Die Osteuropaforschung – auf antiimperialistischem Kurs?

Russland als Krake. Satirische Karte zum japanisch-russischen Krieg. Bild: Rawpixel.com/CC0

Der wissenschaftliche Sachverstand hat den Imperialismus wiederentdeckt und betreut die einschlägigen Diskurse. Ein Kommentar.

 

„Welche Folgen hat der russische Angriffskrieg für das wissenschaftliche Verständnis von Osteuropa?“ fragte die FAZ (20.10.23) anlässlich eines Berichts über die diesjährige Tagung der deutschen Osteuropaforscher in Regensburg. Fazit: Irgendwie steht ein Paradigmenwechsel an. Man müsse „alte Klischees“ über Bord werfen (und wahrscheinlich durch neue ersetzen); „neue Paradigmen und Begriffe“ seien verlangt (z.B. total neu: „Imperialismus“); der Osten dürfe nicht länger marginalisiert werden, sondern sei auch als wissenschaftlicher Akteur zu respektieren (man sollte, wird ernsthaft vorgeschlagen, in der Forschung „andere Sprachen statt des Englischen verwenden“ – also vielleicht Ukrainisch, mit dem sich sogar viele Ukrainer schwer tun?).

Über die nötigen akademischen Sprachregelungen konnte man sich in Regensburg nicht einigen. Anscheinend war man aber, Stichwort ukrainischer Nationalismus, darüber erfreut, „dass mittlerweile ein national-ukrainischer Blick in die eigene Vergangenheit dominiere – von Marshall Zukhov zu Stepan Bandera“. In der nationalen Heldenverehrung hat man also dort den siegreichen Befreier von der faschistischen Eroberung hinter sich gelassen und ist bei der Verehrung des Nazi-Kollaborateurs Bandera angelangt. In der Tat, eine ganz eigene Geschichtspolitik des ukrainischen Staates, die er auch aktiv, siehe den Eklat im kanadischen Parlament, außerhalb der Wissenschaft vertritt!

Die Realitäten anerkennen!

Der FAZ-Bericht (Autor: Luca Vazgec) ist etwas unentschieden. Man hat fast den Eindruck, als wäre auch in der Osteuropaforschung eine gewisse Kriegsmüdigkeit zu beklagen. Zwar war der Tagungsabschluss ganz auf NATO-Linie und diskutierte – „mit einem Vorausblick auf die Zeit nach Kriegsende“ – die Frage, ob „alle russischen Angriffskriegshandlungen“ vor den Völkergerichtshof gebracht werden könnten. Dabei wurde der westliche Sieg als Selbstverständlichkeit unterstellt; ob man aber aller russischen Kriegsverbrecher habhaft werden könnte, bezweifelte der Referent. Von eventuellen ukrainischen Kriegsverbrechen war in einer solchen „Forschungsperspektive“ natürlich nicht die Rede.

Die Community ist eben klar auf Linie. Die Flugschrift „Deutsche Kriegsmoral auf dem Vormarsch“ hat jüngst die einschlägige Formierung des Wissenschaftsbetriebs zum Thema gemacht – auch mit den Leitlinien, die dort gegen Außenseiter (Krone-Schmalz, Guérot) in Stellung gebracht werden. Solche Fachleute bewegen sich, so hört man, außerhalb der Fachöffentlichkeit und stehen nicht im Einklang mit der scientific community. Das stimmt. Nur kann man in der genannten Studie einiges über dieses Fach und seine traditionsreiche Öffentlichkeit sowie deren angebliche wissenschaftliche Seriosität erfahren, etwa am Beispiel der Fachzeitschrift „Osteuropa“.

1925 im „Geist von Rapallo“, also einer politisch betriebenen deutsch-russischen Annäherung, gestartet und unter den Nazis wieder eingestellt, wurde die Zeitschrift 1951 neu gegründet. Chefredakteur bis 1975 war der umtriebige Publizist Klaus Mehnert, der gleichzeitig in der Politikberatung, z.B. in der Attaché-Ausbildung des Auswärtigen Amtes, tätig war. Stefan Creuzberger, später selbst Redakteur der Zeitschrift, schreibt dazu in seiner großen Studie über das „Deutsch-russische Jahrhundert“ (2022), dass sich Mehnert, ein „medienwirksamer Mediator“ und „Macher“, nach 1945 jedoch nicht in diesem früheren Geist einer Aussöhnung betätigt habe. Denn „dafür hatten sich die politischen Rahmenbedingungen allzu sehr verändert“. Klar, inzwischen regierte Adenauer mit seiner „Politik der Stärke“ und seinem Kampf gegen den gottlosen Bolschewismus. Da konnte man sich als Mediator der Wissenschaft doch nicht abseits halten.

Mehnerts „Engagement bewegte sich im Kontext damaliger bündnispolitischer Realitäten, die die Bundesrepublik fest im westliche Lager verankert sahen“ (Creuzberger). Auf die Realität muss sich Wissenschaft natürlich beziehen – vor allem, wenn sie als beamtete Dienstleistung betrieben wird. Das Maß an Idealismus, das dabei zulässig ist, wird dann – siehe den Fall Guérot – fallweise geklärt. Mehnert ging damals natürlich mit der Zeit, wechselte bei der Unterstützung der deutschen Ostpolitik von der Adenauer-Linie rechtzeitig zur sozialliberalen Position. Selbst an der Würdigung, die ein solcher Pionier der Osteuropaforschung heute fachintern erfährt, ist also erkennbar, wie deren Öffentlichkeit genau darauf achtet, was politisch opportun ist und wie man sich unter den jeweils gegebenen „Rahmenbedingungen“ in welchem „Lager“ zu verorten hat.

Die Parteilichkeit des Fachs ist somit kein Novum der „Zeitenwende“. Der Betrieb geht stets „mit der Zeit“. Im Falle des Ukraine-Kriegs gab es jedoch einen verschärften Umstellungsbedarf. Es war ja auch eine regelrechte „Gesinnungswende“ gefordert, um die neue deutsche Kriegsmoral verbindlich zu machen. So berichtete die FAZ (22.3.2023) unter der Überschrift „Osteuropa-Historiker ziehen selbstkritisch Bilanz“ von einer Fachtagung Anfang des Jahres: „Auch an der Osteuropa-Geschichte ist die Zeitenwende nicht spurlos vorüber gegangen“. Wie der Autor Thomas Thiel, ohne mit der Wimper zu zucken, mitteilte, greift in die Arbeit der deutsch-ukrainischen Historikerkommission auch schon mal der ukrainische Botschafter ein, wobei widerspenstige Wissenschaftler „scharf angegangen“ werden. Der Botschafter war übrigens der bekannte A. Melnyk, dem nicht zuletzt der Weg von Zukhov zu Bandera zu verdanken ist.

 Was wissenschaftlich untragbar ist

Dass die bekannten „unabhängigen“ wissenschaftlichen Denkfabriken (wie Stiftung Wissenschaft und Politik oder Zentrum Liberale Moderne) hier bei der moralischen Aufrüstung vorneweg marschieren, ist natürlich klar. Denn sie verstehen sich, wie Norbert Wohlfahrt letztens dargelegt hat (Junge Welt, 4.9.23), mehr oder weniger umstandslos als verlängerter Arm des sie beauftragenden Staates: „Sie sehen ihre Aufgabe darin, die nationale Politik mit Blick auf ihre Kriegführungsfähigkeit kritisch zu analysieren, geostrategische Szenarien für die Durchsetzungsfähigkeit des werteorientierten Westens zu entwerfen und Vorschläge zu unterbreiten, wie die Erledigung des Feindes effektiv und zielsicher in Angriff genommen werden kann. In diesen medial überaus präsenten Produktionseinheiten militaristischer Aufrüstungsszenarien wird Wissenschaft ohne viel Federlesens als unbedingtes parteiliches Engagement für das Vaterland und seine politische Handlungsfähigkeit verstanden.“

Dass aber auch die sonstige Wissenschaftlergemeinde die Gesinnungswende punktgenau mitmacht, ist schon als besonderes Faktum festzuhalten. In der Studie zur „Deutschen Kriegsmoral“ wurde das etwa am Fall Guérot dargelegt. Die inzwischen von der Bonner Universität geschasste Politik-Professorin hatte in einem Essay Thesen vertreten, die nicht mit dem NATO-Narrativ übereinstimmten, worauf ihr Bonner Kollege, der Geschichtsprofessor Aust, ihre Entfernung aus dem akademischen Betrieb forderte. Der Grund sollten ihre skandalösen Ansichten sein – von Aust folgendermaßen resümiert: „Die USA hätten den Ukrainekrieg von langer Hand vorbereitet, um Europa von Russland zu entfremden und so die amerikanische Vorherrschaft auf dem Kontinent aufrechtzuerhalten. Statt das Nationalstaatsdenken zu überwinden, was doch wünschenswert wäre, unterstütze die EU jetzt im Gegenteil die Souveränität der Ukraine.“ (Siehe auch: „Der Fall Guérot“.)

Was der Geschichtsprofessor als Widerlegung dieser „unwissenschaftlichen“ Behauptung aufbietet, ist schlicht und einfach der Verweis auf das von Putin verkörperte Böse: „Aber bitte, was wäre denn die Alternative: Das Land Putin und dem russischen Imperialismus zu überlassen?“ Abgesehen davon, dass Guérot in ihrem Essay, aufbauend auf einem Europaideal von gestern, eine Alternative vorstellte, wechselt der Mann der Wissenschaft gleich ins politische Fach: Was soll „unsere“ Regierung tun, wenn der Iwan schon wieder auf dem Sprung steht, in 48 Stunden am Rhein zu erscheinen. Im Grund ist das die Sorge um die bedrohte Heimat, die den deutschen Imperialismus, pardon: die im Aufwuchs befindliche europäische Führungsmacht, schon seit über 100 Jahren umtreibt.

Dass in der Ukraine ein Aufschwung des Nationalstaatsdenkens stattfindet, war dem Fachmann keine Entgegnung wert – wie auch, wo gerade dort ein neuer Nationalismus blüht, der mit oder ohne Bandera gefeiert und, siehe oben, auch in der einschlägigen Wissenschaft ohne Einspruch registriert wird. Diese Parteilichkeit und Linientreue hat jetzt Wohlfahrt zum Gegenstand einer neuen Analyse gemacht (Junge Welt, 8.11.23). Er hält z.B. fest, dass in der Sozialwissenschaft angesichts des ukrainischen Aufschwungs eine regelrechte Rehabilitierung des Nationalismus aufkommt, der in Deutschland bislang als tabu galt.

Das wird explizit von Sabine Fischer (2023) betrieben. Die „Osteuropa-Expertin bei der renommierten Stiftung Wissenschaft und Politik“ (Verlagsmitteilung) will eine Unterscheidung zwischen einem patriarchalisch dominierten Nationalismus, wie die Russen ihn praktizieren, und einem „inklusiven, liberalen Nationalismus“ festgestellt haben. Unter Letzterem sollen „nicht nur weiße Männer, sondern auch Frauen und Angehörige sexueller, ethnischer und religiöser Minderheiten Schutz finden, ohne diskriminiert zu werden“. Ein Nationalismus, der alle mitnimmt und nur den moralisch verwerflichen russischen Widerpart ausgrenzt – was will man dagegen sagen!?

Der Imperialismus ist wieder da

Der neueste Knaller besteht natürlich darin, wie von Scholz oder Macron vorgeführt (vgl. „Imperialismus heute“), den Imperialismusbegriff wieder in die Debatte einzuführen. Die einschlägige Forschung – siehe das Statement von Aust – hat hier sofort zugelangt. Der Aufgabe, Imperialismusanalysen wieder en vogue zu machen, hat sich z.B. der Osteuropaexperte Martin Schulze Wessel, Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, angenommen. Nachdem er die imperiale Tradition Russlands in der „Idee von der russischen Exzeptionalität“ seit dem Zarenreich verortet und das sowjetische Experiment gleich als Fortsetzung einer „imperialen Tradition“ gewürdigt hat, wird „Russlands Neoimperialismus“ am Beispiel der Ukraine dargestellt, deren unaufhaltsamer Weg in den Einflussbereich des „Freien Westens“ immer wieder durch störende Wahlergebnisse oder zwischen den Blöcken „schaukelnde“ Politiker behindert wurde.

Die Diagnose, wer hier der Gute und wer der Böse ist, fällt trotz vorhandener Analogien (Oligarchen, Korruption, Nationalismus) natürlich eindeutig zugunsten der Ukraine aus, weil diese ihre politische Ordnung entgegengesetzt zur russischen entwickelt habe: „Obgleich es auch in der Ukraine äußerst machtbewusste, ja ruchlose Politiker gab, erscheint sie dreißig Jahre nach der Unabhängigkeit als eine funktionierende Demokratie, die sechs Machtwechsel friedlich vollzogen hat, während Russland zu einem autoritär geführten Staat mit faschistischen Elementen geworden ist“ (Schulze Wessel 2023).

Wo viele Machtwechsel in der politischen Wissenschaft häufig als Signum einer politischen Instabilität und wenig ausgereiften Demokratie gewertet werden, sind sie im Fall der Ukraine geradezu der Güteausweis einer gelungenen Demokratisierung. Dabei gilt das Urteil der „friedlich“ vollzogenen Wechsel natürlich auch für den „Euromaidan“, der bekanntlich als gewaltsamer Aufstand – mit Unterstützung des Westens – durchgezogen wurde.

Merke: Wenn die USA sich als „exceptional nation“, als Schutzmacht der freien Welt, feiern, weltweit militärisch präsent sind und z.B. aktuell in Syrien „Angriffe zur Selbstverteidigung“ (US-Minister Austin; FAZ, 28.10.23) durchführen, dann liegt – wissenschaftlich beglaubigt – ein Fall von „regelbasierter“ Weltordnung vor. Wenn die Russische Föderation mit ihrem Nationalismus antritt und in dieser Ordnung die Berücksichtigung ihrer Sicherheitsinteressen einfordert, dann ist glasklar, was das ist: Imperialismus.

Nachweise

Stefan Creuzberger, Das deutsch-russische Jahrhundert – Geschichte einer besonderen Beziehung. 2022.

Sabine Fischer, Die chauvinistische Bedrohung – Russlands Kriege und Europas Antworten. 2023.

Johannes Schillo, Der Fall Guérot I und II, IVA, April 2023.

Johannes Schillo, Imperialismus heute, Overton, 29.10.2023.

Martin Schulze Wessel, Der Fluch des Imperiums – Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte. 2023.

Norbert Wohlfahrt, Wertebasierte Wissenschaft – Denkfabriken als patriotische Instanz westlicher Kriegführungsstrategien. In: Junge Welt, 4.9.2023.

Norbert Wohlfahrt, Woke und wehrhaft – Was Deutschland jetzt braucht. Die Wissenschaften und die „Zeitenwende“. In: Junge Welt, 8.11.2023.

Norbert Wohlfahrt/Johannes Schillo, Deutsche Kriegsmoral auf dem Vormarsch – Lektionen in patriotischem Denken über „westliche Werte“. Eine Flugschrift. Hamburg 2023. (Siehe auch das Interview bei Overton.)

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32 Kommentare

  1. Wenn Leute ‘wissenschaftlich’ etwas heraufbeschwören, dann haben die ‘Wissenschaftler’ etwas ausgelassen!
    Eine multipolare Ordnung ist bestrebt allen Staaten eine faire Teilhabe zu gewähren, daß hat nichts mit Imperialismus a’la Wissenschaftler zu tun. Die ‘Wissenschaft’ degradiert ihren Stand, aber nicht dort wo Wissenschaft noch als Wissenschaft wahrgenommen wird!

  2. Wenn man Mehnert liest, fällt sofort seine Seriösität gegenüber den heutigen Protagonisten auf, auch wenn er als führender Sowjetolologe eindeutig anti-sowjetisch ausgerichtet war. Vieles, das er schrieb, ist sachlich korrekt.
    Dennoch darf seine Vita nicht übersehen werden. Er war in der NSAO (Nationalsozialistische Auslandsorganisation), also ein Nazi-Agent. Als Mitarbeiter der Universität Honolulu soll er die entscheidenden Informationen zum Angriff auf Pearl Harbour geliefert haben, so ein Dossier des MfS. Als solche sind die Angaben dazu nicht von vorn herein reine Behauptung, der Wahrheitsgrad dieser wurde vor Jahren von einer Historikerkommission der BRD, angetreten die Unseriosität der vielen Stasi-Enthüllungen zu beweisen, als ungewöhnlich hoch bewertet.
    Man kann sich nur wünschen, dass der Geist von Mehnert wieder in die Geschichtsschreibung Einzug hält und seriöse, wenn auch garantiert antirussische, sich durchsetzt. So wäre eine Basis für realistische Politik im Westen gegeben.

  3. Meister, was beklagen Sie sich? Wir Deutsche machen doch alles, was von oben kommt – sei es Politik oder Medien – klaglos mit. Wenn von oben kommt, Guérot ist bös, dann ist sie bös. In Frankreich scheint man diesbezüglich bisweilen anders zu reagieren und geht auf die Straße. 1968 gab’s mal auch hier ein Aufbäumen, aber das ist sehr, sehr lange her.
    Wir lassen uns täglich am Nasenring rumführen.

    1. Das ist aber auch irgendwie nachvollziehbar. Proteste zeigen im Westen keinerlei Wirkung, egal wie groß sie auch sein mögen. In Europa hat es während der Pandemie größere Proteste gegeben, und jetzt gab es riesige Proteste wegen Gaza. Alleine in London sollen 800.000 aufmarschiert sein. Das ist eine beachtliche Menge für eine Protestdemonstration. Hat es etwas bewirkt? Null. Selbst die Medien haben es geschafft es weitestgehend einfach zu ignorieren. Politiker sowieso, tun einfach so als gäbe es sie überhaupt nicht.

      1. “Proteste zeigen im Westen keinerlei Wirkung, egal wie groß sie auch sein mögen.”

        Nicht immer. Merkel stellte die AKW-Planung Deutschlands nach den Massenprotesten nach den Kernschmelzen in Fukushima auf den Kopf.

        Da ging’s aber eben auch nur um die Finanzinteressen deutscher/europäischer Energiekonzerne und deren Großaktionäre.

        Immer wenn Interessen der USA involviert sind, nehmen sie sich Null Handlungsspielraum. Im Gegenteil, sie tun sich gerne als Streber hervor und sind 120%-Amerikaner.

  4. Diese “Wissenschaftler” sind fachlich und sachlich nicht mehr ernst zu nehmen. Sie haben sich als unterwürfige Schmierlinge geoutet, die alles “wissenschaftlich” hinbiegen, damit es ins herrschende Narrativ passt. Mit Erkenntnisgewinn hat das nichts mehr zu tun. Das sind nur noch hoch bezahlte Märchenerzähler- und innen.

  5. Dieser regelrechte Drang der deutschen Geschichtswissenschaft zur Anpassung an die politischen Opportunitäten ist nach meiner Beobachtung nach dem Jugoslawien-Krieg 1999 entstanden. Im Zusammenhang mit der Ukraine geht es aber nicht nur um Rechtsfertigungs-Ideologie für den ukrainischen Nationalismus, es geht auch darum, nachfolgenden Generationen möglichst vorzuenthalten, in welcher Weise die Koopration ukrainischer Nationalisten und deutscher NS-Funktionsträger das Ende von Wk 2 überstand. Bandera war bis zu seiner Ermordung 1959 in München beheimatet, sein Partner aus den Jahren 1939-1941, der ehemalige Ostbeauftragte des Wehrmachts-Geheimdienstes, Theodor Oberländer, war in den 50er Jahren Minister im Kabinett Adenauer.
    Traurig stimmt auch, was die grossen Verlage ihren historisch und politisch interessierten Kunden zum Thema “Ukraine” anbieten. Eine Bandera-Biografie gibt es bis heute nicht auf deutsch. Die umfassende Bandera-Biografie des deutsch-polnischen Historikers Rossolinski-Liebe ist auf englisch und polnisch, aber nicht auf deutsch erschienen. Der ehemals renommierte Suhrkamp-Verlag ist sich demgegenüber nicht zu schade, die hassdurchtränkten Ergüsse des radikalen ukrainischen Nationalisten Mykola Rjabtschuk in seiner Wissenschafts-Reihe zu veröffentlichen.

  6. Nun, der Autor zitiert einen Wissenschaftler, der auf den Konsens in der Wissenschaft verweist, dem sich eine Professorin und eine Journalistin, die auch einen Ruf erhalten hatte, entziehen. Es freut mich, das zu lesen. In den Zeiten der Seuche haben wir alle gelernt, das wir der Wissenschaft folgen sollen und das geht nun mal nicht, wenn die nicht eine einzige klare Richtung vorgibt. Wie sollen wir ihr sonst folgen. Wir würden alle durcheinander laufen, uns im Wege stehen und übereinander stürzen. Schön auch zu erfahren, welch hieß Niveau deutsche Gesellschafts – und Politikwissenschaft wieder erreicht hat.
    Sehr fein.

    Ich jedenfalls habe es verstanden, folge der Wissenschaft und werde alles versuchen keinen Ärger zu bekommen und keinen zu verursachen. Versteht doch jeder?

    Wenn so die deutsche Wehrfahigkeit gestärkt wird, hat es einen sehr praktischer Nutzen und wird bestimmt so erfolgreich, wie bei den letzten beiden Malen

    Bei der Gelegenheit ne Frage, weil ich mich im akademischen Betrieb nicht so gut auskenne: was wurde eigentlich dereinst aus all den Professoren für Rassenkunde und so?
    Nur mal so rein aus Interesse.

  7. Mal Frage: gibt es ukrainische Bücher für Mathematik und Physik? Oder technische Literatur? Kann ich mir nicht vorstellen, denn die Autoren schreiben doch eher in der Weltsprache Russisch, weil da die Auflage höher ist.

    Wenn nun die russische Literatur verboten oder – kam vor – verbrannt wird, verschwindet damit auch die gesamte technische Literatur. Das wird Folgen haben. Nicht dass sich jemand wundert, wenn die Ukrainer die Welt wissen lassen, sie hätten soeben das Rad erfunden.

    Und jetzt sollen wir auf Ukrainisch unterrichten, damit es dort wieder technische Bücher gibt? Bin dagegen. Wahnsinn muss Folgen haben.

  8. Der Osteuropa-Historiker Martin Aust (Spezialist für russischen Adel) ist tatsächlich ein fanatischer Anti-Deutscher:

    Aust hetzte für die Kölner Universität, die Professorin Ulrike Guérot sei der neue Hitler: “Noch deutlicher kommentiert Aust die Behauptung, die USA arbeiteten aktiv an dem Ziel, Frieden zwischen der EU und Russland dauerhaft unmöglich zu machen. Dieses Narrativ sei nicht neu, schreibt Aust: “Adolf Hitler hat diese Geschichte antisemitisch aufgeladen. In größter Ausführlichkeit kann man das in ‘Mein Kampf’ nachlesen.’ Guérots Rücktritt ‘wäre konsequent’ …
    https://www.t-online.de/region/bonn/id_100091264/ulrike-guerot-kollege-martin-aust-und-bonner-studenten-stellen-sich-gegen-sie-10531951.html

    Dazu der Satiriker Wiglaf Droste: Wer als erster Hitler sagt, hat gewonnen.

    Das war ein satirischer Ausspruch über die Antideutschen – und 20 Jahre später ist das Antideutschtum zur bitter realen Staatsdoktrin der Bundesrepublik Deutschland geworden. Diese ehemaligen Antiimperialisten, die nach dem Fall der Mauer auf die rechte Seite gewechselt sind (am radikalsten tat dies Elsässer) – Transatlantiker geworden, aber stramme, tödlich hassende Dogmatiker sind sie geblieben -, ziehen hier im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland und der Universität eine undogmatisch linke Professorin aus dem Verkehr und vernichten ihre wissenschaftliche Karriere.

    Was bringt die Alma mater Köln dazu, gegen ihre – bis dahin allseits hochgelobte, viel schreibende – Professorin ein Berufsverbot zu verhängen? Mit der Hetzkampagne ihres Fanatikers Aust hat die Uni ihrer eigenen Hochschulautonomie ins Knie geschossen.

    Als Kriegswissenschaft ist ‘Osteuropakunde’ für die Feinderklärungen brauchbar, wie eh und jemine, aber als seriöse Wissenschaft mehr denn je in den Tunnelblick getrieben und ideologisiert.

    1. Guérot war und ist nicht links, sie war sogar mal CDU-Mitglied. Aber iwe schon des öfteren festgestellt, diese Begriffe bezeichnen heute nichts mehr wirklich, wenn Linke absolut regierungstreu sind und Grüne die umweltschädlichste Politik betrieben.

  9. Danke fuer diesen Artikel.

    Die Traditionslinie deutscher Osteuropaexperten scheint ungebrochen.

    “Wer Kiew haelt kann Moskau wuergen” ist immer noch programatisches Grundrauschen.

    Da das “Institut demokratische Moderne” erwaehnt wurde, wollte ich nur kurz ergaenzen, das ein gewisser Timothy Snyder dort im Vorstand sitzt.

    Die Bloodlands sind voll mit Skull&Bones.

    Snyders Einfluss ist ernstzunehmen, gerade in Bezug auf Deutschlands “neues Selbstvertrauen” gen Osten.

    Als in der Zone Geborener (83) habe ich den sogenannten Historikerstreit nur indirekt mitbekommen aber nach dem was ich von Nolte und Snyder gelesen habe, wage ich zu behaupten, das Snyder einen Nolte deutlich rechts ueberholt haette.

    Ein einziges Trauerspiel!

  10. Keine Frage, guter Artikel. Nur hat leider wohl auch der Autor (würde mich sehr freuen falls ich mich irre) wie das gesamte politische Milieu aus dem er stammt, genau das nicht getan, was die bürgerlichen Kritiker, wie ganz besonders Guérot, auszeichnet: entschiedener und mutiger Einspruch gegen die politisch formierte und kommandierte Naturwissenschaft in Zeiten des vor 3 Jahren ausgerufenen Ausnahmezustandes.

  11. Alle Osteuropa-Institute der Bundesrepublik waren bis in die 1980er von Alt-Nazis geprägt – mit der einzigen Ausnahme der Freien Universität Berlin, an der Nazis keine Chance hatten und Burschenschaften bis heute verboten sind. Als ich studiert habe, war das allgemein bekannt, Das Herder-Institut in Marburg war sogar bis Ende der 1970er ausschließlich mit NSDAP-Leuten besetzt (und über den Fachbereich Europäische Völkerkunde mit der Universität verbunden).

    Vor diesem Hintergrund sind heute die neuen Feindbilder auch die alten: Dieselbe Nazi-Tradition ist darin enthalten. Das Fach – soweit überhaupt klar ist, ob sich ‘Osteuropakunde’ jemals eigenständig als eine als Regionalwissenschaft begründet hat?? – hat seine Nazi-Geschichte, seine personellen, ideologischen Kontinuitäten nie aufgearbeitet.

    Der Muff, den die 1968er ansatzweise verjagt hatten, ist heute längst wieder mit den Talaren in viele Unis zurückgekehrt. Dieselbe knallrechte Mischpoke hat sich wieder in den Beamtenhierarchien festgesetzt.

    So ist Osteuropa-Historiker Martin Aust, ein Antideutscher als Kriegspropagandist pro USA, ähnlich wie Fücks, der Stalinist, der die Fronten gewechselt hat, aber derselbe Kriegstreiber blieb.

    Wie verzweifelt muss ein deutsches Bürgertum sein, dass die wissenschaftlichen Institutionen solchen Leuten anvertraut? Und gleich wieder die altbekannten Methoden anwendet: Hetzkampagnen, Berufsverbote, Exkommunikation…

    Dass die verbeamteten “Intellellen” und sogar altehrwürdige Universitäten als Ganzes solchen Hetzern folgen, zeigt, dass Deutschland sich wieder auf dem verhängnisvollen Weg befindet, zurück in die “Vergangenheit, die nicht vergeht”. Auch 2023 nicht vergeht – ein Land im Niedergang.

    1. “Wie verzweifelt muss ein deutsches Bürgertum sein …”

      Ich bezweifle, dass das “deutsche Bürgertum” noch souverän in seinen Entscheidungen ist. Auch handelt es nicht mehr im Interesse der deutschen Industrie (bzw. des in D gebundenen Kapitals), sondern es bedient fremde Interessen: Beispiel: Die Trennung von Russland passte der deutschen Wirtschaft überhaupt nicht, aber letztlich sah es sich gezwungen sich mit den neuen von außen aufgezwungenen Fakten zu arrangieren (ganz ähnlich wie ehemals in der Nazizeit).

      1. Da irren Sie sich aber gewaltig.

        Die KAS (Adenauer-Stiftung) versuchte Vitali Klitschko ziegerichtet als “deutschen Statthalter” in Kiew aufzubauen (erinnern Sie sich: Nulands “Fuck the EU” fiel im Zusammenhang mit der Präferenz für Jazeniuk statt Klitschko durch die Amerikaner). Die deutschen Europaabgeordneten Elmar Brok (CDU) und Rebecca Harms (Grüne) waren von Anbeginn Dauergäste auf der Tribüne des Maidan, …
        (Brok auf dem Maidan) https://www.youtube.com/watch?v=OrxQTzd9Vf0
        https://www.dw.com/de/eu-will-sanktionen-gegen-janukowitsch/a-17442332

        … später schaute Außenminister Westerwelle vorbei. Wolf Biermann schrieb während des Maidan einen offenen “Ermunterungsbrief” an Klitschko, der nicht nachlassen sollte im Kampf für die “wahre Demokratie und gegen die falsche, die ‘lupenreine Demokratie’ à la Putin und Janukowitsch”, der von deutschen Intellektuellen unterzeichnet wurde.
        https://www.tagesspiegel.de/politik/wolf-biermann-schreibt-offenen-brief-an-vitali-klitschko-6919861.html

        Und als Faschismus-Vorwürfe gegen Rechten Sektor und Swoboda laut wurden meldeten sich sofort deutsche Osteuropa-Wissenschaftler im Block zu Wort und erklärten, dass seien kein Faschisten sondern “Etno-Nationalisten”.

        Was das “Engagement” auf dem Maidan anging konnten sich nur die Amerikaner und Polen mit den Deutschen messen. Die Franzosen, Briten oder Italiener schauten damals zu. Dabei war von vornherein klar, dass es darum ging, die Ukraine aus dem post-sowjetischen Raum, also aus dem Orbit Russlands herauszulösen.

        Nun fragt sich, ob es denkbar ist, dass ein derartig konfliktträchtiges, strategisches (!) “Engagement” gegen den Willen des deutschen Kapitals erfolgen konnte. Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, es sei denn ich verstehe die Logik des Kapitalismus völlig falsch.

        “(ganz ähnlich wie ehemals in der Nazizeit)”
        Diese Bemerkung ist mir völlig unverständlich. Die Nazis sind doch nicht gegen den Willen der deutschen Industrie an die Macht gebracht worden.

        1. “Nun fragt sich, ob es denkbar ist, dass ein derartig konfliktträchtiges, strategisches (!) „Engagement“ gegen den Willen des deutschen Kapitals erfolgen konnte.”

          Sämtliche von Ihnen angeführten Akteure auf dem Maidan handelten im Interesse geostrategischer Interessen der USA, waren in der Regel auch ausgewiesene Transatlantiker. Setzt man das geostrategische Ziel der USA voraus Deutschland und Russland zu trennen, so war dieses Ziel in der Tat gegen die Interessen des deutschen Kapitals gerichtet, denn das war mit Russland auf vielfältiger Weise (profitabel) verbunden. Schröder und auch Merkel haben diese Interessen des deutschen Kapitals (also der deutschen Wirtschaft) noch vertreten. Die Zeitenwende von Scholz stellte diese Interessenlage auf den Kopf und die deutsche Wirtschaft (das Kapital) musste sich neu sortieren. Diese neue Politik wurde nicht vom nationalen Kapital sondern von außerhalb initiiert, zum Schaden der deutschen Wirtschaft und zu Lasten des Wohlstands in Deutschland.

          1. Ich weise darauf hin, dass die Amerikaner offensichtlich Klitschko als deutschen Interessenagenten zugunsten von Jazeniuk an die Seite drängten und Sie erwidern davon unbekümmert: “Sämtliche von Ihnen angeführten Akteure auf dem Maidan handelten im Interesse geostrategischer Interessen der USA”?

            Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die deutsche herrschende Klasse, so verschieden die Interessen der einzelnen Fraktionen auch sein mögen, ursprünglich meinte, den Grad der Eskalation kontrollieren zu können und es sich wegen der Ukraine nicht komplett mit Russland zu verderben. Womit sie sich eben verrechnet hatte.
            Als das klar wurde – spätestens am 24.2.2022 oder sogar erst Monate später nach der Sprengung der Pipeline – und sie sich zwischen Russland und den USA entscheiden musste, da fiel ihr die Wahl nicht schwer.

            1. Werter @ Besdomny,

              Sie haben wie üblich in vielen Punkten recht.

              Meine bescheidene Anmerkung: Ich gehe davon aus, dass die Fraktionen innerhalb der herrschenden Klasse in Deutschland gerade im wirtschaftlichen Bereich und was das Thema Russland / Ukraine angeht äußerst gespalten sind. In meinen Augen gibt es einen starken anti-fossilen und zugleich russland-feindlichen Block, der zwar das Ukraine-Engagement vertiefen, aber im Grunde alle Bande zu Russland kappen möchte. Und das schon seit Jahren, auch wenn sein Einfluss in den 2010ern noch gebremst werden konnte. Dieser Block begrüßte auch die Sprengung der Nord Streams und setzte sich energisch dafür ein auch den Bezug russischen Pipelineöls zu beenden.

              Solche Spaltungen wären wohl auch nicht so ungewöhnlich. Ich müsste es nochmals nachschlagen, aber so weit ich es ad hoc weiß, gab es bis ca. 1908 innerhalb der wirtschaftlichen Eliten des Kaiserreichs eine mehrheitlich sagen wir “russlandfreundliche” Ausrichtung (gerade auch wegen des für die Agrarier und Ostelbier sehr günstigen Petersburg mehr oder weniger oktroyierten Handelsabkommens). Mit Bethmann-Hollwegs Amtseintritt setzten Risse ein und bis 1914 drängten dann auch die wirtschaftlichen Kreise mehrheitlich auf den Präventivkrieg gegen Russland, der dann zeitnah erfolgte.

              Korrigieren Sie mich ruhig.

            2. Welche deutsche Interessen hatte denn Klitschko so “offensichtlich” vertreten?

              “Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die deutsche herrschende Klasse … ursprünglich meinte, den Grad der Eskalation kontrollieren zu können …”

              Vermutlich gab es einige kapitalstarke deutsche Kräfte, die sich hier einiges erhofften. Für das Gesamtgeschehen und letztlich für das Ergebnis waren sie jedoch irrelevant. Das Geschehen wurde eindeutig von transatlantischen Kräften dominiert (im Verein mit den Nationalisten), Nuland prahlt mit 5 Milliarden, die staatliche Stellen der USA “investierten”. Dazu kamen unzählige Thinktanks (bezahlt von Soros & Co) und NGOs, die ebenfalls in diesem Sinne wirkten. Viele fühlten sich sogar als gute Europäer, betrieben aber letztlich das (geopolitische) Geschäft der USA.

              Es kommt doch nicht darauf an was sich jemand (eine deutsche Kapitalfraktion) gewünscht hat, sondern was zählt, das sind die realen Ergebnisse. Und die sind ziemlich eindeutig, da hat die deutsche Wirtschaft mit der Zeitenwende das Nachsehen, sie muss sich umorientieren.

              In einem gewissen Sinne kann man wohl von einem Machtkampf in der Ukraine zwischen deutschen und US-amerikanischen Interessen sprechen, der allerdings für D von vornherein hoffnungslos verloren war, da die deutsche Politik nicht ernsthaft wagte gegen US-amerikanische Interessen zu opponieren.

    2. Habe es hier schon mal in einem anderen Zusammenhang geschrieben. Eigentlich war es, so wie ich deinen Text verstehe, genau so, wie die kommunistische Propaganda es beschrieben hat.
      Merkwürdige Welt.

  12. Was ich von unseren Osteuropaexperten halten muss, weiß ich, seitdem ich dieses Interview mit Wolfgang Eichwede gesehen habe:

    https://www.jungundnaiv.de/2022/03/07/ukraine-russland-osteuropa-historiker-wolfgang-eichwede-folge-562/

    Im Laufe des Interviews behauptet er, die NATO habe die Russen eingeladen sich per Inspektion in Rumänien und Polen von der Ungefährlichkeit der Raketenabwehr zu überzeugen. Von wegen, man könne da auch Angriffswaffen mit verschiessen. Die Russen hätten angeblich aber nicht gewollt. Das habe ich mir gemerkt.

    Ein paar Tage später gab es auf the Grayzone ein Interview mit Douglas MacGregor und dem er erwähnte, dass genau diese Frage während seiner Tätigkeit als Trump-Berater auftauchte. Sein Vorschlag: Warum lassen wir die Russen unsere Anlagen nicht inspizieren, wenn sie für Angriffe ungeeignet sind?. Daraufhin war die Reaktion der Administration, ob er nicht ganz klar im Kopf sei.

    Herr Eichwede ist also aus dem engsten Beraterkreis widerlegt. Die Seriosität der Osteuropaexpertin ist für mich seitdem auf das Niveau von monetaristischen Ökonomen gefallen. Da kann man auch an Voodoo glauben. Und leider sieht es bei den Friedens-und Konfliktforschern nicht besser aus.

  13. Kann allem zustimmen. Nur einem nicht: Mehnert als Protagonist des kalten Krieges. Niemand, der dessen Buch der “Sowjetmensch” gelesen hat, kann ihn anders als einen Menschen bezeichnen, der auf Aussönung mit Russland und den Russen aus war. Zur Zeitschrift “Osteuropa” generell: es ist unglaublich, wie dort das Niveau gesunken ist. Es scheint mir eine Folge eines generellen Kulturverlusts zu sein und auch eine Folge der Tatsache, das die Redakteure sich nur noch im Elfenbeinturm wie auch im Netz aufzuhalten scheinen. Es gibt eine wahrhaft erschütternde Diskussionsrunde am Beginn des Krieges, die “Osteuropa” zu Sanktionen und ihren Folgen veranstaltete. Erschütternd, weil von totaler Unkenntnis elementarster Tatsachen wie Lieferkettenabriß, Bedeutung der chemischen Industrie und ihren absehbaren Niedergang ohne russisches Gas etc geprägt war. Die heutige Wirtschaftsweise Prof. Monika Schnitzer war die einzige, die auf die absehbaren Probleme hinwies, aber konsequent abgebügelt wurde. Ich musste dabei an die Zeilen von Yeats denken: “The best lack all conviction, while the worst. are full of passionate intensity”

  14. Wissenschaft ist insbesondere in politischen Themenfelder – Soziales, Wirtschaft, Politik, Geschichte – durchaus breit gefasst. Mit einer wissenschaftlichen Methodik und ein paar Annahmen lassen sich nahezu entgegengesetzte Ergebnisse erzeugen und medial verarbeiten. Der Modellbau ist oft eher eine Laubsägearbeit als ein Hochaus aus Beton.

    Man glaube doch nicht, dass Wissenschaftler nur an “der Wahrheit” arbeiten. Lach. Prägungen, Lieblingsthemen und allgemeine Einstellungen sind schon ein Pfund. Und Renomee und Geld sind ein weiteres.

    Auch die Wissenschaft muss sich Faktenchecks stellen.

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