Kriegsmüdigkeit, ja Aufwallungen von Antimilitarismus haben einst die BRD-Nachkriegsliteratur ausgezeichnet. Ist das heute noch vertretbar?
Böll & Borchert avancierten in der Nachkriegszeit zu modernen Klassikern des Schulunterrichts: Bekenntnisse zur deutschen Kriegsschuld und ein herzhaftes „Nie wieder!“ waren angesagt und Erkenntnisse hermetischer Lyrik à la „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, die keinem christ- oder freidemokratischen Aufrüstungspolitiker zu nahe traten, wurden vom Deutschlehrer in ihrer Tiefendimension ausgelotet. Tja, those were the days. Heutzutage steht geistige Aufrüstung – nicht nur, aber natürlich auch und besonders – im Klassenzimmer an, damit der Nachwuchs vorm „Lumpenpazifismus“ geschützt und auf „Kriegstüchtigkeit“ geeicht wird.
Der arme Böll dürfte sich im Grabe herumdrehen, wenn er mitbekäme, wie die nach ihm benannte Stiftung heute die „Rückkehr traditioneller Sicherheitspolitik“ feiert, also wieder bei Adenauers „Politik der Stärke“ gelandet ist. Im Grunde ist es aber nur konsequent. Dass die grüne Partei sich eine parteinahe Heinrich-Böll-Stiftung zulegte, zeigte schon früh ihren Willen, bei der „Machtpolitik – im Innern und Äußeren“ mitzumischen und sich dazu ein passendes Stiftungs-Instrument zu beschaffen. Und Ralf Fücks, ehemals Vorstands-Mitglied der Stiftung, kümmerte sich schon vor den aktuellen Eskalationen darum, dass „Adenauers Geist im Dunstkreis der Grünen“ seine neue Heimat fand und der Kampf gegen den gottlosen Bolschewismus ins moderne Gewand einer antirussisch und antitotalitär orientierten Kriegsvorbereitung gekleidet wurde.
Zum Vormarsch des grünen Bellizismus unterm Ticket der liberalen Moderne hieß es 2021 bei Telepolis: „Man fühlt sich also wieder in die finsteren Zeiten des Kalten Krieges versetzt durch die Diagnose, dass linke und rechte Radikale ‚gemeinsam agieren‘, um unsere Demokratie zu zerstören – wobei Fücks noch einen Schritt weiter geht als der CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer und nicht nur radikale, sondern schon ‚populistische‘ Positionen der Linken, woraus immer sie bestehen mögen, dem Faschismus zuordnet.“
Ausnahme: Arno Schmidt
Der konsequenteste literarische Gegner des Adenauer-Staates – und mit seiner Schärfe im Grunde stets ein Ausnahmefall – war Arno Schmidt: von der Zensur bedroht, von der Justiz verfolgt und von Verlegern gemieden. Und erfreulicher Weise hält ihm die Arno-Schmidt-Stiftung in den heutigen Zeiten von Kriegstreiberei und Russenhetze die Treue. Die Stiftungs-Geschäftsführerin Susanne Fischer hat mit der Mitarbeiterin Michaela Nowotnick Ende 2024 bei Suhrkamp das Lesebuch „Es ist also Krieg irgendwo“ herausgegeben.
„Nichts hat Arno Schmidt so empört wie die Wiederaufrüstung in der jungen Bundesrepublik und die Gleichgültigkeit seiner Zeitgenossen gegenüber den Kriegen in der Welt“, schreiben die Herausgeberinnen zur Ankündigung der Auswahl, in der u.a. wieder der klassische Antikriegstext „Leviathan“ abgedruckt ist. Sie kritisieren – ganz zu Recht – die Verdrängungsleistungen der sonstigen bundesdeutschen Nachkriegsliteratur und resümieren: „Schmidts dystopische Romane hingegen erzählen vom Leben nach den vernichtenden Atomschlägen eines Dritten Weltkriegs: Mutanten auf der Erde, letzte Menschenkolonien auf dem Mond.“
In der Tat, Schmidts Schilderungen vom Schrecken des Zweiten und des – phantastisch vorweggenommenen – Dritten Weltkriegs gehören zum Beeindruckendsten, was die (west-)deutsche Literatur im 20. Jahrhundert zustande gebracht hat, verschönert übrigens durch einen beißenden Witz, der, vor allem im Spätwerk, noch jeder Formulierung eine verdrehte Pointe abzupressen versucht. Schmidt fand den Adenauer-Staat zum Kotzen, sah hier keinen großartigen Bruch mit dem Nazi-Regime und erträumte sich eine Außenseiterexistenz (die er dann später mit seinem Rückzug in die Lüneburger Heide realisierte, wo er sich in monströse Literaturbasteleien à la „Zettel‘s Traum“ verzettelte).
Aber in den 50er und 60er Jahren schrieb er für Konkret, polemisierte gegen Gott und die Welt und war einer der wenigen im deutschen Literaturbetrieb, die aufregende Dinge übers Thema Sex zu sagen wussten. Dabei war er eigentlich ein feinfühliger Mensch. Peter Köhler hat über ihn (und das neue Lesebuch) das Entscheidende in der Jungen Welt mitgeteilt: „Bei Arno Schmidt bewirkte das Grauen, das muss als eine Ironie der Weltgeschichte vermerkt werden, Gutes: Ihn, der zuvor epigonal vor sich hingeschrieben hatte, machte das Erlebnis des Zweiten Weltkriegs, an dem der 1914 Geborene als Soldat hatte teilnehmen müssen, zum erstrangigen Schriftsteller, es verwandelte einen versponnenen Dichterling schockartig in ein Genie.“
Rückkehr der Zensur?
Neuerdings ist von der Wiederkehr eines Zensurregimes die Rede. Die Sache selber, die staatliche Aufsicht übers Äußern von Meinungen oder Gestalten von Werken, ist aber nichts Neues, sie gehört zur Installierung der betreffenden Freiheiten dazu. Renate Dillmann hat in ihrer medienkritischen Studie „Medien.Macht.Meinung“ dargelegt, welche Wandlungen sich hier im Einzelnen vollziehen und was heute an der Tagesordnung ist, wo die öffentliche „Einsortierung und damit Einstimmung der Leute auf die jeweils angesagten Feinde“ eine eindeutige Vorgabe für die „freie“ Meinungsäußerung macht, nämlich den Blick nach Osten richtet. Wer bei dieser Feindbildpflege nicht mitgeht – siehe den Fall Guérot –, wird schnell zur persona non grata. Und Stefan Ripplinger hat in seinem materialreichen Essay „Kunst im Krieg“ die aktuelle bundesdeutsche „Kulturpolitik als Militarisierung“ kenntlich gemacht.
Hannah Broecker und Dennis Kaltwasser haben jüngst bei Overton ihre neue Studie über die „öffentliche Sphäre in der Krise“ vorgestellt. Ein „Diskurs für Zensur “ mache sich hierzulande breit, so die Stoßrichtung ihrer Kritik, eine „Inversion demokratischer Normen“ finde statt. In dem Sammelband vertritt dann der Eröffnungsbeitrag gleich die gewagte These, in der sozialliberalen Ära habe, angestoßen durch die US-Vormacht, eine autoritäre Formierung der offenen Gesellschaft Marke BRD begonnen und mittlerweile, vor allem nach dem Wegfall des Ostblocks, in einen „postmodernen“ Staatskapitalismus geführt: „Mit dem Coronaregime trat die real existierende Postmoderne in die zweite, totalitäre Phase.“
Da steht aber nun alles auf dem Kopf. Diese Niedergangsvision verpasst Entscheidendes. Dass „Staatstreue Medien contra Dissidenz“ – auch im so genannten freien Westen und auch im liberalen Milieu nach 68 – agierten, hat Overton etwa am Zeitgeist der zu Ende gehenden Adenauerära dargelegt. Und das heutige ‚Zensurregime‘ der BRD ist keine Erfindung einer neuen Cancel Culture oder Political Correctness, sondern war der westdeutschen Republik von Anfang an als Prinzip inkorporiert (wer damals „BRD“ oder „DDR“ sagte, fiel z.B. gleich aus dem Rahmen). Der Fall Arno Schmidt ist dafür ein schlagendes Beispiel.
Freiheit der Kunst, der Presse, des Meinens …
Für die Massenunterhaltung ist Zensur eine Selbstverständlichkeit – in klassischer Form wurde das etwa unter dem Titel Jugend(medien)schutz am Film und den Comics, später an den Musikvideos durchexerziert. Für gehobene Kunst und Literatur gelten dabei etwas andere Regeln – gemäß der Zensur-Tradition seit den Karlsbader Beschlüssen (1819), die die Massenware ins Auge fassten und nicht die Angebote fürs gebildete Publikum.
Als der junge Marx in den 1840er Jahren seinen Job als Redakteur bei der Rheinischen Zeitung antrat, galt übrigens seine erste Beschäftigung der preußischen Zensurinstruktion. Seine Artikel, die er unter dem Pseudonym „Von einem Rheinländer“ verfasste, griffen den „Scheinliberalismus“ der neuen Richtlinien an, mit denen sich der preußische Staat auf gewisse Modernisierungsbedürfnisse bezog und z.B. erklärte, die reformierte Zensur solle „keine ernsthafte und bescheidene Untersuchung der Wahrheit hindern“. Man wollte also, ähnlich wie heute, wo (halb-)staatliche Agenturen Fake News in der Gegenöffentlichkeit aufspüren, der Wahrheitsfindung dienen – eine Pose, für die Marx nur beißenden Spott übrig hatte.
Was die Kunst betrifft, ist in der gehobenen Sphäre ein gewisses Über-die-Stränge-Schlagen erlaubt, wird unter Umständen sogar von der Politik oder von Geheimdiensten unterstützt, wie die legendären Einsätze des CIA für die künstlerische Freiheit (siehe den „Kongress für kulturelle Freiheit“ etc.) dokumentieren. Der Kunstvorbehalt, der bei Zensurmaßnahmen in der Abteilung Erotik gilt und einiges durchgehen lässt, bedeutet dabei keinen Freibrief für Außenseitertum. Das belegen etwa die jahrelangen Prozesse um „Ulysses“, „Lolita“ oder „Naked Lunch“. Die Kunstsphäre wird eben nicht einfach dem Konsum überlassen, sie ist vielmehr Gegenstand der Kulturpolitik, wird betreut und gesteuert, im Innern wie auswärts.
Die Freiheiten, die sie hat, gelten nur bedingt. Der Fall Arno Schmidt ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Bedingungen in der Nachkriegszeit der BRD aussahen – im Grunde, um es vorwegzunehmen, ähnlich wie in der heutigen Vorkriegszeit, wo nur das Thema Sex eine andere Rolle spielt. Was sich etwa im Zuge der 1960er Jahre – nach Günter Grass‘ „Blechtrommel“ oder Ingmar Bergmanns „Schweigen“ – durchsetzte, war vorher im Adenauer-Staat ein absolutes Tabu. Schmidt, der heute seinen unbestrittenen Platz im Kanon der deutschen Literaturgeschichte hat, war damals ein höchst umstrittener Autor, der bei seinen Büchern vielfach Kürzungen aus politischen und moralischen Gründen hinnehmen musste.
Im Jahr 1955, nach der Veröffentlichung seines Kurzromans „Seelandschaft mit Pocahontas“ – heute ein anerkanntes Stück Weltliteratur –, drohte ihm eine Verurteilung wegen der Verbreitung unzüchtiger Schriften (und zudem wegen Gotteslästerung). Das Verfahren, das anderthalb Jahre anhängig war und schließlich nach allerlei Winkelzügen von Verlag und Autor eingestellt wurde, hätte bei negativem Ausgang den wagemutigen Schriftsteller finanziell und publizistisch ruiniert. Aber auch so waren die Auswirkungen gravierend: Als die Justizaffäre bekannt wurde, fand Schmidt lange Zeit keinen Verleger. Er sah sich als verfolgter Autor, ging zeitgenössischen Themen aus dem Weg und spielte auch einige Zeit mit dem Gedanken, in die DDR auszuwandern. Das ließ er dann aber bleiben, da er als „Formalist“ drüben keine Chance gehabt hätte. (Sondiert hat er die Möglichkeit aber schon, auch mit dem Gedanken gespielt, die Literatur ganz dranzugeben.)
Jan Philipp Reemtsma hat zusammen mit Georg Eyring 1988 die Dokumentation „In Sachen Arno Schmidt/Prozesse 1 und 2“ vorgelegt, die über die Details Auskunft gibt. Der Tatbestand der Pornographie bzw. Unzucht wurde in der Anklageschrift des Trierer Oberstaatsanwalts übrigens mit ganzen sechs Textstellen belegt. Ein Beispiel für die – von heute aus gesehen – lachhaften Vorwürfe sei hier genannt. Der Staatsanwalt zitiert: „Zwei Bauchfreundinnen stöckelten vom Tanz nach Hause und trällerten schwipsig die Schlager.“ Zur Erläuterung für heutige Leser:innen muss man vielleicht ergänzen, dass die Justiz bei den Bauch- statt Busenfreundinnen eine lesbische Bedeutung mitschwingen sah, dass also, wie es in der Anklageschrift hieß, „der Verfasser bestrebt war, auf den Leser einen sexuellen Reiz auszuüben“.
Politische Kontrolle
Heute, wo die Schlachten geschlagen sind, wirkt das natürlich grotesk. Nachvollziehen kann man dagegen die offen politische Zensur, die sich Schmidt etwa bei seinem Roman „Das steinerne Herz“ gefallen lassen musste. Zahlreiche polemische Bemerkungen gegen den Geist der Remilitarisierung wurden aus dem Text entfernt, der sonst nicht hätte erscheinen können. Heute liefert die „Bargfelder Ausgabe“, die die Arno-Schmidt-Stiftung verantwortet, die betreffenden Informationen nach. Zu dem Roman, der nach langer Verzögerung 1956 im Stahlberg-Verlag erschien, verfertigte Schmidt in seinem Handexemplar einen Vorspruch: „Das Originalmanuskript hat durch den Verleger eine weitgehende politische Entschärfung erfahren, von der einseitig die Bundesrepublik profitiert hat. – Bei einer späteren Auflage also zu berücksichtigen…“, was leider unterblieb.
Solche Vorgänge gingen natürlich nicht auf einzelne übereifrige Staatsanwälte oder ängstliche Verlagsleiter zurück. Es gab im Adenauer-Staat, wie die Politikwissenschaftlerin Gudrun Hentges in ihrer aufwändigen Studie „Staat und politische Bildung“ (2013) dokumentiert hat, sehr weit gehende Pläne, eine zentrale Steuerung des öffentlichen Lebens vorzunehmen. So sollte auch das literarische und kulturelle Leben, das der CIA mit seinem „Kongress für kulturelle Freiheit“ bereits im Visier hatte, stärker politisch kontrolliert werden. Es gab z.B. die Idee, über die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein „literarisches Standardwerk ‚bekannter und populärer antikommunistischer Schriftsteller‘“ zu lancieren. Das Projekt wurde vom Bundesinnenministerium (BMI), der vorgesetzten Behörde der Bundeszentrale, forciert und fügte sich in eine breite publizistische Offensive ein.
Auf diese Weise sollte eine kulturelle Hegemonie, die den Einfluss linker Schriftsteller zurückdrängt – genannt wurden in dem BMI-Papier Alfred Andersch, Arno Schmidt oder die Gruppe 47 –, mit Hilfe der Bundeszentrale durchgesetzt werden. Die Idee wurde nicht realisiert, was aber nicht an der Zurückhaltung der Akteure lag, sondern an Kompetenzstreitigkeiten, die sich die verschiedenen Behörden und Ausschüsse bei der Ausarbeitung ihres antikommunistischen „Generalstabsplans“, so die interne Terminologie, leisteten. „Die modernen Formen der Massenbeeinflussung und ‚Handreichungen‘ für die journalistische Arbeit gehörten … von Beginn an zum Aufgabenbereich der bpb“, resümiert Dillmann in ihrer aktuellen Studie.
Tja, Künstlerlos
Schmidt hat es in einem seiner dystopischen Romane, der „Gelehrtenrepublik“ von 1957, auf den Punkt gebracht. Er liefert dort die Zukunftsvision einer Welt, in der Europa und sonstige Weltteile von einem Atomkrieg zerstört wurden und jetzt Russen & Amerikaner (neben sich langsam bemerkbar machenden Chinesen) einen neuen Kalten Krieg aufziehen – notdürftig reguliert von einem „Interworld“-Ausschuss. In dieser Welt ist das humanitäre Kriegsrecht weit fortgeschritten, es verhindert zwar keine atomare Massenvernichtung, aber die alte Idee eines wirksamen Schutzes der Kulturgüter im Krieg wurde realisiert.
Eine Schnapsidee, wie sich im Laufe des Romans herausstellt. Der gewiefte US-amerikanische Erzähler, eine Art investigativer Journalist, darf das Reservat der Künstler, die besagte Gelehrtenrepublik, besuchen, die sich auf einer künstlichen Insel „in den Rossbreiten“ befindet und vor den Auf- und Nachrüstungsbemühungen der atomar zwar schwer angeschlagenen, aber immer noch kriegslüsternen Weltmächte geschützt werden soll. Was er dort erlebt, spottet jeder Beschreibung. Ein leitender US-Funktionär, leutseliger Literatur- und Kunstfreund, führt ihn auf der nach Ost und West streng geteilten Insel herum (wie Virgil seinerzeit Dante im Inferno) – und auch etwas in die Irre. Bis der clevere Journalist genervt ausruft: „Mr. Inglefield: Wer sind Sie?!“ Die Antwort kommt prompt und ohne Scheu: der Leiter der literarischen CIA-Abteilung Anno Domini 2008.
Und? Kennt den überhaupt noch einer…? Schönes Photo übrigens.
Ja…wenn man ein bisschen belesen ist auch kein Geheimtip
ja ich.- wirklich schönes Porträt
Kommentar zur Baerbockschen Shoa.
Warum sich niemand für die Baerbocksche Shoa interessiert ist klar.
Alle regen sich über Menschenrechtsverletzungen von Juden in Judistan und im Ausland also z.B. Palästina auf.
Wie es in Deutschland zu Hitlers Zeiten war ist aus Äusserungen von damals Lebenden bekannt.
Es war nicht alles schlecht unter Hitler.
Die Autobahn wurde gebaut.
Das Gegenteil muss man von den Juden sagen.
Alles ist schlecht unter der Juden-Besatzung.
Strassen werden kaputt gemacht.
Und Frauen und Kinder werden umgebracht und Land wird geklaut und Friedensprozess gibt es nicht und Menschenrechte gibt es nicht.
Wenig Dankbarkeit zeigen Juden an dem was Sie bekommen haben. Dankbarkeit gegenüber allen anderen Ländern und Dankbarkeit dass Sie aus den Ländern aus denen sie gekommen sind ausreisen durften.
Waffen und Geld sind ausreichend.
Die Waffen die Juden bekommen stammen zu 70% aus den USA und zu 30% aus Deutschland.
Wenn Juden in deren Land und in den Ländern in denen noch Juden wohnen kein schlechtes Gewissen haben wegen ihrer eigenen Mentalität scheint das kein Problem zu sein.
Schliesslich hat ein Land nur Kultur wenn die Menschenrechte von anderen Ländern respektiert werden.
Warum sollte dann ein Deutscher ein schlechtes Gewissen haben? Weil der eigene Opa nichts wusste?
In die USA fährt eh keiner um Urlaub zu machen.
Ausser keine Deutschen Autos kaufen können andere Länder nichts machen.
Wen sollte das schon stören?
So sehen wir uns einer Situation gegenüber, dass manche gleicher sind als andere obwohl angeblich alle gleich sind.
In Deutschland wird versucht den jüdischen Ausländer als Deutsch zu verkaufen. Obwohl der ein eigenes Land bekommen hat damit er dort seine Kultur auslebt. Juden in Judistan meinen sie sind nicht bloss Juden.
Palästina? Gibt es laut Bundesrepublik Deutschland angeblich nicht.
146 Länder auf diesem Planeten sind anderer Meinung.
Und deswegen interessiert die Baerbocksche Shoa niemanden.
Es war nicht alles gut unter Hitler, z.B. die Autobahnen.
Mehr kann man wohl kaum schreiben zu diesem antisemitischen Rundumschlag.
Ihre Autobahn ist die Verallgemeinerung und Verallgemeinerungen führen in Spaltung und Totalitarismus. am Schönsten ist es doch, wenn ich die Autobahn verlasse und wieder etwas frische Luft in die Birne blasen kann, damit der Apparat differenzieren lernt.
junge, junge, es geht in Israel Konflikt gar nicht um Juden und Palästinenser, es geht um einen zionistischen Faschismus der das Großisrael anstrebt und um die Palästinenser zu vernichten ( wie es die Amis mit den Indianern gemacht haben).. nun ja, kümmert sich außer einer idealistischen völkerrechtsfreundlichen Minderheit niemand… und wenn man an die am Öl sitzenden arabischen “Freunden” sieht, gleichgültigkeit herrsch vor…
wir täten gut daran, die Worte von Moshe Dayan, einem der Gründerväter Israels, zu berücksichtigen, der 1956 sagte:
„Welchen Grund haben wir, uns über ihren heftigen Hass uns gegenüber zu beschweren? Seit acht Jahren sitzen sie in ihren Flüchtlingslagern in Gaza, und vor ihren Augen verwandeln wir das Land und die Dörfer, in denen sie und ihre Vorfahren gelebt haben, in unser Zuhause.“ … Wir sind eine Generation von Siedlern, und ohne Stahlhelm und Gewehrlauf werden wir nicht in der Lage sein, einen Baum zu pflanzen oder ein Haus zu bauen. … Lasst uns nicht Angst haben vor dem Hass, der das Leben von Hunderttausenden Arabern begleitet und verzehrt, die überall um uns herum sitzen und auf den Moment warten, in dem ihre Hände unser Blut erreichen können.“
tja, ein Land das auf Blut gegeründet ist….
ha ha ha — sehr schön. ich glaube, arno schmidt hat sich damals mit seinen rundfunktexten durchgeschlagen, die dann später in buchform zu bestsellern wurden. seine lese=empfehlungen bezogen sich auf literarische werke deutscher sprache aus längst vergangener zeit. für manche dieser werke musste man dann schon DM 1.200 bezahlen für ein antiquarisches exemplar, oder auch für eine photokopierte version. es wäre schön gewesen, wenn es so eine sammlung “im kartong” — “die arno schmidt sammlung” oder “schmidts kanon” — zu einem bezahlbaren preis für jugendliche leser zu haben gegeben hätte. oder immer noch irgendwann mal geben würde
Die ‘Haidnischen Alterthümer‘, gab’s bei zweitausendeins. Und zumindest teilweise später auch als preiswerte Taschenbuchausgabe.
merci. ja die haidnischen alterthümer sind mir damals entgangen, globale distanz und kein internet. aber ich sehe hier eine rezension von einem herrn SCHAUDER — weil nomen gleich omen — der das ganze projekt eben mal schnell so nebenbei in den orkus tunkt. dann schon lieber MRRs “kanon” wie gehabt
Karlheinz Schauder: Arno Schmidt gewidmet: Aus der Rumpelkammer der Weltliteratur – Eine neue Buchreihe: „Haidnische Alterthümer“. In: Hannoversche Allgemeine vom 2. Juni 1979.
Gut, daß J. Schillo an dieses wichtige publ. Engagement des Außenseiter Arno Schmidt erinnert und dies unabhängig von der hanseatischen Pfeffersäckestiftung.
„Wiederkehrglaube ist die Grundlage des Wehrwillens“ – diesen sehr richtigen Satz fand man mal als Kommentar im Nick Knatterton. Er scheint verschwunden….
Schmidt, Arno hat die teutsche Sprache beReichert.
»… Vorspruch: „Das Originalmanuskript hat durch den Verleger eine weitgehende politische Entschärfung erfahren, von der einseitig die Bundesrepublik profitiert hat. – Bei einer späteren Auflage also zu berücksichtigen…“, was leider unterblieb.«
Das unterblieb durchaus nicht: im Rahmen der Werkausgabe erschien der Roman in der Fassung, in der AS ihn haben wollte. Alle Fassungen, die derzeit im Handel sind bieten, soweit ich sehe, den originalen Text. Die „kastrierte“ (AS) Version gibt’s nur noch antiquarisch.
Weitere Beispiele für lesenswerte Fremdmaterialien, deren es viele gibt:
https://www.gedichte7.de/phantasus.html
Arno Holz:
Zitat:
Ich bin der reichste Mann der Welt!
Meine silbernen Yachten
schwimmen auf allen Meeren.
Goldne Villen glitzern durch meine Wälder in Japan,
in himmelhohen Alpenseeen spiegeln sich meine Schlösser,
auf tausend Inseln hängen meine purpurnen Gärten.
Ich beachte sie kaum.
An ihren aus Bronze gewundenen Schlangengittern
geh ich vorbei,
über meine Diamantgruben
lass ich die Lämmer grasen.
Die Sonne scheint,
ein Vogel singt,
ich bücke mich
und pflücke eine kleine Wiesenblume.
Und plötzlich weiss ich: ich bin der ärmste Bettler!
Ein Nichts ist meine ganze Herrlichkeit
vor diesem Tautropfen,
der in der Sonne funkelt.
: Zitat Ende
https://www.projekt-gutenberg.org/borchert/andiedie/chap016.html
Wolfgang Borchert:
Zitat:
Nachts schlafen die Ratten doch
Das hohle Fenster in der vereinsamten Mauer gähnte blaurot voll früher Abendsonne. Staubgewölke flimmerte zwischen den steilgereckten Schornsteinresten. Die Schuttwüste döste.
Er hatte die Augen zu. Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, daß jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise. Jetzt haben sie mich! dachte er. Aber als er ein bißchen blinzelte, sah er nur zwei etwas ärmlich behoste Beine. Die standen ziemlich krumm vor ihm, daß er zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Er riskierte ein kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte einen älteren Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas Erde an den Fingerspitzen.
Du schläfst hier wohl, was? fragte der Mann und sah von oben auf das Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des Mannes hindurch in die Sonne und sagte: Nein, ich schlafe nicht. Ich muß hier aufpassen. Der Mann nickte: So, dafür hast du wohl den großen Stock da?
Ja, antwortete Jürgen mutig und hielt den Stock fest.
Worauf paßt du denn auf?
Das kann ich nicht sagen. Er hielt die Hände fest um den Stock.
Wohl auf Geld, was? Der Mann setzte den Korb ab und wischte das Messer an seinem Hosenboden hin und her.
Nein, auf Geld überhaupt nicht, sagte Jürgen verächtlich. Auf ganz etwas anderes.
Na, was denn?
Ich kann es nicht sagen. Was anderes eben.
Na, denn nicht. Dann sage ich dir natürlich auch nicht, was ich hier im Korb habe. Der Mann stieß mit dem Fuß an den Korb und klappte das Messer zu.
Pah, kann mir denken, was in dem Korb ist, meinte Jürgen geringschätzig, Kaninchenfutter.
Donnerwetter, ja! sagte der Mann verwundert, bist ja ein fixer Kerl. Wie alt bist du denn?
Neun.
Oha, denk mal an, neun also. Dann weißt du ja auch, wieviel drei mal neun sind, wie?
Klar, sagte Jürgen und um Zeit zu gewinnen, sagte er noch: Das ist ja ganz leicht. Und er sah durch die Beine des Mannes hindurch. Dreimal neun, nicht? fragte er noch mal, siebenundzwanzig. Das wußte ich gleich.
Stimmt, sagte der Mann, genau soviel Kaninchen habe ich.
Jürgen machte einen runden Mund: Siebenundzwanzig?
Du kannst sie sehen. Viele sind noch ganz jung. Willst du?
Ich kann doch nicht. Ich muß doch aufpassen, sagte Jürgen unsicher.
Immerzu? fragte der Mann, nachts auch?
Nachts auch. Immerzu. Immer. Jürgen sah an den krummen Beinen hoch. Seit Sonnabend schon, flüsterte er.
Aber gehst du denn gar nicht nach Hause? Du mußt doch essen, Jürgen hob einen Stein hoch. Da lag ein halbes Brot. Und eine Blechschachtel.
Du rauchst? fragte der Mann, hast du denn eine Pfeife?
Jürgen faßte seinen Stock fest an und sagte zaghaft: Ich drehe. Pfeife mag ich nicht.
Schade, der Mann bückte sich zu seinem Korb, die Kaninchen hättest du ruhig mal ansehen können. Vor allem die Jungen. Vielleicht hättest du dir eines ausgesucht. Aber du kannst hier ja nicht weg.
Nein, sagte Jürgen traurig, nein nein.
Der Mann nahm den Korb und richtete sich auf. Na ja, wenn du hierbleiben mußt – schade. Und er drehte sich um. Wenn du mich nicht verrätst, sagte Jürgen da schnell, es ist wegen den Ratten. Die krummen Beine kamen einen Schritt zurück: Wegen den Ratten?
Ja, die essen doch von Toten. Von Menschen. Da leben sie doch von.
Wer sagt das?
Unser Lehrer.
Und du paßt nun auf die Ratten auf? fragte der Mann.
Auf die doch nicht! Und dann sagte er ganz leise: Mein Bruder, der liegt nämlich da unten. Da. Jürgen zeigte mit dem Stock auf die zusammengesackten Mauern. Unser Haus kriegte eine Bombe. Mit einmal war das Licht weg im Keller. Und er auch. Wir haben noch gerufen. Er war viel kleiner als ich. Erst vier. Er muß hier ja noch sein. Er ist doch viel kleiner als ich.
Der Mann sah von oben auf das Haargestrüpp. Aber dann sagte er plötzlich: Ja, hat euer Lehrer euch denn nicht gesagt, daß die Ratten nachts schlafen?
Nein, flüsterte Jürgen und sah mit einmal ganz müde aus, das hat er nicht gesagt.
Na, sagte der Mann, das ist aber ein Lehrer, wenn er das nicht mal weiß. Nachts schlafen die Ratten doch. Nachts kannst du ruhig nach Hause gehen. Nachts schlafen sie immer. Wenn es dunkel wird, schon.
Jürgen machte mit seinem Stock kleine Kuhlen in den Schutt.
Lauter kleine Betten sind das, dachte er, alles kleine Betten. Da sagte der Mann (und seine krummen Beine waren ganz unruhig dabei): Weißt du was? Jetzt füttere ich schnell meine Kaninchen und wenn es dunkel wird, hole ich dich ab. Vielleicht kann ich eins mitbringen. Ein kleines oder, was meinst du?
Jürgen machte kleine Kuhlen in den Schutt. Lauter kleine Kaninchen. Weiße, graue, weißgraue. Ich weiß nicht, sagte er leise und sah auf die krummen Beine, wenn sie wirklich nachts schlafen.
Der Mann stieg über die Mauerreste weg auf die Straße. Natürlich, sagte er von da, euer Lehrer soll einpacken, wenn er das nicht mal weiß.
Da stand Jürgen auf und fragte: Wenn ich eins kriegen kann? Ein weißes vielleicht?
Ich will mal versuchen, rief der Mann schon im Weggehen, aber du mußt hier solange warten. Ich gehe dann mit dir nach Hause, weißt du? Ich muß deinem Vater doch sagen, wie so ein Kaninchenstall gebaut wird. Denn das müßt ihr ja wissen.
Ja, rief Jürgen, ich warte. Ich muß ja noch aufpassen, bis es dunkel wird. Ich warte bestimmt. Und er rief: Wir haben auch noch Bretter zu Hause. Kistenbretter, rief er.
Aber das hörte der Mann schon nicht mehr. Er lief mit seinen krummen Beinen auf die Sonne zu. Die war schon rot vom Abend und Jürgen konnte sehen, wie sie durch die Beine hindurchschien, so krumm waren sie. Und der Korb schwenkte aufgeregt hin und her. Kaninchenfutter war da drin. Grünes Kaninchenfutter, das war etwas grau vom Schutt.
: Zitat Ende
Böll und Borchert waren nicht die prägenden Autoren der 1950er Jahre, gelesen und gekauft wurden die Vertreter der “Inneren Emigration”, die mit mehr oder weniger großen Schwierigkeiten die Nazizeit in Deutschland überstanden hatten und die Schmidt in seinem Essay “Die aussterbende Erzählung” benennt: “Werner Bergengruen; Schäfer; Binding; Hans Grimm natürlich”, aus Ernst Wiecherts Namen bildete er – in einer seiner späten Erzählungen – das Verb “wiechern”. Thematisch grenzten sich Böll wie Borchert von diesen Weiter-so-Schreibern ab, Schmidt aber ging die Aufgabe an, aus dem Deutschen, einer “Sprache, die ausschließlich geschaffen schien, gebrüllt zu werden” (Claude Simon, Das Seil), nach der Barbarei wieder zu einer Sprache zu machen, in der Literatur geschrieben werden kann.
Es ist ihm gelungen.
statt “zu einer” im vorletzten Satz: “eine”
Arno Schmidt: Einer der letzten “Dichter und Denker” der “keinen Deut mehr”, nur noch “…schen(nt) Landen”.
Seinen Ausgrabungen und “Wiederentdeckungen” haben Lesefreunde viel zu verdanken.