
Eckart Leiser im Gespräch mit Ibrahim Abayat vom „Palästinensischen Haus in Aragón“. Zeitgleich mit diesem Interview fordert die Fraktion der faschistischen Partei VOX im Regionalparlament von Aragón, Ibrahim Abayat wegen „Terrorismus“ zur „persona non grata“ zu erklären. Er war während der zweiten Intifada durch Vermittlung der EU aus der von Israel 39 Tage lang belagerten Geburtskirche in Bethlehem ins spanische Exil gerettet worden.
Du bist Sprecher des „Palästinensischen Hauses in Aragón“. Womit beschäftigt ihr euch?
Ibrahim Abayat: Wir möchten die spanische Kultur kennenlernen und umgekehrt versuchen, den Menschen in Spanien unsere Kultur näherzubringen. Und wir möchten Freundschaften und Beziehungen zwischen der palästinensischen Community und den Menschen in Aragón und Zaragoza knüpfen.
Derzeit steht das Thema Gaza im Mittelpunkt des Interesses und der Medien. Womit habt ihr euch zuvor beschäftigt?
Ibrahim Abayat: Zum Beispiel pflanzen wir einmal im Jahr, am „Tag der Erde“, Olivenbäume in einem Dorf in Aragón und laden zu einem Essen ein, das aus einer Mischung aus spanischen und palästinensischen Speisen besteht. Die Menschen in Aragón sind sehr gastfreundlich. In dieser Gegend fühlt man sich nicht wie ein Fremder. Es ist ein stures Volk, aber mit viel Herz.
Ich habe verstanden, dass du und deine Familie aus Bethlehem stammen, richtig?
Ibrahim Abayat: Meine Familie und mein ganzes Leben ist Bethlehem, bis hin zu meinen Großeltern und Urgroßeltern. Ich bin in Bethlehem geboren und war bis 2002 dort. Dann, während der zweiten Intifada, marschierte die israelische Armee erneut in unsere Stadt ein. Sie besetzten erneut alle Gebiete, die seit dem Friedensabkommen von Oslo, unterzeichnet von Arafat und Isaak Rabin, unter die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gestellt worden waren. Was dann geschah, ist bekannt.
Falls noch Zweifel bestanden hatten: Als sie sahen, dass der Friedensprozess ins Rollen kam, ermordeten sie den israelischen Premierminister Isaak Rabin. Ich kam mit 28 Jahren nach Spanien mit dem Plan, ein Jahr zu bleiben, auf der Grundlage eines Abkommens mit der Europäischen Union. Eine wichtige Persönlichkeit, die dieses Abkommen zwischen der EU und Palästina ausgehandelt hatte, war der spanische Außenminister Miguel Ángel Moratinos. Wir hofften, dass Israel seine Invasionstruppen im Laufe dieses Jahres wieder abziehen würde. Aber nichts geschah. Anstatt eines Jahres bin ich nun schon seit 23 Jahren hier. Israel hat seine internationalen Verpflichtungen nie eingehalten, und wir, die Betroffenen, müssen die Folgen ertragen.
Was empfindest du in diesem Moment, wenn du an das palästinensische Volk denkst?
Ibrahim Abayat: Ich bin stolz auf mein Volk, das sich dem Bösen entgegenstellt. Ja, dem Bösen – es gibt kein anderes Wort dafür. Dem Bösen für alle Menschen. Israel, insbesondere die zionistische Bewegung, wird nicht aufhören, ihren regelrechten Hass und Groll gegenüber Europa auszuleben, wo die Juden verfolgt, bestraft und massakriert wurden. Palästina ist ein großartiges Volk, das die Menschenmengen aufgenommen hat, die in Europa verfolgt wurden. Und schau dir an, was sie mit dem Volk gemacht haben, das sie in ihre Häuser aufgenommen und auf ihrem Territorium akzeptiert hat. Stell Dir vor, was ohne das palästinensische Volk mit ihnen geschehen wäre. Schau, was die Zionisten dann mit uns gemacht haben. All das wegen ihrer Verbitterung. Diese Leute sind sehr nachtragend. Die zionistische Bewegung hat keine Seele.
Aber muss man nicht zwischen Zionisten, Juden und Israel unterscheiden?
Ibrahim Abayat: Aber die Zionisten dominieren. Während der britischen Mandatszeit in diesem Gebiet waren die Zionisten terroristische Gruppen. Führer wie Sharon, Shamir, Begin und andere israelische Politiker gehörten diesen Gruppen an, sie waren Anführer dieser terroristischen Organisationen. Sie töteten Palästinenser, Christen, Muslime und sogar Engländer. Beispiel: das Massaker im Hotel „King David“ in Jerusalem (begangen von der zionistischen Terrororganisation Irgun, angeführt von Menachin Begin, mit mehr als 100 Toten).
Wie siehst du die Ereignisse vom 7. Oktober?
Ibrahim Abayat: Der 7. Oktober war eine Falle, deren Schaden die Menschen jetzt allmählich erkennen und einschätzen. Die israelische Regierung war von Anfang an involviert. Für Netanjahu kam das sehr gelegen, wenn man seine bei israelischen Gerichten anhängigen Strafprozesse betrachtet. Als Folge wurden seine Verfahren vertagt und er bleibt weiterhin straffrei. Und für die Zionisten war es eine Gelegenheit, ihren 1948 begonnenen Plan der ethnischen Säuberung fortzusetzen. Aus dem 7. Oktober hat Israel und die zionistische Bewegung mehr Nutzen gezogen als das palästinensische Volk. Es reicht nicht aus, den Urheber einer Tat zu kennen. Man muss auch schauen, wem sie nützt.
Ich habe gestern ein Interview von Olga Rodríguez mit Daniel Levi gelesen, dem ehemaligen Oslo-Unterhändler und Sohn von Holocaust-Überlebenden. Er sagt, dass Israel jetzt Milizen in Gaza unterstützt, um Chaos und Bürgerkrieg zu provozieren. Gleichzeitig hat das israelische Parlament, einschließlich der Opposition, für die Annexion des Westjordanlands gestimmt. Welche Optionen bleiben noch angesichts dieser Situation?
Ibrahim Abayat: Ich glaube, keine. Der einzige Grund für die israelische Regierung, den Waffenstillstand zu akzeptieren, war die Freilassung der Geiseln.
„Kein vernünftiger Deutscher kann eine bedingungslose Unterstützung Israels mit dem Holocaust rechtfertigen“
Wie beurteilst du die Haltung der europäischen Länder gegenüber dem, was Israel seit dem 7. Oktober 2023 in Gaza getan hat?
Ibrahim Abayat: Von einigen Ausnahmen abgesehen war es eine destruktive Haltung. Ohne das Schweigen der EU angesichts des Hungers und der Massaker hätte Israel sich das nicht getraut. Niemand hat das zu verhindern versucht. Mit wenigen Ausnahmen sind alle mitschuldig. Spanien hat zumindest Kohärenz gezeigt: Es hat den 7. Oktober verurteilt, aber auch die Gräueltaten danach. Aber Europa hat diese kollektive Bestrafung akzeptiert. Und was das Waffengeschäft angeht, hat nicht einmal Spanien sein Embargo vollständig eingehalten. Israel hat viel Macht.
Wenn du die Politik Spaniens mit der Deutschlands in dieser Hinsicht vergleichst, was würdest du sagen?
Ibrahim Abayat: Der Unterschied ist gewaltig, er ist monumental. Angesichts von Hungersnot, Völkermord, Kollektivstrafe: Das Mindeste ist, seine Missbilligung auszudrücken und das anzuprangern. Und selbst das unterdrücken sie in Deutschland, sie bringen alle kritischen Stimmen zum Schweigen. Deutschland widerspricht seinen eigenen Prinzipien und Werten.
Deutschland rechtfertigt seine bedingungslose Unterstützung Israels mit seiner Geschichte, nämlich dem Holocaust. Verstehst du das?
Ibrahim Abayat: Natürlich nicht. Wenn ich mich für eine Tat, eine historische Epoche schuldig fühle, weil ich als Volk Unrecht getan habe, kann ich kein anderes Volk unterstützen, das dasselbe Unrecht begeht, das ich begangen habe. Was das jüdische Volk in Europa erlitten hat und was im Holocaust gipfelte, ist schrecklich. Das palästinensische Volk hatte mit all dem nichts zu tun, litt aber unter den Folgen des Holocaust durch die zionistischen Juden, die es aus seinem Land vertrieben hat, um ihren Staat zu gründen, und damit ein anderes Volk auslöschten. Kein vernünftiger Deutscher kann eine bedingungslose Unterstützung Israels mit dem Holocaust rechtfertigen. Jede Kritik an der israelischen Regierung, egal wie zutreffend und objektiv sie auch sein mag, wird seitdem als Antisemitismus bezeichnet.
In Deutschland riskiert man eine Anzeige, wenn man den Slogan „From the river to the sea, Palestina free“ verwendet. Man sagt, das sei Antisemitismus. Was würdest du dazu sagen?
Ibrahim Abayat: Historisch gesehen ist das die alte geografische Definition Palästinas: zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer. Und in diesem Palästina lebten Juden, Christen, Muslime usw. in ihren Dörfern mit ihren Synagogen, Kirchen und Moscheen zusammen. Und wir sind alle Semiten, Kinder Abrahams. Im Grunde genommen ist „Semit“ ein linguistischer Begriff. Der Begriff Antisemitismus ist irreführend.
Auf menschlicher und persönlicher Ebene: Wie siehst du die Israelis? Hast du Kontakt zu Juden? Eine Freundschaft mit einem Juden oder Israeli: Hältst du das für möglich?
Ibrahim Abayat: Schau dir diese Fotos dort an: ein Essen, an dem auch Juden teilnahmen. Wir sind ein sehr offenes Volk und haben keine Probleme, außer mit denen, die uns besetzen.
Zur Zukunft Palästinas: Wie bewertest du den sogenannten 20-Punkte-Plan von Donald Trump?
Ibrahim Abayat: Dieser Plan kann nichts lösen. Er kann höchstens dazu dienen, die Maschinerie der Zerstörung ein wenig zu stoppen oder zu verlangsamen. Insbesondere sagt er nichts über Wiedergutmachung aus. Ohne Wiedergutmachung gibt es keine Gerechtigkeit. Auch keine Gerechtigkeit gegenüber den Verbrechern, die Kinder, Frauen und alte Menschen in Gaza leiden lassen. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
Zum Schluss: Schließt du aus, dass du eines Tages nach Palästina zurückkehren wirst?
Ibrahim Abayat: Niemals. Das ist meine Hoffnung, und ich hoffe, dass es bald sein wird. Ich bin schon seit 23 Jahren weit weg von meiner Heimat. Das ist eine lange Zeit.




In der Humboldt-Uni Berlin formt sich Widerstand gegen Trump, Netanyahu, Faschismus und Krieg:
https://youtu.be/dJy7PUKwQqA?si=WYJ_P_6UxLv-sgpY
Noch mehr faschistoide Judenhass-Propaganda, war klar. Seltsam, dass die andere Seite nie zu Wort kommt, im angeblich „linken“ Magazin.
Aber super Ergänzung: Das, was sich die Blackrock-Merz-Rechtsextremen noch nicht trauen, was zur Vollendung faschistischer Ideologie noch fehlt, kommt jetzt von Uni-Professoren.
Aushebelung der Gewalteilung, Wahlfälschung, Angriff auf Menschenrechte, Abschaffung der Sozialsysteme, Russenhass, Kriegstüchtigkeit usw. – kennt man ja. Da liefert Merz.
Hat nur noch der Judenhass gefehlt und Verhältnisse, in denen Juden sich in Deutschland nicht mehr auf die Straße trauen.
Aber auf gewisse Uni-Professoren ist Verlass, wie damals.
Der gesamte Westen ist voll von zionistischer Propaganda. Und du möchtest, dass die ganz kleinen Lichtblicke, die das anders sehen, auch noch verschwinden?
Ansonsten erzählst du Quark, die gesamte politische Landschaft in D steht doch hinter dem zionistischen Israel mitsamt seiner Propaganda.
Du solltest vielleicht das Interview noch mal lesen. Oder bist Du womöglich Analphabet? Dann lass es Dir vorlesen!
Mit Judentum und Zionismus ist es wie mit EU und Europa: Es gibt eine Schnittmenge, aber Zionismus und EU maßen sich an, für alle zu sprechen, was nicht der Fall ist. Das führt dann zu Absurditäten wie antizionistische Juden zu Antisemiten zu erklären oder Europäer zu Antieuropäern.
Dankenswerterweise ist die Propaganda inzwischen so plump und so doof, dass immer mehr Menschen erkennen, dass man kein Antisemit ist, wenn man die zionistische völkische Blut-und-Boden-Ideologie ablehnt und auch kein Antieuropäer, wenn man nicht will, dass die Völker Europas von einer demokratisch höchstens noch in Spurenelementen legitimierten EU-Kommission durch eine irre Klimapolitik enteignet, durch eine irre Migrationspolitik ihrer Identität beraubt und durch eine wahnsinnige Außenpolitik auch noch in einen möglichen Krieg mit Russland getrieben werden.
Das schlimme an den verdammten Deutschland ist, von der AfD/CDU/SPD über die Grünen bis zu Teilen der Linkspartei unterstützen alle diese Leute – hier auf Overton gibt es verdeckte und offene Freunde des barbarischen israelischen Staates – den israelischen Apartheitsstaat
Besonders beängstigend empfinde ich die radikale deutsche Mittelschicht, die mit den typisch deutschen moralischen Zeigefinger auf den Rest der Welt zeigt, die Dornen im eigenen Auge aber übersieht.
In Berlin unterstützen die „Omas gegen rechts“ – die doch angeblich den Faschismus bekämpfen wollen – die israelischen Faschisten. Verkehrte Welt!
Wie soll man eine Glaubensgemeinschaft nennen, die es fertig bringt, zur Feier der zugegeben beabsichtigten Tötung von tausenden Kindern tausende Videoclips ins Netz zu stellen, in denen junge israelische Frauen in Tarnanzügen tanzen?
Da kann nur Verachtung bleiben, und nein, ich betrachte diese Frauen und deren Macher nicht als Juden, sondern als Unmenschen, denn Juden haben, außer in Deutschland, weltweit gegen den Genozid in Gaza demonstriert. Und wenn sich der Kanzler hinstellt und äußert, dass die Hamas die Schuld am Tod der Kinder und Frauen hat, dann muss meine Verachtung auch für den Kanzler gelten. Ich bin sicher kein Freund vom Islam oder der Hamas, aber die IDF hat das Massaker mit Ansage durchgeführt und mordet weiter, auch im Westjordanland, wo es keine Hamas gibt.
Das zionistische Projekt Israel ist per se ein rassistisches Projekt, man fühlt sich anderen Ethnien und Glaubensrichtungen, ja sogar dem Christentum, überlegen, und zwar soweit, dass man alle anderen ausrotten möchte. Das hat keine Zukunft.