
Görlitz im Osten der Republik ist schön, hat Geschichte und eine sehr starke AfD. Der Kabarettist und NS-Kritiker Werner Finck wurde hier geboren, doch in der Stadt will sich niemand an ihn erinnern. Eine Initiative möchte das ändern.
Görlitz ist eine irritierend schöne Stadt. Sie liegt am östlichen Rand der Republik, an der Lausitzer Neiße, die seit 1945 die Grenze zu Polen bildet. Im Zweiten Weltkrieg blieb sie von Zerstörungen fast völlig verschont. Einheimische wie Städtereisende lieben die Altstadt, deren Gebäude aus verschiedenen Epochen stammen. Die spätgotische Peterskirche zeichnet sich durch ihre zwei Türme und die Sonnenorgel aus dem frühen 18. Jahrhundert aus, der aus der Frührenaissance stammende Schönhof und die angrenzenden Gebäude beherbergen das Schlesische Museum mit Ausstellungen zur deutschen, polnischen und tschechischen Geschichte. Umgeben ist die Altstadt von ausgedehnten Gründerzeitvierteln.
Es gibt also viel zu entdecken in Görlitz, das für sich in Anspruch nehmen darf, als flächengrößtes zusammenhängendes Denkmalgebiet Deutschlands zu gelten. Diesem Stadtbild verdankt Görlitz auch seinen Status als beliebte und häufig genutzte Filmkulisse. Internationale Filmproduzenten schwärmen von »Görliwood« in Germany.
Mehr als 55.000 Menschen fühlen sich in Görlitz zu Hause, mögen die Plätze und Parks der Stadt. Busse und Straßenbahnen fahren verlässlich, für eine 110 Quadratmeter-Wohnung in einem sanierten Gründerzeithaus zahlt man rund 700 Euro monatliche Kaltmiete. Aber Görlitz ist nicht nur für Ältere attraktiv, in den letzten Jahren hat sich die Stadt zu einem anerkannten interdisziplinären Forschungsstandort entwickelt, was auch für spürbaren Zuzug sorgt. Neben Hochschule und Universität sind namhafte wissenschaftliche Institute vertreten. Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) entsteht ein nationales Großforschungszentrum mit internationaler Strahlkraft und rund 1000 Arbeitsplätzen. Und weil die Politik das Land „wehrtüchtig“ machen möchte, plant der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS, vor der Stadt Panzer zu bauen, und übernimmt dafür ein dortiges Werk des Zugherstellers Alstom. Kurzum, es gibt viel Zukunft in Görlitz.
Und auch das soll Erwähnung finden: Mit Zgorzelec, dem auf der östlichen Seite der Neiße gelegenen polnischen Stadtteil, hat sich Görlitz 1998 zur Europastadt erklärt. Ein ermutigendes Beispiel dafür, wie die Menschen zweier Nationen Grenzen überwinden können. Die Städte stehen wie nur wenige Städte in Europa auch unmittelbar für die europäische Geschichte: Trennung nach dem Zweiten Weltkrieg, zaghafte Annäherung, geschlossene Grenzen und intensive gemeinsame Entwicklungen seit der politischen Wende in der damaligen DDR im Jahr 1989.
Epi-Zentrum des rechten Populismus
Görlitz könnte als Symbol für Europa stehen, für ein großes Zukunftsversprechen – wären da nicht die Niederungen der Politik. Mindestens die Hälfte der Einwohnerschaft hadert mit der Tatsache, dass beinahe die andere Hälfte bei der letzten Bundestagswahl eine rechtslastige, populistische Partei ihre Stimme gegeben hat, die der Sächsische Verfassungsschutz als gesichert „zu Teilen rechtsextremistische Partei“ einstuft. 46,7 Prozent der Zweitstimmen hat die AFD bekommen. Landesweit ein Spitzenwert.
Das Direktmandat gewann mit 48.9 Prozent deren Parteivorsitzender, ein Mann, der Deutschland „im Niedergang“ sieht und dafür eintritt, gegen den „Ansturm von Flüchtlingen“ die Grenzen „notfalls mit Waffengewalt“ zu verteidigen. In Görlitz leben gerade einmal 6,7 Prozent ausländische Mitbürger, überwiegend Arbeitskräfte aus dem nahen Polen und Tschechien.
Was geht da vor, wenn in der schönsten Stadt im Land, in der augenscheinlich vieles vorangeht und die sich als gelebtes Symbol für ein freies, offenes Europa versteht – wenn hier eine rechtspopulistische Partei mit großem Vorsprung gewählt wird? Wirklichkeits-Verweigerung, Gegenwarts-Verachtung, Demokratie-Verhöhnung? Görlitz, ein Epi-Zentrum des rechten Populismus?
„Ein Volk, ein Reich, ein Irrtum”
Einer, der hier Antworten geben könnte, lebt nicht mehr. Er ist gebürtiger Görlitzer, hat viele kluge Texte, mehrere erkenntnisreiche Bücher geschrieben und zahlreiche Kabarett-Programme verfasst – aber in seiner Geburtsstadt will niemand an ihn erinnern: Werner Finck. Die Stadtgesellschaft hat ihn vergessen, es scheint mitunter, als wollte sie ihn vergessen machen.
Am 2. Mai 1902 wird Werner Finck in Görlitz als Sohn eines Apothekers geboren, besucht in seiner Geburtsstadt das Gymnasium. Nach mehreren Jahren als wandernder Märchenerzähler, in Laienspielgruppen und nach Engagements als Schauspieler am Schlesischen Landestheater Bunzlau und am Hessischen Landestheater Darmstadt, geht er 1929 nach Berlin. Hier erlangt er im Kabarett „Katakombe“ rasch große Popularität. Er bespöttelt die Verhältnisse seiner Zeit und richtet seinen Wortwitz auch nach 1933 gegen die führenden Vertreter des Nationalsozialismus. „Ein Volk, ein Reich, ein Irrtum” – knapper und bissiger geht es kaum.
Finck sieht sich als „überzeugter Individualist“, was freilich für Ärger und Konflikte mit den Nationalsozialisten schon ausreicht. Er agiert nach dem Motto „Sich den Kopf nicht verbieten zu lassen, ihn aber auch nicht zu verlieren“. Seine rhetorische Methode beruht auf nicht zu Ende gesprochenen Sätzen, hintersinnigen Doppeldeutigkeiten und Wortspielen sowie auf dem entlarvenden „Wortwörtlich-Nehmen“, etwa: „Kommen Sie mit? Oder muss ich mitkommen“, fragt er Gestapo-Beamte, die sich während seines Auftritts in der „Katakombe“ Notizen machen.
Ende 1934 wird das Kabarett von den Nazis geschlossen und Finck festgenommen. Nach Verhören im Geheimen Staatspolizeiamt wird er inhaftiert und ist anschließend nach einer Entscheidung von Reichsminister Joseph Goebbels „für die Dauer von sechs Wochen in ein Lager mit körperlicher Arbeit zu überführen“. Finck kommt in das KZ Esterwegen.
Dort wird er am 1. Juli 1935 entlassen. Eine Anklage wegen eines Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ vor dem Berliner Sondergericht endet zwar nicht mit einer Verurteilung, Finck darf jedoch nur noch unter Auflagen als Schauspieler arbeiten, bis er Anfang 1939 fristlos entlassen wird. Bei Kriegsbeginn meldet er sich zur Wehrmacht, kann das Kriegsende, zuletzt als Soldat an der italienischen Front, mit viel Glück überleben. Sein persönliches Kriegsende hat er später so beschrieben: „Ich bin also erstmal auf Schreibstube gegangen und habe gefragt, ob noch was wäre. Und erst als man mir sagte, nein, es hätte sich erledigt, gab ich mich dem wohlverdienten Zusammenbruch hin.“
Ein mutiger Mann, der die Freiheit des Wortes liebte
Nach der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft am 3. Oktober 1945 arbeitet er wieder als Theater- und Filmschauspieler und Kabarettist sowie für das Fernsehen. Bis 1949 gibt er mit anderen „Das Wespennest“, die erste deutsche satirische Zeitschrift nach dem Zweiten Weltkrieg, heraus. In den Folgejahren tourt er durch die junge Bundesrepublik. In seinem Soloprogramm will er der „Zersetzung der Humorlosigkeit im öffentlichen Leben“ den Weg bereiten.
Er nennt seine Bühnen-Programme „Gegen Kompromisslosigkeit“ oder „Für Aufrüstung der Toleranz“. Mit einer Sicherheitsnadel unter dem Revers des Sakkos als Parteiabzeichen und einem weißen Tischtuch als Parteifahne tritt er an gegen den „Ernst der Zeit“ (Adenauer) der deutschen Nachkriegspolitik. 1962 wird Finck ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. 1964 folgt sein Programm „Bewältigte Befangenheit“ in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, zahlreiche Fernsehauftritte schließen sich an. Sechs Jahre vor seinem Tod erscheint 1972 seine Autobiografie „Alter Narr – was nun?“ – darin findet sich ein Satz, der als Motto nicht nur für seine Künstler-Existenz Beleg ist: „Ich habe in meinem Leben sehr viel gehalten, aber nicht den Mund.”
Werner Finck stirbt am 31. Juli 1978 in München, im Stadtteil Ramersdorf ist eine Straße nach ihm benannt. In Mainz ist ihm ein Stern am »Walk of Fame des Kabaretts« gewidmet. In seiner Geburtsstadt aber ist er, einer der größten Söhne der Stadt, bei vielen vergessen. Das soll sich ändern. Einige in Görlitz – darunter Unternehmer, Künstlerinnen und andere Engagierte der Stadtgesellschaft – wollen, dass der Wortkünstler und Tragik-Komiker nun eine überfällige Würdigung erfährt. Zumal er einst über seine Heimatstadt sagte: „Das Tadeln meiner kleinen Stadt überlasse ich den Söhnen der Weltstädte. Wir aus den kleinbürgerlichen Städten müssen zusammenhalten.“
Und welcher Ort wäre hier besser geeignet als der Platz vor dem Theater der Stadt, das den Namen Gerhart Hauptmanns trägt. Im Volksmund wird der Bau wegen der opulenten Innenausstattung „Kleine Semperoper“ genannt. Ein einfaches Schild soll dann Einheimische und Besucher darauf hinweisen, wer dieser Werner Finck war: „Ein mutiger Mann – ein Künstler, der die Freiheit des Wortes liebte und verteidigte. Geboren in Görlitz.“
Warum ist Görlitz „irritiert schön“?
Was soll der Westneid?
Mir hat es dann schon gereicht und ich hab nicht weitergelesen
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wie Morgensterns, Korf sagt.
Der Osten kann nicht schön, darf nicht anders sein als es der Westen will.
Finck ist ein Unbequemer, weil denkender Idealist, der es keinem recht machen wollte, um den Preis des Dazugehörens. Ihn zu ehren, bedarf es keines Platzes, lest seine Texte, seht Videos mit seinen Auftritten, denkt, sodass keiner eurer gedenken muss.
Ich sehe es wie folgt.
Da kommt ein Wessi aus Hessen daher und wundert sich schon im ersten Satz, das Görlitz schön ist.
Hat der Kerl, der viele Bücher schrieb, der aus den edelsten Teil der deutschen Arbeiterklasse (Schriftsetzer) kommt, so wenig Sensibilität?
Natürlich hätte man Finck in Görlitz würdigen können.
Aber darum geht es nicht.
Es geht um die Arroganz eines Besserwessi, die schon aus den ersten Satz spricht.
Diese Arroganz hat im Osten die AfD erst stark gemacht.
„Die AfD ist die Rache des Ostens“ schrieb im letzten Jahr DDR-Urgestein Frank Castorf, künstlerisch den Ortner Lichtjahre überlegen. Dieser Ortner erreicht mit seinen abfälligen Eingangssatz über eine schöne Stadt im deutschen Osten das Gegenteil von dem was er will.
Das muß man den Besserwessis penetrant unter die Nase reiben, damit sie endlich lernen!
Ich würde das auch so schreiben wie der Autor. Das Besondere an Görlitz, und das hat es in Deutschland nur an sehr wenigen Orten, ist eben, dass es von den Bomben verschont wurde. Und da unsere einstige Republik ökonomisch nicht so potent war, blieb der Stadt auch die geballte Hässlichkeit der Nachkriegsbauwut der BRD erspart. Und WBS 70 war zweifellos eine vernünftige und letztendlich gute Sache angesichts dessen, was unser Land zu leisten vermochte. Aber schön? Vielleicht doch eher nicht.
Es gibt sie also doch, die verbiesterten Ewigossis, die nicht mal das Erstsun3n des Wessis zur Kenntnis nehmen könen, sondern sich selbst darüber beleidigt echauffieren.
„Diese typisch westdeutsche Arroganz, („irritierend schön“) die gutwillige Wessis wahrscheinlich gar nicht bemerken…“
Mei oh mei.
Man kann ja gerne ein über’s Ziel hinaus schießender Lokalpatriot sein, aber was bitte ist an „irritierend schön“ irritierend?
Bin irritiert.
Diese Aussage beinhaltet nicht mehr oder weniger, als eine Huldigung an Ästhetik und einen Eindruck, der in keiner Weise abwertend verstanden werden kann oder neidvoll unterstellt, „irritierend für Habitate DES Osten/DER Ossis“ zu sein.
Wer pauschal „westdeutsche Arroganz“ in diesen harmlosen Satz hineinlesen, aber dessen Kernaussage NICHT verstehen kann, sollte seine eigene, unterstellende Gedankenwelt dringendst selbst hinterfragen.
Der Autor ist „irritiert“, da das gängige Vorurteil des gemeinen „Wessis“, das aus jeder seiner Zeilen spricht, nicht zutrifft. Wir haben 2025 und nicht 1990. Da sollte sich auch in der westdeutschen Provinz herumgesprochen haben, wie es bei den „Untermenschen“ im Osten aussieht. Zumindest die neuen Eigentümer der Ostimmobilien sollten es wissen. Schließlich leben nicht wenige von den Mieten, die die „Ossis“ bezahlen…( 85% der Immobilien sind in Westbesitz…)
Und Görlitz dient ja auch als Filmkulisse für viele Filme. Aber wer wird sich schon seine Vorurteile, die oft Basis der westdeutschen Arroganz sind, nehmen lassen…
Ich bin irgendwie stolz darauf, noch ein direkter Zeitgenosse von Werner Fink
gewesen zu sein. Damals war das Fernsehen noch für einen verschmitzten Humor
des Werner Fink offen. In der Ampelzeit hätte Werner Fink bestimmt öfter Besuch
vom Mobilen Einsatzkommandos bekommen. Er hätte sich garantiert nicht davon
abhalten lassen, Habeck, Bärbock oder Flack-Zimmerknall mit bissigem Witz zu
überziehen. Werner Fink hat Tatsachen ausgesprochen. In der Corona Zeit hätte
man ihm sicher keinen Raum für Auftritte geboten. Er hat die Nazis kritisiert, aber
zu Deutschland gestanden. Da die „gesichert rechtsextreme AFD“ mit den Nazis
so viel gemein hat, wie Strohrum mit Malzbier (beides sind Getränke),
würde ich nicht ausschließen, dass sich Werner Fink eher zu der AFD wenden
würde, als zu den, bis auf das BSW, Deutschland verachtenden und vernichtenden
Restparteien. Wer regiert denn in Görlitz, die AFD nicht, es ist die CDU!
Die AfD ist in großen Teilen braun wie Kakao oder Malzbier.
Finck hätte diese sicher durch den Kakao gezogen.
Sie sollten eher fragen, wer nicht braun ist.
Die Linke ist nur totalitär, ohne braun und BSW ist noch nicht vorhanden.
„…sicher hätte er…“, ja wenn man seine eigene Projektionen u. eigenes Wunschdenken in schon lange Verstobene hineininterpretiert, dann kommen solche Kommentare daraus.
Glauben Sie mir, die AfD ist keine Alternative. Sie wird uns im Verein mit der CDU zu gegebener Zeit noch weiter in die bekannte Sch… reiten. Die, die in ihr so eine Art „deutschen Heiland“ erkennen wollen, werden sich noch gewaltig die Augen reiben. Dass die AfD eine „gewollte“ Opposition der neoliberalen „Elite“ ist, können Sie schon am giftigen Umgang mit dem BSW sehen, das mit allen Mitteln be- und verhindert wird. Die AfD erhält dagegen kostenlose Werbung (Peinliche und vor allem dümmliche Sabotageversuche des Weidel-Interviews in der ARD).
Dass Fink ein AfD-Sympathisant wäre, ist eine haltlose Projektion, die auf der Fiktion der AfD als „Oppositionspartei“ beruht.
@AeaP
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Schönen Restsonntag!
Noch hat die AfD eine Alternativ/Oppositionsfunktion.
In dem Augenblick, da die Regierungsoption in Reichweite ist, wird sich die Partei im Hinblick auf Personal und Ausrichtung gewandelt haben. Genauer, sie wird verändert werden.
Die Entwicklung der Grünen zeigt dies sehr schön, einstmals eine Friedenspartei, die jetzt den Krieg gegen Russland befördert.
Wir sehen den Effekt der neoliberalen Organisationen und Strukturen in den USA, der Dienste, der Medien und ihrer eifrigen Helfershelfer in Deutschland.
Es soll und darf keine souveräne deutsche Regierung geben und das geht nur durch Ausschaltung jeglicher abweichender Kräfte in Industrie, Medien und Politik.
Wir gleichen den Zuschauern bei Fincks Vorstellungen, wir lachen bis uns das Lachen im Halse stecken bleiben und hoffen, dass er sauber ist, wenn er in Plötzensee endet.
Einerseits hat Görlitz tausende von Baudenkmälern die dort noch im „Original“ stehen, denn Görlitz wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört und deshalb ist die ganze Vorkriegsarchitektur dort noch erhalten während sie andernorts nicht mehr vorhanden (Frankfurt/M, Hannover, Berlin, Leipzig, Jena, Hamburg, Dresden) oder eben nur teilweise und eben nach Nachkriegsgesichtspunkten wieder aufgebaut oder nicht wieder aufgebaut wurde (Potsdam, Frankfurt/M und Frankfurt/O, Berlin, Hannover, Hamburg, Jena usw.
Das Problem in Görlitz ist das so viele Baudenkmäler zu DDR-Zeiten nicht erhalten konnten und das auch nach der Wende viel verfallen ist. Und so findet sich verfallen neben rekonstruiert zumindest war es 2009 so als ich das letzte mal dort war. Inzwischen wird sogar der wunderschöne Bahnhof in Angriff genommen – die Schnellmerker im Bundesverkehrsministerium haben bemerkt das die Züge von Berlin nach Görlitz heute noch genauso schnell sind wie vor 135 Jahren als die Strecke gebaut wurde …
Jetzt soll in Görlitz ein großes Bahnkreuz entstehen klar das hat natürlich nichts mit der Panzerfabrik zu tun … Das Hertie-Kaufhaus wäre auch empfehlenswert, Jugendstilarchitektur aber leider geschlossen, da Karstadt-Hertie pleite und der Käufer Winfried Stöcker es noch nicht wieder eröffnet hat, konnte durfte. (der Professor Stöcker mit dem Corona-Impfstoff, deshalb „umstritten“,und deshalb steht das Gebäude jetzt leer und geschlossen da)
(Antwort auf Naomi)
Über Görlitz und die Stadtentwicklung kann man viel diskutieren. Sie war zu DDR-Zeiten mal Großstadt mit 100.000 Einwohnern, heute 56.000. Seit der Wende hat die Stadt ein Viertel ihrer Einwohner verloren.
Die DDR war ein armes Land und mußte sich auf den Wohnungsbau, den Plattenbau im Bauhausstil, konzentrieren. Nicht nur in Görlitz verkamen die Innenstädte, leider.
Aber darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, da kommt ein Wessi aus Hessen, der wahrscheinlich von der Geschichte dieser schönen alten Stadt in Ostdeutschland keine Ahnung hat und findet diese schon im ersten Satz „irritierend schön“
Was für eine typisch westdeutsche Arroganz!
Das die Innenstädte verfielen, war lange politischer Wille. Es sollte die neue sozialistische Stadt nach sowjetischen Vorbild entstehen. Als man dann die Politik änderte, hatte die DDT keine Kraft mehr, zu sanieren. Nichtmal um wirklich genug Platten zu bauen, um das stets immanente Wohnungsproblem zu lösen…
Die Probleme in Görlitz liegen dann doch tiefer. Und die regierenden Parteien waren seit der Wende nicht in der Lage sie zu lösen. Das Verhältnis zu Polen ist, aus historischen Gründen, die nicht alle bis vor 1945 reichen, schwierig, und nicht leicht in Worte zu fassen. Das betrifft beide Seiten. Eitelsonnenschein ist es im nur Kulturbetrieb. Der AfD- Kandidat wollte übrigens nicht die Grenze mit Waffengewalt vor den Polen schützen, er war sich mit dem polnischen Bürgermeister sehr einig, das man etwas gegen die grenzüberschreitende Kriminalität tun muss, un er schlug als erste Maßnahme vor, doch wenigestens mal die Ausweise der Grenzgänger zu kontrollieren, das ging natürlich nach meinung der sogenannten „Linken“ gar nicht, udn wählten in der Stichwahl CDU. das Erste was der CDU- Bürgermeister dann tat, war überall in Gernznähe feste Überwachungskameras aufzustellen, was nichtmal die AfD gefordert hatte. Mal wieder ein Schuss ins eigene pseudolinke Knie. Ansonsten kämpft Görlitz, abseits der touriistisch erschlossenen Altstadt, die fast ausnahmslos im Eigentum westdeutscher Investoren ist, mit den üblichen Problemen der nach 1945 zu Grenzstädten gewordenen Städten, die ihre ökonomische Basis auf der Ostseite der Neiße hatten. Zusätzlich zu den Geschehnissen zur Wende. Zerstörung der industriellen udn gewerblichen Infrastruktur, Abwanderung, Leerstand, Arbeitslosigkeit, Soziale Probleme. Die Schönheit der Görlitzer Altstadt ist ein potemkisches Dorf. Der noch erhaltene größte Industriebetrieb, der Görlitzer Waggonbau, ein traditionsreicher Betriebm der u.a. die Doppelstockwagen entwickelte, geht gerade den Bach runter. Auch das Maschinenwerk, heute Siemens Turbinenfertigung, kriselt seit langen Jahren vor sich hin und steht immer kurz vor der Schließung, das fangen die wenigen Neuansiedlungen, wie Birkenstock, nicht ansatzweise auf. Die Ausländerquote in Görlitz dürfte übrigens deutlich höher sein, als es die offizielle Statistik preisgibt. Viele Polen mieten sich in Görlitz Wohnungen, da die Mieten auf deutscher Seite deutlich günstiger sind, ein ergebnis des sehr speziellen polnischen Mietmarkts, behalten aber ihren „Lebensmittelpunkt“ in Polen, schon mal aus steuerlichen Gründen, so sind die in Deutschland zu zahlenden Steuern udn Abgaben auf Löhne deutlich niedriger. Diese fallen natürlich nicht in die Statistik über die Ausländer.
Dieser Artikel ist einfach nur schlecht recheriert udn durch die ideologische Brille verfasst.
Gut gekontert. Der Artikel ist totaler Müll.
👍👍👍
Übrigens, Görlitz hatte bis 1945 weder eine polnische noch eine tschechische Geschichte. Görlitz hat vor ellem eine böhmisch- oberlausitzsche Geschichte und ab dem Wiener Kongress eine preußsch- schlesische.
Nach 1945 erschöpfte sich die Geschichte als polnische Grenzstadt, die nach Osten ab den späten Siebzigern für die meisten DDR- Bürger faktisch unduschlässig waren, und das Verhältnis zu Polen sich dahingehend erschöpfte, das die Polen die Läden leerkauften, und somit die angespannte Versorgung noch verschlimmerten, und ihren Müll gern in Hausfluren und Straßen der Stadt hinterließen, da sie sich in den Hausfluren die erworbenen Textilien anzogen, um sie durch den Zoll zu bekommen. Nach der wende war es dann die extrem gestiegene Grenzkriminalität, die das Verhältnis bestimmte, zusätzlich kommen natürlich bis heute eine latente gegenseitige Abneigung durch die kriegsgeschehnisse und die Vertreibungen, die bis heute anhalten. das heißt aber nicht, das man sich nicht auf unterer persönlicher Ebene nicht versteht. Wie oben geschrieben, das verhältnis ist auf beiden Seiten schwierig. Offiziell wir das natürlich negiert…
Die einfachen Leute verstehen sich. Das Problem ist die Politik. So hat der Wojewode von Schlesien das Vermieten von Wohnungen an Deutsche untersagt. Auch gibt es von polnischer Seite kaum noch Kontakt zur deutschen Seite. Ist politisch nicht gewollt.
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurden im Ostteil der Stadt griechische Bürgerkriegsflüchtlinge angesiedelt ( ca 19000) und aus Südostpolen vertriebene Lemken.
Beiden Gruppen wurden einer gewaltsamen Polonisierung unterzogen. Nach 1990 wurden auch die letzten Reste, die an die Herkunft der Bewohner erinnerten, getilgt. Viele der Griechen und deren Nachkommen wanderten ab 1990 wieder zurück nach Griechenland.
Ich ergänze, dann schweige ich!
Diese typisch westdeutsche Arroganz, („irritierend schön“) die gutwillige Wessis wahrscheinlich gar nicht bemerken, hat im Osten die AfD erst starkt gemacht
„Die AfD ist die Rache des Ostens“, schrieb im letzten Jahr Frank Castdorf, ein dissidentisches DDR-Urgestein
https://www.volksstimme.de/deutschland-und-welt/deutschland/die-afd-ist-die-rache-des-ostens-3896292
Schreibt die Volksstimme aus den Ösiland. Ich weiß, die Volksstimme ist KP-nah, hab aber auf die Schnelle nichts anderes gefunden
Das ist nichts als die bittere Wahrheit.
Seltsam, dass hier auf einmal auch Leute veröffentlichen, die sonst für die Frankfurter Rundschau, den Focus und The European schreiben – und hier nun ziemlich genau dieselbe Art von allzu wortreicher, framend-gefühliger und politisch korrekter Schreibe bringen.
Der Text könnte ebenso auch bei GEO, im Spiegel oder in der Zeit stehen.
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Im Grunde geht es dem in Westdeutschland sozialisierten Autor (der bei der Wende in der DDR schon fast 40 Jahre alt war) doch bloß darum, in dem von ihm in Wirklichkeit sehr ambivalent gesehenen Osten das zu fördern, was unser herrschendes politisch-mediales Milieu „Zivilgesellschaft“ nennt (ein Unwort des Jahrzehnts), und zwar gegen die dort tatsächlich lebenden Menschen. Er schätzt ja lediglich die Baulichkeiten von Görlitz, aber nicht die dort lebenden Menschen, die er für politisch verirrt hält.
Letztlich will er die Görlitzer mit etwas beglücken, was ihnen bisher anscheinend nicht fehlt. Irgendwie etwas übergriffig und von der Denkweise her auf „Entwicklung“ bzw. geistige Kolonisation des Ostens vom Westen her zielend.
Was er nicht versteht, dass ist der Umstand, dass die Görlitzer eben auch exakt wegen(!) solcher „zivilgesellschaftlicher“ und politisch-korrekter Dinge die AfD wählen und eben nicht wollen, dass ihr schönes Städtchen in 20 Jahren so verkommen aussieht wie heute etwa Offenbach oder Essen. Da spielt es überhaupt keine Rolle, wie viele Migranten jetzt dort sind. Die Görlitzer wollen eben, dass es sich nicht ändert, denn sie wissen gut genug, worin die angebliche „Bereicherung“ in Wirklichkeit besteht
Zustimmung. Die „Initiative“ zur Umbenennung des Demianiplatzes geht von zugezogenen „Wessis“ aus. Weder die indigene Bevölkerung ist einbezogen worden. Noch interessiert die „Wessis“, wer der Namensgeber dieses Platzes war und welche Rolle er für die Stadt Görlitz spielte. Die echten Görlitzer empfinden solches Verhalten der „Wessis“ zu Recht als das von Kolonialherren…
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gottlob_Ludwig_Demiani
Außen hui, innen pfui.
Hinter der schönsten altstädtischen Fassade Mitteleuropas hocken die neuen Nazis.
Der Titel
ist übrigens irreführend.
Es geht weder um Finck noch um Görlitz.
Und alles schön aus Wikipedia umformulierend-abgeschrieben. Das ist natürlich weniger schön.
Bei obigem Artikel sollte man wohl meinen, daß die AFd die Erinnerung an Werner Fink verhindert. Tatsächlich ist die AFD mit 14 Sitzen im Stadtrat die stärkste Fraktion.
NUr: Der Stadtrat hat 38 Sitze – nachzulesen in der Zusammensetzung hier: https://www.goerlitz.de/Der_Goerlitzer_Stadtrat.html
Vor Allem: Der Oberbürgermeister der Stadt Görlitz ist nun mal CDU….
Ich weiß nicht wie die AFD zu Werner Fink steht, aber Herr Fink hat 1945 nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft einen sehr erhellenden Satz getätigt:
“ „Und so halte ich auch zu jeder Regierung, bei der ich – wenn ich mich selbst zitieren darf – ,bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht zu ihr stehe’.“ “
Tja, den derzeitigen Blockflöten an der Macht dürfte dieser Satz doch eher schwer im Magen liegen. Anstelle des CDU- Bürgermeisters würde ich mich (im Hinblick auf meine Bosse in der Bundesregierung) garantiert keine Erinnerung an diesen „Delegitimierer unserer Demokratie(TM)“ erlauben!!!
Mit Verlaub, der Autor ist meiner bescheidenen Ansicht nach ein ziemlicher dummer Depp wenn er in diesem Forum Manipulation betreiben will
Lustig, wie in einem einzigen Text zwischen guten Geheimdiensten (dem Verfassungsschutz) und bösen Geheimdiensten (Gestapo) unterschieden wird. Nein, Scheiße, es gibt keine guten Geheimdienste, die gehören alle entsorgt.