Mit Martin Luthers und Johannes Calvins Lehren von der Prädestination eskalierte der Konflikt um Willensfreiheit und bürgerlicher Autonomie.
In den letzten Jahrzehnten haben wir oft das Argument gehört, der Mensch sei nicht frei, weil alles naturgesetzlich festgelegt oder das Gehirn determiniert ist. Erst kürzlich diskutierte ich hier das prominente Beispiel des Zoologen Carl Vogt aus dem 19. Jahrhundert. (Dass weder das mit der Determination so klar ist, noch Determination Freiheit ausschließen muss, behandeln wir ein anderes Mal.) Doch schon lange vor diesen Debatten stritt man sich über die Willensfreiheit – und ein solcher Streit führte sogar fast zum Bürgerkrieg.
So wies beispielsweise schon Martin Luther (1483-1546) in seiner Schrift Vom unfreien Willen (1525) – eine Reaktion auf das ein Jahr vorher erschienene Werk Vom freien Willen von Erasmus von Rotterdam (ca. 1467-1536) – darauf hin, dass die Vorstellung der Willensfreiheit mit der Annahme eines allmächtigen und allwissenden Gottes in Konflikt steht:
“Das ist die Vernunft selbst gezwungen zuzugeben, die zugleich selbst bezeugt, dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” (Martin Luther, 1525)
Johannes Calvin (1509-1564) entwickelte das zur doppelten Prädestinationslehre weiter: Wir Menschen würden von vorneherein entweder zu den Auserwählten oder Verdammten gehören. Angeblich könne man nur durch Erfolg in diesem Leben herausfinden, in welche der Gruppen man gehört. Dieses Erfolgsstreben habe das Goldene Zeitalter der Niederlande mitbedingt. Jahrhunderte später beschrieb der Soziologe Max Weber (1864-1920) in Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, wie gut diese religiösen Lehre zum ewigen Wachstums- und Gewinnstreben passt.
Allgütigkeit
Doch unter den Protestanten gab es unterschiedliche Ansichten zur Prädestination. So bildete sich um 1600 die Gruppe der sogenannten Remonstranten, als Abspaltung von der Niederdeutsch-Reformierten Kirche mit ihrem Sitz im niedersächsischen Emden. Die Remonstranten betonten die Allgütigkeit Gottes: Diese passe nicht zur Vorstellung der ewigen Verdammung von Menschen ohne eigenes Zutun. Insbesondere könne man durch sein Bekenntnis zu Jesus Christus Gnade erfahren und so sein Schicksal zum Guten wenden. Und in dieser Hinsicht hätten wir Menschen einen freien Willen.
So weit die Theologie. Das in jener Zeit erstarkende Bürgertum wollte sich sowohl von der alten Autorität der Herrschenden “von Gottes Gnaden” befreien als auch seine individuelle Freiheit erweitern und nutzen. Passend dazu emanzipierten sich die Städte, die zu ihrer Verteidigung eigene Bürgerwehren aufstellen wollte. Diese Truppen gefährdeten allerdings das Machtmonopol der Krone. Der Konflikt – einerseits um Willensfreiheit, andererseits um bürgerliche Autonomie – eskalierte.
Was heute Deutschland ist, war damals ein Flickenteppich von Herzogtümern und Königreichen. Im Westen, den heutigen Niederlanden, hatte sich gerade die Republik der Vereinigten Niederlande gebildet. Dieser Bund wollte sich – letztlich erfolgreich – von der Herrschaft der spanischen Habsburger befreien. (Bis hin zur vollständigen Unabhängigkeit musste allerdings noch ein Achtzigjähriger Krieg gewonnen werden, von 1568-1648.)
Neben diesem weltlichen Streit um Autonomie und Unabhängigkeit des Volks entstand, mit dem Aufkommen der Remonstranten, also auch ein Zwist um die geistige Freiheit des Menschen – um seine Willensfreiheit. Gegen diese Strömung entstand unter den Protestanten schnell eine Opposition, die sich praktischerweise als “Kontraremonstranten” bezeichneten. Diese beriefen sich wieder auf Calvin und kritisierten ihre Gegner dafür, dass sich ihre Vorstellung von menschlicher Freiheit nicht mit dem Bild des allmächtigen Gottes vereinbaren ließe.
Es drohte Bürgerkrieg
Neben dem äußeren Konflikt mit den (katholischen) Spanien bedrohte also auch der innere ideologische Streit im Lager der Protestanten den Fortbestand der noch jungen Republik. Um Letzteren beizulegen, schickte man im Jahr 1611 jeweils sechs Vertreter von beiden Seiten – Remonstranten und Kontraremonstranten – zu einem Kongress nach Den Haag. Allerdings stellte sich dabei vor allem die Unvereinbarkeit beider Lager heraus; die Polarisation gesellschaftlicher Debatten ist also kein ganz neues Phänomen.
Ob aus Frömmigkeit oder Machtkalkül, das wissen wir nicht genau – doch die festgefahrene Situation nutzte Prinz Moritz von Oranien (1567-1625), gebürtiger Deutscher und Graf zu Nassau-Dillenburg. Er war damals Statthalter der niederländischen Republik und verfügte damit über große exekutive Vollmachten. Jedenfalls hatte er einen Interessenkonflikt: Denn je mehr Autonomie den Städten zukam, desto kleiner war sein Einfluss.
Daher dürfte es kein Zufall sein, dass er sich auf die Seite der Kontraremonstranten stellte. Die Fürsten leiteten ihre Vormachtstellung ja selbst von der göttlichen Allmacht ab. Bürgerliche Freiheiten und Autonomie bedrohten dieses Denken. Außerdem konnte Moritz sich damit gleichzeitig als Beschützer der Religion inszenieren und den drohenden Bürgerkrieg abwenden, der auch seine eigene Position gefährdet hätte.
Mit dem Schwert
Der Ausgang um den – je nach Sichtweise – Streit um die individuelle Willensfreiheit oder göttliche Prädestination, bürgerliche Autonomie oder Herrschaft der Krone wurde auf diesem Kupferstich von Salomon Savery (1594-1666) festgehalten. Zusammen mit einem Gedicht, das den Remonstranten die besseren Argumente attestiert, erfuhr er als Pamphlet große Verbreitung – insbesondere bei den “kleyne luyden”, den kleinen Leuten, also dem einfachen Volk.
Hinter der Waage auf der linken Seite des Bildes zu Beginn des Artikels steht mit zum Beten gefalteten Händen Franciscus Gomarus (1563-1641), Theologieprofessor und führender Kontraremonstrant; als junger Mann war er einmal Prediger in Frankfurt am Main gewesen und hatte dort religiös verfolgten Niederländern beigestanden. In der Waagschale auf seiner Seite sieht man die Schriften Calvins – und das Schwert, das Prinz Moritz gerade dazugelegt hat. Zusammen wog dies schwerer als der Anwaltsrock mit anderen Symbolen bürgerlicher Freiheiten auf der rechten Seite.
Die Geste mit dem Schwert ist nicht nur symbolisch zu verstehen: Der prominent neben der rechten Waagschale stehende Staatsmann, Advokat und führende Remonstrant Johan van Oldenbarneveld (1547-1619) wurde schließlich geköpft. Der Konflikt eskalierte 1617, als die Städte per Gesetz das Recht bekamen, selbstständig Söldner anzustellen. In der Praxis sollten damit mögliche Aufstände der Kontraremonstranten niedergeschlagen werden. Dadurch war der Prinz gleich doppelt bedroht: Sowohl als religiöser Schutzpatron dieses Lagers als auch als Oberbefehlshaber des regulären Heeres.
Sein Widersacher van Oldenbarneveld wurde trotz seines großen Einflusses als Landesverräter beschuldigt und am 13. Mai 1619 aufs Schafott gebracht. Das geschah ebenfalls in Den Haag, wo wenige Jahre zuvor die Konferenz der beiden religiösen Gruppen stattgefunden hatte. Die öffentliche Hinrichtung ging wie ein Schock durch die Bürgerschaft.
Verfolgung
Parallel dazu fand eine religiöse Säuberungsaktion statt: Die Remonstranten verloren ihre Ämter. Wer kein Predigtverbot akzeptieren wollte, musste ins Exil. Wie wohl häufiger bei solchen ideologischen Verfolgungen in der Menschheitsgeschichte traf es dabei auch “Unschuldige”. Wer im dominanten Lager Widersacher hatte, wurde einfach mit denunziert und so aus dem Weg geräumt oder zumindest machtpolitisch kaltgestellt.
Und auch die Bürgerwehren mussten ihre Waffen abliefern. Auf dem Kupferstich sieht man eine solche Szene durchs Fenster rechts, auf dem heute bei Touristen sehr beliebten Neudeplatz in der Innenstadt Utrechts. Hätten sich in diesem Machtkampf die Bürgerlichen durchgesetzt, dann wäre aus den Niederlanden vielleicht nie das Königreich geworden, das es noch heute ist, sondern eine frühe Republik.
