
Laut einer Studie an der Universität Halle-Wittenberg ist die Wirkung von Psychotherapie nun „medizinisch-naturwissenschaftlich“ belegt.
Depressionen entwickeln sich mehr und mehr zur Volkskrankheit. Trotz anhaltender Kritik an der Wirksamkeit sogenannter Antidepressiva werden davon inzwischen in Deutschland genug verschrieben, um täglich fünf Millionen Menschen zu behandeln. Viele Personen suchen psychotherapeutische Hilfe. Für gesetzlich Krankenversicherte sind die Wartezeiten schmerzhaft lang, während Psychologieverbände mehr Behandlungsplätze fordern und seit der Reform der Ausbildung zum*zur Psychotherapeut*in die Finanzierung weiterhin unklar ist. Allein davon könnte man schon depressiv werden.
Jetzt hat eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Ronny Redlich, Professor für biologische und klinische Psychologie an der Universität Halle-Wittenberg, die möglichen Auswirkungen von Psychotherapie auf das Gehirn näher untersucht. „Mehr graue Zellen durch Psychotherapie“, kommentierte das die Pressemitteilung der Uni vom 27. August. Es klingt wie ein Durchbruch: „Jetzt haben wir erstmals einen validen Biomarker für den Effekt von Psychotherapie auf die Hirnstruktur“, erklärt der Professor. „Einfacher ausgedrückt: Psychotherapie verändert das Gehirn.“
Na ja. Das Lesen dieses Artikels verändert Ihr Gehirn (hoffentlich auf positive Weise). Spaziergänge in der Natur verändern das Gehirn. Unser ganzes Leben lang verändert alles, was wir tun und wahrnehmen, das Gehirn. Es ist ein plastisches Organ, das mit seinen rund 86 Milliarden Nervenzellen noch viele Geheimnisse seiner Funktionsweise vor uns verbirgt. Schauen wir uns die neue Studie einmal näher an.
Die Studie
Für die jetzt in der Fachzeitschrift Translational Psychiatry publizierte Studie wurden 30 Personen im Alter von durchschnittlich 28 Jahren mit der Diagnose Depressionen untersucht. Ihre Hirnstruktur wurde zweimal mit dem Magnetresonanztomografen (MRT) untersucht: einmal kurz vor dem Beginn einer kognitiven Verhaltenstherapie und dann nach rund 22 Therapiesitzungen beziehungsweise 40 Wochen später. Laut den Forschenden lag der Schwerpunkt bei den Gehirnuntersuchungen auf Strukturen des limbischen Systems wie den Mandelkernen (Amygdalae) oder Hippocampi. Diese werden oft mit Emotionsverarbeitung in Verbindung gebracht.
Am Rande: Was genau zum „limbischen System“ gehört ist gar nicht so klar, lateinisch limbus bedeutet einfach „Saum“. Außerdem hat die Erklärungskraft des Gehirnmodells, das psychische Vorgänge bestimmten Gehirnregionen zuordnet, in den letzten Jahren verstärkt Gegenwind bekommen. Doch mit der alternativen Sichtweise, dass das Gehirn ein holistisches Netzwerk ist, kann man nun auch nicht gerade viel erklären – und vor allem nicht den Einsatz der millionenteuren Scanner rechtfertigen. Wie so oft in der Wissenschaft: „Es ist komplex!“
Zunächst einmal ergab die Studie, dass die Psychotherapie half: Verschiedene Fragebögen zur Messung depressiver Symptome zeigten eine Abnahme. Diese Effekte waren stark und statistisch sehr signifikant. Bei 19 der 30 Personen waren die Depressionen nach den 40 Wochen teils oder vollständig gebessert. Und was zeigte nun das Gehirn?
Sowohl in beiden Mandelkernen als auch im rechten Hippocampus hatte das Volumen der grauen Substanz zugenommen. Das zeigte sich aber nur bei einer gezielten Suche in diesen Regionen und nicht, wenn man das ganze Gehirn betrachtete. Mit den sogenannten „region of interest“-Analysen kann man das Problem umschiffen, stärker für Zufallstreffer kontrollieren zu müssen.
Wenn man das gesamte Gehirn untersucht, berechnet man nämlich Zehntausende statistische Tests, die alle eine gewisse Fehlerwahrscheinlichkeit haben. In der Regel deutet das alternative Vorgehen aber auf kleinere Effekte hin. Und tatsächlich war das Gehirn-Ergebnis auch schwächer als die Auswertung der Fragebögen.
Gehirnbefund
Werfen wir den Blick daher auf den Hirn-Befund:
Abbildung 1: Die Abbildung zeigt rechts einen positiven statistischen Fund für die beiden Amygdalae. Links sieht man eine Korrelation der Veränderung der rechten Amygdala (y-Achse) und eines Messwerts für die Identifikation von Gefühlen (x-Achse). Diese Korrelation war auf dem p < 0,05-Niveau gerade so signifikant. Quelle: Zwiky et al., 2025; Lizenz: CC BY 4.0
Ein direkter Zusammenhang zwischen den Messwerten für die depressiven Symptome und der Gehirnveränderung zeigte sich allerdings nicht. Nur bei der Auswertung eines Fragebogens für Alexithymie – ein Fachbegriff für Probleme beim Wahrnehmen und Beschreiben von Gefühlen – gab es den Treffer. Und dann auch nur für den Unterpunkt „Schwierigkeiten, Gefühle zu beschreiben“.
Die Publikation wurde um dieses Thema herum aufgebaut, wie die Forschenden es in ihrer zweiten Hypothese formulierten: „Wir gehen außerdem davon aus, dass regionale volumetrische Veränderungen eher mit einer Verbesserung der Alexithymie als mit einer Abnahme der Schwere der depressiven Symptome insgesamt zusammenhängen“ (S. 2, dt. Übers.).
Hier ist es schade, dass die Forschenden ihre Studie nicht im Voraus registrieren ließen. Bei der Medikamentenforschung, mit der sie ihre Ergebnisse in der Pressemitteilung verglichen, ist das üblich. Und auch im Zuge der Krise der Psychologie der letzten zehn bis 15 Jahre wurde die Bedeutung dieses Vorgehens immer wieder hervorgehoben: Ohne eine Registrierung können Forschende hinterher zu einem zufälligen Fund eine Geschichte stricken, als ob sie genau das gesucht hätten.
Ich will dieser Forschungsgruppe nichts unterstellen. Ich kann nur sagen, dass mir das nicht einleuchtet: Wenn man den positiven Effekt von kognitiver Verhaltenstherapie auf depressive Symptome kennt und diesem im Gehirn festmachen will, warum verengt man dann den Blick auf Alexithymie? Und warum dann nur auf den Teilaspekt, Gefühle zu beschreiben?
An dieser Stelle möchte ich aber vor allem auf zwei wichtige Kritikpunkte eingehen, die auch für Laien verständlich sein sollten.
Fehlende Kontrollen
Wir erinnern uns an die Kernbotschaft: Psychotherapie verändert die Gehirnstruktur. Ich fürchte aber, dass die Studie dieses Ergebnis gar nicht tragen kann – und zwar aufgrund prinzipieller Fehler im Studiendesign:
Laut der Studie war die graue Substanz – im Durchschnitt der 30 Personen – nach 40 Wochen beziehungsweise 22 Therapiesitzungen in einigen Gehirnregionen etwas stärker ausgeprägt. Das ist erst einmal nur eine Korrelation. Woher wissen wir, dass hier auch wirklich ein ursächlicher Zusammenhang besteht, dass es also wirklich die Psychotherapie war, die die Gehirnveränderung bewirkte?
Um diesen Schluss zumindest plausibel zu machen, hätten die Forschenden diese 30 Personen unbedingt mit einer Kontrollgruppe vergleichen müssen, die sich in nichts von der Zielgruppe unterscheidet – außer in der Therapie. Idealerweise hätte man zwei zusätzliche Gruppen mit der Diagnose Depression gehabt: Eine, die zum Beispiel regelmäßig Spaziergänge in der Natur machte; und eine, die gar nichts tat, während sie auf einen Therapieplatz wartete. Davon gibt es (leider) mehr als genug. Das wäre wichtig gewesen, denn erstens verändern zum Beispiel auch Spaziergänge das Gehirn und zweitens geht eine depressive Episode sogar ohne Behandlung oft nach vier bis neun Monaten von selbst wieder vorbei.
Zugegeben, Leute in der Kontrollgruppe auf einen Therapieplatz warten zu lassen, ist auch keine gute Lösung. Trotzdem gibt es in der guten Psychotherapieforschung immer Kontrollgruppen. Ohne diese kann man ein Ergebnis unmöglich kausal interpretieren. Zum Vergleich: Man kann gute Gründe dafür haben, kein Geld dabei zu haben, wenn man vom Sport kommt und noch eine Apfelschorle kaufen will; darum ist es aber trotzdem nicht richtig, diese ohne Bezahlung mitzunehmen. Ebenso kann man auf die Kontrollgruppe nicht verzichten, wenn man spezifisch den Effekt von Psychotherapie untersuchen will, selbst wenn man dafür gute Gründe haben mag.
Doch selbst das wäre noch nicht einmal das größte Problem. Auf dieses kommen wir jetzt zu sprechen.
Medikamente
Ein zweites Problem ist aber noch gravierender: Von den 30 Personen nahmen nämlich neun, also fast ein Drittel, sogenannte Antidepressiva; sieben dieser neun sogar eine hohe Dosis. Nun ist aber schon lange bekannt, dass bei Personen mit Depressionen aber ohne Medikamente kleinere und bei denjenigen mit Medikamenten größere Amygdalae gemessen wurden. Das zeigte zum Beispiel schon eine viel zitierte Meta-Analyse aus dem Jahr 2008. Schauen wir uns unter diesem Gesichtspunkt noch einmal die Korrelation aus Abbildung 1 genauer an:
Abbildung 2: Die Abbildung zeigt wieder die Veränderung des Volumens der rechten Amygdala (y-Achse) im Zusammenhang mit dem Messwert für die Identifikation von Gefühlen (x-Achse). Im blauen Kreis in der Mitte sieht man neun Personen, für die sich im Prinzip nichts geändert hat und im orangefarbenen Rechteck rechts oben sechs Personen, die das Ergebnis – die gestrichelte Gerade darunter – gewissermaßen „nach oben ziehen“. Quelle: Angepasst nach Zwiky et al., 2025; Lizenz: CC BY 4.0
Wir sehen auf der Abbildung, dass sich für einige Personen in der Studie – die im blauen Kreis – weder das Volumen in der rechten Amygdala noch die Identifikation von Gefühlen nennenswert geändert hat. Der ohnehin schon kleine Effekt wird vor allem von den sechs Personen im orangefarbenen Rechteck nach oben gezogen.
Wenn von diesen einige Medikamente genommen haben, könnte das die Veränderung des Gehirnvolumens besser erklären, während die Forscherinnen und Forscher das Ergebnis der Psychotherapie zuschreiben. Das wäre ein grober Fehler. Darum sollten sie meiner Meinung nach die Analyse unbedingt noch einmal ohne die Antidepressiva-Gruppe wiederholen.
Alter Wein
Wir erinnern uns, dass die Pressemitteilung das Ergebnis als neu darstellte: „Erstmals haben die Forschenden auch konkrete anatomische Veränderungen dokumentiert.“ Und der Studienleiter Redlich ergänzte: „Jetzt haben wir erstmals einen validen Biomarker für den Effekt von Psychotherapie auf die Hirnstruktur. Einfacher ausgedrückt: Psychotherapie verändert das Gehirn.“
Diese Darstellung ist aus zwei Gründen sehr merkwürdig: Erstens bezweifelte niemand ernsthaft, dass Psychotherapie das Gehirn verändert. Schon wenn man irgendetwas lernt, sagen wir die Melodie von „Alle meine Entchen“ auf dem Klavier, ändert sich etwas im Körper und insbesondere im Gehirn. Zweitens wurden im Zusammenhang mit Psychotherapie schon oft Gehirnveränderungen berichtet.
Zum Beispiel hat schon 2012 die Bremer „Hanse-Neuropsychoanalysestudie“ von Anna Buchheim und unter Beteiligung des inzwischen verstorbenen deutschen „Gehirn-Gurus“ Gerhard Roth (1942-2023) Gehirnveränderungen im Verlauf von 15 Monaten psychoanalytischer Psychotherapie nachvollzogen. Auch damals ging es vor allem um das limbische System und Unterschiede in der rechten Amygdala. Diese Studie wird von den Forscher*innen aus Halle-Wittenberg noch nicht einmal erwähnt.
Anna Buchheim, Gerhard Roth und zwei Kolleg*innen veröffentlichten darüber 2012 einen Kommentar in Gehirn&Geist mit dem Titel „Das Hirn heilt mit„. Darin schrieben sie, es habe 2005 rund 15 und 2012 schon 40 neurowissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von Psychotherapie gegeben. Wie kann man solche Ergebnisse dann im Jahr 2025 noch als neu bezeichnen?
Zurückhaltung
Die genannten und einige weitere Probleme sollten einen bei der Interpretation der Ergebnisse zur Zurückhaltung anhalten. In der Fachpublikation verwiesen die Forscher*innen selbst auf die nur kleine Gruppengröße. Dass es keine Kontrollgruppe ohne Behandlung gab, wurde dort ebenfalls als limitierender Faktoren eingeräumt. Und insbesondere: „Da die Korrelationen zwischen den Erhöhungen des Volumens der grauen Substanz und Verbesserungen bestimmter psychologischer Funktionen … nur gering waren, müssen sie mit Vorsicht interpretiert werden“ (S. 5; dt. Übers.).
Wie passt das dazu, die Studie gegenüber den Medien als großen Durchbruch darzustellen? Die Behauptung, die Entstehung neuer „grauer Zellen“ durch Psychotherapie nachgewiesen zu haben, ist übrigens Unsinn: Das kann man mit so einer groben MRT-Messung im lebenden Gehirn gar nicht feststellen.
Ob nach dem Alter von ca. 14 Jahren überhaupt noch neue Neuronen im Gehirn entstehen, ist in der Fachwelt umstritten. Hierfür müsste man eigentlich eine Biopsie vornehmen und auch dann ist es nicht trivial, unter Milliarden von Zellen neue von alten Neuronen zu unterscheiden. Aus ethischen Gründen verbietet sich das natürlich bei lebenden Personen und über die Interpretation der Ergebnisse an Toten streitet man sich noch. Vor Kurzem schlussfolgerte eine Forschungsgruppe, dass man die Bedeutung dieses Phänomens nicht überbewerten sollte, selbst wenn es bei Erwachsenen vorkommt.
Für besonders problematisch halte ich diese Schlussfolgerung des Studienleiters Redlich: „Umso erfreulicher ist, dass wir durch unsere Studie zeigen konnten, dass Psychotherapie auch aus medizinisch-naturwissenschaftlicher Sicht eine gleichwertige Alternative ist.“ Damit kommt das alte Trauma von Psychologie und Psychiatrie zum Ausdruck: Etwas kann nur wahr sein, wenn es neurologisch nachgewiesen ist. Machen Sie das auch so, wenn jemand sagt, „Ich bin dein Freund“ oder „Ich liebe dich“, dass Sie dann einen Hirnscan als Beweis verlangen, anstatt sich das Verhalten der Person anzusehen?
Aber natürlich sind Übertreibungen, bei denen jede Kritik, Einschränkungen und Zurückhaltungen vergessen sind, ein gefundenes Fressen für die Medien. So raschelte es in Lichtgeschwindigkeit durch den Blätterwald: „Depressionen – Mehr graue Zellen durch Psychotherapie“ (Deutschlandfunk), „Depression: Psychotherapie baut graue Zellen auf“ (Scinexx), „Psychotherapie verändert das Gehirn“ (wissenschaft.de), „Mehr graue Zellen durch Psychotherapie“ (Ärztenachrichtendienst) oder „Depressionen: Wie Psychotherapie das Gehirn stärkt“ (MDR) – um hier nur die ersten paar Online-Treffer zu nennen.
Biologische Psychiatrie
Ich spanne den Bogen noch etwas weiter auf. Erinnern wir uns, was der statistische stärkste Fund der Studie war: Von den 30 Personen hatten nach 22 Psychotherapiesitzungen 19 eine mäßige oder starke Besserung erfahren. Worauf die Medien aber anspringen, das ist der weder neue noch überraschende, doch in dieser Studie sehr spekulative Gehirnbefund.
Der Studienleiter, Ronny Redlich, wirkte auch an einer neueren Studie mit, die tief in die Seele der biologischen Psychiatrie blicken lässt. Darin suchten Dutzende Autor*innen, darunter viele große Namen der heutigen psychiatrischen Forschung in Deutschland, nach einem Biomarker für Depressionen. Dass man allem Gehirn-Gerede zum Trotz weder Depressionen noch irgendeine der anderen Hunderten psychologisch-psychiatrischen Störungen neurowissenschaftlich diagnostizieren kann, wissen viele Laien gar nicht. In der neuen Untersuchung probierten die Fachleute es mit künstlicher Intelligenz.
Das ernüchternde Ergebnis überraschte sie: „Trotz der verbesserten Vorhersagefähigkeit … konnte kein informativer Biomarker für Depressionen auf individueller Ebene identifiziert werden – selbst bei umfassender Optimierung mit Maschinenlernen in einer großen Stichprobe diagnostizierter Patienten“ (Winter et al., 2024, E1; dt. Übers.). Schon mindestens seit den frühen 1800er-Jahren – ich habe es gerade in meinem Buch über die Depressions-Epidemie wieder dargestellt – haben biologische Psychiater mit allen Tricks versucht, die organische Ursache von Depressionen und anderen Störungen zu finden. Mit seltenen Ausnahmen, die alle längst in die Neurologie abgewandert sind – man denke an Neurosyphilis, Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer-Demenz ist noch ein Grenzfall –, waren diese Versuche seit über 200 Jahren erfolglos.
Gebt uns mehr Geld!
Doch anstatt nach so vielen Falsifikationen endlich die Gehirn-Ideologie mit ihren Molekülen, Genen, neuronalen Schaltkreisen und Versuchstieren aufzugeben und wieder hauptsächlich am und mit Menschen zu arbeiten, wählt man die Flucht nach vorne: „Für Forscher, Fachzeitschriften und Fördereinrichtungen ist es unerlässlich, über die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung der biologischen Psychiatrie nachzudenken“ (ebenda, S. E8, dt. Übers.).
Diesen logischen Kurzschluss muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Unser Ansatz ist wieder gescheitert, ihr müsst uns noch mehr Geld geben! Im Interesse der Patient*innen und der Gesellschaft sollte man dieses Forschungsprojekt aber nicht weiterentwickeln, sondern es endlich aufgeben.
Psychiatrie sollte zu 80 Prozent psychosozial und zu maximal 20 Prozent biologisch sein. Übrigens hat auch diese neue Studie mit künstlicher Intelligenz gezeigt, was man seit Jahrzehnten immer wieder bestätigt hat: Den größten Einfluss auf Depressionen hat die Umwelt, hier ausgedrückt als soziale Unterstützung und erfahrene Kindesmisshandlung. Interessiert hat das keinen, denn man ja echte „medizinisch-naturwissenschaftliche“ Forschung machen. Das Soziale verschwindet dann vom Radar, obwohl es viel wichtiger ist.
Im zweiten Teil geht es ausführlicher um die Geschichte der Psychiatrie und das Dogma seiner biologischen Seite.
Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors veröffentlicht.
Als eBook ist von Stephan Schleim erschienen: „
Referenzen
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Die Aussagen dieser sogenannten Forschungsgruppe sind offenbar an Banalität kaum zu unterbieten.
Schön, wie Sie das hier auseinander genommen haben!
Psychotherapie ist im Grunde ein herumdoktern an den Symptomen einer kranken Gesellschaft die die Ursachen nicht berücksichtigt oder gar bekämpft. Alles ganz im Sinne des Systems.!
Stephan Schleim ist zwar vom Genderismus infiziert, kann aber erfreulicherweise noch logisch denken: „Diesen logischen Kurzschluss muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Unser Ansatz ist wieder gescheitert, ihr müsst uns noch mehr Geld geben!“
Was soll anderes als ein logischer Kurzschluss auch von „Psychotherapeuten, die sich weigern, selber zu denken“, kommen? Ein erfahrener Psychotherapeut hat diese logischen Kurzschlüsse im Psycho-Paradies Schweiz (https://www.infosperber.ch/gesundheit/die-schweiz-das-psycho-paradies/) analysiert, als Psychotherapeutinnen in Bern mal wieder für mehr Geld demonstrierten, um ihre „kognitive Sterbebegleitung“ (https://angstambulanz.com), die den gesellschaftlichen Niedergang vorantreibt, besser bezahlt zu erhalten.
Deshalb sind diese Art von Forschungsergebnisse nur Irreführung. Wenn kognitive Psychotherapie tatsächlich so ausgeübt werden würde, dass die Betroffenen klar und logisch denken lernten, dann würde sie verboten werden. Die Aufgabe der Psychotherapeutinnen ist, dafür zu sorgen, dass Ruhe in der Herde bleibt.
Alle, die Hilfe suchen, sollten sich die Frage stellen: Wo ist die Logik, psychotherapeutische Hilfe in einem System zu erwarten, das krank macht? Ist das nicht auch ein logischer Kurzschluss?
Ich bin nun seit fast vier Jahren schwer depressionskrank und hatte schon einmal eine stark depressive Periode vor etwa 14 Jahren, wo ich mich dann tatsächlich einer Psychotherapie unterzogen habe und ich kann nur sagen, dass es für mich reine Zeitverschwendung ohne irgendeinen positiven Effekt war. Zum Glück bin ich damals von selbst aus diesem Elend rausgekommen.
Meine jetzige Depression ist aber chronisch und wesentlich schwerwiegender, auch immer wieder mit Suizid-Gedanken verbunden. Sie ist bei mir eindeutig das Ergebnis zweier für mich traumatischer Ereignisse: Zum einen ist es das elendige Sterben meines Vaters 2022 nach einem schweren Schlaganfall, nach dem ich ihn noch zwei Jahre, begleitet durch Corona-Terror und das Elend unseres abgehalfterten Pflegesystems, selber betreut habe (meine Mutter habe ich bereits vor 23 Jahren ebenfalls qualvoll infolge einer schweren Brustkrebserkarankung verloren, was jetzt auch alles wieder bei mir aufpoppt), zum anderen habe ich kurz zuvor einen meiner besten Freunde, den ich fast 30 Jahre kannte, verloren.
Er war selbst schwer depressionskrank, was aber niemand, auch ich nicht, bemerkt habe. Er hat sich dann eines Tages infolgedessen selbst das Leben genommen.
Um auf die Psychotherapie zurückzukommen: Ich war lange Zeit Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe, in der ich eine Frau kennengelernt habe, die bereits einen Suizidversuch hinter sich hatte, mir aber vorschwärmte, wie toll doch Psychotherapie wäre und dass ich das unbedingt versuchen sollte. Komisch war nur, dass sie bereits seit über zehn Jahren in dieser Gruppe war und ihr Zustand mittlerweile wieder genau so beschissen wie vor der Therapie war.
Die andere therapeutische Quacksalberei bei Depressionen ist das Verschreiben der immergleichen, meistens nutzlosen Antidepressiva, der sogenannten Serotoninwiederaufnahme-Hemmer (die zu nehmen ich mich mittlerweile weigere), die für mich primär nichts anderes als eine Gelddruckmaschine für die Pharmaindustrie sind, weil dieser Dreck immer und immer wieder eingesetzt wird, wobei ich nicht bestreiten will, dass bei bestimmten Personen sowohl diese Medikamente als auch Psychotherapie nützlich sein können, aber das sind eher die Ausnahmen als die Regel.
Aber ganz im Profitinteresse der Pharma- und Psycho-Lobby werden sie als Allheilmittel verkauft.
Ich habe einmal zu jemandem gesagt, Depression ist der Krebs der Seele, in der Regel nicht heilbar, aber ebenso wie bei letzterem alternative Behandlungsmethoden hierzulande so gut wie gar nicht ermöglicht werden, denn wer will sich bei Krebs zum Beispiel das Bombengeschäft mit der Chemotherapie nehmen lassen?
Für mich sehe ich als einen der wenigen Lichtschimmer den Versuch mit alternativer Drogentherapie (z.B. mit Ketamin oder LSD), sofern ich Zugang dazu bekomme, an. Wenn jemand hier diesbezüglich Tips für mich hätte, bin ich jederzeit dafür aufgeschlossen.
Die für mich komplett sinnfreie Laberei mit einem mir völlig fremden Menschen in der Psychotherapie und das Fressen dieser Scheiß-Antidpressiva sind für mich gestorben.
Und solange nicht endlich der Weg für alternative Behandlungsmethoden geöffnet wird, werden weiterhin viele Depressionskranke durch Suizid sterben oder sich z.B. mit übermäßigem Alkoholkonsum „zu therapieren“ versuchen.
Ich bin Herrn Schleim jedenfalls sehr dankbar, dass er dieses bitterernste Thema Depression, das leider immer noch zahlreiche Schwachköpfe in unserer Gesellschaft (eine deren Standard-„Empfehlungen“: „Nun reiß‘ Dich mal zusammen!“ und ähnlicher Müll) nicht für eine lebensbedrohliche Erkrankung halten, hier auf Overton behandelt.
Ihre Offenheit ist ein guter Schritt hin zu jenem Licht, das jeder Mensch braucht um sein Gleichgewicht zu justieren. Es ist ja letztendlich dieses gestörte Gleichgewicht , das Menschen in die Verzweiflung teibt.
Manchmal hilft es, sich seine Sorgen und Nöte von der Seele zu reden. Anderen nützt es wenig, vor allem wenn sie zu erkennen glauben, dass die Zuhörer kaum ein wirkliches Interesse an ihren Befindlichkeit haben, sondern nur mit sich selbst beschäftigt sind. Manchmal hilft dann ein Selbstgespräch. Das kann man auch schriftlich mit sich führen. Wichtig ist dabei unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und seinen eigenen gedanklichen guten Freund zu Wort kommen zu lassen, der einen ermutigt und gut zuredet.
Ich glaube, dass niemand in der Lage ist, wirklich in die Seele eines anderen Menschen zu sehen – aber jeder ist in der Lage, die empfindliche Seele eines Menschen zu verletzen.
Vielleicht helfen Ihnen meine Worte ein wenig den schwarzen Schatten auf ihrer Seele zu entkommen. Es wäre schön, wenn sie Ihnen auf dem Weg zu einem neuen Gleichgewicht hilfreich wären.
@ jemp1965
Vielleicht würde Ihnen eine Traumatherapie helfen.
In einer Traumatherapie lernt ein Patient, ein belastendes Ereignis zu verarbeiten und die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen. Der Prozess erfolgt typischerweise in drei Phasen: Stabilisierung (Herstellung von Sicherheit und Stabilität), Traumabearbeitung (Auseinandersetzung mit dem Trauma) und Integration (Einordnung des Erlebten in die eigene Lebensgeschichte). Methoden wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), Somatic Experiencing oder Techniken zur Atem- und Gefühlsregulation werden eingesetzt, um die körperlichen und seelischen Symptome zu reduzieren und die Selbstwirksamkeit zu stärken.
EMDR:
Durch bilaterale Stimulation (z. B. Augenbewegungen) werden belastende Erinnerungen verarbeitet und die psychische Heilung gefördert.
Somatic Experiencing (SE):
Diese körperorientierte Methode zielt darauf ab, traumatische Energie im Körper freizusetzen und zu lösen.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):
Dieser Ansatz hilft dabei, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Trauma zu erkennen und zu verändern.
Ego-State-Therapie:
Hierbei wird mit verschiedenen inneren Persönlichkeitsanteilen gearbeitet, um belastete Anteile zu integrieren.
Ziele der Traumatherapie Verarbeitung des Traumas und Akzeptanz als vergangenes Ereignis.
Rückgewinnung der Kontrolle über das eigene Denken, Fühlen und Handeln.
Reduzierung von körperlichen und seelischen Symptomen wie Albträumen oder Flashbacks.
Aktivierung eigener Ressourcen zur Bewältigung und Förderung der Lebensqualität.
Ich möchte mich bei den Mitforenten für ihre wohlwollenden Antworten schon mal herzlich bedanken.
Hier werden ja bei vielen Themen harte Auseinandersetzungen geführt kund auch ich bin alles andere als zimperlich beim Austeilen.
Aber gerade deshalb freue ich mich, dass auch manchmal einvernehmliche Diskussionen bei solch schwierigen Themen möglich sind und es sogar hilfreiche Tips gibt.
@ jemp1965
Nur für eine mögliche Selbstmedikamentation:
Es gab mal eine Seite, ähnlich psychonautik. Die finde ich nicht mehr.
Dann kenne ich noch Land der Träume.
https://www.land-der-traeume.de/
Da gibt es interessante Berichte und Risiken bei bestimmten Drogen.
Für weitere Informationen gab es den mittlerweile verstorbenen Christian Rätsch.
https://www.christian-raetsch.de/
Eine Empfehlung kann ich Ihnen nicht geben, allerdings sind es Informationsangebote, die evtl. nützlich sein könnten. Vielleicht wäre auch CBD-Öl ein risikoarmer Versuch wert?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cannabidiol
Egal, was Sie probieren, jeder Mensch reagiert mehr oder weniger unterschiedlich auf die gleiche Droge und Dosierung.
Ansonsten soll körperliche Aktivität im Freien schon gewisse Linderungen, besonders nach einem Muskelkater (Spässle!!!), bringen.
Das klingt nach einem schweren Leben. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Ihnen die alternativen Ansätze helfen.
Ich habe im Leben ein paar Leute kennengelernt, mit Talenten und schönen Seiten, die aber leider durch frühere Misshandlungen und Schicksalsschläge so gezeichnet wurden, dass mir eine INDIVIDUELLE Therapie wenig aussichtsreich erschien – wo man schon sehr viel in ein unterstützendes UMFELD investieren müsste. Einige hatten das, andere leider nicht.
LSD mag helfen.
Mir hat es als 16 Jähriger, meine 13 Jahre währende ständige Angst vor der Dunkelheit genommen.( mein Bruder hatte mich mit 3 Jahren mehrmals den Nachmittag über in den dunklen Kohlenschuppen gesperrt, weil er lieber Fußball spielen wollte, als auf den kleinen Scheißer aufzupassen).
Mit 16 habe ich mit Freunden LSD eingeworfen, und war auf LSD plötzlich allein, weil alle gegangen waren.
Da bin ich in den Park (nachts, unbeleuchtet damals) und dann ins Moor, Als ich am Morgen wieder in den Ort zurückkam, hatte sich meine Angst in Freundschaft mit der Dunkelheit verwandelt und ich hatte gelernt, dass man auf alles, was einem Angst macht, zugehen muss, um es zu vernichten,
Ich denke, LSD ist ein starkes Medikament … aber auch eine sehr starke Droge. Bevor du das nimmst, solltest du viel darüber lesen, damit du weißt, was auf dich zukommen kann.
Ecstasy kann auch helfen. Es gibt in ganz Deutschland Selbsthilfegruppen, die Wochenenden mit Ecstasy (unter Aufsicht) machen. Das ist natürlich illegal.
Hilft aber vielen Menschen. Viele Psychologen arbeiten damit, ich würde dir raten, herumzufragen. Vielleicht kennt jemand einen Heilpraktiker oder Psychologen, der da mitarbeitet.
Keiner von den Besuchern darf über die Wochenenden reden, aber jeder darf neue Mitglieder vorschlagen.
Okay, stellvertretend für alle anderen inklusive des Autors Stephan Schleim: Danke für die interessanten Hinweise!!
Meines Wissens gibt es in den Niederlanden legale Angebote mit Psilocybin, teils auch für Gruppen aus Deutschland.
Vor fast 15 Jahren erzählte mir ein Schweizer Psychotherapeut schon einmal von deren Aktivitäten. Das war noch lange für dem Hype.
Man findet was man sucht! Im Buch von Bernardo Gut: “ Die Verbindlichkeit frei gesetzter Intentionen. Entwürfe zu einer Philosophie über den Menschen“ kann man das bestens nachlesen. Wenn dann am Ende auch noch viel Geld lockt, findet man umso schneller zum Ziel.
Eine sehr sachliche Analyse dieser „Studie“, Dank an Herrn Schleim. Sehr störend allerdings ist das Gendern (*innen), ist diese Unart mittlerweile Voraussetzung für einen ansonsten hervorragenden Artikel?
Wo bitte ist das eine Unart? Das ist aus ideologischen Gründen absichtlich falsch geschriebenes Deutsch.
Jo – ich musste gerade ein ganzes Buchmanuskript derart anpassen. Mir gefällt es auch nicht. Aber man muss sich auch nicht zum 1000. Mal immer wieder darüber aufregen und vom eigentlichen Thema ablenken.
(Hier bei Overton gibt es meines Wissens keine Verpflichtung und wäre man wohl eher gegen das Gender-Sternchen.)
vielleicht finden sie eine Studie, die belegt das die Verwendung des Gendersternchens Gehirnveränderungen stattfinden.
ich finde dann die Studie, die das Gegenteil belegt.
Absurder Kinderkram uns Sprachschändung.
Als Anwender von Regressionsanalysen sage ich, dass diese Punktewolke keinerlei signifikante Korrelation aufweist. Ich würde mich schämen, daraus etwas zu folgern. Der Korrelationskoeffizient ist sicher unter 0,1.
Also dass die 0,3 stimmt, bezweifle ich nicht. Es ist eine kleine Gruppe (n = 30), die durch ein paar Individuen in eine bestimmte Richtung gezogen wird. 0,3 ist ja aber auch nicht gerade viel.
Interessanter ist, dass ich selbst die Anzahl der Datenpunkte (auf der Abbildung 1 mit der Geraden) zählen wollte, dann aber zu müde war. Das hat ein Leser gemacht und ich habe es dann wiederholt: Statt der zu erwartenden 30, zählten wir nur 28 Personen.
Ich habe die Autor*innen inzwischen zweimal angeschrieben mit der Einladung für eine Replik und ein paar Fragen. Vielleicht antworten sie ja noch.
*lach*
Ja, die ausgleichende Gerade sieht aus wie ein Negativbeispiel aus meiner damaligen „Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung“-Vorlesung 😀
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“
Lasst Euch das falsche Leben nicht als richtiges verkaufen. Fallt nicht herein auf die, die sagen, so wie es ist, ist es schon richtig, so viel zum Thema Depression.
Wenn das falsche Leben als richtiges verkauft wird, ist es nötig evt. eine Diagnose als richtig zu nutzen, um dem Arbeitsleben ein Ende zu setzen. Vor 15 Jahren habe ich das genutzt. Rechtsbestimmungen und Diagnosen unterscheiden sich! Überschneidungen sind zufällig. Seitdem bin ich Rentnerin. Eine bescheidene zwar, aber ich finde das nicht schlecht. Sozialrechtsreformen haben mit der eigenen Befindlichkeit nichts zu tun. Recht, Medizin und Eigeninteresse sind unterschiedliche Aspekte. `Wahrheit´ gibt es nicht.
Es gibt einen „Wissenschaftsglauben“ und Sozialpolitik hat Grenzen.
Ronny Redlich, der arme Mann…😉
„Zugegeben, Leute in der Kontrollgruppe auf einen Therapieplatz warten zu lassen, ist auch keine gute Lösung. Trotzdem gibt es in der guten Psychotherapieforschung immer Kontrollgruppen. Ohne diese kann man ein Ergebnis unmöglich kausal interpretieren.“
Der Link führt auf die Seite der „World Psychiatric Association“. Es geht also um medizinische Psychotherapie (mit Medikamentenverschreibung), damit um eine psychiatrische Behandlung, nicht um psychologische Psychotherapie (ohne Medikamentenverschreibung).
Das Kontrollgruppenkonzept ist aus erkenntnistheoretischer Sicht kritisch zu hinterfragen, das ist hier aber nicht mein Punkt.
Anmerkung: Wer an Medikamententests teilnimmt (ohne krank zu sein), sollte hoffen, in die Placebogruppe zu kommen.
Man könnte durchaus die Wirksamkeit von medizinischer und psychologischer Psychotherapie anhand von zwei Gruppen, die – bei freier Wahl der Behandler – unterschiedlich behandelt werden, miteinander vergleichen. Und sogar noch eine Placebogruppe dazunehmen, mit Psychoanalyse als Placebo-Psychotherapie (ja, ist ein Scherz).
Die „Forschungsgruppe“, die „Auswirkungen von Psychotherapie auf das Gehirn näher untersucht“ hat möglicherweise zu viel mit bewusstseinserweiternden Drogen experimentiert, sonst würde sie sich nicht mit dämlichen Fragestellungen befassen.
Wie geht es eigentlich den solchermaßen gequälten Probanden? Hat die MRT-Therapie, die offensichtlich durchgeführt wurde, Auswirkungen auf ihr Hirn und/oder ihr Wohlbefinden gehabt?
Und wurden die Tests auch ordnungsgemäß vorher an Ratten durchgeführt? (Es soll Ratten geben, die eine Verhaltenstherapie überlebt haben, Psychoanalysen aufgrund der Dauer dagegen nicht.)
PS: „Aus ethischen Gründen verbietet sich das natürlich bei lebenden Personen“ – seit „Corona“ nicht mehr und mit der WHO-IGV erst recht nicht, fragen Sie den „Ethikrat“ Ihrer Regierung.
Da muss ich Ihnen widersprechen: Erstens gibt es auch Psychiater*innen, die Psychotherapie anbieten. Und zweitens ist das nur der Herausgeber der Zeitschrift, in der die Studie publiziert wurde; eine Zeitschrift, die ich übrigens schätze. Schon im Titel sieht man ganz klar, dass es um Verhaltenstherapie geht.
„Erstens gibt es auch Psychiater*innen, die Psychotherapie anbieten.“
Davon abgesehen, dass ich in meinem Post genau darauf hingewiesen habe, könnten Sie das Sternchen weglassen, denn Psychiater-außen gibt es nicht, das sind alles Insassen.
https://www.youtube.com/watch?v=MYFDY2ZiBLU&list=RDMYFDY2ZiBLU&start_radio=1
Die Differenzierung von medizinischer i. e. psychiatrischer und psychologischer Psychotherapie hätten Sie in Ihrem Artikel vornehmen sollen. Die Dominanz der Medizin/Pharmazie im Bereich der „Psychotherapie“, die 1999 dazu geführt hat, dass 20000 Klinische Psychologen ihrer wirtschaftlichen Existenz beraubt wurden, hätten Sie zumindest kurz erwähnen können.
Ihrerseits auch kein Wort dazu, dass sogenannte „approbierte Psychotherapeuten“ in keiner Weise geeignet sind, Psychotherapien durchzuführen, da diese „Approbation“ auf einer fachfremden, rein politischen Basis beruht und nichts anderes aussagt, als dass die betreffende Person den Kotau vor Medizin/Pharmazie und Herrschaft vollzogen hat.
Gnade Gott allen, die sich in die Hände solcher Leute begeben!
PS: Zeitschriften habe ich auch schon einmal geschätzt. In der Weise: Ich schätze, es könnte eine Zeitschrift geben, die mehr Information als Propaganda enthält. War ein Irrtum.
„… denn Psychiater-außen …“
Solche Bemerkungen erwecken für mich nicht gerade den Eindruck eines ernsthaften Interesses an einer inhaltlichen Auseinandersetzung; mir geht es hier nur um Letzteres.
P.S. Ich bin auch kein Freund des Gender-Sternchens; im Deutschen gibt es dafür eben keine perfekte Lösung.
„P.S. Ich bin auch kein Freund des Gender-Sternchens; im Deutschen gibt es dafür eben keine perfekte Lösung.“
Herr Schleim,
ich habe Ihre Artikel schon auf Telepolis immer gerne gelesen. Aber Gendersternchen sind wirklich ein Unding. Und es gibt sehr wohl eine andere Lösung, und zwar schon lange. Nämlich „-/“.
Also etwa Psychater-/innen. Das ist üblich seit ich denken kann und daran hat sich m.W. nie jemand gestört. Das wurde schon benutzt, da gab es den Begriff LGBT noch gar nicht.
Als ich in einer Nachrichtensendung der ARD in 3 Minuten 2 x das Wort „Krankenschwesterinnen“ ( das Sternchen können diese Analphabeten immer noch nicht dazwischennuscheln) hören mußte, wurde aus Unverständnis ernsthafte Gegnerschaft.
Der Sprecher hat sich selbstverständlich weder verbessert, noch entschuldigt.
Der Kampf mit dem Kopf ist wohl mit das Schlimmste was einem geschehen
kann. Der Verlust eines nahe stehenden Menschen kann zerreißen. Mir hat
in diesen Situationen das Einfühlungsvermögen meiner Katzen geholfen.
Tiere merken sofort, wenn mann sich schlecht fühlt. Sie stellen sich dann
auf „ihren“ Menschen ein. Vorausgesetzt, es ist eine enge Bindung vorhanden.
Ich glaube jeder der ein Haustier hat, hat auch die selben Erfahrungen gemacht.
Ohne meine Katze Ronja, die mich nachts bei einem Herzstillstand, nachgewiesen
durch ein gerade getragenes Langzeit EKG, durch einen Sprung auf mich zurückgeholt
hat, wäre ich mit 51 nicht wieder aufgewacht.
So erkenne Ich Sie …. o))
Ich habe 3 Therapien durch, die erste auch schon nach der Wende, aber noch DDR Ärzte und 2 mit Personal aus den alten Bundesländern dann schon.
Letztere, persönliche Gespräch und ich sagte “ Heute blödes Wetter, mir geht es nicht gut“ … Doc fragte mich darauf hin “ Kann man Wetter fühlen“ … Ich darauf “ Wäre es nicht besser wenn Wir 2 die Plätze tauschen“ ? ….
Wegen „Disziplinarischen Auffälligkeiten“ hat man mich dann entlassen o)))
Das war kleines Dorf in den Bergen mitten im Winter, Freundin kam Nachts und sollte alleine zur Klinik laufen, und ich bin einfach los und habe Sie abgeholt.
Wer bitte lässt eine Frau Nachts solche Wege alleine laufen in einer Einöde ?
Da habe ich mich echt gefragt, wer hier eigentlich zu einer Therapie müsste o(
Und sogar wenn eine Therapie helfen würde, angesicht aktueller gesellschaftliche Zustände sind Rückfälle vorprogrammiert , weil Sie die Ursache meist für solche Dinge sind ..
Ich drücke jeden die Daumen der damit zu tun hat, was hilft das muss jeder für sich selber rausfiinden, weil jeder Menschen und damit auch sein Hirn, einmalig ist.
Autogenes Training zb kann diese Art Krankheit nicht besiegen, aber echte Brücken bauen zu einem besseren Leben. Sport, gute Freunde und ähnliches tun ein weiteres zu einem besseren leben.
Hilfe sollte man annehmen, aber Medikamente meiden solange es machbar ist, aber auch nicht abschlagen, wenn es nicht mehr anders angeht. Aber dann immer darauf achten, zeitlich begrenzt ..
Übrigens auch mal mit Checken lassen zwecks ADHS usw, denn Medikamente in diesem Bereich werden oft durch ADHS zb usw in Ihrer Wirkung verdreht, und das kann wirklich böse ausgehen ..
Ich habe das alles durch , da habe Ich gleich “ Möbelrücken“ gemacht im Krankenhaus Notaufnahme, weil mich Betäubung nicht betäubt hat, eher Gegenteil…. o)))))
Der Dock meinte “ Er nimmt Drogen“ dabei habe ich niemals welche genommen …
@ stefan Schleim
„Ausbildung zum*zur Psychotherapeut*in
Sehr geehrter Herr Schleim,
Da macht das Weiterlesen keinen Spaß mehr.
Solche Sätze kann man niemandem flüssig vorlesen, und korrektes Deutsch ist es auch nicht.
Wenn sich schon Professoren nicht mehr an die Rechtschreibung halten, wie soll man Kindern dann erklären, dass Rechtschreibung wichtig ist?
Jo – ich musste gerade ein ganzes Buchmanuskript derart anpassen. Mir gefällt es auch nicht. Aber man muss sich auch nicht zum 1000. Mal immer wieder darüber aufregen und vom eigentlichen Thema ablenken.
Ach nee? Hauptsache mitmachen, auch wenn man es blöd findet? Genau solche Figuren wie Sie sind es, die den Irrsinn immer weiter laufen lassen … man macht halt mit weil es ja alle so machen (bzw. die Autoritäten es so gemacht haben wollen). Bücken und kriechen.
Pfui Teufel!
Hallo, Stefan Schleim,
genau das ist der Punkt, oder ein wichtiger Punkt: Ablenkung.
Mich lenkt dieses Gendergeschreibsel vom Lesen ab. Weil es nicht korrekt ist.
Es lenkt mich ab, wenn ich sehe, dass Gedrucktes falsch geschrieben ist. Das lenkt ebenso ab wie diese unsinnigen Links mitten im Text.
Es lenkt die Konzentration vom Text weg, hin zu etwas, das nichts mit dem Text zu tun hat.
Ihnen als Neurologe brauche ich das eigentlich nicht zu erklären.
Und ja, es muss immer wieder bemerkt und gesagt werden, weil es weg muss. Es ist nicht nur ablenkend, es ist schlichtweg sprachliche Gewalt, die jedem, der es lesen muss, angetan wird.
Dagegen sollte sich jeder selbstdenkende Mensch wehren.
Auch sie sollten ihrem Verlag den Hintern zukehren, wenn der so etwas tatsächlich verlangt, wie ich aus ihrer Antwort weiter unten schließe. Niemand sollte gezwungen werden, falsch zu schreiben. Dann bräuchten wir keine Rechtschreibung mehr. Und die ist ja nicht aus terroristischen Gründen erfunden worden, sondern wegen der Verständlichkeit.
Wen das stört, kann eine App im Browser installieren, die das ausblendet.
Ich habe mit zwei depressiven Menschen über mehrere Jahre zusammengelebt.( beide hatten kurz hintereinander zwei geliebte Menschen verloren, die auch ihr Leben als Pfeiler gestützt hatten). Beide haben es geschafft (trotz Selbstmordgedanken und -versuchen), da wieder herauszukommen. Mit Liebe, die sie empfangen haben, und mit Marihuana, das sie geraucht haben.
Ich denke nicht, dass Psychopharmaka helfen können. Wichtig ist, dass die Menschen, mit denen der Depressive oder die Depressive zu tun hat, ihnen Liebe und Verständnis entgegenbringen.
Wie man darauf kommen kann zu denken, weil sich das Gehirn verändert hat, hätte die Therapie geholfen, verstehe ich nicht. Das Gehirn verändert sich ständig. Wenn es das nicht mehr tut, bist du bereits tot.
bonnie sagt:
„Wie man darauf kommen kann zu denken, weil sich das Gehirn verändert hat, hätte die Therapie geholfen, verstehe ich nicht.“
Guter Punkt!
Eine Anmerkung zu einigen Beiträgen hier im Forum und zu einem Versäumnis des Autors des Artikels:
Trauer ist nicht Depression. Darauf hätte der Autor hinweisen müssen.
Ich zitiere mal sinngemäß aus einer Krimiserie:
„Mein eigener Tod tut mir nicht weh, dich zu verlieren dagegen schon.“
Die erste Beerdigung, der ich beiwohnte, war die einer meiner Urgroßmütter, da war ich noch Kind und fand das sehr befremdlich. Dann rückte der Tod näher: Großeltern. Großtanten und -onkel, Eltern, Tanten, Onkel … . Nach dem Tod ihrer Mutter sagte meine Mutter mal: „Dann bin ich wohl die nächste in der Reihe.“ – „Bitte nicht.“ – „Das liegt nicht in meiner Hand.“
Als meine Mutter starb, verteilte eine meiner Schwestern ein Informationsblatt zu Trauerphasen und Hilfen. Das war lieb gemeint. Ich habe es ungelesen weggeworfen. Damit mich sozusagen die Trauer ungefiltert erreicht. Hat sie auch. Damit war aber noch nicht Schluss, denn es gab noch mehr Liebste, die mir genommen werden konnten.
Das Sterben ist Teil des Lebens. Sollte jeder realisieren. Darüber muss man nicht „hinwegkommen“, es „verarbeiten“, um möglichst rasch wieder verwertbar zu funktionieren. Trauer gehört zum Leben und das Andenken an die Verstorbenen (nicht ihre „Verarbeitung“) ist wichtig. Vielleicht kennt noch jemand den Film „Das grüne Zimmer“ von Truffaut.
Depression dagegen ist eine durch das Gesellschaftssystem erzeugte Abscheulichkeit, die auf die Vernichtung eines Individuums durch eine Implosion seiner Wut zielt. Angeheizt durch „Antidepressiva“, an denen Pharmakonzerne Milliarden „verdienen“. Die gerne sogenannte „psychiatrische“ Psychotherapeuten zu Partys, äh, Weiterbildungsveranstaltungen in die Karibik einladen.
Das ist doch mal ein wahrhaftiges Wort zum Sonntag.
Weil es so ist, wie es ist.
„Trauer ist nicht Depression.“
Na ja, ein bedeutender deutscher Psychiater bezeichnete Melancholie/Depression im frühen 20. Jh. als „krankhaftes Traurigsein“. Das traf es laut meiner Analyse ganz gut. Heute gibt es neben dem Aspekt der depressiven Verstimmung noch den der Antriebslosigkeit als Hauptkriterium. Oft treten beide zusammen auf.
Die Diskussion zur Grenze zwischen „normaler“ Trauer und „echter“ Depression war endlos. 2022 haben US-Psychiater sie dadurch „gelöst“, dass sie eine eigene Trauerstörung eingeführt haben:
Endlich: Trauer wird als psychische Störung anerkannt
https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/endlich-trauer-wird-als-psychische-stoerung-anerkannt/
@Ohein
„Trauer ist nicht Depression. Darauf hätte der Autor hinweisen müssen.“
Das sehe ich auch so.
Wenn man Trauer als Depression einordnet eröffnen sich vermutlich neue Geschäftsfelder
Leute, die irgendwelche Studien raushauen, in denen irgendetwas als „belegt“ und quasi-endgültig geklärt referiert wird, sind hochgradig unseriös und sollten mit einer verpflichtenden Wiederbelegung des Proseminars „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“, dem vollumfänglichen Entzug von Forschungsgeldern sowie einem zweimonatigen Tragen eines Schalke-Trikots bestraft werden.
Das mag im Fachbereich Psychiatrie als „Studie“ durchgehen – in Naturwissenschaften hat man ja gerne mal „Doktorarbeiten“ mit gefühlt fünfundzwanzig Seiten Text und 75 Seiten Bildern / „Versuchsaufbau“ / Bastelspaß – anderswo läuft so was unter „hochgradig verzerrtes Studiensein“ oder „Kandidat für die Ablage P“.
Will man ein halbwegs näherungsweises Arbeiten an die Wirklichkeit leisten und Depression – oder welche Krankheit und welches Thema auch immer – seriös erforschen, dann braucht man größere, vielfältigere Stichproben und eine gescheite Methodik. Hier ist die Stichprobengröße extrem klein – selbst für medizinische Forschung – sodass Dr. Zufall und statistische Fehler massive Auswirkungen zeitigen können (im Artikel bzw. Kommentariat angeklungen). Obendrein hat das Machwerk eine erhebliche Schlagseite – waren das zufälligerweise wieder mehrheitlich taiwanesische Studentinnen im 2. Semester, die da untersucht worden sind und denen man dann noch zwei, drei Hausmeister und Omas an die Seite stellte, um auf das „Durchschnittsalter 28“ zu kommen? Wie wurden die überhaupt rekrutiert und eingeteilt? Es riecht auf jeden Fall danach, dass andere Altersgruppen, bei denen Depressionen oft auftreten, systematisch unter den Tisch gefallen sind. Andere (intervenierende) Variablen und Hintergründe wie Geschlecht, Komorbidität, „soziokulturelle Hintergründe“, Beruf, Vorbelastung oder Klasse scheinen mir auch nicht mitbedacht worden sein, wären aber essentiell.
Davon abgesehen gibt es den, von Mitforisten hier wie in früheren Beiträgen, angeführten ORB, den Outcome Reporting Bias – es wird das bevorzugt abgenommen und publiziert, was „erwünscht“ ist, während abweichende, zu neutrale oder zu wenig Cash gerierende Beiträge in den Schredder wandern…
Dann noch drei Thesen zum Start in den Sonntag, Artikel wie Kommentare beliebig aufgreifend:
These 1: Auch das Trauern ist eine Klassenfrage und muss sich geleistet werden können.
Wer im Maschinenraum schuftet oder sonst wo malocht oder zu den Dreckfressern gehört (Arbeitslose, Ausgesteuerte, sonstiger von der holden Mitgesellschaft als Abfall erachtete), der hat oft hat weder Zeit, Kraft, Muße, Raum etc. um sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen. Das ist in einer durchindividualisierten Leistungs- und Ellbogengesellschaft schlicht nicht drin. Trauer ist „Ausfall“ und „Ausfall“ is nich. Ausfallen kannste wenn’de (selber) tot bist. Jetzt hast Du zu funktionieren, jetzt musst Du funktionieren. Du musst Dich auf den Bau oder das Amt schleppen, sonst ist das Geld weg oder die Sanktion da (= das Geld weg) und dann sind auch Strom, Kühlschrank, Wohnung weg. Du bist zum Verdrängen gezwungen und wenn Du ein Kerl bist, hast Du sowieso runterzuschlucken, denn keiner respektiert es, wenn Du weinst, wenn es Dir mal nicht gut geht oder Dich etwas belastet. Dir hat es immer gut zu gehen, reiß Dich zusammen, Du Memme! Boys don’t cry und wenn doch gibt’s auf’s Maul. Als Arbeiter- oder Hartzerjunge kriegst Du diese Maxime sehr früh im Leben vermittelt. Man schluckt dann runter, man gewöhnt sich an alles – Ekel, Schmerz, Trauer sind nur die ersten Male eklig, schmerzhaft, traurig – zieht sich zurück oder spricht einfach nicht weiter über bestimmte Geschichten.
Ober- und viele Mittelschichtenangehörige sind dagegen in der Regel abgesichert, haben helfende Hände, können bezahlt Urlaub nehmen, Auszeiten einlegen oder gleich ein Sabbatical machen und sich eine professionelle Trauerbegleitung oder sonstigen Schnickschnack holen und Trauer weiter kommodifizieren helfen. Es gibt kein Gefühl, mit dem sich im Kapitalismus nicht Geld verdienen lässt oder das man mit Geld so richtig zelebrieren kann. Und Hilfsangebote sind auch oft klassenvermittelt – Liquidität / Habitus / Status sind auch hier vorteilhaft.
En bref: Wer über „Ressourcen“ verfügt, kann sich nicht nur Auszeiten „leisten“ – er muss und sollte es auch. Alleine für die Timeline und die Follower. Wer sie nicht hat, muss Trauer hintanstellen – schließlich will die Tafel für die Trauergemeinschaft aufgebaut sein, bei der man heute schuftet.
These 2: Männer – und insbesondere solche aus der Arbeiterklasse – sind in puncto Zugang zu Hilfsangeboten strukturell benachteiligt.
Jetzt schwätzen „wir“ immer so viel über Benachteiligung und „vulnerable Gruppen“, aber hauptsächlich über die, die gerade modisch angesagt sind. Für Arbeiter-Männer – also die schlimmsten der Schlimmsten, diese rechtsoffenen linksextremen Schwurbler, Penner, Prolls, Säufer aus der Hängematte – besteht sogar eine doppelte Benachteiligung bei psychischen Erkrankungen und (damit verbundenen) Gewalterfahrungen – und keinen juckt’s. Einerseits durch Klassenbedingungen, andererseits durch die grassierende Männerfeindlichkeit.
Wie gesagt – einerseits hast Du als Malocher und / oder Hartzer wenig Raum / Geld / Flexibilität für Termine oder nur erschwerten Zugang. Da wirste dann bestenfalls mit 08/15-Kassenleistungen abgespeist oder medikamentös ruhiggestellt. (Das ist gerade bei Zwängen der Effekt der Psychopharmaka – sie dämpfen, lösen aber nicht die Ursache der Erkrankung). Obendrein sind die wenigen Psychotherapie-Plätze knapp – und wertvollere Menschen habe da eben mehr Durchblick, mehr Vitamin-B, mehr Selbstzahler- und Privatperspektiven. Und mehr Muße und Nerv am Ball zu bleiben.
Und zum anderen werden Männer, gerade Arbeitermänner, von klein auf sozialisiert, um nicht zu sagen gebrochen und gedrillt, wie sie zu sein und wie sie sich in dieser Gesellschaft zu verhalten haben. Das wissen hier die meisten, aber ich wiederhole es, weil man es nicht oft genug wiederholen kann: Du hast stark zu sein, durchzuhalten, nicht zu flennen, was anzupacken, Dich am Riemen zu reißen, keinen blöden Mucks zu machen. Etc. @ jemp1965 nannte ja schon die Stichworte. Ob physische oder psychische Erkrankungen – Schwäche ist für Dich nicht drin. Last but not least sind viele Hilfsangebote auf Frauen oder auf bildungsbürgerliche Mittelschicht-Klientel zugeschnitten und nicht sonderlich ideal respektive erreichbar. Selbst wenn man als Arbeitermann dann dort hingelangst, sitzt man bloß einer bildungsbürgerlich-geprägten Milieutante gegenüber, die von Deiner Welt so viel Ahnung hat wie eine handelsübliche Holstein-Kuh vom Super G. (Das betrifft freilich nicht nur Psychotherapie, sondern enorm viele Medizinbereiche – mir riet eine Neurologin beispielsweise mal, ich sollte doch bei 561 Euro Monatseinkommen Bürgergeld beantragen. Ich musste ihr dann erklären, dass das das Bürgergeld ist, dieses nicht „sehr viel höher liegt“ und wir weder kostenlos ÖPNV fahren dürfen noch Rabatte bei Aldi und Lidl bekommen. Naja – Hauptsache Doktor, Hauptsache studiert! Selbst ein Jacob Rees-Moog hat mehr Ahnung von den Milch- und Briefmarkenpreisen als so manche der hiesigen Gött*innen wie *außen in Weiß.)
Die Problematik der Unzugänglichkeit und Unzulänglichkeit zeigt sich gerade für Männer mit Gewalterfahrung – ob im Elternhaus, in der Schule, in der Partnerschaft oder in allen drei Bereichen zusammen und noch vielen weiteren mehr. Gewalt gegen Männer und ihre psychischen Folgen wird gesellschaftlich noch immer nicht ernstgenommen und noch weniger interessiert sie bei den Proll- und Arbeitermännern, die ja ohnehin nur alles Säufer, Schläger und Nazis sind. Die werden bis heute gerne verlacht oder mit Abwinken belohnt. Oder verraten Sie mir doch einfach mal wie viele Männerhäuser Sie in Ihrer Nähe kennen – von Gesamtdeutschland ganz zu schweigen – in die sich Männer flüchten können, die von ihrer Partnerin mit der Küchenschere traktiert werden, bis sie mit 12 plus x Stichen genäht werden müssen? Ach so – gibt’s nicht. Weil es Gewalt gegen Jungen und Männer ja nicht gibt und wenn dann ist sie nur ein Promille der Gewalt gegen Frauen, das haben Studien und Umfragen 30 taiwanesischen Zweitsemestern erst neulich wieder bestätigt!1!!
Und dann zerreißen sich die Leidmedien vor Weihnachten oder der nächsten Kommunal- / Landtags- / Bundestagswahl wieder das Maul und reden sich die Gosch sabbelig, warum (Arbeiter)Männer so spät Hilfe suchen, mit Psychotherapien wenig(er) anfangen können, zu höherer Medikamentenverbrauch oder gefährlicher „Selbstmedikation“ neigen, rääächts wählen oder Suizid begehen. Tja, ich hatte mehrere Suizide im Bekanntenkreis in den letzten Jahren – alles Männer. Ich nenne mal nur die, die nicht aus dem Arbeitermilieu stammten (die anderen interessieren ja eh nicht): Der eine Exsoldat mit Afghanistan-Erfahrung, erschoss sich im zweiten „Lockdown“ auf einem Waldparkplatz, weil er seiner Familie nicht länger zur Last fallen wollte. Der andere, frischgebackener Anwalt, hatte alles von Karre bis Kurzweil, wurde aber von seiner Verlobten verlassen und beendete daraufhin sein Leben in der Badewanne. Beides Mal riesen Bohei – die armen Kinder, die armen Eltern! Ja – und die Männer?! Die könnten beide, die könnten alle, noch leben, doch irgendwie war niemand daran interessiert, was die Ursache war und wie man das hätte verhindern können. War halt so. Manche Kerle bringen sich eben um. Früher gingen sie ins Wasser, heute gehen se in die Badewanne. Männerthemen sind eben weniger sichtbar, denn Männern geht es ja ansonsten (zu) gut, sie sind privilegiert und kontrollieren die Welt, also müssen, Politik Leidmedien und der Rest der Gesellschaft sich nicht weiter mit ihren Geschichten herumschlagen oder für die Krankheits- und Gewaltvorfälle, die sie treffen, das gleiche Bewusstsein erzeugen wie für andere Gruppen. 🤷♂️
These 3: Dass viele Arbeitermänner psychisch geschädigt sind, ist in einer normopathischen Gesellschaft so unvermeidlich wie zwingend notwendig.
Insbesondere wenn jene Gesellschaft auch noch so lebensverneinend und belliphil ist wie die Deutsche. Disclaimer: Ich selbst musste 2010 noch beim Bund verweigern, obwohl ich damals schon Einschränkungen wegen verschiedener physischer Erkrankungen hatte. Dafür hatten wir zwei Sportasse in der Stufe (Leistungskurs Sport), die keine Geschwister oder sonstige Vorteile aufwiesen, aber wegen ihrer Gesundheit als „untauglich“ ausgemustert wurden (zufällig beides Akademikerkinder). Wie das bei der Musterung so war, gib es neben Intelligenztests und Eiergriff, auch ein psychologisches Gespräch, in meinem Fall mit einer wasserstoffblonden Flecktarnbarbie, die mich auch zu meinem privaten Werdegang befragte. Und ich dann eben so Details des Arbeiterkindaufwachsens inklusive Armut-, Gewalt-, Missbrauchs- und Mobbingerfahrungen schilderte. Sie nickte dann nur, notierte sich was, fand das aber alles nicht besonders – gut ich auch nicht, ich kannte es ja nicht anders. (Ich muss das endlich in den Artikel für den Chefred packen oder Sie lesen es bei Christian Baron nach, der hat das bereits geschildert und viele andere aus unserer Schicht auch.) Egal – als ich dasselbe dann bei einer ebenso wasserstoffblonden Weißkittelbarbie in meiner ersten Reha zu schildern hatte, fiel die fast vom Hocker und fragte, ob ich denn da nie wegen in Therapie gewesen sei oder Medikamente bekommen hätte. Und wollte mir gleich 20 Veranstaltungen organisieren. Ne, danke kein Bedarf, bin wegen meines Rheumas hier. Ihre 20 Veranstaltungen brauche ich nicht und will ich nicht. Brauchen Sie mir zwanzig Jahre später gar nicht mit zu kommen. Ich hatte und habe ohnehin wichtigere Themen, als mich auf der Couch darüber auszulassen, ob nun Pluto und Uranus oder der NS-Hintergrund und die schwarze Pädagogik meiner (Groß)eltern noch zusätzlich zu meinen physischen Gebrechen ihr Scherflein beigetragen haben könnten. Bin ich morgens lieber kneipen gegangen, hatte ich mehr von als von dem Gequatsche.
BTT: Mein Punkt ist – ich war sicher nicht der Einzige, bei dem Flecktarnbarbie bloß genickt hat. Armeen profitieren einfach von jungen Männern mit Vorschädigungen. Für die ist Leid normal, die bringen Fähigkeiten und Einstellungen mit, die man der Front gut gebrauchen kann – Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst und andere, Kampfgeist, Wut… Die sind für den Staat und seine Büttel wunderbar verwert- und verheizbares Schlachtmaterial. Die kann man mit einem Sold anlocken, bei denen verfängt auf Jungen zugeschnittene (Kriegs)Propaganda (stark sein, hart sein, niemals aufgeben, Opfer bringen). Wer keine Familie hat oder nur eine, die einen prügelt und schikaniert, kann beim Militär seine Ersatzfamilie finden, Anerkennung gewinnen – und später Untergebene schikanieren und so der Welt etwas zurückgeben. Und wenn sie dann irgendwann PTBS oder eine übermäßige Gewaltneigung entwickeln, kann man sie immer noch entlassen oder gehen lassen, damit sie sich auf einem Waldparkplatz die Rübe rauspusten. Sie finden das zynisch? Ich sage, dass ist Staatshandeln 101. Was denken Sie, warum bei den meisten Armeen so überdurchschnittlich viele Arbeiter, Arbeitslose, Psychischkranke rumlaufen? Dreckfresser(kinder), denen im Leben nichts geschenkt wurde, bietet sich dort eine wunderbare „Chance“ auf Einkommen, Status oder Zugehörigkeit. Und nicht anderes zählt nun mal in „unserer“ ach so holden prestige- und statusgeilen Gesellschaft.
Um den Endsieg gegen Russland zu erringen, können wir gar nicht genug kranke Männer haben. Männergesundheit können „wir“ uns gleich zwei Mal nicht leisten – einmal, weil „wir“ das Geld für die Rüstung brauchen. Und zum anderen, weil „wir“ ja sonst noch weniger Kerle hätten, die wir in irgendeinen Fleischwolf stopfen könnten. Oder wollen Sie etwa nicht den Endsieg? Wollen Sie kein Gold für Deutschland? Na also – Deutschland über alles! Und dann alles über die (Arbeiter)Männer…
Kein Krieg endet jemals so richtig – er wartet einfach auf die nächste Generation junger Männer…
https://www.youtube.com/watch?v=lZv2LbfG2Mo
Solche Fälle wie Sie beschrieben haben kenne ich auch.
Ein ehem. Klasenkamerad hat sich bei der BW (Pflicht-Wehrdienst) auf einem Wachgang eine Kugel in den Kopf geschossen, wie mir seine Mutter berichtete.
Er hatte immer starke Kopfschmerzen, die nicht behandelt wurden und trotzdem für dienstfähig befunden wurde und zwar so lange bis er es wohl nicht mehr aushalten konnte.
Ein anderer ist schwer geschädigt aus dem Pflicht-Wehrdienst zurückgekommen und hat sich ebenfalls das Leben genommen. Kene Therapie und kein Medikament haben ihm geholfen.
@Altlandrebell
Zitat SPK:
„Die systemstabilisierende Funktion der Medizin im Spätkapitalismus liegt darin, daß sie den Kranken für den Arbeitsprozeß wieder herstellt, so daß er wieder Mehrwert produzieren kann. Dies kommt für den Arbeiter einer gebremsten Zerstörung gleich. Krisen des kapitalistischen Systems, die sich in Überproduktion äußern, wurden früher durch die radikale Vernichtung von Gütern und Arbeitskräften bewältigt. Bei Vorhandensein eines wirksameren Krisenmanagements kann das System von der totalen Vernichtung zum dosierten Verschleiß übergehen; der Verschleiß der Güter wird durch Konsumzwang, der der Arbeitskräfte durch deren allmähliche Zerstörung = Krankheit bewerkstelligt. Denn die Ware Arbeitskraft unterliegt im Kapitalismus keinen anderen Gesetzen als denen aller übrigen Waren. … Die Medizin spielt die zentrale Rolle eines Verschleißregulators. Jede ärztliche Handlung ist somit nur noch eine Präventivmaßnahme im Interesse einer krisenfesten kapitalistischen Wirtschaft. Darüber hinaus schafft die Medizin durch die Garantie des weiterbestehenden Verschleißes die angemaßte Berechtigung für die staatliche Zwangsmaßnahme, regelmäßig Sozialabgaben zu leisten. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, daß die Summen der Sozialabgaben, die ja weit über den staatlichen Ausgaben auf dem Sozialsektor liegen und die dem zurückbehaltenen Lohn des Arbeiters entstammen, lediglich dem Profit und somit der Erhaltung und Perfektionierung des kapitalistischen Systems oder mit anderen Worten der Aufrechterhaltung der Ausbeutung der Massen dienen. …
Begreift man das, so muß man einsehen, daß man tagtäglich sein eigener Mörder ist, d.h. daß man sich täglich selbst durch seine Arbeit vernichtet. Sieht man von der revolutionären Möglichkeit ab und geht nur von den bestehenden Verhältnissen aus, so ist der Selbstmord die konsequenteste Reaktion auf diese Verhältnisse.“
Ist der Plusmacher-Süchtige nicht auch Mörder eines Teils von ihm selbst?
Und dabei wirklich Selbst-Teil-Mörder, weil er eindeutig nach verwerflichen Motiven handelt, während der andere im Grunde nur sein Überleben sichern will?
Malochen selbst bei geringer Bezahlung ist solange kein wirkliches Problem, solange es zu einem vernünftigen Leben reicht.
Dafür muss man aber bereit sein, sich aus dem sozialen Konsum-Wettbewerb auszuklinken.
Man ist dann zwar Außenseiter, der sich nicht anpasst, wenn es keine soziale Erfordernis gibt. Man liefert aber dennoch seine Arbeitskraft zum Wohle seiner Mitmenschen ab. Wenn man sich darüber aufregen muss, dass Andere daraus Profit schlagen, stresst man sich nur unnötig. Überkonsum macht nur abhängig und aus sozial aufgezwungenen Wettbewerbszwängen kann man sich ausklinken, wenn man stark genug ist und den Halt in sich selbst findet.
Und so lässt sich auch besser mit einer Psyche umgehen, welche einen Hang zu einer manisch-depressiven Verarbeitungstendenz aufweist. Dabei ist der schwermütige Teil durchaus auch eine Bereicherung. Denn er zeigt, dass man nicht völlig abgestumpft ist und von der Zärtlichkeit des Herzens getragen wird. Erst wenn man den Ozean der Schwermut durchschwommen hat, hat man diese auch verarbeitet und ist daran erheblich gewachsen.
Kann es in einer kranken Gesellschaft überhaupt zu einer Gesundung kommen sofern die Ursachen nicht beseitigt werden?
Offenbar gibt/gab es auch andere Ansätze die auch die gesellschaftlichen Verhältnisse berücksichtigt haben.
https://www.spkpfh.de/
Wickip.edia
Das Sozialistische Patientenkollektiv wurde am 12. Februar 1970 in Heidelberg von 52 Psychiatrie-Patienten unter Leitung des Assistenzarztes Wolfgang Huber gegründet und löste sich im Juli 1971 auf.
Es verstand sich als Therapiegemeinschaft und wollte im Sinne der Antipsychiatrie „aus der Krankheit eine Waffe“ machen, die eine klassenlose Gesellschaft zum Ziel hatte.
In der Auseinandersetzung um das weitere Fortbestehen des SPK wurden von der Universität Heidelberg eine Reihe von Gutachten eingeholt.
Zu den Befürwortern des Patientenkollektivs zählten Horst-Eberhard Richter aus Gießen, Peter Brückner aus Hannover und Dieter Spazier, der ehemalige Leiter der Universitätspoliklinik Heidelberg
Horst Ebehardt Richter -Flüchten oder Standhalten
In Flüchten oder Standhalten fragt Horst-Eberhard Richter, wodurch der moderne Mensch eingeschüchtert wird und wie er sich dagegen wehren kann. Als Arzt und Psychoanalytiker will er nicht nur Diagnosen stellen, sondern auch Therapien anbieten. Er hält ein hilfreiches Plädoyer gegen die Flucht und für das Standhalten. Worauf es im schwierigen Prozess des gemeinsamen Selbstbewusstwerdens ankommt, fasst er in seinen zentralen Thesen zusammen.
Die Geschichte der Frau M. als Resümee. So wird Isolation von oben nach unten weitergegeben. So wird der Betreute zum Opfer. So aber kann auch noch durchhalten, wen alle im Stich lassen.
1. Kapitel
Wir sind in Gefahr, uns unbewußt in ein Spiegelbild der uns manipulierenden Umwelt zu verwandeln
2. Kapitel
Wir sind verletzlicher durch Isolation, als wir glauben
3. Kapitel
Trennungsdrohungen verschärfen Isolationsangst. Diese Angst wird in der Gesellschaft kreisförmig weitergegeben
4. Kapitel
Unbewußte Hörigkeit ist kein Sonderfall, sondern ein Merkmal des durchschnittlichen Menschen
5. Kapitel
Anonyme Mächte verleiten uns zur moralischen Selbst-Entmündigung. Wir müssen unsere Verführbarkeit und die verführenden Autoritäten zu kontrollieren lernen
6. Kapitel
Aus eigener Isolationsangst verschulden wir unbewußt die Isolationsschäden anderer. 1. Beispiel: Menschen in der Internierung
7. Kapitel
2. Beispiel: Menschen vor dem Sterben
8. Kapitel
Wer eine soziale Tätigkeit wählt, sucht Kommunikation und eine Vervollständigung seiner selbst
9. Kapitel
Aber die Institution drängt die Betreuer, sich von den Betreuten und von sich selbst zu entfremden
10. Kapitel
Die Karriere vollendet oft die psychische Selbstaufgabe in Raten
11. Kapitel
Spontangruppen entwickeln Prinzipien für eine soziale Arbeit, die den Bedürfnissen der Menschen eher dienen kann
12. Kapitel
Spontangruppen-Arbeit ist wichtig als Ergänzungsprogramm, noch wichtiger als Muster für Veränderungen in den Institutionen
13. Kapitel
Wir brauchen mehr gemeinschaftliche, ganzheitlichere und spontanere Arbeit. Initiativen von unten sind notwendig, unterstützende strukturelle Reformen unumgänglich
14. Kapitel
Soziale Praxis an der Basis kann sich regional selbst organisieren. Im Bericht der Psychiatrie, Psychotherapie/Psychosomatik-Enquete wird ein Modell empfohlen
@ Otto0815
Guten Morgen.
Herzlichen Dank für den Beitrag und den Link.
@Veit_Tanzt
Mache ich doch gerne
Was ich in dem Artikel vermisse sind die Austherapierten bei denen es letztendlich zu keinem positiven Ergebnis gekommen ist.
Dienen Psychologen, Psychiater, wie auch Sozialpädagogen dem System als Flickschuster der Nation?
Auch das wäre eine berechtigte Frage über die man zumindest mal nachdenken und diskutieren könnte.
Es gab aber diesbezüglich auch noch andere Lektüre
Otto Rühle – Zur Psychologie des proletarischen Kindes
Dieter Duhum – Angst im Kapitalismus und Angst-Erfahrung
P.R. Hofstätter – Einfühung in die Sozialpsychologie
Hab da mal eine richtig blöde Frage
Hilft eigentlich Geld gegen Depression oder sind abgesicherte Lebensverhältnisse mit ein Auslöser für Depression. PTBS tritt ja auch erst später auf und nicht währendessen.
Eine spürbare Verbesserung der sozialen Sicherheit führt sicher zu einer sich signifikant verbessernden Gesundungsrate. Vorrübergehend zumindest. Soziale Sicherheit macht aber noch nicht frei von sozialen Zwängen, die immer eine Entfremdungsinstanz aufweisen. Die Krankheit ist letztendlich eine Folge einer solchen Entfremdung. Man hat sich stärker angepasst (PTBS) oder muss sich anpassen, als einem (noch) gut tut. Weil das hauptsächlich auf der unterbewussten Ebene geschieht, wird das nicht so deutlich.
Wer täglich ums Fortkommen zu kämpfen hat, hat den Vorteil, dass das eigene Bewusstsein so stark darauf fokussiert ist, dass andere Gedanken gar nicht weiter verfolgt werden im Unbewussten. Erst dann, wenn es keinen Ausweg mehr gibt, weil das Fortkommen verunmöglicht wird, fällt vieles zusammen und Raum für eine andere Denkweise entsteht. Dann kann es aber einen massiven Zusammenbruch geben.
@stefan schleim.
Wer über Gehirn und Bewusstseinsforschung schreibt und Gendersternchen nutzt, hat eins von beiden nicht verstanden.
Wir schreiben den 7. September 2025, bei wem meinen Sie sich anbiedern zu müssen?
Bei der Behandlung von Depressionen sollten als erster Schritt neben psychotherapeutischen
Behandlungen nach die Versorgung des Hyppocampus geschaut werden.
Aber egal was sie schreiben, die Schar ihrer Kommentatoren hier ist immer sehr informativ und die Beiträge lehrreich
Diese Art von Forschungsergebnisse dienen der Irreführung. Wenn kognitive Psychotherapie tatsächlich so ausgeübt werden würde, dass die Betroffenen klar und logisch denken lernten, dann würde sie verboten werden. Was Psychotherapeutinnen, die immerhin über 80 % aller Psychotherapeuten stellen, heute machen ist, dass sie Pfarrer ersetzen, bei dem sich die Leute ausheulen und trösten lassen – damit Ruhe in der Herde bleibt.
Daraus ergibt sich, dass die Psychotherapeutinnen selber die besten Schafe sind, kränker als ihre Patienten, wie Eva Jaeggi von der Technischen Universität Berlin feststellte. „Psychotherapeuten, die sich weigern, selber zu denken“, wie ein erfahrener Psychotherapeut über das Psycho-Paradies Schweiz schrieb (https://www.infosperber.ch/gesundheit/die-schweiz-das-psycho-paradies/), sind gar nicht in der Lage, das Gehirn ihrer Patienten substanziell zu verbessern. Die Art der heutigen Psychotherapie von Psychotherapeuten, die nicht selber denken, ist nicht anderes als eine „passende kognitive Sterbebegleitung“ (https://angstambulanz.com/#lernen), die den gesellschaftlichen Niedergang vorantreibt.
Wer noch rudimentär selber denken kann, muss feststellen: Wirkliche psychotherapeutische Hilfe findet sich nur ausserhalb des Systems, das krank macht.
@ Urs Haselnuss
Mit der Areligiösität ist auch die Beichte verschwunden und wurde durch ein (pseudo-?)wissenschaftliches Konstrukt ersetzt. Ohne das eine oder andere sachlich mögliche Geschäftsmodell bewerten zu wollen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Beichte
Ich finde es durchaus bemerkenswert, dass für die Studie als Therapieform lediglich die kognitive Verhaltenstherapie als Psychotherapie von Interesse ist. Als ich mich gezwungenermaßen vor ca. 20 Jahren damit einmal auseinandersetzen musste, hatte ich mich bewusst für die Psychoanalyse entschieden. Eine Entscheidung, die zwar keine schnellen Ergebnisse brachte, die ich aber langfristig nie bereut habe.
Ansonsten ist es in der Wissenschaft auch jenseits des hier beschriebenen Problems eher üblich auf die methodischen Ansätze zu setzen, die man selber glaubt besonders gut zu beherrschen und für die man selber Zugang zu Methoden hat. Deswegen ist das Festhalten an biologistischen Erklärungsmustern wenig überraschend.
Oder wie es mal jemand gesagt: Eine Theorie stirbt nicht aus, wenn sie widerlegt ist. Sie stirbt erst zusammen mit ihrem letzten Vertreter. Was ich aus meinem naturwissenschaftlichen Erfahrungen heraus sehr gut bestätigen kann.