
Das Abendland als tragischer Held. Und als pathologischer Fall.
Ödipus hätte ein kompetenter und beliebter Herrscher von Theben sein können. Leider beging er den Fehler zu glauben, er könnte die Prophezeiung des Delphischen Orakels unterlaufen, und stürzte ins Elend.
Aristoteles galt die Dramatisierung dieses mythischen Stoffes durch Sophokles als die beste und prototypische griechische Tragödie. Laut seiner Poetik (Abschnitt 13) gewinnt eine Tragödie ihre Wirkung daraus, dass sie einen moralisch durchschnittlichen, aber berühmten Menschen dadurch ins Unglück stürzt, dass er einen großen Fehler hat oder begeht. In seiner Rhetorik taucht zusätzlich der Begriff der Hybris auf, als einer Motivation, die darauf zielt, sich selbst zu erhöhen – also als eine Art übertriebener Stolz.
Wir Helden
Der tragische Held fällt also nicht dadurch, dass er von Anfang an bösartig wäre. Das wäre nicht tragisch, sondern vielmehr Grund zur Schadenfreude. Bewegend wird sein Schicksal, weil er durchaus Gutes will und glücklich hätte werden können, wenn ihm nicht seine ganz menschliche Fehlerhaftigkeit in die Quere gekommen wäre. Wir fiebern und leiden mit ihm, weil wir an seiner Stelle stehen könnten.
Oder stehen.
Denn der Untergang des Abendlandes folgt getreulich der Dramaturgie einer Tragödie. Auf der Bühne der Weltgeschichte hat der Okzident ein paar Jahrhunderte eine tragende Rolle gespielt, ist aufgestiegen zu Größe und Macht – und letztlich an seiner Hybris gescheitert.
Man kann nicht leugnen, dass er die besten Anlagen hatte. Die Religion der Liebe, die wissenschaftliche Methode, die Macht der Technik – dem Gespräch der Kulturen hatte das Abendland durchaus etwas beizutragen. Es entwickelte seine Gaben geduldig, blieb bis zur Renaissance nur ein bescheidener Außenposten der Menschheit. Dann erst schwang es sich zum Helden auf, zwangsbeglückte den Erdball mit seinen Segnungen, und erreichte dabei doch – auch das sollte man nicht leugnen – einige der höchsten Erscheinungsformen des Menschlichen. Leonardo! Michelangelo! Shakespeare! Voltaire! Bach! Beethoven! Schopenhauer! Stevenson!
Angelegt aber war leider auch ein nimmermüdes Sendungsbewusstsein, vermutlich schon seit dem Pfingsttag im Jahre 33. Dass die eigene Weisheit allen Ungläubigen gebracht werden müsse, notfalls mit Gewalt, gehört leider ebenso zur Kernpersönlichkeit des Abendlandes. Hier kippt Universalismus in Unterdrückung, Christentum in Kolonialismus, Heldentum in Hybris.
Macht vernebelt den Verstand
Wäre die Hybris bloß ärgerlich für Andere – so wie etwa Mundgeruch -, dann wäre es noch halb so schlimm. Doch sie schadet auch uns selbst.
Das wusste schon Aristoteles, doch gerade in den letzten Jahren kommen auch Psychiater auf die Idee, in der Hybris eine psychische Erkrankung zu sehen. Lord David Owen, Psychiater, einstiger britischer Außenminister (1977-1979), Mitglied des House of Lords und seinerseits, wenn man Wikipedia glauben mag, berüchtigt für seine Arroganz, schlug im Jahre 2006 das „Hybris-Syndrom“ als Persönlichkeitsstörung vor und überarbeitete die Diagnosekriterien drei Jahre später. Betroffene sehen demnach die Welt als Ort für ihre Selbst-Überhöhung durch Machtgebrauch, handeln vorwiegend zur Verbesserung ihres persönlichen Image, verwechseln ihr Selbst mit der Nation, verwenden gerne den Pluralis Majestatis, zeigen übermäßiges Selbstbewusstsein und Verachtung für Andere, sehen sich nur einer ideellen höheren Instanz (Gott oder der Geschichte) verantwortlich, verlieren den Realitätsbezug, handeln impulsiv und rücksichtslos und erstaunlich ahnungslos bezüglich des politischen Alltagsgeschäfts. (Nur zur Erinnerung: Der Artikel erschien 2009, als Donald Trump noch Unternehmer und Showmaster war.)
Man sieht, dass Owen v.a. an mächtige Politiker dachte (ein anderer Psychiater machte die Kriterien kürzlich allgemeingültiger), und tatsächlich legte er im selben Artikel eine Fallstudie an US-Präsidenten und britischen Premierministern der letzten hundert Jahre vor. G.W. Bush, Margaret Thatcher und Tony Blair zeigten demnach ein voll entwickeltes Hybris-Syndrom.
Letzteres untermauerte er einige Jahre später durch eine Untersuchung an der Ausdrucksweise der beiden Politiker. Beide – ganz besonders Blair – sprachen von sich selbst häufig als „we“, und nicht als „I“, sehr im Gegensatz zum bescheidenen John Mayor. Eine ähnliche Beobachtung machten ungarische Forscher bei ihren Ministerpräsidenten. Nicht nur Viktor Orban nutzt umso häufiger das „wir“, je länger er Ministerpräsident ist. Auch sein Vorgänger Ferenc Gyurcsany erhöhte zwischen erster und zweiter Amtszeit den Anteil von „wir“ gegen „ich“ besonders drastisch.
Je länger Politiker an der Macht sind, desto mehr verfallen sie anscheinend der Hybris. Und desto dümmere Entscheidungen treffen sie. In der GEO Online fand sich kürzlich eine unterhaltsame Sammlung dummer politischer Entscheidungen aus Selbstüberschätzung. Denn mangelnder Realitätsbezug, Impulsivität und praktische Inkompetenz sind schlechte Voraussetzungen für kluge Entscheidungen.
Zumal die Politiker ihre unvermeidlichen Fehlschläge nicht sich selbst zuschreiben. Der Attributionsfehler, sich selbst als verantwortlich zu sehen für seine Erfolge, aber nicht seine Niederlagen, ist allgemein-menschlich (und sollte trotzdem „Habeck-Effekt“ genannt werden). Aber, so eine Studie: Leute mit hohem Selbstbewusstsein schreiben Erfolge ihrer Persönlichkeit zu, Misserfolge hingegen nicht. Leute mit niedrigem Selbstbewusstsein attribuieren beides gleichermaßen in der Mitte. Macht führt zu Hybris, Hybris zur Fehlerblindheit.
Die kollektive Pathologie
Individuelle Machttrunkenheit allein kann aber nicht erklären, weshalb die westliche Politik von einer kollektiven Selbstüberschätzung geleitet ist. Selbst Neulinge an den Schalthebeln, ja, sogar unbeteiligte Kommentatoren betrachten die Welt aus der Warte des unhinterfragten Bestimmers. Das muss kulturelle Gründe haben.
Die Hybris sitzt tief im abendländischen Denken. Seit fünfhundert Jahren bestimmen wir die Weltgeschichte. Wir haben der Welt das Christentum, den Merkantilismus, die wissenschaftliche Methode, die Industrialisierung, den Kapitalismus, den Kommunismus, die Demokratie, die Atombombe und die Digitalisierung gebracht. Fünfhundert Jahre ununterbrochener Erfolg. Das scheint die natürliche Lage der Dinge zu sein.
Dass „wir“ einmal nicht die Tollsten sein könnten, bleibt selbst kritischen Geistern häufig unvorstellbar. Klar könnten wir gegen die Russen gewinnen, wenn wir nur wollten! (Obwohl die USA seit 80 Jahren keinen Krieg mehr gewonnen haben.) Klar sind unsere Flugzeuge sicherer, sparsamer, schneller, moderner, nachgefragter als alle anderen! (Boeing?) Klar sind wir im Weltraum überlegen. (Nur dass die ISS ohne russische Hilfe nicht fliegen könnte.) Den Afrikanern müssen sowieso wir sagen, wie sie wirtschaften und was sie denken sollen. (White man’s burden auf „Liberal“). Und moralisch sind wir ja überhaupt die Spitze der Welt. (Daher schreiben wir als Erben der Täter des Zweiten Weltkriegs den Erben der Opfer vor, wie sie zu gedenken haben.)
Es könnte ein böses Erwachen geben, wenn der Vorhang fällt. Dass die mathematische Bildung in Deutschland sehr zu wünschen übrig lässt im Vergleich zu Indien oder China, hat Prof. Krötz schon vor zwei Jahren demonstriert. Und was ist Technik anderes als angewandte Mathematik? Könnte hier eine Ursache dafür liegen, dass die NATO-Staaten gegenüber ihren Rivalen waffentechnisch zurückfallen? Von der Doppelmoral schweigen wir lieber ganz.
Mangelnde Lernfähigkeit
Doch es gehört zum Hybris-Syndrom, dass man sich selbst nicht infragestellt. Vergangener Erfolg hemmt das Lernen für die Zukunft: Neue Information, welche nicht zu den erfolgreichen Verhaltensmustern passt, wird nicht wahrgenommen. Und sowieso: Wieso sollte einer lernen, der bereits großartig ist?
Der Westen lernt nicht aus seinen Fehlern. Man betrachte die Kriege in islamischen Ländern: Das Regime in Afghanistan wurde gestürzt, und es folgten nicht Demokratie, sondern Chaos, und dann doch wieder Islamisten. Der Diktator im Irak wurde gestürzt, und es folgten Chaos und Islamisten. Der Diktator in Libyen wurde gestürzt, und es folgten Chaos und Islamisten. Trotzdem musste der Diktator in Syrien gestürzt werden, dann würden bestimmt Freiheit und Demokratie folgen, oder?
Oder man nehme den NATO-Russland-Krieg in der Ukraine. Eine Abfolge von Abkommen und Verhandlungen wurde vom Westen verworfen, denn die Ukraine müsse „aus einer Position der Stärke“ verhandeln, wie es mantraartig hieß. Unterdessen verlor die Ukraine Hunderttausende von Menschenleben und täglich mehr Territorium, ihre Position wird laufend schwächer – und immer noch weigert sich die EU zu verhandeln und faselt von einer „Position der Stärke“.
Und die Waffenlieferungen! Die ersten Wunderwaffen, die der Ukraine den Sieg bringen sollten, waren die Stingers und Javelins. Wirkung auf dem Schlachtfeld: keine. Dann kamen die HIMARS, unfehlbare, agile „Götter des Krieges“. Wirkung auf dem Schlachtfeld: keine. Dann kamen die hochmodernen Abrams-, Challenger-, Leopard-Panzer, Meisterstücke westlicher Wehrtechnik. Wirkung auf dem Schlachtfeld: keine. Dann kamen die Storm Shadow- und Scalp-Marschflugkörper. Wirkung auf dem Schlachtfeld: keine. Dann kamen die F16-Flieger. Wirkung auf dem Schlachtfeld: Ich schätze, meine Leser haben das Muster erkannt. Aber die Politiker wollen immer noch Taurus-Marschflugkörper schicken, weil die jetzt ganz bestimmt endlich die Wunderwaffen sind, die den Endsieg bringen.
Anders als „pathologisch“ kann man einen solchen Mangel an Lernfähigkeit nicht nennen.
Das tragische Ende
Und so begründet die Hybris am Ende die Katastrophe, das Scheitern des Helden. Fordernd und unduldsam tritt er einer Welt gegenüber, die von ihm Bescheidenheit und Kooperation erwartet. Dass er nicht mehr der Stärkste ist, dass seine Überlegenheit längst der Altersdemenz gewichen ist, vermag er nicht wahrzunehmen. Ohne Rohstoffe, ohne Industrie, ohne diplomatischen Einfluss, ohne militärische Macht, begeben sich West-Europa und die USA in die historische Bedeutungslosigkeit.
Der Rest ist Schweigen.
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Pfingsten wurde erst im 4. Jahrhundert NDZ von der römischen Kirche erfunden, die 391 zur einzig zulässigen römischen Staatskirche erklärt worden war.
Es hat auch nichts mit Jesus, sondern mit Paulus ( = die Leute, die unter diesem Namen schrieben) zu tun, der sein Evangelium definierte und damit den Machtsteigbügelhalter Kirche grundlegte samt Missionsbefehl zur ideologischen Begleitung römischer Eroberungen.
Lassen wir mal die Kirche im Dorf: Die sogenannte „Pfingsterzählung“ dürfte metaphorisch – psychologisch zu deuten, also nicht physisch-real geschehen sein. Sie steht in der Apostelgeschichte (entstanden ca. 90 n. Chr. durch den Evangelisten Lukas, der – einfach gesagt – Sammler und Redakteur von mündlichen und schriftlichen Glaubenserzählungen war, die er in eine literarische Form brachte. Paulus war als griechisch gebildeter jüdischer Konvertit der erste „Theologe“, dessen Lehre sich in seinem Briefwerk findet, schrieb aber kein „Evangelium“ (nur zur Sicherheit: die 4 Evangelisten heißen eben nicht John, Paul George und Ringo😭) und Paulus wurde bereits um 60 n. Chr. hingerichtet.
Was die Kirche nach der Konstantinischen Wende und Erhebung zur Staatskirche 380 aus der Pfingsterzählung und der paulinischen Theologie gemacht hat, hat historische Gründe und Folgen, sollte aber nicht dazu führen, dass man hier wissenschaftlichen Unsinn verbreitet,
Es gibt keinerlei historische Spuren von Paulus ausserhalb innerchristlicher Behauptungen. Das ist für einen solch emsigen Missionar, angeblich verfolgt und hingerichtet, schon sehr merkwürdig.
Ich empfehle Ihnen
„The Letters of Paul in their Roman Literary Context“ von Nina E. Livesey.
Evtl. sollten Sie auch die Paulusbriefe mal lesen:
z.B. Römer 2,16 an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richtet, wie es mein Evangelium bezeugt
Römer 16,25: Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben – / gemäß meinem Evangelium…
oder 2 Tim 2,8: Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium,.
oder Gal 1,11. Denn ich tue euch kund, Brüder und Schwestern, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist , nicht von menschlicher Art ist.
Besonders interessant die Folgesequenz, in der er davon spricht, dass er es geträumt oder sich ausgedacht habe.
Sie widersprechen also Paulus. Was nun?
Das Paulinische Christentum fängt mit dem Tod des Meisters an. Wie Augstein sinngemäss kalauerte: nur der tote Jesus ist für Paulus ein guter Jesus.
Fürs künftige Benehmen:
Bevor Sie sich noch einmal blamieren, indem Sie anderen fälschlich wissenschaftlichen Unsinn unterstellen, fragen Sie das nächste Mal besser vorher nach, wie der andere zu seinen Aussagen gekommen ist.
@ Goalive
Mir scheinen hier doch ein paar Anmerkungen angebracht:
1. Sie haben gewiss recht, wenn Sie auf den großen und prägenden Einfluss des Paulus und seiner Christologie für die Entwicklung des Urchristentums und der frühen Kirche verweisen.
Und sie erwähnen ebenfalls ganz richtig, dass für ihn nicht das Denken und Lehren des lebenden Jesus Bedeutung hatte, sondern allein Tod, Auferstehung und Verherrlichung (als Sohn Gottes). Das darf man schon als merkwürdig und durchaus problematisch betrachten.
—
2. Wenn Paulus von „mein Evangelium“ spricht, so meint er damit aber die Botschaft seiner Predigten und Briefe im Allgemeinen. Es gibt überhaupt keine Anhaltspunkte dafür, dass er darüber hinaus ein Evangelium in der Art von Markus oder Lukas geschrieben hätte. Da von ihm ansonsten viel Schriftliches aufgehoben wurde, wäre dieses fiktive Evangelium ansonsten ganz gewiss erhalten.
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3. Dass es zu Paulus Person bisher – vielleicht – keine außerchristlichen römichen Quellen gibt, sollte nicht verwundern, denn er war aus römischer Sicht doch im 1. Jahrhundert und auch noch um 300 n. Chr. doch eine reichlich unwichtige Person. Außerdem: Was ist denn von den römischen Staatsakten physisch erhalten geblieben? Außer Inschriften praktisch nichts.
Ob es für die immer noch römische Spätantike wirklich keinerlei Erwähnung von Paulus in nichtchristlichen philosophischen/heidnischen Texten gibt? Da wäre ich mir gar nicht sooo sicher.
Zweifel an seiner historischen Existenz halte nicht nur ich für abwegig.
—
4. Ihre Ansicht, dass der Missionsbefehl bereits „zur ideologischen Begleitung römischer Eroberungen“ gedient habe, ist falsch.
Erstens ging es Paulus selbst nie um politische Macht oder gar eine Expansion Roms. Aber das meinten Sie wohl auch gar nicht.
Zweitens war das spätrömische Reich seit dem 4. Jahrhundert – als das Christentum unter Kaiser Konstantin zunächst anerkannt wurde und dann zur Staatskirche mutierte – gar nicht mehr in der Lage expansiv vorzugehen, sondern stand im Gegenteil unter immer stärkerem Druck auswärtiger Mächte.
Allerdings stimmt es, dass Jahrhunderte später, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, die christliche Missionsaufforderung auch dazu diente, politische Eroberungen zu legitimieren – und dies bis ins 19. Jahrhundert.
Allerdings hat das dann wiederum mit Paulus nur noch sehr wenig bis nichts zu tun.
—
5. Hinsichtlich Pfingsten spricht nur sehr wenig gegen die Sichtweise von @ unzu Frieden.
Man findet Pfingsten doch schon in der lukanischen Apostelgeschichte, die zwischen 60 und 90 n. Chr. verfasst wurde.
Zur Datierungsproblematik: https://de.wikipedia.org/wiki/Apostelgeschichte_des_Lukas
Sie behaupten an einigen Stellen, zu wissen, was Paulus „eigentlich“ gemeint habe. Redlicher wäre zu sagen, dass SIE „ihn“ so auslegen.
Ansonsten kann ich das als Ihre Sichtweise – die ich in keiner Hinsicht teile! – so stehen lassen.
Der Grund: um Verflechtungen und Entwicklungen des christlichen Schriftguts und seiner Überlieferungen aufzuzeigen und zu diskutieren, reicht eine Kommentarspalte bei weitem nicht aus.
Zudem bin ich kein Missionar. 🙂
Wenn ich für jemanden einen Impuls setzen konnte, selbst eigenständig nach den Sachverhalten zu forschen, soll es mir recht sein.
Das römische Christentum wurde von Domitian als die offizielle römische Sklavenreligion ausgebaut. Urpsrünglich war es von seinem hochbegaten und verhassten Bruder Titus nur gegen den jüdischen Messianismus erfunden worden.
Die Herrscher aller Zeiten waren bestrebt, die Religionen der Völker, die sie unterwarfen, in die eigenen einzupassen. Das ist der Grund, weshalb sich die jeweiligen Gottheiten alle aufeinander abbilden lassen, ob Ägypten, Griechenland oder Rom. Die jeweilige Priesterschaft war gerne dabei, um unter dem neuen Herrscher ihr Auskommen zu finden.
Die Juden waren eins dieser Völker: man zerstörte ihren Tempel, benannte ihr Land um und verjagte sie. Störend der jüdische Monotheismus: man brauchte mehrere Gottheiten, um sie anzugliedern und der irdischen Herrschaft zu unterstellen und auch eine Verbindung zum Monotheismus zu simulieren. Der Gottessohn war eine lange etablierte Figur in den alten Religionen und ideal geeignet für einen „harmonischen“ Übergang: es bot sich an, den monotheistischen Gott durch einen solchen zu beerben. Wenn der dann „zufällig“ Züge und Fruchtbarkeitsfeste des Dionysos, Attis, Mithras, Horus, etc. aufwies musste man sich nicht umstellen.
Das war eine generische Entwicklung, nicht die Erfindung von ein oder zwei Männern – so wenig, wie der Great Reset Klaus Schwabs Erfindung ist: auch das hat sich über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte entwickelt.
@ Emil
11. Mai 2025 um 3:42 Uhr
Na, Sie stellen hier ja abenteuerliche Behauptungen in den Raum.
Können Sie das auch belegen? Da bin ich jetzt neugierig!
Und bitte nicht bloß eine einzelne Schrift eines einzelnen vergleichsweise unbekannten Autors oder Doktoranden !
Dass Kaiser Domitian Christenverfolgungen durchgeführte, ist Ihnen aber bekannt, ja?
Guter Text.
Ein besonderes Kennzeichen der Hybris ist natürlich auch, dass man Texte wie diesen liest – aber nicht auf sich selbst bezieht und ignoriert.
herr wirth! ich kann ihrem elend nicht mehr zusehen. das einzige was ihnen zum artikel einfällt: ja, alle haben einen knacks, der richtung unanständigkeit tendiert (gut, gibt es den staat, der das alles in ordnung hält), aber das gilt als abstraktum natürlich auch für das konkretum, also der mensch leidet nicht nur unter hubris, sondern ist auch noch so unanständig so unter hubris zu leiden, dass er das nicht mal merkt. hören sie doch mal auf an ihren kopf zu denken, wenn sie einen artikel kommentieren!
@zero fox
10. Mai 2025 um 18:39 Uhr
Ich würde Ihnen ja genauer antworten, wenn Sie die Regeln der deutschen Rechtschreibung beachten würden. Konsequente Kleinschreibung passt nun einmal nicht zur deutschen Sprache und macht Texte unschön und unnötig schwer lesbar.
Ansonsten:
Ich verstehe den Sinn Ihres Kommentars an mich nicht wirklich.
herr wirth, wie mit ihrer offiziellen allerdeutschesten von den deutschen rechtschreibungen, ist das eine sache der gewöhnung. es mag einem kind helfen beim lesen, aber für den erwachsenen ist der innere zusammenhang der worte entscheidend, darum können sie auch meine sätze selber in der RECHTschreibung schreiben, wenn sie nur wollen. ich habe sie förmlich nicken gesehen bei dem artikel, der ist so richtig ihr ding! wolfgang wirth und die kritik des zuwenig-demütigen – das passt einfach wie die faust aufs auge. und nichts anderes wird im artikel suggeriert, der westen hat einen dachschaden. da sind sie sicher einer meinung mit dem autor, also irgendwas stimmt da nicht. und zweitens hat der dachschaden etwas mit fehlender demut zu tun: ihr christliches herz weint vor freude! wäre der westen nur ein bisschen bescheidener gewesen und nicht so verblendet, dann wäre das gut gegangen mit den russen. na? dann können wir ja wieder weitermachen.
als christ sind sie eben ein typischer geisterseher! und darum sind sie lustig die hybris vom hybris-ischen individuum zu unterscheiden! ein geist, der ausserhalb von uns herumschwirrt und einzelne exemplare der gattung befällt.. huuuuuu! das war nochmals die erklärung von dem kommentar vorher. ich bin sicher sie können selbst sehen, dass das logischer unsinn ist, den sie uns da aufgetischt haben! also nach „guter text“ kommt nur noch unsinn. weil sie ein christ sind! nehmen sie trotzdem ein stück kuchen.
„Betroffene sehen demnach die Welt als Ort für ihre Selbst-Überhöhung durch Machtgebrauch, handeln vorwiegend zur Verbesserung ihres persönlichen Image, verwechseln ihr Selbst mit der Nation, verwenden gerne den Pluralis Majestatis, zeigen übermäßiges Selbstbewusstsein und Verachtung für Andere, sehen sich nur einer ideellen höheren Instanz (Gott oder der Geschichte) verantwortlich, verlieren den Realitätsbezug, handeln impulsiv und rücksichtslos und erstaunlich ahnungslos bezüglich des politischen Alltagsgeschäfts. (Nur zur Erinnerung: Der Artikel erschien 2009, als Donald Trump noch Unternehmer und Showmaster war.)“
wollen also erfolgreiche und anständige menschen sein, aber irgendwie „zuviel“. und weil sie so gut vorwärtskommen wollen und alle anderen dafür ja objektiv im weg sind in einer gesellschaft der konkurrenz, labern sie die ganze zeit müll, wie alle anderen auch (vaterland, gott, geschichte, der mensch (wir), die guten sitten, die vernunft etc. etc.) und daraus entsteht offenbar ein „realitätsverlust“. ja den realitätsverlust gibt es schon, aber den haben ein bisschen alle!
ABER ausgerechnet daraus, dem zuviel, und nicht aus dem wirklichen zweck von „vaterland“ (gewalt), gott (gemeinsamkeit), geschichte (herkunft), mensch (ideal) für die herrschaft des kapitals/privateigentums wird „erschlossen“, dass es kriege gibt! also krieg gibts weil alle einen dachschaden haben und der heisst hubris. mit dem amt von präsident, militärischem oberfehlshaber und daran hängenden unterfunktiönchen hat das natürlich gar nichts zu tun, und die sind auch nicht verantwortlich für „unsere meise“!
Danke zero fox. Dasselbe ist mir auch aufgefallen.
Ausgerechnet imperialistischen Staatsführern Hybris zu unterstellen, zeugt entweder von Ignoranz
oder ist Vernebelung der Realität. „Hybris“ ist deren Jobbeschreibung und keine Persönlichkeitsstörung.
1. s i n d sie die Machtelite der Welt. Staatsführer sind die, die bestimmen wo es in einer ganzen Nation oder Weltgegend lang geht. Sie sind die Personifikation des nationalen „Wir“. Sich in so einer Position selbst krankhaft zu überschätzen ist wirklich schwer möglich.
2. Imperialisten verfolgen Ansprüche und Interessen gegen andere Imperialisten, denn es gibt eine Staatenkonkurrenz, die ökonomisch und militärisch ausgetragen wird. Mit Bescheidenheit kommt man da nicht weiter. Zwischen Nationen werden Gewaltfragen höchster Kajüte verhandelt und ausgetragen. Dabei gibt es notwendig Gewinner und Verlierer. Beim Verlierer weiß man dann hinterher ganz genau – das war Hybris – „offenbar“ hat sich der Verlierer selbst überschätzt. So wie Hitler auch nur deshalb ein „Wahnsinniger“ war, weil er den Krieg verloren hat. Und nicht zufällig, kommt die Hybrisdiagnose bezüglich des Westens auch zu einem Zeitpunkt, wo er sich auf dem absteigenden Ast befindet.
lieber krim!
das zeugt doch vor allem von einer psychologischen weltanschauung, das habe ich versucht herauszustellen. die schelte richtet sich ja gar nicht nur an die politiker, sondern an alle bürgerlichen individuen (bei dir und mir geht das so gut raus beim anderen ohr wie beim einen rein), die sich zu viel rausnehmen (angeblich), die sind im westen in einer unpassenden verdichtung vorhanden. ich habe weiter unten noch härter polemisiert bei wirth, dass diese psychologische kriegsführung gegen das selbstbewusstsein sich ohne einen gedanklichen hexenschuss direkt auf „die politik“, „den westen“, „die moderne psyche“ oder weiss ich noch was für geisterwesen anwenden lässt. eine reine moralische erklärung, bei der man über gar nichts etwas lernt ausser über den inhalt vom kopf von herr lehmann. darum: seufzus tiefus!
Die allmähliche Amerikanisierung der Kultur (etwa Kino, Jazz- und später Popmusik, Fordismus) zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Europa begrüßt – und auch abgelehnt. Zumindest war sie ein großes Thema damals.
Ähnliches in Bezug auf China im Bereich Kultur kann ich im Moment in Europa nicht erkennen, stattdessen geht es immer nur um Wirtschaft und Kriegsstrategien. Es wird auch nichts begrüßt, sondern als Drohung wahrgenommen, bzw. von den Medien eine Drohkulisse aufgebaut. Ähnliches gilt für den islamisch geprägten Raum.
Von daher: West-Europa und die USA könnten sicherlich bedeutungsloser werden, eine „historische Bedeutungslosigkeit“ ist jedoch nicht mehr möglich. Dafür hat der Westen in kulturellen und geistigen Dingen einfach zu viel geleistet, ich zitiere: „Leonardo! Michelangelo! Shakespeare! Voltaire! Bach! Beethoven! Schopenhauer!“
(Shitstorm incoming?)
Nein, kein Shitstorm. Die heutigen Genies dieser Kaliber kommen aber nun genauso gut aus Asien, Afrika usw. Nix Genaues wissen wir hier oft nicht, weil es an kompetenten Kulturvermittlern mangelt. Über Geisteswissenschaften wird ja viel gemault, aber in der Vermittlung von Wissen über die großen Leistungen anderer Kulturen hätten sie eigentlich eine wichtige Funktion. Dieses Wissen wär auch eine gute Impfung für Respekt und gegen Hybris.
Was die große Literatur bspw. angeht, da scheint es mir längst so zu sein, dass großartige Romane aus der ganzen Welt kommen und auch bei uns übersetzt werden. Das einzige, was fehlt, ist die öffentliche Resonanz. Filme aus aller Welt werden bei uns auch gezeigt, aber auch oft eher nur von einem Spezialistenpublikum gewürdigt.
Also, das ist im Prinzip schon da. „Wir“ dürfen und sollen ja stolz auf „unsere“ Leistungen sein, solange wir die Leistungen der Anderen genauso wertschätzen.
Ansonsten ist mir der Sprung vom angeblichen allgemeinen Kulturverfall auf die politisch Verantwortlichen ein bisschen zu vorschnell. Neoliberalismus und Neokonservatismus sind doch nicht wie ein Naturereignis über uns gekommen. Und auch eine Kultur, in der alle schlecht in Mathe sind, kann friedfertig sein.
Wer sich im engeren Sinn `Weltliteratur´ gönnen möchte, wird möglicherweise bei der glücklicherweise seit 125 Jahren überlebenden und leidlich funktionierenden `Büchergilde Gutenberg´ besser bedient als mit der Spiegel-Sellerliste. e-books braucht nur, wer Bücher wegen ihres realen Gewichts oder der schlecht variierbaren Schriftgröße nicht mehr so gut handhaben kann.
„Und auch eine Kultur, in der alle schlecht in Mathe sind, kann friedfertig sein.“ Aber nur dann, wenn sie sich bewusst macht, das nicht Kopernikus der „Erfinder“ der Bewegung der Erde um das Zentralgestirn Sonne ist, sondern alle Rechner sehr früher Zeiten, die sich hinter den beobachtbaren Bewegungen am Himmel nicht unbedingt Götter vorstellten. Es gab solche. Lange vor der Durchsetzung monotheistischer Religionstradition. Menschliche Geschichte erhält nur dann einen „Sinn“, wenn man fremde Weltgegenden nicht so behandelt, als hätten sie niemals schreiben und rechnen können. Nur weil die Bibliothek von Alexandria verbrannte, sollte man nicht annehmen, vorher habe keiner gerechnet und geschrieben.
Na und? Die Westeuropäer und ihr US-Furunkel hatten ihren Platz an der Sonne. Der geht halt gerade, zum grossen Teil selbstverschuldet, flöten, da sich das Rad der Geschichte (pompös, pompös!!) weiter dreht.
Mögen klügere Völker und Länder etwas daraus lernen, im guten wie im schlechten, oder auch nicht.
Passend zum Thema:
https://tkp.at/2025/05/10/das-kommende-mittelalter/
Unter den Arschloch-Völkern dieser Erde scheint mir „der Westen“ ohne Zweifel ganz vorne zu liegen.. und hier stechen insbesondere die Deutschen noch hervor. Weltmeister-Allüren, wie immer. Ob es besser gewesen wäre, Dchingis Khan hätte ganz Europa überrollt? man weiss es nicht. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, Europa hätte seinen white trash nicht nach Amerika exportiert.
Der Begriff ‚Arschloch-Volk‘ ist definitiv ausbaufähig, wenn erst einmal verstanden wurde, wie der Mensch von Mikroben und Viren befallen werden kann. Das kann auf natürlichem Weg nasal, oral, rektal, otal erfolgen oder auch geschlechtsspezifisch variieren. Ein bestimmtes Arschloch-Volk gibt es meiner Meinung nach nicht aber ein paar Völker sind bestimmt ein bischen mehr Arschloch als andere.
Der Denkfehler ist, Hybris auf Einzelpersonen zu beziehen. Die können natürlich Psychopathen sein, was vor allem in westlichen Karrieresystem oft Einstellungs- oder Aufstiegsvoraussetzung ist.
Nur erklärt das nicht „Die Hybris des Westens“, jedenfalls nicht überzeugend. „Sorry wir hatten das falsche Personal“ ist lahm. Und die Personalisierungen etwa auf „Putin“ sind infantil.
die allgemein eingerissene „hybris“ ist das resultat von ein paar völlig normalen handelsüblichen irren (politiker), die dachten das beste für unsere sicherheit sei wenn russland uns nicht mehr bedrohen könne und man sie als „regionalmacht“ (= in einer region von uns unterwegs lol) irgendwie abschalten könne auf eine nicht-regionalmacht. kann mir niemand erzählen diese vorstehenden gorillas hätte sich dabei irgendwas anderes gedacht. und entsprechend kaputt und verzweifelt reagiert der untertan: was haben wir da wieder angerichtet, das muss aber aus verdammt guten gründen geschehen sein! mal kurz überlegen ah ja putin ist hitler.
Es st sicher auch eine Form von Hybris, wenn man mit einem Wissen über griechische Mythen protzt, das man gar. nicht besitzt. Nicht Ödipus hat den Spruch des delphischen Orakels zu umgehen versucht, sondern seine Eltern. Hätten diese sich nicht klüger als die Götter gewähnt (hier ist der Punkt der Hybris), hätten sie ihn gar nicht erst geboren. Als das mal passiert war, war auf jeden Fall klar, dass der Sohn nicht König von Theben werden kann, sondern entfernt werden muss. Das ging natürlich schief, weil die Menschen nicht stärker oder klüger sind als die Götter. Ödipus überlebt und wird vom korinthischen Königspaar aufgezogen. (Er hätte also, wenn alles gut gegangen wär, im besten Falle König von Korinth werden können, nicht aber der von Theben. Hingegen ist, wenn er König von Theben ist, schon alles entschieden.) Dort erfährt er von dem Orakelspruch und meint, er beziehe sich auf seine Zieheltern, die er deshalb verlässt. Dem Schicksal entgeht er aber nicht: Er tötet dem Orakelspruch gemäß seinen Vater, heiratet seine Mutter, wird König von Theben, das er ins Elend stürzt und blendet sich schließlich selbst, als er erfährt, was es. mit ihm und seinem Leben auf sich hat.
Das alles müsste ein halbwegs gebildeter Mitteleuropäer eigentlich wissen, wenn er sich aber nicht sicher ist, kann er es leicht nachlesen, zum Beispiel bei Gustav Schwab.
Was soll man von einem Artikel halten, dessen Autor die elementaren Grundlagen der Allgemeinbildung fehlen, und der sich seine Defizite nicht einmal bewusst ist?
Soll es einen dann noch wundern, dass er uns eine europäische Geschichte auftischt, die sehr gut und schön angefangen hat und irgendwann plötzlich (vermutlich durch menschliches Versagen) vom Wege abgekommen ist?
Schon bedauerlich, dass Sophokles und Aristoteles den Schwab nicht gelesen, und einfach den Ödipus zum tragischen Helden gemacht bzw. gedeutet haben. Hätte Sophokles über elementare abendländische Bildung verfügt, dann hätte er sein Stück natürlich „Laertes und Yokaste“ genannt.
Die Hybris des Abendlandes haben m.E. die Nazis geerdet, indem sie ganz Europa in der Entwicklung zurückgeworfen und geschwächt haben, woraufhin das britische Weltreich durch die USA abgelöst wurde und sogar Frankreich mittlerweile unterwandert und mehr oder weniger zum Lakaien geworden ist. Die Kolonien sind weitgehend weg bzw. nur noch pro Forma welche.
Die EU, die uns gern als neues Emanzipationsprojekt untergejubelt wird, ist eigentlich ein Lakaienbündnis, was man an ihrer Ausrichtung, ihren Protagonisten und ihren Tabus und Taten erkennt. Innerlich zerissen und m.E. zum Tode verurteilt, auch wenn sie sich sicher noch einige Jahrzehnte dahinschleppen wird.
Von daher finde ich Überschrift und Aufmacher ein bisschen verwirrend, weil da vom „Westen“ und vom „Abendland“ gesprochen wird, als ob es identisch wäre. „Westen“ ist aber weitgehend synonym mit USA (bzw. ihrem Imperium), während das Abendland das seit Jahrzehnten unbedeutender werdende und größtenteils nicht souveräne „alte“ Europa umfasst, als Teil des US-Imperiums. Ich sehe Deutschland nicht als integraler, freiwilliger Bestandteil des Westens und mag es nicht, wenn man uns irgendwelche Verbrechen anhängt, für die wir gar nichts können. Die Deutschen sind mehrheitlich gegen Krieg, aber da wir keine Demokratie haben, die den Namen verdient, liefert unsere „Elite“ am Ende doch immer und hängt sich mit rein… ich bin sehr dafür, diese Tatsache deutlich auszusprechen! Gerade die Deutschen und noch mehr die Linken in Deutschland leiden ohnehin schon an suizidaler Depression und Selbsthass, man muss das nicht noch weiter aufbauen (unsere Kultur ist ohnehin zum Sterben verurteilt, wie es zZ aussieht)!
Um das nochmal klar zu machen: Nur die Sowjetunion hat die Befreiung vom Faschismus ermöglicht und zu Ende gebracht. Die westlichen „Befreier“ hätten immer Kompromisse mit den Nazis gemacht wie in Spanien, Portugal, oder auch Griechenland, wo die britischen Aggressoren den antifaschistischen Widerstand der ELAS zusammen mit den griechischen Nazis besiegt haben,
Dass es überhaupt die Perspektive eines sozialstaatlichen Kapitalismus gab, verddanken wir der Sowjetunion und dem verteufelten Stalin (der gewiss kein Engel war, aber auch kein Teufel).
Wer etwas über diese Geschichtsperiode lernen will, sollte mindestens die Autobiographie von Ilya Ehrenburg „Men schen, Jahre, Leben“ (Liudy, Gody, Shisn“ gelesen haben.
https://annas-archive.se/md5/5aab5ee26357fbb54cc53d705111626f
https://annas-archive.se/md5/fbf1faba41f83b90064a1d544d60ca98
https://annas-archive.se/md5/9f1137d3aaa1b84d596ceb21dcdb9911
https://annas-archive.se/md5/9f1137d3aaa1b84d596ceb21dcdb9911
Ja, ist Überforderung für die, die jutuub-Filmchen gewohnt sind.
>>Dass es überhaupt die Perspektive eines sozialstaatlichen Kapitalismus gab, verddanken wir der Sowjetunion und dem verteufelten Stalin (der gewiss kein Engel war, aber auch kein Teufel).<<
Eher ein Teufel als ein Engel – eventuell ein Massenmörder, wovon im 3. Reich auch viele frei in der Gegend herumliefen.
Ich empfehle Domenico Losurdos Stalin Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende ISBN 978-3-89438-496-8
https://shop.papyrossa.de/losurdo-domenico-stalin
oder (Englisch)
https://www.iskrabooks.org/stalin-history-and-critique (free PDF)
Dank für die Links! 👌🏻👍
Hab ich schon lang gesucht, konnte es damals wegen Zeitmangel nicht lesen.
Ich wäre vorsichtig: Trotzki wurde wie Mao von Amerika geliefert, Lenin über die Schweiz von den Deutschen, und der Chefideologe Marx war Deutscher.
Wie man auf der Basis auf die Idee kommen kann, das sei mehr als nur hegelianischer Spielball, erschliesst sich mir nicht.
Proof of Concept: wir sind nicht vom Faschismus befreit, da scheint damals was schiefgegangen zu sein.
Ganz am Rande:
На встрече с представителями Вьетнама Владимир Путин процитировал песню:
Имею в виду слова известной у нас песни: «От тайги до британских морей Красная армия всех сильней».
Im Gespräch mit Vertretern Vietnams zitierte Wkadimir Putin aus dem wohlbekannten Lied „Von der Taiga bis zum britischen Meer, ist die Rote Armee die stärkste“.
Ungern Youtube, aber : https://youtu.be/vA-W_MPg9ec
Um das Thema mal tiefer philosophisch anzufassen, ist es nötig, die Wirkweise von „Fortschritt“ zu beleuchten. Imho ist es der Widerspruch zum Bestehende, dessen Negation, die Hinterfragung, die Feststellung „nein, so geht es nicht gut, sondern es muss anders und besser gehen“, die den Fortschritt begründet, antreibt und ihm Richtung gibt.
„Ich bin der Geist, der stets verneint…“ wusste schon Goethe, und andere vor ihm.
Und hier kommt mein Widerspruch zum geschätzten K Lehmann ins Spiel: die von ihm genannten „…einige der höchsten Erscheinungsformen des Menschlichen. Leonardo! Michelangelo! Shakespeare! Voltaire! Bach! Beethoven! Schopenhauer! Stevenson!“, ich zähle noch z.B. Kopernikus, Galilei, Newton, Einstein, Wegener, und (hier jetzt mehrere Seiten mit Namen hervorragender Wissenschaftler und Künstler nach eigener Laune und Kenntnis einsetzen) dazu, sie alle waren irgendwo Systemsprenger, verneinten und bedrohten Bestehendes. gingen darüber hinaus. „Das Neue ist der Feind des Bestehenden“, „Investition ist der mächtige Feind der Innovation“, alles Bonmots, die das beschreiben, sowohl im kulturell-künstlerischen als auch im wissenschaftlich technischen Bereich.
Aber es gab auch lange Perioden in der europäischen Historie, in denen herrschaftliche Meinungsdiktate (Ideologien, Narrative würde man es heute auch nennen) so mächtig waren, daß sie fast jeden Fortschritt verhindern konnten, (Beispiel Mittelalter), und wie mir scheint, ist „der Westen“ gerade wieder in so einer Periode angekommen – und züchtet bzw. selektiert sich dafür das geeignete Personal. Gerde umgekehrt eben, nicht das schlechte Personal wäre für die unfähige und schlechte Politik verantwortlich zu machen, sondern es ist die politische Ordnung der Profitsicherung um jeden Preis, die solch ein Personal erfordert.
In der Reihe der Genies nicht vergessen die zahllosen von der patriarchalen Gesellschaft missachteten und zur Seite gedrängten Frauen.
Das ist richtig. Domenico Losurdo hebt in Der Klassenkampf oder Die Wiederkehr des Verdrängten? hervor, dass Engels die Unterwerfung der Frau als die primäre Klassenunterwerfung apostrophiert hat. ISBN 978-3-89438-604-7
Es könnte sein, dass alle Menschen irgendwie an Fortschritt glauben. Würden sie das nicht tun, müssten sie annehmen, dass sie keine überlegene Art sind, sondern eine ganz normale, die auf Umweltreize reagiert – und dies möglicherweise falsch, weil sie wie alle Arten über die Zukunft nichts weiß, sondern seit eh und je – mit Göttern, Gott oder ohne – beim besten Willen keine Möglichkeit hat, die Zukunft zu erzwingen, die sie sich als Gesamtheit vorstellt. Was soll „Fortschreiten“ denn anderes sein, als einen Fuß vor den anderen setzen, ohne zu wissen ob man und warum man beim nächsten Schritt ausrutscht? Diese Selbstüberschätzung der Art ist selbstgefährdend.
Welches Ziel, das für alle Individuen gilt, soll´s denn sein? So viele Leute mit Denken zu beschäftigen statt mit Tun geht gar nicht.
Hier sollte nicht Ödipus die Referenz-Figur sein, sondern seine Eltern, die um der Weissagung, ihr Sohn werde seinen Vater töten und die Mutter heiraten, zuvor zu kommen, den Auftrag gaben, den Sohn schon als Säugling umzubringen, was durch den damit beauftragten Diener verhindert wurde.
Ödipus wurde nach der Erkenntnis seiner Taten übrigens ein Seher, nachdem er sich selbst geblendet hat, wohingegen die grausamen Eltern ihrem ebenso grausamen Schicksal nicht entrinnen konnten.
Wie man sieht, alles hat eine Vorgeschichte.
„einige der höchsten Erscheinungsformen des Menschlichen. Leonardo! Michelangelo! Shakespeare! Voltaire! Bach! Beethoven! Schopenhauer! Stevenson!“
Das liegt alleine im Auge des Betrachters. Die wenigsten davon würde ich als Herausragend ansehen, geschweige denn als „höchsten Erscheinungsformen des Menschlichen“. Und was sagt ein Chinese, ein Philippine, ein Perser zu dieser Aufzählung?
Der Autor unterliegt hier offensichtlich genau dem von ihm Angeklagten: der Hybris in Form seiner Vereinnahmung und Überhöhung dieser Personen für sich und „seiner Kultur“.