Erst nach Moritzens Tod im Jahr 1625 kehrten die Geflüchteten oder Verbannten Remonstranten allmählich zurück. Ihre Glaubensrichtung blieb zwar noch bis 1795 verboten. Doch, typisch niederländisch, tolerierte man in der Praxis diese Bestrebungen, zumal sie sich in Geheimkirchen abspielten. Auch heute noch ermöglicht diese “Toleranzpolitik” Coffeeshops und Prostitution, auch wenn der Besitz von Cannabis oder Sexarbeit eigentlich verboten ist.
Und auch in einem anderen Sinne prägt die Erfahrung dieser religiösen Verfolgung das Land bis heute: So genießen in dem – verglichen mit der Bundesrepublik – in vielerlei Hinsicht säkulareren niederländischen Staat die Kirchen besonderen grundgesetzlichen Schutz. Sogar in der Coronapandemie war unklar, inwieweit die verordneten Schutzmaßnahmen von staatlichen Akteuren in Glaubenshäusern durchgesetzt werden können.
Manche Vereine oder andere Gruppierungen ließen sich darum als religiöse Gemeinschaft registrierten und stellten vielleicht einen Buddha oder ein ähnliches Symbol auf einen “Altar”, um die Verbote zu unterlaufen. Man ließ sie – meines Wissens – größtenteils gewähren, während man in Deutschland Lesende von der Parkbank jagte.
Die Moral von der Geschicht
Aus dem doch sehr eigenwilligen Streit um die Willensfreiheit im 17. Jahrhundert lassen sich für unsere Zeit mehrere Lehren ziehen:
Philosophisch-naturwissenschaftlich gesehen fällt auf, dass der Glaube an die Determination durch Gott wenig später durch den an die Naturgesetze beziehungsweise das Gehirn ersetzt wurde. Doch bis heute streitet man sich darüber, ob Determination Willensfreiheit unbedingt ausschließt – die Mehrheit der heutigen Philosophen denkt das nicht – oder das Universum überhaupt deterministisch ist.
An Letzterem sind mit den Erkenntnissen der Quantenphysik doch zumindest berechtigte Zweifel aufgekommen. Ob sich hinter den unbestimmten Quantenphänomenen echter oder nur scheinbarer Zufall verbirgt, lässt sich nach heutigem Kenntnisstand aber nicht experimentell entscheiden. Ein Problem ist, dass die Experimente diese Zustände wesentlich verändern.
Gesellschaftlich-moralisch kann man sich merken, wie aus dem Gedanken der Prädestination die Überlegenheit der führenden Elite abgeleitet wurde: Diese waren eben von Gott auserkoren; Pech für die anderen. Ähnlich verbrämte man später die soziale Ungleichheit mithilfe von Evolutionsbiologie und Genetik: Die führende Elite hatte dann nicht in der göttlichen, sondern der biologischen Lotterie gewonnen; Pech für die anderen.
Nicht nur national verfestigte das die Spaltung in oben und unten, sondern auch der Rassismus und Kolonialismus der angeblichen “weißen Herrenrassen” wurde so gerechtfertigt. Gewissensbisse gegen Ausbeutung und Unterdrückung ließen sich abmildern, indem man die Zustände als gott- beziehungsweise naturgegeben darstellte. Ähnlich dürfte heute der Glaube an die Meritokratie funktionieren: Wer oben ist, hat eben mehr geleistet; Pech für die anderen.
Karma
Auch die asiatische Karma-Lehre, mit der das Kastensystem gerechtfertigt wurde und wird, entmutigt wahrscheinlich die Unterdrückten: Ich bin eben da, wo ich hingehöre, weil Gott oder die Natur das so eingerichtet hat – oder weil ich in der Vergangenheit, zur Not in imaginierten früheren Leben, Sünden begangen habe. In letzterem Fall ist das heutige Elend sogar noch die eigene Schuld.
Erst wenn man seine karmischen Früchte geerntet hat und sich das Rad des Dharma bei einer neuen Geburt weiterdreht, winkt vielleicht ein besseres Leben; aber selbstverständlich nur, wenn man nicht wieder sündigt! Oder die Priesterkaste ordentlich mit Spenden bedacht hat. Wussten Sie schon, dass Spenden desto besser wirken, je höher der Mönch in der Hierarchie ist? Pech eben für die Ärmsten der Armen.
Und schließlich lassen sich solche ideologischen Konflikte machtpolitisch ausnutzen. Auch heute noch streiten sich zum Beispiel Schiiten und Sunniten über die rechte Auslegung des Islams; oder Hindus mit Moslems, Buddhisten mit Moslems, Moslems mit Juden und so weiter um die Gültigkeit ihrer heiligen Schriften in der heutigen Zeit.
