Der inquisitorische Journalismus der Süddeutschen Zeitung

Bild: pxhere.com/CC0Oder: Wenn es Journalisten mit dem Gehirn haben.

Nicht als Investigativ-Journalisten sondern als Meinungsforscher hat sich die Süddeutsche Zeitung betätigt und das Meinungsforschungsinstitut Civey beauftragt. So wurden 5000 Bürger mit der Frage behelligt: „Wären Sie bereit, für mehr Klimaschutz auf einen Teil ihres persönlichen Wohlstands zu verzichten?“ (SZ 27.6.24) Dabei gibt schon die Frage mehr Auskunft über diejenigen, die die Bürger befragen, als deren Antworten über diese.

Der Klimasünder

Die Fragestellung verdankt sich weniger gefundener Fakten, als dem gefestigten Weltbild der Zeitschriftenredaktion. Es gehört schon eine gehörige Portion Ignoranz dazu, um auf den Verbraucher als Verursacher der Ruinierung des Klimas zu kommen. Und das in Zeiten, in denen Deutschland mit Waffenlieferungen drei Kriege anheizt – Ukraine, Israel und Jemen – wie das gleiche Blatt berichtet: „Rüstungsexporte auf Rekordhoch. Deutsche Waffenlieferungen für die Ukraine  – und wieder verstärkt an Saudi-Arabien.“ (SZ 1.7.24).

Da wird nicht nur das Klima geschädigt, sondern es kostet Hunderttausenden von Menschen das Leben. Nach einem NATO-Großmanöver mit Hunderten von Kampfflugzeugen fragen Meinungsforscher im Auftrage der SZ, ob die Bürger nicht zu Gunsten des Klimas auf ihren Ferienflug verzichten wollen. Da haben die Unternehmen die Autobahn zu ihrem Materiallager gemacht und gehört die rechte Spur auf den Autobahnen den LKW und dem Blatt in Süddeutschland fällt ein, dass die Bürger doch öfter mal ihr Auto stehen lassen könnten, um das Klima zu retten.  Verursacher für den Klimawandel ist aus dieser Sicht der Verbraucher, der durch Kauf oder Nichtkauf, Verzicht auf Leistungen es in der Hand hat, über das Schicksal der Welt und ihr Klima zu entscheiden.

Um zu einem solchen Schluss zu gelangen, muss man schon sehr viel vergessen oder vergessen machen, was bekannt ist. Schließlich sind es ja nicht die Kunden, die die Produktion von Gütern in Auftrag geben und bestimmen, was wie produziert wird. Es ist ja nicht unbekannt, dass es bei dem hierzulande herrschenden Wirtschaftswachstum nicht einfach um die Versorgung der Bevölkerung geht, sondern die Versorgung der Bevölkerung Mittel für das Geschäft ist, also Mittel der Bereicherung derer, die über Reichtum verfügen. Und das hat für die Mehrzahl der Bürger die Konsequenz, dass ihre Mittel für den Lebensunterhalt sehr beschränkt sind und sie sich diese einteilen müssen. Denn ihre Einkommensquelle Arbeit ist abhängig vom Gang des Geschäfts und geht in die Gewinnkalkulation von Unternehmen als Kosten ein, die es zu beschränken gilt.

Das führt nicht nur dazu, dass die so Abhängigen wenig Geld zum Leben haben, sondern dass es auch eine Konkurrenz der Unternehmen um diese beschränkte Zahlungsfähigkeit gibt mit Lebensmitteln, die oft ihren Namen nicht verdienen. Auf diese Zahlungsfähigkeit zielen Massenprodukte aus der industriellen Landwirtschaft wie den Schweinefleischfabriken, die auch Bauernhöfe heißen, hergestellt unter Einsatz von Herbiziden, Pestiziden, Fungiziden, Antibiotika, Hormonen und der Überdüngung der Böden. Konsumenten dieser Produkte wird nahegelegt,  teurere Bioprodukte zu kaufen, was nur unter Verzicht auf anderes oder durch weniger Konsum geht, denn dass die meisten Konsumenten nur über eine sehr beschränkte Zahlungsfähigkeit verfügen, gilt den Auftraggebern der Befragung als die größte Selbstverständlichkeit, ganz so, als ob es sich um einen Naturzustand handeln würde. Warum der Konsument sich nicht so verhält, wie er sich nach den Vorstellungen des Blattes aus dem Süden verhalten sollte, dafür weiß eine Redakteurin auch gleich wichtige Gründe.

Das Gehirn des Verbrauchers oder das der Journalistin

„Etwas abzugeben, was man zuvor besessen hat, auf etwas verzichten, woran man sich längst gewöhnt hat: Das ist für uns Menschen eine mittelschwere Katastrophe. Schuld ist unser Gehirn. Das nämlich bewertet einen Verlust doppelt so stark wie einen Gewinn.“ (Kerstin Bund, SZ 27.6.24) Nur, wenn das so ist, dann ist auch die Aufforderung an den Menschen, auf etwas zu verzichten, wider seine Natur und dann könnte man es doch auch gleich lassen.

Die Frage ist nur, wie ein Organ, das den Menschen bestimmen soll, zu seinen Bewertungsmaßstäben kommt. Und wie kommt dann die Autorin dazu, ganz andere Auffassungen zu vertreten? Aber von solchen Fragen ist scheinbar nicht nur die Autorin unbeleckt, wenn sie schlussfolgert: „Heißt das nun im Umkehrschluss, dass die Regierung besser selbst auf etwas verzichten sollte – nämlich auf Klimapolitik? Überhaupt nicht. Es heißt aber, dass sie ein anderes System der Kommunikation braucht. Wer den Leuten sagt, dass sie dies nicht tun und jenes lassen sollen, der treibt sie in die Widerspenstigkeit. Wer ihnen aber sagt, was sie bekommen sollen, der hat eine Chance auf Zugewandtheit: bessere Luft, weniger Hitze, weniger Überschwemmungen, mehr Artenvielfalt.“

Zwar ist den Menschen nicht mit vernünftigen Argumenten beizukommen, wohl aber wenn man ihnen etwas vormacht, schließlich sind sie ja gesteuert und es ist Sache der Politik,  diese richtig zu steuern. Dass von dem bisschen Autostehenlassen – die meisten fahren ja nicht zum Vergnügen, sondern sind darauf angewiesen – gleich die Luft besser wird, vom Kauf des Bio-Hühnchens die Hitze abnimmt oder die Artenvielfalt zu, glaubt offenbar die Autorin selber nicht, aber aufgeben will sie den Gedanken dennoch nicht: „Wer weniger Fleisch essen soll, tut das vielleicht nicht, um gleich das Klima zu retten. Aber sich selbst retten, indem man Diabetes oder Darmkrebs vorbeugt? Das klingt schon anders. Die neuralen Belohnungssysteme sind weniger frustriert, wenn der persönliche Verzicht nur als Umstellung angesehen und mit persönlichen Vorteilen aufgewogen wird.“

Was anders klingt, muss ja nicht unbedingt sachlich stimmen, wenn es darum geht, dass Journalisten oder Journalistinnen sich berufen fühlen, sich den Kopf der Politiker zu zerbrechen und meinen, diesen Ratschläge geben zu müssen. Und dabei ist kein Argument zu blöd, auch oder gerade wenn man meint, sich auf die Hirnforschung berufen zu können: „Wer den Menschen eine „Null-Zumutungs-Politik“ (…..) verspricht, der erzählt Dinge, die zu schön sind, um geglaubt zu werden. Da wird jedes Gehirn misstrauisch.“

Offenbar kann sich die Schreiberin nicht entscheiden. Wenn man den Menschen was zumutet, werden sie widerständig, verspricht man ihnen etwas Positives, werden sie misstrauisch. Der Manipulationswunsch der Kommentatorin hat da wohl so seine Tücken: „Ja es gibt die Lust- und Frustzentren, die den Menschen fest im Griff haben. Aber zu langfristigem Denken ist er trotzdem imstande.“ Nur was hilft das langfristige Denken, wenn der Mensch fest im Griff seine Lust- und Frustzentren ist?

Und wenn es schon so schwierig ist, das gewöhnliche Volk in den Griff zu bekommen, dann entdeckt die Autorin eine Gattung Mensch, die da ganz anders unterwegs ist: „Die Mehrheit der hiesigen Managerinnen und Manager sieht in einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft – schönen Gruß ans kollektive Belohnungssystem – einen Wettbewerbsvorteil.“ Also entdeckt sie ein Gehirnteil jenseits der Menschen, die diejenigen, die wirklich über die Wirtschaft entscheiden auszeichnet. Dass deren Handeln Klimaschutz überhaupt erst notwendig macht und sie auch diejenigen sind, die von dieser Wirtschaft etwas haben und nicht verzichten müssen, spielt da keine Rolle.

Es ist schon seltsam, zu welchen Kapriolen deutsche Journalisten in der Lage sind, wenn sie sich berufen fühlen, dem Volk Verzicht beizubringen. Andere sind da viel direkter, wie Markus Söder, der die Wiedereinführung der Sechs-Tage-Woche fordert, oder wenn die Wirtschaftsweisen eine Erhöhung des Rentenalters fordern. Der wachsende Reichtum ist eben nicht für diejenigen da, die ihn produzieren, sondern sie haben für das Wirtschaftswachstum und seinen Folgen dazustehen. Und in Vorkriegszeiten müssen eben die Bürger mit Einschränkungen vertraut gemacht werden.

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35 Kommentare

  1. Verzichtet die Werte Journalistin auch so konsequent für die “Rettung des Klimas”? Oder predigt sie Wasser und trinkt selber Wein?

  2. Längst bekannte Strategie. “Du bist schuld” ist ihr zentraler Satz und die Süddeutsche ist natürlich voll aufgesprungen. Alle sollen sich mit ihrem Fußabdruck beschäftigen und dabei ein schlechtes Gewissen haben. Mit Küchenlatein über das Gehirn angereichert. Das Übliche halt.
    Professor Mann in den USA hat diese Strategie analysiert und schreibt:

    “Die Inaktivisten geben den einzelnen Menschen die Schuld an der Klimakrise. Ganz nach dem Motto: Ihr wollt doch all diese Produkte kaufen, Ihr schafft es doch nicht, euch einzuschränken. Das lenkt unsere Aufmerksamkeit auf unseren privaten CO2-Fußabdruck, nicht auf den der Konzerne. Das Konzept stammt übrigens von einer Ölfirma, British Petroleum. Sie hat Anfang der 2000er-Jahre ein Berechnungsverfahren für diesen Fußabdruck entwickelt und vorgestellt.”

    Klar, der Fußabdruck hat seine Bedeutung. Aber das ist doch nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, den Staat zu fragen, wann endlich grüner Stom aus der Steckdose kommt. Oder wann man endlich klimaneutral mit E-Kerosin fliegen kann. Oder wann endlich Mindeststandards für die Tierhaltung erlassen werden. Österreicher und die Skandinavier haben das gemacht und sind nicht verhungert.

    Klar mussten wir uns in Deutschland als Pioniere mit teurer und schlechter Tevhnik herumschlagen. Das hat gekostet, ohne Frage. Aber jetzt haben die Erneuerbaren einen Preis, der sehr deutlich unter dem von Kohle und Atom liegt. Wohlstandsverluste sehe ich keine. Vielmehr zunehmende Freiheit vom fossil-atomaren Komplex, der entgegen unserer Absicht die Politik gestaltet und ursächlich an Kriegen beteiligt ist. Da wäre sogar Raum für die eine oder andere Utopie, wie sich das vorteilhaft gestalten lässt.

    Aber nicht in der Süddeutschen. Da gewiss nicht.

    1. > Artur : in Ö wurden MINDEST
      STANDARDS FÜR DIE TIER -HALTUNG BESCHLOSSEN. eeecht ? Ab 2030 ? Oder etwas später. Und erst die Standards für die tausenden Puten inThai- land. Die Puten werden gene -tisch so programmiert werden, dass sie von Südostasien ganz öko in die europ. Kochtöpfe fliegen !

    2. “Österreicher und die Skandinavier haben das gemacht und sind nicht verhungert.”

      Ja – endlich spricht es jemand mit fundiertem “Basiswissen” aus, wie einfach es wäre, Standards zu übernehmen.

      Als Beleg hier eine kurze statistische Einführung, die sicher VOR dieser intelligenten Einlassung berücksichtigt wurde:
      gemessen an D, seiner Landfläche und Bevölkerungsdichte ergeben sich z.B. folgende Bevölkerungszahlen für
      Österreich: Ist 9,1 Mio, Soll 20,3 Mio
      Schweden: Ist 10,5 Mio, Soll 99,3 Mio
      Norwegen: Ist 5,6 Mio, Soll 73,6 Mio

      Mit rund 84 Mio Einwohnern (IST) in D wäre das Prinzip selbstverständlich problemlos übertragbar! 😵‍💫🤪
      Danke für den erhellende Beitrag, Antwort überflüssig!

      1. Argument verstanden. Aber trotzdem hat Deutschland einen enormen Exportüberschuss beim Fleisch. Habe die KI nach einem ProkKopf-Fleischexportüberschuss gefragt und sie hat D mit 17 kg bewertet, Frankreich mit 4 und Spanien mit 6. Mussa das sein, dass wir da auch noch Exportweltmeister sind?

      2. “Antwort überflüssig!”

        Da will ich widersprechen, was deinen an den Anfang gezogenen Endhalbsatz erklären sollte.

        “gemessen an D, seiner Landfläche und Bevölkerungsdichte ergeben sich z.B. folgende ”

        Was wird denn da gemessen? Landfläche und Bevölkerung würden wenigstens rudimentär Sinn ergeben. Aber Landfläche und Bevölkerungsdichte?

        “Österreich: Ist 9,1 Mio, Soll 20,3 Mio
        Schweden: Ist 10,5 Mio, Soll 99,3 Mio
        Norwegen: Ist 5,6 Mio, Soll 73,6 Mio”

        Warum so eine kurze Liste, ich füge mal einen Eintrag hinzu. (“Soll” ist wohl die fiktive Einwohnerzahl bei einer angenommenen Bevölkerungsdichte entsprechend der deutschen. Deine Ausführungen sind da etwas “ungenau”.)

        Antarktika: Ist 0,001110 Mio, Soll 3.288.700 Mio

        “Danke für den erhellende Beitrag”

        Nun gut, wenigstens Selbstbewustsein scheint bei dir ausreichend vorhanden zu sein.

        1. Rudimentär scheint Programm zu sein?!
          Im Beitrags von Artur_C werden exakt Österreich und Skandinavien angeführt. Einen logischen Schluss zur Antwort zu ziehen, sollte in diesem Fall nicht schwierig sein; obwohl scheinbar doch.

          Durchschnittliche Bevölkerungsdichte pro km2/Landmasse (bedeutet: exklusive Wasseroberfläche) ist ebenfalls schwer verständlich?!
          Nun ja – nicht jedem kann und muss geholfen werden.
          Sicher haben Sie dafür andere Qualitäten.

    3. Hab am Wochenende einen Bericht im ÖR gesehen, da wurde ein Bäckereibetreiber vorgestellt, der massiv in Fotovoltaik investiert hatte. Alle Dächer waren mit Solarpanelen voll. Zusätzlich wurde der ganze Betrieb auf Strom umgestellt. Backöfen inklusive. Den meisten Strom verbraucht er also selbst, nur Überschüsse gehen ins Netz.

      Und jetzt kommts: Im Sommer, wenn die EEs im Land richtig viel Strom liefern, wird seine Anlage von örtlichen Netzbetreiber regelmäßig abgeschaltet, um Überlastung im Netz zu verhindern. Also nicht nur was die Einspeisung angeht, sondern komplett! Er muss also für seinen Betrieb den Strom zukaufen, obwohl seine eigene Anlage gerade in dem Moment mehr als grnug genug Strom liefern würde! Die aber ist zwangsabgeschaltet!
      Man könnte die Anlage auch so umbauen, dass kein überschüssiger Strom ins Netz geht, man also nur sich selbst versorgt. Das ist aber verboten….

      Schilda in Bayern…

      1. nur zur Selbstversorgung wäre zu teuer. gerade Bäcker verbrauchen den meisten Strom zum Backen, nicht zum Verkauf. Wenn sie backen, ist es mit Solarstrom mangels Sonne üblicherweise bei praktisch Null. Und wenn Strom immä Überschuss produziert wird, tun das die anderen eben auch. Und ohne die Einspeisevergütung (die es übrigens auch dann gibt, wenn gar nix eingespeist wird wegen Zwangsabschaltung) ist der Kram nicht rentabel. Das hat mit Schilda nix zu tun. der Bäcker dürfte übrigens vom Netz, aber dann komplett. Wo dann sein Strom herkommt wenn er die Frühstücksbrötchen backen will, ist die kaum zu beantwortende Frage

  3. 1. Beim Eiertanz ums Goldene Kalb nicht mitzumachen, ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn – für einen selbst und für die Umwelt. Die Fragestellung der Umfrage suggeriert das Gegenteil. Unsere Wirtschaft ist von Kopf bis Fuß auf Wachstum eingestellt, für die ist es natürlich schlecht. Da müsste man sich etwas einfallen lassen. Einfach ist das nicht, aber man sollte anfangen, über Konzepte nachzudenken.
    2. Natürlich sind nicht nur Kriege schädlich, sondern die Rüstung verschlingt unfassbare Mengen an Ressourcen. Wenn dem Mainstream das egal ist, weiß man woher der Wind weht.
    3. Der gewöhnliche Konsument ist sehr wohl in der Lage, durch sein Verhalten Ressourcen und Umwelt zu schonen. Die Masse macht’s. Was der Baerbock ihr Flug zum Fußballspiel ist für Michaela Mustermann das Wochenende in Rom mit Ryan Air. Beides ist Scheiße.
    4. Warum kann man berechtigte Kritik am Artikel in der SZ nicht sachlich und ohne Häme gestalten? Ich hätte gerne eine differenzierte Diskussion mit Pro und Contra. Emotionen Ja gerne – Gift und Galle – Nein Danke!

    1. > Nold … da sollte man anfan -gen über Konzepte nachzuden-ken ….Aber ohne Gift und Galle.

      Süß ! Diese Konzepte gibt es seit Jahrzehnten und verschim-meln in Schubladen, Ordnern, auf Disketten (!) und sonstwo.

    2. Ich denke das haben Sie gut zusammengefasst.
      Nur weil Krieg und Profitgier der ganz großen Fische Scheiße sind, ist das ja keine Absolution für den kleinen Mann, mit seinen Kräften und Mitteln genau bei dieser ganzen Scheiße mitzumachen. Da werden Dinge gegeneinander abgewogen, die sich überhaupt nicht gegenüber stehen sondern im Prinzip das Gleiche sind.
      Mit Ihrem Punkt 1 haben sie absolut recht. Den ganzen Scheiß nicht mitzumachen, das ist ein ganz persönlicher Gewinn an Lebensqualität. Muss mann nur noch eine Gefährtin finden, die das mitmacht, die meisten Damen (und mit Sicherheit die Journalistinen der SZ) sind ja wie “des Fischers Frau” aus dem Märchen und eine der wesentlichen Triebkräfte dieses selbstzerstörenden Wachstumswahns, jenseits aller ökonomischen Zwänge.

    3. Informieren Sie sich mal, welchen Anteil die zivile Luftfahrt am CO2-Ausstoß hat. Das wird zwar von allen Akteuren erfolgreich versteckt, aber finden lässt es sich doch. Sie werden staunen. Selbst wenn niemand mehr privat fliegen würde, wäre die Änderung kaum merkbar. Anders, wenn die militärischen Flüge und die Kriege aufhören würden. Aber man hält sich lieber an das, was nichts bringt, aber einem dad Gefühl gibt, anderen (moralisch) überlegen zu sein.

      1. Es sind 3%. Wenn man alles einrechnet sollen es 5% sein. Hört sich nicht viel an, aber: Wenn alle Menschen so leben würden, wie die “goldene Milliarde” wären es 8 x mehr, also 40%. Leider wird die Debatte nur aufs Klima reduziert – es geht auch ums Verpulvern wertvoller Rohstoffe. Auch für die Produktion von Dünger braucht man derzeit fossile Energie. Und Dünger ist nicht bloß “nice to have” – der Wochenendtrip nach Rom schon. Maß halten wär schon wichtig. Unsre Nomenklatura müsste mit gutem Beispiel voran gehen – aber gerade die ist am schlimmsten.

    4. “Warum kann man berechtigte Kritik am Artikel in der SZ nicht sachlich und ohne Häme gestalten?”

      Aiwanger hat der geheißen.

  4. Die von der Zeitung Deutsch -Süd ist doch eine gaaaanz Gute.
    Hat die doch nicht nur studiert,
    sondern auch ½ Jahr in einem Waisenhaus (!) in Mittelamerika gearbeitet. Wenn das nicht reicht ! Schaun Sie sich die Auto
    :rinnen Seite der Zeitung an und das Foto von der, mehr müssen Sie nicht wissen !

  5. Der Journalistin sei geraten sich ihre Worte zu Herzen zu nehmen: Druckerzeugnisse sind hochgradig klimaschädlich, man betrachte den Stromverbrauch, die Rohstoffe für den / die PC´s/Laptops, Druckerschwärze und gefällte Bäume für´s Papier !! Von der Papierherstellung ganz zu schweigen! Sicher habe ich da noch Einiges vergessen, aber schon dieser kurze Überblick sollte genügen, um der Dame mit ihren eigenen Worten sehr deutlich zu machen, wie überflüssig und klimaschädlich nicht nur ihre Gier nach bezahltem Geschreibsel ist, sondern auch wie entsetzlich die Existenz von Zeitungen wie der Süddeutschen sich auf unser Klima auswirkt!!

    Verzichten wir doch bitte auf solche existentiellen Bedrohungen für unser aller besseres Klima! Und für Talkshows und ÖRR gilt genau das Gleiche! Abschaffen! Und schon gibt´s prima Klima !!111!!!!!

  6. Veranschaulichen wir uns den Zusammenhang mal anhand eines Beispiels:
    Angenommen, Ricarda Lang äße pro Tag 4.000 Burger weniger. Von den dann nicht mehr als Tierfutter verwendeten pflanzlichen Nahrungsmitteln könnten 100.000 Menschen vor dem Hungertod gerettet werden.
    Würde dies ihr Belohnungszentrum aktivieren? Nein: der positive Effekt wäre im Vergleich zum Burgergenuss viel zu abstrakt.
    Ricarda Lang würde mit 4.000 Burgern weniger auch 10.000 Kubikkilometer weniger Methan erzeugen und damit die globale Erwärmung in relevantem Maße reduzieren. Würde dies ihr Belohnungszentrum aktivieren? Vermutlich würde sie sich 200 kg leichter nur weniger schön finden und uns nichtprivilegierte Menschen noch mehr schikanieren.

  7. Von wegen, die Verbraucher sind nicht schuld. Wer kennt nicht die Riesendemos und Mahnwachen von Verbrauchern vor Aldi und Lidl mit den Parolen: Wir wollen billigeres Fleisch? SZ hat sie gesehen. So wahr mir Gott helfe.
    Apropos, wann hat die SZ je investigativen Journalismus betrieben? Etwa die Teilnahme an sog. Enthüllungen, die von der CIA durchgesteckt worden waren und derer sie sich als Eigenreserche brüstet?

    1. Ich glaube, es war sogar die Süddeutsche, die über die CIA-Operation “Timber Sycamore” in Syrien berichtet hatte! Im Spiegel gibts bei der Suche danach null Treffer.

      Also… ein blindes Huhn trinkt auch mal einen Korn…

  8. Diese Form der “Moralisierung” in der Süddeutschen lenkt von den Herrschaftsverhältnissen ab und ist deshalb erwünscht. Die SZ ist ein Medium, das die Besitzverhältnisse wahrt, unter dem absurden Deckmäntelchen irgendwie “links” zu sein. Wer an diese angeblich “linke” Fassade glaubt, ist weltfremd und hohl oder zutiefst verlogen.
    Die SZ wird von der Medien Union und dem Millionenerben Thomas Schaub geleitet. 2022 betrug das geschätzte Vermögen der „Familien Schaub, Lenk, Wipprecht, Resch und Nagel, Medien Union“ rund 600 Millionen Euro.

    Wenn die Reichen es wollten, wären “Klima” und Umwelt gerettet, aber das ist offensichtlich nicht gewünscht, es soll einfach nur die Schuld von den größten Verursachern (den Reichen) auf die Konsumenten abgewälzt werden. Die Reichen wollen weiterhin Privatjet fliegen und Geld mit verpestenden Produkten machen.

    Aber da fallen die Naiven am liebsten drauf rein, weil es so einfach und bequem ist: Verlogenheit, rechte Menschenrechtseinschränkungen, Verrat am Denken und an tiefgründiger Kritik wird einfach (von oben befohlen) als “links” tituliert und schon wird alles geschluckt.

    Lustig wäre es, die vorhersehbare Reaktion der Autorin zu beobachten, wenn sie, gut belegt und begründet, erfahren würde, dass sie durch ihren vorauseilenden Gehorsam die Umwelt wesentlich extremer als die gescholtenen “Normalbürger” schädigt: Sie würde Kritiker einfach als Verschwörungstheoretiker bezeichnen. Die einfache Welt der Gehorsamen. Das können auch die simpelsten Sklaven.

  9. Die Individualisierung des Klimaschutzes dient nur der Ablenkung, dass man die Unternehmen nicht regulieren will.
    Oder sich einfach an der Kapitalmacht die Zähne ausbeißt.

    Wenn man nicht härtere Maßnahmen gegen das Kapital und resignieren will, muss man die bösen Verbraucher für das Problem verantwortlich machen. Die Kleinsparer waren mit ihrer Gier nach höheren Zinsen ja auch verantwortlich für die Finanzkrise. Und dann die bösen Griechen.

    Entweder wollen die Journos nicht hinschauen, sie müssen ja auch Miete zahlen, oder sie trinken den Kakao durch den sie uns ziehen. Nur solange sie das machen, schwächen sie die Demokratie und fördern AfD und Co.

    Aber sie sind ja die Guten. Oder hat mal jemand versucht, Journos F2F zu kritisieren? Dann geht aber die Post ab. Sie keilen gerne sind aber super Sensibelchen.

  10. “Wenn die Reichen es wollten, wären „Klima“ und Umwelt gerettet, aber das ist offensichtlich nicht gewünscht,”
    Das ist leider ein großer Irrtum. Die fatale Entwicklung mit der desaströsen Konsumierung der Umwelt ist systemisch und nicht vom Willen des Menschen abhängig. Da muss schon eine völlig andere Produktionsweise sich durchsetzen, um den Trend aufzuhalten.

      1. … , der aber nicht “abgeschafft” werden kann, durch Handeln von Menschen- und Gruppen jedweder Art, im Überbau. Kapitalismus kann nur von unten durch die Produzenten mit der Schaffung einer anderen Produktionsweise “aufgehoben” werden, in der gesellschaftlichen Basis.

        1. So’n Quatsch
          Einfach die Reichen enteignen und aus ihren Villen treiben.
          Die Großkonzerne abwickeln,.
          Die kapitalistischen Strukturen abschaffen.
          Wir haben doch seit “Corona” gelernt wie es geht,.
          Man kann alles umstrukturieren, ja sogar alles dichtmachen wenn man nur will.
          Also erzählen sie nicht so einen Mist!

  11. Diese bösen Konsumenten sind wie immer an allem schuld. Aber:
    Verzicht auf den Konsumwahn mit seinem exzessiven Ressourcenverbrauch ist nicht dasselbe wie Konsumverzicht. “Klimaneutraler” Konsumwahn zwecks “grünem” Wirtschaftswachstum ist genauso schädlich wie jede traditionelle Form des Wachstums-Wahns.
    Schrumpfung (“Gesundschrumpfen”) ist überall angesagt, speziell bei den Wachstums-Wahnsinnigen.

  12. Süddeutsche – arroganter und schwachsinniger gehts nimmer. Für was doch nicht alles neurologisierte Küchenpsychologie herhalten muss.

  13. Die Fragestellung impliziert nicht nur Aussagen über Befrager und Befragte. Auch über die SZ. Mit zunehmender Tendenz. Dass die Umwelt,
    Biodiversität, Artenvielfalt, Klima, etc. Werte per se sind wird – qua Unwissenheit !?,Ignoranz!?, Ideologie!?- ausgelassen! Würde der Menschheit die Wertigkeit von Natur vermittelt, würde sie mit Natur nur Gewinn assoziieren!

  14. Naja, es ist die x-te Neuauflage der lange gepflegten “Verbraucher”-Schelte, dass es “letztlich alles” an den “Bedürfnissen des End-Konsumenten” liegen soll. – Der alte öko-logische, teils “grüne” Gedanke des Natur- und Umweltschutzes, der sehr marktkonform das “menschliche Bedürfnis” zum Grund allen Übels verklärt. Neben den PR-Abteilungen der Unternehmen, die noch bei jedem Dreck den sie produzieren unschuldig schulterzuckend auf die Kunden und ihre Geiz-ist-Geil-Mentalität verweisen, brütet auch die SZ immer wieder gerne an dem Thema herum.

    Ganz fraglos scheint für solche Medien wie die SZ heute festzustehen, dass der Kapitalismus eine reine Dienstleistung am Bedürfnis des Menschen sei, als ob “der konsumierende Mensch” sich mit seiner tugendhaften Sparsamkeit die Berge an Plastikmüll, Verpestung der Luft und Vergiftung seiner Umweltbedingungen gleich mitbestellt hätte.
    – Man erinnere sich nur an den Diesel-Skandal, bei dem den durchaus “umweltbewussten” Auto-Käufern von den Herstellern vorgegaukelt wurde, sie würden, gar mit Aufpreis, einen “nachhaltigen Beitrag” zu weniger Dreck in Luft und Lungen leisten.
    Ja, Pustekuchen … das meinungsermittelte, gestiegene Umweltbewusstsein der Bürger wird mit “green-washing” und zahlreichen “Bio-Labeln” bedient, mitsamt der kapitalistischen Weisheit, es sei nur eine Frage der angemessenen Preise.
    Und durch die zweite große Leistung, das alles zu einer moralischen Frage der “Verbraucherschuld” hinzubiegen, bekommt man neben dem schlechten sogar ein gutes Gewissen geliefert, wenn man bereit und zahlungsfähig genug ist, die verlangten Preisaufschläge für “Nachhaltigkeit” zu berappen.

    Eine reine “Verzichtsmoral” möchte die SZ sicher nicht predigen. Ein paar Bäume müssen schließlich auch für ihren Wirtschaftsteil dran glauben, in dem sich regelmäßig ebenso über mangelnde “Kauffreudigkeit” der Deutschen beschwert wird, die “unserer Wirtschaft” schaden könnte. Da darf man sich dann wiederum über den aktuellen “Touristikboom” und bislang unerreichte Erfolgsbilanzen freuen, bei denen auf ökologische Fußabdrücke geschissen ist.

    Der SZ-Konsument darf also beides. Sich bei anstehenden, alternativlosen sozialen Einschnitten über seinen nachhaltigen Beitrag zum deutschen Klimaschutz freuen und, wenn er die Kröten für’s Traumschiff mal zusammen bekommt, über seinen Beitrag zum deutschen Wirtschaftswachstum. So informiert die SZ einen auf jeden Fall nochmal darüber, dass jedes Bedürfnis ein Dienst an übergeordneten Werten zu sein hat.

    Was die staatliche Klimaschutz-Politik IST interessiert die SZ dabei nicht wirklich, auch nicht ob “persönlicher Verzicht” zu dieser überhaupt ein Beitrag wäre und vermutlich würde sich die SZ-Autorin schon gar nicht mit den verzichts-freundlichen Klimaklebern verbrüdern wollen, weil die mit ihrer “übertriebenen” Moral ja zur Störung des einzig wirtschaftsgemäßen Klima-Managements erklärt wurden.

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