impfen will, war das für eine Tötungsabsicht, die seit diesem Tag fast ein Jahr lang jedem meiner Freunde und allen Bekannten mitteilte.
              5 sind daran verstorben.

  3. Was soll er auch machen?
    Kommt er dran, steht er ab diesem Moment für den weiteren Weg in der Verantwortung.

    – Krieg in der Ukraine und die Verpflichtungen, die die Ampel eingegangen ist
    – Kommt Trump in den USA dran, nützen ihm seine Seilschaften in die USA nix
    – Die Tür nach Russland ist zu und bleibt es auch
    – Dazu die sich langsam anbahnende Wirtschaftsriese in Deutschland.
    – Der sich ausweitende Wirtschaftskrieg gegen China
    – Zusätzlich auch noch die Krise der benachbarten EU-Staaten, was diese als Absatzmärkte ebenfalls unbrauchbar macht.
    – Er selbst war und ist kein Politiker, sondern ein Lobbyist

    Die neue Regierung wird riesige neue Schulden aufnehmen müssen, um die Wünsche der Konzerne zu erfüllen und sich das Geld bei den unteren 50% holen müssen. Das wird bei der Mehrheit der Menschen nicht gut ankommen, wenn immer mehr Menschen an Mülleimern stehen und nach Pfandflaschen und evtl. auch Essen wühlen.
    Die absehbare Sparorgie wird den Zulauf zur AfD weiter anheizen und er könnte dann der Loser sein, der das Land an die Rechten verloren hat.

    Keine guten Aussichten……

    PS
    Er hat aber (zumindest noch aktuell) die SPD. Als Juniorpartner kann er dann die Merkel machen und alles Negative auf die abschieben. 😂😂😂 (Vorausgesetzt, die SPD folgt bei den kommenden Bundeswahlen nicht der FDP ins Nirvana)

    1. @notabene:

      “Die neue Regierung wird riesige neue Schulden aufnehmen müssen”…
      Wenn denn wenigstens die neuen Schulden vernünftig investiert werden täten… Aber wahrscheinlich würden nur die großen Konzerne gepampert werden. Der durchschnittliche Michel täte davon wohl kaum profitieren.

    2. @ “wenn immer mehr Menschen an Mülleimern stehen und nach Pfandflaschen und evtl. auch Essen wühlen”

      auch da gibt es heute schon Verteilungskämpfe

  4. Ehrlich gesagt hat bei diesem Artikel die Lektüre nicht sonderlich gelohnt.
    Der nun ganz und gar nicht überraschende Haupteindruck ist, dass Herr Rötzer mit Herrn Merz nicht viel anfangen kann und sich wundert, dass er überhaupt eine größere Rolle spielt. Über letzteres wundere ich mich wiederum etwas.

    Merz wird schließlich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in einem Jahr der Bundeskanzler sein. Ein aussichtsreicher Konkurrent ist überhaupt nicht in Sicht!!
    Merz wird – wenn nichts Dramatisches geschieht – bald deutscher Regierungsschef sein. Allein das rechtfertigt schon die Beschäftigung mit ihm.

    Ganz allgemein bin ich mir ziemlich sicher, dass Merz deutlich unterschätzt wird.
    Das schreibe ich allerdings als jemand, der mit ihm ebenfalls etwas fremdelt, weil sowohl seine sehr ausgeprägte transatlantische Orientierung als auch seine Verbindung zu BlackRock gewisse Zweifel an seiner Eigenständigkeit aufwerfen (vorsichtig ausgedrückt). Dies insbesondere im Hinblick auf den Ukrainekrieg. Auch von der Energiewende der Grünen und ihren transatlantischen Förderern hat er sich meines Wissens nie wirklich distanziert, und dass Schwarz-Grün auch für ihn eine Wunschoption ist, lässt sich schwer verkennen. Der stattfindende Niedergang der Grünen dürfte ihm daher gar nicht sonderlich recht sein.

    Obwohl Blackrock-Merz nun ganz gewiss nicht der Konservative ist, für den ihn manche tatsächlich irrtümlich gehalten haben, so ist er aber anscheinend doch der einzige einflussreiche und bekannte CDU-Politiker, der die Partei zumindest teilweise und in langsamen Schritten – mehr auch nicht – von der fatalen Hinterlassenschaft jener bewussten Kanzlerin lösen will.
    Damit vertritt er die Interessen eines erheblichen Teils der Parteibasis und des unteren Mittelbaus (bis zur Kreisebene), doch stößt er bei vielen höheren Funktionären und Landespolitikern, die unter jener Frau in Amt und Würden gelangt sind, auf Widerstand.

    Der Machtkampf vollzieht sich indessen weitgehend geräuschlos, was wiederum für Merz´ Geschick spricht. Ob er der Partei am Ende seinen Stempel wird aufdrücken können, ist trotzdem offen. Da die CDU immer schon weniger eine Programmpartei als vielmehr eine Partei der Möchtegernregierenden war und ist, sollte man sich nicht wundern, dass auch von Merz in inhaltlicher bzw. programmatischer Sicht letztlich wenig kommt.

      1. @ GratisValium
        25. September 2024 um 19:31 Uhr

        Manches könnte besser werden (z.B. Ausweisung krimineller Migranten, eine gewisse Begrenzung der wahllosen Einwanderung, Rücknahme der Canabisfreigabe, Kürzungen von Zuwendungen an dubiose linke Projekte, Ende der Unterstützung für Genderkram und manches vom woken Unsinn), manches könnte schlechter werden (z.B. Aufrüstung, Raketenstationierung), manches wird bleiben, wie es ist (z.B. die wirtschaftliche Ordnung, Haltung zur EU, vermutlich auch Teile der sog. “Energiewende”, Wirtschaftspolitik zulasten des Mittelstands).

        Für Sie ist aber wahrscheinlich nichts dabei.

        1. Nö, richtig. Da ist nur etwas fur den angstgestörten Incel dabei, der im Keller gerne heimlich abhitlern möchte, während er in die Tennissocken ottert. Also, nun ja, für dich halt. Aber du bist ja auch nur ein alt und welk gewordener Neonazi, der zum Glück bald Geschichte ist.

          1. Abgesehen davon, dass Herr Wirth vermutlich verheiratet ist und Kinder hat, also die Definition eines sog. “angstgestörten Incel” nicht passt – müssen Sie ihn immer diffamieren und ihm Pest und Tod an den Hals wünschen? Ziehen Sie da irgendwie Befriedigung draus?

            Ich teile jetzt auch zahlreiche Positionen Herrn Wirths nicht – sei es zu Palästina, Nationalstaat, dem deutschen Kaiserreich – aber man kann sich auch bei Meinungsdifferenzen mit ihm austauschen / ihn kritisieren ohne rüpelhaft zu werden.

            So was wie “in die Tennissocken ottert” oder “der zum Glück bald Geschichte ist” – muss das sein?

        2. “manches könnte schlechter werden (z.B. Aufrüstung, Raketenstationierung),”

          “schlechter” in Sachen Raketen, gefährlich in Sachen Migranten..
          Migranten sind also deiner Logik nach gefährlicher als Raketen… wow ist das schräg … o(

  5. Merz hat klargestellt, dass er an der Verbundenheit mit den USA und Israel nicht rütteln wird, im Gegenteil.
    Zur Erinnerung: Die USA sind mit 130 % vom BIP seit Jahren verschuldet (es begann über 100 % im Jahr 2014 – reiner Zufall) und Israel wütet seit Jahren nach allen Seiten. Merz wird uns die Schulden aufdrücken, die die USA haben und uns auch weiter in bestehende Kriege ziehen. Inwieweit unsere Wirtschaft davon profitieren wird, bleibt abzuwarten. Wer die Augen draußen aufmacht dürfte längst gemerkt haben, dass wir uns eher in Richtung Slum als in Richtung Zukunft bewegen, ein Herr Merz wird dies beschleunigen.

  6. Zum Bild: Er schafft die Raute¹ noch nicht ganz, aber das wird schon noch; Vielleicht macht er ja demnächst, auf Einladung der CDU-Frauen-Union, einen Besuch in irgendeiner Werkstatt für behinderte Menschen – Die werden es ihm sicher gerne beibringen².

    ¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Merkel-Raute
    ² Kleine Anspielung auf seine legendäre Lernfähigkeit

  7. Wenn Merz nicht vorhat die Vorherrschaft der US über die Deutschen zu beenden dann wird er, wenn er bald als Bundeskanzler dasteht in Habachtstellung zu den USA, der Totengräber der BRD Ökonomie sein. Üble Aussichten für die seit 1945 an US Plage leidenden deutschen Bürger am Horizont sowieso.

  8. “Wie Deutschland wieder groß werden soll, dafür gibt es keine Antworten und keine Ideen.”

    Wer will denn, dass ‘Deutschland wieder gross’ wird um Himmelswillen? Mir gefiel es kleiner als jetzt, zweigeteilt, wesentlich besser. Ein grosses Deutschland gabs schon mal, war keine gute Idee.

  9. Ein Vereiner des Volkes und Retter der Nation vor dem drohenden Untergang, welcher die Stärke Deutschlands beschwört und es wieder nach vorne bringen will…

    Also da kommt mir nicht Trump, sondern eine ganz andere Figur in den Sinn.

  10. Wie kann man dieses ominöse Deutschland eigentlich nicht hassen? Wie kann man hier leben ohne Abscheu, Ekel, Wut – oder eben auch Hass – angesichts der herrschenden Zustände, der herrschenden Klasse und den sie tragenden Speichelleckern und Mitläufern zu empfinden? Wie kann man eine Gesellschaft – von einem Land ganz zu schweigen – „lieben“, die so kriegsgeil, gewaltaffin und verkommen ist wie die hiesige? Wie kann man sie gut heißen, ihre Fahne schwenken, sie gar vergöttern?

    Was liebt man eigentlich an diesem ominösen Deutschland?

    Die Geschichte, aus der es angeblich so viel gelernt hat?

    Also, wie man Geld mit dem Erinnerungstheater macht? Gelernt im eigentlichen Sinne hat man ja hierzulande anscheinend nix aus den beiden Weltkriegen und dem halben Dutzend + x Völkermorden, die man allein in den ersten 70 Jahre der kümmerlichen „nationalstaatlichen Existenz“ vom Zaun brach. Ansonsten würde man nicht wieder nach Krieg mit Russland brüllen und jedes faschistische und sonst wie diktatorische Regime auf der Welt (solange es bloß für „uns“ ist) unterstützen. Von den laufenden Genozidkampagnen in Gaza, Westbank und (anrollend) im Libanon ganz zu schweigen. Deutsche Waffen, deutsches Geld – morden mit in aller Welt!

    Die Freiheit etwa, die es hier so großartig geben soll?

    Welche eigentlich, für wen und wie viel? Meinungsfreiheit kann ja schon mal nicht gemeint sein, die ist auf Schießschartengröße geschrumpft. Freie Impfwahl ist auch nicht gemeint. Berufsfreiheit gilt nur für die ohne Berufsverbot. Freiheit von Angst, Armut, Überwachung sind sowieso nie dabei gewesen.

    Ach, jetzt hab ich’s: Konsumfreiheit! Ja, das stimmt. Scheiße gibt es hierzulande wirklich in vielen Geschmacksrichtungen zu kaufen, da haben Sie recht. Und Reisen darf man sogar auch. Noch. Also, wenn man Geld hat, geboostert ist und (zukünftig) den richtigen Score aufweist. Und in die richtigen Ecken fährt. Die Krim, Abchasien oder Nordkorea würde ich jetzt nicht empfehlen zu besuchen, da wohnen pöse Menschen.

    Den Wohlstand?

    Wessen eigentlich? Den, den sich dieses Land in aller Welt erraubt und erschlichen hat? Der Wohlstand, den es mit dem Schweiß und den Leichen der Neger, der Araber, der Inder und der Gelben sowie der eigenen Arbeiterklasse errichtet hat?

    Ich habe übrigens noch nie an ihm partizipiert und viele andere auch nicht. Dieses Land lobt sich heute den größten Niedriglohnsektor in Europa zu haben, hat eine stetig wachsende Armuts- und Arbeitslosenrate, während Bonzen und (Geld)Adlige wie und je fett Kohle abgreifen. Wenn sie und ihre Multis nicht gerade weiterhin die Beherrschten von hier bis Afrika und zurück auspressen oder für die Werkbänke und Blutorangenhaine importieren.

    Die Kultur?

    Was ist damit überhaupt gemeint – deutsche „Kultur“? Saufen auf Malle? Rumrasen bei 260 km/h im geleasten Boliden auf der A8? Doppelmoralisches Zeigefingererheben und stolzes Daherschreiten in Birkenstock, Tennissocken und Maske? Ach, Sie meinen Schriftsteller und Sportler! Schrieben Kautsky, Remarque und Kafka ihre Werke eigentlich als Deutsche für Deutsche? Waren sie überhaupt Deutsche – wann und wen für? War Gretel Bergmann eigentlich Deutsche, ist es Mesut Özil (noch)? Oder sind sie es bestenfalls dann, wenn sie Gold für Deutschland erringen?

    Ne, werte Mitleser, „Deutscher“ ist wen die herrschende Klasse gerade zum „Deutschen“ erklärt. Wenn man Andersdenkender oder gar Andersgearteter ist, dann ist man ganz schnell „raus“ aus der feinen teutschen Gesellschaft. Ob Jude, Kommunist, Ungeimpfter, Querdenker, pöser Ausländer – oder alles zusammen. Oder wer morgen dran ist – vielleicht die mit schiefen Ohren? „Asoziale“ gibt es eben immer (nach dem Krieg haben sie für ihre KZ-Zeit auch keinen Pfennig gesehen, im Gegensatz zu den SS-Männern vom Baltikum bis Wallonien). Und „Deutscher“ ist der Mohr bloß bis er seine Schuldigkeit getan und sein letztes Tor geschossen hat. Danach kann er gehen, vorzugsweise ins Gas und im Anschluss kann man ihm noch das letzte Stück Gold aus seinem Munde brechen. Und ob seine Werke nun ein Fall für den Index / Scheiterhaufen oder ein Stück „deutsch-abendländische Kulturgeschichte“ ist, wird ohnehin nach Tageslage entschieden.

    Die Bildung?

    Are you kidding me?

    Ne, werte Mitforisten: Ich kann mit Nationalismus und sonstigen -ismen (Genderismus, Konsumismus, Religion etc.) nichts anfangen. Das sind Opiate, die von den Herrschenden unters Volk geworfen werden, um die Massen von den tatsächlichen Verhältnissen abzulenken. Sie verführen, machen abhängig, spalten, manipulieren, marginalisieren und verhetzen. Sie behindern die gesellschaftliche Mobilisierung für grundlegende Veränderungen und sind noch aus 2000 weiteren Gründen schädlich.

    Wer -ismen braucht, um sich „zugehörig“ zu fühlen, um „ganz“ zu sein oder gleich seine ganze „Identität“ um „Nation“ / „Religion“ / „Gender“ aufbaut, ist krank. Wer Liebe zu einem Staat / zu einem Land empfindet ist genauso ein Fall für die Couch wie jemand, der in einen Traktor oder in ein Türschloss verknallt ist (Einschränkung: nichts gegen Objektophile – wenn es Sie nicht negativ beeinflusst und Sie niemanden damit schädigen, treiben Sie’s von mir aus auch mit einer Boeing, wenn es Sie glücklich macht).

    Man braucht Authentizität, nicht Identität. Jeder kommt irgendwoher, hat irgendwas zwischen den Beinen und glaubt an irgendwen (und sei es die Nichtexistenz Gottes) – aber man muss keinen (Hof)staat drum machen oder eine vereinfachte Weltanschauung daraus formen. Das ist nichts als Flucht vor der Komplexität des Lebens, den inneren Dämonen, den verunsichernden Verhältnissen. Was weiß ich. Wer diese -ismen schluckt, schluckt bloß die Pillen des Systems. Und das braucht’s wirklich nicht.

    PS: Schon Heinemann wusste: „Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!“ Korrekte Einstellung. Oder für die Jüngern: „Fuck the state, love your women!“ Schreibt’s euch ins Poesiealbum.

    1. Wenn “altlandrebell” über dem Kommentar steht, lohnt sich das Lesen immer.
      Hier möchte ich mal ermutigen: wo ich herkomme, heißt es, man solle jedenfalls den Kopf nicht hängen lassen, wenn man bis zum Hals in der Schei…e steckt. Will sagen (bzw. fragen), ob das trotzige ‘Dennoch’ es nicht doch schaffen kann, ein Kind behütet, aufbauend, selbstwirksamkeitssteigernd und authentisch in diese Welt begleiten und so die faszinierend-positiven Aspekte des Menschseins und des ‘In-der-Welt-Seins’ zu erleben möglich machen kann. Käme auf ein Bemühen an. Und: die auf der richtigen Seite müssen mehr werden;)

      1. Grüße Sie!

        Ich kenne Sie hier noch nicht, aber ich bin nicht nur „Altlandrebell“, sondern auch „Cygnus Ruber“, der Mann hinter der Kolumne “Nachtschichten eines Clowns” hier.

        Ich schließe überhaupt nicht aus, dass Leute es schaffen, Kinder in Ihrem Sinne behütet etc. in die Welt zu begleiten, folge aber dezidiert dem Mitforisten @ cui bono, der oben treffend festhielt:

        Es besteht (…) die Pflicht, dem potentiellen Nachwuchs, der keinerlei Mitspracherecht bei der individuellen Lebensplanung/-verwirklichung hat, die besten Voraussetzungen für dessen mentale, emotionale und psychische/psychische Entwicklung/Unversehrtheit zu schaffen bzw. bieten zu können.

        Ich sehe von meiner persönlichen Warte aus nicht, dass ich diese Voraussetzungen bieten könnte – wenn andere es vermögen, nur zu. Als Freigeist bin ich ohnehin der letzte, der Ihnen Ihre Kinder verwehrte oder wegnehmen möchte.

        Was das Mehrwerden der richtigen Seite betrifft, haben Sie recht – ich teile allerdings, wie oben dem Mitforisten @ Wolfgang Wirth geantwortet, nicht die teleologische Annahme, dass meine Kinder zwangsläufig-automatisch „auf der richtigen Seite“ sein würden. Da leiste ich lieber Überzeugungsarbeit und reden mit den Leuten, die bereits auf der Welt sind.

    2. Erwarte jetzt keinen Widerspruch von mir. Auch wenn mir deine Annahme, dass deutsche Kultur nicht existiert, arg reduziert erscheint. Wobei ich glaube, und ich denke, das wäre konsensfähig, dass es nur eine menschliche Kultur gibt, die aber sehr wohl nationale oder regionale Wurzeln hat.
      Aber das ist zuletzt nebensächlich und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt noch eine Relavanz hat. Eine junge in Leipzig aufgewachsen Kollegin, wusste nicht wer Bach war, kennt aber alle US-Serien.

      Aber das ist eigentlich nicht das Thema. Was wir erleben, ist tatsächlich, und es ist eben keine krude Theorie verstrahlter Völkischer, dass transnationales Kapital, dessen Spielfeld der Planet ist, den Nationalstaat als hinderlich sieht. Bürokratie, Steuern, Umweltschutz, Gewerkschaften, Arbeitnehmerrechte, Verbraucherschutz und weiß der Teufel was noch. Auch Tradition und Religion können hinderlich sein.
      Der Wunsch, das alles zu beseitigen und den Nationalstaat zu begrenzen und aufzuheben, ist objektiv begründet. Nur ist das eben auf gar keinen Fall eine emanzipatorische Aufhebung. Es ist die Etablierung eines technokratischen Totalitarismus. In dieser Situation erscheint der Nationalstaat als letzte Bastion. Schätze, mehr als eine Phantasie ist das auch nicht mehr. Und mit “Liebe” hat das auch nichts zu tun. Aber es ist die Ahnung dessen was da kommt und was nicht zwingend begriffen werden kann. Der Widerspruch ist nicht aufzulösen. Jedenfalls nicht, wenn man glaubt, man könne eine gute Wahl zwischen Pest und Cholera treffen.

      1. @1211
        26. September 2024 um 10:05 Uhr

        Sehr gut geschrieben!
        Ja:
        “Es ist die Etablierung eines technokratischen Totalitarismus. In dieser Situation erscheint der Nationalstaat als letzte Bastion.”

        Bis auf eine klüger gewordene Sahra Wagenknecht können sich Linke aber bekanntlich nur außerordentlich schwer – wenn überhaupt – zu dieser für sie äußerst fremdartigen und auch geradezu abstoßenden Einsicht durchringen.

        1. Bis auf eine klüger gewordene Sahra Wagenknecht

          Wüste gar nicht wann SW jemals gegen den (National)staat oder gar Anarchistin gewesen sei. Die ist einfach nur von Mittag zu Eucken gegangen, was jetzt ein weitaus kürzerer Schritt ist als man gemeinhin annimmt.

          PS: Habe Ihnen oben noch zu Ihrem Kommentar von heute Morgen zurückgeschrieben, werter Herr Wirth.

      2. @1211

        Eine junge in Leipzig aufgewachsen Kollegin, wusste nicht wer Bach war, kennt aber alle US-Serien.

        Nun, das mit Bach ist jetzt auch knifflig; wenn ich’s richtig in Erinnerung habe, hatte die Familie mehrere Zweige und neben Johann Sebastian gab’s noch Wilhelm Friedemann und jede Menge andere (wenn auch nicht alle in oder gar aus Leipzig…)… xD

        Nur ist das eben auf gar keinen Fall eine emanzipatorische Aufhebung. Es ist die Etablierung eines technokratischen Totalitarismus.

        Die Menschen, die 1936 in Barcelona aufstanden waren also anti-emanzipatorisch, technokratisch, verkommen und „rechts“? 😉

        Es kommt ja wohl sehr darauf an, in welchem und in wessen Sinne Sie einen (National)staat aufheben. Ich hoffe Sie packen mich hier nicht einfach mit irgendwelchen bourgeoisen Globalisten in einen Topf.

        Ich habe hier schon mehrfach darauf verwiesen, dass die herrschenden durchaus transnational-ausgerichteten Macht- und Kapitalfraktionen im Westen sich einen feuchten Kehricht um „Staaten“ und „Nationen“ scheren und nicht im Interesse des ominösen „eigenen Volkes“ sondern zuvorderst der „eigenen Geldbörse“ handeln – ob mit anderen Angehörigen „ihres Volkes“ oder zusammen mit “Fremden”. Das heißt gleichwohl nicht, dass diese Gruppen völlig auf den Staat verzichteten – er wird immer noch gebraucht um die Stabilität der Herrschaft, die Stabilität der Märkte und die Stabilität des eigenen Profits abzusichern. Etwa wenn man mal wieder seine Verluste sozialisieren muss…

        Nur bedeutet das alles für mich nicht, dass man sich deswegen hinter dem Nationalstaat scharen muss. Ich wähle da in der Tat nicht das „kleinere Übel“, sondern kritisiere einfach beide. Nationalstaaten sind – wie andere Institutionen (Markt, Glaubensgemeinschaften…) – organisierte Gewalt und durch Hierarchisierung geprägt. Ihre historische Entstehung ist aufs Engste mit Kolonialismus, Imperialismus und Krieg verzahnt, ihre Signaturen sind die der Ausbeutung und Unterdrückung. Im sog. Nationalstaat werden Entscheidungen getroffen und Ressourcen verwaltet im Interesse einer bestimmten Klasse oder bestimmter Gruppen innerhalb jener Klasse, oft ohne die Zustimmung oder das Wohl der ach so wichtigen “eigenen” Bevölkerung zu berücksichtigen. Eine auf Gewalt und Hierarchie basierende Ordnung kann aber niemals Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und andere Werte der großen Revolutionen von 1789 / 1917 verwirklichen. Sie bleibt immer fragil und destruktiv und das Gros der Menschen in ihr gebeugte Sklaven.

        Hinzu kommt, dass die Vorstellung einer “nationalen Kultur” oftmals eine Homogenität bzw. Homogenisierung verlangt, die die unterschiedlichen Identitäten und Traditionen innerhalb einer Gesellschaft ignoriert oder unterdrückt. Sie fördert Exklusivität, Spaltung, Hass. Sie zwängt Menschen in künstliche Grenzen und schürt im Sinne des gouvernementalen divide et impera gezielt Konflikte zwischen unterschiedlichen Gruppen.

        Ich lehne das alles ab, ich habe auch schlicht eine andere Vorstellung von Gesellschaften. Statt Selbstentfremdung durch künstliche “Identitäten” wie Gender, Nation, Religion etc. sollte es doch um Selbstbestimmung gehen, sollten Menschen sich entlang ihrer authentischen gemeinsamen Interessen und Bedürfnisse organisieren.

        Ansonsten bin ich sehr dafür, dass die Gewerkschaften wegkommen. Allzuvorderst die staats- und systemtreuen. Schlimmere Klassenverräter findet man sonst doch nur in der Sammelbewegung zur Proletarierdemütigung (SPD).

        Sie dürfen das gerne anders sehen – ist ein Meinungsforum und ich bin wie geschrieben nicht hier um zu missionieren. Wenn wir also bei diesem Punkt nicht zusammenkommen -nun vielleicht wieder bei einem anderen.

        1. Ich bin mir nicht sicher, ob sich deine Argumentation tatsächlich auf meinen Text bezieht. Den will nicht ich jetzt nicht nochmal schreiben oder versuchen, ihn verständlicher zu machen. Aber wenn ich schreibe, dass die Versuche des übernational agierenden Kapitals, die Fesseln des Nationalstaates aufzuheben, so überhaupt nicht emanzipatorisch sind, erschließt sich mir nicht, wie man das mit anarchistischen Vorstellungen vergleichen kann.

          Das mit Bach ist auch nicht so knifflig, wirklich nicht. Dass ER, der übrigens in Eisenach geboren wurde, viele Kinder hatte, ist bekannt. Einige seiner Söhne wurden erfolgreiche Musiker, deren Werke gelegentlich noch heute gespielt und aufgenommen werden. Keiner hat die Bedeutung des Vaters erlangt. Leipzig, wo er als Thomaskantor tätig war, ist die bedeutenste Station seines Lebens gewesen. Wenn etwas nach dreihundert Jahren noch Bestand hat, dann ist es sicher, dass es außergewöhnlich ist. Es ist etwas, was nicht beliebig zu reproduzieren ist und die Wahrscheinlichkeit, dass etwas von dem, was zu unseren Lebzeiten an Musik publiziert wird, in dreihundert Jahren gespielt wird, halte ich nicht für groß. Und dann sind wir wieder bei der Kultur. Natürlich ist Bach Bestandteil einer deutschen Nationalkultur und doch weit mehr. Es ist universelle Weltkultur, die niemanden ausschließt, die für jeden, der es will, verfügbar ist. Auch für die woken Vollidioten, die sich das Konzept der “Kulturellen Aneignung” phantasieren. Aber man darf hoffen, dass Bach auch die übersteht und auch meine Leipziger Kollegin, die den bedeutenden Menschen, der in ihrer Stadt lebte, nicht kannte, wird das nicht ändern.

    3. Wie immer, sehr geehrter Altlandrebell, es ist für mich immer ein Genuss deine Beiträge (erst recht deine Artikel) zu lesen. Auch dein Beitrag oben, spricht mir ( kinderlos, mit Vorsatz, aus genau den von dir genannten Gründen) aus der Seele.
      Ich kenne Deutschland seit nunmehr 25 Jahren nur noch von gelegentlichen Angelurlauben auf Rügen ( kann man seit 2024 auch vergessen, seit diese gekauften und indoktrinierten Vollidioten das LNG Terminal und diese irren Offshore Windparks gebaut haben, sucht sich der Lachs und die Meerforelle andere Plätze) und habe den Wegzug bis heute nicht bereut.
      Beste Grüße!

      1. Danke für die freundliche Rückmeldung!

        Und in welche Ecke sind Sie gezogen, wenn man sich erkundigen darf?

        Rügen mag ich übrigens sehr; war in den späten 90ern und frühen 2000ern mehrfach als Kind / Jugendlicher dort. Hab glaube ich alles vom Trivial-Touristischen (Jagdschloss Granitz, Rasender Roland) über das Romantische (Kreidefelsen, Bodden, Seebrücken) bis zum Dunklen (Prora) gesehen und aufgesogen. Aber ob ich wieder hinfahren würde, selbst wenn ich das Geld hätte – jetzt nachdem die Insel so geschändet wurde…? Naja, mal sehen.

  11. Hat das außer mir jemand geschafft, sich diesen Friedrich Merz komplett anzuhören? Nachahmer seien gewarnt. Es wird ein Härtetest.
    Überhaupt nichts außer inhaltsleerer Deutschtümelei. Beim Vermeiden von politischen Inhalten übertrifft er sogar Kamala Harris. Seine ganze Popularität kommt vom Kaputtschreiben der Ampel. Mehr ist da nicht.

    Dabei ist nur allzu bekannt, wofür er steht: Bürgergeld weg, Mindestlohn weg, 49-Euro-Ticket weg, das gespsarte Geld in die Ukraine, nebst Taurussen. Das ganz große Halali auf die Energiewende. Jetzt kommt Fracking, CCS, Laufzeitverlängerung der Kohlekraftwerke, Glyphosat, Massentierhaltung und keinerlei Maßnahmen zum Artenschutz. Die Franzosen haben da in Flamanville ein Milliardengrab für Atomruinen, das brauchen wir unbedingt auch.

    Irgendwer sollte das Idyll jetzt stören. Volksfront gegen Merz!!!

    1. Sie sollten die Medikamente, die ihnen ihr Psychiater verschrieben hat, regelmässig nehmen!
      Noch ist ja der grüne „führende Diener“ der Wallstreet-Magnaten an der Macht und fleißig beim Zerstören der deutschen Wirtschaft. Wie lange noch ist allerdings die Frage. Z.zt. zerlegt sich die grüne Pest ja selbst. Ob da noch genug übrig bleibt, mit dem der Habeck ins Bett zum Merz kriechen kann? Und „Volkfront“ gibt es nicht. Da der Kuchen des zu plündernten Volksvermögens dank Ampel immer kleiner wird, ist abzusehen, das sich verbissen um die Reste gerauft wird…

  12. vorgestern wurde der Herr zum Kandidaten gekürt – von w e m ? ? ? – und schon heute ist sein Brief in den Medien. Und seine Web -seite glänzt. Ja, seit wann haben seine Wasserträger denn daran schon gearbeitet ? Seit Januar ?

  13. Liebes Overton-Magazin,

    das EU-Parlament, die deutsche Bundesregierung und die sog. CDU-Opposition drehen weiter massiv an der Kriegsschraube und provozieren auf diese Weise den Verteidigungsfall.

    In diesen Zeiten lässt sich Friedlich Merz zum designierten Kanzlerkandidaten der Union küren, wohlwissend, dass es im Verteidigungsfall keine Wahlen gibt.

    Eine einzige Farce und wiederum auch ein gigantisches (mediales) Ablenkungsmanöver.

    Hiervon handelt mein #Denkimpuls #5 auf meinem YouTube-Kanal @RAPeterSchindler.

    Herzliche Grüße
    Peter

    https://youtu.be/q0yEQLR3zgA?si=jTwUQABHBbLyhFUJ

  14. Der Merkelnachfolger heißt zwar Scholz, aber der ist in der flaschen Partei.
    Ei was für eine Schreibfehler – soll natürlich falschen Partei heißen. Pardon!
    Der echte parteiliche Nachfolger ist stattdessen Merz und alle hoffen, dass der März uns wieder vorwärts bringt. Nicht zu verwechslen mit dem Vormärz, das wäre dann eher April mit Scherz.

    Aber wohin soll er vorwärts drängen in den tiefen Fußstapfen unserer einzigartigen Ex-Bundeskanzerlin. Zu ihrer Hinterlassenschaft zählen ja nicht nur die Migationskrise mit den weit offenen Grenzen für jederman, die Energiewende samt Stillegung der Atomkraftwerke, das gescheiterte Minsker Abkommen, für das uns die Ukrainer Kriegsmitverantwortung zusprechen, der EU schuldenhaftungsrelevante, teilweise gespendete Wiederaufbaufonds des Corona-Wiederaufbauprogramms …

    Vielleicht sollte er da anknüpfen, wo die Bundeskanzlerein einen Rückschlag hinnehmen musste, wie bei der Abschaffung der Praxisgebühr. Die könnte er mit Leichtigkeit wieder herstellen.
    Bei den sonstigen Hinterlassenschaften die er kürzlich bei der CDU-Geburtstagsparty für die Ex-Kanzlerin lobte, muss er sich wohl als CDU-Fehlerbehebungskanzler bewahrheiten – aber kann er das, was seine Partei beschlossen hat, so einfach ändern?
    Ist die Partei, die das verbrochen hat die richtige, um genau diese Fehltritte ( oder netter: lapsūs) zu beseitigen – oder muss man diese Kette an kleinen Unfällen mit einem noch größeren einfach übertreffen, um sie vergesen zu machen?

    Ach was! Der Wähler hat ohnehin ein kurzes Gedächtnis, was ja eindeutig die Umfragen belegen.
    Also: Rette uns CDU aus unserer Not, sonst schießt uns demnächst der Russe noch tot.

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