„Der Konsequenteste aller Kriegshasser“

Vasily Vereshchagin (1842-1904): Apotheose des Krieges, 1871. Bild: public domain

Der Russe Leo N. Tolstoi (1828-1910) warnte vor einem Zug in den Abgrund – und teilte nicht die Illusionen der bürgerlichen Friedensbewegung.

 

Mit Blick auf den Anbruch des 20. Jahrhunderts vermerkt Viktor Schklowski über Leo N. Tolstoi (1828-1910): „In vielem … begriff Tolstoi mehr als andere Leute. Er schrieb, es würde zu Kriegen von derartiger Gewalt kommen, dass sie den Untergang von 99 Prozent der Erdbevölkerung bewirken könnten, selbst das aber könne den Wahn der Reichen nicht eindämmen. … Das neue Jahrhundert setzte mit Kriegen ein. Man kämpfte auf den Philippinen und im Transvaal. Es waren Kriege von neuartiger Abscheulichkeit. Tolstoi sagte: ‚Kriege der Amerikaner und Engländer innerhalb einer Welt, in der schon Gymnasiasten den Krieg verurteilen, sind entsetzlich‘.“

Bei einem Besuch von Maxim Gorki (Alexej Maximowitsch Peschkow) am 13. Januar 1900 meinte Tolstoi „sich selbst ironisierend, er freue sich unwillkürlich über die Siege der Buren, wenn er auch wisse, dass es Sünde sei: sowohl die Buren als auch die Engländer begingen jenen Massenmord, den sie als Krieg bezeichneten.“ (Schklowski: Leo Tolstoi. Berlin 1984.)

Tolstoi nennt in einem Brief zu den Kämpfen im Transvaal vom Dezember 1899 drei Hauptursachen für Kriege: „Erstens: die ungleiche Verteilung des Besitzes, das heißt: die Beraubung eines Menschen durch die anderen. Zweitens: die Existenz eines Soldatenstandes, das heißt: solcher Menschen, die für den Mord erzogen und bestimmt werden. Drittens: die falsche und meist bewusst betrügerische religiöse Lehre, in der die Jugend zwangsweise erzogen wird. … Es wird solange Kriege geben, wie wir die Entstellung des Christentums predigen oder ohne sittliche Empörung und Widerwillen dulden werden.“

Ein Tagebucheintrag vom 27. Dezember 1905 zeigt, wie dringlich Tolstoi ein Jahrzehnt vor den Massenschlachten des Ersten Weltkrieges seine Warnungen verstanden wissen wollte: „Ich bin wie jener Mann auf dem Tender eines in den Abgrund rasenden Zuges, der entsetzt erkennt, er vermag den Zug nicht zum Stehen zu bringen. Die Fahrgäste hingegen entsetzten sich erst, als die Katastrophe geschehen war.“

 

Die Differenz zur bürgerlichen Friedensbewegung

 

Der Kampf gegen Todesstrafe und Krieg gehört zu den zentralen Schauplätzen des letzten Lebensjahrzehnts. „Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist Tolstoj ein geistiges Kraftzentrum mit kolossalem Ansehen. Es war fast unmöglich, über Lebensprobleme zu diskutieren, ohne zu seiner Ansicht Stellung zu nehmen. … Aus der ganzen Welt – nicht zuletzt aus Asien und Amerika – trafen bei dem Propheten in Jasnaja Poljana Grüße begeisterter Anhänger ein.“ (Geir Kjetsaa: Lew Tolstoj. Gernsbach 2001). Ihn erreichten Zuschriften aus vielen Ländern des Erdkreises in 26 Sprachen.

Zwei Briefe Tolstois an Bertha von Suttner vom Oktober 1891 und vom August 1901 lassen – trotz des warmherzigen Tones – unschwer eine Differenz zum bürgerlichen Pazifismus erkennen. Tolstoi setzt wenig Vertrauen in Friedensgesellschaften, Konferenzen und Neuerungen des Internationalen Rechts. Er erhoffte sich ein Ende der Kriegsapparatur nicht durch staatstragende Aktivitäten, sondern aufgrund der Verweigerung des Tötens von unten.

Selbst da, wo es um den unbestrittenen literarischen Ruhm ging, wollte das Bürgertum dem russischen Kritiker der Staatsdoktrin kein öffentliches Forum verschaffen: „Dass Tolstoi 1902 den Nobelpreis für Literatur nicht erhalten hat, erscheint heute mehr als verwunderlich. … Nirgends steht geschrieben, der Preis könne nur nach Einwilligung des Kandidaten verliehen werden. Ausschlaggebend war dagegen, dass die schwedische Akademie Tolstoi … als zu anarchistisch … betrachtete und dass er deshalb den Preis nicht verdiene. Der Einfluss … auf die gesellschaftliche Entwicklung war in den Augen der Akademie eher negativ als positiv. Weshalb sollte man die gute Gesellschaft provozieren, indem man einen so umstrittenen Schriftsteller bedachte?“ (Geir Kjetsaa)

Tolstoi bezeichnete die Regierung, mit welcher die Friedensgesellschaften gleichsam Hand in Hand gehen wollten, in einem Tagebucheintrag vom 22. Januar 1904 sogar als eine „Bande von Räubern“. Diesen Gedanken wird er auch in seiner Schrift „Eines ist not“ (Edinoe na potrebu, 1905) ausführen: „Man könnte die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein.“

Für solche Kompromisslosigkeit konnte Bertha von Suttner nach Jahren voller Enttäuschung in der Friedensarbeit vielleicht doch ein wenig Verständnis aufbringen. Sie meinte 1909 in einem Brief an ihren engsten Mitstreiter: „Tolstoi ist eigentlich der Konsequenteste von allen Kriegshassern.“

 

Russisch-japanischer Krieg 1904-1905

 

Zu Beginn des Jahres 1904 zeugt ein anderer Tagebucheintrag von drängender Sorge um den Frieden: „27. Januar, Jasjana Poljana. … Der Krieg und Hunderte von Überlegungen, warum es ihn gibt, was er zu bedeuten hat, welches seine Folgen sind und dergleichen mehr. Alle reden darüber, vom Zaren bis zum letzten Trainsoldaten. Und alle müssten sich, abgesehen von den Überlegungen, was der Krieg für die ganze Welt bringt, noch Gedanken darüber machen, wie ich, ich, ich mich dem Krieg gegenüber zu verhalten habe. Doch diese Überlegung stellt niemand an. Jeder glaubt vielmehr, das brauche man nicht, es sei nicht wichtig. Man packe ihn aber einmal bei der Gurgel und drücke ihm die Luft ab, dann fühlt er, am allerwichtigsten ist für ihn sein Leben, dieses Leben seines Ich. Und wenn dieses Leben seines Ich das Allerwichtigste darstellt, dann ist er eben nicht nur Journalist, Zar, Offizier oder Soldat, sondern auch ein Mensch, der zu kurzem Verweilen in die Welt kam und sie nach dem Willen dessen, der ihn gesandt hat, wieder zu verlassen hat. Was also kann wichtiger für ihn sein als das, was er in dieser Welt zu tun hat, wichtiger ohne Zweifel als alle Überlegungen, ob der Krieg notwendig ist und wohin er führt? Und was den Krieg anlangt, so hat er offensichtlich folgendes zu tun: nicht Krieg zu führen und anderen nicht zu helfen, es zu tun, wenn er sie schon nicht zurückhalten kann.“

Im Februar 1904 begann der russisch-japanische Krieg. Er war – aus marxistischer Sicht – „das Ergebnis der rücksichtslosen Außenpolitik des Zarismus, die von einer Gruppe von Bürokraten geleitet wurde, die daran interessiert waren, den Fernen Osten zu plündern. Die zaristische Regierung provozierte einen Krieg mit Japan, ohne Zeit zu haben, ihn militärisch oder materiell vorzubereiten. Der Krieg sollte, nach dem Plan seiner Organisatoren, auch die soziale Atmosphäre in Russland entschärfen. Die blinden zaristischen Bürokraten erwarteten einen kontinuierlichen Triumph im Kampf gegen die ‚Asiaten‘. Alle Berechnungen der Selbstherrschaft erwiesen sich als falsch. Von den ersten Tagen des Krieges an fingen die russische Armee und Marine an, Niederlagen zu erleiden. Innerhalb Russlands führte der Krieg zu einer beispiellosen Verschärfung des Klassenkampfes und verursachte defätistische Gefühle nicht nur unter den Sozialdemokraten, sondern auch in manchen liberalen Kreisen. – Die Niederlage des zaristischen Russlands hat seine internationale Position stark untergraben. …“

Anlässlich des russisch-japanischen Krieges verfasste Leo N. Tolstoi seinen am 8. Mai 1904 abgeschlossenen Artikel „Besinnet Euch!“ (Odumajtesʼ!, 1904). „Der Krieg“, so referiert V. Schklowski den Inhalt, „entbrannte immer stärker, die Menschen gingen in die Schlachten wie Wanderheuschrecken, die Wasserläufe über die Leichen ihrer Ertrunkenen überqueren. Der Krieg wurde um fremdes Land geführt, um ‚Pachtland‘, um eine Konzession. Im Artikel sind Briefe eingestreut, die erzählen, wie Reservisten, zum Morden einberufen, verabschiedet werden.“

Geir Kjetsaa schreibt über die Haltung des Dichters: „Aufsehen erregend war … sein Protest angesichts des Kriegsausbruchs zwischen Russland und Japan. Wieder einmal Krieg, wieder einmal Leiden, wieder einmal diese verdummende Hurrastimmung! Keine staatliche Institution hasste er so sehr wie das Militär. Dass sein Sohn Andrej sich freiwillig gemeldet hatte, machte die Sache nicht besser. Der Schriftsteller brachte es nicht über sich, die kriegstreibenden Zeitungsberichte zu lesen. War es nicht Christus, der uns befohlen hatte, unsere Feinde zu lieben? ‚Besinnt Euch!‘ lautete sein Aufruf an alle, die sich auf den Schlachtfeldern jetzt gegenseitig umbrachten. – Einziger Trost war ihm der wachsende Widerstand des Volkes gegen diesen wahnsinnigen Krieg: ‚Der Zweifel, ob es der Wille Gottes sei, dass die Behörden uns zwingen zu töten, ist der Funke des Feuers, das Christus auf die Erde gebracht hat. Das zu wissen und zu fühlen ist eine große Freude.‘ Auf die Aufforderung einer amerikanischen Zeitung präzisierte er seine Sichtweise der Kriegshandlungen: ‚Ich bin weder für Russland noch für Japan, sondern für die Arbeiter beider Länder, die jetzt von ihren Regierungen hinters Licht geführt und gezwungen werden, gegen ihr Wohlergehen, ihr Gewissen und ihre Religion zu kämpfen.‘ … Patriotismus sei nur Egoismus, eine Zufluchtsstätte für Ganoven!“

Ernst Keuchel (Leo Tolstoi und unsere Zeit, 1926) zählt „Odumajtesʼ!“ zu jenen Texten, in den denen Leo N. Tolstois Ahnungen von einem kommenden Weltkrieg zum Ausdruck kommen: „Tolstoi hat … – unter anderem in seinen Schriften ‚Vom unvermeidlichen Umsturz‘ und ‚Besinnet euch!‘ – die europäische Katastrophe bestimmt und ziemlich genau vorausgesagt: ‚Der Abgrund‘, heißt es z.B. in der letzteren im Jahre 1904, ‚dem wir uns nähern, wird schon sichtbar und die einfachen, ungelehrten und unphilosophischen Leute sehen es, dass wir, indem wir uns immer mehr bewaffnen und im Kriege gegenseitig zu vernichten streben, wie die Spinnen in einem Glase nichts weiter tun können, als uns gegenseitig umzubringen.‘ Kurz vor seinem Tod (1910) hatte Tolstoi einen Wahrtraum, in dem er Beginn und Verlauf des Weltkrieges mit erstaunlicher Sicherheit vorausschaute! Sein Entsetzen vor dem Kriege, das ihn mitten in der tiefsten Friedenszeit (1894-1904) stets von neuem mit elementarer Gewalt packte …, zeugt davon, dass er, als wahrer geistiger Führer, sich verantwortlich für Alle fühlte und sie vor der nahenden, für ihn bereits fühlbaren, Katastrophe zu warnen für seine heilige Pflicht hielt.“

Leo N. Tolstoi hatte noch 1855 an eigenen staatstragenden Beiträgen zu einer Militärreform gearbeitet. Im nächtlichen Traumleben konnte ihm jetzt sein soldatischer Schatten vor Augen geführt werden: „Man erkennt im Traum, dass man Schwächen hat, von denen man sich sonst frei glaubt … Ich sehe mich häufig als Soldaten“ (Tagebuch, 7. März 1904).

Mit Blick auf die Ambivalenzen Tolstois 1904-1905, die nicht verschwiegen werden dürfen, führt Geir Kjetsaa aus: „Aber auch ihm sind nationalistische Stimmungen nicht fremd. Besonders ärgert ihn die schändliche Niederlage der Russen bei Port Arthur: ‚Ich war selbst Soldat, zu meiner Zeit wäre das nie passiert. Wir hätten alle unser Leben geopfert, wir hätten uns nie ergeben.‘ Man stelle sich vor, eine Stellung aufzugeben, wenn man doch noch ausreichend Munition und ein Herr von vierzigtausend Mann hat! – Er hatte gehofft, die Russen würden gewinnen, gestand er schuldbewusst beim Friedensschluss.“

 

„Entfachung des Patriotismus“ am „höchsten Kulminationspunkt“

 

Schon in seiner Schrift „Patriotismus und Regierung“ (Patriotizm i pravitelʼstvo, 1900) fragt Tolstoi, warum der „Patriotismus“ – trotz seiner Antiquiertheit in geistesgeschichtlicher Hinsicht – nicht nur nicht verschwindet, sondern „im Gegenteil … immer stärker und mächtiger“ wird. Seine Antwort:

„Es rührt dies davon her, dass die herrschenden Klassen (nicht allein die Regierungen und ihre Beamten, sondern die privilegierten Klassen überhaupt: die Kapitalisten, Journalisten, die meisten Künstler und Gelehrten) ihre privilegierte Ausnahmestellung nur dank der Staatseinrichtung, welche durch den Patriotismus erhalten wird, beibehalten können. Indem sie nun die mächtigsten Mittel in ihren Händen haben, um das Volk zu beeinflussen, pflegen sie bei sich und bei den anderen die patriotischen Gefühle unablässig, umso mehr da diese Gefühle von der Staatsgewalt am besten belohnt werden. … Hauptsächlich aber wird der Patriotismus hervorgerufen, indem man durch allerlei Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten gegen fremde Völker bei denselben Hass gegen das eigene Volk hervorruft und diesen Hass alsdann zur Erweckung von Feindseligkeiten beim eigenen Volke ausnutzt. – Die Entfachung dieses furchtbaren Gefühls des Patriotismus … erlangt gegenwärtig ihren höchsten Kulminationspunkt.“

Das Problem liege – in Russland wie in anderen Ländern – bei den Herrschenden: „Waren früher die Regierungen dazu nötig, die eigenen Völker vor Überfällen der anderen zu verteidigen, so stören jetzt die Regierungen künstlich den Frieden, der unter ihnen herrscht, und rufen zwischen den Völkern Feindseligkeiten hervor.“ Eine andere, erfreulichere Perspektive würde nur ein „Nichtvorhandensein der Regierungen“ eröffnen: „Die Befreiung vom Patriotismus und die Aufhebung des auf demselben ruhenden Regierungsdespotismus kann den Menschen nur nützen.“

Im Jahr 1908 annektierte Österreich – nach einem zuvor beim russischen Außenminister eingeholten ‚Einverständnis‘ – Gebiete von Bosnien und Herzegowina, worauf heftige Proteste des Osmanischen Reiches und Serbiens folgten. Die ‚Bosnische Annexionskrise‘ gilt als ein nicht unbedeutendes Kapitel in der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. Leo N. Tolstoi verfasste eine eigene, ursprünglich als ‚Brief an eine Serbin‘ konzipierte Schrift „Die Annexion Bosniens und der Herzegowina“ (O prisojedinenii Bosnii I Gerzogowiny k Awstrii, 1908): „Die österreichische Regierung hat beschlossen, die Völker Bosniens und der Herzegowina … als ihre Untertanen zu erklären, mit anderen Worten, sie nahm sich das Recht, ohne die Einwilligung dieser Völker, über die Erzeugnisse und über das Leben von einigen hunderttausend Menschen zu verfügen.“ Den Österreichischen Staat führt Tolstoi als großes Räubernest vor und ruft der Gegenseite zu, ihrerseits nun nicht mit einem „Abfall vom Bewusstsein der Einheit der ganzen Menschheit“ zu antworten: „Serben! Ihr solltet nicht zum Kriege rüsten“!

Auf weiter Strecke ist die Schrift eine Rekapitulation der älteren Aufklärungstraktate über den ‚Patriotismus‘: „Wenn man mich daher um Rat fragt, was man tun soll – ob mich nun ein Indier fragt, wie er gegen die Engländer, oder ein Serbe, wie er gegen Österreich, oder ob mich Perser und Russen fragen, wie sie gegen ihre gewalttätigen persischen und russischen Regierungen kämpfen sollen – ich kann nur das eine antworten und kann nichts anderes glauben, als dass es heil- und segensvoll für alle ist …: man soll sich mit aller Kraft vom verderblichen Aberglauben des Patriotismus und des Staates befreien und in jedem Menschen seine Menschenwürde erkennen, die keine Abweichung vom Gesetze der Liebe duldet, die nichts von Staat und von Sklaverei weiß, die keine besonderen Taten, sondern nur das Einstellen jener Handlungen fordert, welche das Böse stützen und unter welchen die Menschen leiden.“

Die nicht gehaltene „Rede gegen den Krieg“ 1909

 

Im Sommer 1909 wird Leo N. Tolstoi vom Organisationskomitee des 18. Friedenskongresses, der in Stockholm stattfinden soll, zu einem Vortrag eingeladen. Er antwortet mit einem Brief vom 12. Juli 1909 von Jasnaja Poljana aus: „Herr Vorsitzender, die Frage, die der Kongress zu behandeln hat, ist außerordentlich wichtig und interessiert mich schon seit vielen Jahren. Ich werde versuchen, die ehrenvolle Gelegenheit, die Sie mir durch meine Wahl geboten haben, zu nutzen, um dazulegen, was ich vor einer so auserlesenen Zuhörerschaft wie der, welche auf dem Kongress versammelt sein wird, zu dieser Frage zu sagen habe. Wenn meine Gesundheit es erlaubt, werde ich alles in meinen Kräften Stehende tun, um mich zum angegebenen Zeitpunkt in Stockholm einzufinden.“

Geir Kjetsaa scheibt zur Einladung nach Stockholm: „Seit vielen Jahren stand“ Tolstoi „mit westlichen Friedenskämpfern in Verbindung, unter anderem mit Bertha von Suttner, und jetzt wurde er sogar zu den Ehrenteilnehmern des Kongresses gewählt. Aufgrund seines großen Interesses für Frieden und Brüderlichkeit versprach der Schriftsteller zu kommen … Aufgrund des schwedischen Generalstreiks im August wurde indessen der Kongress abgesagt. Die Organisatoren haben sicher erleichtert aufgeatmet. Vielleicht hätte dieser merkwürdige Graf die Teilnehmer mit einem weiteren anarchistischen Vorstoß erschreckt? – Sein geplanter Beitrag zeigt einen kampflustigen Verfasser, der alle Pazifisten auffordert, ihre Regierungen moralisch unter Druck zu setzen. Genau wie die Kirchenväter behauptet er, der Rüstungswettstreit sei mit dem christlichen Gedankengut unvereinbar: ‚Menschen, die miteinander in Frieden leben wollen, brauchen keine Kriegsflotte. Das brauchen nur die, die plündern und töten wollen, denn Raub endet immer damit, dass Menschen sich gegenseitig das Leben nehmen‘.“

Gustav Landauer hat in deutschen Landen Tolstois Text für den geplanten Vortrag in Stockholm, der ursprünglich auch in Berlin in einer Großveranstaltung verlesen werden sollte, schon früh veröffentlicht. Die Botschaft wurde vor dem Ersten Weltkrieg und dann bis in die Spätzeit der Weimarer Republik hinein im deutschen Sprachraum vor allem von anarcho-sozialistischen Anhängern des Ideals der Gewaltfreiheit verbreitet – und zwar sehr eifrig.

Inhaltlich bietet sich an ein Vergleich der nicht gehaltenen „Rede“ mit Tolstois ein Jahrzehnt zuvor verfasster „Antwort auf den Brief einer schwedischen Gesellschaft über die Haager Konferenz“ vom Januar 1899. Dieser Brief zeugt wieder von größter Skepsis gegenüber Konzepten der bürgerlichen Friedensbewegung (Abrüstung, Verbot besonders grausamer bzw. verheerender Waffen, Schiedsgerichtsbarkeit), zumal unter der Voraussetzung, dass die kriegsführenden Staaten selbst als maßgebliche Akteure betrachtet werden.

Wie im Jahr vor seinem Tod konzentrierte sich Tolstoi schon 1899 ganz auf den Weg der Kriegsdienstverweigerung, welcher freilich ihm zufolge nicht Gegenstand einer ‚staatstragenden Veranstaltung‘ sein konnte: „Die Konferenz wird den Zweck haben, nicht den Frieden auszurichten, sondern vor den Menschen das einzige Mittel ihrer Befreiung von dem Elend des Krieges zu verbergen: das Mittel, das darin besteht, dass die einzelnen Personen ihre Teilnahme an dem militärischen Mord verweigern, und deshalb kann die Konferenz auf keine Weise diese Frage in Erwägung ziehen.“ Adressat von Friedensaufrufen sollten demzufolge nicht die Regierungen sein, sondern die Menschen, von denen die Mächtigen bei ihren Mordplänen Gehorsam einfordern.

 

Kein Friedensnobelpreis für Tolstoi

 

Gegen Ende seines Lebens, so meint Geir Kjetsaa, waren es „nur zwei Dinge, die Tolstoi … fürchtete: seine Frau und den Nobelpreis. Es gelang ihm schließlich, beiden zu entwischen. Aber nicht ohne Schwierigkeiten. – Immer mehr waren jetzt der Ansicht, dieser Erzpazifist habe den Friedensnobelpreis verdient. Nachforschungen im Nobelinstitut in Oslo haben ergeben, dass er für diese Auszeichnung dreimal vorgeschlagen wurde. … Das Resultat war allerdings negativ: Dieser Schriftsteller sei ein Gegner von Friedenskonferenzen gewesen und habe sich damit als schlechter Vorkämpfer für den Frieden erwiesen! Genau wie im Komitee für den Literaturpreis befürchtete man im Komitee für den Friedensnobelpreis zu provozieren, indem man einem ‚Anarchisten‘ wie Tolstoj den Preis zuerkannte.“

Der Kampf wurde ab 1908 außerhalb des Komitees geführt, vor allem von dem aus Russland gebürtigen Journalisten Menartz Lewin. Aus Norwegen ließ man Lewin wissen, es habe bislang eben noch niemand Tolstois Kandidatur gefördert. Es verfassten aber schließlich vier norwegische Parlamentsmitglieder am 1.2.1909 ein entsprechendes Vorschlags-Schreiben an das Nobelkomitee: „Dieser gewaltige Kämpfer, dessen Leben und Wirken von Freunden und Gegnern in der ganzen zivilisierten Welt mit Ehrfurcht verfolgt wird, hat in Wort und Tat mehr für die Sache des Friedens getan als irgendjemand anders …“

Das Nobelkomitee reagierte auf diesen Vorstoß norwegischer Parlamentarier, indem es ein „ordentliches Gutachten“ bei Karl Vilhelm Hammer, dem erster Archivar im Außenministerium (!) einholte. Der Gutachter meinte, Tolstois „künstlerisches Genie“ nütze wenig, denn seine philosophischen Studien zeugten von einem begrenzten Horizont. Im Nobelpreiskomitee war man der Ansicht, der Dichter „hasse ganz Europa, und mit seiner Kultivierung der einfachen, östlichen Gesellschaft mangle ihm jegliches Verständnis für das Ziel des Preises“.

Menartz Lewin gegenüber zeigte sich Tolstoi bei dessen Besuch in Jasnaja Poljana im Februar 1910 „nicht im mindesten darüber verwundert oder verärgert, dass man ihn nicht des Friedenspreises für würdig gehalten hatte“. Mit Blick auf weitere Bemühungen der Anhänger um den Friedensnobelpreis erklärte der Dichter im Herbst 1910 – wiederum gegenüber Lewin: „Ich würde ihn nicht annehmen, weil ich von dem absoluten Schaden durch das Geld überzeugt bin.“

 

Vorahnungen des Weltkrieges?

Ob Leo Nikolajewitsch Tolstoi wirklich, wie Ernst Keuchel schreibt, einen „Wahrtraum“ mit Vorausschau zu „Beginn und Verlauf des Weltkrieges“ 1914-1918 gehabt hat, bleibt zu überprüfen. Zahlreich sind in seinem Schrifttum auf jeden Fall die Verweise auf unvorstellbare Schrecken des modernen Krieges. „Man lese“, so Tolstoi, nur „die Geschichte der christlichen europäischen Völker seit der Reformation … Sie bildet eine ununterbrochene Reihe der schrecklichsten, sinnlos grausamen Verbrechen, die von Regierenden gegen ihre eignen und fremde Völker und gegeneinander verübt worden sind: Unaufhörliche Kriege, Räubereien, Vernichtung oder Bedrückung von Nationalitäten, Ausrottung ganzer Völker …“ (Eines ist not, 1905).

Im Werk „Das Reich Gottes ist in euch“ (geschrieben 1890-1893) wird aus einer Abhandlung von Graf Komarowskij zitiert: „Die Völker können nicht lange die gesteigerten Rüstungen ertragen, und früher oder später ziehen sie den Krieg allen Lasten der augenblicklichen Lage und der beständigen Bedrohung vor, so dass die winzigste Ursache genügen wird, um in Europa die Flamme eines Weltkrieges zu entzünden.“

In Tolstois Schrift „Patriotismus oder Frieden?“ (Patriotizm ili mir?, 1896) heißt es: „In diesen Tagen gab es einen Zusammenstoß zwischen den Nord-Amerikanischen Staaten und England wegen der Grenzen Venezuelas … Edison erklärte, er würde Geschütze erfinden, mit denen man in einer Stunde mehr Menschen töten könnte, als Attila in allʼ seinen Kriegen getötet hat, – und beide Völker begannen sich energisch zum Kampfe zu rüsten.“

Aussagekräftig sind auch viele Beispiele aus Tolstois „Lesezyklus für alle Tage“ (Krug čtenija, 1904-1906). In den Lesetexten für den „6. Juli“ werden z. B. folgende Warnungen des Schweizers Edouard Rod (1857-1919) angeführt: „Es ist entsetzlich, auch nur daran zu denken, welche Katastrophe unserer unvermeidlich am Ende unseres Jahrhunderts harrt, und wir müssen auf sie vorbereitet sein. Im Laufe von zwanzig Jahren (nun sind es bereits mehr denn vierzig) gehen alle Anstrengungen des Wissens darauf hin, neue Zerstörungswerkzeuge zu erfinden, und in kurzer Zeit werden einige Kanonenschüsse genügen, um eine ganze Armee zu vernichten. Jetzt stehen unter Waffen, nicht wie ehemals, einige tausend feiler armer Schlucker, – sondern Völker, ganze Nationen stehen bereit, einander zu morden.“

Wenige Monate vor seinem Tod schrieb Leo N. Tolstoi 1910 den Teilnehmern des slavischen Kongresses in Sofia: „Ja, in der Einigkeit – beruht der Sinn, das Ziel, und das Heil des menschlichen Lebens, aber auch Ziel und Heil werden nur dann erreicht, wenn es sich um eine Einigkeit der ganzen Menschheit handelt, im Namen der Grundlage, die der ganzen Menschheit eigen ist, nicht aber um eine Vereinigung kleinerer oder größerer Teile der Menschheit im Namen beschränkter Teilziele. Mag diese Gemeinschaft eine Familie sein, eine Räuberbande, eine Landgemeinde, ein Staat, einzelne Völker oder der heilige Bund der Staaten – solche Vereinigungen fördern nicht nur keineswegs den wahren Fortschritt der Menschheit, sie hemmen ihn vielmehr mehr wie alles andere; will man daher mit Bewusstsein dem wahren Fortschritt dienen, so darf man … keine derartige teilweise Vereinigung fördern, man muss ihr vielmehr stets entgegenhandeln.

Die Eintracht ist der Schlüssel, welcher die Menschen vom Übel befreit. Damit aber dieser Schlüssel seine Aufgabe erfüllen kann, muss er ganz ins Schlüsselloch gesteckt sein, bis zu der Stelle, wo er das Schloss öffnet, nicht aber zerbricht und auch nicht das Schloss verdirbt. So steht es auch mit der Vereinigung von Menschen – soll sie die ihr eigenen wohltätigen Folgen zeitigen, so muss sie die Vereinigung aller Menschen zum Ziele haben im Namen der allen Menschen eignenden und von ihnen allen in gleicher Weise anerkannten Grundlage. Eine solche Vereinigung kann aber nur auf jener religiösen Grundlage des Lebens erfolgen, die einzig und allein die Menschen eint, und leider Gottes von der Mehrzahl der Leute, die heute die Völker führen, für unnötig und überlebt angesehen wird.“

 

Der Verfasser ist verantwortlich für Konzeption und Koordinierung des pazifistischen Editionsprojektes „Tolstoi-Friedensbibliothek“. Die auf der Projektseite eingestellten Publikationen der in digitaler und gedruckter Form edierten Bibliotheksreihen werden ergänzt durch einen Offenen Lesesaal.

Buchhinweis zum Beitrag
Leo N. Tolstoi: Wider den Krieg.
Ausgewählte pazifistische Betrachtungen und Aufrufe 1899 – 1909
(Tolstoi-Friedensbibliothek, Reihe B 4). Norderstedt: BoD 2023.
(ISBN: 978-3-7534-7962-0; 212 Seiten; Preis 9,90 Euro)
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe auf der Verlagsseite.

 

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42 Kommentare

  1. Das ALLES und noch viel mehr Abscheulichkeiten liegen in der NATUR des Menschen.

    GIER frist alles auf – sogar das Hirn.

    Und weil man die Gier mit WEF auslöschen will – wird die Gier des anderen noch größer !!!!

    1. Damit liegen Sie in etwa gleichauf mit dem 1000järigen Reiich. Da hat man Menschen auch eingetrichtert, dass alles Böse angeboren, also in den Genen läge.
      Jeder kommt als unbeschriebenes Blatt zur Welt. Der Rest ist eine variable Mischung aus Sozialisation, Erziehung, eigenen Erkenntnissen (so vorhanden), dadurch entstandenen Überzeugungen, Zweifeln, Hoffnungen etc.

      1. Das ist völlig Falsch. Kein Tier, kein Mensch kommt als unbeschriebenes Blatt zur Welt. Das grundlegende Verhalten ist angeboren, darauf aufbauend prägen dann Erziehung, Umwelteinflüsse, Gesellschaft, Erfahrungen den Charakter weiter aus. Zu behaupten ein Lebewesen sei beliebig formbar durch Erziehung hat offenbar noch nie Mensch oder Tier versucht zu erziehen oder zumindest dieses beobachtet, noch ist alles schon bei Geburt festgelegt. Weil die Nazis etwas glaubten, einfach das Gegenteil für die Wahrheit zu halten ist mehr als simpel gedacht. Bereiche in denen man sich mal etwas schlau lesen sollte sind zum Beispiel Entwicklungspsychologie und Evolutionspsychologie, wenn man denn wissen möchte, warum Menschen werden wie sie sind.

        1. Die Frage ist doch nicht, ob etwas angeboren ist oder nicht.
          Vieles ist ererbt und erworben. Was aber zum Vorschein kommt, bestimmen ganz wesentlich die Umstände.
          Und um auf Tolstoi zu referrieren: Dieser Mensch hat es geschafft, wie ganz Wenige zu seinem eigentlichen Selbst zu finden. Dieses Selbst hat die Zwänge des Egoismus‘ und der Angst überwunden, Dominanz und Privilegien haben keinen Reiz mehr, das reiche Leben wird dem (schalen) Reichtum vorgezogen.

          1. Luck,

            „Die Frage ist doch nicht, ob etwas angeboren ist oder nicht“

            Ererbt = angeboren

            Und wenn das Erbgut sagt – es wird ein Mensch – das können die Umstände nicht
            ändern.
            Sorry ändern sie auch täglich ihr Geschlecht ?? Dann kann ich ihre Antwort
            verstehen.

            1. Man sollte eine Frage auch verstehen, um eine relevante Antwort geben zu können. Dass es angeborene Eigenschaften, Potentiale und Tendenzen gibt, wird man wohl nicht ernsthaft bestreiten wollen.
              Wie diese sich aber auswirken, hat auch viel mit Interpretation und damit Prägung und Erziehung zu tun.
              Das Land, wo Milch und Honig fließt, kennt keinen Kanibalismus.
              Bei Schiffsbrüchigen sieht das schon etwas anders aus.
              Selbst ein Phänotyp ist nicht mit einem Genotyp identisch.
              Dort haben wir noch keine Interpretation. Dabei unterliegt auch Interpretation speziellen Horizonten.
              Und wie kann man diesen erweitern?

                1. Wer als Facherfahrener im unbekannten Metier agiert, kann es eben (noch) nicht besser und kommt zu falschen Schlüssen, in einem Fachbereich auch als Kurzschluss bezeichnet.
                  Also, Kurzschluss-Erfahrener, entweder diskutiere oder höre mit dem Quack-Anterln auf.

  2. Ein guter Artikel. Danke!

    Leo Tolstoi war schon ein sehr bedeutender Mensch. Schade, dass er heute schätzungsweise mindestens 90% der unter 50-Jährigen nicht mehr bekannt sein dürfte.

    Gibt es irgendeine Erfindung oder technische Innovation, die nicht auch für kriegerische Zwecke verwendet wurde? Oder die direkt dafür entwickelt wurde?! Ist doch bereits ein erheblicher Teil jeglicher Forschung militärisch motiviert! Der Spruch vom Krieg als dem „Vater aller Dinge“.

    Was mag da die Zukunft noch für Schrecken bereit halten?
    Bedrückend.

    Einen Ausweg sehe ich indessen nicht, da der Mensch nun mal auch etwas Wölfisches an sich hat ist – nur noch intelligenter und destruktiver. Der sog. „Neue Mensch“ ist und bleibt eine Illusion.

    1. Warum sollte der neue Mensch eine Illusion bleiben?
      Dabei ist er gar nicht so neu, denn das Wesentliche ist ja in ihm angelegt.
      Die Protagonisten des neuen Menschen haben das aber in ihrer Scheuklappen-Blindheit nicht verstanden.
      Tolstois Bedeutung kommt erst noch, wenn er wirklich verstanden wird. Und zwar auch von solchen (kupierten) Scheindenkern wie diesem Hammer oder wie das Arschloch noch wieder hieß.
      Weil dieser Tolstoi nicht begriff, interpretierte er sein Werk und dessen Ansichten als philosophisch (zu) geringwertig und antiquiert.
      Seltsamerweise ist dessen Kernanliegen der erste Artikel des Grundgesetzes.

    2. Sehe ich auch so: guter Artikel.

      Möge die heutige Menschheit mehr erkennen, als nur, dass Krieg ihre „Natur“ sei. (Was für ein unsäglicher Quark, der auch nur für maximal 1% der Menschen stimmt. Und Tiere kennen ihn gar nicht. Ooops?)

  3. Wie kann Mensch nur einen Klassiker der russischen Literatur empfehlen – aus dem Lande Putins bzw. der „Orks“….

    Sorry, für meinen Sarkasmus, aber ist doch mittlerweile Usus alles was aus Russland kommt, und wenn es schon Jahrhunderte tot ist, als Ausbund des Bösen zu betrachten – nicht nur in der Ukraine…..nein, auch bei uns im sogenannten „Wertewesten“ 🙁

    Eine überaus dümmliche Strategie, man kann ja Putin und seine Regierung durchaus nicht mögen, aber was kann die russische Kultur, bzw. Mehrheitsbevölkerung Russlands, als Teil Europas, dafür, zumal Leo Tolstoi ja schon lange tot ist – bei mir in der Nähe gibt es übrigens einen Kurort ,der einem anderen sehr bekannten russischen Dichter ein Denkmal gesetzt hat, der in diesem Bade-Kurort an einer Lungenkrankheit verstorben ist, 1904….

    Soll das Denkmal jetzt auch abgerissen werden? Soll ich da mal nachfragen? War übrigens Anton Tschechow

    Sarkastische Grüße
    Bernie

    PS: Als Atheist hätte ich nie gedacht, dass ich mal einen friedenssuchenden Papst schätze, aber als Mensch ist Papst Franziskus wohl auf Linie der multipolaren Welt – in der Ablehnung der Ausgrenzung allen russischen z.B. – hat Kontakte zum orthodoxen Oberpriester Kyrill II in Moskau angebahnt…..zwecks Frieden suchen in der Ukraine…..nein, an Gott, oder Götter – egal ob queer oder nicht, wie der EKD in Nürnberg erst kürzlich zu meinen gedachte, glaube ich schon lange nicht mehr, aber an den Menschen, und seine Sehnsucht in Frieden mit anderen Kulturen und „Völkern“ zu leben…..auch wenn dieser Mensch eben der Papst Franziskus höchstpersönlich ist…..

    1. Im Prinzip stimme ich allem zu, mir geht es ähnlich. Zu Franziskus habe ich jedoch noch einen etwas größeren Abstand (bei weitem nicht so groß wie zu dem seiner Vorgänger). Er als ernannter Vertreter Gottes im Reich der Gläubigen hätte er das, was in der Ukraine mit den dortigen Gläubigen geschieht, verurteilen müssen, tat er aber nicht. Und so liegt der Verdacht nahe, dass selbst sich als Gläubige präsentierende Persönlichkeiten wohl eher vorgegebenen Meinungen statt ihren Gewissen folgen.

      1. @Wunderlich

        Mag ja alles so sein, aber ich sehe den Papst Franziskus, aus anderen Gründen, auch eher grau – nicht schwarz-weiß. Er hat in seiner Heimat auch ein dunkles Geheimnis hinterlassen, dass wohl nie richtig aufgeklärt wird, aber dennoch schätze ich seinen Einsatz für Frieden – vielleicht hat er ja dazugelernt. Ist immerhin ein älterer Mensch, und, trotz seines Alters, noch durchaus lernfähig 😉

        1. Eben Kraft seines Amtes als Chef der größten organisierten Religionsgemeinschaft, hört man auch manchmal auf den Papst oder erkennt ihn als neutralen Vermittler an. War ja durchaus während des kalten Krieges schon so, daß die katholische Kirche zwsichen den Kontrahenten vermittelte.

          1. Danke für den Hinweis Alfred Nonym ist mir auch bekannt, ebenso wie ein polnischer Papst namens Johannes Paul II der Anfang vom Ende des autoritären Staatskommunismus in Polen, wenn nicht sogar auf dem Rest der Welt, verantwortlich sein soll – allerdings hat der später dann auch einige Entscheidungen getroffen, die, sagen wir es mal so, gelinde gesagt „umstritten“ sind, um neutral zu bleiben – als Atheist…..mit Grausicht statt dem immer mehr um sich greifenden schwarz-weiß Denken.

            Die Polen übrigens sind Johannes Paul II bis heute noch dafür dankbar, dass er der Solidarnosc und Walesa zu mehr Gehör verschaffen hat, und das eben dann der Sargnagel für das Ende des autoritären Staatskommunismus in Polen gesorgt hat…..manche verehren ihn heute noch deswegen, aber wie schon gesagt, der war auch nur ein Mensch, der heilig gesprochen wurde, von seiner eigenen römisch-katholischen Kirche (nichts Neues unter der Vatikan-Sonne), aber durchaus auch sehr kritisch als Mensch gesehen werden kann…..eben ohne Scheuklappendenken bzw. Denkverbote auch bei den kritischen Seiten sämtlicher Päpste – für mich nur Menschen, wie schon mehrmals erwähnt, die aber durchaus Humanisten, im positiven Sinne, sein können – siehe Papst Franziskus …… zu Kyrill II habe ich da auch eine gespaltene Meinung, die damit zu tun hat, dass die russisch-orthodoxe Kirche von Anfang an Putins Krieg gegen die Ukraine nicht verdammt, sondern sogar unterstützt hat – kein Wunder, dass die in der Ukraine einen schwereren Stand als früher hat, und so erklärt sich auch warum Poroschenko/Selenskij eine eigene ukrainisch-orthodoxe Kirche wollen – Kyrill II ist alles andere als unparteiisch, und das schon seit 2014……

            Gruß
            Bernie

          2. Der Papst vertritt immer noch die älteste Diktatur der Neuzeit.
            Und wenn man sagt “ Wasser predigen, und Wein saufen“ kommt eben von den
            Machenschaften des Vatikans. Frieden predigen, und Waffen verkaufen.

            1. @Facherfahrener

              Mag ja alles so sein, aber der derzeitige Papst Franziskus überrascht den doch als friedensliebender Mensch – älteste Diktatur hin, oder her….aber das mit den Waffen verkaufen glaube nicht nicht, solange es keinen Beweis gibt.

              Übrigens, es gab zu Luthers Zeiten einen Papst der sogar mordlustiger Feldherr war – kein Witz, aber ich denke diese Zeiten sind wohl mit der Renaissauce Geschichte geworden – nichts für ungut, meine Ansicht, aber ich seh durchaus, dass dieser Papst, wenn auch aus völlig anderen Gründen, auch seine Schattenseiten hat – ergo kein Heiliger, sondern nur ein Mensch ist…..der kein Bock darauf hat, ebensowenig wie ich, als Atomasche zu enden…..

              Wer das hier liest und einmal eine kritische Geschichte der römisch-katholischen Geschichte – von Anfang an – lesen will dem empfehle ich die Bücher des verstorbenen Kirchenkritikers Karlheinz Deschner – mit dem Titel „Die Kriminalgeschichte des Christentums“……ich bin mir also durchaus der „dunklen“ Seite der Macht Kirche bewußt, dank Deschners Lebenswerk, der sich einmal der Opfer der Kirche annahm, denn, so er, unsere Ahnen wurden nicht freiwillig zu Christen sondern mit Feuer und Schwert dazu bekehrt…..und er sich nicht bekehren lies, der endete eben als Toter…..

              Was mir mehr zu denken gibt, im übrigen, als die Friedenssehnsucht vieler „Christen“ – Papst Franziskus ist ja nicht der einzige – soll auch Protestanten wie Peter Hahne geben, die vehement für Frieden sind, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen – ist die völlige Abwesenheit von Freidenkerischen – oder gar Humanistischen Organisationen – vom Friedensgedanken – mag sein, dass einzelne Atheisten, Freidenker und Humanisten für Frieden und Versöhnung mit Russland eintreten, aber die sind nur wenige…..was mich wieder, als Atheist, schockiert……deswegen lasse ich mich übrigens nicht wieder bekehren, da ich weis, dass Menschen Götter machen, und nicht umgekehrt – siehe EKD „Gott ist Queer“….., aber es ist dennoch mehr als bedenklich und sollte mal diskutiert werden, was ich über Organisationen schreibe, die kriegsgeil sind, und aus dem atheistischen, oder humanistischen, Lager stammen…..sind die blöde geworden? Gibt doch nur ein Leben….oder sind die Nihilisten geworden, denen letztendlich alles egal ist, sogar der eigene Atomtod durch eine radioaktive Bombe?

              Zynische Grüße
              Bernie

    2. Das Oberhaupt des völkerrechtsahnlichen Subjekts, welches sich erfolgreich auf diplomatische Gepflogenheiten beruft, um schwere Straftaten seiner Vertreter vor der Strafverfolgung im Ausland zu bewahren?
      Wahrscheinlich hat er nur nichts davon gewusst…

  4. „Mit Blick auf weitere Bemühungen der Anhänger um den Friedensnobelpreis erklärte der Dichter im Herbst 1910 – wiederum gegenüber Lewin: „Ich würde ihn nicht annehmen, weil ich von dem absoluten Schaden durch das Geld überzeugt bin.““

    Das war weitsichtig angesichts der Personen, die sich heute Nobelpreisträger nennen dürfen. Da passt er bei vielen nicht dazu. Nicht bei allen, aber bei vielen.

  5. Kürzlich der Film ‚Rosa Luxemburg‘ von Margarethe von Trotta,
    da heißt es in einer Szene sinngemäß: kommt aus Russland und ist gut.
    Auch ein Buch von Tolstoi wird verliehen.
    Bemerkenswert, dass ein Aufhorchen garantiert ist wie damals
    >zu DDR-Zeiten, wenn jemand das Wort Freiheit gebrauchte,
    und dem Zensor schien nichts aufgefallen zu sein.
    Tolstoi aber durften wir lesen: Reclambände.
    Und sicher bei vielen auch noch Konsens: die Inhalte.
    Insofern die von oben verordnete Doktrin im gegenwärtigen Krieg,
    a lá: Russland besiegen und zerstören,
    die Ukraine unterstützen, die kämpfen solle bis zum letzten Ukrainer,
    zuerst unglaublich befremdlich klang,
    vor allem wenn man sich vor Augen führte,
    was los war im letzten Jahrhundert, und davor- was Krieg bedeutete,
    dass es eben nicht getan wäre mit paar Waffenlieferungen,
    und eine nicht so bald enden wollende, für alle Seiten furchtbare Zeit anbrechen würde.
    Ehrlich gesagt: einige in der Regierung konnte man zu dem Zeitpunkt als unwissend betrachten,
    zu wenig Geschichtsunterricht,
    und international spricht man wohl auch von mangelnder Bildung.
    Aber inzwischen glaube ich, dass auch Größenwahnsinn eine Rolle spielen muss.
    Im Ernst: wer weiß, ob die noch richtig ticken.
    Hysterie, Wahnsinn, Paranoia- vielleicht in behandlungswürdigen Umfang-
    scheint bei einigen der obersten Repräsentanten als Handlungsgrundlage zu dienen,
    und wenn es blöd kommt, auch noch Gier.
    Verantwortungsvoll geht anders.

    1. @Jane Otto

      Mir ist der Film von Margarethe von Trotta über Rosa Luxemburg auch bekannt. Ist das nicht der Film, wo die Beerdigung der Frau Luxemburg von Berliner Polizei begleitet wird, die Fahnen, kommunistische Symbole und anderes Verbot? War nicht auch das singen von Arbeiterliedern verboten? Ist schon länger her, dass ich den Film nicht mehr gesehen habe, daher weis ich nicht ob die Szene aus dem Film ist, oder aus einem anderen Film, den ich früher, als ich jünger als heute war, einmal sah.

      Warum ich an diese spezielle Szene dachte? Berliner Polizei – 9. Mai 2023 – mehr muss ich wohl nicht schreiben…..doch, nichts dazugelernt, wie ihre Urgroßväter in Berlin – alles verbieten was an Kommunismus, oder Sieg, erinnert – inkl. Lieder und Fahnen…..

      Tja, Hitler ist seit 1945, dank der glorreichen UDSSR Asche, aber der faschistische Verbotswahn steckt – zumindest Berliner Polizist/-innen immer noch in den Knochen…..

      Sarkastische Grüße
      Bernie

  6. „Ein guter Artikel. Danke!

    Leo Tolstoi war schon ein sehr bedeutender Mensch. Schade, dass er heute schätzungsweise mindestens 90% der unter 50-Jährigen nicht mehr bekannt sein dürfte.“

    Ich habe ihn schon vor 20 Jahren in mein Philosophie-Programm integriert… da war ich mitte 20.

  7. Zurück zu den Wurzeln unserer Zivilisation!
    Lesen wir wieder Gandhi und Tolstoi und bringen wir sie auch unseren Kindern nahe – solange es noch nicht zu spät ist!

  8. „Zwei Briefe Tolstois an Bertha von Suttner vom Oktober 1891 und vom August 1901 lassen – trotz des warmherzigen Tones – unschwer eine Differenz zum bürgerlichen Pazifismus erkennen. Tolstoi setzt wenig Vertrauen in Friedensgesellschaften, Konferenzen und Neuerungen des Internationalen Rechts. Er erhoffte sich ein Ende der Kriegsapparatur nicht durch staatstragende Aktivitäten, sondern aufgrund der Verweigerung des Tötens von unten.“
    Und bis heute hat sich nichts geändert, ausser der angewandten Sprache, aber die Sprache ist halt auch die Macht der Mächtigen.

  9. Da hat der Tolstoi viele Dinge so treffend analysiert, aber beim Christentum scheint er das berühmte „Brett vorm Kopf“ gehabt zu haben. Jedenfalls erweckt der Artikel den Eindruck beim unbedarften Leser.

    Religiöse sind immer Soldaten für das, mehr oder weniger, universelle Reich ihres Gottes, und insofern von Haus aus eher gegen eine übergeordnete, staatliche Ordnung eingestellt

    1. Wenn man weiß, dass Tolstoi ein Ketzer war, so wie der aus Nazaret(h), wird man Kirche nicht mit Botschaft und Heil verwechseln. Das steht eigentlich auch andeutungsweise im Artikel.
      Der institutionalisierte Götzendienst (Macht, Herrschaft und Privilegien anstrebend) ist eher das Gegenteil dieser Botschaft (Liebe/Solidarität/strukturelle Anarchie, d.h. keine Herrschaft über andere, sondern nur Hirtendienst) und damit sollte die Sache, die Causa, eigentlich klar sein.
      Jesus war Materialist und Anarchist. Paulus hat ihn zum Sohn Gottes gemacht, weil er nur so die Messias-Vorstellung in sein theologisches Konzept bringen konnte. Und der Missbrauch seiner angeblichen apriori-Legitimierung weltlicher und kirchlicher Herrschaft ist Götzendienst, ist keine Neugeburt in Christus, ist das Verbleiben in der Sichtweise Adams.

      1. Ja, fast wie im Film, Das Leben des Brian.

        Natürlich wollen alle nur unser Bestes! ^^

        Im Artikel liest es sich so, „Genau wie die Kirchenväter behauptet er, der Rüstungswettstreit sei mit dem christlichen Gedankengut unvereinbar: ‚Menschen, die miteinander in Frieden leben wollen, brauchen keine Kriegsflotte. Das brauchen nur die, die plündern und töten wollen, denn Raub endet immer damit, dass Menschen sich gegenseitig das Leben nehmen‘.““.

        1. Und was noch wichtiger ist: das Christentum in uns.
          Was aber die Kirchen in ihrer Machtaffinität nicht zu begreifen wissen und „gloria in excelsis deo“ tönen, dabei den barmherzigen Samariter und andere elementare Dinge ignorieren, diese Schaumschläger vor dem Herrn (der keine Hierarchie kennt).

      2. Wenn Jesus „Materialist“ gewesen sein soll, dann muss ihm während der Bergpredigt der hinterlistige Teufel das falsche Redemanuskript untergeschoben haben.

        1. Wenn man es richtig zu übersetzen, zu interpretieren weiß, dann nicht.
          Wer natürlich,so wie die akademisch geübten Stümper, Materialismus als den Gegensatz zu Idealismus definiert, hat einen zu engen Interpretationsraum, um das zu begreifen.
          Wer aber reif genug ist um zu begreifen, dass Idealismus durch das materialistische Nadelöhr hindurch sehr wohl möglich ist, aber natürlich mit den daraus resultierenden Restriktionen, wird anderer Meinung sein.

          1. Zunächst einmal ist „Materialismus“ keine Schöpfung des Volksmunds, sondern ein Begriff, den sich diese „akademisch geübten Stümper“ ausgedacht haben. Und zwar um tatsächlich eine Differenz deutlich zu machen zum Idealismus.

            Ich gebe ohne weiteres zu, dass die Bedeutung des Begriffs Materialismus einem Wandel unterworfen war und dass auch deshalb im Einzelfall die Einordnung nicht trivial sein kann. Aber es gibt doch Grenzen der Interpretation.
            Der Materialismus trat zunächst als Naturalismus auf, also als Bemühung, alle (Natur-)Erscheinungen auf natürliche Ursachen zurückzuführen.
            Damit können die folgenden Sätze aus der Bergpredigt m.E. nicht dem Munde eines Materialisten entstammen:
            „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

            P.S.
            Die Weiterentwicklung des Materialismus bestand natürlich in dem Versuch, auch die gesellschaftlichen Phänomene, genauer den „Geist der Gesellschaft“ in letzter Konsequenz (!) auf „materielle“ Ursachen (auf die Produktionsweise usw.) zurückzuführen und daran hapert’s bis heute.

            1. Unter Idealismus und Religionen traten in aller Regel Hirngespinste zum Vorschein.
              Materialismus meint aber auch den ganzen Menschen und seine Beziehungen zur Natur und Gesellschaft.
              Und weil wir ja in diesem Thread den Bezug zu Tolstoi und seinem Gedankengut vom „Himmelreich in euch selbst“ vielleicht doch mit berücksichtigen sollten, kommen durchaus gewisse Phänomene an die Oberfläche, welche einen materialistischen Gehalt mit spiritueller Note aufweisen.
              Wenn man den Begriff des „Selbsts“ bei Anselm Grün versteht und dies auch als Antipode zum Egoismus begreifen kann, dann weiß man auch, was „anima“ wirklich bedeutet. Und das ist indirekt auch eindeutig messbar in Form einer Lackmus-Test-Überprüfung. Wer seine Ängste überwunden und seinem Selbst gefunden hat, der kann solche Sätze wie Marx bei seiner Einleitung der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie formulieren und empathisch zustimmen.
              Bloch verwendete für dieses „nebulöse“ Selbst übrigens den Begriff Heimat. Das ist die Geborgenheit, die aktiven Rückhalt und maßlose Energie und Antriebswillen liefert bei dem Versuch, der Gerechtigkeit ihren Weg zu bahnen. Sühne- und Opferlogik haben übrigens nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Sie sind philosophische Hirngespinste jenseits wirklicher Lebensrealität. Und um nochmals auf Tolstoi zurück zu kommen. Dieser war keineswegs ein Fortschrittsfeind. Aber mit der kosmetischen Form und Ausgabe hatte er es nicht so. Begreifen kann man dies aber erst ab einer bextimmten Reife, welche sich wohl erst ab einer gewissen Phase von Lebensradikalität entwickeln kann.

    2. Das Christentum wird heute durch verschiedene Richtungen ‚geglaubt‘.
      Die Frage nach dem Christentum, ist letztendlich auch eine Frage, wer was wie glauben soll!
      Das zu klären ist wesentlich schwieriger, als man das überhaupt wahrnimmt.
      Falls Jesus Christus aus Jerusalem stammen sollte, wie hat dieser seinen Weg nach Europa gefunden?
      Warum sind Christen so fokussiert auf das Land ‚Israel‘, wenn dieser Staat künstlich erschaffen wurde?

      Ich persönlich glaube an Gott und sein schaffendendes Werk, aber Re Ligion betrachte ich mich Vorsicht.

    3. Hallo GBöttcher,
      lernen Sie auch die Kirchenkritik des Leo Tolstoi kennen!
      Gucken Sie sich an:
      Leo Tolstoi. „Staat – Kirche – Krieg“. Texte über den Pakt mit der Macht und das Herrschaftsinstrument Patriotismus
      — digital zum Herunterladen, kostenlos in der Tolstoi Friedensbibliothek:
      https://www.tolstoi-friedensbibliothek.de/wp-content/uploads/2023/03/TFb_B002.pdf
      — analog auf Papier, zum Bestellen in einer Buchhandlung:
      https://www.bod.de/buchshop/staat-kirche-krieg-leo-n-tolstoi-9783734763014

      Gehen Sie in den Lesesaal der Tolstoi Friedensbibliothek
      https://www.tolstoi-friedensbibliothek.de/

  10. Tolstoi war nicht nur ein konsequenter Kriegsgegner. Er ernährte sich auch konsequent gewaltfrei. Tolstoi 1892: „Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben … Fleischessen ist ein Überbleibsel der größten Rohheit. Der Übergang zum Vegetarismus ist die erste und natürlichste Folge der Aufklärung … Vom Tiermord zum Menschenmord ist es nur ein Schritt und damit auch von der Tierquälerei zur Menschenquälerei.“
    Recht hat er.

  11. Gewalt ist Geburtshelferin der Moderne, Revolutionen die Notbremse.
    Im moralischen Universum gibts ne höhere Macht die die ihren nach dem Tod fürs ewige Leben sortiert.
    Auf dem Grabstein steht dann: Er hat Recht gehabt.

    Auch Peter Bürger glaubt. Er schaut nur, aber er sieht nicht.
    Warum tun die denn das alles, warum halten sie es für notwendig?
    In welchem geistigen Universum bedingt Soldatentod den Erfolg der Nation gegen andere Nationen?
    Wieso hats den Nazis an Freiwilligen nicht gemangelt?
    Echte Nazis bedauerten daß sie nur 6 statt der 12 Millionen gekillt hätten.
    Verlogene Nazis sagen Auschwitz hat nicht stattgefunden weil Erinnerung die Nation schädigt.
    Offizielle Staatslüge ist: das deutsche Volk war nur widerwillig dabei, das Böse kam aus Transzendentalien.
    GET REAL.

    1. Gewalt war fast immer Geburtshelfer von Veränderungen/Revolutionen, aus welcher auch die Moderne hervor gegangen ist.
      Marx schrieb nicht umsonst, dass es schon der Kritik der Waffen bedürfe, um die Waffe der Kritik auch umzusetzen.

      Aber um Tolstoi zu begreifen, bedarf es schon etwas mehr als nur eines idealistischen Werkzeugkastens, wo zufällig Marx drauf steht.
      Ein Materialist braucht gar keinen Werkzeugkasten, weil er sich diese selbst durch sorgfältige Analyse (sui generis) fertigt.
      Nur rennt im Kleide mit der Bezeichnung „Materialist“ oft ebenso wenig ein Materialist rum, wie es bei den Christen der Fall ist und was Tolstoi anprangert.

      Edelkommunisten zeichnete einHerzensbildung aus, welche bei vielen Marxisten unterdrückt wird, weil man es als uncool interpretiert, oder (noch) überhaupt nicht vorhanden ist.
      Ich schreibe hier schon etwas länger, wenn auch aus Zeitgründen oft sehr wenig.
      Aber falls man begriffen hat, was ich damit thematisiere, kommt man mit Sicherheit weiter und es öffnen sich neue Türen.
      In Diskussionen mit dem User „Rebane“ habe ich letztes Jahr zumindest andiskutiert weshalb Jesus ein Anarchist und Materialist war. Und auf Facebook bei Anselm Grün oder meiner Seite kann man mehr finden. Das ist aber vor allem eine Kritk der Religion, aber keine destruktive Verhunzung…

  12. Russisches, radikalpazifistisches Schriftsteller-Genie vs. teutonischem Verteidigungsminister-Durchschnittsspießer.

    Wie soll man sich als Biodeutscher schon fühlen, wenn einer der Eigenen den US-Oberen, den Herren der Welt, schlicht um des persönlichen Vorteils willen den Arsch leckt ?
    SCHLECHT !
    Unser Hegemon fordert unseren Vasallengehorsam für seinen Krieg gegen Russland ein ! Was für eine Reaktion habe ich und die Meinen für einen solchen Fall von unserer Obrigkeit erhofft ? :
    „Sire, Ihr wisst, wir sind Euch treu ergeben, denn Ihr seid immer gut zu uns gewesen; aber nun flehen wir Euch an : Verlangt nicht von uns, dass wir gegen das russische Volk in den Krieg ziehen ! Wir sind an diesem Volk schuldig geworden wie kein anderes Kollektiv zuvor; wir haben an diesem Volk Verbrechen begangen, die nicht wiedergutzumachen sind ! Bitte erlaubt uns, in diesem Konflikt Friedensstifter zu sein, damit wir nicht noch den kümmerlichen Rest unserer Selbstachtung verlieren !“
    Pistorius hat entsprechend seinem sklavischen Grundcharakter anders wie erhofft reagiert; der Blitz möge ihn beim Knallen treffen !

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