Die Stimme des Menschen   

Gräber von gefallenen Soldaten auf dem Lychakiv Friedhof. Bild: president.gov.ua/CC BY-NC-ND-4.0

Direktor: Ihren Text habe ich gelesen. Die bunten Fäden, die sie da zusammen spinnen, sind für mich ein wirres Knäuel. Der passt so nicht in unser ehrenwertes Haus. [1]

Dichter: Vielleicht stelle ich die Personen des Stücks vor. Das mag Klarheit bringen.

Direktor: Ich bitte darum.

Dichter: Zuerst tritt ein Freund von mir auf, ein gutbürgerlicher Babyboomer, ein lieber Mensch und Christ, den der Mainstream auf Kriegskurs gebürstet hat, obwohl er selbst vermutlich nie eine Waffe in die Hand genommen hat. Dann komme ich, ein zorniger, alter Starrkopf, der immer zweifelt, wenn alle ins gleiche Horn stoßen. Im Anschluss treten zwei Soldaten auf, die im letzten großen Krieg gefallen sind.

Direktor: Warum lassen Sie die beiden nicht in Frieden ruhn?

Dichter: Albert Schweitzer war der Meinung, die Zeugnisse von Opfern des Krieges könnten das Friedensbewusstsein der Völker stärken und so dem Frieden dienen. [2] Im Angesicht des Todes entdecken die Menschen unter ihrer erkalteten, harten Schale das, was sie als Menschen ausmacht. Das wollen sie ihren Lieben mitteilen, bevor sie für immer gehen. Ihre Worte sollen uns mahnen, die wir am wohl gedeckten Tisch die großen Strategen spielen.

Direktor: In Ordnung. Aber warum müssen sie am Ende den Nazarener auftreten lassen? So mancher hier bei mir im Publikum zweifelt, ob es ihn gegeben hat.

Dichter: Jesus oder nicht Jesus, das ist hier nicht die Frage. Auch bei Shakespeare weiß man nicht genau, ob er der Verfasser aller Werke war. Dem Hamlet tut das keinen Abbruch. An Jesus mag man zweifeln, die Bergpredigt gibt es. Wenn wir dem folgten, was da Schwarz auf Weiß geschrieben steht, wär nicht so vieles faul in unsrem Staat. [3]

Direktor: Nun gut, was solls? Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Der Worte sind genug gewechselt, [4] nun fangen Sie mit ihrem Vortrag an. Die Zeit ist knapp.

Dichter: Verehrter Herr, habt vielen Dank. Und nun gebt acht.

Neulich war ein befreundetes Ehepaar auf ein Glas Wein bei uns. Wir hatten „Wizard“ [5]  gespielt, ein abwechslungsreiches Kartenspiel, das über viele Runden geht. Politik war aus guten Gründen tabu. Ganz am Ende, als sie schon aufbrechen wollten, fiel dann doch das Wort „Putin.“ Unser Freund hielt ihn für den größten Verbrecher und schlug die Hände vor das Gesicht, als ich dagegen hielt. „Ein Mann, der seinen Zorn nicht zurückhalten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern“ (Sprüche, 25,28). So war ich. Wir waren alle aufgewühlt. Aber er nahm das Manuskript meiner Rede beim Ostermarsch in Fulda [5] mit, wenn auch nur widerwillig. Er schrieb mir dann, er schätze mein Engagement, aber ein Land könne sich nicht einfach vier Regionen seines Nachbarn schnappen. Ich erwiderte, die Dinge lägen anders, verwies dabei auf den verstorbenen Papst Franziskus sowie General a.D. Harald Kujat, schickte ihm dazu einige Links und bat ihn, sie zu prüfen. [6] Volksabstimmungen, die die Hegemonie unserer Eliten gefährden könnten, stehen gar nicht erst zur Diskussion oder sie werden diskreditiert oder – sofern es möglich ist – verboten oder annulliert.

In den Sphären der Führungsetagen des Westens ist die Stimme des Menschen nur noch Manipulationsmasse und spielt sonst keine Rolle. Von meiner Tante habe ich ein Buch mit diesem Titel geerbt. [2] Es enthält Briefe und Aufzeichnungen aus den Jahren 1939 – 1945 von Menschen aus der ganzen Welt, die im Krieg oder kurz danach gestorben sind. Alun Lewis aus Großbritannien, gefallen im März 1944 in Burma, schreibt einen Monat vor seinem Tod an seine Eltern: „Die Welt härtet einen Menschen ab, er wird kleinlicher, argwöhnischer und vorsichtiger, aber der Junge, dem ihr das Leben schenktet, ist tief im Innersten unter der äußeren Schale des Artillerieoffiziers immer noch wie er war: und was auch diesem Offizier geschehen mag, meine Liebe und mein innerstes Selbst werden nicht geringer werden, denn sie waren von Anfang an rein und echt.“

Ein unbekannter jugoslawischer Soldat schreibt an sein noch nicht geborenes Kind: „Mein Kind, noch schläfst Du im Dunkel und sammelst Kräfte für den Kampf der Geburt; ich wünsche dir alles Gute… Ich weiß nun, dass ich sterben muss, und Du musst geboren werden, um auf dem Trümmerhaufen meiner Irrtümer zu stehen. Vergib mir. Ich schäme mich, Dir eine unordentliche und unbequeme Welt zu hinterlassen. Aber es muss sein. Ich küsse in Gedanken Deine Stirne, um Dich zum letzten Mal zu segnen. Gute Nacht, mein Kind – guten Morgen und ein lichtes Erwachen.“

Nur wenn wir die Stimme des Menschen hören, werden wir Frieden finden. Historiker Will Durant schreibt über Jesus: [8] „Er unternimmt es nicht, die bestehenden wirtschaftlichen oder staatlichen Einrichtungen anzugreifen. Die Revolution, die er erstrebte, ging tiefer… Gelang es ihm, das Herz des Menschen von Selbstsucht, Grausamkeit und Wollust zu säubern, dann musste das Idealreich von selber kommen, dann mussten alle Einrichtungen, die wegen der Habgier und Gewalttätigkeit der Menschen notwendig geworden waren, und damit die Notwendigkeit des Gesetzes, verschwinden. In diesem .. geistigen Sinne war Jesus Christus der größte Revolutionär der Geschichte.“  Ich weiß zwar nicht was an Lust schlecht sein soll, aber sonst spiegeln diese Worte meine eigenen Hoffnungen wieder.

[1] Jürgens, Udo und Michael Kunze (Text) (1975) Ein ehrenwertes Haus. https://www.udojuergens.de/songtexte/ein-ehrenwertes-haus

[2] Bähr, Walter (Hrsg.) (1961) Die Stimme des Menschen. Briefe und Aufzeichnungen aus der ganzen Welt, S. 587, S. 329, S. 502. R. Piper & Co: München.

[3] Shakespeare, William (1603-1604) Hamlet, Prince of Denmark. Act III, Scene I. Hamlet: „To be, or not to be: that is the question.“ Act I, Scene IV Horatio: „Something is rotten in the state of Denmark.“

[4] Goethe, Johann Wolfgang (1808) Faust. Vorspiel auf dem Theater.

[5] Fisher, Ken (1984) Wizard. Kartenspiel. Deutsche Fassung: Franz Vohwinkel (Grafik) (1996) AMIGO GmbH: Dietzenbach

[6] Nold, Stefan (19.4.2024). Frieden! Muss! Jetzt! Rede beim Ostermarsch in Fulda. https://overton-magazin.de/kommentar/gesellschaft-kommentar/frieden-muss-jetzt/, bzw: https://globalbridge.ch/die-rede-am-ostermarsch-in-fulda/ und  https://zgif.ch/2025/05/02/frieden-muss-jetzt/

[7]  Nold, Stefan (20.7.2024) Kein Frieden – keine Zukunft. Schlagt Brücken und versteht eure Feinde.  Die Quellen im einzelnen, S. 132- 157. Zu Papst Franziskus: [IV.4]15 und zu Harald Kujat: [III.7] 33, [IV.2] 5 und [V.2] 16. https://overton-magazin.de/wp-content/uploads/2024/07/Nold-KeinFriedenKeineZukunft-24720sN.pdf

[8] Durant, Will (1944) The Story of Civilization. Vol. 3: Caesar and Christ. Simon and Schuster: New York. Zitiert nach der deutschen Ausgabe, übersetzt von Ernst Schneider (1949). Kulturgeschichte der Menschheit, 3. Band: Cäsar und Christus, Fünftes Buch: Die Frühzeit des Christentums, 26. Kapitel: Jesus, IV Das Evangelium, S. 600. A. Francke AG: Bern.

Stefan Nold

Dr. Stefan Nold, Jahrgang 1959, 1x Ehemann, 3x Vater, 5x Großvater, studierte Elektrotechnik an der TH Darmstadt und promovierte dort über wissensbasierte Fehlerdiagnose. Er arbeitete zuerst einige Jahre als Entwicklungsingenieur bei KSB Pumpen in Frankenthal und gründete 1990 das Ingenieurbüro SOFT CONTROL in Darmstadt (Schwerpunkt: industrielle Bildverarbeitung), wo er bis heute tätig ist. Parallel war er Aktivist und Mitbegründer erfolgreicher lokaler Bürgerinitiativen (Bürgerinitiative BI ONO gegen die Nordostumgehung, “Mucken fürs Mühlchen” zum Erhalt eines Naturbadesees). Seit 2012 schreibt er Essays zu gesellschaftlich relevanten Themen (Humane Wirtschaft, Zeitgeschehen im Focus, overton, globalbridge, manova, u.a.)

Bücher: 2012: Beerdigung, Reifenwechsel, Hochzeit (2012) Justus von Liebig Verlag, Darmstadt. 2024: Kein Frieden – keine Zukunft. Schlagt Brücken und Versteht eure Feinde. Open Source. Download unter: https://overton-magazin.de/wp-content/uploads/2024/07/Nold-KeinFriedenKeineZukunft-24720sN.pdf
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62 Kommentare

  1. Das ist am Freitag den 16.05.2025 im Jabalia-Flüchtlingslager (Gaza-Nord) geschehen:

    https://vimeo.com/1085417090

    Zahlreiche Angriffen gibt es in der Nacht. Morgens werden Flugzettel abgeworfen mit denen die Einwohner vertrieben werden.
    Im Video sieht man das Jabalia-Flüchtlingslager, viele Menschen die fliehen und einige Aussagen der Betroffenen. Der nächste vorübergehende Aufenthaltsort dieser Vertriebenen ist Gaza-Stadt.

    Länge: 2:03 Minuten
    Sie können den Link gerne rumschicken, wenn Sie möchten.

    1. Das ist heute morgen in meinem Klo passiert:

      redoimavweöolinwavonijweöomnjhwapvorütcjhmnwa

      ES NERVT!!!!!!

      Hör auf mit dem Scheiß, jedes (unpassende!!!) Thema zu deinem persönlichen Gaza-Ticker zu machen!

      1. @Elberadler
        „redoimavweöolinwavonijweöomnjhwapvorütcjhmnwa“u
        Ui jui jui, das Geräusch hört man ja noch in den 360000 Kilometern bis nach New York.
        Hoffentlich war nicht zuviel Whisky im Spiel dann würde es auch noch ten years old riechen und New York einschließlich Baerbock müßten evakuiert werden.:-)

      2. Ihre Empathie ist wirklich überwältigend!
        Gaza als persönlicher Ticker? Gaza als Scheiß?
        „Danke“ für die offene Zuordnung. Wir wissen Bescheid, wo wir Sie verorten müssen.

        1. Es geht um den Mißbrauch dieser Plattform für Termolos persönliche Gaza-News-Ticker.

          War das jetzt so schwer zu verstehen?
          Was, wenn das alle so machen? Jeder für ein anderes Thema. Dann kann Overton die Kommentare auch gleich dichtmachen, weil sie nichts mit den Artikeln zu tun haben.

          Das hat mit fehlender Empathie reinweg nichts zu tun.

        1. Der war gut, warum ist mir das nicht eingefallen.
          Aber warum ein Du ?
          Klaus Kinski sagte angeblich mal zu jemanden, der ihn dutzte: ich dutze nur mit Leuten, die mir sympathisch sind und die ich achte, das sollten Sie begreifen.

    2. We are being trained in accepting genocidal warfare as a new normal.

      Und weil das Training inzwischen nahezu abgeschlossen wurde, interessieren solche Nachrichten fast niemanden mehr!

      Viel wichtiger ist ja außerdem, ob Sané bei „Bayern“ bleibt!

    3. Letztlich werden sie wohl zahlreich auf der Idiotenbaustelle Neom the Line ankommen, um dort als Wühlmäuse verheizt zu werden. Ich habe gehört, das man so etwas Humanismus nennt.

    4. Auszug aus „The MoA Week In Review – OT 2025-107“ (https://www.moonofalabama.org/2025/05/the-moa-week-in-review-ot-2025-107.html ):

      Other issues:

      Gaza:

      – Israel launches major new offensive in Gaza after a wave of airstrikes kills hundreds – NBC News
      – Ben Gvir says Israel must ‘stop procrastinating’ and ‘open gates of hell’ on Gaza – Times of Israel
      – ‘Render it unusable’: Israel’s mission of total urban destruction 972mag
      – Israel is in Moral Meltdown – Conflicts Forum
      – The Unbearable Pain of Leaving Gaza – Dropsite News Journalist Abubaker Abed never wanted to leave his homeland. He describes the excruciating decisions he was forced to make.
      – Multiple Western Press Outlets Have Suddenly Pivoted Hard Against Israel – Caitlin Johnson
      – Gary Lineker interview: If you are silent on Gaza, you are complicit – Telegraph
      – Fear, Censorship and Repression Are Keeping Israelis in the Dark About Gaza (archive) – Haaretz
      – Breaking new records, Israel sees unprecedented spike in media censorship – 972mag
      In 2024, Israel’s military censor banned 1,635 articles from publication and partially redacted another 6,265 — part of a wider assault on freedom of press.

      (Anmerkung: Die Links findet man im Originalartikel! Ich tippe aber mal auf 0 Klicks von hier.)

      1. https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Palaestinenser-melden-140-Tote-in-Gaza-binnen-drei-Tagen-article25775685.html

        Wo – um Gottes und Javes Willen – bleibt der Bundesantisemitismusbeauftragte und schaut gefälligst nach dem Rechten?

        Ach übrigens, gerade wollte ich Termolo endlich meinen aufrichtigen Dank aussprechen, jetzt wo doch nicht nur der Entenkanal (s.o.) leicht ’stutzt‘ ob der rasenden ‚Selbstverteidigungrechtinanspruchnahme‘. Sondern sogar für die in der ersten und auch zweiten Reihe, denen doch endlich auch mal die ein oder andere Bauruine vorgeführt werden darf, donnerwetter, da wo sie demnächst vielleicht im Trump’schen Wellness-Resort zu Gaza sich vom Hamas-Terror-Angucken erholen können.

        Was sagt eigentlich Mister Arthur C. Hyde zu Elberadlers Einlassung?

  2. Dem in Burma gefallenen Offizier muss man wohl eine multiple Persönlichkeit bescheinigen. Wie bekommt man es sonst hin, zum Einen Kind und zum Anderen ranghöherer Soldat zu sein?
    Wen wundert es, dass unter solchen Aspekten die Stimme des Menschen kein Gewicht mehr hat. Er hört sich ja selbst nicht zu. Aber wo ein Dichter und ein Direktor ist, gibt es auch noch lange keinen Denker.

    1. Dem in Burma gefallenen Offizier muss man wohl eine multiple Persönlichkeit bescheinigen. Wie bekommt man es sonst hin, zum Einen Kind und zum Anderen ranghöherer Soldat zu sein?

      Ich bin immer noch ein Kind meiner Mutter. Sie hat mehrere in die Welt gesetzt.
      Und meine Mutter (80+) bezeichnet mich (60+) und meine Geschwister immer noch als ihre Kinder.
      Und eine multiple Persönlichkeit hat bis dato weder bei ihr noch bei mir jemand diagnostiziert.

      Deutsch ist eine schwere Sprache, da Wörter manchmal mehrere Bedeutungen haben, je nach Kontext.

      1. Der Offizier hat sein Doppelleben doch wohl deutlich gemacht, sich im Inneren als der Junge seiner Eltern zu sehen und gleichzeitig nach Außen als Soldat. Das funktioniert nur, wenn der Eine den Anderen zeitweilig verdrängt, wenn man nicht an Selbstzerfleischung zugrunde gehen will.

        1. Liest sich so, als ob die Stimme des Menschen in Querkopf3.0 verstummt ist, er aber trozdem auch mal was sagen möchte.

          Meine Diagnose: Querkopf3.0 ist selbst eine multiple Persönlichkeit, nämlich Waldorf und Statler aus der Muppetshow.

          1. So wird es wohl sein. Deshalb habe ich auch nie begriffen, wie man Gehorsam mit Selbstbestimmung unter einem Schädeldach vereint.

            1. Wenn du erst mal groß und noch nicht Multimillionär bist, wird das Leben dich leeren, das vielmehr Wiedersprüche unter so ein Schädeldach passen als man glauben könnte. Und bei den Multimilliardären sinds noch viel mehr Wiedersprüche, nur die glauben enteder nicht dran oder feiern sie noch.

              1. Tja, gegen Widersprüche helfen eben Wiedersprüche. Man bete möglichst oft, mit sich im Reinen zu sein, dann wird man’s auch. Am verkehrten Ende soll man nicht sparen, erst Recht nicht bei der Gehirnwäsche.

    2. Jeder Mensch ist eine „multiple Persönlichkeit“. Zumindest wenn man die Modelle von Jung (und tw. auch Freud) zugrunde legt – was ich tue.
      Die Psyche besteht aus vielen autonomen Komplexen, die mehr oder weniger gut vom Ego unter Kontrolle gehalten werden.

      Jedesmal wenn man z.B. mal die Kontrolle verliert… wenn man etwa außerordentlich wütend wird oder einen Freßattacke hat… jedesmal wenn man sich nachher fragt „was ist da nur wieder in mich gefahren?!“, hatte ein psychischer Komplex das Ego temporär übermannt und die Kontrolle übernommen.

      Bei wirklichen krankhaften multiplen Persönlichkeiten funktioniert dieser Kontrollmechanismus des Egos praktisch überhaupt nicht.

      1. Mh, die Erfahrung lehrt jedoch, dass das Ego die Ausraster erst hervorbringt, weshalb man bisweilen auf einem Egotrip ist. Die Kontrolle muss also woanders angelegt sein.

        1. Nein, da würde ich nicht mitgehen. Wie bringt das Ego Ausraster hervor?

          Ich meine – wie schon gesagt – Vorkommnisse, nach denen man Dinge sagt wie:
          „Verdammt, was ist da nur in mich gefahren?“
          „So bin ich doch normalerweise gar nicht!“
          „Welcher Teufel hat mich da (wieder) geritten?“
          Also Dinge die man im normalen Bewußtseinszustand nicht tun würde oder tun will. Das kann alles mögliche sein. Ein Wutanfall, ein Kaufrausch, eine Freßattacke, oder, oder….
          In all diesen Zuständen befindet man sich in einem veränderten Bewußtseinszustand. Gefördert werden solche Zustände durch Alkohol oder Müdigkeit. Also Zustände in denen das Bewußtsein bereits gedämpft ist (bei mir persönlich ist es z.B. Müdigkeit die Freßattacken fördert).
          Dann ist die Kontrolle des Ich-Bewußtseins (also das Ego) vermindet und andere Komplexe können die Kontrolle übernehmen.

          Man beachte hier auch: Im Jung’schen Modell ist das Ego das Zentrum des „Bewußtseinsfeldes“. Soll heißen: Alles was wir als bewußt bezeichnen, ist dem Ego bekannt. Was dem Ego unbekannt ist, ist unbewußt. Bewußtsein ist also untrennbar vom Ego. Vermindertes Bewußtsein ==> verminderte Ego-Kontrolle.

          1. O.K., aber wie nennt sich dann der Zustand verminderten Bewusstseins, in dem das Ego die Kontrolle verliert und wie beschreibt man ihn? Anfall, Rausch oder Wahn sind ja nur dessen Erscheinungsformen und Bewusstlosigkeit ist auch etwas anderes.
            Ich meine, dass dann der Selbsterhaltungstrieb übernimmt, angelernte Verhaltensmuster aktiviert und Panik erzeugt. An dem Punkt setzt auch Psychoterror an.

            1. Nun…ich weiß jetzt nicht ob es für diesen Zustand einen Fachbegriff gibt. In der Jung’schen Psychologie spricht man manchmal von „Besessenheit“. In Anlehnung an die Tatsache daß man soetwas in früherer Zeit gerne mal als Besessenheit durch einen bösen Geist o.Ä. interpretiert hat. In der Redensart „welcher Teufel hat mich da geritten“ ist das ja auch noch erhalten.
              Ein anderen Begriff fällt mir dafür jetzt nicht ein.

  3. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf ein Detail der frischen Gräber des ukrainsichen Soldaten-Friedhofs lenken das viele sehen,
    –> aber keine Bedeutung beimessen.

    Es sind die vielen Rot-Schwarzen Fahnen, die obere Hälfte Rot die untere Schwarz.

    Was vereinfacht gesprochen „Blut und Boden“ symbolisieren soll.

    Problematisch daran ist:

    Dies ist die Fahne der im WW2 mehr oder minder mit Hitler verbündeten ukrainischen Faschisten der OUN-B unter Bandera und der UPA — letzteres vereinfacht gesprochen der „militärische Arm“ der OUN.

    Diese sind verstrickt und beteilig an der Ausrottung der europäischen Juden — dem Holokoust –, haben zur Erreichung einer möglichst etnisch reinen Ukraine 100-tausende Polen vertreiben und ermordet und Russen und Russland als Feide betrachtet.

    Die mediale Wirkung solchen Fahnen auf die russische Öffentlichkeit ist schlicht „verherend“ im Sinner einer erheblichen Provokation.
    Russland das formal und in seinem Selbsverständnis in der Staatenkontinuität zur UDSSR steht und die russischen Öffentlichkeit ist mit kaum etwas mehr zu provozieren als Faschistischen Symbolen der Kräfte die 1941 bis 1945 versucht haben die UDSSR als Staat zu vernichten und Teile der UDSSR-Bevölkerung — vor allem Russen — durch Völkermord zu dezimieren (Stichwort Generalplan Ost).

    Wir hier in Deutschland müssen und fragen wie wir es nach dem WW2 den Verbrechen im „Ostfeldzug“ damals heute erlauben können Kräfte zu unterstützen die sich in der Kontinuität zu der Faschisten von OUN und UPA sehen.

    Quellenangaben:

    Wikipedia-Artikel: „Organisation_Ukrainischer_Nationalisten“ und „Ukrainische_Aufständische_Armee“
    sowie „Generalplan_Ost“

    1. „Wir hier in Deutschland müssen und fragen…..“

      Die Antworten geben unsere Regierungen täglich seit mindestens 11 Jahren und ohne Aussicht auf Änderung.

    2. Ich habe das Bild gleich angesehen, bin aber nicht wirklich schlau daraus geworden.
      Unten stehen meist nur Copyrigts, aber nichts darüber was man sieht.
      Danke für die (für eine Kurzinfo unterm Bild) ausführliche Info.

    3. @Jörg Heinrich

      Den Bewohnern unseres bundesrepublikanischen Universums werden solche Abgründe vorenthalten, alle Pressefotos der Azov-Brigaden sind sorgsam retuschiert, um uns den Anblick von SS-Runen, Wolfsangeln und Hakenkreuzen indischen Fruchtbarkeitssymbolen zu ersparen: Wir könnten ja auf Gedanken kommen…
      – Ich belasse es bei drei kleinen Anmerkungen.

      1. „Blut und Boden“: Vor diesem Wimpel (wandfüllend, dazu ein paar düsteren Bandera-Portraits) posierte General Salushnyi, als er noch seine Amtskapelle im „Verteidigungs“-Ministerium behauste. Jetzt residiert er als Botschafter in London, kommt ständig als „Stimme der Vernunft“ in die Presse und wird uns als potentieller Elendski-Nachfolger schmackhaft gemacht – blut- und bodenlos, versteht sich.

      2. „Slava Ukraini“, so grüßen deutsche Politiker gerne ihr dankbares Publikum in Kiew. Dazu Petra Erler (TP, 05.03.2024): „Es ist falsch verstandene Solidarität mit der Ukraine, «Слава Україні» nachbeten, denn es ist deren historisches «Heil Hitler»“.

      3. Apropos Politiker: Seit Jahresbeginn (2024) ist Hofreiter Träger des »Verdienstordens der Ukraine III. Klasse« (JW, in „Schwereloser des Tages“, 27.02.2024)

      Die Frage, wen wir hier unterstützen, müssen wir also von der Ukraine auf das Bundesgebiet ausdehnen. Bei den Grünen können wir schon von einem regelrechten Fanclub reden. Buchstabieren wir das doch mal aus: Ein Blut-und-Boden-Fanclub? Mitten in Deutschland? – Das mit dem Buchstabieren war wohl doch keine so gute Idee…

      1. Seit Jahresbeginn (2024) ist Hofreiter Träger des »Verdienstordens der Ukraine III. Klasse«

        Der doch nicht alleine. Am selben Tag hat den gleichen drittklassigen Orden auch die allerseits beliebte und geehrte „allergeilste“ (Selbstauskunft) Frau Strack-Zimmermann verliehen bekommen.

        Die damalige Ministerin des Aus- und Widerwärtigen hingegen, eine gewisse Frau Baerbock, erhielt „die dritte Stufe des Ordens Jaroslaw der Weise“. Auch schön. 🧌

        1. Wer immer unserer Ministrantin des Äussersten den Orden auslieh – er hat Humor. Und nein, den Witz kannte ich noch nicht. Jetzt sind Sie schuld, dass ich meinen Kaffee über die Tastatur prusten musste ✊

        2. Echt jetzt?
          Toni?
          Ich mein, er ist naiv und behämmert gewesen, seinen Umweltkram aufzugeben und Bayern zu verlassen fürn bisserl peinliche Publicity und weil total inkompetent.
          Aber das?????
          omg…

      2. An „anderer Stelle“ (irgendwas mit R und DE) kann man den Artikel ‚Vom Deutschen Buchhandel ausgezeichneter „Friedenspreisträger“ posiert mit Bandera-Flagge‘ finden.

        Dort kann man lesen

        ‚Sergei Schadan wurde in Deutschland im Jahr 2022 trotz aller Warnungen mit als „antifaschistisch“ gedachten Preisen geradezu überschüttet. Nun posierte der Hassprediger zusammen mit dem ukrainischen Befehlshaber Waleri Saluschny mit der rot-schwarzen Flagge der ukrainischen Hitlerkollaborateure für ein Foto und bestätigte damit die Kritiker der Preisverleihungen.‘

        Das gezeigte Foto würde unserem Slava-Ex-Kanzler vermutlich große Freude bereiten!

        1. Ich erinnere mich (ungern), wurde auch letztes Jahr vom Börsenverein wieder daran erinnert, was unsere „Elite“ meint, wenn sie Frieden sagt: 2024 traf es Anne Applebaum, ein transatlantischer Falke und Ehegesponst des nicht minder beleumdeten Radoslav „Thank you, USA“ Sikorski (sein Tweet zur Sprengung von NordStream). Natürlich sind unsere Friedenstauben zusammen mit dem „Hassprediger“ im Team Elendski, tragen das Herz also auf einem besonders rechten Fleck. Da darf die Flintenuschi nicht fehlen, sie kriegt am Monatsende den Orden wider den tierischen Ernst, nee, den anderen aus Aachen… ich hab’s: Karlspreis. Späßchen am Rande: Für vdL wurde das Kopfgeld von bisher 5000€ erstmalig auf eine Million erhöht.

    4. Ist mir auch aufgefallen. Ebenso daß vor allem diese Gräber recht aufwendig gebaut sind, Das Glück haben andere Tote dieses sinnlosen Krieges (es sollen ja inzwischen 500.000 bis eine Million sein) sicher nicht.

      Die rot-schwarze Fahne wird in der Ukraine heute übrigens auch vom „Rechten Sektor“ benutzt.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Prawyj_Sektor

    5. wow viele gute Beiträge, vor allem auch vom OP -freut mich.

      Ja, diese opulent hergerichteten Friedhöfe mit den vielen Fahnen und Symbolen sprechen schon von sich aus eine sehr deutliche Sprache ohne die Erklärung, die leider keine Überraschung ist, wenn man sich etwas mit den Banderisten beschäftigt hat. Für so einen Aufwand muss man erst einmal das Geld haben. Wo kommt das her? Wobei Holz statt Stein, auf den zweiten Blick ist die Ausstattung vielleicht nicht ganz so opulent, mehr Schein als Sein. Mich erinnert diese Art Friedhof an Friedhöfe von reichen Kartellmitgliedern in Mexiko. Die zeigen auch gerne was sie haben und ihre Gesinnung. Das mit der Gesinnung gilt auf jeden Fall.

      Die meisten gefallenen Ukrainer werden ganz sicher nicht so ein Grab bekommen. Die werden irgendwo verrotten oder in Massengräbern enden, weil sie Niemand mehr holen konnte oder man sie nicht findet oder sie von den Russen zum Schutz der Bevölkerung weggeräumt werden als namenlose Überbleibsel oder sie die falsche Gesinnung hatten.

      Hier in Deutschland dagegen wird ein Familien-Grab und die Kosten einer Beerdigung dazu für viele Menschen ziemlich unerschwinglich. Aber in der Ukraine, dem ärmsten Land von Europa, dort geht so etwas? Eigentlich müsste auffallen, dass da etwas nicht stimmt … Das müsste auch eher höheres Personal sein, eben Banderisten, die dann Zwangsrekrutierte als Kanonenfutter verheizen. Der Friedhof steht wohl in Lviv (ehemals Lemberg)

      https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Lemberg

      Beide, Kartelle und Banderisten, haben auch gemeinsam, dass sie Todeskulte sind.

    6. interessant, das wusste ich noch nicht.
      Aber man sieht es ja auch so immer mal wieder an den Symbolen, wie Balkenkreuz auf den Fahrzeugen der ukrainischen Kampftruppen. (Besonders gut aus der Sicht russischer Drohnen, wenn die dranfliegen) Das werden dann wohl „spezielle“ Verbände sein.
      Mein Erlebnis im Zug, vor längerer Zeit, als sich 2 ukrainische Mädchen über Bandera unterhielten und schwärmten sie wären gerne seine Freundin gewesen (Echt ! kein Witz ! so weit reichten meine Kenntnisse des russischen und slavischer Sprachen , um das zu verstehen) hat mich einiges über das Verhältnis von Realität zu offiziellen Nachrichten gelehrt. Oder sagen wir besser meine Meinung dazu bestätigt.
      Und es zeigt das Maß der Gehirnwäsche, dem dieses Volk unterzogen wurde. Das grenzt schon an das Maß Gehirnwäsche dem Völker im NATO/EU Herrschaftsbereich ausgesetzt sind.

  4. Teenager lernen sich heute, selbst wenn sie in der selben Straße wohnen per Smartphone kennen. Aber sprechen miteinander? In echt mit Mimik, Gestik und Klang und Geruch?

    Jemand anderen auszuhalten, in seiner physische Präsenz ist fuer die meisten doch inzwischen eine „Kriegserklärung“.

    Wie Wilhelm Reich uns den neuen Faschismus wohl erklären würde, denn er noch lebte.

    Die letzten Orgasmusfähigen Menschen werden sich in ein paar Jahren fühlen wie die letzten Neandertaler auf dem Felsen von Gibraltar.

  5. Kleine Meldung zu den Stimmen unserer machthabenden Menschen:

    Gerade lese ich, dass die Trägerin des »Verdienstordens der Ukraine III. Klasse«, Strack-Zimmermann (FDP), den russischen Außenminister Lawrow bereits mehrfach in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als „Hund“ bezeichnet hat. Zuletzt am 12. Mai in „Hart aber Fair“.

    Jene Frau Strack-Zimmermann, die recht gerne kreuz und quer herumprozessiert, weil sie sich beleidigt fühlt.

    (Die eventuell herangezogene Ausrede, dass das bayrische „a Hund is er scho“ eine Anerkennung signalisiere, zieht hier nicht. Frau StraZi ist Düsseldorferin. Bei uns im Rheinland ist „Hund“ kein Kompliment, sondern eine Beleidigung.)

    StraZi sagte auch sehr eindeutig, dass der Ukraine-Krieg längst vorbei wäre, hätte man westlicherseits nicht so dolle geholfen. Klar, das weiß jeder Spatz auf dem Dach. Aber sie sagt es so, dass völlig klar wird, dass dieser verdammt Krieg noch lange nicht enden soll.

    In derselben „Hart aber Fair“-Sendung war auch – rein zufällig – der Spezialexperte Roderich Kiesewetter (CDU) anwesend (warum hat der eigentlich noch keinen Ukraine-Orden?), der sich dahingehend einließ, es müsse „unsere Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg(!) sein: „Wenn Russland nicht eingedämmt wird, machen sie weiter.“ Unsere Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg! 🤬

    Die Stimme des Menschen fordert Krieg. Jedenfalls dann, wenn die Stimme einem etablierten europäischen Politiker gehört

    1. Ergänzung:

      „27 Okt. 2023“ (R … DE)

      „Die bekannte FDP-Bundestagsabgeordnete und Rüstungslobbyistin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist am Donnerstag von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf mit der Josef-Neuberger-Medaille geehrt worden.“

      «Die Laudatio hielt der Entertainer und Autor Hape Kerkeling, der in den frühen 90ern mit der Fernsehsendung „Total Normal“ Bekanntheit erlangte. […] Dabei zitierte er ausgerechnet die KZ-Überlebende Esther Bejarano, die wegen ihrer Kritik am Umgang mit den Palästinensern aus Israel nach Deutschland zurückkehrte und mit der BDS-Bewegung sympathisierte. […]

      „Ihre sympathische Art, macht Sie einzigartig und unterscheidet Sie von so manchem konservativen Sauerländer.

      Sie haben eine klare Haltung, eine klare Meinung, äußern diese auch und machen sich dadurch vielleicht nicht bei allen beliebt. Doch Ihre Schlagfertigkeit, Ihre Offenheit und auch Ihre Sachkenntnis machen Sie nicht nur zu einer angesehenen und starken Politikerin, sondern zu einem großartigen Menschen, den ich sehr bewundere.“»

    2. Wenn Sie schon das sehr zutreffende „StraZi“ verwenden (kannte ich noch nicht), dann wäre es auch gar nicht mehr weit zu „Strick-Zimmermann“ genannt „StriZi“.

  6. Vielen Dank an die Foristen, auch wenn die Diskussion leider etwas oberflächlich geblieben ist.
    Ja, @Termolo, es ist wichtig, wenn Sie immer wieder darauf hinweisen, was in Gaza passiert. Das Leiden der Menschen bleibt unterbelichtet, nicht nur in Gaza.

    Anpassung und Verdrängung, das sind die Überlebensstrategien auf die es immer wieder hinausläuft, gerade auch bei den Soldaten. „Wie soll man diese Soldaten hassen? Es waren einfache Leute, und sie sind auch im Krieg gefallen.“ Mit diesen Worten zitiert Wladimir Putin seine Mutter, einem „sehr weichherzigen gütigen Menschen“ 2015 in einem Gastbeitrag für die FAZ zum Ende des 2. Weltkriegs. Titel: Das Leben ist eine einfache, grausame Sache.
    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wladimir-putin-zum-70-jahrestag-des-kriegsendes-13578426.html

    @Querkopf 3.0 Es macht keinen Sinn, einzelne zu verurteilen. Man sollte auf die eigene innere Stimme hören, und nicht auf den Vorgesetzten, die Journalisten oder wem auch immer. Man kann nicht immer nur kämpfen – ich werde nun auch, wie bereits mehrfach angekündigt, eine längere Pause machen – aber mitlaufen werde ich nicht.

    1. @Stefan Nold,
      ein Urteil wollte ich damit nicht fällen. Allerdings ist der Brief des Offiziers beispielgebend, welchen Preis Persönlichkeitsentwicklung im Bezug zum inneren Befinden fordert, insbesondere wenn man sich dem Gehorsam unterwirft. Dann hat die innere Stimme nämlich nichts mehr zu melden, wenn es hart auf hart kommt. Wer das mit sich vereinbaren kann, muss den Schalter umlegen können. Kompromiss ist das nicht.

      1. Da sind wir uns ja einig. Man muss gelernt haben, nein zu sagen. Bei der Bundeswehr gibt es ja den Grundsatz: Es gibt Befehle, die MUSS der Soldat verweigern. Dazu gab es einen extra Unterricht, und wir haben das danach ausgiebig diskutiert, weil wir das so überhaupt nicht erwartet hatten. Aber man müsste viel früher ansetzen. Könnte auch so manche Vergewaltigung von Kindern verhindern. „Ich denke also bin ich“ bedeutet manchmal auch: Ich zweifle, also bleibe ich Mensch.

        1. In Friedenszeiten mag das mit der Befehlsverweigerung vielleicht noch funktionieren. Im Ernstfall hat man wohl nur die Wahl der Hinrichtungsmethode.
          Bei Offizieren ist es noch problematischer. Schließlich sind sie Befehlsgeber. Wenn die den Befehl verweigern, gibt’s keinen. Um früh genug anzusetzen, müsste man also beizeiten den Offizier vermeiden, damit er die Vergewaltigung gar nicht erst anordnen kann.

          1. Klar, in Friedenszeiten ist das eher harmlos. Muss ich den Befehl befolgen, über eine rote Ampel zu fahren? (Antwort: Kommt darauf an). Aber auch im Krieg ist das wichtig.

            Es muss in die Köpfe herein, dass es Fälle gibt, in denen man den Gehorsam verweigern MUSS, ob beim Militär oder im Schullandheim. Das wissen dann auch die Befehlsgeber. Wenn sie die Möglichkeit in Betracht ziehen müssen, das der Untergebene den Befehl verweigern könnte und am Ende Recht bekommt, dann ist es aus mit ihrer Autorität. Wenn sie hingegen wissen, dass jeder Befehl widerspruchslos hingenommen wird, dann kennt die Willkür keine Grenzen. Von Stalingrad (General Paulus) bis My Lai (Leutnant Calley) hat der Kadavergehorsam viel übles angerichtet.

            Der Kommandeur der Division, in der wir diese Art der Befehlsverweigerung regelrecht gelernt haben, war ein gewisser Gert Bastian… Befehlsverweigerung ist auch im zivilen Leben wichtig – auch für die Organisation selbst. VW hätte viel Geld sparen können, wenn die Ingenieure beim Dieselskandal rechtzeitig nein gesagt hätten.

            1. Ja, und dennoch: Wir betrachten das Thema aus der Friedensperspektive, was auch so bleiben sollte. In Kriegen oder anderen Extrem- und Paniksituationen ist das alles Luxus. Der Mensch handelt dann nur noch bruchstückhaft rational und Emotionen geben Abwägungen kaum Zeit oder Besonnenheit.
              Man müsste den Ungehorsam regelrecht üben, damit er greift. Dann braucht man aber keine Soldaten, denn auch freie Menschen dürfen sich gegen Angriffe organisieren und wehren. Oder andersrum: Man lässt jeden zum Soldat werden mit dem Recht der Befehlsverweigerung. Das sind dann jedoch Zivilisten und deshalb geht es letztlich um eine Renaissance der Zivilisation.

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