Einen Tee für den Frieden

Bild: itoldya420.getarchive.net/

 

Kürzlich kam ich in Kontakt mit einer Wissenschaftlerin der DDR, Irmgard Hollnagel. Sie schickte mir ihren Appell “Mit Herz und Verstand”. Es entstand eine lebhafte Diskussion und nach einer ganzen Reihe Änderungen steht nun ein Text Mit Herz und Verstand (PDF), der uns beide begeistert. Auch Tradition ist mit drin. Warum das denn? Neulich saßen meine Frau und ich mit unseren Mitbewohnern aus aller Welt auf der Terrasse. Sika aus Togo war gerade aus Bayern zurück. Sie war begeistert, dass die Leute dort oft ihre Trachten tragen. Was bringt uns eigentlich dazu, die Klamotten, die Musik und immer häufiger auch die Sprache aus den USA zu übernehmen? Von dort kommt doch schon lange nicht mehr die Macht der Blumen, die „flower power“, sondern nur noch Krieg und Kommerz.

Das macht die Welt nicht bunt, sondern blind. Viel zu viele sitzen in Echokammern und klimpern Beschimpfungen ins Netz. Das Bürgertum ist satt und matt und versucht seine innere Leere zu kaschieren. Politik und Medien sondern pausenlos Floskeln ab, die auch von einer KI stammen könnten. Es gibt Demos, aber keine öffentliche Debatte. Und wehe, es sind die Falschen dabei. Alles dreht sich nur noch um Ausgrenzung, ums „dagegen sein“, nicht mehr um die Zukunft. Wenn jeder, der anders tickt, zum Feind erklärt wird, ist der heiße Krieg nur eine Frage der Zeit.

Frieden mit Herz und Verstand? Ja, wir sind davon überzeugt: Das kann eine Orientierung sein, um konservative und progressive Kräfte gegen alle Widerstände auf eine gemeinsame Basis zu stellen. Dann können die Unterschiede kontrovers, aber konstruktiv diskutiert werden. „Und weil wir dies Land verbessern, lieben und beschirmen wir‘s.“ [1] Ach Bertolt, das könnte schön sein. [2]

Eine Friedensinitiative hat Erfolg, wenn sie dauerhaft flächendeckend die gesamte Bevölkerung erfasst. Die Menschen müssen raus aus der selbstverschuldeten Isolation. Eine Idee: Jeder, der etwas unternehmen möchte, ruft Freunde und Nachbarn am ersten Sonntag im Monat von 16:00 bis 18:00 zu einer Tasse Tee für den Frieden zusammen. Man tauscht sich aus, denkt gemeinsam nach, was man für den Frieden tun könnte, im unmittelbaren Umfeld, in der Gemeinde, im Land, in der Welt. Jeder Anfang ist unscharf, diffus, aber so wird die Sehnsucht nach Frieden konkret, zum Bewusstseinswandel, von niemandem kontrollierbar, an tausenden von Orten im ganzen Land. Hämische Kommentare bezahlter Kriegstreiber und ewiger Nörgler sind vorhersehbar – aber egal. Nichts kann den Frieden aufhalten, als die teuflischen 3F: Faulheit, Feigheit und Fatalismus.

Der Rahmen ist einfach: Die Person, die einlädt, bereitet ein paar Anhaltspunkte für die Diskussion oder geplante Aktionen vor, stellt den Tee und ein bisschen Gebäck auf den Tisch: Fertig ist die Friedenslaube. Es wird Jugendgruppen geben und Rentnertreffs, mal sind die Menschen links angehaucht, mal rechts, mal christlich, mal muslimisch, mal anarchistisch – aber die Grundlage ist für alle gleich: Die 10 Punkte von „Zusammen mit Herz und Verstand.“ Und zum Abschluss wird die Kinderhymne „Anmut sparet nicht noch Mühe“ gesungen. Ach Bertolt, das wird so schön sein.

 

[1] Brecht, Bertolt ( 1950) Anmut sparet nicht noch Mühe. Zeitschrift Sinn und Form, Heft 6/1950. Vertonung: Hanns Eisler (1950) Siehe: Hanns Eisler: Lieder und Kantaten. Band 1, S. 8-9. VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig 1955. Ernst Busch: https://www.youtube.com/watch?v=gTmNoTt7_h4 Textbesprechung: Fetscher, Iring (11.10.1975) Leidenschaftlich aber kontrolliert. FAZ: Frankfurt https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/M%2002.24%20Kinderhymne.pdf

[2] Dehmel Willy (Text) und Frank Grothe (Melodie) gesungen von Neuss, Wolfgang und Wolfgang Müller (1958) Ach, das könnte schön sein. Aus dem Film: Das Wirtshaus im Spessart. Regie: Klaus Hoffmann, Drehbuch: Heinz Pauck und Liselotte Pulver. Produzent: Georg Witt. https://www.youtube.com/watch?v=J7s3z4PzY7o

Stefan Nold

Dr. Stefan Nold, Jahrgang 1959, 1x Ehemann, 3x Vater, 5x Großvater, studierte Elektrotechnik an der TH Darmstadt und promovierte dort über wissensbasierte Fehlerdiagnose. Er arbeitete zuerst einige Jahre als Entwicklungsingenieur bei KSB Pumpen in Frankenthal und gründete 1990 das Ingenieurbüro SOFT CONTROL in Darmstadt (Schwerpunkt: industrielle Bildverarbeitung), wo er bis heute tätig ist. Parallel war er Aktivist und Mitbegründer erfolgreicher lokaler Bürgerinitiativen (Bürgerinitiative BI ONO gegen die Nordostumgehung, “Mucken fürs Mühlchen” zum Erhalt eines Naturbadesees). Seit 2012 schreibt er Essays zu gesellschaftlich relevanten Themen (Humane Wirtschaft, Zeitgeschehen im Focus, overton, globalbridge, manova, u.a.)

Bücher: 2012: Beerdigung, Reifenwechsel, Hochzeit (2012) Justus von Liebig Verlag, Darmstadt. 2024: Kein Frieden – keine Zukunft. Schlagt Brücken und Versteht eure Feinde. Open Source. Download unter: https://overton-magazin.de/wp-content/uploads/2024/07/Nold-KeinFriedenKeineZukunft-24720sN.pdf
Mehr Beiträge von Stefan Nold →

Ähnliche Beiträge:

10 Kommentare

  1. Zitat „Das Bürgertum ist satt und matt und versucht seine innere Leere zu kaschieren.“

    Gilt für mich nicht. Ok, ich bin Ossi und sehe dadurch möglicherweise die Zeichen der Zeit deutlicher als die Wessis.

    Für mich gilt: Ich sehe was passiert, ich sehe das dieses Land finanziell, kulturell, sozial, gesellschaftlich und wirtschaftlich zugrunde gerichtet wird. Früher dachte ich das sei Zufall oder Gedankenlosigkeit, aber zwischenzeitlich sehe ich das es interessierte Kreise gibt, die den Westen brennen sehen wollen.

    Und es gibt kein Gegenmittel mehr. Die Presse ist gleichgeschaltet, Demos werden im besten Fall ignoriert, wer den Mund aufmacht, bekommt morgens um 06:00 Besuch von der Polizei, man verliert seinen Job, Gerichte sind unterwandert.

    Was bleibt ist zu warten. Auf den Tod dieses Landes. Oh, und natürlich kann man zum Islam konvertieren. Der Islam hat andere Möglichkeiten mit den selbstgerechten Wohlstandsbürgern dieses Landes umzugehen. Und es wird kommen.

    Ich kämpfe nicht mehr, weil der Kampf längst verloren ist.

    1. Welche von den teuflischen 3F treffen auf ihren Post zu? 🙂
      Ich finde die Idee gut und das Papier auch!
      In der hiesigen Friedensmahnwache haben wir das Ritual, im Anschluss an die Aktion noch gemeinsam einen Kaffee oder einen Tee zu trinken. Da freut sich der örtliche Bäcker und die Nebentische bekommen auch was zu hören. 🙂
      So auch heute!

    2. Der Kampf ist nicht verloren. Es gibt immer Möglichkeiten weiterzumachen, zum Beispiel:
      BSW oder AfD wählen, mit Freunden Tee trinken und diskutieren, Zettel mit der Aufschrift „Soldaten sind Mörder“ von Tucholsky oder anderen Antikriegsparolen an schwarze Bretter heften oder mit bunter Kreide auf schwarze Pflastersteine schreiben oder Demos organisieren oder sich in Kommentaren äußern.
      Weitere Möglichkeiten ließen sich bestimmt finden.
      Mit Dank für den Kommentar und friedlich freundlichen Grüßen
      I. Hollnagel, aus dem Osten

    3. Nur Abzuwarten ist Langweilig. Vor allem wenn eine Beschleunigung des Zusammenbruchs im wahrsten Sinne Leben retten kann. Es ist zum Beispiel nicht zuviel verlangt, bei jeder Brücke und vor allem Autobahnbrücke, die gerade mit viel Stahlbeton Panzertauglich gemacht wird, ein Kilo oder auch zwei Salz und Zucker auf der Baustelle im forbeifahren zu verteilen. Da können dann die Panzer kommen, jedenfalls einer. Mit einer Packung vom guten billigen Katzenstreu kann man nicht nur Klos zu betonieren. All dieses und noch viel mehr hilft diesem kranken Staat schneller das zeitliche zu segnen.
      Natürlich ist diese Würze für Bunker und Atombunker auch absolut gut, nicht das der Schrott so lange wie der vom Adolf in der Landschaft steht.

  2. Wenn er erst einige einige Jahre als Entwicklungsingenieur bei KSB Pumpen in Frankenthal arbeitete und 1990 das Ingenieurbüro SOFT CONTROL in Darmstadt (Schwerpunkt: industrielle Bildverarbeitung) gründete, weiß ich nicht, ob ich ihm vertrauen kann aber vielleicht macht er ja den besten Kräutertee Bayerns und wenn er mich mal auf einen davon einlädt, spalte ich ihm auch sogleich einen Polter Kaminholz werkzeuglos mit der Handkante. Ich bin so dankbar für seine Rentnertreffs, werde aber nie dazu eingeladen, weil er erst mal auch mit den anderen Jungs von der Lederhosenhemdsärmelfraktion klarkommen muss, die ihm wahrscheinlich jeden Tag die Bude einrennen und selbst wenn ich eingeladen wäre, würde ich wahrscheinlich absagen, um nicht mit diesen abtrünnigen Softwareingenieuren beim Grillen erwischt zu werden.

  3. weil eh niemand ein pdf aufmacht:

    „Aufruf an alle: Zusammen mit Herz und Verstand!
    Frieden ist das oberste Gebot.
    1. Gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit sind die Grundlage der Gesellschaft.
    2. Ehrlichkeit und Anstand bestimmen das Handeln des Staates und aller seiner Bewohner.
    3. Gemeinwohl und Menschenrecht stehen über Eigeninteresse und Eigentumsrecht.
    4. Der Stärkere hilft dem Schwächeren, der Reiche dem Armen.
    5. Mit Diplomatie schafft Deutschland Vertrauen zur friedlichen Beilegung von Konflikten.
    6. Deshalb ist Deutschland neutral und gehört keinem Militärbündnis an.
    7. Jeder Lebensentwurf und jede friedliche Religion wird geachtet und respektiert.
    8. Die Arbeit von Frau und Mann erfährt die gleiche Wertschätzung und Bezahlung.
    9. Sprache, Kultur und Tradition sind die Basis, auf der wir der Welt offen begegnen.
    10. „Anmut sparet nicht noch Mühe“ von B. Brecht/H. Eisler ist Deutschlands neue Hymne:
    Anmut sparet nicht noch Mühe,
    Leidenschaft nicht noch Verstand,
    dass ein gutes Deutschland blühe,
    wie ein andres gutes Land.
    Dass die Völker nicht erbleichen
    wie vor einer Räuberin,
    sondern ihre Hände reichen
    uns wie andern Völkern hin.
    Und nicht über und nicht unter
    andern Völkern wolln wir sein,
    von der See bis zu den Alpen,
    von der Oder bis zum Rhein.
    Und weil wir dies Land verbessern,
    lieben und beschirmen wir’s.
    Und das liebste mag’s uns scheinen
    so wie andern Völkern ihrs.
    Initiiert von Opas und Omas für den Frieden 3. Juli 2025“

    ich sag jetzt einfach mal nichts weiter zu herz und verstand, sonst bin ich wieder der unfreundliche psychopath weil ich was gegen das heilige deutschland habe, neu mit heiligkeit von allem was drin ist, z.b. den „bewohnern“, der regierung, den reichen, den religionen, brecht, der gleichheit, der kultur, der neutralität, des militärischen friedens, der weltoffenheit, des sozialen friedens, des menschenrechts und noch „tausend andere sachen“, heute müsste man modernerweise sagen: Werte. oder: DEM KANON.

    1. Ja, ok, warum nicht? Oma oder Opa setzt aber voraus, dass du schon Enkel hast. Viele Eltern wollen aber aus nachvollziehbaren Gründen keinen Nachschub für die Front produzieren und schließlich ist es auch mein Körper, der sich unter diesen Umständen der genetischen Reproduktion verschließt.

  4. Seit jetzt über 5 Jahren wissen wir aber, das die herrschende Klasse uns vernichten will und hier wird allen Ernstes „Teetrinken“ mit Freunden für den Frieden empfohlen.
    Ich hab noch etwas feines Gebäck, das ich gerne dazusteuern möchte…..um den Weltfrieden der Menschheitsfamilie abzusichern.
    Ironie aus….
    Weder das BSW, noch die Law and Order Partei Afd wird uns in irgendeiner Weise schützen.
    Genau so wenig wie „Tee trinken“
    Ich trinke seit über 60 Jahren fast täglich meinen FTGFOP Second Flush, auch heute noch mit Freunden, in so fern mir Welche geblieben sind.
    Viele von denen sind bereits weg, oder haben in Bälde vor dieses gastliche Land zu verlassen.

    1. von deinem wir fühle ich mich überhaupt nicht eingeschlossen. wohnst du eigentlich in frankreich? habe heute eine coronapsychopathin getroffen, die wäre in deinem alter, die konnte nicht mal ein virus von einem bakterium unterscheiden, die letzten hirnzellen waren schon mit DIE WISSENSCHAFTLER!! FAUCH, und DIESE UNNUETZEN MASKEN!! FAUCH verstopft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert