Die Tragödie der Ukraine

Anti-Maidan-Protest in Charkiw April 2014. Bild: ПатриотУкраины/ CC BY-SA-4.0

Für den Politikwissenschaftler Nicolai Petro hat der Krieg seine Wurzeln in dem internen Konflikt der Ukraine, wer die ukrainische Identität definieren darf.

In seinem unlängst erschienen Buch „The Tragedy of Ukraine: What Classical Greek Tragedy Can Teach Us about Conflict Resolution“ (Die Tragödie der Ukraine: Was uns die klassische griechische Tragödie über Konfliktlösung lehren kann) untersucht der Politikwissenschaftler Nicolai Petro die mehr als 150-jährige Geschichte des destabilisierenden Konflikts in der Ukraine. Er argumentiert auch, dass der gegenwärtige Krieg zwischen der Ukraine und Russland tiefe Wurzeln in diesem internen Konflikt hat, der in der Geschichte bereits dreimal zu bewaffneten Zusammenstößen geführt hat.

„Ich war beunruhigt darüber, wie schwierig es für die Menschen war, miteinander auszukommen“, sagt er. „Ich habe nicht verstanden, warum es so viel gegenseitigen Hass im Land gab. Ich versuchte, diese Spaltungen zu verstehen, die unter ukrainischen Fachleuten weithin akzeptiert waren. Wenn man über die Ukraine schrieb, war immer von ihnen die Rede. Dann kommt noch die Frage hinzu, warum es zu einem militärischen Konflikt kam. Aber wenn man in der Geschichte zurückgeht, sieht man, dass auch das nicht ungewöhnlich ist. Schon viermal gab es zwischen der Ost- und der Westukraine Kämpfe mit vielen Toten. Dies ist das vierte Mal.“

Petro schlägt vor, dass die klassische griechische Tragödie einen Weg zur Überwindung des Bürgerkonflikts bieten könnte.

Was ist die „Therapie“ der klassischen griechischen Tragödie und wie kann sie nationale Spaltungen heilen?

Nicolai Petro: Für die Griechen resultiert die Tragödie aus der Unfähigkeit des Einzelnen zu erkennen, wie sehr seine eigenen Handlungen zu seiner gegenwärtigen Lage beigetragen haben. Indem sie die Schrecken, die aus dem unnachgiebigen Streben nach Rache resultieren, auf der Bühne nachstellten, versuchten die griechischen Dramatiker, das Publikum zur Katharsis zu führen, einer Reinigung der Emotionen, die so stark ist, dass sie es ermöglicht, dass Mitleid und Mitgefühl in die Seele eindringen und an die Stelle der Wut treten. Aristoteles war der Meinung, dass die Katharsis den Einzelnen und die Gesellschaft von der endlosen Wiederholung eines tragischen Dramas befreien könnte.

Da die Inszenierung dieser Stücke von der herrschenden Elite gesponsert wurde und die Teilnahme der gesamten erwachsenen Bevölkerung als Bürgerpflicht galt, sehe ich die Tragödie als Teil der Therapie, mit der die Gesellschaft vom Trauma des Krieges geheilt werden sollte.

Was sind die internen Konflikte in der Ukraine und inwiefern ähneln sie der Tragödie?

Nicolai Petro: Einfach ausgedrückt: Der Konflikt innerhalb der Ukraine rührt von der Weigerung des Staates her, die „andere Ukraine“ – das Drittel der Bevölkerung, das seine eigene russische kulturelle Identität als mit einer ukrainischen staatsbürgerlichen Identität vereinbar betrachtet – als legitimen Teil der ukrainischen Nation anzuerkennen. Infolgedessen hat die Regierung die russische Sprache und Kultur systematisch unterdrückt. Da diese für einen großen Teil der Bevölkerung heimatverbunden sind, hat diese Politik in der Vergangenheit erheblichen Widerstand hervorgerufen.

Dieser tragische Kreislauf wird durch die destruktiven Narrative genährt, die jede Seite über die andere erzählt und die dann zur Rechtfertigung von Konflikten im Namen der Gerechtigkeit verwendet werden. Da beide Seiten darauf beharren, die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit zu korrigieren, bevor sie in einen Dialog eintreten, haben sie unwissentlich dazu beigetragen, dass ihre gegenseitige Tragödie fortbesteht. Die heutigen tragischen Ereignisse sind somit Teil eines größeren tragischen Kreislaufs, der die ukrainischen politischen Eliten seit einem Jahrhundert in Atem hält.

Wie haben diese Spaltungen zum anhaltenden Krieg mit Russland beigetragen?

Nicolai Petro: Der gegenwärtige Krieg ist nur der jüngste in einer Reihe von Konflikten, die diese Region der Welt heimgesucht haben. Dazu gehören: die Großmachtrivalität zwischen Russland und dem Westen, der Konflikt zwischen den russischen und ukrainischen Eliten und schließlich der Konflikt innerhalb der Ukraine selbst über ihre eigene nationale Identität, ihre Beziehung zu Russland und ihre Rolle in der Welt. Es ist, kurz gesagt, ein Konflikt darüber, wer die ukrainische Identität definieren darf.

Für viele in der Westukraine (Galizien) bedeutet ukrainisch zu sein, alles Russische abzulehnen – Sprache, Religion, Handel, Ressourcen, Wissenschaft, Musik, Bücher – alles. Erst wenn sich die Ukraine auf diese Weise „entkolonialisiert“ hat, wird die wahre Ukraine zum Vorschein kommen können. Während der Maidan-Revolution 2014 bezeichneten sie dies als eine „zivilisatorische Entscheidung“.

Für viele Menschen in der Ostukraine (Malorossija) bedeutet Ukrainer zu sein jedoch, die historischen und kulturellen Bindungen des Landes an Russland zu pflegen. Die meisten Menschen in dieser russophilen Hälfte der Ukraine empfanden die Forderung nach einer zivilisatorischen Entscheidung als unnötig, spaltend und erniedrigend. Dieser Konflikt zwischen den Visionen über die Vergangenheit und die Zukunft der Ukraine hat mindestens vier Mal zu bewaffneten Konflikten innerhalb der Ukraine geführt – während des Ersten Weltkriegs, während des Zweiten Weltkriegs, nach dem Maidan 2014 und jetzt wieder im Jahr 2022.

Was ist Ihrer Meinung nach der Weg zu einer Lösung des Konflikts?  

Nicolai Petro: Obwohl ein Friedensabkommen den Konflikt vorübergehend dämpfen kann, wird es keine dauerhafte Lösung geben, solange nicht auch die Kernfragen dieses Konflikts angegangen werden.

Die derzeitige Situation mag hoffnungslos erscheinen, aber wenn wir die therapeutische Rolle der Tragödie verstehen, können wir erkennen, dass der Schlüssel zur Durchbrechung des Kreislaufs darin liegt, den gesellschaftlichen Diskurs weg vom Streben nach Rache (oft fälschlicherweise als „Gerechtigkeit“ bezeichnet), hin zum Ziel des Aufbaus einer Gesellschaft zusammen mit den ehemaligen Feinden zu bringen. Damit dies in der Ukraine geschehen kann, müsste die Regierung drei Postulate annehmen:

Erstens, dass ein russophiler Ukrainer zu sein nicht bedeutet, anti-ukrainisch zu sein. Die griechische Tragödie lehrt uns, dass man, um soziale Harmonie zu erreichen, bereit sein muss, seinen Feind mit der gleichen Ehre zu behandeln, die man für sich selbst anstrebt. Diese Binsenweisheit beruht nicht auf einer moralischen Abstraktion, sondern auf dem praktischen Kalkül, dass faire und gleiche Behandlung die verbindlichste aller sozialen Bindungen ist.

Zweitens: Russland zu bestrafen bedeutet nicht, die Ukraine zu heilen. Es ist ein Axiom der internationalen Politik, dass kein Land jemals dadurch zu Wohlstand gekommen ist, dass es sich einen mächtigeren Nachbarn zum Feind gemacht hat. Außerdem verlieren Länder, die von ihrer nationalen Identität und Sicherheit besessen sind, oft beides.

Drittens kann die soziale Harmonie in der Ukraine nur von den Ukrainern selbst hergestellt werden. Externe Akteure haben ihre eigene Agenda, die selten, wenn überhaupt, mit den Interessen der Ukraine übereinstimmen wird. Um eine dauerhafte soziale Harmonie herzustellen, müssen die Ukrainer ihre Angst vor ihrer eigenen Vielfalt überwinden und bereit sein, sich auf ihre gesamte Geschichte und Kultur zu berufen, sowohl auf die galizische als auch auf die malorossische.

Wie kann die tragische Therapie eine Rolle spielen?

Nicolai Petro: Indem sie die Aufmerksamkeit auf die wahre Bedeutung von Gerechtigkeit – nämlich Barmherzigkeit – lenkten, anstatt sich mit Rache zu begnügen, hofften die griechischen Dramatiker, die Wiederholung des Zyklus der Tragödie zu verhindern.

Doch während die athenische Polis so klein war, dass sie fast jedes erwachsene Mitglied der Gesellschaft in ihre Rituale einbeziehen konnte, gibt es heute keinen Mechanismus, der diese Funktion erfüllen könnte. Ein vergleichbares Verfahren gibt es jedoch seit mehr als 40 Jahren und wurde in über 50 Ländern eingeführt – Wahrheits- und Versöhnungskommissionen.

Wie die griechischen Tragödien der Vergangenheit arbeiten solche Kommissionen daran, tiefe soziale Traumata zu heilen und eine soziale Versöhnung herbeizuführen, indem sie fesselnde emotionale Zeugnisse von allen Seiten zusammentragen und öffentlich zur Schau stellen. Dies führt die Öffentlichkeit zu einer Katharsis – einer Läuterung des gegenseitigen Hasses, die es der Gesellschaft ermöglicht, zu heilen, indem sie dem einst feindlichen Anderen seine Menschlichkeit zurückgibt.

Die wichtigste Lektion der Tragödie ist jedoch, dass das Streben nach einem totalen Sieg über die eigenen Feinde nur zu neuen Konflikten führen kann. Der tragische Kreislauf in der Ukraine wird daher enden, wenn die Ukrainer erkennen, dass der wahre Sieg der Sieg des Mitgefühls und der Würde über den Hass ist, so dass alle Ukrainer, unabhängig von Religion, Sprache oder kulturellem Erbe, als unverzichtbar für die ukrainische Nation angesehen werden.

 

Text und Interview wurden mit Genehmigung von Nicolai Petro und der University of Rhode Island ins Deutsche von Florian Rötzer übersetzt. Den Originalbeitrag findet man hier.

Nicolai Petro, Professor für Politische Wissenschaft an der University of Rhode Island (USA), hat in den letzten 10 Jahren an seinem neuen Buch gearbeitet und dabei ukrainische Zeitungen und Medienseiten nach Originalquellen für die Chronik der Tragödie durchsucht. (Das Buch enthält mehr als tausend Fußnoten.)

In den Jahren 1989 und ’90 war er als International Affairs Fellow für den Council on Foreign Relations tätig und arbeitete als Special Assistant im Office of Soviet Union Affairs im US-Außenministerium. Außerdem war er als politischer Attaché an der US-Botschaft in Moskau tätig und beobachtete Kommunalwahlen in Russland, Weißrussland und Lettland. Später arbeitete er privat als Berater für das kommunale Forschungs- und Ausbildungszentrum Dialog und war Berater des Bürgermeisters der russischen Stadt Novgorod. In den Jahren 1996-97 war er für eine Fulbright-Dozentur in Russland.

Seit 2008, als er von der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Kiew eingeladen wurde, einen Vortrag zu halten, besucht er fast jährlich die Ukraine und reist durch das ganze Land. Im Jahr 2010 hielt er einen Vortrag an der V. N. Karazin Nationalen Universität in Charkow und 2013-14 forschte er im Rahmen seines Fulbright-Stipendiums über die orthodoxe Kirche in der Ukraine. Petro wird von nationalen und internationalen Medien häufig als Experte für Russland und die Ukraine zitiert und hat in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften in den USA und Russland veröffentlicht. Er ist außerdem Autor oder Herausgeber von acht Büchern, darunter „The Rebirth of Russian Democracy: An Interpretation of Political Culture“ und „Crafting Democracy: How Novgorod has Coped with Rapid Social Change“.

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9 Kommentare

  1. Ich propagiere ja die Lektüre diese Buchs wo ich nur kann.

    Aber das Missverständnis des Theater-Ansatzes, der die ersten 40 Seiten einnimmt, ist die Annahme, Theaterstücke könnten Einfluss auf Machtpolitik haben.

    Das ist, etwas plump formuliert, leider Blödsinn.
    Natürlich bringt Petro auch Theortiker vor, die eher vermuten, Theater affirmiere die Macht.

    Das mag seit Adornos Pop-Status sogar common sense und fast schon linkes Klischee sein, aber es trifft wohl tatsächlich trotzdem eher den Kern – Entertainment (ich subsumiere hier dionysisches und apollonisches Schaffen – ein Begriffspaar mit dem Adorno im Übrigen seinerseits ein Ei gelegt hat) ist in seiner Gesamtheit zur Ablenkung dienlich.

    Alles andere würde bedeuten, die Machthaber als Publikum seien im Momemt der Rezeption unfähig zu reflektieren, dass sie nur eine Fiktion, ein Theaterstück sehen, das gespielt ist.
    Die Tränen sie sind nicht echt.

    Die attische imperiale Politik war es umso mehr.

    Dass der Krieg mit Sparta überhaupt zustande kam war ja ein Resultat dieser „goldenen“ athenischen Ära.

    Genauso albern wäre es anzunehmen, Shakespeare hätte die engl. Krone zu friedlicher Politik angestiftet.
    Kein Mensch, der die Heinrich-Stücke gelesen hat kann das ernstliche behaupten.

    Propaganda ist so alt wie das Theater.
    Und Krieg ist eine der größten Werbemaßnahmen für kulturulle Produkte – wie eben das Theater.
    Diese Kontingenz muss man akzeptieren und aushalten.

  2. Petro lenkt vom Eigentlichen ab, dem verzweifelten Streben einer abgleitenden Hegemonialmacht, sich diesem Abgleiten mit allen Mitteln entgegen zu stemmen, der unendlichen Aggressivität des Westens, gespiesen vom Wunsch, Bedeutungsverlust zu vermeiden. Die regionalen Konfliktlinien, die Petro einzig im Blick hat, werden dabei gnadenlos instrumentalisiert, in der trügerischen Hoffnung, nicht selbst den Kopf hinhalten zu müssen.

    Je länger es dauert, umso eher wird der Westen sich über alles hinwegsetzen und die eigene Jugend verheizen. In erster Linie Polen tut es schon. Dort füllen sich bereits Friedhöfe. Und es wird nicht zum erwünschten Ergebnis führen und die Versuchung, die Überwaffen einzusetzen immer unwiderstehlicher.

    Die strategische Kommunikation aka Propaganda wirkt. Der Nihilismus droht uns zu fressen. Die halbe deutsche Bevölkerung ist sich der Gefahr, in der sie schwebt, ganz offensichtlich nicht bewusst. Wir können alle ein Kreuz an die Decke malen, wenn wir die nächste Weihnacht noch erleben.

    1. zu NPs Verteidigung: es war nicht sein Ziel über die „Hegemonialmacht“ zu schreiben.

      Er ist ausdrücklich der Meinung, der Kern des Übels ist in den ethnischen Streitereien des Landes zu suchen.

      Das ist demnach auch das Thema des Buchs an dem er 10 Jahre gearbeitet hat.

      Dem kann man zustimmen oder auch nicht.

      Aber man darf nicht erwarten, dass jetzt 100 Historiker 100 identische Ansätze verfolgen in 100 Büchern über dasselbe Phänomen.

      Das hätte nichts mit Forschung zu tun und würde auch keinem was bringen.

      Im Übrigens halte ich seine These für wichtig – oder anders:

      Wäre die Ukraine tatsächlich das demokratische „Paradies“ als das sie uns seit 10 Monaten verkauft werden soll in geradezu beleidigend dummer Art, dann hätte sich das Land gegen die Manipulationen von Außen zur Wehr setzen können, dann hätten die Konflikte im Land, die die USA instrumentalisieren, keinen fruchtbaren Boden gefunden – DAS hätte man „wehrhafte“ Demokratie genannt. Dann hätte man einen Weg der Verständigung mit den Russen und Brüssel gefunden.

      Ich kann mich täuschen, aber siehe zum Vgl. Südamerika – die haben aus 30 Jahren Zerstörung und Faschismus als Hinterhof der USA gelernt (eine Lektion die die Ukraine niemals die Chance hatte zu erlernen) und sich scheinbar erfolgreich bisher gewehrt, siehe z.B. Mexiko, Brasilien, Venezuela.

      Das ging wohl nur, weil ein Gemeinwesen existiert, das zusammenhält und zusammenarbeitet.

      1. „zu NPs Verteidigung: es war nicht sein Ziel über die „Hegemonialmacht“ zu schreiben.
        Er ist ausdrücklich der Meinung, der Kern des Übels ist in den ethnischen Streitereien des Landes zu suchen.“

        Bei allem Respekt: Petro schreibt darüber, dass es viermal zu Auseinandersetzungen zwischen der Ost- und der Westukraine kam, benennt aber nicht die Ursachen. Diese lagen bei ALLEN vier Konflikten ganz wesentlich nicht in der Ukraine, sondern im Schüren von ethnischen Konflikten zwischen Ukrainern von außen im Interesse ausländischer Mächte (Österreich-Ungarn, Deutschland, Großbritannien, USA, Polen).
        Das ist für mich – milde ausgedrückt – unwissenschaftlich.

        Weiter schreibt er:
        „Angst vor ihrer eigenen Vielfalt überwinden und bereit sein, sich auf ihre gesamte Geschichte und Kultur zu berufen, sowohl auf die galizische als auch auf die malorossische.“
        Die Ukraine ist ein Vielvölkerstaat. Es gibt dort nicht nur Ukrainer und Russen. Der Strauß ist wesentlich bunter. …

        Abschließend meint Petro:
        „Der tragische Kreislauf in der Ukraine wird daher enden, wenn die Ukrainer erkennen, dass der wahre Sieg der Sieg des Mitgefühls und der Würde über den Hass ist, so dass alle Ukrainer, unabhängig von Religion, Sprache oder kulturellem Erbe, als unverzichtbar für die ukrainische Nation angesehen werden.“

        Über diese Phase ist der Konflikt längst hinweg. Die Ukraine und die Ukrainer entscheiden schon lange nichts mehr in eigener Sache, leider. Der tragische Kreislauf wird enden, wenn die USA, GB, NATO und EU die Ukraine loslassen und sie nicht mehr für machtpolitische Interessen missbrauchen.

        Da Overtone schon zum zweiten Mal dieses Buch mit seinen fragwürdigen Postulaten propagiert, stelle ich mir die Frage, warum?

        1. Dass der interne Identitätskonflikt der Einstieg für den geostrategischen Proxy.War der Amerikaner war und hier die Strippen gezogen wurden und werden, müsste Kern jeder Analyse sein. Sonst landet man irgendwie im soziologisch/politischen Sandkasten.

          Hier bestimmt sich auch die Antwort zu der Frage, „wer die ukrainische Identität definieren darf“. Die Ukraine selbst und wenn ja, wer ist dieses Subjekt in der Ukraine? Das Volk, das Parlament, der Präsident, das Militär, die Ukrofaschisten? Die Medien, die Wissenschaftler, die Reichen, die Gewerkschaften? Wer ist dazu berechtigt?

  3. p.s.
    und keines der Interviews die Petro gegeben hat, überzeugt mich. Das ist immer so konziliant und theoretisch zurückhaltend.

    Das Buch ist viel kritischer. Nüchtern, ehrlich, prägnant.
    Nicht als Anklage gedacht, nicht als solche formuliert.
    Birgt aber alle Erkenntnisse einer solchen.
    Der Teufel steckt halt im Detail, bzw. der Fußnote.

    Deshalb muss das Buch gelesen werden.
    Diese Interviews sind kein Ersatz.

    Hier noch ein Kommentar von Petro, vom März.
    Der endet zwar auch wieder mit Tragödie und tralala aber ein paar gute Sätze finden sich darin Richtung Westen.

    “A True Solution to the Tragedy of Ukraine – One thing that we can confidently predict is that, as a result of this invasion, Ukraine’s tragic cycle will continue.”
    https://nationalinterest.org/feature/true-solution-tragedy-ukraine-201302

    „“Why did Russia invade now? Because at every level, Russia’s strategy to date had ended in failure.”
    “Therefore, having lost all faith in the West’s willingness to reach a mutually acceptable compromise on its key security concerns, the Russian government felt that it had no choice but to pay the ultimate price: to get out of this hopeless situation, it had to reset the agenda. It chose to do so through a brute force invasion of Ukraine aimed at reversing the outcome of the 2014 Euromaidan.”“

    1. “Therefore, having lost all faith in the West’s willingness to reach a mutually acceptable compromise on its key security concerns, the Russian government felt that it had no choice but to pay the ultimate price: to get out of this hopeless situation, it had to reset the agenda. It chose to do so through a brute force invasion of Ukraine aimed at reversing the outcome of the 2014 Euromaidan.”

      Man kann nicht durch das Bekämpfen an Symptomen das Übel beseitigen. Der Maidan war auch nach ukrainischem Recht illegal und ein brutaler Rechtsbruch.
      Wenn ich das als Autor nicht klar benenne, dann fehlt DAS Basisstück in diesem Puzzle.

  4. nur mal nebenbei:

    Die Berliner Stadtbibliotheken haben von Nicolai Petros Buch genau 1 Exemplar.

    Gwendolyn Sasses neues Buch „Der Krieg gegen die Ukraine – Hintergründe, Ereignisse, Folgen“ Beck Verlag – 20 Exemplare.
    Die e-books nicht mitgerechnet.

    In der Grimm-Bibliothek ist das Verhältnis 0-3.
    die ist wohl gemerkt für Fachpublikum

    Die Stabi 1-1

    Beim Cornelsen Verlag für Schulbücher kann man sich ausmalen was an Inhalten in Zukunft in den Druck kommt.

    So wird Meinung für die nachfolgende Generation produziert.

    Viel Spaß noch, Gen Z.

  5. Franzosen und Karl May haben die Deutschen zum bedrohten Volk gemacht, die Deutschen haben die Juden zum Volk gemacht, die Juden haben die Palestinenser zum Volk gemacht, die Russen haben die Ukrainer zum Volk gemacht.
    Sie begreifen den Staat als ihr eigenes und werden bei Bedrohung faschistisch.
    Theater erzählt die Geschichte mythologisch.
    Dann kommt Petro und sagt vom Theater kann man was lernen.

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