Joe Biden verbleibt im Umfragetief, die Amerikaner sind pessimistisch

Joe Biden. Bild: Weißes Haus

Werden sich die Amerikaner bei der Wahl 2024 wieder zwischen zwei Greisen entscheiden müssen? Biden und Trump hatten schon den Altersrekord bei Amtsantritt gebrochen.

 

Noch hat Joe Biden nicht bekanntgegeben, ob er bei den nächsten Wahlen für eine zweite Amtszeit antreten wird. Bei den Midterm-Wahlen hatten seine Demokraten relativ Glück, dass sie die knappe Mehrheit im Senat behielt und die Republikaner, weil in sich zerstritten und mit schwindender Macht von Donald Trump, eine weniger große Mehrheit als erwartet im Repräsentantenhaus erzielten.

Der greise Biden ist 81 Jahre alt, Trump ist mit seinen 77 Jahren etwas fitter. Aber beide hatten bereits den Altersrekord unter den amerikanischen Präsidenten gebrochen. Bei einer Wiederwahl würden beide Greise mit ihren entscheidenden Erfahrungen im letzten Jahrhundert die USA in eine ungewisse Zukunft führen, wobei nicht sicher wäre, ob sie die Präsidentschaft überleben würden. Fraglich ist allerdings, ob die Republikaner wieder auf Trump zurückgreifen werden, der seine Kandidatur schon erklärt hat, oder doch lieber einen jüngeren, vielleicht noch radikaler rechten Politiker wie Ron DeSantis, den Gouverneur von Florida, ins Rennen schicken. Bei den Demokraten gibt es allerdings bislang keine Kandidatin und keinen Kandidaten, der gegen Biden ins Rennen ziehen würde. Er wird, wenn die Demokraten mangels Alternativen auf ihn setzen, im Gespann mit Kamala Harris bleiben, die zumindest außenpolitisch blass geblieben ist.

Wenn die Popularität von Biden in den USA so niedrig bleiben sollte, wie sie praktisch seit seinem Amtsbeginn ist, wird es bestenfalls ein Hängen und Würgen geben. Nach Gallup-Umfragen erzielte Biden in seinem zweiten Jahr gerade einmal einen durchschnittlichen Popularitätswert von 41 Prozent. Das ist nur 0,6 Prozent besser als der von Trump. Zwar lagen viele Vorgänger auch unter 50 Prozent, aber Biden und Trump bilden seit dem Zweiten Weltkrieg das Schlusslicht.

Bei Biden ist das auch deswegen erstaunlich, weil er ja in einen neuen Krieg der Guten gegen das alte Böse gezogen ist, was normalerweise erst einmal die Nation hinter den obersten Kriegsherren versammelt. Aber die USA wurden nicht angegriffen, der Krieg, den die Ukrainer stellvertretend führen, ist weit entfernt und Biden belastet durch den zwar lange erwünschten Abzug aus Afghanistan, der aber zur Niederlage wurde. Auch deswegen muss Biden den Stellvertreterkrieg jetzt unbedingt gewinnen und darf sich keine Schlappe leisten. Gestartet ist Biden mit einer Zustimmung über 50 Prozent, die aber schon im September 2021 nach dem Afghanistandebakel auf 43 Prozent absackte und sich seitdem nie mehr wirklich erholt hat. Auch der Kriegsbeginn mit der massiven Unterstützung der Ukraine veränderte nichts.

Was sich veränderte, ist aber die tiefe Spaltung des Landes. Bei Trump war die Kluft bei der Zustimmung zwischen Demokraten und Republikanern bereits extrem hoch. 87 Prozent der Republikaner waren im zweiten Amtsjahr mit Trump zufrieden, aber nur 8 Prozent der Demokraten. Bei Biden, der die Lager vereinen wollte, hat sich das 2022  nur umgekehrt: 83 Prozent der Demokraten waren mit ihm als Präsidenten zufrieden, aber nur 5 Prozent der Republikaner. So hoch war die Kluft zwischen den Lagern (Trump 79, Biden 78) seit Eisenhower noch nie. Bei Obama war sie mit 68 Punkten noch deutlich geringer, aber der Trend begann in seiner Präsidentschaft.

Die Amerikaner sind jedenfalls sehr unzufrieden, wie es im Land läuft. Nach einer NBC News-Umfrage sagen 71 Prozent, dass es im Land in die falsche Richtung geht. Im Oktober waren es schon 70 Prozent. „Wir haben in der 30jährigen Geschichte der Umfrage noch nie einen so hohen Grad des anhaltenden Pessimismus gesehen“, so NBC News. Die Zustimmung liegt hier bei 45 Prozent.

Mit seiner Wirtschaftspolitik sind 61 Prozent unzufrieden. Jeweils 50 Prozent lehnen seine Außenpolitik insgesamt und seine Politik im Ukraine-Krieg ab, die Zustimmung ist auf 41 Prozent gesunken. Trotzdem sind 49 Prozent dafür, der Ukraine mehr Geld und Waffen zu geben. Und 75 Prozent sind dafür, härter militärisch und wirtschaftlich gegen China vorzugehen. Nur 31 Prozent sind für Kürzungen im Militärbudget. Da wird man nicht wirklich schlau daraus.

Bei der Frage, welches Ergebnis sie sich bei der nächsten Wahl wünschen, sind 47 Prozent dafür, dass die Republikaner die Kontrolle über den Kongress haben, und 46 Prozent für die Demokraten. Von den Wählern der Demokraten sind nur 42 Prozent für Biden und mit 31 Prozent eine wachsende Zahl für den greisen Bernie Sanders. Entlarvend ist, dass von denjenigen, die 2020 Biden gewählt haben, dies nur 23 Prozent gemacht haben, weil sie ihn oder seine Politik schätzten, ebenfalls 23 Prozent fanden ihn gegenüber Trump nur als das kleinere Übel. Hingegen haben 32 Prozent Trump gewählt, weil sie ihn und seine Politik mochten, und nur 9 Prozent, weil sie gegen Biden waren. Lediglich 28 Prozent trauen ihm noch zu, psychisch und physisch die Arbeit als Präsident leisten zu können, im Januar 2022 waren es noch 33 Prozent. Das wird sich bis 2024 nicht bessern.

Die militärische und wirtschaftliche Supermacht wird auch nach den kommenden Präsidentschaftswahlen höchst instabil bleiben. Undenkbar nach der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 ist auch nicht, dass die Anhänger des Verlierers revoltieren könnten. Ungewiss ist, ob die amerikanische Politik bei ihrer massiven Unterstützung der Ukraine bleiben wird, zumal wenn sich die Beziehungen zu China weiter verschlechtern und ein militärischer Konflikt um Taiwan ausbrechen sollte, was auch noch vor den Wahlen passieren könnte. Das würde für die Ukraine unabsehbare Folgen haben, für die europäischen Nato-Partner auch, da Washington enormen Druck auf die Nato ausüben würde, sich auch am Konflikt gegen China zu beteiligen. Schon jetzt hat sich das angebliche transatlantische Verteidigungsbündnis auf China ausgerichtet, der Krieg in der Ukraine gegen Russland ist nur ein Zwischenschritt, um die Achse China-Russland zu schwächen.

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5 Kommentare

  1. Die US-Amerikaner wollen anscheinend, dass der Staat abstirbt. Deshalb gibt es nur greise Präsidentschaftskanditatonen, bei deren Ableben CNN live dabei sein kann. Nachfolgerixen wird es nicht geben. So machen die Amis das, haben die es gut.
    Wir in der EU haben eine – subjektiv so empfundene – debile ca. 112-jährige Geldzuschusterin als nicht demokratisch gewählten, illegitimen Boss, der gerne den eigenen Hofschranzen Milliardenaufträge an die Backe klebt, den eigenen Kindern Millionenaufträge in den Müslitopf kippt und am liebsten den Zollinski – oder wie der Ukro heißt – online umarmt, morgen nun im Noname-Kostüm vielleicht sogar persönlich. Und deren designierte Nachfolgerin, ein, zumindest geistig, etwa minus 12-jähriges Inklusionskind, derzeit im Außenamt tätig, steht bereits fest. Aus der Nummer kommen die Europäer nicht mehr raus, während die Amis fröhlich feiern können.

    Allerdings möchte ich auf den Aspekt des „Ageism“ aufmerksam machen. Adwaita hat deutlich gemacht, dass jede Form von Altersdiskriminierung unangebracht ist.
    Für Unwissende: Adwaita, der Schildkröt, wurde 256 Jahre alt und hat in seiner Lebenszeit weder mit Vietnam, noch mit Irak oder sonst einem Land Krieg geführt. Sein Augenmerk galt der Landschaftsarchitektur und dem Erhalt von Gräsern und Kräutern. Zum Zeitpunkt seines nicht altersbedingten Ablebens wies er einen höheren IQ auf, als die Summe aller IQs der EU- und USA-Oberhäupter. Anmerkung: IQ Biden + IQ Trump = IQ in der Größenordnung von 0 Grad Kelvin.

    PS: Noch ein Unterschied zwischen US- und EU-, resp. BR-PolitikerInnen ist, dass man Biden und Trump das „ich erinnere mich nicht“ spontan abnimmt. Vielmehr würden viele wie in einer Gameshow jubeln, wenn die noch irgendein Datum richtig benennen könnten oder zumindest ihren eigenen Namen wüssten.

    PPS: Nein, das alles kann man nicht mehr ernst nehmen, so böse, tragisch und hoffnungslos die ganze Moppelkotze auch ist.

  2. Ist auch so ne Plattheit, dass die Politik so schlecht wäre, weil sie von Greisen gemacht wird. Worin sind denn Scholz, Lindner, Baerbock, Boris Johnson und Konsorten – alle deutlich jünger – besser? Ganz zu schweigen von vdL? Es kommt doch viel mehr darauf an, wie korrupt und abhängig diese Politiker sind und wen sie sich als Berater nehmen? Auch hier sei wieder an das abschreckende Beispiel vdL erinnert, die gleich ganze Berateragenturen verbraucht und die 100-Millionenkosten für ihre personifizierte Unfähigkeit dem Volke auflastet.

  3. dieser Hinweis gehört eigentlich zu Brasilien – aber der Text ist schon aus dem Überblick gefallen:

    Noam Chomsky zum Brasilien Coup-Versuch. Kurzes Interview:
    https://truthout.org/articles/noam-chomsky-right-wing-insurrection-in-brazil-held-strong-echoes-of-january-6/

    z.B. mit folgender spannender Info:

    According to the well-informed Brazilian political analyst Liszt Vieira, who shared his thoughts with Fórum 21 on January 16, President Biden, while no admirer of Lula, “sent 4 diplomats to defend the Brazilian electoral system and send a message to the military: No coup!” His report is confirmed by John Lee Anderson in a judicious account of the unfolding events.

    If the January 6 coup attempt had succeeded, or if its copy had taken place during a Republican administration, Brazil might have returned to the grim years of military dictatorship.

  4. Jeder angehende Präsidentenbewerber wird auf seine physische/psychischen Gesundheit untersucht.
    Wenn man dann einen teleprompter Leser ins Amt lässt, ist das so gewollt.
    Und nachdem die Lager beschäftigt sind mit ihren angeblichen unterschiedlichen deologischen Vorstellungen zu keifen, kommt der teleprompter zum Zug.
    Gestern wurde die Frage gestellt ob Herr Putin lebt, lebt Biden überhaupt?
    Warum reisen ständig irgendwelche US subsekretäre ins Ausland?
    Deutschland als Beispiel, sendet ihre ‚real’politiker vor Ort, um ’schaden’vom Volk abzuwenden, aber die krasse Umverteilung wird wiederum Russland vorgeworfen.
    Man darf und soll seine Politiker kritisieren, hierbei aber nicht vergessen das das Volk alles mitmacht.
    Sie nehmen Staatsterror in kauf, sie nehmen Medienterror in kauf, sie nehmen die offen ausgetragene Korruption in kauf, sie nehmen offenen Rechtsbruch national, supranational (das müsste extra untersucht werden) und sie nehmen eine selbst deklarierte „rule of law“ in kauf ohne auch nur was dagegen zu tun.

  5. „Joe Biden verbleibt im Umfragetief, die Amerikaner sind pessimistisch“ – soll das heißen, Propaganda funktioniert in USA nicht mehr. Oder sind da wieder die finsteren putinschen Trollfabriken am Werk?

    Biden macht doch alles richtig. Afghanistan hat er doch wunderbar geregelt, den Abzug konnten wir life miterleben, der Ukrainekrieg performed auch ganz gut und demnächst kommt ja die ganz große Nummer: Atomkrieg mit China. Gut – dann müssten wir die iPhones, das Spielzeug und die Medikamente aus China alle wieder selbst herstellen. Wird aber bestimmt spannender als die letzte Netflix-Serie.

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