Junge Menschen fürchten vor allem einen Krieg in Europa

Bild: Marco Verch/ccnull.de/CC BY-SA-2.0

Die Shell Jugendstudie macht deutlich, dass die jungen Menschen eher brav und angepasst sind und keine gefestigte politische Position haben.

 

Junge Deutsche neigen stärker  dazu, die AfD zu wählen. BSW kann bislang von dem Trend weg von den „Systemparteien“, die sich alle in der Mitte drängeln, nicht profitieren. Vermutlich sind die jungen Menschen, immer auf Widerstand gegen das herrschende Milieu und die Elterngeneration gebürstet, nun zu einem gewissen, aber angewachsenen Teil nicht mehr links, sondern eben rechts. Hier scheint es noch Widerstand und Provokation zu geben, zugleich wird die AfD als gefährliches Schmuddelkind an den Rand gedrängt und mit einem Verbot bedroht, was sie interessanter macht. Und da ist noch die Opposition gegen den Krieg. (Was zieht die jungen Menschen zur AfD und nach rechts?).

Die 19. Shell Jugendstudie will die Befindlichkeit und Selbstwahrnehmung der Jugendlichen und jungen Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren in Deutschland erfassen. Auffällig sei, dass die heutige Jugend mehr an Politik interessiert sei: „Aktiv über Politik informieren sich 51% der Jugendlichen (2019: 36%). Auch die Bereitschaft zum politischen Engagement ist langfristig gewachsen, von 22% in 2002 auf 37% in 2024.“ Aber viele seien Viele seien „für populistische Positionen empfänglich“. Noch immer würden sich die jungen Menschen aber als eher links einstufen, die Frauen ein wenig stärker. Ein Rechtsruck sei nicht zu erkennen, was allerdings bei den Landtagswahlen in den ostdeutschen Ländern doch zu erkennen war. Das betrifft offensichtlich vor allem die Männer. Auch in der Shell-Studie ordnen sich 25% der jungen Männer als rechts oder eher rechts ein, 2019 waren es noch 20%.

Mit 81 Prozent ist die stärkste Angst vor einem Krieg in Europa, 2019 hatten dies erst 46% angegeben. Die Jugend hat zwar selbst wie ihre Eltern keinen Krieg erlebt, aber der Strom der Bilder aus der Ukraine und aus dem Nahen Osten lässt sie ahnen, wie schrecklich das ist, wohl aber auch, dass sie gerade als junge Generation bei einem Krieg eingezogen würden und kämpfen müssten. Gerade erst wieder haben die Nachrichtendienste, auch um mehr Geld zu erhalten, vor der Bedrohungslage gewarnt. Vor allem ist Russland der Gegner. Der BND-Chef beschwört die von Russland angebliche drohende Kriegsgefahr: „Die russischen Streitkräfte sind wahrscheinlich spätestens ab Ende dieses Jahrzehnts personell und materiell in der Lage, einen Angriff gegen die Nato durchzuführen.“ Ob sie das auch vorhaben, ist eine andere Frage, die lieber nicht gestellt wird, um die Angst und die geforderte Kriegsertüchtigung mitsamt der besseren Finanzierung der Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr nicht in Frage zu stellen.

Also die Jugend hat Angst vor einem Krieg, was nicht verwunderlich ist, weil ständig propagiert wird, dass ein Krieg droht, wenn nicht die Ukraine im Krieg unterstützt wird, die die letzte Barriere vor einem Vorstoß der bösen imperialistischen Russland darstellt. Die Jugend nimmt ernst, was ihr vorgekaut wird, das sollte nicht verwundern. Und weil die AfD für Friedensverhandlungen ist, auch wenn sie ansonsten für Militarisierung und Wehrpflicht eintritt, dürfte sie auch deswegen attraktiv sein. Allerdings sind die meisten jungen Menschen weiter für eine Nato-Anbindung, für eine Bestrafung Russlands (60%) und für Waffenlieferungen (50%).

Interessant ist, dass gegenüber Israel und dem Haza-Krieg die Einstellung aber deutlich differenzierter ist. Nur 30 Prozent begrüßen es, dass sich Deutschland auf die Seite Israels gestellt hat, eben so viele lehnen dies ab. Ähnlich ist die Haltung zur besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel. Eine Mehrheit von 52% fordert, dass Deutschland das Leiden der Palästinenser stärker anerkennen sollte. Offenbar wurde aber vermieden, in der Fragestellung einen Vergleich mit dem Ukraine- und Gaza-Krieg zu machen.

Abgeschlagen folgt hinter der Kriegsangst mit 67% die Angst vor steigender Armut. Die vor dem Klimawandel (63%) und der Umweltverschmutzung (64%) ist jedoch gesunken. Für 80% ist der Mensch für die Klimaerwärmung verantwortlich, was die AfD aber bestreitet. Ebenso hoch ist die Angst vor wachsender Feindseligkeit in der Gesellschaft und vor sozialer Ungleichheit. Interessant ist, dass das Migrationsthema nicht sonderlich ausgeprägt ist, das die AfD und in ihrem Schlepptau die anderen Parteien fortwährend beschwören. Die jungen Menschen haben viel stärker Angst vor Ausländerfeindlichkeit (58%) als vor Zuwanderung (34%).

Eindeutig sind die Ergebnisse allerdings nicht, die jungen Menschen sind wenig verwunderlich hin- und hergerissen, schwanken in ihrem Urteil, ihre Haltung scheint wenig konsistent zu sein. Sie sind einerseits mit Staat und Gesellschaft, auch mit der Demokratie zufrieden und glauben, so die Autoren der Shell-Studie, an ihre Zukunftschancen, und darauf, dass Deutschland ihnen alle Möglichkeiten bietet, ihre Lebensziele zu verwirklichen (76%), und vertrauen darauf, dass alle gemeinsam als Gesellschaft eine lebenswerte Zukunft schaffen können (71%).“ Das Vertrauen in „regierungsunabhängige staatlichen Institutionen wie etwa dem Bundesverfassungsgericht oder der Polizei“, aber auch in die Bundeswehr sei gewachsen. Das klingt wenig links und ziemlich naiv und brav. Auf der anderen Seite werden „populistische“ Narrative vertreten, also dass sich der Staat mehr um die Flüchtlinge als um die Deutschen kümmere, dass er nichts hinkriegt, dass eine „starke Hand wieder Ordnung“ schaffen müsse oder dass Gendern von der Mehrzahl abgelehnt wird.

Es heißt, dass Toleranz und Anerkennung der Vielfalt der Menschen hoch im Kurs stehen, gleichzeitig wird den jungen Menschen ein „robuster Materialismus“, d.h. Streben nach Wohlstand, Macht, Einfluss und Durchsetzung der eigenen Interessen attestiert.

51% der jungen Menschen würden sich aktiv über Politik informieren, vor allem online, nur 5% ausschließlich über traditionelle Medien (Tatsächlich? Haben die kein Smartphone?). Es werden mehrere Medien oder Kanäle benutzt, nur 1% informieren sich nur in sozialen Netzwerken oder Messenger Apps. Das heißt, die jungen Menschen stecken nicht so in Online-Blasen fest, wie man das oft behauptet wird, um zu erklären, warum sie die Falschen wählen.

Die Autoren schreiben, dass die Jugend „großes Vertrauen in klassische Medien“ habe, allen voran in ARD- oder ZDF-Fernsehnachrichten (83%) und großen überregionalen Zeitungen (80%). Das Vertrauen in „Online-Informationskanäle“ falle geringer aus. Hier steckt sicher ein gedanklicher Wurm drin, denn einerseits kann man Vertrauen in Medien äußern, ohne diese regelmäßig zu benutzen, andererseits sind die klassischen Medien ja auch online verfügbar. Die ritualisierte Aufspaltung zwischen traditionellen und Online-Medien dient nur der Ideologie und wird nach dem Muster gebildet, dass Bücher zu lesen gut sei, als ob die Buchform Schmarrn abstößt, während digitale Informationen Unsinn aufsaugen. Der Unterschied liegt darin, dass die traditionellen Informationskanäle trotz aller geordneten Publikumsbeteiligung kontrollierte Sender sind, was auch online durch Säuberung der Foren gewahrt wird, während im „wilden“ Internet alle Menschen Sender und Rezipienten sind und sich die von kontrollierten Sendern stammenden Nachrichten mit individuellen Positionen vermischen. Schon die Fragestellung, ob man eher traditionellen oder digitalen Informationskanälen vertraut, ist Unsinn.

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32 Kommentare

  1. tja ich weiss nicht.
    Warum waren dann sowenig Leute auf der Strasse bei den Friedensdemos und dann hauptsächlich alte Säcke?
    Die Jugend ist im Smartphone verloren gegangen. Frieden wird in Likes gesucht.

    1. Es war noch nie so, dass das, was auf der Straße stattfindet, die Meinungsverteilung insgesamt repräsentiert.

      Unterm Strich würde ich sagen, sind die Hauptmedien heute weniger journalistisch als bspw. vor 40 Jahren, aber jeder hat extrem vielfältigere Zugriffsmöglichkeiten auf Infos, für die er/sie sich interessiert.

      Das sind dann bei jungen eben überwiegend lustige TikTok-Filme.

      Ich bilde mir ein, dass die Jugendlichen, die 2022 an den Friedensdemos teilgenommen haben und mit etwas politischem Feingefühl ausgestattet sind, von den ganzen Blau/Gelb-Fähnchen-Schwenkern irritiert waren, die eigentlich nur den ukrainischen Chauvinismus spiegelten, der Hauptbereiter des Putschs und des Kriegs 2014 war.

      Die waren aber sicher insgesamt und auf den Demos in der Minderheit.

      1. „ Es war noch nie so, dass das, was auf der Straße stattfindet, die Meinungsverteilung insgesamt repräsentiert.“
        Tja, kommt halt drauf an wie viele hingehen und wie darüber berichtet wird.
        Bei der AntiTTIP-Demo waren über 100000 Leute, aber es wurde nicht darüber nicht berichter. TTIP kam nicht zu Stande, aber dafür CETA, also TTIP um drei Ecken.
        Es ist übrigens nicht verwunderlich das die Jugend von heute so ist. Weil die Eltern so sind: Schau auf dein Smartphone, da ist ein Katzenvideo,und frag mich nicht über mein gesellschaftliches Versagen aus. Wir haben uns angepasst und konnten uns dadurch auch ein Smartphone für dich leisten, damit du uns nicht nervst. So ist die Elterngeneration aus A- lochhausen.

    2. Warum waren dann sowenig Leute auf der Strasse bei den Friedensdemos und dann hauptsächlich alte Säcke?

      Die Leute wollen keinen Frieden. Die wollen bloß ihre Ruhe.

    3. “tja ich weiss nicht.
      Warum waren dann sowenig Leute auf der Strasse bei den Friedensdemos und dann hauptsächlich alte Säcke?”

      Ich weiß nicht, die Jugend scheint endlich kapiert zu haben das Demos nix bringen und in Berlin, genauso wie Volksbegehren, niemanden zu interessieren scheinen. Außerdem läuft man in diesem Land mittlerweile immer Gefahr einen Gummiknüppel von unseren Freunden und Helfern in die Fresse zu kriegen.

      Wer weiß, vielleicht lässt sich deswegen niemand mehr auf einer Friedensdemo blicken.

    4. Die bedauernswerte (?) Jugend ist geistig zerrüttet. Zerrüttet in dem Sinne, dass sie keine geschlossene stringente Vorstellung mehr von der Realität haben. Alles ist zerstückelt in Informationsschnipsel unterschiedlichsten Wahrheitsgehaltes. Da ist alles dabei von glatter Lüge bis tatsächlichen Informationen. Alles erratisch , ein tutti frutti. Informationsflut, Lügenflut, Propagandaflut und die systematische Ausschaltung jeder wirklichen Bildung, die ein erkennen des Ganzen ermöglichen würde.
      Ich glaube das ist die Erklärung für die abstrusen Widersprüche in den Antworten der Jugendlichen.

  2. Die Jugend denkt konservativer als ihre Eltern. Das ist ganz normal und eine gesunde Gegenreaktion gegenüber der Elterngeneration, die sich vielfach, links, liberal und auch grün verortete.
    Ich glaube aber, die Jugend nimmt sehr feinfühlig wahr, daß ihre Zukunftsaussichten sehr viel schlechter sind als die ihrer Eltern. Während die „Rötzer-Rentner-Generation“ sich in ihrer Jugend keine Sorgen um ihre Rente machen mußte, ist dies heutzutage anders. Junge Leute diskutieren viel darüber, wie sie privat für die Rente vorsorgen können, ob sie in Aktien/ETF sparen sollen. Viele Jugendliche mit Hochschulabschluß hangeln sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag durch. Auch die Einkünfte sind niedriger als die der Eltern. Ging man früher gerne aus den Elternhaus weg, so gibt es jetzt das lange Nesthocker-Phänomen. Das hat mit Geld zu tun. Eltern der Mittelschicht unterstützen – müssen unterstützen – ihre Kinder viel länger als dies früher üblich war. In fast jeder Mittelschichtfamilie findet sich heute ein „Versager“, der mit 28 sich noch nicht selbst versorgen kann. Darüber wird allerdings nicht geredet, denn das würde die heile Welt der Mittelschicht ankratzen.

    In dieser Situation ist es verständlich, das Werte wie Familie und Ehe (Schutzfunktion) wieder an Bedeutung gewinnen. Außer einer woken Minderheit glauben Jugendliche an die 2 Geschlechter, also an die biologische Realität.

    Wenn die Regierungsomas gegen rechts rufen „Ganz Berlin haßt die AfD“, was sachlich falsch ist, so führt dies zu einer natürlichen Gegenreaktion. Welcher Jugendliche läßt sich schon von vertrockneten Omas mit hoher Rente sagen, was er politisch zu denken hat? Wenn also die Omas gegen rechts wirklich etwas gegen rechts tun wollen, sollen sie einen Rentnerclub gründen und sich erst mal politisch und digital bilden und ihre Haßparolen einstellen.
    Dann hört vielleicht – eher nicht – die Jugend auf sie!

    1. Wenn also die Omas gegen rechts wirklich etwas gegen rechts tun wollen,
      sollen sie gegen die NATO Osterweiterung und die UkroNazis demonstrieren…

      und die AfD? das war doch früher der rechte Flügel der CDU und unter FJS gab es am rechtem Rand nur noch die CSU…

      1. Sollte man nicht so verallgemeinern. Damals also früher gab es einen Bernd…
        Der sammelte seine Freunde(Amigos) um sich. Die kamen aus CXU und FDP und hatten Angst vor dem Euro und um ihre Professorengehälter aus der lokalen Wirtschaft. Dann war Bernd weg und Björn kam. Björn ist dazu da das die ultrarechte CXU sich als links darstellen kann. Es sind halt die Iben des Merz.
        Leider unvollständig. Ich bin halt schreibfaul und das sogar Federführend.😉

    2. “die sich vielfach, links, liberal und auch grün verortete.”

      *lach
      …deswegen wählen diese “rot grün versifften 68er” rot und grün und versifft nehm ich. vielfach sozusagen..
      dat is schon ne richtich linke kommimischpoke dieses deutschen…

    3. Vor allem in der Merkel-Ära hat ein Vernichtungsprozess der politischen Linken stattgefunden. Die Linke wurde von den Wirtschaftsliberalen vereinnahmt und hatte mit der Globalisierung fortan ein gemeinsames Ziel. So wurden aus Linke Linksliberale, die (unwissentlich) mit den Neoliberalen gemeinsame Sache machten. So kam es, dass wir heute keine nennenswerte politische Linke mehr haben.

      Die gesellschaftliche Auseinandersetzung findet heute zwischen Neoliberalen und Populisten statt. In diesem neuen Spannungsfeld muss sich auch die Jugend orientieren. Wobei das Neoliberale ja das bestehende Alte und Herrschende ist (also eigentlich eine konservative Komponente) und der Populismus das Neue, das Verändernde (also das Progressive?) was der Jugend näher liegt.

      1. “So kam es, dass wir heute keine nennenswerte politische Linke mehr haben.”

        Außer das BSW, weswegen diese Partei ja auch gegründet wurde, eben damit man wieder etwas soziales Wählen kann. Und auch das BSW wird versucht werden, von den neoliberalen unterwandert zu werden. Ich höre schon die Messer wetzen.

    1. „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

      1. Aristoteles hatte Recht. Zur Zeit Aristoteles begann das hellenische Zeitalter, die Übernahme Griechenlands durch das aufstrebende Römische Reich.

    2. nicht ganz. Aber 10% denkt selbst ist ok. Nur haben von diesen 10% so 0,1% einen Zugang zu Informationen. und wenn sie ihn haben ist es ein Fulltimejob der unbezahlt ist.
      Ergo, Quasi wegen Weil, kann man knicken. In diesem System funktioniert halt rein gar nichts.
      😉

  3. EINFACH LEBEN
    oder
    NOCH EINE OLLE KAMELLE(?) VON KARL MARX

    Man kann verstehen, dass die Menschen im tägliche Leben einfach ohne Probleme zurecht kommen wollen. Man will leben und seine Bedürfnisse befriedigen. Man ist zur Schule gegangen, hat einen Beruf gelernt und will evtl. eine Kariere machen. Man will morgens aufwachen, frühstücken, zur Arbeit gehen und Geldverdienen, damit man/frau sich ernähren kann, und man will für seine Vergnügungen eben auch das Geld ausgeben, das man verdient hat – bekommen oder erhalten wäre korrekter.

    Aber wenn Mann/Frau dies alles so haben wollen, dann hat Mann/Frau nicht berücksichtigt, dass beide diese Rechnung ohne den Wirt gemacht haben – denn wir leben in einer kapitalistischen “Wirtschaft“s-Ordnung. In dieser Ordnung ist der Kapitalist der Wirt. Und der Wirt macht die Rechnung.

    Und nochmals und immer wieder – Karl Marx:

    “Was ist der Arbeitslohn? Wie wird er bestimmt?

    Der Arbeitslohn (in dieser Klammern wird die Seitenzahl in dem entsprechenden Band angegen) ist die Summe Geldes, die der Kapitalist {9} für eine bestimmte Arbeitszeit oder für eine bestimmte Arbeitslieferung zahlt.

    Der Kapitalist, so scheint es, kauft {10} also ihre Arbeit mit Geld. Für Geld verkaufen sie ihm ihre Arbeit. Dies ist aber bloß der Schein. Was sie in Wirklichkeit dem Kapitalisten für Geld verkaufen, ist ihre Arbeitskraft (…..) Die Arbeitskraft {14} ist also eine Ware, nicht mehr, nicht minder als der Zucker. Die erste mißt man mit der Uhr, {16} die andre mit der Waage.”(Bd. 6; S.400)

    Wenn es uns bis heute relativ gut ging und wir unsere Vergnügen ausleben konnten, dann hat der Kaitalist an Mann/ Frau noch genügend Gewinn und Profit gemacht, bezw. hat Mann/Frau für den Kapitalisten geschaffen.

    Karl Marx stellt sich nun die Frage:

    “Wie nun wird eine Summe von Waren, von Tauschwerten zu Kapital?

    “Dadurch, daß sie als selbständige gesellschaftliche Macht, d.h. als die Macht eines Teils der Gesellschaft sich erhält und vermehrt durch den Austausch gegen die unmittelbare, lebendige Arbeitskraft (…) {53}”. (Bd. 6; S. 410)

    Das heißt für mein Verständnis, die Politiker des bürgerlichen Staates sichern “die Macht eines Teils dieser Gesellschaft” ab. D.h. nichts anderes als, dass die Gewinne oder Profite in privater Hand bleiben. Dadurch kommt zustande, dass ein klitzkleiner Prozentsatz der Bevölkerung zwischen 90% bis 100% des erwirtschafteten Vermögens als ihr Eigentum besitzen. Und mit diesem Geld werden Politiker geschmiert, zusätzlich zu den Diäten, die sich die bürgerlichen Politiker selbst aus den Steuereinnahmen aneignen. Und wenn ein Politiker aus dem Staatsdienst ausscheidet, bekommt er in den Unternehmen des bürgerlichen Kapitalismus ein Gehalt für seine im Staatsdienst geleistete Arbeit – die eigentlich ein Dienst am bürgerlichen Kapitalismus gewesen ist.

    Würde in einem vergesellschafteten Staat der von einer Arbeitskraft erschaffene Wert nicht dem Privatbesitz zugute kommen, würde der erschaffene Wert wieder der Gesellschaft zugute kommen – deren Verteilung dann geregelt werden müsste. Es würde aber kein Privateigentum werden.

    Karl Marx schreibt noch:

    “Die Existenz einer Klasse, die nichts besitzt als die Arbeitsfähigkeit, ist eine notwendige Voraussetzung des Kapitals. Die Herrschaft der aufgehäuften, vergangnen, vergegenständlichten Arbeit über die unmittelbare, lebendige Arbeit macht die aufgehäufte Arbeit erst zum Kapital.

    Das Kapital besteht nicht darin, daß aufgehäufte Arbeit der lebendigen Arbeit als Mittel zu neuer Produktion dient. Es besteht darin, daß die lebendige Arbeit der aufgehäuften Arbeit als Mittel dient, ihren Tauschwert zu erhalten und zu vermehren.”(Bd. 6; S. 410)

    Als ich im Arbeitsleben gewerkschaftlich aktiv war, versuchte ich Mann/Frau als Gewerkschaftmitglied zu gewinnen. Das ist erst gelungen als gestreikt wurde. Daraus habe ich die Erkenntnis abgeleitet: NUR DIE PRAXIS VERÄNDERT. Nun denke ich, Mann/Frau müsste – so wie dies bei Protestanten üblich ist, die Bibel zu lesen – von Karl Marx “Lohnarbeit und Kapital” zu lesen. Und die Bibel ist viel umfangreicher. Nun ist die Frage: Wie schlecht muss es Mann/Frau gehen, bis sie ihr Verhalten verändern? SCHAU’N WIR MAL.

    http://mlwerke.de/me/me_zuoek.htm

  4. Shell-Jugendstudie

    Jedes Jahr dasselbe Theater.

    …der Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren in Deutschland:

    Das ist keine Jugendstudie, das ist ausgemachter Unfug. In der Soziologie würde man vorsichtigerweise von generationaler Ordnung sprechen, wobei das einen zeitlichen Rahmen von ca. 20 Jahren umfasst. Die grobe Einteilung ist: bis 14 Kindheit, bis 18 Jugend, bis 25 Jahren junge Erwachsene.
    Inwieweit man die Lebensverhältnisse und damit u.a. auch die Lebenseinstellungen und -perspektiven von 12 mit den von 25 jährigen überhaupt vergleichen kann, bleibt das Geheimnis der Autoren.

    Die ganze Propaganda und damit die manipulativen Elemente und der damit verbundenen Suggestivfragen der ‚Studie’ mal ignorierend, zeigen die Detailanalysen grundsätzliche Mängel:

    Toleranz bleibt bei Jugendlichen Markenzeichen

    Die große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland ist grundsätzlich tolerant gegenüber anderen Lebensformen oder sozialen Gruppen. ( …) Auf die Frage »Fändest du es gut, wäre es dir egal, oder fändest du es nicht so gut, wenn in die Wohnung nebenan folgende Menschen einziehen würden?« werden am häufigsten Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen benannt, wobei eine syri­ sche Flüchtlingsfamilie auf größere Vor­ behalte stößt (18 %) als eine Flüchtlings­ familie aus der Ukraine (12 %).

    Toleranz(schwellen) wird/werden nicht in „Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen“ oder sozialen Gruppen gemessen.

    Die Toleranzbreite gegenüber Flüchtlingen in der unmittelbaren Nachbarschaft hat mit der Toleranz des Menschen nichts zu tun, es macht einen winzigen Anteil an der Gesamtgröße der Toleranz aus und erfasst diese nicht mal ansatzweise vollständig.

    Den groben Unfug mal in zwei Sätzen zitiert:

    Ein homosexuelles Paar möchten 14 % im Osten nicht als Nachbarn haben, während es im Westen nur 9 % sind. Lediglich ein Rentnerehe­ paar findet im Osten mehr Zuspruch als im Westen.

    Fehlt ja nur noch der Trompete blasende Berufsmusiker und das s/m praktizierende Pärchen…

    .

    https://www.shell.de/about-us/initiatives/shell-youth-study-2024/_jcr_content/root/main/section/simple/call_to_action/links/item0.stream/1728914720288/3ea339b8a1ba35a691f8e98328b3d777c107f7ed/shell-jugendstudie-2024-zusammenfassung.pdf

  5. Tja, angesicht der zurecht besorgten Jugend über die derzeitige Kriegsgefahr, wird das nichts mit der von Pistorius und Co geforderten Kriegstüchtigkeit. Was kann es besseres geben !

  6. Shell ist holländisch mit ihren Partner BP eine der grössten im wirken der Kolonialisierung, von daher geht ihre Studie von den eigenen Ängsten aus. Sie laufen Gefahr das die ‘depperte’ Jugend nicht für ihre Interessen sterben möchte.

  7. Bei solchen Umfragen kommt immer genau das heraus, was vorher “hineingesteckt” worden ist: also das, was die Medienkonzert-Maschine produzierte.

    Nun, die Zeit ist reif für einen Tapetenwechsel. Die “linke” Blase hat keine Luft mehr. Zu viel Dummbratzen, zu offensichtliche Unfähigkeit, zu billige Akteure an vorderster Front, zu viele offensichtliche Lügen, zu deutliches Versagen, …

    Also wird eine “rechte” Tapete aufgezogen, und zur Vorbereitung heißt es plötzlich, die Jugend wäre “rechts” und würde mehr Fleisch essen …

    Wie wenn sich irgend etwas ändern würde außer der Dekoration …

    Die BSW hat man gebraucht um noch Zeit für den inneren, klandestinen Umbau der AfD zu haben. Deren Schaltstellen sind noch nicht ausreichend sicher in den “richtigen” Händen. Das BSW-Strohfeuer wird vergehen – und bis dahin hat man die AfD sicher im Griff. Und dann geht es mit “rechter” Tapete genauso weiter wie vorher mit “linker”: weiter Profite, Profite, Profite für die schon Vielzureichen. Nur eben mit anderen Gesichtern, anderem Personal, geringfügig anderen Themen, anderen Feinden, andere “Leitkulturen”, …

    Ach übrigens, warum haben die Üblichen nicht Querfront gekrischen als CSU-Gauweiler bei der BSW-“Friedensdemo” gesprochen hat?

  8. Die sogenannte Jugend, ist schon seit den 90ern, allein schon von der Bildung her, gar nicht mehr in der Lage ein kritisches Bewußtsein, gegenüber des komplexen politisch und gesellschaftlichen Gemengelages zu bilden.
    Geschweige denn, es gar zu hinterfragen.

  9. “dass die jungen Menschen eher brav und angepasst sind und keine gefestigte politische Position haben”
    “junge Menschen” und “gefestigte politische Position” sind ein Anachronismus

    Junge Menschen haben Sinn und Gefühl – alles Andere kommt später und ist meist Irrtum

  10. Danke, der Artikel brachte eine interessante Aneinanderreihung der diversen Meinungen zu diversen Themen, die alle recht deutlich zeigen, dass tagtägliche stundenlange Beschäftigung mit aus Facebook und tiktok stammenden Informationen, nichts als verwirrte Kasperles produziert, die natürlich später mal, wenn sie in ihrer Zeit echtes Geld mit echter Arbeit verdienen müssen, leicht zu allem möglichen zu manipuliern sein werden.
    Wer also meint, dass die verblödete und manipulierte Gesellschaft die wir derzeit haben, nach der hoffentlich baldigen Beseitung solcher Clowns wie Baerbock, recht schnell zu “normaler” Dummheit zurückkhren wird, der wird sich enormen Ausgaben für seine Alkohlkonsum gezwungen sehen… Der Zug für die nächsten zwei Generationen ist abgefahren…
    Da hilft auch der sehr erfreuliche Eindruck nicht viel, den es macht, wenn die Jungen sich auf Seite der Palästinenser stellen. Ohne die dortigen Hintergründe zu kennen, und erfreulicherweise auch ohne Schuld-Komplexe was das 3.Reich angeht, sehen sie einfach die 14.000 massakrierten Kinder in Gaza und stellen sich schon rein gefühlsmässig auf Seite der Palästinenser…
    Allein dafür verzeihe ich ihnen vieles…

    Dass sie gegen Krieg sind, welcher Art auch immer, also erfreulicherweise auch gegen einen den man lustigerweise einen Moralischen nennt, spricht ebenfalls für sie und eine gewisse Abneigung gegen Verarschung. Ob sie nun für oder gegen die AfD spielt keine grössere Rolle. Wie man in Thüringen ja nicht gerade überraschend sehen kann, spielen Wahlen bei dem was wir als Demokratie haben, keine entscheidende Rolle.

    Ich muss gestehen, die Zahlen zeigen mir eine Jugend von dre ich eine schlimmere Vorstellung hatte…..

  11. Ich habe aus meinem Umfeld den Eindruck, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene kaum noch Geschichtskenntnisse haben, und auch nicht in der Lage sind, mit geschichtlichen Quellen eigenständig umzugehen. In den Schulen wird Geschichte mindestens seit Beginn dieses Jahrtausends sträflich vernachlässigt – wahrschenlich DAMIT die heranwachsenden Generationen eben keine Ahnung mehr von Geschichte haben. Dann kann man ihnen nämlich auch zu Kriegen, deren Vorgeschichte und Ursachen den grössten Scheiss weismachen. Und auch zu den Ursachen vieler anderer Dilemmata, unter denen wir alle und insbesondere die jungen leiden…

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