Der Konflikt zwischen der Regierungskoalition und der Protestbewegung in Israel hat sich zugespitzt. Eine Überbrückung der Kluft, gar eine Aussöhnung, ist kaum noch denkbar.
Wie immer der gegenwärtige Konflikt zwischen Israels Regierungskoalition und der massiven Protestbewegung gegen die “Justizreform” ausgehen wird – das Israel, das aus ihm hervorgehen wird, wird mit dem Israel, das man sich jahrzehntelang zurecht imaginiert hat – “jüdisch und demokratisch”, wie das Oxymoron lautet, an dem man sich hält –, nicht mehr ähneln. Welche Kompromissformel man auch immer finden wird, das Trauma der Erfahrung dessen, was in den vergangenen Monaten an die Oberfläche trat, wird seine Spuren hinterlassen.
Das Bewusstsein, dass Unvorstellbares vorstellbar werden konnte, dass der mögliche Zerfall des Staates schon nicht mehr nur abstrakte Bedrohung ist, sondern eine von der israelischen Staatsmacht selbst in Gang gesetzte Praxis wurde, wird nicht mehr verdrängt werden können, und wenn es dennoch verdrängt werden sollte, wird es immer wieder zur Wiederkehr des Verdrängten kommen. Denn was sich in den turbulenten Monaten unübersehbar manifestierte (und sich noch immer stetig verfestigt), sind die faschistisch-rassistischen Strukturelemente der israelische Gesellschaft.
Wenn der israelische Staatspräsident Yitzhak Herzog letzte Woche vor dem US- Kongress proklamierte: “Israel hat die Demokratie in seiner DNA”, dann ist das eine Lüge, die man einem Politiker in diplomatischem Auftrag nachsehen mag, was aber nichts daran ändert, dass die realen Tatsachen in den letzten Monaten das Gegenteil davon bezeugen. Und das ist es auch, was viele Israelis – schockiert – zur Kenntnis nehmen müssen: Es geht nicht mehr nur um den Apartheidstaat im Verhältnis zu den Palästinensern; es geht vielmehr um einen blanken, sich für “Demokratie” ausgebenden innerisraelischen Faschismus, der mit einer von vorbestraften Ministern, messianischen Expansionisten, brutalen Kahanisten, rassistischen Ideologen und sonstigen perfiden Populisten und lautstarken Hinterbänklern bevölkerten Regierungskoalition tagtäglich skrupellos vorangetrieben wird. Israel wird nach Beendigung des aktuellen Konflikts das Israel eines ernsthaft versuchten, womöglich auch vollzogenen Staatsstreichs des Staates gegen sich selbst sein – ein Land, in dem der bewusste Übergang zu faschistischen Strukturen nicht nur möglich geworden, sondern dezidiert angestrebt worden ist.
Aber es wird auch das Israel einer zutiefst zerrissenen Gesellschaft sein, eines Landes, dessen Nationalkonsens unwiederbringlich abhanden gekommen und seine kollektive Solidarität kaum noch denkbar ist. Das lässt die Frage aufkommen, ob dies nur der politischen Dynamik der letzten paar Monaten geschuldet ist. Handelt es sich wirklich nur um das Resultat einer auf Verfolgung von Privatinteressen (Netanjahu) und sektorialen Partikularinteressen ausgerichteten Politik, eines aus den Fugen geratenen Amalgams von machtorientierten Ideologemen? Die aktuelle Dynamik hat zweifellos ihren gewichtigen Anteil daran. Aber sie entfaltet(e) sich aufgrund seit Jahrzehnten schwelender Strukturkoordinaten der israelischen Gesellschaft, Strukturen, die schon immer das Potential der Konfliktachsen im sozialen israelischen Kollektiv in sich bargen.
Zunächst die Kluft zwischen religiösen und nichtreligiösen Juden, wobei sich das religiöse Lager in (ultra)orthodoxe und nationalreligiöse Juden unterteilt. In den vergangen zwei Jahrzehnten haben diese Gruppen eine je eigene Wandlung erfahren: Teile der anti- bzw. nichtzionistischen Orthodoxie haben sich “nationalisiert”, und das gesamte nationalreligiöse Lager, das den größten Teil des Siedlerkontingents stellt, hat sich messianisch radikalisiert. Die Bestrebungen beider Lager sind auf eine Theokratisierung Israels aus. Unter der jetzigen Regierungskoalition werden diese Bestrebungen so unmäßig finanziert, wie noch nie zuvor, was für säkulare Israelis eine ernsthafte Bedrohung darstellt und ihr konsensuelles Selbstverständnis erschüttert. Dabei werden die orthodoxen Juden von den säkularen pauschal als “Parasiten” angesehen, die sich vom Staat auf ihre Kosten aushalten lassen und dabei fast alle keinen Militärdienst verrichten. Die nationalreligiösen Juden, mächtige Platzhalter der Okkupation, spielen eine wichtige Rolle im sogenannten Links-rechts-Diskurs der israelischen Politik – wobei man freilich gestehen muss, dass sich zionistische “Linke” längst von diesem Diskurs verabschiedet haben. Die Okkupation ist kein Thema in Israel.
Eine andere Achse des innerisraelischen Konflikts bildet sich in den ethnischen Verhältnissen zwischen aschkenasischen und orientalischen Juden ab. Wenn man die historische Chronik der in Israel eingewanderten Ethnien verfolgt, waren es die aus Europa angekommenen Immigranten, die die Infrastuktur des Landes in der prästaatlichen Ära herstellten, die Gründung des Staates vorantrieben und entsprechend die Hegemonie in Politik, Gesellschaft und Kultur bildeten. Die großenteils erst in den 1950er Jahren eingewanderten orientalischen Juden, die aus Ländern kamen, die wirtschaftlich, bildungsmäßig und technologisch weniger entwickelt waren, sahen sich sehr früh schon als unterprivilegiert und diskriminiert hat. Ein beidseitiges Ressentiment bildete sich heraus, welches man durch eine Schmelztiegelpolitik abzufangen gedachte, was aber historisch kläglich gescheitert ist: Generalisierend muss festgestellt werden, dass das Ressentiment sich immer mehr und intensiver zum sozialen Hass entwickelte.
Wenn der brachiale Likud-Aktivist Itzik Zarka neulich aschkenasischen Demonstrierenden die feinfühligen Sätze entgegenbrüllte: “Es war nicht umsonst, dass sechs Millionen ermordet wurden […] Ich bin stolz darauf, dass sechs Millionen von euch verbrannt wurden”, dann war das nicht nur ein verzeihliches Faupax in der “Hitze des Gefechtes”, sondern tiefsitzender Hass ethnischen Ursprungs, der sich politisch artikulierte. Itzik Zarka ist kein Ausnahmefall, sondern, ganz im Gegenteil, Symptom besagter Kluft.
Die Kluft zwischen Juden und Arabern in Israel ist so bekannt, dass man sie hier nicht näher darzustellen braucht. Seit Jahrzehnten leben die Araber Israels als Bürger zweiter Klasse des zionistischen Staates. Was sich aber unter der jetzigen Regierungskoalition an rassistischer Hassrhetorik ihnen gegenüber entfaltet, vor allem aber (nicht zuletzt im Parlament) legitimiert hat, fördert in der Tat ganz neue Dimensionen zutage. Aversionen gegenüber “Arabern” waren in Israel immer schon gang und gebe, aber unter den jetzigen Machthabern des Staates sind alle faschistischen Schleusen des Hasses und der Hetze gegen sie geöffnet worden.
Man könnte hier weitere Konfliktachsen und Koordinaten sozialer Klüfte aufführen, um die Zerrissenheit der Gesellschaft aufzuzeigen (erwähnt sei nur, dass sich in Israel klassenmäßige und ethnische Gefälle weitgehend decken). Das ist nicht notwendig, das bisher Dargelegte reicht hin, um den Ernst der Lage anzuzeigen. Zu fragen gilt es jedoch, welche Mechanismen den vollen vehementen Ausbruch dieser bedrohlichen Konflikte bis zur gegenwärtigen Misere verhindert haben. Die Antwort darauf ist einfach und komplex zugleich. Das erschließt sich, wenn man davon ausgeht, dass der Zionismus sich historisch weitgehend als Reaktion auf Negatives – ex negativo – gebildet und entwickelt hat: Das ideologische Zentralpostulat des klassischen Zionismus lautete “Negation der Diapora”, d.h., das Leben der Juden im Exil müsse eliminiert werden.
Einen empirisch-historischen Aufwind erhielt dieser Slogan durch die Shoah; diese hätte erwiesen, dass sicheres jüdisches Leben letztlich nur in einer nationalen Heimstätte der Juden möglich sei. Der Antisemitismus avancierte dabei zum wichtigsten Ideologem des zionistischen Verhältnisses zur Welt. Entsprechend erhielt “Sicherheit” einen besonders gravierenden Stellenwert im israelisch-jüdischen Selbstverständnis. Der Konflikt mit der arabischen Welt insgesamt, besonders aber mit den Palästinensern gerann zur Quintessenz der israelischen Politik.
Was diese Elemente des zionistischen Selbstbildes allesamt charakterisiert, ist ihre bewusst hervorgehobene negative Quelle. Denn welchen positiven Kitt hätte der Zionismus für das in aller Herren Länder verstreute, zutiefst heterogene jüdische Kollektiv anbieten können? Doch nur den nebulösen Slogan des “Neuen Juden” (der selbst lediglich ein negatives Abziehbild des “diasporischen Juden” abgab) – und die Religion (wobei freilich der Zionismus selbst, der jüdischen Religion zwar einen gewissen ideologischen Rang beimaß, aber im großen Ganzen sich eher säkular wähnte). Und so kam es, dass die Shoah in Israels politischer Kultur ideologisch ausgebeutet wurde, das historische Ereignis aufs Verheerendste instrumentalisierend. So verkam auch der Antisemitismus zur Bezichtigungsparole, mit der man jedes israelische Verbrechen und Unrecht rechtfertigen und ihre Verurteilung abschmettern konnte.
Und so war der israelische Zionismus auch stets darauf bedacht, die Bedrohung “von außen” permanent zu bewahren, mithin das “Sicherheitsproblem” nicht zu lösen, sondern zu erhalten – und wenn es für den politischen Machterhalt nötig wurde, ein “Sicherheitsproblem” selbst zu kreieren: Nichts garantiert die innere Kohäsion einer konfliktgebeutelten Gesellschaft besser, als die “Bedrohung von außen”.
Ein Witz machte vor Jahren die Runde in der politischen Kultur des Landes: Man fragte sich besorgt, was sein werde, wenn der Frieden ausbricht. In der Tat darf man sich auch heute fragen, wie es dem historisch so entstandenen Land ergehen würde, wenn die Nähte der “äußeren Bedrohung” sich auflösten und die inneren Konflikte sich voll entfalteten. Die Antwort darauf lässt sich an der gegenwärtigen Katastrophe des versuchten Staatsstreiches ablesen: Ungeachtet der Frage, wie der Anschlag auf das, was man die liberale Demokratie Israels nannte, ausgehen wird – die immer schon bestehenden Klüfte innerhalb der Gesellschaft, die sich nun mit solcher Vehemenz aufgetan haben, scheinen heute fast unüberbrückbar zu sein. Versöhnung ist nahezu undenkbar, zu deutlich hat sich herausgestellt, was es mit der “Justizreform” aus sich habe. Das Ausmaß an Hass, giftiger Feindseligkeit und loderndem Gesinnungsantagonismus ist so groß, dass man heute so nah am innerjüdischen Bürgerkrieg ist, wie noch nie zuvor in der Geschichte des Zionismus.
Israel ist die Speerspitze des Zerfalls der westlichen Welt! Was sich in Israel zeigt, ist ein Blick in die Zukunft der Staaten des Westens!
