Die Tragödie der Ukraine

Anti-Maidan-Protest im April 2014 in Carkiw. Bild: ПатриотУкраины /CC BY-SA-4.0

In seinem unlängst erschienen Buch „The Tragedy of Ukraine: What Classical Greek Tragedy Can Teach Us about Conflict Resolution“ (Die Tragödie der Ukraine: Was uns die klassische griechische Tragödie über Konfliktlösung lehren kann) untersucht der Politikwissenschaftler Nicolai Petro die mehr als 150-jährige Geschichte des destabilisierenden Konflikts in der Ukraine. Er argumentiert auch, dass der gegenwärtige Krieg zwischen der Ukraine und Russland tiefe Wurzeln in diesem internen Konflikt hat, der in der Geschichte bereits dreimal zu bewaffneten Zusammenstößen geführt hat.

„Ich war beunruhigt darüber, wie schwierig es für die Menschen war, miteinander auszukommen“, sagt er. „Ich habe nicht verstanden, warum es so viel gegenseitigen Hass im Land gab. Ich versuchte, diese Spaltungen zu verstehen, die unter ukrainischen Fachleuten weithin akzeptiert waren. Wenn man über die Ukraine schrieb, war immer von ihnen die Rede. Dann kommt noch die Frage hinzu, warum es zu einem militärischen Konflikt kam. Aber wenn man in der Geschichte zurückgeht, sieht man, dass auch das nicht ungewöhnlich ist. Schon viermal gab es zwischen der Ost- und der Westukraine Kämpfe mit vielen Toten. Dies ist das vierte Mal.“

Petro schlägt vor, dass die klassische griechische Tragödie einen Weg zur Überwindung des Bürgerkonflikts bieten könnte.

 

Was ist die „Therapie“ der klassischen griechischen Tragödie und wie kann sie nationale Spaltungen heilen?

 

Für die Griechen resultiert die Tragödie aus der Unfähigkeit des Einzelnen zu erkennen, wie sehr seine eigenen Handlungen zu seiner gegenwärtigen Lage beigetragen haben. Indem sie die Schrecken, die aus dem unnachgiebigen Streben nach Rache resultieren, auf der Bühne nachstellten, versuchten die griechischen Dramatiker, das Publikum zur Katharsis zu führen, einer Reinigung der Emotionen, die so stark ist, dass sie es ermöglicht, dass Mitleid und Mitgefühl in die Seele eindringen und an die Stelle der Wut treten. Aristoteles war der Meinung, dass die Katharsis den Einzelnen und die Gesellschaft von der endlosen Wiederholung eines tragischen Dramas befreien könnte.

Da die Inszenierung dieser Stücke von der herrschenden Elite gesponsert wurde und die Teilnahme der gesamten erwachsenen Bevölkerung als Bürgerpflicht galt, sehe ich die Tragödie als Teil der Therapie, mit der die Gesellschaft vom Trauma des Krieges geheilt werden sollte.

 

Was sind die internen Konflikte in der Ukraine und inwiefern ähneln sie der Tragödie?

Einfach ausgedrückt: Der Konflikt innerhalb der Ukraine rührt von der Weigerung des Staates her, die „andere Ukraine“ – das Drittel der Bevölkerung, das seine eigene russische kulturelle Identität als mit einer ukrainischen staatsbürgerlichen Identität vereinbar betrachtet – als legitimen Teil der ukrainischen Nation anzuerkennen. Infolgedessen hat die Regierung die russische Sprache und Kultur systematisch unterdrückt. Da diese für einen großen Teil der Bevölkerung heimatverbunden sind, hat diese Politik in der Vergangenheit erheblichen Widerstand hervorgerufen.

Dieser tragische Kreislauf wird durch die destruktiven Narrative genährt, die jede Seite über die andere erzählt und die dann zur Rechtfertigung von Konflikten im Namen der Gerechtigkeit verwendet werden. Da beide Seiten darauf beharren, die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit zu korrigieren, bevor sie in einen Dialog eintreten, haben sie unwissentlich dazu beigetragen, dass ihre gegenseitige Tragödie fortbesteht. Die heutigen tragischen Ereignisse sind somit Teil eines größeren tragischen Kreislaufs, der die ukrainischen politischen Eliten seit einem Jahrhundert in Atem hält.

 

Wie haben diese Spaltungen zum anhaltenden Krieg mit Russland beigetragen?

Der gegenwärtige Krieg ist nur der jüngste in einer Reihe von Konflikten, die diese Region der Welt heimgesucht haben. Dazu gehören: die Großmachtrivalität zwischen Russland und dem Westen, der Konflikt zwischen den russischen und ukrainischen Eliten und schließlich der Konflikt innerhalb der Ukraine selbst über ihre eigene nationale Identität, ihre Beziehung zu Russland und ihre Rolle in der Welt. Es ist, kurz gesagt, ein Konflikt darüber, wer die ukrainische Identität definieren darf.

Für viele in der Westukraine (Galizien) bedeutet ukrainisch zu sein, alles Russische abzulehnen – Sprache, Religion, Handel, Ressourcen, Wissenschaft, Musik, Bücher – alles. Erst wenn sich die Ukraine auf diese Weise „entkolonialisiert“ hat, wird die wahre Ukraine zum Vorschein kommen können. Während der Maidan-Revolution 2014 bezeichneten sie dies als eine „zivilisatorische Entscheidung“.

Für viele Menschen in der Ostukraine (Malorossija) bedeutet Ukrainer zu sein jedoch, die historischen und kulturellen Bindungen des Landes an Russland zu pflegen. Die meisten Menschen in dieser russophilen Hälfte der Ukraine empfanden die Forderung nach einer zivilisatorischen Entscheidung als unnötig, spaltend und erniedrigend. Dieser Konflikt zwischen den Visionen über die Vergangenheit und die Zukunft der Ukraine hat mindestens vier Mal zu bewaffneten Konflikten innerhalb der Ukraine geführt – während des Ersten Weltkriegs, während des Zweiten Weltkriegs, nach dem Maidan 2014 und jetzt wieder im Jahr 2022.

