Ein Zwischenruf: Krisengewinnler und Verlierer

Bild: Marco Verch/ccnull.de/ CC BY-2.0

Wachsende Sorgen wegen ausbleibendem Wirtschaftswachstum. Eine Katastrophe, die alle aufrüttelt.

Die Medien sind voll von Krisenmeldungen: Die Stahlindustrie ist in der Krise, ebenso die Automobilindustrie und die Chemiebranche. Es gibt eine Energiekrise, neue Belastungen durch US-Zölle oder den Ukrainekrieg und die Bildzeitung vermeldet sogar eine Regierungskrise, was auch andere Blätter – mehr oder weniger grell – aufgreifen. Zu allem Überfluss kommen dann auch noch die von der Regierung bestellten „Wirtschaftsweisen“ und zeigen sich in ihrem aktuellen Gutachten „mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung zurückhaltender als die Bundesregierung“.

Sorgen soll man sich also um die Wirtschaft, die seit Jahren nicht wächst. Schließlich sind alle von deren Wachstum abhängig, vor allem diejenigen, die nur dann ihren Lebensunterhalt verdienen können, wenn sie für dieses Wachstum beschäftigt werden. Die Regierung hat schon einiges dafür getan, damit der Reichtum derer wächst, die viel Geld haben und es „arbeiten“ lassen, d.h. im Endeffekt zum Einsatz von Dienstkräften einsetzen, die dann die Arbeit fürs Wachstum verrichten. Sie hat deren Steuern gesenkt, will dafür sorgen, dass sie weniger für Strom bezahlen müssen, und gibt viel Geld aus, an dem die Wirtschaft verdienen kann.

Weil die dennoch nicht wächst, wird der Regierung von Kritikern Versagen vorgeworfen. Gefordert werden noch mehr Regelungen zur Mehrung des Reichtums der Reichen. Dafür braucht der Staat natürlich mehr Mittel. In den Blick gerät daher alles, was Kosten verursacht. Thema war zuletzt vor allem das Einkommen derer, die nicht arbeiten, das Bürgergeld. Doch da dort nicht viel zu holen ist, gerät vor allem der Lebensunterhalt derer ins Blickfeld, die den Reichtum produzieren sollen. Schließlich entspringt er dem Überschuss, der aus der Leistung derer, die arbeiten, gegenüber dem, was sie kosten, zustande kommt. Also sind sich alle einig, ebenfalls die Arbeitervertretungen in Form von Gewerkschaften und Betriebsräten, dass der Lohn nicht zur Belastung des Wachstums steigen darf, auch wenn die Preise für Lebensmittel, Mieten und Energie in die Höhe schießen. Entlastung von den Lohnkosten bringen auch Entlassungen, die momentan in großem Stile getätigt werden.

Gefordert sind ferner Reformen bei den Krankenkosten. Die Krankenkassenzusatzbeiträge sollen steigen, so dass Arbeitgeber von höheren „Lohnnebenkosten“ verschont werden und stattdessen der Lohn der Arbeitnehmer gesenkt wird. Der Aufwand des Staates für die Renten und die Beiträge zur Rentenversicherung gelten als zu hoch, schließlich bilden letztere einen Teil der Lohnkosten, also gilt es den Lebensstandard im Alter zu senken, auch wenn die Renten schon jetzt bei vielen nicht reichen. Zudem können Löhne und Gehälter für zusätzliche staatliche Einkünfte sorgen, wie die Erhöhung des Deutschlandtickets oder die CO2-Umlage zeigen. Für Letztere sollte es einen Ausgleich geben, der aber auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wurde und über den daher niemand mehr spricht.

Da dies alles zum Wohle Deutschlands geschieht, wollen das doch alle – oder nicht? Wachstum ist ja sowieso der Höchstwert einer Sozialen Marktwirtschaft, der jetzt auch nach der Devise „Es gibt viele Planeten, aber nur eine Wirtschaft!“ gegen unnötige Eile beim Umweltschutz in Stellung gebracht wird. Bei Overton hat dies jüngst Rudolf Netzsch gewürdigt – mit Blick auf das aktuelle Gewürge bei Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels: „Denn was ist es, was die Politik daran hindert, sich an den Klimazielen zu orientieren? Genau: die Rücksicht auf die Wirtschaft.“ Und gegen die Katastrophe, dass das Wachstum nur bei 0,9 Prozent liegt, ist die im Anmarsch befindliche Klimakatastrophe doch wirklich eine Quantité négligeable.

Suitbert Cechura

Suitbert Cechura ist Hochschullehrer für Sozialmedizin im Ruhestand. Buchveröffentlichungen u.a.: „Kognitive Hirnforschung – Mythos einer naturwissenschaftlichen Theorie menschlichen Verhaltens“ (2008), „Inklusion – das Recht auf Teilhabe an der Konkurrenz“ (2015), „Unsere Gesellschaft macht krank – Die Leiden der Zivilisation und das Geschäft mit der Gesundheit“ (2018)
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10 Kommentare

    1. Zitat: „Wachsende Sorgen wegen ausbleibendem Wirtschaftswachstum. Eine Katastrophe, die alle aufrüttelt.“

      Wer ist bzw. sind hier „alle“?
      Gehören die deutschen Regierungspolitiker und Bundestagsabgeordnete auch dazu?

