Es ist unmöglich, gut zu leben, wenn andere schlecht leben

Eine Frau entspannt in der Natur
Bildquelle: KI

Über das „Gute Leben“ – oder über die Entmaterialisierung des Wohlbefindens.

Der westliche Wertekatalog, die Qualitäten des christlichen Abendlandes, werden öfter zitiert als eingehalten. Doch seit Urzeiten gibt es gelebte Modelle des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Aus «fremden» Kulturkreisen. Sie sind teilweise nur mündlich überliefert und dienen seit Jahrhunderten als Richtlinien für indigene Völker in Asien, Afrika und Südamerika. Sie sind Gegenstand zahlreicher anthropologischer Studien unserer Universitäten. Wer will, kann daraus lernen. Philosophische, spirituelle Einsichten, deren Muster auch den aufgeklärten Intellektuellen im gar nicht so alten Europa Zugänge zu Frieden und Wohlstand aufzeigen. Solch ein anderes Menschsein beschreibt das «Gute Leben». Hier ein Blick auf diese indigene Kosmovision aus den südamerikanischen Anden. Einer anderen, alten Welt.

Sumak Kawsay, das „Gute Leben“, ist der Weg und das Ziel aller Gemeinschaften. Lernen, für sich selbst zu leben, um gemeinsam leben zu können. Es ist unmöglich, gut zu leben, wenn andere schlecht leben. Diejenigen, die auf Kosten anderer leben, schaffen ein Ungleichgewicht, welches zur Verschlechterung des Ganzen führt. Es fordert eine altruistische Art der Beziehung zwischen Menschen. Individualität ist dem Prinzip der sozialen Verantwortung und ethischen Verpflichtung untergeordnet. Die Beziehung zu Natur und Kosmos ist die Grundlage dafür. Sumak Kawsay ist angewandtes Wissen für die Entwicklung des Kollektivs. Mit der Absicht, ein gutes Leben zu führen.

Eine Wegleitung zum Zusammenleben:

Bei sich selbst anfangen?

Ja, wenn das so einfach wäre?

Ist es nicht?

Eigentlich doch.

Hier ein paar Tipps:

Suma Manq’aña (wissen, wie man isst): Alles, was lebt, isst. Es ist wichtig, seine Lebensmittel auszuwählen. Nahrung wird von Mutter Erde, dem Wasser und der Luft gegeben. Daher kommt die notwendige Nahrung. Darum muss man die Gaben der jeweiligen Jahreszeit und des jeweiligen Ortes essen.

Suma Umaña (wissen, wie man trinkt): Alles, was lebt, trinkt. Der Himmel gibt Pachamama, der Mutter Erde, zu trinken. Es geht nicht nur um den Durst. Es geht um die Harmonie mit dem Leben. Wir feiern das soziale Miteinander. Bei gesellschaftlichen Anlässen, bei denen der Rausch erlaubt und erwünscht ist, wird der erste Schluck des Getränks Pachamama gewidmet, indem man ihn auf den Boden gießt.

Suma Thokoña (Wissen, wie man tanzt): Die organische und die nicht organische, die spirituelle Welt sind ein Ganzes. Alle Aktivitäten haben auch eine spirituelle Dimension. Im Tanz kann man sie erkennen.

Suma Ikiña (wissen, wie man schläft): zwei Tage schlafen. Das heißt, vor Mitternacht schlafen gehen. Es braucht beide Energien: die der Nacht und die des kommenden Morgens.

Suma Irnakaña (wissen, wie man arbeitet): Arbeit ist kein Leiden, sondern Freude. Man muss mit Hingabe arbeiten.

Suma Lupiña (wissen, wie man ist): Es ist wichtig, sich selbst zu beobachten. Dies geschieht in Stille. Ausgeglichenheit und Harmonie, stellen das eigene Gleichgewicht her und verbinden sich mit dem Gleichgewicht und der Stille der Umgebung. Das Ergebnis ist Ruhe und Gelassenheit.

Suma Amuyaña (wissen, wie man denkt): Denken ist die Reflexion aus dem Rationalen und dem Gefühl: Mit Verstand gehen wir den Weg des Herzens.

Suma Munaña, Munayasiña (wissen, wie man liebt): Liebe ist ein wechselseitiger Prozess. Der Respekt davor schafft die harmonische Beziehung.

Suma Ist‘ aña (wissen, wie man zuhört): nicht nur mit den Ohren zuhören, sondern mit allen Sinnen. Fühlen und spüren, wie alles lebt. So wird alles gut.

Suma Aruskipaña (wissen, was man sagt): Gut sprechen bedeutet zuerst fühlen und denken. Mit Worten aufbauen, ermutigen, einen Beitrag leisten. Alles, was gesprochen wird, schreibt sich in die Herzen der Zuhörer. Es ist schwierig, die Wirkung seiner Worte zu löschen; daher ist es notwendig, seine Worte mit Bedacht zu wählen.

Suma Samkasiña (wissen, wie man träumt): Durch Träume nimmt man das Leben wahr. Träumen bedeutet, Leben zu erkennen im tiefen Inneren.

Suma Sarnaqaña (wissen, wie man geht): Wer gehen kann, kennt keine Einsamkeit. Niemand geht allein, immer mit der Gemeinschaft, der Familie, dem Wind, mit Mutter Erde, mit der Sonne, mit den Ahnen und allen Wesen.

Suma Churaña, Suma Katukaña (wissen, wie man gibt und empfängt): Das Leben ist ein Zusammenspiel vieler Wesen und Kräfte. So ist das Leben. Wir müssen begreifen, wie man Freude gibt, und dankbar sein für alles, was wir empfangen.

Obenstehende Punkte geben einen Einblick in die Philosophie des Sumak Kawsay. Eine Alternative zum westlichen, auf unendliches Wachstum und Materialismus ausgerichteten Entwicklungsmodell. Last but not least – das Leitbild des Sumak Kawsay ist Bestandteil der ecuadorianischen und bolivianischen Verfassung.

Und jetzt?

Wer nicht hören will, muss fühlen.

David Höner

David Höner arbeitete nach seiner Kochausbildung fünfzehn Jahre als Koch, bevor er 1990 journalistisch tätig wurde. Langjährige Auslandsaufenthalte führten ihn nach Quito, Ecuador, wo er als Mitarbeiter in Kulturprojekten (Theater, Radio), in Entwicklungsprojekten und als Gastrounternehmer aktiv wurde. 2005 gründete er die Hilfsorganisation Cuisine sans frontières CSF.
Mehr Beiträge von David Höner →

Ähnliche Beiträge:

128 Kommentare

  1. Ich hab noch nie auf diesem devoten Scheiss gestanden.
    Wir haben es mit Verbrechern zu tun, die uns nach dem Leben trachten.
    Wir könnten ein sehr schönes Leben haben, wenn wir die herrschende Klasse mit allen kapitalistischen Strukturen beseitigen würden.

      1. Nein, die wollen die Bevölkerung dezimieren.
        Die herrschende Klasse ist nicht weiter gewillt, die letzten Ressourcen mit uns zu teilen.

      1. Was nach einer Revolution sein wird, kann man nicht voraussehen.
        Man kann aber mit ziemlicher Sicherheit sagen, das, wenn wir es nicht schaffen die herrschende Klasse zu beseitigen, wir beseitigt werden.
        Wir oder die, was danach kommt weiß keiner.
        Wir können nur versuchen Rahmenbedingungen zu kreieren, die niemandem ermöglicht reicht zu werden so lange auch nur ein Mensch in Armut lebt.
        Keine Herren, keinen Sklaven.

          1. @BvZ

            „Ich denke schon, dass man das vorhersehen kann, siehe Robespierre.“

            Den muss man auch im Kontext betrachten.
            Robbespierre war absoluter Gegner der Todesstrafe für den Adel, als Viele dies schon früh forderten.
            Der Sinneswandel kam mit dem Verrat des Königs, verbunden mit dem Versuch der Nachbarstaaten, den Absolutismus zu retten, indem man die Revolutionäre militärisch besiegen wollte.
            Die alte Ordnung sollte wieder hergestellt und Ludwig XVI wieder eingesetzt werden, was den Tod der Revolutionäre bedeutet hätte.

            Die logische Konsequenz war, dies endgültig zu verhindern.

            Dass Napoleon militärisch erfolgreich war und sich zum Kaiser krönte, war nicht das Verschulden der Revolution, sondern des Versuchs ihrer Umkehr, welche scheiterte.

            Dass die Revolution letztendlich ihre Kinder fraß, hat mit der Angst Robbespierres vor Verrat in den eigenen Reihen zu tun, was ihn psychotisch werden ließ.

          1. Meine hervorragende Ausbildung, anfangs als Andersdenkender über den Quertreiber hin zum subversiven Element „summa cum laude“, erlaubt es mir mich jederzeit mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, dieser Gesellschaft zu widersetzen.
            Ich habe meinen Beitrag schon lange geleistet.
            Denn ich habe Recht und das ist was zählt.
            Ich mache hier nur noch die Analyse, weil ich doch langsam zu alt bin um ganz vorne mitzugehen.

            1. @Motonomer
              Wie viele Reiche haben Sie schon beseitigt? Die Presse hätte bestimmt darüber berichtet.

              Ein Herrschaft die mit Gewalt errichtet wird kann niemals gut sein, deshalb müssen wir auch aus der ewigen Gewaltspirale raus.

              1. @Otto0815
                Hat sie auch, aber denken sie wirklich, ich würde das hier niederschreiben?
                Ich lehne mich hier eh schon sehr aus dem Fenster.
                Ich gehörte zu den Autonomen der ersten Stunde aus dem Brennpunkt Frankfurt.
                Ich kann sogar mit Fug und Recht behaupten, das ich hier wohl als Einziger einem Milliardär richtig auf die Fresse gehauen habe, aber ich werde das ihnen und hier nicht beweisen. Capice?
                Alles Weitere überlasse ich ihrer Fantasie….;-)
                Wie schon mehrfach erwähnt, sagte Rudi Dutschke 1967.
                „Den Grad der Gewalt bestimmt die Gegenseite“!

                1. Ihr Mangel an Empathie ‒ typisch für Narzissten ‒ in Kombination mit Gewaltfantasien, ist mir schon öfter aufgefallen. Ganz abgesehen von ihrer Megalomanie.

              1. Das werde ich vielleicht auch, aber die Chancen stehen schlecht.
                Seit dem 12.4.2020 geht es mir persönlich nur noch darum, weil alles was ich seit 1974 gesagt und später dann auch geschrieben habe, an genau diesem Datum die Bestätigung erlangt hat.

      1. Human ressources…;-)
        Ich mache seit mehr als 5 Jahren nichts anderes mehr und weiß ganz genau was die herrschende Klasse antrebt.
        Oder lesen sie Yuval Harari und die Agenda des WEF
        Folgen sie den Links, weiter oben oder wenigstens dem Geld… das wäre mal ein Anfang.

    1. @ monoton
      Manchmal halte ich sie einfach nur für strunzdumm.
      Eine Gesellschaft, in der die Mehrheit so drauf wäre wie sie, wäre in nichts besser, als das Trauerspiel jetzt – eher noch übler (ausser, dass dann alle 43 Sprachen könnten und 60 Berufe hätten..).

      1. Das kann sie aber nicht weil “ Die Gesellschaft“ nicht halb so intelligent ist wie ich.
        Sie sind nur neidisch, das ist ganz normal.
        Das ging mir schon bei meiner Einschulung so… kenne ich.
        Wenn sie das wäre, hätte sie sich nicht, wie etwa 75% die sogenannte Impfung über sich ergehen lassen.
        Im Gegenteil. wir hätten die 10 Stunden Woche, freie Drogen, keine Religionen, keine, Banker, keine, Versicherungsfuzzis, keine Werber, keine Steurn , keine Marketingschwätzer, kaum Kriminalität, keine Korruption, und vor allem keine Goldkettchen.
        ..ist doch ne Überlegung wert oder?

  2. So fremd ist uns das alles gar nicht. Des einen Freud, des andern Leid weiß der Volksmund von jeher. Wir sind nur eifrigst dabei, unseren eigenen, aus Geschichte und Erleben resultierenden Erfahrungsschatz bedenkenlos in die Tonne zu treten. Nur weil ein paar selbsternannte Gutmenschen das für richtig halten. Viel Spaß dabei!

  3. Eine Alternative zum westlichen, auf unendliches Wachstum und Materialismus ausgerichteten Entwicklungsmodell. Last but not least – das Leitbild des Sumak Kawsay ist Bestandteil der ecuadorianischen und bolivianischen Verfassung.

    Ebenso wie die „Ubuntu“-Philosophie in Südafrika mag das für Bolivien und Ecuador der richtige Weg sein, für westliche Verhältnisse liest sich das ziemlich „schräg“. Tatsächlich hatte ich anfangs angenommen hier möchte uns jemand indische Religion verkaufen.Wir im Westen müssen unseren eigenen Weg (wieder) finden, religiös-philosophische Träumereien die die Verhältnisse nicht in Frage stellen, dienen der Festigung der Herrschaft, nicht ihrer Veränderung.

    1. NCC1701D: „… religiös-philosophische Träumereien die die Verhältnisse nicht in Frage stellen, dienen der Festigung der Herrschaft, nicht ihrer Veränderung.“

      Für Träumereien des Individuums mag das stimmen, allerdings können Träumereien auch die Narrative der Herrschenden (unsere Transatlantiker) infrage stellen, die ja damit ihre Herrschaft rechtfertigen. Für ein Infragestellen der herrschenden Machtverhältnisse (die den Interessen des großen Geldes dienen) ist allerdings eine kollektive Sehnsucht nach Veränderung notwendig. Weshalb die herrschende Macht streng darauf achtet, dass die Träumereien auch individuell bleiben und die herrschenden kollektiven (oder staatlichen) Narrative nicht infrage gesellt werden.

      Linksliberale, Libertäre und Anarchisten ziehen daraus den (kurzen) Schluss, den Staat abzuschaffen. Dabei kommt es doch darauf an, dass das Volk sich den Staat zurückerobert, denn der Staat mit seinen Institutionen ist doch die kollektive Organisation der Gesellschaft.

      1. @garno

        Ja, ich stimme Ihnen voll und ganz zu, in dem was die Eindimensionalität im Verständnis und Denken besonders der Libertären und Anarchisten angeht sowie in dem, dass der Staat als solcher die Organisationsplattform der Gesellschaft ist und von der Gesellschaft wieder zurückerobert werden muss.
        Deswegen trete ich für die Wertstufendemokratie ein, weil diese die notwendigen Rahmenbedingungen herstellt und garantiert, dass die soziale Realität auch tatsächlich von den Menschen bestimmt wird und nicht von einer Oligarchie oder sonstigen herrschenden Klasse.

      2. „Dabei kommt es doch darauf an, dass das Volk sich den Staat zurückerobert, denn der Staat mit seinen Institutionen ist doch die kollektive Organisation der Gesellschaft.“

        Das ist nicht so. Der Staat ist eine Organisation zur Ausbeutung und Unterdrückung der in seinen Grenzen lebenden Bevölkerung.
        Geschaffen von gewalttätigen Psychopathen, um sich ein rechtlich abgesichertes Gewaltmonopol zu verschaffen, mit dem sie den Diebstahl (Steuern) und die Versklavung der in Grenzen lebenden Bevölkerung aufrecht erhalten
        können.
        Dass dies (der Staat) für die kollektive Organisation der Gesellschaft notwendig sein soll, ist genau das, was die Menschen denken sollen.

        Selbstorganisation funktioniert am besten, wenn es keine übergeordnete (den Staat) Organisation gibt.

        Den zu kurz gezogenen Schluss ziehen doch jene, die dem Menschen nicht zutrauen, sich ohne Aufsicht selbst organisieren zu können.
        Wobei doch auch jeder nicht anthropologisch gebildete 60-Jährige aus Lebenserfahrung weiß, dass der sogenannte Staat sich nur selbst verwaltet. Dass das Beamten- und Angestelltenherr nicht notwendig, sondern hinderlich für ein friedliches Zusammenleben ist.
        Die (rück)Eroberung einer Zwangsorganisation, ohne sie abzuschaffen, kann nur zu neuem Zwang führen.

        Es macht, eventuell, für den Einzelnen einen Unterschied, ob er im Sozialismus, Kommunismus oder Kapitalismus lebt, Für freie, selbstdenkende Individuen bleibt die (kollektive) staatliche Organisation eine Organisation zur Versklavung.

        1. bonnie: „Für freie, selbstdenkende Individuen bleibt die (kollektive) staatliche Organisation eine Organisation zur Versklavung.“

          Was ist denn ein Individuum mit seiner Individualität ohne den Bezug zu einer sozialen Gemeinschaft? Wozu auch der Staat gehört als oberstes Kollektiv. Das Individuum ist so nicht mehr als ein atomisierter Irrläufer – scheint aber das Ideal vieler Menschen im Kapitalismus zu sein, wie auch Ihnen.

          1. Nein, das sehen Sie völlig falsch, aber staatkonform.
            Menschliche Selbstorganisation, gesellschaftliche Selbstorganisation benötigt kein oberstes(staatliches) Kollektiv, das benötigen nur Ideologen und Psychopathen, die ihre Ideologie durchsetzen wollen, die benötigen den Staat, genauer gesagt sein Gewaltmonopol zur Unterdrückung der freien Organisation.

            1. Nun müssen Sie nur noch behaupten, dass Sie ohne Ideologie auskommen!
              Warum sollte der Staat keine „freie Organisation“ sein, nachdem die Menschen sich den Staat zurückgeholt und für sich angepasst haben?

              1. Die Menschen können sich den Staat nicht zurückholen.
                Dazu müsste es eine Zeit gegeben haben, in der der Staat den Menschen gehörte, sprich: Ihnen diente und von Nutzen war.
                Sollten Sie irgendwo in der Geschichte der Staatlichkeit, also in den letzten 5000 Jahren, eine Zeit entdecken, in der es so war, wie Sie glauben, bitte ich Sie, mir das mitzuteilen.

                Staaten werden nicht von den Menschen geschaffen, die in ihren Grenzen leben.
                Staaten werden immer von einer kleinen Minderheit geschaffen, um ihren geraubten Besitz zu schützen und ihre Söldner zu legitimieren, also sie zu Soldaten/Polizisten zu machen. Und vor allem um die nahrungsmittelproduzierende Bevölkerung auszupressen. Denn sonst müssten die gewalttätigen Psychopathen und ihre Söldner selbst Nahrung anbauen.
                Staaten beruhen immer auf Zwang und/oder Unterdrückung.

                Natürlich können freie Bürger sich organisieren, dafür benötigen sie so manches, aber ganz sicher keinen Staat.
                Ich denke, jeder Mensch glaubt an etwas. Das kann man dann als seine Ideologie bezeichnen.
                Es besteht aber ein großer Unterschied zwischen einer Staatsideologie, an die jeder im Staat zu glauben hat bzw. der sich jeder im Staat unterwerfen muss.
                Egal ob sich das Kommunismus, Kapitalismus, oder Demokratie nennt und dem privaten Glauben.
                Und so habe auch ich eine Ideologie, einen Glauben.
                Ich glaube an das Gute im Menschen. Daran, dass er in der Lage ist, friedlich mit seinen Nachbarn zusammenzuleben.
                Daran, dass er selbst denken kann.
                Daran, dass Menschen hilfsbereite Primaten sind, die in der Lage sind, ihren Nachwuchs gemeinsam aufzuziehen und zu schützen.
                Ich glaube daran, dass nur Psychopathen Gewalt anwenden, um ihre Ziele zu erreichen, und geistig gesunde Menschen in der Lage sind, Probleme friedlich zu lösen.

                1. Ich lass mal Thomas Fazi argumentieren:
                  Eine politische Vision, die sich auf nationale Souveränität und wirtschaftliche Kontrolle durch das Volk konzentriert, impliziert zwangsläufig einen „stärkeren Staat”, aber auch einen Staat, der viel stärker auf die Forderungen des Volkes eingeht. Doch der Staat, wie er heute existiert, wird weithin (und verständlicherweise) als Durchsetzer der Interessen der Elite wahrgenommen und nicht als Vehikel für kollektive Emanzipation. Dies ist die zentrale Herausforderung, vor der jeder Versuch steht, heute „den Staat zurückzugewinnen”.
                  https://makroskop.eu/36-2025/es-ist-schwieriger-denn-je-fur-einen-intervenierenden-staat-zu-argumentieren/

          2. „Für freie, selbstdenkende Individuen bleibt die (kollektive) staatliche Organisation eine Organisation zur Versklavung.“

            Klar. Wenn es aber um die Frage des Schutzes des Privateigentums -in erweiterter Form auch des Handels- und Vertragsrechts- geht, dann schreien gerade die „freien, selbstdenkenden Individuen“ der Libertären am lautesten und fordern das Gewaltmonopol des bürgerlichen Staates. der ihren Besitz -verfassungsrechtlich- zum staatlich „garantierten“ Privateigentum macht. In diesem Punkt können die Libertären nicht genug von ihrem verhassten bürgerlichen Staat bekommen.

        2. @bonnie

          Haben Sie schon mal in einem Gemeinschaftsprojekt gelebt, einem Gemeinschaftsprojekt, wo die Menschen genau aus dem Grund zusammengekommen sind, um sich selbst zu organisieren und um frei und selbstbestimmt leben zu können?
          Wenn ja, dann wissen Sie, dass dieses „Ideal“ selbst von denen, die ganz bewusst aus diesen Gründen zusammengekommen sind, dann in der Realität nicht praktiziert werden kann, weil, wie die Realität dann beweist, sie nicht alle dafür notwendigen (Eigen-)Verantwortungen sowie alle sich dann stellenden Anforderungen leisten können oder wollen. Und, weil viele noch gar nicht über den dafür notwendigen inneren Entwicklungslevel verfügen, um aus ihrem ganzen Inneren heraus ein „Zum Wohl des Ganzen“ leben und praktizieren zu können.

          Und genau deswegen mussten in allen bis dato bestehenden Gemeinschaftsprojekten, einschließlich Auroville, aus der reinen Notwendigkeit heraus, um den Alltag im Gemeinschaftsprojekt überhaupt funktionsfähig halten zu können, normative Organisationsstrukturen, die im größeren Kontext betrachtet einem „Staat“ als solchen vergleichbar sind, etabliert werden.

          Und genau deswegen zweifeln viele Leute, die in Gemeinschaftsprojekten aktiv waren, an der Gemeinschaftsfähigkeit der Menschen.
          Zwischen Theorie und Praxis besteht bekanntlich ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.

          In den USA beginnen die ersten Intellektuellen, dazu gehören u.a. Richard D. Wolff, Michael Hudson und Evan Ewans, die Zusammenhänge von Libertarismus und Gewalt herauszuarbeiten, und dabei sind sie zu der Erkenntnis gekommen, dass gerade die libertären Systeme einen starken Staat, einen Polizei- und Militärstaat, eine Diktatur benötigen, um sich überhaupt aufrecht erhalten zu können. Das wusste auch schon Friedrich August von Hayek, weswegen er auch als staatliche Rahmenbedingungen eine Diktatur vorgegeben hat.

          Deswegen geht es darum, wie der „Staat“ als solcher institutionell und strukturell gestaltet und aufgebaut sein muss, um die Negativentwicklungen, die wir in den bestehenden Demokratien sehen, von vornherein verhindert werden können.

          Deswegen trete ich für die Wertstufendemokratie ein, weil diese die entsprechenden Rahmenbedingungen herstellt und garantiert.

          1. @georg

            Stark mitentscheidend für das, was bei einem Projekt herauskommt, ist die Sozialisierung der Mitglieder in ihrer Kindheit und Jugend.
            Menschen, die in europäischen Städten sozialisiert wurden, werden schwerlich in einem nicht obrigkeitsgeführten Stadt/Staat/ leben können.
            Insofern kann ich ihren Ausführungen bis zum Ende des zweiten Absatzes zustimmen.
            Danach – nicht mehr.
            Aus der, für ein freies Leben untauglichen Sozialisierung der Menschen, in westlichen Demokratien den Schluss zu ziehen, der Mensch wäre nicht in der Lage, sich selbst- und frei zu organisieren, zeigt nur mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten der menschlichen Spezies.
            Geschichtlich gesehen haben wir die meiste Zeit unserer Existenz staatenfrei gelebt.
            Richtig wäre es, die Zeiten unter staatlicher Herrschaft als Barbarei zu bezeichnen und die restliche Zeit als zivilisiert.
            Was sie für die menschliche Organisation beschreiben, beschreibt das Leben in einem Gefängnis.

            1. @bonnie

              Nein, aus meiner diesbezüglichen langjährigen Praxiserfahrung weiß ich, dass Ihre Ausführungen in diesem Kontext falsch sind.
              Das sind nicht die Gründe, warum Gemeinschaftsprojekte normative organisatorische Rahmenbedingungen benötigen, um überhaupt funktionsfähig sein zu können.

              Gehen Sie in die Praxis und lernen und fangen an zu verstehen.
              Ich kenne im Übrigen nicht einen Libertären und Anarchisten, die über entsprechende Praxiserfahrung verfügen. Alle, mit denen ich bis dato diskutiert habe, sind ausschließlich nur in der Theorie und in ihren eigenen ideologischen Vorstellungen/Forderungen verhaftet.
              Und das bringt uns nicht weiter!
              Genauso wie uns die Beschränkung auf die ganzen -ismen, wie z.B. Kapitalismus, Wirtschaftsliberalismus, Libertarismus, Sozialismus und Kooperativismus, nicht weiterbringen.

        3. @bonnie

          „Der Staat ist eine Organisation zur Ausbeutung und Unterdrückung der in seinen Grenzen lebenden Bevölkerung.“

          Das trifft unzweifelhaft aktuell zu, aber ist das ein Naturgesetz ohne Alternativen?

          Muss ein Staat zwingend pseudodemokratisch faschistoid ( Bündelung von Kapitalinteressen mit politischer Macht ) sein, oder wäre auch ein direktdemokratisches Gegenmodell möglich, welche individuelle Entwicklung zwar fördert, aber destruktiven Individualismus ( extremen Reichtum und seinen Einfluss ) beschneidet?

          Dazu muss man m.M.n. den Staat nicht abschaffen, aber der Kontrolle durch seine Bürger zugänglich machen.

          1. Das wird nicht funktionieren.
            Staaten produzieren nichts.
            Staaten erschaffen nichts.
            Staaten nehmen von denen, die drin leben, um selbst zu existieren. Staaten sind Zwangsgebilde in den Händen von Psychopathen, oder bestenfalls nutzlos damit beschäftigt, sich selbst zu verwalten.
            Sie sind überflüssig.
            Was ist der Unterschied zwischen einem Staat mit einer direkten Demokratie, die darauf besteht, dass ich in den Krieg ziehe, wenn die Mehrheit das beschließt, und den existierenden Staatsgebilden?
            Wenn ich beschließe, nicht in den Krieg zu ziehen, und auch nichts zu tun, was den Krieg unterstützen täte. Also z. B. zu Hause Verwundete behandeln, werden mich beide bestrafen wollen.
            Staaten sind auch dazu da, den Zwang der „Mehrheit“ durchzusetzen.
            Direkte Demokratie ist auch nur eine Staatsform.
            Das Problem ist, dass wir so indoktriniert sind, dass wir uns ein Leben ohne Staaten gar nicht vorstellen können.

            1. @bonnie

              „Staaten produzieren nichts.
              Staaten erschaffen nichts.“

              Das stimmt, aber sie organisieren, z.B. Infrastruktur, Bildung, Forschung etc..
              Die entscheidende Frage ist doch die, wer die Kontrolle über den Staat hat, eine kleine, reiche Elite, oder die ganze Gesellschaft.

              „Was ist der Unterschied zwischen einem Staat mit einer direkten Demokratie, die darauf besteht, dass ich in den Krieg ziehe, wenn die Mehrheit das beschließt, und den existierenden Staatsgebilden?“

              Wenn dem so wäre, hättest du recht, aber wir wissen auch, dass über 60% der Bürger gg. Krieg sind, nur dass die korrupte Politikkaste dies ignoriert.
              Der Wille der Bevölkerungs-Mehrheit hat im real existierenden, demokratisch larvierten Faschsmus keine Bedeutung.

              „Das Problem ist, dass wir so indoktriniert sind, dass wir uns ein Leben ohne Staaten gar nicht vorstellen können.“

              Das Problem ist eher, dass wir uns keine echte Demokratie bzw. eine progressive Wirtschaftsform vorstellen können, weil solche Gedanken gar nicht öffentlich diskutiert werden dürfen.
              Bildungseinrichtungen und Medien sind Orte der Indoktrination, aber nicht der Meinungsfreiheit und des offenen Diskurses.

          2. ja, muss er.
            Ein Staat ist ein echter Parasit im Wesen des Menschen.
            So wie man auch den Kapitalismus nicht zähmen kann, wird auch jeder Staat der KorruptionTür und Tor öffnen, wenn er nicht sowieso selbst korrupt ist.

      3. Das verhält sich wie beim Kapitalismus, der ist nicht zu zähmen, respektive auch nicht zu kontrollieren und ein Staat ist die eigentliche Gewalt.
        Übrigens hätten wir dann auch kaum noch Kriminalität undvor allem keine Schlipsträger mehr.
        Die könnten sich dann alle in der Kranken, und Palliativpflege nützlich machen.
        Besser man lässt gleich ganz die Finger davon.

  4. So so. So ähnluch hat das meine schlesische Großmutter auch ummer gesagt. Predigen tun sie alle das gleiche. Es kommt aber aufs Handeln an.

    War Ecuador mit dem verquasten Gelaber als Basis der Verfassung nicht eines der Länder mit dem härtesten Lockdown? Mehr als 2 Jahre Schulen komplett dicht, oder verwechsele ich das.

  5. Ohne Spiritualität und Achtung allen Lebens wird nichts besser werden. Dies soll schön im privaten bleiben damit alles so bleibt wie es ist.
    Veränderung beginnt individuell. Der Westen ist so teuflisch weil er REIN Materiell orientiert ist.
    Alles wird zur Ware. Menschen, Tiere, Natur….
    Dies ist die dümmste und destruktivste Art zu leben….

    1. Veränderung beginnt individuell.,

      Wo sie dann auch stecken bleibt, ohne eine kollektive Macht zu erreichen, die Veränderung erzwingen könnte.

