Israeli und Palästinenser: Blinde Wahrnehmungen

Bild: Times of Gaza

Die brutalen Auswirkungen der Operationen der IDF im Gazastreifen werden von der israelischen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Wie kommt das?

 

Ende der 1990er Jahren war ich Mitglied einer Gruppe von israelischen und palästinensischen Intellektuellen, die sich alle paar Wochen trafen, um Topoi beider Gesellschaften und ihrer Beziehungen zueinander zu erörtern. Das Verhältnis der Gruppenmitglieder untereinander waren im großen Ganzen freundlich, teils auch freundschaftlich; man war ja gleicher linker Gesinnung.

Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt bereits einiges über den Stellenwert des Holocaust in der Kollektivpsyche des jüdischen Israel und dessen ideologische Auswirkungen publiziert, und so hielt ich darüber bei einem der Treffen einen Vortrag. Zwei Reaktionen der palästinensischen Kollegen sind mir deutlich in Erinnerung geblieben. Einer von ihnen empörte sich über die schiere Wahl des Vortragsthemas und verlieh dem unverhohlenen Ausdruck. Ein anderer sagte mir bei einem Mittagessen, sich auf den Vorfall und die provokante Reaktion des Kollegen beziehend, ich müsse verstehen, die Palästinenser könnten sich vorläufig noch kein Mitgefühl mit der Leiderfahrung der Juden im 20. Jahrhundert leisten; ein solches Gefühl würde den Kampf(geist) der Palästinenser unterwandern.

Ich nahm diese Erklärung damals hin. Es war ja immerhin eine Erklärung. Ich muss in diesen Tagen immer wieder an jene Reaktion denken, denn es ist auffallend, ja verstörend, wie wenig die von der IDF bewirkte gegenwärtige Leiderfahrung der Palästinenser im Gazastreifen in der israelischen Öffentlichkeit wahrgenommen wird, geschweige denn, eine empathische Regung auszulösen vermag.

Am 7. Oktober ist auf israelischem Territorium präzedenzlos Monströses durch den Hamas-Terror geschehen. Es versetzte die jüdische Bevölkerung Israels (und nicht nur sie) in einen Schock, der bald schon in eine unbändige Wut und ein anschwellendes Bedürfnis nach Rache und Vergeltung umschlug. Dass die terroristischen Exzesse im Gazastreifen (teils auch im Westjordanland) Freudenausbrüche und Jubel auslösten, trug noch ein übriges dazu bei, die Rage auf die Hamas und die Bewohner des Gazastreifens zu einem blinden Hass zu steigern.

Und doch muss man sich fragen, wie es komme, dass man die durch die brutale Aktivität der IDF bewirkte unsägliche Menge an Menschenopfer. und materiellen Verwüstungen in Israel mit Gleichmut, zuweilen auch mit Genugtuung wahrnimmt. Mehrere Gründe wären hierzu anzuführen.

Erstens ist diese Reaktion mitnichten neu. Das ist die eher gängige Reaktion der israelischen Bevölkerung während periodischer Waffengänge gegen die Hamas, bei denen die IDF immer schon mit übersteigerter Heftigkeit reagiert und unermessliches Leid und Elend unter den Bewohnern des ohnehin durch die Kontrolle Israels geschundenen Gazastreifens generiert. Diesmal hat man durch die am 7. Oktober begangenen Monstrositäten gleichsam die moralische Legitimation erhalten, selbst Monströses zu verüben. Israel reagiere ja nur, sei ja nicht der Initiator der Gewalteskalation, es sei das eigentliche Opfer.

Das Muster der Selbstviktimisierung ist ja ein längst bekanntes Erbteil der politischen Kultur Israels; dazu gehört natürlich auch das Anrecht auf Rache und Vergeltung. Man weiß das aus der Vergangenheit: Unverhältnismäßige Brutalitäten seitens der IDF beruhten ideologisch stets auf dem selbst zugesprochenen Recht, solche zu begehen, angesichts dessen, was Juden in der Shoah widerfahren ist. Dass die Hamas eine barbarische Terrororganisation ist, ist die eine Seite; dass aber nicht wahrgenommen wird, was die IDF (die “moralischste Armee des Welt”) an Barbarei vollzieht, ist eine andere. Und eine dritte (entscheidende): Israel betreibt seit 57 Jahren die Okkupation, ohne sich eine Rechenschaft darüber abzulegen, dass ein immanenter Wirkzusammenhang im Kreislauf der Barbareien besteht, der von diesem Grundumstand ausgeht.

Zweitens erfüllen die israelischen Medien eine zentrale Rolle bei der Verfestigung der Kälte israelischer Bürger gegenüber der Leiderfahrung der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens. Seit Beginn des Krieges bevölkern unzählige Militärexperten und Generäle a.D. die Podien und Foren der Radio- und Fernsehkanälen des Establishments und hämmern den süchtig an den Geräten hängenden Zuschauern die militaristischen Parolen und die mit ihnen einhergehenden “Notwendigkeit” ein, wobei natürlich einzig die Zweckrationalität zählt.

Wenn man beschlossen hat, dass die Hamas politisch wie militärisch liquidiert gehöre, geht es nur noch darum zu verfolgen, wie “Gaza dem Erdboden gleichgemacht wird”. Dass dabei eine Rhetorik verwendet wird, die man nicht anders als faschistisch nennen kann, stört schon längst niemanden mehr. Mit gepflegter Nonchalance redet man davon, dass “die Araber nur die Sprache der Gewalt” verstehen, dass bei ihnen “Menschenleben nicht zählen”, dass man eine zweite “Nakba” verursachen müsse, dass gegebenenfalls “eine Atombombe über Gaza” abzuwerfen sei, dass man die “humanitäre Katastrophe noch steigern müsse, um das militärische Ziel zu erreichen” und dergleichen mehr. Die Rhetorik einer Eigenlogik der Gewalt hat sich längst von den Wirkungen der Gewaltanwendung gelöst. Die instrumentelle Vernunft hat gesiegt.

Daher, drittens, werden kaum Bilder von den Verwüstungen im Gazastreifen gezeigt. Es gibt zwar wenige Journalisten wie Amira Hass und Gideon Levy, die in der Tageszeitung Ha’aretz über die Unsäglichkeiten regelmäßig berichten. Aber man muss nur die Kommentare zu ihren Dokumentationen und Stellungnahmen in der Online-Ausgabe der Zeitung lesen, um zu begreifen, wie randständig sie in der Meinungsbildung der israelischen Öffentlichkeit sind.

Von selbst versteht sich, dass es heutzutage genügend alternative (internationale) Medien und auch israelische soziale Medien gibt, die über die Gaza-Hölle berichten und informieren. Aber man will eben nicht wissen, was das eigene Militär anrichtet. Man erwehrt sich gemeinhin jeglichen Ansatzes einer möglichen kognitiven Dissonanz. Dazu trägt vor allem bei, dass die ohnehin seit Jahren politisch nach rechts gerückte israelische Bevölkerung sich nun, nach dem 7. Oktober – nicht zuletzt unter der unverhohlenen ideologischen Hetze eines Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich (und so manch anderer faschistischer Gesinnungsgenossen) – in einen exaltierten Nationalchauvinismus gesteigert hat. Es ist bemerkenswert, wie sich kahanistisch-rassistische Slogans und von ihnen abgeleitete Praktiken als integraler Bestandteil der politischen Realität Israels eingefräst haben. Über das Kriegsgeschehen an der Front hinaus muss man nur sehen, welche Verbrechen zur Zeit Siedler im Westjordanland gegen dort ansässige Palästinenser unter dem Schutz des Militärs begehen. Man zählt heute schon über 200 palästinensische Tote – Opfer der Aktivität der Siedler und der Armee.

Mitgefühl für das Leid der Palästinenser? Zur Zeit in Israel völlig ausgeschlossen; zu sehr wirkt noch der 7. Oktober nach. Zu erwarten ist, dass dieser Gemütszustand sich noch ideologisch verfestigen, mithin der Logik des bereits real existierenden Apartheidstaates Israel eine weitere Schicht des “gerechtfertigten” kollektiven Hasses gegen die Palästinenser verleihen wird. Was da die “nach dem Krieg” anzuvisierende politische Lösung bedeuten soll, wissen vermutlich nur die, die sie lippenbekenntnishaft postulieren.

Ähnliche Beiträge:

39 Kommentare

  1. Nach dem Votum des UN-“Sicherheitsrates” von gestern sollte eigentlich der ganzen Welt klar sein, wer hinter den weltweiten Konflikten stand und steht. In einem anderen Medium habe ich gestern bei einer Diskussion darauf hingewiesen, dass ich meine von US-Bomben zerstörte Heimatstadt noch gut in Erinnerung habe und dass dieses Bomardement für den Kriegsausgang unnötig war. Und so ist es auch hier, es geht nicht gegen die Hamas (die der Westen und Netanjahu ja selbst unterstützt haben), es geht darum, die Palästinenser zu vernichten. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn deren Nachwuchs tausendfach getötet wird. Und selbst ein gewisser Herr Kennedy in den USA hat geäußert, dass man den Einfluss der USA in dieser Region unter allen Umständen behalten müsse. Die Israelis (und auch die Hamas) sind dafür nur die Schachfiguren, Menschenleben zählen nichts, genau wie in DE 1945. Ich bin gespannt, ob ich es noch miterleben darf, dass dieser uneingeschränkte US-Imperialismus zurückgedrängt wird.