  1. Ja, die „Klimakatastrophe“, es wird Zeit, mal wieder darauf hinzuweisen. Der Klimagipfel in Brasilien wurde ja bösartig von Bill Gates entschärft, da muss man gegenhalten. Dabei tun wir schon soooo viel für das Klima. Wir rechnen alles Militärische aus den Bilanzen heraus, wir zerstören massenhaft funktionierende Biotope und betonieren sie, wir verglasen massenweise Wiesen und Felder, damit die vielen großen Parkplätze und Hallendächer sonnig bleiben, wir setzen auf Fracking und holen uns das Zeug mit Dampfern, die mit Diesel betrieben werden, von weit her, und sogar noch weiter, weil wir wegen der Staatsräson Umwege schippern müssen. Und das wichtigste ist, wir reduzieren die Menschheit, besonders bösartige „Tiere“ in Form von kleinen braunen Menschen, auch per Staatsräson. Dazu versenken wir ein ganzes Land in Europa ins Chaos und verfüttern die noch übrig gebliebenen jungen Männer an die bösen Russen. Mehr geht nun wirklich nicht für die Umwelt.

    1. Nicht zu vergessen:
      „“The road to Belém“ nennen die Vereinten Nationen die informellen Vorbereitungen der Klimakonferenz im November dieses Jahres in Brasilien. Tatsächlich befindet sich auch eine wirkliche Straße nach Belém im Bau. Doch das Projekt „Avenida Liberdade“ treibt Klimaschützende auf die Barrikaden. Denn hinter der „Allee der Freiheit“ verbirgt sich eine 13 Kilometer lange, vierspurige Autobahn – deren Trasse durch teils intakten, geschützten Dschungel verläuft.“
      https://www.geo.de/natur/brasilien-baut-autobahn-durch-den-dschungel—fuer-den-klimaschutz-35548714.html

  2. Ein Lehrer sagte vor gut 50 Jahren immer wenn es nicht weiter ging:
    „Was tun sprach Zeus, die Götter sind besoffen“. Die Götter der Wirtschaft
    scheinen schon im Dilirium zu liegen. Oder sind sogar auf Fentanyl umgestiegen.
    Toll wenn irgendwann 1 % der Bevölkerung mit Hilfe unseres Blackrockers in Deutschland
    99.5% des Eigentums besitzen. Das werden dann sicher auch noch Blackrocker sein.
    Aber wenn man den Spritt der eigentlich dafür da ist mit einem Aggregat Strom zu
    erzeugen, mit seinem Sportwagen verbläst, sitzt man schnell auch im Dunkeln. Soll
    heißen, wenn das Geld alles bei wenigen gebunkert wird und das auch noch fern
    des Landes, welches es erwirtschaftet hat, dann geht auch in diesem Land das Licht
    aus. Was machen diese Wenigen aber, wenn die Lichter überall ausgehen? Wenn die
    edlen Restaurants keine Ware mehr bekommen, weil es keine Lieferanten mehr gibt.
    Wenn außer den Straßen auch noch die Landebahnen für die Privatflugzeuge zerbröseln,
    weil es keinen Beton mehr gibt. Wenn die tollen Luxusautos nicht mehr repariert werden
    können weil es keine Firma mehr gibt, die die Ersatzteile herstellt. Merz und seine Chaoten
    graben nicht nur uns das Wasser ab. Sie graben sich selbst das Wasser ab.

  3. Das typische Narrentativ damit bestimmte Bourgeoisie damit Profite erzielen und das Volk in Panik halten möglich ist.
    Manche lernen nie alles zu hinterfragen und zu überprüfen.
    Die Arktis ist noch immer nicht eisfrei obwohl das vor 20 Jahren von den sogenannten Experten vorausgesagt wurde. Im Gegenteil es verändert sich nicht mehr.
    https://de.rt.com/europa/254468-erderhitzung-verursacht-durch-manipulierte-klimadaten
    Anders als die Lügenpresse der Brd verlinkt RT meist links zu den Artikel die sie zitiert. Das ist sicher eine Umstellung für die Leser von bild tagesschau spieglein & Co.

    Aber auch wenn sich das Klima nicht verändert bzw es nicht menschengemacht ist so lohnt es sich dennoch auf autarke Energieversorgung so weit wie möglich umzustellen. Natürlich sollte es trotzdem günstig sein und das sind Strom aus PV und Wind längst. Was nicht importiert werden muß, muß man nicht bezahlen.

  4. Du meine Güte. Einmal „Klima“ im Artikel, und die Leute werfen ihr Großhirn zum Fenster raus, um mehr Resonanzraum zum Kläffen zu haben.

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