Die illegalen US-Waffenlieferungen an Israel 

Dimona-Reaktorgelände, wo die israelischen Atomwaffen hergestellt werden. Freigegebenes Satellitenbild von 1968.

Große Aufregung herrschte – vor allen in US-Regierungsstuben, als zuerst auf Telegram Top-secret-Dokumente auftauchten; CNN, Axios und die britische „The Times“ berichteten ausführlich über diese Papers vom 16. Oktober aus der Feder der US Geospatial-Intelligence Agency und der National Security Agency.

Darin ging es um die Angriffspläne der IDF auf den Iran. Diese wurden erst einmal verschoben und verändert am 26. Oktober ausgeführt. Der Kongress-Sprecher Mike Johnson hatte den Leak bestätigt und sich empört gegeben. Es ergeben sich daraus „ernste Vorwürfe“, so der Republikaner gegenüber CNN. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden und die Verantwortlichen würden zur Rechenschaft gezogen werden. Das war eine außerordentlich heftige Reaktion  – und es stellt sich die Frage: Was steckt hinter dieser Aufregung – denn konkrete Angriffsziele waren nicht einmal genannt worden.

Israels Atombombe

Vermutlich ist der Stein des Anstoßes, dass in den offiziellen Regierungspapieren erwähnt wird, dass Israel bei dem kommenden Angriff keine atomaren Waffen einsetzen wird („No sign of Israel intending to use nuclear weapons”). Durch diese Formulierung in den geleakten Dokumenten gibt die US-Regierung zu, von der Existenz der israelischen Atombomben zu wissen, das heißt, Kenntnis von der Missachtung des Atomwaffensperrvertrages (NPT) durch die Regierung in Jerusalem zu haben.

Nun ist das erst einmal kein wirklich großes Geheimnis (Iran drohte 2021 Israel bei einem Angriff Vergeltung mit einem Schlag gegen die Atomwaffenanlage Dimona). Nicht einmal die israelische Regierung bestreitet das explizit. Ein Minister spielte sogar mit dem Gedanken, das nukleare Arsenal im Gaza-Streifen einzusetzen. Jeder Zeitungsleser weiß von der Existenz dieser Atombomben in den Händen Netanjahus. Das Problem ist nur: Gültige US-Gesetze verbieten die Unterstützung von Ländern, die gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen – unabhängig davon, ob diese ihn unterzeichnet haben.

191„Parteien“ haben den NPT unterschrieben, 93 davon ratifiziert. Nur vier Staaten weigern sich bis heute: Indien, Pakistan, Südsudan und eben Israel. Nordkorea trat 2003 aus dem Vertrag aus, und die Ukraine droht mit ihrer nuklearen Wiederbewaffnung, hat aber den NPT nicht verlassen.

US-Gesetze verbieten Waffenlieferungen und sogar Finanzhilfe an Staaten, die gegen den NPT verstoßen. Fakt ist, dass bei dem Angriff auf Gaza und den Libanon auch Bomben made in USA eingesetzt werden.

Klage wegen Verletzung des Atomwaffensperrvertrags

Wenn ein anderer Staat, der den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat, vor einem US-Bundesgericht Klage einreichen würde, um den USA die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags aufzuerlegen, könnte dieser andere Staat erreichen, dass US-Gerichte ein Ende der Lieferungen amerikanischer Waffen an Israel anordnen“, sagte der US-Kommentator Hal Turner, eine schillernde Figur, die Wikipedia als „Holocaustleugner“ und „Propagandist weißer Vorherrschaft“ bezeichnet. Turner verfügt offenbar über gute Drähte zu den Geheimdiensten und lag mit seinen Einschätzungen oft nicht falsch.

O-Ton Turner: „Der Libanon hat den Vertrag unterzeichnet und wird derzeit von Israel angegriffen. Israel setzt dabei von den USA gelieferte Waffen ein. Somit hat der Libanon die rechtliche Befugnis, zu klagen und alle US-Waffenlieferungen nach Israel zu blockieren, basierend auf dem als streng geheim eingestuften US-Dokument, in dem israelische Atomwaffen erwähnt werden!! Der Libanon sollte eine US-Anwaltskanzlei beauftragen und vor einem Bundesgericht auf dringende Abhilfe klagen.“

Ob der Libanon damit Erfolg haben könnte, sei dahingestellt, ähnliche Klagen wegen illegaler US-Regierungshandlungen verliefen im Sand, etwa wegen der Verminung der Häfen Nicaraguas. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte Washington zwar zur Zahlung auf Schadensersatz verurteilt, aber die USA ignorierten das Urteil. Aber vielleicht hätte ja ein US-Bundesgericht mehr Gewicht. Die Gesetze sind relativ klar: Da ist zunächst das Waffenexport-Gesetz sowie das Glenn Amendment. Letzteres verbietet ausdrücklich Militär- und Finanzhilfe an Staaten, die nukleare Sprengsätze entwickeln. Es gibt keine Ausnahmeregelung. Der Kongress müsste ein neues Gesetz erlassen, das den Präsidenten ermächtigt, einige oder alle dieser Sanktionen außer Kraft zu setzen. Länder, die gegen die IAEA-Bestimmungen (safeguards) verstoßen, müssen mit Sanktionen rechnen (12 USC 635(b)(4).

Und dann ist da noch das Energie-Gesetz (Section 129 of Atomic Energy Act, 42 USC 2158), das nukleare Kooperation verbietet. Nur: An diese Gesetze haben sich weder die Präsidenten der Demokratischen Partei noch die der Republikaner gehalten. Dwight Eisenhower zündelte fröhlich im Mai 1960 in Argentinien seinen nuklearen Ditchdigger, als das südamerikanische Land den Atomwaffensperrvertrag noch nicht unterschrieben hatte. Rechtsbruch? Ja. Konsequenzen? Nein. Es wurde vertuscht auf ganzer Linie.

Keine US-Administration störte sich an der Tatsache, dass

  • Adenauer (streng geheim) mit 630 Millionen DM sowie mit deutscher Technologie das israelische Atomprogramm unterstützte,
  • Norwegen Schweres Wasser an das Atomzentrum Dimona lieferte, obwohl die Regierung in Tel Aviv die safeguards der Wiener Atombehörde IAEA nicht anerkannte und
  • Argentinien dreimal Uran ins Heilige Land lieferte, was dem US-Verbindungsbeamten brav mitgeteilt wurde.

Die Dokumente zur israelischen Atombombe und ihren Helfershelfern sind hier zu sehen:

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10 Kommentare

  1. Danke für die Informationen, die mir bisher unbekannt waren. Das ist gut zu wissen auch wenn einem dabei schlecht wird.
    Menschen sollten Menschen bleiben und nicht nach Übermenschentum streben und dafür Mitmenschen foltern, quälen und töten
    .
    absolute Macht korrumpiert absolut.

  2. Das große Problem ist, dass die USA und Israel sich nicht an
    Internationale Abkommen halten. Die USA drohte ja schon dem
    UN Grerichtshof mit Bombadierung, wenn er einen US Bürger
    verurteilen würde. Ich habe erheblich mehr Vertrauen in Kim Jong Un,
    Atomwaffen nicht einzusetzen, als in die USA und schon überhaupt
    nicht in Netanjahu, dem schlimmsten Psychopaten.
    Wir werden einen Weltkrieg bekommen, das wird keiner verhindern
    können. Hinter den Aggressionen von Israel stecken die selben Leute
    wie hinter denen der USA. Ein Blick in die Tora kann da sehr erhellend
    sein.

  3. “Durch diese Formulierung in den geleakten Dokumenten gibt die US-Regierung zu, von der Existenz der israelischen Atombomben zu wissen, das heißt, Kenntnis von der Missachtung des Atomwaffensperrvertrages (NPT) durch die Regierung in Jerusalem zu haben.”

    BINGO.
    Und genau für solche Fälle hat der Geheimdienst so Figuren wie Jeffrey Epstein erfunden, um jeden Menschen von Rang und Namen mit kompromittierenden Videoaufnahmen auf Lolita Island davon zu überzeugen, wegen Israelischer Massenvernichtungswaffen oder dem einen oder anderen Völkermord nicht al zu doofe Fragen zu stellen und doch besser die Klappe zu halten.

  4. Es ist ausgesprochen albern, einen Krieg nach rechtlichen Maßstäben zu beurteilen.

    Wenn ihr das für eine Rechtsfrage halt, dann beschreitet doch den Rechtsweg!

    Wieso meinen solche Hanseln eigentlich immer, dass sie sich ideell über die Staaten stellen müssen, und als Richter über die Rechtmäßigkeit des staatlichen Handelns urteilen zu können.

    Wenn man eines an diesem Konflikt sehen kann, dann dass die rechtlichen Vereinbarungen keinerlei einschränkende Wirkung haben. Punkt!
    Das sollte man endlich mal zur Kenntnis nehmen, und nicht immer drauf beharren, dass internationales Recht doch bitte schön eingehalten werden sollte.
    Aber immer wieder und wieder festzustellen dass sich Israel und die USA nicht ans Recht halten … das ist einfach nur erbärmlich.
    Vernünftig wäre es, wenn man sich überlegt, warum es solche Abkommen gibt, warum Staaten sie unterschreiben und sich bei Bedarf nicht dran halten.

  5. Gaby Weber hat wieder einmal den Finger auf die Wunde gelegt. Und dann steckt sie ihn auch noch tief rein und dreht ihn herum – die Frau hat ja vielleicht “Cojones”, Mannomann. 👍👍👍

    Vielen Dank!

    1. Gabi Weber ist voll der Folterknecht, für empfindsame Gemüter. Da sie Grausamkeiten aufzeigt und sensibel macht.
      Unvirtuell sind echte Folterer.
      Schlimm sind die Metzger:innen, die nix fühlen und sich an Schmerzen anderer ergötzen.

  6. 1.
    Haaretz-Verleger spricht von „Freiheitskämpfern“ und „zweiter Nakba“ – Israel reagiert
    Der Verleger der linken israelischen Zeitung findet harte Worte gegen die Regierung Netanjahu und fordert Sanktionen. Seine Äußerungen sorgen für Empörung.
    https://www.berliner-zeitung.de/news/nahost-haaretz-verleger-spricht-von-freiheitskaempfern-israel-reagiert-li.2267760

    2. „Freiheitskämpfer“: Haaretz-Verleger Schocken meldet sich nach Aufruhr zu Wort (und rudert wohl zurück???)

    Eine Rede von Amos Schocken, in der er Sanktionen gegen Israel forderte, sorgt für Empörung – und Boykottaufrufe.
    Nun will der Haaretz-Verleger aufklären.
    https://www.berliner-zeitung.de/news/haaretz-verleger-sorgt-fuer-aufruhr-in-israel-nun-klaert-amos-schocken-auf-li.2267927

  7. Treffend recherchiert.
    Artur_C muss erstmal seine Herztabletten nehmen.
    Dann verspritzt er hier schon noch seinen Sermon, um uns “Antisemiten” zu entlarven, wetten?

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