 

Was ist Ihrer Meinung nach der Weg zu einer Lösung des Konflikts?

Obwohl ein Friedensabkommen den Konflikt vorübergehend dämpfen kann, wird es keine dauerhafte Lösung geben, solange nicht auch die Kernfragen dieses Konflikts angegangen werden.

Die derzeitige Situation mag hoffnungslos erscheinen, aber wenn wir die therapeutische Rolle der Tragödie verstehen, können wir erkennen, dass der Schlüssel zur Durchbrechung des Kreislaufs darin liegt, den gesellschaftlichen Diskurs weg vom Streben nach Rache (oft fälschlicherweise als „Gerechtigkeit“ bezeichnet), hin zum Ziel des Aufbaus einer Gesellschaft zusammen mit den ehemaligen Feinden zu bringen. Damit dies in der Ukraine geschehen kann, müsste die Regierung drei Postulate annehmen:

Erstens, dass ein russophiler Ukrainer zu sein nicht bedeutet, anti-ukrainisch zu sein. Die griechische Tragödie lehrt uns, dass man, um soziale Harmonie zu erreichen, bereit sein muss, seinen Feind mit der gleichen Ehre zu behandeln, die man für sich selbst anstrebt. Diese Binsenweisheit beruht nicht auf einer moralischen Abstraktion, sondern auf dem praktischen Kalkül, dass faire und gleiche Behandlung die verbindlichste aller sozialen Bindungen ist.

Zweitens: Russland zu bestrafen bedeutet nicht, die Ukraine zu heilen. Es ist ein Axiom der internationalen Politik, dass kein Land jemals dadurch zu Wohlstand gekommen ist, dass es sich einen mächtigeren Nachbarn zum Feind gemacht hat. Außerdem verlieren Länder, die von ihrer nationalen Identität und Sicherheit besessen sind, oft beides.

Drittens kann die soziale Harmonie in der Ukraine nur von den Ukrainern selbst hergestellt werden. Externe Akteure haben ihre eigene Agenda, die selten, wenn überhaupt, mit den Interessen der Ukraine übereinstimmen wird. Um eine dauerhafte soziale Harmonie herzustellen, müssen die Ukrainer ihre Angst vor ihrer eigenen Vielfalt überwinden und bereit sein, sich auf ihre gesamte Geschichte und Kultur zu berufen, sowohl auf die galizische als auch auf die malorossische.

 

Wie kann die tragische Therapie eine Rolle spielen?

Indem sie die Aufmerksamkeit auf die wahre Bedeutung von Gerechtigkeit – nämlich Barmherzigkeit – lenkten, anstatt sich mit Rache zu begnügen, hofften die griechischen Dramatiker, die Wiederholung des Zyklus der Tragödie zu verhindern.

Doch während die athenische Polis so klein war, dass sie fast jedes erwachsene Mitglied der Gesellschaft in ihre Rituale einbeziehen konnte, gibt es heute keinen Mechanismus, der diese Funktion erfüllen könnte. Ein vergleichbares Verfahren gibt es jedoch seit mehr als 40 Jahren und wurde in über 50 Ländern eingeführt – Wahrheits- und Versöhnungskommissionen.

Wie die griechischen Tragödien der Vergangenheit arbeiten solche Kommissionen daran, tiefe soziale Traumata zu heilen und eine soziale Versöhnung herbeizuführen, indem sie fesselnde emotionale Zeugnisse von allen Seiten zusammentragen und öffentlich zur Schau stellen. Dies führt die Öffentlichkeit zu einer Katharsis – einer Läuterung des gegenseitigen Hasses, die es der Gesellschaft ermöglicht, zu heilen, indem sie dem einst feindlichen Anderen seine Menschlichkeit zurückgibt.

Die wichtigste Lektion der Tragödie ist jedoch, dass das Streben nach einem totalen Sieg über die eigenen Feinde nur zu neuen Konflikten führen kann. Der tragische Kreislauf in der Ukraine wird daher enden, wenn die Ukrainer erkennen, dass der wahre Sieg der Sieg des Mitgefühls und der Würde über den Hass ist, so dass alle Ukrainer, unabhängig von Religion, Sprache oder kulturellem Erbe, als unverzichtbar für die ukrainische Nation angesehen werden.

 

Das Gespräch ist im englischen Original in den News der University of Rhode Island erschienen.

Nicolai Petro, Professor für Politische Wissenschaft an der University of Rhode Island (USA), hat in den letzten 10 Jahren an dem Buch gearbeitet und dabei ukrainische Zeitungen und Medienseiten nach Originalquellen für die Chronik der Tragödie durchsucht. (Das Buch enthält mehr als tausend Fußnoten.)

In den Jahren 1989 und ’90 war er als International Affairs Fellow für den Council on Foreign Relations tätig und arbeitete als Special Assistant im Office of Soviet Union Affairs im US-Außenministerium. Außerdem war er als politischer Attaché an der US-Botschaft in Moskau tätig und beobachtete Kommunalwahlen in Russland, Weißrussland und Lettland. Später arbeitete er privat als Berater für das kommunale Forschungs- und Ausbildungszentrum Dialog und war Berater des Bürgermeisters der russischen Stadt Novgorod. In den Jahren 1996-97 hielt er eine Fulbright-Dozentur in Russland ab.

Seit 2008, als er von der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Kiew eingeladen wurde, einen Vortrag zu halten, besucht er fast jährlich die Ukraine und reist durch das ganze Land. Im Jahr 2010 hielt er einen Vortrag an der V. N. Karazin Nationalen Universität in Charkow und 2013-14 forschte er im Rahmen seines Fulbright-Stipendiums über die orthodoxe Kirche in der Ukraine. Petro wird von nationalen und internationalen Medien häufig als Experte für Russland und die Ukraine zitiert und hat in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften in den USA und Russland veröffentlicht. Er ist außerdem Autor oder Herausgeber von acht Büchern, darunter „The Rebirth of Russian Democracy: An Interpretation of Political Culture“ und „Crafting Democracy: How Novgorod has Coped with Rapid Social Change“.

Ähnliche Beiträge:

32 Kommentare

  1. Der Artikel erklärt wunderbar, wo und wie die Neocons ansetzen, um die Eskalation in Gang zu bringen, der dann in den Proxy-War der NATO mündete. Ich glaube, im Kosovo war es ähnlich und so wird es wohl auch in Taiwan werden, wenn die Bevölkerung dort nicht aufpasst.

    „Um eine dauerhafte soziale Harmonie herzustellen, müssen die Ukrainer ihre Angst vor ihrer eigenen Vielfalt überwinden und bereit sein, sich auf ihre gesamte Geschichte und Kultur zu berufen, sowohl auf die galizische als auch auf die malorossische.“

    Ich wünsche den Psychiatern viel Spass dabei, die Asowkis von dieser Ziel zu überzeugen. Mehr würde es allerdings bringen, wenn die Amerikaner nicht bloß kluge Vorträge darüber hielten, wie andere Länder ihre Problem lösen können, sondern ihren Neocons, Warmongern + Co einen Tritt in den Arsch verpassten.

  2. Selten so ahistorisches Zeug gelesen. Was die Griechen als Rezept für sozialen Frieden vorgaben, war zum Zeitpunkt der Antike der Stand politischen Wissens. Man möge es uns Nachgeborenen verzeihen, wenn wir solcherart Lösungsansätze belächeln. Den Einzelnen gut machen, damit die Gesellschaft gut werde. Zu Zeiten Schillers und Goethes nannte man das Fürstenerziehung – es ist krachend gescheitert. Stattdessen kam Marx, der erkannte, dass sich in den Konflikten einer Gesellschaft nicht das Wirken Einzelner, sondern ganzer Interessengruppen – Klassen – manifestiert. Von da ab wurde Gesellschaft durchschaubar – und in weiten Grenzen vorhersehbar. Auf diesen Erkenntnisstand möge sich der Herr Professor für politische Wissenschaft heraufarbeiten, bevor er versucht, seine unausgegorenen Einfälle zu verbreiten. Eines Wissenschaftlers unwürdig. Es sei denn, Politikwissenschaft ist gar keine Wissenschaft.

    1. Diese Einschätzung ist ungerechtfertigt. Aus einer bürgerlich-demokratischen Position heraus sind die Schlussfolgerungen Petros durchaus gerechtfertigt und zeigen genau den dem entgegengesetzten Ansatzpunkt der (westlichen) Spalter wie Simon es bereits meinte. Dieser ist nicht das Ansinnen der griechischen Tragödie, sondern der des Imperium Romanum, Divide et Impere!
      Ansonsten ist das Ziel der Westukraine aber eng verbunden mit dem bürgerlichen Begriff der Nation und ihrer Bildung zu verstehen. Der hat nahezu überall in W- und M-Europa zu fast monoethnischen Staaten geführt und dieser Prozess wird auf brutalste Weise in O-Europa und gerade auch in der Ukraine fortgeführt. Das ist das Gegenteil von dem, was eine Welt der Zukunft braucht und wahrscheinlich auch eine (selbstgemachte) Komponente des Großen Filters jeglicher Zivilisation, der letztlich zu ihrem (vorzeitigen) Untergang führen kann.
      Die Marxsche Definition von Klassen und ihrer Rolle setzt auf diesem bürgerlichen Konstrukt auf und zeigt einen Ausweg, den die Antike noch nicht zeigen konnte, aber mit der Griechischen Tragödie an einer Reform der Denkweise des Individuums ansetzte, die letztlich immer einer insgesamt sinnvollen oder gegenteiligen Strategie zum Erfolg verhelfen wird. Ohne eine ausreichende Anzahl entsprechend indoktrinierter Mitläufer/-täter würde weder das Eine noch das Andere auf Dauer funktionieren.

      1. Was die Nation angeht, so denke ich, dass dieses ein Auslaufmodell ist. In einer Zeit, wo die Monopole sämtliche nationalstaatliche Einrichtungen überwinden (Globalisierung), zerstört dadurch die Bourgeoisie dieselbe Nation, welche sie vor 200 Jahren quasi erfunden hat. In dieser Zeit auf Nationalismus zu setzen, kann deshalb nicht von Erfolg gekrönt sein. Es ist eine Methode des Dummenfangs, also der Verschleierung der wahren Absichten. Die Abgrenzung von anderen Völkern und Kulturen ist dem weltumspannenden Imperialismus hinderlich. Die monoethnischen Staaten in Westeuropa sind also nur in einer früheren Etappe entstanden – eher zufällig monoethnisch. Dass es auch anders geht, zeigt die Schweiz. Der bürgerliche Begriff von Nation ist von Anbeginn pure Ideologie. Vielfach missbraucht, um Menschen ins Unglück zu treiben. Was nun das „Vorbild“ der bürgerlichen Nation für die Westukraine angeht, so wird ausgeblendet, dass auch Nationenbildung letztendlich ein ökonomischer Sachzwang ist. Zur Sicherung der Binnenwirtschaft vor ausländischer Konkurrenz. Aber welche Binnenwirtschaft hat die Ukraine? Es ist also kein westukrainisches „Bedürfnis“, eine monoethnische Nation zu werden. Es ist der Versuch, ein ganzes Volk gegen ein anderes in Stellung zu bringen. Somit sind die Interessen des ukrainischen „Volkes“ in keiner Weise Gegenstand der gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen und ihres Vorfeldes.
        Was diesbezüglich in den letzten Jahrzehnten in der Ukraine abgeht, ist nichts anderes als neurolinguistische Programierung. Den Leuten wird solange der böse Russe um die Ohren gehauen, bis der Ukrainer verzweifelt Ja sagt.

    2. Uns nachgeborenen verzeihen…
      Das diese zu dumm sind aus der Geschichte zu lernen?
      Das diese zu dumm sind festzustellen was Faschismus ist?
      Kommse runner vom Rösschen un Stiefeln in de Sandale, um festzustellen was sie eigentlich anprangern, aber jedoch ignorieren.

  3. Die Ukraine ist wahrlich nicht der einzige Staat auf der Welt, oder gar in Europa, der mit der schlichten Realität, dass die Bevölkerung multiethnisch zusammengesetzt ist, irgendwie klarkommen muss. Während es den meisten europäischen Staaten gelingt, damit gewaltfrei umzugehen, schafft das ausgerechnet die lupenreine Demokratie Ukraine nicht. Die dort lebende ungarische Minderheit (ca. 150.000) teilt das selbe Schicksal, wie die russischsprachige Bevölkerung. Je mehr ich dem ukrainischen Politpersonal zuhören muss, um so mehr ahne ich, wo das Problem liegen könnte: Selbstüberhöhung und – überschätzung, Größenwahn und Herrenmenschenmentalität sind nun mal keine Garanten für friedliches Zusammenleben.

  4. Wann fangen die intelligenten Bürger in D an, sich aus ihren Steuermittel am Krieg zu beteiligen, endlich gegen diese Politik anzugehen?
    Ist den Leuten nicht bewusst, das der ganze Staat und der Krieg von der EU bezahlt wird?
    Was die Ukraine aus ihrem „Staat“ macht ist eine Geschichte, aber nicht das was von aussen dort hineigetragen wurde!
    Über andere zu Urteilen ist die Lieblingsbeschäftigung derer, diese im selben Atemzug ausbeuten. Nur die Ukraine hat ihr Herzstück verloren das von den ursprünglichen Investoren mit beinhaltet hatte, jetzt fordern die Investoren ihr Geld zurück. EU, bitte zahlen…

    1. Und wenn ich mir dann überlege, dass in Spanien der Regierungschef Kataloniens wegen Veruntreuung von Staatsgeldern vor Gericht stehen soll, Geld, das er für ein Referendum ausgegeben hat und hier werden Milliarden unkontrolliert in den Krieg eines Landes geworfen, das berühmt ist für seine Korruption und dies alles zum Schaden der eigenen Länder, dann Zweifel ich an jeder Logik europäischer Politik.

  5. „Für viele in der Westukraine (Galizien) bedeutet ukrainisch zu sein, alles Russische abzulehnen – Sprache, Religion, Handel, Ressourcen, Wissenschaft, Musik, Bücher – alles. Erst wenn sich die Ukraine auf diese Weise „entkolonialisiert“ hat, wird die wahre Ukraine zum Vorschein kommen können. Während der Maidan-Revolution 2014 bezeichneten sie dies als eine „zivilisatorische Entscheidung“.

    Koennen sie doch machen, sie muessen halt respektieren, dass nicht alle Einwohner ihres Staates diese Ideen gut finden. Die Buerger im Osten wollen das nicht mitmachen und sich deshalb einem anderen Staat zuwenden, der ihrer Identitaet mehr entspricht!
    Das geht halt dann zu Lasten des Territoriums und…..sollte vorher gut ueberlegt werden!
    Faschistische und neonazistische Umtriebe eines Staates, kann und sollte nicht von der EU unterstuetzt werden, geschweige denn kann der Staat als Mitglied aufgenommen werden, wenn sie, die EU-Granden, nicht wollen, dass sie am Ende durch Ueberdehnung mit in den Abgrund gerissen werden.
    Ich befuerchte allerdings, dass die EU-Spitzen nicht weiter denken als ihre Nasenspitze reicht, denn vor der Nase stehen die NATO und die USA und die geben die Marschrichtung vor.

  6. Nicolai Petro hat als einer der Wenigsten im Westen die Spaltung der Bevölkerung der Ukraine über deren nationale Identität als den wahren Grund für den Konflikt richtig erkannt aber die Ursache dafür nicht verstanden. Er liegt völlig korrekt, dass es eigentlich ein Bürgerkrieg ist, welcher bereits seit über 100 Jahren ausgetragen wird und immer wieder in blutigen Gemetzel mündet.

    Der Lösungsansatz mit der Versöhnung zwischen der galizischen und der malorossischen Identität ist einerseits logisch aber auch ziemlich infantil und naiv und daher hoffnungslos. Das ist im Grunde eine Forderung sich mit Nazismus zu versöhnen. Denn auf nichts anderem beruht die galizische Identität, was der Autor ja auch selbst beschreibt

    Einfach ausgedrückt: Der Konflikt innerhalb der Ukraine rührt von der Weigerung des Staates her, die „andere Ukraine“ – das Drittel der Bevölkerung, das seine eigene russische kulturelle Identität als mit einer ukrainischen staatsbürgerlichen Identität vereinbar betrachtet – als legitimen Teil der ukrainischen Nation anzuerkennen. Infolgedessen hat die Regierung die russische Sprache und Kultur systematisch unterdrückt. Für viele in der Westukraine (Galizien) bedeutet ukrainisch zu sein, alles Russische abzulehnen – Sprache, Religion, Handel, Ressourcen, Wissenschaft, Musik, Bücher – alles. Erst wenn sich die Ukraine auf diese Weise „entkolonialisiert“ hat, wird die wahre Ukraine zum Vorschein kommen können.

    Es richtet sich nicht nur gegen alles russische. Genauso gegen alles ungarische, alles polnische, alles rumänische, und überhaupt gegen alles in der Ukraine was aus deren Sicht völkisch „unrein“ ist.
    Das ist, sagen wir es mal Klartext, Nazismus! und darunter leidet nicht nur die größte Minderheit innerhalb der Ukraine die sich mit Russland verbunden fühlt, aber auch die rumänische, ungarische und polnische Minderheit. Es ist völlig naiv von Nazis Toleranz mit ethnischen, kulturellen, religiösen oder politischen Minderheiten zu erwarten. Nazismus ist, wenn jemand meint es gäbe eine besonders „reine Rasse“ von Menschen (Herrenmensch), welche die Krönung der Schöpfung sei, über Alles erhaben sei, und über das Recht verfüge andere „niedere Rassen“ (Untermensch) zu unterdrücken und zu vernichten. Diese totalitäre Ideologie basiert auf absoluter Intoleranz und ist schon alleine deshalb nicht versöhnungfähig.

    Wie es auch naiv ist von Opfern des Nazismus Verständnis und Versöhnung mit Nazismus zu erwarten. Bei Nazismus hilft nur gründliche Entnazifizierung, welche vor Allem bereits bei der Bildung anfangen muss.

    1. Absolut zutreffend. Danke für diese klare Beschreibung des Völkischen, das in Deutschland bis heute nicht richtig verstanden u. „gewürdigt“ wird: Vor allem nicht der Konnex zum auserwählten Herrenvolk, das im Dienste der Menschheit die Menschheit durch brutale Auslese „verbessert“. Nur durch diese Orientierung auf rassistische Züchtung im Dienste der ganzen Menschheit können die unglaublichen Verbrechen begangen werden, wie sie begangen wurden u. in der Unkraine wohl auch heute begangen werden.

    2. Hacker,
      das ist es was mich beim Lesen des Buchs auch so irritiert hat –

      Petro ist extrem empathisch. Er attackiert keinen. Was ja für eine dialogische Position okay ist.

      Auch um das Buch z.B. in Debatten zu verwenden, in denen man deutsche, ukraineliebende Kriegsbefürworter versuchen muss zu überzeugen.

      Aber es ist in sich nicht konsequent.

      Vieles was Petro als nationalistisch identifiziert, ist im Lichte besehen, rechtsradikal oder neonazistisch.

      Es ist fast als traute er sich nicht es klar so zu benennen. Denn die Masse an Fußnoten die er vorbringt ist erschreckend. Sie widersprechen jeder positiven Bewertung der nationalistischen Sentiments.

      Er formuliert wohlwollende Urteile, breitet dann aber Seite um Seite den ganzen Umfang des Fanatismus aus, ohne jede falsche Moral. Er berichtet nüchtern.

      Weshalb es indirekt manchmal naiv wirkt. Oder sagen wir, widersprüchlich, inkonsequent.

      Bleibt die Frage wie hilfreich Petros letztes Kapitel ist, mit dem Vergleich der diversen Wahrheitskommissionen als Lehrbeispiele der Konfliktlösung.

      Antwort: cui bono.
      Befriedung in Südafrika, Guatemala, Spanien (Beispiele die er bespricht) waren nicht von geopolit. Interesse.

      Deshalb störte es auch keinen wenn die sich zusammenrauften.

      In der Ukraine ist das ganz offensichtlich eine andere Ebene.
      Die ist existentiell wie wir alle wissen.

      Ich vermute andererseits, dass Petro sich dessen sehr wohl bewusst ist. Aber was bringt es, eine apokalyptische Negativanalyse zu veröffentlichen derzufolge alles verloren ist?

      Es würde keinen Unterschied machen. Für den Leser wie für das Buch. Also lieber eine Art Happy-end.

      Und die Zukunft ist bei aller Liebe für Erwachsenenprosa noch nicht geschrieben. Man kann die Dinge ändern. Darauf baut er.

      Würde er die geopolit. Dimension erörtern, die für eine weiterführende, weniger naive Beurteilung nötig wäre, hätte das Buch 600 und nicht 300 Seiten.

      Und uU würde das, was ihm am Herzen liegt und was die Studie heraushebt, überlagert werden.

      Dass die NATO ein Sauhaufen ist, das haben schon Dutzende andere vor Petro genug beschrieben.
      Ein Buch dazu mehr oder weniger macht keinen Unterschied.

      Herzstück dieses Buchs bleibt deshalb die Analyse des Rechtsradikalismus (meine Wortwahl) seit den 90ern und wie er die ukrain. Politik immer mehr dominiert hat.

      DAS macht das Buch zu einer Pflichtlektüre für alle Journalisten und Politiker hier.

    3. Ich stelle mir auch gerade vor, wie die „Versöhnung“ zwischen den Tätern und den Opfern hier aussehen könnte:

      „Nazis senden Videoaufnahmen von Folterungen an Angehörige russischer Gefangener und fordern Lösegeld“

      https://antifashist.com/item/nacisty-rassylayut-rodstvennikam-rossijskih-plennyh-videozapisi-pytok-trebuya-vykup.html

      „Nazis schicken Videoaufnahmen von Folterungen an die Familien von russischen Soldaten, die in der Ukraine gefangen genommen wurden, und fordern Lösegeld. Und es geht um viel Geld – ab 25.000 Dollar. Und die Ehefrauen und Mütter, verzweifelt vor Kummer, sind bereit, Geld aufzutreiben und es den Schurken zu schicken. “

      „Unsere Demokratie“ in Aktion, die wir nicht müde werden zu verteidigen.

  7. So schlimm dass die EU diese ganze Entwicklung auch noch mit angeheizt hat, in dem sie für das Assoziierungsabkommen verlangte, dass die Ukraine sich ganz von Russland abgrenzt.

    Wie es anders laufen kann zeigt das Beispiel Ruanda: 2 spinnefeinde Volksgruppen.
    Es war ein echter Genozidversuch. Es wurde angestrebt alle Tutsi umzubringen.
    man schätzt 1 Million Tote.
    heute leben diese beiden Volksgruppen weitgehend friedlich zusammen in einem Land

  8. Der oben angerissene biografische Abriss des Autors über sein Wirkens in Russland lässt tief blicken. Er gehörte also auch zu den amerikanischen Kräften, die in den 90-er Jahren in Russland alles gaben, um Russland zu filetieren. Sein folgendes Wirken in der Ukraine erscheint aus diesem Blickwinkel folgerichtig.

    Und so klingt auch das, was die Redaktion hier aus seinem Werk anbietet …
    “ … untersucht der Politikwissenschaftler Nicolai Petro die mehr als 150-jährige Geschichte des destabilisierenden Konflikts in der Ukraine. “

    Mich würde brennend interessieren, was Petro vor 150 Jahren, also ca. 1870, gefunden hat, was die Ukraine damals als Entität repäsentierte. Damals gab es keine Ukraine als Entität. Weder innerhalb Russlands noch außerhalb. Es gab auch so gut wie keine ukrainische Sprach- und Schriftkultur. .. Dieses Gebiet war Teil Russlands so wie Bayern ein Teil von Deutschland.
    Das, was später zu Konflikten führte, ist engstens mit dem gezielten expansiven Einwirken westlicher Mächte verbunden: Österreich-Ungarn und ganz besonders Deutschland und Großbritannien, nicht zuletzt ebenso Polen.

    Auch mit dem folgenden Zitat wird dem Leser ein Knochen hingeworfen:
    „Schon viermal gab es zwischen der Ost- und der Westukraine Kämpfe mit vielen Toten.“
    Es wäre sicher erhellend, wenn diese These erklärt werden würde.

    Mir stellt sich die Frage, was die Redaktion mit diesem Artikel der Leserschaft eigentlich sagen will.

    1. „Schon viermal gab es zwischen der Ost- und der Westukraine Kämpfe mit vielen Toten.“
      Es wäre sicher erhellend, wenn diese These erklärt werden würde.

      Das stimmt schon. Zuerst während (und einige Zeit danach), dem ersten Weltkrieg. Während der deutschen Okkupation der Westukraine wurde dort der Ukrainische Nationalismus künstlich geschaffen um ihn gegen das russische Zarrenreich auszuspielen. Man hat den Leuten dort eingeredet sie seien keine Russen, sondern eine andere Nationalität die besser als Russen seien. Die Westukraine war damals ein Deutsches Protektorat mit einer Marionette als Staatsoberhaupt. Als die Deutschen in Bedrängnis geraten waren, haben sie die Westukraine einfach fallen gelassen und sich selbst überlassen. Das ehemalige deutsche Okkupationsregime kollabierte schnell und versank im Bürgerkrieg. Etwa zur selben Zeit gab es in Russland eine Revolution und auch das ehemalige russische Reich versank ebenfalls im Chaos eines Bürgerkrieges, war daher eine Zeit lang mit sich selbst beschäftigt und nicht in der Lage in der Ukraine eine staatliche Ordnung herzustellen. Auf dem Gebiet der Westukraine bildeten Nationalisten eine extremistische paramilitärische Bewegung, welche versuchte einen eigenen Staat zu gründen. Da kam es schon zum Gemetzel zwischen Nationalisten und jenen die eine russische Identität bewahren wollten. Diese wiederum waren auch gegen die Kommunisten. Es gab also Drei Gruppen die miteinander kämpften. Die ukrainischen Nationalisten, die russischen Monarchisten und die Kommunisten für die Nationalität überhaupt keine Rolle spielte. Die Kommunisten setzten sich allmählig durch, die Monarchisten wurden besiegt und den Nationalisten war es nicht gelungen einen funktionierenden Staat auf dem Gebiet der Westukraine zu etablieren. Sie gingen in den Untergrund. Die gesamte Ukraine kam also unter Kontrolle der jungen Sowjetunion. Die Kommunisten waren anti-russisch und griffen die Idee, dass Ukrainer nicht Russen, sondern eigenständige Nationalität war auf, und förderten diese Idee. In den 20ger und 30ger Jahren kam es daher im Ramen der sowjetischen Korenisazia Politik zu einer außerordentlich ausgeprägten Ukrainisierungsphase. Die Sowjets machte also weiter mit dem Nation-Building. Die ukrainische sozialistische Republik wurde gegründet. Die ukrainische Sprache wurde gefördert. Sämtliche Zeitungen wurden auf Ukrainisch umgestellt und in Schulen wurde in ukrainischer Sprache unterrichtet. Die Kommunisten fürchteten die Rückkehr der russischen Monarchie und daher unterdrückten sie Alles russische und schufen überall nationale Minderheiten und förderten sie. Besonders stark in der Ukraine. Das ging eigentlich ganz gut, bis mitte der 30ger Jahre. Nach der Machtergreifung Hitlers war es der Führung der Sowjetunion klar gewesen, dass er die Absicht hatte nach Osten zu expandieren und die Sowjetunion zu überfallen. Daraus machte Hitler ja auch gar kein Geheimnis.
      Die sowjetische Führung unter Stalin fürchtete zu recht, dass die Deutschen die Nation-Building Projekte der Sowjetunion ausnützen würden, und die nationalen Minderheiten gegen die Sowjetunion ausnützen könnten. Daher haben sie versucht noch zurückzurudern, aber zu spät. Als der zweite Weltkrieg begann waren die ukrainischen Nazis in der Westukraine aus ihren Kellern hervorgekrochen und kollaborierten ausgesprochen gern mit den deutschen Besatzungsmächten weil sie ihnen auch ideologisch nahe waren. Sie halfen den Deutschen Besatzern beim Holocaust und erledigten die ganze Drecksarbeit. Im Gegensatz erhielten sie zunächst eine absolute Straffreiheit. Sie durften töten und terrorisieren wen sie wollten und das taten sie auch. Deren Terror richtete sich gegen Juden wie auch Russen, Polen, Sozialisten usw… Das war die Stunde der OUN/UPA unter Stepan Bandera und Roman Schuchevych. Also das zweite große Gemetzel. Das ging sogar den Deutschen Besatzern zu weit und sie versuchten die ukrainischen Nazis unter Kontrolle zu bringen, was aber nicht wirklich gelang. Am Ende kämpften die Ukrainischen Nazis gegen Sowjets aber auch gegen die Deutschen Nazis. Die Sowjets vertrieben irgendwann die Deutschen und die ukrainischen Nazis gingen in die Wälder und setzten ihren Terror von dort aus noch bis in die 50ger Jahre fort. Die Sowjets haben sie brutal verfolgt. Die Anführer wurden öffentlich in Kiew hingerichtet. Die Mitglieder der Bewegung wurden als Terroristen verfolgt. Bis 1955 unter Nikita Churstschew, welcher aus der Ukraine stammte. Er hat eine Reihe von Entscheidungen getroffen. Unter anderem hat er willkürlich die Krim der Ukrainischen SSR zugesprochen. Aber noch viel weitreichender war seine Justizreform in Ramen welcher er ukrainische Nationalisten die in Gefängnissen und Lagern saßen amnestiert und frei gelassen. Damit hatte er eine tickende Zeitbombe gelegt. Die Amerikaner haben sie natürlich gleich unter ihre Fittiche genommen und haben sie von außen unterstützt und gefördert. Die Sowjetunion hatte trotz Amnestie für Nazis Alles im Griff in der Ukraine.
      Solange die Sowjetunion noch existierte, lebten die Bandera-Anhänger im Untergrund und konnten sich nicht dafür rächen, dass die Sowjets den Nazismus besiegten und ihrem Naziparadies ein Ende bereitet hatten. Als die Sowjetunion zerbrach und der Ukrainischen Republik die Unabhängigkeit in den Schoss gefallen war, war diese Bremse weg gewesen und der Ukrainische Nationalismus blühte mit Unterstützung des Westens wieder auf. Sie wurden immer stärker und stärker und unternahmen mehrere Versuche einer Machtergreifung. 2014 ist ihnen das mit westlicher Unterstützung und vorgeschoben unter europäischen Flaggen auch gelungen. Zu mindestens in der Westukraine. Die Krim lief mit russischer Unterstützung davon und der Donbass bäumte sich auf. Es kam wieder zum Bürgerkrieg zwischen West- und Ostukrainern. Russland hielt sich beim Donbass noch zurück, da es mit dem Minsker Prozess vom Westen erneut über den Tisch gezogen wurde. Russland hoffte zusemmen mit EU Ländern es zu schaffen den Bürgerkrieg ohne direkte Einmischung zu stoppen. Allerdings wollte EU das gar nicht, sie wollten die Minsker Vereinbarungen nur benutzen um die nationalistische Westukraine für einen Krieg mit Russland aufzupumpen. Und im Februar 2022 also die Eskalation, Russland hat die Pläne des Westens längst durchschaut und greift präventiv ein bevor die Naziukraine zu stark geworden ist und ihre Pläne zur Eroberung der Krim und der ethnischen Säuberung der Ostukraine in die Tat umsetzt. Das vierte Gemetzel.

      1. Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Ich schätze Ihre Beiträge.

        Doch der Punkt, auf den ich mit meiner Bitte um erhellende Erklärungen hinweisen wollte, ist ein anderer und Ihre Ausführungen bestätigen ihn auf ihre Weise:
        Alle diese blutigen Konflikte, die von Petro als Konflikte zwischen der Ost- und Westukraine beschrieben werden, wurden erst nach Intervention von außen zu diesen blutigen Konflikten.

  9. Am Samstag, den 14. Januar, fand in Kiew ein „Witwenmarsch“ statt.

    Die Ehefrauen und Angehörigen der gefangenen und als vermisst gemeldeten Soldaten der ukrainischen Streitkräfte protestierten.

    Es war zu erwarten, dass die ukrainischen Medien das Ereignis komplett totschweigen würden.

    Quelle RVvoenkor

  10. Der ukrainische Disput ist kein Erkenntnis-, sondern ein Herrschaftsproblem.
    Dieses hätte aber niemals diese Konfrontationsschärfe erreicht, wenn nicht die Komplizenschaft hinter den Herrenrasse-Ideologen eigene dreckige Interessen verfolgen würde und diese dann noch in ethische Floskeln kleidet.
    Dann gilt ein provozierter Präventivkrieg mit akuter Schutzwirkung gegen Tod, Folter und Vertreibung als unprovozierter Angriffskrieg.

  11. So ganz am Rande: seit langem existiert in der Ukraine der Wahlspruch und auch seit 2018 der Gruß „Ruhm der Ukraine“; man stelle sich mal einen Moment lang vor, es käme jemand hier auf die Idee, einen Spruch à la „Ruhm Deutschland“ oder so ähnlich vorzuschlagen.
    Reaktion hier und weltweit? Nicht auszudenken.

    1. ja. diesen Spruch setzen im Welt-de Forum ein paar Trolle immer unter ihre posts.
      Irgendwo habe ich noch eine längere Version gelesen, eine wahre litanei.

      Ja. man stelle sich vor hier würde jemand sowas auf Deutschland bezogen sagen.

  12. Die Therapie für die Ukraine wäre ganz simpel, Stopp westlicher Waffenlieferungen und Gelder!
    Der Krieg wäre binnen Kürze beendet und den Ukrainern bliebe gar nichts anderes übrig, als sich mit ihren Nachbarn zu arrangieren und ihr nationalistisches Mütchen zu kühlen.

    Grundsätzlich ist dem Autor durchaus in vielem zuzustimmen. Nur er hat sich den falschen Patienten ausgesucht. Der Westen muss auf die Couch.

    Wer ist in Deutschland für Waffenlieferungen? Es sind z. B. mehr oder weniger realitätsfremde Leute, die von Geschichte keine Ahnung haben und für die Geopolitik ein Fremdwort ist, die selber keiner Fliege etwas zu Leide tun könnten, Yoga- und Meditations-Kurse besuchen, sich vegan und makrobiotisch ernähren, die Grünen wählen und aufgrund deren Propaganda glauben, Putin sei ein fanatischer Diktator, und wenn die Russen in der Ukraine nicht besiegt werden, stehen sie morgen vor Deutschland. Und dem Putin müsse man es deshalb mal zeigen. Dass dabei hunderttausende Menschen draufgehen, und es das nicht wert ist, selbst wenn sie recht hätten, geht nicht in ihr Hirn. Dass es völlig abwegig ist, dass Putin Deutschland kolonisieren könnte, ebenfalls nicht. Mit der Geschichte des Konflikts braucht man auch nicht anfangen, alles russische Propaganda.

    Aber: Ab und an ändert trotzdem mal jemand von diesen Leuten aufgrund von Diskussionen seine Meinung, steter Tropfen höhlt hoffentlich den Stein…

  13. ich finde das Interview und die Ausführungen Petros sehr gut.
    Vielleicht kann ich das mal in Diskussionen mit Leuten einbringen, die immer noch auf der Schiene fahren,
    dass die Ukraine eine freiheitsliebende blühende Demokratie ist, die uns edelmütig gegen Putin verteidigt, der das Ziel hat ganz Europa einzunehmen.
    Bei Petro können sie dann wohl kaum das reflexhafte „ist von Putin bezahlt“ bringen.

    Natürlich haben Petros Ausführungen auch ihre Schwächen, wie hier in den Posts richtig festgestellt wurde,
    insbesondere was die rechtsradikalen Positionen betrifft.
    Allein schon das Ansinnen dieser Leute, ein so großes Land mit so vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Sprachen gewaltsam zwangsukrainisieren zu wollen und das mit Bandera
    als „Integrationsfigur“ , ist so ein unglaublicher Wahnsinn, der fürchterliche Folgen hatte ,aktuell hat, und wohl leider noch haben wird.

    1. Und ist’s auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Die Faschisten werden immer nur zu einem Zweck gebraucht. Außerhalb der Gesetzlichkeit den inneren „Feind“ niederhalten. Man will Zustände erzeugen, die mit demokratischen Mitteln nicht durchsetzbar sind. Ein faschistisches Regular wie in Hitlers Deutschland öffentlich zu verkünden, würde im Westen zu Kritik führen. Man wählt also den anderen Weg. Man lässt die demokratischen Gesetze bestehen, setzt sie aber nicht durch. Wie anders ist zu erklären, dass die Mörder von Odessa ihre Taten übers Handy schicken konnten und keine Strafverfolgung erwarten mussten.

      Die Hauptschwäche Pedros dürfte aber nur das fehlende Rückgrat sein. Er will es mit den ukrainischen Nazi-Protegés nicht verscherzen.

  14. Das Trauma der ukrainischen Nationalisten ist die gescheiterte Staatsgründung nach dem 1. Weltkrieg. Als nach einer Zeit der Wirren sich Polen und die Sowjetunion 1921 nach ihrem Krieg im Friedensvertrag von Riga auf eine Aufteilung des ukrainischen Raumes verständigten, vollzog sich das ohne Proteste der Weltkriegs-Sieger und bekam 1923 sogar die offizielle Zustimmung des Völkerbundes. Der Grund ist einfach: Es gab kein grösseres
    geschlossenes ukrainisches Siedlungsgebiet, das zumindest als Kern eines ukrainischen Staates hätte dienen können. Im sowjetischen Teil war ein grosser Teil der Bevölkerung russisch bzw. russisch-sprachig. Im polnischen Teil hatten fast alle grösseren Städte eine polnische bzw. polnisch-jüdische Bevölkerungsmehrheit.

    Eine „ethnisch reine“ Ukraine zu schaffen, galt bei den ukrainischen Nationalisten fortan als wichtigste Voraussetzung für weitere Versuche der Staatsgründung. Die Massaker an polnischen Dorfbewohnern in Wolyn 1943 waren bereits Ausfluss dieser Vorstellung, denn es galt nicht nur viele Polen zu töten, sondern durch die Brutalität der Morde die verbliebene polnische Bevölkerung zur Abwanderung in das polnische Kerngebiet zu veranlassen.

    Als dann die unabhängige Ukraine 1991 in den Grenzen der ehemaligen Sowjetrepublik entstand, wurde der Widerspruch zwischen dieser spezifischen ukrainischen Nationalidee und der Realität des Staates mit fast zwei gleich grossen Bevölkerungsgruppen, die zudem ein sehr unterschiedliches politisch-historisches Selbstverständnis besaßen, offenkundig. Die beiden ersten Präsidenten versuchten noch, dies auszubalancieren, Mit der geopolitischen Instrumentalisierung des ukrainsichen Dilemmas und dann vor allem mit dem massgeblich von radikalen Nationalisten getragenen Putsch 2014 war der Weg dann in Richtung Bürgerkrieg bereitet. Die weitere Entwicklung ist bekannt.

  15. Ein Land das so strukturiert ist wie die Ukraine wird nur überleben können, wenn sie es so angehen, wie die Schweiz.
    Die schaffen es auch mit verschiedenen Volksgruppen und Sprachen zusammenzuleben ohne sich die Köpfe einzuschlagen.

    Aber der aktuelle Kurs der ukr. Politik führt direkt in die Katastrophe.

  16. Leseempfehlung:
    „Branko Marcetic: Diplomatic Cables Show Russia Saw NATO Expansion as a Red Line“

    https://usrussiaaccord.org/acura-viewpoint-guest-post-by-branko-marcetic-diplomatic-cables-show-russia-saw-nato-expansion-as-a-red-line/

    Es ist für OT Forum keine neue Erkenntnis. Aber die hyperlinks in diesem langen Text (der die Problematik der NATO-Osterweiterung rekapituliert) sind für Diskussionen mit Andersdenken hilfreich, wie ich finde.
    (z.B. Washington Post von 2000 über Putin, oder die diversen Wikileaks Diplomatendepeschen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert