Cannabis und Psychosen: Suchtmedizinerin Vanessa Graßnickel und Markus Lanz im Faktencheck.
In der Sendung von Markus Lanz gab es am 12. März 2024 eine merkwürdige Themenkombination: In der ersten Hälfte wurden die Bauernproteste diskutiert, in der zweiten die (angeblichen) Risiken von Cannabis- und Alkoholkonsum. Ab ca. 49:00 Minuten erhält Vanessa Graßnickel das Wort, Ärztin zur Behandlung von problematischem Substanzkonsum an einer Privatklinik. Sie sagt:
Vanessa Graßnickel: “Es gibt schöne Studien, dass wenn Jugendliche zwischen 15 und 16 nur fünfmal kiffen, [sie] bis zum 30. Lebensjahr ein dreifach erhöhtes Risiko haben, eine Psychose zu bekommen.”
Markus Lanz: [hakt interessiert nach] “Ein wie viel? Ein…”
Graßnickel: “Ein dreifach erhöhtes Risiko.”
Lanz: “Dreifach höher!”
Graßnickel: [nickt bedeutungsschwer]
Lanz: “Und das will man nicht. Das ist katastrophal. Wegen fünfmal!”
Graßnickel: “Für die, die’s machen, ist fünfmal nix, so ungefähr. Aber da gibt es eine schöne Untersuchung von, das hat Herr Professor Heinz jetzt beim Psychiatrie-Update […] vorgestellt wieder. Das sind Zahlen, die sind erdrückend.”
Das “Psychiatrie-Update”
Das hier besagte “Psychiatrie-Update” war eine kommerzielle Fortbildungsveranstaltung für Ärztinnen am 8. und 9. März dieses Jahres in Mainz. Was Andreas Heinz von der Berliner Charité referierte, steckt hinter einer (hohen) Bezahlschranke.
Allerdings finden wir einen Beitrag von Heinz (mit seinem Kollegen Tomislav Maji) im Deutschen Ärzteblatt über das Thema “Therapie bei Patienten mit Psychosen und Abhängigkeitserkrankungen”. Darin schlussfolgerten die Autoren:
“Ein wesentlicher Schritt [der Therapie] besteht aber schon darin, die doppelte Belastung der Patienten zu erkennen und dabei die eine Erkrankung nicht als Sekundärfolge der jeweils anderen anzusehen. Vielmehr ist es entscheidend, das Nebeneinander der beiden Erkrankungen und die daraus resultierenden wechselseitigen Bezüge aufeinander als eigenständiges Problem zu begreifen.” (Heinz & Maji, 2015)
In normalem Deutsch: Man soll weder die Psychose als Folge des Substanzkonsums darstellen, noch den Substanzkonsum als Folge der Psychose. Dem widerspricht Graßnickel. Aber es kann ja sein, dass Heinz sich 2024 anders äußert als 2015, weil es inzwischen vielleicht bessere Daten gibt.
Die wissenschaftliche Studie
Machen wir uns also auf die Suche nach der wissenschaftlichen Studie. Graßnickel sprach im Plural von “schönen Studien”. Tatsächlich fand ich eine. Es geht bei ihrer Aussage zweifellos um die 2018 im British Journal of Psychiatry erschienene Untersuchung von Antti Mustonen von der Universität Oulu in Finnland und Kollegen.
Dafür wurde der gesamte finnische Geburtsjahrgang von 1986 (n = 6534) im Alter von 15 bis 16 Jahren befragt. Darum ging es um Psychose-ähnliche Symptome, Substanzkonsum und allgemeine soziodemografische Variablen. Bis zum Alter von 30 Jahren (also bis einschließlich 2016) wurden für diese Personen dann die Gesundheitsdaten ausgewertet.
Wie schon bei der zuvor besprochenen dänischen Studie über Cannabis und Schizophrenie, hat man in den nordischen Ländern geringere Datenschutzbedenken. Für die Forschung ist das ein Vorteil.
Faktenfehler
Was zeigt nun die finnische Studie? Unter anderem sollten die befragten Jugendlichen angeben, wie häufig sie Cannabis konsumiert hatten: nie, einmal, zwei- bis viermal, mindestens fünfmal oder regelmäßig. Daraus ergibt sich ein erster Faktenfehler: Über Personen, die “nur fünfmal kiffen”, wie Graßnickel behauptete und Lanz interessiert nachfragte, sagt die Studie überhaupt nichts aus. Und zwischen “nur fünfmal kiffen” und “mindestens fünfmal kiffen” können Welten liegen.
Zu den Ergebnissen merken die finnischen Forscher*innen an, dass die beiden wichtigsten Optionen, also “mindestens fünfmal” und “regelmäßig”, zusammen ausgewertet wurden. Warum? Weil diese Optionen zu selten angegeben wurden, nämlich zusammen gerade einmal Sechsundsechzigmal. Wohlgemerkt, von 6534 Befragten!
Die Wissenschaftler schreiben dann auch ehrlicherweise, dass die geringe Anzahl von “Kiffern” die Aussagekraft ihrer Studie einschränkt. Ist sie also vielleicht doch nicht so schön, wie Frau Doktor Graßnickel dem Millionenpublikum im ZDF erzählte?
An der Studie ist besonders, dass die Jugendlichen nach Psychose-ähnlichen Symptomen innerhalb des letzten halben Jahres befragt wurden. Das waren beispielsweise Fragen, ob sie das Gefühl hätten, es gehe etwas Merkwürdiges oder Unerklärliches in ihnen oder der Umgebung vor; ob sie sich verfolgt oder auf besondere Art beeinflusst fühlten; oder ob sie Gedankenrasen hätten.
Hier könnte man witzeln, dass die Veränderungen während der Pubertät merkwürdig sind und Influencer (“Beeinflusser”) heute gerade bei Jugendlichen ein begehrter Beruf ist. Doch bleiben wir ernsthaft.
Unter der genannten Einschränkung ergab die Auswertung dann tatsächlich ein dreifaches Risiko für die spätere Diagnose einer Psychose, wenn – nach eigenen Angaben – mindestens fünfmal Cannabis konsumiert worden war. Dabei wurde für die vorherigen Psychose-ähnlichen Symptome, anderen Substanzkonsum (insb. Alkohol und Tabak) sowie das Vorkommen von Psychosen bei den Eltern kontrolliert.
