Israel 2024 – Jahresrückblick

Prime Minister Netanyahu visited the Air Force command and control center with Defense Minister Katz, IDF Chief-of-Staff Lt.-Gen. Halevi and Air Force Commander Maj.-Gen. Bar. Bild: x.com/IsraeliPM

Das Jahr 2024 hat in Israel politisch am 7. Oktober 2023 begonnen. Das von der Hamas verbrochene Pogrom hat den Krieg zur Folge gehabt, der das gesamte Jahr 2024 durchgehend geprägt hat und sich aller Voraussicht nach auch auf 2025 auswirken wird. Der 7. Oktober bedeutet zweifellos einen Einschnitt in der israelischen Geschichte, ist aber als solcher nicht zu verstehen, ohne die neun Monate, die diesem Datum vorausgingen, mit in Betracht zu ziehen. Denn am 4. Januar 2023 wurde von der jüngst gewählten Regierungskoalition die “Justizreform” proklamiert, welche sich jedoch sehr bald als versuchter Staatsstreich erweisen sollte. Auf diesen Versuch hat ein Großteil der israelischen Bevölkerung mit Massendemonstrationen reagiert, die mit solcher Emphase und Verve ausgetragen wurden, dass sie der “Justizreform” (vorerst) Einhalt geboten.

Die Regierung machte einen (taktischen) Rückzieher, der seinen Kulminationspunkt in Benjamin Netanjahus Plan, Verteidigungsminister Yoav Gallant aus seinem Amt zu entlassen, erreichte: Nach Ankündigung der Entlassung brach spontan eine dermaßen empörte, Tel Avivs Straßen nächtens überflutende Protestaktion aus, dass Netanjahu sich gezwungen sah, den Entlassungsakt aufzuschieben. Aufgeschoben war allerdings nicht aufgehoben; die Entlassung Gallants sollte im folgenden Jahr doch noch vollzogen werden. Man darf also mit Bezug auf Israels Politik von einem “kurzen Jahr” 2023 und einem “langen Jahr” 2024 sprechen.

Die Schockwirkung des 7. Oktober drückte sich nicht zuletzt darin aus, daß die Regierung über Wochen wie gelähmt schien, unfähig ihre Ämter und Institutionen funktionierend in Betrieb zu halten. Es waren freiwillig sich bildende Gruppen und Bewegungen aus der israelischen Zivilgesellschaft, die in dieser Zeit governmentaler Dysfunktionalität den Obligationen der versagenden Ministerien nachkamen und für die Versorgung der Bevölkerung mit Nötigstem die Verantwortung übernahmen. Dies erwies sich teilweise als doppelbödig. Eine Gruppe etwa wie die sogenannten “Waffenbrüder”, die ihre Raison aus der gemeinsamen militärischen Erfahrung bezog, war eine der lautstärksten unter den Protestgruppen während der großen Demonstrationen gegen den geplanten Staatsstreich der Regierung im Jahr 2023 gewesen; indem sie sich nun aber nach dem 7. Oktober “zur Rettung der israelischen Gesellschaft” tatkräftig engagierten, bedienten sie objektiv die sich von ihrem Schock erholende Regierung insofern, als sie den Fortbestand dieser Regierung, die nun einen Krieg zu führen hatte, affirmativ bestätigte; in Kriegszeiten wechselt man keine Regierung.

Die perfide Netanjahu-Regierung sollte es ihnen nicht danken: Denn sehr bald begann sie die Schuld am Desaster des 7. Oktober von sich auf das Militär und die Geheimdienste abzuwälzen; hinzu kam, daß sie die Demonstrationen gegen die Regierung dafür mitverantwortlich machte, dass es zum 7. Oktober hatte überhaupt kommen können; alle Demonstranten wurden als “Linke” gelabelt, die “Waffenbrüder” propagandistisch mithin zu “Feinden” (der Regierung) erklärt. Linke waren (und sind) die “Waffenbrüder” aber mitnichten: Als sich während der Anti-Staatsstreich-Demonstrationen unter den Protestmassen auch eine kleine Gruppe bildete, die gegen die Okkupation demonstrieren wollte, wurde sie immer wieder von den “Waffenbrüdern” verjagt – mit solchen Elementen wollten sie sich nun auch wieder nicht verbrüdern.