    2. „Veränderung beginnt individuell.“

      Klar. Das entsprechende staatlich finanzierte Angebot der ruling class seit den 10-erjahren heisst´ja „Identitäspolitik“. Wurde auch dankbar aufgegriffen und ideologisch implementiert -insbesondere bei der deutschen Pseudo-Linken. „Identity politics“ substituiert „real politics“. & „class struggle“. Beginnend mit der richtigen Outfit-Uniformisierung durch die Wahl des Tattoo-Studios des individuellen Vertrauens und der dazu passenden Neon-Farbe für den Pony -Haircut und mit dem uniformisierten Strassen-Aktivismus in Szene-Bezirken der urbanen Metropolen endend.

      >Über 900 Tattoo-Studios gibt es an der Spree, rund 7000 Tätowierer arbeiten hier. Berlin ist die Tattoo-Hauptstadt der Welt.<

      1. Tattoo´s, Pircings und sonstige Verunstaltungen, aber auch Schmuck und selbst manche Modeartikel, sind immer ein untrügliches Zeichen, dass die Träger sich über Äußerlichkeiten definieren.
        Ich persönlich, halte mich von all diesen Leuten einen größtmöglichen Abstand.

  6. „Diejenigen, die auf Kosten anderer leben, schaffen ein Ungleichgewicht, welches zur Verschlechterung des Ganzen führt.“
    Eine etwas banale, aber durchaus zutreffende Feststellung, denke ich.

    „Es fordert eine altruistische Art der Beziehung zwischen Menschen. “
    Ebenso banal wie zutreffend, denke ich.

    „Individualität ist dem Prinzip der sozialen Verantwortung und ethischen Verpflichtung untergeordnet. Die Beziehung zu Natur und Kosmos ist die Grundlage dafür.“
    Da beginnt es, ideologisch zu werden. Und wie meistens, wenn Glaube hinzukommt, wird es auch schwammig, neblig, unbestimmt.
    Interessanterweise findet sich in diesen „alten „Ratgebern, Lebensleitlinien etc. das gleiche Gedankengut, welches auch der WEF und die UN heute verbreiten.
    Der Satz könnte auch aus einer ihrer Agenden stammen.

    Ob der Einzelne damit etwas anfangen kann, oder darüber zu stehen glaubt, spielt keine große Rolle.
    Die Sklaventreiber legen verschiedene Köder aus, für verschieden gestrickte Menschen.
    Was dem einen sein Marx ist (Aua), ist dem andern sein Kawsay.

    Und allen gemeinsam scheint uns zu sein, dass wir glauben, zu wissen, wie es wirklich ist.

    Ich hatte mir vor einiger Zeit auch so ein Werk gekauft:
    Die Kogi(auch Südamerika): Wie ein Naturvolk unsere moderne Welt interpretiert.
    Da steht auf mehreren hundert Seiten in etwa das Gleiche wie in dem Artikel. Ganz habe ich es nicht geschafft.
    Wo mir anthropologische Wälzer von 500 Seiten keine Schwierigkeit, sondern Freude bereiten, konnte ich irgendwie, den oben zur UN- und WEF-Agenda geäußerten Gedanken, beim Lesen des Kogi-Buches nicht loswerden und habe es irgendwann nicht mehr weitergelesen.

    1. jetzt, seit „der bürgerkrieg in frankreich“ (marx) gelesen, geht mir einem ohrwurm gleich immerzu „die befreiung der arbeit“ durchn kopp….viel von dem, was du gegen den staat vorbringst, könnt direktes zitat aus dem büchlein sein (eine begleitende dokumentation der pariser kommune) …..
      naja, ein ohrwurm gleich einem „ey, mann, DAS is DAS ding!“ : die befreiung der arbeit….
      da ich nicht abtipseln mag, eben nur den ohrwurm und ein „guck mal, vielleicht magst mal darum kreisen“ …..is schräg, weil ichs ja doch noch nicht gelesen hatte (s waren eher „die klassenkämpfe in frankreich“) , also neu und jetzt erst und dabei so viel von dem, was ich versuchte, marxisten, kommunisten….naja, diesen theoretikern wie auch den „berufsrevolutionären“ 🙄 nahezubringen …..
      naja, die kommune hatte waffen… 🙄 ……und die braucht man zur „befreiung der arbeit“ 😉 ….
      also wurscht, nur ein : kreis mal da herum in deinem sich-gedanken-machen….geht ja auch ohne „weißte, der marx is einfach n echt netter kerl!“ (o-ton vor einigen abenden) 😉
      lg

  7. Autor: „Individualität ist dem Prinzip der sozialen Verantwortung und ethischen Verpflichtung untergeordnet. Die Beziehung zu Natur und Kosmos ist die Grundlage dafür.“

    Das scheint mir doch etwas zu sehr moralisch aufgeladen zu sein, denn Individualität ist erst in einem Kollektiv dem man sich zugehörig fühlt, möglich. Deshalb ist eine von außen aufgesetzte „soziale Verantwortung und ethische Verpflichtung“ gar nicht so zwingend wie hier dargestellt. Denn das alles ist schon in der menschlichen Natur an sich vorhanden, allerdings nicht im liberal-individualistischem Menschenbild, das ja notwendig ist damit der Kapitalismus funktioniert. Von daher ist der Blick auf vorkapitalistische Gesellschaften durchaus erhellend.

    Was ist denn ein Individuum mit seiner Individualität ohne den Bezug zu einer sozialen Gemeinschaft? Nicht mehr als ein atomisierter Irrläufer – scheint aber das Ideal vieler Menschen im Kapitalismus zu sein.

    1. Wie du richtig schreibst, ist eine Gruppe Menschen notwendig, damit der Einzelne überhaupt lebensfähig ist.
      Dann geht es doch eher darum, dem Einzelnen in einer Gruppe genügend Freiraum zu lassen, um Individualität entfalten zu können.
      Freiheit entsteht zum Beispiel dadurch, dass kollektive Entscheidungen nicht bindend für das Individuum sind.
      Nicht rechtlich bindend und auch nicht moralisch bindend.
      Wenn das Kollektiv beschließt, Krieg zu führen, muss ich als Individuum Nein sagen können, ohne dass mir dadurch Nachteile entstehen, oder ich gezwungen werde, Ersatz für den nicht geleisteten Kriegsdienst zu leisten.
      Erst wenn die Entscheidung, nicht in den Krieg zu ziehen, genauso respektiert wird wie die, in den Krieg zu ziehen, lebt der Mensch in einer freien Gesellschaft.
      Oder ist das nicht so?

      1. „Freiheit entsteht zum Beispiel dadurch, dass kollektive Entscheidungen nicht bindend für das Individuum sind.“

        Eine Idee aus dem Kindergarten, bedeutet es doch, dass ein Kollektiv gar nicht vorhanden ist, sondern nur eine Ansammlung von Egoisten, die tun und lassen können was sie wollen, sich um die Entscheidungen anderer nicht kümmern müssen.

        1. nein, es ist eine Definition von Freiheit, die du nicht verstehst.
          Nicht verstehen willst. Vielleicht, weil es dir nicht vorstellbar ist, dass Demokratie , in der Regel, auch nur zur Unterdrückung Andersdenkender führt.
          Und natürlicherweise ist eine Ansammlung von Menschen immer eine Ansammlung von Egoisten.
          Ohne Staat und ohne Demokratie kommen euch die Mittel abhanden, mit denen ihr die Menschen kontrolliert, das gefällt den Sklavenhaltern nicht.
          Was ist daran schwer zu verstehen, dass der Mensch nicht in einer freien Gemeinschaft lebt, wenn er nicht folgenlos Nein sagen kann?
          Kindliches Denken ist dem der Erwachsenen oftmals weit überlegen.
          Kinder sind noch nicht so in Formen eingepresst wie Erwachsene, darum können die geformten Erwachsenen da, oftmals, nicht mit.

    2. Meine Wenigkeit als autonome Individualität und als subversiver Einzelkämpfer, resultiert sogar aus der Abscheu gegen diese Gesellschaft und genau aus diesem Grund, wollte ich schon in ganz jungen Jahren nicht mehr dazugehören.

  8. „Klimaneutralität heißt: Ihr bleibt arm, damit wir reich bleiben Kurt Lauk spricht im Interview mit Ralf Schuler über die Doppelmoral …“

    „Dass wir das aushalten, auf Kosten eines Großteils der
    Menschen auf diesem Planeten zu leben, die Umwelt zu vernichten,
    Rohstoffe zu verbrauchen, Kriege um Rohstoffe zu Führen.
    Und das wir das alles am Ende ausblenden können oder sogar noch als
    gerecht empfinden.

    Das ist die große Leistung des Systems.“
    ( Christoph Sieber, dt. Kabarettist )

    „Bestsellerautor, Philosoph und Flieger

    Vor 75 Jahren veröffentlichte der Franzose Antoine de Saint-Exupéry den Roman „Der kleine Prinz“. Das Buch wurde in 140 Sprachen übersetzt, Mit 140 Millionen verkauften Exemplaren gehört es zu den erfolgreichsten Erzählungen aller Zeiten. Unter den vielen bemerkenswerten Aussprüchen aus seinem Mund bleibt das folgende Zitat für alle Zeiten gültig.

    “Wenn Menschen gottlos werden, dann sind die Regierungen ratlos, Lügen grenzenlos, Schulden zahllos,
    Besprechungen ergebnislos; dann ist die Aufklärung hirnlos, sind Politiker charakterlos, Christen gebetlos, Kirchen kraftlos, Völker friedlos, Sitten zügellos, Mode schamlos, Verbrechen maßlos, Konferenzen endlos, Aussichten trostlos“

    Als hätte er es gestern erst gesagt.“
    ( https://www.diospi-suyana.de/ein-geistesblitz-von-antoine-de-saint-exupery/ )

  9. Er spricht Empathie ein, eines der schönsten Dinge an Menschen die uns die Evolution mitgegeben hat , und seine Kernaussage ist auch Objektiv..
    Aber wie ich nun mit der gestaltung meines Alltags, änderungen von Gewohnheiten, zurückdrängung meiner Sehnsüchte Kapitalsfonds in die Knie zwingen kann die Billionen Dollar schwer sind, und deren Diener heute eben auch gewählte Politiker sind, da brauch Ich wohl Stück länger um das geistig verarbeiten zu können o)))

    1. … brauch Ich wohl Stück länger um das geistig verarbeiten zu können

      Den Gedanken hatte ich auch schon mal und hatte daraufhin erst ein anderes und dann ein zweites Leben bestellt.
      Aber ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, ein Opfer dubioser Machenschaften geworden zu sein.

  10. Für einen Moment war ich versucht, selbst in Emphase zu verfallen und zu schreiben: Was für ein schauerlicher, verbrecherisch erscheinender Mißbrauch tribaler Lehren durch einen selbstentsandten, christlich-imperialistischen Missionarsegel.
    Das wäre natürlich daneben, weil es die rationellen Kerne dessen, was Höner hier verbricht, zudecken würde.

    Vor 10 Tagen habe ich anläßlich einer albernen Anklage der „Millenials“ geschrieben:

    „Was, zum Schaitan, soll verkehrt sein an:

    Arbeit, Fressen, Saufen, Ficken

    ?!
    Was „Anderes“ soll denn bittschön das Dasein eines homo erectus ’sapiensis‘ sein und ausmachen? „Gott“? Spiritismus? Politisches Handeln? (Ahrendt)
    Oder, anders herum – und damit Schluss mit akademischem Zeugs – wenn eine „Conditio Humana“ kein neoreligiöser Mystizismus sein soll (R. Barthes), was anderes, als „Arbeit, Fressen, Saufen, Ficken“, enthielte sie?
    Gut und schön arbeiten, futtern, feiern und ficken, wäre das nicht „Das Ganze“, um das es Schweinepriestern, die mit auf- oder widerständigen Parolen hausieren gehen – falls sie sich nicht umstandslos politisch oder priesterlich zu schaffen machen – angeblich immer gehe oder gehen soll?
    Was, bitteschön, an den Daseins- und Umgebungsvariablen eines menschlichen Daseins, ist mit Gut und Schön arbeiten, futtern, feiern und ficken, nicht angesprochen / enthalten?“

    Fortsetzung hier: https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/wo-sind-denn-die-millennials/#comment-296600
    Hat natürlich keiner ernst nehmen wollen.
    Jetzt falte ich mal (wie immer unzureichend) auf, wie Höner sich „priesterlich zu schaffen macht“.

    Sumak Kawsay, das „Gute Leben“, ist der Weg und das Ziel aller Gemeinschaften. Lernen, für sich selbst zu leben, um gemeinsam leben zu können. Es ist unmöglich, gut zu leben, wenn andere schlecht leben. Diejenigen, die auf Kosten anderer leben, schaffen ein Ungleichgewicht, welches zur Verschlechterung des Ganzen führt. Es fordert eine altruistische Art der Beziehung zwischen Menschen. Individualität ist dem Prinzip der sozialen Verantwortung und ethischen Verpflichtung untergeordnet. Die Beziehung zu Natur und Kosmos ist die Grundlage dafür. Sumak Kawsay ist angewandtes Wissen für die Entwicklung des Kollektivs.

    Gegendarstellung: Ein gutes Leben ist der Weg und das Ziel aller Individuen eines Rudels. Menschen sind Rudeltiere. „Der Weg“ ist ein Quatsch, denn wenn es sich um ein Ziel handelt, führt „der Weg“ gewißlich aus einem „schlechteren Leben“ heraus, und jeder Leser kann wissen, welche enormen Mühen, Lasten, Risiken unsere 600ccm – Vorfahren aus der Klade des „homo erectus“ auf dem Weg in ein „besseres Leben“ in Kauf genommen haben, eingegangen sind – sie haben glatt den ganzen ihnen iwie zugänglichen Globus besiedelt, klimatischen und ökologischen Hardships zum Trotze.
    Diese Leute, wie ihre Nachfahren bis in Zeiten, in denen sie auf den Trichter verfallen sind, Sklaven zu machen und zu halten, lebten nicht in „Gemeinschaften“, denn eine „Gemeinschaft“ unterstellt eine Nichtidentität der Individuen, die damit umfaßt sein sollen. In Bezug zu ihrem Zusammenleben waren diese Leute hingegen identisch, eine Identität, die durch ihren Wissensumfang, ihre Arbeitstechniken, ihre Passageriten und ihre mythologischen Erzählungen gegeben und im Kontakt mit anderen Rudeln in einen tribalen Namen einkodiert gewesen ist.
    Schaut, die Mutter meines Namensvetters Kwana (Quanah) Parker ist die Tochter amerikanischer Siedler gewesen, die im Alter von 9 Jahren im Laufe eines indianischen Überfalls auf ein Siedlerfort erbeutet, adoptiert und später in eine Unterabteilung des Stammes der Comanche aufgenommen worden ist. Ihr Comanche-Name, Narua, heißt einfach „die Gefundene“. Als sie heiratsfähig wurde (mit 18) warb der Chief der Stammesabteilung, der sie angehörte, um ihre Hand und sie gebar drei Kinder, bevor 1860, da war Narua 33 Jahre alt, folgendes geschah:

    Parker was captured by the Texas Rangers on December 19, 1860, during the Battle of Pease River (also known as the „Pease River Massacre“). During this raid, the Rangers killed an estimated six to twelve people, mostly women and children. [Es handelte sich um ein „Fleischcamp“, in welchem Kinder, Frauen und ältere Männer umfangreichere Jagdbeute transportfähig zu verarbeiten pflegten] Afterwards, Parker was taken back to her extended biological family against her will. For the remaining 10 years of her life, she mourned for her Comanche family, and refused to adjust to white society. She escaped at least once but was recaptured and brought back. Unable to grasp how thoroughly she identified with the Comanche, the European-American settlers believed that she had been saved or redeemed by being returned to their society.

    Am Ende verweigerte Narua Nahrung und Flüssigkeit und starb.
    Ihr Sohn Kwana wurde zu einem der berühmtesten und berüchtigsten Kriegshäuptlinge der Comanche, der u.a. zusammen mit einem halben Dutzend Leuten eine ganze Kavallerieabteilung vernichtet hat, die auf seine Ergreifung oder Tötung angesetzt war, nachdem er sie in einer Wüste Nevadas in die Irre geführt hatte. In Deutschland setzte Karl May ihm ein verzerrtes Denkmal unter dem Namen „Red Fox“.
    Der Grund, warum ich diese Geschichte hier erzähle, sind die Berichte über Quanahs Verhältnis zu seiner Mutter. Er war 13 Jahre alt, als sie entführt wurde. Als ein Reservatshäuptling in fortgeschrittenem Alter gab er ein großes Porträt Cynthias in Auftrag, das an zentraler Stelle in seiner Farm hing, (ja, er wurde ein Farmer) und berief sich unter anderem auf ihre Lehren und ihr Beispiel, als er zum Christentum nicht etwa konvertierte, sondern zusammen mit Gefährten und Gefährtinnen eine eigene Version christlicher Religiösität aushob, die erhebliche Resonnanz unter den Reservats-Comanche gefunden hat und m.W. bis heute fortexistiert.
    Ganz nebenbei – und natürlich mittelbar – erzählt das eine Geschichte über die Verkindlichung des Menschenmaterials („human ressources“) unter der Herrschaft des bürgerlichen Staates und des Kapitalverhältnisses, die auch aus dutzenden Legenden und Biographien aus vorbürgerlicher Zeit erhältlich ist, u.a. von Honoré de Balzac in „Une ténébreuse affaire“, deren (durch tatsächliches Geschehen inspirierte) Heldin zu Beginn 12 Jahre zählt. Cynthia hatte ihre christliche Erziehung nicht nur nicht vergessen, sie schrieb sie im Stammesleben der Comanche fort und wurde daran nicht gehindert, möglicherweise sogar gefördert. Dazu gibt es eine weitere Geschichte, die ich vielleicht als Kommentar anfüge, wenn ich dann noch Lust habe. Auf diese Weise blieb sie Tochter ihrer Eltern, während sie zugleich integrales Stammesmitglied der Comanche, Weib ihres Ehemannes und Stammesmutter ihrer Kinder geworden ist, die nichts, gar nichts mit der „weißen“ Kultur anfangen mochte, obgleich sie sich zweifelsfrei an die schauerlichen Ereignisse des Kriegszuges, der sie in den Stamm brachte, erinnert hat.

    So, jetzt habe ich über die Maßen einen winzigen Teil des aberwitzigen Unfugs von Höner kommentiert, und breche das erst einmal ab.

    1. Oben schrieb ich:

      Diese Leute, wie ihre Nachfahren bis in Zeiten, in denen sie auf den Trichter verfallen sind, Sklaven zu machen und zu halten, lebten nicht in „Gemeinschaften“, denn eine „Gemeinschaft“ unterstellt eine Nichtidentität der Individuen, die damit umfaßt sein sollen. In Bezug zu ihrem Zusammenleben waren diese Leute hingegen identisch, eine Identität, die durch ihren Wissensumfang, ihre Arbeitstechniken, ihre Passageriten und ihre mythologischen Erzählungen gegeben [ist]

      Eine „Identität in Bezug zu ihrem Zuammenleben“, d.h. tribale Identität, schließt Nichtidentität selbstredend ein, schließlich reden wir über Individuen, und das heißt umgekehrt, die Identität dessen, was bürgerliche Menschen „Gemeinschaft“ und, bei Höner noch schauerlicher: „Kollektiv“ nennen wollen, ist nirgendwo anders gegeben, als in den Individuen selbst. Das gilt anthropologisch übergreifend, selbst in der bürgerlichen Welt, obgleich die bürgerliche Welt zwischen Individuen und Tribus etwas einschiebt, das ich hier unzureichend Machtinstitute eines Stammeslebens nennen will. Die Stellung eines Kriegshäuptlings der Comanche ist auch schon ein „Machtinstitut“ gewesen, aber man könnte es ein „rudiment“ solcher Institute nennen, und warum ich das so sage, davon – unter anderem – handelt eine andere Geschichte, die es von und über Kwana Parker gibt.

      Kwana war 18 Jahre alt, als er um die Hand von Weckeah („Hunting for Something“) anhielt, mit der er schon eine Zeit lang ein sexuelles Verhältnis unterhalten hatte. „Voreheliche“ sexuelle Verhältnisse sind in Stammesgesellschaften überwiegend selbstverständlich gewesen, es sollten nur möglichst keine Kinder aus solchen Verhältnissen geboren werden.
      Kwanas Konkurrent war ein Oberhäuptling, dessen Namen ich vergessen habe, der Kwanas Werbung unterbunden hat, indem er Weckeah in seinen Zelthaushalt entführte, und zugleich ihrem Vater eine Unzahl von Pferden als Brautpreis anbot.
      Dazu muß man wissen, viele Stammesabteilungen der Comanche zählten zu denjenigen Indigenen, die sehr frühzeitig Pferdezucht zum Hauptbestandteil ihrer Stammesökonomie gemacht und damit ein elementares Institut von Privateigentum in das Stammesleben eingebracht hatten. Letzteres ist global keine notwendige, aber eine verbreitete Konsequenz der Viehzucht gewesen, viele Erzählungen dazu finden sich übrigens in der Bibel. Einige Abteilungen der Comanche sind auch, und wahrscheinlich mit Recht, beschuldigt worden, von diesem Ausgangspunkt zur Sklavenhaltung fortgeschritten zu sein, nämlich gegenüber Nachbartriben, die sie militärisch unterwarfen und denen sie die Ressource der Pferdezucht vorenthielten, aber das nur zur Ergänzung, es spielt in meiner Geschichte keine Rolle.

      Kwana hat zunächst seine Peers und Freunde geworben, ihm genügend Pferde zu schenken, um den Brautpreis des Oberhäuptlings zumindest auszugleichen, aber es ist ihm nicht gelungen.
      Worauf er Weckeah mit ihrem Einverständnis entführt hat.
      Monatelang hat er mit Weckeah in einem abgelegenen Teil des Einzugsgebietes der Comanche gelebt, zunächst allein, später mit einer wachsenden Anzahl junger Leute, die sich ihm anschlossen. Warum taten sie das?
      Nun, vordergründig, weil Kwana seinen künftigen Lebensweg tätig begründet hat … als ein begnadeter Pferdedieb und das dabei gewonnene Wissen, seine erworbenen Fähigkeiten, an seine Peers weitergab. Das war derart erfolgreich, daß ein Teil der jungen Krieger / Züchter, die sich ihm anschlossen, ebenfalls Gefährtinnen in die damit entstehende, neue Stammesabteilung brachten.
      Einen Winter später – wenn ich mich recht erinnere – tauchte ein Emissär der Herkunftsstämme in der neugegründeten Abteilung auf und forderte, die Separierung aufzugeben, drohte wohl auch mit Krieg. Quanah und seine Leute wiesen die Forderung nicht zurück, stellten aber Bedingungen. An dieser Stelle wird die Geschichte etwas unklar und mythologisch und ich erzähle sie so, wie ich mir die verschiedenen Quellen zusammen reime.
      Der Emissär konnte keine Zusagen machen, außer einer: Bei einer (vorläufigen) Rückkehr der … Abweichler? „Abtrünnigen“? werde es keine Verfolgung geben, Quanahs Leute würden vielmehr Gelegenheit erhalten, ihre Bedingungen dem Rest des Stammes zur Entscheidung vorzulegen.

      So muß es jedenfalls im Resultat geschehen sein, denn lt. übereinstimmenden Berichten aus verschiedenen Quellen haben die Abtrünnigen ihre im sittlichen Sinne geraubten Gefährtinnen nicht nur geehelicht, vielmehr wurde die Unsitte des Frauenkaufes unterbunden, jedenfalls in dem Comanche-Verband, dem Kwanas tribe angehört hat. Und ein oder zwei Jahre später wurde Kwana in „empörend“ jungem Alter zum Oberhäuptling dieses Verbandes.

      Macht euch bitte klar, wovon diese Geschichte erzählt! Sie erzählt von einem Rudiment einer bürgerlichen Revolution unter den Comanche. Und wer behaupten wollte, dies hätte nix mit Cynthia Ann Parker zu tun, der christlich sozialisierten 9-jährigen, welche die 24 Jahre ihres Stammeslebens bis zur Trennung von Kwana damit verbracht hat, die Quellen ihrer Individualität intellektuell, geistig, seelisch nicht allein zu vereinen, sondern ein Wissen von dieser Vereinung und deren Quellen zu erwerben … naja, dem kann ich nicht helfen.

      1. Zum Rest des Artikels hätte ich natürlich noch viel, vielleicht gar „Wichtigeres“ zu sagen, aber damit ich das versuche / unternehme, müßte mich erstmal ein einziger Mensch von dem Gefühlsurteil entlasten, ich verschwendete meine Zeit damit, Perlen vor die Säue zu streuen.

          1. Jetzt muß ich dich auf morgen vertrösten, name, aber ich komme darauf zurück, versprochen.
            Es würde mir allerdings dramatisch helfen, wenn Du den Finger auf Sätze / (angebliche) Zusammenhänge legtest, die du nicht verstehst.

            1. es war der Einleitungssatz
              „Eine „Identität in Bezug zu ihrem Zuammenleben“, d.h. tribale Identität, schließt Nichtidentität selbstredend ein, schließlich reden wir über Individuen, und das heißt umgekehrt, die Identität dessen, was bürgerliche Menschen „Gemeinschaft“ und, bei Höner noch schauerlicher: „Kollektiv“ nennen wollen, ist nirgendwo anders gegeben, als in den Individuen selbst. Das gilt anthropologisch übergreifend, selbst in der bürgerlichen Welt, obgleich die bürgerliche Welt zwischen Individuen und Tribus etwas einschiebt, das ich hier unzureichend Machtinstitute eines Stammeslebens nennen will. “
              den ich aber beim nochmaligen Lesen jetzt klar finde.

              und der mehr oder weniger abschliessende Satz:
              „Abstrakt: „Individuation“, wie die Fachleute das nennen (wenn ich recht erinnere) ist eine Folgeerscheinung, keine Ursache, obwohl sie im Verlaufe einer Entwicklung / Entfaltung als eine Ursache oder gar als Grund erscheinen, und in Fällen, wie dem der Initiative von Quanah, auch als Ursache plus Grund auftreten können. Ist es aber nicht …“

              ist Individuation nicht sowohl Folge als auch Ursache, und gewissermassen damit auch selbstverstärkend?

              1. “ … ist Individuation nicht sowohl Folge als auch Ursache, und gewissermassen damit auch selbstverstärkend?“

                An der Stelle wird Abstraktion zum Fehler! Wenn du kurz drüber nachdenkst, hast du den Grund dafür selbst genannt, vere?
                Im vorliegenden Fall hätt man Quanah zu fragen: „Warum hast du so gehandelt?“
                Und die Antwort, wie immer sie ausfalle, enthält den Grund, selbst dann, wenn er nicht klar ausgesprochen vorgelegt ist oder erscheint.

          2. PS.: Vorab:

            Auf der abstraktesten begrifflichen Ebene, die in diesem Fall schlicht „Biologie“ heißt, gibt es nichts als Individuen einer Art, richtig?
            Aber diese Art hat kein Dasein an sich selbst, es ist ein formeller Begriff, oder, anders gesagt, ihr Dasein zerfällt in das von Populationen.
            Diese Populationen, um ganz exakt vorzugehen, bilden eine spezfische „Gesellschaft“ aus, falls sie sexuell fortpflanzen, das betrifft alle Arten. Ob sie nun eine individuierte Daseinsweise haben, oder in Rudeln / Herden leben, die Ökologie ihres Fortpflanzungsverhaltens bildet einen gesellschaftlichen Zusammenhang aus, und bestehe der nur in einem Revierverhalten.

            Doch was immer die Tiere – und also Menschen – tun, es ist und bleibt individuelles Tun, just und gerade auch dann, wenn es artspezifisch genetisch sedimentiert ist.
            Aber in letzterem Fall erscheint das individuelle Tun als ein art- oder populationsspezifisches Feature, es „erscheint“ also so, als würde die ökologische (oder im Fortgang: ökonomische) Daseinsweise als ein eigenes, separates Subjekt auftreten. Es ist aber keines, so wenig, wie „das Kapital(verhältnis)“ ein Subjekt von irgendwas ist, es tritt vielmehr als ein Solches in dem Umfang und der Art und Weise auf, wie ihm lebendige Menschen ihre Arbeit und sonstige Daseinsweise und -energie überantworten.

            Das sind nur einige schematisch vorgelegte Voraussetzungen der angesprochenen Zusammenhänge!

            1. Ergibt Sinn und scheint einerseits selbstverständlich, andererseits würde ich unter einem anderen Blickwinkel widersprechen, dass es eben doch Subjekte sind wenn sie auftreten, da sie ja handeln und reale Auswirkungen haben und das eben ja gerade unabhängig von den Individuen mittels deren sie in Erscheinung treten.
              Vielleicht fehlt mir aber auch zu sehr Hintergrund und wir schreiben aneinander vorbei.

      2. Machtinstitute

        Der Begriff ist doch erstmal hinreichend. Ich denke, dass so eine „Instanz“ funktional sinnvoll ist, zum einen gibt es die Spezialisierungen der einzelnen Individuen (was den Mensch als Spezies erfolgreich macht) und zum anderen unterschiedliche Talente und Neigungen. Diese Instanz darf jedoch nicht sakrosankt sein, weder die Instanz selbst, noch die Person, die sie repräsentiert.
        In der Geschichte haben sich dann auch einige Kwana/Quanah freiwillig angeschlossen. Der Umstand, dass die Kernkompetenz Pferdediebstahl gewesen ist und somit ein »Institut von Privateigentum«, ist schon ein unschöner Twist.

        Mir stellt sich auch die Frage, warum ein Emissär geschickt wurde? War die neue Profession zu erfolgreich? Warum sonst mit »Krieg« drohen?

        Traurig finde ich, dass beiden Geschichten/Schicksalen ein initialer Akt der Gewalt zugrunde liegt, der zur (Weiter-) Entwicklung zwang.

        verbrecherisch

        im Vorpost finde ich auch etwas zu stark – andere Kommentare unterstreichen das -, „lächerlich“ wäre doch ausreichend.

        Und ich weiß einfach nicht, wer diese »Mutter Erde« ist…

        1. Traurig finde ich, dass beiden Geschichten/Schicksalen ein initialer Akt der Gewalt zugrunde liegt, der zur (Weiter-) Entwicklung zwang.

          Das Statement ist ein bißchen rätselhaft – naja, ich will nicht lügen, ich habe schon eine klare Vorstellung, wieso du die Geschichte so hindrehst.

          Doch nicht nur narrativ, auch faktisch ist das einfach falsch. Der „Raub“ Cynthia Ann’s – es wurde übrigens auch ein Junge mitgenommen, über dessen Schicksal m.W. nichts Gesichertes bekannt geworden ist – tatsächlich eine Verwahrung vor dem ungewissen Schicksal eines Kriegswaisen, bildet eine Vorgeschichte der berichteten Ereignisse und Erzählungen, hat mit deren Inhalt nichts zu tun. sie kam mir hier lediglich zupass, weil sie die Antithetik zu Höners christlicher resp. endzeitmoralischer Verballhornung tribaler Lehren und Weisheiten zuspitzt. Aber – und nur nebenbei deshalb – ist definitiv auszuschließen, Cynthia Ann zum „spiritus rector“ zu ernennen, bzw. ihre Rolle so zu deuten. Quanah war, ich erinnere, erst 13, als er seine Mutter verlor, und all das, was eine gewisse Kontinuität in der Geschichte von Cynthia Ann, Quanah, Weckeah, Quanahs Konversion u.v. mehr nahe legt, hat offenkundig in der Hauptsache Quellen in der Stammesgeschichte selbst.

          Das gilt insbesondere für „Pferdediebstal = Privateigentum“, weil Cynthia Ann als eine Siedlertochter Privateigentum ja gleichsam „mit der Muttermilch“ gesogen hatte. Quanah hat sicher keine Abstandnahme vom (patriarchalen) Besitz an Pferdeherden inspiriert, aber Besitz ist in erster Instanz ungleich Eigentum. Ein Übergang zum Frauenkauf schafft einen solchen Übergang – natürlich nicht exklusiv.
          Meines Wissens haben nur wenige Stämme ohne Dazwischentreten „weißer“ Verkehrsverhältnisse den Übergang vom Herdenbesitz zum Privat- resp. Familieneigentum vollzogen, der persönliche Besitz an einer Herde steht nicht notwendig, und stand nicht gegen das Gemeineigentum an ihr, auch wenn es ein tribales Verhältnis in ein Verhältnis von Geschlechtsbünden umwandelt und etwas wie „Kernfamilien“ aus den Clans aushebt. Wie gesagt, bei den Comanche war das nach allem, was ich weiß, anders.
          Ganz gewiß nicht anders war die Rolle des persönlichen Besitzes an Beutepferden – die sind stets sozialisiert worden, aus Gründen, die man nicht ernstlich auffalten muß, vere?

          Aber mit Letzterem haben wir schon ein mögliches Motiv für das diplomatische Verfahren im Umgang mit den Abtrünnigen. Näheres weiß ich nicht, ist wahrscheinlich auch nicht überliefert.

          „Machtinstitute – ist doch erstmal ein hinreichender Begriff“
          Einspruch!! Wenn man nicht weiß, worin solche Macht gründet, weiß man schier gar nichts. Das nicht dazu gesagt zu haben, war eine ernste Schwäche.
          Die überabstrakte Form(ulierung) habe ich gewählt, um die Opposition gegen Höners christliche Auseinanderlegung von „Individuum“ und „Gesellschaft“ wenigstens schematisch zu kontern, und das war mir wichtig, weil es m.W. und meiner Erfahrung nach schier gar nichts taugt, wenn Leute, wie eine Unzahl von Kommentatoren es hier gemacht haben, einfach ihre Dogmen gegen die unkritisierte, und deshalb nur vermeintliche „abweichende Meinung“ resp. Darstellung des Autoren setzen. Ist ja „nett“, wie man sich auf diese Weise schulterklopfend einig wird, aber geputzt hat man damit rein gar nichts – weder für sich selbst, noch erst recht nicht für Dritte.

          Nebenbei: „Spezialisierung“ gibt es bei allen Rudeltieren, die ich kenne, das ist kein speziell humanes Feature, aber im vorliegenden Zusammenhang ist es von Belang, dabei fest zu halten, daß die „Spezialisierung von Individuen“ begrifflich zum arbeitsteiligen Dasein des Rudels / Stammes / der Gesellschaft zählt. Abstrakt: „Individuation“, wie die Fachleute das nennen (wenn ich recht erinnere) ist eine Folgeerscheinung, keine Ursache, obwohl sie im Verlaufe einer Entwicklung / Entfaltung als eine Ursache oder gar als Grund erscheinen, und in Fällen, wie dem der Initiative von Quanah, auch als Ursache plus Grund auftreten können. Ist es aber nicht …

          PS.: „verbrecherisch“ – habe ich ja selbst kassiert – ist meine spontane Reaktion auf Leute, die Wissen wider bessres Wissen verleugnen bzw. in Lügen überführen. Die möchte ich am Liebsten killen, wohl wissend, das das auch nichts taugt, diese Hydra hat Millionen realer und Mrd potentielle Köpfe.
          Aber deshalb – und des weiter oben angedeuteten Grundes halber – kann ich „lächerlich“ erst recht nicht teilen, schon gar nicht, wenn die Absender nicht wissen, worüber sie lachen, und das scheint mir allzu breit der Fall zu sein.

          1. Ich verstehe es immer noch nicht.
            Eine Individuation findet doch zB durch das subjektive Erleben von Initiationsriten statt und zB in persönlichem Schmuck oder vererbten „magischem Zeugs“ Ausdruck, nicht zuletzt dem Namen, Fähigkeiten , Ahnentrara und ähnlichem mit dem man sich vom Cousin zB abhebt und unterscheidet.
            Mir ist unklar was genau Sie aussagen wollen.

          2. wieso du die Geschichte so hindrehst.

            Das war als Ausdruck meiner Befindlichkeit gemeint. Ich höre zu selten Geschichten über positive Veränderungen, die nicht aus einer Zwangslage entstehen. Das ist schade. Aber natürlich sind die beiden Biografien (bzw. Deine Auszüge) erzählenswert, so wie sie sind.

            Wenn man nicht weiß, worin solche Macht gründet, weiß man schier gar nichts.

            Wieder so ein Superlativ. Die Auseinandersetzung mit »Macht« hängt doch initial davon ab, ob und welcher Art jemand dieser ausgesetzt bzw. ausgeliefert ist – wobei wir wieder bei der Gewalt wären. Weiterhin ist jeder Macht-Raum anders installiert, hat andere Ziele und wirkt entsprechend anders. Da gibt es Ähnlichkeiten, vergleichbare Mechanismen und Motivationen, dennoch können sie einzeln betrachtet und bewertet werden. Vollumfänglich ist da gar nichts.

            Im Artikel ist mir der Imperativ des »Schönen Lebens« eher auf die Füße gefallen und hat bei der »Kosmovision« dann fast weh getan.

            „Spezialisierung“ […] ist kein speziell humanes Feature

            Würde ich nie behaupten, denke aber, dass ein Verweis auf Insekten (Bienen, Termiten, Ameisen) besser ist, da sich die Menschen – vor allem in der sozialen Vorselektion und genetischen Modulation – gerade dorthin bewegen, was ich als Regression bezeichnen würde. Außerdem ist mir keine Spezies bekannt, die es mit der Arbeitsteilung so weit treibt wie der Mensch.

            kann ich „lächerlich“ erst recht nicht teilen, schon gar nicht, wenn die Absender nicht wissen, worüber sie lachen …

            Es gibt dieses Filmzitat: „Mit einem Messer zu einer Schießerei gehen.“ Vielleicht ist es ebenfalls besser, das Maschinengewehr zuhause zu lassen, wenn man zum Tischtennis geht.

            Mal so als Vorschlag.

    2. Präzisierung:
      Kwanas „Vernichtung derKavallerieabteilung“ hat übrigens darin bestanden, den Soldaten Pferde und Waffen zu nehmen und sie zu Fuß auf den Rückweg zu schicken. Es gab Überlebende, wenn auch vielleicht nicht viele.

  11. @Artikel – wollen wir nicht mal aufhören, so zu tun, als könnten sich normale Menschen in dieser Gesellschaft irgendwie aussuchen, wie sie leben?
    Alle Lebensmittel der Leute sind nur als Ware verfügbar. Wer welche haben will, muss anschaffen gehen (oder anschaffen lassen) und den freudigen Reigen (<- Obacht, Sarkasmus!) unterstützen.
    An den Verhältnissen ändert sich nichts, wenn man den ersten Schluck Bier auf den Boden kippt.

  12. Die aufgeführten Punkte sind sogar in etlichen anderen Regionen der Welt bekannt und auch gelebt.
    Man kann das als Animismus bezeichnen, da diese Art der Menschen im Einklang mit der Natur leben.

  13. Zu welcher Konsequenz wie man mit den Leuten die schlecht leben nun umgegangen werden soll
    will der Autor nun seine Leser verleiten.

    Was ist gutes Leben und was ist schlechtes Leben. ?

  14. Zu Monoton: Viele Rechthaben-Wörter und ein Ton. Zu Quana: Die gesellschaftlichen Strukturen der nordamerikanischen Prärieindigenen haben mit der Kosmovision der Andenvölker etwa soviel zu tun wie Winnetou mit Geronimo.
    Der Inhalt des Sumak Kawsay wird kaum kommentiert. Offenbar genügt der leiseste Hinweis auf „esoterische“ Sichtweisen dazu, dass Weltuntergangspropheten sofort den Binsenbesen zu schwingen.

    1. „Recht haben“ ist wichtig, wenn man schon kein „Recht“ bekommt.
      Es verleiht dem Tag Struktur und gibt dem Protagonisten halt in dieser verlogenen Welt.

    2. Ich habe keine „gesellschaftlichen Strukturen der nordamerikanischen Prärieindigenen“ gegen eine „Kosmovision der Andenvölker“ gestellt oder einen „Vergleich“ beider begonnen, ich habe von Leuten erzählt, von Cynthia, Quanah, Weckeah und ihren Weggefährten in spezifischen Lebenssituationen.
      Aber das nur nebenbei.
      Der Inhalt des Sumak Kawsay wird kaum kommentiert.
      Wo ist den solcher „Inhalt“ zu haben?? In Höners proto- bis postchristlichen Kommentaren zu den Bezeichnungen?

      Ich bin noch gar nicht auf den ersten (begrifflichen!) Punkt gekommen, den ich machen wollte, weil ich erst einmal wenigstens einen oder zwei der dogmatischen Stacheldrahtzäune öffnen wollte, auf die du im letzten Satz anspielst.
      Das werde ich noch unternehmen, aber erst später, ich hab noch anderes zu tun.

      PS.: Den „Vorschlag“ von El-G aufnehmend, will ich jetzt doch meine „Magnum“ auspacken:
      Daß du den o.zit., von dir erfundenen, Vergleich mit
      … etwa soviel zu tun wie Winnetou mit Geronimo …
      bebilderst, verrät mir, daß mit dir nicht zu reden ist, völlig unabhängig von der Erfindung, die ich ja als einen Fehler auffassen könnte. Also:
      -> Killswitch

  15. Ich stelle hier mal ein längeres Zitat von Walter Benjamin aus dem Passagen-Werk ein, das ich extra stelle, weil ich mir noch nicht darüber im Klaren bin, inwieweit ich dazu komme, es in meinem weiter oben begonnenen Faden zu verwenden:

    „Die Kennzeichnung des Arbeitsvorganges nach seinem Verhältnis zur Natur wird durch dessen gesellschaftliche Verfassung geprägt. Würde nämlich nicht eigentlich der Mensch ausgebeutet, so könnte man sich die uneigentliche Rede von der Ausbeutung der Natur sparen. Sie verfestigt den Schein des »Wertes«, den die Rohstoffe nur durch die auf der Ausbeutung menschlicher Arbeit beruhende Produktionsordnung bekommen. Hört diese auf, so wird die Arbeit ihrerseits den Charakter der Ausbeutung der Natur durch den Menschen abstreifen. Sie wird sich dann nach dem Modell des kindlichen Spiels vollziehen, das bei Fourier dem travail passionné der harmoniens zugrunde liegt. Das Spiel als Kanon der nicht mehr ausgebeuteten Arbeit aufgestellt zu haben, ist eines der großen Verdienste Fouriers. Eine solche vom Spiel beseelte Arbeit ist nicht die Erzeugung von Werten sondern auf eine verbesserte Natur gerichtet. Auch für sie stellt die fouriersche Utopie ein Leitbild, wie man es in der Tat in den Kinderspielen verwirklicht findet. Es ist das Bild einer Erde, auf der alle Orte zu Wirtschaften geworden sind. Der Doppelsinn des Wortes blüht hierbei auf: alle Orte sind vom Menschen bearbeitet, von ihm nutzbar und schön gemacht; alle aber stehen, wie eine Wirtschaft am Weg, allen offen. Eine nach solchem Bilde bestellte Erde würde aufhören, ein Teil zu sein »D’un monde où l’action n’est pas la sœur du rêve«. Auf ihr wäre die Tat mit dem Traum verschwistert.“

    Ich zitiere das nicht unter voller Zustimmung, namentlich die „verbesserte Natur“ kraust mir die Zehennägel, aber z.B. den Satz, “ Das Spiel als Kanon der nicht mehr ausgebeuteten Arbeit aufgestellt zu haben, ist eines der großen Verdienste Fouriers“, teile ich vollumfänglich, und dieser utopistische Verriss:
    » …d’un monde où l’action n’est pas la sœur du rêve« (Beaudelaire). Auf ihr wäre die Tat mit dem Traum verschwistert.“
    ist schlicht und einfach eine großartige Tat gewesen.

    1. Die „Ausbeutung“ der Natur fände je nach dem dennoch statt, mensch hat ja schon zu Urzeiten diverse Tierarten ausgerottet.
      Genaugenommen sind ja selbst Ton und Feuerstein begrenzte Ressourcen, zwar schadet es der Natur und der Lebensgrundlage nicht, wenn aller Ton gebrannt und jeder Feuerstein zersplittert ist, wenn aber der ganze Wald in Gärten umgewandelt ist, wohl schon.
      Aber vielleicht muss man hier auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sondern eher verstehen wollen was dem Autor vorschwebt.
      Mein persönliche Ansicht ist ja dass es Aufgabe des Menschen ist, innerhalb seiner Möglichkeiten Leid zu mindern und Frohsinn und Schönheit zu fördern.
      Das führt am Ende wohl zu einer ähnlich „vergarteten“ Welt und Weltbild.

      1. „Mein persönliche Ansicht ist ja dass es Aufgabe des Menschen ist, innerhalb seiner Möglichkeiten Leid zu mindern und Frohsinn und Schönheit zu fördern.“

        Tja, das ist der Utopismus „in a nutshell“, aber deshalb auch mindestens ein Drittel (je nach Herkunft) des Schweinepriesterunwesens. Wer erteilt denn solchen „Auftrag“?
        Umgekehrt:
        Meine Opposition gegen solche Sentenzen habe ich im EP des oberen Fadens, mich selbst zitierend, voran geschickt und wiederhole das:

        „Was, zum Schaitan, soll verkehrt sein an:
        Arbeit, Fressen, Saufen, Ficken
        ?!

