FED hält Zins-Füße still, EZB muss rezessionsfördernd erhöhen

Bild: Kiefer/EZB/CC BY-SA-2.0

Auch die US-Notenbank wird weiter Zinsen erhöhen, die Inflationsbekämpfungsversager EZB kommt weiter unter Druck und die Wirtschaft im Euroraum rutscht tiefer in die Rezession.

Die Schlagzeilen zur neuesten Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) lauten in etwa so: „EZB setzt Zinserhöhungskurs fort“, wird das Thema von Google-News gelistet. „EZB hebt Leitzins auf höchsten Stand seit 15 Jahren“ titelt „Der Spiegel“ zum Beispiel. „EZB erhöht Leitzins um 0,25 Prozentpunkte und will Kurs beibehalten“, berichtet das Handelsblatt. Auch die Wirtschaftszeitung stellt darauf ab, dass „nach der achten Erhöhung in Folge“ nun der Leitzins im Euroraum „mit 4,0 Prozent das höchste Niveau seit 15 Jahren erreicht“ hat. Schon früh wird im Artikel klargestellt, dass das Ende der Fahnenstange mit der neuen zaghaften Anhebung um 0,25 Prozentpunkte (25 Basispunkte) noch nicht erreicht ist. Deshalb habe die EZB-Präsidentin Christine Lagarde angekündigt, dass eine weitere Anhebung sogar schon im Juli „wahrscheinlich“ sei.

Klar ist, dass weitere Zinserhöhungen anstehen. Das hat verschiedene Gründe, wie wir sehen werden.  Unter anderem gibt nun auch Lagarde das Versagen der EZB bei der Inflationsbekämpfung unterschwellig zu, wenn sie euphemistisch erklärt, man sei „noch nicht am Ziel angekommen”. Denn auch die offizielle Inflationsrate ist im Euroraum mit 6,1 Prozent noch viel zu hoch. Schließlich liegt die von der EZB ohnehin schon angehobene Zielmarke nur bei zwei Prozent bei der von Preisstabilität ausgegangen wird. In Deutschland liegt sie, nach dem „Harmonisierten Verbraucherpreisindex“ (HVPI), der international vergleichbarer ist, sogar mit 6,3 Prozent über dem Durchschnitt im Euroraum. Nur nach dem noch stärker aufgehübschten „Verbraucherpreisindex“ (VPI), den das Statistische Bundesamt (Destatis) benutzt, läge Deutschland im Durchschnitt.

Die EZB hatte die Leitzinsen viel zu spät vor einem Jahr erhöht, als die Inflation längst aus dem Ufer gelaufen war. Dieser Ansicht schließen sich nun viele Beobachter an, wie auch beim 25. EZB-Jubiläum deutlich wurde. Lange hatten Frankfurter Zentralbanker offiziell gehofft, dass sich das Problem von selbst erledigen und die Inflation von selbst wieder sinken würde. Das war absurd, auch die Verweise auf den Ukraine-Krieg waren schlicht Ablenkung.

Die Inflation in Deutschland war schon Monate vor dem Krieg im November 2021 auf sechs Prozent (HVPI) angeschwollen. Längst hätte also die EZB ihrer Aufgabe nachkommen müssen, für Geldwertstabilität zu sorgen, und die Zinsen langsam anheben müssen. Dass sie das nicht tat, hatte Gründe, doch die Konsequenzen baden wir derzeit alle aus.

In ihrer Erklärung meint nun auch die Zentralbank, dass sich die Inflation zwar „verringert“ habe, „sie wird den Projektionen zufolge jedoch zu lange zu hoch bleiben“. Das ist ausnahmsweise einmal eine realistischere Prognose, nachdem die EZB lange absurde Vorhersagen gemacht wurden, um ihr geldpolitisches Vorgehen zu rechtfertigen. Man könne die Politik aber nicht darauf aufbauen, „dass die Inflationsprognosen, die man stellt, eintreffen würden“, hatte der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank richtig kritisiert. Thomas Mayer hatte mit Blick auf die ausufernde Inflation auch richtig angekündigt: „Je länger man das Problem verschleppt, desto härter werden die Konsequenzen”. Damit sagte er vor gut einem Jahr die Stagflation voraus, in der wir nun stecken.

Er hoffte, dass die gefährliche Situation, wenn eine stagnierende oder schrumpfende Wirtschaft mit einer hohen Inflation zusammentrifft, nicht so schlimm werden würde, wie in den 1970er Jahren. Die Rezession ist in Deutschland längst Fakt und es ist keine technische Rezession wie gerne behauptet und allseits wiedergekäut wird. Davon kann bestenfalls noch für die Eurozone ausgehen. Im Euroraum ist im ersten Quartal die Wirtschaftsleistung um geschätzte 0,1 Prozent geschrumpft. Da das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch schon im Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken war, ist von einer Rezession zu sprechen.

Noch einmal sei hier angefügt, dass auch die BIP-Messung seit der Finanzkrise aufgehübscht ist, da seither auch illegale Geschäfte wie Drogenhandel geschätzt eingerechnet werden. Immer weiter aufgehübscht wurde in den letzten Jahren allerdings auch die Inflationsberechnung. Im Euroraum wurden immer mehr Teile aus der Ermittlung der Teuerungsrate herausgenommen, kritisierte auch Mayer.

Durch Zinsschock in die Rezession

Dass wir im Euroraum in die Rezession und damit in die Stagflation abrutschen, ist aber nicht vor allem das Ergebnis der steigenden Zinsen, sondern das Ergebnis einer Art Zinsschock, vor dem auch hier längst gewarnt wurde. Hätte die EZB frühzeitig und langsam ihre Geldpolitik normalisiert und die Geldschwemme langsam in den letzten vier Jahren zurückgefahren, wäre es dazu nicht gekommen. Die Zentralbank der Zentralbanken (BIZ) in der Schweiz hat seit Jahren darauf hingewiesen, dass die EZB-Geldpolitik kontraproduktiv ist.

In den Medien, die weiterhin von einer technischen Rezession fabulieren, wird verschwiegen, dass die EZB die Leitzinsen weiter erhöhen MUSS, um die ausgeuferte Inflation wieder einzufangen. Man darf das Realsatire nennen, wenn der EZB-Rat schwadroniert, man sei „entschlossen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2 % zu sorgen“. Lagarde spricht wie üblich nebulös auch nur davon, nachdem sie das Kind in den Brunnen hat fallen lassen, dass „wir entschlossen sind, unser Ziel rechtzeitig zu erreichen”. Das sagte sie mit Blick das Zinsziel zwei Prozent und definierte natürlich wieder nicht, was dies „mittelfristig“ bedeuten soll.

So wird seit geraumer Zeit auch nebulös das Zinsziel und damit die Kernaufgabe der EZB aufgeweicht, für Geldwertstabilität zu sorgen. Realsatire ist auch, wenn die EZB zwar einräumt, dass „die Wirtschaft derzeit schwach“ ist, aber sich „im weiteren Jahresverlauf aber erholen“ werde. Das sind genau die Prognosen ohne Basis, die weiter eine absurde EZB-Politik bestimmen.

Konsum der privaten Haushalte geht zurück

Es ist ein Widerspruch in sich, vor allem im derzeitigen Umfeld, weiter steigende Leitzinsen anzukündigen und gleichzeitig von einer Erholung der Wirtschaft auszugehen. Höhere Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen, Häuslebauer und Konsumenten. Sie sollen genau dafür sorgen, dass die Nachfrage sinkt. Im Baubereich ist längst eine Vollbremsung im Gang. Die Bauwirtschaft wird über steigende Zinsen längst abgewürgt. „Produktion im Baugewerbe im Euroraum um 2,4 % gesunken”, titelte Eurostat kürzlich.

Dazu kommt, dass die Binnennachfrage zurückgeht, da über höhere Teuerungsraten die Kaufkraft der Verbraucher sinken. Die Menschen in Deutschland müssen Reallohnverluste hinnehmen, wie man sie „nie zuvor gesehen hat“. So hatte auch Eurostat schon festgestellt, dass in der gesamten EU und im Euroraum der „Pro-Kopf-Konsum der privaten Haushalte“ zurückgeht, was natürlich keine Überraschung ist, wenn die einfachen Menschen über die Inflation langsam aber stetig enteignet werden, weil die Löhne nicht mit der Teuerungsrate steigen. „Im vierten Quartal 2022 sank der reale Pro-Kopf-Konsum der privaten Haushalte im Euroraum um 1,2%, nachdem er im Vorquartal unverändert geblieben war.“

In einem solchen Szenario, zumal auch die Ölpreise wegen Produktionskürzungen der OPEC auf einem Wert zwischen 70 und 80 US-Dollar stabilisiert wurden, von einer anziehenden Konjunktur auszugehen, ist wenigstens gewagt oder schlicht Propaganda.

Tatsächlich wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die Teuerung zurückgeht, wie auch die bedeutsame und bedrohliche Entwicklung der Kerninflationsrate zeigt, aus der volatile Anteile wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Die Kerninflation zeigt an, dass die Teuerung längst in die Breite geht. Sie ist geschätzt zwar nun auch leicht gefallen, allerdings nur von 5,6 Prozent im Vormonat auf 5,3 Prozent. Die Prognose für diesen wichtigeren Messwert hat sogar die EZB um 0,5 Punkte auf 5,1 für 2023 heraufgesetzt. Sie dürfte angesichts der meist falschen EZB-Prognosen eher höher ausfallen.

Eine hohe Inflation war von der EZB gewollt

Niemand sollte so naiv sein zu glauben, dass man es hier vor allem mit Fehlern der Banker im Frankfurter Bankenturm zu tun hat. Nein. Lagarde, die auch „Madame Inflation“ genannt wird, hatte bewusst, auch mit Blick auf die ausufernde Verschuldung in ihrer französischen Heimat, darauf gesetzt, einen Teil der Staatsverschuldungen weg inflationieren zu können. Im Umfeld der Bundesbank wurde lange gemutmaßt, dass Lagarde aus politischen Motiven handele und nicht ihrer Aufgabe nachkomme, für Geldwertstabilität zu sorgen. Das dürfte deutlich zum Rücktritt von Bundesbank-Chef Jens Weidmann aus dem EZB-Rat beigetragen haben, der stets die Geldpolitik kritisiert hatte.

Man kann die „Erfolge“ dieser Politik auch schön bei Eurostat ablesen. „Rückgang des öffentlichen Schuldenstands im Euroraum auf 91,6% des BIP“ stellen die europäischen Statistiker fest. Das heißt nicht, dass die Schulden gesunken wären, es bedeutet nur, dass die Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung gesunken sind. In der Lagarde-Heimat lag die Verschuldung im dritten Quartal 2022 noch bei 113,3 Prozent und sie fiel wie durch ein Wunder im vierten Quartal auf 111,6 Prozent. Im Schuldenstaat Italien erhöhte sich die reale Schuldensumme weiter auf mehr als 2,7 Billionen Euro. Trotz allem sank die Schuldenquote inflationsbedingt von 149,9 auf 145,9 Prozent. Hier kann man das weg inflationieren sehr deutlich sehen. Allerdings sollte nach den Stabilitätskriterien die Schuldenquote höchsten 60 Prozent betragen.

Dieser gewollte wundersame Vorgang gilt für fast alle Euroländer mit Ausnahme der baltischen Staaten, wo die Schuldenquoten sogar trotz besonders hoher Inflationsraten weiter gestiegen sind. Scheinbar widersprüchlich ist diese Entwicklung, da Eurostat auch feststellt, dass die Haushaltsdefizite der Euroländer im Durchschnitt sogar weiter auf 4,7 Prozent gestiegen sind. Die liegen damit deutlich über der Defizitgrenze von drei Prozent, die eigentlich als Stabilitätsgrenze definiert wurde.

Nach einer Pause werden in den USA die Zinsen weiter steigen

Kommen wir noch dazu, dass sich die US-Notenbank (Fed), anders als die EZB, nun erstmals eine Zinspause gegönnt hat. Nach zehn Leitzinserhöhungen in Folge ließ die Fed erstmals seit Beginn ihrer der Zinserhöhungsphase im März 2022 den Leitzins unverändert. Sie hält nun an der Zinsspanne von zwischen 5,0 und 5,25 Prozent fest. Tatsächlich ist die US-Notenbank bei der Inflationsbekämpfung auch etwas weiter als die EZB. Die Fed hatte zwar auch zu spät ihre Geldpolitik normalisiert, aber sie hatte früher angefangen.

Die Erfolge steigende Zinsen zeigten sich relativ schnell. Im Mai ist die Teuerungsrate in den USA sogar relativ deutlich auf vier Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen. Und anders als in der Eurozone hat der frühere Einstieg in eine andere Zinspolitik eine Rezession oder Stagflation – in der auch Großbritannien steckt – verhindert. Es sieht sogar danach aus, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr ein stärkeres Wachstum erzielen kann, als von der Fed bisher vorhergesagt. Die geht nun davon aus, dass das BIP statt um 0,4 um ein Prozent wachsen wird. Da offenbar auch die Arbeitslosenquote deshalb niedrig bleiben dürfte, kündigte die Fed weitere Zinserhöhungen für das laufende Jahr an. Denn auch in den USA ist sie noch immer doppelt so hoch, als sie von der Notenbank angestrebt wird. Der Fed-Chef signalisierte die Möglichkeit von zwei weiteren Zinserhöhungen, womit der Leitzins in den USA auf 5,75 oder sogar 6 Prozent steigen könnte.

Das wird die EZB aber weiter unter Druck bringen, die Leitzinsen weiter erhöhen zu müssen, allein schon wegen der sonst erneut eintretenden Kapitalflucht, die den Euro teilweise stark fallen und unter die Parität zum Dollar fallen ließ. Damit verteuern sich über die Wechselkurse dann wieder Energie und andere Waren, die in Dollar gehandelt werden, womit die Inflation dann auch wieder steigt. Aber hier soll auch nicht vergessen werden, dass die Zinspolitik nicht die einzige Möglichkeit ist, Inflation zu bekämpfen.

Wirkungsvoller wäre angesichts dieser Inflationssituation vermutlich sogar, effektiv gegen Spekulation, Gierflation und Zufallsgewinne (windfall profits) vorzugehen. So ließen sich die hohen Spritpreise an den Tankstellen mit den Mineralölpreisen erklären ließen. Inzwischen ist auch klar, dass bei Lebensmitteln heftig gewinnsteigernd von den Konzernen zugelangt wird, da sich die hohen Preise nicht über gestiegene Rohstoffkosten, Energiepreise und Betriebskosten erklären lassen. Das spiegelt sich dann in Rekordgewinnen in den Konzernbilanzen wieder. Dazu kommen bei Strompreisen die Zufallsgewinne aus dem absurden System zur Preisfestsetzung in der EU (Merit Order). Interessant ist, dass ausgerechnet die Konservativen in Großbritannien eine Windfall-Tax eingeführt haben, um diese Gewinne abzuschöpfen. Hier hat die Ampel nicht einmal eine eher lächerliche Steuer auf Übergewinne wie in Italien oder Frankreich eingeführt.

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27 Kommentare

  1. Also das ist so: der Leitzins der EZB ist seit 2015 auf Null. Was zunächst ohne Wirkung blieb, die Inflation bewegte sich brav unter 2 Prozent. Dann aber die Inflation, beginnend im Jahr 2021. Das ist so: man hat in umfangreichen Untersuchungen festgestellt, dass das Wasser ein Gedächtnis hat. Nicht nur das, auch andere Gegenstände können sich erinnern, erstaunlicherweise gehört der Finanzmarkt dazu. Er hat den Sündenfall von 2015 erst im Jahr 2021 bestraft. Es ist alles sehr wissenschaftlich und es ist noch viel Forschung nötig.

    So die leicht ironisierende Darstellung dessen, was Herr Streck uns hier erzählen will. Warum macht er es sich nicht einfach? Die Inflation folgt ganz einfach dem Gaspreis:

    https://www.cheapenergy24.de/wp-content/uploads/2020/03/Grafik_Gaspreisentwicklung_2010-2023-1024×431.png

    Ein Grundstoff, der überall gebraucht wird und damit alle Preise gleichzeitig hochtreiben kann. Übrigens zunehmend auch die Chemie: in den USA ist es jetzt eine reine Methan-Chemie, die Petrochemie verliert an Bedeutung.

    Ja, den Preisanstieg des Erdgases gab es schon 2021. Hatte da jemand ein Vorwissen über den kommenden Krieg? Ich denke schon. Wenigstens stellt Streck fest, dass der Rückgang der Inflation diesbezüglich zu langsam geht. Ein Hinweis auf Kartellstrukturen. Auch das fehlt, Streck ist voll auf Mainstream.

    Dass die Inflation exakt proportional zum Bedarf an Fossilbrennstoffen ist, habe ich schon erwähnt. In Polen, wo man vor kurzem noch im Gefängnis landete, wenn man eine Windkraftanlage bauen wollte, da haben wir 17 Prozent. In Norwegen mit 98,5 Prozent erneuerbarem Strom hatten wir in 2022 5,7 und 2023 4,9 Prozent Inflation. Deutschland, der einstige Pionier, ist inzwischen unterdurchschnittlich. Auch hier wieder zu sehen.

    Wenn man den Leuten diesen Zusammenhang dargestellt hätte, dann wäre die absehbare Reaktion die gewesen, dass man sich jetzt augenblicklich unabhängig von dem fossilen Dreckzeug machen muss. Ei, das war so nicht gedacht. So soll das Volk bittschön nicht denken.

      1. Bis zum Maximum des Gaspreises stimmte es exakt. Der Rückgang ist dann lansamer, wie gesagt wegen der Kartelle.
        Nur nichts verwischen.

    1. Du kannst nicht am lesen, hast nicht zu Ende gelesen? Mineralölkonzerne sind keine Kartellstrukturen? Entsprechende Zusatzinfos, für Leute die sie brauchen, sind verlinkt. Deine Kritik insgesamt ziemlich am Artikel vorbei. Das mit dem Gas ist auch völlig vereinfacht und damit auch falsch. Du kannst mir sicher sagen, warum die Schweiz praktisch keine Inflation hat, weil die kein Gas benutzen? Lächerlich.

  2. Zu Lagardes Fähigkeiten und Integrität: als französische Wirtschaftsministerin sagte sie doch fröhlich-beschwichtigend mitten in der Subprime-Krise, die die Weltwirtschaftskrise 2008 eingeläutet hat: “Ce n’est pas un krach”. Auch sie ist für ihre Unfähigkeit, Untätigkeit und ihre Unterlassungen nie zur Verantwortung gezogen worden und fiel in schöner Kontinuität nach oben.

    1. Christine Lagarde wurde in einem Strafprozess von einem französischen Gericht schuldig gesprochen.
      Merkwürdig daran ist nur, dass sie nicht bestraft wurde.
      Grund: ihre Persönlichkeit und um ihren Ansehen nicht zu schaden.

  3. Ökonomie ist das Steckenpferd der Halbblinden und den Plusmachern die Füße küssenden Groß-Stümpern.
    Die EZB-Chefin ist insofern keine Ausnahme, sondern erfreut sich bester Gesellschaft.
    Und auch der Schreiber dieses Artikels stellt keine Ausnahme dar.
    Denn Schulden, auch und gerade öffentliche, inflationiert man nicht weg, sondern man definiert sie sich schön – sobald man reif dafür ist.
    Wenn eine Verschuldungsrate relativ zur Wirtschaftsleistung auf diese Weise sinkt, geschieht das bestenfalls auf homöopathischer Dosis. Die schlechteren Finanzierungsbedingungen für die Zukunft sind dabei in keinster Weise eingepreist und übertreffen die vermeintlichen statistischen Vorteile bei weitem.
    Die Verschlechterung des kaufmännischen Kalküls bei neuen Investitionen, welche nicht aus Schumpeterschen Impetus (Kostensenkung!!!) erfolgen, sondern durch die schlechteren Finanzierungsbedingungen alles andere als Rückenwind erfahren, wird gänzlich ignoriert.
    Dafür werden schon längst geplatzte Seifenblasen nachgeblasen und wie des Kaisers neue Kleider huldigend erwähnt.
    Intellektuelle Fehlsichtigkeit wird zwar oft gerne mit Beifallsstürmen auf den Galerien ochlokratischer Bekenntnis-Altäre bedacht.
    Für personifizierte Tatkraft ist es aber kein Charakteristikum.
    Da gilt dann schon eher das Zitat des verkannten Außenseiters in der second-hand-Version: Segui il tuo corso e lascia dir le genti.

    1. Bei dem Finanzbedarf zur Transformation der energetischen und ökonomischen Infrastruktur sind hohe Zinsen Gift.
      Die notwendigen Investitionen werden künstlich verteuert und der Finanzsektor sahnt ab.

      1. Ohne Neu-Definition von Schulden und Verschuldungsgrenzen ginge es auch bei einem Zinssatz von 0 Prozent nicht wirklich.
        Man lese, was ich schreibe, und begreift dann vielleicht,
        Im Gegensatz zu Tomguard verstehe ich wirklich etwas und stelle das auch laufend praktisch unter Beweis…

    2. Hat er was anderes behauptet? Siehe Beispiel Italien. Niemand sagt, dass die komplett beseitigt werden, es wird weiter Makeup aufgetragen, wie mit der Bip Vermehrung durch Drogengeschäfte und so.

    3. Zur Ehrenrettung des Autors sei gesagt, dass er mit dem letzten Absatz doch realistische und an der Problemlage orientierten Ansichten aufs Tablet bringt. Und diese Sichtweise ist nicht Mainstream-konform und gerade deshalb auszubauen und zu ergänzen.

  4. In St. Petersburg sind die vielen angereisten Gäste zufrieden.
    https://tass.com/economy/1634347
    Selbst Gäste aus unfreundlichen Staaten hatten diverse Abschlüsse. Trotz aller Sanktionen gegen Russland läuft das Geschäft einigermaßen, nur die Bürger selbst dürfen mit grosser Kraftansträngung ihren großen Bruder aus der Patsche helfen.

    1. Wie üblich, langsame aber stetige Enteignungen. Bisher die Sparer über Null und Minuszins und jetzt werden alle über die Inflation rasiert, nur nicht die Börsianer.

  5. Die Preissteigerungen durch den externen (politischen) Schock mit steigenden Zinssätzen bekämpfen zu wollen ist ähnlich wie Antibiotika gegen Schnupfen. Große Nebenwirkungen aber nutzlos. Es sinken bereits die Großhandelspreise.

    Diverse Beteiligte des EZB Präsidiums haben klar gesagt, dass sie solange die Zinsen erhöhen wie die Lohnforderungen über ihrer magischen Marke von 2% liegen. Der Preisschock soll über Reallohnverlust aufgefangen werden.

    1. Lohnsteigerungen (nominal wohlgemerkt) verursacheb Inflation in der gleichen Höhe?
      Ist jetzt wieder der EZB-Modus von August 2008 aktiviert?
      Die Quantitätsgleichung gilt nur als grobe Richtung bei entsprechender Kapazitätsauslastung.
      Hat das die Wissenschaft noch nicht unwiderspruchsfrei festgestellt?
      Genauso wie die ML-Wertformanalyse immer noch irgendwie in dem Glauben verharrrt, jeder im Kapitalismus generierte Wert resultierte unmittelbar aus entsprechenden Ausbeutungsstrukturen jenseits economies-of-scale-Bedingungen und Neubewertungen von Aktiva, wozu auch Novellierungen der gesetzlichen Grundlagen zählen?

  6. Was ich bei den Linken/Linksliberalen nie verstanden habe, ist ihre Abneigung gegen das, was sie Spekulation/Börsianer nennen. War nicht einer der Gründungsväter des Marxismus, Friedrich Engels, ein erfolgreicher Spekulant? Ohne seine erfolgreichen Geschäfte hätte Marx sein „Kapital“ nicht finanzieren können.
    Da die Planwirtschaft vollkommen gescheitert ist, hat sich z. B. in China, eine stark staatlich regulierte Marktwirtschaft als sinnvoll herausgestellt. Diese Marktwirtschaft erfordert – um Märkte flexibel zu halten – Börsen/Terminbörsen. Geschickt nutzte einst die UdSSR, heute Kuba, diese kapitalistischen Händler, börsengestützte Rohstoffhändler etc…
    Im übrigen, die modernen Handelsplattformen ermöglichen auch weniger betuchten Leuten Aktien zu kaufen. Warum beschwert ihr euch über die Börsianer und folgt nicht euren Gründungsvater Friedrich Engels? Ihr müßt ja an linken Stammtischen nicht erzählen, wenn ihr euch ein paar Apple-Aktien gekauft habt…lach, lach….

    1. Inwiefern soll die Planwirtschaft gescheitert sein?
      Hat es die KPCh aufgegeben, 5-Jahres-Pläne zu erstellen?
      Engels war Spekulant und kein Erbe von Arbeitskraftverwertung (mit Ausbeutungstendenzen) im industriellen Gehäuse?
      Ein Unternehmen wie Apple ist für eine Kritik am Kapitalismus übrigens vollkommen belanglos.
      Zumindest solange, als es der Kapitalismus nicht schafft, existenzsichernde Bedingungen für alle Menschen zu schaffen, womit das “Monster” Stalin schon längst erfolgreich gewesen wäre.
      Wenn die chinesischen Kommunisten aus ihren Fehlern gelernt haben und damit begriffen, dass nachholende Modernisierung besser mit höherer Produktivität erreicht werden kann, auch wenn man dann manche Meriten mit Kapitalisten teilen muss, als dass man alles selbst entwickelt und dann trotz großem Fluss an Schweiß am Ende des Tages, die Sichel in die Ecke gestellt, doch nicht wesentlich mehr als zum Überleben hat, dann ist das nur für intellektuelle Dünnhäuter ein Widerspruch zur Leninschen Losung “Sowjetkraft plus Elekrifizierung”.

      1. China betreibt eine strategische Planung und schreibt, anders als GOSPLAN, den Betrieben nicht die Produktionsmengen vor. Das ähnelt in gewisser Weise der französischen Planification.
        Die Betriebe müssen sich im Wettbewerb einer sozialistischen Marktwirtschaft bewähren oder gehen unter. Werktätige der DDR waren oft keinerlei ökonomischen Druck ausgesetzt, arbeiteten langsam und klauten Volkseigentum. Als diese Betriebe dann kapitalistisch wurden, waren die Werktätigen bisher ungewohnten Druck ausgesetzt. Sie wurden arbeitslos, was in der DDR nicht möglich war. Das „gute Leben“ ohne ökonomischen Druck in der DDR führte zu niedriger Produktivität und damit zum Untergang der DDR…..daraus lernte China und mobilisierte die kreativen Kräfte des chinesischen Volkes durch den Markt, was der DDR nicht gelang….

        1. Eine solch unbedarfte Analyse völlig und nicht nur ein bisschen verbreitet nicht einmal den Mikro-Geruch ökonomischer Kompetenz, Pseudo-Bella…

    2. Leben wir in der EU und in Deutschland nicht auch in irgendeiner Art Planwirtschaft?

      Um nur mal zwei Beispiele zu nennen
      Nehmen wir mal den Butterberg, da wurde seinerzeit die Butter gehortet um die Preise auf hohem Niveau zu stabilisieren
      Wenn tausende Tonnen Tomaten jährich vernichtet werden um die Preise auf hohem Niveau zu stabilisieren

      Gelten dann die marktwirschaftlichen Regeln nach Angebot und Nachfrage?

  7. “Leben wir in der EU und in Deutschland nicht auch in irgendeiner Art Planwirtschaft?”
    Ja natürlich!
    Die Zerstörung ihres einstigen Wirtschaftsmodell wird seit Jahren umgesetzt und mit der ‘Ukraine’ als “Alibi”, alternativlos vollzogen. Zeitenwende ist Modellwende von einem System in ein anderes.
    Russland, China sind zwei Staaten die ein autarges IT Netzwerk besitzen und sind die Vorreiter der Digitalisierung.
    Die USA nutzen ihre Vasallen um diese an sich zu binden für ihre ‘Netzwerke’.
    Da die westlichen Staaten durch eine angehäufte Masse an Schulden besitzt und diese auch nicht so einfach Nullen kann, versuchen sie ihre transatlantische gmbh komplett umzusetzen. Gewinne privatisieren und alle Schulden sozialisieren.

  8. Bella, schwätz doch nicht so dämlich. Von Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte hast Du noch weniger Ahnung als zum Rest, über den Du Dich auslässt. Gosplan hat den Betrieben keine Produktionsmengen vorgeschrieben, so primitiv war das nicht, und hat auch zahlreiche Transformationen durchgemacht. Die chinesische Behörde für Makrokontrolle, die das staatliche Planungsamt abgelöst hat, macht erheblich mehr als “strategische Planung”. Das ähnelt den Kontrollziffern von Gosplan in den zwanziger Jahren deutlich mehr als der Planification, auch wenn die sehr viel von Gosplan abgeschaut hat.

    Du kannst kein Russisch und kein Chinesisch, von Ökonomie verstehst Du auch nichts. Was wäre damit, sich mal auf den Hosenboden (oder Rockboden who cares) zu setzen und zu lernen?

  9. Die EZB hat für Greedflation keine Instrumente. Das kann nur Politik loesen, wenn sie denn will.

    Die Politik der EZB ist falsch und rezessionsfoerdernd. Man sollte nach der Ursache für dieses Verhalten forschen. Wer hat ein Interesse daran, dass Europa in die Knie geht?

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