Wenn aber ein Wissenschaftler wieder einmal die “Neuro-Revolution” ausruft, weil wir angeblich keinen freien Willen hätten – und das wird mit an 100 Prozent grenzender Sicherheit wieder passen. Wenn das passiert, dann erinnern wir uns vielleicht an den hier beschriebenen Tumult im 17. Jahrhundert und zeigen uns wenig beeindruckt.
Der Artikel ist zuerst auf dem Blog Menschen-Bilder von Stephan Schleim erschienen.
Ich glaub mit der Erfindung des kleinen Diktators- unserem “Smart”Phone – in unseren Hosentaschen, und somit einer vollumfänglichen Abhörstation mit Kameraüberwachung vorne + hinten, einer Abhörwanze die den ganzen raum erfassen kann und einem GPS Sender der sogar den Standort des Besitzers jederzeit preisgibt und der Möglichkeit wenn man Mainstreammedien und zusätzlich noch die Asozialen-Medien nutzt und man sich freiwillig einer 24/7 Geheimdienstlichen Gehirnwäsche aussetzt,…
…. braucht Niemand mehr von dieser Elitären Mischpoke Angst haben das der Pöbel aufmuckt. Die erste Revolution die es geben müsste wäre erstmal das Smart Phone in den Mülleimer werfen.
soooo wahr! Ich sag ja, die wahren Revolutionäre heutzutage sind die, die sich nicht, wie ich gerade, von dem digitalen Monstrum vereinnahmen lassen!
ich habe das untertänige mondhafte kreisen rund um den arsch luthers nie verstanden. das war der affirmativste pfaffe, den man sich vorstellen kann. wenn einer revolutionär war dann müntzer. ich halte jeden, der luther lobpreist für einen verkappten faschisten. bei calvin ist es wie bei bentham und co, da ist nichts verkappt, das ist sadistischer bürgerlicher arbeits- und ausbeutungswahn in vollendung
Faschistisch stelle ich bei Luther mal in Abrede. Er dient einem Fürsten, dem die Machtfülle Karls V zu viel geworden war. Das Katholische stand für die Macht Roms, das die Weltherrschaft zusammen mit dem Haus Habsburg anstrebte. Die Lehre Luthers, der die Korruption der Kirche aufdeckte und sich dabei streng an die Bibel hielt, bot einigen deutschen Fürsten die Gelegenheit sich dagegen aufzulehnen um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Und gleichzeitig boten die Wege eines erwachten Bürgertums neue Einnahmequellen und Reichtum.
An die Freiheit von Leibeigenen und Bauern, dachte keiner von ihnen. Und die Neuenddeckung Amerikas eröffnete für den Adel, Händlern und Glücksrittern nur ein neues Eldorado an grausamster Unterdrückung. Darin waren sie sich dann alle wieder schnell einig.
Ich halte die vorgestellte Problemstellung für irrelevant, da 100-%-ig vereinzelte Menschen nur unter sehr günstigen klimatischen Bedingungen überlebensfähig sein könnten. In der sehr frühen Kindheit sowieso nicht. Ob der Mensch FREI und GLEICH sein kann, lässt sich daher aus meiner Sicht ohne einen anthropologischen Blick auf die Entwicklung menschlichen Wissens und menschlicher Fähigkeiten seit Beginn seiner Existenz vor geschätzt 500 000 Jahren nicht klären.
Jedes Lebewesen – auch ein nicht menschliches – ist dieser Unsicherheit ausgesetzt. Freier Wille ist nicht gleichbedeutend mit Erfolgsgarantie. Das Trotzalter ist weder für Eltern noch für Kinder ein Zuckerschlecken. Gelegentliches Scheitern entspringt den Möglichkeiten alles Lebendigen. Kann mensch erfahren und ertragen.
Viele Menschen wollen aber keine “geworfenen” sein. Wenn man der Natur und dem Landesfürsten keine gesicherten Lebensverhältnisse abtrotzen kann, dann wenigstens dem lieben Gott, der einen geworfen hat. Wieviele Zellen welchen Differenzierungsgrades sich ballen müssen, um dem Willen zum ewigen Leben zum Erfolg zu verhelfen steht in den Sternen/ wissen die Götter/ der eine Gott… .
Dass ausgerechnet `die Wissenschaft´, ein widersprüchliches Konglomerat von Forschungsansätzen, dazu in der Lage sein sollte, Sicherheit zu verschaffen, glaube ich eher nicht.