Man muss das allgemeiner verstehen. Der nach dem 7. Oktober notwendig gewordene Krieg entlud sich recht bald als ein Rache- und Vergeltungskrieg, der sich dann zu einem barbarischen Vernichtungskrieg steigerte. Unzählige Kriegsverbrechen sind dabei begangen worden. Der Krieg konnte diese Züge ohne nennenswerte Kritik seitens der israelischen Bevölkerung annehmen, weil er letztlich die Bedürfnisse der allermeisten Israelis bediente; angesichts der Gräueltaten während des von der Hamas verursachten Pogroms machte man sich in Israel blind für jegliche Leiderfahrung der Bevölkerung im Gazastreifen; die unfassbare Menge an getöteten und verletzten Kindern, Frauen, alten und kranken Menschen sowie die bewusst praktizierte Zerstörung und Verwüstung der gesamten Infrastruktur des palästinensischen Landstreifens berührte dabei die wenigsten in Israel.

Dass dem so war, kam vor allem Netanjahu zugute. Denn nach dem Desaster des 7. Oktober schien der israelische Premier politisch erledigt zu sein. Zu gravierend war die Katastrophe, die während seiner Amtsperiode der israelischen Gesellschaft widerfuhr. Aber trotz der Lähmung unmittelbar nach dem Fiasko wusste Netanjahu genau, was er zu tun hatte, um an der Macht zu bleiben: Er musste einen schonungslosen, mit besonderer Gewalt ausgetragenen Krieg vom Zaun brechen, denn der würde die Rachebedürfnisse der Bevölkerung befriedigen, mithin die Behauptung “legitimieren”, dass man während eines Krieges kein Staatsoberhaupt wechselt. Er musste darüber hinaus aber auch den angezettelten Krieg möglichst lang dehnen, um eine drohende staatliche Untersuchungskommission zu “vertagen”, vor allem aber, um den gegen ihn wegen Korruption, Betrugs und Veruntreuung geführten Prozess hinauszuzögern. Zugleich begann er, wie gesagt, die Schuld am Fiasko von sich auf die Armee und die Geheimdienste abzuwälzen, was die im Jahr 2023 aufgeschobene Entlassung des Verteidigungsministers Yoav Gallant im Jahr 2024 dann doch ermöglichte, diesmal, ohne eine dem ersten Mal vergleichbare Protestwelle auszulösen.

Beit Hanun im Norden des Gazastreifens. Bild: Times of Gaza

Man muss allerdings verstehen, daß der Krieg die Demonstrationsemphase des Jahres 2023 allgemein zum Erlahmen gebracht hat. Es gibt dafür mehrere Gründe, nicht zuletzt den, dass sehr viele in der israelischen Gesellschaft ermüdet sind, aufgerieben von einem bald 15 Monate währenden Krieg, dem längsten, den Israel (mit Ausnahme des Krieges von 1948) kannte, einem Krieg, bei dem auch die Zivilbevölkerung Herausforderungen ausgesetzt war, die man bisher in diesem Umfang und dieser Intensität nicht kannte: Vonseiten der israelischen Feinden handelt es sich primär um einen Raketenkrieg, der es geschafft hat, nicht nur die israelische Bevölkerung in ständige Alarmbereitschaft zu versetzen, sondern auch ganze Landstriche auf israelischer Seite so zu bedrohen, dass Hunderttausende evakuiert werden mussten und großteils bis zum heutigen Tag nicht zu ihren Wohnorten zurückkehren können.

Die Lähmung hat aber auch einen anderen, möglicherweise gravierenderen Grund: Netanjahu wird zwar von großen Teilen der Bevölkerung zutiefst gehasst (so auch seine Frau und sein älterer Sohn), man ersehnt seinen Abgang herbei (viele wünschen ihm auch ein schmachvolles politisches Ende im Gefängnis). Und doch, trotz aller Verfehlungen, trotz des Unglücks, das er über Israel mit seiner Politik gebracht hat, und trotz des Widerwillens, ja Ekels, den seine Person bei vielen Israelis auslöst (nicht bei allen – seine Anhänger himmeln ihn an), erlangt er bei Umfragen über die Befähigung zum Amt des Premierministers immer noch den ersten Platz unter allen möglichen Kandidaten. Da spielt wohl ein Halo-Effekt mit hinein. Netanjahu hat den Posten des Ministerpräsidenten schon so lange bekleidet, er hat also Erfahrung, “weiß Bescheid”, ist ein politischer “Magier” und dergleichen mehr.

Gewichtiger mag aber der Grund sein, daß Netanjahu keine ernstzunehmenden Konkurrenten hat. Es ist kaum zu fassen, aber keiner der infrage kommenden Rivalen hat sich in einer Weise profiliert, dass er als wirkliche Alternative zum amtierenden Premier gesehen wird. Manchen wird Führungsschwäche vorgeworfen, andere sieht man lediglich als Abklatsch des Likud-Führers an, wieder andere werden als “zu wenig charismatisch” verworfen. Vor allem aber muss man eines hervorheben: Niemand unter allen konkurrierenden Anwärtern vertritt einen alternative Einstellung zum Elefanten im Raum der israelischen Politik: der Okkupation und dem Konflikt mit den Palästinensern. Ob Benny Gantz oder Yair Lapid, selbst Yair Golan, von Avigdor Lieberman schon ganz zu schweigen – keiner von ihnen ließe sich auch nur einfallen, einen Vorstoß in Richtung einer politischen Beilegung des Konflikts als Parteiprogramm anzubieten. Als “Linker” aufgefasst zu werden, scheint diesen Führungsgestalten als das größte Karriereunglück zu sein.

Und sie wissen, warum dem so ist. Denn es ist nicht ausgemacht, wer wessen ideologisches Spiegelbild abgibt: sie das ihres Wahlvolkes oder ihre Wähler das ihrer “Führer”. Die Politiker wollen ja gewählt werden. Aber wo wären im heutigen Israel die Wähler zu rekrutieren, die für eine politische Lösung des Nahostkonflikts plädieren (und in einem Wahlkampf entsprechend emphatisch um eine solche ringen würden)? So besehen, waren auch die Anti-Netanjahu-Proteste eine optische Täuschung. Sie haben zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Positionierung gegen die Okkupation und die an den Palästinensern seit Jahrzehnten begangenen Verbrechen bedeutet. Nach dem 7. Oktober ist die Aussicht, daß sich daran etwas Wesentliches ändern könnte, so gering wie noch nie.

Aber selbst dort, wo es um Grundwerte des Zionismus zu gehen hätte (Israel als sicheren Ort für Juden zu erhalten und Juden in Not stets und überall zu Hilfe zu kommen), erweist sich die Öffentlichkeit Israels im Jahr 2024 als weitgehend blutarm und von selbstgewählter Ohnmacht gezeichnet. Die seit dem 7. Oktober in Hamas-Gefangenschaft gehaltenen Geiseln sind längst zum perfiden Politikum entartet. Statt der zu erwartenden Hunderttausenden, die auf die Straße gehen, um massiven Druck auf die Regierung zu üben, die zugrunde gehenden Geiseln durch einen Deal mit der Hamas zu befreien, sind es nur einige spärliche Tausende, die sich ernsthaft engagieren.

Netanjahu hat es geschafft, den Slogan vom “totalen Sieg” so zu manipulieren, dass er die (überflüssige) Verlängerung des Krieges gegen die Geiseln auszuspielen vermag. Er weiß sich darin mit seinen faschistischen Koalitionspartnern verbündet (allen voran Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir), deren Priorität darin liegt, den Krieg so lange fortzuführen, bis der Gazastreifen ganz erobert ist und die Bedingungen für die Errichtung von jüdischen Siedlungen auf dem eroberten Territorium durch dezidierte ethnische Säuberung geschaffen worden sind. Man hat es in der Tat fertiggebracht, die Geiseln als Bürde und die Demonstranten für ihre Befreiung als Feinde der Regierungskoalition darzustellen. Die Motivation Netanjahus für die Fortführung des Krieges ist bekannt. Sein Privatinteresse und die ideologischen Bestrebungen der Faschisten verzahnen sich dabei zu dem, was man als unfassbaren Verrat, den der zionistische Staat an seinen BürgerInnen begeht, erkennen muss.

Und so erweist sich das Jahr 2024 in Israel als eine weitere Station auf dem Weg zur Sackgasse, den der zionistische Staat seit langem beschreitet. Israel ist heute schon für viele in der Welt zum Pariastaat verkommen. Regiert wird dieser Staat von einer Koalition, die ungezügelt horrende Kriegsverbrechen verübt, welche von der eigenen Bevölkerung mit amoralischer Indifferenz, wenn nicht gar mit zustimmendem Verständnis registriert werden. Eine Koalition ist es, die sich zudem des demokratischen Selbstbildes des von ihr regierten Staates zunehmend entledigt, die formale Gewaltenteilung erschüttert, Kulturinstitutionen zerstört, jegliche massenmediale und akademische Kritik an ihrem Tun und Walten bekämpft und am Wohlergehen der BürgerInnen kaum noch interessiert ist. Sie regiert einen Staat, der sich in Auflösung befindet, ohne wirklich unterzugehen, dabei aber seinen Bewohnern keine andere Zukunft zu bieten vermag, als ewigen Krieg und Zermalmung der Freiheit. Beherrscht ist er vom Gemüt der Herzlosigkeit wie vom Geist geistloser Zustände.

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29 Kommentare

  1. “Das von der Hamas verbrochene Pogrom hat den Krieg zur Folge gehabt, der das gesamte Jahr 2024 durchgehend geprägt hat und sich aller Voraussicht nach auch auf 2025 auswirken wird. ”
    Bei allem Respekt, darf man die Ereignisse einfach so reduziert stehen lassen? Glaube nicht, auch der Autor sieht es nicht so.
    Es muss dabei immer mit gemeint werden, dass die Hamas eine brutale, rücksichtslose und aussichtslose Operation zur adäquaten Geiselnahme der üblichen israelischen Vorgehensweise unternahm, die aus dem Ruder lief, nicht unerheblich von der herrschenden Regierung und der Armee verschuldet.
    Die obige Verkürzung suggeriert eine Schieflage.

    1. Nur Schieflage?
      Ist es nicht eine erhebliche Fehleinschätzung?
      Ich erstaune immer wieder, wie man nicht ganz klar Position beziehen kann, wenn es notwendig ist!
      Wer den Gazastreifen militärisch nicht hinreichend überwachen kann, dass von dort keine wesentliche Gefahr droht, der kann militärisch überhaupt nichts. Insbesondere dann nicht, wenn man eindringlich davor gewarnt wurde. Als Reaktion zieht man dann noch Kräfte nach Jerusalem ab, wo massiv provoziert worden war.

      Und die Reaktion war dann eine gelähmte?
      Ab wann griff eindeutig die Hannibal-Doktrin und führte zum Tod vieler Israelis und Palästinenser?
      Wenn etwas derart eindeutig ist und dies nicht als Grundbasis aller weiterer Überlegungungen gilt, ist jeder weitere Gedankengang schubli-schubli…

    2. Wenn du das nicht voranstellst bis du mittlerweile perse Antisemit, egal was und wie du sonstnoch schreibst. Zumindestens in Deutschland. Und Moshe Zuckermann als kritischer Jude, gilt in Israel bereits als Aussätziger, quasi Verräter am eigenen Volk.

      Richtig wäre eigentlich immer den Kontext mind. der letzten 100 Jahre zu nehmen. Da begann die unberechtigte Landnahme, der Isrealis. Übrigens mit bereits teils terroristischen Methoden durch Zionisten. Deren Chef später der erste Ministerpräsident Israels wurde, Ben-Gurion.

      https://de.wikipedia.org/wiki/David_Ben-Gurion

      “Er war an gewaltsamen zionistischen Aktionen beteiligt, als seine Organisation kurzzeitig mit Menachem Begins Irgun kooperierte. David Ben-Gurion schrieb im Juni 1938 an die Exekutive der Jewish Agency: „Ich bin für Zwangsumsiedlung [der Palästinenser]; darin sehe ich nichts Unmoralisches.“ An der Vorbereitung des Bombenanschlags gegen die britische Mandatsverwaltung im King David Hotel 1946 wirkte er zwar mit, widersprach dann aber erfolglos der Ausführung des Planes. ”

      Was Netanjahu macht ist vieles, nur nicht neu.

  2. OPSEC
    die Passwörter auf den PC Rückseiten geschützt und auch an das Spiegelbild im hinteren Bereich gedacht.

    “Sie regieren einen Staat, der sich in Auflösung befindet, ohne wirklich unterzugehen, dabei aber seinen Bewohnern keine sichere Zukunft zu bieten vermag, als ewigen Krieg und Zermalmung der Freiheiten. Beherrscht ist er vom Gemüt der Herzlosigkeit wie vom Geist rechtloser Zustände”

    Psst 🙊 hab die Heizung voll aufgedreht und die Fenster blieben auch auf bis die Speicher leer sind.

  3. So sehr ich Zuckermanns Artikel immer wieder gerne lese, so sehr wundere ich mich immer wieder aufs Neue, dass Männer für ihn scheinbar kein nennenswertes Lebensrecht haben. Ist das ein Generationending?

    “… die unfassbare Menge an getöteten und verletzten Kindern, Frauen, alten und kranken Menschen …”

    1. Also, erstens sind bei alten und kranken Menschen sicher die Hälfte Männer und bei den Kindern Jungen und zweitens ist diese Redewendung einfach das Synonym für Zivilisten und Kinder, Frauen und alte Menschen sind schlicht die Wehrlosesten und Schwächsten in einem Krieg.
      Ich halte nichts von solchen Unterstellungen. Dazu passt dieser Gag von Andreas Rebers: Irgendeine Grüne wünscht sich die Möglichkeit eines Syrers als Bundespräsident und Rebers fragt erstaunt” Warum kein Portugiese?!
      Woher kommt dieser Hass?”
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      1. P.S. Genau diese Denke führte dazu, dass z.B. einige Männer (Araber) in Afghanistan als “Terroristen” deklariert und dann verschleppt, gefoltert, jahrelang ohne Prozess gefangen oder schlicht getötet wurden, etwa weil sie eine Uhr der Marke Casio trugen.

        Merken Sie was?

        Woher dieser Hass?

        1. Das ist kein Hass, sondern Nichtbegreifen oder relative Gleichgültigkeit.
          Eigentlich genügt ja der Begriff “Zivilisten”, der alles hinreichend umschreibt, aber zu abstrakt ist, um Empathie auszulösen. Dann werden diese Zivilisten konkret aufgeschlüsselt, um damit Empathien zu fördern.
          Weil zivile Männer dafür eher hinderlich sind, werden diese nicht aufgeführt.

          1. Ja – ich stimme zu. Mit dem “Merken Sie was? – Woher dieser Hass?” will ich dem Leser den Spiegel vorhalten und durch den Reim und die Wiederholung wird es beinahe literarisch.

            “Weil zivile Männer dafür [d.i. Empathie] eher hinderlich sind…”

            Das ist ja gerade der Punkt. Indem man Männer hinter dem (angeblichen) “Synonym für Zivilisten” versteckt, bekräftigt man dieses Denken meiner Meinung nach immer wieder.

            Es passt eben auch in dieses “Männer sind Täter, Frauen sind Opfer”-Schema, obwohl die (sogar laut offiziellen Statistiken) mit Abstand meisten Opfer von Gewaltverbrechen Männer sind. Dieses Denken führt z.B. auch dazu, dass viele Fälle von Kindesmisshandlung nie ans Licht kommen, “weil eine Mutter würde ihrem Kind ja nie so etwas antun” (während die meisten Fälle von Kindstötungen mit großem Abstand nachweislich von Müttern vorgenommen werden).

            1. Als friedlicher Mann hat man dann eben Pech gehabt.
              Das archetypische Vorurteil ist eben im Unterbewusstsein verankert. Ebenso das der “blonden Bestie”.
              Der Grund dafür ist aber, dass es sich immer wieder auch bestätigt. Und dafür reicht “ein Arschloch”.
              Und darf ein Mann bei allen Frauen Emotionen zeigen, wenn man diesem nicht apriori abnimmt, ein Mann (mit überwältigendem Mut) zu sein? Virilität baut gerade nicht darauf, besonders verständnisvoll zu sein, sondern basiert vielmehr auf dem Umstand, jederzeit mit der Faust auf den Tisch schlagen zu können und dies auch apriori irgendwie zu dürfen.
              Erst eine Aufarbeitung dieser unbewussten vererbten Prägungen hilft uns weiter. Das gelingt aber nicht unbedingt mittels Vorwürfen, sondern schon eher durch Verstehen lernen.

        2. Sie begreifen offenbar den Witz nicht, null, erstens. Und zweitens, die selben Leute, die sich übers Gendern stundenlang erregen können und beim generischen Maskulinum nach wie vor davon ausgehen, dass Frauen mitgemeint sind (wie ich als Frau im übrigen auch), unterstellen aber, dass bei alten Menschen, kranken Menschen und Kindern keine männlichen Personen inkludiert sind.
          Sie unterstellen und klagen an, was vor allem in Ihrem Kopf existiert.
          Und ob es nun in ihr Bild passt oder nicht, Kriege werden letztlich doch vor allem durch und mit Männern geführt, so dass sie naturgemäß zumindest in der direkten Konfrontation auch die meisten und ersten Opfer stellen. Übrigens sind in der Tat auch Terroristen in der Regel männlich, jetzt mal unabhängig von der Ursache von Terrorismus. Das ist aber im Gazakrieg nie der Fall gewesen, der sich als Vernichtungskrieg vor allem gegen Zivilisten richtet, egal ob die ein XX- oder XY-Chromosom tragen.

          1. Es geht für mich um keinen Witz, sondern um die GLEICHWERTIGKEIT menschlichen Lebens (m/w/d). Wenn Ihnen nicht selbst auffällt, dass – gemäß Ihrem Denken – Männer offenbar nur als Kinder, Kranke oder Alte den vollen Schutz der Menschenrechte (insb. das Recht auf Leben) verdienen, dann kann ich das nicht ändern.

            Und Beispiel Krieg, denken wir an “Putins Fleischwolf”: Wir schicken 100 Männer an die Front, deren einziger “Fehler” darin besteht, in Russland geboren zu sein. 10 kehren zu ihren Familien zurück. Die restlichen 90 interessieren niemanden, denn sie fielen als “Helden fürs Vaterland” (bzw. Soldaten).

            Wenn Sie nicht verstanden haben, dass Männer verstärkt im Militär eingesetzt werden, weil sie im Mittel körperlich stärker sind, dann empfehle ich Ihnen Grundlagen feministischer Literatur, denn z.B. Simone de Beauvoir erklärte das schon in den 1940er-Jahren.

            P.S. Was das der Wert von Menschenleben mit Gendern zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

            1. Und warum prügeln sie sich so gerne in Gruppen, mal als Hooligans, mal an Sylvester mit sich gegenseitig beschieße. Aber ich gebe es auf, denn Sie verstehen den Witz von Andreas Rebers nicht..
              Vielleicht schauen sie sich das mal an ab Minute 3, vielleicht verstehen Sie es dann. https://www.youtube.com/watch?v=l2fa7tefpj8 Aber ich fürchte sie wollen es gar nicht verstehen.
              Ich muss sagen, das schmälert mein künftiges Interesse an Ihren Artikeln erheblich, aber ich fürchte, ich weiß schon was kommt.
              Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr, ja wirklich!

              1. Nichts für ungut.

                Warum (und wann) sich manche Menschen lieber prügeln als andere, das könnte man einmal diskutieren.

                Ich tat es nicht. Nicht einmal unter Alkoholeinfluss. Und so gut wie alle anderen Männer in meinem Bekantenkreis auch nicht. 🤷🏻

                Ihnen auch ein gutes Jahr!

                P.S. Meine Artikel sind nur als Angebote gedacht. Ich zwinge niemanden zum Lesen.

              2. P.S. Man hätte ja auch einfach mal einräumen können: Die Menschen(leben) sind zwar nicht gleich, doch gleichwertig; und das sollte sich auch in sprachlichen Formulierungen ausdrücken.

                Ich bin nicht nachtragend. Vielleicht klappt der Meinungsaustausch beim nächsten Mal ja besser.

  4. Wann können wir hier einmal einen Artikel von einem palestinänsischen Autor lesen?
    Moshe Zuckermann quält sich in immer den selben Wiederholungen.

