Grenzenlosigkeit und Größenwahn

Bild: Marco Verch/ccnull.de/CC BY-2.0

Wie das Geldsystem Wirtschaft und Politik verschlingt.

Das Finanzsystem ist unbegrenzt. Es steht unter dem Zwang, sich auszudehnen und dann drängt es in die Realität, um sich abzusichern, sich zu vermehren, zu persönlichem Gewinn. Die Geldvermehrung geschieht durch Schulden der anderen, besonders durch Staatsschulden. Doch Geld ist auf allen materiellen Ebenen der höchste Wert und Maßstab für Entscheidungen. So treibt uns das Finanzsystem vor sich her, in die unbegrenzte Expansion und in den Krieg.

Geld als höchster Wert der westlichen Welt

Gesellschaften und Staaten werden oft von abstrakten Ideen beherrscht. Das kann Religion sein oder Ideologie oder gleich mehrere, sogar zahlreiche, solcher geistigen Mächte, wie es in Indien der Fall ist. Wir leben hier in der sogenannten westlichen Werte-Welt. Was uns eint, ist ein gemeinsames oder sehr ähnliches Finanzsystem.

Dieses Finanzsystem wird gestützt durch den festen Glauben daran, dass Geld der entscheidende Maßstab für alles Handeln ist. Daran glauben nicht nur Finanzleute, sondern fast alle, die wenig oder zu wenig Geld haben und das ist die große Mehrheit von 90% bis 99% aller Menschen.

Wie das Finanzsystem aber funktioniert, wie Geld erschaffen wird, das ist fast allen unbekannt. Seine Menge und seine Macht sind in den letzten 50 Jahren enorm gewachsen. In Deutschland gipfelt die Finanzmacht in der Person von Friedrich Merz, der als Bundeskanzler voll und ganz die Interessen der Finanzwelt vertritt, so als sei er von einer Finanzinstitution in das Kanzleramt entsandt worden.

Die Grenzenlosigkeit von Geld und Schulden

Die Geldmenge steigt rasant und hat kein Limit. Gleichzeitig steigen Schulden so weit, dass alle Schulden längst nicht mehr beglichen werden können. Zinszahlungen überwältigen Staaten, Firmen und viele Privatleute.

Die Grenzenlosigkeit ist aber keine Glaubenssache, wie die Allmacht Gottes in früheren Zeiten, sie ist ein Systemfehler, der mathematisch begründet und mathematisch zu erkennen ist.

Während früher Geld häufig von Regierungen erzeugt, also gedruckt wurde, entsteht es heute zu etwa 90%, durch Kreditvergabe: Banken geben Kredite über Geld das sie nicht besitzen. Das nennt man girale Geldschöpfung. Dies ist ein Recht, das Banken sich einfach genommen haben. Niemand hat es verboten, es ist Gewohnheitsrecht oder Feudalrecht.

Es gibt keine Kontrolle und keine Begrenzung der Geldmenge. Gelegentlich kann eine Bank zusammenbrechen, wenn sie zu viele ungedeckte Gutschriften gemacht hat. Das gilt aber nur für den Einzelfall, die Expansion des Gesamtsystems wird dadurch nicht gestoppt, sondern nur auf andere Institute verlagert. Wenn ein Staat so eine Bank rettet, ist das ein Geldgeschenk im Namen der Allgemeinheit an die Finanzbesitzer.

Zinsen verlangen Expansion

Zum Feudalrecht der Banken, Geld zu erschaffen, gehört ein zweites Axiom der Finanzwirtschaft. Die Banken erheben Zinsen für dieses Geld, das sie nie besessen haben. Wie hoch die Zinsen sind, ist sekundär. Primär gibt es ein anderes Problem: Wo soll das Geld für die Zinsen herkommen? Es soll ja mehr zurückgezahlt werden, als erschaffen wurde. Im diesem System fehlt es immer an Geld für alle Zinsen.

Der einzelne Schuldner einer Bank kann versuchen, durch besondere Anstrengungen, sich das Geld für Zinsen zu beschaffen oder vom Munde ab zu sparen. Aber insgesamt können alle Schulden nicht beglichen werden. Es geht nur, wenn irgendwo sonst weiteres Geld per Gutschrift erzeugt wird, wodurch wieder mehr Schulden entstehen und mehr Zinsen aufkommen. Viele Schulden können nur durch weitere Schulden beglichen werden. Das nennt man Umschuldung. Es ist aber nur eine Verschiebung in einem sogenannten Teufelskreis: Das ist die Schuldenfalle.

Durch die Zinsforderung wird die Finanzwirtschaft genötigt, weitere Kredite zu vergeben und so die Geld- und Schuldenmenge zu steigern, das heißt, sie dehnt sich immer weiter aus. Unser Finanzsystem ist also nicht nur unbegrenzt, sondern auch expansiv.

Geld ist eine Zahl, die unbegrenzt wächst

Rüstungsgüter sind zur Zeit der große Renner am Aktienmarkt und so treibt uns die Finanzmacht in die Hochrüstung und in Kriege. Donald Trump hat erkannt, dass für sein Land unterm Strich nichts dabei heraus kommt. Er will den Krieg beenden, sonst hätte er sich nicht mit Wladimir Putin getroffen. Da steht aber eine Mehrheit in beiden Parteien gegen ihn, all diejenigen, die von der Dollarflut, der Rüstung, den Börsengeschäften, den Waffenexporten und von den Kriegen profitieren.

Auf dieser neokonservativen Linie liegt auch das Verhalten der Mächtigen in Europa: Merz, Starmer, Macron und von der Leyen, sie alle gebärden sich wie Angestellte der Finanzmacht: Unbegrenzte Rüstung, jetzt sogar gekoppelt an die Leistung der Volkswirtschaft. Das Treffen in Alaska hat ihnen das für die Rüstung nötige Feindbild genommen, weil Trump dem nicht mehr folgt, doch sie marschieren unbeirrt weiter. Da ist ein tiefer Widerspruch zwischen der absurden Logik der Finanzmacht und der globalen Machtpolitik, die Trump und Putin ansteuern.

Die Finanzwirtschaft hat sich schon lange von der Realität gelöst. Im Finanzsystem ist Unbegrenztheit und Expansion in Denken und Handeln immer möglich, weil Geld nur eine Zahl ist. Es vermehrt sich nicht in der realen Welt wie ein Pilz, auch nicht wie ein Krebsgeschwür oder wie eine Population von Insekten. Es vermehrt sich ohne direkte Zuführung irgendwelcher Substanzen rein mathematisch, losgelöst und völlig abstrakt. Und wenn Geld benutzt wird, nutzt es sich nicht ab, wie ein Werkzeug oder eine Maschine, es wird nicht verbraucht wie Energie, es wandert nur weiter und arbeitet völlig reibungslos. Deshalb ist Geld auch viel zu leicht verfügbar, für Banken und für die Politik.

Grenzenlosigkeit und Größenwahn

Die Grenzenlosigkeit und ständige Expansion des Geldsystems wirkt direkt auf diejenigen, die sich mit dem Geldsystem identifizieren. Sie tun dies, weil ihnen das Geld gehört oder weil sie über das Geld anderer verfügen, da ist es nur logisch, dass sie sich dieser Grenzenlosigkeit der Finanzen mental anpassen. Sie sehen ihre Finanzmittel und die eigene Macht ständig steigen, sehen, dass sie anderen überlegen sind, weil die anderen Geld mit Leistungen verdienen müssen.

Diese Situation, der ständigen Steigerung von Macht, ohne menschliche Anstrengung, treibt einige erfolgreiche Akteure in den Größenwahn. Der Größenwahn steckt im System, weil der oberste Maßstab für den Erfolg, das Geld, sich ständig vermehrt. Personen als Beispiele finden wir leicht: Elon Musk, Peter Thiel, Jeff Besos und immer wieder Billy Gates.

Politiker sind davon nicht ausgenommen, sobald sie zu Milliarden oder zu hunderten Milliarden greifen können. Auch in der Politik wachsen die Zahlen, die bewegt werden, sehr schnell. Man vergleiche nur die Zahlen, die Olaf Scholz und Friedrich Merz bewegt haben.

Geld neu bewerten, mit oder ohne Zwang

Logisch wäre es, Geld erst einmal im Bewusstsein abzuwerten; denn die ständige Expansion der Menge muss den Wert gegenüber allen realen Dingen verringern. Alle anderen Güter sind begrenzt, ganz besonders die natürlichen Ressourcen auf diesem endlichen Planeten, aber auch die Leistung, der Wille zur Leistung und die Kraft der Menschen. Schulden sind schnell gemacht, die Rückzahlung plus Zinsen belastet Kinder und Enkel über Jahrzehnte hinaus.

Es herrscht die Illusion, dass mit Wirtschaftswachstum, besonders in der Informationstechnik, Schulden getilgt werden können. Aber die Glanzleistung der Künstlichen Intelligenz bringt nur wenigen Insidern einen Gewinn. Diese Technik macht Informationen noch leichter zugänglich, doch Information hat nur dann einen Sinn, wenn sie von Menschen wahrgenommen und angewandt wird. Die Datenmenge ist wie die Geldmenge technisch kaum begrenzt, beides nutzt uns aber nur, wenn wir sie verarbeiten, uns daran erfreuen und uns dabei körperlich und geistig wohl fühlen.

Wer sich dem Irrsinn, der im Finanzsystem steckt, entziehen will und selber nicht die Macht über Milliarden hat, muss sich den Dingen zuwenden, die wenig oder gar nicht mit Geld kontaminiert sind. Man findet sie überall, in der Natur, bei frei lebenden Wildtieren und Pflanzen, im eigenen Körper, in der Liebe und in der freien Kommunikation, ohne Rundfunk und ohne Fernsehen. Wir können Maß halten und meditieren. Ein gebrauchtes Fahrrad statt ein neues Auto. Frisches Gemüse, Beeren und Früchte statt Filet-Steak. Sprudelwasser statt Champagner. Energie sparen statt Tesla fahren.

Das System reduziert sich nicht freiwillig, weil es dem Größenwahn verfallen ist. Es wartet auf Katastrophen und es ist auch bereit, diese selber anzuzetteln. Rüstung und Krieg sind aktuell das Feld, wo der Wahnsinn sich unbegrenzt austobt.

An dieser Stelle muss unnbedingt eine Vollbremsung erfolgen. Man hört es schon krachen und quietschen. Aber die Größenwahnsinnigen in Europa haben es nicht gehört.

 

Rob Kenius betreibt die systemkritische Webseite https://kritlit.de und hat entsprechende Bücher veröffentlicht, darunter mehrere Bücher über das Finanzsystem.

Rob Kenius

Rob Kenius kam während des Studiums der Physik zur Publizistik und wurde Chefredakteur der Studentenzeitung. Nach dem Diplom ging er in die wissenschaftliche Redaktion des WDR-Fernsehens. Die strenge Hierarchie des Senders war jedoch nicht seine Welt. Er arbeitete kurz für Reaktorsicherheit, als man ihn an das Innenministerium vermitteln wollte, um Argumente der Aromkraftgegner zu widerlegen, kündigte er. Seitdem ist er selbständig, als freier Publizist und im Musikgeschäft.

Rob Kenius übt auf seiner Webseite kritlit.de harte Systemkritk. Er schrieb für telepolis und war 2020 ein erster Gegner der Corona-Maßnahmen. Die politische Situation hat sich inzwischen enorm verschlechtert. Rob Kenius schreibt dagegen an, und wegen der Kommentare, besonders gerne für Krass&Konkret.
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85 Kommentare

  1. Wieviel Geld bleibt eigentlich übrig, wenn alle Schulden bezahlt sind?

    a) alles
    b) keines
    c) irgendwas dazwischen

    Diese Frage wirkt trivialer als sie ist. Henry Ford hatte seinen berühmten Satz nicht einfach so rausgehauen: „Wenn die Menschen das Geldsystem verstehen würden, hätten wir Revolution vor morgen früh“.

    Was Geld ist und wie es entsteht übersteigt zum Glück für die „Eliten“ den Horizont oder die Willenskraft des Verstehens bei der Masse der Bevölkerung. Obwohl Geld offenkundig keinen eigenen ihm innewohnenden Nutzwert hat, halten die Menschen eisern den Glauben, es gegen eine Leistung eintauschen zu können, für einen eigenen Wert.

      1. Mag sein, dass man nicht alle Geldschulden durch vorhandenes Geld bezahlen kann. Allerdings bliebe dann noch die Möglichkeit der Aushändigung von Gegenständen, also Streichung der Schulden durch Übergabe des Hauses oder Verpfändung der Arbeitskraft.

    1. T.h.omas

      Henry Ford meinte, dass es sich beim Geldsystem nicht um eine intermediäre Funktion handeln, wie es die Lehrmeinungen und Gesetzgebungen vorgeben. LUG und TRUG!

      Einfach, solange sie wahrnehmen, wie es die Lehrmeinung und Politik modelliert, Sie würden Ihr Geld den Banken und dem Staat überlassen, dann sind Sie vom Geldsystem-Alzheimer-Symptom als Ergebnis der staatlich verordneten Bildungsverwahrlosung belastet, was Sie meinen oder sagen, kann nicht stimmen.

      Rob Kenius ist auch mit dem Geldsystem-Alzheimer-Symptom belastet, weil er auch meint er sei Steuer- und Sozialzahler beides ist unmöglich.

      Wenn alle Schulden getilgt sind verbleibt die Geldmenge, welche die Banken zur Abdeckung ihrer Eigengeschäfte, verbucht haben!

      1. „Wenn alle Schulden getilgt sind verbleibt die Geldmenge, welche die Banken zur Abdeckung ihrer Eigengeschäfte, verbucht haben!“

        Unsinn.

        Unser Geldsystem besteht aus Schuldgeld, etwas anderes gibt es nicht.

        Geld entsteht immer in Form von Buchgeld, wenn Kredite aufgenommen werden. Dabei entsteht gleichzeitig eine Verbindlichkeit in Höhe des Kredits.

        Eine Bank kann sich nicht einfach Geld buchen…

        1. Sie denken Unsinn!

          Frage: Aus was besteht die Pseudoliquidität der Geschäftsbanken?
          Richtig, aus dem Gegenwert der Eigengeschäfte der Zentralbanken mit Kunden der Geschäftsbanken!

          Auch die Geschäftsbanken tätigen tagtäglich Eigengeschäfte, müsste systembedingt verboten sein!

          Das Geldvolumen besteht aus Buchungsziffern, das Schuld- und Verzinsungskonstrukt sowie die Nutzung als eigenes Gewerbe ist Satanswerk!

          Es handelt sich bei der Bereitstellung und Administration des Geldsystems um eine Gemeinschaftsaufgabe. Auf der einen Seite der Medaille der Beschaffungsgrund und auf der anderen Seite der Leistungsgegenwert in gleicher Höhe!
          Mit jedem Buchungsvorgang wird das Leistungsaustausch-Geldvolumen entweder erhöht (neue Beschaffung), gesenkt (Beschaffung Abschreibung/Schuldenreduktion), deaktiviert (Ertrag, Bildung Pseudo Eigenkapital = Reduktion der Kundenguthaben), aktiviert (Geschäftsaufwand, Reduktion Pseudoeigenkapital = Erhöhung Kundenguthaben, oder das Ergebnis des Leistungsaustausches (Umlage) wird auf der Seite des Leistungsgegenwertes hin- und her gebucht. Die sog. Pseudoliquidität der Geschäftsbanken, wird ausnahmslos mittels Eigengeschäften der Zentralbank (nicht durchlässig) modelliert, kann demnach nicht im Einklang mit Wirtschaftsunternehmen stehen, welche die Liquidität für sich verwenden kann!
          Darum ist es doch erstaunlich, wie die Politik von den Banken eine höhere Liquidität und Eigenkapital verlangen kann, ohne jedoch das Geldsystem, kognitiv korrekt verkraften zu können. Die Bildungsverwahrlosung (Axiom = Staatszwang) als zugrundliegende Ursache?

          Die klare Trennung zwischen Geldquelle (Bankensystem als Gemeinschaftsaufgabe = keine wirtschaftliche Leistung) und Wirtschaft (Finanz-Realwirtschaft-Unternehmungen) ist rechtlich und ökonomisch alternativlos.

    2. Wie DasNarf bereits sagte: 1 zu 1.
      Jedermanns Forderung ist jemandes anderem Verbindlichkeit und umgekehrt.
      Sowohl eine Ein-Euro-Münze als auch eine Fünf-Euro-Banknote sind Schuldscheine des Staates, die ihn verpflichten, meine Steuerschuld um den entsprechenden Betrag zu reduzieren, sobald ich sie überreiche.
      Sind alle Schulden bezahlt (und Münzen und Banknoten wären dabei gleich als erstes alle, sprich: beim Staat), dann bliebe folgendes übrig:
      – Land (darauf womöglich ein Häuschen, eine Wiese, eine Fabrik, Wälder, Bergwerke, Sandstrand,…)
      – materielle Güter (Auto, Goldbarren, Öl im Tank, Konservenbüchsen mit Essen darin, etc.)
      – immaterielle Güter (die Idee in meinem Kopf, die verfilmt bestimmt mal ein Blockbuster wird; die Liebe meiner Frau zu mir (unbezahlbar!); etc.)
      Fertig.

      Hab ich was vergessen?

      1. Meines Erachtes ist das korrekt so.

        Aber immaterielle Güter sind etwas anderes. Dazu zählen z.B. erwerbsfähige Dienstleistungen, die getätigt wurden.

        Ideen, sofern sie noch nicht gegen Geld getauscht wurden, sind keine Güter im engeren wirtschaftlichen Sinne.

        In unserem System zählt nur ENTLOHNTE Arbeit. Im nominellen BIP sind nur abgeschlossene Transaktionen enthalten, das ist ja das Problem. PRODUZIERT wurde nämlich deutlich mehr, das wird aber alles nicht erfasst. Genauso wenig wie ehrenamtliche Arbeit oder Care-Arbeit.

        Die Leute arbeiten wie bekloppt, entlohnt wird nur ein Teil davon, und es reicht alles immer noch nicht!

        Ein Apfel, der zwar geerntet und angeboten, aber nicht gekauft und verzehrt wurde, landet auf dem Müll, aber nicht im BIP. Ein Riesenschwindel.

        Der wahre Mangel im Kapitalismus besteht nicht auf Seiten der Produktion, sondern auf Seiten der mit Kaufkraft ausgestatteten Bedürfnisse! Dieser Mangel hängt mit den 4 Einkommensarten zusammen, das habe ich vor ein paar Tagen hier erklärt.

        1. Na gut, dann füge ich eben noch hinzu: „die Verwertungsrechte eines Musik-Verlages an einem modernen (jünger als 75 (?) Jahre alten) Musikstück“.

          Den rein wirtschaftlichen Rahmen hatte ich allerdings absichtlich sprengen wollen. 😉

    3. „Wieviel Geld bleibt eigentlich übrig, wenn alle Schulden bezahlt sind?

      a) alles
      b) keines
      c) irgendwas dazwischen “

      Da von den Linksextremisten bisher keine Antwort auf diese hypothetische, jedoch konkrete Frage kam, versuche ich mal eine Antwort: Ich tippe auf b)

  2. Der Overton-Artikel über „Grenzenlosigkeit und Größenwahn“ beschreibt präzise, was am Geldsystem falsch läuft: endlose Geldschöpfung, Schuldenlawinen, wachsender Kontrollverlust. Alles richtig erkannt – und trotzdem bleibt das Ganze unbefriedigend. Denn auch dieser Text reiht sich ein in die endlose Serie von Artikeln, die Probleme beschreiben, ohne auch nur eine Idee anzubieten, wie man es anders machen könnte.

    Und genau das ist das eigentliche Problem: Diese Autoren machen sich groß darin, das System anzuklagen, aber sie scheuen davor zurück, über Alternativen nachzudenken. Sie lassen es so aussehen, als wäre das alles gottgegeben, als könne man es nur hinnehmen und beklagen. Damit bleiben sie genau in dem Rahmen, den das System selbst vorgibt.

    Es gibt seit 2009 den Beweis, dass man Geld auch anders gestalten kann. Ob man Bitcoin mag oder nicht, ist dabei egal – es zeigt, dass man Regeln festschreiben, Knappheit definieren und Geldschöpfung begrenzen kann. Punkt. Nicht mehr, nicht weniger. Wer dieses Beispiel nicht einmal erwähnt, tut so, als gäbe es schlicht keinen anderen Weg. Das macht die Analyse schwächer, nicht stärker.

    Das große Dilemma dieser Texte ist ihre Selbstbeschränkung. Man kritisiert die Symptome – Blasen, Zinsen, Schulden, Eskalation –, aber weigert sich, die Architektur selbst infrage zu stellen. Man fordert „weniger Größenwahn“, als wäre das eine Frage von Moral oder Politik. Dabei liegt das Problem tiefer: Die Logik des Systems zwingt zum Größenwahn. Ohne Wachstum bricht es zusammen.

    Das wäre genau der Punkt, an dem man neue Modelle diskutieren müsste. Nicht Werbung für Bitcoin, nicht Krypto-Hype, sondern die nüchterne Frage: Kann man Geld auch so gestalten, dass es nicht ständig explodieren muss? Kann man Regeln entwerfen, die Manipulation verhindern? Kann man Macht über Geld verteilen, statt sie zu zentralisieren? Diese Diskussion findet hier nicht statt.

    Stattdessen bleibt man in einer Endlosschleife aus Empörung und Ohnmacht. „Alles läuft falsch“, „wir brauchen Wandel“, „das System ist krank“. Schön und gut – aber wenn der nächste Schritt fehlt, sind das nur Worte. Man kann Probleme endlos beschreiben, aber wenn man keine Szenarien durchspielt, wie es anders laufen könnte, ist das nur eine intellektuelle Beschäftigungstherapie.

    Das Ironische ist: Diese Verweigerung, Alternativen auch nur anzudenken, stärkt genau die Strukturen, die man kritisieren will. Man hält die Empörung am Kochen, ohne je die Machtfrage zu stellen. Wer über Geldflüsse redet, aber die Regeln der Geldschöpfung nicht anfasst, liefert unfreiwillig den Beweis, dass der Diskurs selbst Teil des Systems ist.

    Natürlich ist Bitcoin nicht die Antwort auf alles. Aber es ist ein Beispiel, dass es Antworten geben könnte. Wer das ausblendet, schreibt die nächste Abhandlung über Systemversagen, ohne jemals darüber zu sprechen, dass Systeme veränderbar sind. Das ist bequem für die Autoren, aber nutzlos für alle, die tatsächlich Lösungen suchen.

    Was wir brauchen, ist nicht noch ein Text, der uns erzählt, wie schlimm alles ist. Wir wissen das. Wir leben darin. Was wir brauchen, ist Mut zur offenen Debatte: über Alternativen, über andere Designs, über echte Experimente. Das kann Bitcoin sein, muss es aber nicht. Aber so zu tun, als gäbe es keinen anderen Weg, während man gleichzeitig die Katastrophe beschreibt, ist intellektuelle Bankrotterklärung.

    Das Problem ist nicht, dass Overton diesen Größenwahn analysiert. Das Problem ist, dass die Debatte dort endet, wo sie beginnen müsste. Solange niemand über Alternativen sprechen will, drehen wir uns im Kreis. Und genau das ist das eigentliche Drama: Nicht das System zerstört uns, sondern die Weigerung, über einen Ausstieg nachzudenken.

    1. Sehr schöner Text, danke. Leider sind die Menschen, die ich kenne, für solche Debatten nicht bereit.

      Der einzige Weg, der da bleibt, ist nach Menschen zu suchen, die es sind.

      Grüße

    2. @Miri: Sehr schön auf den Punkt gebracht!

      @all: Weder halte ich goldgedeckte Währungen für einen Weg, das Problem zu lösen, noch vermag ich Bitcoin als Lösung zu erkennen. Gibt es hier Anhänger der Modern Money Theory, die erläutern wollen, warum die das angeblich leisten könne?

      1. Die MMT liefert nur die Beschreibung der derzeitigen Techniken.
        Die bewusste Inanspruchnahme dieses Instruments, um die Gesellschaft besser hin zu mehr allgemeinem Wohlstand zu gestalten, braucht aber die Analyse von dessen Notwendigkeit.
        Und hierbei fehlt es, wenn ich meine Beiträge hierzu außer Acht lasse.
        Die MMT ist nur eine Leiter, um das Hindernis einer Mauer überqueren zu können. Eine.solche Leiter kann auch zu kurz sein, wenn man keine administrativen Flankierungen trifft.
        Aber zuerst geht es darum, überhaupt eine Mauer wahrzunehmen. Und daran scheitert es. Gerade und vor allem bei Wissenschaftlern, für die Ökonomie eine Religion darstellt und deswegen bestimmte Axiome nicht hinterfragt werden dürfen.

        1. @Luck: Danke für die Rückmeldung.
          An welche Axiome denken sie dabei? An die der Angebotsorientierten Ökonomen (Trickle-Down-Zeugs), oder an solche der Nachfrageorientierten, wie Flassbeck, den Sie ja weiter unten kritisieren (und den ich durchaus schätze)?

          1. Warum sind Volkswirtschaften streng an Gleichungssysteme gebunden? Ohne ein Aufweichen solcher gibt es auch keine Umsetzung von MMT-Maßnahmen.
            Warum bemisst sich Wohlstand in abstrakten Geldeinheiten und nicht mit den realen Sorgen von Menschen, die sich ins System einbringen, aber dennoch nicht ausreichend alimentiiert werden?
            Warum ist es Usus, dass man nur dann seinen Arsch hoch bekommt, wenn man selbst unmittelbarer Nutznießer ist?
            Ich werde als Ausnahme als „zu gut für diese Welt“ angesehen, profitiere aber auf andere Weise von dieser Einstellung. Wenn also Selbstlosigkeit zum Vorwurf wird, kann etwas nicht (mehr) stimmen.

      2. @Alex_R: Genau da liegt doch der Knackpunkt. Der Overton-Artikel kritisiert ja gerade die grenzenlose Geldschöpfung und die damit verbundene Wachstumslogik. MMT würde diese Dynamik aber nicht begrenzen – im Gegenteil, sie macht sie zum Prinzip: Staaten sollen noch mehr Geld schaffen, weil sie angeblich nie pleitegehen können. Damit verstärkt MMT genau das Problem, das der Artikel anprangert.

        Und zu Bitcoin: Es geht nicht darum, ob das „die Lösung“ ist oder nicht. Aber Bitcoin zeigt seit 2009, dass man Geld auch anders denken kann – mit festen Regeln, ohne endlose Ausweitung. Ob man das Modell gut findet oder nicht, ist zweitrangig. Es ist der Beweis, dass Alternativen technisch möglich sind.

        Wenn wir MMT ernsthaft diskutieren, dann bitte im Kontext: Will man wirklich das gleiche System, das gerade kritisiert wird, nur noch extremer fahren? Oder reden wir endlich darüber, wie man das Fundament des Geldsystems überhaupt neu gestalten könnte?

        1. Miri,
          selbst minimalstes volkswirtschaftliches Grundwissen sollte ausreichen, um ihre Gedanken als das zu klassifizieren, was sie sind: …….
          Wir hätten sofort eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn Bitcoin die Funktion des gesetzlichen Zahlungsmittels übernehmen müsste.
          Ist die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre völlig an ihnen vorbei gerauscht, ohne diese wahrgenommen zu haben?
          Die Schaffung von Kaufkraft ohne Verschuldungszwang eines Staates ist also von schlechten Eltern? Welcher Religionsgemeinschaft gehören sie an, welche dieses predigt und was sie anscheinend unreflektiert übernommen haben?
          Analyse geht eben anders und gerade nicht dadurch, Anal-Produkte in die Welt zu setzen.

          1. @Luck: Dein Kommentar enthält mehr Polemik als Analyse. Anstatt sachlich zu argumentieren, diskreditierst du Positionen durch persönliche Angriffe und rhetorische Fragen. Begriffe wie „Religionsgemeinschaft“ oder „Anal-Produkte“ sind keine Argumente, sondern Ablenkungen vom eigentlichen Thema.

            Der Verweis auf die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre greift zudem ins Leere. Diese Krise war das Ergebnis eines deflationären Schuldensystems und politischer Fehlentscheidungen, nicht einfach ein Beweis dafür, dass Alternativen wie Bitcoin automatisch scheitern müssten. Hier stellst du einen Vergleich her, der historisch und ökonomisch nicht trägt.

            Statt die Funktionsprinzipien von Bitcoin oder anderen Modellen zu prüfen, verteidigst du das bestehende System, ohne seine strukturellen Probleme – Verschuldungszwang, Umverteilung und Inflationsabhängigkeit – überhaupt zu adressieren. Wenn man technische und ökonomische Fragen auf die Ebene von Angriffen und Unterstellungen zieht, ersetzt man Analyse durch Emotion.

        2. Ein anderes, neues System muß aber auch alltagstauglich
          sein. Und das für große und kleine „Geschäfte“. Ich muß damit
          überal, bei jedem Bäcker ein Brötchen kaufen und auch mir
          ein Haus z.B. über einen Makler kaufen können. Ein Zahlungsmittel
          muß eine Wertgrundlage haben. Gold bietet sich da wohl am besten
          an. Das setzt aber auch einen festgelegten Wert des Goldes voraus.
          Ein „Zocken“ wie es im Moment geschieht, darf es dann nicht geben.
          Dann geht es aber schon wieder mit einem Haken los: Das Goldschürfen
          lohnt sich dann nur noch für die ganz Großen. Im Moment profitieren
          die kleinen Schürfbetriebe vom steigenden Goldwert. Wahrscheinlich
          muß dann der Staat das Gold suchen und schürfen. Als ersten Schritt
          überhaupt, sollten die Banken und Kapitalgesellschaften wie Blackrock
          und Vounguard an die Kette gelegt werden. Nur von wem? Ein Kanzler
          der von Blackrock gestellt wird, wird sicher seinen wirklichen Arbeitgeber
          nicht kapeister gehen lassen. Ein Milliardär wie Trump, der sein Vermögen
          auch von den großen Geldverwaltern vermehren läßt, ebenso wenig.
          „Was tun“, sprach Zeus, „die Götter sind besoffen!“.

        3. Frage: Wer beschreibt bitte eine Theorie zum vollkommenen Ersatz/Ablösung des Geldsystems durch die Einführung der Kilowattstunde als Zahlungsmittel?

      1. @Motonomer: Kapitalismus ist hier nicht die Ursache, sondern die Folge. Der Overton-Artikel beschreibt Probleme, die vor dem Kapitalismus liegen: grenzenlose Geldschöpfung, Zwang zum Wachstum, Machtkonzentration. Das sind strukturelle Mechanismen, die sich auch ohne freien Markt genauso abspielen würden. Kapitalismus ist das sichtbare Symptom – die Regeln des Geldes sind der eigentliche Motor.

        Wer sagt „Kapitalismus abschaffen“, ohne die Architektur anzuschauen, übersieht genau diesen Punkt. Wenn die Geldordnung unverändert bleibt, entstehen dieselben Effekte auch unter jedem anderen Etikett. Ob wir es „Kapitalismus“ nennen oder nicht, spielt keine Rolle. Entscheidend ist: Wer darf Geld schaffen, nach welchen Regeln und mit welchen Grenzen?

        Hier liegt auch der Grund, warum Debatten über Alternativen so wichtig sind. Ob Bitcoin, Vollgeld, regionale Währungen oder andere Modelle – man kann Geldsysteme gestalten. Man muss nicht alles übernehmen, man muss nichts glorifizieren. Aber so zu tun, als gäbe es nur „weiter so“ oder „alles abschaffen“, ist eine Sackgasse.

          1. Ergo, das Finanzsystem abschaffen und ein Taussystem mit
            Muscheln einführen. Das würde dann aber der Erde den Rest
            geben, wenn die Menschen millionenfach die Küsten leer
            machen.

      2. Man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Das Kind sollte aber erzogen werden, sprich dem Kapitalismus muss soziales Verhalten beigebogen, und bisweilen auch Grenzen gesetzt werden. Das müsste kultureller Konsens sein.

    3. Bitcoin fungiert im wesentlichen als Anlagegut und nicht als Zahlungsmittel.
      Dabei hat dieses Anlagegut im Zweifel keinen intrinsischen Wert, welcher gesetzlich garantiert ist. Und die Transaktionskosten sind auch nicht ohne. Aber deshalb wird es als Zahlungsmittel auch nicht genutzt, von Ausnahmen abgesehen, wenn die üblichen Wege nicht.beschritten.werden können.

      1. @Luck: Das mit dem „Zahlungsmittel“ greift an der Stelle zu kurz. Die Diskussion hier geht nicht darum, ob man mit Bitcoin beim Bäcker bezahlt. Entscheidend ist, dass Bitcoin beweist, dass Geldgestaltung anders funktionieren kann – mit klarer Begrenzung, ohne willkürliche Ausweitung und transparenten Regeln, die niemand allein ändern kann.

        Ob man Bitcoin mag oder nicht, ist zweitrangig. Es geht auch nicht um einen „gesetzlich garantierten intrinsischen Wert“ – den gibt’s bei Euro, Dollar und Gold genauso wenig. Geld ist Vertrauen in Regeln. Genau deshalb ist Bitcoin relevant: Es zeigt, dass man Regeln neu schreiben kann.

        1. Ich sehe da keinen Beweis.

          Bislang funktioniert Bitcoin nur als Derivat für staatliche Währung.

          Man könnte auch sagen, Bitcoin ist eine Ware innnerhalb unseres Systems, mit der man handeln kann.

          Der Beweis, dass man damit mehr anstellen kann, steht meiner Meinung nach noch aus.

          1. Bitcoin wird als Asset genutzt und nicht als Zahlungsmittel.
            Diesem aber Zahlungsfähigkeiten anzudichten, zeigen nur die Untulänglichkeiten des Bezeichnenden auf.

        2. Miri: Aber wenn man mit Bitcoin nicht auch beim Bäcker
          bezahlen kann, ist es als Alternative schon sofort
          auszuschließen. Ein Zahlungsmittel muß für jede
          Zahlung taugliche sein, sonst ist es überflüssig.

    4. In meinen Artikeln kommen die Lösungsvorschläge immer am Schluss, du musst also bis zum Ende lesen, ehe du kommentierst. Über Bitcoin habe ich weiter unten einen Kommentar geschrieben, aber hier noch mal extra für Miri:

      An Miri und alle Bitcoin-liebhaber

      Immer wieder tauchen bei meiner Aufklärung über das Finanzsystem Fans von Bitcoin auf, zum Beispiel Miri, die Bitcoin als Alternative zum bestehenden Finanzsystem darstellen wollen. Das ist Unsinn. Bitcoins sind kein Geld, sondern Spielgeld. Für Geld fehlt dem Bitcoin und den anderen Krypto-Währungen erstens ein fester Wert und zweitens die allseitige Akzeptanz.

      Der Wert ist wie bei Briefmarken oder Kunstgegenständen von der Marktlage abhängig; denn er ist eine Funktion des Handels, ähnlich Aktien und deshalb ist er auch an der Börse gerne gesehen.

      Die Akzeptanz aber ist ist der größte Schwachpunkt. Nur wenige akzeptieren Bitcoin und die Art wie er per Zufall generiert wird. Auch die Blockchain-Technik wird nicht akzeptiert, weil Zahlungen nicht für jeden objektiv verfolgbar und nachweisbar sind. Dazu benötigt man eine zentrale Instanz, die notfalls für Rechtssicherheit sorgt.

      Bitcoin funktioniert nur in einer Community der Wolwollenden oder Gutmenschen oder Fans, nicht als Geld für den gesamten internationalen Markt.

      Ich habe das schon vor Jahren ausführlich dargelegt und kann das nicht in jedem Artikel wieder erwähnen. Bitcoin-Krypto-Blockchain-Geld https://kritlit.de/tdt/bitcoin.htm

      Beste Grüße
      Rob Kenius

      1. @Rob Kenius: Mir geht es nicht darum, Bitcoin zu verteidigen oder als perfekte Lösung darzustellen. Es geht darum, dass Ihre Analyse an entscheidenden Stellen fehlerhaft ist und dadurch für jeden, der sich technisch und ökonomisch tiefer mit dem Thema beschäftigt hat, wie eine oberflächliche oder sogar schlampige Auseinandersetzung wirkt. Als Physiker sind Sie an analytische Stringenz gewöhnt – genau diese wäre hier notwendig.

        Sie nennen Bitcoin „Spielgeld“ und behaupten, es fehle ein fester Wert und eine „allseitige Akzeptanz“. Beides ist so nicht haltbar. Ein „fester Wert“ existiert bei keinem Geldsystem: Weder Euro, Dollar noch Gold sind stabil, ihr Wert ist immer marktabhängig. Der Vergleich mit Kunst oder Briefmarken ist irreführend, weil Bitcoin fungibel, hoch teilbar, global handelbar und deterministisch in seiner Geldmengenentwicklung ist. Die Börsenpräsenz, die Sie als Abwertung nutzen, bestätigt im Gegenteil die Relevanz, die Bitcoin mittlerweile auch im institutionellen Bereich hat. Die Forderung nach „allseitiger Akzeptanz“ ist ebenfalls ein Kriterium, das kein existierendes Geld erfüllt. Selbst der Dollar funktioniert nur dort, wo er gesetzlich durchgesetzt oder kulturell etabliert wurde. Akzeptanz ist graduell, nicht absolut.

        Ihre Aussage, Bitcoin werde „per Zufall generiert“, ist ebenfalls unpräzise. Der Emissionspfad ist festgelegt und seit 2009 unverändert: Maximal 21 Millionen Einheiten, regelmäßige Halbierungen der Belohnung, deterministischer Zeitplan. Der Zufallsfaktor betrifft nur die Verteilung neuer Blöcke an Miner, nicht die Geldmengensteuerung selbst.

        Völlig falsch ist die Behauptung, die Blockchain-Technik werde „nicht akzeptiert, weil Zahlungen nicht objektiv verfolgbar und nachweisbar sind“. Die Bitcoin-Blockchain ist ein vollständig transparentes, unveränderliches Register. Jede Transaktion kann von jedem Node geprüft und von jedem Dritten nachvollzogen werden. Es gibt kaum ein System, das technisch verbindlichere Nachweise liefert als Bitcoin. Wenn Sie Rechtssicherheit meinen, dann sprechen Sie über staatliche Identitäts- und Vertragsdurchsetzung, nicht über die Nachweisbarkeit der Transaktion selbst. Hier werden technische und rechtliche Ebenen vermischt, was die Analyse verzerrt.

        Auch die Aussage, Bitcoin funktioniere „nur in einer Community der Wohlwollenden“ ist unzutreffend. Das System ist gerade dafür entworfen worden, ohne Vertrauen auszukommen. Es funktioniert auch zwischen misstrauischen Parteien, weil die Konsensmechanismen und kryptografischen Beweise so gestaltet sind, dass niemand einer zentralen Instanz oder dem guten Willen der anderen Teilnehmer vertrauen muss. Das ist ein Kernprinzip von Bitcoin und der entscheidende Grund, warum es international genutzt werden kann.

        Schließlich werfen Sie Bitcoin und andere Kryptowährungen in einen Topf, ohne zwischen sehr unterschiedlichen Konzepten zu unterscheiden. Bitcoin ist in seiner Architektur einzigartig: keine zentrale Emittenteninstanz, kein Pre-Mining, deterministische Geldpolitik, verteilte Konsensfindung. Es unterscheidet sich grundlegend von vielen „Krypto“-Projekten, die ganz andere Sicherheits- und Wirtschaftsmodelle haben. Alles pauschal in einen Hut zu werfen, wirkt ungenau und wissenschaftlich unsauber.

        Mir geht es nicht darum, Bitcoin zu idealisieren. Aber wenn man es kritisiert, sollte man das auf Basis korrekter Fakten tun. Wer Bitcoin oberflächlich abwertet und dabei zentrale technische und ökonomische Grundlagen falsch darstellt, riskiert, die eigene Glaubwürdigkeit zu untergraben. Gerade weil Sie als Physiker publizieren, erwartet man die gleiche methodische Präzision wie in Ihrem Fachgebiet. Alles andere wirkt auf Leser, die mit der Materie vertraut sind, nicht wie eine fundierte Analyse, sondern wie Schlampigkeit.

        1. Oh, doch vertrauen ist notwendig, z.B. ein Vertrauen darauf, dass nicht eine Gruppe (die zusammen arbeitet) nun mehr als 50% der Rechenkapazitäten des Bitcoin-Netzwerks kontrolliert.

          Ein weiteres Problem besteht natürlich generell bei asymmetrischen Kryptoverfahren/systemen und mit Schlüssellängen, welche zu einem historischen Zeitpunkt t zwar sicher waren (oder zumindest als sicher galten), aber zu einem Zeitpunkt t+t‘ (mit hinreichend großen t‘) dann eher nicht mehr sicher sind (und der Zeitpunkt t+t‘ dann irgendwann in der Vergangenheit liegt)…

    5. Die physisch vorhandene Geldmenge, in der Form von Geldscheinen und Münzen, ist beschränkt – und weit geringer als die fiktiv vorhandene Geldmenge.

      Durch ein Ersetzung dieses Geldes durch Bitcoin, würden dann vermutlich anschließend die Banken als sogenannte Coinbörsen und Wallet-Verwalter dienen (oder diese die Rolle von Banken übernehmen), die dann die Bitcoins der eigentlichen Besitzer verwalten. Wobei die Konten einiger dann Guthaben (in der Währung Bitcoin) und andere Schulden (in der Währung Bitcoin) auf ihren Konten haben werden. Die Banken sollten dann doch sicherlich kein Problem haben, Kredite in der Währung Bitcoins auszugeben, wobei dieses natürlich – so wie die Ausgabe von Geld an Geldautomaten – nur „physisch“ geht, solange man noch selbst über eine Menge an Bitcoins verfügt, aber bei Transaktionen (Zahlungsverkehr) von einem Bankkonto auf ein anderes Bankkonto (egal ob beide Konten bei der gleichen oder unterschiedlichen Banken sind) findet kein physischer Austausch von Geld statt.

      Die Vermögenswerte werden dann in Bitcoins bemessen (und nicht mehr z.B. in US-Dollar). Der Effekt gegenüber dem IST-Zustand wäre dann also maximal die Einführung einer globalen Währung (und das einige Staaten, welche vorher noch „Geld“ drucken konnten, um Teile ihrer Schulden zu bezahlen und die Schuldenlast durch Geldentwertung der eigenen Währung zu drücken, dieses dann nicht mehr direkt können).

      „Raider“ wäre damit in gewisser Weise zu „Twix“ geworden und vieles würde sich dadurch auch nicht zum besseren ändern. (Und das ohne den momentanen Stromverbrauch für Bitcoin-Transaktionen zu berücksichtigen).

      Also vielleicht noch Mal richtig die mutmaßlichen Vorteile von „Bitcoin“ herausarbeiten (und auch nicht die Nachteile vergessen zu erwähnen) und warum mit „Bitcoin“ das momentane System nicht aufrechterhalten werden würde.

      1. Die neoklassische Schranke, die Geld nur als Warenersatz wie Vollgeld ansieht, wird dadurch nur verstärkt. Und damit wird das zentrale Problem, dass der Markt Zahlungsmittel zunehmend ungleich verteilt, nur.umso größer.
        Das heißt nicht, dass die derzeitige Form der Geldschöpfung in ihrer Verwendungsform schon richtig ist.
        Richtig wäre sie nur, wenn sie die Marktunfähigkeiten ausgleicht oder zumindest erheblich reduziert. Aber dafür muss man strukturelles Marktversagen erst einmal konstatieren. Und dafür fehlt es schon.

  3. Das System heißt Kapitalimus, was hier nicht mit einem Wort erwähnt wird.
    Wer denkt mit Geld mehr Geld machen zu wollen ist ein Kapitalist.
    Kapitalimus basiert auf ewigem Wachstum und Profit.
    Kapitalismus führt immer zur Akkumulation des Kapitals bei ein paar Wenigen.
    Kapitalismus im Endstadium führ zyklisxch immer zu Kriegen, Inflation und Währungsreformen,dem so genannten Reset, bei dem sich immer große Teile des Besitzes der Bürger in die Hände der herrschenden Klasse fällt.

    1. Ich frage mich ja immer, was das „immer mehr haben wollen/müssen“ bei den Reichen und Superreichen auf sich hat: auch die können den Kaviar immer nur einmal fressen, einen Rolls Royce selber fahren und eine Exklusiv-Reise zum Mars erleben😉? Wann also ist es genug?? Hat man nicht vor allzulanger Zeit herausgefunden, dass nach Stillung elementarer Bedürfnisse und ab einer bestimmten Geldmenge das Glück nicht mehr wächst? Überhaupt: kann echtes Glück mit Geld erworben werden?

      1. Es heißt schon sehr lange: Geld macht nicht glücklich,
        aber es beruhigt. Ich kann mit einem Klumpen Gold, einem Diamanten
        oder mit einem Fass Öl kein Brötchen kaufen. Ich kann aber mit Geld
        einen Klumpen Gold, einen Diamanten und auch ein Fass Öl kaufen
        und auch noch zum Bäcker gehen und ein lecker Brötchen kaufen!

        1. Schon klar, aber reicht nicht die Geldmenge, um sagen wir 10 Klumpen Gold, 10 Diamanten und 100.000 Ölfässer zu kaufen und mit dem Rest gut zu leben? Warum müssen es 100 Klumpen Gold, 100 Diamanten und 1 Mio. Fässer Öl sein, wenn ich meine Lebensqualität und Zufriedenheit dadurch um kein Jota steigere? Aber ich weiß natürlich schon, es ist die Gier, das Grundproblem aller Probleme.

  4. Es geht mittlerweile nur noch um Konsum. Die Leute sollen andauernd und ungehemmt konsumieren und dadurch „glücklich“ werden. Werden sie natürlich nicht.
    Es ist dieses ungehemmte, gierige und verselbständigte, was mir sehr übel aufstößt.
    Da ist kein Innehalten und kein Nachdenken mehr.

    1. Und Kritiker kann man nur schlecht konsumieren, daher werden sie konsequent ignoriert oder angefeindet. Im Prinzip müsste erst der ganze Konsumapparat zusammen brechen, bis die Menschen anfangen, über etwas anderes nachzudenken.

      Der Film „Matrix“ hatte schon etwas prophetisches…

  5. Ja das liebe Kapital.
    Kapital seit seiner kreiierung ist das Makel jeglicher vernünftigen Zusammenkunft, für ein zivilisiertes zusammenleben.

    Muss das so sein?
    Natürlich nicht, ein ziviliertes Zusammensein ist immer möglich, das hängt aber davon ab, wie die deweiligen Zivilisationen etwa verstehen was Zivilisation bedeutet. Da liegt ein Fall vor, das die Menschheit seit ‚ihrer Zivilisation‘ ,etwas missverstanden hat, sie wurden seit Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten manipuliert. Das Geld wurde erzeugt, um Dinge auszutauschen…
    Der Mensch an und für sich, benötigt genügend Tauschmittel ,um seine Familie oder Träume zu erfüllen.
    Das was ich seit +40 Jahren sehe, ist eine ideologische Obszönität, das Geld etwas besseres schaffen könnte, als der Mensch könnte.
    Diese Fiktion vom Kapital, ist der Grund, warum wir uns in dieser Situation befinden.
    Ein Kapital das als der Oberfaschist dasteht und alle machen mit.
    Die Dummheit zu diesem Phänomen liegt in der anhaltenden dauer Propaganda…
    Nur der Mensch kann die irrsinnigen politischen, medialen Vorgaben ändern, in dem dieser sich gegen den gelebten Irrsinn vorgeht..

  6. Ich stelle fest:
    Das Geldsystem-Alzheimer-Symptom als Ergebnis der staatlich verordneten Bildungsverwahrlosung (Axiome) wirkt.
    Die Promovierungen sind nur möglich, wenn man die Axiome nicht hinterfragt!

    Das Geldsystem, Weltwährung Buchungsziffern mit länderspezifischen Eigennamen, ist zur Abdeckung des Leistungsaustauschgegenwerts, die genialste Errungenschaft.

    Man kann das bereitgestellte Geldvolumen nur einnehmen, wenn es vorher ausgegeben wird! Konsum hin oder her!

    Die Organisation, einerseits als eigenes Gewerbe und andererseits als Schuld- und Verzinsungskonstrukt, suggeriert einen Zahler, welcher nicht existent sein kann. Die Organisation erfüllt glasklar eine Gemeinschaftsaufgabe, die praktizierte Umsetzung ist schlichtweg Satanswerk. Dieser Betrug wäre in einem Rechtstaat niemals möglich!

    Weder das Geld- noch Staats- und Sozialwesen kann als intermediäre Funktion gelten, es wird jedoch entsprechend modelliert, damit die Sektenmitarbeiter für die Sekte Rechtstaat, die Demokratie als Spielwiese benutzen können.

    Niemand auf der Welt finanziert die Banken oder den Staat und das Soziale, weil mit der Geldentstehung der Gegenwert für sämtliche Wirtschaftsfaktoren enthalten sein müssen.
    Die anteiligen Wirtschaftseinnahmen als Gegenwert der Leistung für das Gemeinwohl und Soziale ist direkt zwischen Wirtschaft und Staat umzulegen und nicht wie betrügerisch praktiziert über das Erwerbseinkommen und erfundenen Substraten!

    Leider wird die Bildung vom Staat diktiert, damit die Macht, ihre Ausstrahlung nicht verliert! SEKTE!

    Nachdenken könnte helfen, wie Geld entsteht und sich auswirkt, denn es muss vorher „erzeugt“ sein, bevor es umgelegt werden kann. Wir leben nicht in Höhlen, alles was wir aus der Natur veredelt sehen, wurde mit dem Gegenwert Geld erschaffen!

    Der Parameter Gold, diente der Höhe des Geldvolumens, eine Idiotie der Extraklasse, denn wer konnte Gold erwerben?

  7. Wer in Fiatgeld ein Problem sieht, wird ohne ein solches vor erheblich massiveren Problemen stehen.
    Dafür müsste man aber in differenzierender Saldenmechanik etwas fitter als ein Flassbeck sein.
    Jeder Schuld steht.eine Forderung gegenüber. Diese Gläubiger haben kein Interesse daran, ihre Forderung sofort zurückbezahlt zu bekommen.
    Es gibt sehr.wohl (massive) Restriktionen bei der Giralgeldschöpfung. Wer sich mal mit dem Thema Marktfolge beschäftigt hat,. weiß davon.
    Entscheidend für das Wohl oder Wehe des Geldsystems ist die Zinshöhe und nicht der Zinseszins. Wer aber an schon an ganz einfachen Äquivalenzumformungen scheitert, kann und.wird das nicht kapieren.
    Auch bei einem Nullwachstum wächst das nominale BIP, weil die Inflationsrate in aller Regel höher als Null ist. Mit der Inflationsrate wird übrigens die Konsumgüter-Inflation nach Warenkorb gemessen und keine Asset-Inflation.
    Investmentbanken kaufen hoch gehebelt mit Krediten Anlagevermögen, um durch dessen überproportionale Wertsteigerung neben den Zinsen auch noch Gewinn zu erzielen.

    Eine vernünftige Gesellschaft konzentriert sich weniger auf die Schaffung abstrakten Reichtums, sondern versucht, diesen konkret für deren Mitglieder real werden zu lassen, indem die Lebensverhältnisse gesichert und planbar werden und nicht vom Marktgeschehen und dessen Logik abhängig sind.
    Und dafür kann dann das Geldsystems in der Weise reformiert werden, dass die Fiat-Money-Fähigkeiten für die vom Markt Benachteiligten genutzt werden.
    Das wäre der entscheidende Einstieg in den Ausstieg vom Kapitalismus.
    Man würde sich als Teil eines Ganzen begreifen und nicht als Monade, die in ewiger Rivalität um das Dasein kämpfen muss, wobei dieses Kämpfen vor allem eine Dauerbelastung in Form von Stress darstellt, welcher gerade nicht zum Akteursstein anspornt. Man ist sonst weiterhin nur passiver Knecht einer weltlichen Gottheit mit der faden Beigeschmack, periodisch ihre Opfergaben zu fordern. Dabei gäbe es diese Gottheit ohne den Wahn der Rivalität gar nicht.
    Aber Weisheit wächst weder auf Bäumen, noch gedeiht sie alleine im Gehirn. Eine herzlose Welt hat somit schlechte Perspektiven.

    1. Fiat eine Erfindung der einfältigen Ökonomen, welche das Geldsystem aus staatlich verordneten Axiomen, nicht begreifen dürfen.
      Die derzeit umgesetzte Weltwährung Buchungsziffern mit länderspezifischen Eigennamen, wird als Gegenwert irgendeiner Leistung „erzeugt“. Eine geniale Erfindung, wäre die Organisation korrekt und nicht als Betrugsform „Gewerbe, als Schuld- und Verzinsungskonstrukt!“

      Die Banken als Geldmonopol (Geldquelle) verkörpern systembedingt, keine Wirtschaftsunternehmen! Sie erzeugen keine Verbindlichkeiten, sondern ermöglichen den Leistungsaustausch. Eine klare Gemeinschaftsfunktion!
      Es handelt sich bei der Bereitstellung und Administration des Geldsystems um eine Gemeinschaftsaufgabe. Auf der einen Seite der Medaille der Beschaffungsgrund und auf der anderen Seite der Leistungsgegenwert in gleicher Höhe!

      1. Auch der Staat schöpft bei einer Verschuldung Geld.
        Bei der Schöpfung von Giralgeld kommt es entscheidend auf die Verwendung an, ob damit Wohlstand geschaffen oder dieser eher verhindert wird. Denn Asset-Inflation hat durchaus diesen sauren Beigeschmack. Und zwar immer mehr und stärker.
        Wirtschaften auf eigene Rechnung kann, muss aber nicht dem Allgemeinwohl dienen. Entscheidend sind die Ausgangsvoraussetzungen.
        Für jeden Dialektiker sollte das Routine sein. Ist es aber leider nicht.

        1. „Auch der Staat schöpft bei einer Verschuldung Geld.
          Bei der Schöpfung von Giralgeld kommt es entscheidend auf die Verwendung an, ob damit Wohlstand geschaffen oder dieser eher verhindert wird.“

          Mein Verdacht ist, dass Mittelherkunft und Mittelverwendung in Verbindung stehen.

          Der Staat verschuldet sich auf dem Sekundärmarkt, statt bei der eigenen Zentralbank, also bei privaten Geldinstituten.
          Deren Eigentümer sind vermutlich auch in anderen Bereichen investiert, wie z.B. der Rüstung/ Pharma/ Klimawandel etc. und machen womöglich den Kauf von Staatsanleihen von entsprechenden Ausgaben des Staates abhängig.

          Würde der Staat sich bei der eigenen Zentralbank verschuldung, wäre sieser Einfluss obsolet und es müsste nicht mal ein Zins fällig werden, da die Überschüsse der ZB am Ende eh wieder beim Staat landen.
          Die Kosten der ZB werden durch die Seignorage beglichen.

          Man könnte sich auch fragen, ob es überhaupt private Geschäftsbanken geben muss, denn den Zahlungsverkehr und die Kreditvergabe könnten auch Filialen der ZB übernehmen und die Spekulation könnte man getrost Investmentbanken auf eigenes Risiko überlassen.

  8. Früher galt Schuldenerlass als notwendiges Mittel, um überschuldeten Staaten wieder Luft zum Atmen zu geben und ihnen einen wirtschaftlichen Neuanfang zu ermöglichen. Heute hingegen geschieht er fast ausschließlich unter harten Auflagen, die von Institutionen wie IWF, Weltbank oder der EU diktiert werden. Diese Bedingungen beinhalten meist drastische Sparprogramme, Privatisierungen und Kürzungen bei Sozialleistungen – Maßnahmen, die die Lage der Bevölkerung verschlechtern, statt sie zu verbessern. Der eigentliche Zweck eines Schuldenschnitts, nämlich die Befreiung aus der Schuldenfalle, wird so ins Gegenteil verkehrt. Dies ist weniger ökonomischer Vernunft als vielmehr bestehenden Machtverhältnissen geschuldet.

    1. Die Schuldenfalle exisstiert und der einzige Ausweg ist Schuldenerlass, wie Sie richtig erwähnt haben. Warum wird das nicht mehr praktiziert? Weil es nicht die Geldmenge erhöht. (Nur ein positiver Posten verschwindet aus der Bilanz der Banken.) Bei Umschuldung werden aber neue Schulden gemacht und das ist zum Vorteil des Finanzsystems. Alle Schulden, besonders alle Staatschulden,. sind zum Vorteil der Geldbesitzer und zum Nachteil der Schuldner. Das ist so einfach, dass Mohammed es schon erkannt hat. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.

  9. An Miri und alle Bitcoin-liebhaber

    Immer wieder tauchen bei meiner Aufklärung über das Finanzsystem Fans von Bitcoin auf, zum Beispiel Miri, die Bitcoin als Alternative zum bestehenden Finanzsystem darstellen wollen. Das ist Unsinn. Bitcoins sind kein Geld, sondern Spielgeld. Für Geld fehlt dem Bitcoin und den anderen Krypto-Währungen erstens ein fester Wert und zweitens die allseitige Akzeptanz.

    Der Wert ist wie bei Briefmarken oder Kunstgegenständen von der Marktlage abhängig; denn er ist eine Funktion des Handels, ähnlich Aktien und deshalb ist er auch an der Börse gerne gesehen.

    Die Akzeptanz aber ist ist der größte Schwachpunkt. Nur wenige akzeptieren Bitcoin und die Art wie er per Zufall generiert wird. Auch die Blockchain-Technik wird nicht akzeptiert, weil Zahlungen nicht für jeden objektiv verfolgbar und nachweisbar sind. Dazu benötigt man eine zentrale Instanz, die notfalls für Rechtssicherheit sorgt.

    Bitcoin funktioniert nur in einer Community der Wolwollenden oder Gutmenschen oder Fans, nicht als Geld für den gesamten internationalen Markt.

    Ich habe das schon vor Jahren ausführlich dargelegt und kann das nicht in jedem Artikel wieder erwähnen. Bitcoin-Krypto-Blockchain-Geld https://kritlit.de/tdt/bitcoin.htm

    Beste Grüße
    Rob Kenius

  10. Soweit ich das sehe, würde ich folgendes festhalten:
    – das Fiat-Money-System ist NICHT das Problem (Zahlen gibt es genug)
    – das Problem ist ein Wirtschaftssystem, das eine Umverteilung von unten nach oben erzwingt oder zumindest begünstigt
    -> ein Verteilungsproblem durch Besteuerung zu lösen, halte ich im Grundsatz für möglich, auch wenn dies von wesentlichen Akteuren nicht gewollt ist und daher verhindert wird

    1. +++

      Vermögensbildung als Anreiz für Entwicklung muss sein, aber gleichzeitig so gedeckelt, dass es keine zerstörerische Macht erreicht.

      Das gelingt aber nur über echte demokratische Kontrolle.

    2. Eine Besteuerung großer Vermögen wäre nur im Rahmen einer Änderung der Machtverhältnisse möglich. Denn freiwillig wird hier nichts versteuert, eher hinterzogen. Gerne auch verrechtlicht (verrechtlichte Kriminalität) oder ohne diesen Anspruch, offen illegal, gleich scheißegal.
      Wären die Machtverhältnisse tatsächlich mal dahingehend gekippt, kann man sich das Besteuern sparen und das Raubgut auch gleich wieder vergesellschaften. Es also in die Obhut derer befördern, denen es gestohlen wurde.

    3. Das Wirtschaftssystem wird vom Geld und dem Streben nach Geld gesteuert. Weil es aber Geld im Überfluss gibt, ist die feudale Finanzmacht immer am längeren Ende des Hebels. Warum kaufen Firmen ihre eigenen Aktien, anstatt die Produktion zu verbessern? Weil sie dann im Geldsystem mitmischen und dort höher bewertet werden. Warum zahlt Daimler-Benz viel zu hohe Dividende? Damit der Börsenwert steigt. Alles bezieht sich auf das Finanzsystem, es gibt kein Wirtschaftssystem, das darüber steht.

      Beste Grüße
      R.K.

    4. @Alex_R: Dein Ansatz verkennt die Ursache. Steuern können die Umverteilung nicht lösen, weil sie **Teil des Mechanismus** sind, der sie überhaupt erzeugt. Im heutigen Schuldgeldsystem wird Geld über Kredite geschaffen, auf die Zinsen fällig werden – gezahlt vor allem von unten, während die Erträge oben landen. Ein Großteil der Steuern fließt zudem in Schuldendienst, Subventionen und Strukturen, die Vermögende begünstigen. Die Umverteilung ist kein Fehler, sondern eine Systemfolge. Ohne das System selbst zu ändern, bleibt jede Steuerpolitik wirkungslos.

      1. @Miri: Wenn Sie mir etwas empfehlen können, wo das ausführlich (möglichst mit Zahlbeispielen) dargelegt wird, dann würd ich mir die Argumentation gerne mal näher ansehen, sei es eine Website oder ein Buch.
        Aber weder überzeugt mich der Text, noch die Diskussionsbeiträge hier im Forum, die bleiben mir alle zu sehr an der Oberfläche.
        Bis dahin aber gilt: Bevor mir jemand seine These nicht klipp und klar vorrechnet, bin ich nicht überzeugt, dass dort das Problem liegt.

        1. @Alex_R: Wenn Sie das Thema wirklich mit Zahlen sehen wollen, empfehle ich, sich einmal die Mechanik der Geldschöpfung konkret anzuschauen – das ist der Schlüssel. Ein kurzes Beispiel:

          Angenommen, eine Bank vergibt einen Kredit über 100.000 €.

          Diese 100.000 € entstehen neu durch Buchung, sie waren vorher nicht da.

          Der Kreditnehmer muss aber 100.000 € + Zinsen zurückzahlen, z. B. 5 % = 105.000 €.

          Diese zusätzlichen 5.000 € existieren bei Kreditvergabe noch nicht. Damit sie überhaupt zurückgezahlt werden können, muss irgendwo anders neues Geld entstehen – also weitere Kredite.

          Das System erzeugt dadurch einen permanenten Wachstumszwang: Ohne neue Schulden kollabiert der Geldkreislauf.

          Was passiert mit den Steuern?

          Der Staat verschuldet sich ebenfalls, oft in Milliardenhöhe.

          Ein erheblicher Teil der Steuereinnahmen fließt nicht in Infrastruktur oder Soziales, sondern in Zinszahlungen und Subventionen, die Großkapital und Banken begünstigen.

          Laut Bundeshaushalt 2024 gehen über 40 Mrd. € allein in Schuldendienst – Geld, das direkt nach oben umverteilt wird.

          Quellen dafür:

          Deutsche Bundesbank: Geld und Geldpolitik (kostenloses PDF)

          Richard Werner – Prinzip der Geldschöpfung

          Joseph Huber – Monetäre Modernisierung

          1. @Miri: Alles das ist mir bekannt, trotzdem vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.
            Allein: ich sehe nicht die Zwangsläufigkeit eines Kollapses.
            Die ist es, die ich begründet sehen möchte. Und außer der Behauptung, das „sei doch logisch“ (nicht von Ihnen, aber andere an anderem Ort), hab ich nichts gesehen, das mir plausibel erschien.

  11. https://kritlit.de/tdt/bitcoin.htm

    Meine Kritik dazu:

    Der Artikel auf kritlit.de versucht, Bitcoin technisch und ökonomisch zu erklären, verfehlt dieses Ziel aber fundamental. Er ersetzt Analyse durch persönliche Vorstellungen, falsche Analogien und unbelegte Behauptungen. Schon zu Beginn fällt auf, dass grundlegende technische Begriffe falsch genutzt werden. Es wird behauptet, Bitcoin werde „nach einem Zufallsprinzip“ generiert und Miner müssten „eine unbekannte Ziffernfolge herausfinden“. Das ist falsch. Die Emission neuer Bitcoins folgt einem fest programmierten, deterministischen Zeitplan: maximal 21 Millionen Einheiten, regelmäßige Halbierungen, feste Blockzeiten. Zufall gibt es nur bei der Frage, welcher Miner als erster einen gültigen Block findet – nicht bei der Geldschöpfung selbst.

    Der Artikel behauptet außerdem, das Mining erinnere an „die Entschlüsselung von Kryptografie“ und daraus leite sich der Begriff „Kryptowährung“ ab. Auch das ist schlicht falsch. Bitcoin entschlüsselt nichts. Alle Daten sind bekannt: Blockinhalte, Hashfunktion, Regeln. Miner führen Berechnungen aus, bis der Hash des Blocks kleiner als das Difficulty-Target ist. Der Begriff „Krypto“ kommt daher, dass Bitcoin kryptografische Verfahren nutzt: digitale Signaturen sichern die Eigentumsrechte, Hashfunktionen gewährleisten Integrität, und Merkle-Bäume machen Transaktionen überprüfbar. Es geht um Sicherheit durch Kryptografie, nicht um Entschlüsselung.

    Ein weiterer Fehler ist die wiederholte Darstellung von Mining als „Lotto-Spiel“ mit „beliebigen Zufallszahlen“. Bitcoin-Miner „füttern“ den Algorithmus nicht mit willkürlichen Zahlen. Sie variieren gezielt den Nonce-Wert im Blockheader, berechnen den SHA-256-Hash des gesamten Blocks und prüfen, ob dieser unterhalb des vorgegebenen Zielwerts liegt. Der Text spricht zudem von einem „DHA-256“-Algorithmus, den es nicht gibt. Bitcoin verwendet SHA-256, einen standardisierten, öffentlichen Algorithmus. Solche fundamentalen Fehler zeigen, dass die technische Grundlage der Argumentation unsauber ist.

    Auch die Behauptung, Bitcoin sei „Spielgeld“, ist keine Analyse, sondern eine rhetorische Abwertung. Der Artikel fordert Kriterien wie „fester Wert“ und „allseitige Akzeptanz“, ohne diese zu begründen. Kein Geldsystem der Welt erfüllt diese Bedingungen. Weder Euro noch Dollar noch Gold haben einen festen Wert, und selbst staatliche Währungen erreichen ihre Akzeptanz erst durch Gesetze und Infrastrukturen. Bitcoin erfüllt mindestens zwei klassische Geldfunktionen — Tauschmittel und Wertspeicher — und wird täglich in Milliardenhöhe transferiert.

    Die Darstellung, Blockchain-Zahlungen seien „nicht objektiv verfolgbar“ und man brauche deshalb eine „zentrale Instanz“ für Sicherheit, ist ebenfalls falsch. Bitcoin ist das Gegenteil: Die gesamte Transaktionshistorie ist öffentlich, jede einzelne Zahlung kann von jedem Node unabhängig geprüft werden. Die technische Nachvollziehbarkeit ist vollständig gegeben. Was der Artikel hier eigentlich meint, ist rechtliche Durchsetzbarkeit, aber das ist eine andere Ebene. Technische Verifikation und rechtliche Identitätsfeststellung sind zwei verschiedene Dinge.

    Wenn der Artikel Mining als „absurdes Spiel“ bezeichnet, weil Energie verbraucht wird, fehlt die eigentliche Erklärung: Der Energieeinsatz ist kein Nebeneffekt, sondern Teil der Sicherheitsarchitektur. Proof-of-Work macht Manipulation extrem teuer und schützt so die Unveränderlichkeit der Blockchain. Man kann Energieverbrauch kritisieren, aber ihn als „Zufall“ oder „Spiel“ darzustellen, ignoriert das grundlegende Prinzip, auf dem die gesamte Sicherheit von Bitcoin beruht.

    Auch die Passage über „langsame Transaktionen“ ist irreführend. Eine Bitcoin-Transaktion ist in der Regel nach einer Stunde endgültig bestätigt. Im traditionellen Bankensystem dauern internationale Überweisungen oft Tage oder erfordern Kreditlinien und Zwischenhändler, an denen andere mitverdienen. Bitcoin bietet eine finale Abwicklung, ohne dass zusätzliche Instanzen Geldschöpfung oder Schuldenzwang einbauen müssen.

    Der Text reduziert Bitcoin außerdem auf Spekulation und Börsenhandel, als ob das die einzige Nutzung wäre. Ja, der Preis schwankt, aber das tun auch Immobilien, Gold, Öl oder Aktien. Spekulation beweist Liquidität, nicht Nutzlosigkeit. Weltweit nutzen Millionen Menschen Bitcoin für grenzüberschreitende Zahlungen, Inflationsschutz oder als technologische Infrastruktur. Diese Fakten fehlen vollständig im Artikel.

    Besonders problematisch ist, dass der Artikel eigene Fantasiebegriffe wie „Prüfziffer“ und „Zusatzzahl“ einführt, die in Bitcoin nicht existieren. Es gibt keine geheime Zahl, keinen verborgenen Code, der gefunden werden muss. Der Blockhash ist das Ergebnis der Blockdaten und der Nonce. Jede Aussage, die Bitcoin-Mining wie eine Lotterie darstellt, entstellt die technische Realität.

    Das größte Problem des Artikels ist nicht eine einzelne falsche Aussage, sondern das Muster dahinter: Anstatt die Technologie sauber zu erklären, wird ein Bild konstruiert, das auf Missverständnissen basiert. Fehlerhafte Begriffe, unzutreffende Analogien und willkürliche Kriterien führen zu einer Analyse, die weder ökonomisch noch technisch belastbar ist. Wer Bitcoin kritisieren will, muss das auf Basis von Fakten tun — Energieverbrauch, Preisvolatilität, Regulierung, gesellschaftliche Folgen. Diese Kritikpunkte sind real, aber sie werden im Artikel nicht behandelt. Stattdessen werden falsche Vorstellungen aufgebaut und dann widerlegt.

    Damit verspielt der Text jede Glaubwürdigkeit. Er informiert nicht, sondern verwirrt. Wer den Artikel liest, versteht Bitcoin hinterher schlechter als vorher. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Geldsystemen und neuen Technologien erfordert klare Definitionen, präzise Darstellung der Fakten und nachvollziehbare Argumente. Der Artikel auf kritlit.de leistet das nicht.

  12. @Rob Kenius: Mir geht es in dieser Diskussion nicht darum, Bitcoin zu verteidigen oder als perfekte Lösung darzustellen, sondern um die grundlegende Qualität Ihrer Analyse. Wer öffentlich Artikel über das Geldsystem schreibt, muss die gleiche methodische Präzision anlegen, die man auch in der Physik erwarten würde. Genau diese fehlt hier. Der Text enthält eine Reihe von Fehlern, ungenauen Begriffen und falschen Analogien, die den Leser in die Irre führen. Ich respektiere Ihre Arbeit, aber Ihre Darstellung wirkt an vielen Stellen oberflächlich und technisch ungenau. Für jeden, der sich intensiver mit Bitcoin, Kryptografie und Geldarchitektur beschäftigt hat, fällt das sofort auf.

    Sie bezeichnen Bitcoin wiederholt als „Spielgeld“, begründen das mit fehlendem „festem Wert“ und mangelnder „allseitiger Akzeptanz“. Beides ist sachlich nicht haltbar. Kein existierendes Geldsystem hat einen „festen Wert“ – weder der Euro noch der Dollar noch Gold. Alle Geldformen sind vom Vertrauen der Nutzer und der Marktlage abhängig. Der Preis von Bitcoin bildet sich wie bei Gold oder anderen knappen Gütern über Angebot und Nachfrage. Das macht ihn nicht zu Spielgeld, sondern ordnet ihn in dieselbe ökonomische Logik ein, die auch für jede Fiat-Währung gilt. Ihr Vergleich mit Briefmarken oder Kunstwerken ist methodisch falsch, weil Bitcoin im Gegensatz dazu fungibel, hoch teilbar, global handelbar und deterministisch in seiner Geldmengenentwicklung ist. Die Volatilität des Preises ist ein legitimer Kritikpunkt – aber sie disqualifiziert Bitcoin nicht als Geld.

    Ihre Forderung nach „allseitiger Akzeptanz“ ist ebenfalls ein Problem. Es gibt kein universell akzeptiertes Geld. Der Dollar ist in Europa kein gesetzliches Zahlungsmittel, Gold kann man im Supermarkt nicht einsetzen, und selbst der Euro musste politisch durchgesetzt werden. Akzeptanz ist graduell, nicht binär. Bitcoin hat aktuell keine globale Akzeptanz, aber in vielen Märkten, Branchen und Staaten wird er genutzt und wächst in seiner Reichweite – ähnlich, wie der Euro sich erst durchsetzen musste. Zu behaupten, Bitcoin fehle „allseitige Akzeptanz“ und ihn deshalb pauschal auszuschließen, ist ökonomisch nicht tragfähig.

    Ihre Darstellung des Mining-Prozesses ist ebenfalls irreführend. Die Bitcoin-Emission erfolgt nicht „per Zufall“. Der Geldmengenpfad ist deterministisch programmiert: Maximal 21 Millionen Einheiten, alle vier Jahre eine Halbierung der Belohnung, seit 2009 unverändert. Zufall spielt lediglich eine Rolle bei der Zuteilung der nächsten Blockbelohnung an Miner, nicht bei der Gesamtgeldmenge. Das ist ein fundamentaler Unterschied, den Ihre Analyse übergeht.

    Genauso falsch ist die Aussage, die Blockchain werde „nicht akzeptiert, weil Zahlungen nicht objektiv verfolgbar oder nachweisbar sind“. Das Gegenteil ist der Fall: Die Bitcoin-Blockchain ist eines der transparentesten Systeme, das je entwickelt wurde. Jede einzelne Transaktion ist für jeden öffentlich einsehbar und kann unabhängig überprüft werden. Was Sie hier verwechseln, sind zwei Ebenen: technische Nachweisbarkeit versus rechtliche Identitätsdurchsetzung. Für Streitfälle über Eigentum und Verträge brauchen wir Gerichte und staatliche Strukturen, ja – aber das hat nichts mit der Verifizierbarkeit von Bitcoin-Transaktionen selbst zu tun. Diese sind eindeutig, überprüfbar und unveränderlich.

    Sie behaupten außerdem, Bitcoin funktioniere nur „in einer Community der Wohlwollenden“. Genau das Gegenteil ist richtig: Bitcoin ist gerade dafür entworfen worden, ohne Vertrauen auszukommen. Es funktioniert auch zwischen misstrauischen, konkurrierenden oder anonymen Parteien, weil die Regeln kryptografisch durchgesetzt werden, nicht durch das Wohlwollen der Teilnehmer. Das ist einer der Kernunterschiede zu traditionellen Systemen und einer der Gründe, warum Bitcoin technisch so besonders ist.

    Darüber hinaus werfen Sie Bitcoin mit „anderen Kryptowährungen“ in einen Topf. Das ist analytisch unsauber. Bitcoin ist in seiner Architektur einzigartig: keine zentrale Emittenteninstanz, kein Pre-Mining, ein streng begrenzter Emissionspfad, vollständig verteilte Konsensfindung. Viele andere Krypto-Projekte – ob Ethereum, Ripple oder hunderte Token – haben völlig andere Sicherheitsmodelle, Governance-Strukturen und ökonomische Anreize. Wer Bitcoin und „Krypto“ pauschal gleichsetzt, macht die Unterschiede unsichtbar und verliert den Blick auf die eigentlichen Besonderheiten.

    Schließlich bezeichnen Sie Bitcoin als „Spekulationsobjekt“ und verweisen auf Kursanstiege an der Börse. Das ist nur die halbe Wahrheit: Ja, Bitcoin wird gehandelt und spekuliert, aber das tun wir mit allen knappen Assets – Öl, Gold, Immobilien, sogar CO₂-Zertifikate. Börsenhandel ist kein Beweis für mangelnde Substanz, sondern für Liquidität und Marktrelevanz.

    Zusammengefasst: Ihr Text vermischt Begriffe, setzt falsche Maßstäbe, enthält technische Fehler und ignoriert zentrale Unterscheidungen. Das Ergebnis ist keine nüchterne Analyse, sondern eine stark vereinfachte Darstellung, die wichtige Fakten falsch vermittelt. Wer Bitcoin kritisieren möchte, kann das fundiert tun – es gibt genügend valide Kritikpunkte, angefangen bei Energieverbrauch, regulatorischen Risiken oder Preisvolatilität. Aber das setzt voraus, dass man die technischen und ökonomischen Grundlagen korrekt darstellt.

    Als Physiker kennen Sie den Unterschied zwischen Hypothese und Beweis. Genau diese methodische Strenge fehlt in Ihrer Argumentation. Solange Sie grundlegende Fakten zum Funktionsprinzip, zur Geldmengenentwicklung und zur Transparenz falsch darstellen, wirkt die Analyse auf Leser, die mit der Materie vertraut sind, nicht wie eine fundierte Auseinandersetzung, sondern wie Schlampigkeit. Das untergräbt Ihre Glaubwürdigkeit – und schade wäre es, wenn die eigentliche Debatte über Geldarchitektur und Alternativen daran scheitert.

    1. Sie wissen über Bitcoin besser Bescheid als ich. Es gibt auch Astrologen, welche mehr über die Sterne wissen als Physiker. Wenn sie Recht hätten, dann frage ich: Die Brics-Staaten suchen nach einem gemeinsamen Zahlungssystem, das unabhängig vom US-Dollar ist. Warum wird Bitcoin nicht in Erwägung gezogen? Weil es für diesen Zweck ungeeignet ist.

      Es gibt eine Alternative zum bestehenden Finanzsystem, es ist das, was ich Degressive Währung nenne, früher Schwundgeld, von dem Erfinder Silvio Gesell Freigeld genannt. Darüber habe ich mehrfach geschrieben, hier ein Link:
      https://kritlit.de/tdt/klar.htm#ddm

      Das ist das Geld der Demokratie, für jeden verständlich, mit Digitaltechnik leicht realisierbar, nicht kryptisch, nicht exklusiv und parallel zu einer bestehenden Festwährung anwendbar und bereits erprobt. Das Wunder von Wörgl.
      Das habe ich schon als Podcast erklärt, mit anschließendem Transcript. https://kritlit.de/ton/9min.htm#wundergeld

      1. Das Schwundgeld entwertet doch nur das Geld selbst über Zeit.

        Geldanlage, z.B. in Form von Aktien oder Besitztümer (insbesondere auch Grundbesitz, Firmenbesitz, Gebäude etc.), wird aber dadurch nicht mit der Zeit entwertet. Es sorgt also allenfalls dafür, dass die
        Schulden (notiert in einer Währung) und die Geldguthaben (in der Währung des Schwundgelds) auf die Dauer weniger werden. An der Konzentration des Besitzes ändert dieses aber nicht unbedingt etwas.

        Eine Geldentwertung findet ansonsten auch durch Inflation statt – nur hier ist ja das allseits gewünschte (und verkündete) Ziel eine möglichst geringe Inflationsrate zu haben – wodurch die Schulden eigentlich auch – aus einer gewissen Sicht – weniger werden würden.

        Und auch beim Schwundgeld sehe ich nicht, was dagegen spricht, dass bei der Kreditvergabe vom Kreditgeber verlangt werden kann, dass nun später ein höherer Betrag des Schwundgelds zurückgezahlt werden muss (bzw. der Zinssatz nun nicht über dem Prozentsatz der Entwertung des Schwundgelds liegen kann/darf).

      2. @Rob Kenius:
        Der Vergleich mit „Astrologen“ ist ein klassisches Ad-hominem-Argument und kein Beitrag zur Sache. Sie unterstellen damit, dass mein Wissen über Bitcoin dem Aberglauben entspricht und stellen mich rhetorisch als „Gläubigen“ dar, statt auf meine inhaltlichen Punkte einzugehen. Genau diese Herangehensweise verhindert eine ernsthafte Diskussion.

        Zu BRICS: Dass die BRICS-Staaten Bitcoin nicht wählen, beweist nichts über die technische Eignung, sondern zeigt lediglich, dass Staaten keine Souveränität abgeben wollen. Bitcoin ist neutral – niemand kann es kontrollieren, niemand kann die Regeln ändern, niemand kann bevorzugt profitieren. Genau das macht es für geopolitische Machtblöcke unattraktiv, weil sie eigene Systeme bevorzugen, die sie vollständig steuern können. Dass BRICS Bitcoin nicht nutzt, ist also kein Gegenargument, sondern eine Bestätigung seiner Unabhängigkeit.

        Zu Ihrer „degessiven Währung“: Das Modell von Gesell ist nicht vergleichbar mit Bitcoin, weil es zentral durchgesetzt werden muss, während Bitcoin dezentral, transparent und global funktioniert. Schwundgeld erfordert Vertrauen in eine Institution, die Regeln vorgibt und anpasst. Bitcoin entfernt diese Vertrauensebene vollständig. Außerdem existiert Bitcoin seit über 15 Jahren global, mit täglich Milliarden an Transaktionsvolumen – Ihr Modell bleibt dagegen rein theoretisch oder auf lokale Experimente wie Wörgl beschränkt.

        Kurz gesagt:

        Ihr „Astrologen“-Vergleich ist ein Angriff auf die Person, kein Argument.

        BRICS wählt Bitcoin nicht, weil Bitcoin zu neutral ist, nicht weil es untauglich wäre.

        Schwundgeld löst keines der strukturellen Probleme, die Bitcoin adressiert – Inflation, asymmetrische Regeln, Eigentumssicherheit.

        Wenn wir über Alternativen zum bestehenden Geldsystem sprechen wollen, sollten wir über Fakten, Konzepte und technische Mechanismen reden – nicht über persönliche Herabsetzungen.

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