Die „Härte“ regiert

No Kings-Protest in New York. Bild: Rhododendrites/ CC BY-SA-4.0

Millionen gehen in den USA auf die Straßen, aber Proteste und Aktivismus haben es vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage schwer. Es scheint, als könnten Konflikte nur mehr mit Gewalt gelöst werden.

 

Der Gouverneur von Florida Ron DeSantis macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. In seinem Bundesstaat – wie in vielen anderen Teilen des Landes – machten sich am 14.6.2025 Tausende auf, um bei den „No Kings“-Protesten teilzunehmen. Laut DeSantis hätten die Bürger Floridas dagegen das Recht auf Selbstverteidigung. Wer also von Demonstranten umringt sei, dürfe mit seinem Auto die Protestierenden überfahren.

Man müsse schließlich nicht wie eine „Sitting Duck“ darauf warten, bis einem der wütende Mob lynche. Hieran ist zunächst bezeichnend, dass DeSantis annimmt, jene Menschen, die nicht wollen, dass Donald Trump sich zum König aufschwingt, würden dabei zwangsläufig Tötungsabsichten verfolgen.

Sie wollen folglich gar nicht eintreten für eine Demokratie, in der Konflikte gewaltfrei gelöst werden, sondern möchten ihre Gegner aus dem Auto zerren und an die nächste Laterne hängen.

Vermutlich eine Projektion, denn nüchtern betrachtet ist die Datenlage für den Gouverneur DeSantis hier sehr dünn. Den Fall, dass eine diverse und sicherlich sehr „woke“ Gruppe aus Demonstranten den nächstbesten Redneck aufgeknüpft hätte, hat es noch nicht gegeben. Sie sehen wirklich nicht danach aus, die als Freiheitsstatuen kostümierten Großmütter mit ihren Plakaten: „No Kings – No Idiots“ oder „Make America America again“.

Wer die Demonstrationen besucht, fürchtet sich hingegen vor den Autos. Eine berechtigte Sorge. Überforderte Exekutivkräfte haben bereits mit ihren riesigen SUVs Demonstrierende angefahren. Der Fotograf und Aktivist Alex Steed meinte, es sei eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf den Straßen von Los Angeles von einem Auto überrollt wird.

„When cruelty becomes normal, compassion looks radical”

Der politische Diskurs in den USA wird einseitig von der Regierung eskaliert. Das Zuschaustellen von Härte und Mitleidlosigkeit gehört längst zum guten Ton im Lager Trumps.

Jede Art von Mitgefühl gegenüber den deportierten, „illegalen“ Migranten wird als Schwäche ausgelegt. Die Ministerin für Heimatschutz Kirsti Noem ließ sich bekanntlich in El Salvador vor Gefangenen in Käfigen ablichten.

Viele der dort Inhaftierten hatten kein reguläres Gerichtsverfahren und sie haben kaum eine Perspektive, die Haftanstalt wieder verlassen zu können. Der salvadorianische Präsident Nayib Bukele „scherzte“, diese Gefängnisse würde man nur in einem Sarg wieder verlassen.

Diesen Sachverhalt sollte man sich immer wieder vor Augen halten: Die USA lassen Menschen verschwinden. Sei es, weil sie als politische Gegner gelten oder weil Deportationsquoten erfüllt werden müssen. Das Prinzip des Verschwindenlassens bestimmt zunehmend die Weltpolitik.

Mit Bomben zur Verständigung?

Die Politik im Mittleren Osten folgt aktuell einer geradezu archaischen Wucht: Töte deine Feinde! Jahrzehnte des Verhandelns haben ja ohnehin nicht zu Frieden und Sicherheit geführt.

Beispiel Iran-Israel: Der Bevölkerung sagt man, dass Teile Teherans bombardiert werden (welche erfährt man 10 Minuten vorher per SMS) und in den anderen solle man bitte gegen das Terrorregime protestieren. Während dieses wiederum Menschen hinrichten lässt, die ein Verbrechen „gegen Gott“ begangen haben, indem sie mit dem „kleinen“ oder dem „großen Satan“ (Israel bzw. USA) paktiert haben.

Es ist schwer zu sehen, wie dieser Krieg dauerhaft beigelegt werden kann, weil die möglichen Vermittler (USA, Russland) nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Das Schicksal der Welt scheint in den Händen eines Haufens alter, frustrierter Männer zu liegen.

Jeder aufrichtige Pazifist muss selbstverständlich einräumen, dass wer für Frieden eintritt, von einer Kriegspartei instrumentalisiert werden kann, die überhaupt kein Interesse an Frieden hat, sondern nur ihr Waffenarsenal wieder aufstocken will. Hier wurzeln Fantasien vom „Total Victory“ (B. Netanjahu), die zum Ziel haben, ihre Gegner schlicht verschwinden zu lassen.

Keine Frage, Gewalt „funktioniert“. Wer tot ist, schlägt nicht zurück. Nur wie sieht vor diesem Hintergrund eine Nachkriegsordnung aus und wie wird sie erreicht? Müsste nicht jeder Nachkriegszustand mit Friedensverhandlungen abgesichert werden? Der Versuch, der anderen Seite das Rückgrat zu brechen, um sie in den Frieden hinein zu erniedrigen, wird seit langem erprobt und führt bestenfalls zu durchwachsenen Ergebnissen, denn die Lust auf Rache wird über Generationen vererbt.

„UNCONDITIONAL SURRENDER!“

Dank heutiger medialer Möglichkeiten darf dem US-Präsidenten beim Denken zugesehen werden. Auf seinem eigenen Nachrichtendienst „Truth Social“ schrieb Trump, er wisse genau wo sich der Oberste Führer des Iran befände und „We are not going to take him out (kill!), at least not for now.“

Trump empfindet interessanterweise die Notwendigkeit die Todesdrohung nochmals in Klammern explizit zu deponieren – „(kill!)“. So geht Diplomatie im Jahr 2025. Die Emotion des US-Präsidenten hat nichts mit dem moralischen Problem einer gezielten Tötung zu tun, sondern damit, dass er seine eigene Machtbasis in den USA spaltet. Viele hatten ihn gewählt, weil er versprochen hatte, mit den US-Angriffskriegen aufzuhören.

Wenige Monate im Amt gelingt ihm aber kein einziger Deal. Ob Putin oder Netanjahu, die verfolgen jeweils mit erbarmungsloser Härte ihre eigenen Ziele und bauen an einer Weltordnung, die die nur mehr auf Gewalt und dem Recht des Stärkeren basiert. In Europa darf derweil politisch darüber diskutiert werden, welcher völkerrechtswidrige Angriff der weniger schlimme sei.

Aber was bedeutet dies für die jeweilige Bevölkerung? Die empirische Grundlage dafür, dass sich Menschenrechte und Demokratie herbeibomben lassen, ist nicht gegeben. Libyen, Afghanistan, Irak – immer wurde großspurig behauptet, man wolle Demokratie bringen und dann wurde die zarten Pflänzchen der Selbstbestimmung gleich mitweggesprengt.

Und jetzt eben Iran. Der würde sich gerne selbst befreien vom Muff seiner Theokratie. Die eigene Bevölkerung ist viel zu aufgeschlossen und gebildet für den archaischen Unsinn der Mullahs. Vor drei Jahren begannen nach der Ermordung von Mahsa Amini landesweite Proteste, die zu internationaler Solidarisierung geführt haben. „Frau, Leben, Freiheit“ heißt der Schlachtruf gegen die Unterdrückung, der zumindest so erfolgreich war, dass die iranische Sittenpolizei nicht mehr wagt, den Kopftuchzwang durchzusetzen.

Ob israelische Bombardements und vielleicht auch bald US-amerikanische der iranischen Bürgerrechtsbewegung nützen? Eher retten sie das Regime, das sich auf den Patriotismus der Bevölkerung stützen kann. Befreiung von außen funktioniert nicht. Ein militärischer Regimewechsel würde nur zu Chaos führen, sinniert selbst der französische Präsident Macron.

Gemeinschaft retten

Die große Politik und ihre Widersprüche können unmöglich an dieser Stelle befriedigend erörtert werden. Aber klein und konkret sollte die Frage gestellt werden, wie vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage ein ziviles Bewusstsein gerettet werden kann. Eines, das sich gegen Gewaltlösungen wehrt.

Bei den „No Kings“-Protesten kämpft ein Teil der US-amerikanischen Gesellschaft darum, noch weiterhin ihre „Community“ behalten zu dürfen. Eine Gemeinschaft somit, die nicht auf Gewalt und Unterdrückung beruht. Ein schwieriges Unterfangen, nicht zuletzt, weil die Trump-Regierung aktiv dagegen arbeitet.

Der gelingt es derweil viel zu gut ihre faschistische Weltsicht durchzusetzen. Die erste Maßnahme der Gegenwehr muss deshalb darin liegen, den eigenen Kopf von faschistischen Deutungsmustern freizuhalten und immer wieder die Widersprüche von Gewaltlösungen aufzuzeigen.

Und dann sollte man sich zusammenschließen. Möglichkeiten zu intellektuellem Protest gibt es viele, beispielsweise das Manifest und die Unterschriftenaktion anti-faschistischer Intellektueller.

Es gilt Räume zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die nicht der Logik der Härte und dem Durchsetzen der eigenen Interessen dienen. Jede Art von Gemeinschaft kann ein gewisser Schutz sein und in den nächsten Jahren wird es eher schwerer als leichter werden.

Aus der Sicht der Mächtigen ist ein Gefühl der Ohnmacht durchaus intendiert. Jede Art von Gegenwehr soll sich für eine „atomisierte“ Bevölkerung lächerlich anfühlen. Das ist sie aber nicht.

Es fühlt sich nämlich zuweilen durchaus gut an, gut zu sein. Für die Rechte anderer Menschen einzustehen und zu sagen: Wir wollen eine Demokratie mit unabhängiger Justiz und keine Spinner, die vorbeiparadierenden Panzern zuwinken.

Am letzten Wochenende erlebte Donald Trump zumindest visuell sein Königgrätz. Bei miesem Wetter stand er vor halbleeren Rängen – hätten sie nicht wenigsten Panzer mit größeren Kanonenrohren auftreiben können? – und wurde seiner Lächerlichkeit preisgegeben.

Zugleich demonstrierten in über 2000 Städten der USA Menschen, die sich da nicht mehr miteinplanen lassen wollen. Entscheidend wird jetzt sein, dass sie ihren Mut behalten und mehr Menschen auf- und zusammenstehen. Idealerweise überall auf der Welt. – Übrigens, wem in Wien am 28. Juni  die Decke auf den Kopf fällt, kann beispielsweise hier auftauchen.

Frank Jödicke

Frank Jödicke, Autor und Journalist. Studium der Malerei & Grafik, sowie der Philosophie in Wien und London. Chefredakteur des Magazins skug. Schreibt für verschiedene österreichische und internationale Magazine. Im Bündnis alternativer Medien (BAM!) bemüht er sich um die Vernetzung unabhängiger Journalist*innen in Österreich. Als Herausgeber zuletzt: „Bürokratiepolitiken“, Sonderzahl; Wien 2021.
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15 Kommentare

  1. „Es scheint, als könnten Konflikte nur mehr mit Gewalt gelöst werden.“ Ach, tatsächlich:

    Samstag, 25. August 2018
    ~12 Minuten Lesezeit
    Der Krieg der Reichen
    Die Reichen verschwören sich, um uns zurückzulassen.
    von Rubikons Weltredaktion

    „Flucht statt Ethos“ könnte das Motto dieser Männer sein, geht es ihnen doch nicht darum, die Welt noch zu retten oder zumindest zu verbessern — nein, es geht ihnen um Flucht, darum, die eigene Haut zu retten, koste es was es wolle. Der Autor dieses Artikels, Douglas Rushkoff, kommt zu dem Schluss, dass in dieser Denkweise nicht die „neutrale“ Technologie als das Problem angesehen wird, sondern der fehlerhafte, defizitäre, schrecklich un-binäre Mensch in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Und die gilt es zu transzendieren – Maschinen sind schließlich die besseren Menschen.

    Das Überleben der Reichsten
    von Douglas Rushkoff

    Letztes Jahr wurde ich auf ein exklusives Luxus-Privatanwesen eingeladen, um einen Grundsatzvortrag zu halten. Ich nahm an, mein Publikum werde aus etwa einhundert Investment-Bankern bestehen. Für diese Rede hatte man mir mein bisher höchstes Honorar angeboten – etwa die Hälfte meines jährlichen Professorengehaltes –, nur um einen Einblick in das Thema „Die Zukunft der Technologie“ zu geben.
    (…)
    Nach meiner Ankunft wurde ich in einen Raum geführt – ich nahm an, dies sei der Green Room, der Vorbereitungsraum hinter der Bühne. Doch statt mit einem Mikrofon verkabelt oder auf die Bühne begleitet zu werden, saß ich an einem einfachen runden Tisch, als man mein Publikum zu mir brachte: fünf superreiche Typen – ja, alles Männer – aus den Führungsetagen der Hedgefonds-Welt.

    Nach ein wenig Smalltalk wurde mir klar, dass sie kein Interesse an meiner vorbereiteten Rede über die Zukunft der Technologie hatten. Sie hatten eigene Fragen mitgebracht.
    (…)
    Die wirklich interessanten Fragen

    Welche Region wird die kommende Klimakrise weniger zu spüren bekommen: Neuseeland oder Alaska? Baut Google wirklich ein Zuhause für Ray Kurzweils Gehirn und wird sein Bewusstsein während des Übergangs weiterleben oder wird es sterben und völlig neu wieder geboren werden? Schließlich erklärte der Vorstandsvorsitzende eines Maklerunternehmens, dass er den Bau eines eigenen unterirdischen Bunkersystems so gut wie fertiggestellt hatte und fragte dann:

    „Wie erhalte ich nach dem Ereignis meine Autorität gegenüber meinen Sicherheitskräften aufrecht?“

    Trotz ihres ganzen Reichtums, trotz ihrer ganzen Macht glauben sie nicht, dass sie die Zukunft beeinflussen können.
    (…)
    Sich des Mobs erwehren

    Diese einzige Frage beschäftigte uns für den Rest der Stunde. Sie wussten, dass sie bewaffnete Wachen brauchen würden, um ihre Anwesen vor dem wütenden Mob zu schützen. Wie würden sie aber die Wachen bezahlen, wenn das Geld wertlos geworden wäre? Wie könnte man die Wachen daran hindern, einen eigenen Anführer zu wählen? Die Milliardäre dachten über spezielle Zahlenschlösser für ihre Nahrungsmittelvorräte nach, deren Zahlenfolge nur sie kannten. Oder darüber, ihren Wachen eine Art disziplinarische Halsbänder anzulegen, um sich zu schützen. Oder vielleicht könnten ja auch Roboter als Wachen und Arbeiter dienen, wenn die Technik bis dahin so weit sei.
    (…)
    Es ist weniger die Vision einer Migration der gesamten Menschheit zu einem neuen Daseinszustand als vielmehr das Streben danach, alles zu transzendieren, was menschlich ist: den Körper, wechselseitige Abhängigkeit, Mitgefühl, Verletzbarkeit und Komplexität. Wie Technikphilosophen bereits seit Jahren aufzeigen, reduziert die transhumane Vision viel zu leicht die gesamte Wirklichkeit auf Daten und folgert, dass „Menschen nichts weiter sind als informationsverarbeitende Objekte.“

    So wird die menschliche Evolution auf ein Videospiel reduziert, das jemand gewinnt, indem er die Notluke findet und ein paar seiner allerbesten Freunde mitnimmt. Wird es Musk sein oder Bezos, Thiel … Zuckerberg? Diese Milliardäre sind die mutmaßlichen Gewinner der digitalen Wirtschaft – desselben „Der Stärkste-gewinnt“-Wirtschaftsszenarios, das überhaupt erst diese Spekulationen angefacht hat.
    (…)
    Etablierte Wirtschaftsinteressen jedoch sahen nur neue Potentiale zur Gewinnerzeugung, und zu viele Technikfreaks wurden von Unicorn IPOs verblendet (gemeint sind Börsengänge von Startups, die mehr als eine Milliarde US-Dollar wert sind, Anmerkung der Übersetzerin). Digitale Termingeschäfte wurden nun eher wie Aktien- oder Baumwoll-Termingeschäfte verstanden – die man vorhersagen und auf die man wetten kann. So wurde also jede Rede, jeder Artikel, jede Studie, Dokumentation oder Informationsschrift nur insofern als relevant betrachtet, als sie auf einen Börsenticker hinwiesen.
    …oder eine, auf die Wetten abgeschlossen werden?

    Die Zukunft wurde weniger zu etwas, das wir durch unsere gegenwärtigen Entscheidungen oder unsere Hoffnungen für die Menschheit erschaffen, als vielmehr zu einem vorbestimmten Szenario, auf das wir mit unserem Risikokapital wetten, in dem wir aber einfach, ohne unser Zutun, landen.

    Dies befreite jedermann von den moralischen Auswirkungen seiner Handlungen.

    Persönliches Überleben statt gemeinsamen Erfolges

    Die Entwicklung von Technologien wurde weniger eine Geschichte gemeinsamen Erfolges als eine des persönlichen Überlebens. Schlimmer noch als die Aufmerksamkeit hierauf zu lenken, war, sich unbeabsichtigt als Feind des Marktes oder als technologiefeindlicher Griesgram zu outen, wie ich erfuhr.

    Anstatt sich also mit der praktischen Ethik der Verarmung und Ausbeutung der vielen im Namen der wenigen auseinanderzusetzen, beschäftigten sich die meisten Akademiker, Journalisten und Autoren von Science-Fiction-Werken mit viel abstrakteren und abstruseren Rätseln:

    Ist es fair, wenn Aktienhändler bewusstseinsverändernde Drogen nehmen? Sollen Kinder Implantate für Fremdsprachen bekommen? Wollen wir, dass autonome Fahrzeuge das Leben von Fußgängern über das der Fahrgäste stellen? Sollten die ersten Mars-Kolonien als Demokratien geführt werden? Beeinträchtigt es meine Identität, wenn ich meine DNA verändere? Sollten Roboter Rechte besitzen?

    Moralische Dilemmata

    Während es philosophisch durchaus unterhaltsam ist, solche Fragen zu stellen, stellt es doch einen armseligen Ersatz dafür dar, mit den echten moralischen Dilemmata zu ringen, die mit der ungezügelten technologischen Entwicklung im Namen des Konzernkapitalismus Hand in Hand gehen.
    (…)
    Nicht Rettung, sondern Flucht

    Sie waren nicht daran interessiert, wie eine Katastrophe zu vermeiden wäre; sie sind davon überzeugt, dass wir dafür schon zu weit gegangen sind. Trotz ihres ganzen Reichtums, trotz ihrer ganzen Macht glauben sie nicht, dass sie die Zukunft beeinflussen können. Sie gehen einfach vom dunkelsten Szenario aus und setzen dann soviel Geld und Technik wie möglich ein, um sich abzuschotten – vor allem, wenn sie keinen Platz mehr auf einer Rakete zum Mars ergattern können.

    https://web.archive.org/web/20180825173212/https://www.rubikon.news/artikel/der-krieg-der-reichen

    Natürlich ist das, daß „wir“ zu weit gegangen wären, nur eine wohlfeile Ausrede dafür, daß sie keinen Bock darauf haben auch nur einen halben Schritt zurückzutreten.

    1. Den Text habe ich schon vor Zeiten mal gelesen und dann noch ähnliche andere. Schramm hat auch mal, als er noch auftrat, in einem seiner Programme darauf Bezug genommen. Dieses merkwürdige Eskapismus scheint bei Teilen der „Eliten“ weit verbreitet zu sein und neben der Erkenntnis, dass die, die mit der Vorstellung leben, individuell vor der Apokalypse fliehen zu können, die ihnen unabwendbar erscheint, gibt es noch die, deren Ideen auf einen technokratischen Faschismus hinauslaufen. Sowas mit totaler Überwachung, Reduzierung der Subjekte und Einschränkung aller persönlicher Freiheiten. Eben so eine moderne Sklaverei. All das, was „linksliberale“ Pressenutten als Verschwörungstheorie abtun.
      „Den Teufel Spürt dass Völkchen und wenn er sie beim Kragen hätt“.
      Natürlich kann ich die Zukunft auch nicht zuverlässig prognostizieren. Aber ich teile mit diesen „Herren der Welt“, die ich für die Feinde der Menschheit halte, die feste Überzeugung, dass es nicht gut ausgeht. Nicht gut ausgehen kann. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass eine emanzipatorische Lösung noch möglich ist. Es ist der von Robert Kurz angekündigte „Kollaps der Modernisierung“ wir sollten auf das Zwischendeck der Titanic gehen. Die Kapelle spielt, die Getränke können wir anschreiben lassen und Jödicke liest zur Unterhaltung aus seiner neusten Prosa: „Lasst uns den Eisberg auftauen „

      1. Ayn Rand und ihr „Objectivism“ spielt dabei eine grosse Rolle. Insbesondere der Roman „Atlas Shrugged“ stellt quasi die Basis der selbstfixierten Ideologie nicht nur der Tech-Bros aus Silicon Valley sondern zu grossen Teilen auch der Libertären.

        Wer mal Zeit und Muse hat, Adam Curtis Doku „All watched over by machines of loving grace“ (der erste Teil) zeigt imho gut auf, woher der ganze selsbtfixierte Irrsinn der heutigen „Herren der Welt“ besteht. Thiel, Musk et al bezeichneten sich iirc sogar selbst als „randyan heroes“.

      2. Genau so verhält sich das.
        Fazit: (Nach Robert Kurz) Die einzige Handlungsalternative sei „eine Kultur der
        Verweigerung“. Dies bedeute, „jede Mitverantwortung für ‚Marktwirtschaft
        und Demokratie‘ zu verweigern, nur noch ‚Dienst nach Vorschrift‘ zu
        machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das
        möglich ist“.
        Das sage und schreibe ich seit mehr als 30 Jahren.

  2. „Und dann sollte man sich zusammenschließen. Möglichkeiten zu intellektuellem Protest gibt es viele, beispielsweise das Manifest und die Unterschriftenaktion anti-faschistischer Intellektueller.“ [1925] Nimmt diesen Ösipausenlown hier wirklich jemand ernst?

    1. @ Trux

      Ja, das Interesse an der Realität scheint bei all‘ den Mutmaßungen über die Zukunft ein wenig hinten an zu stehen. Als hätten wir aktuell nicht bereits genug Probleme…

  3. Ich finde es nicht erstaunlich, dass aktuell die Bereitschaft zur Gewalt, um Konflikte „lösen“ zu wollen, zunimmt. Schliesslich basiert auch der Kapitalismus darauf, dass die Bedürfnisse des einen einen erfüllt werden und die Bedürfnisse des anderen ignoriert. Man nennt das auch Klassengesellschaft. Die rechten Ideologen propagieren ja auch einen radikalen Kapitalismus, das ist nur folgerichtig. Aber sie glauben, dass sie die Gewinner sind, in dem sozialdarwinistischen Spiel.
    Ich finde es aber sehr erstaunlich, dass viele Akteure tatsächlich glauben, damit – mit der Gewalt – liessen sie sich wirklich lösen. Z.B. die Hamas zu besiegen. Oder den Irak zu erobern – und die Beute friedlich nachhause tragen zu können uvm. Gewalt bringt nur wieder neue Gewalt hervor, das könnten die Israelis derzeit sehr gut lernen, wenn sie nicht wegsehen würden. Aber man lernt schliesslich nur, indem man die Augen aufmacht und sein Hirn einschaltet.
    Es ist aber wohl so, dass die Gewalt eine Kernkompetenz aller Rechten dieser Welt ist und es scheint die einzige zu sein. Das wird dann noch hübsch ummäntelt mit Ideologie, dem „Recht des Stärkeren“ oder „wir sind das auserwählte Volk“ usw., um den Sozialdarwinismus zu begründen, um auf den, den man für schwächer hält, einprügeln zu können.
    Wo die Rechten stärker werden regiert Empathielosigkeit, Verrohung, Ignoranz. Wir können es jeden Tag sehen.
    Wie sagte die Margot Friedländer: Wir müssen Menschen bleiben. Das reicht zwar nicht, aber es ist der Anfang. Um dem Aufstieg der Rechten dieser Welt Einhalt zu gebieten.
    Im übrigen denke ich, wir brauchen hierzulande keinen Trump, um die Menschenverachtung zum Maßstab der Politik werden zu lassen. Bei uns haben wir die Merzenzeit. Wir haben immer die Wahl: Sozialismus oder Barbarei. Es gibt noch ein Drittes: Wir machen die Erde unbewohnbar.

    1. Wir können aber mit Gewalt die herrschende Klasse beseitigen, nein, wir müssen das einfach. weil wir sonst alle bei draufgehen.
      Die wollen uns töten!

    2. Es ist aber wohl so, dass die Gewalt eine Kernkompetenz aller Rechten dieser Welt ist und es scheint die einzige zu sein.

      Wenn man es so definiert, ja. Dazu muss man aber anmerken, dass nur Linke das so definieren (und darüber hinaus ihren eigenen Balken im Auge gern übersehen).

      Wo die Rechten stärker werden regiert Empathielosigkeit, Verrohung, Ignoranz. Wir können es jeden Tag sehen.

      Wo regieren sie denn und was tun sie? Und m.W. ging der Ukrainekrieg auf die US-Demokraten zurück. Davon abgesehen ist „rechts“ stark von der Nation abhängig, es gibt Länder, da sind die Linken rechter, als bei uns die AfD. Deutschen Rechten wirft man sogar „Kulturrelativismus“ vor (sprich, sie wollen anderen Staaten nicht reinreden). Die Verrohung geht von der globalistisch-linken Seite aus, das ist zumindest meine Wahrnehmung, Empathielosigkeit gegenüber dem eigenen Volk und abweichenden politischen Positionen auch (demonstrierst du ja gerade). Ignoranz ist sogar stark linksdominiert, auf keinen Fall mit der Realität konfrontiert werden !1!! Immer schön bei den gewünschten Narrativen bleiben!

      Wir haben immer die Wahl: Sozialismus oder Barbarei.

      Den real existierenden kannst du nicht meinen, der war bzw. ist selbst barbarisch und ich glaube keine Sekunde lang, dass du es besser hinbekommen würdest, die Fehler sind nämlich inhärent, wie dem Kapitalismus die Krisen…

  4. No Kings – No Idiots

    Wait what? Wandern die Amis jetzt geschlossen nach Golgafrincham aus? Leider zu schön um wahr zu sein, das Wort „konsequent“ existiert im Wortschatz der Omis gegen Rechts nunmal nicht.

    Eine Gemeinschaft somit, die nicht auf Gewalt und Unterdrückung beruht.

    Da muss man ja fast den Frito aus Idiocracy zitieren: „Yeah!“. Gewalt und Unterdrückung ist in den USA bekanntlich erst seit Trump ein Problem.

    No Kings but President Autopen.

    Wo Jödicke im nahen oder auch mittleren Osten „Jahrzehnte des Verhandelns“ erkennen will, kann uns möglicherweise ein Triumvirat aus Frau Allbright (wegen dem Namen), Darth Cheney und dem israelischen Gröfaz erklären. Beim Thema nicht vorhandener Gewalt und Unterdrückung könnten sie noch durch die Spezialexperten al-Sissy, bin Sawman und dem Erdolf assistiert werden.

    PS: Wer die Freiheit im Iran am Kopftuchzwang misst, zeigt damit nur dass er von dem Land keine Ahnung hat und somit als Experte in den Qualitätsmedien auftreten darf.
    Auf dem Land sieht es je nach Region etwas anders aus, aber besonders in den Städten wird das Kopftuch schon lange nur noch als Accessoire getragen. Aber bereits ein Klick nach Instagram, Pinterest und wie sie alle heissen ist offenbar bereits zuviel verlangt.

  5. „Der politische Diskurs in den USA wird einseitig von der Regierung eskaliert.“

    Und die „Gedankenarbeit“ für das passende Framing leisten die sog. Think Tanks. Hier ein aktuelles Beispiel:

    https://www.heritage.org/progressivism/report/project-esther-national-strategy-combat-antisemitism

    Da gehen Leute auf die Straße, weil sie finden, daß man Migranten nicht einfach ohne Urteil irgendwohin nach Südamerika abtransportieren und einsperren sollte, daß man die Wissenschaftsfreiheit nicht derart beschränken sollte, daß man vor dem nächsten Krieg den Kongress fragen oder es besser ganz sein lassen sollte, daß man keinen King braucht, aber am allerschlimmsten, daß man Babies nicht mit gezielten Kopfschüssen erledigen und der Gazakrieg aufhören sollte, oder gar, daß dieses Terroristenpack ein Recht auf ein eigenes Land haben könnte?
    All das sind Auswüchse einer „virulent antiisraelischen, antizionistischen und antiamerikanischen „pro-palästinensischen Bewegung“, die man am besten „Hamas-Unterstützer-Netzwerk“ nennt, und die die US-Regierung zur Aufgabe ihrer langjährigen Unterstützung für Israel zwingen will. Geholfen wir ihnen dabei von Amerikas Feinden, die sich die Zerstörung von Demokratie und Kapitalismus auf die Fahnen geschrieben haben, das Bildungssystem korrumpieren, die Medien beeinflussen und sich ins Regierungssystem einschleichen.“

    Wirr? Nein, Think -Tank -Logik.

    Auf 33 Seiten kann man nachlesen, mit welchen Maßnahmen man jeden Widerstand ersticken kann. Einfach überall das Etikett „Antisemitismus“ dranheften und schon ist er kriminalisiert.

    Und irgendwie kommt einem das doch ganz transatlantisch vor. Die „Empfehlung“ mit dem Auto in der Menschenmenge dürfte sich herumsprechen.

  6. „Es ist schwer zu sehen, wie dieser Krieg dauerhaft beigelegt werden kann, weil die möglichen Vermittler (USA, Russland) nur ihre eigenen Interessen verfolgen.“

    Den Hauptkriegstreiber USA als möglichen Vermittler auch nur zu erwähnen ist schon frech!

    Russland hingegen wird so leicht nicht mehr in die Falle des Wertewestens treten und künftig wohl eher auf vorige Abstimmung mit China setzen. Noch so einen Klotz wie die Ukraine am Bein zu haben, kann sich Russland ohne China derzeit kaum noch leisten.

  7. „Vor drei Jahren begannen nach der Ermordung von Mahsa Amini landesweite Proteste, die zu internationaler Solidarisierung geführt haben.“

    Und wo findet dieser internationale Protest statt, von dem uns „The Guardian“ berichtet? Außer in Europa nur noch in Auckland, Melbourne, Sydney, Seoul und New York – folglich alles Vasallen der USA. Aber auf dieser Welt gibt es doch ein paar mehr Staaten als die Anhängsel des Imperiums.

    Diese Sichtweise ist derart nervtötend und eingeschränkt, dass ich mich schämen würde dies als „internationale Solidarisierung“ zu bezeichnen. Genauso finde ich es merkwürdig, wenn heute permanent in deutschen Medien Vertreter Israels auftreten, die im Namen der „internationalen Gemeinschaft“, den Iran auffordern dieses oder jenes zu tun oder zu unterlassen. Welche internationale Gemeinschaft repräsentieren die Völkermörder aus Israel aktuell?

    Klar, die wertwestliche Gemeinschaft und nur diese gilt uns Rassisten als die eigentliche internationale Gemeinschaft.

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