    1. Die Unterstützung der Hamas durch Israel war immer als Spaltpilz für die Gaza-/Westjordanland-Palästinenser gedacht.

      Funktioniert bestens.

      Wie’s aussieht, ist es für die israelische Armee gar nicht möglich, Grenzen zu überschreiten, die eine ernste Reaktion des Westblocks hervorrufen könnten.

      Wenn man sich dagegen die Ukraine-Kriegserzählung anschaut, wo Russland bis jetzt einen für die Zivilisten schonenden Krieg führt, ist einem klar, dass beides schlicht allerbestes Anschauungsmaterial der regelbasierten Ordnung sind.

      Die US-Mannen dürfen alles, die anderen dürfen kuschen.

    2. Die USA können und werden sich nur selbst zerstören. Es wäre zwar
      für Russland und auch für China möglich die USA mit Hyperschall Waffen
      zu treffen, dann würde man aber einen wichtigen “Geschäftspartner” verlieren.
      Es ist wahrscheinlicher, dass die Amerikanische Unter-und Mittelschicht gegen
      die Newcons und deren Superreichen Unterstützer auf begehren. Das setzt allerdings
      vorraus, dass die “Kleinen” nicht vorher mit Drogen und vermeintlichen Schmerzmitteln
      außer Gefecht gesetzt werden. Die US- Wirtschaft wird man nicht so leicht klein
      bekommen, solange die USA mit ihren miesen Tricks Unternehmen aus der ganzen
      Welt ins Land lockt.

  2. Danke für diesen Beitrag, sehr geehrter Moshe Zuckermann. Die gegenseitige Anerkennung von eigener Schuld und Ungerechtigkeit, gefolgt von gegenseitiger Vergebung, wäre der massenpsychologisch einzig wirksame lange Weg zur Versöhnung der Völker. Das wissen auch die wirtschaftlichen und politischen Nutzniesser des Konflikts und verbauen ihn deshalb.
    Teile und herrsche, daß alte Rezept.
    Gut, daß es auch in Israel Menschen gibt, die sich dem entgegenstellen. Moshe Zuckermann ist viel Kraft zu wünschen!

  3. Politische Lösung?

    Die haben ja gar keine solche, außer der, alle Palästinenser zu vernichten.

    Und ja, man muß sich als Unbeteiligter emotional “loskoppeln”, man kann nicht mit Allem und Jedem weltweit mit leiden, das ist schlicht unmöglich. Da man ja eh keine Änderungsmöglichkeiten hat.

    1. Nein, Mitleiden Dritter wäre zwar emotional verständlich, rational wäre es nicht. Vernunft und Verstand sollten die Oberhand behalten, um der Propaganda nicht auf den Leim zu gehen.

  4. Nennen wir es doch bei seinem Namen:Rassismus und Entmenschlichung!Die jüdisch-israelische Bevölkerung wurde und wird systematisch zum Hass auf Nichtjuden erzogen.Junge 19jährige Wehrpflichtige,die aus Langeweile an den Kontrollpunkten sich einen Araber herausgreifen und den genüsslich zu Tode foltern….ist ja nur ein Araber…Jüdische Gemeindeverwaltungen,die die Vermietung von Zimmern oder Wohnungen an arabische Staatsbürger Israels verbieten…Israelische Touristen,die ihre Verachtung und ihren Hass auf die einheimische Bevölkerung offen ausleben….die israelische Gesellschaft ist zutiefst rassistisch.Und innerlich von Angst zerfressen.Denn sie wissen,wie der Staat Israel entstanden ist.Mit Mord ,Vertreibung ,Raub.Und diese Angst lebt die Bevölkerung mit Hass und Rassismus aus…Und damit das so bleibt,finden die „Dienste“ immer mal jemanden,der etwas Terror macht…und die Bevölkerung ist wieder auf Linie.Und die USA benutzen einen aggressiven,rassistischen Staat,um in der Region,in der Gott das amerikanische Erdöl vergraben hat,präsent zu sein.

  5. Die Nicht-Reaktion der Bevölkerung auf die kriminellen Übergriffe der staatlichen Organe auf Minderheiten, die Eleminierung einschließt, wird Deutschen bis heute vorgeworfen und kommerziell instrumentalisiert. Zeigt die Bevölkerung Israels nicht gleiches Verhalten und egalisiert das Verbrechen indem es das Wegsehen als Norm akzeptiert?

