Harte Zeiten, Folge 6 — Sabotageaktion

Harte Zeiten, Kanzleramt
Quelle: Pixabay

Katja ist vom besserwisserischen Tonfall ihres Mannes genervt. Als Chris auch noch die Sabotageaktion der Klimaaktivisten von heute kritisiert, verteidigt sie diese.

 

Katja kommt in einem Bademantel und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf aus dem Bad. Dem frischrenovierten Bad mit den japanischen Kacheln, auf denen die berühmte Welle von Hukosai abgebildet war. Auch wenn sie nicht perfekt zu dem Rest der minimalistischen Einrichtung passte, auf die sie sich geeinigt hatten.

Als sie zum ersten Mal in der Wohnung übernachteten, hatte Chris das Bad volllaufen lassen und Sake und Sushi an den Badewannenrand gestellt. Gemeinsam hatten sie die Abbildung angesehen.

„Schau mal, da sind ja zwei Boote“, hatte Katja gesagt und auf die schmalen Holzboote gezeigt, die auf meterhohen Wellen hilflos herumtrieben. „Die habe ich noch nie vorher gesehen. Sind wir die etwa? Wäre aber nicht sehr beruhigend.“

„Die Wellen stehen für Veränderung“, hatte Chris gesagt. „Und die gibt es immer. Wichtig ist der da“, hatte Chris gesagt und mit seinem Finger auf den Fuji gezeigt, der ganz hinten im Bild zu sehen war.

„Der Fuji? Du meinst der Fuji bringt alles in Ordnung?“, hatte Katja gekichert.

Doch weder Chris noch Katja hatten sich um die Antwort gekümmert, sondern sie hatten stattdessen den Sake liegengelassen und waren ins Schlafzimmer gegangen.

Was, wie er sich später ergeben sollte, die Nacht war, in der Angelina gezeugt wurde.

„Hey, bist du schon da? Ich hab dich nicht reinkommen hören?“

Katja steht mit ihrem Handtuch auf dem Kopf in der Diele und sieht Chris erschrocken an.

„Entschuldige, ich habe dich gerufen, aber du hast mich nicht gehört.“

„Ah ja… ok“, sagt Katja.

„Was ist los, du schaust irgendwie komisch.“

„Sieht man es mir an? Naja, gerade heute an meinem wichtigsten Tag in diesem Jahr sind diese Fair Climate for a Fair World -Typen gekommen und haben das Gebäude gestürmt. Ich musste meinen Vortrag abbrechen.“

„Echt? Die sind gekommen, um deinen Vortrag zu unterbrechen?“

„Naja, es ging ihnen nicht um mich, aber ich war da, also bin ich derjenige, der es abgekriegt hat. Sie haben mich mit Eiern beworfen.“

„Na das passt ja bestens: Du mit Eiern, ich mit Kotze!“ Katja lacht sarkastisch auf.

„Mit Eiern beworfen zu werden, ist nicht lustig.“

„Angekotzt zu werden auch nicht“, sagt Katja.

„Und warum sie ausgerechnet mich bewerfen, der ich noch nicht mal zur Firma gehöre …“

„Was macht denn die Firma Böses?“

„Was … was die machen? Keine Ahnung, ich meine, entschuldige mal, aber wenn irgendjemand böse ist, dann wohl diese Klimaradikalen.“

„Die sind nicht böse, sondern verzweifelt. Kann man doch verstehen, oder?“

“Nein, kann man nicht. Ich ernähre mich praktisch vegan, mein Auto läuft auf Strom und ich wähle die Partei, die für Nachhaltigkeit steht und dann krieg ich Eier ab?“

„Sei nicht so spießig.“

„Sachbeschädigungen und Hausfriedensbruch sind keine Lösung, Katja.“

Sie hasst es, dass er ihren Namen genannt hat, so am Ende des Satzes, wie ein Lehrer.

„Vielleicht keine Lösung, aber manchmal das einzige Mittel“, kontert Katja. „Denk an die US-amerikanische Protestbewegung in den 50ern – die haben auch laut aufgeschrien und gemeckert, ansonsten wär da nie was passiert.“

„Klar, nur blieb es nicht beim Aufschreien und Meckern.“

„Was soll das heißen?“

„Das soll heißen, dass es irgendwann die Black Panther gab, und die haben sich nicht mit Sitzstreiks begnügt, sondern sich Waffen gekauft und zu Gewalt aufgerufen.“

„Ok, wenn du meinst.“

Chris kann sehen, dass Katja genervt ist.

Da er die Stimmung nicht länger strapazieren will, beschließt er das Thema zu wechseln.

„Was ist mit Angelina los, warum hat sie sich erbrochen?“

„Ach, wahrscheinlich hatte sie zu schnell zu viel Milch getrunken oder ihr war langweilig, keine Ahnung, Jedenfalls hat sie mich vollgekotzt. Ich renn daraufhin ins Klo und als ich wiederkomme, ist die Frau vom Sender weg. Alles umsonst. Der ganze Termin. Auf den ich jetzt Wochen gewartet habe …“

Katja fährt sich durch die Haare und schließt kurz die Augen, als sei der Tag ein Alptraum, aus dem man erwachen müsste.

„Was ist eigentlich mit Essen? Ich sterbe ich vor Hunger! Hast du schon gegessen?“

„Nein, ich dachte …“

„Was?“

„Nichts. Soll ich etwas bestellen?“

„Haben wir nicht von gestern noch etwas?“

„Ich glaube nicht.“

„Echt Chris, du hättest daran denken können.“

„An was?“

„Na, daran, dass ich nach Hause komme und keine Zeit zum Einkaufen hatte, weil ich Termine hatte.“

„Naja, ich … ich hatte auch Termine, Schatz.“

Katja mag es nicht, wenn Chris sie „Schatz“ nennt. „Schatz“, so nannte ihr Vater ihre Mutter.

„Okay“, sagt Katja. „Lass uns nicht streiten, sondern lass uns einfach …. Ich meine wir haben das mit dem Essen irgendwie nicht so drauf. Was hältst du davon, wenn wir uns am Tag immer gegen fünf Uhr zusammen-whatsappen und dann abklären, wer sich ums Abendessen kümmert. Der der gerade Zeit hat, kümmert sich.“

„Und wenn niemand Zeit hat?“

„Dann wechseln wir uns ab.“

Katja sieht ihn gereizt an.

„Was ist?“ fragt Chris.

„Ich …mag nicht, wenn du mit mir redest, als sei ich…“

„Als seist du was…“

„Ein wildes Tier.“

„Ein wildes Tier?“

„Ja, so was wie ein wilder Puma, der ausgebrochen ist und wieder in seinen Käfig soll.“

„Oh, komm her kleiner Puma.“

„Nein, ich meins ernst. Ich bin kein Puma.“

„Okay.“

„Sag: Du bist kein Puma.“

„Ich soll sagen: Du bist kein Puma?“

„Ja, sag: Du bist kein Puma.“

„Okay: Du bist kein Puma. Zufrieden?“

„Zufrieden.“

Chris kommt auf sie zu und umfasst sie an der Taille.

Jedes Mal, wenn sie sich streiten, fühlt er eine Erregung in sich aufkommen.

„Chris, ich weiß nicht …“

„Sch…“, sagt Chris und umfasst sie noch fester.

Er kann spüren, wie sie unter seinem Griff langsam nachgibt.

Langsam zieht er sie in das Schlafzimmer, wo er sie küsst und langsam auf das Bett drückt. Katjas Bademantel gleitet nach außen, Chris küsst ihre Brustwarzen. Er weiß, dass sie das mag.

Die die Rechnung geht auf, Katja schlüpft aus ihrem Bademantel. Auch ihr Turban auf dem Kopf hat sich geöffnet und fällt als Handtuch zu Boden.

Er hat noch nie eine Frau gehabt, bei der Sex so problemlos gewesen ist. Er mag das an ihr.

Rasch dringt Chris in sie ein und genießt, wie sich seine Erregung mit regelmäßigen Stößen immer weiter steigert. Katja erwidert seine Bewegungen, geht mit ihnen mit und beginnt zu keuchen.

Katja ist auch die erste Frau, mit der er zusammen ist, die beim Sex laut wird.

Nachdem er gekommen ist, kann er hören, wie sie auf dem Rücken liegend sich noch selbst mit ihrer Hand befriedigt.

Danach schläft sie ein.

Auch Chris würde jetzt gerne einschlafen. Aber die Sache mit den Klimaidioten heute geht ihm nicht aus dem Kopf. Diese Kinder haben einfach nicht verstanden, dass die Wirtschaft die Basis von allem ist. Erst müssen Menschen satt werden. Dann kommt alles andere.

Er würde einen neuen Termin bei CallOne brauchen.

Chris steht auf und geht in die Küche. Seine Küche. Schiefergrauer Korpus, schwarze Granitplatten und Regale aus Nussholz, die sich bei der leichtesten Berührung öffnen und schließen. Genauso wie er sie haben wollte.

Im Gegenzug durfte Katja sich im Wohnzimmer austoben. Was sie auch getan hat: handgewebter Teppich, altweißes Sofa und dazu eine grüne, nein, salbeifarbene Wand.

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5 Kommentare

  1. Doch weder Henry noch Katja hatten sich um die Antwort gekümmert, sondern hatten stattdessen sie den Sake liegengelassen und waren ins Schlafzimmer gegangen.

    Wer ist Henry, wie kann man Sake ‘liegenlassen’, welche Grammatik wird hier benutzt – und was zum Teufel soll das eigentlich alles…?

  2. Mir gefällt der Roman sehr! Ein treffendes Bild unserer Zeit und gleichzeitig so schön poetisch geschrieben. Im Grunde kommt ja jeder schlecht weg, der grüne Kanzler, genauso wie der “Transformationsberater” Fuzzi (der gut zur FDP passt) oder die junge hippe Karrieristin. Am besten gefällt mir die Figur der Fotografin – die scheint als einzige nicht ideologisch verblendet zu sein.

  3. Ein wenig Redaktion würde dem Ganzen nicht schaden. Fickszene ist ausbaufähig. Porno geht immer. In Degenhardts Brandstellen waren sie auch die eigentliche Essenz. Wie verhütet die Tusse eigentlich?

    1. Wie verhütet die Tusse eigentlich?

      Natürlich durch Hodenbaden und selbstgehäkelte wollene Sackwärmer, deswegen kotzt das Arme Baby dauert, auch bekannt als Klimakatastrophe!

      Jede Form von Strahlung ist gefährlich für das Leben, und erstrecht Wärme Strahlung.

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