Die Verleihung des Karlspreis 2023 – ein Essay über das Gute und das Böse

Selenskij am 14. Mai beim Empfang des Karlspreises. Bild: Presidential Office/CC BY-NC-ND-4.0

 

  1. Das Unermessliche – eine sittliche Verpflichtung

 

Man  hüte sich, die Kraft eines Ideals zu niedrig einzuschätzen. Denn, was die Menschen damals sterben ließ, war nicht die Sorge um das tägliche Brot, sondern die Liebe zum Vaterland… (Mein Kampf, 1942)[1]

 

Am 14. Mai erwies Deutschland vor der gesamten Weltöffentlichkeit seine Ehre und Dankbarkeit gegenüber dem ukrainischen Präsidenten und dem unter seinem Oberbefehl stehenden ukrainischen Volk. Das scheint auch durchaus angebracht. Denn wie die deutschen, europäischen und transatlantischen politischen Lobredner in allen ihren Reden seit dem 24. 2. 2023 nicht müde werden zu betonen, leisten der ukrainische Präsident und insbesondere das ukrainische Volk “Unermessliches”. (O.Scholz, Karlspreisrede) Dieses “Unermessliche” ist des Karlspreises würdig befunden worden. Schließlich steht dieser Preis “für die Verpflichtung von höchstem ethischem Gehalt um das nächste Kapitel, unserer gemeinsamen Geschichte besser zu schreiben.” (von der Leyen, Karlspreisrede)

Diese Verpflichtung mit höchstem ethischen Gehalt, die der Preis scheinbar wie von selbst dem ukrainischen Volk und den europäischen Völkerschaften auferlegt, besteht als Unermessliches darin, “die höchsten irdischen Güter zu verteidigen – Freiheit, Menschlichkeit und Frieden und die Zukunft der Kinder und Enkel zu sichern.”  (von der Leyen)

Ein Unermessliches, das einiges an Idealismus vom Volk als Adressaten dieser sittlichen Verpflichtung abverlangt. Umso mehr, als hier den “höchsten irdischen Gütern” Abstraktionen von ganz besonderer Natur innewohnen: Freiheit, Menschlichkeit, Frieden. Um dieser sittlichen Verpflichtung nachzukommen und die augenscheinlich reinen Abstraktionen wahr und wirklich werden zu lassen, bedarf einer gewaltigen “Kraft des Ideals” (Mein Kampf): eines Idealismus ganz auf Seiten des Volkes, der angesichts des Unermesslichen keine Rücksichten mehr kennen soll – weder sich selbst, noch anderen gegenüber.

Berühren und bewegen will die sittlichen Verpflichtung “die Kraft des Ideals” (Mein Kampf), den Idealismus des Volkes in Gestalt von Vaterlandsliebe oder Patriotismus weiterhin – unter heutigen, unter Kriegsbedingungen. Gelingt das auch weiterhin, dann ist das Volk bereit, das “Unermessliche” aus freiem Willen weiterhin zu erbringen. Dass das bislang gelungen ist, belegt der Krieg in der Ukraine. An ihr Ende gekommen ist die sittliche Verpflichtung mit ihrer Forderung nach dem Unermesslichen noch lange nicht. Das lassen die politischen Lobredner nun auch mit der Verleihung des Karlspreises wissen. Eingewilligt hat das Volk in den Krieg als auferlegte und angenommene sittliche Verpflichtung mit all seinen Konsequenzen bislang schon.

Damit der Idealismus des Volkes auch einer bleibt und die Kraft des Ideals nicht erlahmt, setzt voraus, dass der Idealismus die Lobredner, die Subjekte und Gestalter der Sitten- und Tugendlehre, auch als solche, überhaupt als die legitimen Regierungsverantwortlichen für das Allgemeinwohl und für das eigene private Wohlergehen anerkennen. Dem Idealismus und moralischen Bedürfnis des Volkes sollten sie sich aber schon als würdig erweisen, wollen sie das vom Volk verlangte Unermessliche im Ukrainekrieg und darüber hinaus als Frucht einstreichen. Nichts leichter, als dem nachzukommen. Das bedarf allerdings einer näheren, etwas grundsätzlicheren Betrachtung.

 

  1. Die Inkarnation des Guten – im Garten Eden

 

Yes, Europe is a garden. We have built a garden…It is the best combination of political freedom, economic prosperity and social cohesion that the humankind has been able to build – the three things together … Most of the rest of the world is a jungle, and the jungle could invade the garden. (Borell, 13.10.2022)

 

Wir alle sind Stifter des Friedens, das ist unsere Hauptpflicht gegenüber unseren Ländern, unserem Europa und der Geschichte. (Selenskij, Karlspreisrede)

 

Dem eigenen staatlichen Gebilde anzugehören und damit Mitglied eines Volkes zu sein, ist jeder Einzelne ganz ungefragt, ganz ohne sein Zutun. Noch bevor der Einzelne das Licht der Welt erblickt, ist staats-, verfassungs- und völkerrechtlich längst ausgemacht, welchem Staat er angehört. Er ist seinem Staat zugeordnet, einverleibt und subsumiert, da muss er noch gar nicht sehen, hören, tasten, fühlen, gehen, sprechen, geschweige denn denken können. Dem eigenen Staat unausweichlich integriert und subsumiert, nimmt der Einzelne den Staat als das, was er realiter ist: die unbedingte Grundlage seiner Existenz, von der er mit Haut und Haaren sich abhängig weiß.

Also nimmt er ihn als das existenzielles Mittel seines Daseins, von dem in erster und letzter Instanz alles abhängt. Woraus folgt, dass es in seinem ureigensten Interesse liegt, für “seinen” Staat, der ihm nicht gehört, für dieses Mittel seines Lebens auch da zu sein. Er will es, weil sein Lebensmittel unausweichlich ist. Ausgelöscht ist damit die Frage nach der eigentümlichen Natur dieses merkwürdige Lebensmittels.

Die Regierenden hat er, der Abhängige, in diesem Akt zugleich anerkannt als diejenigen, die die Macht, die Souveränität und die Freiheit haben, genau zu wissen, was am Besten für sein Lebensmittel ist, das ihm als Staat, als Allgemeinwohl, als Land, als Heimat oder als das berühmte “Wir (alle)” entgegentritt. So gelten ihm die Regierenden als die Verantwortlichen, die ganz legitim, mit Recht und Gesetz das Allgemeinwohl, das Wir oder das Vaterland nach bestem Wissen und Gewissen führen und regieren – idealerweise.

Mit der Befürwortung und Anerkennung der Legalität und Legitimität des staatlichen Gebildes und seiner  Realität, ist der Grundstein zur moralischen Betrachtung, Haltung und Empfindung gelegt: Die Frage nach der Natur dieses merkwürdigen Mittel des Lebens, das der Staat sein soll, ist ausgelöscht zugunsten des Ideals von Staat, Recht, Gesetz und staatlicher Ordnung. Die “Kraft des Ideals” (Mein Kampf) nimmt Maß am geltenden Recht und Gesetz, um zu wissen, was gut oder schlecht, was gut oder böse ist. In diesem Idealismus lebt der Einzelne und beurteilt danach sich und die Welt.

Im willentlichen Einverständnis mit dem Ganzen erfährt der Einzelne aber, vornehmlich sofern er keine anderen Mittel seiner Existenz sein Eigen nennen und darüber frei verfügen kann, im Laufe  seines Daseins, dass sich sein Lebens-Mittel entgegen seiner idealen Vorstellung ganz widersprüchlich, ja existenzbedrohend zu seinem ureigensten Interesse verhält. Seine ganze Freiheit, die ihm zugestattet ist, verhilft ihm trotz aller Mühe und Anstrengung nicht, die Kluft zwischen dem vorgestellten legitimen Sollen oder Ideal des Staates und der Wirklichkeit, die der Einzelne erlebt und lebt, zu schließen und zu überwinden. Die Pflicht und Verantwortung, die seiner idealen Vorstellung nach ihm gegenüber die für das Allgemeinwohl verantwortlichen Regierenden haben, erwecken in ihm dabei zuweilen die Frage, wer oder was eigentlich schuld daran trage, dass das Ideal nicht der gewünschten oder erhofften Wirklichkeit entspricht.

Als die legitimen Leiter des Allgemeinwohls sind die politischen Entscheidungsträger somit seit eh und je im Blickfeld der Einzelnen und der nationalen Öffentlichkeit. Die gewählten und verantwortlichen Entscheidungsträger haben zu zeigen, dass sie ihrer Pflicht gegenüber dem Einzelnen nachkommen, indem sie alles in ihrer Macht stehende tun, um mit ihren Kenntnissen den besten Weg für den Staat, das Land, das Wir, dieses Lebens-Mittel des Einzelnen, mithin des ganzen Volkes, zu finden. Dessen müssen sie sich fähig, willens und würdig erweisen in ihren Taten; und so vor dem Einzelnen wie vor dem Volk in aller Öffentlichkeit auftreten – und erscheinen. Gelingt dieser Auftritt in zufriedenstellender Weise, dann werden sie und ihre Taten zumindest dem Ideal eines gut geführten Staates oder Allgemeinwohl gerecht. Gerecht gegenüber dem Idealismus des Volkes in Gestalt von Vaterlandsliebe oder Patriotismus: der parteilichen Liebe zum eigenen Land, die, wie jede Liebe, beantwortet sein will, soll die Liebe bereit sein, das Unermessliche zu erbringen.

Ihren guten Willen in aller Öffentlichkeit zu zeigen, ist also schon unerlässliches Gebot regierenden Handels und der Regierungsverantwortlichen, soll das Volk, die lebendige Säule des Staates[2], mittels der “Kraft des Ideals” (Mein Kampf) erhalten bleiben.  Immanuel Kant schrieb:

Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille[3]

Dieses Bild von sich dem Einzelnen und der Öffentlichkeit zu präsentieren, sind die  politischen Leiter und Gestalter des Allgemeinwohls deshalb rund um die Uhr bemüht. Gerade in schwierigen, etwa in Kriegszeiten, die sie qua Amt und Macht dem Einzelnen wie dem Volk auferlegen, sind sie gefordert ihren guten Willen zu beweisen, dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz, um das Beste für das Land, für das Allgemeinwohl, diesem unverzichtbaren Lebensmittel des Einzelnen wie des Volkes insgesamt, in aller staatlichen Souveränität und Handlungsfreiheit ringen. Gesagt, getan. Denn wie als Staatsräson in der Verfassung eingemeißelt steht auf der Stirn der politischen Entscheidungsträger geschrieben:

Salus rei publicae suprema lex est.”[4]

Dass die Regierten diese Urmaxime teilen und in ihrem Idealismus leben, ist staatlicherseits gewusst und tagtäglich bestätigt. Anerkannt sind die Regierenden als diejenigen, die berechtigter- und legitimerweise das Allgemeinwohl, dem es um Freiheit, Menschlichkeit und Frieden dem Idealismus des Volkes nach geht, ohnehin. Auf dieser stabilen Grundlage empfehlen sich die Regierenden den Regierten zugleich als die, bei denen die heilige Werte-Dreifaltigkeit Freiheit, Menschlichkeit und Frieden als den “höchsten irdischen Gütern” (von der Leyen) in den allerbesten Händen liegt. Sind sie  doch die Zuständigen und Berufenen, die in ihrer verantwortungsvollen Sorge um das Allgemeinwohl diese höchsten Güter des irdischen Daseins zu bewahren und gegen jede Bedrohung zu verteidigen suchen. In den Worten des ukrainischen Präsidenten und stellvertretend für Seinesgleichen in der Westlichen Hemisphäre: “Wir sind alle Stifter des Friedens, das ist unsere Hauptpflicht.” (Selenskij) In der politischen Klasse zirkulieren die schönen Ideale Frieden, Freiheit und Menschlichkeit aber nicht als idealistische Abstraktionen, sondern als ziemlich raue Projekte und Ziele materiellen ökonomischen und weltpolitischen Inhaltes.

Dieser raue Inhalt und die nicht weniger rauen Taten, die er verlangt, sollen so übersetzt sein, dass die  gelebten Ideale und Abstraktionen keinen Schaden nehmen. Das ergibt nach innen die Aufgabe, das schöne Bild, die ökonomische und weltpolitische Freiheits-, Menschlichkeits- und Friedensstiftung geschehe um der Verwirklichung des Ideals willen, den sich der Einzelne mit seinem Volk davon macht, weiter zu pflegen und voran zutreiben – soll die “Kraft des Ideals” bei der lebendigen Säule des Staates nicht nachlassen. Wenngleich es bislang keinen Grund gibt anzunehmen, dass das ideale Bild und die Kraft des Ideals Schaden genommen haben könnten. Im Gegenteil: Dass das Gute in der westlichen Hemisphäre zuhause ist; dass überhaupt der Westen nichts als die Inkarnation des Guten und die vorbildlichste, fortschrittlichste und aufgeklärteste Werte-Gemeinschaft, die die Menschheit je gesehen hat, darstellt, macht das ganze Selbstgefühl und Selbstbewusstsein des Westens aus: Ein Garten Eden, gegenüber dem Dschungel außerhalb des vom Guten durchdrungenen Westens. In diesem Selbstgefühl und Selbstbewusstsein hat die Inkarnation des Guten, haben die legitimen Amtsvollstrecker des Guten sich seit 1945 auf der Bühne der Welt betätigt und ihre außen- und weltpolitischen Großtaten vollbracht.

Auf ein schönes Bild oder Ideal ihres Selbst sind die legitimen Amtsvollstrecker ihrerseits überhaupt nicht angewiesen: Für den Erfolg des Allgemeinwohls und für das Wohlergehen des Einzelnen und des Volkes verantwortlich zu sein, ist, in der modernen Welt jedenfalls, höchster Auftrag und höchste Ehre. Insofern sind sie und alle ihre Taten grundsätzlich gesegnet, dem Guten zu dienen und nur dem Guten. Ihr Wille ist nichts als das Gute zu tun. Das reine Gewissen ist dieser erhabenen Stellung ebenso inhärent, wie die innere Überzeugung, nur das Beste zu wollen und danach zu handeln. Das können die Amtsvollstrecker, weil sie die Macht dazu haben und sich selbstbewusst ihrer “Hauptpflicht” (Selenskij, Karlspreisrede) widmen: “unsere Länder, unser Europa, unsere Geschichte” (Selensky) gegen das Böse verteidigen.  Seit 1945 und bis hinein in den Ukrainekrieg.

Der nun wiederum die Frage aufwirft: Wie kann das Gute bestehen angesichts seiner allseitigen Bedrohung durch das Böse? Dem Karlspreis, als die weltöffentliche Bühne der Würdigung des Guten, müssen Taten folgen. Welche und wie das gehen soll, das teilen die berufenen Stifter des Friedens der Weltöffentlichkeit mit.

 

  1. Die Ausrottung des Bösen

 

“Die Subsumtion aber jeden beliebigen Inhalts unter das Gute ergibt sich für sich unmittelbar daraus, daß dies abstrakte Gute, da es gar keinen Inhalt hat, sich ganz nur dararauf reduziert, überhaupt etwas Positives zu bedeuten.” (Hegel, 1821)[5]

 

“Es sind unsere Bürger, die jeden Tag in Konfrontation mit dem Bösen sterben.” (Selenskij)

 

Dass die legitimen Vollstrecker des Guten in ihrem sittlich-ethischen Selbstbewusstsein noch die rauhest vorstellbaren Taten zu vollbringen imstande sind heißt nicht, sie lebten den Idealismus des Einzelnen und der westlichen Völker, die, als imaginäre, als ideelle Richter  mit der inneren Stimme des Gewissens Gut und Böse ein Leben lang mit all den ihnen von oben eingegeben Abstraktionen wahrhaftig leben – entlang des ursprünglichen Maßstab des Rechts, das ihnen vorgibt zu unterscheiden, was gut und böse ist. Vielmehr machen sich die politisch Verantwortlichen den Umstand zunutze, dass die Vorstellung des Guten ohne Bezug auf das Böse gar nicht denkbar ist. Denn aus der Vorstellung des Bösen oder Schlechten bezieht die Idee des Guten überhaupt seine Existenzberechtigung und Rechtfertigung. Anders aber als in den Naturreligionen und den auf sie folgenden Weltreligionen sind hier keine überirdischen Wesenheiten oder Gott als Schöpfer und höchster Urheber und Richter über Gut und Böse, über Schuld und Unschuld in der Welt. Sondern zwar höhere, aber recht irdische Richter, die mit Recht und Gesetz Gut und Böse in die Welt bringen und zu unterscheiden wissen. Soweit ihre Macht eben reicht. Die reicht nach Innen im Normalfall auf jeden Fall dazu, auch dazu, dass sich auf heimischen Boden der Einzelne und das Volk berufen fühlen, als imaginäre Richter zu fungieren.

 

Als die legitimen Vollstrecker des Guten, zumal mit geo- und weltpolitisch reichenden Interessen, handhaben politischen Verantwortlichen die Verteidigung des Guten gegen das Böse und Schlechte mit Distanz und gebotener Souveränität: Sie pflegen die “Kraft des Ideals” und Idealismus im eigenen Volk, setzen die heimatliche Liebe zum eigenen Gemeinwohl in ihr unbedingt moralisch-sittliches Recht und haben so den Boden bereitet, den heimatlichen Idealismus aufmerksam zu machen und ihm mitzuteilen, wo nach innen, insbesondere aber auf der weiten Welt da Draußen, das Böse und Schlechte lauert, welches das eigene Allgemeinwohl oder Wir bedroht. Entlang der fraglosen Geltung, dass die westliche Hemisspähre die Inkarnation des Guten ist, und insofern das “abstrakte Gute” (Hegel), halten sie das Böse und Schlechte gleichfalls ganz abstrakt, ohne näheren Inhalt. Denn die “Subsumtion aber jeden beliebigen Inhalts unter das Gute” (Hegel) eröffnet ineins damit die Freiheit der Subsumtion jeden beliebigen Inhalts unter das Böse und Schlechte. Das eröffnet ungeahnte Freiheiten und einen offenbar notwendigen Auftrag nach allen Seiten hin:

 

Ferner wie das Gute das Abstrakte ist, so ist damit auch das Schlechte das Inhaltslose, das von meiner Subjektivität seine Bestimmung erhält; und es ergibt sich nach dieser Seite auch der moralische Zweck, das unbestimmete Schlechte zu hassen und auszurotten. (Hegel, ebd.: 270)

 

In aller Freiheit, die sie als die Machtinhaber haben, füllen die Verteidiger und Retter das abstrakt Gute und das abstrakt Böse mit dem außen- und weltpolitischen Inhalt um der Öffentlichkeit kundzutun, wer als der nächste, der kommende oder auch noch in weiter Zukunft liegende Feind zu betrachten ist, gegen den es gilt, die westliche Hemissphäre als Inkarnation des Guten und als Verfechter der idealen Abstraktionen von Freiheit, Menschlichkeit und Frieden, zu verteidigen. Und da die westliche Hemissphäre Ansprüche und Interessen globaler Reichtweite hat, erwächst daraus der gewaltbereite, imperialistische Zweck, in dem die Ukraine seine Chance sieht, auf der Bühne der Welt durch EU- und NATO-Mitgliedschaft eine größere Rolle zu spielen:

 

Wir sehen das Übel der Aggression am nächsten, also sehen wir auch den besten Weg, das Böse zu besiegen, wie man seine Vermehrung in anderen Teilen der Welt oder zu einer anderen Zeit verhindern kann. (Selensky)

 

Dem können die anderen westlichen Amtskollegen und Bewahrer der Inkarnation des Guten im Prinzip zustimmen. Auch die ukrainische Idee “dass die ukrainische Friedensformel zur deutschen Friedensformel, zur europäischen Friedensformel, zur Weltfriedensformel werden kann” (Selenksy) fügt sich den durch Deutschland geführten europäischen Weltgeltungs- und Weltmachtansprüchen; und schon gleich dem ukrainisch vorgetragenen Angebot “Europa solle zu einer der Supermächte der Welt werden” (Selensky), kann beigepflichtet werden – unter der Voraussetzung, dass sich die Ukraine, sollte es dazu kommen, den Deutschland geführten Weltgeltungsansprüchen unterordnet.

Im Moment also fungiert auch für die in der NATO versammelten Verteidiger der Imkarnation des Guten in ihrer Inbeschlagnahme von Gut und Böse gegenwärtig die Ukraine als Sinnbild und Verkörperung des Guten an vorderster Front der Verteidigungslinie des Guten gegen das Böse. So lautet das absolute Gebot der jetzigen Stunde: “Die Ukraine verkörpert all das, wofür die Europäische Idee steht: den Mut, zu seinen Überzeugungen zu stehen, den Kampf für Werte und Freiheit, das Ringen für Frieden und Einheit.” (von der Leyen) Woraus folgt: “An der Spitze des gesamten ukrainischen Volkes verteidigst du die Werte, für die Europa steht.” (O.Scholz)  – auch wenn der Rest der Welt, nicht unbeträchtliche Teile des Globalen Südens, keinen positiven, keinen guten Grund sieht, sich diese Sichtweise auch zu eigen zu machen. Auch sehen sie keinen Anlaß, “das unbestimmete Schlechte zu hassen und auszurotten”. (Hegel) Sowenig sie die westliche Hemissphäre als die Inkarnation oder das Reich des Guten sehen können, weshalb sie dem Bild eines absoluten Feindes für sich nichts abgewinnen:

 

Putin ist eine Katastrophe. Putin ist Aggression – er will NICHTS anderes für sich und sein Volk. Seine Formel ist der Tod. WIE kann man mit dem Tod reden?  (Selensky)

 

So ist die westliche Hemisphäre darauf angewiesen, alle diplomatischen Anstrengungen auf sich zu nehmen, um weltweit strategische Partnerschaften für das mit der Ukraine geteilte Programm einer höchsten westlichen Richterschaft voranzutreiben: Putin “muss um Gnade flehen, und unsere Antwort muss ein Tribunal sein” (Selensky). Gegenwärtig bleibt es dabei: Ein militärischer Sieg muss errungen werden, um mittels eines selbstverständlich “gerechten” Friedens das endgültige Tribunal über Russland halten zu können. Das geht, wie die westliche Kriegsweisheit und Kriegserfahrung seit 1945 weiß nur, indem die den politischen Führern untergebenen und gehorchenden Völkern, hier das ukrainische Volk, die lebendige Säule des ukrainischen Staates, das “Unermessliche” (O.Scholz) zu erbringen bereit ist. Das bedarf noch einer gewissen, speziellen Bearbeitung und Ausnutzung seines Idealismus.

  1. Das Heldenlied auf das Unermessliche

“Idealismus. Wir verstehen darunter nur  die Aufopferungsfähigkeit des einzelnen für die Gesamtheit, für seine Mitmenschen.”  (Mein Kampf: 327)

“Sie kämpfen buchstäblich für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden. Sie sichern mit ihrem Blut und ihrem Leben die Zukunft ihrer Kinder. Und auch unserer Kinder.” (von der Leyen)

 

Russland ist im Moment die allereste Inkarnation des Bösen, das das Gute bedroht, weil es sich den weitgreifenden Interessen und Ansprüchen der westlichen Hemissphäre nicht fügt. Das kann, das darf nicht hingenommen werden – durch uns alle, die Wir “die Stifter des Friedens” sind. (Selensky, von der Leyen, O.Scholz) So gebietet die “Konfrontation mit dem Bösen” (Selensky):  “Jetzt können nur noch Waffen den Tod aufhalten.” (Selensky) Nur: wer soll diese Aufgabe übernehmen?

Es kann nur gelingen, wenn die lebendige Säule des Staates unter dem Oberfehl der legitimen politischen Leiter alle Kraft des Ideals aufbietet und in ihren Idealismus das Unermessliche unter Kriegsbedingungen erbringt: “Die Aufopferungsfähigkeit des einzelnen für die Gesamtheit, für seine Mitmenschen.” (Mein Kampf) Da die Erfüllung dieser staatsrechtlichen Aufgabe und “Verpflichtung von höchstem ethischem Gehalt“ (von der Leyen) angesichts dessen, was das Unermessliche auf dem “Schlachtfeld” (Selensky) bedeutet, gewisse Zweifel beim Einzelnen erwecken kann, soll ihm alle Ehre, alles Lob dieser Welt zukommen: “Die tiefe Verneigung unserer freiheitlichen Gesellschaften vor der Tapferkeit und Entschlossenheit des ukrainischen Volkes und seines Präsidenten.” (O.Scholz): “Und genau deswegen, wegen Ihres Mutes und ihrer Widerstandskraft, Ihrer Opfer und Ihrer Werte” (von der Leyen) gebührt dem Einzelnen wie dem ukrainischen Volk alle Wertschätzung, Hochachtung und Ehrerbietung. Solche Lobpreisung kostet nichts, erhöht aber, wenn es gelingt, das Selbstgefühl und die Selbstachtung, die den Menschen in der westlichen Hemissphäre auf  besondere Weise kennzeichnet. Weshalb auch der ukrainische Präsident nebst Wehrpflicht und strafrechtlich bewehrtem Ausreiseverbot für “ukrainische Staatsbürgern im Alter von 18 bis 60 Jahren”[6] nicht müde wird, das Heldenlied auf den opferbereiten Idealismus seines Volkes zu singen:

“Lieber Olaf, liebe Ursula, lieber Mateusz, liebe Roberta, liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte über die Ukraine und unsere Helden, unsere Soldaten und unsere Kinder. Vielen Dank! Sie sind echte Helden.” (Selensky)

So geschieht es denn auch: Die Ukrainerinnen und Ukrainer “kämpfen für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit ” (von der Leyen), diese “höchsten irdischen Güter” mit dem schönen, erhebenden und erhabenen Ergebnis: “Eine Nation von Helden wurde geboren. Wir verneigen uns vor einem Land europäischer Helden.” (von der Leyen, 14.9.2022)[7]

Den höchsten ideellen Lohn, den sich der Idealismus der Opferbereitschaft aber vorstellen kann ist, dass die Hingabe des Lebens für die ausgreifenden Interessen eines durch Deutschland geführten Europas in erster und letzter Instanz einzig dazu da sei, “die Zukunft der Kinder und Enkel zu sichern.” (von der Leyen) Gemäß einer älteren Weisheit in einer älteren Ausdrucksweise gesprochen:

“Nach einem Siegeslauf ohnegleichen erwächst endlich als Lohn unsterblichen Heldentums den Söhnen und Enkeln ein Reich.” (Mein Kampf: 245)

Die mit Unterstützung der transatlantischen und der deutsch-europäischen Wertepartnern und Freunden erfolgreiche Bearbeitung und Benutzung des Idealismus des ukrainischen Volkes hat es erfolgreich dahin gebracht, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer sich auf der Seite des Guten wissend bisher alles getan haben, um ihre Freiheit zu verteidigen. Dies aber nur auf diese Weise:

“Sosehr die Freiheit in sich konkret ist, so wurde sie doch als unentwickelt in ihrer Abstraktion an die Wirklichkeit gewendet; und Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt Wirklichkeit zerstören. Der Fanatismus der Freiheit, dem Volke in die Hand gegeben, wurde fürchterlich.” (Hegel, 1833)[8] W20: 331f.)

– und hinterlässt neben einer Trümmerwüste nicht zu zählende x-Tausende Verwundete, Traumatisierte und Tote, auf beiden Seiten. Das ist der bisherige Preis und der Lohn für einen Frieden sehr eigenartiger Natur, der als Vermächtnis der heutigen Blutopfer den nachkommenden Generationen angeboten wird, von denen, die ermächtigt sind, über Krieg und Frieden zu entscheiden:

Es ist Frieden, den wir unseren Kindern und Enkeln als Erbe von heute hinterlassen werden. Wir haben und wollen keine anderen Alternativen. Aber um ein Vermächtnis des Friedens zu hinterlassen, müssen wir den Tag erreichen, an dem wir sagen können, dass wir diesen Krieg mit unserem Sieg beenden. (Selensky)

In diesem Sinne:

Herzlichen Glückwunsch und Slava Ukraini!  (O.Scholz) Ruhm allen unseren Soldaten, die für die Ukraine kämpfen, an Kampfposten und in Kampfeinsätzen! Ruhm allen, die ukrainische Soldaten ausbilden! Frieden wird siegen! Ruhm der Ukraine! (Selensky)

 

  1. Ausblick: Kriegsmoral und Gewaltverherrlichung

 

Die Verleihung des Karlspreises 2023 erweist sich als integraler Bestandteil der gegenwärtigen Kriegsmoral, dem wesentlichen Kern jeder Kriegspropaganda, in die die Atmosphäre und der Geist der Zeit getaucht sind. Kein Zweifel:

“Es macht schier fassungslos, in welcher Geschwindigkeit sich ein Denken breit macht, das den Feind besiegen, das Militär als Mittel der Feindvernichtung aufrüsten und das nationale Interesse an der Feindbekämpfung stärken will.” (N.Wohlfahrt/J.Schillo, 2023)[9]

Den mit “guten Willen” (Kant) ausgestatteten Friedensstiftern des in der NATO versammelten Westens ist es gelungen, den Idealismus des Volkes mittels des moralischen Ideals des sittlich Guten und seiner Inkarnation im Westen so zu bearbeiten und zu bedienen, dass die erwünschte Kriegsmoral in den westlichen Völkerschaften durchgesetzt ist und die Völkerschaften die ihnen dargebotenen Abstraktionen leben. Der Globale Süden ist davon weitgehend noch unberührt. Allerdings droht, dass auch der Globale Süden der Gewaltverherrlichung und ihrer ausgreifenden Umsetzung durch das in der westlichen Hemisphäre beheimatete Gute bald nicht mehr entkommen kann, da er sich praktisch belehren lassen muss:

Geschichte baut sich auf Siegen auf, obwohl sie auch an Niederlagen erinnert.

Es gab Illusionen, dass nicht Siege, sondern angeblich andere Bausteine für die Geschichte möglich seien, aber solche Illusionen führten zum Verschwinden oder bestenfalls zu vielen Jahren des Schweigens in der Geschichte derer, die an sie glaubten. Illusionen werden zum Tod. (Selensky)

Wird das umgesetzt, dann wird es wohl für die kommenden Generationen weltweit heißen:

Die Kinder sind im Frieden zukünftiges Material der Ausbeutung und im Krieg das Ziel der Sprengstoffe und Giftgase. (Horkheimer, 1932)[10]

[1] Hitler, Mein Kampf, München, 1942: 327.

[2] Vgl. dazu grundlegend: G. Jellinek, Allgemeine Staatslehre, Berlin, 1929: 144-145; 406-427.

[3] I. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten [1785], Stuttgart, 1986: 28.

[4] Nicola Matteucci, Lo Stato moderno – Lessico e percorsi, Bologna, 1993: 93.

[5] G.W.F.Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts [1821], Frankfurt/Main, 1970: 270.

[6] Vgl. dazu: https://de.connection-ev.org/article-3585

[7] Unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/speech_22_5493

[8] G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III [1833], Frankfurt/Main, 1975: 331f.

[9] Norbert Wohlfahrt/Johannes Schillo, Die deutsche Kriegsmoral auf dem Vormarsch – Lektionen in patriotischem Denken über “westliche Werte”, Hamburg, 2023: 7; die Autoren liefern in dieser Schrift eine instruktive Kritik der herrschenden Kriegsmoral, die in jedem Fall “der Gegenrede (bedarf)”: 8.

[10] Horkheimer, Dämmerung. Notizen in Deutschland, in: Max Horkheimer, Gesammelte Schriften Bd. 2, Frankfurt/Main, 1987: 436.

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55 Kommentare

  1. ist der Karlspreis auch für die Verfolgung (nach UN Angaben 10.000 Tote Zivilisten) der russisch sprechenden ukrainischen Bevölkerung einschl. des Pogromes 2014 in Odessa?

    1. Ich denke, dass die kleinen Nato-Partnern und -Anwärter von der militärischen Macht der USA schlicht emotional überwältigt sind und vergessen haben, dass sie nicht wirklich im Besitz dieser Macht sind. Bzw. dass andere, auch wenn noch gar nicht die ganz großen Bomben abgeworfen werden, so viel militärische Macht haben, dass man deren Möglichkeiten besser nicht austesten sollte.

      Die USA hat schon vor Feb. 2022 klar erklärt, dass sie alles mögliche machen wird (all options are on the table), aber keine US-Soldaten kämpfen werden. Inzwischen ist mit den avancierten Waffen, die geliefert wurden, bereits klar, dass das lediglich noch Definitionssache ist.

      Ich freue mich (und es erschreckt), dass die nationalistischen Lobreden so langsam immer deutlicher eingeordnet werden.

  2. Ein TV-Clown wude zum Präsidenten gewählt, weil er Frieden versprach. Ein Präsident wird geehrt, weil er den kapitalistischen Eliten Krieg lieferte.
    Applaus?
    Jetzt will der Präsident die Krim von Russland zurückerobern. Es gibt keine roten Linien mehr. Es gibt nur noch rote Zahlen und rote Erde.
    Blut, Schweiss und Tränen hat schon mal einer versprochen. Dieses Mal blutet Europa (und die Welt) für «Slawa Ukrajini!». Einen durch und durch korrupten Staat, dessen bisher grösstes politisches Verdienst es ist, Russen zu hassen und Staatseigentum an ausländische Investoren zu verscherbeln.
    Was für ein Held dieser Präsident doch ist!

  3. Wahrscheinlich bin ich zu ungebildet, diesen Text einordnen zu können, soll es tatsächlich reinste Lobhudelei, oder doch eher sarkastisch gemeint sein? Für mein Verständnis jedenfalls ist es unbegreiflich, wie ein faschistischer Diktator mit Preisen und solch unterwürfiger Ehrerbietung gefeiert werden kann!

    1. Natürlich ist der elaborierte Text sarkastisch gemeint. Auf den Punkt gebracht, will der Text sagen: das Volk wird mit angeblichen Idealen, die sie zu ihren eigenen machen sollen, zum alleinigen Nutzen einer kleinen “Elite“ hinters Licht geführt. Wie eh und je, lässt sich die Masse blenden und zur Schlachtbank führen. Da helfen erschreckenderweise auch keine “Betscheller“, Master und Doktorgrade. Vielleicht 10% durchschaut das Spiel, unabhängig von irgendeinem Abschluss. Leider haben die keine Macht und werden von der “Elite“ massiv bekämpft. Das ist die traurige Wahrheit. Falls es noch eine Zukunft geben sollte, müssen die, die das Ganze gedeckt haben und dann hinterher wieder von nichts gewusst haben wollen und die wieder beginnen werden, zu beschwichtigen und die TäterInnen zu decken, hart bestraft werden, eigentlich noch härter als die Schuldigen selbst. Denn sie sind die Ermöglicher der Schweinereien. Ohne sie könnte die “Elite“ nichts ausrichten.

    2. Man darf erwähnen das dieses Land das den Karlspreis verleiht auch die faschistischen Diktatoren Suharto und Pinochet aktiv unterstützt hat. Und auch alle möglichen Regimes von Apartheid-Südafrika, Argentinien und Brasilien, Paraguay, Kongo, Spanien unter Franco … waren und sind die besten Freunde der Bundesrepublik und ihres Kapitals von Anfang an. Der Kriegsverbrecher Henry Kissinger (“Das illegale erledigen wir sofort – das verfassungswidrige dauert etwas länger”) ist ebenfalls Träger des Karlspreises. Selensky ist also in guter Gesellschaft …

  4. Wer ist dieser Manfred Henle, der sich erdreistet meine und anderer Zeit mit intellektuellem Kreiseln im Weltall am völlig falschen Objekt zu vergeuden? Dieses geschwätzige Elaborat, das einen auch nach langen Minuten völlig im Dunkeln darüber lässt, wohin der Autor gedanklich gelangen will, ist eine einzige Zumutung. Und wer das nicht merkt und Hand bietet zur Veröffentlichung ist offenbar auch nicht mehr urteilsfähig.

    Der zum Anlass genommene Vorgang ist im höchsten Mass obszön. Dies auch, wenn man konzediert, dass der Namensgeber des Preises selbst eine Kriegsgurgel vor dem Herrn war, allerdings immerhin nicht nur das. Denn Selenski, dieser mit dem elften Finger Klavier Spielende, dieses Mensch, das mit seiner Rolle verwachsen ist, das Imperium in seinem Land zu vertreten, ist drauf und dran uns alle stracks die Pforte zum dritten und letzten Weltkrieg zu öffnen. Und was das heisst, übersteigt das Vorstellungsvermögen des antiquierten Menschen bei weitem.

    Wenn schon einmal etwas pervers war auf Erden, dann diese von entgleister Ethik und hohlem Pathos zugekleisterte Veranstaltung, die für Deutschland vielleicht die grösste Schande seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges darstellt. Schöngeisterei ist die grundfalsche Reaktion. Nur die stärksten Vokabeln – man darf sie nicht öffentlich äussern, aber denken – sind dafür geeignet. Ich wende mich ab mit Grausen.

    1. Danke !
      Ich finde immer wieder keine Worte für die Seltsamkeit des geistigen Zustandes der Eliten, der sich in den letzten Jahren Bahn gebrochen hat. Ich schrieb ja schon mal, dass ich bei meiner Suche auf die medizinische Definition der Wahnhaften Störung stieß. Trotzdem bleibe ich ratlos zurück, angesichts solch offensichtlichen Irrsinns wie dieser Veranstaltung. Was mag in diesen Köpfen vor sich gehen ?????

      1. Wie schön, das wir hier als des Kaisers emsige Barbiere, um dessen Bart streiten. Der “Karls-Preis”, ist nichts anderes, als die Legitimation unredlichen Handelns, im vermeintlichen Sinne eines zweifelhaften aber zweifellos gefährlichen Syndikates, namens “EU”.

        Wir haben keine “Eliten”, sondern nicht gewählte “Herrscher” in der EU. Der “europäische Gedanke”, wurde völlig missbraucht, missinterpretiert – und letztlich, völlig vergewaltigt. Je “größer” die Preise, desto mehr sollte man sie “hinterfragen”.

        Völlig zugedröhntes Pathosgeschwurble, zum heroischen Mythos hoch geschissen, in medialen “Denkfabriken” zu geistigem convenience-food verarbeitet: tja, so schafft man “Marvel-Helden”, deren Inmortalität eben einen Preis verdienen – den ohnehin, niemand ernst nimmt.

        Das ganze Gehabe erinnert an ein peinliches Parallel-Universum, das jenseits der realen Welt, eifrig und gläubig, zelebriert wird. Schön wäre es- leider aber erdrückt dieses “Parallel-Universum”, die reale Welt.

  5. Mit einer selbstverständlichen Haltung wird die Ukraine als ‘unser’ betrachtet!
    Im erweiterten SINN, ist das eine Annexion durch Politik im Verbund mit dem Kapital.
    Der demokratische Wille aller Europäer spielt überhaupt keine Rolle.

  6. Zitat: “Hintergrund ist das Selbstverständnis des aus dem Frankenreich Karls des Großen hervorgegangenen deutschen Kaisertums bis 1806 als christliche (daher Heiliges Römisches Reich) Fortsetzung des (west-)römischen Imperiums. Dieses Selbstverständnis kommt bereits in der Kaiserkrönung Karls durch Papst Leo III. in Rom am 25. Dezember 800 zum Ausdruck, die die Beteiligten als translatio imperii („Übertragung des Reichs“) verstanden.”
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Restauratio_imperii

  7. Leider schon vor Jahren publiziert, aber in dieser Zeit des schwarz-weiß Denkens unserer “Eliten” in Europa, und den USA, wieder hochaktuell das, meiner Ansicht nach, mehr als verbreitenswerte Buch des evolutionär-humanistischen Buchautors, und wenig bekannten, Philosophen Michael Schmidt-Salomon mit dem Inhalt, und Titel, “Jenseits von Gut und Böse – Oder warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind” – Michael Schmidt-Salomon kritisiert schon seit Jahren das schwarz-weiß Denken, auch im normalen Alltagsumgang, und sieht.die Lösung – ganz im Gegensatz zu unseren Politiker/-innen der CDU)CSU-Opposition sowie der Ampel-Koalition im entspannten, unverkrampften, alltäglichen, menschlichen Miteinander – eben “Jenseits von Gut und Böse” – das schwarz-weiß Denken ist nicht zielführend – die evolutionär-humanistische Ethik ist hier seines Erachtens besser als die absolute Vermoralisierung der Welt.

    Ich verstand ihn früher schon so:

    Wir mit unserer neutralen Grausicht sind einfach “die besseren Menschen” – alles andere kann sogar zur Vernichtung der Menschheit führen.

    Schade, dass Michael Schmidt-Salomon, außerhalb der säkularen Szene weitgehend unbekannt ist denn seine These ist ja – leider muss man sagen – seit 2022 wieder hochaktuell, und man sollte die für bestimmte Politiker/-innen zur allgemeinen Pflichtlektüre machen – insbesonders bei den arroganten sowie hypermoralischen “Grünen” in Berlin.

    Gruß Bernie

    1. Meines Wissens hat sich letztes Jahr Schmidt-Salomon für Waffenlieferungen ausgesprochen. Das deutet auf einen Idealismus, weg vom unmittelbar Humanen hin. Schade!

      1. @Ulrich

        Danke für den Hinweis, war mir so nicht bewußt, aber ich hegte da so einen Verdacht, da Schmidt-Salomon Teile der Grünen-“Spitze” – lange vor Wahlkampfzeiten – getroffen hat, und ich mich damals schon gefragt habe, ob bei denen nichts hängen geblieben ist, von Schmidt-Salomons Thesen.

        Scheint sich wohl von seinen eigenen Idealen verabschiedet zu haben, der evolutionär-humanistische Philosoph? Wäre es so, dann wäre das überaus schade, aber beim “Humanistischen Pressedienst”, der überwiegend bellizistisch drauf ist, worauf ich mich von dieser Website entfernt habe – hpd.de – wundert mich das denn doch auch nicht mehr.

        Übrigens, was den “Karlspreis” angeht, den gönne ich Selenskij, da er ja dann in einer Reihe mit einem – heute würden man sagen genozidialen Massenmörder sowie Bellizisten Karl dem Großen – stehen dürfte, nachdem der “Karlspreis” benannt ist – “dem Sachsenschlächter” Karl dem Großen, denn merke unsere Vorfahren wurden nicht freiwillig “Christen” sondern mit “Feuer und Schwert bzw. Massenmord an den “Heiden” zum Christentum “überredet”……mehr dazu bei dem, bis dato unwidersprochenen, aber schon vor Jahren verstorbenen, Kirchenkritiker Karlheinz Deschner, und dessen Lebenswerk, die Geschichte des Christentums einmal aus der Perspektive seiner “heidnischen”, sowie auch der gegenkonfessionellen, Opfer zu sehen…..”Der Kriminalgeschichte des Christentums”……interessant auch das Kapitel über den 1. Weltkrieg wonach es damals schon gegen die Russen, mehr sogar noch, was heute zum Glück anders ist, päpstlicherseits, dem Kampf der römisch-katholischen Kirche gegen die russisch-orthodoxe Kirche……auch ein Grund für den Krieg gegen die “Slawen” im 1. Weltkrieg….nach Deschners Lebenswerk…..aber das ist ein anderes Thema, dass ich hier nicht weiter vertiefen will, nur mal als Hinweis von wem Michael Schmidt-Salomon “erzogen” wurde……Deschner dreht sich im Grabe um, sollte es wahr sein, dass Schmidt-Salmon sich “für Waffenlieferungen an die Ukraine” ausgesprochen haben…..

        Gruß
        Bernie

        1. Schmidt-Salomon ist nicht nur Hedonist, sondern Darwinist und damit Anhänger der Idee des Guten als Durchsetzung im Überlebenskampf, also auf dem Wege der Durchsetzung des Stärkern. Da ist für menschliche Vernunft im Sinne von Verständigung mit allen wenig Platz.

          1. Da muss ich dir aber, bei aller sonstigen Zustimmung, widersprechen denn du hast Darwins Thesen wohl falsch verstanden bzw. dich nicht richtig mit ihnen befasst🤔👎

            Es ist, nicht nur in evolutionär-humanistischen Kreisen um Schmidt-Salomon längst schon bekannt das die Stelle mit “dem Überleben des angeblichen Stärkeren” eine Fehlinterpretation der Originaltexte Darwins war – Darwin meinte, dass der am besten Anpassungsfähige überlebt – das muss nicht “Der Stärkste” sein – die Sozialdarwinisten haben da was, bis heute, missverstanden😉

            1. Das macht keinen Unterschied, weil auch the fittest nur überlebt bzw. sich durchsetzt, weil er die anderen verdrängt. Solange die Argumentation auf dieser hohen pauschalen Ebene geführt wird, was auch bei Darwin der Falls ist, sind alles nur Ersatzbegriffe für das von Darwin eigentlich gemeinte Phänomen, dass Arten oder Varianten aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausstattung Vorteile gegenüber anderen haben und der Vorteil bezieht sich bei Darwin ganz klar auf das Überleben durch vermehrte Fortpflanzung und damit Verdrängung anderer. Wie dieser Vorgang etikettiert wird, ist völlig egal: es ist Selektion aufgrund eines biogenetischen Überlebensvorteils. Vernunft ist damit nicht gemeint, denn diese beinhaltet Toleranz für Alternativen und Andere.

              1. Apropo “Toleranz”, dass ist doch lustig, denn gerade die Unterstelle ich den “Christen”, die Selenskij den “Karlspreis” verliehen haben, wie ihm selber, gerade nicht.

                Oder ist das “Toleranz für Alternativen und Andere” neuerdings so gemeint, dass man die russisch-orthodoxe Kirche in der Ukraine verbietet, die russische Kultur in der Ukraine, ebenso wie die Sprache gleicht mit, und “wertewestliche” Werte – aus dem Westteil der Ukraine – gleich via Bürgerkrieg und Militär dem Donbass und Lugansk zukommen zu lassen bzw. die Menschen die dort, und auf der Krim wohnen, nach einer eventuellen “Rückeroberung der Krim” gleich via eigenem Geheimdienst und eigenen Militärs via Genozid erledigen zu wollen – insofern es “russische” und “nicht-russische” Kollaborateure sind?

                Seltsame Auffassung von “Toleranz für Alternativen und Andere”, die Selenskij da vertritt, und die Preisverleiher eines Preises, der, sollte man dem Web glauben, sogar von via “Persilschein” freigekauften Ex-Nazigrößen, und deren Anhang, zum ersten Mal via Idee nach 1945 eingeführt wurde…..

                ….insofern noch ein Grund, dass Selenkskij den Preis dieser “Super-Christen”, und des “Sachsenschlächters” (= Wer nicht “Christ” wurde wurde abgeschlachtet – ein frühmittelalterlicher Genozid an den Sachsen eben) Karl des Großen,,gleich doppelt zusteht…..

                Ganz zynische Grüße
                Bernie

            2. Ach, wer Darwin zitiert, ohne ihn zu begreifen, sollte “fittest” nicht mit dem Jogger vergleichen, sondern es so übersetzen, wie gemeint: “fittest”= angepasst.

              Was nützt der Evolution der thumbe Bodybuilder – wenn der gedopte Muskelprotz, nicht mehr fähig ist, seinen kleinen, schlappen Dödel, irgendwo, zwecks Fortpflanzung, einzuparken.

        2. @Ulrich

          Ergänzend die Frage, die heute bei mir aufgetaucht ist;

          Hast du eine stichhaltige Quelle für deine Behauptung über den Philosophen Michael Schmidt-Salomon?

          Sorry, aber ich las gerade in einem anderen Zusammenhang, dass er sich des öfteren schon erfolgreich juristisch gegen “Verleumdung” gewehrt hat – bleibe daher skeptisch gegenüber deiner Behauptung über seine angeblichen Aussagen zum Ukrainekonflikt.

          Interessant ist übrigens, dass er, in diesem anderen Zusammenhang juristisch mehr als erfolgreich gegen den Vorwurf vorging ein Rechtsextremer zu sein – nur soviel wer den Islam als Religion kritisiert der kennt den abartigen, und völlig sinnfreien Vorwurf schon etwas länger als wir.”Lumpenpazifisten” hier 🙄👎

          Der kann übrigens sogar Muslime treffen insofern sie es wagen den Islamismus zurecht zu kritisieren 🙄👎

          Entschuldige die kurzfristige Abweichung vom Thema, aber es geht um den selben Philosophen, der eben so verhasst ist, dass er sich schon seit Jahren gegen haltlose Unterstellungen vor Gericht sogar wehren muss – bis dato immer.erfolgreich.

          LG Bernie

          1. PS: Eben eine Spätfolge des 11. September 2001 – und der Anschläge aufs WTC – jeder der den Islam auch nur ankratzt, egal ob er selber Muslim ist, oder nicht, ist eben ein “Nazi”……der Versucht derzeit das beim Ukraine-Krieg und uns “Friedensschwurblern” genauso zu praktizieren hat also einen historischen Hintergrund…..und ist genauso pervers wie Juden Antisemitismus vorzuwerfen – so z.B. dem Israelischen Autor Moshe Zuckermann ergangen……in seiner Heimat Israel….

            Das Leben schreibt wohl die besten schwarzhumorigen Witze?

            LG Bernie

  8. Wurde dieser Text durch ChatGPT geschrieben?
    Mir fällt es schwer, darin irgendeinen Aussage oder nachvollziehbare Argumentation zu finden.

          1. Für die einen ist es Philosophie, für die anderen ist es das längste, sich dauerhaft selbst wiederholende Elaborat der Welt.
            Ist nicht böse gemeint.
            Ich will nicht kleinlich sein. Es gibt sicherlich noch längere Bleiwüsten. Aber der berechtigte Hinweis auf eine Ähnlichkeit der Betonung von “Ideal”, “unsterblichem Heldentum”, “dem Bösen” und anderen schwarz-weißen Superlativen mit den Formulierungen und der Propaganda in “Mein Kampf” hätte auch etwas gestrafft werden können, ohne seinen Zweck und seine Verständlichkeit zu beschneiden.
            Mir tut es nur um jede Seele leid, die in den Schützengräben verreckt und um jeden Menschen, dessen Heimat zerstört wird – auf beiden Seiten der “Kontaktlinie” (welch Euphemismus!).

  9. Ich bin einfach froh, wenn ich feststellen kann, dass es neben mir andere Menschen gibt, die vorgetragenen Idealismus nicht für den Ausdruck des “Guten” halten, sondern für das, was er ist: Der immer wieder fehlschlagende Versuch, die Menschen zu besseren Tieren zu machen, als die übrigen Erdbewohner. (PETA-Mitglieder eingeschlossen). Stellvertretend für alle dieser Sorte seien hier genannt: Maximilien Robespierre, Friedrich der Große (Preußen), Napoleon Bonaparte, Josef Wissarionowitsch Stalin, George W. Bush, Joseph Martin Fischer . Barack Obama ….
    Für die meisten Menschen wäre es schonender, alle Überlegungen zum Guten an und für sich bleiben zu lassen, und sich um Frieden, Brot und Obdach zu kümmern. Am besten mit Beschränkung auf das Territorium, auf dem sie heimisch sind. Man kann das nicht oft genug sagen.
    Leider lassen die Menschen in ihrer Unvollkommenheit den Idealismus nicht bleiben. Über kurz oder lang verkommen alle hoffnungsfrohen Ansätze zu “massiver” Überzeugungsarbeit. Die Folgen sind nicht abschätzbar.

    1. Günter Grass Zitat aus dem Spiegel:

      “Das Grundübel unseres »Vaterlandes«, das Gustav Heinemann ein schwieriges nennt, scheint mir die durch nichts zu unterbrechende Fortsetzung des deutschen Idealismus zu sein. Totale Ansprüche, ob von links oder rechts vorgetragen, sind nach wie vor vom deutschen Idealismus geprägt, verdanken ihm seine übermenschlichen Maße. Ob die rechte Reaktion in ständestaatlichen Ordnungsprinzipien eine heile Welt anstrebt (und dafür alles mögliche in Scherben gehen lassen will), ob die Linke nach Marcuses befriedetem Dasein hungert (dessen Vorstufen ein halbes Dutzend Vietnam bedeuten dürften), es sind jeweils idealistische Schwierigkeiten, die es den Heilsaposteln unmöglich machen, die Widersprüche der Wirklichkeit auszuhalten und dem eigenen Unvermögen konfrontiert zu bleiben.”
      https://www.spiegel.de/politik/unser-grunduebel-ist-der-idealismus-a-96d361c7-0002-0001-0000-000045562756

  10. Was hat “Gut” und “Böse” in der politischen Debatte verloren? Das sind doch moralische Kategorien, die allenfalls etwas über den jeweiligen Verwender aussagen, über dessen Haltung bzw. dessen Ansichten. Probleme lassen sich damit nicht lösen und das sieht man derzeit nicht nur am Krieg in der Ukraine mehr als deutlich.

    1. @ Otto Bismark
      Haltung und Ansichten bleiben in aller Regel ohne jegliche Auswirkung auf die Lebenspraxis. Nach meiner Beobachtung gehört vor allem die Praxis des Hergebens oder Teilens notwendiger Güter nicht dazu. Es sei denn, alles verbleibt im Clan. Ich denke dabei an Familien wie Otto, Albrecht, Quandt…

    2. Ein schönes Bild.
      Rechts das verklärte EU-Huhn und links mit gefalteten Händen das grün-braune Element bei der Anhimmelung des schmierigen Krampf-Gnoms mit Koks-Hintergrund. Eine wahrhaft feierliche Zeremonie zum Lobe des eigenen Opportunismus und Scheinheiligkeit der Anwesenden.

  11. Sie waren sich absolut sicher: unsere Bevölkerungen, wie auch alle Länder dieser Welt werden sich jetzt um uns scharen, um den Aggressor Russland zu besiegen. Dieser wurde auch verurteilt, aber dann lief es nicht mehr so wie geplant. Im Gegenteil, es mehrten sich die Frechheiten gegen das US-Imperium: der Vertrag zwischen China und Saudi-Arabien, die durch Chinas Vermittlung mögliche Einigung zwischen Iran und Saudi-Arabien, die Wiederaufnahme Assads in die Arabische Liga. Frechheiten und Entdollarisierung auch in Südamerika, wo jetzt fast nur noch Linksregierungen am Ruder sind.

    Man hat sich fest vorgenommen, das zu ignorieren. Mit moralisierender Geste will man weiterhin den Rest der Welt auf Linie bringen. Wozu nun dieser Karlspreis dient. Es wird nicht gelingen.

    Die Feststellung, dass wir mit den Sanktionen nicht Russland, sondern uns selbst ruinieren und dass die jetzt angedachten Sekundärsanktionen dazu führen, dass wir uns politisch und wirtschaftlich isolieren, das kann nicht mehr gesagt werden, ohne als Kriegsbefürworter kategorisiert zu werden. Die AfD kann sich hier als Stimme der Vernunft präsentieren, ganz einfach, weil alle anderen Parteien das Thema liegen ließen.

    Indes, man sollte immer noch bedenken, was man da bei der AfD mitwählt.

    1. Sie haben völlig Recht. Man überlässt die richtigen Fragen den falschen Leuten. Die AfD ist eben keine Alternative, aber es gibt auch keine Alternative. Die Opposition macht ihren job nicht, sondern biedert sich an im Hinblick auf künftige Koalitionen. Man hat nicht mal mehr die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es ist alles dasselbe.

      1. Zustimmung. Ich hoffe ja inständig auf eine mögliche Sarah-Partei. Die wird sicher, falls sie realisiert wird, mit allem bekämpft werden, was der Psyop-Kasten hergibt, aber vielleicht erwacht dann Otto-Normal-Verbraucher aus seiner politischen Agonie. Man darf ja noch träumen…

  12. Dass westliche Spitzenpolitiker sowohl im Bundestag als auch bei dieser Verleihung sich nicht schämen, ihre Reden mit Slava Ukranini zu beenden, zeugt entweder von blamabler Unkenntnis der Geschichte dieses Ausrufes oder aber intellektueller Dickfelligkeit gepaart mit übergroßer Anbiederung an Selenskyj und die Bürger der Ukraine. Auch eine Mischung aus beidem ist denkbar.

    Ich kann noch verstehen, dass man den European Song Contest Sieg der Ukraine überlies. Eine Geste aus Wohlwollen, Mitgefühl und Solidarität. Völlig in Ordnung. Aber “Slava Ukraini” steht auf der gleichen Stufe wie “Heil Hitler” und wurde von den Bandera-Anhängern auch mit dem gleichen strammen Gruß des rechten Arms unterlegt. Ich fasse es nicht, dass dies von deutschen Politikern unterstützt bzw. unternommen wird.

    Hat Selenskyj den Karlspreis verdient? In meinen Augen nein. Die Ukraine verteidigt in erster Linie sich selbst – und das zu Recht. Sie wurde schließlich angegriffen. Dass ihre Politiker durch ihr Handeln massiv zu diesem kriegerischen Überfall beigetragen haben, bleibt m.E. oft unberücksichtigt. Europäische Werte werden in der Ukraine nicht verteidigt, auch wenn die EUCO Präsidentin noch so oft wie ein verliebter Teenager um Selenskyj herumscharwenzelt. Es hat nichts mit Europa zu tun, es ist nur ganz einfach peinlich. Ebenso wenig wie unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wurde. Das sind Floskeln, mit deren Hilfe der Bürger jede Handlung des Staates in diesem Zusammenhang abnicken soll.

    Vermutlich wird das nicht das Ende der Fahnenstange bezüglich Preisverleihungen sein. Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels ging an einen ukrainischen Rassisten, der mit einer anderen Nationalitätsangehörigkeit und dieser dreckigen Wortwahl mit 100prozentiger Sicherheit nicht mal in die Auswahl gekommen wäre.

    Preise sind eben Preise – aber sie sind nichts wert, wenn sie beliebig vergeben werden. Und das geschieht aktuell.

    1. Mir kommt grade zugegen eine nicht ernst gemeinte ganz zynische Idee – alle 80 Millionen Bundesbürger heben die Hand zum Nazi-Gruß und rufen “Slava Ukraini” – mal sehen was der Verfassungsschutz, der BND, und die Polizei in einem solchen, satirisch gemeinten, Szenario machen würden…..würden die dann auch alle machen lassen?

      Oder würden die sagen ihr habt den Arm zum Nazi-Gruß erhoben, und das “Slava Ukraini” interessiert da nicht, ihr kommt nach Stuttgart-Stammheim…..seit alles “Nazis” und “Schwurbler”……*grins*

      Sarkastische Grüße
      Bernie

      1. Und das fixierte Szenario vollbringen wir auf der Straße des 17. Juni, die demnächst in Banderaallee umbenannt werden wird….
        Böse, ich weiß.

    2. An Dummheit oder Unkenntnis kann ich nicht recht glauben. Nein, es ist in meinen Augen eine bewusste Provokation gegenüber den Russen, siehe auch die Vorgänge um den 8./9. Mai, und es ist ein Offenbarungseid. Ich sehe das auch als eine Art Warnung nach innen, so nach dem Motto: passt auf, wenn ihr uns nicht bedingungslos folgt, dann könnte auch bei uns bald der “Schlachtruf“ (wieder) ertönen und Kritiker in Lager oder Schlimmeres wandern. Heute natürlich alles “politisch korrekt“. Dass man politisch äußerst flexibel ist, wer könnte das nicht besser symbolisieren als die Braungrünen?

  13. Der Essay fügt in sehr berechtigter Form alle zu faschistischer Zeit und heute geäußterten aktuellen faschistischen Ideologeme von führenden Politikern zu dem Bild zusammen, dass Deutschland über die vorbehaltlose, ja grenzenlose und umfassende Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland selbst zu einem faschistischen Land wird, in dem Hitlers “Mein Kampf” zu einem Verkaufsschlager werden könnte, wenn er unkommentiert und preiswerter zu haben wäre. Dass wir es hier mit einem neuen System-Faschismus zu tun haben, der anstelle einem rassisch überlegenen Volk das angeblich in puncto Freiheit und Demokratie überlegene System zu jenem Körper hochstilisiert, für den jeder einzelne in dem nun viel größeren Ganzen, Europa, Opfer zu bringen hat, lösst Schlimmstes befürchten, bleibt aber in dem Essay weitgehend im Dunkeln. Die Sichtbarmachung der Konkordanz mit dem historischen Vorbild ist aber gelungen.

  14. Dem eigenen Staat unausweichlich integriert und subsumiert, nimmt der Einzelne den Staat als das, was er realiter ist: die unbedingte Grundlage seiner Existenz, von der er mit Haut und Haaren sich abhängig weiß. Also nimmt er ihn als das existenzielles Mittel seines Daseins, von dem in erster und letzter Instanz alles abhängt. Woraus folgt, dass es in seinem ureigensten Interesse liegt, für „seinen“ Staat, der ihm nicht gehört, für dieses Mittel seines Lebens auch da zu sein. Er will es, weil sein Lebensmittel unausweichlich ist.

    Der Einzelne ist abhängig vom Staat. Der Staat ist die Grundlage seiner Existenz. – Stimmt. Der vorgestellte Schluss daraus ist falsch. Oder anderes: Es ist kein Schluss, sondern eine Affirmation. “Also nimmt er ihn als das existenzielles Mittel seines Daseins,” Ich finde es nicht logisch, eine Abhängigkeit in ein Mittel umzudeuten. Für Henle irgendwie folgerichtig (“woraus folgt”). Also aus der Abhängigkeit soll folgen, dass es im ureigensten Interesse des Einzelnen liegt, für die Institution da zu sein, die diese Abhängigkeit stiftet? Hm – nicht logisch. Logisch wäre, sich von einer Abhängigkeit befreien zu wollen, weil sie das Interesse beschränkt. “Er will es, weil sein Lebensmittel unausweichlich ist.” Nein, er will es, weil er eine Abhängigkeit in ein Lebensmittel umlügt. Schon die “Unausweichlichkeit” dieses “Lebensmittels” ist eigentlich ein Hinweis darauf, dass es kein Lebensmittel ist. Wenn zu einem Lebensmittel keine Alternative gibt, und die Alternativlosigkeit auf staatlicher Gewalt beruht, dann stinkt das 1000 m gegen den Wind nach Herrschaft zwecks Ausbeutung. Henle stellt hier die bewusste Zustimmung zu den Verhältnissen als korrekten Schluss dar, der aus der Abhängigkeit folgt.

    Die Regierenden hat er, der Abhängige, in diesem Akt zugleich anerkannt als diejenigen, die die Macht, die Souveränität und die Freiheit haben, genau zu wissen, was am Besten für sein Lebensmittel ist, das ihm als Staat, als Allgemeinwohl, als Land, als Heimat oder als das berühmte „Wir (alle)“ entgegentritt.

    In welchem “Akt” denn? Im Akt des folgerichtigen Schließens, dass seine Abhängigkeit sein Mittel ist? Nochmal dasselbe unlogische Argument: Weil er abhängig ist soll der Bürger die Regierung, den Staat… anerkennen? Warum soll Abhängigkeit per se Anerkennung zur Folge haben. Man müsste doch denken, das Gegenteil ist der Fall. Eine Abhängigkeit, besonders eine so üble, wie der Schutz von Verhältnissen, die ihm Ausbeutung durch Lohnarbeit beschert, müsste der Einzelne doch eher abschütteln wollen.

    “Die Frage nach der Natur dieses merkwürdigen Mittel des Lebens, das der Staat sein soll, ist ausgelöscht zugunsten des Ideals von Staat, Recht, Gesetz und staatlicher Ordnung.”

    Nein, die Frage ist halt überhaupt nicht ausgelöscht. Hier zeigt sich der Fehler am deutlichsten, aus Abhängigkeit per se, Zustimmung abzuleiten und es zeigt sich auch die ideologische Leistung dieser Theorie. Der Staatsbürger wird als einer vorgestellt, der unbewusst ohne eigene Beurteilung, dem Staat zustimmt. Der staatliche Zwang schafft eine Abhängigkeit, die er schnurstracks und automatisch in ein Mittel übersetzt. Nach Henle findet also eine Beurteilung dieser in ein Mittel übersetzte Abhängigkeit nicht statt. Und das stimmt eben nicht, weil, wie erläutert aus einer Abhängigkeit per se, überhaupt nicht die Übersetzung in ein Mittel folgt. Das ist Quatsch! Eine Abhängigkeit kann erst dann zum Mittel umgedeutet werden, wenn diese Abhängigkeit p o s i t i v beurteilt wird. Also ist “die Frage nach der Natur dieses merkwürdigen Mittel des Lebens” längst beurteilt, und nicht “ausgelöscht” wie Henle meint, und zwar positiv. Mittel bedeutet doch gar nichts anderes, als dass es für das eigene Wohl nützlich sein soll. Also wenn jemand eine Abhängigkeit als Mittel beurteilt, dann hat er die Sache längst positiv beurteilt.

    Die Frage ist bloß, wie kriegt der Bürger es hin, so einen Scheiß, wie Eigentumsverhältnisse, die der bürgerliche Staat garantiert, positiv zu beurteilen. An dieser Stelle kommt der Idealismus ins Spiel. Der Staat wird nicht nüchtern analysiert als das, was er ist und dann zum eigenen Interesse ins Verhältnis gesetzt, sondern der Bürger konstruiert ein Ideal vom Staat, in dem der Staat seinem Interesse Mittel ist. Entlang der Forderung, der Staat müsse dem eigenen Interesse nützlich sein, schafft er sich eine Vorstellung vom Staat, die dieser Forderung entspricht. Er macht also das Bedürfnis, dass der Staat dem Wohl des Bürgers zu dienen habe, zu seiner Bestimmung. Das ist natürlich ideologisches Denken, das sich an der Wirklichkeit blamieren muss. Denn der Staat dient nicht dem Wohl des bürgerlichen Individualinteresses, sondern dem Gemeinwohl einer kapitalistischen Gesellschaft, in der ein Klassengegensatz existiert, der funktional für die Vermehrung von abstraktem Reichtum eingerichtet ist. Der Bürger stellt sich nur vor, dass sein Individualinteresse mit dem Gemeinwohl übereinstimmt und wird enttäuscht.

    „Wir sind alle Stifter des Friedens, das ist unsere Hauptpflicht.“ (Selenskij) In der politischen Klasse zirkulieren die schönen Ideale Frieden, Freiheit und Menschlichkeit aber nicht als idealistische Abstraktionen, sondern als ziemlich raue Projekte und Ziele materiellen ökonomischen und weltpolitischen Inhaltes.

    Dann gilt es doch festzuhalten, dass es nicht stimmt, dass Friedensstifter zu sein, die Hauptpflicht des Staates und seiner Vertreter ist. Das wahre Verhältnis von Wirklichkeit und Ideal ist, dass Ideal die Wirklichkeit in beschönigender Weise rechtfertigen soll. Welchen Frieden will Selenski denn? Er will einen Siegfrieden. d.h. Er will den Sieg, dafür lässt er Ukrainer krepieren, und das rechtfertigt er damit, dass am Ende ein Frieden steht. Selenski will den Erfolg also den S i e g seiner Nation.

    Auf ein schönes Bild oder Ideal ihres Selbst sind die legitimen Amtsvollstrecker ihrerseits überhaupt nicht angewiesen:

    Wie man sieht, sind sie das eben doch, sonst würden sie auf den schönen Schein ihres Tuns ja verzichten. Würde das Volk den Vertreter der Nation denn noch eben so willig folgen, wenn diese die ungeschönten Zwecke ihrer Politik herausposaunen würden und folglich die idealistische Einbildung, ihre Führer würden dem Guten dienen, nicht mehr möglich wäre. – Wohl kaum.

    Den mit „guten Willen“ (Kant) ausgestatteten Friedensstiftern des in der NATO versammelten Westens ist es gelungen, den Idealismus des Volkes mittels des moralischen Ideals des sittlich Guten und seiner Inkarnation im Westen so zu bearbeiten und zu bedienen, dass die erwünschte Kriegsmoral in den westlichen Völkerschaften durchgesetzt ist …

    Man sollte aus der Kriegspropaganda der Mainstreammedien nicht schließen, dass die staatlich erwünschte Kriegsmoral durchgesetzt ist. Sicher sind wahrscheinlich die meisten gegen den “völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins”, aber dass damit alles was den europäischen Führern so vorschwebt von Sanktionen über Waffenlieferungen aller Art bis zum Siegfrieden mit abgehakt ist, stimmt m.E. nicht.

    @So gesehen:

    Hat Selenskyj den Karlspreis verdient? In meinen Augen nein. Die Ukraine verteidigt in erster Linie sich selbst

    Welch perverse Show die Karlspreisverleihung ist, die in Selenski den europäischen Friedensengel feiert, wird klar wenn man sich anschaut, welche Pläne dieser Präsident, der “nur sein Land verteidigt” noch so verfolgt:
    https://www.washingtonpost.com/world/2023/05/13/zelensky-ukraine-war-leaked-documents/

    1. Uns, der IDA, sind beim Lesen der kritischen Anmerkungen von Krim zum vorliegenden Text ein paar Dinge aufgefallen, die wir für erwähnenswert halten.

      1. Worum es geht
      Der vorliegende Text hat, wie bereits im Titel ersichtlich, zum Thema den stattfindenden und weiter projektierten Umgang des bürgerlichen Staates mit dem moralischen Idealismus bzw. Patriotismus des deutschen Volkes wie der europäischen Völkerschaften in der westlicherseits institutionalsierten Zeitenwende gegen Russland. Adressat ist damit der Idealismus, die patriotische Moral der Leute als ethische Gesinnung, die zwischen Gut und Böse ziemlich gut zu unterscheiden weiß. Verlangt ist im laufenden Krieg gegen Russland und darüber hinaus von den Völkerschaften eine Sittlichkeit mit einem Zeitenwende-Tugendkatalog, der es in sich hat. Gefordert, gelobt und gefeiert wird mit dem Karlspreis ein “Unermessliches” (O.Scholz): eine Sittlichkeit, die Maß am unterstellten wie realen Opfer-, Verzicht- und Heldentum des ukrainischen Volkes nimmt. Siehe die Reden von Scholz, Selensky und von der Leyen zum angestrebten Erfolg des ganzen antirussischen Unternehmens und darüber hinaus. Wie der Erfolg unter Forderung, Inanspruchnahme und Bearbeitung des Idealismus der ukrainischen und europäischen Völkerschaften seit 24.2.2022 gehen soll und recht gelungen geht, zeichnet der Text Schritt für Schritt nach. Davon allerdings will die Lektüre Krim’s nichts wissen bzw. nimmt es nicht zur Kenntnis; und kommt deshalb und aufgrund Krims eignener Ideenwelt zu Ergebnissen, die weder den Text, noch die Realität treffen.

      2. Die Elementarform der positiven Bejahung und Zustimmung zum Staat
      Vom staatlichen Umgang mit der subjektiven Leistungen des patriotisch-moralischen Willens und sittlich-ethischen Selbstbewusstseins der Leute, die sich bislang im Krieg gegen Russland in der Ukraine und im Westen gut bewährt haben, nimmt der Text seinen Ausgang. Und gönnt sich einen kleinen Exkurs zur Elementarform der Bejahung und Zustimmung zu Staat und antirussischem Ukrainekrieg. Festzuhalten ist dabei erstmal, dass der Staat den Leuten dies aufherrscht: „Er verpflichtet sie, die ökonomische Konkurrenz unter Respektierung des Privateigentums abzuwickeln: jeder wird gezwungen, die ausschließende Verfügung über den Reichtum der Gesellschaft anzuerkennen und zum Prinzip seines ökonomischen Handelns zu machen.“ (GSP, der bürgerliche Staat, §1) Dazu vermerkt der Text: „Die Regierenden hat er, der Abhängige, in diesem Akt zugleich anerkannt als diejenigen, die die Macht, die Souveränität und die Freiheit haben, genau zu wissen, was am Besten für sein Lebensmittel ist, das ihm als Staat, als Allgemeinwohl, als Land, als Heimat oder als das berühmte „Wir (alle)“ entgegentritt.“ Krim seinerseits unterstellt dem Text , er „stellt hier die bewusste Zustimmung zu den Verhältnissen als korrekten (sic!) Schluss dar“ und führt weiter aus: „„In welchem „Akt“ denn? Im Akt des folgerichtigen (sic!) Schließens, dass seine Abhängigkeit sein Mittel ist?
      Von einem „korrekten oder „folgerichtigen” oder “logischen” Schluss ist im Text weder hier noch sonst wo die Rede; was auch widersinnig wäre angesichts des falschen Bewusstseins, das die Elementarform der Bejahung beinhaltet. Vielmehr leistet sich die Elementarform des Ja mit seinem positiven Urteil und Willen zu Staat, Privateigentum, Konkurrenz und der Welt, wie sie nun einmal ist, die idealistische Verkehrung, sie als Mittel seines Daseins zu nehmen, was sie wegen ihrer existenziellen Unausweichlichkeit und Alternativlosigkeit auch sind – solange an der Bejahung des Ganzen festgehalten wird. So wird das Ganze in seiner elementarischen Bejahung dann zur Gelegenheit, zur günstigen bzw einzigen Chance, sein Glück zu versuchen. Weil Krim die im Text verhandelte Elementarform der positiven Bejahung verpasst, sowie die im Text Schritt um Schritt dargelegte kriegsmoralisch gewendete Forderung und Inanspruchnahme des Idealismus nicht nur des ukrainischen Volkes nicht zur Kenntnis nimmt, unterschiebt er ganz und gar am Text vorbei: “Der Staatsbürger wird als einer vorgestellt, der unbewusst ohne eigene Beurteilung, dem Staat zustimmt. Der staatliche Zwang schafft eine Abhängigkeit, die er schnurstracks und automatisch in ein Mittel übersetzt.”

      3. Dies und das zu Krim’s Anmerkungen
      Einerseits sagt Krim “Ich finde es nicht logisch, eine Abhängigkeit in ein Mittel umzudeuten”, um ein paar Zeilen weiter zum Ergebnis zu kommen, dass der Staatsbürger “eine Abhängigkeit in ein Lebensmittel umlügt.” Dass die Leute ineins mit ihrer positiven Bejahung des Ganzen kein Interesse daran zeigen, sich die rationelle Frage und Überlegung nach der etwas seltsamen Natur ihres Lebensmittels in Gestalt von Staat, Privateigentum, Konkurrenz und Dergleichen mehr zu stellen, vielmehr bislang alles Mit-Machen, auch die Zeitenwende, antirussischen Ukrainekrieg usf., sollte eigentlich fraglos sein. Weshalb Aufklärung gegen idealistische Selbst- und Volksverdummung via Sittlichkeit, moral-ethisches Selbstbewusstsein und (heute kriegsmoralisch aufgeheizten) Patriotismus so notwendig wie schwierig ist. In Krim’s Lesart hingegen: “Warum soll Abhängigkeit per se Anerkennung zur Folge haben. Man müsste doch denken, das Gegenteil ist der Fall. Eine Abhängigkeit, besonders eine so üble, wie der Schutz von Verhältnissen, die ihm Ausbeutung durch Lohnarbeit beschert, müsste der Einzelne doch eher abschütteln wollen.” Ja, warum will der Einzelne das nicht abschütteln? Das legt der Text anhand des antirussischen Ukrainekrieges eischliesslich der geforderten und propagierten Sittlichkeit mitsamt dem zeitgemäßen Tugendkatalog dar. Zwar erwähnt Krim in vermeintlicher Kritik am Text: “An dieser Stelle kommt der Idealismus ins Spiel…” Von nichts anderem, als vom geforderten, gelobten und bislang erbrachten Idealismus “des Unermesslichen” zu Kriegs- und Wendezeiten handelt der Text: “Ein Unermessliches, das einiges an Idealismus vom Volk als Adressaten dieser sittlichen Verpflichtung abverlangt. Umso mehr, als hier den „höchsten irdischen Gütern“ Abstraktionen von ganz besonderer Natur innewohnen: Freiheit, Menschlichkeit, Frieden. Um dieser sittlichen Verpflichtung nachzukommen und die augenscheinlich reinen Abstraktionen wahr und wirklich werden zu lassen, bedarf einer gewaltigen „Kraft des Ideals“ (Mein Kampf): eines Idealismus ganz auf Seiten des Volkes, der angesichts des Unermesslichen keine Rücksichten mehr kennen soll – weder sich selbst, noch anderen gegenüber.”

      Eine abschliessende Anmerkung noch zur Adelung jeglicher staatlichen Tat und Gewalttat mit eines schönen Bildes von sich und seinem Tun. Der Text vermerkt: “Wir sind alle Stifter des Friedens, das ist unsere Hauptpflicht.“ (Selenskij) In der politischen Klasse zirkulieren die schönen Ideale Frieden, Freiheit und Menschlichkeit aber nicht als idealistische Abstraktionen, sondern als ziemlich raue Projekte und Ziele materiellen ökonomischen und weltpolitischen Inhaltes….Dieser raue Inhalt und die nicht weniger rauen Taten, die er verlangt, sollen so übersetzt sein, dass die gelebten Ideale und Abstraktionen keinen Schaden nehmen…” Krim kommentiert: “Dann gilt es doch festzuhalten, dass es nicht stimmt, dass Friedensstifter zu sein, die Hauptpflicht des Staates und seiner Vertreter ist.” Dieser Eigenart von Krim, den (einen?) Text zu lesen, verdankt sich u.a. auch das Hinwegsehen darüber, dass der Text eine klare Unterscheidung trifft zwischen dem schönen, wertegeladenen Bild das Politik und Staatsgewalt nach allen Seiten hin “kommunizieren” und dem Tatbestand, dass die politische Klasse von sich und über sich kein Bild benötigt – dank ihres Amtes und ihres gelebten Selbstbewusstseins. Deshalb: “Auf ein schönes Bild oder Ideal ihres Selbst sind die legitimen Amtsvollstrecker ihrerseits überhaupt nicht angewiesen.” usw, usf….

  15. All diese Preise nehme ich überhaupt nicht ernst. Das ist doch alles nur politische Manipulation.
    Man denke an Greta, die mir Preisen überschüttet wurde.
    Manche waren dabei die wirklich überhaupt nichts mit ihren Aktivitäten zu tun hatten.
    aber man fand dann eine an den haaren herbeigezogene Begründung.

    Es würde mich überhaupt nicht wundern wenn selensky auch noch dieses jahr den friedensnobelpreis bekommt,
    selbst wenn der Krieg noch weiter tobt.
    Irgendwie drehen die das schon hin.

  16. Tja, was soll man sagen?
    Unabhängig vom Inhalt des Beitrages, denn ich gut finde, hatte ich bei der Karlspreisverleihung den Eindruck, das es sich um eine Motivationsveranstaltung gehandelt hat, wo Gleichgesinnte sich gegenseitig in ihrer Haltung bestärkt haben.
    Solche Veranstaltungen sollen die Protagonisten auf Linie halten.
    Es wird wohl noch eine Reihe solcher Events geben.
    Eventuell wird Frau Strack Zimmermann noch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

  17. OT
    Neuestes vom Pausenclown: “Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Sanktionen mit einer Dauer von 50 Jahren gegen den Iran eingeleitet” (Berliner Zeitung, 29.05.2023)
    Aus dem Iran soll gemeldet werden, dass die Iraner, einschließlich Klerus, in langandauerndes Schluchzen verfallen sind.

  18. Ein deutsch-katholisches Gotteshaus voller Psychopathen ist nichts Ungewöhnliches.

    Eine über alle Maßen selbstverliebte, adelige, deutsche Landpomeranze, die in einem NAZI-Klan sozialisiert wurde und dementsprechend bei jeder Gelegenheit blau-braune Blut-und-Boden-Propaganda absondert, ist auch nichts Ungewöhnliches.

    Also Schwamm drüber ? Kommt drauf an :
    Wenn solche rosa-grün-gelb-schwarz-braune Herrenmenschenpropaganda bei Adolf-Normal-Verbraucher die Nazi-Gene aktiviert und bei diesem den unwiderstehlichen Drang erzeugt, Russen zu töten, dann darf man solche abstoßenden Dom-Spektakel leider nicht ignorieren. Im Moment kann man nur abwarten, wie die Bevölkerung auf den Dom-Schmarn reagiert.

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