
Bari Weiss, einst umstrittene Kolumnistin der New York Times und Gründerin von The Free Press, wird neue Nachrichtenchefin von CBS. Mit ihr zieht eine dezidiert anti-woke Stimme in die Führung eines der größten US-Sender ein.
Es ist einer der steilsten Aufträge in der US-Mediengeschichte: Bari Weiss ist die neue Nachrichtenchefin von CBS, einer der vier großen terrestrischen Sender der USA. Die frühere Meinungsredakteurin fing 2012 beim Wall Street Journal an und wechselte fünf Jahre später als Kolumnistin zur New York Times. Sie kam zusammen mit Bret Stephens, der noch heute die Stimme der Neokonservativen in der Times ist. Weiss aber warf nach vier Jahren den Traumjob hin und kündigte.
Die allzu woken, linken Times-Kollegen hätten sie gemobbt, sie als Nazi beschimpft und versucht, sie ihrer Redefreiheit zu berauben, erklärte sie. Höhepunkt der Kontroverse war ein Editorial von Tom Cotton, republikanischer Senator von Arkansas. Cotton hatte darin US-Präsident Donald Trump aufgefordert, Truppen zu schicken, um die Aufstände der Black-Lives-Matter-Bewegung niederzuschlagen.
The Free Press
Schwarze Redakteure der Times fühlten sich daraufhin „unsicher“ und ihres Lebens bedroht. Dabei hatte die Meinungsredaktion der Times sich keineswegs Cottons Forderung zu eigen gemacht, sondern sie nur dokumentiert. Weiss, jedenfalls, beschimpfte den Verleger AG Sulzberger, dass der dem „woken Mob“ nachgebe, ein Klima der Feigheit dulde und sich überhaupt dem Diktat von Twitter unterwerfe.
Als Weiss mit lautem Knall resignierte, dachten manche, sie habe sich ins Abseits geschossen. Weit gefehlt: sie gründete The Free Press, das als Substack-Newsletter begann und sich zu einem veritablen Onlinemedium auswuchs. Die lesbische 41-Jährige hatte dabei die Unterstützung ihrer Frau, Nellie Bowles, eine Silicon-Valley-Journalistin aus Kalifornien, auch die Hilfe von Finanziers wie dem Netscape-Gründer Marc Andreessen und dem frühere Starbucks-CEO Howard Schultz.
Streit scheute sie schon vor ihrer Zeit bei der Times nicht. Als Studentin an der Columbia University hatte Weiss die Studentenzeitung Current gegründet. Current setzte sich, wie Weiss selbst sagte, gegen Antisemitismus an der Eliteuniversität ein. Oder aber, wie ihre Kritiker meinen, zerstörte Current die Karrieren von arabischen und antizionistischen Professoren. Die Columbia ist eines der Schlachtfelder, wo sich pro- und anti-israelischen Studenten feindselig gegenüberstehen. Das brachte die Uni ebenfalls in die Schusslinie von Trump, aber dazu später mehr.
The Free Press wurde zu einer freien Stimme, die keiner Kontroverse aus dem Weg ging, während die Times unaufhaltsam ins Woke abdriftet. Und Weiss, die Chefin, präsentiert sich nicht nur als stolze Zionistin und Kämpferin gegen Wokeness, sie versteht sich auch als radikale Feministin.
So stellte sie sich auf die Seite von JK Rowling in deren Fehde mit männlichen Transaktivisten. Sie unternahm auch den Versuch, Amy Cooper zu rehabilitieren, eine jüdische New Yorkerin, die in eine Konfrontation mit einem schwarzen Mann im New Yorker Central Park geraten war. Cooper rief die Polizei und wurde daraufhin von empörten „Black-Rights-Matter“-Aktivisten aus ihrem Job gemobbt.
Zusammenballung von Medienmacht
The Free Press wuchs, legte sich veritable Redakteure und Kolumnisten zu und erreichte zuletzt 1,8 Millionen Leser. Nun hat David Ellison die Medienfirma für 150 Millionen Dollar erworben. Mit dem Kauf war das Angebot an Weiss verbunden, die Nachrichtenredaktion von CBS zu leiten.
Ellison ist nicht nur der Sohn von Oracle-Gründer Larry Ellison, der zweitreichste Mann der Welt, sondern auch der Vorstandsvorsitzende von Paramount Skydance, eine Fusion von Ellisons Filmfirma Skydance und dem Medienkonzern National Amüsements. Bei letzterem war Shari Redstone die Vorstandsvorsitzende, die Tochter des lange verstorbenen Medienmoguls Sumner Redstone.
Unter dem Dach von Paramount Skydance befinden sich das Filmstudio Paramount, dessen bekanntestes Franchise Star Trek ist, sowie Comedy Central, Showtime, Nickelodeon, MTV, Black Entertainment Television (BET) und natürlich auch CBS; eine beachtliche Zusammenballung von Medienmacht.
Das neue Medienimperium und die künftige Rolle von Bari Weiss hat viele Aspekte; etwa, dass Silicon Valley und die Tech Bros sich die Unterhaltungsindustrie zu eigen machen. Oder dass die Medienzusammenballungen immer komplexer werden. Sie zeigt aber auch den Riss in der amerikanischen Medienindustrie zwischen pro-israelischen und pro-palästinensischen Journalisten und Künstlern.
David Ellison hat sich bereits positioniert. Er will eine Serie über den 7. Oktober, 2023, den Überfall der Hamas produzieren. Hingegen stellen sich viele amerikanische Medienschaffende hinter einen Israel-Boykott und gegen den Gaza-Krieg.
In Bari Weiss dürfte Ellison die Richtige gefunden haben. Schon bevor sie als Nachrichtenchefin bei CBS antrat, beschwerte sie sich über das altehrwürdige Magazin 60 Minutes. Das hatte einen Beitrag über Mitarbeiter des State Departments gebracht, die aus Protest gegen Amerikas Waffenlieferungen für den Gaza-Krieg ihr Amt niedergelegt hatten. Der Bericht sei einseitig, hatte Weiss bemängelt.
Natürliche Verbündete?
Auch Trump hat sich über 60 Minutes echauffiert, aber aus anderen Gründen. CBS habe seine demokratische Konkurrentin Kamala Harris in einem Interview zu positiv dargestellt. Das sei unerlaubte Wahlkampfhilfe. Nach einer Klageandrohung hat CBS ihm im August zugesagt, 16 Millionen Dollar zu zahlen, weitere 20 Millionen will Trump von Skydance kassieren. Skydance hatte gefürchtet, dass Trump die Fusion mit Paramount, immerhin ein Acht-Milliarden-Dollar-Deal, verhindern könne.
Diese Hürde ist genommen. Aber Reibungspunkte zwischen Trump und dem Sender gibt es weiterhin, den Trump-kritischen Komiker Stephen Colbert etwa, dessen Vertrag nun wohl nicht verlängert wird. Oder auch Jon Stewart und die Daily Show auf Comedy Central, die weder besonders Trump- noch besonders israelfreundlich ist.
Für Weiss, die eigentlich aus der linken Ecke kommt, ist Trump zu einem natürlichen Verbündeten geworden; anti-woke, pro Israel und ganz gewiss kein Freund von Black Lives Matter. Der Präsident hat auch Weiss‘ alte Nemesis, die Columbia University mit Strafzahlungen zum Einlenken gezwungen.
Mit seinen Übergriffen auf die Medien generell und insbesondere auf CBS ist Trump aber auch ein natürlicher Feind von Journalisten wie Weiss. Ein Beschützer der Meinungsfreiheit ist er nur, wenn es um seine eigene Meinung geht.
Eigentlich ist es Weiss‘ Aufgabe, den Sender gegen die Politik zu verteidigen und nicht Trump als Brechstange zu nutzen, ihre Ideen beim Sender durchzusetzen. Die Frage ist: Wird sie sich erfolgreich zwischen den Stühlen wiederfinden, oder wird CBS zu Fox 2.0 mit einer Chefredakteurin, die den Sprung von den undogmatischen Libertären zu den Neuen Rechten gemacht hat und nicht mehr zurück kann?
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Ist ja richtig was los in den USA derzeit. Feuer aus allen Rohren gegen Israel. Welches Charlie Kirk ermordet hat (Candance Owens und Tucker Carlson). Das Maschinengewehr Ana Kaspaian weiß, dass Israel für die Kriege gegen Libyen und Irak verantwortlich ist. Carlson wiederum, dass Covid 19 nur nichtjüdische Menschen befällt. Und überhaupt sind die USA von Israel ferngesteuert, via AIPAC. Wobei sie nicht einen Abgeordneten nennen können, der Geld von dieser bekommen hat. Intellektuelle Speerspitze ist natürlich Marjorie Taylor Greene. Aber auch sonst, volle Naziexplosion auf X.
Das begann schlagartig nach dem Waffenstillstand. Wodurch es nun orchestriert aussieht. Wer synchronisiert denn da?
Eins war dann doch interessant. Tucker Carlson kauft keine Bitcoins, weil es sich um ein CIA-Projekt handelt. DDas finde ich sehr didskutabel.
Ist doch völlig schnurz, was da irgendwelche großen Sendeanstalten mit dem und dem von dem und dem und dies
und das in Gods Down Country machen oder nicht machen!
Interessiert mich einen feuchten Kehricht.
Hier den ÖRR bloßstellen und die Tatsachen über unseren Staatsfunk berichten, einzelne besonders üble Exponenten wie Lanz oder Hajali bspw.
im übertragenen Sinne an die Wand zu stellen, halte ich für bedeutend wichtiger!
„lesbisch“
Langsam fällt mir das auf, das gerade solche Frauen neuerdings im konservativen Abteil der Politik zu finden sind , auch bei Künstlerinen zunehmend.
Schon Interessant o)))