Der Opa von Friedrich Merz

Bild: Malchen53/CC BY-SA-3.0

Der Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny (1875-1967), die „Einigung alles deutschen Blutes“ 1933 und ein Vorläuferkapitel der CDU-Parteigeschichte.

 

Der Sauerländer Friedrich Merz führt die christdemokratische Partei in deutschen Landen – auf einen neuen Kurs, wie es viele begrüßen und nicht wenige befürchten. Vor nunmehr zwei Jahrzehnten gab es eine lebhafte öffentliche Debatte, weil Merz seinen „rechtskatholischen“ Großvater Josef Paul Sauvigny (Briloner Bürgermeister bis 1937) als bewundernswertes Vorbild bezeichnete und sein ignorantes Geschichtsverständnis regelrecht zur Schau stellte. Er musste etwas zurückrudern, nachdem kritische Journalisten (u.a. taz, Die Zeit), einschlägige Zeitungsquellen und die Entnazifizierungsakte des gerühmten Ahnen gesichtet hatten.

Viele Millionen Deutsche haben Großväter, die den Nazis zu Diensten standen. Das ist kein persönlicher Makel. Entscheidend bleibt allein die Frage, wie man sich persönlich zu diesen Vorfahren stellt. Der vorliegende Beitrag soll – quellenbasiert – aufzeigen, warum im Fall von Josef Paul Sauvigny Klärungen vonnöten sind, die über eine Relativierung der unkritisch übernommenen Familienlegenden deutlich hinausgeht: Der Großvater war nicht nur „kein Vorbild“, sondern sein Verhalten als Politiker gehört eindeutig zu den abstoßenden Beispielen in einem dunklen Vorläuferkapitel der CDU-Parteigeschichte.

Licht und Schatten einer katholischen Landschaft

Unter den Emails des katholischen Schriftleiters einer Heimatzeitschrift des Sauerlandes finde ich stets den Satz: „Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!“ Gesagt hat das im Parlament am 25. Juni 1922 der linkskatholische Reichskanzler Josef Wirth, Mitglied der CDU-Vorläuferpartei Zentrum, nach der Ermordung des Demokraten Walter Rathenau.

Die Minderheit jener Christenmenschen, die ab 1933 ob ihrer beharrlichen Weigerung einer Zusammenarbeit mit den Faschisten verfolgt oder gar ermordet worden sind, trat im katholischen Teil des Sauerlandes eindeutig stärker in Erscheinung als in den protestantisch geprägten Nachbarlandschaften. Zu diesen katholischen Pazifisten, Kapitalismuskritikern oder Zentrumsleuten habe ich die Bücher „Sauerländische Friedensboten“ und „Sauerländische Lebenszeugen“ (seinerzeit versehen mit dem Geleitwort eines christdemokratischen Regierungspräsidenten) herausgegeben.

Doch diese Vorbilder bildeten eben nur einen denkbar kleinen Kreis, während sich die Mehrheit der Leute dem Kurs des 3. Reiches fügte oder alsbald mit den Wölfen heulte.

Auch im Sauerland weiß das verbliebene schwarze Heimat-Selbstlobkollektiv aufgrund der Verdrängungsgeschichte nur wenig von den Schatten der katholischen Zentrumspartei:

Aus Südwestfalen kamen eben nicht nur ehrenwerte „katholische Antifaschisten“, sondern gleichermaßen Hitlers Steigbügelhalter Franz von Papen vom rechten Zentrumsrand (Werl), die beiden früh zu den Deutschnationalen und dann zur NSDAP übergelaufenen Politikerbrüder Ferdinand und Hermann von Lüninck (aus Ostwig nahe Brilon) und der berüchtigte katholische Staats-Unrechtler Carl Schmitt (NSDAP-Eintritt 1.5.1933) aus Plettenberg, der sich im Altkreis Brilon mit Gleichgesinnten traf.

In der sozialdemokratischen Zeitschrift „Der wahre Jakob“ war 1932 zu lesen: „Der Nationalsozialismus (siehe Hitler ‚Mein Kampf‘) wünscht Krieg gegen Russland, Krieg gegen Frankreich und Krieg gegen die Randstaaten. – Nun, das wird kein Krieg, sondern eine Jagd. – Aber Sie, Herr von Papen, wird man dann fragen, wer die Bestie aus dem Käfig gelassen!“ So klarsichtig urteilten zu diesem Zeitpunkt auch noch viele Zentrumspolitiker.

Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme hatten die erklärten braunen Weltbrandstifter in katholischen Landschaften wie dem kölnischen Sauerland ein Problem – namentlich in der Kommunalpolitik. An vielen Orten gab es Anfang 1933 nicht einmal eine „Zelle“ der NSDAP. Man musste zunächst NS-Staatsdiener vor Ort aus dem vorhandenen Personal rekrutieren und fand erstaunlich viele Wendehälse, die sofort zur Kollaboration bereit waren.

Einige wenige Beispiele seien angeführt: Am 12.4.1933 erklärt Heinrich Feldmann im Kreistag des Kreises Meschede, die gesamte Zentrumsfraktion stelle sich geschlossen hinter die „nationale Regierung“ und sei bereit zur Mitarbeit „mit allen ihr zu Gebote stehenden Kräften“. Ähnlich bekundet der Arnsberger Stadtverordnete Rörig am 25.4.1933: „Für uns Zentrumsleute ist es eine Selbstverständlichkeit, der jetzt gegebenen Ordnung zu dienen.“

Der Arnsberger Propstdechant Joseph Bömer (1881-1942), als Priester einer der couragiertesten Zentrumspolitiker im Sauerland und bis zum Tod ein kompromissloser Gegner des Hakenkreuzes, hatte sich 1932 als Kreisvorsitzender seiner Partei für den aus Attendorn stammenden Zentrumsmann Rudolf Isphording als neuen Bürgermeister eingesetzt und musste 1933 mit Bitterkeit feststellen, wie schnell dieser über Nacht zu einem Anhänger der Nazis geworden war (und nun braune Parolen von sich gab).

Der vormalige Letmather Zentrums-Bürgermeister Franz Pöggeler fungierte von 1933 bis zu seinem Tod im Jahr 1942 als Bürgermeister von Rüthen (1971-1975 Schulort von Friedrich Merz) und wurde postum noch 1977 durch eine Pöggeler-Straße geehrt. Nach den Forschungen von Dr. Hans-Günther Bracht kommt man nicht umhin, Pöggeler eine erschreckende Mitwirkung am nationalsozialistischen Verfolgungssystem zu bescheinigen.

Der Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny

Genau zu diesem Kreis von Personen, die Zentrumspartei wie Demokratie verrieten und sich 1933 der Macht verkauften, gehörte der Großvater von Friedrich Merz. Josef Paul Sauvigny (1875-1967) stammte aus einer Gutsbesitzerfamilie, von der fünf Söhne am „sinnlosen Gemetzel“ (Papst Benedikt XV.) des 1. Weltkrieges teilgenommen hatten. Der studierte Jurist (Rechtsanwalt ab 1912) verlegte sich alsbald auf die Politik (1915 zweiter, 1916 erster Beigeordneter in Brilon) und amtierte in seiner Heimatstadt ab dem 17.11.1917 als Bürgermeister: Er „ist königstreuer Gesinnung und gehört politisch der Centrumspartei an“ (Stadtarchiv Brilon C 593).

Dr. Ottilie Knepper Babilon ordnet den 1929 wiedergewählten Bürgermeister in ihrem Buch „Widerstand …“ (2003, S. 104-105, 114-115) für die Jahre 1925-1933 einer kommunalpolitischen Listen-Konstruktion zu, welche die Interessen des „gehobenen“ bzw. besitzenden Bürgertums vertrat und sich in der Folgezeit als „politisch sehr anpassungsfähig“ erwies. Dazu zählte etwa Dr. Josef Gerlach, der 1933 auf Kreisebene für die bürgerliche Interessensgruppe und vor Ort für das den „kleinen Leuten“ zugewandte Zentrum kandidierte, in der NS-Zeit dann eine Karriere als Kreiswirtschaftsberater machte – zuständig u.a. für das als „Arisierung“ bezeichnete Raubunternehmen.

Die sogenannte „Volksgemeinschaft“ formiert sich

Nach der Machtübernahme der Hitler-Partei bleibt nun J.P. Sauvigny ohne weitere Umstände Bürgermeister von Brilon und leitet dort am 1. Mai 1933 eine Massenversammlung, auf der sich die sogenannte „Volksgemeinschaft“ der „Menschen deutschen Blutes“ formiert. Die loyale – vormals schwarze, alsbald eingebräunte – „Sauerländer Zeitung“ bringt nur seine Rede im Wortlaut-Zitat (im Netz auch ein vollständiger Text des ganzen Berichtes):

„Das neu geformte Deutschland feiert heute seinen ersten Nationalfeiertag. […] jung und kraftvoll wie die Scharen seiner jugendlichen Träger, so steht das neue Reich vor uns. Noch brausen die Stürme der nationalen Revolution über es hinweg, diese Frühlingsstürme, die allen Unrat hinwegfegten, die die Wolken verjagen, die uns bisher die Sonne rauben wollten. Dieser Sturm, der so manchen hart ankommen mag, er wird sich legen, nachdem er die Luft gereinigt hat, von allen giftigen Dünsten, die sich in Jahren mißverstandener Freiheit und ohnmächtiger Selbstzerfleischung angesammelt hatten.
Dann erst wird die schwerste Zeit beginnen, die harte, entsagungsschwerste Arbeit des endlichen Wiederaufstieges. Doch während bisher sich deutsche Kraft und deutsches Aufbaustreben zerspalten und verbluten am Parteigezänk und ewigen Führerwechsel [sic], ist es heute ein Wille, der uns eint, eine Kraft, die uns leitet, ein Führer, der uns ruft. Vergessend des Parteienhasses von gestern, hat das große Sammeln begonnen, die Einigung aller Deutschen, deutschen Blutes zur gemeinsamen Tat, deren Sinnbild der heutige Festtag ist. […]
Im Auftrag der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei heiße ich Sie alle auf das herzlichste willkommen. Ich wünsche, daß Sie von aller Arbeit ruhend, ihr zur Ehre ein klassenversöhnendes, aufbaubereitendes Fest begehen. Ich fordere Sie alle auf, […] aufzustehen zur großen Tat, vereint mit Hand anzulegen an das große Befreiungswerk, zu dem wir alle aufgerufen sind, damit deutscher Arbeitswille wieder Raum, deutsche Arbeitsleistung wieder einen Boden findet. Ich bitte Sie sich zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Das arbeitende deutsche Volk, sein ehrwürdiger Reichspräsident, die Verkörperung deutscher Treue, der Kanzler Hitler, sein tatgewordener Aufbauwille, sie leben hoch, hoch, hoch!“

Dass ein Enkel noch 2004 als erwachsener Mann und Politiker einer demokratischen Partei diese deutsche „Bluteinigungs-Rede“ wider die Weimarer Republik gerechtfertigt hat, macht mich sprachlos.

Nur zu bald tritt ein, was Bürgermeister Sauvigny versprochen hat: Der Kreis Brilon wird von dem befreit, was die Nationalsozialisten unter „Unrat“ und „giftigen Dünsten“ verstehen. Es geht um Menschen (Knepper Babilon: Widerstand, 2003): Zuerst sollen die – vor Ort kaum doktrinär ausgerichteten, z.T. gar katholischen – Kommunisten und andere Linke ausgeschaltet werden.

November 1933 wird man dann Schreie von Inhaftierten des Kreisgebietes aus dem Briloner Rathaus hören. An den Misshandlungen sind (angeblich auswärtige) SA-Leute und örtliche Nazis beteiligt. Im katholischen Milieu folgt auf das Quälen von Marxisten und deren KZ-Einweisung 1933 nur selten eine Solidarisierung. (Der Siegener Pfarrer Wilhelm Ochse, der im gleichen Jahr u.a. einen Kommunisten zur fotografischen Dokumentation seiner Folterspuren anhält, gehört zu den echten Ausnahmen.)

Die wirklichen Briloner Vorbilder

In den Jahren der Weimarer Republik war Brilon eine überregional bedeutsame Hochburg des Friedensbundes deutscher Katholiken (FdK) gewesen, was am besten Sigrid Blömeke in ihrer Studie „Nur Feiglinge weichen zurück“ (1992) erhellt. Die entschiedenen katholischen Pazifisten erkannten früh die völkische, insbesondere antisemitische Gefahr, verließen aber z.T. auch die konfessionelle Einheitspartei nach deren Rechtsschwenk (nebst Aufrüstungspolitik).

Schon 1931/32 terrorisierten sauerländische Nazis insbesondere die Leitgestalt Josef Rüther mit Morddrohungen, Brandsätzen und Gewehrkugeln (!). Als der Großvater von Friedrich Merz 1933 in Brilon seine „deutsche Bluteinigungsrede“ für die neue „Volksgemeinschaft“ hält, ist Rüthers Verfolgung schon zur Staatssache geworden. Der zuvor beamtete Gymnasiallehrer erhält nach Bespitzelung durch Schüler direkt Anfang 1933 Berufsverbot und lebt während der NS-Zeit in dauernder Angst (zuletzt versteckt in einer Waldhütte). Sein Bruder Theodor, Priester und vormals Zentrumsvorsitzender von Brilon, wird als Lehrer zwangspensioniert.

Andere Friedensbund-Katholiken sind ebenso Repressalien ausgesetzt. Zentrumsmann und Schneidermeister Wilhelm Schieferecke, der seine Werkstatt mit einem jüdischen Handwerkerkollegen teilt, wird Anfang 1933 aus der Stadtverordnetenversammlung ausgeschlossen.

Sein Bruder Anton Schieferecke (1882-1962), während der Weimarer Republik nach Zentrums-Austritt u.a. auch Briloner Ortsvorsitzender des demokratischen Reichsbanners, sabotiert 1933 die von Sauvigny geleitete Mai-Volkseinheitsfeier und verliert seinen Sitz im Sparkassenvorstand. Neun Männer der SA, welche den Bürgermeister Sauvigny bald auch zu den Ihrigen zählen wird (s.u.), zerren ihn aus dem Sitzungssaal des Rathauses.

Der Schreinermeister wird als „Judenbannerführerhäuptling“ gebrandmarkt und sein Geschäft boykottiert, was zu einem schweren Ringen um die Existenz der Familie führt: „Er beteiligte sich während der NS-Zeit an keiner Wahl, grüßte nicht mit deutschem Gruß, flaggte nicht oder wenn, dann nur Schwarz-Rot-Gold […] oder Weiß-Gelb (Fahne des Papstes).“ Aufgrund seines antifaschistischen Verhaltens „wurde Anton Schieferecke wie sein Bruder Wilhelm und wie auch Josef Rüther nach dem gescheiterten Umsturzversuch am 20. Juli 1944 für kurze Zeit inhaftiert.“ (Vgl. Knepper-Babilon: Widerstand, S. 118-119, 135-137)

Die Beispiele sind keineswegs erschöpfend. Im weiteren Briloner Kreisgebiet musste z.B. auch der FdK-Mann Franz Butterwege (1881-1956) als erklärter „Judenfreund“ anlässlich der Pogrome 1938 zusammen mit seiner Frau Angriffe, wegen öffentlichen Streits mit Nazis sodann auch drei Monate lang Gefängnishaft erleiden.

Erst im Kontrastvergleich mit diesen und anderen drangsalierten Katholiken am Ort und im Wissen um frühe Folteropfer auch unter den Mitgliedern der deutschen Zentrumspartei kann man das Exempel des am Aufbau des NS-Staates beteiligten Briloner Bürgermeistes (Ex-Zentrum) mit gleichem Taufschein sachgerecht bewerten. Die Verfolgungsschicksale sind untrennbar mit dessen Weg des kommunalpolitischen Machterhalts verbunden.

Abschied von der Macht im Jahr 1937

Eine geschichtswissenschaftliche Forschungsarbeit zu Josef Paul Sauvigny liegt noch nicht vor. Ihn entlastende und rühmliche Taten aus der NS-Zeit im Sinne einer durch Quellen belegten „Widerständigkeit“ sind m.W. bislang nicht vorgetragen worden. Wir wissen lediglich, dass ihn die Nazis laut familiärer Gerüchteüberlieferung „angekotzt“ haben sollen (was nach 1945 nahezu alle Sauerländer von sich beteuerten).

Gewaltsam aus dem Amt gejagt und um seine Beamtenpension betrogen wurde der Briloner Bürgermeister jedenfalls nicht. Er war im Zeitraum von 100 Jahren das zweite Stadtoberhaupt, dem mehr als nur eine Amtszeit zukam. Im Zeitungsbericht zur Verabschiedung in den Ruhestand am 2. Juli 1937 wird das Grußwort des von den Nationalsozialisten eingesetzten Landrats Peter Schramm (NSDAP ab 1932, SS ab 1933) so wiedergegeben:

 

Bürgermeister J.P. Sauvigny habe „nach den schwierigen Zeiten […] auch den Aufstieg noch miterleben dürfen. Nach der Machtübernahme habe er sich trotz seines vorgerückten Alters, entsprechend seiner nationalen Gesinnung sofort eingeschaltet und sein Amt stets im nationalsozialistischen Geiste verwaltet. Das sei sowohl von der Aufsichtsbehörde wie auch von der politischen Leitung durchaus anerkannt worden. Er spreche ihm dafür den Dank dieser Stellen aus und wünsche ihm noch einen langen Lebensabend in Brilon, als deren [sic] Mitbürger er sich auch ferner am öffentlichen Leben betätigen werde.“

Bedroht war der Bezug seiner Beamtenpension erst im Zuge der beiden „Entnazifizierungsverfahren“ nach Niederwerfung des deutschen Faschismus, deren Akten (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) die taz sich vor 17 Jahren ablichten ließ: 1946 gibt J.P. Sauvigny im Fragebogen der Militärregierung an, er sei am 1. Juli 1933 (!) der SA beigetreten, und am 10.12.1947 vermerkt er selbst sein Amt als „Oberscharführer der SA Res[erve]“. Weitere Mitgliedschaften: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, NS-Reichskriegerbund und NS-Rechtswahrerbund (ein Unrechtswahrer-Bund).

Als Parteizugehöriger der NSDAP selbst, so weiß Sauvigny noch, wird er erst ab 1938 – schon nicht mehr als Stadtoberhaupt – eingeschrieben. Das spricht nun – unabhängig vom Eintrittsprozedere – nicht gerade dafür, dass er im Juli 1937 aus seinem Briloner Bürgermeisteramt irgendwie im Streit mit eben dieser NSDAP ausgeschieden ist.

Die folgenden Wikipedia-Eintragungen zu Ergebnissen der Entnazifizierungs-Verfahren sind mangels Quellennachweis leider nicht sehr solide (hier könnte das taz-Archiv nachbessern):

1947 „in die Kategorie 3 eingestuft. Wegen dieser Einstufung bekam er nur noch 60 % seiner Pension, und es wurde ihm verboten, öffentliche Ämter zu übernehmen. Er selbst nannte dies ein ‚schreiendes Unrecht‘; er sagte: ‚Eine persönliche Schuld kommt bei mir nicht in Frage‘. Er berief sich darauf, dass die Nazis ihn zwangspensioniert hätten. Er sei daher ein Nazigeschädigter.“

Das Übliche, der NS-Kollaborateur präsentiert sich nach Kriegsende als Opfer. Pascal Beucker (Jungle World 2004) teilt noch mehr mit: „Sauvigny hatte Erfolg mit seiner Rechtfertigungslyrik. In der Berufung wurde er 1948 als ‚Mitläufer‘ in die Kategorie vier hinabgestuft, er erhielt wieder seine volle Pension.“

Als historisches Vergleichsmaterial sei auf phantastische Exempel der „verbesserten Entnazifizierung“ eines antisemitischen Musikpolizisten und einer ebenfalls judenfeindlichen Nazi-Literatin aus dem Sauerland verwiesen. Der zweite Weißwaschgang der Entnazifizierung in Eigenregie zeitigte fast immer erstaunliche Ergebnisse.

Für seinen Großvater kann Friedrich Merz nicht sprechen oder gar haften. Aber er kann unmissverständlich feststellen, dass dieser kein Vorbild war, sondern dass sein Verhalten ein abstoßendes Beispiel der Kollaboration mit der menschenfeindlichen, sodann massenmörderischen Rechten bot – ein Mann also, in dessen politische Fußstapfen kein Briloner je wieder treten darf.

 

DOKUMENTATION I und II
(im Text auch verlinkt)

Quellendokumentation I aus:
Sauerländer Zeitung (Unsere Sauerländische Heimat), Brilon vom 3. Mai 1933.
[Zwischenüberschriften in eckigen Klammern nachträglich, pb]

 

„Das Volksfest der nationalen Arbeit in Brilon

 

Der Festzug

Das äußere Hauptereignis des National-Feiertages in Brilon bildete der Festzug. Um allen Mitbürgern die Möglichkeit zu bieten, sich an ihm und an der Kundgebung in der Schützenhalle zu beteiligen, war zuvorkommend die in früheren Jahren abends 8 Uhr stattfindende Maiandacht auf 4 Uhr nachmittags verlegt worden. So konnte denn auch der Festzug ein Ausmaß annehmen, wie es Brilon wohl nur selten erlebt haben wird. Alle Vereine der Stadt traten an ihren Sammelplätzen an und marschierten dann zum Marktplatz, wo der Zug seine Aufstellung nahm. Unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle und des Tambourkorps erfolgte der Abmarsch pünktlich 6 Uhr durch die Straßen der Stadt. Ueberall bildeten die sich nicht an dem Festzuge beteiligenden Mitbürger Spalier, überall, besonders aber am Marktplatz und in dessen Nähe, sah man dichte Menschenmauern. Der Vorbeimarsch des Zuges dauerte ca. 10 Minuten. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Teilnehmerzahl auf etwa 2000 schätzt. Anerkennend und wohltuend wurde es empfunden, daß ein von den Postbeamten gestelltes Postauto im Zuge mitfuhr, um der Bürgerschaft, die aus Gründen der Gebrechlichkeit, des Alters usw. sich sonst nicht hätte am Festzuge beteiligen können, die Teilnahme zu ermöglichen. Und in der Tat waren alle Kreise der Bevölkerung im Festzuge vertreten: Neben dem Arbeiter mit der schwieligen Faust der Geistesarbeiter, alles ohne Unterschied von Klasse, Stand, Beruf, Partei und Bekenntnis. Durch die Straßen der Stadt bewegte sich der Zug zur Schützenhalle, wo er sich auflöste. Die Fahnenabordnungen marschierten in den Saal und nahmen dort Aufstellung. Wie der Marktplatz, die Straßen und Häuser, so trug auch die Schützenhalle reichen Festschmuck, Tannengrün, Guirlanden, Kränze, Wimpel und Fahnen, Embleme usw. Nach einem flott gespielten Marsch der Musikkapelle nahm Herr Bürgermeister Sauvigny das Wort zu folgender Begrüßungsansprache:

 

[Rede von Bürgermeister Josef Paul Sauvigny, 1875-1967]

 

„Daß neu geformte Deutschland feiert heute seinen ersten Nationalfeiertag. Frühlingshaft, wie der erste Mai, und der Schmuck unserer festlichen Straßen, jung und kraftvoll wie die Scharen seiner jugendlichen Träger, so steht das neue Reich vor uns. Noch brausen die Stürme der nationalen Revolution über es hinweg, diese Frühlingsstürme, die allen Unrat hinwegfegten, die die Wolken verjagen, die uns bisher die Sonne rauben wollten. Dieser Sturm, der so manchen hart ankommen mag, er wird sich legen, nachdem er die Luft gereinigt hat, von allen giftigen Dünsten, die sich in Jahren mißverstandener Freiheit und ohnmächtiger Selbstzerfleischung angesammelt hatten.

Dann erst wird die schwerste Zeit beginnen, die harte, entsagungsschwerste Arbeit des endlichen Wiederaufstieges. Doch während bisher sich deutsche Kraft und deutsches Aufbaustreben zerspalten und verbluten am Parteigezänk und ewigen Führerwechsel [sic], ist es heute ein Wille, der uns eint, eine Kraft, die uns leitet, ein Führer, der uns ruft. Vergessend des Parteienhasses von gestern, hat das große Sammeln begonnen, die Einigung aller Deutschen, deutschen Blutes zur gemeinsamen Tat, deren Sinnbild der heutige Festtag ist.

Heute liegt nicht nur eine Schicht des Volkes die Hände zum Feiern in den Schoß, eine Schicht, die klassenkämpferisch verhetzt, nur sich allein arbeitend sah. Es ist das ganze schaffende Volk, das ausruhend sich die Hände reicht in Ehrfurcht vor gemeinsamer deutscher Leistung, der deutschen Leistung, die dem Kopfe des Erfinders entspringt, die der deutsche Arbeiter ausführt, der diensttreue Beamte befestigt und unsere Wehrmacht verteidigt.

Es ist nicht die Schönheit unseres Vaterlandes, die uns in der Welt die Geltung verschafft, die wir fordern. Es ist nicht die Größe vergangener Jahrhunderte, die die anderen Völker vergessen haben. Das, was die Völker der Welt uns zu Freunden wirbt oder zu Feinden zwingt, das ist die Qualität der deutschen Arbeit; der Arbeit, die aus ungebrochenem Lebenswillen ihre Impulse schöpft, die in deutscher Verstandesleistung ihre Qualität besitzt, die in zähester Gründlichkeit und altpreußischer Zucht, ihre unnachahmliche Ausführung erhält. Diese gemeinsame deutsche Arbeit zu feiern, haben wir uns hier in erhebend großer Zahl vereint.

Im Auftrag der National-Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei heiße ich Sie alle auf das herzlichste willkommen. Ich wünsche, daß Sie von aller Arbeit ruhend, ihr zur Ehre ein klassenversöhnendes, aufbaubereitendes Fest begehen. Ich fordere Sie alle auf, wenn der Festjubel verrauscht ist, aufzustehen zur großen Tat, vereint mit Hand anzulegen an das große Befreiungswerk, zu dem wir alle aufgerufen sind, damit deutscher Arbeitswille wieder Raum, deutsche Arbeitsleistung wieder einen Boden findet. Ich bitte Sie sich zu erheben und mit mir einzustimmen in den Ruf: Das arbeitende deutsche Volk, sein ehrwürdiger Reichspräsident, die Verkörperung deutscher Treue, der Kanzler Hitler, sein tatgewordener Aufbauwille, sie leben hoch, hoch, hoch!“

 

[Anbetung des Kampfzieles im Zeichen der Hakenkreuzfahne]

Mit Begeisterung folgte den Hochrufen das stehend gesungene Deutschlandlied.

Ein SA-Mann (Fritz Tigges) trug ein Gedicht nach eigener Fassung vor, das auf die Bedeutung des Tages hinwies. Recht anmutig wirkte der dann folgende Vortrag des Sprechchores des „Bundes Deutscher Mädchen. Das hohe Lied der Arbeit“ [sic]. Auch der Männergesangverein stand selbstverständlich mit im Dienste des Tages. Das von ihm entbotene Lied wurde mit sehr großem Beifall angenommen. In lautloser Stille lauschte dann die große Menschenansammlung der durch Lautsprecher übertragenen Rede des Herrn Reichskanzlers.

Nach der Uebertragung der Rede des Reichskanzlers sprach, nachdem eine SA-Mannschaft ihn zur Rednerbühne geleitet hatte, der in Brilon als ein alter Kämpfer für Nationale Bewegung bekannte Schulrat Dr. Schmeck. Wohl niemand in Deutschland habe es für möglich gehalten, daß der 1. Mai einmal ein Tag der nationalen Arbeit für das ganze Volk werden würde. Heute wehten Fahnen überall, die alten schwarz-weiß-roten, die neuen des wiedererwachten Deutschlands, in der roten Farbe ein Zeichen des Kampfes u. der Blutopfer, denen es zur Rettung der Nation bedurfte, in der weißen Farbe das Ziel des Kampfes anbetend, Schaffung eines sittlich, geistig, politisch und wirtschaftlich erneuerten Reiches, im Hakenkranz das Symbol sieghafter Auferstehung gebend. Frisches Maiengrün habe Straßen und Häuser geschmückt, ein Zeichen der Hoffnung, des Vertrauens, der beseligenden Maienfreude; leider habe uns unser großer Briloner Wald das frische Grün nicht schenken können. Einer sei immer und immer wieder genannt worden, von groß und klein, jung und alt, Männern und Frauen, von dem fast noch stammelnden Kinde als etwas nur geahntes Großes, von dem Geiste als Erfüllung eines heiß-gehegten Wunsches: der Name Adolf Hitler. Ein Bild sah man immer und immer wieder, sah es besonders schön am Briloner Rathaus: das Bild Adolf Hitlers. Ein Geist, eine Gesinnung, eine Tat scheine im ganzen Volke werden zu wollen, gelehrt von Adolf Hitler im Nationalsozialismus, der heute allein die Rettung unseres Volkes bringen könne. Ein Geist der Arbeit solle alle beseelen, der adelt, eint und führt. Vor uns stehe das herrliche Vorbild unseres Führers Adolf Hitler, von dem jeder Deutsche, besonders aber unsere leider vielfach so verderbte Jugend ein Vierfaches lernen könne: unbeugsame Willenskraft, nimmermüde, fleißige und ganze Tat, den Geist unerschrockenen Kämpfens und Ringens, den Geist kraftvollen, fruchtbaren Siegens über Hemmnisse aller Art. Ein Glück für uns sei es, daß auch in der Schule unseren Kindern endlich wieder einmal ein Vorbild solcher Art gezeigt werden könne. Innenpolitisch seien wir uns des großen Sieges Adolf Hitlers schon bewußt geworden. Wer könne wissen, welche außenpolitischen Wirkungen für Europa und die ganze Welt von der Idee und der Tat Adolf Hitlers unter Umständen ihren Ausgang nehmen könnten. In Brilon, wo der Kampf für die nationale Bewegung schwerer gewesen sei, sei der Tag der nationalen Arbeit würdig gefeiert worden; etwas derartiges habe die Stadt noch nicht erlebt. Beim nächstjährigen 1. Mai dürfe nicht ein Bürger mehr in Brilon sein, der nicht dem Führer im vereinten Deutschland willig, vertrauensvoll, mit aller Kraft mitwirkend folge. Mit einem vierfachen „Sieg Heil!“ auf die nationale Arbeit, auf das in der nationalen Arbeit geeinte Volk und auf den Führer Adolf Hitler schloß der Redner seine von Begeisterungsstarkem glühendem Empfinden getragenen Ausführungen. Stehend sang die große Festschar alle 4 Strophen des Horst Wessel-Liedes.

Nach dem Liede geleiteten SA-Leute den Redner zu seinem Platze zurück. Und nun endlich kamen auch diejenigen zu ihrem Recht, die sich am Feiertage der nationalen Arbeit auf ein Tänzchen gefreut hatten. Es war ein großes Gewoge in der Schützenhalle, das sich noch einige Stunden fortsetzte. Zurückschauend sagen wir: Alles hatte geklappt, alles war gut organisiert, alles tadellos durchgeführt.

Der 1. Mai 1933 war ein Tag der Volksgemeinschaft, an dem sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Hände reichten. Möchte eine solche Einmütigkeit, wie sie heute so offenkundig in Erscheinung getreten ist, das deutsche Volk stets beherrschen, namentlich, wenn es sich um die Interessen der Arbeiter und der Ehrung der deutschen Arbeit handelt. Wir geben der zuversichtlichen Hoffnung Raum, daß diese gewaltige Veranstaltung dazu beiträgt, die noch bestehenden Gegensätze zwischen den einzelnen Klassen und Ständen zu überbrücken, denn in dem neuen Deutschland soll es keinen Kastengeist mehr geben, sondern nur noch eine wahre Volksgemeinschaft, in der jeder in seinem Nächsten seinen Bruder sieht. Das walte Gott!““

 

* * *

 

Textdokumentation II:

Verabschiedung des Briloner Bürgermeisters im Jahr 1937

 

Der Briloner Bürgermeister Josef Paul Sauvigny, der 1933 Hitler hatte „Hoch, hoch, hoch“ leben lassen, trat 1937 in den Ruhestand. Bei seiner Verabschiedung bescheinigte ihm der Landrat, er habe sich nach der Machtergreifung der NSDAP „entsprechend seiner nationalen Gesinnung sofort eingeschaltet und sein Amt stets im nationalsozialistischen Geiste verwaltet“. Auch hier sei die einschlägige Zeitungsquelle dokumentiert:

„Sauerländer Zeitung:
Aus der Stadt.
Brilon, den 2. Juli 1937.

Bürgermeister Sauvigny nahm Abschied

 

Der am 1. Juli d.J. in den Ruhestand getretene Bürgermeister Sauvigny hatte am Abend des 30. Juni alle seine Mitarbeiter in der Stadt-, Forst- und Polizeiverwaltung zu einer Abschiedsfeier im Saale des Hotels zur Krone eingeladen. In einer herzlichen Begrüßungsansprache brachte er seinen Dank für die jahrelange treue Mitarbeit zum Ausdruck. Er wollte aber, bevor er scheide noch alle einmal um sich versammeln, die ihm stets mit Rat und Tat geholfen und mit denen er so gern zusammen gearbeitet habe. Nachdem er das Bürgermeisteramt mehr als 20 Jahre verwaltet, durch das Vertrauen seiner Mitarbeiter und der Bürgerschaft getragen, bat er, dieses Vertrauen auch seinem Nachfolger entgegenzubringen.

Oberstadtsekretär Martini hob hervor, daß der nunmehr Scheidende seit etwa 100 Jahren der zweite Bürgermeister der Stadt Brilon ist, der länger als eine Amtsperiode hindurch Bürgermeister war. Aber bei Herrn Sauvigny fiel diese doppelte Amtsperiode in eine besonders ereignisreiche und wechselvolle Zeit, die stets ganze Einsatzbereitschaft erfordere. Erst durch die Maßnahmen des dritten Reiches habe die Arbeit wieder Freude gemacht. So könne er heute das Amt unbesorgt in die Hand seines Nachfolgers übergeben. Es sei ihm eine Ehre, dem scheidenden Vorgesetzten den Dank der Beamten, Angestellten und Arbeiter der Stadtverwaltung auszusprechen. Die Zusammenarbeit mit ihm habe nie in einem Mißton geendet und der Bürgermeister dürfe versichert sein, daß er im Bedarfsfalle ruhig auf die Hilfsbereitschaft aller seiner Mitarbeiter zurückgreifen dürfe. – Weitere Trinksprüche wurden noch u.a. gehalten vom Stadtbaumeister Hellmold, der dem Bürgermeister seine Ernennung zum Ehrenmitgliede der Freiw. Feuerwehr bekanntgab, von Forstmeister Hötte, Gewerbelehrer Kannengießer u.a.m.

Auch Herr Landrat Schramm fand sich zu einem Abschiedsabend noch ein und betonte in einer Ansprache, daß Herr Bürgermeister Sauvigny eine ganz besonders schwierige Amtszeit zurückgelegt habe. Aber nach den schwierigen Zeiten habe er auch den Aufstieg noch miterleben dürfen. Nach der Machtübernahme habe er sich trotz seines vorgerückten Alters, entsprechend seiner nationalen Gesinnung sofort eingeschaltet und sein Amt stets im nationalsozialistischen Geiste verwaltet. Das sei sowohl von der Aufsichtsbehörde wie auch von der politischen Leitung durchaus anerkannt worden. Er spreche ihm dafür den Dank dieser Stellen aus und wünsche ihm noch einen langen Lebensabend in Brilon, als deren [sic] Mitbürger er sich auch ferner am öffentlichen Leben betätigen werde.

Es war eine schön und harmonisch verlaufene Feier im Geiste wahrer Volksgemeinschaft, die gleich ehrend für die Gefolgschaftsführer und Gefolgschaft war. Eine besondere Note erhielt das Fest durch das unerwartete Eintreffen und die Mitwirkung der Musikkapelle Dierkes, durch welche die glänzende Feststimmung naturgemäß noch eine Steigerung erfuhr.“

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36 Kommentare

  1. Taz ist nicht kritisch, das ist ein extremistisches Linksradikal orientiertes Schmierenblatt.
    Kritisch ist auch nicht ujnbedingt die Zeit. Aber da findet sich eher noch ein ernsthaft kritischer Beitrag, selbst wenn dieser dann als Feigenblatt für die politische Agenda im Hintergrund dient.

    Sozialisten halten sich echt immer für die Creme de la Creme der Kritik dabei können diese nur unter bestimmten Annahmen ihre Kritik einbringen, nämlich aus dem Blickwinkel ihres eigenen Ideologiekonzeptes. Kritisches Denken ist im eigentlichen Sinne jedoch ein stetes Hinterfragen aller Überzeugungen und in erster Linie jeglicher eigenen Überzeugung.

    1. Du meinst: am besten gar keine Überzeugung haben,
      damit die Meinung immer auswechselbar ist?
      So wie sie der Bürgermeister Sauvigny von katholisch-sauerländisch (Zentrumspartei) flexibel zu Nazi (NSDAP) gewechselt hat, damit er seinen schönen Lebenszeit-Job bis zur Rente behalten konnte.
      Dass er dann mithalf, die Bürger seiner Stadt ins KZ zu bringen, stört nicht, wenn man am besten gar keine Überzeugung hat …

    2. Die CDU wurde gegründet als Mischung aus Zentrum (katholische Kleinbürger und Arbeiter) und DNVP (zuletzt Hindenburg).

      Nun entmischt sich das wieder: Die CDU-Mehrheit wählte einen, der als Schatten- und Schwarzbanker Millionär geworden ist (bei Blackrock und der Londoner Hongkongbank HSBC, der größten Bank Europas = Schwarzgeld). Wahlen soll der Merz nicht als Spitzenkandidat gewinnen!

      Einst und jetzt – dieselbe ländliche Gutsbesitzer- und Geldelite: hat Merz wieder damit beauftragt, das braun-schwarze Bündnis zu schließen. Nachdem die Reichen in den fetten Jahren gut verdienten, geht es jetzt darum, wer in der Krise zahlt und verarmt. Dafür können die Reichen ihre AfD-Büttel gut gebrauchen.

  2. Lieber Peter Bürger,

    aus der Sicht von 2023 halte ich es für schwierig die Umstände von Menschen zu beurteilen die längst verstorben sind, und Menschen ihrer Zeit waren – die konnten eben nicht anders als die konnten, auch weil die anders sozialisiert bzw. “erzogen waren” wie wir im demokratischen Deutschland im Jahr 2023.

    Ein Thema, dass mich umtreibt, der ich selber Kriegsenkel eines lange vor meiner Geburt verstorbenen Opas bin, der bei der NSDAP war, aber von dieser aus der Partei entfernt wurde – mit der angeblichen Konsequenz, dass er, obwohl eigentlich zu alt, noch einmal zur Wehrmacht mußte, ist, dass es auch solche Fälle gegeben hat – Menschen, die zunächst auf die NSDAP “reinfielen”, die irgenwann aber anders dachten, und das – so der Fehler meines Großvaters auch durch “fehlende Spendenbereitschaft” und “generelle Abwesenheit von Parteiveranstaltungen” – auch zeigten..

    Habe derzeit andere Probleme als dieser Familienlegende nachzugehen, und weise nur darauf hin, dass es eben auch solche Fälle gegeben hat, und wäre mal interessant, die Gründe für einen Parteirauswurf aus der NSDAP zu erforschen – sollte das nicht bereits geschehen sein 😉

    Ich halte das für ein vergessenes Kapitel der durchaus vortrefflichen Aufklärung über die Zeit von 1933 – 1945. Außerdem soll es ja auch einen wirklichen – gruppenbezogenen oder berufsbezogenen – Zwang gegeben haben der NSDAP beizutreten – nicht jeder konnte sich verstecken, oder auswandern – ich halte die Bezeichnung “Wendehälse” daher für unzutreffend, da die Menschen auch damals schon gesellschaftlichen Zwängen unterworfen waren, die Mensch nur durch Auswanderung – insofern er sprachlich oder geldlich dazu in der L:age war, mein Großvater war dies nicht als Landwirt und Rheinschiffer – vermeiden konnte.

    Übrigens bin kein Freund des Herrn Merz, und seiner CDU/CSU, aber wollte darauf hinweisen, dass es eben auch solche Fälle gegeben haben soll, und es schwierig ist als 2023 sozialisierter demokratischer Mensch, wie wir heute, das nachzuvollziehen…..

    Die Sache meines Großvaters ist teils eine Familienlegende (die aus mehr besteht als dem schriflich geschilderten bzw. überlieferten, aber das halte ich für eine Legende), und teils, dass ist wohl wichtiger – gibt es Dokumente die seinen Parteiausschluß und die Gründe sowie seinen zwangsweise Wehrmachtseinzug, trotz seines forgeschrittenen Alters, belegen…..im Internet stieß ich auf ähnliche, oder auch andere, Fälle – sind aber rar gesäät, wie schon gesagt ein vergessenes Kapitel, dass es noch zu erforschen gilt.

    War übrigens schon ein Grund, wie ich früher mal rausfand, über einen anderen Fall, wenn man die falschen Bekannten – oder Freunde – hatte, aus der NSDAP – mit allen daraus folgenden Konsequenzen – sogar bis zum KZ-Aufenthalt, in manchen Fällen, entfernt zu werden – ein ungeschriebenes und vergessenes Kapitel…..daher halte ich es auch für schwierig generell von “Kollaboration” unserer NS-Ahnen zu schreiben…..aus heutiger Sicht, und demokratisch sozialisiert wie wir – zum Glück alle, oder die meisten, in .de – heute sind.

    Nichts für ungut, meine Sicht der Dinge 😉

    Gruß
    Bernie

    1. @Bernie:
      Die Kritik richtete sich vor allem am Persilschein von Merz für seinen Großvater.
      Dabei war aber auch dieser nicht ganz koscher.
      Denn es gab auch Zentrumspolitiker, welche sich nicht anpassten und sogenannte Herz-Jesu-Sozialisten, welche sich ebenfalls wehrten.
      Dabei wäre Sauvigny alt genug gewesen, um weiser zu reagieren. Auch war seine wirtschaftliche Situation im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen keineswegs prekär. Es gab also auch von dieser Seite keinen existenziellen Druck.
      Richtig ist sicher, dass Parteizugehörigkeit ohne weitere Hinweise noch kein klares Indiz für eine allgemeine Deklarierung taugt. Das SS-Mitglied Oskar Schindler zählt trotz der Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation als Gerechter der Völker.
      Entscheidend ist immer das konkrete Verhalten, welches mal bei mehr, mal bei weniger Spielraum in Szene gesetzt worden ist.
      Schuldige suchen Tatkräftige nur, wenn sie sich Lösungen veeweigern. Schuld & Sühne ist was für Moralisten oder Opfer-Fetischisten, deren Herzen man am besteb mit 2 linken Händen symbolisiert.
      Die Schaffung gerechter Verhältnisse schafft Raum, Verletzungen und Vernarbungen auszurheilen, wenn die Täter ihre Sichtweisen dementsprechend ändern und njcht nur Reue, sondern Umkehr zeigen.

      1. @Luck

        Danke für die Antwort und die Hinweise – stimme zu.

        Was Oskar Schindler angeht, dass wußte ich nicht, aber wundern tut es mich nicht, da ich auch – in jüngeren Jahren – auf den ein, oder anderen, Schriftsteller reingefallen bin, der später zugab bei der Waffen-SS freiwillig gedient zu haben…..zugegeben etliche Jahre später, aber immerhin…..Günter Grass sein Name…..;-)

        Gruß
        Bernie

      2. Ideologie entstammt von wem?
        Was bedeutet rechts links ohne die dahintere Ideologie?
        Um wem drehen sich die ganzen Inszenierungen und welche Seite zieht ihren nutzen daraus?
        Was ist Staat, Feudalismus, Demokratie, Depot, Diktatur…, alles sind Instrumente für die Koordination der Massen. Alle besitzen Strukturen der Teilung, aber kein Konzept ist bereit auf Augenhöhe mit jedem zu kommunizieren.
        Mal angenommen die Menschheit würde in ein goldenes Zeitalter kommen, wie soll so etwas bewerkstelligt werden in der andauernden Situation?

    2. Lieber Bernie, Der Deutsche hat das Gen für die gleichbleibende Erziehung.
      Das hat C-19 gezeigt – Blockwarte schossen wie Unkraut aus dem Boden. Wie seinerzeit um A.H. an die Macht
      zu bringen.
      Wenn man nicht weiß, von wo man kommt – weiß man auch nicht wohin man geht !!

      Die Nazis/Faschisten in 2-3 Generation sind teilweise schlimmer als die verstorbenen. Weil deren Überlieferung
      an die künftige Generation – der reine Nationalsozialismus/Faschismus ist.

      Deshalb wurde nie Aufgeklärt!!!

      1. @Facherfahrener

        Ja, stimmt auch wieder, und ich denke mal das mit dem Gen stimmt, aber auch das mit der Sozialisierung – in Westdeutschland, so hat es ARTE einmal berichtet, ist die Entnazifizierung völlig gescheitert – man brauchte die alten “Nazis” ja wieder gegen den alten-neuen “Feind im Osten”……

        Was die Zeit vor 1933 angeht, damals war Deutschland ja auch keine gefestigte Demokratie, und die Reichsgründung 1871 war ja auch keine demokratische Veranstaltung sondern von einem Monarchen organisiert – mit einem Volk von Untertanen. Insofern wundert mich die Anfälligkeit der Generationen vor 1933 für faschistische Lösungen keineswegs – oder andere autoritäre Lösungen (der autoritäre Kommunismus war ja auch stark vertreten, konnte sich aber letztendlich nicht durchsetzen, wegen der Nazis).

        Ich bleib dabei, die Menschen früher hatten eine völlig andere Sozialisation als wir heute – siehe auch meinen Hinweis auf eine keineswegs gefestigte Demokratie vor 1933. Wäre Hitler nicht drangekommen, dann wäre es vielleicht Thälmann gewesen? Wer weis das heute schon noch?

        Übrigens mich nervt das generell bei historischen Diskussionen, oder Filmen und Dokumentationen, die Macher/Diskutanten vergessen völlig, dass die Menschen früher – egal in welchem Zeitalter, keineswegs die Werte von 2023 hatten sondern ihre eigenen, zum Glück längst überholten, Werte……daran sollte man immer denken, wenn es um historische Themen geht.

        Der Großvater von Merz hat ja auch keinen Eid auf das Grundgesetz abgelegt, um nur ein Beispiel zu nennen, dass völlig anders war als nach dem 2. Weltkrieg, denn – zum Glück – die Allierten gewonnen haben.

        Will jetzt nicht abschweifen daher nur kurz der Hinweis, dass bei uns eine historische Schlacht, die zwar unentschieden endete, aber der Schlachtordnung der Zeit entsprechend dennoch hunderte von Toten und Verwundeten kostete, stattfand. Nach der Schlacht soll ein Verwundeter Soldat einen Bauern um Wasser geben haben, der sagte nur “Da hast du dein Wasser!” und hat in stattdessen totgeschlagen. Die Uniform es erschlagenen Soldaten sollen die Kinder des Bauern noch jahrelang beim Fasching getragen haben – andere Zeiten eben, vor 230 Jahren. Unsere moderne Seele schreit bei soviel Grausamkeit, und Gleichgültigkeit auf, aber es waren eben andere Zeiten – lange vor der Genfer Konvention…..oder der Haager Landkriegsordnung…..

        Zynische Grüße
        Bernie

  3. Im Grunde geht es um die Frage: Was ist Nazi.
    Oder: wieviel ist Nazi.
    Von geäußerten Meinungen, Proklamationen,
    sogar auch von: Persönlichkeiten, Gruppen, Handlungen.
    Diese Fragen sind also hochaktuell.
    Ein Beispiel. Der Schwager sagt: Keiner ist hier Nazi.
    Möchte mal wissen wo die sein sollen.
    SOLANGE der Türke sich da still verhält und freundlich und seine Döner verkauft,
    kommen die Leute schon klar mit dem.
    Na schön, sage ich.
    99 Leute kommen rein, kaufen ihren Döner und gut ist.
    Aber der Hunderste sagt dann: Scheißtürke. Und hat vllt noch was dabei um zu drohen.
    Zu welcher Einschätzung der Lage kommt der Dönermann am Abend?
    Oder: Die Bahn. 99 Fahrgäste fahren, wie sie immer fahren: weitestgehend schweigend.
    Aber plötzlich macht einer Affengeräusche, sobald er dem mit dunklerem Teint ansichtig wird.
    Noch blöder, wenn im Tagestakt solche Dinge passieren:
    zur Seite springen müssen, weil ein Auto auf den Bürgersteig zuhält.
    Sich auf dem Bahnhof hinter einer Frittenbude verstecken, wegen grölenden Hooligans.
    Im Einkaufscenter angepöbelt werden.
    Und dann liest man von den eingeschworenen deutschen Volksgemeinschaften.
    Nazi ist ein Umfeld dann, wenn alle anderen, die da nicht reinpassen, nicht einfach ihr Leben leben können,
    sondern der Stress auf einem Level dauernd hoch bleibt,
    weil um jede Ecke eine Gefahr von den Mitmenschen droht.
    Das ist heute so, und das war damals sicher auch so,
    und genau darüber hätte auch schon damals der Bürgermeister von Brilon nachdenken können.
    Es geht um Reflektionsfähigkeit und den Willen dazu.
    Btw: in der eignen Familie war alles vertreten.
    Und genau darüber gab es auch damals schon Streit.
    Aber das hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.

    1. @Jane Otto

      Ja, früher mag das gestimmt haben, aber seit der Ampel-Regierung/Corona-Zeit Merkel ist jeder ein Nazi, der nicht bei 3 der Meinung der deutschen Regierungsvertreter entspricht – völlig egal aus welcher politischer Ecke der stammt, insofern betreiben unsere PolitikerInnen eine Verharmlosung des Faschismus (und sind damit Schuld daran, dass echte Nazis im alten Sinne von diesem, mittlerweile völlig entleerten Begriff dank Ampel-Regierung, auch noch profitieren *augenroll*

      Sarkastische Grüße
      Bernie

      1. Nun ja, so ganz entleert fühlt sich der Begriff nicht an.
        Für viele scheint diese Geschichte mit der Herkunft, der Identität in Verbindung mit der Wichtigkeit der Nation mangels anderer sinnstiftender Varianten wie z.B. Bildung, kulturelle Events überproportional Bedeutung zu haben.
        Das Hauptgefühl in der deutschen Provinz ist gähnende Langeweile.
        Und auch Überdruss. Und das gebiert Ungeheuer.
        Das konnte Merkel nicht richten, und die Ampel schon gar nicht.
        Es ist mir sowieso unbegreiflich, wieso im 21. Jahrhundert,
        wo Wirtschaften transnational verflochten sind,
        und ehemals als rückständig eingestufte Regionen aufholen,
        wo es Wissenschaft und Technik weltweit ihre Erkenntnisse mitteilen,
        weshalb da einige noch diese Blut-und-Boden-Ideologien schieben.
        Und sogar blutige Kriege vom Zaun brechen bzw. darin umkommen.
        Und wieso diese Kriege auch noch Unterstützer finden,
        und\ oder eine Seite gewinnen soll.
        Das ist einfach: krank.

        1. @Jane Otto

          Also ich hab den Eindruck schon, da der wirklich inflationär für alles was der Ampelregierung an Kritik nicht paßt, mißbraucht wird – ebenso wie der Begriff Antisemitismus.

          Was die Unbegreiflichkeit angeht, da schließe ich mich ohne weitere Umstände an, ja es ist wirklich einfach krank und falls Sie auf die Ukraine anspielen, die führen nur längst vergangene Schlachten aus, die ihre Großväter nicht ausfechten konnten (Zitat aus den deutschen Bauernkriegen – Thomas Müntzer zugerechnet)….die Ukrainer/-innen, und zwar auf beiden Seiten der Front – gibt ja auch Ukrainer/.-innen die gegen ihre eigenen Landsleute in der russischen Armee kämpfen – aus den “Volksrepubliken” bzw. dem “Donbass” und “Luhansk”….

          Gtuß
          Bernie

  4. Brillianter Artikel! Von der Kommunalpolitik zur großen: Im Juli vor 90 Jahren unterzeichneten die Vertreter des Vatikan und des Deutschen Reiches den Konkordatavertrag, der die antillerikalen Ansätze der Weimarer Republik in den Ofen schob (+ für Vatikan) und die außenpolitische Akzeptanz Deutschlands verbesserte. Und für viele Katholiken in D. war das sicher auch gewichtige Faktor bei der Bewertung der ja noch sehr jungen NS-Herrschaft.

    1. @Otto Motto

      Apropo der Reichskonkordatsvertrag gilt bis heute, aber diese Diskussion gehört wohl eher in einen religionskritischen Blog der sich mit den kirchennahen Lobbyisten im Berliner Reichstag beschäftigt – 2023.

      Hier z.B.:

      “Papst” und “Hitler” in Berlin

      https://hpd.de/node/11995

      Gruß
      Bernie

      Gruß
      Bernie

  5. Nazis waren Linke. Sozialismus, Deutscher Arbeiter, das sind alles Linke Schlagwörter habe sogar ein Foto gesehen aus den 20igern in Berlin wo Göbbels und Ulbricht noch friedlich zusammen auf einer Bühne diskutiert haben. Die gesamte Berliner Antifa ist geschlossen zum Linken Flügel der SA übergetreten darum benehmen sie sich heute auch wieder so und versuchen normale Leute die eine Andere Meinung haben mit Hämmern Totzuschlagen siehe Lina Engel. Deshalb haben sie sich ja auch nach dem Krieg so gut mit der KPD und SED verstanden und sind diesen Parteien meist auch beigetreten. Und ja Katholen und Protestanten waren schon immer auf der Seite des Systems siehe auch heute wieder die Klima Kleber Propaganda im Gottesdienst. Deshalb sollten wir uns in Zukunft lieber an die Orthodoxe Kirche halten die lassen sich nicht verbiegen sie sterben lieber für ihren Glauben siehe aktuell die Ukraine wo die Orthodoxe Kirche verboten werden soll von Selenskyj’s Asow Nazi Schergen.

    1. Aehm….Einspruch euer Ehren, die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Herrn Selenskij soll vorher schon dem Vatikan nahe gestanden haben – kein Witz, wußte ich selber vorher nicht, aber das macht die Sache mit der Verfolgung der russisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine um so aufschlußreicher, aber die Vermittlungsversuche des Papstes rätselhafter – für Frieden in der Ukraine.

      Karlheinz Deschner, ein schon lange verstorbenen Kritiker der römisch-katholischen Kirche merkte einmal in seinen Büchern – z.B. die Politik der Päpste – an, dass der 1. Weltkrieg auch ein “Religionskrieg zwischen russisch-orthodoxer Kirche und dem Vatikan war” – daher meine Verwunderung, dass der heutige Papst anders agieren soll als seine Vorgänger im Verlauf des 1. Weltkrieges…..

      Zynische Grüße
      Bernie

      PS: Was die angeblich “Linken” Nazis angeht, das hat sich ja mit dem “Röhm-Putsch”, und der Ermordung der SA-Putschisten durch Hitlers Nazis, von alleine erledigt.

    2. In absoluter Dunkelheit “ist” weiß auch schwarz.
      Das ist aber eine Wahrnehmungsinterpretation.
      Wenn die Nazis links gewesen wären, hätten sie den “jüdischen Bolschewismus” nicht bekämpfen brauchen.
      Aber wer sein Ordungssystem nicht in Ordnung hat und ein Bild aus den 20er Jahren maßgeblich für eine Einordnung ist, obwohl Millionen Fakten eines besseren nicht nur belehren könnten,, sondern es sogar müssten, wird auch weiterhin gewaltige Orientierungs- und Interpretationsprobleme aufzuweisen haben.

    3. Weißt du, man wird von mir sehr sicher keine Verteidigung stalinistischer deutscher Bonzen hören und ich glaube, ich könnte dazu etliches vortragen. Aber aus einem Foto von einer Diskussionsveranstaltung vor der Machtergreifung, davon hat es in Berlin ein paar gegeben, eine politische Analyse abzuleiten, ist schon außergewöhnlich albern. Zurückhaltend ausgedrückt.
      Und die These, die Nazis wären „Linke” oder gar, „Sozialisten” gewesen, was auch gelegentlich vorgetragen wird, ist so doof, dass es schon weh tut. Vielleicht magst du, wenn du sie dir zu eigen machst, einfach mal vortragen, was es denn für „linke” politische Maßnahmen gab. Verstaatlichung kapitalistischen Eigentums?
      Aufhebung des bürgerlichen Bildungsprivilegs, Mitbestimmung in den Betrieben? Oder was?
      Nichts gab es, was sich so interpretieren ließe. Und als der braune Abschaum die Juden verfolgte und die deutsche Volksgemeinschaft sich freudvoll daran beteiligte, ersteigerten die kleinen Leute, das Inventar ihrer deportierten Nachbarn aber da, wo es richtig was zu holen gab, also die Betriebe, gingen an deutsche Kapitalisten.
      Wenn du an diesen Unfug mit den Nazis als linkes Projekt glauben willst, wird es sicher keine Macht der Welt geben, die dich davon abbringen kann. Wenn es dir aber ein Anliegen ist, auf irgend eine Weise zu verstehen, was in dieser Welt passiert und dereinst passierte, dann schaue es dir mal aus diesem Blickwinkel an. Da kommt was sehr anders raus.

  6. Jeder hat einen Fleck am Reveer.
    Aber diese Flecken vertuschen immer die ‘Hand’ die darüber liegt und diese ‘Hand mit fünf Fingern’ agierten und agieren bis zum heutigen Tag. Das sind ‘private Kapitalisten’ die seither kämpfen und heutzutage sind neue hinzugekommen und ein Staat der einen Kompromiss durchsetzten möchte.
    Wer am Ende die ‘Hand’ beruhigt, bleibt abzuwarten…

  7. Zu jenem 1. Mai 1933: der war plötzlich Feiertag, was die Arbeiterbewegung bis dahin immer vergeblich gefordert hatte. War das mit dem Sozialismus plötzlich ernst gemeint?

    Die Antwort kam exakt einen Tag später, am 2. Mai. Die Gewerkschaftshäuser wurden gestürmt, die Gewerkschafter festgenommen und ab da gab es freie Gewerkschaften nicht mehr. Sofort ging es los mit der Lohndrückung. Wie der Hitler-Attentäter Elser später zu Protokoll gab:

    “In der frühen Phase war der Hauptgrund seiner Abneigung, wie er in einem späteren Gestapo-Verhör angab, die Verschlechterung der Lebensbedingungen nach 1933:[19]

    „So z. B. habe ich festgestellt, dass die Löhne niedriger und die Abzüge höher wurden. […] Der Stundenlohn eines Schreiners hat im Jahr 1929 eine Reichsmark betragen, heute wird nur noch ein Stundenlohn von 68 Pfennigen bezahlt.”

    Das stimmt so zwar nicht überall, auf jeden Fall aber :

    “Die Entwicklung desAnteils der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit am Volkseinkommen weist schon bis 1938 einen so deutlichen Bruch auf, daß er nicht nur konjunkturbedingt sein konnte: Während dieser Anteil von 59,9 im Jahre 1925 auf 64,6 Prozent im Jahre 1931 gestiegen war, sank er von 61,8 im Jahre 1932 auf
    54,9 Prozent im Jahre 1938 ab. Ab 1950 (58,4 Prozent) stieg er wieder an auf69 Prozent im Jahre 1971”

    https://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1984/1984-09-a-533.pdf

    Hier kann man auch nachlesen, wie schnell das Soziale dann vergessen wurde. Ergebnis war uneingesschränkte Unternehmerwillkür und absolute Rechtlosigkeit, nachdem man das Werkstor passiert hatte.

    Und heute? Kein bisschen anders. Angefangen bei Friedrich Merz ist es überall auf der Welt das Ziel der Rechten, die Gewerkschaften zu schwächen. Ganz besonders bei der Super-FDP, der AfD. Genau das bekommt man, wenn man AfD wählt.

  8. Jetzt kommt in vielen Kommentaren die braune Soße wieder zum Vorschein.

    Mir wird übel dabei diese Schönfärberei zu lesen. Muss man sich wirklich nicht antun.

    1. @Otto0815

      Das ist jetzt gerade, um 22:08 Uhr, der letzte hier stehende Kommentar, nachdem ich mich gerade bis hierhin durchgefressen habe. Danke dafür.

      Die Kommentare hier machen das Overton-Magazin inzwischen schwer verdaulich. Das will ich den Machern nicht ankreiden, ich begrüße grundsätzlich, wenn es keine „Moderation“, also Zensur gibt. Aber dass sich so viele Verharmloser und Klitterer gerade in Medien finden, die tatsächlich ein breiteres Meinungsspektrum darstellen wollen, macht mir Sorgen. Vor allem. wie schnell dieses Klientel jeweils durch gegenseitige Bestätigung und „Hilfsdienste“ (persönliche Angriffe ohne Themenbezug auf Kritiker) bereit ist, die angeblich geforderte Meinungsfreiheit unterzupflügen.

      Es entsteht so leicht der Eindruck, diese Leute seien eine Mehrheit. Dabei haben sie bloß mehr Zeit und sonst wohl nix zu tun.

      1. @umbhaki
        Ich danke Ihnen fürIhren Kommentar und stimme ihnen zu.

        Den latenten Rechtsextremismus der in vielen Köpfen rumschwirrt, durch die Politik sogar gefördert wird und jetzt vermehrt zutage tritt, sehe ich als die größte Gefahr.

        Um nur ein Beispiel von Jürgen Rüttgers CDU zu nennen ” Kinder statt Inder” haben mit dazu beigetragen.
        Derer gibt es natürlich viel mehr.

    2. Wissen Sie etwa nicht, dass die Kirche Nächstenliebe, “die Aufklärung”, Feminismus und Demokratie erfunden hat??

      Späßchen ^^

  9. Eine wichtige Frage : Wo haben Leute wie Hr. Merz ihre Herrenmenschenmentalität her ?
    Wurde diese vom NAZI-Opa eingehämmert, oder war diese schon DNA-mäßig vorprogrammiert ?
    Wie ist der Stand der Wissenschaft ? Sind Charaktereigenschaften vererbbar ?
    Das wäre für den Rest der Welt ( insbesondere für den “Rest” Europas ) wichtig zu wissen : Kann oder will die Deutsche Obrigkeit nicht anders als arrogant sein ?

    1. “Eine wichtige Frage : Wo haben Leute wie Hr. Merz ihre Herrenmenschenmentalität her ?”

      Bei Herrn Merz würde ich vermuten, dass auch sein Vermögen da eine gewisse Rolle spielt. Viel Geld macht einen schon so Veranlagten ja schnell unantastbar.

  10. “„Judenbannerführerhäuptling“”
    wenn man einen modernen deutschen nazi erkennen will, muss man sich nur dieses wortungetüm erinnern udn dann schauen, was der nazi so alles aus der deutschen sprache macht, um den politischen gegnerzu beschreiben

  11. @B.Hohl
    „Eine wichtige Frage : Wo haben Leute wie Hr. Merz ihre Herrenmenschenmentalität her ?“

    Da gibt ja noch einen anderen Opa, der mit der Hitler-Wehrmacht den “ussichen Angriffskrieg” auf Hitler-Deutschland im WKII an der Ostfront abgewehrt haben soll und das war der Opa von Baerbock.

    Wo kommt das her?
    Vielleicht durch Erziehung, aus der Familientradition, durch Ezählungen von Opas Heldentaten gegen die Russen und Untermenschen???

    Diese Herrenmenschenmentalität wird aber genauso gegen HartzIV-Empfänger, Rentner, Migranten, etc., im Land selbst praktiziert. Es ist die Arroganz der reichen Klasse und auch die Kirche spielt mit.

    “Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
    Halt du sie dumm, — ich halt’ sie arm! ”

    Ich habe nahezu das Gefühl die jetzige Regierung will die AFD-Nazis ganz bewusst an die Macht bringen.
    Die SPD wollte es 1933 auch nicht verhindern. Ihre asoziale Politik wird sie jedenfalls auch heute nicht ändern.
    Die SPD dient derzeit auch dazu die Arbeitnehmer ruhig zu halten damit sie diesen Kurs im Sinne des Kapitals fortsetzen kann.

    Dem Kapital ist es egal wer unter ihm regiert solange genug oder mehr Profit generiert werden kann.

  12. Ich glaube nicht, dass sich die Haltung zu den Nazis entlang christlicher Religionszugehörigkeit beschreiben lässt. Aber ich finde es gut, dass der Autor katholische Menschen, die sich den Braunen entzogen, publizistisch würdigt. Aber ganz ehrlich – mit ihrem katholischen Glauben bringe ich das nicht in Verbindung. Eher im Gegenteil. Und dazu brauche ich mich nicht auf den großen Deschner zu berufen. Ich habe im Laufe der Jahre sehr viele Texte vom Autoren selbst gelesen, in denen er sich mit Faschismus und Katholizismus auseinandersetzte. Brutalität, sadistischen Umgang mit Menschen, Folter, Mord, Unterdrückung, entschiedene Parteinahme für die Unterdrücker zu allen Zeiten, sind doch der Markenkern des Katholizismus, keine bedauerlichen Entgleisungen.
    Und, wenn man sich das Führungspersonal der deutschen Nazis anschaut, haben sie zu einem überwältigend hohen Anteil eine katholische Sozialisierung erfahren. Man braucht sich nur mal kurz die Biografien der verurteilten Bonzen in Nürnberg anschauen. Ich glaube wirklich nicht, das dass ein Zufall ist. Sowenig wie es eine „Abweichung” von der Lehre war, dass Kardinal Spellman in der USA die Bomben segnete, die auf die vietnamesische Bevölkerung geworfen wurden. Davon 10% Katholen. Nicht der wirklich von mir sehr geschätzte und respektiere Autor steht für Katholizismus, nicht die von ihm gewürdigten Gerechten, sondern der Opa oder Spellman.

  13. Die CDU wurde gegründet als Mischung aus Zentrum (katholische Kleinbürger und Arbeiter) und DNVP (zuletzt Hindenburg).

    Nun entmischt sich das wieder: Die CDU-Mehrheit wählte einen, der als Schatten- und Schwarzbanker Millionär geworden ist (bei Blackrock und der Londoner Hongkongbank HSBC, der größten Bank Europas = Schwarzgeld). Wahlen soll der Merz nicht als Spitzenkandidat gewinnen!

    Einst und jetzt – dieselbe ländliche Gutsbesitzer- und Geldelite: hat Merz wieder damit beauftragt, das braun-schwarze Bündnis zu schließen. Nachdem die Reichen in den fetten Jahren gut verdienten, geht es jetzt darum, wer in der Krise zahlt und verarmt. Dafür können die Reichen ihre AfD-Büttel gut gebrauchen.

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