        Jetzt ergänze ich: Die Antwort wird niemals lauten: „Weil es leidvoll ist“.
        Glücklicherweise hat letzteres zwei verschiedene Quellen, was die Sach‘ aber unangenehm kompliziert.
        a) Daß ein Frohsinn in der Erwachsenenkultur außerhalb der „Hochkultur“ die jüngere Schwester des Trübsinns ist, lernt jedes Kind.
        Daß dies auch „in Ordnung“ geht, weil es ein leibliches Phänomen ist, habe ich persönlich, wie alle Landkinder, bei „Arbeit, Sport und Spiel“ gelernt. Ja, ich weiß, ich breite Trivialitäten aus, aber welche, die zunehmend „vergessen“ werden.
        Solch kindliche Weisheiten geben ein Drittel des Ganzen her, ein weiteres Drittel lernte ich von Leuten, die ich gar nicht erwähnen will, lieber präsentiere ich das Beispiel einer Enkelin: Rollin‘ on, by Jacky Venson
        https://youtu.be/zaEDO4aR2Q8?si=nmdyOcyfBOB39AkE
        Was mich daran besonders beeindruckt, ist das ostentative Traditionsbewußtsein, das John Lee Hooker, Albert Collins, Cream, Hendrix vereint. Und wieder: Achte auf die spezifische Leiblichkeit. She’s got it!
        Das letzte Drittel umfasst mit dem Auftakt des erotischen / sexuellen Daseins das gesellschaftliche Dasein und damit einen Übergang zu
        b) der einen Motor hat, den ich der Kürze halber so benennen will: Ohne Leidenschaft ist nichts schön.
        Das Elend ist, Leidenschaft unterstellt ein Minimum an Eigentum an den Zwecken, denen sie gilt, und solches Eigen-Tum an dem, worin, wovon und wodurch sie leben, ist den Individuen unter ihrer Verfasstheit in Kapitalverhältnis, Herrschaft des Rechtes und der Staatswesen in den 6 Jahrzehnten meines adoleszenten Lebens in einem Umfang entzogen worden, den ich mir seinerzeit nicht hab vorstellen wollen.

        Weshalb ich Dir heute antworte: Wenn es denn einen übergeordneten Zweck in menschlicher Daseinsweise geben soll, dann lautet er Schönheit und – in bewährter Magnum-Manier – nichts anderes.
        Wofür ich prominente Zeugen habe, die vor 6-700.000 Jahren tätig waren:
        https://www.wikiwand.com/en/articles/hand_axe

        1. Kurz, ich denke Leidenschaft hängt zuerst mit ungestilltem, (auch buchstäblich) Bedürfnis und Sehnsucht zusammen, weniger mit Eigentum im Sinne von Besitzergreifung, sicher mit Eigen-tum im Sinne von Individualität.
          Ich denke das Leid ist durch die Existenz selbst gegeben, denn keine scheint frei von Schmerz.
          Vielleicht bin ich nur zu masochistisch und kulturdeformiert, aber „Arbeit, Fressen, Saufen, Ficken“ scheint mir zu, tatsächlich, nicht aufregend und leidenschaftlich genug, zu unromantisch, und mit zuwenig Wunder behaftet.
          Woher kommt denn der Blues, das *Leiden*schaftliche bei Cream etc. es ist ja doch das ungestillte, und aber auch das unbehagliche in Existenz per se und nicht zuletzt eben in der Kultur.
          Mensch ohne Kultur gibt es ja nicht.
          Mit dem Traditionsbewusstsein bei Hendrix etc habe ich allerdings auch Probleme, weil es für mich wie eine Photographie aus meiner Kindheit ist. Andere mögen das eher aks zeitlos empfinden.

          Wer den „Auftrag“ für „meine“ Philosophie erteilt ist eine Frage die sich mir nicht stellt.
          Wer erteilt den Auftrag, zu leben? Und nicht einfach glücklich oder nicht, sich daraus zu verabschieden?
          Den Auftrag, zu sein?

          1. Damit haben wir beide einen Punkt erreicht, von dem aus ich nurmehr auf die Voraussetzungen und Konsequenzen dieser Sätze im EP verweisen könnte:

            Würde nämlich nicht eigentlich der Mensch ausgebeutet, so könnte man sich die uneigentliche Rede von der Ausbeutung der Natur sparen. Sie verfestigt den Schein des »Wertes«, den die Rohstoffe nur durch die auf der Ausbeutung menschlicher Arbeit beruhende Produktionsordnung bekommen.

            Das ist mir genug.

    2. Und, mit Blick auf die mich empörende, lügengetränkte priesterliche Schulmeisterei von David Höner:

      Einige von euch werden wissen, daß in sehr vielen ursprünglichen Mythologien der nordamerikanischen Jäger-Sammler-Gesellschaften, ein „Kosmos“ und eine „Realität“ abwesend gewesen ist (das gilt auch für viele afrikanische Mythologien und Konzepte), für sie war das Träumen der Zugang zu etwas, das mit den Vorstellungen agrarisch geprägter Gesellschaften von einer „Realität“ eine gewisse Verwandtschaft hatte.

      Anders gesagt: Für diese Leute hatte Wissen genau einen Gegenstand, nämlich sie selbst – und zwar so individuell wie genealogisch!

    3. … namentlich die „verbesserte Natur“ kraust …

      Ich verstehe im Benjamin-Zitat die »verbesserte Natur« hier nicht als Bibelverweis, als etwas neben dem Menschen seiendes, sondern den Menschen von der Natur umgeben und damit in ihr und mit ihr seiend, womit die Verbesserung sich auf diese Symbiose, also etwas gemeinsames, zusammengehörendes bezieht. Oder?

      Und für die »Wirtschaft am Weg« gibt es auch noch eine weitere Konnotation, die des Gastes.

      1. There is no such thing, as „nature“. Homo erectus teilt seine Leiblichkeit mit der Biosphäre, der Geologie des Planeten, dem Elektromagnetismus und der Photosphäre von Sol und deren Quellen. Anderes weiß kein Physiker, Chemiker, Biochemiker, Biologe darüber zu sagen!

        1. Ich glaube schon, dass ein Naturbegriff, als das was bleibt wenn man den Mensch, (wo immer der anfängt und aufhört) aus dem System denkt, manchmal ganz hilfreich ist und nicht ohne Grund entstanden ist.

          Zumal menschliches Handeln stark von Willen und Ratio geprägt sind die sich in der Kultur ( noch so ein Begriff ) stark verselbständigt haben. Und sogar die Geologie, die Radiologie, das Klima aktiv, willentlich, verändern und gestalten. Und sie sind dabei den Mensch selbst aktiv umzugestalten.

          Das ist ein ähnliches Thema wie schon weiter oben, wo es darum geht ob emergente Erscheinungen eigene „Subjekte“ sind.

        2. @Qana
          D’accord.

          @name:
          Holistisch betrachtet, hat Qana den Punkt. Wenn anhand der menschlichen Existenz, seiner Wirkungen & seiner Subjektivität, in den Details durchdekliniert wird, haben sie nicht unrecht, doch ist hier der Begriff „Natur“ ein Platzhalter oder eine Variable – und oft nur ein Sehnsuchtsort.

          PS: Der Naturbegriff hat sich in seiner heutigen Form erst in der Romantik gebildet. Vorher war die Natur – für jene, die es sich leisten konnten – nichts anderes als garstig.

          1. Ja, wobei der Begriff auch für das ganze, synonym für Universum, „alles“, stehen kann und oft auch steht.
            Es ist ein bischen eine Obsession von mir, Phänomene die sich maßgeblich im ( vor allem menschlichem) Nervensystem abspielen, als losgelöst von der Umwelt zu betrachten, auch wenn sie das nicht sind und nicht sein können, bzw genauer als nicht genau lokalisierbare ( weil nicht auf das Nervensystem beschränkte ) Phänomene eigener Natur.
            Deswegen sind für mich „Ahriman“ oder „das Böse“ im Gegensatz zu vielen anderen auch keine leeren und sinnfreien oder gar „religiöse“ Begriffe, sondern reelle Phänomene.
            Eine zu holistische Betrachtungsweise vernebelt auf eine Art die Sprache, die ja gerade durch die Unterscheidung lebt, und dann kann man sich nur noch mit Kunst ( und Liebe meinetwegen) austauschen.
            Das nur zur Klärung wie das gemeint ist.

            1. Tatsächlich gibt es manchmal einfach unterschiedliche Präferenzen und Handhabungen, was den Sprachgebrauch angeht oder welche wissenschaftliche Methode gewählt wird. Bspw. würde ich das Böse zuerst nicht als Phänomen bertachten, sondern als Perspektive bzw. Standpunkt zu einem Ereignis.

              Dass eine »holistische Betrachtungsweise vernebelt«, kann passieren. So wie man sich auch in Details verlieren kann und den Überblick verliert…

              Wie gesagt, Unterschiede, wertfrei. Mag ich.

            2. „Eine zu holistische Betrachtungsweise vernebelt auf eine Art die Sprache, die ja gerade durch die Unterscheidung lebt …“
              El-G’s Labelling weise ich entschieden zurück.
              Um das präziser zu sagen, verweise ich auf mein erstes EP, da hatte ich geschrieben:

              Diese Leute, wie ihre Nachfahren bis in Zeiten, in denen sie auf den Trichter verfallen sind, Sklaven zu machen und zu halten, lebten nicht in „Gemeinschaften“, denn eine „Gemeinschaft“ unterstellt eine Nichtidentität der Individuen, die damit umfaßt sein sollen. In Bezug zu ihrem Zusammenleben waren diese Leute hingegen identisch, eine Identität, die durch ihren Wissensumfang, ihre Arbeitstechniken, ihre Passageriten und ihre mythologischen Erzählungen gegeben und im Kontakt mit anderen Rudeln in einen tribalen Namen einkodiert gewesen ist.

              Ab diesem Absatz war ich der spontanen Eingebung gefolgt, von Cynthia und Quanah zu erzählen.
              Du hast dann geschrieben:
              „Ich verstehe die Ausführungen zu Individualität, Identität und Nichidentität nicht.“
              was Du später zurück genommen hast. Der ganze Dialog gehört dazu, ab hier:
              https://overton-magazin.de/top-story/es-ist-unmoeglich-gut-zu-leben-wenn-andere-schlecht-leben/#comment-301775
              Nun erkläre ich anläßlich der angeblichen „Sprachvernebelung“ die Methodik meines ersten Argumentes, und der Anschlüsse an ihn in der Fortsetzung.
              Es geht mir dabei darum, das um sich greifende Unvermögen, überhaupt den Gegenstand einer Aussage zu identifizieren, und danach auch fest zu halten, zu kontern, und das tue ich mit dem Hegel’schen Loginger, daß jede Nichtidentität in einem Gegenstandsbereich eine Identität unterstellt, in der sie gründet, und umgekehrt, eine Identität nur einen Gegenstand aushebt (ein „thing“), wenn die Nichtidentität im Ausgangspunkt unterstellt und in der Identitätsbestimmung benannt und getroffen ist.
              Es ist also das glatte Gegenteil dessen, was du siehst, zumindest der Absicht nach.

              Ich will jetzt auch noch elementarer auf den logischen Formalismus der Gegenstandsbestimmung verweisen, die aus der Antike überliefert ist:
              definitio fit per genus proximum et differentiam specificam
              Wendet euch vertrauensvoll an die Wiki, wenn ihr das nicht kennt.
              Mein Argument zu „there is no such thing …“ ist folglich nicht „holistisch“, sondern logisch, unter Verweis auf die physische, sensuell-motorische Herkunft und Gestalt der animalischen Kulturen, die ja, wie heute jeder wissen kann, nicht erst „Menschen“ auf die Welt gebracht haben.

              Das vernichtet doch bittschön nicht Kultur in einer Natur, einem Kosmos etc., sondern weist die kosmologischen Kulte zurück, zu welcher das albern esotherische Kunstwort „holistisch“ zählt. Umgekehrt hebt es „die Natur“, nämlich die Naturbegriffe, die es gibt und in den dualistischen Kulten ihr Unwesen treiben, in die Kultur auf, also in ihren eigentümlichen Ort. Das tun pseudochristliche möchtegern-Religionsstifter, wie Höner, eben grade nicht, sie „tun nur als ob und denn“, eine Spaltung der Kultur in Naturbestandteile nebst Kultivierung derselben einerseits, und metaphysische Dogmen mit der einbegriffenen Gewalttätigkeit andererseits, bleibt erhalten.

              Ich werd‘ zum „Ahriman“, wenn Du mich weiterhin der Sprachverwirrung zeihst! Ja, nein, ich versteh‘ schon, daß es so erscheinen kann.

              PS.: Ich hab vergessen, im dargelegten Zusammenhang noch auf meine Conclusio zur Geschichte von Cynthia und Quanah zu verweisen, die Du nicht beachtet hattest:

              Cynthia Ann Parker … welche die 24 Jahre ihres Stammeslebens bis zur Trennung von Kwana damit verbracht hat, die Quellen ihrer Individualität intellektuell, geistig, seelisch nicht allein zu vereinen, sondern ein Wissen von dieser Vereinung und deren Quellen zu erwerben.

              Weil halt alles Wissen = Selbsterkenntnis ist, andernfalls handelt es sich um Information.
              Und mit diesem o.zit. „Dogma“ von Jäger / Sammler – Kulturen würde ich unter anderen Umständen daran gehen, die Weisheiten von Höner Stück für Stück zu zerfetzen.

              1. Dann als Rückmeldung:
                wenn wir zurückspulen ging es ja zuerstmal darum ob Du/Sie „Perlen vor die Säue wirfst“,
                und die Rückmeldung dass dem nicht so ist, wenn zwei Leute die geben kann man davon ausgehen dass es noch gut 10 mal mehr Menschen geben wird die einfach mitlesen ohne Senf dazugeben zu müssen.
                Manchen Satz werde ich vielleicht zwei oder dreimal lesen müssen, und vielleicht auch nicht allem sofort innerlich zustimmen, aber lesen würde ich es schon gerne.

                1. Ja, vielen Dank dafür.

                  Es sind nun immerhin alle Elemente zusammen – aus meiner Perspektive jedenfalls – die erlauben, „Sumak Kawsay“, nämlich die Höner’sche Paraphrase davon, zu dekonstruieren. Ich schreib das jetzt einfach als Resultat hin:
                  Es handelt sich um die Binse, daß homo erectus sapiens ein sittliches Wesen, seine Daseinsweise eine sittliche ist. Punkt.

                  Nun, offen gestanden schauert es mich auf den Grund, wenn ich mir vorstelle, was an dieser simplen Wahrheit für ein kontinentaler Rattenschwanz an Vorurteilen hängt, von allen Lagern, von Leuten, die sich in halb vergessner Vergangenheit „Materialisten“ nennen wollten (was heute dafür gilt, ist eine faschistische Denunziation), wie denen, die sich das Label „Idealisten“ einst gefallen ließen und heut in einer sogenannten „Informationsgesellschaft“ nix davon wissen wollen.
                  Gut, aber da sind gewiß auch Vorurteile und Unwissen von mir im Spiel.

                  Morgen komm ich darauf zurück, aber jetzt kümmere ich mich um mein Wohlbefinden.

              2. Was dem Hegel sein Schopenhauer war, ist dem OT sein Q.
                Ich mag auch Schopenhauer.

                denn eine „Gemeinschaft“ unterstellt eine Nichtidentität der Individuen, die damit umfaßt sein sollen.

                Ganz einfach: Nein. Auch schön, dass dann später »definitio fit per …« kommt.

                … waren diese Leute hingegen identisch, eine Identität, die […] einkodiert gewesen ist.

                Schelmischer Unfug mit Polysemie, würde ich sagen.

                … das albern esotherische [sic] Kunstwort „holistisch“ zählt.