  6. Irgendwie gewinne ich den Eindruck, das ich nur die normalen und vernünftigen Juden kenne.
    Die sind fast alle sehr kritisch zu den aktuellen Vorgängen in Nahost eingestellt.

  7. Also ich sehe von alledem nichts. Ich lasse mir von Haaretz den täglichen Newsletter kommen und was ich da lese ist für eine kriegführende Nation ausgesprochen maßvoll.
    Moshe ist nun als Anti-Zionist gewaltig in die Minderheit geraten. Vielleicht mal eine Sekunde lang die Mehrheit ernst nehmen? Die der Meinung ist, dass man von der Hamas nichts anderes als die bedingungslose Kapitulation hören will? Weil sie sonst noch mehr und noch schlimmere Anschläge begeht? Undenkbar.
    Das Gejammer der Hamas ist ja sicher auch in Israel omnipräsent. Gestern eine Frau, die sich bitter beklagt, ihr Haus sei von der IDF beschossen worden. Obwohl da in diesem Haus keine Hamas zugegen sei, da haben nur Frauen gewohnt.

    Eine Frauen-WG mitten im Gottesstaat? Die Westpresse hat das natürlich wieder vollumfänglich geglaubt. Kommt ja von der Hamas, muss also stimmen. Wenn man so einen Quatsch im israelischen Fernsehen nicht zeigt, habe ich vollstes Verständnis.

    1. wie wäre es mal über die etliche UNO Resolutionen zu der zwei Staaten Lösung nachzudenken und das ablehnende Ignorantentum darüber überhaupt erst mal zu diskutieren…

      1. Darüber habe ich jetzt schon mehrfach geschrieben. Dass es keine Zweistaatenlösung gibt, ist Schuld der Hamas. Sie hatte 18 Jahre lang die Möglichkeit, den Staatsstatus zu erlangen. Sie wollte das nicht, sie hat sich für den Terror entschieden. War ja auch lukrativ: so war es möglich, an meine Steuergelder zu kommen.

        Israel hat versprochen, sich nach einem Sieg politisch nicht einzumischen. Dann ist der Weg für eine Staatsgründung frei.

    2. Und was dann? Was sind die Perspektiven der Palästinenser nach einer “bedingungslosen Kapitulation”? “Humane” Vertreibung? Weiter ein Leben als Einwohner zweiter oder dritter Klasse als Kuli, Klo- und Schuhputzer der sog. “Auserwählten”? Oder Menschenrechte und Gleichberechtigung als Bürger in einem Staat oder Bürger eines eigenen Staates? Wenn es nach Netanjahu und seinen kackbraunen Spießgesellen geht, ist die Auswahl klar… Legen Sie ihre Scheuklappen ab, Mann.

      1. Geben Sie es auf, das oben Geschriebene ernst zu nehmen, handelt es sich doch um ein Konklomerat von Zusammengeschustertem:
        Erst kommt die Haaretz, und dass A…C das Beschriebene maßvoll erscheint – was ist maßvoll? Dann ein Sprung zu Zuckermann, der in einer Minderheitenposition ist sei – na und? Altes Fliegen-Scheiße-Problem.
        Danach die Klage der Frau aus Gaza, der Reihenfolge nach müßte das ja in der Haaretz geschrieben worden sein. Dann aber wieder ein Sprung zur Westpresse (also ca. 50% der gesamten Presse im Westen rechtfertigten den Ausdruck “Westpresse”), die das glauben würde, da es ja von Hamas käme. Auf die flache Folgerung, wenn in einem Haus nur Frauen seien, es sich dabei um eine >WG im Gottesstaat< handeln würde, braucht man nicht antworten. Dann als Abschluß der Spung von Haaretz über Westpresse zum israelischen Fernsehen. Geht's noch ein wenig konfuser?

  8. Ich frage mich, ob das Vorgehen der israelischen Regierung in seinen Folgen überhaupt kalkulierbar ist? Es kann eigentlich nur dann „sinnvoll“ sein, wenn man die Bevölkerung Gazas vertreiben will – oder?

  9. Ende der Achzigerjahre unterhielt ich mich in einer Universitätsbibliothek oft sehr freundschaftlich mit einem jüdischen Studenten, der ein begeisterter Anhänger von Erich Fromm war. Er war die fleischgewordene Friedfertigkeit. Nachdem er ein paar Wochen in Israel verbracht hatte, traf ich ihn wieder. Er war komplett umgedreht, sah auch irgendwie anders aus. Er fragte, wo denn die Araber im Gazastreifen herkämen, da habe früher niemand gewohnt. Seine Äußerungen über die Palästinenser waren schlimmer als die von Netanjahu. Ich sagte zu ihm, er rede über die Palästinenser wie die Nazis über die Juden, und ging ihm von da an aus dem Weg. Und vor allem fragte ich mich, was in Israel los ist, dass Menschen derart einer Gehirnwäsche unterzogen werden! Nun könnte man natürlich vermuten, dass die Bedrohungslage für die Fanatisierung verantwortlich ist. Aber dass im Gazastreifen billige Arbeitskräfte eingesperrt sind, die nur bei Bedarf nach Israel zum Arbeiten kommen dürfen, und dass das Westjordanland ständig illegal von Israelis besiedelt wird, dürfte wohl von den Arabern als Bedrohung empfunden werden. Und als besonders bedrohlich wird die zionistische Position Israels empfungen, nämlich sein Einwanderungsrecht, das alle Juden der Welt samt Anhang quasi als Staatsbürger betrachtet, und zu einer Bevölkerungsexplosion von einer auf neun Millionen seit 1950 führte, was Israels Landhunger verursachte und eine Expansion unvermeidlich macht.

    1. Tatsächlich wird ja auch das Holocaust-Trauma permanent nachgezüchtet, denn sämtlich jüdisch-israelischen Jugendlichen werden nach Auschwitz geschickt, wo sie einer regelrechten Gehirnwäsche unterzogen werden dahingehend, dass die ganze Welt antisemitisch eingestellt sei und sie als Juden am liebsten umbringen wolle. Das kann man sehr gut sehen in der Doku “Defamation” https://www.youtube.com/watch?v=Y1nkhUGAgjs
      und auch Iris Hefets erwähnt das in diesem Gespräch https://www.youtube.com/watch?v=ZLW-IXANvsQ

  10. Nein, die Hamas ist keine “barbarische Terrororganisation”. Sie ist eine politische Befreiungsorganisation mit islamistischer Ideologie, die man in Teilen wohl als klerikalfaschistisch bezeichnen könnte. Sie ist also im Besitz einer eigentlichen Just cause, dies im Gegensatz zu Al Kaida oder den IS. Der 7. Oktober war ein Aufstand, in dem wie in jedem vergleichbaren Geschehen, viel Hass sich konkretisiert hat, wobei man die diesbezügliche israelische Propaganda nicht zum Nennwert nehmen darf.

    Die israelische Armee benimmt sich auch nicht erst seit dem 7. Oktober monströs. Dies ist auch nicht der erste Gaza-Krieg. Und sie tut es nicht nur dort, sondern auch im Westjordanland, wo seit dem Aufstand wohl 300 Menschen getötet wurden.

    Politisch stehe ich äquidistant, mit Betonung auf die Distanz, zur Hamas und zur israelischen Regierung, beide sind nach westlichen Massstäben rechtsextrem. Aber als Linker neige ich stark dazu, mich auf die objektiv unterlegene Seite zu stellen, zumal dann, wenn sie, wie in diesem Fall, wie bereits angesprochen, ein legitimes Ziel vertritt. Der israelische Staat hätte seit einigen Jahrzehnten die Möglichkeit, eine friedliche Einigung anzustreben, einen Modus vivendi für alle. Er tut, ein Erez Israel anstrebend, das Gegenteil und wird dabei vom heuchelnden Westen, das ihn als eine Art unsinkbaren Flugzeugträger sieht, so gut wie bedingungslos unterstützt.

    Es ist grundfalsch, stets absolute ethische Massstäbe anzulegen. Die Unterdrückten haben einen Bonus. Wer diesen nicht gewähren will, macht es sich zu einfach. In jeder zivilisierten Rechtssprechung gibt es die Figur der mildernden Umstände.

    1. Ist zwar etwas zynisch aber man kann genau definieren wer Terrororganisation oder Freiheitskämpfer ist.
      Da bekanntermaßen die Sieger die Geschichte schreiben, wird man bei Erfolg ein Freiheitskämpfer, bei einem Patt wahlweise Partisan oder Terrorist und bei einer endgültigen Niederlage immer Terrorist.

  11. Herr Putin würde hindessen herzlich empfangen von einigen Nachbarstaaten und hatte gleich wieder in Russland zurück noch einen anderen zu Besuch. Überhaupt ist die Zurückhaltung der “Araber/Perser” sehr auffällig. So nach dem Motto : wenn ihr Israel mit eurer ‘Politik’ fertig seit, wer wird euch dann danach die Hand geben?
    Israels Wirtschaft leidet, das zerstören kostet viel Geld, der Wiederaufbau noch mehr und zusätzlich auch mögliche kosten zur Entsorgung von schädlichen Kriegsmaterial im fremden Land.
    Tja politisch liegt Israel gemeinsam mit seinen westlichen Freunden, irgendwo im Niemandsland.
    Sie schreien bis zum letzten Hsmas oder bis zum letzten Ukrainer, aber Politik ist das nicht, vor allem nicht demokratisch. Das sieht man sehr deutlich wie alle versteinert vor ihren Führer dastehen.

    1. “Israels Wirtschaft leidet, das zerstören kostet viel Geld, der Wiederaufbau noch mehr”

      Das dürfte das geringste Problem sein. Die hinter Israel stehenden USA sind das mit Abstand reichste Land der Welt. Da hat sich viel “freies” Kapital angesammelt, das investiert werden will.

      “Sie schreien bis zum letzten Hsmas oder bis zum letzten Ukrainer, aber Politik ist das nicht”

      Richtig, das ist schlicht und ergreifend üble Propaganda. Das Interesse der Israelis ist es ihr Groß-Israel zu errichten, deswegen müssen die Palestinenser weg, aus Gaza und dem Westjordanland verschwinden. Das Interesse der USA ist es Israel als unsinkbaren Flugzeugträger in der sensibelsten Weltregion nutzen zu können. In der Ukraine ging es den USA darum Russland zu schwächen bzw. zu ruinieren, was offensichtlich nicht gelang. Um so wichtiger ist es ihnen, dass Israel Stärke zeigt. Der Weltmacht-Status der USA steht nämlich auf dem Spiel. So etwa dürfte das kranke Weltbild der Neocons in den USA, die deren Außenpolitik bestimmen, aussehen.

  12. Das scheinbar unerklärlich differente Verhalten, einerseits sehr stark mit dem einen Volk mitzufühlen, an das Leid des anderen Volkes aber keinen Gedanken zu verschwenden, hat einen einfachen Namen: völkisches Denken.

    Wir Deutsche kennen das aus der Geschichte und man sieht es hier aktuell auch ständig. Man lese nur die Kommentare des Forenten: Tanz der Teufel. Die einen nennt er Hamastanis und wünscht ihnen bei jeder Gelegenheit die Pest an den Hals und die anderen verteidigt er, obwohl sie sich wie XL-Hamastanis verhalten.

    Sachlich lässt sich das nicht begründen, nur völkisch. Das eine Volk besteht halt aus wertvollen Menschen und das andere aus unwerten Kreaturen. Die einen zu töten ist ein furchtbares Verbrechen, die anderen zu töten gilt als Heldentat. Und genau dieses Denken hat sich wohl in Israel auch stark verbreitet, zumal es dort auch einen sozialen Druck gibt Die Zahl der Abweichler ist gering – wie immer!

    1. Stimmt, TdT alias vorher Jock der Prepper ist ein typisch völkischer Deutscher, der in seiner Israelprojektion auslebt, “was wir Deutsche nicht mehr dürfen”. “Majestyk” genauso. Artur_C lebt in einer kognitiven Schizophrenie, der IDF zugestehend, was er an Azow verabscheut.

    2. @Simon @l-Aqua-Märtyrerbrigade

      Ahed Tamimi ist am 29. November 2023 im Tausch in den Gazastreifen verbracht worden. Diese darf jetzt dort, die Gastfreundschaft der Hamastanis genießen, sind da auch noch die Israelis mit dran schuld?

      Psst* Hamas scheißt auf die Menschenwürde der Gazainsassen und macht auch noch die Westbank Bewohner zu Mitgeiseln ihrer Terrorherrschaft.

      Ihr habt hier die “Ehrvolk Projektionen” nicht Ich! https://en.m.wikipedia.org/wiki/Use_of_child_suicide_bombers_by_Palestinian_militant_groups

      Gruß der vorher Prepperoni

  13. Die USA habe im Sicherheitsrat gegen einen Waffenstillstand gestimmt und Israel hat sich bedankt. Aber Blinken hat von der 2-Staaten-lösung geschwafelt. Na, da kommt doch Hoffnung auf.
    Ich muss mal wieder liebermännern ob der widerwärtigen Heuchelei.

  14. Was da die “nach dem Krieg” anzuvisierende politische Lösung bedeuten soll, wissen vermutlich nur die, die sie lippenbekenntnishaft postulieren.

    Sollen wir ernsthaft glauben, dass Zuckermann nicht versteht, dass die Palästinenser von Gaza gerade sämtlich vertrieben werden? Er zitiert selbst die israelische Rede von einer zweiten Nakba und tut tatsächlich so, als sei das nur Gerede, als sei die komplette Vernichtung der Bausubstanz Gazas nur der “Kollateralschaden” eines “Krieges gegen die Hamas”?!

    1. Ich denke auch das die israelischen Rechten die Palästinenser los werden wollen.
      Wird nur nicht funktionieren. Die Nachbarstaaten werden die aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht aufnehmen.
      Das Ergebnis werden extrem unschöne Bilder sein, die das eh schon ramponierte Ansehen Israels endgültig erledigen. Es ist immer schlecht, wenn man indoktrinierte (religiös/nationalistisch) Truppen hat, die der Meinung sind sich viel/alles rausnehmen zu können. Jetzt schon ist ja das Verhältnis mehr als eins zu zehn, zuungunsten der Palästinenser, bei den getöteten Zivilisten.
      Dazu kommen massive ungelöste alte und neue innenpolitische Probleme in Israel und mit Sicherheit eine Wirtschaftskrise die sich gewaschen hat.
      Die aktuellen eigenen Verluste und die Verluste die jetzt noch und bei der direkten Besatzung dazukommen, werden das Gesamtbild auch nicht besser machen.
      Ich betone es aber nochmal, ich kenne eine ganze Reihe Juden und deren Blase, die das alles sehr kritisch und ganz anders als die israelische Regierung sehen. Für die ist es aktuell ebenfalls nicht einfach.
      Allerdings, Deutsche die gegen den Krieg sind hatten und haben es in der Zeit der zwei Weltkriege und jetzt wieder ja auch nicht leicht, sobald man das offen kommuniziert. Kriegsminister Pistollius will uns alle ja wieder kriegsfähig machen.

  15. https://antikrieg.com/aktuell/2023_12_09_israelzuechtet.htm
    “All diese Kinder – die Toten, die Sterbenden, die Blutenden, die Stöhnenden, die Verwundeten, die Behinderten, die Waisen, die Verängstigten, die Obdachlosen und Mittellosen – haben Geschwister und Freunde, die mit ihnen aufwachsen. Sie sind die nächste Generation, und sie werden nie vergessen. Während Israel mit seiner schrecklichen und berechtigten Wut über das, was die Hamas ihm angetan hat, und mit der Heilung seiner Wunden und seiner Verwundeten beschäftigt ist, regt sich fast niemand darüber auf, was das israelische Militär in Gaza und Dschenin anrichtet.
    Niemand denkt an das Trauma, in dessen Schatten die Kinder von Gaza aufwachsen werden, an das unvorstellbare Leid von Zehntausenden von Kindern, die jetzt hilflos und in existenzieller Angst in den zerstörten Straßen herumlaufen. Sie haben keinen Luftschutzkeller und kein Resilienzzentrum, keine psychologische Beratung und nicht einmal ein Zuhause. (…)
    Und in ein paar Monaten werden die guten Israelis wieder nach Paris und London, Dubai und New York reisen und schockiert sein, wie sehr sie uns hassen. Und warum? Was haben wir falsch gemacht?”

    1. Col. Lawrence Wilkerson vermutet, dieser Krieg mache die Israelis zum Paria der Völker und gleiches gelte für die USA, denn die Piloten der IDF fliegen amerikanische Flugzeuge und werfen amerikanische Bomben ab, während die Regierung der USA ein Ende des Bombardements verhindert.

      https://www.rokfin.com/post/157240/Empire-in-Decline–Colonel-Lawrence-Wilkerson-Alexander-Mercouris-and-Glenn-Diesen

      Und wir Deutschen sitzen auch hier mit im Kriegsboot – unter einem sozialdemokratischen Kanzler.

    1. Das scheint ihnen auch irgendwie klar zu sein. Es gibt sogar wiss. Studien dazu.
      Mich erinnert dieses ‘Krieg gegen Hamas’ doch sehr an Amerikas ‘Krieg gegen Drogen’, ‘Krieg gegen Terror’, und wir wissen was das nutzt.
      Biden hatte Netanjahu davor schon mal gewarnt.
      Und es zieht weiter Kreise: in Schottland haette Labour die Torys bei den letzten Wahlen abloesen koennen, aber da sind Leute ausgestiegen wg dem Nahost-Krieg.
      Und Amerika? Es gibt juedische Superpacs, aber es gibt viele Palaestina-nahe Waehler in Swingstates, aber ob der Donald hier nun nuetzlich ist …?

  16. Herrenmenschen sind es gewohnt, herz- und hirnlos zu agieren.

    Und wenn man einem Volk vermittelt, irgendwie angegriffen und bedroht bzw. gedemütigt worden zu sein, legt sich diese Plaque – bis auf die Außenseiter – nahezu auf alle ihre Mitglieder, weil man wie in einer ‘Gang’ immer wieder von den Radikalen gruppendynamisch motiviert und der ausgleichende Resthorizont damit minimiert wird.

    Damit hat man aber die Konfrontation mit anderen Sichtweisen über ein kritisches Level angehoben, von dem es ohne eine ausgesprochene Konzilianz keinen Rückzugsraum mehr gibt.
    Die Folge davon wird in nicht allzu ferner Zeit sein, dass der Blutzoll, den Israel dafür zahlen wird, mindestens in Hunderttausenden gemessen werden dürfte.

    Und das alles wegen unreflektierender Dominanzgeilheit eigentlich lebensschwacher Alphatierchen, welche einen Wirt zum Aussaugen ihrer parasitären Privilegien brauchen.
    Und das ist etwas, wofür jedes Volk bei entsprechender Entwicklung und hinreichenden Voraussetzungen anfällig ist.

    Erst dann, wenn Dominanz und Herrschaft dem Reiz einer anderen, einer solidarischen Grundhaltung nicht mehr das Wasser reichen können, wird sich das ändern bzw. geändert haben.

    Aber wer kennt schon Tolstoi, den Erzvater Ghandis, wer kennt schon das Grundanliegen von Jesus, dem verrückten Ketzer von Nazaret?

    Die Kirchen von der Warte der Machthaube sicher nicht und vielen Salon- und Schönwetter-Humanisten dürfte es nicht wesentlich anders ergehen.

  17. Propaganda?

    eine kleine Video-Auffaelligkeit:

    Es gibt seit einigen Tagen dieses Video mit den halbnackten Palaestinensern
    in Unterhosen, die man auf der (zerstoerten) Strasse oder auf dem Fussweg oder
    auf Militaer-LKW hinhocken laesst.

    Die Menschen werden als ‘potentielle Hamas-Mitglieder’ bezeichnet, sind aber
    wohl Gefangene aus einem Zufluchtsort, einer wurde zB als Journalist identifiziert.

    Auf al Jazeera wurde berichtet, ein weiteres Element der Inszenierung dieser Gefangenen
    (Erniedrigende Darstellung ist nach Kriegsrecht untersagt) ist die Tatsache, dass zwei
    Versionen eines Films existieren, in dem ein Mann aus der Schlange hervorkommt und
    eine Maschinenpistole auf den Boden legt.
    In einem Film traegt er die MP in der linken, in einer anderen Version in der rechten Hand,
    diese Szene ist anscheinend zwei Mal gedreht worden.

    Auf der Seite der konservativen Times of Israel
    https://www.timesofisrael.com/idf-chief-hamas-rule-in-gaza-faltering-leaked-video-shows-apparent-gunmen-surrender/
    ist nun der eine Film (von twitter/X) zu sehen, in dem der Mann die Waffe mit der _Linken_
    zu Boden legt.
    In dem Foto am Anfang des Berichts haelt er die Waffe in der _Rechten_, was nicht in den
    Film darunter passen wuerde.
    siehe
    https://static.timesofisrael.com/www/uploads/2023/12/WhatsApp-Image-2023-12-09-at-19.43.031-640×400.jpeg

    Man koennte auch fragen, wieso ein Mann in einer Schlange aus Maennern in Unterhosen, Socken und Schlappen ein Sturmgewehr traegt, aber das ist nur ein Puzzlestueck mehr …

    1. beide Versionen der Bilder:
      https://www.youtube.com/watch?v=aOGRsSbSylo

      Hier ist noch eine DLF-Sendung ‘Verliert Israel den PR-Krieg?’:
      https://www.deutschlandfunk.de/nach-redaktionsschuss-verliert-israel-den-pr-krieg-dlf-b36bf5da-100.html

      Ist halt DLF. Ich musste an den ’embedded journalism’ im Golfkrieg denken.
      Es gibt Sachen die koennen gesagt werden, oder eben nicht. Man muss zwischen den
      Zeilen lesen. Es werden auch ein paar Sachen gesagt (Siedler zB).

  18. Es hatte mal jemand gesagt, Gaza könnte das Singapur der Levante geworden sein, wenn es die Gelder und sein Potenzial nicht in den Ausbau von Terrorstruktur gesteckt hätte.
    Und ich glaube tatsächlich, es könnte… es hätte…. Wenn da nicht…., ja, wenn nicht der Islam die Antipode des Judentums wäre. Und wie es aus allen Poren der Verständigen klingt, wäre der christliche Weg die Lösung, wenn…., ja wenn nicht das Christentum selbst die Ursache des Debakels wäre.
    So hat nun im dreigeteilten Monotheismus jeder Glaube für sich, den Anspruch, mit Gott auf der Seite der Herrschaft zu sein.
    Das ist der Untergang, wenn keine Umkehr geschieht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert