
Man muss nicht bibelfest sein, um eine Vorstellung davon zu haben, was die Hölle ist. In Spanien genügte es in letzter Zeit, die Haustür zu öffnen, auf die Straße zu gehen und zu spüren, wie der Atem stockt: 42 Grad Celsius und das Mitte Juni. Schnell lernt man, von den unverzichtbaren Einkäufen spätestens um 10 Uhr früh zurückzukehren und erst gegen Mitternacht die Fenster zum Lüften zu öffnen, wenn die Außentemperatur beginnt, unter die Innentemperatur von 30 Grad zu fallen. Wehe dem, der in einem der oberen Stockwerke eines Hauses wohnt und keine Klimaanlage hat.
Mit wenigen Tagen Unterbrechung dauerte diese Höllenhitze von Mitte Juni bis Mitte August: fast permanent und selbst im extremen Norden über 40 Grad. Viele Jahre lang wiegelten die Spanier beim Thema Sommerhitze ab mit der Feststellung, so wäre nun mal der Sommer. Aber dieses Jahr wurde die Hitze zum Hauptthema, und selbst alte Menschen beteuerten, so etwas hätten sie noch nie erlebt. Nach vorsichtigen Schätzungen sind in Spanien diesen Sommer Tausende, insbesondere alte Leute, den Hitzetod gestorben, allein im August über tausend. Verlässliche Statistiken gibt es nicht.
Und dann kam im August noch zur Höllenhitze das Höllenfeuer hinzu: Bis zum heutigen Datum sind 400.000 Hektar – das sind 4000 Quadratkilometer (das Saarland umfasst 2500 Quadratkilometer) – durch riesige Waldbrände verkohlt, und noch ist kein Ende in Sicht (s.a. Spanien brennt, Hitzerekord von 45,5 Grad).
Zur Klimakatastrophe kommt hier die politische Dystopie des Landes. Beipiele: Die Regionalregierung von Galicien zieht ihre Feuerlöschbrigaden wegen Personalmangel von den Bränden in der Provinz Ourense zurück, lässt dort aber viele Motorpumpen liegen, da es für deren Bedienung keine ausgebildeten Kräfte gibt. Auf erratische Weise zieht der regionale Regierungschef Rueda die Einsatzkräfte von großen Bränden ab, um sie dann nach einem Aufschrei der Medien erneut einzusetzen.
In Castilla y León bittet die Regionalregierung das Militär um den Aufbau eines Kommandopostens für 180 Brandbekämpfer, aber die angekündigten Brigaden tauchen nie in diesem Kommandoposten auf. Die gleiche Regierung braucht acht Tage, um ihr Feuerlöschpersonal aus dem Urlaub zurückzurufen. Und der für Naturkatastrophen zuständige Umweltminister der Regierung von Castilla y León, Carlos Suárez-Quiñones, war während der kritischen Stunden nach Ausbruch der Brände abwesend: zu Besuch bei einem offiziellen Akt, ein offizielles Essen eingeschlossen, in Asturien, einer anderen Region Spaniens. Seine Rechtfertigung: „Wir haben die schlechte Angewohnheit zu essen“, stieß selbst bei seinem Chef, dem regionalen Präsidenten Mañuecos, auf Missfallen. Dieser führt in Castilla y León nach dem Platzen seiner Koalition mit der faschistischen Partei VOX eine Minderheitsregierung an. Die Vertretung der Brandlöscher antwortete daraufhin dem Umweltminister, auch sie hätten eine schlechte Angewohnheit, nämlich ihr Leben für die Rettung anderer aufs Spiel zu setzen.
Zu einem ähnlichen Chaos kam es bei den Riesenbränden in der autonomen Region Cáceres im Südwesten Spaniens. Die Klage des dortigen Feuerwehrpersonals gegenüber einer Zeitung: Während weiterhin Einheiten aus anderen autonomen Regionen angefordert wurden und zur Brandbekämpfung eintrafen, wurden sie selbst nicht mobilisiert, obwohl sie sich im Einsatzgebiet der im Norden von Cáceres wütenden Brände befanden. Zitat: „Wir mussten ohne Löschfahrzeug zur Arbeit ausrücken, weil es seit Stunden defekt war und niemand es reparierte. Wir hatten zwei Wasserrucksäcke und Handwerkzeuge dabei, aber seit Samstag haben wir keine einzige Flamme gelöscht“.
Bemerkenswerterweise spielen sich die schlimmsten Brände und das schlimmste Chaos in autonomen Regionen ab, die von der Rechtspartei PP, gestützt auf die faschistische Partei VOX, regiert werden. Und das ist kein Zufall: Das Feuerwehrpersonal arbeitet dort unter prekärsten Bedingungen, ja kämpft sogar immer noch um Anerkennung als eigener Berufsstand. Eine Ahnung davon liefert die folgende Stellenanzeige: „Stellenangebot! Orthem, ein Auftragnehmer der Regionalregierung von Castilla y León, sucht Waldarbeiter (zum Verständnis: die Kategorie „Waldbrandbekämpfer” existiert nicht). Es wird keine Mindestberufserfahrung verlangt, von Vorteil ist ‚Erfahrung in der Waldarbeit und Brandbekämpfung‘. 3-monatiger Vertrag.“ Jahrelange Kämpfe dieser „Waldarbeiter“ um Verbesserung ihrer prekären Situation blieben bisher ohne Erfolg.
Auf nationaler Ebene wiederholt die Rechtspartei PP, in Erklärungs- und Rechtfertigungszwang wegen des Chaos in den von ihr regierten Regionen, die schon anlässlich der Überflutungskatastrophe im letzten Jahr in der Region Valencia angewendete Taktik: Obwohl Verantwortung und Kompetenzen für Naturkatastrophen nach der spanischen Verfassung eindeutig bei den autonomen Regionen liegen, solange diese nicht bei der Zentralregierung das Erklären des nationalen Notstands beantragen, versucht die Parteiführung, in Beschimpfungen des Ministerpräsidenten Pedro Sánchez verpackt, die Schuld der Madrider Regierung zuzuschieben. Und die dominierende rechte „Kloakenpresse“ stimmt in diesen Chor ein.
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Einleitung:
Hölle, Höllenhitze, Höllenfeuer, geschätzt(!) tausende Hitzetote = Klimakatastrophe
Das die allermeisten Brände durch Brandstiftung und Unachtsamkeit verursacht worden: kein Wort.
Dann aber tatsächlich endlich ein Hinweis auf die Häufung der Brände: die Streichungen der Mittel für Brandschutz.
Das der Hauptverursacher dieser vor knapp eineinhalb Jahrzehnten begonnenen Streichungen in den Ländern Südeuropas die Europäische Union und ihre verantwortlichen Sparkommissare sind: wider kein Wort.
Man könnte fast glauben, der Autor hätte dort unten ein wenig mit gezündelt.
Großartig, man braucht keine fünf Minuten zu warten und schon kommen bei dem Thema wieder die Relativierer und Verharmloser hervorgekrochen.
Und wo, bitte schön, hat der Autor ein einziges Mal behauptet, dass die extreme Hitze und Dürre allein Feuer entfachen könnten??
Aber ohne extreme Hitze und Dürre, die in dieser Form auch in Spanien ohne Klimawandel nicht üblich wären, wäre der „Erfolg“ der Brandstifter überschaubar.
Und dann noch der ultradämliche Abschluss: „Man könnte fast glauben, der Autor hätte dort unten ein wenig mit gezündelt.“ Grundgütiger…
„Großartig, man braucht keine fünf Minuten zu warten und schon kommen bei dem Thema wieder die Relativierer und Verharmloser hervorgekrochen.“
Genau, ist übrigens deren einzige Aufgabe. Diskussionen von Grund auf im Keim zu ersticken. Ob Migration Kapitalismus, Krieg, für alles gibt es anscheinend bezahlte Trolle die für sonst keine andere berufliche produktive Tätigkeit taugen und sich eh schon von Kindheitsbeinen mit dem Internet auskennen, und dann hier als Lohnschreiber landen.
Ach Gott, jetzt kommen gleich wieder die, die sich nicht einmal entscheiden können, ob es nun eine Klimarewärmung gibt oder nicht, sich aber sicher sind, dass der Mensch nicht (mit-)verantwortlich sein kann, da sie darüber viel gelesen haben was ihre Meinung bestätigt und die Politik wieder einmal mit einem deutlichen Umverteilungsgedanken und dazu noch irrational und ohnehin stümperhaft reagiert. Darüber hinaus hält man sich für unanfechtbar kompetent, während man gleichzeitig jeden Gedanken einer Differenzierung und eines Sowohl-Als-Auch verwirft weil es vermutlich beim Cherrypicking von Studien, die man nur sehr begrenzt oder gar nicht versteht, stört.. und damit eine Geisteshaltung offenbart, die der der extremistischsten Verteidigern auf der anderen Seite in nichts nachsteht, ohne sich dessen auch nur im Ansatz bewusst zu sein.
„Ach Gott, jetzt kommen gleich wieder die, die sich nicht einmal entscheiden können, ob es nun eine Klimarewärmung gibt oder nicht, sich aber sicher sind, dass der Mensch nicht (mit-)verantwortlich sein kann, da sie darüber viel gelesen haben was ihre Meinung bestätigt und die Politik wieder einmal mit einem deutlichen Umverteilungsgedanken und dazu noch irrational und ohnehin stümperhaft reagiert. “
++++
on point. Der erste Kommentator war ja schon schneller als Sie.
Hat sich sozusagen schon mal die „pole-position“ gesichert im großen Kampf der Schwachsinns-narrative.
Hölle, Hölle, Hölle, Wolgang Petry wäre stolz auf jenen Kommentar…
ich bin zur Zeit in Frankreich in Narbonne und habe das Feuer im Bezirk Aude live miterlebt.
Die Franzosen haben alle Mittel eingesetzt ,um das Feuer zu stoppen.
Und sie haben es nach 4 bis 5 Tagen geschafft.
Waldwege werden gesperrt. Die Feuerwehr ist in höchster Alarmbereitschaft und man sieht überall Feuerwehrautos rumfahren.
„Die Franzosen haben alle Mittel eingesetzt ,um das Feuer zu stoppen.
Und sie haben es nach 4 bis 5 Tagen geschafft.“
Ganz toll. Also wenn diese Feuerwehreinheit es tatsächlich schafft das Feuer, in sage und schreibe 5 Tagen auszupissen, dann ist das doch DER BEWEIS das der Klimawandel niemals Menschen gemacht sein kann! Ist doch klar wie Kloßbrühe! , Weil unsere Feuerwehr ja NOCH funktioniert!
Eureka!
Jawoll, ganz großes Kino.
Ich lebe in Portugal. Die spanische Freundin (35) meines Sohnes sagt, dass es in der Regel Arbeitsverträge für 10 Tage gibt. Einen für drei Monate zu ergattern, ist schon Glück.
Im Gegensatz zu dem Autor des Artikels aus Spanien hatten wir einen moderaten, recht kühlen Sommer hier im südwesten Portugals. Gerade mal eine Handvoll echter Sommertage, wie sie hier vor 30 Jahren die Regel waren.
Was wir bräuchten, wäre mal eine 100-Milliarden-Investition in den europäischen Katastrophenschutz. Mit Ausbildungs- und Unterstützungsmassnahmen für alle Mitgliedsländer. Zusätzlich zur staatlich finanzierten, anständig bezahlten Feuerwehr bräuchten wir eine europäische Katastropheneinsatzgruppe von mindestens 20 000 permanent angestellten Katastrophenschützern.
Allein beim letzten Brand hier waren 5000 Helfer im Einsatz.
Das wäre allemal sinnvoller, als das Geld in der Ukraine zu verbrennen.
Dieses ewige Gequatsche über die schuldigen Rechten und den menschengemachten Klimawandel ist kaum noch zu ertragen.
Immer nur ideologisch begründetes Gejammere, ohne auch nur ansatzweise über Lösungen zu reden.
Dem Autor sei noch gesagt, dass es in Spanien wie in Portugal schon immer so war, dass Einheimische ihre Dinge vor 10 Uhr morgens erledigt haben, weil es danach warm wird. Und Fenster und Türen macht niemand, der länger hier lebt, im Sommer vor Mitternacht auf, das ist normal.
Ich kann mich erinnern, vor 40 Jahren waren in Aljeciras von 1 Uhr mittags bis 17 Uhr alle Geschäfte geschlossen. Weil es warm war.
Als Deutscher fand ich das damals unmöglich.
„Was wir bräuchten, wäre mal eine 100-Milliarden-Investition in den europäischen Katastrophenschutz. Mit Ausbildungs- und Unterstützungsmassnahmen für alle Mitgliedsländer. Zusätzlich zur staatlich finanzierten, anständig bezahlten Feuerwehr bräuchten wir eine europäische Katastropheneinsatzgruppe von mindestens 20 000 permanent angestellten Katastrophenschützern.“
Das könnte in der Tat nicht Schaden, die Auswirkungen des Klimawandels so gering wie möglich für die Bevölkerung zu halten. Was aber nicht gelingen wird, machen wir uns nichts vor. Auf jeden Fall besser als jeder Euro der dort drüben in der Ukraine für Mord und Todschlag gegen unseren strategischen Verbündeten, und gegen uns selber benutzt wird.
„für 10 Tage…..“
wow ….unglaublich ..
DDR Zeiten meine Zeit im Forst habe ich soetwas mitgemacht, die sichtbaren Brände waren nicht das Problem, sondern die unter dem Waldboden …. o(
Aber Probleme löschen gab es da nicht.. Wenn die Feuerwehr es nicht mehr zu schaffen würde, wollte man Armee einsetzten,soweit kam es nicht..
40° Entzündet sich kein Feuer und doch, Benzindämpfe können sich bei -10 oder tiefer sogar entzünden … o(
Brände können immer enstehen wenn Menschen unbedacht hantieren, aber solche Gröenordnungen erreichen Sie meist nur bei größeren Gebieten wo keine Menschen wohnen, wie Russland zb, oder Kanada ..
Satelitten messen heute sehr genau auch Temperaturen , Waldbrände sollten Sie auch finden können, wenn man das möchte.
Allerdings die Temperaturen in Spanien sind schon sehr ungewöhnlich, was Ihre Dauer angeht , Klima war noch nie eine statische Größe. Wäre gut wenn Politiker das beherzigen würden , und Rüstungsausgaben zb drosseln und der Feuerwehr mehr finanzielle Mittel zukommen lassen ..
DDR war es Pflicht, unzugängliche Gegenden Löschteiche anzulegen, so war immer Wasser erreichbar ..
Höllenhitze, Höllenbrände ..und das im Sommer….schröcklich. Dann auch noch Brandstifter, ganz was Neues. Noch schröcklicher, tausende Hitzetote. Mir scheint, der Herr Autor sollte ins Kühle gehen.
Gruß aus Murcia, von Jemandem der seit 27 Jahren im Süden Spaniens wohnt und arbeitet .
btw..“Dieser führt in Castilla y León nach dem Platzen seiner Koalition mit der faschistischen Partei VOX eine Minderheitsregierung an.“
Wenn FOX faschistisch ist, was ist denn die CDU und Die Grünen und die debilen Kriegshetzer bei der SPD ? Megamegamegafaschistisch?
„Gruß aus Murcia, von Jemandem der seit 27 Jahren im Süden Spaniens wohnt und arbeitet .“
Murica? Bei „Murica“ musste ich an das Shitholecountry überhaupt denken.
Naja, jedenfalls hoffe ich das Sie Ihre sicher nützlichen Tätigkeit auch bei 45°, 50° und auch noch bei
„wohligen“ 55°C im Schatten, ohne lästiges Schwitzen, auch weiterhin nachgehen können.
In diesem Sinne, ist ja alles tuti.
Das ist ja nicht nur Spanien, das ist deer gesamte Gürtel auf diesem Breitengrad, bis nach Pakistan. Wir haben da dies Jahr unheimlich Glück gehabt, worauf aber kein Verlass ist. Auch wir hatten schon 56 Grad in der Werkshalle, weil da geschweißt wird. Nun meinen Viele, man müsse da mehr oder weniger nackend herumlaufen. Bloß nicht! Die Werker waren im Blaumann und wurden regelmäßig mit dem Wasserschlauch nassgespritzt.
Wird Zeit, dass man die Schuldigen benennt, nämlich diese Rechtspopulisten. Die schwimmen im Geld der Fossilindustrie, das hat sie groß gemacht. Indes, den Markt können auch sie nicht ausbremsen. 93 Prozent des Zubaus in USA ist erneuerbar. Atomkraftwerke? Nicht in Sicht. Aber warum keine Kohlekraftwerke? China ist aus dem Bau von Kohlekraftwerken ausgestiegen und ich hatte prognostiziert, dass ohne die chinesische Technik niemand mehr ein Kraftwerk hin bekommt. Scheint zu stimmen.