Man darf die Lage in Israel – trotz ihrer Besonderheiten – nicht isoliert sehen. Man muß sie im Zusammenhang mit der historischen Krise der westlichen Welt sehen. Das westliche kolonialistische zivilisatorische Modell befindet sich im Niedergang und nähert sich den Stadium der spätrömischen Dekadenz. Die westliche Demokratie-Simulation kann die Widersprüche dieses Systems nicht mehr ausgleichen und bewältigen. Die westliche Zivilisation ist in das Stadium des Chaos eingetreten, von den einst Rosa Luxemburg sprach. Das diese westliche Gesamtkrise sich in Israel besonders deutlich zeigt, liegt im besonders unterdrückerischen Wesen des zionistischen Apartheid-Staates, der alle Widersprüche verschärft und auf die Spitze treibt.
Staatsverfall erleben wir auch in anderen westlichen Staaten.z. B. Frankreich. Die Korruption, die sich innerhalb der israelischen politischen Klasse zeigt, gibt es genauso im imperialen Zentralstaat USA. Das zeigen die Korruptionsskandale, in die der Biden-Clan verwickelt ist und die selbst eine wohlwollende US-Justiz nicht mehr vertuschen kann.
Die Liste des Niedergangs, des Zerfall läßt sich auch am Beispiel anderer westlicher Länder zeigen, der geneigte Leser kann hier Ergänzungen vornehmen.
Mit dem Ende der westlichen Welt ist aber die Menschheit nicht am Ende, denn die Bewohner der westlichen Hemisphäre sind nur eine kleine, menschliche Minderheit, die bisher in westlicher Allmacht die Welt regieren konnten.
Die Mehrheit der Menschheit macht jetzt in einen langen, komplizierten und widerspruchsvollen Prozeß Schluß mit der westlichen Vorherrschaft. Das mehr gemeinwohlorientierte Wesen der zahlreichen und bunten asiatischen an anderen menschlichen Kulturen ist dem westlichen überindividualistischen Liberalismus überlegen und wird folglich die Zukunft der Menschheit maßgeblich bestimmen.
Das sind die Tatsachen, die man verständlicherweise in der westlichen Welt einfach nicht hören will!
@ Bella
In der Realität zeichnet sich ab, was manche Antifaschisten, die von Faschismus keine Ahnung haben, für unmöglich halten: ein faschistischer jüdischer Staat. Wie argumentiert man da, z. B. als VVN-BdA? Ich bin gespannt.
Die gesamte westliche Welt – nicht nur Israel – tendiert nach rechts, weil die Linke der westlichen Länder versagt hat!
So sehe ich das auch. Noch möchte ich aber trotzdem nicht auf das Prinzip Hoffnung verzichten.
Nach allgemeinen Kriterien tendieren die Gesellschaften natürlich nach links, nicht nach rechts. Beispielsweise wird die Staatsquote ständig erhöht. Aber mit den Erklärungsversuchen der politischen Links-Rechts-Pole wird man keine weiteren Erkenntnisse erreichen.
Hier geht es um faschistische, gesellschaftlich-radikale Tendenzen. Wenn man diesen Radikalismus auf Faschismus verkürzen will (kann man, ist aber keine vollständige Analyse), dann hat man es hier mit einem Linksfaschmismus zu tun. Vordergründig versucht man ständig irgendwelche Randgruppen zu schützen – Schwarze, Angehörige der Buchstabensuppe, “Flüchtlinge”, Alte und Schwache (z.B. bei der Pandemie) etc. – und dieser Schutz geht zu lasten der Mehrheit. Diese Mehrheit darf das bezahlen und sich einschränken lassen. Das hat mehr mit Links als mit Rechts zu tun, auch wenn das Links-Rechts-Schema für die Analyse gar nicht benötigt wird. Es ist ein Radikalismus, der wenigstens teilweise mit den Methoden der Faschisten die Menge, also alle, nicht nur die Mehrheit, kontrollieren und weitgehend auspressen will.