Doch Obacht! Wegen der geringen Anzahl an Kiffern schwankt das Ergebnis mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 1,14- und 7,98-fachem Risiko. Man stelle sich vor, wie Lanz ähnlich erstaunt dazwischenruft: “Einskommaeinsvierfach!” Anders gesagt: Die Studie ist in diesem Punkt aufgrund methodischer Mängel gar nicht aussagekräftig. Auch das kann man Frau Graßnickel als Faktenfehler vorwerfen.
Fehlschlüsse
Doch damit sind wir noch nicht am Ende. Allgemein gilt, wie wir schon zigmal wiederholten, dass Korrelation (gemeinsames Auftreten) kein Beweis für Kausalität ist. Insbesondere ist es eine Binsenweisheit, die man bestimmt auch im Medizinstudium einmal gehört hat, dass Beobachtungsstudien keine Schlüsse auf Ursache-Wirkungs-Beziehungen zulassen. Das ist hier nicht nur ein theoretischer – und trotzdem verbindlicher – Punkt, sondern lässt sich an den konkreten Daten veranschaulichen:
Ein zentraler Grund, warum Beobachtungsstudien überhaupt keinen Kausalzusammenhang zeigen können, ist nämlich die fehlende Kontrolle von Einflussfaktoren. Schaut man beispielsweise nur auf die Antwort “mindestens fünfmal gekifft”, dann schwankt das Risiko für eine diagnostizierte Psychose zwischen 3,01- und 13,91-fach. Hätte Lanz gerufen, “Dreizehnkommaneuneinsfach!”, dann wäre die Einschaltquote sicher um Millionen in die Höhe geschnellt.
So einfach ist es aber nicht. Kontrolliert man nämlich für die Faktoren Psychose-ähnliche Symptome und anderen Substanzkonsum, schmilz das Risiko auf 1,21- bis 8,29-fach. Zieht man noch Psychosen der Eltern hinzu, kommt man auf das erwähnte 1,14- bis 7,98-fache Risiko.
Prinzipiell kann keine Beobachtungsstudie alle Faktoren berücksichtigen. Darum ist für die letztlich nur 59 in der Auswertung verbleibenden Kiffer davon auszugehen, dass diese sich auch in anderen Eigenschaften von den Tausenden Jahrgangsgenossen unterscheiden. Das übrig gebliebene 1,14- bis 7,98-fache Risiko einfach dem Cannabiskonsum in die Schuhe zu schieben, ist für eine Fernsehsendung wohlfeil. Trotzdem ist es wissenschaftlich-statistisch falsch. Auch das muss man Vanessa Graßnickel als Fehler vorwerfen.
Willkür
Noch ein weiterer Kritikpunkt sticht ins Auge: An anderer Stelle werden Ärzt*innen es nicht müde, den heiligen Gral der evidenzbasierten Medizin – oder, weil das inzwischen etwas abgelutscht ist, der Präzisionsmedizin – anzupreisen. Für hohe wissenschaftliche Standards bräuchte man aber randomisierte kontrollierte Versuche (englisch: RCTs) und Meta-Analysen.
Für so einen Versuch hätte man die 1986 geborenen 6534 Finn*innen nach dem Zufallsprinzip in eine Kiffer- und eine Nicht-Kiffer-Gruppe aufteilen müssen. Bei diesem Vorgehen könnte man nach 30 Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass gefundene Unterschiede bei Psychosen auch wirklich mit dem Faktor Kiffen zu tun haben. So eine Studie wäre aber allein schon aus ethischen und rechtlichen Gründen unmöglich. Dann kann man aber nicht einfach so tun, als handle es sich bei dem in der Beobachtungsstudie gefundenen Zusammenhang um einen überzeugenden Beweis.
Wie wir bereits anmerkten, ist die “schöne Studie” gar nicht so schön, weil es einfach viel zu wenige Cannabiskonsumenten gab, jedenfalls im Alter bei der Befragung. Diesen Einwand könnte man relativieren, indem man viele solcher Studien zusammengefasst auswertet. Das haben beispielsweise Megan Farris von der Universität Calgary in Kanada und Kollegen getan.
Das Ergebnis der Analyse von sieben Studien, in denen der Cannabiskonsum bei Personen mit einem hohen Psychoserisiko untersucht wurde, fällt ernüchternd aus: Das Risiko für das tatsächliche Auftreten einer Psychose lag hier gerade einmal zwischen 0,85- und 1,31-fach und war statistisch nicht signifikant.
Gegenbeweis
Wohlgemerkt, bei vier der sieben Studien ging der Cannabiskonsum sogar mit einem geringeren Psychoserisiko einher! Dieses Ergebnis ist auf Abbildung 4 der Übersichtsstudie dargestellt.
Die Autor*innen einer dieser Studien schlussfolgern beispielsweise Folgendes. Dabei ging es, wohlgemerkt, in der Untersuchung spezifisch um Personen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte schon ein höheres Risiko für Psychosen aufwiesen:
“Obwohl die überwiegende Mehrheit der Befragten irgendwann einmal Cannabis probiert hatte, davon mehr als die Hälfte häufig, entwickelten die meisten Teilnehmer mit Cannabiskonsum in der Vorgeschichte keine psychotische Störung. Die Wahrscheinlichkeit hierfür war auch nicht höher als bei denen, die nie Cannabis probiert hatten.” (Valmaggia et al., 2014, S. 2510; meine Übersetzung)
Warum werden solche Funde in der Diskussion um das Cannabisgesetz nie berücksichtigt? Warum werden zurzeit nur “Experten” in solche Sendungen eingeladen, die Gesundheitspanik verbreiten?
Liegt das vielleicht daran, dass man für Opposition gegen ein Gesetz der Regierung mehr Aufmerksamkeit bekommt? Wenn Sie das genauso bedenklich finden wie ich, dann teilen Sie dem ZDF gerne unter info@zdf.de diese Meinung mit (Betreff z.B. “Faktenfehler in Markus Lanz-Sendung vom 12. März”).
Schlusspunkt
Gänzlich absurd wird das Ganze, wenn man einen bisher noch unberücksichtigten Punkt aufgreift: Denn natürlich war Cannabiskonsum in Finnland im Erhebungszeitraum der Studie illegal. Das heißt, dass der (angebliche) Risikofaktor auch eine Eigenschaft des Drogenverbots ist.
Es wird doch immer wieder gesagt, dass Cannabis- und anderer Drogenkonsum durch die fehlenden Qualitätskontrollen gefährlicher wird. Dabei geht es nicht nur um mögliche Verunreinigungen mit anderen Stoffen, sondern auch die schwierigere Dosierbarkeit. Mit anderen Worten: Selbst wenn die betroffenen Jugendlichen durch den Substanzkonsum eine Psychose bekamen, ist mitnichten bewiesen, dass das durch Cannabis beziehungsweise seinen psychoaktiven Wirkstoff THC ausgelöst wurde. So ehrlich muss man in einer Diskussion um Drogenpolitik schon sein.
Die Sendung wird nicht besser, wo sie, bei seit den 1970ern kontinuierlich fallendem Alkoholkonsum, ein härteres Vorgehen gegen diese Substanz fordert. Je weniger Menschen trinken, desto gefährlicher wird Alkohol? Dabei sekundiert der Ärztin Graßnickel die Influencerin Nathalie Stüben, die mit dem Anpreisen von Abstinenz ihr Geld verdient – und mit mir zusammen in der 13 Fragen-Sendung zum Thema Alkoholverbot war.
Um unsere Untersuchung mit einem sinnvollen Gedanken zu schließen: Man darf die Legalisierung in so einer Diskussion nicht mit der Utopie (oder eher Dystopie?) der Abstinenz vergleichen. Vielmehr muss man den Ist-Zustand zum Vergleich herziehen. Die korrekte Frage ist also nicht, ob Cannabiskonsum das Psychoserisiko erhöht; die korrekte Frage ist nur, ob es bei einer (Teil-) Legalisierung zu mehr oder weniger Psychosen kommt. Dazu sagen die hier zitierten Studien gar nichts aus.
Postscriptum: Erdrückende Ergebnisse?
Für Liebhaber der Kritik sei hier noch eine zusätzliche Anmerkung zu der “schönen” finnischen Studie gemacht: Abbildung 2 zeigt das Auftreten der Diagnose Psychose im Zeitverlauf für vier Gruppen:
Das sind Cannabiskonsum und Psychose-ähnliche Symptome im Alter von 15-16 Jahren (n = 13); Cannabiskonsum ohne die Symptome (n = 5); Psychose-ähnliche Symptome ohne Cannabiskonsum (n = 54); und weder Cannabiskonsum noch Symptome (n = 62). Auch wenn bei den 13 der ersten Gruppe das Psychoserisiko in etwa doppelt so groß war, hatten doch 116 von 134 Personen mit der Diagnose Psychose gar kein Cannabis in der Jugend konsumiert. Das sind rund 87 Prozent. Mit anderen Worten: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden sechs von sieben Psychosen gar nicht mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht!
Mit anderen Worten: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden vier von fünf Psychosen gar nicht mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht! Was sagte Frau Doktor Graßnickel noch einmal darüber? “Das sind Zahlen, die sind erdrückend.” Und Lanz? “Das ist katastrophal!”
Geht es noch unredlicher? Von 6534 im Jahr 1986 geborenen Finn*innen stand die Diagnose Psychose bei gerade einmal achtzehn(!) Personen vielleicht im Zusammenhang mit jugendlichem Cannabiskonsum. Das sind 0,3 Prozent aller Personen und 13 Prozent aller Betroffenen mit einer Psychose.
Worüber streitet man sich hier? Der Trick besteht, wie so oft, darüber, sich mit abstrusen Risiken zu überbieten, anstatt einen realistischen Blick auf die absoluten Zahlen zu werfen. Ein anderer Trick ist, den Nutzen des Substanzkonsums einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Gegen diesen müsste man ehrlicherweise die Risiken abwägen.
Wer die “schöne” Studie liest, dem fallen übrigens Lücken in der Erklärung der Abbildung auf. Das wurde auch in einem Leserbrief von anderen Forschern moniert. Die Antwort der Autoren: Es soll halt gezeigt werden, “dass Cannabiskonsum für Personen mit früheren psychotischen Erfahrungen schädlicher sein könnte.” Aha. Gut, dass wir darüber geredet haben.
Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors veröffentlicht.
tldr: Traue niemals einer Studie, die du nicht selbst gefälscht hast. Traue niemals “Experten” und schon gar nicht solchen, die bei Markus Lanz auftreten.
” Traue niemals einer Studie, die du nicht selbst gefälscht hast. Traue niemals „Experten“ und schon gar nicht solchen, die bei Markus Lanz auftreten.”
sagt ein experte oder was?…
Ne, sagt einfach nur Altlandrebell. 😉 Ist wohl bloß Alltagsempirie.
Was in der Betrachtung noch ergänzt werden sollte, sind Nebenwirkungen mit ärztlich verschriebenen Psychopharmaka. Personen, die zu Psychosen neigen werden in der Medizin idR ruhig gestellt aka mit legalen Drogen vollgepumpt. Und da verbietet sich Cannabis-Konsum, weil der Cannabis-Rausch eine paradoxe Reaktion auslösen kann. Konsumieren die Personen trotzdem können sie psychisch komplett abkacken. Das liegt dann aber nicht am Cannabis, sondern am Mischkonsum. Habe leider vergessen wie die entsprechenden Medikamente heißen, Schleim wird’s im Zweifel eh wissen.
“Das Gespenst der Cannabis-induzierten Psychosen und Schizophrenien geht um”
Stimmt.
Das ist auch im letzten Forum zum Thema unterwegs gewesen.
Es hat zum Glück nicht so viele Fans bei gehabt wie in anderen Medien.
Irgendwie scheint es auch etwas zu schwächeln.
Hat der Söder schon einen Sonderparteitag ausgerufen, um es wieder aufzuladen? Mit Fotzenfritze als Gastredner und einigen vonne Grün als abschreckendes Beispiel?
🤷♂️
Grüße
Großartig!
Studienaussagen, die das Risiko auf ein mehrfaches beziffern, als das Risiko für eine Psychose für eine nichtkiffende Vergleichsgruppe mögen tatsächlich eine statistische Signifikanz haben. Aber es stellt sich immer die Frage, wie relevant derartige Vergleiche sind, wenn man die Grundgesamtheit betrachtet. Wenn z.B. von 10000 jugendlichen Nichtkiffern 2 eine Psychose entwickeln, wie etwa auf dieser Seite aus Stuttgart behaupet wird (https://www.klinikum-stuttgart.de/fileadmin/mediapool/Klinik_fuer_Kinderpsychologie/23-01-17_Psychosen_Trauma_und_Traumafolgestoerungen__Dr._Wolf.pdf) und es unter den Kiffern 10 sind, dann ist das relative Risiko tatsächlich 5 mal höher. Aber das absolute Risiko beträgt für einen Nichtkiffer 0,02% und für Kiffer 0,1%. Die Frage ist immer, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, an einer ähnlich bedrohlichen Krankheit zu erkranken, z.B. an einem Polytrauma infolge eines Motorradunfalls.
Fakt ist, dass nicht alle Risiken vermieden werden können. Es geht schließlich nicht um den individuellen Schutz von Jugendlichen (das dürfte eher vorgeschoben werden), sondern um die epidemiologische Bedeutung. Inwieweit sich der Konsum von Cannabis durch Jugendliche durch die Legalisierung erhöhen wird, ist eine Frage, die erst hinterher beantwortet werden kann. Alles andere ist Spekulation.
Hier wird dasselbe Spiel getrieben, wie bei der angeblichen Wirksamkeit der Covidimpfungen. Das relative Risiko, nicht das absolute Risiko wird zum Maßstab erhoben.
Gut, dass Sie auf die absoluten Zahlen schauen!
Da das Ergebnis “Prävalenz bei Kiffern 0,1%” zweifellos aus einer Beobachtungsstudie – unter Bedingungen der Prohibition – stammt, stellt sich die Frage, wie viele Fälle davon wirklich dem Cannabis/THC anzurechnen sind; das weiß keiner. 0,1% wäre aber die maximale OBERGRENZE.
Und dann stellt sich mir auch die Frage: Darf man 99,9% der Personen etwas verbieten, um 0,1% zu schützen? Wo die 99,9% ihre Persönlichkeit frei entfalten (auch ein Grundrecht) und die positiven Effekte vom Cannabis genießen (z.B. bessere Stimmung).
P.S. Ich fand den von Ihnen verlinkten Vortrag über Schizophrenie interessant. Die genannten Zahlen zur Prävalenz konnte ich darin aber leider nicht finden.
Ich hasse diese willkürlich und sinnlos verteilten Sternchen. Haben die Kiffer und Kollegen gar keine verdient? Kann Schleim nicht konsequent sein? Dann soll er es doch besser lassen.
Nur nebenbei; Derlei destruktive Gefühle überkommen mich nicht mehr, nur noch Kopfschütteln und Lächeln, angesichts der Tatsache, daß diese Schreiberlinge durch ihr inkonsequentes, nicht mal halbgewalktes Stolpern die Sprachverhunzung selbst ad absurdum führen. Sie halten’s nicht durch – das stetige Verrenken … Ich finde das lustig.
Den Artikel habe ich ansonsten gern gelesen. Danke an den Autor (… Ich bin mir sicher – das andere wird sich noch geben)
Die ICD-10 ist die “International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”. Sie liefert die Diagnoseschlüssel, die jeder Arzt für die Abrechnung benutzt, und wird natürlich auch bei wissenschaftlichen Arbeiten verwendet. Die ICD beruht im Prinzip auf dem DSM = Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, das von der Amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA) herausgegeben wird. In diesem Werk steckt eine ungeheuere Arbeit zum Nachweis, dass bestimmte Symptome wirklich korrelieren und zusammen gehören. Das war ein ungeheuerer Fortschritt zur Erstellung valider Diagnosen.
Das ICD 10 enthält im Zusammenhang mit Cannabis die folgenden Diagnosen und Schlüssel.
F12.-
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide
F12.0
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Akute Intoxikation [akuter Rausch]
F12.1
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Schädlicher Gebrauch
F12.2
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Abhängigkeitssyndrom
F12.3
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Entzugssyndrom
F12.4
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Entzugssyndrom mit Delir
F12.5
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Psychotische Störung
F12.6
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Amnestisches Syndrom
F12.7
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung
F12.8
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Sonstige psychische und Verhaltensstörungen
F12.9
Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide : Nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörung
Alles Phantasie und Schwachsinn, oder was? Muss man in Warheit vielleicht die Psychiatrie verbieten? Wer sich von Kiffern darüber aufklären lässt, wie gesund Cannabis ist, ist genauso blöd wie einer, der einen Raucher fragt, ob Rauchen schädlich ist. Im übrigen unterscheiden sich Cannabis bedingte psychotische Störungen deutlich von Schizophrenie und verschwinden nach Entwöhnung wieder. Wenn jemand sich für einen Vogel hält, kuck-kuck ruft und Gegenstände aus dem Fenster wirft, ist das bestimmt keine Schizophrenie! Auch wer sich für den König der Tiere hält, weil sich die Vögel vor ihm verneigen, hat zu viel gekifft.
Ist Ihnen bewusst, das Sie sich mit sechs Halben in die Nähe einer Flasche Korn begeben, was den Alkoholgehalt betrifft und den mit der siebenten bereits überschritten haben?
Sieben auf einen Streich – denken Sie mal darüber nach.
In den von Ihnen zitierten Werken findet sich auch Diagnose- somit Abrechnungsfähigkeit für die Angst, mit dem linken Fuß zuerst aufzustehen (ein harmloses! Beispiel; da ist richtiger Irrsinn drin und dabei geht es nur um das Geschäft!) – ist schwer, das Seriöse daraus hervor zuklauben.
1l Bier enthält 50 g Alkohol, 1l Korn 400 g Alkohol, das entspricht 8l Bier oder 16 Halben. Schließen Sie daraus, dass das ICD Quatsch ist und Ärzte prinzipiell Betrüger sind ??????? Übrigens gibt es auch Leute, die panische Angst vor Nacktschnecken oder Schmetterlingen haben, Angst vor Spinnen ist häufiger, aber auch nicht viel besser.
Korn ca 32 vol%
Doppelkorn ca 40vol%
Ach daher kömmt es, abusus.
🙄
Verhältnissgleichung is öhm na ja – von Volumen auf Gramm geht auch nur mit Notabi von nachm Krieg
ICD12.4 – Entzugssyndrom mit Delir – und morgen kommt der Weiamann aufs Osterhasie angeritten oder was – das doch kollosaler Blödsinnn
Grüße
Na, dann machen Sie doch mal eine entsprechende Auflistung z.B. für den legalen Alkohol. Viel Spaß!
Aber klar: Verbieten, verbieten und nochmals verbieten, das ist die Lösung aller Drogenprobleme.
Alkohol kann man nicht verbieten, weil in jedem Haushalt alles da ist, um welchen zu produzieren. Das sollten Sie eigentlich wissen.
Kann man nicht? Aha, na, dann schau’n Sie mal ins Jugendschutzgesetz.
… weiteres Bsp.:
Sie haben in “jedem Haushalt” auch ‘ne Feile, mit der man aus einem Küchenmesser eine Hieb-/Stoßwaffe machen kann (Umwidmung), trotzdem ist u. U. das Führen solcher Messer verboten.
… will sagen, allein an freier Verfügbarkeit im Haushalt kann man eine Verbotspraxis nicht ausrichten.
Sorry, aber das ist echt daneben: Aus der Tatsache, wie Psychiater ihre Arbeitswelt einteilen (hier mit ICD-10-Codes; übrigens ist das ICD-11 schon erschienen) folgt nichts, aber auch wirklich gar nichts über die Häufigkeit des Auftretens dieser Konstrukte – oder dessen Ursachen.
Ja, diese mühsame Arbeit, die Schleim hier leistet ist wohl nach wie vor nötig. Obwohl klar ist, dass es nicht um Sorgen um die Gesundheit von irgendwem geht. Worum genau, mag von Person zu Person unterschiedlich sein, je nach Interessenfeld. Jedenfalls müsste sich z. B. ein Lanz sonst auch äusserst kritisch zu vielen Medikamenten äussern, etwa solche, bei denen ein lukrativer Off-label-Use einreisst, mit unabsehbaren Folgen, oder im Bereich Analgetika, nicht nur bezüglich der Opiat-Derivate, sondern auch bei vermeintlich harmosen Wirkstoffen wie Paracetamol, das in im Vergleich zu der Menge in einer handelsüblichen Packung gar nicht mal extremen Dosen zu akuten Leberschäden, ja bis zum Tod führen kannn und völlig frei erhältlich ist.
Hat die Psychiatrie irgendetwas zu tun mit der jahrzehntelangen Fachdiskussion um die Drogen-Legalisierung? – NEIN!
Bringt die Psychiatrie dazu etwas anderes als Totschlagargumente? – NEIN!
Achtet die Psychiatrie die Menschenrechte ihrer Insassen? – NEIN!
Ist jemals ein Gesetz dafür gemacht worden, um Schizophrene zu schützen? Ist den Schizophrenen durch die Intervention des Psychiaters Heinz von der Charité geholfen?
Auch an der Charité gibt es für Schizophrene Gummizellen. Dort werden ihnen massive Psychopharmaka (denen gegenüber das Cannabis eher mit einem Windhauch zu vergleichen ist) unter Zwang eingeflößt. Das ist leider die mir bekannte Praxis in der dortigen Psychiatrie. Die Gummizelle gilt als FOLTER.
Aber wehe, es gibt ein Mittel, das psychoaktiv wirkt und sich außerhalb der Gewalt des Herrn Psychiaters befindet! – Das kann der Psychiater nicht dulden, das darf nicht sein, Fachdiskussion hin oder her, ganz egal.
Die Kombination Lauterbach & Charité wirkt nun bei der Cannabis-Legalisierung ähnlich fatal und trostlos wie bereits bei der Corona. Ein weiteres Versagen der Ampel.
.
Indessen die Knäste weiterhin voll sind mit Gefangenen wegen Betäubungsmittel-Bagatelldelikten, weil sie zu arm sind, um sich wehren zu können. Darüber redet niemand.
Man sollte die eigene Zeit nicht an Kampagnen von Leuten berschwenden, bei denen man nicht wiess ob sie nun Fanatiker oder nur Geschäftsleute sind.
Seit ca 60 Jahre wird (nicht nur) in Deutschland gekifft und kaum einer hat sich um legal oder illegal gekümmert. Dsa wird auch so weitergehen, ganz egal wie sich das linke Spiesser Deutschland aufregt…
Manmmüsste mir schon sehr viel bezahlen, wenn man mich dazu bewegen wollte sowas wie Lanz zu glotzen… Habt ihr wirklich hichts besseres zu tun? Man wird bald eine allumfassende Gesichtserkennung einführen, DAS wäre mal ein Poroblem, oder ?
Was irgenwelche Deppen vom Kiffen halten… mein Gott was für ein Problem! Genau wie alle Drogen, bringt auch Kiffen NUR das hervor, was bereits im Menschen drin ist. Was denn sonst ???
Wers nicht kapieren will, dem sei mal eine Portion LSD empfohlen!
LSD verhält sich zu Cannabis wie ein Panzer zu einem Moped.
… wenn ich dergleichen fahre oder wenn ich davorstehe?
eben….
Leider überfordert es die Normalos so weit zu denken…
Das was mich zu einem a-sozialen (im Sinne des Wortes) Menschen gemacht hat, sind die widerlichen linken und rechten Spiessbürger, deren einziges Hobby es ist zu versuchen anderen vorzuschreiben, wie sie gefälligst zu leben haben!
Jawattennu: 6 von 7 oder 4 von 5?
“Mit anderen Worten: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden sechs von sieben Psychosen gar nicht mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht!
[Absatz]
Mit anderen Worten: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden vier von fünf Psychosen gar nicht mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht!”
Ich bin ein Mathe-Honk, aber
6/7 ≠ 4/5
– oder ist mir da was entgangen?
MfG
Alltagsphlasphemie??????
0,8 vs 0,9 (sehr, sehr gerundet)
Mathe ohne Leben ist Tod und vorher geiles Siechtum. 😀
😢
Da ist bei der Redaktion etwas schief gegangen. Der Satz “Mit anderen Worten: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden vier von fünf Psychosen gar nicht mit dem Cannabiskonsum in Zusammenhang gebracht!” sollte gestrichen werden. Bei mir im Blog (MENSCHEN-BILDER) steht’s richtig.
Psychosen werden durch Konflikte und durch Angst produziert, nicht durch irgendwelche Hirn oder Stoffwechselanomalien. So gesehen ist schon die ganze Psychiatrie eine Unverschämtheit.
Ein unverschämter Psychiater mag einen Menschen im Konflikt dazu bringen, sich normal zu benehmen, oder so irgendwie muß wohl das Kalkül lauten, denn eigentlich ist sonst gar nicht erklärbar, wie eine ganze Zunft der Medizin so offensichtlich sträflich dumm sein könnte.
Kriminalisierung ist natürlich eine Belastung mit Angst und prädestiniert, Psychosen zu verursachen. Auch andersrum gibt es Menschen, die einen ungehorsamen Lebensstil in ihrer Jugend wählen (müßen) und andere die sich unter jeden ducken. Die gehen dann meist auch viele andere Konflikte ein. Es geht nur um Macht Herrschaft Unterdrückung und Selbsterhaltung eines “Bevormundungs-” Berufsstandes bei diesen Cannabis – Lügen. Psychose mag etwas mit Kontrollverlust zu tun haben. Cannabis beruhigt eher. Und ob bei stärkeren Sachen ein erfahrener Umgang mit Kontrollverlusten einen vielleicht auch mutiger machen kann, das wär ja ein positives Erleben dann, wobei Mut auch dazu führen kann, sich zu übernehmen. Und dann wieder Angst zu kriegen…. Aber das mit dem Mut ist wie mit der Liebe: Wer würde nur wegen des Kummers darauf verzichten wollen, jemals geliebt zu haben?
So, jetzt hier mal noch ein paar weitere Groschen zu…
Für die Freiheitsrechte ganz sicher nicht.
Für diejenigen, die keinen Bock haben, die soziodemografischen Variablen nachzuschlagen, die ermittel wurden – es ging um Geschichten wie Wohnort, Familienstruktur, sozioökonomischen Status der Familie (Mustonen et al. 2018: 228). Da fehlen mir persönlich freilich einige, beispielsweise noch kulturelle und identitäre Aspekte. Und auch die bestehenden erscheinen mir sehr abstrakt gehalten. Vermutlich liegt es aber daran, dass es eben eine „Quanti-Studie“ ist und ich schon immer ein „Quali“ war…
Allgemein erscheint mir die Studie sehr dünn, gerade mal sieben Doppelseiten. Ist das Usus in Ihrer Fachdisziplin @ Stephan Schleim? In der Konfliktforschung sind selbst die Quanti-Studien immer mindestens dreimal so lang, allein wegen der ganzen zu beschreibenden Variablen…
Ansonsten ziehe ich einfach mal willkürlich diesen interessanten Befund:
Sind nicht immer die bösen Jungs die „Kiffer“ und „Extremen“, die „Verführer“? Müssen wir die armen Mädchen nicht vor ihnen „schützen“? Wann gibt es denn Hilfen für von weiblichen Heranwachsenden zum Rausch „verführte“ Jungen? Gibt es so etwas überhaupt nicht? Ist es wurscht (jaja, ich weiß, nur weil mehr Mädchen Cannabis konsumieren, sagt das überhaupt nichts darüber aus ob, wann oder wen sie zum Konsum anregen – es ging mir um dieses blöde Klischee von den bösen Jungs).
Schön ist auch dieser Passus:
Der wird erst einmal raus gehauen und dann wie Herr Schleim erörterte eingestanden, dass die Zahl der Cannabiskonsumenten mit Psychose-Diagnose im gesammelten Datensatz zu gering sei.
Schöne weitere Einschränkungen lauten: Datenerhebung nur auf Selbstauskunftsbasis (Verzerrungsgefahr enorm), kein einheitliches Cannabinoid-Level in der Untersuchung (anscheinend ist nicht jeder Hanf gleich – kenne ich mich nicht mit aus, da Straight Edge, aber Herr Schleim meinte so etwas glaube ich auch mal) und Personen aus nicht-intakten Familien im städtischen Raum waren nicht so bereit Auskunft zu geben (wer hätte das gedacht!). Ja schön, da haben wir dann gleich die nächste Verzerrungen. Im Grunde ist die ganze Studie für die Tonne. Aber die Ersteller mussten wohl auch von etwas leben.
Allgemein fände ich es mal gut, wenn jemand sich die Mühe machen könnte die intervenierenden Variablen aus dem sozioökonomischen Bereich stärker zu berücksichtigen und abzuklopfen, wie viel Einfluss die haben. Armut, abgehängte Räume, Nähe zu Industrieanlagen / Deponien, schwierige Familiensituation, Veranlagung und was der Geier noch einem an Einflussgrößen in den Sinn kommen kann, könnten ja Psychosen auch auslösen oder beim Konsum eine viel größere Rolle spielen. Können Sie @ Stephan Schleim uns da etwas Feines frei Haus verlinken? Oder haben Sie das in einem der vorherigen Artikel thematisiert und ich habe es bloß übersehen?
Da komme ich jetzt nicht ganz mit. Kann man nicht einfach in Datensammlungen nachschauen, ob Leute den Zeitraum über angegeben haben, dass sie nicht kifften? Wenn die ohnehin schon datenfreizügig sind, müssten doch auch solche dabei sein? Dann hätte man zumindest ein paar Leute für die Kontrollgruppe zusammen (Probleme der Verzerrung und der Größe mal beiseite gelassen). Oder stehe ich da gerade voll auf dem Schlauch?
Für mich hat das hat mit dem Oppositions-Aspekt weniger zu tun. Es liegt am „kontroversen“ Inhalt, der noch immer mit gesellschaftlichen Stigmatisierungen und Tabus zu kämpfen hat. Hinzu kommt, dass die werten Leidmedien ohnehin hochgradig selektiv arbeiten und die Interessen derjenigen zu verbreiten zu suchen, deren Geld sie nehmen bzw. die in ihren Aufsichtsräten sitzen. Wenn in letzteren so viele (Neo-)Puritaner hocken wie ich fürchte, wundert einen nichts mehr. Die „Hurenretterlobby“ darf im ZDF (und nicht nur da) auch immer groß zu Wort kommen. Da will man es sich als Redakteur nicht verscherzen, zumal wenn man die Knuten der Medienbranche kennt. Und obendrein machen Panik und Angst nun einmal Cash. Davon abgesehen, dass sie systemstabilisierend wirken. Im Falle der Produktionsfirma von Lanz kommt wohl auch schlicht noch hinzu, dass man dort überwiegend Leute einlädt, die die eigene Meinung vertreten (und Abweichler allenfalls zum „Grillen“).
Wo ist denn die Abstinenz eine Utopie? Ich lebe mein ganzes Leben schon abstinent. Das ist gelebte Dystopie oder wat?
Eine gesellschaftlich verpflichtende Abstinenz wäre wohl unmöglich, da Leute immer Wege finden die Verbote zu umgehen. Da stimme ich zu und das betrifft ja auch beileibe nicht nur Cannabis. Verbote werden die Prostitution nie zum verschwinden bringen, genauso wie Grenzschließungen nie Migrationsbewegungen völlig unterbinden, sondern sie bloß verlagern (außer man stellt ein paar MG3 auf, was ich einigen hierzulande leider durchaus zutraue – aber selbst dann gehen Leute das Risiko ein und suchen sich ihre Wege).
Aber Abstinenz – wenn Leute abstinent leben wollen, lasst sie abstinent leben. Und wenn sie kiffen wollen, lasst sie kiffen. Solange ihr Konsum bzw. ihre Abstinenz nicht die Rechte und Grenzen Dritter verletzt.
Ich finde immer noch, dass dieser Punkt bei der Legalisierung völlig nebensächlich ist. Es kommt vielmehr darauf an: Möchte man das regressive Herrschaftssystem mitsamt des zugehörigen Nanny-Staats konservieren? Dann muss man bloß weitermachen und willkürlich züchtigen und verbieten. Oder möchte man irgendwann vielleicht doch einmal in einer freien Gesellschaft leben, die mündigen Menschen anheim stellt, souverän und eigenverantwortlich mit ihren Körpern umzugehen? Dann sollten die Leute auch in sich hineinschütten dürfen, was sie wollen, solange sie dabei eben nicht die Rechte und Grenzen Dritter verletzen. Ob das hineingeschüttete Gut für sie persönlich nun „gefährlich“ ist oder nicht.
Die akademische Debatte um die Gefahr ist natürlich interessant und spannend, aber für diesen Aspekt vollkommen unerheblich. Wobei ich – wie hier skizziert – Legalisierungen unter den herrschenden Bedingungen kritisch sehe, da sie lediglich Druidentee darstellen. Unter den herrschenden Bedingungen sind jede Legalisierung und jedes Verbot Druidentee und letztlich systemaffirmativ. Um die freie Gesellschaft zu schaffen, muss man deshalb an das System ran. Ob man dabei bekifft ist oder nicht, ist für mich nebensächlich.
“Es kommt vielmehr darauf an: Möchte man das regressive Herrschaftssystem mitsamt des zugehörigen Nanny-Staats konservieren? ”
“Oder möchte man irgendwann vielleicht doch einmal in einer freien Gesellschaft leben, die mündigen Menschen anheim stellt, souverän und eigenverantwortlich mit ihren Körpern umzugehen?”
Bei beiden Fragen kommt es offensichtlich darauf, WEM sie diese Fragen stellen. Aber immerhin sind es die richtigen Fragen, auch wenn deren Diskussion natürlich reine Zeitverschwendung wäre.
Falsch liegen sie allerdings hiermit: “Unter den herrschenden Bedingungen sind jede Legalisierung und jedes Verbot Druidentee und letztlich systemaffirmativ.” Sich solche Sorgen zu machen ist angesichts der Realität völlig albern. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sich da draussen irgendwas bessern wird, wenn man in einer derartig perversen Status Quo daran arbeitet eine bessere Welt für die Bürger durch Politik zu schaffen. Politik ist das Problem, nicht die Lösung!
Was die Legalisierung von Pot angeht, so ist sie den Usern völlig egal. In den 60 Jahren die ich das beobachte, gab es niemals eine Zeit in der es Probleme gab das Zeug zu bekommen. Wenn es legalisiert wird, wird es Regeln, Vorschriften und Abzocke mit zB Steueren geben. Die Nutzung gehört legalisiert, sonst nichts!
“127.000 Tote jährlich, fast 100 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten in Deutschland. Das größte Problem, wenn es um Tabakkonsum geht, ist nach wie vor das Zigarettenrauchen” Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen
“… in einer freien Gesellschaft leben, die mündigen Menschen anheim stellt, souverän und eigenverantwortlich mit ihren Körpern umzugehen? Dann sollten die Leute auch in sich hineinschütten dürfen, was sie wollen, solange sie dabei eben nicht die Rechte und Grenzen Dritter verletzen. …” Altlandrebell
Die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo es andere betrifft.
Diese Spielregeln, nennen wir sie mal Gesetze, sind dann dazu da um das miteinander zu regeln.
Das gefällt nicht allen, braucht es auch nicht.
Jeder kann seine Meinung haben. Das Ausleben der eigenen Meinung darf aber nicht einem anderen oder vielen anderen Schaden sein.
Yo man, dann bleib nich auf halben Wege stehn
fordere für Alle einen Weg zu gehn
ohne Frust und Erniedrigung
keinen Bock auf was das bringt einen um
Yo man, dann bleib nich auf halben Wege stehn
die meisten psychischen events mit negativcharakter für den patienten oder die patientin entsteht durch änderungen der medikationsmengen durch den patienten selbst. zumeist auch ausgelöst durch das halbgare uniwssen in den peergroups.
die änderung der mengen oder gar das komplette absetzen bzw. periodische verschieben löst dann die psychosen oder sonstige events aus. ein absetzen etc sollte IMMER unter der aufsicht eines geschulten arztes durchgeführt werden.
so gehört in einem radiofeature auf br2 während einer autofahrt vor ein paar jahren.
in einem weiteren br2 feature vor knapp einem jahr gings sogar um das thema cannabisfreigabe. da war ebenfalls interessant bis man gegner der freigabe einlud, die weder die einlassungen und neusten statistiken oder untersuchungen der interviewten ärzte, sozialarbeiter, psychologen berücksichtigten, sondern in schöner reihenfolge sämtliche märchen wiederholten, die man als “hardliner” seit 50 jahren oder länger eben so wiederholt…
ganz schlimm wurds dann als zuhörer anrufen durften, gefühlte 99% mit völlig faschistoiden zwangsvorstellungen von drogenkonsumenten und drogenkonsum bzw. strafenkatalogen bis hin zum deutschesten aller deutschen zwangsvorstellungen man solle DIE doch einfach”jahrelang hartarbeiten lassen, bis sie nicht mehr könnten”, denn dann kläre sich alles von selbst
das alles gilt selbstverfreilicht NICHT für die tabak- und vor allem alkoholkonsumenten, denn da is ja alles in butter, auch hier wieder alles ignorierend was an studien und wissen von den fachleuten während der sendung aufgelistet wurden bzgl. körperlichen und psychischen schädgungen und schäden für die gesellschaft
Eine Diskussion oder Artikel über dmt wäre schön.
Viele Worte von Leuten, die mit dem Thema beruflich nichts zu tun haben hier in den Kommentaren. Klar könnte man Studien lesen. Man könnte, wenn man vom Fach ist, auch berufliche Erfahrung über die Jahrzehnte nutzen. Cannabis = höheres Risiko für Psychose. Aber egal, heutzutage hat GLAUBE längst das Interesse an der Realität ersetzt. Glauben sie deshalb was sie wollen. Argumente von Ärzten und Schwestern mit Jahrzehnten Erfahrung? Ach was. Gilt nur, wenn es den Glauben nicht stört.
“Cannabis = höheres Risiko für Psychose.”
Wie lächerlich… wenns mir nicht zu dumm wäre und zu viel Zeit kosten, würde ich ihnen mal eine Liste erstellen mit allem was auch noch ein “= höheres Risiko für Psychose” mit sich bringt.
Selbstverständlich bringen Drogen das hervor, was in Klienten drin ist! Das ist beim Alkohol nicht anders, mal abgesehen davon, dass der zumeist Gewalt, gegen noch dazu Unbeteiligte, hervorbringt.
Deshalb eine Droge zu verbieten die weitaus harmloser und folgenloser ist als Alkohl (und Nikotin) ist lächerlich!
Nichts ist lächerlicher als Gut-Menschen die es sich zum Beruf gemacht haben andere vor sich selber zu retten!
Verkaufen sie ihre Therapie Sitzungen an Reiche für €200 die 45 Minuten-Stunde und lassen sie dei Kiffer in Ruhe.
In der Klinik sehen Sie prinzipiell immer nur die Fälle, bei denen etwas schief gegangen ist. Damit ist Ihr Blick aufs Thema “Drogen” von vorneherein verzerrt.
Und was z.B. die Psychose ausgelöst hat, wegen der jemand dann in die Klinik aufgenommen wird, sehen sie schon gar nicht, denn das ist vorher passiert.
Wenn Sie nicht bereit sind, ihre “klinische Erfahrung” kritisch zu hinterfragen, brauchen Sie so einen Artikel ja erst gar nicht zu lesen.
Danke…..
Sry, psychodiagnose wird nicht am Frühstückstisch vonne Schwestern und Brüder entschieden,
dauert paar Tage und machen Ärzte – sag ja nur!!
Danke an den Autor für die Aufklärung!
Ich habe sehr viel Erfahrung mit Cannabis. Daher ist ein Hinweis auf die Applikationsform ebenfalls wichtig. Denn die orale Applikation (“Haschkekse”) unterscheidet sich grundsätzlich von der endobronchialen (Kiffen, Rauchen).
Gegessen hält die Wirkung viel länger an, und es kann bei minimaler Fehldosierung sogar zu Halluzinationen und einem Bad Trip kommen.
Tragfischerweise neigen Nichtraucher/-kiffer, wenn sie probieren wollen, eher dazu durch Kekse oder Kakao Cannabis oral zu konsumieren. Mit teilweise extremer Wirkung über Stunden (!).
Geraucht hat man Anfangs eine gute Wirkung die kontinuierlich nachlässt.
Es gibt dazu tolle Grafiken (peak/plateau).
Dessen sind sich nur wenige Anfänger bewusst, und verteufeln dann nicht selten Cannabis als sehr gefährlich. So ein Horrortrip wird dann oft als Bestätigung für die Gefährlichkeit vorgehalten und dient oft als Ursache für Psychosen.
Beste Grüße
Eigene Erfahrung:
Nach wie vor bin ich nicht gegen den Konsum und finde die Teillegalisierung einen Schritt in die richtige Richtung, nur habe ich mit rund 30 Lenzen mein letztes ‘Piece’ verschenkt, da ich kurz zuvor hier wirklich ein ‘Horrorerlebnis’ hatte.
Ein netter Abend im Studentenwohnheim meiner Freundin und die ganze Truppe hat ‘Hacker’ geraucht, also puren Shit, kleingehackt im Pfeifchen. Als ich später heimwärts wankte und am Friedhof (Maxvorstadt) entlang ging, schien die Mauer endlos lang und ich bekam Panik.
Früher wurde ich auf ‘Kiff’ immer nur lustig oder depressiv-schlaff, aber das war mir dann genug. Wem es bekommt, sei es gegönnt – ich bin seit 32 Jahren nun ‘clean’.
Aber ich nehme mal an bei Alkohol sehen sie das anders.
Ich bin nicht schuld an der Blödheit Anderer die sich tatsächlich so eine Überdosis reinziehen, weil ihr jämmerliches Ego ihnen sowas als Geistiges potenzmittel einredet, und hinterher, wie sie, behauptet es sei die Schuld des Haschisch gewesen! Sie haben einen Fehler gemacht, der schlimme Konsequnzen hatte. Tut mir ehrlich leid, das ist schlimm. Aber die bei weitem meisten Panik Attacken haben nichts mit Dope zu tun, sondern mit bereits vorhandenen psychischen Tendenzen. Dass diese durch Drogen getriggert werden können ist klar.
Wo sehen sie denn den Unterschied zu einem Jugendlichen der mit Alkoholvergiftung in der Notaufnahme eingeliefer werden muss? Sollte man wegen sowas keine Chateau Latour mehr trinken?
Chateau Latour verbieten geht immer!
je nu
Ihr beitrag sollte oben angepinnt werden
Darauf eine Flasche Jouet Perrier !
Ach… geht ja nicht, die wird erst beim Ende der Ampel geköpft. Was danach kommt, wird zwar auch nicht besser, aber man muss auch die kleinen Dinge feiern.
Nichts neues im Propagandaland; nachdem die Forschung hierzulande/im “Werte”westen schon verboten bis unmöglich gemacht wurde; dauerte es bis in die 90’er Jahre (https://en.wikipedia.org/wiki/Raphael_Mechoulam). Die deutschen Spezialitäten liegen woanders (https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenhammer)
Wie lange noch, bis endlich Vernunft/Fakten eine Rolle spielen?
1936 Reefer Madness
https://www.imdb.com/title/tt0028346/
Nicht nur gibt es seit Jahrzehnten Erfahrungen aus Holland (mit weniger Drogentoten per capita) oder nicht ganz so lang aus Portugal (wo mehr als “nur” Cannabis legalisiert wurde), nicht nur hätte man seit ca. 2014 als es in den USA in größerem Umfang legalisiert wurde, es wurden sogar Studien mit Steuergeld beauftragt – CaPRis-Studie:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/BfArM/Publikationen/Bundesgesundheitsblatt/2019-07-Hoch_Friemel.pdf?__blob=publicationFile