                Esoterisch? Nun, kann man machen. Dachte, es käme aus dem Griechischen.

                alles Wissen = Selbsterkenntnis ist, andernfalls handelt es sich um Information.

                Somit löse ich für diesen Thread die strukturelle Kopplung, da die Unwahrscheinlichkeitsreduktion gegen NULL geht.

                1. Bist außerstande zu streiten, habe ich mir gedacht, ist aber schade, ich hätte mir dein Herabsteigen von deinem eigentümlichen Olymp andernfalls als ein Verdienst anrechnen können. Trotzdem kriegst du einen echt liebenswürdigen „Fish“ mit auf den Weg:
                  https://youtu.be/tfxDT76qbRA?si=djArserEsqEj1SZg
                  („Go To Hell“)
                  (zugleich eigensüchtig, weil er den „Rolin’on“ – Ohrwurm bekämpft)

                  1. Da ist ja auch schon ein Resultat aus dem Experiment, hatte ich noch gar nicht mit gerechnet.

                    Tatsächlich, ich wollte gar nicht streiten, habe sogar mit einem Kompliment begonnen, das, ich sage mal, übersehen wurde. Mich hat noch niemand mit Schopenhauer in eine Reihe gestellt, diese Meriten sind mir versagt.

                    Zur »Gemeinschaft«:
                    „Das Sein bestimmt das Bewusstsein.“ vs. „Das Bewusstsein bestimmt das Sein.“
                    Wo ist hier der Fehler? Es ist das »vs.«. Beide Richtungen sind möglich, sogar gleichzeitig.
                    Deine Definition von »Gemeinschaft« ist nicht nur verengend, sie unterschlägt die Vieldeutigkeit des Begriffs und ist eine feindliche Sicht bzw. Zuschreibung von außen.

                    Zu »esoterisch«:
                    Sorry dafür, das nächste Mal verwende ich „ontologisch“ oder Du schlägst etwas vor.

                    Zu »Wissen = Selbsterkenntnis < Information«:
                    Eine sehr freundliche und brillante Professorin für Philologie hat mir mal gesagt: »Man kann niemanden [sie meinte Autoren] tatsächlich hinterfragen. Vielleicht nicht einmal sich selbst. Man kann sich immer nur annähern.« Bei Luhmann (ich denke, Du bist mit ihm vertraut) kommuniziert die Kommunikation immer, sie ist allgegenwärtig, auch im Schweigen, auch in der Abwesenheit. Das System Mensch ist mit dem System Kommunikation durch eine »strukturelle Kopplung« verbunden, die Luhmann nicht näher erklären konnte. Die Wahrscheinlichkeit eines hinreichenden Informationsaustausches und Erkenntnisgewinns mit dem riesigen Kommunikationssystem ist sehr gering, womit Kommunikationsversuche eine »Unwahrscheinlichkeitsreduktion« sind. Wenn ich Deine Gleichung von oben nehme, habe ich mir gedacht, dass mir die Diskussion über Indigene jetzt erstmal keine weitere Erkenntnis bringt (deswegen NULL groß geschrieben, als Objektdeklaration wie in der Informatik, also kein Urteil), sondern einfach weitere Informationen sind, die ich gerade nicht so interessant finde.
                    Ferner hatte ich den Eindruck, dass hier jemand am Nasenring durch die Arena gezogen wird (die Assoziationskette werde ich jetzt nicht darlegen) und das hat mich an ein sehr frühes, nicht so freundliches Selbst erinnert. Will ich Dir nicht unterstellen, ist meine Befindlichkeitssuppe.

                    Den »eigentümlichen Olymp« nehme ich mal als Kompliment und versichere Dich freundlichst, Du hast Deinen eigenen. Den freundlichen Fisch nehme ich auch, habe gerade Schnupfen, konnte nicht schnuppern und habe ihn für später ins Eisfach gelegt.

                    »Go To Hell«: Da bin ich bereits 😉

                    1. Danke dir für die Klarstellungen. Und nein, ich bin mit Luhmann nicht vertraut, sollte wohl auch mitteilen, daß ich nie Akademiker war, mich nach abgebrochenem Studium und etwas, was man soziologisch (also falsch, aber systemtheoretisch korrekt) eine „gescheiterte Ehe“ nennen könnte, für das Dasein eines Gelegenheitsarbeiters, Lumpenproletariers, Spielers entschieden hatte.

                      Zur „strukturellen Kopplung“ habe ich im neu aufgemachten Faden vielleicht das Nötigste gesagt, und nachdem „Tante Erna“ mir mitgeteilt hat, daß Luhmann lange Zeit Verwaltungsbeamter gewesen ist, mußte ich schmunzeln, denn das paßt bestens zu der vielleicht eklektizistisch zu heißenden Weise, mit der ich mich selbst systemtheoretischer Verfahren bediene, sie liefern Ordnungskategorien. Oder vielleicht präziser: Ein Vorbild, Aktenschränke und Ablagen zu konzipieren, wenn einer noch keinen Überblick hat, worum es ihm geht.
                      (Ja, ich war selbst eine Weile Verwaltungsmensch – in industrieller Logistik)

  16. Zum Thema „Sittlichkeit“ aus dem letzten Faden stelle ich ein Zitat von Marx ein („Grundrisse“)

    „Eigentum meint also ursprünglich nichts als Verhalten des Menschen zu seinen natürlichen
    Produktionsbedingungen als ihm gehörigen, als den seinen, als mit seinem eignen Dasein
    vorausgesetzten; Verhalten zu denselben als natürlichen Voraussetzungen seiner selbst, die
    sozusagen nur seinen verlängerten Leib bilden. Er verhält sich eigentlich nicht zu seinen
    Produktionsbedingungen; sondern ist doppelt da, sowohl subjektiv als er selbst wie objektiv
    in diesen natürlichen anorganischen Bedingungen seiner Existenz. Die Formen dieser
    natürlichen Produktionsbedingungen sind doppelt: 1. sein Dasein als Glied eines
    Gemeinwesens; also das Dasein dieses Gemeinwesens, das in seiner ursprünglichen Form
    Stammwesen, mehr oder minder modifiziertes Stammwesen ist; 2. das Verhalten zum Grund
    und Boden vermittelst des Gemeinwesens als dem seinigen … …
    Das Eigentum meint also Gehören zu einem Stamm (Gemeinwesen) (in ihm subjektiv-
    objektive Existenz haben) und vermittelst des Verhaltens dieses Gemeinwesens zum Grund
    und Boden, zur Erde als seinem unorganischen Leib, Verhalten des Individuums zum Grund
    und Boden, zur äußeren Urbedingung der Produktion – da die Erde in einem Rohmaterial,
    Instrument, Frucht ist – als zu seiner Individualität gehörigen Voraussetzungen,
    Daseinsweisen derselben.“

    Ich selbst hab‘ halt das „subjektiv“-„objektiv“ – Schema des philosophischen Materialismus fallen lassen, und nenne all das, was im Text das Attribut „natürlich“, „anorganisch“ erhalten hat, „außerleibliche Bestandteile eines (animalischen) Daseins“.

    Marx spricht da nicht von „Sittlichkeit“, das Zitat steht inmitten einer Abhandlung über historische Formen und Gestaltungen der Reproduktion der Individuen, was heißt: deren Gemeinwesen und der ihnen jeweils historisch eigentümlichen Eigentumsformen: ist also spezieller, ist wissenschaftlich. Das ändert nicht, daß ‚Verhalten der Individuen zu den außerleiblichen Bestandteilen ihres Daseins … vermittels der Gemeinwesen‘ eine abstrakt-allgemeine Paraphrase dessen ist, was Sittlichkeit leistet.

    Ein paar Notizen weiter kam Marx freilich auf seine, die aufklärerische und geschichtsoptimistische Weise auf das sittliche Moment zu sprechen:

    {Das
    Verhältnis der retainer19 zu ihrem Grundherrn oder der persönlichen Dienstleistung ist
    wesentlich verschieden. Denn sie bildet au fond nur Existenzweise des Grundeigentümers
    selbst, der nicht mehr arbeitet, sondern dessen Eigentum einschließt unter den
    Produktionsbedingungen die Arbeiter selbst als Leibeigne etc. Hier Herrschaftsverhältnis als
    wesentliches Verhältnis der Aneignung. Zum Tier, Boden etc. kann au fond kein
    Herrschaftsverhältnis stattfinden durch die Aneignung, obgleich das Tier dient. Die
    Aneignung fremden Willens ist Voraussetzung des Herrschaftsverhältnisses. Das Willenlose
    also, wie Tier z.B., kann zwar dienen, aber es macht den Eigner nicht zum Herren. Soviel
    sehn wir aber hier, wie Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnis ebenfalls in diese Formel
    der Aneignung der Produktionsinstrumente gehören; und sie bilden notwendiges Ferment
    der Entwicklung und des Untergangs aller ursprünglichen Eigentumsverhältnisse und
    Produktionsverhältnisse, wie sie auch ihre Borniertheit ausdrücken. Allerdings werden sie im
    Kapital – in vermittelter Form – reproduziert und bilden so ebenfalls Ferment seiner Auflösung
    und sind Wappen seiner Borniertheit.“

    Darüber schwingt einer heute besser den Schwamm des Vergessens, gelle?

    1. Aus dem ersten Faden, https://overton-magazin.de/top-story/es-ist-unmoeglich-gut-zu-leben-wenn-andere-schlecht-leben/#comment-301611, der sowas wie „Prolegomena“ zu diesem enthält, kopiere ich zur technischen Vereinfachung ein Posting:

      Auf der abstraktesten begrifflichen Ebene, die in diesem Fall schlicht „Biologie“ heißt, gibt es nichts als Individuen einer Art, richtig?
      Aber diese Art hat kein Dasein an sich selbst, es ist ein formeller Begriff, oder, anders gesagt, ihr Dasein zerfällt in das von Populationen.
      Diese Populationen, um ganz exakt vorzugehen, bilden eine spezfische „Gesellschaft“ aus, falls sie sexuell fortpflanzen, das betrifft alle Arten. Ob sie nun eine individuierte Daseinsweise haben, oder in Rudeln / Herden leben, die Ökologie ihres Fortpflanzungsverhaltens bildet einen gesellschaftlichen Zusammenhang aus, und bestehe der nur in einem Revierverhalten.

      Doch was immer die Tiere – und also Menschen – tun, es ist und bleibt individuelles Tun, just und gerade auch dann, wenn es artspezifisch genetisch sedimentiert ist.
      Aber in letzterem Fall erscheint das individuelle Tun als ein art- oder populationsspezifisches Feature, es „erscheint“ also so, als würde die ökologische (oder im Fortgang: ökonomische) Daseinsweise als ein eigenes, separates Subjekt auftreten. Es ist aber keines, so wenig, wie „das Kapital(verhältnis)“ ein Subjekt von irgendwas ist, es tritt vielmehr als ein Solches in dem Umfang und der Art und Weise auf, wie ihm lebendige Menschen ihre Arbeit und sonstige Daseinsweise und -energie überantworten.

      Das sind nur einige schematisch vorgelegte Voraussetzungen der angesprochenen Zusammenhänge

    2. Okay, das Label „Sittlichkeit“ kennzeichnet einen Gegenstand, resp. Gegenstandsbereich, den außerhalb klerikaler, theologielastiger oder spezieller (philosophischer, soziologischer, sozialpsychologischer, politologischer und hastenichjesehn) akademischer Kreise kein homo erectus sapiensis anständig zu bestimmen weiß, „anständig“ meinend, daß die Bestimmung Ausgangspunkt ernsthaft wissenschaftlicher Befassung werden könnte. Stattdessen gibt es eine Plethora entweder ehrerbietiger oder abfälliger Meinungen zu dem, was einer jeweils unter dem Label verhaften, ODER ihm vorenthalten will.
      „Arbeit, Fressen, Saufen, Ficken“ aus diesem Faden:
      https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/wo-sind-denn-die-millennials/#comment-296600
      mit dem ich den Gesamtfaden eingeleitet hatte, ist ein Beispiel dafür.

      Das ist nicht mein Fehler oder eine Unzulänglichkeit, die ich zu verantworten hätte!

      Was die Sach‘ weiterhin schier unmäßig kompliziert, ist der analog begriffslose Umgang mit „Moral“. Deshalb kopiere ich noch ein Posting von mir hier hinein, hoffend, daß dies keinen Vorwand für meine erneute Löschung liefert:

      „Der abstrakt allgemeinste Imperativ, den bürgerliche Herrschaften mit ihrem Militär und ihrer Gesetzgebung über ihre Sassen verhängen, lautet: Bereichert euch! Der umfasst schon mal alle Interessen (Inter-Esse = „dabeisein“, „dazu zählen“), die direkt oder mittelbar an einem Geld hängen. Weil das für die Mehrzahl der Sassen nur schlecht bis mäßig funzt, gibt es denselben Imperativ in der Gestalt einer handfesten, moralisch ausgelieferten Drohgebärde: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Die zugleich alle Verkehrsverhältnisse adressiert, die schwach an Geldeinkünfte geknüpft scheinen, oder sind.

      Ergo: Moral ist kein Rechtfertigungsgebaren, obgleich es zur einen Hälfte als ein Solches daher kommt. Die andere Hälfte ist eine Drohung, nämlich im Minimum mit Beschädigung bis Abbruch des persönlichen oder geschäftlichen Verhältnisses, das in einem moralischen Imperativ angesprochen ist. Woran man schon im Prinzip erkennen kann, daß bürgerliche Herrschaft alle persönlichen Verhältnisse in Richtung auf Geschäftsverhältnisse presst.
      Und obgleich diese Ableitung etwas grobschlächtig ist, kann hier schon ein Summenstrich gezogen werden:
      Moral ist in der bürgerlichen Welt die internalisierte Gewalt der Klassenherrschaft, die in der Verwandlung von Geld in Kapital ihre ökonomische Basis hat.

      Diejenigen Bestandteile und Erscheinungsformen moralischen Urteilens und Gebarens, die außerhalb solcher Ableitung zu stehen scheinen – das will ich hier ohne Begründung beigefügt haben – haben ihre Herkunft in dem, was philosophisch einst „Ethos“ genannt worden ist, aus der Frühphase einer Sozialisation stammt, und das wir mit allen Rudeltieren teilen: Es umfaßt den Formenkreis desjenigen Verhaltens, in dem die gesellschaftliche Natur des Daseins eines Organismus unmittelbar auftritt. Bürgerliche Herrschaft ergreift alle Bestandteile eines Ethos und transformiert sie in ihr Gewaltsystem.“

  17. Nagut. Wie breche ich das einigermaßen „harmonisch“ ab?

    Vielleicht so:

    Wußtet ihr, eine entschlossen ausgeführte, kühne Tat ist ein magischer Akt?
    „Kühn“ steht hier für: Es ist keine Routinearbeit, -Handlung und der Akteur weiß von Variablen, die er nicht unter physischer Kontrolle hat, die den in Gang gesetzten Vorgang und damit das Ge- oder Mißlingen bedingen, doch er kennt diese Variablen nicht in dem Sinne handwerklichen oder wissenschaftlichen Wissens, das ihm wenigstens eine kalkulierbare statistische Antizipation des Tatgeschehens und seines Resultates erlaubt.

    Nach diesen Kriterien ist ein kunstvoll geschaffener / bearbeiteter Faustkeil (biface hand axe) das Produkt einer magischen Zeremonie nicht weniger, als eines langwierigen Lernprozesses und der ebenso aufmerksamen wie geduldigen Anwendung der dabei erworbenen Kenntnisse. Und zwar heute, für Leute, die solche Techniken reproduzieren, nicht sehr viel weniger, als für die ursprünglichen Produzenten vor sage 600 k Jahren, die vielleicht über zwei Drittel des von euch so absurd angebeteten Hirnvolumens verfügt haben.

    Und weil das so ist, hätte die meisten Angehörigen einer Jäger- / Sammlerkultur

    Suma Thokoña (Wissen, wie man tanzt): Die organische und die nicht organische, die spirituelle Welt sind ein Ganzes. Alle Aktivitäten haben auch eine spirituelle Dimension. Im Tanz kann man sie erkennen.

    befremdet. Sie haben ihre „Welt“ nicht in ein „materielle“ und „spirituelle“ Hälfte zerteilt, obgleich sie in ihren Tänzen und Gesängen, eingebettet in mythologische Zeremonien und Rezitationen, die Magie ihres Stammeslebens betätigt und gefeiert haben. Sie könnten sich also in Suma Thokoña selbst in der Paraphrase von Höner, die ich verdächtige, christlich inspiriert zu sein, wiedererkennen, aber auf mehr oder weniger befremdliche Weise.

    Okay, an der Stelle will ich zum Abschied (hoffe diesmal endgültig) persönlich werden. 1967, ich war zwölf, habe ich mir eine Hymne erwählt, „Crossroads“ in der Fassung von „Wheels of Fire“ (spätere „bringen es nicht“)
    https://www.youtube.com/watch?v=vlMmFyUd5rU
    Den Text habe ich natürlich nicht verstanden, aber er zählt zum Gesamtprodukt, deshalb zitiere ich ihn:
    I went down to the crossroads
    Fell down on my knees
    Down to the crossroads
    Fell down on my knees
    Asked the Lord above for mercy
    Take me, if you please
    I went down to the crossroads
    Tried to flag a ride
    Down to the crossroads
    Tried to flag a ride
    Nobody seemed to know me
    Everybody passed me by
    Well, I’m going down to Rosedale
    Take my rider by my side
    Going down to Rosedale
    Take my rider by my side
    We can still borrow a house, baby
    On the riverside
    Going down to Rosedale
    Take my rider by my side
    Going down to Rosedale
    Take my rider by my side
    We can still borrow a house, baby
    On the riverside
    You can run, you can run
    Tell my friend boy Willie Brown
    Run, you can run
    Tell my friend boy Willie Brown
    And I’m standing at the crossroads
    Believe I’m sinking down

    Das Zusammenspiel dieser drei Musiker wurde eine kurze Zeit mein magisches Ritual, ein Leitmotiv in meinem „spirituellen Leben“, wenn wir das im vorliegenden Zusammenhang so nennen wollen, und in „aufgehobener“ Weise ist es das bis heute geblieben.

    Ich hab das Beispiel eingefügt, weil ich sicher bin, daß jeder von euch analoge Erfahrungen gemacht habt, ob ihr euch nun erinnert, Rechenschaft gelegt habt, oder nicht. Tanz – und Musik ist eine Ausdehnung davon in andere Gefilde des Seelenlebens, das einfach die tätige Einheit von Körper, Intellekt, Geist und Willensinhalt ist – ist eine elementare Weise, wie ein Tier mit ausreichend geschichteter Nervenorganisation sein beseeltes Dasein mit seinem 6. Sinn betätigt und genießt. Der 6. Sinn ist die Propriozeption. Tänzerische Elemente sind im Jagdverhalten von Beutegreifern zu beobachten und selbst der depravierteste Lohnarbeiter kommt ohne tänzerische Elemente in seinen Arbeitsschritten nicht lange aus, ohne krank zu werden. Krank im Kopfe, überwiegend.

    Scheiße, mir reicht es mit euch. Fahrt zur Hölle.

  18. Noch eine selbstkritische Nachlese „for the record“.

    Was ist die durchgreifende Schwäche meiner Intervention hier gewesen? habe ich mich gefragt.
    El-G hat im vorletzten Faden in verständnis- und begriffsloser Weise den Finger ‚drauf gelegt, hiermit:

    Zur »Gemeinschaft«:
    „Das Sein bestimmt das Bewusstsein.“ vs. „Das Bewusstsein bestimmt das Sein.“
    Wo ist hier der Fehler? Es ist das »vs.«. Beide Richtungen sind möglich, sogar gleichzeitig.
    Deine Definition von »Gemeinschaft« ist nicht nur verengend, sie unterschlägt die Vieldeutigkeit des Begriffs und ist eine feindliche Sicht bzw. Zuschreibung von außen.

    1. Die erste Zeile ist ein Waffengang! Sie sagt im Klartext: „Du bist auch (nur) so ein ewig gestriger Kommunist / Marxist, muß man sich gar nicht mit befassen“. Weder explizit noch implizit hatte ich die unterstellte Dichotomie aufs Parkett gebracht, im Gegenteil, für jemanden, der lesen will, und das auch noch kann, habe ich dergleichen im erzählerischen Teil zu Narua, Quanah, Weckeah, verworfen, ganz abgesehen davon, daß die Dichotomie eine Verballhornung der ursprünglichen Aussagen in der „Deutschen Ideologie“ (gewesen) ist, deren banales Argument gelautet hat: „Bewußtsein ist unmöglich anderes, als bewußtes Sein“, es könne folglich um nichts weiter gehen, als sich und anderen Rechenschaft zu legen, auf welche Weise und in welcher gesonderten Gestalt Bewußtsein „bewußtes Sein“ ist, wenn der Ausgangspunkt … na, sagen wir, ein Zustand ist, in dem Leute so gewohnheitsmäßig wie dogmatisch diese beiden Seiten eines Zusammenhanges kategorisch trennen und dichotomisch gegeneinander halten.
    Selbst in der dümmsten und brutalsten Fassung des „dialektischen und historischen Materialismus“, der stalinistischen, soll sich „das Sein“ durch die Köpfe und also ein „Bewußtsein“ hindurch „entfalten“, was just das Motiv seiner eliminatorischen Praxis gewesen ist., und war folglich die „Zweiseitigkeit der Bewegung“, die El-G mir gegenüber angemahnt hat, konstitutiver Bestandteil. Ja, so wahnsinnig und buchstäblich verrückt seid ihr (wenn ich El-G zum Repräsentanten des verbreiteten Antikommunismus und des daran hängenden Rattenschwanzes nehme), daß ihr stalinistisch gegen vermeintliche kommunistische Dogmen auftretet!
    Wo bleibt die Selbstkritik, werden El-G und andere fragen?

    2.

    Deine Definition von »Gemeinschaft« …

    Ich habe keine gegeben, ganz im Gegenteil! Ich habe die Verwendung des Wortes im Artikel angegriffen und versucht zu dekonstruieren.
    Dieser Versuch ist gewiß nicht nur an El-G gescheitert, und das lege ich nicht nur, aber auch, meiner Argumentation zur Last.
    El-G hätte allerdings wissen können, wie daneben seine Behauptung war, weil mein Verweis auf den Marx’schen Begriff des Gemeinwesens schon da stand, als er seinen Anwurf hingeschrieben hat – da war keine irrtümliche Zuschreibung mehr möglich, was beweist, daß El-G nicht argumentiert hat und nicht hat argumentieren wollen, sondern genau das gewollt hat, was er tat, nämlich:

    Deine Definition von »Gemeinschaft« ist nicht nur verengend, sie unterschlägt die Vieldeutigkeit des Begriffs und ist eine feindliche Sicht bzw. Zuschreibung von außen.

    mir vorschreiben, was und wie ich zu denken habe! Mir meinen Gebrauch der Sprache untersagen.
    Zum Motiv muß man nicht viel sagen, es steht ja da: El-G erhebt das Wort „Gemeinschaft“ in einen sakrosankten Status, er verteidigt das Wort in der Eigenschaft der Bezeichnung eines Wertes. Systemtheoretisch ausgedrückt, betätigt er sich als „Ordenswächter“. Ich ziehe freilich das Wort „Hausmeister“ vor, als eine abfällige Form des „Gildemeisters“, der er technisch gesprochen ist, denn er verteidigt den elitären Stand der Kopfarbeiter in der bürgerlichen Gesellschaft, die gehalten sind, die Kategorien der gewaltmonopolistischen Macht und die damit entfalteten Maßstäbe in intellektuelle Kategorien zu übersetzen, die umfassende Geltung beanspruchen (können). Für letztere Aufgabe gibt es halt die Hausmeister.
    Doch davon ab hatte ich diesen Umgang und diese Verhältnisse ja antizipiert, als ich zu schreiben begann, das habe ich „name“ in der Begründung erklärt, warum ich mit „Identität“ und „Nichtidentität“ zu Werke gegangen bin. Diese Konsequenz und Entscheidung, elementar logisch vorzugehen, und in diesem Sinne methodisch, nämlich auf die Weise, die inhaltliche Bestimmungen hintan stellt, war allerdings vollkommen untauglich, und das hätte ich wissen können. Ich folgte der Gewalt des inquisitorischen Geisteslebens in diesem Forum, indem ich nicht schon im Ausgangspunkt zitierend oder paraphrasierend mit dem Marx’schen Begriff des „Gemeinwesens“ antraben wollte, stattdessen auf den „Kompromiss“ verfallen bin, dasselbe erzählerisch leisten zu wollen, mit der Geschichte von Cynthia, Quanah, Weckeah und deren Weggefährten. Diese Geschichte sagt mir dasselbe, was Marx in dem beigebrachten Zitat sagt, daß nämlich das Gemeinwesen (ein beliebiges Gemeinwesen) den Individuen angehört, UND NICHT UMGEKEHRT. Woraus sofort folgt, daß „Gemeinwesen“ ungleich „Gesellschaft“ ist und schon gar nichts mit „Gemeinschaft“ zu tun hat. Die Individuen vergesellschaften sich in Gemeinwesen, das, worin sie gewalttätig vergesellschaftet werden, ist kein „Gemeinwesen“.

    Was könnte darüber besser berichten, als die Geschichte von Quanah und Weckeah?!!
    „Eigentlich nichts“, behaupte ich, aber es gibt einen catch, und das ist mein zweiter, großer Fehler gewesen:

    3. Ich konnte die Erzählung nicht mit der beschriebenen Absicht verwenden, ohne auf ein neues Thema zu kommen, das im Artikel keine explizite Rolle hat, und das heißt Patriarchat.
    Bevor die Sitte oder Unsitte des Frauenkaufes als einer Konsequenz eines Privatbesitzes / -eigentums an Pferdeherden bei den Comanche Platz griff, hat ihr Stammeswesen aus zwei ineinander verschränkten Gemeinwesen bestanden, wie das bei homo erectus zumindest nahezu von allem Anfang an gewesen sein muß, weil diese Verfasstheit in der elementaren Arbeitsteilung einer biologischen Reproduktion von Jäger/Sammler-Horden ruht:
    Da gibt es ein Gemeineigentum einer Frauengemeinschaft an den Männern, und einen Gemeinbesitz einer Männergesellschaft an den Frauen des Stammeswesens, Exogamie (patrie- oder matrilokalität) einberechnet.
    Die Differenz von „Gemeinschaft“ und „Gesellschaft“ im Geschlechterverhältnis ist banal dadurch gegeben, daß Männer halt ein periodisch entbehrliches Zubehör der biologischen Reproduktion eines Gemeinwesens sind, weil sie nicht gebären (können).
    Ich will das Thema hier nicht auswalzen, weil es mir ja darum ging, hier hinzuschreiben, warum mein methodisches, zugleich aber allzu planloses Verfahren nicht hat funzen können, jenseits des Willens oder Unwillens des Publikums, sich darauf einzulassen.

    Auch das breche ich ab, es wäre noch Weiteres aufzugreifen, aber ich ziehe es vor, mit einem Zitat zu schließen.

    „Wenn alles nur Sprache ist, sind wir verloren. Wenn nicht, erst recht.“
    (Ada an Smutek in „Spieltrieb“, von Juli Zeh)

    (Und um wenigstens noch einen periodisch unentwegt reißenden, seidenen Spinnenfaden zwischen mir und euch „Menschen“ aufrecht zu halten:
    https://www.youtube.com/watch?v=6g3TW06UnrI)

    1. Ich habe El-G ganz anders verstanden.
      Ferndiagnose: ihr verkopft euch beide zu sehr. Was ein bisschen ironisch-paradox zu Deinem / Ihrem eigentlichem Schrieb ist.
      Generaldiagnose: Geisteswissenschaft, ob von Akademikern oder nicht, ist komplett am Arsch, selbst an den Rändern.
      Hier um die Ecke gibt es noch ein paar Tage oder Wochen legal 1s-LSD Derivat zum Bestellen oder im Vorbe8gehen kaufen
      https://amama.space/collections/1d-lsd
      Ich sage nicht dass der Chemiescheiss dagegen hilft, aber was hilft heutzutage schon noch.

      Things are not
      Quite what they seem
      Reality
      Is ripping at the seam

      1. Ich habe mich auch anders verstanden. Aber was weiß ich schon. Ich verstehe mich ja nicht einmal, wenn mir gesagt wird, wie ich mich verstehe und wie ich andere verstehe.

        Die Generaldiagnose mit dem Geisteswissenschafts-Bashing nahm ich kurz übel. Ist ein hässlicher Schmetterling, der einem immer mal wieder begegnet.

        Danke für den LSD Tipp. Onlineshopping ist nicht so meins und Berlin ist gerade nicht in der Nähe.
        Schade, vielleicht.

        1. Ja das Geisteswissenschaftenbashing war vielleicht unnötig und vom billigen Platz aus, und macht auch keinen schlanken Fuß,
          Sollte gar nicht so rüberkommen. Ich hatte auch erst ein eleganteres das mir dann entfallen ist.

          Statt dem LSD empfehle ich dann das Daudedsching ( sic) in der kommentierten Übersetzung von Ernst Schwarz.
          „wahre Worte sind nicht schön, kluge Worte sind nicht wahr“ ( fehlzitiert von mir)

    2. Qana, mein Tsunami!

      Gewaltig, beeindrucken und mitreißend. Das ist verheerendes Kompliment und verehrender Vorwurf zugleich. Und wie ein Tsunami kommt Qana in mehreren Wellen, bis ich mit den Trümmern meines Verstehens in einen gegen sich selbst rücksichtslosen Ozean gezogen werde und dort eine Weile als ratloses Treibgut verharre, während mich Fetzenfische als eine Illusion von Schutz und Ort umkreisen.

      ——

      Dieser Text ist nicht an Dich gerichtet, selbstverständlich nicht, aber vielleicht sagt er etwas.

      PS: Das Zitat von Juli Zeh ist toll!

  19. Der Titel des Artikels lautet :
    „Es ist unmöglich, gut zu leben, wenn andere schlecht leben“

    Im Angesicht fremden Elends glücklich sein, das gelingt nicht
    jedem : für Simon Weil zum Beispiel war dies wohl unmöglich;
    aber gerade in der schwarz-grün-gelben BRD-Bubbel scheint es Leute zu geben, denen fremdes Elend nicht nur NICHT den Spaß verdirbt, sondern die sich sogar besonders gut fühlen, wenn es bestimmten „fremden“ Personengruppen ( Russen und Palästinensern ) schlecht geht !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert