“Gedanken stehen in demselben Verhältniß zu dem Gehirne, wie der Urin zu den Nieren.”

Carl Vogt: “Wie die Nieren den Urin absondern, erzeugt das Gehirn Gedanken.”  Bild: Amel Uzunovic/Pexels.com

Diskussion über Willensfreiheit und Determinismus, Recht und Moral.

 

Was ist der Mensch? Oder wer ist er? Diese Frage dürfte so alt sein wie die Philosophie. Vielleicht markiert sie sogar ihre Geburtsstunde.

Die Frage, wie wir frei sein können, stellte sich insbesondere vor dem Hintergrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Wo bleibt der Spielraum für unser eigentliches Entscheiden, wenn wir immer mehr über die Naturvorgänge lernen und verstehen?

Doch dauerte es nicht bis zur Neuzeit und Moderne, bis dieses Spannungsfeld gesehen wurde. Schon in Platons Dialog Phaidon, der Sokrates’ letzte Stunden vor Vollstreckung des Todesurteils literarisch schildert, wurde es thematisiert. Diese Frage ist also über 2000 Jahre alt.

Sokrates griff demnach die Gedanken seines naturphilosophischen Lehrers Anaxagoras auf, der eine materialistische Sichtweise vertrat. Doch gerade auf dem Gebiet der Psychologie, wie wir heute sagen würden, überzeugte ihn diese Lehre nicht. Denn was würde es erklären, würde man die Frage, warum Sokrates im Gefängnis saß, mit Verweis auf die Bewegung seiner Knochen und Sehnen beantworten?

Heute weiß man ungleich mehr über den Körper und Gehirnvorgänge. Wäre die Antwort, Sokrates war im Gefängnis, weil es in seinem motorischen Kortex solche-und-solche Aktivitäten gegeben hat, eine bessere? Was denken Sie?

Willensfreiheit im 19. Jahrhundert

Eine bedeutende Zwischenstation auf dem Weg in die Gegenwart markiert das 19. Jahrhundert. Es war eine Zeit des Fortschritts und der Entdeckungen. Durch Erkenntnisse der Physik, Chemie und Biologie entstand ein neues Weltbild, das für viele heute eine Selbstverständlichkeit ist.

Doch wie verhielt sich das mit dem Wissen der Psychologie, die es damals noch gar nicht als eigene Disziplin im heutigen Sinne gab? Eine Antwort finden wir bei Carl Vogt (1817-1895), der im Alter von nur 30 Jahren schon Professor für Zoologie an der Universität Gießen wurde und später in Genf. Heute würden wir ihn wohl einen Evolutionsbiologen nennen.

Ein großes Bedürfnis war ihm die Kommunikation wissenschaftlichen Wissens in die breite Gesellschaft. Schon in seinen späten 20ern veröffentlichte er die Physiologischen Briefe für Gebildete aller Stände, die ihn über die Wissenschaft hinaus bekannt machten. Darin schrieb er:

“Ein jeder Naturforscher wird wohl, denke ich, bei einigermaßen folgerechtem Denken auf die Ansicht kommen, daß alle jene Fähigkeiten, die wir unter dem Namen der Seelenthätigkeiten begreifen, nur Funktionen der Gehirnsubstanz sind; oder, um mich einigermaßen grob hier auszudrücken, daß die Gedanken in demselben Verhältniß etwa zu dem Gehirne stehen, wie die Galle zu der Leber oder der Urin zu den Nieren.”

Sein Vergleich von Gehirn und Leber oder Nieren wird bis heute gerne zitiert. Insbesondere den Versuch, menschliches Denken und Verhalten durch die Annahme einer “Seele” zu erklären, sah er kritisch:

“Eine Seele anzunehmen, die sich des Gehirnes wie eines Instrumentes bedient, mit dem sie arbeiten kann, wie es ihr gefällt, ist ein reiner Unsinn; man müßte dann gezwungen seyn, auch eine besondere Seele für eine jede Funktion des Körpers anzunehmen und käme so vor lauter körperlosen Seelen, die über die einzelnen Theile regierten, zu keiner Anschauung des Gesammtlebens. Gestalt und Stoff bedingen im Körper überall die Funktion und jeder Theil, der eine eigenthümliche Zusammensetzung hat, muß auch nothwendig eine eigenthümliche Funktion haben.”

Beide Aussagen haben einen wahren Kern, doch sie enthalten auch Denkfehler: Dass Gedanken materielle Vorgänge sind, gilt es bei der Diskussion des Leib-Seele-Problems erst zu zeigen und kann man nicht einfach voraussetzen. Und es stimmt zwar, dass die Annahme einer Seele keine Letzterklärung der psychischen Vorgänge liefert und neue Fragen aufwirft. Aber nur weil jemand, wie beispielsweise Descartes, das Denken einer Seele zuordnet, wie seiner “denkenden Substanz”, muss er nicht alle anderen Funktionen mit Seelen “erklären”. Das hätte Vogt Mitte des 19. Jahrhunderts wissen müssen.

Oder anders gesagt: Vogts Vergleiche wirken vielleicht auf den ersten Blick überzeugend, doch sie hinken bei näherer Betrachtung gewaltig. Und auch fast 180 Jahre nach den Physiologischen Briefen haben wir zwar neurobiologische und psychologische Modelle vom Denken und Verhalten, doch keine letzte Erklärung des Menschen.

Kein freier Wille?

Nur wenige Jahre später griff Vogt dann das Problem der Willensfreiheit explizit auf. Es herrschte der Materialismusstreit des 19. Jahrhunderts, an dem er aktiv teilnahm. Gegen Ende seiner Bilder aus dem Thierleben von 1852 schrieb er:

“Der freie Wille existirt nicht und mit ihm nicht eine Verantwortlichkeit und eine Zurechnungsfähigkeit, wie sie die Moral und die Strafrechtspflege und Gott weiß wer noch uns auferlegen wollen. Wir sind in keinem Augenblicke Herren über uns selbst, über unsere Vernunft, über unsere geistigen Kräfte, so wenig als wir Herren sind darüber, daß unsere Nieren eben absondern oder nicht absondern sollen. Der Organismus kann nicht sich selbst beherrschen, ihn beherrscht das Gesetz seiner materiellen Zusammensetzung. Was wir in einem Augenblicke denken, ist das Resultat der augenblicklichen Stimmung, der augenblicklichen Zusammensetzung unseres Gehirnes […].”

Carl Vogt, ein Fall von “Willensfreiheitsleugnungssyndrom”? Erfahren Sie mehr darüber in meinem neuen Buch über Wissenschaft und Willensfreiheit.

Es gibt nur Naturvorgänge und die Natur genügt sich selbst; für eine Besonderheit des Menschen ist in dieser Welt kein Platz – so könnte man Vogts Gedanken umformulieren. Und auffällig an diesem Zitat ist, dass Vogt, wie einige Neurobiologen in jüngerer Zeit, schon damals das Fundament von Moral und Strafrecht anzweifelte. Allerdings haben solche Gedanken auch 170 Jahre später noch zu keinem Umsturz geführt. Und das ist, wie wir gleich sehen werden, auch gut so.

Ein philosophisch tiefergehender Punkt ist, wie man Vogts eigenes Denken verstehen soll, wenn auch das “nur ein Naturprodukt” ist.

Mensch und Natur

Jedenfalls sollte es uns zu denken geben, wenn in diesem Tempo, in nur wenigen Sätzen die Welt auf den Kopf gestellt wird. Ein rationales Prinzip besagt, dass außerordentliche Behauptungen auch einer außerordentlichen Begründung bedürfen.

Vogts Zitat bezieht sich auf den “freien Willen”. Hier merke ich zunächst einmal an, dass bis heute gar nicht klar ist, was so ein “Ding Wille” überhaupt sein soll. Diese verdinglichende Sprache wirft meiner Meinung nach mehr Probleme auf, als dass sie löst. Und im Übrigen könnte man bei Vogts Behauptung auch hinterfragen, inwiefern es überhaupt noch Sinn ergäbe, von einem (Menschen-) Willen zu reden. Hat also nur die Natur einen “Willen”, mit dem sie auch die Menschen “beherrscht”?

Wir sehen, dass Vogts Ausdrucksweise die Natur in einer nicht unproblematischen Weise vermenschlicht. Was ist aber damit gewonnen, den Menschen zu dehumanisieren, nur um dann die Natur zu humanisieren?

In Vogts Folgesatz kommt die Begründung für seinen Abschied von Willensfreiheit, Recht und Moral: Wir hätten nie Kontrolle über uns selbst, ebenso wenig wie über die Funktion unserer Nieren. Diese Behauptung lässt sich auch empirisch anzweifeln:

Traditionell unterschied man – auch über die Zeit Vogts hinaus – zwischen dem autonomen und willkürlichen Nervensystem. Als “autonom” dachte man insbesondere die grundlegenden Lebensfunktionen, als “willkürlich” vor allem unser Verhalten. Doch diese Grenze ist in Wirklichkeit weniger deutlich. Zum Beispiel atmen wir meistens unbewusst, insbesondere im Schlaf. Und das ist auch gut so. Atemaussetzer, wie sie etwa bei der Schlafapnoe auftreten, können der Gesundheit schaden.

Trotzdem können wir unseren Atem auch bewusst steuern. Atmen Sie zum Beispiel einmal tief ein und aus. Und das hat wiederum einen Einfluss auf den Herzschlag. Wenn Sie die tiefe Atmung einige Male wiederholen, nimmt die Herzfrequenz wahrscheinlich leicht ab. Diesen Zusammenhang nutzt man bei Entspannungsübungen. Und wieso sollten Spannung und Entspannung nicht auch auf die Nierentätigkeit wirken können? Hat Vogt das jemals untersucht? Beim Biofeedback geht es gerade darum, durch bewusste Übungen bestimmte Körperfunktionen zu kontrollieren. Zur Not könnte man auch einfach viel trinken, um die Nieren mehr arbeiten zu lassen.

So sehen wir, dass Vogt hier auf unplausible Weise einen Graben zwischen Mensch und Natur, zwischen Beherrschtem und Herrscher zog. Und man könnte heute (leider) ergänzen: Wie können Menschen die Natur zunehmend zerstören, wo sie doch angeblich von ihr beherrscht werden?

Zweite Natur

Man spricht nicht ohne Grund davon, dass uns die Kultur zur “zweiten Natur” wurde. Wir haben bisher gesehen, dass Vogts weitreichende Behauptungen schon aus biologischer und physiologischer Sicht fraglich sind. Kommen wir jetzt noch auf Recht und Moral zu sprechen:

Dass wir Menschen einander unter bestimmten Bedingungen aber im Normalfall für unser Verhalten verantwortlich machen, wird man nicht durch das Studium von Ameisenvölkern erklären können – und meiner Ansicht nach auch nicht durch Versuche mit dem Hirnscanner. (Es sei daran erinnert, dass ich wahrscheinlich als erster auf der Welt systematisch Rechtsanwälte im Magnetresonanztomographen untersuchte.)

Bei Recht und Moral handelt es sich um eine sozial-kulturelle Praxis, die sich zur Aufrechterhaltung einer bestimmten Gesellschaftsform durchgesetzt hat. Diese basiert, anders als bis heute immer einmal wieder kolportiert wird, nicht auf der Annahme irgendeines metaphysischen Willens, wie manche Theologen und Philosophen ihn sich vorstellen. (Kurz gesagt ist das die Vorstellung, dass die Welt an sich indeterminiert ist und erst durch den Willen determiniert wird, indem neue Kausalketten in Gang gesetzt werden.)

Das Recht macht uns für unser Verhalten verantwortlich, sofern es unserer Kontrolle unterliegt. Auch in diesem Punkt irrte sich Vogt. Ein grundlegender Bestandteil unserer Sozialisation ist beispielsweise das Erlernen der Kontrolle unserer Blasen- und Darmfunktion; sogar Haustiere können das lernen. In diesem Sinne sollen, können und müssen also sogar schon Kleinkinder “Herren über sich selbst” werden.

Nun findet in dem Maße, in dem wir aufwachsen und an komplexeren Verhaltensweisen teilnehmen, unsere Selbstkontrolle auch jenseits der Toilette statt. Im Kindergarten oder auf dem Schulhof haben wir gelernt, was passiert, wenn wir beispielsweise Petra oder Peter das Spielzeug wegnehmen, weil es uns gefällt. Mal wird sich das Kind direkt wehren, mal wird uns eine erwachsene Betreuungsperson zurechtweisen. Hartnäckiges Widersetzen wird institutionell bestraft – hier ähneln sich soziale und strafrechtliche Erziehungsanstalten.

Einsichts- und Steuerungsfähigkeit

Da einem immer wieder einmal das Argument begegnet, der Mensch sei nicht frei, sondern kausal determiniert, kann man sich ein Paar einfache Gegenbeispiele merken:

  • In Fall A steht man in einem überfüllten Bus. Weil eine Ampel auf rot springt, tritt der Busfahrer auf die Bremse. Durch die Massenträgheit stößt Person P gegen einen.
  • In Fall B steht man an der Selbstbedienung eines Cafés in der Reihe. Hinter einem entsteht ein Streit. Person Q schubst Person P, die dann gegen einen stößt.
  • Fall C ist so wie B, doch diesmal ist man selbst Teil des Streits: Person Q schubst nicht P, sondern einen selbst.

In keinem dieser Fälle sind irgendwelche Kausalketten unterbrochen und werden erst durch einen metaphysischen Willen determiniert; jedenfalls sind wir auf diese Vorstellung nicht angewiesen. Trotzdem bewerten wir die Fälle moralisch – und gegebenenfalls auch rechtlich – völlig unterschiedlich:

In Fall A geschieht es einfach, dass P uns berührt. Vielleicht machen wir den Busfahrer verantwortlich; hätte er nicht besser aufpassen und weniger beschleunigen oder früher bremsen können? Oder Person P: Hätte sie sich nicht irgendwo festhalten können? Allenfalls vermuten wir hier also Fahrlässigkeit, doch keinen Vorsatz.

In Fall B gibt es Vorsatz (Absicht), doch nicht durch Person P, die einen berührt, sondern durch den Schubser Q. Dieser hat die Regeln übertreten und ist – unter normalen Umständen – dafür verantwortlich, was P und einem selbst passiert. Dass aber P einen berührt, ist wie ein Blatt, das im Herbstwind auf einen fällt. Noch deutlicher ist die Zuschreibung von Verantwortlichkeit im Fall C.

Diese Fälle wirken beinahe zu banal, um sie eingehender zu diskutieren. Banal einfach: Eben genau darum, weil das das normative System ist, in dem wir aufgewachsen sind und das wir verinnerlicht haben. Im Strafrecht muss das etwas allgemeiner formuliert werden und heißt dort “Einsichts- und Steuerungsfähigkeit” (siehe §§ 18-21 StGB).

Aber auch dort ist nirgends von einem “freien Willen” die Rede. Vielmehr ist derjenige für sein Tun – und manchmal auch für sein Unterlassen – verantwortlich, der richtig und falsch voneinander unterscheiden und nach dieser Einsicht handeln kann. Philosophischer ausgedrückt geht es um eine minimale Rationalität und ein bestimmtes Maß bewusster Kontrolle. Ausnahmen können zum Beispiel (schwere) psychische Störungen oder Einwirkungen psychoaktiver Substanzen sein.

Soziale Praxis

Auch wenn es – wie immer und überall – Ausnahmen und Grenzfälle gibt, so hat sich diese unsere soziale Praxis doch bisher bewährt. Sogar ein Carl Vogt oder in jüngerer Zeit Gerhard Roth (1942-2023), der ganz ähnliche Thesen vertrat, hatte diese Regeln verinnerlicht und hielt sich daran; sonst wäre er nicht im Rahmen genau dieser gesellschaftlichen Ordnung zum Professor ernannt worden. Und auch der, der mit Scheinargumenten diese Ordnung untergräbt, wird von ihr im Zweifelsfall beschützt.

Ob man es mag oder nicht, doch auch das ist ein Teil unserer Gesellschaft: Dass manche Wissenschaftler unsinnige Thesen vertreten. Ob sie das nur tun, um Aufmerksamkeit zu erzielen, darüber müssen wir spekulieren. In meinem neuen Buch über Willensfreiheit habe ich mich nicht nur mit Vogt und Roth auseinandergesetzt, sondern auch ein praktisches Modell von Freiheit ausgearbeitet. Hierfür spielt insbesondere unser Bewusstsein eine wichtige Rolle. (Eine frühere, deutsche Fassung, gibt es hier.)

Der Artikel zuerst auf dem Blog Menschen-Bilder von Stephan Schleim erschienen.

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54 Kommentare

  1. Also der freie Wille ist existient,
    der Beweis ist einfachste selbst Beobachtung. Aber “Wer oder Was” will mir da das Gegenteil beweisen, das ich fremdbestimmt bin? Oder wenn man das StGB bemüht ist eine einfache Erläuterung von Nötigung aufschlussreicher als die Erklärung zur Einsichts- und Steuerungsfähigkeit im StGB.

    1. Reingefallen. Das Gehirn ist sehr gut darin post hoc Begründungen zu finden. Weswegen diese Selbstbeobachtung nicht funktioniert, weil das Gehirn alles so zurechtlegt damit das Bewußtsein glaubt es habe entschieden.

      Christopher Hitchens antwortete auf die Frage nach dem freien Willen, er habe keine Wahl.

      1. Spinner, Schläger, Brandstifter, Tierquäler und Messerstecher behaupten auch immer das alles Mögliche* für ihre Taten verantwortlich ist, nur nicht sie selbst!

        *Die Listen der Sachzwänge/Entschuldigungen sind endlos

      2. Reingefallen auf die dümmste denkbare Ideologie:
        Das Subjekt einer Entscheidung vom “Bewußtsein” zu trennen, ändert gar nichts. (Ich habe das Wort Bewußtsein in Anführungszeichen gesetzt, weil Du tatsächlich nur von etwas wie “Selbstwahrnehmung” oder altertümlich “Gewahrsein” redest) In Deiner Konstruktion träfe “das Hirn” eine Masse Entscheidungen entlang eines abstrakten Urteilsmaßstabes, namens “Autonomie” vs. “Heteronomie” um einem “Gewährsmann” (ist das das liebe, kleine Jesulein?) solch ein Urteil abzunehmen.

  2. Ich muss sagen, Artikel zu Bewusstsein, die die Erkenntnisse der Thanatologie, der transpersonalen Psychologie, die Jenseits- und außerkörperliche Erfahrungen ignorieren, die Erkenntnisse der Quantenphilosophie, langweilen mich nur noch. https://www.youtube.com/watch?v=stJnYSF6jQ4
    https://www.youtube.com/watch?v=lrgQakHPRP8
    Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie die ursprünglich europäische westliche Naturwissenschaft die Erkenntnisse asiatischer Wissenschaftslehren und Philosophie und Jahrtausende altes Menschheitswissen über Mensch, Natur und Kosmos und deren Einheit letztlich missachtet, was im übrigen zu der verheerenden Entwicklung der gigantischen Naturzerstörung führte, die wir erleben

    1. die vorzufindende Ignoranz finde ich auch bemerkenswert, möchte jedoch anmerken, dass die bisherigen Interpretationen des Vorgefundenen nicht zutreffend sein müssen.

      1. Ist es denn von Belang, wer zuerst erschienen ist, wenn sowieso was anderes drin steht?
        Soviel ich weiß war der Roth ein Kollege von Huisken in Bremen und weil das Zeug Furore gemacht hat, hat sich Huisken diesem Gegenstand/Mist gewidmet. Ich fand das jedenfalls einleuchtend.

    1. Danke, hatte ich seinerzeit gelesen – bzw. mir Huiskens Vortrag dazu angesehen – und mir daraus folgend den Spaß einzelner Vorträge von Gerhard Roth auf YT angetan.
      Herrlich!
      Ich frage mich heute noch, wie Herr Prof. Roth ohne freien Willen je immer den Weg zur Bühne statt in die nächste Kneipe gefunden hat….

  3. mein freier Wille, das Buch von Herrn Schleim als ebook zu erwerben, wurde durch den Preis in ein “Nein” determiniert, wobei ich mir vorbehalte, willentlich mitzuteilen, dass Menschen, die als Professoren bereits von den (in diesem Fall niederländischen) Steuerzahlern bezahlt werden, interessierte Personen für ein digitales Buch noch einmal zur Kasse bitten wollen. ein ebook, das über 30€ kostet, ist schon ein Politikum. und bitte geniessen Sie Ihren Feierabend!

    1. Ich habe auf die Preisgestaltung leider keinen Einfluss.

      Die englische Fassung ist eine erweiterte und aktualisierte Neuauflage von “Wissenschaft und Willensfreiheit” (2023), das es für 20 Euro als eBook gibt. Das scheint mir ein üblicher Preis zu sein.

      Wie viel die Autoren selbst von diesen Beträgen bekommen, ist eine völlig andere Geschichte.

      1. Dann lassen Sie sich mal nicht über den Tisch ziehen; das smarte an e-books ist bekanntlich der kostengünstige Druck 😉

        Aber tatsächlich – wie ich mal las – steht dem Autor wohl vA wissemschasficher und mit zu erwartener geringer Auflage (nicht persönlich gemeint) frei, sich an den (Druck) Kosten zu beteiligen, um dem VK abzufedern und so attraktiver zu gestalten.

        Ist vlt. auch von Verlag zu Verlag unterschiedlich…

  4. Willensfreiheit ist die Fähigkeit, die Realität zu erfassen, die eigenen Bedürfnisse zu erfassen, und abzuwägen, was im eigenen Interesse zu tun ist, und – ganz wichtig – die Fähigkeit, das auch zu tun, was zu tun nötig ist. Die Voraussetzung dafür ist nach Freud Triebaufschub und verfügbare Energie (neutralisierte Triebenergie). Da die Mehrheit der Menschen nicht in der Lage ist, die Realität und sich selbst zu erkennen, und auch keine “Selbstbeherrschung” besitzt, kann man sie beliebig manipulieren, indem man ihre Triebe, besonders Aggressivität, und ihre erworbenen Emotionen stimuliert, und sie haben deshalb auch keinen freien Willen. Und hier kommt der Determinismus ins Spiel. Wenn man eine Vorstellung davon hat, wie solche Menscher reagieren, kann man sie bis zur Selbstvernichtung aufhetzen. Jede Realität ist ausgeblendet und Argumente sind sinnlos, weil diese Leute nicht mehr “zuhören”. Dass Willensfreiheit ein geistiges Prinzip ist, das von materiellen Mechanismen unabhängig ist, kann man daran erkennen, dass man einen Teil der rationalen Kalkulationen auch an einen Computer abgeben kann, der ganz anders funktioniert als ein Gehirn, aber dasselbe tut.

  5. Sieht man mal auf die lange Dauer der Erde, explodiert hier gerade ein Lebewesen.
    Die Explosion neigt sich dem Ende zu, der Zerfall ist bereits zu sehen.
    Die Frage wird sein, was danach übrig bleibt.

  6. Mich interessiert das Thema schon, auch die Kritik an Gerhard Roth. Und eigentlich nachdem ich so viel Mist gelesen habe heute wieder, ein tiefgründigerer Text, den ich nicht so richtig verstehe, wäre genau richtig. Nur habe ich die nächsten Tage keine Zeit mehr mich eingehend mit dem Thema zu beschäftigen und ich bin fachfremd. Also ich bookmarke das mal.

    ps: Irgendwie kommt der Autor, wie auch der Marxist Huisken nicht mit der These vom nicht-existenten “freien Willen” klar …

    Ich sehe das wie Alfred Nonym, bzw. Roth. Es ist nicht so einfach wie es scheint. Müsste mich aber erst besser informieren.

    1. “Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.”
      (Karl Marx, Brumaire, 1852)

      Der Kontext suggeriert zwar den Menschen als Kollektivsubjekt, als Gattungswesen, gilt aber ebenso für das Individuum. So wie überhaupt der Begriff des Individuums, des Einzelnen sinnlos wäre ohne den des Gattungswesens.

      „Der Mensch kann zwar tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
      (Olle Schopenhauer)

      Aber der Schritt vom Willen zur Tat ist nicht zwangsläufig oder automatisch, er unterliegt eigentlich bei jedem halbwegs sozialisierten Menschen – unabhängig von der jeweiligen Kultur, rein impulsives Handeln kommt in keiner gut an – einer Kontrolle, einem zweiten Willen wenn man so will. Der Vorgang ist unter dem Stichwort Affektkontrolle auch aktenkundig. Mit Menschen, bei denen das kurzschlüssig wird, haben wir ein Problem.

      1. “Der Kontext suggeriert zwar den Menschen als Kollektivsubjekt….”

        In welchem Wort oder Satzteil soll ich so eine “Suggestion” auffinden?

        “So wie überhaupt der Begriff des Individuums, des Einzelnen sinnlos wäre ohne den des Gattungswesens.”

        Das ist ein Quatschsatz (ganz ohne Herabsetzungsabsicht): Wenn er stimmen soll, dann wären “Individuum” und “Gattungswesen” buchstäblich dasselbe, wenn das aber nicht dasselbe sein soll, dann ist der Satz falsch, weil “Individuum”, diese Abstraktion, doch bitte gar keiner anderen Referenz unterliegt.

        “„Der Mensch kann zwar tun was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
        (Olle Schopenhauer)”

        Ich blick nicht durch, welchen Zusammenhang das Zitat mit dem haben soll, was Du danach schreibst. Schopenhauer sagt da doch nur, daß ein Wille konkret (gegenständlich) ist, und das, was abstrakt als ein Wille vogestellt wird, eben das ist, eine Vorstellung, kein Wille.

        1. Ah, jetzt habe ich beim Zähneputzen vielleicht verstanden, was Du mit dem Quatschsatz sagen wolltest:

          Du hast, denke ich, an das berüchtigte “mit Verstand und Willen” und vielleicht noch Gefühl “begabte Individuum” gedacht –
          (Individuum ist ein Eimerwort, ohne Attribut ist es leer)-
          und das einfach “Individuum” genannt.

          Ja, gut, die Vorstellung eines solchen “begabten Individuum” kommt ohne gegebene Gattungsidentität aus; “Kaspar Hauser” ist das ikonographische Beispiel dafür.
          Der Witz – buchstäblich – ist nur, daß diese Vorstellung einen Gattungszusammenhang etabliert, nämlich mit dem Vorstellenden.
          Freilich ist dieser etablierte Gattungszusammenhang dann metaphysisch, vorgestellt halt, und gilt daher nur in Richtung des Vorstellenden, nicht des Vorgestellten.

          Menschen! Sie überraschen mich immer wieder mit ihren Schlichen.

        2. Wenn eine Persönlichkeit einzigartig ist, muss es auch ein Bewusstsein sein…
          Die evolutionären Vorausetzungen für die Entwicklung eines Menschen sind gleich, sprich alle haben die gleichen Chancen. (Gattung) von der Natur bekommen. Um diese Fähigkeiten aber entwickeln zu können (Summe=Pesönlichkeit) brauch es den Plural, sprich Gesellschaft, und hier geht die Indivualisierung los , es können ja nicht alle Menschen das gleiche erleben bzw erlebt haben, was diese dann weitervermitteln an ihren Nachwuchs. o)))

          Das Schopenhauer Zitat vermute ich aber anderen Kontext … Altruismus …

      2. Das stimmt ja nicht: Der Mensch kann keineswegs tun was er will. Er kann sich seinen Willen zwar selbst bilden, aber bei der Umsetzung braucht er Mittel und ist auf die Gesellschaft verwiesen und den Staat der seinem Willen Grenzen setzt.

        1. Wußte ich es doch, Krim ist ein Mädchen.

          scnr – und bitte nicht ernstnehmen – oder wenn, dann mit ganz, ganz viel Wissen und Verstand.

  7. Subjektiv kann immer nur ein Bestandteil von Objektivität sein , niemals anders herum.
    Ein Bewusstsein brauch immer den Plural um sich selber erkennen zu können …
    Das in Hirnen von Menschen Prozesse ablaufen die klar evolutionären Urprungs sind , kommt ja eigentlich aus der Wissenschaft, weniger von Philosophen, zb das 2 mal im Leben von Menschen ganze Gehirn Areale neu geordnet werden, in dem Synapsen getrennt werden die ganze Hirnareale verbinden und neue sich bilden.
    Nur Menschen werden heute viel älter als früher.Niemand kann bis heute sagen wie in diesem Bereichen die Auswirkungen sind.
    Aber alles in Sachen Leben hat eine Evolution primär an den Faktor Effizienz gekoppelt, auch ein Bewusstsein kann diese Grenzen nicht sprengen, solange keine Krankheit vorliegt.
    Die Leistungsfähigkeit eines Hirns ist also keine Konstante, sondern von vielen anderen Faktoren abhängig.
    Freier Wille wie aber auch nackter Determinismus unterliegen Dynamischen Faktoren, was es der Wissenschaft auch so schwer macht..

  8. Der Dritte von 4 Hausgenossen auf unserem Mini-Hof, wir nennen ihn JoJo nimmt sich viel Zeit für die (Ent-) Scheidung, ob er die junge Ratte anspringen will, oder das nicht will. Er kalkuliert, das kann ich sehen. Bei Mäusen kalkuliert er weniger, deshalb kann ich unterscheiden, ob da eine Ratte oder eine Maus rumknabbert, ohne sie zu sehen.
    Ich kenne natürlich JoJo’s Kalkulationen nicht, aber sie unterstellen eine Art Wissen über die Beute und ihren vorgefundenen Zustand, UND JoJo’s über JoJo, und es macht ganz den Eindruck, als sei der Unterschied der Kalküle bei Mäusen und Ratten a) bedingt durch den Ertrag und b) daran bemessen, daß die Ratte ggf. beißen kann, die Maus eher nicht.

    Warum ich JoJo einen Willen unterstelle?
    In seinem Entscheidungsprozess tritt die Gesamtheit seiner sinnlichen Erfahrung, einschließlich seines 6. Sinnes, der Propriozeption, sein Wissen und sein Intellekt als ein unmittelbarer Gesamtzusammenhang in Erscheinung – nämlich der einer Tat.
    Wie bei anderen Subjekten halt.

    Die strafrechtliche ““Einsichts- und Steuerungsfähigkeit” ist eine Erfindung, die den Willen der damit traktierten Subjekte theoretisch bricht, um ihn hernach an einem den gewaltbereit anvisierten Entscheidungsprozessen der Individuen äußerlichen Maßstab auch praktisch brechen zu wollen.
    Schlichter ausgedrückt: Sie soll die Kalküle der Individuen von ihren realen Gegenständen ablösen, um sie ideellen Gegenständen anzuheften, nämlich einem “Ding PLUS Nicht-Ding”, einem Gegenstand der Begierde UND der gesetzlichen Lizenz, die ihm angeheftet ist. Womit, soweit das funzt, die Kalküle tatsächlich vom Willen der Individuen abgetrennt und einem obrigkeitlichen Willen zugeordnet werden.

    Kriminelle lassen das nicht zu, sie schlagen vielmehr den obrigkeitlichen Willen den Objekten ihrer Begierde zu, und erhalten im Erfolgsfalle ihrer Kalküle beides, das Objekt “an sich”, und den umgangenen obrigkeitlichen Willen “an ihm”.

    1. P.S. Das schöne Beispiel mit Jojo ist – schlicht ein Lernvorgang?

      Ratten sind verhältnismäßig größer und stärker. Da hat das “Spiel” wohl zu Schmerzen geführt. Und diese machen (es sei denn, man ist Masochist) das Verhalten in der Zukunft eben weniger wahrscheinlich.

      “Konditionierung” wäre dafür eine Beschreibung. Einen “Willen” braucht man nicht.

      1. Konditionierung unterstellt einen Willen, Stephan. Genauer ein “repräsentatives Gesamtsubjekt”, eine oberste Instanz in einem Gefüge aus Partialsubjekten eines Organismus. Oder von der theoretischen Seite her ausgedrückt: “Lernen” hat eine Seite von “Selbstkonditionierung”.

        Bei Dressur ist das nicht “der Fall”. Aber in meinem Beispiel liefe “Selbstdressur” darauf hinaus, daß JoJo Angriffe auf Ratten unterließe, so lange er nicht schmerzhaft Hunger leidet.
        Tatsächlich haben wir ein 5. Mitglied unserer “Hofgemeinschaft”, einen halbwilden Hauskater, der nur zum Fressen kommt, und der, soweit ich das beobachten konnte, nie auf eine Ratte geht, obgleich er auf den Beutegreiferreiz, den eine Ratte triggert, katzig reagiert.

      2. Lustgewinn gegen Schmerzgewinn einer Handlung (oder besser: Vorteile und Nachteile) werden gegeneinander abgewogen. Beide können situativ sehr variieren.
        Jojo ist ein sehr schönes Beispiel: ist Hunger sehr groß, wird der Vorteil beim Erbeuten einer Ratte (Lustgewinn beim Fressen) deutlich größer als die Schmerzgefahr eingeschätzt und umgekehrt.
        Die Abwägung zwischen den Polen Lust/Schmerz inklusive der Bewertung des eigenen Zustands (hungrig/satt) wird dann beim Homo sapiens troglodytis “Entscheidungsprozess” genannt und ggf. hoch bezahlt. Der Unterschied zwischen Jojo und Troglodyt besteht m.E. i.W. darin, daß letzterer darüber kommunizieren kann, was man dann als “bewusste Entscheidung” klassifiziert 🤩. Wobei er natürlich UNTERBEWUSSTE Entscheidungskriterien genau so wenig kommunizieren kann wie Jojo. Und davon gibt es wohl auch viele, Psychologen schreiben dicke Bücher darüber, nicht erst seit Freud.
        Hirne/Nervenknoten haben sich evolutionär so erfolgreich entwickelt, weil sie die komplexen Entscheidungen ermöglichen. Bei der Amöbe ist es noch sehr einfach: chemisch verdaulich==>fressen, unverdaulich==>weiterziehen), da braucht es keine logischen Verknüpfungen. Aber schon bei 2 Parametern…

        1. “logische Verknüpfungen”?

          Selbst in Freuds an Hydropneumatik angelehnter Seelenmechanik, die du vermutlich nicht kennst – ist ein Frühwerk, auf das er offiziell nie zurück gekommen, aber in späteren Arbeiten präsent ist,vielleicht kann Stephan hier aushelfen, ich habe den Titel vergessen – ist “Lustgewinn” eine oberste Instanz, einem Willen homolog.

          1. Nix da von “einem Willen homolog”.
            Chemische Trigger (wie Hormone u.a. Substanzen) sind sogar noch beim Troglodytus ganz starke Signale, die vom analog arbeitenden logischen Netzwerk der Hormonsensoren ausgewertet und (fast immer unterbewusst) in Handlungsempfehlungen resultieren (schmutzig formuliert: HandlungsEMPFEHLUNGEN deshalb, weil sie durch bewusstes Verhalten sozusagen abgeschaltet oder überlagert werden können). Beispiel: unterzuckertes Gehirn sendet Notsignal “Hunger”, beim Spaziergang kommt Marktstand mit frischen Brötchen vorbei, unterbewusstes Signal: “greif zu renn weg friss”, bewusstes Signal “bezahl zuerst”, Checkout “kein Geld dabei”, Resultat “schaffst es noch bis nach Hause?”
            Wobei hier der Hunger bewusst reflektiert werden kann, weil er wahrnehmbar wird. Viel komplizierter wird es bei Stoffen, von deren Sensoren kein Signal ins Bewusstsein durchgereicht wird (die meisten Sexualhormone, u.v.a. Kleines Beispiel gefällig? Die Dicke und Menge der Fettschicht auf den Hüften junger vorpubertärer Mädchen triggert ein bestimmtes chemisches Signal, erst ab einer bestimmten Größe dieses Signals beginnt die Ausschüttung von Sexualhormonen, es kommt zur Menarche. Ist das evolutionär vorteilhaft? Ganz sicher!).
            Freud’s Seelenmechanik war womöglich eine ganz ganz schwache Ahnung davon, was für Entscheidungsprozesse im unbewussten Nervensystem ablaufen, das sind logische Verknüpfungen (wie man heute sagen würde: in einem analog arbeitenden chemischen Computer mit Neuronen). Wusste Freud etwas von Neuronen? Wohl eher ganz wenig, verglichen mit dem heutigen Stand. Da war viel mehr Vermutung als Kenntnis. aber für seine Zeit war er doch ganz schön gut.
            Über diejenigen, die glauben, ihn mit ihren heutigen Kenntnissen endlich verreissen zu können, kann ich nur den Kopf schütteln.

    2. @ all

      Stephan setzt in seinem Kommentar Spiel in Anführungszeichen. Ich ahne, warum er das tat, aber ich weiß es nicht. Was JoJo da treibt, muß in irgend einem Umfang Spiel sein. Die meisten Ratten, die er tötet, läßt er liegen oder legt sie uns hin, aber sehr junge Ratten frißt er – gelegentlich.

      Noname will von Spiel nix wissen, wischt es vom Tisch, aus einschlägigen Motiven.

      Denkt doch mal über “Spieltrieb” nach – ja, gern auch über den Roman, aber erstmal über das so bezeichnete Phänomen. Woher kommt das? Worauf zielt das, evolutionär?

      1. Noname will von Spiel nix wissen, wischt es vom Tisch, aus einschlägigen Motiven.

        Woher willst Du das denn wissen?
        (Du kannst ja nicht einmal vermuten…)
        Und Deine “einschlägigen Motive” kannst Du Dir…
        mit sicher ganz hohem Lustgewinn 😛
        Jedenfalls ist das, was Du als Spiel bezeichnest, Lustgewinn pur.
        Wobei natürlich vom rodelnden Raben bis zu fußballspielenden Hummeln eine ganz weite Spanne von Verhaltensweisen zu beobachten und zu interpretieren wäre, die aber wohl alle im Kern darauf hinauslaufen, daß lebensnotwendige komplexe Tätigkeiten (Beutegreifen, Paarungsritual, Sozialverhalten…) trainiert werden, je komplexer umso umfangreicher und länger.
        Hinlegen der getöteten Ratte ist Versorgungstrieb für Familienmitglieder, quasi Sozialverhalten. Natürlich kann da eine Spielkomponente dabei sein (wenn die gefangene Maus nochmal losgelassen wird, um im berühmten Katz-und-Maus-Spiel Lustgewinn🤩 zu erzielen…. gleichzeitig Geschicklichkeitstraining).
        Lustgewinn oder Schmerz sind quasi die hormonelle Bewertung, der Stimulus, der selbst bei einfach strukturierten Nervensystemen ohne bewusstes Zutun einen Lernprozess stimuliert oder sogar triggert (je nachdem ob negativ oder positiv empfunden in die entsprechende Richtung).

        1. “… trainiert werden …”

          Das erscheint unter der Betrachtungsweise, der Noname sich offenkundig verschrieben hat, als ein (1!) Bilanzgewinn des Phänomens für Individuum, Population, Art.

          Aber wenn einer nicht sozialdarwinistisch / rassistisch verbohrt und verhetzt ist, könnte ihm von solchem Ausgangspunkt aus klar werden, daß solcher “Bilanzgewinn”, weit entfernt, ein Telos des Phänomens zu sein, bloße Voraussetzung dafür ist, daß es Bestandteil der organischen und nervösen Evolution der Organismen wird.

          Und weil auch unter sozialdarwinistischer / rassistischer Betrachtungsweise phänomenologisch nicht von der Hand zu weisen ist, daß “Training” bei allen Organismen mit einer wenigstens (und “nur”!) zwei Ebenen umfassenden nervlichen Organisation (d.h. mit einer Schicht, die Afferenz / Efferenz nicht allein reaktiv im senso-motorischen Apparat aufnimmt und “verwaltet”, sondern generativ von einer darüber liegenden Schicht aus) synonym mit einem Lernprozess wird, müßte sie eigentlich auf die Erkenntnis führen, daß Lernen (im Unterschied zur ontogenetischen Ausprägung von “Anlagen”) und Spiel, einschließlich “Training”, Bestandteil einer evolutionär autonomen Selbstschöpfung der Arten ist.

          Diesen Weg ist übrigens Konrad Lorenz gegangen – spät in seinem Leben, nach seiner Rolle als Edelfaschist.

      2. Es ist nicht “zielführend” , wie man zu sagen pflegt, und im 21. Jhd. auch nicht sachgerecht, daß ich Noname’s Vorstellungen gleich ärgerlich mit deren Geschichte und gesellschaftlichen Wurzeln im Bürgertum assoziiere. Tut mir jetzt leid. Zumal sich heute niemand mehr mit Konrad Lorenz befassen müssen sollte, so interessant die biographische Geschichte seiner wissenschaflichen Tätigkeit fachspezifisch auch sein mag.

        Ich hab jetzt grad keine Zeit, will aber als eine kleine Korrektur wenigstens den Hinweis hingeschrieben haben:
        Nachdem ich JoJo’s erkennbaren Entscheidungsprozessen nach dem Enten-Schema einen Willen unterlegt habe, könnte man sich fragen, was unterhalb und innerhalb des Willensbegriffes für Voraussetzungen in so einem Katzenhirn vorliegen.
        Kann JoJo antizipieren, was die primäre Leistung einer Intelligenz darstellt?
        Hat JoJo ein Gedächtnis?
        Ist JoJo’s Gedächtnis organisiert?
        Kann JoJo sein Gedächtnis in irgend einer Weise von einer übergeordneten subjektiven Instanz aus selbst organisieren?
        Wenn ja, erlaubt das etwas, was wir Menschen unter “Vorstellungen” kennen?
        Was ist der Unterschied zwischen “Vorstellung” und “Anschauung”, und das Verhältnis zwischen beiden, nachdem wir “Anschauung” als das Trumm kennen, dem unser Wille seine Gegenstände entnimmt bzw. ihr einbildet (siehe “Antizipation”)?

        So ungefähr.

  9. Was hindert eigentlich daran, festzustellen, dass der Mensch in seiner Art genauso “gefangen” ist wie alle anderen Lebewesen? Die Gesamtheit der Menschen genauso wie ihre Exemplare.
    Ich habe manchmal Tage, wo ich es einfach nicht ertragen kann: das ständige Überlegenheitsgefasel, das nach meiner Meinung eine gedankliche Übergangsphase darstellt zwischen östlichen Religionen und dem monotheistischen Größenwahn. Menschen sind anders als Ameisen. Aber “besser”? Laufend entstehen neue, sich über die Zeit verändernde lebendige Molekülverbände und andere sterben aus, weil sie den sich verändernden Bedingungen – z. B. kleinsten Veränderungen der materialen Umwelt – nicht standhalten, klimatischen Veränderungen, erhöhter Strahlung … .
    Was ändert daran die Unterscheidung der Vorstellungswelten “idealistisch” und “materialistisch”? Nicht bloß einzelne Exemplare der Gattung, die ganze Gattung nimmt sich zu wichtig. KEIN Leben ist ewig. Weder das von Exemplaren noch das von Gattungen.
    Ihr seid nicht die Herrscher der Welt. Ihr könnt, von mir aus auch wollt, nur mit dieser Tatsache nicht leben. Von mir aus auch immer “wollt” statt “könnt”. Ändert es etwas? Zu dumm, organisierte gegenseitige Massentötungen unter den Angehörigen der eigenen Art zu verhindern, aber sich für schlau halten! Schlauer als alle anderen. Die Frage, ob es einen oder 250 Götter gibt oder durchsetzungsfähigen menschlichen Willen von Einzelnen oder der Art ist dabei so etwas von bedeutungslos… . Es könnte euch allen eigentlich am A… vorbeigehen, so lange nichts so weh tut, dass es massiv das eigene Dasein beeinträchtigt.
    Ich halte dafür, zunächst sicherzustellen, dass alle Angehörigen der eigenen Art genug zu essen und zu trinken haben und vor Sonne, Regen und Kälte leidlich geschützt sind. Das wär doch mal ein Anfang. Ein materialistischer, wie ich meine.

    1. Deine Stichpunkte die Du aufzählst sehe ich als Objektiv an, allerdings fehlt etwas, diese wirken über Generationen. Eine Generation die nicht vor Sonne regen und Kälte leidlich geschützt sind, gibt diese negativen Erfahrung an die nächste Generation weiter ( ja habt Euch nicht so, Euch geht es gut, Ihr müsst nich das durchmachen was Wir durchmachen mussten” und verweigert diesen dann oft die Anerkennung. Und fehlende Anerkennung schon in der Kindheit……macht jedes Bewusstsein später “krank” .. o(
      Sie sprechen von “Wohlstandskrankheiten” dabei ist das die größte Dummheit oder aber Lüge..

    2. “Was hindert eigentlich daran, festzustellen, dass der Mensch in seiner Art genauso “gefangen” ist wie alle anderen Lebewesen?”
      – Vollkommen richtig. Aber etwas weiter gefasst kommen einem bei dem Thema noch weitere Gedanken.
      Es gibt nach Meinung mancher Denker einen Blinden Fleck, ein Tabu (?) bei der Betrachtung menschlichen Verhaltens.
      Alle vermeintlichen Irrationalitäten menschlichen Verhaltens lassen sich demnach recht gut erklären, wenn man der Theorie folgt, dass Menschen im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren ständig im Modus des Paarungs-, Balz-, Partnerwahlverhaltens sind. Und dass dieses zudem eher dem Muster entspricht, dass Männchen um Weibchen kämpfen müssen, nicht werben. (Daher sind Männer auch, wie bei den meisten Spezies wo das Muster Kampf um Weibchen herrscht größer und kräftiger. Wo das Muster Werben vorherrscht sind sie lediglich schöner, wie bei vielen Vögeln z.B.. Aber das nur als Anriss, ich denke es erklärt sich bei einigem Nachdenken von selbst. )
      Es scheint so, dass all dieser Konkurrenzkampf, Wachstumswahn darauf beruht. Er ist zutiefst unökonomisch aus biologischer Sicht. Denn jedes Lebewesen muss mit seiner Energie haushalten. Nur im Balzbetrieb wird durch Verschwendung Fitness angezeigt. zum Anderen, außerhalb der Balz leben die Tiere weitgehend friedlich zusammen.
      Vögel z.B auf dem Zug quasi asexuell. Beim Menschen ist aber das ganze Leben 365 Tage/Jahr davon durchzogen und das Balz-Verhalten bestimmt in völlig unsinniger Weise alle anderen Aktivitäten, die gar nichts mit Fortpflanzung zu tun haben. Daher der Drang immer noch einen höheren Wolkenkratzer zu bauen, immer den Anderen auszustechen, höher schneller weiter.. usw. ..
      Natürlich gibt es Männer die nicht so sind und auch Frauen, die nicht auf den größten Affen im Saal abfahren, aber die sind eher nicht bestimmend für die Entwicklung der Menschheit, da sie tendenziell weniger nach Gestaltungsmacht und Herrschaft streben.
      (oder sich wie MGTOW Anhänger völlig aus diesem absurden Theater zurückgezogen haben wo der Mann nur nach seinen Leistung beurteilt wird, wie – genau auf dem Balzplatz und er als Mensch nichts zählt. Sonst wären ja z.B Kriege mangels “Kanonenfutter” in der klassischen Art gar nicht realisierbar.)
      Die meisten Frauen dürften eher auf einen brutalen Machertypen wie Selenski abfahren, mehr noch, wenn er im Gewande des eloquenten charmanten Gentlemen einherkommt, wie Obama z.B.. Das ist keine Wertung sondern nur beispielhaft an Persönlichkeiten illustriert die wohl jeder kennt.
      Der sanfte Sängerbarde oder verpeilte Künstler, Selbstgenügsame sind dagegen für die meisten Frauen eher nein, geht gar nicht.
      Diese hier kurz angerissene Theorie scheint mir doch recht schlüssig, um die Bizarrien der menschlichen Gesellschaft zu erklären.
      Folgt man dieser Theorie ist die Spezies Mensch in eine evolutionäre Sackgasse geraten. Die ist zunächst mal nur für viele andere Lebewesen tödlich, die Opfer dieser entarteten Balzkämpfe werden.
      Denn im Gegensatz zu Männchen anderer Spezies der nur seine eigene Kraft hat, kann der Mensch durch Zugriff auf andere Energie- und Stoffquellen scheinbar endlos sich steigernde Fitness demonstrieren. Die Frauen belohnen das und stacheln es an. Wenn auch oft getrennt innerhalb gesellschaftlicher Schichten unterschiedlichen Wohlstandes.
      Dadurch wird aber langfristig auch das ökologische Gesamtgefüge beschädigt, so dass es auf den Menschen zurückschlägt.

      1. “Beim Menschen ist aber das ganze Leben 365 Tage/Jahr davon durchzogen und das Balz-Verhalten bestimmt in völlig unsinniger Weise alle anderen Aktivitäten, die gar nichts mit Fortpflanzung zu tun haben.”
        Was ist “Balzverhalten”, schlichte individuelle Selbstüberschätzung? Wer balzt? Wirklich nur Männer? Menschliches Verhalten ist von einer sehr großen Bandbreite geprägt. Wie es sich bei Tieren im allgemeinen verhält, wissen wir nicht, denn die Untersuchungen der damit befassten menschlichen Biologen sind dazu noch nicht weit genug fortgeschritten, sondern betreffen nur für Menschen attraktive Arten, die im Zoo durch ihre Verhaltensformen erfreuen.
        Nachdenken über sich selbst und den zweibeinigen, aufrecht gehenden Nachbarn schützt davor, sich ständig individuell und artbezogen zu überschätzen. Diese permanente Selbstüberschätzung resultiert in unserem Kulturkreis hauptsächlich aus einer religiösen Behauptung: 1Mo 1,28: ” Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.”. Gerade Leute, die sich Naturschützer nennen, beziehen sich auf dieses Gedankengebräu, das dem Menschen (also allen, oder?) eine besondere Verantwortung für die Umwelt auferlegt. Die Analysen von Stammesgesellschaften ohne oder mit sehr wenig Westkontakt zeigen: “Der Mensch” verhält sich ohne Bezug zu diesem monotheistischen Ansatz gegenüber seiner Umwelt doch etwas anders. Warum sich der entwickelte Wessi – für östliche Kulturkreise trifft das eher nicht zu – für überlegen und missionsberechtigt hält? Wissen Sie´s?

  10. Mein Opa geb 1886 hatte Tagebücher geführt und in den meisten Fällen heutzutage, würden die heutige Gesellschaft das nicht verstehen, geschweige denn in der Lage das zu entziffern. Die angebotenen Aussagen durch die damaligen Denker, sind durch die aufgeführte Sprache herzlich irrelevant. Weil die Menschen damals nicht miteinander kommuniziert hatten und durch moderne Übersetzungsmöglichkeiten ,trotzdem Fehlinterpretation hinein rutschen könnten.
    Die alten Pharaonen aus Ägypten, stehen doch in der modernen Psychologie aussen vor.
    Also wo möchten wir anfangen?
    Am besten in der heutigen Realität, diese aber, wird in einigen Bereichen auf diesem Globus Schwierigkeiten haben, eine andere oder doch alte Realität anzuerkennen.

    1. Logik > logisches Denken steht für folgerichtiges Denken, daran kann auch unterschiedliche Sprache nichts ändern,es gibt keine Spielräume in Sachen Interpretation. Aber doch, DU sprichst damit etwas ganz wichtiges an, auf was Olle Karl Uns schon hinweisen wollte..

  11. “das 19. Jahrhundert. Es war eine Zeit des Fortschritts und der Entdeckungen”

    Und eine Zeit der Irrtümer, der Blender, des Irrsinns (aus dem die entmenschlichende Industrialisierung, das industrielle Töten, zwei Weltkriege, Zerstörung weiter Teile der Natur und vieler Lebensräume und die Entfremdung des Lebens auf großen Teilen der Welt, sowie superhyperreiche, asozial entartete “Pharaonen”, eben unsere heutige Zeit, hervorging).

    Angefangen mit Malthus, Darwin, Marx, Freud, …

    Wenigstens 50% von dem, was von damals auf uns heute überging (und wir heute für Tatsachen und Wahrheiten halten wollen) muss überwunden werden, bevor wir wieder menschlich, human, sein können, wieder ganz sein können, und wieder im Einklang mit der uns umgebenden Natur und unseren Mitlebewesen leben können.

  12. 1. Grundlegende Annahmen und Definitionen:
    – Wille (W): Ein Impuls oder eine Absicht, die aus grundlegenden Bedürfnissen (B) entsteht.
    – Freier Wille (FW): Die Fähigkeit, den eigenen Willen (W) zu unterdrücken oder bewusst zu modifizieren, basierend auf Voraussicht (V), Zeitmanagement (T) und subjektivem Risiko (R).
    – Zeit (T): Die verfügbare Zeit zur Entscheidungsfindung. Sie ist eine begrenzte Ressource.
    – Schätzung (S): Ein Prozess, der verwendet wird, wenn vollständige Informationen fehlen oder wenn die Zeit (T) begrenzt ist.
    – Entscheidung (D): Eine Wahl, die auf Basis von Wille (W), Schätzung (S), Zeit (T), Voraussicht (V) und subjektivem Risiko (R) getroffen wird.
    – Bedeutung (M): Die Relevanz einer Entscheidung, die die Genauigkeit und den Aufwand der Entscheidungsfindung beeinflusst.
    – Voraussicht (V): Die Fähigkeit, zukünftige Konsequenzen zu antizipieren.
    – Subjektives Risiko (R): Die vom Individuum wahrgenommene Unsicherheit oder potenzielle Gefahr in einer Entscheidungssituation.

    2. Abhängigkeiten und Beziehungen:

    1. Wille und Bedürfnisse:
    W → B
    Der Wille (W) entsteht aus den Bedürfnissen (B).

    2. Freier Wille und Unterdrückung des Willens:
    FW = Fähigkeit(W ↓ unter V, T, R)
    Der freie Wille (FW) ist die Fähigkeit, den Willen (W) zu unterdrücken, abhängig von Voraussicht (V), verfügbarer Zeit (T) und subjektivem Risiko (R).

    3. Zeit und Entscheidungsfindung:
    T ↑ → präzisere D
    T ↓ → höhere S
    Mehr verfügbare Zeit (T) führt zu präziseren Entscheidungen (D), während weniger Zeit (T) die Wahrscheinlichkeit von Schätzungen (S) erhöht.

    4. Schätzung und Bedeutung:
    M ↑ → T ↑ → weniger S
    Höhere Bedeutung (M) einer Entscheidung führt zu mehr investierter Zeit (T) und reduziert die Notwendigkeit von Schätzungen (S).

    5. Voraussicht und subjektives Risiko:
    V ↑ → R ↑
    Höhere Voraussicht (V) kann dazu führen, dass das subjektive Risiko (R) steigt, da das Individuum sich der potenziellen Gefahren und Konsequenzen stärker bewusst wird.

    6. Subjektives Risiko und freier Wille:
    R ↑ → FW ↓ (scheinbar)
    Wenn das subjektive Risiko (R) steigt, kann dies den Eindruck erwecken, dass der freie Wille (FW) gesenkt wird, da das Individuum sich möglicherweise stärker durch Ängste oder Unsicherheiten eingeschränkt fühlt.

    3. Der vollständige Kreislauf des freien Willens:

    1. Entstehung des Willens:
    W → B

    2. Bewertung der Entscheidung:
    D = f(W, T, V, R)

    3. Voraussicht und subjektives Risiko:
    V ↑ → R ↑

    4. Einfluss des subjektiven Risikos auf die Entscheidungsfindung:
    R ↑ → mögliche S ↑
    Wenn das Risiko (R) steigt, kann dies zu einer höheren Abhängigkeit von Schätzungen (S) führen, da Unsicherheit zunimmt.

    5. Zeitmanagement und Entscheidungsfindung:
    T wird basierend auf M, V und R zugewiesen.

    6. Freier Wille und subjektives Risiko:
    R ↑ → FW ↓
    Das wahrgenommene Risiko (R) kann die Ausübung des freien Willens (FW) scheinbar einschränken, da das Individuum sich möglicherweise weniger frei fühlt, Entscheidungen zu treffen.

    7. Schätzung und Zeitdruck:
    T ↓ → S ↑
    Je knapper die Zeit (T), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Teile der Entscheidung geschätzt (S) werden.

    4. Schlussfolgerung:

    – Die Ausübung des freien Willens (FW) ist eng mit der verfügbaren Zeit (T), der Voraussicht (V) und dem subjektiven Risiko (R) verknüpft.
    – Eine hohe Voraussicht (V) kann das subjektive Risiko (R) erhöhen, was dazu führen kann, dass der freie Wille (FW) eingeschränkter wahrgenommen wird.
    – Effektives Zeitmanagement (T) und die Fähigkeit, das subjektive Risiko (R) zu managen, sind entscheidend für das Erleben und die Ausübung des freien Willens (FW).
    – Trotz der Einflüsse von Zeit (T), Voraussicht (V) und subjektivem Risiko (R) bleibt der freie Wille (FW) eine dynamische Fähigkeit, die auf der Anpassung an unterschiedliche Entscheidungskontexte basiert.

  13. Hab ziemlich schnell aufgehört zu lesen, denn der Inhalt greift viel zu kurz und ist daher – unter der zusätzlichen Voraussetzung, dass die Gesetze der Logik wahr sind, Schwurbelei. Aber danke für die Quelle aus dem 19. Jahrhundert: Dieser Carl Vogt war offenbar nicht nur seiner Zeit, sondern auch der unsrigen sehr weit voraus und für die Sache wesentliche Denkfehler gibt es wie vom Autor behauptet und schlecht, d.h. eigentlich gar nicht, begründet in den Zitaten auch keine.

    Zur Erläuterung für dieses Urteil nur mal exemplarisch dieses Abwiegeln der strafrechtlichen Bedeutung, die der Autor fälschlicherweise zu negieren versucht: Tatsächlich wird im deutschen Sprachraum und Justizsystemen sehr wohl von “freiem Willen” gesprochen. Allerdings hat der Autor recht, dass in diesem Kontext bis auf die propagandistische Manipulation damit kein Wille oder schon gar nicht die Freiheit dieses Willens gemeint ist, sondern nur die simple Fähigkeit zur rationalen Abwägung und gemäß dieser zu handeln bzw. ggf. zu unterlassen. Diese Fähigkeit haben gesunde menschliche Hirne selbstverständlich. Es handelt sich bei der Falschverwendung dieses Begriffes daher nur um eine Anbiederung an die Religiotie, die diese Dummheit von der Vorstellung eines (tatsächlich) freien Willens für die Kontrolle der Menschen und für ihre bescheuerte Ideologie braucht. (Z.B. die beiden aus bekifften, christlichen Ärschen gezogenen Dogmen von wegen “unser magisches Zauberwesen ist gütig” und “unser magisches Zauberwesen ist allmächtig” könnten ohne angeblichen freien Willen des Menschen niemals nebeneinander gleichzeitig Gültigkeit haben, da sie sich aufgrund alltäglicher Praxiserfahrung fast jedes Menschen gegenseitig widersprechen und nach banalster Logik ausschließen würden.)

    Jedenfalls gibt es im Justizsystem und Strafrecht ja diesen hier relevanten Grundsatz: “Keine Strafe ohne Schuld.” Schuld wiederum – in Abgrenzung zu Verantwortung / Verantwortlichkeit – setzt einen wirklich freien Willen voraus. Denn wenn ich zwar einen Willen habe (“ich tue jetzt das, was ich will / ich halbwegs rational abgewogen und entschieden habe”), aber dieser nicht frei, sondern wie stark anzunehmen einfach aufgrund der Naturgesetze vollständig determiniert ist – Albert Einstein: “Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will.” – kann ich auch nicht schuld daran sein, welche Art von Willen mein Gehirn, d.h. die von mir nicht änderbaren Naturgesetze, hervorgebracht haben, genauso wenig wie ich schuld daran bin, was für stinkendes Zeug meine Nieren absondern oder dass ich überhaupt auf dieser komischen Welt bin. (Wenn das Zeug aus meinen Nieren aber aus gesundheitlichen Gründen vielleicht plötzlich so krass reaktiv ist, dass es zur Rohrverstopfung in der ganzen Mietskaserne kommt, könnte es schon sein, dass ich dafür – schuldlos – zur Verantwortung gezogen werde (“hafte”) und für den entstandenen Schaden aufkommen muss.)

    Objektiv kann mensch also niemals schuld, sondern nur verantwortlich sein, da Verantwortung keine Schuld und damit auch keinen freien Willen voraussetzt. Also auch hier im Justizwesen haben wir die Nachwirkungen der Religiotie, die zum Zwecke der Machtausübung diesen angeblichen freien Willen konstruieren muss, um nun innerhalb juristischer Verurteilungsfabriken angebliches Recht zu sprechen. Tatsächlich will mensch damals wie heute einfach nur Macht über andere ausüben. Und das wollen diese für enorm viel Leid verantwortlichen Verbrecher nicht, weil sie sich frei dazu entschieden haben, sondern weil es ihnen die Naturgesetze – natürlich niemals nur, aber hier im speziellen besonders die bei den evolutionären Ausleseverfahren wirksamen – ganz genau so vorgeben.

    Allerdings gibt es eine typische, ebenfalls evolutionär bedingte Fehlleistung des menschlichen Gehirns, die ihnen diese Art von Manipulation, die auch in diesem Artikel aufscheint, leicht macht: Die Schwierigkeit, die fast alle Menschen – manche mehr, manche etwas weniger – haben, subjektive und objektive Realitäten auseinander zu halten in Kombination mit dem typischerweise von menschlichen Gehirnen produzierten Gefühl (!), frei zu entscheiden.

    Beispiel: Wenn ich als 5-jähriges und damit sicherlich noch nicht allzu sehr gebildetes Kind aus dem Fenster schaue, gehe ich aufgrund dieser Fehlleistung automatisch davon aus, dass die Erde flach / eine Scheibe ist, weil ich sehe ja, dass das da draußen alles recht flach und eben ist und werde auf die Information, dass sie tatsächlich kugelförmig ist, sehr skeptisch reagieren. Dieses intuitive Gleichsetzen von subjektivem Erleben über meine Sinnesorgane – gerade im asiatischen Kulturkreis werden übrigens die eigenen Gedanken korrekterweise auch zu den Sinnen gezählt – mit der objektiven Realität wurde bekannterweise von den Christen noch bis ins Mittelalter für ihre manipulativen Behauptungen missbraucht, die Erde wäre eine Scheibe, der Mensch stände im Mittelpunkt des Universums und alles, sogar die Sterne, würde sich um ihn drehen etc. etc.

    Und so tun sie es bis heute mit dem “freien Willen”(tm): Dass der Mensch ein subjektives Gefühl hat, sich angeblich frei zu entscheiden, heißt nicht, dass er sich frei entscheidet oder dass er dies überhaupt kann. Dass er dieses Gefühl für bare Münze nimmt und diese falsche Annahme auf andere überträgt, führt z.B. zu Schuldgefühlen auf sich selbst bezogen und Rachegefühlen gegenüber anderen. Sozialevolutionär waren das sicherlich halbwegs sinnvolle Gefühle und sie sind nach wie vor Teil der Realität, denn ich als Subjekt habe diese ja. Und zwar weil meine Neuronen ganz real – und exakt den stringenten Vorgaben der Naturgesetze entsprechend – feuern. Objektiv kann ich selbstverständlich aber keinen freien Willen haben, außer ich könnte magisch irgendwie diese Naturgesetze außer Kraft setzen und ihre Funktionalität frei verändern. Ja, klar… größenwahnige Gottkomplexe lassen grüßen.
    => D.h. jede:r, der:die sich auf den Standpunkt stellt, des Menschen Willen wäre frei, outet sich mindestens implizit als Anhänger:in des magischen Denkens, als kindisch-naiver Rezipient von “frei” erfundenen Märchen, die er:sie entgegen aller Logik, Falsifizierbarkeit oder sogar entgegen bereits erfolgter Falsifikation (vorgeblich) für wahr hält. Argumentiert mensch logisch korrekt mit solchen Typen unter der Voraussetzung, dass sie von Logik und Argumenten basiertem Streit nicht überfordert werden, kommt entsprechend auch immer früher oder später die abwehrende Aussage, mit der sie sich selber der Schwurbelei überführen: “Hmmm, ja, nun, stimmt… das ist nicht logisch, ja… das muss man dann einfach glauben.”

    Für das Strafrecht gibt es in diesem Sinne eine sehr relevante Bedeutung: Was hier falsch läuft ist, dass nicht wirklich zwischen subjektivem Schuldempfinden und objektiv IMMER vorhandener SchuldUNfähigkeit bei allerdings sehr wohl durchaus vorhanden sein könnender Verantwortlichkeit des Menschen unterschieden wird. Heutzutage wird das zwar sehr vage und im Hintergrund zumindest ansatzweise berücksichtigt (i.S. von Funktionen der Verurteilung / Strafe wie Abschreckung, “Sühne” / “Täter-Opfer-Ausgleich”, Erziehung, Schutz / Prävention weiteren Schadens…). Aber nicht formal, um es sich nicht mit den ganzen Religioten und ihren ihnen zuschleimenden Nutten zu verderben.

    In Form einer exemplarischen Gegenüberstellung daher der Versuch eines Fazit: Ein korrektes Strafrechtsurteil kann niemals lauten: “Im Namen des deutschen Volkes wird XYZ für schuldig befunden, eine räuberische Erpressung zum Schaden des Nebenklägers begangen zu haben. Er wird daher zu 3 Jahren Freiheitsentzug ohne Bewährung verurteilt.” (Von dem nationalistischen Unfug in den üblichen Phrasen wie “deutsches Volk”, in dessen Namen sich so ein Justizhansel dann auch noch aufzuspielen erdreistet, hier mal ganz abgesehen.)

    Korrekt wäre dagegen bei gleichem, erwiesenen Tatbestand: “Zum Zwecke eines harmonischen, sozialen Zusammenlebens aller Menschen und zur Wahrung ihrer Rechte wird XYZ für verantwortlich, darüber hinaus im Namen seiner Opfer für schuldig befunden, eine räuberische Erpressung begangen zu haben. Um ihn zur Verantwortung zu ziehen, wird ihm auferlegt, alle Verfahrenskosten zu tragen, Schmerzensgeld und Schadensersatz i.H. * an die Opfer zu zahlen, 100 Stunden soziale Arbeit abzuleisten und sich innerhalb der nächsten 3 Jahren monatlichen, psychologischen Untersuchungen zwecks Begutachtung und Prävention weiteren allgemeingefährlichen Verhaltens zur Verfügung zu stellen. Zwecks Abgeltung der weiteren subjektiven Belastungen der Opfer durch die Tat wird der Nebenklage das Recht eingeräumt, innerhalb einer Frist von * Tagen ein darüber hinaus gehendes Strafmaß im Rahmen von 0 bis 3 Jahren Freiheitsentzug zu bestimmen. Bis zur Entscheidung darüber und nachfolgend bei erwiesener Wiederholungsgefahr wird Sicherheitsverwahrung zum Schutz der Allgemeinheit angeordnet.”
    => Der kleine, aber wichtige formale Unterschied löst das Problem, dass die Justiz aktuell mit dem ganz und gar nicht freien Willen des Menschen hat und vor allem darüber hinaus die unerträgliche Situation, dass aktuell den subjektiven Empfindungen durch Straftaten geschädigter Opfer bestenfalls nur ansatzweise Rechnung getragen und realit größtenteils über ihre Köpfe hinweg entschieden wird, auch in den Belangen, die ausschließlich nur sie und nicht irgendwelche Unbeteiligten, wie z.B. sich das Richteramt anmaßende Dummspacken oder auch alle anderen ideellen Eingruppierungen wie z.B. “das Volk”, etwas angehen.

  14. Okay, also auch von mir noch ein Statement.

    Es kann in der Tat grotesk erscheinen, wie nach ca. 2500 Jahren überlieferter Natur(wissenschaftlicher)Forschung monotheistische Verseuchung und Verkrüppelung die Vorhand im bürgerlichen Geistesleben beansprucht und bewahrt. Es ist allerdings nicht grotesk, es ist herrschaftslogisch, aber das soll im Folgenden nicht mein Thema sein.

    Die Verseuchung und Verkrüppelung kommt schon hinreichend in der Gegenstandsbestimmung und Fragestellung zum Ausdruck:

    “Der “freie Wille”, ist er wirklich frei??”

    Die naive, kindliche Antwort hat Krim oben irgendwo gegeben:
    Selbstverständlich sei er das nicht, jederman kenne doch die Schranken und Hindernisse, die seiner Willensbetätigung entgegen stehen, er habe sie erlernt.
    Folglich lautet die Position dieser kindlichen Antwort: Ein Wille sei nicht frei sondern gebunden.

    Weil ich Krim kenne, weiß ich, daß er diese Position bestreiten wird. Er wird sagen, der “freie Wille” sei ein Quatschbegriff, ein Wille sei frei, nämlich in der Wahl seiner Gegenstände und der Konzeption der Zwecke, mit denen er verknüpft auftrete, oder er sei eben kein Wille, sondern etwa ein Kalkül, denn das Kalkül folge sekundär einem Willen, indem es Bedingungen und Folgen einer Willensbetätigung wäge.

    Mit dem Begriff Willensbetätigung, der explizit wie implizit in Debatten um die sogenannte Freiheit des Willens west, ist ein Übergang gemacht, der die Gegenposition zu Krims naiver Stellungnahme kennzeichnet, der Wille sei nicht “frei”, sondern (vollständig) determiniert. Ein Mensch habe keine Macht darüber, was er wolle bzw. nicht wolle.
    Denn diese Position trennt die subjektive Erscheinungsweise eines Willens von dessen Betätigung, und macht sich fortan daran, physiologische und biochemische Voraussetzungen und Begleiterscheinungen einer subjektiven Willensbetätigung “als” dessen Bedingtheit auszugeben.

    Beide Positionen teilen denselben Fehler, einen Verstoß gegen das Denken.
    Denn beide Seiten der mit “einen Willen haben” und “einen Willen betätigen” beschriebenen Medaille sind Erscheinungsformen von etwas, das “Wille” genannt wird. Und wenn ich es mit zwei Erscheinungsformen desselben zu tun habe, dann ist es ein Verstoß gegen das Denken, wenn ich eine davon für essentiell erkläre und gegen die andere fest halte bzw., ausspiele.
    Solch Festhalten und Ausspielen ist ironischerweis eine Willensbetätigung, damit nimmt ein Mensch ein instrumentelles Verhältnis zu Gegenständen des Erkennens ein, und das ist eine Systematisierung des o.a. Verstoßes. Ich sollte halt erst wissen wollen, womit ich es zu tun habe, bevor ich was damit anfange, andernfalls mißachte ich, was ich will, und verfehle meinen Zweck, falls mir kein Zufall zu Hilfe kommt.

    Woher rührt solch essentialistische Verfehlung, die schon für sich allein ein instrumentelles Weltbild verrät? (Denn “die Welt” ist in toto Gegenstand eines essentialisierten Willens!)

    Die historiographische Antwort kennt jeder: monotheistischer Glaube.
    Wer an einen einzigen Gott glaubt – und es sei schon gesagt, das “Gott” und “Natur” auf dieser abstrakt-allgemeinen Ebene dasselbe sind – den nötigt dieser Glaube dazu, die Selbstgewissheit seines Willens und seiner Willensäußerungen für eine Gabe zu nehmen, mit der er rücksichtlich göttlicher und/oder Naturgesetze verantwortlich umzugehen habe.
    Solcher Glaube spaltet die Individuen in ein essentielles Ego, das in der Vergangenheit “Seele” genannt wurde und heute “Psyche” heißt, und ein “Ich”, das für die Handlungen zuständig ist, hence die Abstraktheit und Hermetik instrumenteller Trennung von “Willen” und “Willensbetätigung”, worin “Ich” und “Psyche” abwechselnd für das eine wie andere für zuständig erklärt werden, je nach Einstellung des Subjekts, ob er seinen Willen für “frei” oder “bedingt” bzw. “determiniert” halten will
    Denn ein instrumenteller Umgang mit “der Welt” schließt einen instrumentellen Umgang mit “sich” ja wohl ein, gelle?

    Hier breche ich das wieder einmal einfach ab. Ich weiß ja, daß das kein Schwein wissen will, und wenn doch, dann bloß als ein Stein des Anstoßes. Für andere mögen die Hinweise genügen.

    Halt, eines noch als völlig unzusammenhängend erscheinendes Statement:

    Biologisch liegt der Ursprung eines Willens in der physikalisch-chemischen Ausstattung desjenigen Einzellers (fachlich ausgedrückt: “Ein reaktives Bläschen”) , der es geschafft hat, durch einen Stoffwechsel mit den ihn umgebenden Medien hindurch stabil, aktiv und auf eine Weise veränderlich zu bleiben, die ihm eine Umwelt aushob und ihn vor deren entropischen Wirkungen geschützt hat.
    Naturgeschichtlich ist es anzunehmen, daß es mehrere dieser Art gab, die sich vereinigt und wieder getrennt haben und darauf schließlich eine Vermehrung gegründet haben.
    Sie haben dies getan, kein “Gott” und keine “Welt”, geschweige “physikalische Gesetze”!
    Letztere haben das allenfalls “erlaubt”.

    1. “Biologisch liegt der Ursprung eines Willens in der physikalisch-chemischen Ausstattung desjenigen Einzellers (fachlich ausgedrückt: “Ein reaktives Bläschen”) , der es geschafft hat, durch einen Stoffwechsel mit den ihn umgebenden Medien hindurch stabil, aktiv und auf eine Weise veränderlich zu bleiben, die ihm eine Umwelt aushob und ihn vor deren entropischen Wirkungen geschützt hat.”

      Das ist so ziemlich die unsinnigste Erklärung/Interpretation von “Willen” und im weitesten Sinne von Evolution, die mir seit langem unterkam. Ich hoffe mal, sie ist nicht auf Deinem Mist gewachsen (no offense, aber irgendeine Quelle wäre nützlich). Ich gebe zu, sie ist nicht so selten, eine Unterlegung von “Willen”, “Ziel”, “geschafft haben” unter Prozesse, die blind, entropisch, chaotisch, rein statistisch ablaufen, tritt wohl auf bei Denkern, die es nicht so mit den Naturgesetzen haben, oder bei solchen, die
      Anthropomorphisierung von Tieren als unhinterfragbar betrachten, weil der Mensch ihr einziger Maßstab ist (populäre Philosophen bilden da kein Ausnahme…).
      Der Einzeller hat es nicht “geschafft”: sondern er ist einfach nur übriggeblieben – unter all den statistisch möglichen und zufällig realisierten Varianten chemischer Zusammensetzungen war er die einzige (oder besser: eine der wenigen von sehr vielen), die die komplexen chemischen Grundlagen von Leben aufwiesen, nämlich sich reproduzieren zu können. Alles andere ist nebensächlich, ausschließlich nur die Reproduktion zählt! Und die erfolgte Reproduktion ist kein Resultat von Willen, sondern das Resultat eines statistischen Zusammentreffens verschiedenster Kombinationen von chemischen Eigenschaften, die eben die emergente Fähigkeit der Reproduktion in der gegebenen Umgebung erzeugen.
      Eine Biene, die darauf dressiert wurde oder gelernt hat, daß zu einer bestimmten Tageszeit an einem bestimmten Ort eine bestimmte Sorte Futter zu holen ist, hat diese drei Koordinaten (Zeit, Ort, Sorte) in einem inneren Kalender abgespeichert. Sie ist sich dieses Kalenders natürlich nicht bewusst. Erst wenn bestimmte chemische/hormonelle Trigger in ihrem Nervensystem ausgelöst werden, wie Futtermangel, Pheromone aus dem Stock o. dergleichen, wird ein Nervensignal erzeugt, das diesen Kalender aktiviert und die Biene dort Futter holen lässt. Da ist kein Willen, sondern einfache chemische Triggerung UND logische Verknüpfung der Triggersignale (wenn im Stock ein Pheromon in einer Konzentration oberhalb der Triggerschwelle zirkuliert, das eine bestimmte ANDERE Sorte Futter anfordert, wird der Kalender unterdrückt, eine andere Biene, die den passenden Kalendereintrag hat, fliegt dann los).
      Wird der Kalendereintrag vier Tage nicht abgerufen (und jedesmal bestätigend erneuert), verschwindet er, die Biene wird zur Suchbiene und legt einen neuen Kalendereintrag an (mit anderen Koordinaten).
      Bienenvölker, die solche Art der Koordination des Nervensystems bei der Einzelbiene nicht haben, zeigen einen erheblichen Nachteil bei der Reproduktionsrate und verschwinden (oft nicht schlagartig sondern schleichend über einige Generationen), sie scheiden aus der Evolution aus. Das hat nichts mit Willen oder Vermögen (“nicht geschafft haben”) zu tun, es ist reine Statistik,
      Dieser Mechanismus (des unbedingten Reiz-Reaktions-Musters bei genau passender innerer Ausstattung) läßt sich hinunterbrechen bis zum einfachsten Einzeller und hinauf zum komplexesten Säugetier. Wobei die entwickeltsten Säuger mit dem Denkvermögen eine jetzt nicht mehr unbedingte Art der Verarbeitung von Umweltreizen besitzen. Menschen, die bewusst, aus ideologischen oder anderen Gründen, den Beschluss gefasst haben, sich nicht fortzupflanzen, scheiden auch aus der Evolution aus, ganz ohne Darwin-Award. Jedenfalls dann, wenn der unbewusste, unterbewusste Fortpflanzungstrieb gegen den Denkaopparat keine Optionen mehr hat

      1. Du prügelst auf einen Strohmann ein, Noname, mit einer Reaktion, die keine Verbindung mit einem naturgeschichtlichen ODER naturwissenschaftlichen Wissen hat und in diesem Sinne rein ideologischer Natur ist.

        “Ursprung”!, “eines Willens”, (statt “DES”), “liegt in”, “Ausstattung”.
        Das ist eine etwas komplexe und eliptische (aphoristische) deutschsprachige Aussage über einen theoretischen Ansatzpunkt einer Evolutionstheorie, aber in keiner Weise eine “Interpretation/Erklärung” weder von Willen noch Evolution.

        Und ja, sie ist “auf meinem Mist” gewachsen, aber nur in der Form, in der ich das vorgestellt habe. Die Stichworte meiner Anbindung an die zünftige Naturwissenschaft lauten “Systemtheorie” (der Evolution) und “Autopoiesis”, zuzüglich einer Fülle biochemischer / genetischer Forschungsergebnisse vornehmlich aus den USA, die allerdings jetzt alle etwa 15 Jahre alt sind, denn seither habe ich das nicht mehr verfolgt, weil mein Inventar biochemischen / genetischen Wissens in der Tat zu begrenzt ist, als daß ich das mitverfolgen könnte, ohne mehr Zeit darauf zu verwenden, als ich will.
        PS.: Erwähnt haben will ich noch die sog. “Tätigkeitstheorie” von Leontjew, die ich für die wichtigste vorbiologische Quelle dieser Forschungsrichtung (Forschungs!Richtung!) halte, aus einer Zeit, in der die DNA noch unbekannt war.

        Daß Du diese Forschungsrichtung entweder nicht kennst, oder ideologisch zurückweist, war mir nach Deinem ersten Posting zum Thema klar, und ich will Dich nicht überzeugen, davon zu lassen.
        Aber ich rate Dir ernsthaft und freundlich: Lern “deutsch” – Dein sprachliches / begriffliches Differenzierungsvermögen ist schwer ausbaufähig.

        1. PS.: Und noch was an die Mitleser:

          Ihr solltet euch mal ernsthaft überlegen und, wenn möglich, auch in epistemologischer Literatur nachlesen, was für ein Werkzeug Statistik ist, was es leistet, und vor allem: Was es nicht leistet!

        2. Meine Verweigerung dieses abgehobenen Fachsprechs sollte Dich nicht zur Annahme verleiten, ich müsse das unbedingt auch lernen – die hat schon ideologische Gründe, wie Deine Ausdrucksweise ja auch.
          Im Übrigen waren Leontjews Theorien eine unbenannte Unterlage in unseren Philosophie- und PolÖk-Seminaren. Ist schon lange her. Da wurde aber noch nicht behavioristisch mit anderen Gattungen verglichen, um die Ontogenese solchen Verhaltens zu erkunden. Daher mein Beispiel der Bienen.

          Macht aber nichts. Aus dem anthropomorphisierenden Stadium bin ich jedenfalls lange raus, obwohl ich meine Bienen liebe. Empfehle dazu: Das rationale Tier : eine kognitionsbiologische Spurensuche, Ludwig Huber

          1. “Mechanismen unbedingter Reiz-Reaktions-Muster” sind konstitutiver Bestandteil im Wissensinventar der von mir genannten Forschungsrichtung, vor 15 Jahren auch schon auf der Ebene der Genforschung, weil Evolutionsforscher gern wüßten, wie ihre Modifikation, bzw. ihre Umgehung mit dem Effekt einer “Neuverbauung” vor sich gegangen ist bzw. geht.”

            ” … läßt sich hinunterbrechen bis zum einfachsten Einzeller und hinauf zum komplexesten Säugetier.”
            Das ist schon rein formell eine priesterliche Aussage, im Ggs. zur Methodik von Naturforschung. Wenn Du sowas einfach unterlassen könntest, mit Rücksicht auf die humane Nachkommenschaft, wäre einiges gewonnen, meine ich.

            1. “priesterliche Aussage”
              🤣🤣🤣
              Ich hab ja lange nicht so gelacht…

              Aber wenn natürlich Zarathustra sowas sagt…
              vielleicht hat er ja noch mehr solche Korken? Lass mal knallen! Ich goutiere das!

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