Die Welt bekommt eine neue Führung
“I believe in what we can do together that is about sustaining America’s standing in the world and ensuring we have the respect that we so rightly deserve including respecting our military and ensuring we have the most lethal fighting force in the world.” (Kamala Harris, September 11, 2024, Harris-Trump presidential debate transcript)[1]
Der US-Wahlkampf um die nächste Präsidentschaft in den USA strebt am 5. November wohl seiner definitiven Entscheidung zu. In selbstverständlicher, altbewährter Tradition haben die beiden Kandidaten im Geiste miteinander kongenial wie alle ihre Vorgänger vor den Augen der heimischen und der Weltöffentlichkeit demonstriert und klargestellt, worum es grundsätzlich im US-Wahlkampf geht: Darum, welchem Kandidaten es am glaub- und vertrauenswürdigsten gelingt, sich als der oder die Durchsetzungsfähige in der Verwirklichung des Anspruchs zu inszenieren und zu präsentieren, der US-Weltherrschaft und ihrer globalen Weltordnungskompetenz weiterhin ungeteilte Weltgeltung zu garantieren.
Auf der heimischen und weltöffentlichen Bühne sind sich beide Kandidaten des gegenwärtigen US-Wahlkampfes in der dargebotenen Form eines Schauspiels vollkommen einig darüber, dass die Führung der US-Weltherrschaft und ihrer globalen Weltordnungskompetenz gegenüber allen anderen staatlichen Souveränen, die den Globus bevölkern, auch in naher und ferner Zukunft unwidersprechlich und unausweichlich zu machen ist. In diesem gleichen Geist und Anspruch – propagandistisch: “Make America great again” – bestreiten sie sich in ihrer Konkurrenz um die Wählerstimmen gegenseitig die persönliche, moralische und politische Fähigkeit, diesem gemeinsam geteilten weltpolitischen Anspruch gerecht werden zu können. Beweis: Der jeweils Andere betreibe, einmal durch die Wahl an die politische Macht und demokratische Herrschaft gebracht, den Nieder- oder Untergang der USA.[2]
Darüber hinaus: Gegenseitig werfen sie sich auf der Bühne dieser Welt vor, nicht einmal zur wahren Führerschaft, zur wahren und verfassungsmäßig verankerten politischen Herrschaft als Regierende über die Regierten geeignet zu sein.
Insgesamt belegt auch dieser Wahlkampf, dass der demokratischen Wahl kein anderer Zweck innewohnt als der, die politische Herrschaft, das Regieren über Regierte zu bestätigen und dem Kontinuität zu verleihen. Andererseits weist der US-Wahlkampf einen erheblichen Unterschied zu Wahlen in allen anderen staatlichen Gebilden rund um den Globus auf: Hier entscheidet das heimische Wahlpublikum mit seiner Wahl darüber, welcher der sich selbst anpreisenden Kandidaten um das Amt der politischen Führung und Herrschaft in den USA zugleich auch der “mächtigste” Mann oder die “mächtigste” Frau der Welt sein wird und dadurch ebenfalls Weltgeltung erlangt.
In jedem Fall also bekommt die Welt am 5. November eine neue Führung. So oder so. Weshalb die ganze Welt gespannt auf das Wahlergebnis wartet. Allen voran die NATO-Mitglieder und die deutschen und europäischen Werte-Partner einschließlich der Ukraine mit der Frage, was der kommende Wahlausgang wohl für ihre Zukunft bedeutet. Denn:
“In Deutschland schauen viele mit Spannung und Sorge auf die Wahl, denn sie ist auch hierzulande von großer Bedeutung. Die USA sind die mächtigste Militär- und Wirtschaftsnation der Welt. Entscheidungen, die der US-Präsident trifft , haben Auswirkungen auf unsere Sicherheit und unseren Wohlstand.”[3]
Die Funktion der amerikanischen Bevölkerung unter neuer politischer Führung
Wie alle ihre Vorgänger machen auch die gegenwärtigen beiden US-Kandidaten das heimische Publikum damit bekannt, was auf es zukommt, worauf es sich einzustellen hat und welche Rolle und Funktion ihm zugedacht ist unter neuer männlicher oder weiblicher politischer Führerschaft und Führung. Und zwar bei der Verwirklichung des Versprechens, Amerikas Ansehen in der Welt und den Respekt, den es als Weltführungsmacht “zu Recht” (Kamal Harris) verdient, auf alle Zukunft hin “sicherzustellen.” (Kamala Harris)
Dass die Aufrechterhaltung des US-Gewaltapparates als “tödlichste Kampfkraft der Welt” (Kamala Harris), und überhaupt die Aufrechterhaltung eines jeden staatliche Gewaltapparates ohne den Staats-Idealismus [4], ohne die patriotische Parteinahme von Seiten des heimischen Publikums für das heimische “Gemeinschafts-Wir” nicht möglich ist, ist allen Beteiligten weithin bekannt: nicht nur den politischen Eliten und ihren Entscheidungsträgern und Regierungsverantwortlichen in den USA.
Bislang können die sich alle darauf verlassen: Wie es für US-Bevölkerung eine staatsidealistische Selbstverständlichkeit ist, für das Vorankommen und den Erfolg des zu einem “Gemeinschafts-Wir” verklärten und verhimmelten Staates im Frieden wie im Krieg einzustehen, so grundlegend auch für die Regierten weltweit.
Ist auf dieser Grundlage der Ernst der Stunde von den politischen Entscheidungsträgern und Regierungsverantwortlichen ausgerufen, dann stehen Staats-Idealismus und patriotische Parteinahme für den Einsatz der heimischen staatlichen Gewalt bereit.
Dann marschiert die Bevölkerung als der kollektive “Staatsbürger in Uniform” und im Gleichschritt Richtung Feld des Schlachtens und Abgeschlachtet-Werdens, ganz gemäß der unmissverständlichen Funktionszuschreibung, Funktion und (Wehr-) Pflicht einer Bevölkerung. Stellvertretend für ihren Wahlkampfgegner und für ihresgleichen weltweit heißt es deshalb von der US-Präsidentschaftsaspirantin als Oberbefehlshaberin in spe:
“The President of the United States is commander-in-chief. And the American people have a right to rely on a president who understands the significance of America’s role and responsibility in terms of ensuring that there is stability and ensuring we stand up for our principles and not sell them for the benefit of personal flattery.” (Kamala Harris, ebd.)
Gleichermaßen ist allen politischen Entscheidungsträgern und Regierungsverantwortlichen in spe wie den beiden US-Wahlkampfaspiranten klar, dass der Staats-Idealismus in seiner ganzen Falschheit ohne Atempause gehegt, gepflegt und zu bearbeiten ist: Sei es, um die globale US-Weltgeltung wie im Fall der USA weiterhin sicherzustellen; sei es, um in einem von der politischen Führung geplanten oder laufenden Krieg bei der Bevölkerung den Willen zum Krieg herzustellen oder anzuheizen und zu radikalisieren. Wie versucht die möglicherweise kommende Weltgeltungspolitikerin und Oberbefehlshaberin der USA, auf der die Hoffnungen der NATO- und westlichen Werte-Partner mehrheitlich ruhen, den funktionalen Staats-Idealismus der US-Bevölkerung zu bedienen und zu bearbeiten?
Aus reiner Liebe – alles nur für die Menschen
“To the American people:…I will strive to be…loyal, honest, and prepared, waking up every day thinking of you and your families.” (Kamala Harris, 7.11.2020)[5]
“So, let me start by thanking my most incredible husband, Doug. For being an incredible partner to me, an incredible father to Cole and Ella, and happy anniversary, Dougie. I love you so very much…So, my mother, our mother, Shyamala Harris… And I miss her every day, and especially right now. And I know she’s looking down smiling. I know that…
And every day, in the courtroom, I stood proudly before a judge and I said five words: Kamala Harris, for the people. And to be clear – and to be clear, my entire career, I’ve only had one client: the people.” (Kamala Harris, 23.8.2024)[6]
“Together, Kamala Harris and Tim Walz are moving our country forward and fighting for working families.” (Meet Kamala and Tim)[7]
Nicht anders als ihr aktueller männlicher Wahlkampfgegner und ihresgleichen weltweit bedient und bearbeitet die US-Präsidentschaftskandidatin den einheimischen Staats-Idealismus dahingehend, dass sie ihm die Ehre erweist, er liege in seiner Falschheit vollkommen richtig. Zu nichts anderem seien die politische Führung und das gesamte Staatsgebäude in ihrer staatsmännischen Pflicht dazu da, als um dem Volk zu dienen:
” Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.” (GG, Art. 56)[8]
Dass dieser Dienst am eigenen Volk die souveräne politische Herrschaft der staatlichen Diener des Volkes über das Volk voraussetzt; und dass damit das Volk die auch staatsrechtlich auferlegte Pflicht hat, gesetzestreu den Anweisungen und politischen Entscheidungen der politischen Herrschaft über es Folge zu leisten; das bestätigt die Bevölkerung nicht zuletzt im Vollzug der demokratischen Wahl ausdrücklich: eben in der Falschheit ihres Staats-Idealismus.
