Hersh: “Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen. Es gibt keine ukrainische Offensive mehr”

Das Bild soll angeblich die Zerstörung einer ukrainischen M777-Haubitze in Richtung Cherson zeigen.

Seymour Hersh berichtet von Einschätzungen von „wichtigen Elementen in der amerikanischen Geheimdienstszene“, nach denen Teile der ukrainischen Armee die Offensive eingestellt hätten.

Der Investigativreporter Seymour Hersh, der auf der Grundlage eines Informanten aus der amerikanischen Geheimdienstszene behauptet hat, dass letztlich US-Präsident Biden den Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines angeordnet hat, erinnert in seinem neuesten Artikel, dass am nächsten Dienstag der Jahrestag des Anschlags ist. Aufgeklärt ist der Anschlag nicht, vielmehr scheint man eher Nebelkerzen zu legen wie mit der ukrainischen Spur, meint Hersh. Ganz zu Beginn wurden die Anschläge auf einen staatlichen Akteur zurückgeführt, jetzt wird wie mit der ominösen Segeljacht und 5 Personen versucht, möglichst Staaten zu entlasten.

Es ist weiterhin ein heißes Thema. Hersh meint jedoch, es würde im Ukraine-Krieg zu einem Wendepunkt kommen. Noch immer schließe das Weiße Haus Gespräche über einen Waffenstillstand aus, aber nach „wichtigen Teilen in der amerikanischen Geheimdienstszene“, die auf Berichten vor Ort und Abgehörtem basieren, habe die „demoralisierte ukrainische Armee die Möglichkeit aufgegeben, die massiv verminten dreistufigen Verteidigungslinien überwinden zu können“, um die Krim und die anderen von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern. Es gebe keine Chance auf einen Sieg mehr.

Es mehren sich tatsächlich auch die Berichte in den großen amerikanischen Medien, die Zweifel an dem militärischen Kurs anmelden, während in den USA und den anderen Nato-Staaten allmählich die Unterstützung ins Wanken gerät. „Selenskij zeigt Stress, weil die Verbündeten der Ukraine den Druck erhöhen“, schreibt etwa Bloomberg. Es werde zunehmend hinter den Türen diskutiert, wann die Ukraine Verhandlungen mit Russland aufnimmt. CNN spricht vom „gemischten Empfang“ Selenskijs in Washington.

Nun ist immer schwierig, den angeblichen Behauptungen von anonym bleibenden Insidern Glauben zu schenken, zumal ja westliche Geheimdienste, Medien, angebliche Experten, die ukrainischen Streitkräfte und Regierungsvertreter das genaue Gegenteil vertreten. Die Ukraine erziele zwar langsame, aber kontinuierliche Erfolge, rücke vor, befreie Dörfer und könne es langfristig schaffen, die Landverbindung zwischen Russland und der Krim zu unterbrechen, während mit Drohnen- und Raketenangriffen Kommandoposten, Luftverteidigungssysteme, Munitionslager, Schiffe und Flugzeuge zerstört werden und die Kampfkraft schwächen. So sollen die ukrainischen Truppen bei Robotyne in Saporischschja bereits hinter die dritte Verteidigungslinie mit gepanzerten Fahrzeugen gekommen sein. Die russischen Truppen seien demoralisiert, die Verluste an Soldaten und Material schwerwiegend, das isolierte Russland müsse nun nach Iran auch bei Nordkorea, dem anderen Paria-Staat, um Unterstützung betteln.

Hersh hat sich offensichtlich eine andere Sichtweise zu eigen gemacht. Er wurde bekannt mit der Aufdeckung von Skandalen durch Informationen von anonymen Quellen, aber ist in den letzten Jahren unter Kritik geraten, weil er weiterhin im Westen dominanten, von Mainstreammedien verbreiteten Narrativen widersprochen oder geheime Machenschaften aufgedeckt hat, beispielsweise Tötungseinheiten des Joint Special Operations Command (JSOC), Lieferung von Giftgas von der Türkei an al-Nusra oder Unstimmigkeiten beim angeblichen Giftgasangriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun oder der offiziellen Version der Tötung von bin Laden. Hersh zitiert dabei immer wieder anonym bleibende Informanten meist aus Geheimdienstkreisen. Früher hatten sich große amerikanische Medien hinter ihn gestellt und durch eigene Recherchen dessen Berichte teilweise bestätigt, seit Hersh ab seinen Zweifeln an Giftgasangriffen in Syrien ins Gehege der zunehmend antirussischen Stimmung geriet, ohne irgendwie prorussisch zu sein, wurde eher versucht, seine Glaubwürdigkeit zu untergraben.

Auch mit seiner angeblich von Geheimdienstmitarbeitern stammenden Einschätzung der Kriegssituation geht es ihm offenbar darum zu zeigen, dass es in amerikanischen Geheimdienstkreisen unterschiedliche Einschätzungen gibt, die auch im scharfen Gegensatz zu der Position der Biden-Regierung stehen. Es sei zu einer Spaltung der Geheimdienstkreise im Blick auf die Prognose zum Ukraine-Krieg gekommen. CIA-Abteilungen hätten sich wegen der aggressiven Politik des Weißen Hauses aus der Mitarbeit an den geheimen National Intelligence Estimates ausgeklinkt. In der CIA sei man sehr viel skeptischer als im militärischen Geheimdienst DIA. Die Medien hätten über diese Uneinigkeit im Hintergrund nicht berichtet.

Man muss Hersh einräumen, dass er in  seiner langen Arbeit ziemlich genau weiß, wie Militär, Geheimdienste und jeweilige Regierungsapparate in Washington arbeiten und Propaganda zur Durchsetzung von Interessen verbreiten.

Die propagierten „meterweisen“ Erfolge der ukrainischen Truppen seien allesamt Lügen, soll Hersh ein „Offizieller mit Zugang zu aktuellem Geheimdienstinformationen“ gesagt haben. Putin habe einen „dummen und selbstzerstörerischen Akt mit dem Beginn des Krieges“ gemacht, der schlecht geplant und mit zu wenig Truppen durchgeführt wurde und zu unnötigen Verlusten führte:

„Putin hat eine Dummheit begangen, egal wie sehr er provoziert wurde, indem er die UN-Charta verletzt hat, und wir haben das auch getan” – gemeint ist die Entscheidung von Präsident Biden, einen Stellvertreterkrieg mit Russland zu führen, indem er Selenskij und sein Militär finanziert. “Und jetzt müssen wir ihn mit Hilfe der Medien schwarz malen, um unseren Fehler zu rechtfertigen.”

Angeblich habe die CIA zusammen mit britischen Geheimdiensten letztes Jahr deswegen an der Story gestrickt, dass Putin schwer krank sei oder Krebs habe. Der ukrainische Militärgeheimdienstchef Budanow hat das immer wieder verbreitet, Medien haben die strategische Kommunikation aufgegriffen. Das geschah aber schon Anfang des Kriegs, nachdem wohl Washington und London Kiew dazu gedrängt haben, die Friedensverhandlungen abzubrechen und auf militärischen Sieg zu setzen. Jetzt hört man davon aber nichts mehr. Nach den großen Verlusten bei der Offensive hätten, so der Informant von Hersh, größere Teile der ukrainischen Armee diese aufgegeben, ohne dies laut zu sagen.

Hersh verweist auf die Drohung von Selenskij, als er in einem Interview mit dem Economist über die Kriegsmüdigkeit bei einigen Partnern sprach und vor der Reaktion der Millionen von Flüchtlingen in Europa warnte, wenn die Hilfe nachlassen sollte: „Das war nichts anderes als die Androhung eines internen Aufstands“, so Hersh. Er attestiert, dass Selenskijs Auftritt bei der UN-Generalversammlung von dem nachlassenden Einfluss zeugt. Das habe selbst die Washington Post konstatiert:

Die Post stellte fest, dass “er seine Rede vor einem halbvollen Haus hielt, wobei viele Delegationen es ablehnten, zu erscheinen und sich anzuhören, was er zu sagen hatte”. Die Regierungschefs einiger Entwicklungsländer, so der Bericht weiter, seien “frustriert” darüber, dass die vielen Milliarden, die die Biden-Administration ohne ernsthafte Rechenschaftspflicht für die Finanzierung des Ukraine-Krieges ausgibt, zur Kürzung der Hilfen für ihre eigenen Bemühungen um “eine sich erwärmende Welt, die Bekämpfung der Armut und die Gewährleistung eines sichereren Lebens für ihre Bürger” führt.

Der amerikanische Präsident hingegen habe weiterhin Russland die alleinige Schuld zugeschoben, wobei er drei Jahrzehnte der Osterweiterung der Nato und die amerikanische Beteiligung am Sturz der Janukowitsch-Regierung 2014 ebenso ignorierte wie die Entscheidung der USA, in Afghanistan und im Irak Krieg zu führen, was viele Regierungen der Entwicklungsländer nicht machen würden. Unterstützt vom Außenminister Blinken und Sicherheitsberater Sullivan spreche Biden auch nicht von der Notwendigkeit eines Waffenstillstands.

Hersh schließt seinen Artikel mit einem vernichtendem Ausblick für die Ukraine und die Biden-Regierung:

Der amerikanische Geheimdienstmitarbeiter, mit dem ich gesprochen habe und der in den ersten Jahren seiner Karriere gegen die sowjetische Aggression und Spionage gearbeitet hat, hat Respekt vor Putins Intellekt, aber Verachtung für seine Entscheidung, gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen und den Tod und die Zerstörung zu verursachen, die ein Krieg mit sich bringt. Aber, wie er mir sagte, “Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen. Es gibt keine ukrainische Offensive mehr, aber das Weiße Haus und die amerikanischen Medien müssen die Lüge aufrechterhalten. Die Wahrheit ist, dass die ukrainische Armee meutern würde, wenn man ihr befehlen würde, die Offensive fortzusetzen. Die Soldaten sind nicht mehr bereit zu sterben, aber das passt nicht zu dem Blödsinn, den das Weiße Haus unter Biden verfasst.”

Davon ist allerdings nicht viel zu hören. Die Offensive wird nach Kiew und den ukrainischen Truppen fortgesetzt. Es gibt und gab zwar immer wieder Berichte über Kampfunwilligkeit bei den ukrainischen Truppen, aber von einer Weigerung großer Teile, nicht mehr die Offensive voranzutreiben, ist bislang nichts bekannt. Klar scheint nur zu sein, dass dem Militär der Nachschub an Soldaten ausgeht, weswegen in der Ukraine versucht wird, mit allen möglichen Mitteln und auch mit Gewalt die Männer zu rekrutieren, die sich bislang entziehen konnten. Was Hersh nicht erwähnt, ist, dass Selenskij oder immer auch Verhandlungen mit Russland anstrebt, unter enormen Druck der Nationalisten und der schwer bewaffneten Freiwilligenverbände, die vom Krieg leben, geraten wird. Ein Putsch wäre dann nicht auszuschließen.

Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Valery Saluschni, wurde zu dem Fall der „Kapitulation des Südens der Ukraine“ verhört. Bild: President.gov.ua

Die Sorge könnte auch hinter den Versuchen stehen, gegen Saluschni und andere Offiziere ein Strafverfahren wegen der fehlenden Verteidigung im Süden der Ukraine im letzten Jahr, was in den ersten Tagen der Invasion die schnelle Eroberung von Saporischschja und Cherson ermöglichte. Saluschni wurde bereits vom SBU verhört. Bekannt ist, dass es zwischen Selenskij und Saluschni Differenzen gibt. Saluschni ist bei der Bevölkerung beliebt und anerkannt, Selenskij soll fürchten, dass er bei künftigen Wahlen nicht nur gegen Poroschenko, sondern auch gegen Saluschni antreten müsste, weswegen manche vermuten, dass Selenskijs Lager hinter den Bestrebungen zu dem Strafverfahren steht. Saluschni wird allerdings nachgesagt, keine politischen Ambitionen zu haben. Allerdings könnte das Vorgehen gegen ihn und die Armeeführung zu Rissen zwischen Politik und Militär führen. Die schnelle Eroberung von Cherson könnte auch deswegen Thema werden, weil bei möglichen Verhandlungen die Ukraine territoriale Zugeständnisse machen muss und dabei die Frage bedeutsam werden könnte, wer für die territorialen Gewinne Russlands im Süden verantwortlich gemacht werden kann.

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88 Kommentare

  1. Was sagt eigentlich Hersh?
    Er sagt das die demokratische Simulation eine Simulierung ist, da die Geheimdienste über alles entscheiden.
    Man offeriert ein paar glanzvolle Namen und danach soll es weitergehen mit dem simulieren.
    Oder ein Geheimdienst, oder Militär sagt: Nein Danke für dieses treiben, wir führen euch dorthin wo ihr hin gehört.

  2. Im November 2024 wählen die Amis ihren Präsidenten. Die Vorwahlen beginnen im Januar 2024 und die Kandidaten stehen im Sommer 24 fest.

    Biden ist schon jetzt für eine zweite Amtszeit unten durch. Wenn die Ukraine jetzt zusammenbricht, hat er ein massives Rechtfertigungsproblem im Wahlkampf, was die Milliarden an militärischer Unterstützung betrifft,
    während sich in Amerika das soziale Elend ausbreitet.

    Je nach Entwicklung seiner Strafverfahren wird wohl Trump eine zweite Amtszeit gewinnen.

    Ansonsten nix Neues. Rein rechnerisch war der militärische Zusammenbruch der Ukraine entlang der Verluste abzusehen. Die Ukraine hat vor einem dreiviertel Jahr und länger rund 500 Tote und Versehrte pro Tag gemeldet.
    Der Krieg hätte demnach im Sommer 2023 zu ende sein müssen. Für schlichte Prognosen braucht man keine Geheimdienstler.

    Trump beim Besuch eines Soldatenfriedhofes….murmelt beim Anblick zahlloser, weißer Kreuze vor sich hin:
    ” Ihr Idioten, für was !?”

    Sein befohlener Raketenangriff im Machtrausch ist aber nicht vergessen.

    1. Das ist ja das Dilemma, das einige auf dieser Welt nicht mehr möchten!
      Eine krasse Umverteilung auf Kosten einer zivilisierten Mehrheit. Selbst wenn die Sponsoren vom kreierten Krieg ein Ende möchten, werden Sturköpfe weiterhin ihren Krieg vorantreiben, deshalb besagen beide oder trilalterale Parteien, nein wir terrorisieren weiter.
      Man stelle sich die Ukrainer vor, die vielleicht eine Millionen Menschen verheizt haben und ihre ganze Wirtschaft.
      Wie sollen die einen Frieden erreichen mit sich selbst, wenn nichts mehr da ist?
      Die verbrannte Ideologie führt automatisch zu noch mehr ideologischen Irrationalitäten.
      Schaut euch die vehemente Imigration an, das kommt nicht von ungefähr!

  3. Danke für den Artikel, wenn man allerdings heute die Meldungen liest, so scheint die Ukraine auf der Krim Fortschritte zu machen. Es soll das Hauptquartier der russischen Marine getroffen worden sein und auch sonst sehe ich den Sieg der russischen Armee nicht wirklich.

    Also immer mit Blick auf die Meldungen des Spiegels oder der Bertelsmann / RTL Gruppe. Ich habe auch nirgends etwas gelesen, dass die ukrainischen Truppen massenweise sich ergeben.

    Was richtig ist, die US Administration versucht zaghaft aus dem Schlamassel herauszukommen. Doch die deutsche Regierung und die EU verstricken sich immer tiefer in den Krieg.

    Ich bin mir fast sicher das dieser Krieg noch länger geht, er aber im Falle einer Expansion über die Grenzen der Ukraine / Russland hinaus sehr schnell in einen Atomkrieg münden würde.

    1. Letzteres, also ein Atomkrieg, daran glaube ich nicht , Russland haelt sich an seine Doktrin was die Atomwaffen angehen !
      Womit ich aber nicht klarkomme, ist der Satz :
      « Putin hat eine Dummheit begangen, egal wie sehr er provoziert wurde….. »
      Was haette Russland denn machen sollen, die eigenen Sicherheitsinteressen
      aufgeben, um am Ende gefressen zu werden ?

    2. Und wenn man das liest, sind das Raketen die sicherlich nicht aus der Ukraine stammen und die Bedienung dessen ist zusätzlich fragwürdig.
      Oder haben Sie etwas gehört zu den brutalst aufklärenden Behörden zu NS1-2?
      Eben, nichts.
      Dieser sogenannte Aufmarsch, ist Terror und ist ein Zeichen von SCHWÄCHE UND NICHT STÄRKE!

      1. Ich lese nicht nur die und ich verschliesse ja auch nicht die Augen. Nur darf man nicht davon ausgehen, dass die russische Armee bei der Abwehr der Angriffe gut aussieht.

        Das die Bertelsmann Medien, die übrigens unter dem Dach von RTL geführt werden oder der ÖRR nicht ausgewogen Berichten (was man auch immer unter Ausgewogen versteht – ist mir klar).
        Dieser Krieg – und es ist ein Krieg – hat auf russischer Seite mit einem Irrtum begonnen. Der Irrtum war die Falscheinschätzung der Bewaffnung des Rechtsradikalen Regimes durch die Nato incl. USA.

        Die Korrektur dieses Irrtums hat vielen Menschen das Leben gekostet. Es war eben keine Blitzaktion.
        Inzwischen ist es den Russen bewußt das sie der gesamten Nato gegenüber stehen und das sie die Lage falsch eingeschätzt haben.

        Das unterhalb des Einsatzes von Nato Truppen keine Chance hat ist inzwischen aber auch den USA und der Nato klar.
        Ich bin nur der Meinung das man nicht schon jetzt von einem Sieg der RFR reden kann.

        Dazu müssten die Truppen der RFR an der Grenze zu Polen stehen und das Gebiet gesichert haben. Davon ist aber zur Zeit nichts zu sehen.

        1. Ich weiß nicht, ab die Russen in die Westukraine wollen oder müssen. Da sind die NAZI-Hochburgen Tschernowitz. Iwano-Frankivsk und vor allem Lwow.
          Als Besatzungsmacht hätten sie es da viel schwerer als im Donbass. Aber ich weiß sowenig wie wir alle, die wir hier schreiben, was sie vorhaben und was sie tun werden und ob der zitierte Geheimdienstmitarbeier mehr weiß, kann ich auch nicht beurteilen. Das kommuniziert Rötzer sehr zutreffend. Wir werden es sehen und unsere Prognosen oder unsere in die Form von Prognosen gekleideten Hoffnungen sind bedeutungslos.

          Trotz unserer sehr unterschiedlichen Auffassungen zur Frage, wer für diesen Krieg die Verantwortung trägt, teile ich deine Befürchtungen, dass der Krieg in einem nuklearen Inferno enden kann, vollkommen. Vielleicht lebt es sich leichter, wenn man das nicht an sich ran lässt. Zumal man eh nichts machen kann. Aber es gibt eigentlich nicht so viele Geheimnisse für die Umstände, über derber die Nukes gezündet werden. Die Amis haben nie erklärt, dass sie auf den Ersteinsatz verzichten werden und die Russen haben ihre Doktrin offiziell vor nicht so langer Zeit geändert: Einsatz, das bedeutet eben auch den Ersteinsatz, wenn der Staat in seiner Existenz in Gefahr ist.
          Lässt man die ganze Propaganda und das Gerede, dass es nie soweit kommen dürfe, beiseite, dann ist klar, dass beide Seiten bereit sind es zu tun. Und genau deswegen wird es auch getan werden. Die Kernwaffen sind die Waffen, die der Verlierer, egal wer es ist, einsetzen wird. So verstehe ich dich und genau so sehe ich es.

          Ein hoher Preis, den die Menschheit wird zahlen müssen. Der Preis der Ukraine, um dies zu verhindern hätte zahlen müssen, wären Neutralität und Rechte für die Menschen im Donbass gewesen, wie Schweizer sie seit hunderten von Jahren haben.

    3. Naja, den Punkt verstehe ich nicht. Die Russen treffen jeden Tag Hauptquartiere quer durch die Ukraine. Im historischen Flottenkommandogebäude ist Sachschaden entstanden, ein Marineangehöriger wird vermisst. Dafür wurden 10 Raketen zum Stückpreis von 2,5 Millionen Dollar abgefeuert, die meisten abgefangen. Wo genau ist der ukrainische Sieg? Fällst Du so leicht auf billige PR rein?

      Dass die Ukraine die Waffen nicht bezahlt, steht auf einem anderen Blatt. Aber sie werden bezahlt, von uns, den Amerikanern, Franzosen und so weiter. Die Begeisterung dafür bewegt sich rapide südwärts.

      1. In gewisser Weise bezahlt die Ukraine dafür.
        Genauer genommen, die Ukrainer bezahlen mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit für die Waffen.
        Wären diese nicht geliefert worden, würde der größte Teil der inzwischen getöteten Ukrainer noch leben und der Krieg wäre schon Geschichte.
        Ansonsten, Zustimmung.

        1. @ Peter
          Sie bezahlen mit ihrem Leben, mit ihrer Gesundheit…
          Das langt den Anglo aber nun wirklich nicht. Die wollen materiele Güter für die gelieferten Waffen. Am liebsten direkt aus Brüssel mit den ergaunerten Ländereien in der Ukraine können die ja momentan noch wenig anfangen.

        2. Meine Frau, gebürtig in Odessa, sagt: Die Ukraine bezahlt dafür mit ihren Frauen. Denn die werden sich, wegen der vielen toten und verkrüppelten ukrainischen Männer, Partner in ihren Exilländern suchen.
          Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Rechnung auch in den Köpfen westlicher Führungen herum geistert. Selbstverständlich mit Ausnahme der Bundesregierung, die ich schlicht für zu dumm für soviel zynischen Realismus halte.

      2. “10 Raketen zum Stückpreis von 2,5 Millionen Dollar”

        Ja. Die Ukraine hat jetzt zwei Mal, relativ kurz hintereinander so lange ihre teuersten Raketen auf die Krim geschossen, bis etwas durch die Verteidigung durch ging. Über die Treffer in der Reparaturwerft musste man sich allerdings eher wundern.

        Als Reaktion hat die SZ heute einen Artikel auf der Homepage, dass die Ukraine vielleicht doch ATACMS bekommt. Laut Wikipedia werden die seit 2007 nicht mehr neu produziert.

        Vermutlich haben die US-Blogs recht, dass es den USA jetzt darum geht, wie man den verlorenen Krieg nun am besten verkauft. Das erste ist die Notwendigkeit, es so hinzustellen, dass der Krieg gar nicht verloren wurde, dann dass Vieles dem Vergessen überantwortet wird und schließlich dass mit neuen Konfrontationen gegenüber China die Aufmerksamkeit auf was anderes gelenkt wird.

        Ich stimme dem Artikel voll zu, dass für die Ukraine die Rechten immer noch ein großes Problem sind. Zwar hat Russland nach der Niederkämpfung des Widerstands in Mariupol die Entnazifizierung für erledigt erklärt, aber erst gestern war im ZDF wieder ein Bericht über eine ukrainische Grundschule zu sehen, wo die vollgemalten Tafel in Gelb und Himmelblau ertrank.

    4. Irgendjemand schrieb, ich weiß nicht mehr wer, dass RU mit Angriffen auf die Krim, die vom “Wertewesten” unterstützt, wenn nicht gar ausgeführt werden, zu unüberlegten Vergeltungsmaßnahmen getrieben werden soll. Die Russen spielen aber Schach und kein Poker.

  4. Möglicherweise tut sich wirklich gerade etwas.
    Selbst Zeit Online(!) veröffentlicht heute einen langen Artikel von Navid Kermani.
    Dort kommen die Russen zwar auch, wie üblich, sehr schlecht weg, allerdings ist der Tenor des Artikels, dass Kermani keine Chance mehr sieht, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen kann.
    Headline:
    “Wie kann das enden?
    Die Fronten im Krieg in der Ukraine bewegen sich kaum. Europa braucht endlich eine Strategie, um Frieden zu ermöglichen.”
    https://www.zeit.de/2023/40/ukraine-frieden-initiative-europa-russland

    Sowas oder Ähnliches konnte man in ZON bisher nicht lesen.

  5. Für alle Geschichtsvergessenen hier dürften die nächsten Tage interessant werden – man erinnere sich an die Wehrmachtsberichte als die Rote Armee Richtung Westen vorstieß……allesamt Lügen und Durchhalteparolen……nichts anderes wird jetzt verbretet, inkl. Erfindung neuer Wortvokabeln wie damals – als A.H. noch Chef von Deutschland war……nur diesmal eben in der Ukraine……beim Vormarsch von Putins Armee….warte schon gespannt auf die neuesten Wortschöpfungen 2023 – 2024 von Selenskij, Biden, Scholz & Co. – Wie schon gesagt, man erinnere sich an alte Zeiten von der Niederlage der NS-Truppen bei Stalingrad (heute Wolgograd) an, und wie das stetige Verlieren mit neuen Wortschöpfungen so lange getarnt wurde bis es nichts mehr zum Tarnen gab – 1945 in Berlin.

    Ach übrigens, die V1/V2 – heute “Taurus” genannt – soll ja die Wende bringen, auch insofern nix Neues von der Ostfront……

    Sarkastische Grüße
    Bernie

  6. Auch ich kann nirgends eine Bestätigung des Berichtes sehen.
    Im Gegenteil die Hurrapresse berichtet detailiert von dem Beschuss der Krim.
    Anzeichen könnten, wenn man von einem Anspruch der Polen auf Galizien ausgeht, eventuell die verschlechterten Beziehungen der Polen mit Kiew sein.
    Wenn dies so zutreffen würde sollte tatsächlich etwas für die Bunte Wehr getan werden. Immerhin stehen die 1,2 Billionen ja noch im Raum und Polen muss seine enorme Aufrüstung auch irgendwie finanzieren.
    Besetzung des Ruhrgebietes ist wohl nicht, aber die Lausitz….

    fröhliche Kaffeesatzleserei 🙂

  7. Das ist wieder mit viel Hochprozentigem angereichertes Getobere und Geseiche um Fakten, die längst bekannt sind, in der Mehrzahl seit 11 (!) Monaten, dem Vorstoß von CIA-Chef Richard Burns.

    Salushni hat vor einigen Wochen ganz offiziell erklärt, man führe die Offensive so, wie es geschieht, um nicht, mit verminderten und geschwächten Reserven, einem russischen Gegenstoß in die Falle zu gehen. Das gab dann Anlaß, inoffiziell und aus der zweiten Reihe über den Bullshit zu räsonnieren, den die amerikanischen “Berater” verzapfen, die noch nie einen Krieg dieser Art studiert, geschweige geführt hätten. Alles vergessen?
    Wenn nicht, wieso dann ein Digit an das unzusammenhängend “besoffene” Kamin-Gelaber vom Hersh verschwenden?

    1. Die EU hat ca +-800 Mio an Bürgern, die nicht mehr in der Lage sind zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden.
      Ein hervorragendes Ergebnis, was wollen die Menschen mehr als ihr egoistisisches Leben fortführen zu können?
      Diese sind perfekt assoziiert.
      Das traurige ist, man entwickelt sich nicht, man geht zurück in der potenziellen Entwicklung.
      Ob Entwicklung immer positiv oder negativ zu bewerten ist, ist eine andere Frage.

  8. Nun,der Krieg geht in eine neue Runde.Der“Economist“,Sprachrohr der „City of London“ hat in seiner neuesten Ausgabe einen mehrjährigen Zermürbungskrieg das „Westens“gegen Russland gefordert.: https://www.economist.com/leaders/2023/09/21/ukraine-faces-a-long-war-a-change-of-course-is-needed
    Also bis zum letzten Ukrainer,Polen…die CoL hat Blut gerochen und will die totale Vernichtung Russlands.Inzwischen wachsen die Probleme in den westlichen Staaten,Krise reiht sich an Krise,keine wird gelöst.Mir scheint,der zivilisatorische Zerfall des Westen geht unaufhaltsam voran.Der Aufstieg des globalen Südens nimmt Fahrt auf.Und der „Westen“ hat keine Antworten…Seit 500 Jahren hat er die Welt dominiert,mit Mord,Raub,Plünderungen,Versklavung überzogen.Und jetzt geht diese Zeit zu Ende und die „westlichen „Eliten“ wissen nicht,wie weiter…
    Dass die US- Führung nicht weiß ,wie sie mit der Niederlage in ihrem Krieg gegen Russland mittels der Ukraine umgehen soll,ist da nur ein Symptom…Zunächst den Zelensky als Schuldigen hinstellen,unter den Bus schieben und sich verpissen.Das Chaos dann der EU ans Bein binden…
    Währenddessen geifert der EU-Borrell seinen rassistischen Müll…Zukuftsfähig ist das nicht.
    Vor vielen Jahren hat mal ein Künstler eine Karikatur gezeichnet.Titel:Krieg und Leichen-die letzte Hoffnung der Reichen.: https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/kassandra/popups/popup_235.html
    Und wie immer werden die kleinen Leute Alles bezahlen…

  9. Unabhängig von Hersh – den strategischen Verlust des Krieges seitens des Kreml hat die NATO in Stepanakert für jeden sichtbar gemacht. Alijew bittet Putin offiziell um “Verzeihung” für die russischen Opfer unter den Friedenstruppen, was verrät, daß man den “Verbündeten” und Vertragspartner nicht zeitnah vom Angriff in Kenntnis gesetzt hat. Warum nicht? Um des Massakers willen.

    Putin nahm die “Entschuldigung” an und heute meldet TASS, daß er abermals bei Alijew einkam, um engere Beziehungen zu bitten. Er kriecht höchst offiziell vor Alijew – und mittelbar Erdogan – um des zumindest aktuell kleinen Preises willen, daß ihm die Verbindung zum Iran nicht gekappt wird. Denn alles andere, die Umgehung Russlands im zentralasiatischen Handel, ist den Plänen nach längst in warmen Tüchern! Sicher, die Umsetzung wird noch etwas dauern, aber nach Putins Winselei weiß man in Ankara und Baku genau, daß dem transkaukasischen Korridor kein ernsthafter Widerstand mehr im Wege liegt.
    Und in Brüssel reibt man sich die Hände. Die nächsten Eiterbeulen in Kasachstan und Usbekistan warten darauf, angestochen zu werden.

    1. “Denn alles andere, die Umgehung Russlands im zentralasiatischen Handel, ist den Plänen nach längst in warmen Tüchern! ”

      Die Südkaukasus-Pipeline bzw. Baku-Tiflis-Erzurum-Pipeline ist seit 2006 in Betrieb.
      https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdkaukasus-Pipeline

      Über denselben Weg werden auch andere Waren von Aserbaidschan in die Türkei geliefert (und umgekehrt). Der jüngst ins Gespräch gekommene Korridor durch das südliche Armenien würde den Weg zwar verkürzen, aber die Sachlage m.E. kaum grundsätzlich verändern.

      1. “Der jüngst ins Gespräch gekommene Korridor …” – Du willst mich veralbern, gelle?

        Im Übrigen: Schon mal einen Blick auf die Karte geworfen, auf die zwei einzigen Straßen(!)verbindungen zwischen Georgien und der Türkei?
        Ich würd die gemeinte Strecke gern mal mit meiner Lotta fahren, die ist ziemlich spektakulär. Und relativ verkehrsarm, die nominelle Bedeutung in Betracht gezogen.

        1. Ich habe mir die beiden Grenzübergänge gerade auf Youtube angeschaut. Besonders der nahe Batumi ist gut besucht, aber es sieht dennoch nicht nach sonderlich viel Güterfernverkehr aus.

          Vielleicht liegt’s ja daran:
          The Baku–Tbilisi–Kars (BTK), or Baku–Tbilisi–Akhalkalaki–Kars railway (BTAK), is a railway connecting Azerbaijan, Georgia and Turkey, which became operational on 30 October 2017 following several years of delays. … The Baku–Tbilisi–Kars project was intended to provide a rail corridor linking Azerbaijan to Turkey via Georgia whilst avoiding Armenia, following the closure of the Kars–Gyumri–Tbilisi railway in 1993, as a result of the first Nagorno-Karabakh War.
          https://en.wikipedia.org/wiki/Baku%E2%80%93Tbilisi%E2%80%93Kars_railway

          In jeden Falle käme über den Korridor und die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan auch nur eine weitere Straßenverbindung Türkei/Aserbaidschan hinzu (der Grenzabschnitt Nachitschawan/Türkei ist nur 2 km breit), die noch dazu im Moment vom Ausbau her nicht einmal mit den bestehenden über Georgien mithalten kann.

          1. Oh, die Eröffnung hab ich verpasst.

            Aber warum zitierst Du die Wikipedia denn nicht weiter, verehrter Besdomny?

            Freight
            By November 2019, the line had carried 275,000 tonnes of freight, according to Turkey’s transport and infrastructure minister. Three trains a week run between Turkey and Kazakhstan, and block container train services between China and Turkey are run once a week.[48] The BTK line is also increasingly used for north-south links: a Memorandum of Understanding on Co-operation on the BTK Railway Route, signed by Azerbaijan, Russia and Turkey in May 2019, notably aims to increase exchanges between Turkey and Russia to 6 million tonnes.[49]

            The first freight train to travel from China (Xian) to Europe (Prague) via the BTK line and Istanbul’s Marmaray Tunnel under the Bosphorus arrived in Prague on 6 November 2019. Travelling at an average speed of 40km/h, the China Railway Express will link Western China and Central Europe in just 18 days.[50] In volume, the 42 cars of the train could transport the equivalent of 96.5 TEU (or 0.4% of the capacity of a Gülsün-class container ship, once the world’s largest container ship).
            Passengers
            Passenger services were scheduled to start in August 2019,[51] but have not started as of 2023, with no announced date.

            Ich bin da nicht tief im Thema, aber diese Daten lassen einen klaren Schluss zu:
            Der Sultan, bzw. seine Berater , und wahrscheinlich mit ihm Alijew, wollen nicht, daß diese Umgehung Armeniens eine nennenswerte Rolle bekommt!
            (Falls es nicht auf georgischer Seite Widerstände gibt, aber worin sollten die gründen?)

            1. @TomGard

              Falls es nicht auf georgischer Seite Widerstände gibt, aber worin sollten die gründen?

              Die türkisch-georgischen Beziehungen sind nicht, um mal Journalisten-Sprech zu bedienen, „friktionsfrei“. Die Türkei hat – insbesondere seit Saakaschwili sie reinholte – ihre Präsenz und ihren Einfluss in Adscharien auszubauen begonnen. Adscharien ist die Nachbarregion von Samzche-Dschawachetien, durch die die von @ Besdomny erwähnte Verbindung verläuft. Vielleicht hat man georgischerseits keine Lust, dass dort dasselbe Spiel wie Adscharien abläuft und ist deshalb bockig. Was meinen Sie?

              Gruß
              Altlandrebell

              PS: Ich hatte gestern leider nicht die Zeit Ihnen unter dem anderen Artikel zurückzuschreiben, möchte Ihnen aber noch nachreichen, dass der russische Militär-Hubschrauber 2020 nahe Jerasch abgeschossen worden ist. Das war allerdings nicht 72 Stunden, sondern bloß einen Tag vor Unterzeichnung des sog. Waffenstillstandsabkommens vom 10. November (Kapitulation). Da Abkommen eine gewisse Vorlaufzeit haben, denke ich nicht, dass der Abschuss kausal ursächlich für die Unterzeichnung war. Auch nicht, wenn er 72 Stunden zuvor geschehen wäre.

              Die Azeris äußerten natürlich es sei ein bedauerlicher Unglücksfall gewesen und leisteten Kompensationszahlungen (so wird es heuer wohl auch wieder ablaufen), die Russen leiteten später Mordermittlungen ein. Die verliefen sich aber (welch Wunder). In meinen Augen hat das gleichwohl nichts mit russischer Schwäche zu tun, sondern damit, dass die russische Führung und Eliten sehr gut mit Aserbaidschan und insb. Əliyev können (auch persönlich, Putin und Əliyev sind alte Buddies). Sluzki beispielsweise nannte Əliyev heute “the most reliable partner of Russia in the post-Soviet region [sic!]”. Kann man natürlich als bloße Schleimerei abtun; ich finde der Ausspruch spiegelt die allgemeine Empfindung der russischen Eliten gut wieder (und Sluzki ist nur ein mehr oder weniger Oppositioneller, nicht einmal ein Kader aus der ersten Reihe). Mit Baku hatten die Russen meinem Eindruck nach in den letzten Jahren weitaus weniger Schwierigkeiten als mit Astana, Minsk und eben Jerewan. Das habe ich auch aus dem Gespräch mit Durchschnittsrussen so mitgenommen.

              Sie beurteilen das Ganze womöglich anders – ist völlig okay, wäre befremdlich, wenn wir hier alle immer einer Meinung wären. Ebenfalls unterscheiden wir uns wohl darin, wer im Kaukasus als Vehikel gegen Russland benutzt wird. Wenn ich Sie richtig verstehe, betrachten Sie vornehmlich Aserbaidschan (und Armenien?) als NATO-Vehikel. In meinen Augen ist die NATO jedoch spätestens ab 2018 dazu übergegangen auf Armenien zu setzen (Stichwort Paschinjan), da Aserbaidschan – wie es auch im RAND-Paper von 2019 hieß – „no interest in a closer relationship with the West or with Russia“ hat, sondern alle Seiten bespielt, mit allen handelt und von allen Waffen nimmt. Armenien ist einfacher zugänglich und mit Paschinjan hat der Westen auch “seinen” Kandidaten im Amt. Wie ich in meinem anderen Kommentar ausführte, hat Moskau daher Bakus Feldzüge 2020 und 2023 toleriert. Warum sollten die Russen auch für Paschinjan die Kohlen aus dem Feuer holen, wenn er ihnen die ganze Zeit vor’s Schienbein tritt?

              1. “… nachreichen, dass der russische Militär-Hubschrauber 2020 nahe Jerasch abgeschossen worden ist. Das war allerdings nicht 72 Stunden, sondern bloß einen Tag vor Unterzeichnung des sog. Waffenstillstandsabkommens vom 10. November (Kapitulation). Da Abkommen eine gewisse Vorlaufzeit haben, denke ich nicht, dass der Abschuss kausal ursächlich für die Unterzeichnung war. Auch nicht, wenn er 72 Stunden zuvor geschehen wäre.”

                Korrekt, aber von “kausal ursächlich” war in meiner Darstellung aus dem Gedächtnis nicht die Rede – wäre ja völlig albern. Zitat:

                “Kleine historische Illustration:
                Die armenische Unterschrift unter die Kapitulationsurkunde 2020, als „Waffenstillstandsvereinbarung“ verhandelt, ist 72 Std nach dem Abschuss eines russischen Hubschraubers erfolgt, der einen routinemäßigen Patrouillenflug entlang der armenisch – türkischen Grenze absolvierte, wie das schon dutzende Male zuvor geschehen war.”

                Der Gedächtnisfehler kam dadurch zustande, daß in der russischen Presse eine türkische Patrouille (auf azerischem Gebiet) für den Abschuss beschuldigt worden ist. Das mag eine taktische Lüge gewesen sein, was die Rolle des Vorfalls nur noch klarer stellen würde: Er erhöhte den Druck der Russen auf die Armenier, zu unterschreiben.

          2. Russland ist in der BTK übrigens auch mit drinnen, siehe hier. Aktuelle Zahlen habe ich nicht zur Hand, vielleicht ist es bloß beim formalen Vertragsschluss geblieben. Wenn Sie also noch aktuelle Daten hierzu zur Hand haben sollten, können Sie die gerne nachreichen.

      2. Die “Veralberungsvermutung” war ernst gemeint. Ich wollte nicht unterstellen, daß Besdomny in Gefolgschaft von a^2 lügt und trickst, zu keinem anderen Zweck, als “TomGard” “runterzumachen”.

        Aber die Fortsetzung läßt kaum einen anderen Schluß zu, denn:
        https://overton-magazin.de/top-story/warum-hat-der-armenische-praesident-paschinjan-bergkarabach-fallen-lassen/#comment-63944
        Das kennt Besdomny, er hat in dem Faden mehrfach kommentiert.
        Ich bin, wie gesagt, nicht tief in diesem Spezialthema, die zitierte Aktualisierung von ’22 aus thematisch unverdächtiger Quelle genügte mir, aber Besdomny ist es erst recht nicht, wie sich hier zeigt.

        Wie tief kann ein Mensch sinken? Besdomny weiß viel und kann es kompetent darlegen, wieso solche Selbsterniedrigung?
        Wurscht.

        1. Ein Kunststück,
          ‘Ich bin, wie gesagt, nicht tief in diesem Spezialthema,’, um danach einen anderen Kommentartor runter zu holen.
          Deine Impertinenz ist recht ausgeprägt, warum die Angriffe gegen Leute, die aus ihrer Sicht nur aufklären möchten? Sie, die beschuldigten, ergehen sich nicht mit andauernden Herablassungen, als ein Tom Gard das ständig tut.
          Bleibe doch einfach im Thema und zeige dein ‘Intellekt’ im Bezug auf Inhalte und nicht andere Personen!

          1. Ja, auch ich finde es schade, dass hier im Forum so häufig einfach nur die Person angegangen wird. Ich habe bei einigen Themen schlicht eine andere Auffassung als andere User, hier eben als @TomGard. Man kann meine Auffassungen ja für dumm und naiv halten oder meine Argumente als nicht stichhaltig abtun. Habe ich kein Problem mit. Man muss trotzdem nicht gleich behaupten, dass ich oder andere User die Mitforisten bloß „herunterzumachen“ suchten. Es sind dann wohl eher die Vorwurfführer, die hier „runtermachen“, indem sie unterstellen, jeder der eine andere Auffassung als sie habe, müsse gekauft, ein Troll, eine Propagandaschleuder oder ein „Trickser“ sein. Nun gut, belassen wir’s einfach dabei.

    2. ihm die Verbindung zum Iran nicht gekappt wird

      Da bin ich mit Verlaub anderer Auffassung als Sie, werter @TomGard. Die Verbindung zum Iran erfolgt ja nicht nur über Land, sondern gegenwärtig vor allem über das Kaspische Meer (Seeroute) und per Frachtflug. Ein Kappen dieser Verbindungen setzte voraus, dass Aserbaidschan den internationalen See- und Luftraum im Kaspischen Meer unterbände. Halten Sie das für wahrscheinlich oder bezogen Sie sich nur auf die Landverbindung?

      Beim Landkorridor besteht das Problem darin, dass dieser noch gar nicht richtig fertiggestellt ist. Neben dem Sangesur-Korridor, welcher wie Herr Rötzer hier vor ein paar Tagen schrieb, zur Sowjetzeit zwar existierte, nun aber (noch) unterbrochen ist, kommt nur der Ausbau der Eisenbahntrasse Āstārā–Rascht–Qazwīn in Frage. Dieses Projekt läuft seit gut zwei Jahrzehnten und sollte gefühlt ebenso lange bereits abgeschlossen und in Betrieb sein. Dass es nicht vorankommt, hängt aber weniger an Aserbaidschan (wo die Eisenbahntrasse nach Russland ja ebenfalls seit Sowjetzeiten existiert), als am Iran, dem die finanziellen und technischen Mittel fehlen. Baku wollte vor Jahren sogar Gelder bereitstellen, ist dann aber wegen den Iransanktionen zurückgeschreckt. Wenn hier Bewegung reinkommen soll, müssen die Russen Geld und Know-How in die Hand nehmen und das Ding fertigbauen. Dieses Jahr gab es immerhin wieder eine Absichtserklärung. Oder sie setzen eben weiterhin auf See- und Lufttransport. Die hochpreisige Alternative wurde vor ein paar Monaten von Tokajew ins Spiel gebracht, der vorschlug, eine Eisenbahnschnellzugtrasse von Tscheljabinsk durch Kasachstan in den Iran zu legen. Da glaube ich eher, dass diese regionale Stuttgart-21-Ausgabe namens Āstārā-Trasse gebaut wird.

      Insgesamt klingt das für mich allesamt stärker nach Versuchen der regionalen Vernetzung und Hoffnungen auf Seidenstraßen-Erweiterungen als Ausschluss eines oder mehrere Akteure. Ist aber auch nur meine Meinung – weder habe ich studiert, noch arbeite ich in dieser Branche.

      Die nächsten Eiterbeulen in Kasachstan und Usbekistan warten darauf, angestochen zu werden.

      Da muss nichts mehr angestochen werden. In Kasachstan ist der Westen doch bereits seit geraumer Zeit aktiv, die Proteste vor anderthalb Jahren waren nur der vorläufige Höhepunkt. Usbekistan wird sicherlich interessant werden, nicht zuletzt, weil die Russen mit Taschkent vor ein paar Monaten einen Gasdeal abgeschlossen haben.

      1. “Altlandrebell”s Korruptheit wird völlig deutlich für jeden, der diesen Wiki-Artikel aufmerksam liest:
        https://en.wikipedia.org/wiki/Astara%E2%80%93Rasht%E2%80%93Qazvin_railway
        Dennoch will ich auf zwei Punkte hingewiesen haben:
        1) Die Eisenbahnverbindung nach Iran-Azerbaidschan-Russland, die bis Astara bereits arbeitet (ungefähr mit demselben Frachtaufkommen, wie die Linie zwischen Aserbaidschan in die Türkei via Georgien), ist gekoppelt mit der Anbindung des iranischen, kaspischen Freihandelshafens Bandar-e Anzali an das iranische Binnenland. Der Iran hat selbstverständlich nur einen Teil der sehr anspruchsvollen Trassenführungen finanziert, weil die Nutzung unter den Bedingungen der Iran-Sanktionen überwiegend dem Ausland zugute kommt und politisch am Umgang der Zielländer mit dem Sanktionsregime hängt.
        2) Der einzig taugliche kaspische Hafen Russlands ist bereits jetzt – von den Ölterminals abgesehen – überlastet.
        https://www.portseurope.com/makhachkala-port-russias-caspian-sea-champion/

        Ein Nachtrag noch zu der Causa des Hubschrauberabschusses.
        Die Gerüchte über die türkische Urheberschaft hatten ihre Grundlage darin, daß die Türkei an der aserischen Militärbasis in der autonomen Republik Nachitschewan beteiligt ist:
        https://eurasianet.org/azerbaijan-building-up-forces-in-nakhchivan
        In welchem Umfang, wie viel und welches türkische Personal dort hockt, dazu gibt es freilich keine offiziellen Angaben.

  10. Der polnische Präsident Duda hat in New York die Ukraine mit einem Ertrinkenden verglichen, der in dieser Situation andere in Gefahr bringe, mit in den Abgrund gezogen zu werden.

    “Ukraine is behaving like a drowning person clinging to everything he can… but we have the right to defend ourselves against harm being done to us,” he told a press briefing in New York. “A drowning person is extremely dangerous, he can pull you down to the depths… simply drown the rescuer,” Duda said. Therefore, he continued: “We must act to protect ourselves from the harm being done to us, because if the drowning person… drowns us, he will not get help.
    “So we have to take care of our interests and we will do it effectively and decisively,” Duda said.
    > https://www.thefirstnews.com/article/ukraine-behaves-like-a-drowning-person-over-grain-import-ban-says-duda-41422

    Nun bestand der Anlass der Äußerungen zwar im polnisch-ukrainischen Konflikt über die Getreidelieferungen in die EU. Aber wie kommt Duda denn auf das Bild eines Ertrinkenden, wenn die Ukrainer an der Front siegen?

    Herr Rötzer schreibt: “So sollen die ukrainischen Truppen bei Robotyne in Saporischschja bereits hinter die dritte Verteidigungslinie mit gepanzerten Fahrzeugen gekommen sein” und verweist auf den letzten Bericht des ISW.
    Dieser Bericht widerspricht aber der eigenen, beigefügten Skizze des ISW.
    https://www.understandingwar.org/sites/default/files/Pyatykhatky%20and%20Robotyne%20Battle%20Map%20Draft%20September%2021%2C2023.png

    An der Stelle, bis zu der die ukr. Truppen vorgedrungen sein sollen, befindet sich nicht die dritte, sondern die erste russische Verteidigungslinie.

  11. Schlagzeile von heute:

    “Der Stab der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol ist mit Raketen angegriffen worden”

    Und wer hat doch gleich die Raketen geliefert? Auch, wenn ich mich wiederhole: Dass Russland auf so etwas nicht hart reagiert, ist für mich nicht nachvollziehbar!

    (Wahrscheinlich werden die Briten auch noch nach der Kapitulation der Ukros mit dem Beschuss fortfahren, weil sie sich das ganz einfach nicht so schnell abgewöhnen können und sie es außerdem immer sehr lustig finden, Medwedews anschließende Schimpfkanonaden zu beobachten!)

    1. Der miese Trick der Engländer ist, sich einmal auf einer Insel und
      dann hinter der Nato zu verstecken. Was soll Russland denn machen?
      Jagen sie eine Kinschall auf den Buckingham Palast, haben sie einen
      Weltkrieg an den Hacken. Wenn sich aber herausstellt, dass Raketen
      direkt von einem englischen Schiff abgefeuert werden, könnte ich mir
      vorstellen, dass dieses Schiff dann vernichtet wird. Bei den Amis sieht
      es ähnlich aus. Bei denen geht es aber gerade nur um die Wahlen.
      Die Lage ist gerade jetzt, wo die Ukrainer nichts mehr zu verlieren haben,
      sehr gefährlich.

      1. Die Briten können sich also hinter ihren (200?) A-Sprengköpfen und der NATO verstecken, während sie nicht den geringsten Grund sehen, sich vor den über 4000 (?) russischen Sprengköpfen zu fürchten?

        Da ist aber von russischer Seite etwas bei der Brinkmanship schiefgelaufen!

        https://de.wikipedia.org/wiki/Brinkmanship

        Putin müsste eigentlich langsam befürchten, dass er gestürzt wird, weil er zu lasch ist!

    2. ist für mich nicht nachvollziehbar!
      Ich kann es mir nur so erklären, dass Russland den Ball immer noch flach halten will um eine volle Eskalation zum Atomkrieg zu vermeiden, der ja auch das geliebte Russland schwer schädigen würde. Den kosmopolitischen Eliten im Westen und deren fanatischem Gefolge ist das egal. Die streben das nicht offen an, gehen aber das Risiko ein, weil ihnen das Schicksal “ihrer” Länder und Völker USA, Deutschland, Ukraine usw. völlig am Arsch vorbei geht. Die gedenken das im Bunker zu überleben und dann wie Donald Duck im Geld zu baden. Da stoßen zwei völlig unterschiedliche Denkweisen aufeinander.

    3. Und wer hat doch gleich die Raketen geliefert? Auch, wenn ich mich wiederhole: Dass Russland auf so etwas nicht hart reagiert, ist für mich nicht nachvollziehbar!

      Dann hör einfach auf der Propaganda auf den Leim zu gehen, dass Putin auf so etwas angeblich nicht hart reagiere. Das ist westliche Propaganda die darauf abzielt die Schwäche Putins herbeizuschreiben.
      Solche Angriffe werden von Russland stets mindesten zehnfach vergolten. Nach jedem solchen Nadelstich, gibt es massive Bombardierungen in der gesamten Ukraine, einschließlich in der Hauptstadt. Für den letzten Angriff auf den Hafen wurden Charkiv, Lviv, Odessa und Kiew über eine ganze Woche hinweg massiven Raketenangriffen ausgesetzt. Auch auf den aktuellen Angriff werden ohne Zweifel Vergeltungsschläge folgen die in keinem Verhältnis stehen.

  12. Noch fehlt sie zweifelsfreie Bestätigung, aber wie es aussieht, ist heute der Kommandant der Schwarzmeerflotte, Admiral Viktor Sokolov, in heroischem Verteidigungskampf gegen die Nazis in Sewastopol gefallen.

    phz

  13. Illustrativ auch folgender Vorgang.

    Heute mittag meldete die “Pravda” ohne Quellenangabe die Beobachtung eines “Poseidon p8” Aufklärers über rumänischem Territorium während des “Dark Shadow” – Cruise Missile – Angriffes auf Sewastopol.

    Später am Tag folgte RIA:
    “The American P-8A Poseidon reconnaissance aircraft was patrolling over Romania during the Ukrainian Armed Forces’ missile attack on Sevastopol and was probably identifying the positions of Russian air defense systems, military analyst and editor-in-chief of the National Defense magazine Igor Korotchenko told RIA Novosti.”
    Die Herkunft der Mitteilung “Flightradar 24”!! Die Maschine sei am Morgen in Sizilien gestartet.
    Es wird bestätigt, daß die Navy “mit Sicherheit” die russischen Abwehrmaßnahmen protokolliert hat, einschließlich die der eingebundenen Schiffe der Schwarzmeerflotte, und diese Daten bzw. Erkenntnisse an die Ukraine weitergibt. Um dann zu schließen:

    The expert noted that this information could not be used to coordinate today’s attack, since the flight mission is loaded into cruise missiles in advance.

    Das stimmt. Allerdings hat sich bereits am 13. September, dem Tag des Angriffes auf die Werft in Sewastopol, eine “Poseidon” der Navy, fast sicher dieselbe Maschine und Crew, nahe des Kampfgebietes aufgehalten, nämlich im Rahmen des jährlichen Manövers “Sea Breeze”. Über deren Teilnahme hatte die rumänische Marine eigens berichtet. Aber während der Manöverflüge schalten die Maschinen natürlich ihren zivilen Transponder ab, und umgekehrt setzt die russische Marine und Luftwaffe all ihre Aufklärungsmittel ein, die NATO-Manöverbewegungen zu beobachten.
    Das weiß Igor Korotchenko so gut, wie ich.
    Er lügt RIA auftragsgemäß die Hucke voll.

    Warum andererseits eine “Poseidon” etwas tun und leisten soll, was die reguläre NATO-Awacs Einheit, die seit Anfang des Jahres von Deutschland nach Rumänien verlegt ist, und gewiß nicht im Hangar rumsteht, nicht leisten können soll, erschließt sich mir auch nicht.
    Es wird also seinen “Sinn” haben, das man in der russischen Presse jetzt die US-Navy mit einem “scharfen Blick” bedenken will. Aber wie das geschieht – da lachen buchstäblich die Hühner im Pausenhof in Mons.

    1. Zum selben Thema:

      Bis gestern noch hat die deutsche Kriegspresse unter Berufung auf “Regierungsstellen” geleugnet, daß es ein “Junktim” zwischen amerikanischen ATACMS und deutschen TAURUS – Lieferungen gibt.
      Doch zeitgleich ist der Scholzomat eingebrochen und hat in New York verlauten lassen, “man” wolle und “könne” in dieser Frage nicht einen Alleingang ohne Washington machen.
      Stunden später wurde die initial gemeldete Weigerung des WH, ATACMS zur Verfügung zu stellen, zurück genommen. “Ein kleines Kontingent”, bestückbar mit Streumunition (!! sehr wirksam gegen Anlagen auf der Krim, nicht wahr!?), sei zugesagt.
      So ist der Kanzler mit der deutschen TAURUS-Lieferung nun im Wort.

      Man hat im WH gewiß nicht den expliziten Willen, einen russischen Angriff auf deutsches Territorium zu ziehen – wieso auch, der Schaden für die USA wäre immens, durch einen transatlantischen Konkurrenzvorteil gegenüber der EU nicht im Entferntesten aufzuwiegen.
      Aber wenn die NATO das so will, dann sträubt man sich in WH am End nicht gegen die Risiken.
      So liegen halt die Gewichtungen.

  14. “Hersh: „Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen. Es gibt keine ukrainische Offensive mehr“

    ich bin mir da nicht so sicher…
    https://www.youtube.com/watch?v=tmmPHvlbdwI&t=79s
    …schliesslich haben die USA mit den Atombomben als einzige Nation der Welt “Erfahrung” …
    die Neocons mit dem MIK können eine Niederlage einfach nicht akzeptieren… das Wort gibt es in deren Vokabular gar nicht…

    1. “…schliesslich haben die USA mit den Atombomben als einzige Nation der Welt „Erfahrung“ …”

      Ich habe gehört und gelesen, dass bei der Gedenkveranstaltung in Japan nicht erwähnt wurde, *welches* Land die Bomben abgeworfen hat!

      Und die schreckliche Leyen-Darstellerin hat vorgestern genau da angeknüpft:

      ‘”Sie sind mit den Geschichten der Überlebenden aufgewachsen und wollten, dass wir die gleichen Geschichten hören, uns der Vergangenheit stellen und etwas über die Zukunft lernen […] … wenn Russland mit dem erneuten Einsatz von Atomwaffen droht. Es ist abscheulich, es ist gefährlich, und im Schatten von Hiroshima ist es unverzeihlich.”‘

      “Russland mit dem erneuten Einsatz”! Quasi wie damals. Während die US-Soldaten Ausschwitz befreit haben, wie beim ehemaligen Nachrichtenmagazin zu lesen war.

      1. tja die zwei “Laiendarstellerinen” in Brüssel und Berlin sind ein gutes Gespann um die Ideen der Neocon-Atlantiker auf dem europäischem Boden gebührend zu vertreten und notfalls über die Köpfe der “Wähler” auch durchzusetzen… nur mit der Wahrheit haben es beide nicht so… und mit dem Amtseid dtto

  15. Die Ukraine ist erledigt, ein failed state. Selenski ist so tot wie Gaddafi und Saddam, wenn das Kuscheltier des Westens nicht rechtzeitig die Kurve kratzt.

    Die Russen sind sehr liebevoll, gastfreundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Man darf sie bloß nicht hintergehen, ausnutzen und verarschen.
    Das gibt sonst richtig Ärger !

    Was daran in nicht zu verstehen ?

  16. Im Kommentarbereich von MoA schreibt jemand

    “In attacking Russia through Ukraine, the west crossed the Rubicon. Nato defeat in Ukraine will begin the disintegration of Nato which I believe is Russia’s main goal. Defeat in Ukraine also destroys the the political futures of the current batch of European bobbling heads ‘leaders’ in Europe.”

    Der letzte Satz könnte so auch von Col. Macgregor stammen. Und ich muss immer gnädig lächeln, wenn er etwas in dieser Richtung äußert.

    Die Einheitsparteien werden von den Einheitsmedien gestützt. Und die Einheitsmedien haben die Macht, die Leute davon zu überzeugen, dass Schwarz Weiß ist.

    Ich fürchte, dass die Zukunft Deutschlands so übel wird, dass man von der Regierungszeit der großpötrigen Aussitzerin einmal als “die gute, alte Zeit” sprechen wird. Aber unsere bis auf ganz wenige Ausnahmen bestenfalls drittklassigen Politiker werden wir nicht los. Die sind wie “das vom Bürgersteig” am Schuh.

    1. Ich habe dereinst schon immer angenommen, dass wir Helmut Kohl noch nachweinen werden. Ist schneller wahr geworden, als ich selbst es geglaubt hatte.
      Schwarzgeld, geistig moralische Wende, Verkauf der DDR an Konzerne usw. Weiß ich alles und etliches mehr und nichts davon ist schön. Nur habe ich ihm immer geglaubt, dass der Erhalt des Friedens für ihn ernsthaftes Thema war.

      Interessant auch, wie man in den Medien nichts ausließ, um ihn lächerlich zu machen. Die selben Medien, die sich heute schützend noch vor die dümmsten und lächerlichsten Politiker stellen und davon haben wir ausreichd viele.
      Auch fürchte ich, dass deine Prognose, wie wir dereinst die schlimmen Jahre unter Merkel beurteilen werden, zutrifft.
      Aber mach was dagegen….

  17. Ganz zu Beginn wurden die Anschläge auf einen staatlichen Akteur zurückgeführt, jetzt wird wie mit der ominösen Segeljacht und 5 Personen versucht, möglichst Staaten zu entlasten.

    Jein. Es wird einerseits in der Tat beständig versucht Staaten zu entlasten – und zwar das Imperium und seine Bundesgenossen, inklusive der Herrschaft*innen, die die hiesige Regierung spielen dürfen. Diese sind ja die wahren Täter und deren Staatsterrorismus gilt es zu verbergen. Das ist aber nichts Neues, das war bei Gladio, Ustica et cetera ja auch nicht anders. Andererseits will man bei Bedarf auch einen gewisser Staat unter den Bus werfen können – und deshalb hält man die Legende warm, wonach nur süße Uwes mit dem Wohnmobil – pardon – nur süße Juris auf einer Jacht für den Anschlag verantwortlich gewesen seien. Sollte es einmal notwendig werden, dass das Imperium eine gesichtswahrende Ausstiegsoption für die von ihm angezettelte Ukraine-Tragödie benötigt, könnte man dann verkünden, die Ermittler hätten jetzt endgültig unzweifelhafte „Beweise“, dass es genau diese Juris gewesen seien. Da spielte es letztlich auch keine Rolle mehr, ob man die Juris in Amateurseglern, Leuten aus dem Unterbau der ukrainischen Armee oder in Saluschnyj & Friends persönlich identifiziert. Erstere gäben kurzfristig natürlich die Möglichkeit die Regierung reinzuwaschen und eine gewisse Zeit weiterzumachen, bis weitere Erkenntnisse auftauchen, mit denen man dann das ganze Projekt absägt. Bleibt jedoch am Ende einzig das große Aber, ob der Westen sein mit viel Liebe zum Detail gebasteltes Ukraine-Projekt überhaupt aufgeben möchte. Daran wiederum hege ich starke Zweifel, Juris hin oder her.

    Hersh meint jedoch, es würde im Ukraine-Krieg zu einem Wendepunkt kommen.

    Das wäre dann ja der zweite. Der erste war die Sabotage der „Istanbuler Verhandlungen“, indem der Westen die Büchse der Pandora – pardon – seine Geld- und Waffenarsenale geöffnet hat. Und natürlich kommen da jetzt auch ATACMS und Taurus hinzu. Man muss das Zeug doch endlich auch mal unter den realen Bedingungen eines konventionellen Krieges testen und nicht bloß am Simulator…

    Es gebe keine Chance auf einen Sieg mehr.

    Ja gut, auf strategischer und operationeller Ebene gab es diese Chance ja von Anfang an nicht für die Ukrainer. Taktisch mögen sie auch weiterhin hier und da einen Sieg bei Aspern erringen. Am Ausgang des Koalitionskrieges ändert das freilich nichts; schon allein wegen der Kräfte- und Ressourcenverteilung.

    Ebenso wenig tut dies der Beschuss irgendwelcher Einrichtungen, Docks und Flugplätze. Die Deutschen haben auch bis fast kurz vor Schluss ihre V-Waffen abgefeuert und ihre Luftwaffe von irgendwelchen Waldwegen starten lassen. Und weiter? Bei diesen Angriffen ist eigentlich nur noch das Medienwissenschaftliche interessant, insbesondere wann und worüber im Westen (nicht) berichtet wird. Und was, wo und wie sehr etwas (nicht) getroffen wurde. Die Angriffe auf die Krim erfolgten ja nicht nur gestern, sondern ständig, zum Beispiel auch an den Vortagen. Wurde anscheinend nichts Fotogenes getroffen, deswegen hörte man nichts. Wenn es dann aber wie letzte Woche irgendwann wieder heißen sollte zwei Schiffe seien „irreparabel beschädigt“ und Fotos herumgezeigt werden – dann kann niemand, der nicht vor Ort ist, adäquat beurteilen, ob das Gesagte und Gezeigte zutrifft. Genauso wenig, ob es einen „Sieg“ darstellt. Insbesondere, weil wir nicht wissen, ob es nicht eigentlich andere (hochpreisigere) Ziele gab.

    Um das mal zu verdeutlichen: Dies ist eine Aufnahme der „irreparabel beschädigten“ SMS Seydlitz nach der Skagerrak-Schlacht. Bloß: gut vier Monate später war sie wieder im Dienst. Ob etwas Beschädigtes wirklich abzuschreiben ist, beurteilen einzig die (russischen wie ukrainischen) Verantwortlichen vor Ort.

    Die Ukraine erziele zwar langsame, aber kontinuierliche Erfolge, rücke vor, befreie Dörfer und könne es langfristig schaffen, die Landverbindung zwischen Russland und der Krim zu unterbrechen.

    Was heißt „langfristig“? In einem Monat? In einem Jahr? Nach dem Klimawandel oder dem nächsten Kontinentalplattentrifft? Und dann noch „könne“ – das ist alles Kaffeesatzleserei. Einzig entscheidend ist die Ressourcenfrage, wie bereits von Clausewitz wusste. Das heißt: Hat die Ukraine das Material für diese Kampagne? Hat sie die Menschen dazu, um sie fortzuführen? Glaubt man, dass Russland keine Eisen mehr im Feuer habe? Schön, wenn die Herrschaften vom ISW das so sehen. Ich teile ihre Auffassung nicht.

    So sollen die ukrainischen Truppen bei Robotyne in Saporischschja bereits hinter die dritte Verteidigungslinie mit gepanzerten Fahrzeugen gekommen sein.

    Wie @ Besdomny bereits richtigerweise anmerkte, spielt sich das Ganze immer noch an der ersten Verteidigungslinie ab. Aber nicht von ungefähr nennen manche das ISW schon länger bloß das „Institute for the Study of Wishful Thinking“…

    Die russischen Truppen seien demoralisiert, die Verluste an Soldaten und Material schwerwiegend, das isolierte Russland müsse nun nach Iran auch bei Nordkorea, dem anderen Paria-Staat, um Unterstützung betteln.

    Ja, Russland ist in der Tat isoliert. Sogar ziemlich gut. Bloß gegen die westlichen Sanktionen. Die haben nämlich nicht ansatzweise das erwirkt, was sich der Westen von ihnen erhofft hat (was nicht heißt, dass sie Russland keine Probleme bereiteten). Mal davon abgesehen, dass die USA natürlich weiter fröhlich in all den Bereichen, die ihnen wichtig sind, Rohstoffe und Güter aus Russland beziehen (Stichwort Uran).

    Und ob Russland in Teheran und Pjöngjang auf Bettel- oder eher Einkaufstour gibt, können wir ohne Zugang zu den Regierungsakten auch nicht abschließend beurteilen. Aus politischer wie militärischer Sicht ergibt es für Moskau großen Sinn von diesen Staaten Technik und Nachschub zu beziehen. Sie sind benachbart und befreundet, verwenden ähnliche Waffentypen und -kaliber (Artillerie), können Lücken schließen (Billigdrohnen, Raketen) und produzieren vergleichsweise günstig und zudem in großen Mengen (Nordkorea). Sind die Westler etwa neidisch, dass Russland nicht zu ihnen kommt und sie um Waffen „anbettelt“? Der Westen muss ja selber bei seinen Verbündeten und „Freunden“ überall Munition und Waffen zusammenkratzen. Auf Betteltour ging man bereits selbst, wie der Versuch zeigt lateinamerikanische Staaten zur Abgabe alter Sowjetwaffen an Kiew zu bewege Vielleicht sollte man nicht zu viel von sich auf andere schließen…

    Lieferung von Giftgas von der Türkei an al-Nusra oder Unstimmigkeiten beim angeblichen Giftgasangriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun

    Da gab es unlängst von The Grayzone einen neuen Artikel zu, für Interessierte wie Kritiker hier im Forum.

    Früher hatten sich große amerikanische Medien hinter ihn gestellt und durch eigene Recherchen dessen Berichte teilweise bestätigt, seit Hersh ab seinen Zweifeln an Giftgasangriffen in Syrien ins Gehege der zunehmend antirussischen Stimmung geriet, ohne irgendwie prorussisch zu sein, wurde eher versucht, seine Glaubwürdigkeit zu untergraben.

    Das hängt vermutlich damit zusammen, dass innerhalb der Elitenfraktionen des herrschen US-amerikanischen Systems früher eine stärkere Divergenz in der Beurteilung der jeweiligen „Auslandseinsätze“ bestand. Demgemäß hatten gewisse Kräfte (und ihre zugehörigen Medien) ein Interesse daran, dass es Recherchen gab, die ihre Kontrahenten entblößten. Das hat sich mit der weitestgehenden Angleichung in puncto Außenpolitik inzwischen gegeben. Nun wird gegen jeden gebissen, der die System-Narrative auch nur ein Jota in Frage stellt. Hersh kommt noch vergleichsweise gut weg, siehe Assange und Snowden…

    Putin habe einen „dummen und selbstzerstörerischen Akt mit dem Beginn des Krieges“ gemacht, der schlecht geplant und mit zu wenig Truppen durchgeführt wurde und zu unnötigen Verlusten führte.

    Diesen Akt hat Putin ja nicht im stillen Kämmerlein und aus einer Grille heraus beschlossen, da waren mehrere Leute beteiligt, auch wenn am Ende natürlich alles auf ihn, den Präsidenten, zurückfällt. Inwiefern das „dumm“ und „selbstmörderisch“ oder unter den gegebenen Bedingungen die am wenigsten schlimme Option für die russische Führung war, wäre allerdings zu diskutieren. Abschließend beurteilen können wir es freilich erst, wenn wir die Akten haben (und selbst dann wird es vermutlich keine endgültige Klärung geben).

    Ebenso, ob die Kampagne schlecht geplant war. In meinen Augen hatte sie anfänglich drei Ziele: Zum einen die Landverbindung zur Krim zu sichern, wofür das Gros der versammelten Truppen aufgewendet wurde (und nicht etwa für die „Eroberung“ Kiews), zugleich die rechtsextremen Freiwilligenverbände dezimieren oder nach Möglichkeit ganz ausschalten und dritten die ukrainische Führung an den Verhandlungstisch zu zwingen und gegen die Rechtsnationalen in Stellung zu bringen. Die Landverbindung wurde hergestellt, wenn man sich ursprünglich vielleicht auch einen breiteren Korridor erhofft hat. In Mariupol konnten zudem Teile der rechtsextremen Milizen ausgeschaltet werden. Deren vollständige Zerschlagung gelang jedoch genauso wenig wie die Separierung der Regierung von den Rechtsnationalen oder die Verhandlungslösung. Letzteres lag an den geplatzten Verhandlungen von Istanbul. Da kamen allerdings politische und keine militärischen Faktoren im Spiel. Somit lag das eigentliche Problem im Fehler der politischen Führung in Moskau zu glauben, dass diese Verhandlungen zu einem Abschluss kommen könnten, obwohl man damit rechnen musste, dass der Westen sie unterminieren würde. Und natürlich in der Goodwill-Geste die Truppen von Kiew zurückzunehmen, die dann als Schwäche ausgelegt werden konnte. Durch das Scheitern der Verhandlungen und die westliche Waffenhilfe prolongierte sich der Einsatz und dann waren natürlich zu wenig Truppen da, um einen Abnutzungskrieg zu führen.

    Dass die Russen bei ihrer Kampagne auch ansonsten diverse taktische und operationelle Unzulänglichkeiten aufwiesen, mag sein. Das ist aber auch nicht sonderlich ungewöhnlich. Die Wehrmacht hatte diese bei ihren Polen- wie Westfeldzügen genauso und diese Kampagnen werden bis heute gern als lehrbuchmäßig dargestellt (was sie nicht waren). Die alliierten Operationen weisen bei genauerer Betrachtung auch etliche Lapsus auf (sehr deutlich bspw. Market Garden, das nicht von ungefähr scheiterte). Und? Wird ein Schuh daraus gedreht?

    Damit will ich übrigens keine Handlungen der russischen Regierung entschuldigen oder sie als unfehlbar darstellen. Nur einige gängige, westliche Blickwinkel hinterfragen. Wenn die Akten kommen und ich mich irre, gebe ich das hier gerne zu.

    „Das war nichts anderes als die Androhung eines internen Aufstands“, so Hersh.

    Was folgt daraus eigentlich im „Aufstandsfalle“ für den Umgang mit den hier lebenden Angehörigen jenes Landes? Dürfen die dann hier ihren Michael-Kohlhaas-Moment ausleben und werden am Ende trotz Anschlägen weiter dickgefüttert wie dessen Rappen? Bekommen sie am Ende nur noch fleischlose Nahrung wie in Freiburger Kindergärten, weil Fleisch bekanntlich pöse und aggressiv macht? Geht man zur feindzentrierten Aufstandsbekämpfung mit Hubschraubern und Panzer über wie weiland Turtschynow und Poroschenko im Donbass? Fragen über Fragen! Andernfalls: Wenn deren Regierung – pardon fünf Juris, die auf einem Wohnmobil paddelten – wirklich einen zentralen Strang der hiesigen Energieversorgung sabotieren durfte, ohne dass es sonderlich Resonanz gab – nun, dann wird es wohl auch niemanden in Medien und Politik weiter scheren, wenn irgendwelche Juris und Tatianas mit Stingers und Javelins durch die hiesigen Straßen ziehen…

    Dumm in die Röhre gucken wieder die einfachen Leute, wie wir hier im Forum, die diesen “Aufstand” ausbaden dürfen.

    Die Wahrheit ist, dass die ukrainische Armee meutern würde, wenn man ihr befehlen würde, die Offensive fortzusetzen. Die Soldaten sind nicht mehr bereit zu sterben

    Gemach, gemach! Wir sind hier doch nicht im Kiel von 1918. Bis zu solchen Meutereien ist es noch etwas hin. Und solange westliche Söldner sowie ultranationalistische und faschistische Kämpfer weiter die Militärpolizei geben, hege ich meine Zweifel, dass es zu Massenverweigerungen kommen wird (und kann). Somit ist die Lage allenfalls mit Wilhelmshaven 1917 zu vergleichen und da wurde auch rasch die „Ordnung“ und „Einsatzfähigkeit“ wiederhergestellt…

    Was Hersh nicht erwähnt, ist, dass Selenskij oder immer auch Verhandlungen mit Russland anstrebt, unter enormen Druck der Nationalisten und der schwer bewaffneten Freiwilligenverbände, die vom Krieg leben, geraten wird. Ein Putsch wäre dann nicht auszuschließen.

    Exakt. Gut, dass Herr Rötzer daran nochmals erinnert hat, diese Variable wird hierzulande nämlich gerne übersehen. Schon vor Jahren meinte beispielsweise Jarosch vom “Rechten Sektor” (meine Übersetzung):

    In seiner Antrittsrede sagte Selenskyj, er sei bereit, seine Einschaltquoten, Popularität, Position zu verlieren… Nein, er wird sein Leben verlieren. Er wird an irgendeinem Baum auf dem Chreschtschatyk hängen, wenn er die Ukraine und die Menschen verrät, die während der Revolution und des Krieges gestorben sind“

    Insofern war es gut (zumindest für Selesnkyj), dass der Westen letztes Jahr seine Schleusen öffnete – denn das Istanbuler Abkommen hätten gewisse Kräfte in der Ukraine niemals akzeptiert. So hat wenigstens der Präsident immer noch die Hoffnung nicht als Mohr von Kiew verfrüht seine Schuldigkeit getan zu haben und wie Kohlhaas enden zu müssen, sondern am Ende in ein adäquates Erdloch in London, Ägypten oder der Toskana ziehen zu dürfen… Eine Hoffnung, die vielen seiner im Schützengraben sterbenden Landsleute, bereits zu haben nicht vergönnt ist.

    Ansonsten bündelt der Artikel doch schön die Kaffeesatzleserei der verschiedenen Seiten – ob vom ISW oder vom Hersh. Ich habe meinerseits bloß noch ein wenig Pulver dazu gestreut. Die alles entscheidende Frage – Wie geht es weiter? – kann ich natürlich auch nicht beantworten. Hierzu empfehle ich nun bloß: Fragen Sie drei verschiedene Hellseherinnen – pardon „Expert*_Innen“ – und erhalten sie fünf verschiedene Antworten!

    1. @Altlandrebell hat in einem Unterfaden geschrieben:

      “Wenn ich Sie richtig verstehe, betrachten Sie (TomGard) vornehmlich Aserbaidschan (und Armenien?) als NATO-Vehikel. In meinen Augen ist die NATO jedoch spätestens ab 2018 dazu übergegangen auf Armenien zu setzen (Stichwort Paschinjan), da Aserbaidschan – wie es auch im RAND-Paper von 2019 hieß – „no interest in a closer relationship with the West or with Russia“ hat, sondern alle Seiten bespielt, mit allen handelt und von allen Waffen nimmt.”

      Nominell gehört das in einen Aserbaidschan – Faden, aber da es von Belang für die Gesamtheit der NATO – Strategie ist, antworte ich hier.

      RAND ist Pentagon, nicht NATO, und “berät” Washington, nicht Brüssel, was an dieser Stelle den Unterschied macht, denn aus:
      „no interest in a closer relationship with the West or with Russia“
      folgt für Brüssel etwas anderes, als für Washington, besonders vor dem Hintergrund der “belasteten” Beziehungen zwischen Washington und Ankara, über deren Natur und Geschichte freilich ein Buch zu schreibe wäre.
      Ebenfalls von 2019 stammt dieser Propagandatext:
      https://caucasuswatch.de/de/news/nato-generalsekretar-stoltenberg-uber-die-partnerschaft-mit-aserbaidschan.html
      Bereits zweimal habe ich hierauf verwiesen:
      https://www.silkroadbriefing.com/news/2022/07/18/azerbaijan-talks-up-zangazur-corridor-amongst-armenian-concerns-as-transit-trade-grows/
      was “Altlandrebell” gelesen hat, es aber vorzieht, den hier relevanten Punkt ostentativ zu verleugnen, den ich deshalb nochmal zitiere:

      In December 2021, in Brussels, during a press conference with NATO Secretary General Jens Stoltenberg, Valiyev expressed a view that the “Zangazur corridor” should function as the Lachin corridor. During this, he said that the opening of the Zangazur corridor “is provisioned in the 10 November 2020 ceasefire agreement”, adding that just as Azerbaijan assures security and entry to Lachin corridor, Armenia should provide the same unhampered entrance to the Zangazur corridor, without customs enforcement, and threatening that “if Armenia insists on customs points to control the movement of goods and people over the Zangazur Corridor, then Azerbaijan will insist on the same conditions in the Lachin corridor”. In response to this, Armenia’s Prime Minister Pashinyan said that “Azerbaijan is trying to take the process of unblocking the regional connections to a deadlock” and that “the parallels made to the Lachin corridor do not have even the slightest connection to discussions and announcements signed to this date, and are unacceptable to Armenia.”

      Die Verhandlungen fanden am Herzen der NATO statt. Seit 2020 gibt es eine militärische Beistandsverpflichtung des NATO-Staates Türkei gegenüber Aserbaidschan gegen Russland, anläßlich des Karabach-Krieges ausgesprochen, für den Fall, daß Russland sich entschieden hätte, mit der OKVS oder auch allein zu intervenieren. Sie basierte auf einem formellen Beistandspakt, den es seit 2010 gibt.
      https://en.wikipedia.org/wiki/Azerbaijan%E2%80%93Turkey_relations
      Der Wiki-Link dazu ist freilich tot. Ein Text dazu ist auf die Schnelle nicht aufzufinden. Gemäß dem NATO-Vertrag wäre dieser Pakt unzulässig gewesen und hätte zum Ausschluss der Türkei aus der NATO führen müssen, da er die Türkei in einen laufenden Territorialkonflikt verwickelt hat. “Spiegel” und “FAZ” haben dieser Tage dennoch auf ihn verwiesen
      https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/profitiert-tuerkei-vom-nagornyj-karabach-warum-erdogan-baku-unterstuetzt-19187960.html
      Die Gründe sind offenkundig, vere?
      Hier eine Einstimmung der NATO-Propaganda auf den bevorstehenden türkisch-aserischen Angriff auf Karabach vom Oktober ’22:
      https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/naechstes-ziel-kaukasus-russland-und-seine-suedlichen-nachbarn/
      Daß sich durch all diese Zeit hindurch NATO und EU verstärkt um Armenien “bemühen”, geschieht auf der Basis der mittelbaren Assoziation Aserbaidschans mit der NATO über die Türkei, sie ist ein Druckmittel gewesen.

      Ich habe fortan keine Lust mehr, meine sehr begrenzte Lebenszeit mit türkischen Propagandaschleudern zu vergeuden. Oder Leuten, die aus anderen Motiven lügen, täuschen, tricksen, was das Zeug hält.

  18. @TomGard:
    Ein “Kaukasus-Stream1+2-Vorfall” bŕäuchte eigentlich keine weitere Blaupause, meinst Du nicht?
    Nur daß der mögliche Täter/INTERESSENTENkreis dort noch mal einen Faktor größer sein könnte als bei NS1+2….

  19. Widerspruch! Russland hat nicht gewonnen. Der Krieg geht weiter, als Krieg der Drohnen und Raketen. Der gestrige Angriff auf Sewastopol zeigt, wie verletzlich auch Russland in diesem Krieg ist.
    Doch durch den Raketenkrieg steigt auch die Eskalationsgefahr. Russische Medien melden heute morgen, dass der Angriff auf Sewastopol von einem US-Militärflugzeug über dem Schwarzen Meer überwacht. In Russland mehren sich auch die Forderungen, nun verstärkt die Verwaltungs- und Regierungsgebäude in Kiew zu Zielobjekte russischer Angriffe zu machen.
    Für uns Europäer ist das alles ein äusserst beunruhigendes Szenario. Deshalb brauchen wir dringend eine europäische Verhandlungs-Initiative. Und die Kriegstreiber und Eskalationspolitiker in den deutschen Parteien, nicht zuletzt natürlich bei den deutschen Grünen, müssen klar und deutlich namhaft gemacht und in die Schranken verwiesen werden.

    1. Gegenfragen: Wenn die Ukraine 6 Storm Shadows einsetzt, wovon nur eine durchkommt und ein militärisches Gebäude in Brand setzt, wie ökonomisch ist das? Was bringt das militärisch? Wieviel hat es in Geld gekostet und wieviele Storm Shadows sind nach dem Angriff verblieben? Lässt sich das auf die Dauer durchhalten?

      Ist das nicht nur wieder ein weiterer Propagandaerfolg, der militärisch nichts gebracht hat?

  20. In Russland mehren sich auch die Stimmen, NATO Sigint Objekte als legitime Ziele zu betrachten, was sie de facto sind. Das schließt den Abschuss der NATO Aufklärungsflüge natürlich mit ein. Auch sämtliche Satelliten, pi pa po. Offensichtlich will man das in der NATO. Dass die Russen es nicht machen, ist alleine ihre Entscheidung.

  21. Kurz und knapp!

    Wenn der Krieg beendet wäre dann würde nicht mehr gekämpft.

    Da aber noch gekämpft wird ist der Krieg auch noch nicht beendet. Punkt!

    Falls Europa die Ünterstützung versagen sollte hat Selensky ja schon Terror angekündigt.

    Daher befürchte ich, dass schwerbewaffnete marodierende ukrainische Nazis in Westeuropa aus Wut Terroranschläge verüben werden.

    Europa würde, wie nach allen von den USA angezettelten Kriegen, ganz im Sinne der USA im Chaos versinken.

    Für weiteres Wunschdenken empfehle ich die Glaskugel zu befragen

    1. Nun,es wird nur noch wenige Tage dauern,dann bringen die westlichen Medien erste Berichte,dass die „Super-super“Gegenoffensive siegreich beendet wurde und die „russisch-asiatischen Horden“ erfolgreich am weiteren Vordringen gehindert wurden…
      Dann werden Berichte auftauchen,dass die ukrainische Armee nur deshalb nicht noch siegreicher gewesen sei,weil die die von den NATO-Honchos ausgearbeiteten Pläne nicht umgesetzt wurden und so den Marsch auf Moskau verhinderten…
      Die „Erfolgsbilanz“ der Ukraine alleine vom 3.Juni bis 20.9. im Raum der Gegenoffensive:
      ca.12000 Tote, ca.9000 dauerhaft Verstümmelte,ca.45000 Verletzte versch. Schweregrades,ca.1200 Gefangene und mehrere Tausend Deserteure…
      Von den von der NATO gelieferten Waffen wurden mindestens 550 Panzer und gep.Fahrzeuge zerstört.Ungezählte Militärtechnik wartet auf irgendwelchen Höfen oder in Hallen auf Reparaturen,Ersatzteilen oder Munition…
      Wie lange kann die Ukraine weitermachen,wenn die NATO keine Waffen mehr liefern und die Zwangsrekrutierten nicht ausreichen,die Verluste auszugleichen?Der Ukraine gehen die Menschen aus: https://www.moonofalabama.org/

  22. Nochmal das, was ein gewisser Arestowitsch schon 2019 wusste:

    “Im Februar 2019 beschrieb er in einem Interview mit dem ukrainischen Sender Apostrof TV ein Szenario, in dem Russland einen ausgewachsenen Krieg beginnt, der Luftlandeoperationen, die Belagerung von Kiew und die Einkesselung von ukrainischen ATO-Truppen im Donbas einschließt, um eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zu verhindern. Er stellte dar, dass die Militärausgaben einer neutralen Ukraine zehnmal höher ausfielen als nur einen Krieg gegen jemanden zu führen.[6]

    Im Jahr 2022, nach der russischen Invasion der Ukraine, wurde Arestowytsch für seine Vorhersage von 2019 über die Unvermeidbarkeit (“99,9 %”) eines Krieges mit Russland bekannt, da militärische Details seiner Prognose recht genau eingetroffen ist, wie z. B. der Angriff von Belarus aus, die Invasion über die Landenge von Perekop und die Besetzung des Kachowkaer Stausees zur Wasserversorgung der Krim, die Etablierung von neuen Volksrepubliken, Sabotageakte, Angriffe auf die kritische Infrastruktur.”

    Arestowitsch ist nicht irgendwer, er war Sprecher der ukrainischen Delegation bei den Minsker Verhandlungen. Und er wusste genau, dass dies nur eine “diplomatische Imitation” war. Zu welchem Zweck? Das hat er hier wohl recht anschaulich ausgeplaudert. Er findet einen Krieg wünschenswert, um Kosten zu sparen. Es wird exakt nichts getan, um den Krieg zu vermeiden. Vielmehr gilt es, Russland zu provozieren, damit das eintritt. Sagt er zwar nicht, aber anders gibt das keinen Sinn.

    Aber haben die Russen da nicht zugehört? Und warum taten sie dann genau das, was der Gegner erwartet? Wohl im Wissen, wie der Westen reagieren würde. Nach dem Rückzug aus Kiew und Charkow war man im Westen sicher: dieser Plan funktioniert. Waffen an die Ukraine! Dann gewinnen wir und Russland ist auf Jahrzehnte geschwächt.

    Dann aber hat die NATO nur altes Zeug geliefert, konzeptionell mindestens 30 Jahre alt. Obendrein ging ihnen wegen dieses einen Kriegs die Munition aus. Eine Riesenblamage und die ganze Welt weiß nun, dass die NATO ein Papiertiger ist. Und Russland hat gewonnen, wie die Geheimdienstler wissen. Man kann das russische Verhalten ethisch verurteilen, aber dumm war es nicht, wenn das das Resultat ist.

    So richtig gewonnen hat Russland ja noch nicht. Das müsste sich in Gebietsgewinnen niederschlagen. Die aber könnten durchaus kommen in nächster Zeit. Die Ukrainer sind durch unzählige misslungene Offensiven geschwächt. Irgendwann nutzen die Russen das.

    Was dann? Dafür gibt es eine Vorlage. Im Krieg 2014 rückte die ukrainische Seite pausenlos vor, bis zur Schlacht von Sawr-Mohyla. Die gewannen die Separatisten und ab da wendete sich das Blatt. Sie Seps rückten vor und das in beängstigendem Tempo. Plötzlich wollte der Westen verhandeln, was er bislang strikt abgelehnt hatte. Ähnlich könnte es diesmal laufen.

    Nur dass Putin diesmal nicht mit einer diplomatischen Imitation abzuspeisen ist. Diesmal geht der Westen in Vorleistung.

    1. Ob der Westen diesmal in Vorleistung geht? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall wäre es die einzig denkbare erträglicher Lösung, dass beste was der Welt passieren könnte. Irgendwelche Abmachungen, die der Westen als Erfolg darstellen kann.
      So war es auch in der Kubakrise. Die Russen verpflichteten sich, einen Teil der Abmachung geheim zu halten und hielten sich Jahrzehnte daran, nämlich dass die Amis die Raketen in der Türkei auch abzogen. So wurde kommuniziert, dass die SU angesichts der Ansage, dass es Krieg gibt, wenn die Schiffe mit den Raketen für Kuba nicht umkehren, den Schwanz einzogen.

      Ich weiß nicht wie schwer es war, dass bei den Militärs in der SU durchzusetzen. Ging jedenfalls. Kennedy hingegen wusste, dass er Probleme zu Hause benommen würde, wenn er das nicht als Sieg der amerikanischen Stärke verkaufen könnte. Lange hat es ihm nicht geholfen. Die Ratten des tiefen Staates haben ihn trotzdem abknallen lassen.

    2. @”Diesmal geht der Westen in Vorleistung”

      Ser US Kongress soll gerade 2,4 Milliarden Dollar für die Ukraine gestoppt haben. Selensky musste sich mit läppischen 325 Millionen Dollar zufrieden geben. Scholz hat noch nicht gesagt ob er das ausgleichen will.

      Derweilen dreht Russland jetzt den Hahn zu, anfeblich weil die Preise für Diesel und Benzin in Russland gestiegen sind.

      Die Spekulanten im Westen wetten bereits auf höhere Preise und treiben sie in die Höhe.

      Ich vermute ja eher Putin gibt Habeck und Co nochmal einen richtigen Tritt in der Allerwertesten. Die Saudis wollen auch nicht mehr produzieren.

      Vielkeicht freuen sich Habeck und die Klimakleber aber auch???

      1. Zu deiner rhetorischen Frage: “Aber haben die Russen da nicht zugehört? Und warum taten sie dann genau das, was der Gegner erwartet?”

        Wie hätte Präsident Putin vor seiner Bevölkerung dagestanden, wenn er in dem Augenblick, in dem die Ukraine mit der Erstürmung der Separatistengebiete beginnt, seine mit großem Pomp aufgefahren Truppe wieder nach Hause geschickt haben würde? Hätte er dies politisch überleben können?

        Ansonsten deutet deine Analyse richtig an, das der Westen seine Arbeit nicht gemacht hat. Es gibt einige Leute, die glauben, dass der Westen glaubte, die russische Regierung mittels Sanktionen Ruckzuck zu Fall bringen zu können. Daher schien es gar nicht wichtig, die Ukraine für einen langfristigen Krieg auszurüsten. Die russische Tankstelle würde ja ohnehin zusammenbrechen und Putin würde zum Teufel gejagt und der Westen könnte die Macht übernehmen.

  23. Da sind wir bei des Pudels Kern: “Was Hersh nicht erwähnt, ist, dass Selenskij oder (wer) immer auch Verhandlungen mit Russland anstrebt, unter enormen Druck der Nationalisten und der schwer bewaffneten Freiwilligenverbände, die vom Krieg leben, geraten wird. Ein Putsch wäre dann nicht auszuschließen.”

    Mit anderen Worten: Wie souverän ist Selenskij? Und: Wer steht hinter den Nationalisten – der Westen?

    Und daraus ergibt sich wieder die Frage: Wird der Krieg von der Ukraine vom ukrainischen Militär und seinen Einsichten in militärische Erfordernisse geführt oder wird er bestimmt nach den politischen Erfordernissen westlicher Regierungen und ihrer Medien oder nach den Ideen von NATO-Strategen, deren Ziel die Schwächung Russlands ist und sonst gar nichts?

    Ich vermute, dass die ukrainischen Militärs viel weniger zu sagen haben, als man gemeinhin denkt und das die Verantwortlichen für viele militärischen Entscheidungen ganz weit im Westen sitzen. Und das ist ein Problem – für die Ukraine.

  24. Fakten und Kaffeesatzleserei

    Abteilung Fakten:
    1) In Russland pfeifen die Spatzen von den Dächern, daß der gestrige Angriff auf Sewastopol mit britischen “Dark Shadows” ausgeführt wurde. Sky News will dafür eine offizielle ukrainische Bestätigung haben. Auf diese Presseinformation gründete “RIA” eine Anfrage beim britischen Außenminister. Der ignorierte sie nicht etwa, sondern ließ seinen Staatssekretär mit der Formel antworten:
    ““Like any sovereign state, Ukraine has the right to self-defense. And Great Britain supports a sovereign Ukraine””
    Unterdessen gibt es vom russischen Kriegsminister noch keinen Mucks, auch nicht nach Budanovs Mitteilungen an VoA (Voice of America):

    “At least 9 people were killed and 16 were injured as a result of Ukraine’s attack against the Russian Black Sea Fleet headquarters in Sevastopol on Sept. 22, Ukrainian military intelligence chief Kyrylo Budanov told news outlet Voice of America. Russian generals are among the casualties.
    “Among the wounded is the commander of the group, Colonel-General (Olexandr) Romanchuk, in a very serious condition,” Budanov stated. “The Chief of Staff, Lieutenant General (Oleg) Tsekov, is unconscious. The number of injured regular servicemen who are not employees of the headquarters is still being determined. These are military personnel who are on duty, security, and so on — they are not included in the list that I announced.”
    Oleksandr Romanchuk is the commander of a group of Russian forces in the Zaporizhzhia region, and was promoted to the rank of colonel-general in 2023. Lieutenant-General Oleg Tsekov is the commander of the 200th Separate Guards Motor Rifle Brigade, part of the Coastal Forces of the Northern Fleet of the Russian Navy. ”

    Keine Bestätigung für den angeblichen Tod Viktor Sokolovs, dem erst vor Tagen ernannten Chef der Schwarzmeerflotte, aber auch dazu kein Mucks aus Moskau.
    Relevant ist das nur deshalb, weil das Schweigen in Moskau vielsagend ist. Eine Storm Shadow ist eine mächtige Waffe, es käme einem biblischen Wunder gleich, wenn ein Treffer in einem administrativen Gebäude nur das Opfer “eines vermissten Soldaten” gefordert hätte, das kann jeder in Russland wissen. Der Kreml bezeugt mit seiner “Informationspolitik” eine Defensive, die vom Standpunkt aller innenpolitischen Akteure nur “schauerlich” zu nennen ist. Zumal nach dem heute wiederholten Angriff sonnenklar ist, daß die vollmundigen Versicherungen aus der Vergangenheit, man werde die Cruise Missiles und vor allem die Migs, die sie abfeuern, “verschrotten”, lächerlich sind und waren.
    Und nun ist auch noch die Taurus-Lieferung so gut wie sicher, und obendrein will der “Figaro” wissen, daß die französische Luftwaffe in relativ naher Zukunft Mirage 2000D mit Abschussvorrichtungen für die “Skalps” ausliefern wird, weil die Ausbildung ukrainischer Piloten an diesen Maschinen schon längere Zeit laufe.

    2) “The commander of the operational-strategic group of Ukrainian troops “Tavria” Alexander Tarnavsky claims that for the Ukrainian Armed Forces the minimum requirement for a “successful” counter-offensive would be the capture of Tokmak in the Zaporozhye region.” (RIA)

    Nun, das sind “Old News”. Ziele an diesem Frontabschnitt, die weiter gesteckt wären, als Melitopol in Reichweite ukrainischer Artillerie zu rücken, sind seit Monaten absurd. Es geht also darum, daß es ausgesprochen wird, was heißt, das ukrainische Oberkommando besteht allen Spekulationen zum Trotz darauf, der Vorstoß auf Tokmak, den die russische Seite gewiß mit allen Mitteln zu unterbinden suchen wird, sei die zu erwartenden materiellen und personellen Opfer wert.
    Warum?
    Weil die russische Seite sich nicht darauf verlassen kann. Ihr Generalproblem – und damit wiederhole ich nur, was ich schon vor einem halben Jahr oder früher geschrieben habe – besteht darin, daß sie mit bei weitem zu geringen Kräften eine gewaltig lange Front verteidigt, und zu nennenswerten Gegenoffensiven personell, möglicherweise auch materiell, nicht imstande ist, die geeignet wären, die ukrainische Initiative zu brechen.
    Soll ich es noch mal wiederholen?
    INITIATIVE.
    Any chess player around?
    Wer die Initiative hat, braucht keine “überlegenen Kräfte”, schon gar nicht, wenn die Front breit gezogen ist (ja, das gibt’s im Schach auch, denkt nur!)
    Unter der gegebenen Voraussetzung, daß die russische Satellitenaufklärung zu lückenhaft ist, gegnerische Aktivitäten rechtzeitig zu bemerken, und auf Sigint, Comint und Humint kein zureichender Verlaß ist, setzt die Initiative eine personell dünne Verteidigungslinie permanenter Überlastung aus, auch wenn der Gegner eigenen Personal- und Materialmangel leidet, und es daher schwer hat, an irgend einem Frontabschnitt Überlegenheit zu erzielen.
    Entsprechende Mitteilungen kennt das Publikum sattsam aus dutzenden Mitteilungen, Leaks, Geschichten, Skandalen der letzten Monate von beiden Kriegsparteien – ich fange nicht mit einer Aufzählung an.

    Zur Abteilung “Fakten” kann man daher getrost eine Spekulation zählen:
    3) Der Kreml hat derart viel Angst vor den Folgen einer neuen Mobilmachung, die aus der taktischen wie strategischen Defensive heraus helfen könnte, daß er lieber opfert, in der Hoffnung, die feindliche Initiative mit diesen Opfern auszehren zu können. Auch das gibt’s beim Schach – häufig sogar. Aber auf dem politischen Parkett hat solch eine Lage zur Folge, daß die Defensive gefährlich anschwillt – zumindest dem Potential nach.
    Die Angst vor weiterer Mobilmachung und dem Eingeständnis, in einen vollwertigen nationalen Krieg begonnen zu haben, den man nicht hat führen wollen, scheint zumindest besonders die Luftwaffe zu betreffen. Warum, weiß ich nicht, aber das hat halt ziemlich gravierende Folgen.

    Abteilung Spekulation
    Die NATO muß es im Verein mit der ukrainischen Führung nur irgendwie hinkriegen, auf der Basis der russischen “ANGST” den Krieg weiter in die Länge zu ziehen und den russischen Streitkräften immer wieder schmerzliche Verluste zuzufügen, die Gesundbeter dann “Nadelstiche” nennen, um die gegenwärtige Kreml-Mannschaft auszuheben.
    Falls es soweit kommt, bleibt den Bevölkerungen Mitteleuropas nur beten.
    Aber solche Chaos-Strategie betreibt die NATO nun seit 24 Jahren (seit dem Angriff auf Serbien im Kosovo-Krieg) mit Erfolg! Sie hat die unangreifbare militärische Oberhoheit über die EU und daher mittelbar auch über die USA erlangt. Dagegen helfen keine Waffen und Soldaten!
    Was hier von revanchistischen Dumpfbacken, assistiert von Dunkeltapsen aller Couleur, als “welthistorischer Niedergang des Westens” verhandelt, gefeiert, bejubelt wird, ist die Beschleunigung einer Entkopplung der Abteilungen “Geschäft” und “Gewalt” im Imperium, die seit 9/11 unterwegs ist, und der NATO eine Macht im Imperium und über es verleiht, die zumindest ihr, ihren Kreisen und Protagonisten, unangreifbar erscheint.
    Diesen Gewinn zu halten ist ihr und ihren Stützen in den nationalen Regierungen offenbar jedes Chaos recht – und das sagen sie doch bitte offen heraus!! Was anderes, als dies, welches DING sollen denn jetzt “wertebasierte Ordnung”, “Freiheit” und all die anderen ideellen Titel der Imperiumskrieger, Bébé als einer Art burlesker “Jeanne”, nach Ablauf der Farce Killary, voran, denn repräsentieren, wenn nicht Militärherrschaft im und über das Imperium?!

    Und – ist das ernsthaft noch “Spekulation”?

    Na denn.

    (In einem agitatorischen Sinne wären natürlich noch die Gründe der Dumpfbacken und Dunkeltapse aufzuklären. Keinen Bock, das erneut zu versuchen. Eigentlich ist es nur ein Grund: “Herrschaft (Ordnung) muß sein!” Wenn nicht “so”, dann “eben anders”.
    Joa, genau danach handeln die NATO-Agenten!)

    1. Das hier Tom Guard ist immerhin mal eine gut geschriebene und aussagekräftige Argumentationskette von dir, ohne deine sonst übliche Verschwurbelung. Das möchte ich mal positiv anmerken.
      Das Meiste davon würde ich auch nicht einfach so abtun wollen, könnte durchaus sein, dass da einiges dran ist an deiner Interpretation der Ereignisse. Ich sehe die RF auch noch nicht auf dem “glorreichen Pfad zum Sieg”.

      Eine Frage hier ist aber wieviel man auf die Aussagen Budanovs geben kann.
      Die Sache mit der fehlenden Initiative der RF ist natürlich aber ein sehr bedeutender Umstand.
      Dazu kann ich aber sagen, dass z.B. meine Art Schach zu spielen oft dazu führt, dass ich dem Gegner zu Beginn die Initiative überlasse und mit meinen Offensivaktionen warte bis er sich entsprechend ratlos festgerannt hat. Und mein Gegenangriff ist dann oft erfolgreich. Möglicherweise liegt das aber nur an der Schwäche bzw. Ungeduld meiner Gegner 😀
      Vielleicht sind die Ukrainer da ja besser.

    2. INITIATIVE. Any chess player around?
      Wer die Initiative hat, braucht keine „überlegenen Kräfte“, schon gar nicht, wenn die Front breit gezogen ist (ja, das gibt’s im Schach auch, denkt nur!)

      Schach ist ein Brettspiel, bei dem die Spieler abwechselnd nur eine Figur ziehen können/müssen und bei dem der Sieg erreicht wird, wenn man den “Oberbefehlshaber” des gegnerischen Lagers “tötet” (= “Matt setzt”, er also im nächsten Zug unweigerlich geschlagen würde).

      Ich weiß nicht, was das mit wirklicher Kriegsführung zu tun haben sollte. Selbst als die Oberbefehlshaber noch an Schlachten teilnahmen, wie 1632 in Lützen, als Gustav Adolf fiel, wurde dadurch nicht der Ausgang der Schlacht entschieden.
      Weil jeweils nur eine Figur zieht und für alle anderen Figuren die Zeit still steht ist der Zeitbegriff im Schach (Tempo) ohnehin ein völlig anderer als im echten Krieg.

      Und überlegene Kräfte an einem Brettabschnitt braucht man auch im Schach.

      P.S.
      Melde dich einfach bei Lichess an, dann exerzieren wir das mal durch. 😉

      1. Ich habe für ein spezifisches, strategisches Motiv namens “Initiative” an das Schachspiel erinnert, mit der militärstrategisch begründeten Behauptung, im Kampffeld Ukraine spiele es eine analoge Rolle, wie im Kampf auf dem Schachbrett, um mit dieser Analogie den Nachvollzug meines Argumentes zu fördern. Darauf erwähnt “Besdomny” das Argument mit keinem Wort, tut stattdessen so, als würde ich kleines Dummerchen einen Krieg mit einem Schachspiel verwechseln – zumindest allegorisch.

        Diese DUMME ANMACHE soll schlau erscheinen. Tut sie es? Wirklich? Wie viele Leser lassen sich mit solcher Schulhofrhetorik reinlegen, weil das Spaß macht oder befriedigt?
        Zu viele, gewiß.

        Wie verdummt der Besdomny unterdessen ist, zeigt dies:

        Weil jeweils nur eine Figur zieht und für alle anderen Figuren die Zeit still steht ist der Zeitbegriff im Schach (Tempo) ohnehin ein völlig anderer als im echten Krieg.

        Mit Krieg hat das nichts zu tun, aber die Aussage über Schach ist grotesk. Besdomny verwechselt “Initiative” tatsächlich mit sowas, wie “shootout”, “Wer zieht zuerst”.
        Die schnellste Initiative im Schach, die ich kenne, ist die “Skandinavische Verteidigung”. Weiß zieht “e4”, Schwarz antwortet “d5” – und hat damit die Initiative ergriffen. Weiß muß nun eine Entscheidung treffen.
        Aber noch irrsinniger ist die Aussage, für die nicht gezogenen Figuren stehe “die Zeit still”.
        “E4” öffnet Königsläufer und Dame die Diagonalen, zugleich wird ein Feld vor dem König schwach, zwei weitere werden geschwächt (f3 + d3), und d-Bauer wie Damenspringer erhalten einen vorläufigen “Marschplan”, den Vorstoß des e-Bauern zu unterstützen oder abzusichern. In der “schwarzen” Hälfte des Brettes wird das sogenannte “Zentrum”, namentlich die Felder d5 und f5 geschwächt, und auch der weitere Vorstoß auf e5 droht. Ob Letzteres nun gut für Weiß sein könnte, oder nicht, muß Schwarz mit dem nächsten Zug entscheiden, folglich werden auch die Marschpläne der Schwarzen Figuren mit dem Zug e4 verändert.
        Und übrigens: je länger der Schwarzspieler sich mit seinem Gegenzug auf e4 Zeit läßt, desto mehr müssen alle schwarzen Figuren “bangen”. Das Zeitmaß im Schach sind nicht “ausgeführte Züge”, sondern aufgewendete Zeit / Zug.

        Mein Gott, Walter. Wo bin ich hier.

  25. ‘Wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf den Kommandeur mit Rufnamen “Legenda” einer russischen Aufklärungsgruppe berichtet, hätten Aufklärer der russischen Streitkräfte einen an die Ukraine übergebenen Leopard-Panzer mit einer ausschließlich deutschen Besatzung aus Bundeswehrsoldaten im Frontabschnitt Saporoschje zerstört.’

    Quelle: RT DE

    1. Falls das stimmt und nicht nur russische Kriegspropaganda ist (von der Besatzung sind ja inzwischen angeblich alle tot) könnte der Leopard tatsächlich noch zu einem ‘Gamechanger’ werden. Wenn auch nicht in dem Sinne, wie sich die westlichen Militaristen das vorgestellt haben. Denn damit wäre Deutschland endgültig und aktiv Kriegspartei. Angeblich handelt es sich ja nicht um Söldner sondern um Bundeswehrsoldaten.

      Hier mal der komplette link

      https://de.rt.com/international/181638-medienbericht-leopard-panzer-mit-bundeswehr-besatzung-im-gebiet-saporoschje-liquidiert/

      1. Falls die Geschichte stimmt, könnte Russland das Schölzchen öffentlich darüber informieren, dass er die Leichen haben kann, wenn er will!

        Übrigens gibt es Meldungen, die darauf hindeuten, dass sich auf einem russischen Atomtestgelände etwas tut.

  26. Was die Geschichte mit der deutschen Leopardbesatzung angeht, will ich das ja nicht ausschliessen. Aber die Sache klingt zu glatt, um wahr zu sein. Praktischerweise sind die Insassen alle tot (nicht ausgeschlossen, der Leo ist bei Treffer ne Todesfalle), auch der vor seinem Ableben sehr gesprächige Kommandant. Wer schonmal mit Moribunden zu tun gehabt hat, wird da etwas skeptisch. Gibt es Namen und/oder Erkennungsmarken?

    Falls ja, russischen Journalisten ist, trotz Medienzensur gegen russische Medien, die Arbeit in der BRD und EU ja nicht verboten. Auch wenn unsere Qualitätsmedien als getreuliche Unterdenteppichkehrmaschinen funktionieren, dürfte es die Eltern, Partner, Kinder schon interessieren, wo diese Leute abgeblieben sind. Und die Leichen ausländischer Kombattanten sind schon mehrfach an die Heimatländer, darunter USA, UK, Italien und Frankreich, übergeben worden, ganz offiziell.

    Entweder kommt da noch sowas, oder es war doch ne Propagandaente. Aber wo wir bei Kriegstoten und solchen, die es werden, sind:
    Military Watch Magazine stated that the average life expectancy of Ukrainian soldiers at the front is about four hours.

    An Wänden in Saporoshje war “Wolga 149.200” gesprüht, das ist die UKW-Funkfrequenz, auf der sich ukrainische Soldaten zum sich ergeben melden können. Das Programm wurde vor ca. 6 Wochen begonnen, bisher haben es nach russischen Angaben 8.900 Soldaten genutzt.

  27. Hersh und seine nicht verifizierbare Quellen … . Letzlich führt das dazu, dass man ihm GLAUBEN kann, oder auch nicht. Einen tatsächlichen ERKENNTNISGEWINN kann Hersh auf diesem Wege aber nicht herbeiführen.

    Tatsache ist: Weder ist, wie in der Überschrift geschrieben, der Krieg vorbei, noch hat Ruzzland diesen Krieg gewonnen. Nicht nach wenigen Tagen (s. Vad), noch nach ca. 1,5 Jahren (s. Hersh).

  28. Diese Revolvergeschichte über die dt. Leopardbesatzung auch nur ansatzweise auf Plausibität zu diskutieren beweist die ganze Realitätsferne der Diskutanten. Immerhin sehr amüsant.

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