“Johannes Calvin (1509-1564) entwickelte das zur doppelten Prädestinationslehre weiter: Wir Menschen würden von vorneherein entweder zu den Auserwählten oder Verdammten gehören. Angeblich könne man nur durch Erfolg in diesem Leben herausfinden, in welche der Gruppen man gehört.”
Das ist die bürgerliche Antwort auf das Königtum und den Adel von Gottes Gnaden. Im Feudalismus zeigt die soziale Position, ob man zu den Begnadeten gehört, in der bürgerlichen Gesellschaft und dem Bürgertum der Erfolg. So einfach ist das!
Ein toller Artikel und gar nicht schleimig. Trotzt dieser Artikel doch der Macht.
Ob wissenschaftlich begründete oder religiös begründete Unmündigkeit, es geht dabei ausschließlich nur um das eine, die Macht.
Theologie ist eine Lügenwissenschaft per Exelance. Gott, ich kenne ihn sehr gut. Braucht keine Religion und keine Kirche. Kirchen sind die Orte an denen Menschen zusammenkommen und wer dort herrscht, herrscht über die Menschen. Die Kirchen, sind aber in unsren Tagen längst durch die Medien und das Fernsehen ersetzt worden.
Gott ist überall. Er ist im Kleinsten und er ist auch der Überbau. Er ist auch nicht 1. Person, auch nicht zwei oder drei und auch nicht Dutzende. Er ist das Universum und er ist Subatomar.
Der eine Gott (es kann nur einen geben) ist machtpolitisch der Trick den Moses genutzt hat um sich zum alleinigen Führer, seines Volkes zu machen.
Hitler hatte diese Lösung übernommen. “Ein Volk, ein Reich, ein Führer” ist auf den Kopf gedreht, kommt ganz ohne Gott aus, ist aber machtpolitisch der selbe Trick.
Das Christentum hatte um 340 ein Problem. Mit Jesus als Gottes Sohn waren es plötzlich zwei Götter und das durfte es nicht geben. Konstantin löst dieses Problem auf juristische Weise. Rom hatte juristisch einen Kaiser als Institution aber drei Personen die den Kaiser-Posten ausfüllten. Die Trinität ist eine Verwaltungslösung. In Wahrheit ist Jesus Christus nur deshalb göttlich, weil er die ewige Wahrheit ausspricht. Die Wahrheit dient dem Leben und sie ist das Licht. Und da Gott ohnehin alles ist und überall innewohnt und wir alle Gottes Kinder sind hätte es niemals dafür einer Erklärung bedurft, dafür dass jemand dafür aufsteht die Herrschaft zu stürzen indem er uns rät, schlicht mitmenschlich miteinander umzugehen.
Aber Konstantin tut noch mehr, er stellt die Bischöfe in den Staatsdienst und drückt den Christen Waffen in die Hand damit sie seine Kriege führen. Seit dem ist das Christentum eine einzige Perversion.
Wo sie irren Herr Schleim ist die Quantentheorie. Aber da irren selbst die Quantentheoretiker.
Für das Licht vergeht keine Zeit. Es durchquert das ganze Universum heute noch genau so schnell wie 120.000 Jahre nach dem Urknall als die Materie begann zu kondensieren. Es ist weder Welle noch Teilchen, es ist schlicht Energie. Das was wir als Zeit wahrnehmen, ist der Verlust von Freiheit. Der Makrokosmos besteht aus den gleichen Teilchen, Wellen und Energien wie der Mikrokosmos. Und das Empfinden von Zeit, Entfernung und der Verlust von Freiheit ist lediglich der Preis für gesteigerte Komplexität.
Aus unserer Perspektive beschreiben wir Licht als Welle, solange es unterwegs ist und als Teilchen wenn es schon angekommen ist. Aber das Licht selbst weiß schon vor dem “Losfliegen” wo es ankommt, beides im gleichen Moment, sonst würde Lichtbrechung auch nicht funktionieren wie es funktioniert.
Was die Freiheit des Willens und der freien Entscheidung angeht, so besteht hier kein prinzipieller Unterschied sonder nur ein gradueller Unterschied zum Mikrokosmos.
Für mehr Freiheit müssen wir bereit sein, einen Teil der komplexen Sicherheit und Geborgenheit aufzugeben die uns die Gesellschaft in ihrem komplexen Zusammenhängen bietet.
Aber in den Momenten in denen das geschieht, sind Tunneleffekte plötzlich keine Seltenheit mehr und im Grunde genommen genügt das aussprechen eines einzigen Gedankens um die Welt aus den Angeln zu heben.
“Gesellschaftlich-moralisch kann man sich merken, wie aus dem Gedanken der Prädestination die Überlegenheit der führenden Elite abgeleitet wurde: Diese waren eben von Gott auserkoren; Pech für die anderen.”
Sehr einleuchtend. Besonders wenn man es in die Gegenwart nimmt: die woke Identitätspolitik ist ja eine Art Prädestinationslehre im modernen Gewand, da sie den Menschen als durch seine Hautfarbe, Geschlecht, soziale Herkunft usw. begrenzt betrachtet, und bestreitet, dass es ihm alleine aufgrund seiner individuellen Eigenschaften möglich ist, diese Grenzen zu überschreiten. Der Mensch wird nicht mehr als Individuum angesehen und betrachtet, sondern nur als Mitglied einer über Äußerlichkeiten definierten Identitätsgruppe/Kaste.
Die für Deutschland gesichert nachgewiesene Elitenselektion, die schon am Ende der 4. Klasse in unseren Grundschulen mittels Gymnasialempfehlungen stattfindet (in der nachweislich Akademikerkinder eine höhere Wahrscheinlichkeit der Gymnasialempfehlung haben als Nicht-Akademikerkinder mit gleichem – mittelgutem – Notenschnitt), folgt auch einem solchen Muster der Prädestination, da Herkunft und Abstammung über Leistung gestellt werden.
Umgekehrt führt demnach der Weg von der Verteidigung des freien Willens zum aufklärerischen Prinzip der Gleichheit und den allgemeinen Menschenrechten.
Das einzige, was mir hier fehlt, ist der Verweis auf den Bauernkrieg 1524/25, zu dem sich Luther eher wechselhaft positionierte. Mich würde bspw. interessieren, wie sich die hier zitierte Anti-Erasmus-Schrift von 1525 mit seiner Schrift “Von der Freiheit des Christenmenschen” von 1520 verträgt, auf die sich die Aufständischen positiv bezogen.
Spannend ist, im Kontext des Textes, dass es eben auch nicht nur ein Krieg der Bauern war:
“Die soziale Erhebung blieb jedoch keinesfalls auf die Bauern beschränkt. Der inzwischen nachgewiesenen Beteiligung von Städtern und Bergleuten versuchte Peter Blickle durch den Begriff der „Revolution des Gemeinen Mannes“ beziehungsweise der „Revolution von 1525“ gerecht zu werden, wobei er den „Gemeinen Mann“ als den nicht herrschaftsfähigen Untertanen („… der Bauer, der Bürger der landsässigen Stadt, der von reichsstädtischen Ämtern ausgeschlossene Städter, der Bergknappe …“) verstanden wissen wollte, der im Gegensatz zur bedrückenden Obrigkeit stand. Der 1975 vorgetragene Begriff wurde anfangs in Ost und West wegen seiner vieldeutigen Quellengrundlage kritisiert. Inzwischen wird Blickles These aber weithin akzeptiert. ”
(https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bauernkrieg)
Auch hier wurde also schon das Ringen des städtischen Bürgertums um mehr Autonomie gegenüber den Feudalherrschern sichtbar.
Unter den 12 Artikeln, dem bekanntesten Dokument, das die Forderungen der Aufständischen im Bauernkrieg dokumentiert, gibt es den 3. Artikel, in dem es, anhand der Bibel begründet, um die Abschaffung der Leibeigenschaft geht:
“3. Ist der Brauch bisher gewesen, dass man uns für Eigenleute (Leibeigene) gehalten hat, welches zu Erbarmen ist, angesehen, dass uns Christus alle mit seinen kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum erfindet sich mit der Schrift, dass wir frei sind und sein wollen.”
(https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf_Artikel)
Ansonsten geht es in den 12 Artikeln nicht unbedingt um die Aufhebung der Herrschaftsverhältnisse, sehr wohl aber um deren faire und gerechte Gestaltung: nur weil du ein Untertan bist, bist du noch lange nicht rechtlos und du sollst, im Gegenteil, dein Recht auf ein freies und glückliches Leben haben.
Es wirkt auf mich, als ginge es seit dem 16. Jahrhundert über die Aufklärung bis heute beim Ringen um demokratische Verhältnisse wesentlich darum, auf die hier gezeigte Weise den Herrschenden und Mächtigen, die es immer geben wird, Grenzen aufzuerlegen.
Und das scheint immer auch die Ablehnung einer Prädestinationslehre nahezulegen. Ohne die Annahme eines freien Willen gibt es kein ethisches, “gutes” Verhalten im eigentlichen Sinne, weil das m.E. immer auf dem Abwägen von Gründen und Optionen beruhen muss und zumindest die Möglichkeit zu unethischem, “bösem” Verhalten impliziert, die es nur bei bei freiem Willen geben kann.
Somit gäbe es ohne freien Willen auch kein mögliches Fehlverhalten der Obrigkeit und es wäre alles, was die Obrigkeit macht, richtig, egal wie ungerecht, willkürlich und brutal es erscheinen mag. Prädestination ist also eine Immunisierungsstrategie der Obrigkeit.
Jeder Versuch der Machtbegrenzung setzt demgegenüber deren Möglichkeit voraus, unterstellt also jeder Obrigkeit die Möglichkeit zu gutem Verhalten.
Eine andere linke Spielart der Prädestinationslehre erklärt Gesellschaftssysteme, den Kapitalismus usw., zur Wurzel allen Übels, auf die sich dann ja auch alle, die Böses tun, herausreden könnten: “Tut mir leid, dass ich dich töten muss, das kommt vom Kapitalismus, ist nichts Persönliches.”
Solchem Vulgärmarxismus stand immer die Marxsche Konzeption der Klassenkämpfe gegenüber, in deren Gefolge die Arbeiterklasse sich ein besseres Leben erkämpfen kann – was wiederum die Annahme eines freien Willen vorauszusetzen scheint, eben die Möglichkeit und Freiheit, sich zu widersetzen und der Obrigkeit erfolgreich besseres Verhalten abzunötigen, zu dem diese auch fähig ist, weil auch sie einen freien Willen hat.
Ohne diese Annahme scheint politisches Engagement überhaupt gar keinen Sinn zu machen.
Was sagst Du denn zum Verhältnis von freiem Willen und totaler Kontrolle?
Gewiss kann immer nur das Größere das kleinere umfassen, also nicht die gesamte Gesellschaft, aber einzelne schon.
(Trueman-show)?
Totale Kontrolle ein Konstrukt der Konsumgesellschaft mit Standardisierung von Menschen?
Zum letzten Absatz:
Der buddhistische Lama Ole Nydhal war mal in einer Diskussion mit einem hinduistischen Brahmanen. Letzterer bestand darauf, dass die Shudras (Vertreter der untersten Kaste in Indien) ja selbst an ihrem Unglück schuld seien – das sei eben Ihr Karma!
Ole’s Antwort: “Und mein Karma ist es, diesen Menschen zu helfen.”
Die asiatische Karmalehre entscheidet also nicht automatisch die Frage nach Determinismus oder Freiheit 😉
Der Begriff “Wille” ist zweideutig. Er kann sowohl Wunsch als auch Absicht bezeichnen, obwohl diese sich bis zum Gegenteil unterscheiden können. Das lehrte mich mein Zahnarzt. Er fragte mich, wie es mir gehe. “Beschissen” antwortete ich. “Warum” fragte er. “Weil ich hier bin”, sagte ich. “Raus” rief der Zahnarzt, “verlassen sie sofort meine Praxis!”. “Nein, ich bleibe”, antwortete ich. “Sehen Sie,” sagte er, “sie wollen doch hier sein.” “Aber ich wünsche es mir nicht.”, erwiderte ich dem Zahnarzt, der ein großer Philosoph war. Der Wunsch ist determiniert, aber die Absicht entspringt Überlegungen und ist daher vom Denken abhängig und “frei”. Aber Scheinprobleme waren schon immer die Grundlage für philosophische Unsterblichkeit. Logik ist dagegen trocken und anstrengend.
Und sich das Rauchen abzugewöhnen ist auch keine Frage des Willens sondern des Wollens. Und beides lässt sich so schön immer wieder miteinander verwechseln.
Denn da wo ein Wollen ist, ist auch dann noch ein Weg, wo sich der Wille allein schon längst eine Beule einhandelt hat.
@ Trux
Sind Sie oder waren Sie Raucher?Als ehemalige Kettenraucherin pflichte ich nicht bei. “Kairos” entfaltete sich, wo 60 Jahre lang kein Wille war – nicht der geringste. Man muss sich dann nichts “abgewöhnen”. Man lässt etwas einfach bleiben. Warum, weiß man auch nicht. Wer an solchen günstigen Stunden, Minuten, Sekunden schuld ist? Eigentlich völlig unbedeutend. Auf einen Schlag viel mehr Geld für Bücher in der Tasche. Und zum Glück für rauchende Mitmenschen: Es stört einen nicht, denn man hatte keine wissenschaftlichen oder gesundheitlichen Gründe. Andere dürfen rauchen, so lange sie lustig sind.
der war gut.
Arthur Schopenhauer (1788 – 1860):
„Der Mensch kann zwar tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Seit über 150 Jahren ist diese (pseudo) Diskussion damit beendet. Wer hat ein Interesse daran, diese aufrecht erhalten zu wollen?
Würden Sie sagen, dass diese Äusserung Schopenhauers sarkastisch ist, oder nicht?
Kluge Zeilen, die sie Herr Schleim verfasst haben, einfach, ein danke schön!
Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse, hat wohl auch seinen Grund, warum das so geschieht.
Der Widerspruch “Prädestination (Allwissen Gottes) versus Willensfreiheit (Wahlfreiheit)” ist mE ein Schein-Widerspruch.
Denn natürlich ist es für uns Menschen völlig undenkbar, und völlig mental unzugänglich, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig präsent wären. Ein Allwissen Gottes wäre für uns einfach völlig unbegreiflich und ginge über alles denkbare hinaus – und daher ist der Widerspruch auch nicht vorhanden. Denn ein Widerspruch zwischen etwas für uns einfach schon an sich Widersprüchlichem (Allwissenheit, Zukunfts-Präsenz) und irgend etwas anderem (hier eben die Willensfreiheit) ist in sich kein Widerspruch sondern für uns einfach alogisch (innerhalb menschlicher Logik unentscheidbar).
Das Ganze geht sowieso nur auf eine Vermenschlichung Gottes (bzw. der Idee davon) zurück. Ein allmächtiger, allem übergeordneter, allwissender Gott kann auch in jeder einzelnen Eigenschaften von uns nicht erfasst, nicht begriffen werden. Das denke ich.
Aber die Gottesvorstellung der Kirchen ist mE eh Unsinn. Das, was über uns und das von uns erfassbare hinausgeht, das, was alles konstituiert und zusammenhält, hat mit einer Art Person (“Gott”) sowieso wohl kaum etwas zu tun. Andererseits, dass wir einem Schicksal unterliegen, dass zum Teil auch unfassliche Kräfte auf uns und die Welt einwirken, fühlt wohl jeder irgend wann einmal in seinem Leben. Gut, der eine mag dafür eher sensibler und empfänglicher sein, der andere weniger.
Zu “Die Moral von der Geschicht” möchte ich sagen, dass heute der weitverbreitete Glaube an den Darwinismus (“Survivel of the fittest”) unsere Gesellschaft prägt und die Herrschaftsverhältnisse stabilisiert. Die Supermilliardäre halten sich eben für die Fittesten und sind damit scheinbar naturwissenschaftlich begründet legitim an dem Platz, den sie verdienen – glauben die. Und sehr, sehr viele Nichtmilliardäre glauben das eben auch. Das ist das Problem.
Malthusianismus, Darwinismus, Marxismus, Szientismus, Fortschrittsgläubigkeit, Techno-Fetischismus, Autoritätshörigkeit sind heute die größten Gifte der Menschheit, die die kranken Verhältnisse fragil stabilisieren – bis zum völligen Zusammenbruch – denn die Zustände werden damit immer zugespitzter, sei es bei der Skrupellosigkeit und Machtfülle Weniger, sei es im Sozialen, sei es bei unseren natürlichen Grundlagen, sei es beim Zerstörungswillen und -vermögen der Mächtigen.
Wenn wir nicht rechtzeitig umschwenken und KOOPERATION (statt Wettbewerb, Kampf, Konkurrenz) als Grundlage allen natürlichen, fortbestehenden, gedeihlichen Seins erkennen …
Was ist denn mit denen, die über Willensfreiheit geschrieben haben: Kommt deren Schrifttum also unmittelbar von Gott, wie bei Propheten, oder hat Gott sich aus Jux gestattet, sie Unfug schreiben zu lassen? Zumindest die einen von beiden?
Unser freier Wille mit der Alternative zur Anpassung oder Nicht-Anpassung ist philosophisch gesehen ein Produkt sozialer Repression. Die Feststellung, dass ein Mensch dem anderen gehorchen kann, oder es verweigern. Die Frage, ob man statt der Bestrafung für Fehler, wie in der Natur, nur die Absicht bestrafen soll, ungehorsam zu sein, nicht den Mißerfolg im Versuch, zu gehorchen.
Die Diskussion ist das Produkt einer repressiven Gesellschaft, wobei die Idee des freien Willens dem Denken des Individuums wenigstens ein wenig Aufmerksamkeit schenkt.
Dass dieser Idee der Freiheit eine unfreie Umwelt, ( Machtstruktur der Gesellschaft in diesem Falle und als Schicht darunter biologische Evolution ) zugrundeliegt, ist eine der Paradoxien unter denen man sich eben zurechtfinden muß
Eine Sklavendiscussion für die Freiheit.