Inwiefern Israel für diesen Prozess exemplarisch sein soll, erschliesst sich mir allerdings nicht.
Bevor ein Frieden ausbricht, ist zuvor ein ‘Krieg’ nötig.
Rechte Idioten bauen Mist, ein weiterer Akt in einem Stück, das derzeit weltweit aufgeführt wird. Nur hat das Mistbauen in Israel weit gravierendere Folgen als anderswo. Laut “Welt” befürchten 58 Prozent der israelischen Bevölkerung. Das ist wirklich existentiell und könnte tatsächlich dazu führen, dass der Staat Israel zusammenkracht.
Das sollte man sich nicht allzu idyllisch vorstellen: die iranischen Waffen kommen dann ungehindert herein und Hamas und Islamischer Dschihad werden sehr schnell Tatsachen schaffen. Moshe Zuckermann wird sich verteidigen und sagen, er habe doch immer für die Rechte der Araber gekämpft. Er sollte sich allerdings nicht wundern, wenn das den Kämpfer vom Islamischen Dschihad unbeeindruckt lässt.
Wo kann er dann hin? Auf der ganzen Welt kriechen dann die Antisemiten aus den Löchern. In die USA? Da sind schon jetzt die Hälfte der Terroranschläge antisemitisch motiviert. Nach Deutschland? Ich muss vorauseilend abraten.
Moshe wird sich dann erstmals überlegen, ob das denn klug war, den Staat mit allen Mitteln zu bekämpfen, der ihm über so viele Jahre das Überleben gesichert hat.
Warum ergreifst du einseitig Partei für den zionistischen Apartheid-Staat? Da du sonst ganz vernünftige politische Ansichten hast vermute ich, du willst dich von der Schuld einer Vorfahren befreien. Du verspürt – das ehrt dich – Scham über die Verbrechen deiner Vorfahren und gibt’s dich deshalb so pro-israelisch, obwohl du vom „wahren Judentum“ wahrscheinlich keine Ahnung hast.
Wäre ich böswillig, würde ich dir antiarabischen Rassismus unterstellen. In Wahrheit projeziert die die Verbrechen der Nazis auf die arabische Welt. Das ist eine falsch Form der Aufarbeitung der Geschichte.
Merke, die arabische Welt wird in der neuen, multipolaren Weltordnung eine wichtige Rolle spielen. Die arabischen Länder verfügen über Rohstoffe und eine junge Bevölkerung, die gierig nach den Leben ist. Die arabische Kultur hat eine lange Geschichte und eine reiche, tolerante Kultur, die viel Positives zur Entwicklung der Menschheit beigetragen hat. Das muß man schlicht würdigen und respektieren!
Wie viele Israelfans ist auch Artur_C komplementär geradezu ein Araberhasser.
Er sollte mal an seiner Psyche arbeiten.
An die wenigen Mitdiskutierten hier:
sollte es zu einer chinesischen Vermittlung im komplizierten Israel-Palästina-Konflikt kommen, wird China sich auf das Völkerrecht und die UNO-Teilungsresolution vom 29. November 1947 berufen. Diese Resolution wurde nie umgesetzt. IMMER hat der zionistische Staat mehr Teile Palästinas sich angeeignet, als die Weltgemeinschaft den Zionisten zubilligte. Das läuft – das hat China auch angedeutet – auf eine Zweistaatenlösung hinaus. Eine Einstaatenlösung ist wohl auch auf Grund des antiarabischen Rassismus in Israel nicht möglich.
Wie berichtet wird, hatte sich der chinesische Botschafter unlängst mit Netanjahu getroffen. In der Krise Israels steckt auch die Chance auf einen Neuanfang.
China ist in die europäischen Konflikte nicht verwickelt und deshalb als objektiver Vermittler geeignet. Der Westen, die USA, können dies nicht mehr. Für China als neutraler Vermittler spricht die Schlichtung des Konflikts zwischen den Iran und Saudi-Arabien!
“sollte es zu einer chinesischen Vermittlung im komplizierten Israel-Palästina-Konflikt kommen, wird China sich auf das Völkerrecht und die UNO-Teilungsresolution vom 29. November 1947 berufen.2
Allerdings. Und was war da? Israel hatte eine Stunde nach seiner Gründung die Kriegserklärung von fünf arabischen Staaten auf dem Tisch. Ein ganz klarer unprovozierter Angriffskrieg. In jeder anderen Region der Welt wäre klar, dass diese fünf Angreifer schuld daran sind, dass eine friedliche Lösung nicht zustande kam. Aber natürlich nicht, wenn auf der anderen Seite Israel ist.
Israel setzt nicht um. Klar.
Was soll jemand umsetzen, wenn vorherige Geschehnisse nicht berücksichtigt werden, oder gar ignoriert werden?
Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss unwillkürlich eine Parallele zu „Outremer“, den Kreuzfahrerstaaten ziehen; irgendwie drängt sich mir das auf, zumal die Grenzen des heutigen Staates Israel in etwa den Grenzen der Kreuzfahrerstaaten minus Antiochia und Edessa entsprechen.
Gerade das Königreich Jerusalem zerlegte sich von Innen und als der Islam sich einigte, die Unterstützung des Westens, sprich weitere Kreuzzüge ausblieben, gingen diese Staaten unter.
Mir scheint das beinahe ein Menetekel an der Wand, da dieser Artikel meines Erachtens den erschreckenden Zustand des Staates Israel sehr gut beleuchtet!
Dafür schönen Dank, ich fühle mich ratlos diesbezüglich und bin entsetzt über die Zustände!
Ein sehr kritischer Artikel im STERN
https://www.stern.de/politik/ausland/israel—darum-ist-die-demokratie-in-gefahr-33653648.html
Weit davon entfernt, dieser scharfen, desillusionierten Analyse widersprechen zu wollen, kann ich doch nicht nachvollziehen, warum ‘jüdisch und demokratisch’ ganz allgemein ein Oxymoron sein soll. Zumindest wenn man unter ‘demokratisch’ die neuzeitlich-bürgerliche Version versteht, sehe ich keinen grundlegenden Widerspruch. Jedenfalls keinen, der über den aufgrund der Kombination einer so verstandenen Demokratie mit einer beliebigen anderen Religion entstehenden hinausginge, der keinen aporetischen Charakter hat.
Eine Stellungsnahme dazu wäre erwünscht. Danke.
@Zack 15 1744
Da ich bezweifle eine. Stellungnahme zu erhalten, erlaube ich mir zu schreiben :
Weil die praktizierte Demokratie ein Oxymoron ist. Sie existierte weder hier noch dort.
Die Demokratie sei die schlechteste Staatsform, abgesehen von allen anderen, scherzte einmal Winston Churchill
Zitiere Zitat :
‘ “Wenn der brachiale Likud-Aktivist Itzik Zarka neulich aschkenasischen Demonstrierenden die feinfühligen Sätze entgegenbrüllte: “Es war nicht umsonst, dass sechs Millionen ermordet wurden […] Ich bin stolz darauf, dass sechs Millionen von euch verbrannt wurden” ‘
Wie konnte es so weit kommen ?
So mancher deutscher Linker ( mich eingeschlossen ) hat große Hoffnungen in den Staat Israel gesetzt.
Ich kapiere gar nichts mehr !
Aber, aber…..Stalin, einer der Gründerväter des Staates Israel, ist lange tot und sein Reich ging ruhmlos unter!
Nachdem der „zionistische Kibbuz-Sozialismus“ gescheitert ist, so in den frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, entwickelte sich Israel zum Stützpunkt des US-Imperiums im Nahen Osten. Die UdSSR hatte mittlerweile auch die Lust verloren Israel zu unterstützen und reduzierte die Waffenlieferungen. Daraufhin pumpte die USA Israel mit Waffen voll und Israel wurde zur Atommacht.
Soweit ein sehr kurzer historischer Rückblick
Ich wundere mich, das dir davon nur wenig bekannt ist. Würdest du die Geschichte kennen, würdest du auch nicht enttäuscht sein. Bilde dich weiter und lies mal die kritischen linken Juden. Mein „kommunistisch-jüdischer Lieblingshistoriker“ ist übrigens Shlomo Sand…..lesen bildet….selbst in Deutschland, bildungsmäßig weit abgeschlagen, geht der Trend zum Zweitbuch, d.h. gebildete deutsche Linke lesen jetzt sogar 2 Bücher pro Jahr…lach…
Ein paar Korrekturen:
Nur eine kleine Minderheit der israelischen Bevölkerung hat je im Kibbuz gelebt (weniger als 10%). Es kann nicht “gescheitert” sein, was es so nie gab. Das ist ein sich hartnäckig haltender Mythos. Bevor sich “Israel zum Stützpunkt des US-Imperiums im Nahen Osten” verwandelte, war es bereits 1956 im Bett mit den imperialistischen Mächten Frankreich und GB beim Suez Krieg. Waffen, wie z.B. die modernen Mirage Jäger, kamen aus Frankreich, aber auch Unterstützung bei der Entwicklung von Atombomben. Die Unterstützung durch die USA setzte nach dem Sechstagekrieg 1967 erst richtig ein.
Hinweise zu den Motiven der (jetzigen) Siedlungspolitik: die Subventionen finanzieren eine Klientel, die wiederum diejenigen per Wahl an die Macht hieven und halten, welche sie subventionieren.
Man konnte in den letzten Jahrzehnten über den “Abbau des Sozialstaats in Israel” reichlich Artikel lesen – Angesichts dieser Subventionen kann man sehen, das erfolgte selektiv.
Völlig richtig, ich wollte es kurz machen!
Ich kann NICHT verstehen, wie deutsche Linke von einer im Grunde rassistischen, europäischen Siedlerstatt, der ca. 800.000 Ureinwohner vertrieben und zuviele ermordet hat, enttäuscht sein kann. Ein Staat, der seine Ureinwohner ausgerottet hat, kann niemals demokratisch gewesen sein. Das ist übrigens linken Juden klar und die Ideologie des Zionismus widerspricht den traditionellen jüdischen Werten.
Israel war immer auf Blut und Sand gebaut und jetzt fliegt ihnen der Laden um die Ohren!,
Oh weh, jetzt muss ich mich versuchen kurz zu halten. Mal schauen…
Wenn man Herzl und seine Idee vom Zionismus gelesen hat, dann war die zwar meinetwegen naiv, aber friedlich. Und dann kam der Holocaust. Das allgemeine, weltweite Entsetzen über diesen Genozid und auch die Hilflosigkeit gegenüber den “displaced persons” nach dem 2 WK führte zur Bereitschaft einer “Wiedergutmachung” gegenüber “den Juden”. Dass diese auf dem Rücken der palästinensischen Bevölkerung ausgetragen worden ist, war quasi ein “Kollateralschaden” (es macht auch immer mehr Spaß Land zu verteilen, auf dem man nicht lebt und das einem nicht gehört).
Getragen von der moralischen Wiedergutmachung war auch die Solidarität der Linken mit Deutschland (eher der damaligen BRD) mit Israel. Vor 1968 wurde die Existenz von Palästinensern m.E. mehr oder weniger ignoriert.
Klammheimlich wird auch ein wechselseitiger (rassistisch unterfütterter) Bezug eine Rolle gespielt haben, galten doch “die Araber” als rückständig, womit Israel quasi die Rolle eines (modernen, “zivilisierenden”!) europäischen Brückenkopfes in “Arabien” zugeschrieben worden ist und das war auch das Selbstverständnis der Israelis. Z.B. die Propaganda, “die Wüste fruchtbar zu machen”, die auf genau dieser Welle lief.
Ich weiß nicht mehr, ob ich das bei Sand oder Finkelstein gelesen habe, zeitgleich mit dem Versuch der Auslöschung der arabischen Vorgeschichte durch Schleifen arabischer Dörfer wurden auch die Bäume ausgerissen. Diese sollten durch europäische ersetzt werden, die natürlich alle eingingen.
Wenn Revisionismus immer so kläglich scheitern könnte! 😉
Damit zum Punkt “Ureinwohner”: das ist ein Problem.
Die sind nach der eigenen Ideologie und Religion Juden – die wahren, die echten Ureinwohner Israels. Während es sich bei den arabischen Einwohnern quasi um Invasoren mit – zwangsläufig höchstens – temporären Bleiberecht handelt. Haken ist, dass sich dieses Recht auf einen religiösen Text stützt, den man nicht nur selbst geschrieben hat, sondern an den man auch nur selber glaubt.
D.h. bei der Selbstauskunft, Israel sei “jüdisch und demokratisch” ist bereits der erste Teil ein Problem, zumal 20% der israelischen Staatsbürger keine Juden sind.
Es gibt keinen “ethnisch reinen” Judenstaat.
Wenn man so will, handelt es sich um eine hochgradig “konstruierte Identität”, die aber per Propaganda sehr erfolgreich durchgesetzt worden ist.
Damit entstehen Widersprüche, dass einerseits der Staat Israel für sich in Anspruch nimmt, für alle Juden weltweit zu sprechen – würden hingegen alle Juden weltweit in Israel Wahlrecht haben, gäbe es die aktuelle, rechtsradikale Regierung nicht.
Anderseits, wird diese Anmaßung Israels wortwörtlich übernommen, ist Kritik an der israelischen Regierung selbstredend antisemitisch, weil sie ja im Namen aller Juden weltweit agiert. Die es jedoch, wie gesagt, gar nicht gäbe, weil die Mehrheit der Juden weltweit nicht rechtsradikal ist.
Dieser Teil wird bei der “Kritik der Israelkritik” regelmäßig ausgelassen.
Es gilt: erfolgreiche Propaganda ist nicht wenn du selber daran glaubst, sondern die Anderen und bei Teilen der Linken und – vor allem – Linksliberalen hat sie dauerhaft gewirkt.
Zustimmung!
Es freut mich, das es noch Leute gibt, die die von dir genannten Autoren gelesen haben. Wir sind ganz sicher eine Minderheit.
In meiner Israel-Bilbiothek hab ich auch Lenni Brenner, „Zionismus und Faschismus“, was im Netz mittlerweile bei 140 Euro gehandelt wird….falls ich völlig verarmen sollte, hab ich noch ein paar wertvolle Bücher zu verkaufen….lach…Tom Segev, die siebte Million auf deutsch erzielt ähnlich hohe Preise.
Du kannst von „der Masse“ nicht erwarten, solch teure Bücher gelesenen zu haben, die mittlerweile deutsche Bibliotheken nicht mehr anschaffen…..lach
Da haben Sie mich an der Ehre gepackt, jetzt will ich mindestens drei Bücher im Keller haben 🙂 .
In der Liste “Kunden die diesen Artikel bestellt haben, kauften auch :” taucht auf Platz 1 eine Publikation über eine “geheime dritte Macht” + “UFO’s” auf; aber da kann Herr Sand Nichts dafür.
Also : Die Lieferung abwarten, dann lesen, dann urteilen !
Ansonsten : Meine Hoffnung auf ein sozialistisches Israel war allem Anschein nach total naiv ( um nicht zu sagen dumm).
Akzeptiert !
Grundsätzlich gilt aber auch : Ich befürchte, Sie können nicht ganz nachvollziehen, was einen Bio-Deutschen zur Israelsolidarität verpflichtet, nämlich das Bewußtsein, dass die eigene Nation – gefangen in einem irrsinnigen Auserwähltheitswahn – 6 Millionen harmlose, wehrlose, leidgeprüfte Menschen aller Altersklassen, schlicht wegen ihres religiösen Bekenntnisses, mit industrieller Perfektion ermordet hat !
Wie sich zeigt, verfolgt uns Deutsche diese Historie bis zum Ableben, und zwar über Generationen hinweg !
So ist es halt.