Die Bedienung und Pflege des Staats-Idealismus auch in der mehr oder weniger gelungenen In-Szene-Setzung und dem Sich-in-den-Vordergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit Spielen der eigenen Person unter Verweis der eigenen unbedingten persönlichen, moralischen und politischen Führungsfähigkeit, unterscheidet die hoffnungsfrohe Oberbefehlshaberin in spe und Weltgeltungsaspirantin nicht von ihrem männlichen Gegenspieler und ihren politischen Kolleginnen und Kollegen weltweit.
Allerdings, das ist schon eine besondere, in hiesigen Breitengraden eher unübliche Tour des Stimmenfangs durch die Oberbefehlshaberin in spe, auf der die Hoffnungen der NATO- und Wertepartner beruhen: Die Bedienung des Staats-Idealismus der Bevölkerung mittels aufgesetzter, ständig strahlender Mimik-Maske; mittels unablässig vorgetragener Selbstbeweihräucherung; mittels ausschweifender Auslassungen über die vermeintlich vorbildliche Biographie und Familiengeschichte; die unablässige Betonung, ihr Daseinszweck und Daseinsgrund bestehe in nichts anderem als in ihrer grenzenlosen Liebe zu einem jeden Einzelnen und zur amerikanischen Bevölkerung; Mädchen, Frauen, Asiatinnen, Weiße, Schwarze, Latinos und sonstiger Herkunft betont hervorgehoben und eingeschlossen; allerdings unter der Bedingung, es seien keine Flüchtlinge oder sonst nicht bestellte Migranten; Mittel- und Arbeiterklasse gleichermaßen umarmt.
So soll sich der Staats-Idealismus der US-Bevölkerung geehrt und verbunden fühlen mit der zukünftigen politischen Herrschaft durch die Präsidentschaftsanwärterin: In der Einbildung, der Gegensatz zwischen Führerschaft und Geführten, zwischen Regierenden und Regierten sei keiner, denn beide Seiten verbinde ja die moralisch-sittliche Verkörperung der Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit durch reine Liebesempfindung. Bebildert etwa dadurch:
“So, let me start by thanking my most incredible husband, Doug. For being an incredible partner to me, an incredible father to Cole and Ella, and happy anniversary, Dougie. I love you so very much” (Kamal Harris, 23.8.2024)
Solchen Liebesbeweis kann “Dougie” nur bestätigen und verrät vor der versammelten Weltöffentlichkeit bei einer Gelegenheit seinerseits ein großes Geheimnis:
“Penny. I can’t wait for you to come back to Chicago because we’re having a great time here. I love you so much…Kama is a joyful warrior it’s doing for her country. What she has always done for the people that she loves.” (Harris-Gemahl Dough Emhoff, August 21, 2024)[9]
Diese Methode der öffentlich-inszenierten Zurschaustellung vorgeblich privater Empfindungen ist, wie gesagt, hierzulande in der Bearbeitung des Staats-Idealismus der Bevölkerung eher unüblich. Weniger unüblich die auch in Deutschland wohlbekannte Vorstellung: No one should be made to fight alone. We are all in this together.” (Kamala Harris, 23.8.2024) Diese Methode, den Staats-Idealismus zu bearbeiten, heißt in etwas anderen Worten gewendet:
“Die Heuchelei; in dieser kommt die formelle Bestimmung der Unwahrheit hinzu, das Böse zunächst für andere als gut zu behaupten und sich überhaupt äußerlich als gut, gewissenhaft, fromm u. dgl. zu stellen, was auf diese Weise nur ein Kunststück des Betrugs für andere ist.” (Hegel, 1821)[10]
Die staatliche Liebe zum Vaterland in außenpolitischer Aktion
Die nach innen gewendete Lobpreisung ihres gegenwärtig noch amtierenden US-Präsidenten hinsichtlich dessen professionell-berechnender, berufsmäßiger Liebe zum Vaterland durch die “fröhliche Kriegerin” ist einigermaßen realistisch:
“Im Namen des amerikanischen Volkes danke ich Joe Biden für seine außergewöhnliche Führung als Präsident der Vereinigten Staaten und für seinen jahrzehntelangen Dienst an unserem Land. Sein bemerkenswertes Vermächtnis an Errungenschaften ist in der modernen amerikanischen Geschichte unerreicht und übertrifft das Vermächtnis vieler Präsidenten, die zwei Amtszeiten absolviert haben.” (Kamala Harris, tagesschau.de, 23.7.2024)[11]
Ein Urteil, dem kaum zu widersprechen ist: Angesichts des US-geführten Krieges gegen die Russische Föderation unter konsequenter Zerstörung der Ukraine und der Benutzung der Bevölkerung als mehr oder weniger resilientes Kanonenfutter; angesichts der faktischen US-Schutzmachtgarantie gegenüber der genozidalen Kriegsführung Israels samt Israels regional ausgreifendem Beseitigen jeglichen Widerstandes gegen das seit 1948 praktisch geltendem, anti-palästinensischem Besatzungsregime.
In dem Sinn durchaus:
“Was für ein Vater – und was für ein Mann…seine Ehrlichkeit und Integrität. Sein großes Herz und sein Engagement für seinen Glauben und seine Familie. Und seine Liebe für unser Land und das amerikanische Volk. Mit diesem selbstlosen und patriotischen Schritt tut Präsident Biden das, was er im Dienste des Staates sein Leben lang getan hat: Er stellt das amerikanische Volk und unser Land über alles andere.” (Kamala Harris, ebd.)
Zwar dienen der US-geführte Krieg gegen die Russische Föderation und die US-Schutzmacht-Garantie für Israels genozidale Kriegsführung und Israels Beseitigung jeglichen Widerstandes in der Region, der weiteren Sicherung der US-Weltherrschaft und ihrer globalen Weltordnungskompetenz. Jedenfalls bis jetzt. Allerdings ist dem amerikanischen Staats-Patriotismus schon längst klar, dass die globale Sicherstellung seiner bisherigen Weltgeltung Herausforderungen und “Bedrohungen” hervorgebracht hat, denen die kommende US-Administration definitiv begegnen muss.
Pure Gewalt – Die Planung des nuklearen 4-Fronten-Krieges
“And America, we must also be steadfast in advancing our security and values abroad… As commander in chief, I will ensure America always has the strongest, most lethal fighting force in the world…
I will make sure that we lead the world into the future on space and artificial intelligence. That America, not China, wins the competition for the 21st century and that we strengthen, not abdicate, our global leadership.” (Kamala Harris, 23.8.2024)
Soweit haben es im Rahmen der glaubwürdigen Behauptung seiner Weltherrschaft und globalen Weltordnungskompetenz die US- und NATO-geführten geostrategischen Vorwärts-Einkreisungen der Russischen Föderation in Europa und Chinas im Indopazifik gebracht: Dass sich Russland, China, Nordkorea und Iran mehr und mehr bündnispolitisch und militärisch zusammenschließen in Anbetracht der Feindschaft, die ihnen die USA, NATO und gleichgesinnten Werte-Partner seit Jahr und Tag antragen. Nicht zuletzt unter der Biden-Harris-Administration.
Das bedarf von Seiten der USA und der westlichen Wertegemeinschaft allerdings einer nuklearstrategischen Neuausrichtung, die nicht nur das endgültig fällige atomare Gleichgewicht des Schreckens mit der relativen Garantie der “Assured Mutual Destruction” (MAD) mit Russland sich vom Hals schafft. Sondern es bedarf auch der Sicherheit, dass nicht auch noch andere Konkurrenten in der weltweiten Standort- und Staatenkonkurrenz, allen voran China, sich ein nukleares Gleichgewicht gegenüber der westlichen Wertegemeinschaft verschaffen können. Das ergibt westlicherseits folgende Diagnose:
“Russia, the PRC and North Korea are all expanding and diversifying their nuclear arsenals at a breakneck pace – showing little or no interest in arms control. Those three, together with Iran, are increasingly cooperating and coordinating with each other – in ways that run counter to peace and stability, threaten the United States, our allies and our partners, and exacerbate regional tension.” (Vaddi, June 7, 2024)[12]
Die präventive und präemptive nuklearstrategische Überlegenheit und Eskalationsdominanz auf allen Stufen des westlicherseits hier ins Auge gefassten Groß- oder Dritten Weltkriegs gebietet allerdings, gleichgültig wer ins Weiße Haus ziehen wird, die Verfügung über “The strongest, most lethal fighting force in the world.” (Kamala Harris) Dies in altbewährter Methode der Kriegspropaganda formuliert lautet dann, dass “Wir” leider vom Feind oder von den Feinden “gezwungen werden zu reagieren”: “These challengers’ actions have forced us to shift to a more competitive approach.” (Dr. Vipin Narang at CSIS Aug. 1, 2024)[13]
China seinerseits vermerkt zu dieser von der Biden-Harris-Administration erstellten und unter Verschluss gehaltenen 4-Fronten-Kriegsplanung namens “Nuclar Employment Guidance”:
“The US repeatedly harps on the “China nuclear threat” narrative, yet it is, in fact, the one that poses the biggest nuclear threat to the world…No matter how the US fabricates or exaggerates the so-called China threat narrative, China’s nuclear development follows its own set pace, including a measured increase in the quantity and quality of its nuclear arsenal, which will not be swayed by the US’ interference.” ( Global Times, Aug 22, 2024)[14]
Die Stellung der Bevölkerungen im geplanten 4-Fronten-Krieg
„Das Partikuläre ist meist zu gering gegen das Allgemeine, die Individuen werden aufgeopfert und preisgegeben. Die Idee bezahlt den Tribut ihres Daseins und der Vergänglichkeit nicht aus sich, sondern aus den Leidenschaften der Individuen. Es ist das Besondere, das sich aneinander abkämpft und wovon ein Teil zugrunde gerichtet wird“. (Hegel, 1837)[15]
So ist es geplant, dass die Bevölkerungen als “das Partikuläre” in ihrem Staats-Idealismus vom “Allgemeinen” oder Allgemeinwohl in den Kriegs-Dienst genommen und (wehr- ) verpflichtet werden. Das funktioniert, solange die Bevölkerungen dieser Welt in ihrem Staats-Idealismus und in ihrer patriotischen Parteinahme für den eigenen Staat verharren. Eben auch im vorgesehenen, nuklearen 4-Fronten-Krieg, gleich, wer ins Weiße Haus einziehen wird.
Quellen:
▪ Hegel, G.W.F., Grundlinien der Philosophie des Rechts [1821], Frankfurt/Main, 1970
▪ Hegel, G.W.F., Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte [1837], Frankfurt/Main, 1970
▪ Jellinek, Georg, Das Recht des Staates – Allgemeine Staatslehre, Berlin, 1905
Internetquellen:
Harris-Trump presidential debate transcript, unter: https://abcnews.go.com/Politics/harris-trump-presidential-debate-transcript/story?id=113560542
US-Wahl 2024 So läuft die Präsidentchaftswahl in den USA ab, unter: https://reportage.wdr.de/us-wahl-2024-so-wird-der-neue-praesident-gewaehlt
Transcript of Vice President-elect Kamala Harris’ victory speech Saturday night in Wilmington, Delaware, unter: https://www.astrid-online.it/static/upload/harr/harris_07_11_20.pdf
Full Transcript of Kamala Harris’s Democratic Convention Speech, unter: https://www.nytimes.com/2024/08/23/us/politics/kamala-harris-speech-transcript.html
Tim Walz – Kamala Harris for President: Official Campaign Website, unter: https://kamalaharris.com/meet-governor-tim-walz/
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 56, unter: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_56.html
Doug Emhoff at DNC: ‘Kamala is a joyful warrior’Yahoo News Video, unter: https://www.yahoo.com/news/doug-emhoff-dnc-kamala-joyful-032446686.html?guccounter=2
Kamal Harris, Uns bleiben 107 Tage bis zum Wahltag, unter: https://www.tagesschau.de/ausland/uswahl/harris-erklaerung-wortlaut-100.html
Adapting the U.S. Approach to Arms Control and Nonproliferation to a New Era, unter: https://www.armscontrol.org/2024AnnualMeeting/Pranay-Vaddi-remarks
Nuclear Threats and the Role of Allies, unter: https://www.defense.gov/News/Speeches/Speech/Article/3858311/nuclear-threats-and-the-role-of-allies-remarks-by-acting-assistant-secretary-of/
US crying wolf over China’s ‘nuclear threat’ while expanding nuclear arsenal, unter: https://www.globaltimes.cn/page/202408/1318466.shtml
[1] Harris-Trump presidential debate transcript, unter: https://abcnews.go.com/Politics/harris-trump-presidential-debate-transcript/story?id=113560542
[2] Vgl. dazu den ganzen Verlauf der Harris-Trump-Debatte.
[3] US-Wahl 2024 So läuft die Präsidentschaftswahl in den USA ab, unter: https://reportage.wdr.de/us-wahl-2024-so-wird-der-neue-praesident-gewaehlt
[4] Staats-Idealismus: Die Einbildung, Illusion und der Glaube, der Staat sei als Diensteinrichtung für den Einzelnen wie für die Bevölkerung eingerichtet und nicht umgekehrt. Diesen Idealismus richtig gestellt heißt das: Als Volk zusammengefasst bilden der Einzelne wie die Bevölkerung die gleichsam konstitutive, “lebendige Säule des Staates” (G.Jellinek, Das Recht des Staates – Allgemeine Staatslehre, Berlin, 1905). Also solche sind sie der hoheitlich-souveränen Verfügungsgewalt unterstellt und darin von der Wiege bis zur Bahre immer schon in den Dienst genommen und insofern rund um die Uhr Adressat und Objekt der politischen Verfügungsgewalt über sich – im Frieden und im Krieg.
[5] Transcript of Vice President-elect Kamala Harris’ victory speech Saturday night in
Wilmington, Delaware, unter: https://www.astrid-online.it/static/upload/harr/harris_07_11_20.pdf
[6] Full Transcript of Kamala Harris’s Democratic Convention Speech, unter: https://www.nytimes.com/2024/08/23/us/politics/kamala-harris-speech-transcript.html
[7] Tim Walz – Kamala Harris for President: Official Campaign Website, unter: https://kamalaharris.com/meet-governor-tim-walz/
[8] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 56, unter: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_56.html
[9] Doug Emhoff at DNC: ‘Kamala is a joyful warrior’Yahoo News Video, unter: https://www.yahoo.com/news/doug-emhoff-dnc-kamala-joyful-032446686.html?guccounter=2
[10] Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts [1821], Frankfurt/Main, 1970: 268.
[11] Kamal Harris, Uns bleiben 107 Tage bis zum Wahltag, unter: https://www.tagesschau.de/ausland/uswahl/harris-erklaerung-wortlaut-100.html
[12]Adapting the U.S. Approach to Arms Control and Nonproliferation to a New Era, unter: https://www.armscontrol.org/2024AnnualMeeting/Pranay-Vaddi-remarks
[13]Nuclear Threats and the Role of Allies, unter: https://www.defense.gov/News/Speeches/Speech/Article/3858311/nuclear-threats-and-the-role-of-allies-remarks-by-acting-assistant-secretary-of/
[14]US crying wolf over China’s ‘nuclear threat’ while expanding nuclear arsenal, unter: https://www.globaltimes.cn/page/202408/1318466.shtml
[15] Hegel, G.W.F., Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte [1837], Frankfurt/Main, 1970: 49.
Die USA waren jetzt viele Jahrzehnte globale Ordnungsmacht (nicht zuletzt wenigstens in ihrer Selbstwahrnehmung).
Der Anspruch, einen Posten weiter zu bekleiden, wird normalerweise mit guten Leistungen begründet. Wer die Welt anschaut, kann nur mit sehr viel Aufwand behaupten, die USA hätten diese Aufgabe als globale Ordnungsmacht auch nur ausreichend erfüllt. Tatsächlich hat die “Ordnungsmacht” USA nicht mal zu Hause mehr die Fähigkeiten, Harmonie und Ordnung herzustellen.
Der Anspruch, so etwas wie eine Ordnungsmacht sein zu wollen, gründet also auf…. ungenügende Leistungen in dieser speziellen Fähigkeit.
DAS scheint inzwischen im Westen weitgehend Zeitgeist zu sein, sich selbst zu etwas zu berufen, dann zu versagen und sich dann eine gute Leistung zu bescheinigen. Oder zumindest die bestmögliche, denn jedes Quantum, das das Ergebnis vom Ideal abweicht, ist natürlich in der Verantwortung der …
ja, was genau….. äähhh…. Terroristen.
Die USA erreichen also IMMER das Beste Ergebnis, das die Feinde unserer Freiheit noch zulassen. Die Ähnlichkeiten zu Politikern der Bundesregierung, die offenbar ähnliches Selbstverständnis haben, ist unübersehbar.
Für empathische, mitdenkende Mitmenschen ist das alles nur noch Albernheit auf einem erschreckend naiv-dümmlichen Niveau. Während der Rest der Welt sich entwickelt, auch sozialpsychologisch, degeneriert der Westen bis in höchste Führungsetagen.
Ich schäme mich, Teil davon zu sein.
Nichts verstehen wollen!
Den klaren, unmissverständlichen Ausführungen von Henle, die die Gründe der Brutalität der Weltherrschaft der USA und ihre Grundlagen im Staatsidealismus seines brauchbaren Volkes benennen, folgen auf dem Fuße in einem sich kritisch verstehenden Magazin Leserkommentare, die nichts anderes kundtun als ihren eigenen „kritischen“ Staatsidealismus:
– Aus einer eingebildeten bequemen Position eines Weltenbetrachters wird der Kampf um die Weltherrschaft wie ein Sportereignis behandelt, bei dem man sich heimlich freut, wenn denn der große bisherige Favorit vermeintlich einen Platz zurückfallen droht – zumal er eine „schlechte Leistung“ bisher geliefert hat. Dass dann ein anderer diesen Job macht und welchen Preis solch eine Wechsel des Tabellenplatzes konsequent fordert, interessiert dabei nicht.
– Die aus einer eingebildeten Kampfrichterposition bewerteten angeblichen „Minderleistungen“ der Politiker – wieviel mehr gewaltsame Durchsetzung ergeben denn eine hinreichende Punktleistung? – demonstrieren auf erschreckende Weise, den Staatsidealismus, der sich sogar soweit mit dem Gewaltgebilde identifiziert, dass man sich dafür auch noch “schämt” dazu zu gehören.
Wenn das die ganze Kritik imperialistischer Zustände ist, brauchen sich unsere Kriegsherren um ein gefügiges Schlachtvieh keine Sorgen zu machen!
Ich würde das Geschäftsmodell bedrucktes Papier gegen Handelsgüter, sonst Bomben auf den Kopf, auch beibehalten wollen. Schließlich ist man nach ein paar hundert Jahren von diesem Geschäftsmodel genau so süchtig und abhängig geworden wie süchtige von einer Droge.
Tja liebe Leute aus gods own country, da steht euch wohl ein harter Entzug ins Haus, das Amerikanische “Geschäftsmodel” (Mord und Totschlag) gibt es wohl nur noch in deren Fantasie.
Und die sollten zu Gott beten das die Länder die sie in den letzten 80 Jahren verwüstetet habt keine Reparationszahlungen fordern oder glauben die das Iraq, Syrien, Somalia Libyen usw. verjährt ist? Oder das die Leute die Ihre Familien verloren haben keine Rachegelüste hegen?
Das Geschwätz der Politiker sollte nicht überschätzt werden. Die entscheidende Macht hat, wer freien Zugang zu Rohstoffen, hochqualifiziertes Personal und die Kontrolle über die Informationsnetzwerke hat. Da sind die Chinesen zusammen mit den Russen inzwischen sehr gut aufgestellt. Die USA sind nicht mehr der einzige Machtfaktor im geopolitischen Theater. Sie haben potente Konkurrenz, die sich nicht mehr so einfach dominieren lässt. Die USA können versuchen, sie militärisch einzuhegen und wirtschaftlich zu sanktionieren. Doch es wird ihnen nicht mehr gelingen, ohne selber einen extrem hohen Preis zu bezahlen. Die Frage ist, wann sie es merken.
Und wann merken es unsere Politiker endlich statt immer aufs falsche Pferd zu setzen (Ukraine)?
Dafür wurden die bezahlt. Was sollen die da schon merken? Das Geldsäckel fühlt sich halt zu gut an in der tiefen Tasche…
was ich an Artikeln besonders mag: Quellenangaben.
Danke dafür und auch danke für den Artikel
tl;dr.
Mein Eindruck: Viele Worte, dürrer Inhalt, alles nichts neues…. Habe in einige Absätze nur kurz reingelesen und mir den Rest “geschenkt”.
Sehe ich anders. Der Artikel wirkt vielleicht dürr, weil man ähnliche Artikel schon las. Ist aber fett angereichert mit Quellen die ihn untermauern. Dazu ab und zu sprachliche Perlen die ihn unterscheiden.
Wieso nehmen Sie an, die Information, dass Sie den Artikel nicht gelesen haben und warum sei interessant für andere Leser?
Das ist wie auf die Frage nach dem Zutreffen von etwas mit Verneinung zu reagieren.
Wenn man z.B. fragt “Wer hat einen ungeöffneten Verbandkasten übrig?” mit “Ich nicht” zu antworten… sinnbefreit.
👍👍👍
Emotion gegen Logik. Die Logik verliert meistens😉
Sozialer und ökonomischer Wandel zwingen auch Parteien zur Neudefinition ihrer Positionen. Deshalb gibt es auch zwangsläufig Party Switch. Mich interessiert, wie sich die amerikanischen Parteien in Abhängigkeit vom gesellschaftlichen Wandel umorientiert haben, und wer eigentlich hinter ihnen steht. Die jüngste Entwicklung ist der Übergang von Nationalökonomie und Konkurrenzkapitalismus zu Globalisierung und Oligopolkapitalismus. (Natürlich gab es schon vorher Oligopole, aber sie beherrschten nicht die Staaten und die Welt.) Deshalb hat es Sinn, zu fragen, welchen Systemen Parteien nahestehen. Den Globalisten sind die Staaten im Weg, und sie bekämpfen sie auf drei Arten, erstens ideologisch, zweitens durch Umvolkung bzw. Kaputtvolkung, drittens durch Krieg, insbesondere um Energie- und andere Ressourcen in die Hand zu bekommen, indem sie in widerspenstigen Staaten abhängige Regierungen installieren oder sie ganz zerstören und ihre Industrien mit eigenen Milizen schützen.
Um zu erfahren, auf wessen Seite das Globokapital steht, habe ich mal nachgeschaut, wen die größte amerikanische Bank “priorisiert”, nämlich JPMorgan Chase, und fand das Folgende:
“Bei der Entscheidung, wen es unterstützt, priorisiert GRPP Kandidaten, die die Gemeinschaften repräsentieren, denen wir dienen, die in relevanten Ausschüssen oder Führungspositionen tätig sind und die Unterstützung für Themen gezeigt haben, die für die Kanzlei von Bedeutung sind. … inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum (z. B. finanzielle Gesundheit, erschwinglicher Wohnraum, Arbeitskräfte, zweite Chance, verantwortungsvolle Energiewende); Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (z. B. Rassen- und Geschlechtergleichstellung, LGBTQ+-Rechte, Rechte von Menschen mit Behinderungen); sowie Militär- und Veteranenfragen.” (JPMorgan Chase “Politisches Engagement und Public Policy Statement”)
Offensichtlich hört sich das alles an, wie die Parolen von Kamala Harris. Ideologie, Kaputtvolkung und Aufrüstung könnten funktionieren, ebenso die Energiewende. Finanzielle Gesundheit bedeutet Sozialabbau (soweit überhaupt noch möglich) und Steuererhöhung. Mit Wohlstand kann es wohl angesichts der Ausgaben für Kriege nichts werden.
Sehr erfreulich mal einen Artikel zu lesen, der sich nicht in Spekulationen ergeht, sondern erklärt womit man es zu tun hat.
Um so trauriger ist es, dass die Argumente scheinbar nicht fruchten.
Ums nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen: zur Wahl stehen zwei Personen die denselben(!) politischen Standpunkt vertreten. Der steht also schonmal nicht zur Wahl.
Harris wie Trump punkten jeweils mit ihrer Darstellung, den Anschein zu erwecken, sie als Person wären geeignet die Interessen des Wählers zu vertreten. Dabei geht es nie um die Interessen, die US Bürger so haben. Die werden immer überführt in eine Zustimmung *regiert zu werden*.
Das ist die Leistung der demokratischen Wahl. Am Ende des “Wahlzirkus” steht eine *Regierung*. Und die entscheidet dann, welche Interessen wie Berücksichtigung erfahren.
Zu @T.h.omas (und anderen). “Globale Ordnungsmacht” – oder auch “Weltpolizist” hat(te) zwar immer eine positive Konnotation, war aber immer schon nichts anderes als der nspruch der USA auf Vorherrschaft.
Es ist ja nicht so, dass man sagen könnte, dass mit der US Weltordnung die Welt friedlicher geworden wäre. Wieso sollte sie das auch?
Der Zweck dieser Ordnung besteht darin, die Konkurrenz der Nationen – also die Gegensätze zwischen ihnen – in eine produktive Verlaufsform zu bringen. Und das möglichst zum Nutzen der USA. Das hat u.a. auch zu etlichen Staatspleiten geführt, ansonsten zu viel Unmut, der dann gelegentlich auch den Übergang zu Gewalt macht.
Die USA haben diesen “Job” so gemacht, wie er immer schon gedacht war: als gewaltsame Unterordnung der Staatenwelt unter die US Vorherrschaft. Mit gelegentlich auch demonstrativ gewalttätigen Kriegen, damit einjeder auch weiß, dass die USA nicht spaßen und notfalls auch mit äußerster Härte zuschlagen.
Abgesehen davon, dass Kamelhaar Harris ebenfalls politisch unterste Schublade ist, aber im Falle ihrer Niederlage bliebe einem wenigstens auch diese dämliche Dauergrinsefresse, wie sie auf diesem Bild wieder zu sehen ist, erspart.
Da ist sogar die Visage des durchgeknallten rotblonden Fifi-Trägers Trump das kleinere Übel.
Ansonsten mal wieder die übliche Wahl zwischen Pest oder Cholera da drüben!
Ein Sammelsurium des gefährlichsten Militarismus und belangloser Gemeinplätze.
06.11.24: der Kelch ist jedenfalls für 4 Jahre Geschichte – Klappe zu