Ein “Russisches Freiwilligenkorps” hat Dörfer auf russischem Territorium angegriffen

Mitglieder des Russischen Freiwilligenkorps, links Kanakhin Kirill, der schonbei Asow war, rechts der bekannte russische Rechtsextremist Ilya Bogdanov, der 2014 in die Ukraine ging und sich dem Rechten Sektor anschloss.

Die Ukraine will damit nichts zu tun haben, Putin spricht von einem Terroranschlag, die Bewaffneten riefen die Russen zum Aufstand auf.

Heute morgen sind zwei Gruppen von Bewaffneten aus der Ukraine in das russische Grenzgebiet Bryansk eingedrungen und in die Dörfer Lyubechane und Sushany vorgestoßen. Es soll sich um 40-80 Bewaffnete gehandelt haben. Sie bezeichneten sich als Mitglieder eines „Russisches Freiwilligenkorps“ (RDK), das nach eigenen Bekundungen mit den ukrainischen Streitkräften und Geheimdiensten zusammenarbeitet und in der Ukraine tätig ist. Nach russischen Angaben wurden von ihnen zwei Zivilisten getötet und ein 10jähriger Junge verletzt, als sie einen PKW angriffen. Die Angreifer sollen mehrere Personen als Geisel genommen haben, aber das könnte auch nur ein Gerücht sein, Behörden bestreiten das.

Angeblich haben die russischen Sicherheitskräfte das Gebiet wieder unter Kontrolle. Nach dem russischen Geheimdienst FSB wurden die Bewaffneten wieder in die Ukraine zurückgedrängt und dann mit Artillerie beschossen. Alle Saboteure sollen Russland verlassen haben.

Der russische Präsident Putin nahm den Angriff offenbar sehr wichtig und bezeichnete ihn als Terrorakt. Er betonte, dass die Männer absichtlich Zivilisten angegriffen haben. Er ließ sich von Verteidigungsminister Shoigu, dem Chef der Nationalgarde Zolotov, dem FSB-Chef Bortnikov und dem Gouverneur Bogomaz der Bryansk-Region informieren und berief für Freitag den Sicherheitsrat ein. Tass berichtet, es würden in den Grenzregionen immer wieder Saboteure auftauchen. Denkbar ist, dass Russland den Vorfall zum Anlass für neue Angriffe auf die von Kiew kontrollierten Gebiete nimmt. Vermutlich sieht sich Putin bei dem Angriff auf russisches Territorium gezwungen, deutlich erkennbar zu reagieren. Nationalisten fordern schon länger härteres Vorgehen.

Das “Russische Freiwilligenkorps” veröffentlichte ein Video, das vor einem Sanitäts- und Geburtshilfezentrums in Lyubechany aufgenommen wurde. Man sieht zwei Kämpfer, von denen einer nur eine Fahne hält und der andere, der Denis Kapustin sein soll,  sagt, dass sie „nicht gegen Zivilisten kämpfen“. Er forderte die Russen auf, „zu rebellieren und zu kämpfen“. Er sagte auch, dass sie in Russland eingedrungen seien. Das RDK wurde letztes Jahr im Krieg gegründet und ist als Teil der ukrainischen Truppen tätig. Es hat sich damit gebrüstet, für den tödlichen Anschlag auf Daria Dugina verantwortlich gewesen zu sein. Nach Darstellungen russischer Telegram-Kanäle soll es sich um angebliche Neonazi-Russen handeln, die ab 2014 in die Ukraine gekommen seien.

Aus dem Video des “Russischen Freiwilligenkorps”

Betont wird vom RDK, dass sie keine ukrainischen Saboteure, sondern Russen seien, aber es ist klar, dass sie von der Ukraine aus operierten: „Das Russische Freiwilligenkorps kam in die Region Brjansk, um ihren Landsleuten zu zeigen, dass es Hoffnung gibt, dass freie Russen mit Waffen in der Hand gegen das Regime kämpfen können.“ Ein RDK-Kämpfer sagte: “Ich bin gerade da rausgekommen. Wir waren 45 Personen bei dieser Mission. Wir gingen hinein, filmten, überfielen zwei Schützenpanzer. Ich habe kein Kind als Opfer gesehen. Aber es gab einen verletzten Grenzbeamten. Es wurden keine Geiseln genommen.”

Mikhail Podolyak, Berater des Büroleiters des Präsidenten der Ukraine bestreitet die russischen Angaben, es würde sich um eine „klassische Provokation“ handeln. Dabei geht es vor allem darum, dass es keine „ukrainische DRG“ (Sabotage- und Aufklärungsgruppe), sondern eine aus Russen bestehende sei, die aber in der Ukraine und von ihr aus operiert. Der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzdienstes, Andriy Demchenko, macht deutlich, um was es bei der Terminologie geht. Die ukrainische Führung will vermeiden, dass ukrainische Verbände auf russisches Territorium vordringen. Demencheko: „Die Tatsache, dass sich die russische Öffentlichkeit jetzt über eine Art ukrainisches DRG auf dem Territorium Russlands zerstreut, kann ich feststellen, dass die Ukraine kein Angreifer ist, unsere Hauptaufgabe ist die Verteidigung und der Schutz vor dem Besatzungsland. Was auf dem Territorium der Russischen Föderation passiert sein soll, davon weiß ich nichts.“ Eion terroristisches Land wie Russland sei instabil.

Das scheint man in der Ukraine als offizielles Narrativ für die Propaganda zu verwenden.  Andrej Jussow, ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, will den Angriff als „Aufstand“ darstellen, also als etwas, was in Russland geschieht, das eine „künstliche Einheit“ und instabil sei: „Russland ist ein instabiles Gebilde, in dem es eine große Anzahl komplexer ungelöster Fragen, Widersprüche, Konflikte gibt – interregionale, interethnische, religiöse, soziale, politische und andere. Und die Tatsache, dass heute Bürger der Russischen Föderation in einem bestimmten Gebiet rebellierten, um das Putin-Regime zu stürzen, ist eigentlich eine natürliche Entwicklung nach der Invasion der Ukraine.” Das sei der Beginn einer Transformation des Landes und des Sturzes des Putin-Regimes. Die Russen müssten erkennen, dass „der Krieg nicht nur in das Haus jedes Ukrainers, sondern auch in jeden Russen gekommen ist“.

Die New York Times schreibt, dass das „Russische Freiwilligenkorps“ keine größere Unterstützung in Russland habe. Sabotagegruppen hätten immer wieder Aktionen auf russischem Territorium ausgeführt. Ob das „Russische Freiwilligenkorps“ tatsächlich, wie es selbst behauptet, im Auftrag der ukrainischen Armee handelt, sei nicht sicher. Ukrainische Regierungsmitarbeiter würden meist nicht offen zugeben, dass es sich um ukrainische Angriffe handelt.

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15 Kommentare

  1. Naja, die Helden haben einen Familienvater umgebracht, ein Kind verletzt, und dann sind sie gerannt. Wie von Nazis zu erwarten.

    Die Mörder sind auch schon identifiziert, Neonazis, von denen einer sogar aus Deutschland in die Ukraine kam, ein anderer ein Petersburger Schauspieler, noch ein anderer Russe, auch als Nazi in die Ukraine emigriert, erst waren sie
    Teil des Azow-Regiments, dann wurde ihre Einheit selbständiger Teil der ukrainischen Territorialkräfte.

    Nix mit false flag. Es mag sein, dass die ukrainische Militärführung über den Terrorakt nicht informiert war, oder die Augen zugedrückt hat.

  2. Auf dem ersten Bild ist ein Mann mit Bart, hier könnte es sich um einen tschetschenischen Rebellen handeln.
    Das könnten westlich finanzierte ‘Blumenrevoluzer’ sein. Vor kurzem in einem anderen Bericht wurde auf diese Revoluzer hingewiesen und ich dachte mir, Herr Kadyrow bitte übernehmen…

    1. Ne das ist kein Tschetschene, das ist ein bekannter Neonazi aus Syktivkar, die Identität ist geklärt. In Russland liegt schon lange ein Haftbefehl vor aber er ist auch schon seit Jahren in der Ukraine in den Reihen von Asow.

  3. “Die Ukraine will damit nichts zu tun haben”

    Der Anführer der Truppe ist der Neonazi Denis – White Rex – Nikitin (bürgerlich: Kapustin), der auf dem zweiten Foto links mit weißem Tarnhelm zu sehen ist. Nikitin/Kapustin ist übrigens wohnhaft in Deutschland, im Kölner Stadtteil Chorweiler, ist mit seiner Mutter im Jahre 2001 als 17-Jähriger nach Deutschland gekommen.

    Der SPIEGEL hatte ihm im Jahre 2019 einen Artikel mit dem Titel “Der Neonazi-Krieger” gewidmet.
    > https://www.spiegel.de/panorama/justiz/rechtsextremer-kampfsportler-der-neonazi-krieger-aus-moskau-a-1253163.html

    Wie viele russischsprachige Neonazis hatte sich Nikitin nach 2014 auf die Seite der Ukraine geschlagen, weil erstens seit ca. 15 Jahren Neonazis in der RF stark verfolgt werden (beispielsweise starb im September 2020 einer der führenden russischen Neonazis, Maxim – Tersak – Martsinkevich, der gerade eine 10-jährige Gefängnisstrafe absaß, in einem russischen Gefängnis) und weil zweitens in der Ukraine ja gerade etwas aufgebaut wurde, was nicht nur ihnen als Grundstein eines neuen Reichs erschien

    Also, was hat die Ukraine, sprich die ukrainischen Behörden damit zu tun? Ganz einfach, dieses “Russische Freiwilligenkorps” ist laut Nikitin offiziell Teil der ukrainischen Armee. Nikitin hielt am 21.11.2022 in einem Stream mit dem in London lebenden russisch-nationalistischen Journalisten Oleg Kaschin zum Beweis seinen ukrainischen Wehrdienstausweis in die Kamera.
    > http://www.youtube.com/watch?v=0fBOnc8KjMo&t=27m59s

    1. Darüber hinaus sind sie Alle ukrainische Staatsbürger, einer von denen hat seinen Pass sogar persönlich von Poroschenko ausgehändigt bekommen. Russisch an denen ist nur deren Herkunft. Faktisch haben sie Alle Russland schon lange vor dem Krieg den Rücken gekehrt und sind jetzt Terroristen die russische Dörfer überfallen und dort unter anderem auf russische Kinder schießen.

  4. Naja, ein schlichtes Verbrechen mit Geiselnahme, weiter nichts. Warum das jetzt politisch auszuschlachten sein soll — weiß nicht. Solche Zeitgenossen, die im Schatten eines Krieges ihr eigenes, kriminelles Spiel gespielt und irgendwie politisch kaschiert haben, hat es doch immer gegeben. Im Erfolgsfall werden sie vor die nächste Wand gestellt und liquidiert.

  5. Nee, die Ukraine hat nicht damit zu tun. Nichts hat mit nichts zu tun. Gelobt sei die Ukraine, hoch lebe Selenski.

    Wenn man dasselbe über Hitler schriebe, wäre die Hölle los. Doch wo ist der Unterschied zwischen S und H? Ich sehe ihn gerade nicht.

  6. Overton entwickelt sich immer mehr zu einer Plattform die wie Telepolis da mit der Aufklärung anfängt, wo andere aufhören zu schreiben. Ein Grund für das Abo war Florian Rötzer.
    Zum Thema soviel, es ist bezeichnend das sich Neonazis aller Länder in der Ukraine tummeln. Das erinnert so ein wenig an die Legion Condor.

    Auf Telepolis gab es einen Guten Artikel der genau das benennt was Tatsache ist, es ist nicht der erste Jahrestag im Krieg sondern der 9. Interessanterweise von einem Amerikaner geschrieben.

    Es gibt im übrigen zwei Verlage deren Titel ich inzwischen Bevorzuge, dass eine ist der PRV Verlag in Köln, das andere ist der Westend Verlag.
    Ab und an kommt auch mal ein Gutes Buch beim Aufbau Verlag raus. Also macht so weiter.

    1. @Otmars lesen Sie doch besser die BILD-Zeitung.

      Wer Florian Rötzer als seinen Held erkoren hat, outet sich als Systempressen-Liebhaber. Ich kann sowas nicht nachvollziehen. Sind Sie blind, oder was ist der Grund?

  7. Es gibt russische Neonazis ? Wie krank ist Das denn ? Das ist genauso grotesk wie das Phänomen der schwulen Neonazis !
    Es gibt also Menschen, die in letzter Konsequenz ihre eigene Ausrottung befürworten würden !
    Diese Nachricht wird Leute vom Schlage des „Kannibalen von Rotenburg” – übrigens ein Mitglied einer “grünen Knastgruppe” – sicherlich erfreuen !
    Ich habe mir aus aktuellem Anlass nochmal den Film “Das Himmler Projekt” angeschaut.
    Nur zur Info für alle ukrainischen und russischen Neonazis : Der Super-Nazi Himmler hasste – genauso wie sein Führer – ALLE Slawen ! Nur der Nazi-Chefideologe Rosenberg machte noch feine Unterschiede zwischen den ( was folgt ist Nazi-Sprech, nicht meiner ! ) gänzlich “unwerten” Russen, und den Ukrainern + Weißrussen, denen er – ach wie großherzig – noch Reste arischen Blutes zugestand.
    Die Nazi-Exekutive, die letztlich bestimmte wo es langgeht, wollte euch ALLE ausrotten, im besten Falle “nur” versklaven.
    Liebe Ukrainer und Russen, lasst euch doch bitte nicht länger gegeneinander aufhetzen ! Verbündet euch gegen euren wirklichen, gemeinsamen Feind – und der steht im Westen !

  8. die Ansprache eines der Kampfer. Ein anderer forderte die russische Bevolkerung demnach auf, „gegen Putins blutiges Kreml-Regime zu kampfen“. Auf ihrer Telegram-Seite ubernahm besagtes „Russisches Freiwilligenkorps“ (RDK) die Verantwortung: „Das Russische Freiwilligenkorps kam in die Region Brjansk, um den Landsleuten zu zeigen, dass es Hoffnung gibt, dass freie russische Menschen mit Waffen in der Hand das Regime bekampfen konnen.“
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  9. Aus einem Artikel des Anti-Spiegel von Thomas Röper ging hervor, dass Kapustin ein Jude sein soll.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Jude, noch dazu einer der aus einer Region stammt, die von den Nazis besetzt war, nicht weiss, was die Bandera-Truppen den Juden während des 2. Weltkriegs und auch noch danach angetan haben, zumal er damit rechnen müsste, sich der Gefahr von Bandera-Anhängern auszusetzen.

    Ich halte es für wahrscheinlich, dass sein Judentum nur vorgetäuscht war, weil dadurch die Aufnahme in Ländern wie Israel oder Deutschland unproblematischer war.

  10. Douglas Macgregor weist darauf hin, dass ukrainische Soldaten das moderne westliche Mordwerkzeug nicht bedienen können und darum europäische und sonstige “contractors”, also ehemalige NATO-Soldaten hier ihre Kenntnisse zur Anwendung bringen.
    Ähnliches gilt hier für den Verweis auf die russische Abstammung der Täter oder einen Teil der Täter. Auch diese sind ukrainische “contractors” und nichts weiter. Ansonsten hätte der ukrainische Staat die Pflicht diese Terroristen zu verfolgen und vor Gericht zu stellen.
    Ob sie überdies mit Angriffen auf gewöhnliche russische Zivilisten regimekritische Russen begeistern können, wage ich zu bezweifeln. Deren Position und Kritik wird durch derartige Mordaktion eher geschwächt und zeigt, dass innerrussische Konflikte hier keine Rolle spielen.

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