Kann der Yuan mit dem Dollar als Weltwährung konkurrieren?

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China verstärkt den Kampf um die “Kontrolle” der weltweiten Geldströme und setzt auf die  Internationalisierung des Yuan.

Inmitten der Spekulationen um einen möglichen Niedergang des US-Dollars als wichtigste Leit- und Reservewährung versuchen immer mehr Länder, auf dieses Zahlungsmittel bei den internationalen Transaktionen zu verzichten und dafür stattdessen andere Währungen zu verwenden. Diese Entwicklung verstärkt nicht nur den aktuellen Trend der Abkehr vom Dollar, die sogenannte “De-Dollarisierung”, sondern befeuert auch die Diskussion um die Schaffung einer ebenbürtigen Alternative zum “Greenback”.

Wenn man die Tatsache beachtet, dass der Dollar sowohl für die globale Vormachtstellung der Vereinigten Staaten als auch für die US-geleiteten Wirtschaftssanktionen gegen Russland, Venezuela und andere Länder die finanzielle Grundlage darstellt, dann wird es klar, warum zunehmend mehr Mitglieder der Weltgemeinschaft den Dollar als Risiko betrachten und ihre Handels- und Finanzgeschäfte daher nicht mehr unter der Verwendung dieser Währung abwickeln wollen.

Indes hat die US-Währung im Welthandel zuletzt an Marktanteil deutlich eingebüßt, wie Analysten konstatieren. Auch ihr Anteil an den weltweiten Devisenreserven soll in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken sein – von 72 Prozent im Jahr 1999 auf derzeit etwa 50 Prozent. Doch welche Währung könnte die Führungsposition des Dollars im Weltfinanzsystem künftig streitig machen?

Für zahlreiche Experten weltweit gilt die chinesische Landeswährung Yuan in der Perspektive (oder zum Teil sogar schon heute) als eine gängige Option, um bei internationalen Zahlungen nicht mehr auf den Dollar zurückgreifen zu müssen und trotzdem weiterhin handlungsfähig auf der globalen Bühne zu bleiben. Zudem sollen die Investitionen der internationalen Anleger in den Yuan noch weiter zunehmen und ihn als Reservewährung dadurch noch attraktiver machen.

Dies erhofft man sich offenkundig auch in China, dessen Führung den Kampf um die “Kontrolle” der weltweiten Geldströme zunehmend verstärkt und dabei alles daran setzt, die Internationalisierung des Yuan – von der Verwendung bei bilateralen Geschäftsabwicklungen bis hin zu seiner vollständigen Etablierung als führende Reservewährung der Welt – voranzutreiben.

Diesbezüglich ist in erster Linie die chinesische Initiative zu nennen, den Kauf fossiler Brennstoffe von den wichtigen Erdölproduzenten des Nahen Ostens künftig in Yuan abzurechnen. Damit versucht Peking den sogenannten “Petroyuan” ins Spiel zu bringen, um bei dem nach wie vor mehrheitlich in Dollar abgewickelten Rohstoffhandel mehr Einfluss auszuüben. Darüber hinaus hat man mit Brasilien vor wenigen Wochen ein vielversprechendes gemeinsames Wirtschaftsabkommen verabschiedet, in dessen Rahmen der Handel zwischen den beiden Ländern ausschließlich in ihren eigenen Währungen stattfinden soll. Medien zufolge wollen beide Seiten unter anderem eine Clearingstelle einrichten, die sowohl die Abrechnungen ohne den Dollar als auch Kredite in Landeswährungen anbieten wird. Damit wolle man die Transaktionskosten senken und die Abhängigkeit von der US-Währung in der bilateralen Beziehung beseitigen.

Herausforderungen für den Yuan

Angesichts dessen darf man jedoch die Bindung der meisten anderen Länder an die bislang etablierten Reservewährungen Dollar, Euro, Yen und Pfund nicht außer Acht lassen, was den Yuan in puncto Internationalisierung vor gewisse Herausforderungen stellt. Außerdem gibt es für die chinesische Währung in diesem Zusammenhang auch noch andere Hindernisse, die die Nachichtenagentur Bloomberg in einem kürzlichen Bericht erläutert. So meint zum Beispiel der Ex-Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Jim O’Neill – der vor mehr als 20 Jahren das Kürzel “BRIC” prägte, um das wirtschaftliche Potenzial der aufstrebenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China zu erfassen –, dass ein “globaler Yuan” erst dann geschaffen werden könnte, wenn China seiner Währung sowohl bei inländischen als auch bei externen Investitionen mehr Freiheit gewähren würde.

Diesbezüglich verweisen auch andere namhafte Experte darauf, dass der Yuan nicht vollständig konvertierbar sei, da es für ihn Einschränkungen etwa bei der grenzüberschreitenden Kreditvergabe oder bei dem grenzüberschreitenden Geschäft mit Wertpapieren existieren würden. Zudem soll es noch Beschränkungen bei zahlreichen auf dem Yuan basierenden Investitionsobjekten geben.

Laut Chen Xindong, dem Leiter der Marktforschung in China bei der französischen Großbank BNP Paribas, hat die Volksrepublik “noch einen langen Weg vor sich, um ihren globalen Einfluss zu stärken”. Ungeachtet der Tatsache, dass das Land in den vergangenen beiden Jahrzehnten einige der mit dem Yuan verbundenen Beschränkungen gelockert hatte und auch die entsprechenden Schritte unternahm, um die Aktien- und Anleihemärkte zu öffnen sowie den Investitionszufluss zu fördern.

Bloomberg zufolge will die chinesische Führung dem Yuan aber auch nicht zu viel Freiheit gewähren. Zum Beispiel erlaubt sie nach wie vor keinen freien Kapitalverkehr, der eigentlich zu den Grundfreiheiten einer Marktwirtschaft zählt. Damit will Peking offenbar einen plötzlichen Kapitalabfluss vermeiden, der die Wirtschaft des Landes möglicherweise destabilisieren könnte. Allerdings würde ein freier Kapitalverkehr die internationale Verwendung des Yuan noch mehr fördern, heißt es.

Nicht zu vergessen sei auch, so die US-Agentur, dass der Yuan sich bei weltweiten Transaktionen, die unter Nutzung des SWIFT-Zahlungssystems durchgeführt werden, nur an fünfter Stelle befinde. Demnach soll die chinesische Währung im vergangenen März bei gerade mal 1,7 Prozent der grenzüberschreitenden Zahlungen verwendet worden sein. Im Vergleich dazu machte der Dollar etwa die Hälfte aus, auf den Euro entfielen 22 Prozent der Zahlungen. Diese Statistik umfasst jedoch nicht jene Transaktionen, die mittels des chinesischen Zahlungssystems CIPS (Cross-Border Inter-Bank Payments System) getätigt werden. Im Gegensatz zu SWIFT ist das chinesische System jedoch vergleichsweise jung und derzeit auf den Yuan beschränkt.

Letztendlich ist zu konstatieren, dass die De-Dollarisierung ein langwieriger Prozess bleibt, selbst wenn solche aufstrebenden Wirtschaftsmächte wie China und Indien sowie auch andere Schwellenländer sich bei der Abwicklung internationaler Transaktionen vom Dollar noch schneller abwenden sollten. Der Greenback wird deshalb auch in naher Zukunft als dominierendes Transaktionsmedium eine Sonderstellung in der Welt einnehmen, auch wenn dieser Status von der Weltgemeinschaft vermehrt angezweifelt wird.

 

Der Artikel ist zuerst auf EuroBRICS.de erschienen.

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18 Kommentare

  1. “[…]Letztendlich ist zu konstatieren, dass die De-Dollarisierung ein langwieriger Prozess bleibt, selbst wenn solche aufstrebenden Wirtschaftsmächte wie China und Indien sowie auch andere Schwellenländer sich bei der Abwicklung internationaler Transaktionen vom Dollar noch schneller abwenden sollten. Der Greenback wird deshalb auch in naher Zukunft als dominierendes Transaktionsmedium eine Sonderstellung in der Welt einnehmen, auch wenn dieser Status von der Weltgemeinschaft vermehrt angezweifelt wird.[…]”

    Danke für den skeptischen Artikel, ich denke China und Asien insgesamt haben ihre Lehren aus der “Asienkrise” (siehe Wikipedia) der 90er Jahre längst gezogen bzw. hoffe es, und geht weiter vorsichtig den Weg weiter, der zur multipolaren Welt führt.

    Übrigens meine Skepsis rührt eben daher weil ich bei der “Asienkrise” einen vietnamesischen Schulkameraden hatte, der damals schon hochtrabend der Ansicht war, die USA und Westeuropa sind auf dem absteigenden Ast, vor der Asienkrise.

    Leider hab ich den Kontakt nach Schulabschluß verloren, aber mich würde mal interessieren, was der dann dachte als die “Asienkrise” der Euphorie vom asiatischen bzw. chinesischen Überholen der USA, der westlichen Welt, einen gewaltigen Dämpfer verpaßt hat?

    Bin kein Feind der multipolaren Welt, aber hoffe, dass man aus den alten Fehlern – die ich oben geschildert habe – die richtigen Schlüsse gezogen hat – in den “multipolaren Staaten”…..

    Gruß
    Bernie

  2. Die Sanktionen war auch ein Thema beim treffen der Finanzminister vom Asean Blog. Innerhalb des Blog soll eigene Währungen benutzt werden für Im/Export. Russland ist Indonesien beheflich ein eigenes System zu ermöglichen, darüber hinaus werden Visa/Master Kreditkarten durch eigene Produkte ersetzt.
    Anstatt auf eine mehrere Welt Währungen zu setzen, bietet sich z. B. Gold an.

  3. Es wird noch ein paar Jahre dauern, aber die USA und der Dollar werden ihre Wichtigkeit einbüßen. Das liegt schon rein geografisch und humantechnisch auf der Hand. Der große Landbrocken, bestehend aus Asien, Europa und Afrika vereint die meisten Rohstoffe und das meiste Humankapital. Während das Bildungsniveau in Asien steigt, sinkt es in der alten Welt. Die Produktivität in Eurasien wird weiter steigen. Inwieweit die auf Pump und Zwang besierende Produktivität der alten Welt mithalten kann, wird sich zeigen. Die steigende Verarmung in Europa und Amerika könnte auch der Produktivität dort einen Strich durch die Rechnung machen. Der Abwärtstrend wird in Europa ja sogar noch gefördert, um die USA am Leben zu halten. Aber die Richtung scheint eindeutig zu sein, mehr China, weniger USA. Ob das Biden will oder nicht, ist uninteressant. Trump hätte noch ein wenig wirtschaftlichen Verstand, die Entwicklung zumindest zu verlangsamen, aber ihm werden Steine in den Weg gelegt. Also dann, weiter in Richtung Abgrund.

    1. Trump hätte noch ein wenig…

      Sehe ich auch so, Trump ist auf jedenfall kein Eiferer und kein Missionar, und desshalb ist er berechenbarer als die anderen Figuren. Er gibt an, dass er wohl der Einzige wäre, der den 3. Weltkrieg verhindern könnte.
      Ich glaube das ist nicht unwahr 🙂

  4. Wie so ziemlich alle Artikel zu dem Thema, krankt auch dieser hier daran, dass er Geld und Geld*funktionen* nicht auseinanderhält.
    Der Dollar ist nicht einfach eine Währung, mit der man weltweit Geschäfte abwickeln kann. Der Dollar *ist* das Geld der Welt, er ist unmittelbar der Reichtum, auf den es im Kapitalismus ankommt. Er muss seine Geldqualität nicht erst ökonomisch unter Beweis stellen.

    Das ist zumindest aktuell noch so.

    Andere *Währungen* sind im Begriff den Dollar zu “ersetzen” – was die Geld*funktionen* angeht. Man wickelt mehr und mehr Geschäfte z.B. in Yuan ab. Das führt zu einer zunehmenden Nachfrage nach den Währungen, und zu einer abnehmenden Nachfrage nach Dollar. So weit stimmt es. Die entscheidende Frage ist aber, ob der Dollar seine *Geldgleichheit* einbüßt, ob er nur noch *ein* Weltgeld ist, und damit eben eine Währung neben anderen.

    Ein Dollar, der nur noch eine Währung unter anderen ist, müsste seine Qualität Geld zu sein, also Zugriffsmittel auf jedweden Reichtum, ökonomisch unter Beweis stellen. Das würde der Verschuldungsfähigkeit der USA engeren Grenzen setzen.
    Die USA wären auch nicht mehr *die* Finanzmacht, ihre Fähigkeiten andere Staaten ökonomisch zu schädigen wären deutlich geringer.

    1. Die EU hat extra den Euro eingeführt, damit sie darüber etwas wirtschaftlich-politische Hebelmacht erhält.

      China ist schon einen einheitlichen Währungsraum und wächst weiter wirtschaftlich. Die Zielmarke ist, global dem Dollar wenigstens gleichgestellt zu sein, das geht nicht ohne ein eigenes Abrechnungssystem. Das ist bereits geschaffen.

      Die USA wird auch wenn Länder wie Kuba, Venezuela, Iran, Russland in Yuan handeln und über CIPS abrechnen, nicht davon ablassen, andere Länder, die mit den US-Intimfeinden Handel treiben abzustrafen. Und die EU wird weiterhin Helferdienste leisten.

      Ich denke, dass die USA schon in den 90er zu dem Entschluss kamen, dass ihnen eine 2-Blockwelt besser gefällt. Sie kommunizieren das nicht, aber die Diplomatieverweigerung gegenüber Russland und die zunehmende Sanktionslust gegen China lassen nur diesen Schluss zu.

      Wenn es um chinesische Firmen wie Huawei geht, lauten die Sanktionsbegründungen nicht “Wir wollen, dass Schnittstellen öffentlich werden” oder “Wir wollen Einblick”, sondern “Sie Firma ist regierungsnah.”

  5. Bei der Ablösung des US-Dollar als Weltleitwährung geht es nicht darum,diesen durch den Chinesischen Yuan zu ersetzen.Wahrscheinlich im August auf der BRICS-Tagung in Südafrika wird eine Alternative als künftige Weltleitwährung vorgestellt..Diese wird höchst wahrscheinlich kein Derivat einer Nationalen Währung sein.Meine Vermutung ist,dass diese künstliche Währung auf der Industrieproduktion,Rohstoffwerten und Gold basieren wird.Und sie wird International verwaltet werden.
    Für den Oktober 2023 hat Frau Lagardè von der EZB den „digitalen Euro“ angekündigt.Auch die FED der USA ist auf dem Weg der digitalen Währung…andere Zentralbanken ebenso.
    Natürlich wird diese Entwicklung von den bisherigen Profiteuren des US-Dollars bekämpft werden. Etwa die EU-Kommission und die NATO als deren Werkzeuge werden (fast)Alles unternehmen,um diese Entwicklung aufzuhalten.Deshalb wird der Wechsel der Weltleitwährung auch mit erheblichen Friktionen einhergehen.Aber je verbissener der Widerstand gegen die neue Weltleitwährung wird,um so schneller wird die Flucht der diversen Akteure (Banken,inkl.Zentralbanken,Transnationale Unternehmen,Staaten…)hin zum neuen Finanzsystem und damit einer Multipolaren Welt sein….

  6. Wenn die englischen Internetkabel in der Tiefsee in die Luft fliegen, so geht das sehr viel schneller, weil dann die westlichen Währungen nicht mehr handelbar wären und das Internet in Europa so gut wie tot!

  7. Er kann nicht nur. Er wird.

    Dieser Drops ist gelutscht. Die USA hat ihren Zenit überschritten und die Europäer haben sich dazu entschlossen, sie auf dem Weg nach unten noch zu überholen.

  8. Off topic
    lese grad: Melnyk soll Botschafter in Brasilien werden.
    Das könnte interessant werden wenn er sich aufführt wie hier.
    Lula wird ihm was husten

  9. Ich denke, dass es dem Yuan vorläufig genügt dem Dollar ein bisschen “Wert” abzunehmen. Wenn dann einige Zentralbanken ihre überbewerteten evtl. wertlosen Dollarreserven abbauen, würde das den bestehenden Größenwahn in der Wallstreet evtl. abmildern.
    Wenn die Umwandlung der in Dollar angelegten Währungsreserven erstmal angefangen hat, wird sich das Rad immer schneller drehen. Danach wir die Unterstützung des Dollars und des US amerikanischen Hegemonieanspruches ebenfalls bröckeln.
    Das wissen auch die Yankees und werden versuchen das auch mit militärischen Mitteln zu verhindern. Der Stellvertreterkrieg der ukrainischen Idioten und der nicht minder stupiden Westeuropäer, ist das beste Beispiel wie sowas funzt.

  10. Ein weiterer Artikel mit einem Haufen fragwürdiger Behauptungen und nicht sehr gutem Verständnis der internationalen Zahlungsbeziehungen.

    Da gibt es Unsinnsbehauptungen wie
    “Zum Beispiel erlaubt sie [die chinesische Regierung] nach wie vor keinen freien Kapitalverkehr, der eigentlich zu den Grundfreiheiten einer Marktwirtschaft zählt.”

    Den “freien Kapitalverkehr” hat es nie gegeben. Bis zur Aufgabe des Bretton-Woods-Systems 1975/76 gab es auch in allen entwickelten Ökonomien Kapitalverkehrskontrollen und -beschränkungen. Alle grösseren ausländischen Investitionen waren und sind dort genehmigungspflichtig. Das Sanktionsregime hat solche Beschränkungen gegenüber einer Reihe von Staaten sogar beispiellos radikalisiert, und das nicht erst seit 2022. Die “Grundfreiheiten einer Marktwirtschaft” sind eine ideologische Sprechblase der Neoliberalen.

    Ein immer wiederkehrendes Geschwätz ist das vom US-Dollar als “Weltgeld”. Tatsächlich war nie eine nationale Währung, auch nicht der US-Dollar, unbeschränkt “Weltgeld”. Das waren stets nur die Edelmetalle. Der Dollar hat zwischen 1946 und 1976 die meisten Funktionen eines Weltgelds substituieren können, um den Preis immer grösserer Instabilität, die dann zum Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems führte.

    Grundlage dessen war, dass auf die USA nach dem 2. Weltkrieg 46% der Weltindustrieproduktion, fast die Hälfte des Weltbruttosozialprodukts und zwei Drittel des wertmässigen Handelsvolumens entfiel. Die US-Handelsbilanz war bis Mitte der sechziger Jahre positiv, danach rutschten die USA in steigende Defizite. Dabei stiegen die Auslandsverbindlichkeiten auch wegen der Kriegspolitik. Konsequenz war die Aufgabe der Goldeinlösbarkeit und des Systems fester Wechselkurse.

    Damit war eine wichtige Weltgeldfunktion weg und der Dollar eine schwankende und obendrein instabile Währung. Von einem allgemeinen Äquivalent, das sich nur langfristig durch Produktivitätsveränderungen bewegte wie bei den Edelmetallen war keine Rede mehr. Der Goldkurs des Dollar, 1912 14$/Troy-Unze, 1930 20$ und mit Bretton Woods bis 1975 35$/Unze, explodierte auf über 1600 Dollar, zeitweise über 2000, wo er auch heute steht.

    Es blieben aber zwei weitere wichtige Weltgeldfunktionen, die des Transaktions- und des Reservemediums. Die Stellung als Transaktionswährung war zum einen zementiert durch die überragende Stellung im grenzüberschreitenden Kreditwesen und zum anderen durch die Bindung der meisten Teile des Welthandels, vor allem des Energie- und Rohstoffhandels, an den US-Dollar. Diese Machtstellung z.B. der “Petrodollars” bricht gerade zusammen.

    Die andere Funktion war die der Reservewährung. Sie hängt mit der Handelsfunktion insoweit zusammen, als auch für Drittstaatenhandel lange Zeit der Dollar unverzichtbar war. Zum Anderen war die US-Währung ungeachtet aller Schwankungen “safe haven”.

    Im Handel hat selbst der Artikelautor die tektonischen Verschiebungen bemerkt (Glückwunsch). Im Kreditwesen bilden sich immer mehr vom Bretton-Woods, IMF- und BIS-System unabhängige und parallele Institutionen, mit dem chinesischen Bankensystem, das an Bilanzsumme und Einlagen das der USA übertrifft, als stärkste Stütze. Aber auch die anderen BRICS-Länder, deren kumuliertes nominales BIP inzwischen das der G7 übertrifft, tragen dazu bei.

    Schliesslich hat der Sanktionsterror des Westens, und der schamlose Raub von Reserveeinlagen erst Afghanistans, Venezuelas und Irans, dann der RF, vor Augen geführt, dass die US-Währung so wenig wie Euro und Yen “safe haven” sind. Eine Einlage bei der Zhongguo Renmin Yinhang, ungeachtet etwas mehr Papierkram, ist sicherer und zuverlässiger.

    Nach wie vor ist natürlich die finanzielle Position und ist das Knowhow des westlichen Machtblocks stark. Aber es bröckelt an allen Ecken.

    1. Auslandsverbindlichkeiten…
      Was interessiert die Weltmacht ihre Auslandsverbindlichkeiten? Sollte Wer auf die Idee kommen diese einzufordern, wird eine “Kiste” aufgemacht. Sanktionen, Embargo, Umsturz, Drohnen, Krieg in allen Formen, etc. Dieses Verhalten der Schuldner war in den vergangenen Jahrhunderten auch bei den Feudalherren Gang und Gebe. Die Gläubiger der Mächtigen mussten sich schon immer gut absichern 🙂
      Apropo: Hat die BRD ihr in Fort Knox eingelagertes Gold mittlerweile zurück bekommen?

  11. viele Länder , firmen , Personen haben Geld und Vermögenswerte in der “westlichen Welt”.
    Mit den Sanktionen sehen diese dass ihr Geld dort wohl nicht sicher ist.
    Heute trifft es die Russen, morgen vielleicht andere.

    Daher könnt es sein dass viele ihre Gelder abzihen.
    Auch das wird einen Effekt haben

  12. Wenn der Dollar durch Renminbi (Einheit Yuan) ersetzt wird ändert sich nichts am System. Es ist das System der feudalen Finanzwirtschaft, das zum Scheitern verurteilt ist. Dieses System gilt schon jetzt für andere Währungen: GB-Pfund, Schweizer Franken, Euro usw.

    China war das erste Land, dessen Regierung die Dinge durchschaut hat und man hat die Unterstützung des US-Dollars (und damit die Unterstützung der US-Expansion) beendet. Die Chinesen werden jetzt nicht so dumm sein, das gleiche Finanzsystem (ohne Kontrollen und Begrenzungen) zu übernehmen und mit dem Yuan das gleiche Spiel zu spielen wie die USA, auch wenn die USA das befürchten. Sie können nicht umdenken. Details zur Begründung von diesem Statement hat aquadrat gerade kurz vor mir gepostet. Sehr lesenswert.

    Rob Kenius, https://kritlit.de

    1. Ob die Chinesen die ersten waren, möchte ich bezweifeln. Aber im Kontext deiner Aussage, möchte ich zu zustimmen. Aber China hat natürlich ein expliziten Markt vor Auge, die USA!
      Dort werden sie zumindest einen Kompromiss eingehen müssen.
      In der ‘neuen multipolaren Welt’ hat kein Teilnehmer wirklich Interesse die USA zu ruinieren.
      Der Markt ist gross und braucht ‘gesunde’ Konsumenten von Produkten aus der Ferne.

      Selbst die schizophrene Politik seitens der USA lässt im Endeffekt etwas durch schimmern, jeder braucht jeden…

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