    1. Träum weiter!
      Bestimmt werde ich jetzt wieder den Zorn wenn nicht die Wut der counterpunch-Allergiker auf mich ziehen, sei’s drum. Ausnahmsweise ist mal Tschendern erforderlich: eine(r) der üblichen verdächtigen Wadenbeißer:Innen haben sich diese Woche schon an mir austoben. können: ein(e) gewisse(r) “J.” – mutmaßlich meiner langjährigen Erfahrungen wohl die Kurzform von “*okerin”. Und ‘Fritz’ war dieser Tage ja auch schon bei Rötzers Kommentarspalte präsent, fehlt eigentlich nur noch *elge!
      Also, Palästinensische Autoren gäbe es auf der oben erwähnten Plattform wahrlich reichlich. Die Palis – wie bspw. ein Ramzy Baroud oder ein Halaby – sind leicht über das Autorenarchiv auf- und zuspüren, aber Vorsicht – es könnten durchaus jeweils hunderte Artikel sein, die es zu konsumieren gäbe. Es müssen aber nicht einmal Pali-Autoren sein. Gestern (3.1. Freitag) z.B. waren es von den frisch eingestellten über 30 Texten schlappe neun zum hierzulande als Bäh-Text unterschlagenen Thema. Die da wären:
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/nyts-apologist-for-israel-is-no-longer-a-never-trumper/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/why-congress-members-face-a-lawsuit-for-funding-israels-war-on-gaza/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/manufacturing-consent-101-the-new-york-times-and-what-not-to-know-about-the-genocide-in-gaza/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/two-genocides-gaza-and-metropolis/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/banksys-scar-of-bethlehem-a-lament/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/far-from-ignorant-the-european-union-arms-exports-and-israel/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/today-as-in-the-past-germany-claims-the-authority-to-define-who-is-a-jew/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/finding-a-cure-for-humanitys-cancer/print/
      https://www.counterpunch.org/2025/01/03/how-imperialism-stole-christianity-and-why-we-should-steal-it-back/print/
      Just zu den hinter uns liegenden angeblichen Festtagen passt doch wunderbar dieser Auszug aus dem letztgenannten:
      “Jesus walked the streets of Palestine when that dusty enclave was still an imperial province of Rome, the original shining superpower on the hill. He strolled from town to town, barefoot and filthy, passing over temples and banks to preach to lepers and whores, telling them the good news that they were the true people of God because they existed in the blind spot of a vile empire that used the bludgeons of church and state to rob the poor and rape the helpless. He taught the ancient lumpenproles that the kingdom of God was already within them and that any kingdom that stood outside stood for tyranny and should be torn down.
      This was the kind of shit that got Jesus killed and it was a cabal of governors and priests who fucking killed him. Then, in the ultimate insult, the same empire that had this radical anti-imperialist nailed to a fucking cross hijacked his teachings and turned them into one of the deadliest weapons ever wielded in the hands of the powerful.”
      Ach übrigens: auf der erwähnten website gibt es jetzt die Möglichkeit, sie auf doitsch ausgeben zu lassen. Ich kann nur davor warnen, es sei denn jemand will mal wieder herzhaft über (K)Aiiih-Eiiiih lachen.

      Und dass selbst jüdisch-israelische Stimmen hierzulande alles andere als wohl gelitten sind durften wir ja mit Uri Avnerys Ergüssen erfahren. Ausser seinen Nachrufen aus dem August 2018 vermeldet selbst Google wenig aus seinem ursprünglichen Heimatland. Obwohl allein. die aus den Wochen vor seinem Tod zum Thema “Gaza” sehr wohl zum Thema aussagekräftig genug wären. Auch von Uri gäbe es im o.g Archiv so einiges, ca. 500 Texte wenn nicht mehr, das Meiste davon … aber das lasse ich mal lieber.

      1. In der Schule hieße es :Thema verfehlt 6, setzen! Ich habe gefragt, wann es hier auf Overton
        Artikel von palestinänsischen Autoren zu lesen gibt. Was in exotischen Seiten erscheint,
        möchte ich gar nicht wissen.

      2. j.(ana) hat nix gegen counterpunch und viel gegens ständige löschen von dokus in der tube….der erwähnte mit den jungen frauen behandelte ihr tun während des wehrdienstes, ein ziemlich direkter, heftiger einblick ins wehrdienst in israel….ich sehe eben drei der mädchen vor mir noch, kanns nicht vergessen wie all den schulstoff aber….trag diese gelöschten videos mit mir rum, werd sie nicht los…..die eine war im sani-dienst, also verletzte/tote holen und die toten dann “herrichten” zur übergabe an die verwandten usw….einmal neben all dem andren erleben da schon hatten sie einen toten jungen, nicht ganz teen aufm tisch, gleichzeitig irgendwie ne party, gemeinsam feiern, ka mehr was und sie hat ihm den schwanz abgeschnitten, damit posiert und alle, junge männer wie junge frauen wie ältere “diensthabende” haben mitgemacht…das is/war normal…in diesem wehrdienstgruppending, währenddessen, die ganze zeit war alles immer total normal und dann danach sind sie zusammengebrochen, zu haus wieder und zumeist kein rückhalt in den familien, nur wenig bei freunden usw usf…..naja, eine halt am rumsuizidieren usw……
        es wäre wichtig, diese dokumentationen sehen/hören zu können, viele weitere mehr ebenso zu verstehen, was lief und läuft…..
        diese doku ging an photos entlang, denn natürlich haben sie alle einander auch geknipst, teen-party halt….sehr behutsam…..
        es gab mal etwas stärkere bündnisse, die eben informierten und die sind nun schwach bzw “weg” ….

        dein kommentar beim schleim ….naja, ich find meinen auf deinen absolut notwendig+korrekt, affe

  5. Der Kommentar von “Träumer” trifft ganz gut. Diese Begebenheitsgeschichten der aktuellen Regierung sind doch wirklich längst bekannt. Es genügt eben nicht das mit “faschistisch” zu erklären. Israel war nie ein vollständig säkularer Staat, es gab und gibt also im Hintergrund die verschiedensten religiösen Einflüsterer – Rabbi Kock und Schneerson nur die jüngsten der langen Reihe von Nihilisten. Deren falscher Messianismus gehört doch zentral mit ins Bild genommen. Der Naturwissenschaftler und praktizierende Jude J. Leibowitz hat schon in den 1950igern
    D. Ben-Gurion in persönlichen Gesprächen deutlich vor den heutigen Zuständen gewarnt.
    Herr Zuckermann hat doch sicherlich auch György Konrad gekannt:
    “Die Macht des Staates und die Macht des Geistes sind miteinander nicht kompatibel.”
    Dann braucht er doch nicht so etwas hilfloses zu schreiben wie ” der Geist geistloser Zustände”.

  6. “Der nach dem 7. Oktober notwendig gewordene Krieg entlud sich ….”

    Echt jetzt, notwendig geworden, also die Not wendend?!
    Diese Gelegenheit war offenbar eher höchst willkommen dafür, lange geplante Ziele zu verwirklichen.
    Und dass Israel vorher große Hemmungen hinsichtlich der Begehung von völkerrechtswidrigen Akten und Terrorverbrechen kann ich nicht erkennen.
    Bitte keine Wiederholungen des Ewig-Gleichen, wir wissen es längst, dass Netanjahu ein Verbrecher ist, und endlich mal eine palästinensische Stimme z.B. wie diese hier https://www.youtube.com/watch?v=2ORv9FH2ns4

  7. Israel ist auf dem Weg in die Holzkiste. Die Brutalität der IDF und Benjamin Netanjahus wird von der israelischen Bevölkerung als gottgegeben akzeptiert. Ein Land und seine Bevölkerung, die alle humanitären Werte wie Abfall entsorgt haben, hat eine moralische Verderbtheit erreicht, die kaum noch zu toppen ist.
    Die Geiseln werden nicht befreit werden, auch wenn ein großes Geschrei über ihre Befreigung veranstaltet wird. Nichtmal diese armseligen Israelis interessieren sich für sie. Die Geiseln sind meiner Meinung nach dem Tod geweiht. Für sie wird kaum oder gar nicht demonstriert. Diese fast vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber den Landsleuten zeigt, wie sehr die Israelis indoktriniert sind vom Geschwätz, die Palästinenser seien Tiere und ausnahmslos Feinde, die es abzuschlachten gilt. Man muß eben auch Opfer bringen können.
    Klar ist längst, das Netanjahu ein gefühlloser und äußerst kaltblütiger Killer ist. Es spielt keine Rolle, wer schiesst. Wer es anordnet, ist selbst ein Mörder. Netanjahu muß Krieg führen, weil er als abgesägter Poltiker vor Gericht und dann hinter schwedischen Gardinen verschwinden würde. Diese Person tut alles, um den eigenen Hals zu retten. Menschen sind für dieses Monstrum wertlos. Über 44.000 tote Palästinenser zählen für ihn nicht. Es sind ja sowieso nur Tiere. Diese Person und seine verrückte Soldateska verhalten sich wie Hitler und die SS.
    Er wird es so lange bunt treiben, bis das Land am Boden ist und weltweit nur noch als abscheuliches Beispiel für einen Apartheids-Staat gilt. Für die amerikanischen und deutschen Marionetten wird das noch Konsequenzen haben.

  8. Der Tod ist ein Meister aus Israel.
    Früher gab es mal zu viele Antisemiten.
    Heute eher zu wenige (nach IHRA-Definition).
    Also bin ich gerne “Antisemit”.

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