Eine Welt ohne Drogen ist ein unrealistisches Ziel

Mohn
Mohn. Bild: Hasan Kurt/pexels.com

 

Im ersten Teil behandelten wir den zum Weltdrogentag (26. Juni) von den Vereinten Nationen veröffentlichten neuen Jahresbericht. Demnach konsumieren mehr Menschen denn je psychoaktive Substanzen, wobei man – wohl durch eine westliche Brille – Alkohol und Tabak ausklammert. Außerdem sahen wir, dass schon der Begriff „Droge“ nicht neutral definiert, sondern von Interessen und Werten geprägt ist.

Der Diskurs wird vor allem gesundheitspolitisch und mit Blick auf die Risiken geführt. Dass die Verbote offenbar kaum funktionieren, die Probleme vielleicht sogar vergrößern und sich Menschen aus bestimmten Gründen für den Substanzkonsum entscheiden, wird seltener thematisiert.

Freiheit…

So geht ein wichtiges Grundprinzip des liberalen Rechtsstaats in der drogenpolitischen Diskussion regelmäßig unter: nämlich das Prinzip der freien Entscheidung zumindest von erwachsenen Menschen über sich selbst, das Prinzip der Selbstbestimmung. Und damit auch über Mittel und Wege zum Erreichen der von ihnen gewünschten psychischen Zustände.

Es war nicht zufällig, dass Sucht im Zuge des im ersten Teil genannten politischen-religiösen Fanatismus erstmals offiziell als medizinisches Problem klassifiziert wurde, nämlich in den 1930ern in den USA. Doch auch (fast) 100 Jahre später haben sich Mediziner nicht auf eine einheitliche Definition des Suchtbegriffs einigen können. Er ist fast so (un)logisch wie die Drogenverbote selbst.

Die medizinischen Standardwerke gingen dann seit den 1970ern einen anderen Weg: Man legte Kriterien dafür fest, wann Substanzkonsum als problematisch gilt. Dafür gibt es jetzt das im Deutschen unschöne Wort der Substanzkonsumstörung (englisch substance use disorder, SUD). Kennzeichnend hierfür sind einerseits der Kontrollverlust des Konsumierenden; und andererseits das Leiden, die Krankheit und Dysfunktion durch den Substanzkonsum.

Wenn man dann die empirischen Tatsachen anerkennt, dass, erstens, selbst bei den als sehr gefährlich dargestellten Mitteln in aller Regel nur eine Minderheit der Konsumierenden die Kriterien dieser Störung erfüllt und, zweitens, die Verbote den Konsum nicht verhindern, bleibt doch ein sehr großes, fett gedrucktes Prinzip Freiheit übrig.

…und ihre Schranken

Leider wird das bis heute maßgebliche Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Cannabisverbot aus dem Jahr 1994 hier regelmäßig falsch gelesen: Damit war nicht das „Recht auf Rausch“ vom Tisch, sondern nur so ein uneingeschränktes Recht (Beschluss vom 9. März 1994; Rn 119).

Das heißt, auch der Konsum von psychoaktiven Stoffen ist vom Grundrecht auf die Persönlichkeitsentfaltung nach Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz gedeckt. Er darf, wenn überhaupt, nur auf Grundlage eines Gesetzes beschränkt werden. Und im liberalen Rechtsstaat gilt: Erlaubt ist, was nicht verboten ist; das Verbot – wohlgemerkt, das schärfste Mittel des Rechtsstaats – muss hinreichend begründet werden, nicht die Freiheit; es muss zudem verhältnismäßig sein, also zielführend und angemessen; und die Freiheit des Einzelnen endet an der Grenze zur Freiheit anderer.

Dann ist Drogenkonsum vom Prinzip her eher damit zu vergleichen, dass man in seiner eigenen Wohnung nicht beliebig laut und lange Musik hören darf. Denn ab einer bestimmten Lautstärke und Dauer schränkt das die Freiheit der Nachbarn ein, diese Musik nicht hören zu müssen.

Die (Doppel-) Moral von der Geschicht

Damit kommen wir zur Moral zurück: Man muss Drogenkonsum ja nicht gutheißen. (Dann bitte aber auch beim nächsten Bier oder der nächsten Zigarette, vielleicht sogar beim nächsten Tee oder Kaffee daran denken.) Man darf insbesondere niemanden zum Konsum verbotener Substanzen auffordern, denn das kann genauso hart wie der Drogenbesitz oder Körperverletzung bestraft werden (§ 29 Abs. 1 Nr. 12 BtMG).

Man kommt aber auch nicht einfach so aus dem Dilemma heraus, dass einerseits Drogenkonsum zwar mit Risiken einhergeht, auch wenn diese in der Regel beherrschbar sind und von vielen Nebenfaktoren abhängen, einschließlich der Verbotspolitik; und dass andererseits Menschen (und sogar manche Tiere) immer schon psychoaktive Substanzen konsumiert haben – und das auch weiterhin tun werden.

Wie lange man sich den sinnlosen Kampf gegen die Vorlieben großer Bevölkerungsteile in Zeiten knapper Ressourcen noch leisten will, wird in den nächsten Jahrzehnten auch aufgrund des demografischen Wandelns und dem zunehmenden Mangel an Arbeitskraft zur immer drängenderen Frage werden. Man kann sich darauf besinnen, dass Drogenverbote von Anfang an auf Lügen basierten: Opium zum Beispiel galt lange Zeit als wichtigstes Heilmittel der Ärzte schlechthin. Mit politisch-religiösen Fanatismus dämonisierte man es und wollte man gleichzeitig die chinesischen Einwanderer, die es gerne rauchten, loswerden.

Beides ging nach hinten los: Die Einwanderer blieben und kosteten auf dem Weg ins Gefängnis und während des Aufenthalts darin gesellschaftliche Ressourcen; und anstatt unruhigen Kindern ein paar Tropfen der natürlichen Opiummilch zu geben, verabreicht man heute massenweise sogenannte Antidepressiva, Angstlöser und ADHS-Medikamente. Übrigens verschwand Opium trotz der Dämonisierung nie ganz aus der Apotheke, denn seinen angeblich höllischen Wurzeln zum Trotz enthalten auch heute noch manche Erkältungsmittel seinen Bestandteil Codein – gegen Hustenreiz und für ein besseres Gefühl.

Cannabis landete vor hundert Jahren aufgrund eines politischen Kuhhandels unter Federführung der Ägypter und ebenfalls mit Lügen auf der Verbotsliste. Das Fremdwort „Marihuana“ wurde bewusst gewählt, weil das gefährlicher klang. Um sich davon einen Eindruck zu verschaffen, kann man sich den offiziellen amerikanischen Propagandafilm „Reefer Madness“ aus dem Jahr 1936 ansehen. („Reefer“ ist Slang für Joint oder Cannabiszigarette.)

Elend

Wie gesagt, man muss Drogenkonsum ja nicht gut finden. Aber gerade als ehrlicher Bürger sollte man die politischen Lügen mit ihren dramatischen gesellschaftlichen Folgen nicht immer weiter an der Wahlurne stützen. Die Verbotspolitiker spielen mit der Angst, die sie selbst schüren. Und die meisten Medien spielen das Spiel aufgrund ihrer Aufmerksamkeitsinteressen mit. Wie die Drogenangst und -Panik schon in der Weimarer Republik politisch-medial konstruiert wurde, hat zum Beispiel die Sozialwissenschaftlerin Annika Hoffmann in ihrer Doktorarbeit nachgewiesen.

„Aber sind nicht gerade die ‚harten‘ Drogen gefährlich?“, fragen viele. Das können sie sein, ja, ebenso wie das Schlucken von zu viel Alkohol oder Paracetamol. An einer Überdosis dieser beiden Substanzen wird man aber eher zugrundegehen als an zu viel Cannabis oder Psilocybin – trotzdem kann man sie überall mehr oder weniger frei kaufen. Warum? Weil die allermeisten Menschen gelernt haben, damit verantwortungsvoll umzugehen.

Vergessen wir dabei nicht, dass die Unterscheidung in „weiche“ und „harte“ Drogen schon ein Eingeständnis der Verbotspolitiker war: dass nämlich die Drogenpropaganda im 20. Jahrhundert mit ihrer Dramatisierung der Nebenwirkungen weit überzogen war. Anstatt vom eingeschlagenen Irrweg abzuweichen, hielt man die Verbote insgesamt instand, indem man Delikte wegen (angeblich) weniger gefährlichen Substanzen weniger hart bestrafte.

Es gibt Leute, die aus Neugier psychoaktive Substanzen konsumieren – dann problematischen Konsum entwickeln und nicht mehr davon loskommen. Das höchste Risiko dafür haben aber Menschen mit traumatischen Erfahrungen oder in schweren psychosozialen Verhältnissen. Erinnern wir uns, dass im Vietnamkrieg viele US-Soldaten ihr Elend dieser Hölle auf Erden mit Heroin erträglicher gestalteten.

Sie konnten die aus der Veredlung natürlichen Opiums gewonnene Droge rauchen anstatt spritzen, weil sie in Vietnam günstig, in großen Mengen und in hoher Qualität verfügbar war. Damit fielen auch die Gesundheitsrisiken des Spritzens weg. Aus heutiger Sicht frappierend ließen die allermeisten von ihnen nach der Rückkehr in die Heimat davon wieder die Finger. Und diejenigen, die auch zurück in den USA weiter Heroin nahmen, hatten meist schon vor dem Kriegseinsatz psychosoziale Schwierigkeiten, die sie für problematischen Substanzkonsum anfällig machten.

Opioide

Heute sind viele Opiate – das sind Opioide natürlichen Ursprungs wie Opium, Morphium oder Heroin – und synthetische Opioide verboten. Trotzdem sind wahrscheinlich mehr Menschen denn je von den Opioiden Oxycodon und Fentanyl abhängig, die beide auch als wichtige Medikamente gelten.

Das Problem besteht fort, ganz gleich ob man es drogenpolitisch leichter oder härter anpackt. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass es hier im Kern gar nicht um die richtige Drogenpolitik geht. Vielmehr verschwindet soziale Not hinter der Chiffre der „gefährlichen“ Substanz: Die Menschen gelten dann nicht als Betroffene von Traumata, ungleichen Chancen, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung, verwahrlosten Familien oder Strukturen. Nein, stattdessen haben sie nach dieser Lesart individuell die falschen Entscheidungen getroffen.

So kann man eine Politik der sozialen Härte mit fehlender Partizipation bestimmter Schichten und wachsenden Unterschieden zwischen Reicheren und Ärmeren ganz im Sinne des Neoliberalismus verklären: Es ist doch deren Schuld, wenn sie Drogen nehmen und die Kontrolle darüber verlieren. Wohlgemerkt, schon in der Antike hatte das griechische Wort pharmakon neben „Arznei“ und „Gift“ auch die Bedeutung „Sündenbock“.

Verstetigung der Probleme

Die so individualisierten Probleme von Menschen werden dann, sofern verfügbar, suchtmedizinisch zwar entschuldigt. Indem man das Phänomen in den Bereich der Krankheit aufnimmt, verschwindet – zumindest theoretisch – die Schuld. Aber in der Praxis ist dem natürlich nicht so und sucht man die soziale Distanz zu den „Alkoholikern“, „Drogensüchtigen“ oder „Junkies“. Jedenfalls dann, wenn man nicht gerade in der Sozialarbeit tätig ist.

Diese Suchthilfe kommt aber eigentlich immer zu spät. Und auch sie verstetigt durch die Behandlung der Symptome die eigentlichen Ursachen des Problems. Wenn man heute die Massen der Drogenabhängigen in amerikanischen Großstädten in ihren Zombie-mäßigen Zuständen – die meisten sind schwarz, viele kommen aus schwierigen Verhältnissen, viele beides – sieht, kann man verzweifeln:

Welche Perspektive haben diejenigen, die nur noch für den nächsten Rausch leben und sich dafür, wenn es geht, prostituieren, ansonsten betteln und stehlen oder gar rauben? Gezeichnet vom harten Leben auf der Straße, mangelnder medizinischer Versorgung, vielleicht schon mit ein paar Nahtoderfahrungen aufgrund von Überdosierungen. Ein Schuss, eine Pille, lässt das alles für ein paar Momente vergessen, so als hätte man ein normales Leben.

Doch, aufgepasst! Die bei kleiner Dosierung gewünschte Unterdrückung des Hustenreizes führt bei zu hoher Dosierung zum Bewusstseinsverlust mit Atemlähmung. Um das Schlimmste zu verhindern, führen in den USA viele Polizisten und Sanitäter die Gegenmittel mit. Doch mit den neuesten, immer stärkeren Opioiden sind mitunter mehrere Dosen nötig – und irgendwann ist die Grenze des Machbaren einfach über schritten.

Die Lage jetzt und bald

Dass das Problem in den USA so viel größer ist als in anderen Ländern, dass die Verbote alter und neuer Opiate und synthetischer Opioide es nicht verhindern konnten, liegt auf der Hand. Ärzte, Apotheker und Pharmafirmen haben jahrzehntelang an dem Versprechen einer medizinisch möglichen schmerzfreien Welt sehr gut verdient.

Als diese Quellen gesetzlich zum Versiegen gebracht wurden, überließ man die Abhängigen dem gefährlicheren Stoff auf dem Schwarzmarkt. Der seitdem dramatische Anstieg der Drogentoten ist bekannt.

Eine Lösung dieser Tragödie ist nicht in Sicht. In Europa lässt sie sich vielleicht noch verhindern, jedenfalls in diesem Ausmaß. Dabei sollte man die Situation der Betroffenen wenigstens nicht verschlimmern, wenn man sie schon nicht verbessern kann. Eine evidenz- statt ideologiebasierte Drogenpolitik wäre hierfür das Minimum.

Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors veröffentlicht.

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Stephan Schleim

Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie. Sein Schwerpunkt liegt in der Erforschung von Wissenschaftsproduktion und –kommunikation. Schleim ist Autor mehrerer Bücher zu Neurowissenschaften, Psychologie und Philosophie.
Bild: Elsbeth Hoekstra
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27 Kommentare

  1. Der Mensch ohne Drogen, wäre kein echter Mensch mehr.
    Einfach alle Drogen legalisieren und die Menschheit hätte ein großes Problem weniger.
    Dann hätten wir auch nicht mehr die Beschaffungskriminalität mehr, die so vielen Menschen das Leben kostet.
    Wenn wir dann auch noch den Kapitalismus abschaffen, könnten wir auch jede Art Drogen, je nach Gustu natürlich, auch in vollen Zügen genießen, da wir dann eine Arbeitswoche von weniger als 10 Stunden hätten.

    1. Mehr als 10 Wochenstunden hast Du ja nicht wegen des Kapitalismus, sondern weil rund 2/3 Deines Gehaltes für umverteilt werden. Und das würde sich auch im Sozialismus nicht ändern. Vermutlich wird es eher schlimmer, in der DDR gab es Steuersätze bis zu 90%, zusätzlich zu einem faktischem Arbeitszwang.

      1. Es ist eine Frage der Verteilung. Die kleine DDR konnte alle ihre Medikamente 73% selbst produzieren (40 Prozent der Produktion gingen in den Export) und dazu war noch ein Sozialsystem das den Namen verdiente, Schulen und Kindergärten drin. Im Doofland ist das natürlich nicht möglich da scheitert es schon an Hustensaft, da der aus „Kina“ importiert werden muß. Und auch Sozialsystem und Investitionen in Schulen müssen leider wegen dem Großen Krieg gegen das ultimative Böse abgesagt werden.

    2. > Der Mensch ohne Drogen, wäre kein echter Mensch mehr.

      Noch schlimmer! Die komplette Antriebssteuerung bei allen höheren Lebewesen läuft über endokrine „Drogen“ (Hormone). Die Stoffe, die von außen zugeführt werden, nutzen genau diese von der Evolution eingebauten Systeme für ihre Effekte.

      Wenn der Autor im Text mehrfach erwähnt, dass gerade psychosozial Geschädigte für Drogenabhängigkeit anfällig sind, dann deswegen, weil sie spüren, dass ihr Gefühlsleben nicht angenehm funktioniert und sie immer wieder das Bedürfnis verspüren, das von außen zu korrigieren.

  2. Danke für diesen wieder einmal großartigen Artikel, Herr Schleim!
    Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch einmal allen, die sich über die historische Willkür und den Wahnsinn der Drogen-Prohibition vernünftig informieren wollen, das großartige Buch „Drogen-die Geschichte eines langen Krieges“ (im Original „Chasing the Scream“) des britischen Journalisten Johann Hari ans Herz legen, das 2016 erschienen ist und mich absolut gefesselt hat.
    Wer weiß denn z.B., dass die jetzt illegale und und deshalb „böse“ Droge Heroin in den 1920er Jahren von der Firma Bayer in Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal, entwickelt wurde und lange ein ganz normaler Bestandteil eines Hustensafts für Kinder war, weil es insbesondere bei Reizhusten eine entkrampfende Wirkung hat. Heutzutage wird das ähnlich wirkende und rezeptpflichtige Codein verschrieben.
    Außerdem verursachen Opiode wie Heroin überhaupt keine körperlichen Folgeschäden wie etwa Krebs, ganz im Gegensatz etwa zur Volksdroge Alkohol. Das Suchtpotential und die Gefahr der Überdosierung sind bei reinem Heroin das Hauptproblem und der massive körperliche Verfall bei den klassischen Junkies ist direkte Folge der Illegalität, weil auf der Straße häufig gepanschtes Zeug, das z.B. mit Zementpulver (sic!) gestreckt wird, vertickt wird und es kommen natürlich noch weitere Erkrankungen wie etwa AIDS, Hepatitis etc. aufgrund der Benutzung nicht steriler Spritzen hinzu, mit anderen Worten, die Illegalität ist einer der Hauptgründe für die Verelendung und den Tod süchtiger Menschen sowie der Macht der Drogen-Kartelle, was die Moralapostel und Saubermänner, die dieser Wahnsinnspolitik die Stange halten, wahrscheinlich nie kapieren werden.
    Und weil Herr Schleim auch die epidemische Opiod-Welle in den USA anspricht: So verurteilenswert die Strategie der Pharmakonzerne, die Oxycodon produzieren, und der Ärzte, die es aus Profitgründen leichtfertig verschreiben, auch ist, dass so viele Menschen dort schwerst abhängig geworden sind (und das ist eine Erkenntnis, die ich auch durch Johann Haris Buch gewonnen habe, wenn er über die teilweise komplett falschen und bis heute leider immer noch propagierten Vorstellungen über Suchtgründe schreibt), ist primär eine sozialpsychologische Folge, denn diese Menschen kommen offensichtlich mit der elenden sozialen Realität in diesem für mich komplett verwahrlosten und kaputten Land nicht mehr zu Recht, was sie dann natürlich für eine Abhängigkeit geradezu prädestiniert.

    Hier zum Abschluss noch ein großartiges Video mit einem Vortrag Johann Haris über die wahre Ursache von Sucht:
    https://www.youtube.com/watch?v=PY9DcIMGxMs

    1. Danke. Hari wurde mir schon einmal von einer Freundin empfohlen und da ist mir sein Buch über den War on Drugs aufgefallen. Ich hatte leider noch keine Zeit dafür, doch will mir heute mal seinen TED-Talk anhören.

      Leider sind in meinem Artikel die Hyperlinks verlorengegangen. Ich werde der Redaktion mal schreiben. In den Links fand man z.B. Artikel von mir zur Geschichte des Heroins, die Sie hier auch ansprechen.

      1. Ich habe vor etlichen Jahren ein altes Haus bezogen und es renoviert, dafür gratis ein paar Jahre gewohnt und der Eigentümer hat das Material bezahlt. Dort fand ich ein Jahrbuch einer Hausfrauenzeitschrift aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Praktisch alle Ausgaben hatten teils mehrere Anzeigen von Bayer, „Heroin Nr4, das ideale Hustenmittel für Kinder.“
        In Süddeutschland gibt es auch viele Gemarkungen deren Namen an früheren intensiven Hanfanbau erinnern. Alte Männer kannten auch noch den Knaster, Brombeerblätter mit Hanfblüten vermischt als Tabakersatz. War weit verbreitet und üblich. Irgendwo gibt es auch noch immer eine alte Firma die „Hanf-Union“ heißt. Wobei, Hanf ist aus unzähligen Gründen nur nebenbei eine Droge sondern ein wertvoller Rohstoff.

        1. Ja, danke – was ja meinen Standpunkt stützt, dass die Dämonisierung im Prinzip reine Propaganda war.

          Man könnte ja mal die jährlichen Toten durch z.B. Cannabis (null?) mit den Toten im Straßenverkehr vergleichen; aber die Autoindustrie ist halt das ökonomische Rückgrat Deutschlands. Also muss eher Cannabis das schlimme Gesundheitsrisiko sein, nicht das Auto.

          (Und mich nicht falsch verstehen: Ich will nicht das Autofahren verbieten. Mein Standpunkt ist, dass man immer Nutzen und Risiken gegeneinander abwägen muss. Dass man bei Drogen so gut wie immer nur Letztere im Fokus hat, kann meiner Meinung nach kein Zufall sein.)

          P.S. Der Redakteur hat die Links jetzt eingefügt. Zur Geschichte von Opium/Heroin und deren Verbot meinte ich: https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/drogen-warum-wurden-psychoaktive-substanzen-ueberhaupt-verboten/

    2. Wobei sich das nicht auf Drogen und Pharmaka beschränkt. Es wird inzwischen jedes namhafte Produkt auf sein Suchtpotenzial hin optimiert, weil es sich so von selbst verkauft.

  3. Merz, Meloni, Starmer, Macron bis Selenski machen es ja vor.
    Drogenkonsum gut und schön – doch solche Persönlichkeitsgestörte ganz oben in der Politik? Dabei kann nix Gutes rauskommen! Erst recht sollte man solchen den Führerschein und Pilotenlizenz entziehen. Wo ist denn der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, warum handelt er nicht?
    Schade daß wir hier nicht nur Zweiklassen-Renten und Zweiklassen-Medizin haben, sondern auch eine Zweiklassen-Justiz.

  4. Jeder Erwachsene sollte frei entscheiden können, was er zu sich nimmt. Von mir aus gerne ab 21.
    Dem Staat ist die Gesundheit seiner Bürger eh scheiss egal, da er bereit ist, junge Männer im Krieg zu verheizen.
    Wenn der Krieg eskalieren sollte, gehen wir eh alle drauf. Ich fürchte mich einfach Null vor Russen, Chinesen und Persern.

    1. @Frank: Absolut richtig und das von Ihnen Angesprochene offenbart ja einen weiteren Punkt dieser verlogenen Drogenpolitik, nämlich die angebliche Sorge um die Gesundheit der Menschen: Abgesehen davon, dass etwa die legalen Drogen Alkohol und Nikotin massive physische Schäden verursachen, ist es diesem Dreckssystem doch scheißegal, ob jemand obdachlos auf der Straße verreckt, durch Arbeit krank wird sowie sich zu Tode schuftet (Ein Stichwort in diesem Kontext: Eventuell arbeiten, bis sich der Sargdeckel schließt.), als Folge des Autowahns hierzulande jedes Jahr mehrere Tausend Menschen sterben etc. bis hin zu der Bereitschaft, für dieses kranke und abartige System Menschen in Kriegen aktiv in den Tod zu schicken!
      Man kann dabei gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte. 🤮🤮🤮

    2. @ Frank
      „Jeder Erwachsene sollte frei entscheiden können, was er zu sich nimmt. Von mir aus gerne ab 21.“

      Von mir aus auch schon früher. Wir haben damals im Ferienlager mit knapp 13 bereits zu zweit eine 2 Liter Flasche
      Wein getrunken. Die Bettlaken die wir vollgekotzt haben, durften wir dann auch selber waschen.
      Ich habe das alles und vieles mehr überlebt und erfreue mich auch im Alter immer noch bester Gesundheit.

      Jeder so wie er möchte. Es sollten dann aber auch die Konsequenzen in Kauf genommen werden.
      Keine Reha und sonstige Kuschelprogramme, die die Krankenkassen und den Steuerzahler
      belasten und sowieso nichts bringen.

      1. Aber mit Extremsportlern z.B., die sich die Knochen brechen und schwer verletzen, wenn sie ihrem schwachsinnigen Hobby nachgehen, haben Sie natürlich keine Probleme, da kann die Krankenkasse dann natürlich zahlen, nicht wahr??

        Aber is‘ klar, Sport ist ja gesund!

      2. Also meine „falschen Freunde“ und ich haben in der frühen Jugend auch viel Unsinn gemacht, mit Alkohol bei mir ab 14.

        Wenn es nur darum geht, den Mageninhalt irgendwo aufzuwischen, ist es ja noch einmal gut gegangen. Aber vor den Risiken einer schweren Alkoholvergiftung sollte man schon warnen: Wenn man Pech hat, erstickt man im Schlaf an dem Erbrochenen – und dann erreicht man das Alter, in dem man es legal hätte kaufen und trinken dürfen, erst gar nicht.

        Das hatte uns damals niemand gesagt und mussten wir daher im Selbstversuch herausfinden.

    3. „Jeder Erwachsene sollte frei entscheiden können, was er zu sich nimmt.“
      Finde den Fehler! Erwachsen ist, wer aus sich heraus nicht mehr frei entscheiden kann. Dazu hat er schließlich den Bildungs- und Erziehungsprozess absolviert.

  5. Sollten nicht die Rauchverbote die Abnahme von Drogenkonsum bewirken? Weil dieser als Einstiegsdroge zu sehen sei. Ist das aber schief gegangen, wa?
    Das war eine Massenhysterie der WHO, nach dem altbekannten Muster: sie erzählten, dass alle anderen Ländern ein Verbot wollten, nur das eigene Land würde sich sperren. Genau dasselbe wie beim Hanf. Es ist peinlich, dass solche Hysterien immer diesen Erfolg haben. Denn das Motiv ist unschwer erkennbar: eine Prohibition beim Tabak und demnächst beim Alkohol wird natürlich bewirken, dass die Leute nach anderen Mitteln greifen. Die von der Pharmaindustrie. Die erkennbar die WHO komplett im Griff hat und Bill Gates ist die Kirsche auf der Torte. Da bin ich nun ausnahmsweise parallel zu den Querdenkern.

    Aber es handelt sich nicht nur um Antidepressiva. Schauen wir uns den Fentanyl-Produktionsprozess mal an.
    https://www.youtube.com/watch?v=jeYYeF_SaNc

    Da kommt ein Päckchen mit Zutaten aus China. Was der US-Zoll nicht abfangen kann. Dann wird das Päckchen über die mexikanische Grenze geschmuggelt. Dort wird es von Jugendlichen zu Fentanyl synthetisiert, was so einfach ist wie Kuchenbacken. Dann wird das Fentanyl mit einem Kurier wieder nach USA geschickt. Beide Transporte durch US-Bürger.

    Was offenbar niemand merkt: die Geschichte stimmt nicht. Warum sollten die Gangster zwei Grenzübertritte riskieren, um einen ganz einfachen Prozess durchzuführen? Kann nicht sein.
    Was dann? Die Erklärung wäre, dass es sehr wohl die US-Pharma ist, die das Fentanyl herstellt und die Riesenprofite kassiert. Diese Kurierfahrten kalkulieren ein, dass ein Teil der Kuriere geschnappt wird. Womit der Öffentlichkeit dann suggeriert wird, dass das Zeug aus Mexiko kommt. Dem hat schon Präsident Obrador widersprochen, er sagte, das ist euer Problem, das der USA. Präsidentin Sheinbaum äußert sich ähnlich.
    Ich habe den DeepSeek gefragt, wer denn hinter diesem Simplicissimus steckt, der immer Geheimdienstinformationen veröffentlicht. Ob das der BND sei. Dazu, meint DeepSeek, sei er zu regierungskritisch. Muss aber nichts heißen. Dieser regierungskritische Ansatz soll die Glaubwürdigkeit erhöhen, so dass die richtig fetten Lügen erst recht verbreitet werden können. So arbeiten die.

    1. Die aktuell von der WHO losgetretene Kampagne gegen den Alkohol hat im übrigen ihren Ausgangspunkt bei zwei Kanadischen Freizeit-Wissenschaftlern, die Mitglied der Guttempler-Sekte sind. Die war schon an der Prohibition in den USA führend beteiligt.
      Zur wissentschaftlichen „Untermauerung“ der neuen Antialkoholhysterie dienen Fakestudien. Das hat z. b. „The Lancet“ schon veranlaßt, die WHO aufzufordern, wieder zum wissenschaftlichen Konsens zurückzukehren. Was allerdings die bildungsfernen Schreiberlinge in den Deutschen Medien nicht daran hindert, weierhin die WHO als Kronzeugen zu benennen… LOL.

    2. Das haben Sie meiner Meinung nach gut erkannt, dass Alkohol-/Tabak-, Pharmaindustrie und Drogenkriminelle hier in einem Konkurrenzverhältnis stehen.

      Ein Fehler in der Beschreibung oben ist m.E., dass die Chemikalien nicht über die USA nach Mexiko, sondern direkt nach Mexiko geliefert werden. Dort werden sie dann zu Fentanyl gemischt. Und weil der Preis bei vielleicht gerade einmal 10 Cent pro Tablette liegt – auf der Straße in den USA werden sie dann x100, also für 10 Dollar verkauft –, kann man sie so breit über die Grenze in die USA schicken, dass es egal ist, wenn der Zoll selbst 50% der Ware herausfischt. Dann hat man immer noch eine Gewinnspanne von x50.

      1. Ich habe die Geschichte so erzählt, wie sie in dem Simplicissimus-Video dargestellt wird. Selbstverständlich ist das ein weiterer Schwachpunkt der Geschichte, denn die Chinesen würden das Päckchen natürlich nach Mexiko schicken. Was aber wohl stimmt, ist dass es Kuriere in beide Richtungen gibt. Wenn diese geschnappt werden, wird das in den Medien gemeldet und suggeriert, dass Chinesen und Mexikaner am Werk sind. Womit die Tatsache verschleiert werden soll, dass alles von der US-Pharma kommt.
        Zumindest der Anfang der Opioid-Krise lag eindeutig in der Verantwortung der US-Pharma, wie die Urteile gegen Purdue zurzeit eindeutig belegen.

  6. Man kann sich die Frage stellen, ob es sich bei Drogenkonsum um ein Regel-Ausnahme-Verhältnis handelt, bei dem der Konsum allgemein die Ausnahme und der Nichtkonsum die Regel ist. Kehrt sich das Verhältnis um, steht es schlecht um die menschliche Gemeinschaft, bei der die Blinden die Lahmen führen. Ich sehe das unabhängig von der Frage der Legalität. Das Gewissen „weiß“ es besser.

    Drogen waren nie als Alltagsmittel gedacht, sondern besonderen ausnahmehaften Gelegenheiten vorbehalten. Entweder im Rahmen einer Tradition, eines Rituals oder als Medizin. Drogen zu stigmatisieren halte ich darum für ein angebrachtes soziales Mittel, um regelmäßigen Konsum nicht als positive Normalität zu etablieren.

    Gibt es auch nur einen guten Grund, warum es etwa nicht so sein sollte, dass ein Mensch kein schlechtes Gewissen entfalten soll, wenn er Substanzen missbraucht? Wieso soll es einem beispielsweise nicht unangenehm sein, wenn man sich vor anderen Leuten berauscht und sich wie ein Idiot benimmt? Unabhängig von der Frage nach der Legalisierung ist es bedeutsam, wie im Allgemeinen damit umgegangen wird, wenn jemand die Kontrolle über sich selbst verliert bzw. Konsum normalisiert.

    Wenn die Familie ihren Bruder beispielsweise maßregelt, weil er sich vor aller Augen lächerlich gemacht oder aggressive Reden im betrunkenen Zustand von sich gegeben hat, hemmungslos seine Betrunkenheit auslebte, dann ist es eine folgerichtige Konsequenz, wenn die Gemeinschaft deutlich macht, dass der Verlust der geistigen Zurechnungsfähigkeit nicht etwa toleriert wird, sondern geächtet. Was soll man sonst machen? Jemandem, der sich im trunkenen Zustand daneben benommen hat, damit zu entschuldigen, dass er nicht anders könne, weil er es „so schwer habe“ usw., unterwandert dessen potenzielle Fähigkeit bzw. Bereitschaft zur Selbst-Disziplin. Im Grunde entledigt sich das Umfeld damit seiner Verantwortung.

    Die Haltung „jeder wie er meint“, heute sehr weit verbreitet, ist in meinen Augen sehr missverständlich und müsste weiter erläutert werden, um keine übertriebene Toleranz zu erzeugen, die lediglich verdeckt, dass der Drogensüchtige einem im Grunde gleichgültig ist, und ob er gut oder schlecht von sich Reden macht, anderen das Leben schwer macht, „alleine seine Angelegenheit“. Warum soll es einem nicht peinlich sein, z. B. einen Säufer in der Familie oder im Freundeskreis zu haben? Es ist ganz zurecht unangenehm.
    Befragen Sie Ihr Gewissen.

    Das vorweg gesagt, und um jedes Missverständnis zu beseitigen, kann ein Erwachsener meinetwegen so viel kiffen wie er will, wenn er dadurch den anderen nicht zur Last fällt, seine Lebensdisziplin nicht verliert, und Kinder und Teenagern gegenüber seinen Konsum nicht offen auslebt und sich ihnen nicht als „kiffender Kumpel“ gegenüber anbiedert. Wer meint, dass er Substanzen zu sich nehmen will, soll das tun, aber soll er es nur so tun, dass er keine Belastung für seine Mitmenschen darstellt. Tut er das nicht, muss er mit negativen Reaktionen rechnen.

    Die sozial unangenehme Konsequenz ist in jedem Fall angebracht, wenn – um ein anderes Beispiel zu benutzen – der Mann oder die Frau mit anderen ins Bett hüpft, denn wie soll man auf’s Fremdgehen reagieren? Etwa mit Achselzucken? Warum? Wer eine Affäre hat, wieso als Freund/Familienmitglied diesen beschwichtigen? Es müssen schon sehr schwerwiegende Gründe dafür vorliegen, der Ausnahmefall muss deutlich werden, um entsprechend – ausnahmsweise – Verständnis praktisch auszuüben.

    Eher wäre angebracht zu sagen: „Du hast völlig zurecht ein Schuldgefühl. Dieses Gefühl folgt deinem Gewissen und du kannst jetzt überlegen, wie du die Angelegenheit weiter behandeln willst. Zeige dich verantwortlich. Von mir kriegst du dafür jede Unterstützung. Auf keinen Fall unterstütze ich dich dabei, billige Ausflüchte zu finden. Du verdienst die Konsequenzen, die sich aus deiner Fehlleistung ergeben. Eine Zeitlang wirst du aushalten müssen, dass man dich schneidet.“

    Zurecht erfährt der Betrüger für eine gewisse Zeit, dass man ihm im sozialen Kreis mit Vorbehalt, Naserümpfen und Misstrauen begegnet. Diese Zeitspanne, für etwas büßen zu müssen, ist notwendig, um das verloren gegangene soziale Vertrauen wieder aufzubauen und die eigene Verantwortung für ein Vergehen so lange zu tragen, bis die Gemeinschaft besänftigt ist und man wieder unbefangen miteinander umgeht. Diesen Prozess zu überspringen, ist keine Empfehlung Wert.

    Wenn man Missbrauch allgemein lax oder ignorant handhabt, werden Regeln verwässert, und die hohen Ideale verkommen zugunsten niederer (leichtfertiger, egoistischer, vorsätzlicher) Beweggründe.

    „Missbrauch schadet“, das bezieht sich nicht nur auf Substanzen, sondern auch auf den menschlichen Umgang miteinander. Der missbräuchliche Umgang drückt sich auch z. B. in einer dauerhaft ausgedrückten Über-Toleranz aus, die potenziell für das missbräuchliche Vergehen eine immer billiger werdende Entschuldigung findet. Nur, wenn das so ist, und wenn allgemein das Entschuldigende bereits vorweg genommen ist, wie soll man sich überhaupt Regeln verpflichtet fühlen? Es darf nicht leicht sein, es muss das Gewissen bereits im Vorfeld BE- und nicht ENTlasten, Regeln zu verletzen.

    Leben wir in solchen Gemeinschaften, die sich die Mühe machen, einen Regelbrecher konsequent zu behandeln? Haben wir genügend Freunde und Familien, zu denen wir verbindliche Beziehungen unterhalten, die solches leisten? Sind genügend Vernünftige vorhanden, die als Vorbild reden und handeln?

  7. Der Artikel weist in die richtige Richtung und behandelt wichtige Fragen.

    Nicht ganz verstehe ich, warum Herr Schleim die von ihm anfangs zu Recht als willkürlich bezeichnete Einteilung in legale und illegale im weiteren Verlauf übernimmt und die legalen Drogen weitgehend in seiner Betrachtung ausblendet. Immerhin ist Werbung für Alkoholika allgegenwärtig.

    Schön wären noch ein oder zwei Gedanken zur sozialen Funktion von Drogen gewesen. Da sehe ich nicht nur den Konsum sondern auch dessen Abdrängen in die Illegalität als problematisch und letztlich als Fördernassnahme für die organisierte Kriminalität an.

    Die nicht erfolgte Betrachtung der sozialen Dimension ist aber wohl dem Fokus auf die illegalen Drogen geschuldet. Bei Drogen wäre noch etwas zu dem entwicklungspsychologischen Einflüssen bei Heranwachsenden, gerade aus psychologischer Sicht schön und interessant gewesen. Aber vielleicht kommt da ja vom Autor künftig noch mehr dazu.

  8. Ich möchte noch ergänzen, dass die beiden Kriege Großbritanniens gegen China um die 1840er-Jahre „wars for drugs“ waren. Oder, wie es eine französische zeitgenössische Karikatur ausdrückte, auf der bewaffnete Briten einem etwas ratlos dreinblickenden chinesischen Beamten gegenüberstanden, im Hintergrund auch ein toter Landsmann des letzteren zu sehen, im Vordergrund dann noch ein britischer Chief, der auf die Drogenkisten zeigt und herrisch meint: „Ihr müsst dieses Gift kaufen … wir wollen, dass ihr euch ganz und gar vergiftet (damit wir genug Tee haben, um unsere Beefsteaks zu verdauen)!“ Bliebe anzumerken, dass auch Frankreich kaum besser gegenüber dem Reich der Mitte agierte, aber zwei Kriege, um den Gegner zur Akzeptanz des Drogenimports zu zwingen, waren dann doch der Tiefpunkt abendländischer Niedertracht…

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