Ein Zeitraum von etwa 400 Jahren im Laufe der gesamten Menschheitsgeschichte – mehr Demokratie gab es nicht. Weltweit stehen heute wieder autokratische Proponenten von Macht und Gewalt vor der Türe. Nicht um anzuklopfen, sondern um (diese) einzutreten.
Die griechische Demokratie zur Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends erreichte, teils unterbrochen von Kriegen, eine Bestandsdauer von insgesamt etwa 200 Jahren. Sie war bestenfalls ein Vorläufer gegenwärtiger Demokratien, basierte die griechische Gesellschaft doch auf Sklaventum und fundamentaler Ungleichberechtigung von Mann und Frau.
Über zweitausend Jahre später nochmals gut 200 Jahre an demokratischen Systemen, in Europa und Nordamerika, in Teilen Lateinamerikas und punktuell im Rest der Welt. Lässt man die zivilisatorische Sprach- und Kulturfähigkeit des Menschen vor etwa 40.000 Jahren beginnen, entsprechen diese vier demokratischen Jahrhunderte gerade einmal einem Prozent der Zivilisationsgeschichte. Demokratie ist demgemäß eine systemische Ausnahmeerscheinung, 99 Prozent der Menschheitsgeschichte verliefen undemokratisch und repressiv, zwischen Macht und Gewalt.
Ein Blick zurück …
Das demokratische Experiment der griechischen Antike war eine epochale Neuerung, ein unvergleichlicher welthistorischer Moment. Bereits während der Römischen Republik bestanden nur noch demokratische Ansätze. Ähnliches gilt für die Rudimente der Volkssouveränität während des Mittelalters und der Renaissance. Erst mit dem Anheben der konstitutionellen Monarchien englischer und französischer Prägung wurden wieder demokratische Aspekte beigemischt.
Auf die Französische Revolution folgten blutige monarchische Restaurationsversuche, deren Überwindung Jahrzehnte in Anspruch nahm. Auf die Oktoberrevolution in Russland folgten weder die avisierte Diktatur des Proletariats noch Demokratie, sondern der Totalitarismus brutalisierter Funktionärsklassen, ein Phänomen, dessen langer Schatten bis in die Gegenwart reicht. Europas junge Demokratien wurden im 20. Jahrhundert jäh durch die NS-Diktatur zerrissen. Erst nach der kontinentalen Schwerstverwundung durch den Zweiten Weltkrieg konnte der Friedenshafen der Europäischen Union verwirklicht werden.
… und zur Seite …
Ein Schönheitsfehler gewiss, dass in der Schweiz, dem Vorbild und Vorläufer direktdemokratischer Systeme, das Frauenwahlrecht kürzlich erst 50 Jahre alt wurde. Blickt man hingegen zu den Staaten Mittel- und Südamerikas, entdeckt man zahlreiche, jedoch schwankende, allenfalls temporär stabile Herrschaften des Volkes. Ein Großteil der afrikanischen Staaten oszilliert nach wie vor – unter anderem aufgrund der schwerwiegenden politischen sowie wirtschaftlich-kulturellen Spätfolgen des Kolonialismus, der erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts endete – zwischen instabilem Parlamentarismus, autoritären Strukturen und Militärdiktaturen. Und auch in der Großregion Middle East wird – mit Ausnahme von Israel seit seiner Gründung und kurz danach im Libanon, bevor dieser im Bürgerkrieg versank – nirgendwo ernsthaft Demokratie versucht.
In der EU sind zurzeit autoritäre Kräfte sichtbar am Vormarsch und in den USA glaubt trotz Wahlkampfgetöse ohnehin kaum mehr jemand an den sogenannten American Dream. Mit dem neu zusammengesetzten Supreme Court hat eine längerfristige Verschiebung der Machtstrukturen begonnen, das Vertrauen in die sogenannten checks and balances erodiert. Letztere werden systematisch geschwächt und gemäß ihren selbst gesetzten Regelwerken ausgehebelt, wie die voraussichtlich kommende US-Administration aller politischen Wahrscheinlichkeit nach beweisen wird.
Auch im einst demokratischen Hongkong geht die Angst vor autoritärer-polizeistaatlicher Repression um. Die nach wie vor existierende innerrussische Opposition gegen die Invasion der Ukraine wird auf Tagesbasis und mit äußerster Gewalt zum Verstummen gebracht; und auch Taiwan wird der totalitären Pranke Chinas vermutlich nicht mehr allzu lange trotzen können.
… und nach vorne
Den illiberalen Machthabern weltweit wird auch die globale KI-Industrie dienstfertig zur Seite stehen und mit Unschuldsmiene helfen, die Freiheit zu untergraben, individuell Access zu erteilen oder zu verweigern. Soziale Medien werden sekundieren, Milliarden Individuen sedieren und zur Weltmasse amalgamieren.
Eine unangenehme Nebenwirkung von „Massen“ (im Sinne E. Canettis) ist jedoch, dass diese, zum Teil aufgrund von Informationsmangel, teils wegen Desinteresse und teils durch digitale Manipulation, unterdurchschnittlich kompetente Mehrheiten bilden können, welche potenziell demokratie- und gesellschaftsschädigende Entscheidungsgewalt ausüben. Demokratien schützen sich nicht ausreichend gegen Massen und deren politische Dompteure, wie die Geschichte zeigte. Illiberale Politiker weltweit, insbesondere jene des rechten Spektrums, bevorzugen steuerbare Mehrheiten; solche, die vor dem sogenannten gesunden Menschenverstand nicht flüchten, sondern sich im Umfeld volkstümelnder Sprichwörter geborgen fühlen.
Populistische Politiker im Wahlkampfmodus lieben auch Tautologien, d.h. Nullaussagen, die den politischen Diskurs zur Inhaltslosigkeit verdichten: Europäische Union? „Genug ist genug!“ Rechtsruck in Europa? „Wahlen sind Wahlen.“
Gegen diese Qualität des Nichts hilft nur das Nichts: Autoritäre sind Autoritäre, Trump ist Trump und „brat“ ist „brat“. Eine Maxime für alle kommenden Wahlen? Demokratie wählen, um diese zu behalten.
Paul Sailer-Wlasits ist Sprachphilosoph und Politikwissenschaftler in Wien. Er ist Autor von „Minimale Moral. Streitschrift zu Politik, Gesellschaft und Sprache“ (2023, 2. Aufl.), „Lüge, Hass, Krieg. Traktat zur Diskursgeschichte eines Paktes“ (2022), „Verbalradikalismus. Kritische Geistesgeschichte eines soziopolitisch-sprachphilosophischen Phänomens“ (2021, 2. Aufl.).
??
Vielversprechend angefangen, um dann im nebulösen Nichts zu verschwinden: das ist mein Eindruck.
Es wirkt nur auf den ersten Blck nebulös.
Man muss es verstehen.
Demokratie ist wenn westliche Oligarchen dem Rest der Welt und insbesondere zuerst im eigenen Land zur Knechtschaft zwingen.
Untereinander darf die herrschende Schicht aber gern hier und da anderer Meinung sein und ein biscchen streiten. Der Rest hat zu spuren.
Wenn sich Weltverständnis darauf stützt, welche Gefühle Tag für Tag in der Tagesschau ausgeströmt werden, kommen dabei so Sachen raus wie “im einst demokratischen Hongkong”.
Das sind dann auch die Leute, die sich wenn die Regierung zu sehr unter medialen Druck gerät von SPD- und Grünen-nahen Zivilorganisationen zu Antioppositionsdemonstrationen vereinnahmen lassen und dabei realsatierisch Demokratie-Plakate in die Luft strecken.
Dass genau mit solchen gegen andere Teile der Gesellschaft und nicht gegen Regierungen – also Machthabern – gerichtete Gefühlsaufwallungen Demokratie zerstört wird, liegt außerhalb der Wahrnehmungsmöglichkeiten. Stattdessen wünscht man sich Demokratie wie früher in Hongkong in diesem Tagesschau-Paralleluniversum.
“…totalitären Pranke Chinas.” Dieser Artikel gehört nach TELEPOLIS…
😂 oh, ja sehr schlimm. Bis dahin habe ich gar nicht gelesen. Da war ich schon raus, als behauptet würde, 99% der Menschheitsgeschichte seien “undemokratisch und repressiv, zwischen Macht und Gewalt” verlaufen.
Hatte befürchtet, dass da noch mehr seltsame Behauptungen folgen würden…
Die mit den innerpolitischen russischen Opposition gegen den Einmarsch Russlands in die Ukraine zum Beispiel.
Der ganze Tenor, der Billigung westlicher Interventionen und die geflissentlich erwähnte Ablehnung von Trump und Konsorten.
Auf das alte TP. Beim neuen wird ja das ISW propagiert…
Der ehemalige Chefredakteur von TP achtet halt auch auf Overton auf eine Ausgewogenheit der Meinungsartikel.
Gute Sache, finde ich. Auch wenn ich dieser Meinung im Artikel absolut nicht zustimme.
Meinungen zu haben ist ja schön und gut, aber man sollte seine Thesen belegen und daran fehlt es den meisten Meinungsartikeln. Ansonsten ist das nicht mehr als Stammtischgelaber und Artikel dieser Art sind bestenfalls zum virtuellen Hintern abwischen geeignet.
Wer das nicht kann, sollte keine Artikel schreiben, sondern seinen Schnodder besser in die Kommentare abladen.
“….99 Prozent der Menschheitsgeschichte verliefen undemokratisch und repressiv, zwischen Macht und Gewalt.”
Ist belegt wodurch? Falsche Grundannahmen führen auch hier zu falschen Schlussfolgerungen.
Es spricht vieles dafür, dass auch die Herrschaft durch Gewalt in diesem Sinne und Zeitrahmen eine Ausnahme ist.
Brauchbare Übrlieferungen gibt es erst seit Nutzung der Schrift.
In welchen Formen der Organisation menschliches Leben vor mehr als 10.000 Jahren funktioniert hat, ist schlicht unbekannt. Und inzwischen ist man auch in der Archäologie sehr bewusst, dass jede Interpretation von Funden beeinflusst ist vom Zeitgeist der Epoche.
Die Behauptung, 99% der Geschichte sei undemokratisch und von Gewalt geprägt verlaufen, ist nichts weiter als das: eine Behauptung. Hierauf zu extrapolieren oder zu schlussfolgern macht die Ergebnisse unbrauchbar, weil sich selbst kleine Abweichungen bei dieser Grundannahme im Ergebnis massiv auswirken.
Vielleicht mal bei beispielsweise Herrmann Amborn nachlesen, wie archaische Gesellschaften die Probleme des Zusammenlebens lösen.
https://duesseldorf.fau.org/ein-gespraech-mit-hermann-amborn-ueber-einen-irrtum-von-juergen-habermas-fehler-sozialistischer-modernisierung-in-suedaethiopien-und-die-rueckkehr-anarchistischer-traditionen/
Suchmaschinen liefern jede Menge Ergebnisse zum Namen und Stichwort polykephale Gesellschaften.
Bekanntlich eine Hochburg der Demokratie und jeder Machtpolitik abhold (‘We have tools’).
Da lobe ich mir den sanften Blubb des Spinats.
Bla Bla Bla Bla, kein Wort dazu, dass die westliche Demokratie die Reichen immer reicher macht, nicht nur die privaten sondern jetzt auch die örr Medien als 4. Gewalt außerhalb einer demokratischen Kontrolle agieren im Sinne der Wohlhabenden….Wir sollten wieder über Klassen und eine sozialistische, aber diesmal wirklich volksdemokratische Alternative diskutieren. Wenn man das Wort Sozialismus nicht immer wieder mit seinen Entartungen in Verbindung bringt, sondern mit der einfachen Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und einer friedfertigen Verfasstheit – dann ist das nicht weit hergeholt. Skandinavien hatte das schon mal.
Hat jemand ein anderes Wort für eine echte Alternative zum Kapitalismus? Her damit!
Hätte ich diesem Magazin gar nicht mehr zugetraut, dass hier nochmal für echte Demokratie getrommelt wird.
Chapeau!
Klingt so als würden Sie beim Verfassungsschutz arbeiten und sich gerade öffentlich einen runter holen das Sie neben Telepolis jetzt auch Overtone umgedreht hätten, und die jetzt auch nur Staatspropaganda verbreiten dürfen.
Das blöde ist halt nur jeder aber auch wirklich jeder kriegt dieses treiben mit und im Endeffekt erreicht Vater Staat genau gar nix damit.
P.S. Entschuldigung für die persönlichen Unterstellungen Sie wären vom Verfassungsschutz, nicht aber für das runterholen.
Sie sind einfach noch nicht lange genug dabei, sonst wüssten Sie, dass ich vom BND bin und wenn nicht im Homeoffice immer nach Pullach pendle.
Verfassungsschutz hat hier noch keiner hingeschwurbelt, aber bekanntlich steht jeden Tag ein Dummer auf. Glückwunsch.
Da ich Ihnen Erfahrung bei der Masturbation unterstelle und sie scheinbar darauf stehen, wenn sich andere einen runter holen, wünsche ich noch viel Spaß beim Kopfkino.
Verdammt nochmal, @Tommy, machen Sie jetzt allen Ernstes in Wortwahl der armseligen Zarenknecht Konkurrenz?
Das Niveau hier scheint immer mehr zu sinken.
Was soll denn noch sinken? Hier versammeln sich Antisemiten, Reichsbürger, Neonazis und Flacherdler. Auf der Scheißhausskala in etwa trainspotting-Kloake zum Quadrat. Heul’ halt leise, Justin-Dustin.
Dann verschwinde doch von hier, dann haben wir gleich einen Neonazi weniger. Und deinen Lover Ottono kannst du gleich mitnehmen. Ihr seid als Paar besonders schön, wenn ihr weit weg seid. Hab gehört bei Asow suchen sie noch solche wie euch, da könnt ihr es den bösen Russen endlich mal zeigen.
Was willst du denn, Pattaya-Siegfried? Leck weiter die Rosette von deinem Zaren und nerv’ hier nicht rum.
Warum fallt Ihr alle auf Trollerei und Sockenpuppenspiel von Hautono/Zarenknecht/(neue Sockenpuppen to come) rein? Ignorieren den Kot.
Ich nenne diesen Artikel bestenfalls naiv.
Ansonsten wird hier Diktatur mit buntem Anstrich als Demokratie verkauft.
Ironie aus…
“Eine unangenehme Nebenwirkung von „Massen“ (im Sinne E. Canettis) ist jedoch, dass diese, zum Teil aufgrund von Informationsmangel, teils wegen Desinteresse und teils durch digitale Manipulation, unterdurchschnittlich kompetente Mehrheiten bilden können, welche potenziell demokratie- und gesellschaftsschädigende Entscheidungsgewalt ausüben.“
Ja, um zu diesem Schluss zu kommen, muss der Mensch nur sehen, was um ihn herum gerade passiert.
Demokratie und gesellschaftsschädigende Menschen regieren (nicht nur) Deutschland.
Wer hat sie dort hingebracht? Akademische Propaganda.
Der als wissenschaftlich verkaufte, angeblich, menschengemachte Weltuntergang, der die Abschaffung der parlamentarischen Scheindemokratie erfolgreich betreibt.
Warum müssen wir Menschen finanzieren, die, wie der Autor, einfach, Dinge, die jeder sehen kann, als das Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit verkaufen.
Ich sollte vor dem Lesen schauen, was der Mensch, der schreibt, studiert hat, oder vorgibt zu sein. Politwissenschaftler lese ich keine mehr.
Leider glauben die Menschen, was diese studierten Idioten von sich geben. Sie unterstützen und wählen jene, die ihr Leben zerstören.
Ich bin 69 Jahre, habe zweimal in meinem Leben gewählt und bin beide Male betrogen worden. Wählen lohnt sich nicht. Es ändert nichts. Sollten die gewählten neues versprochen haben, ändern sie sich nach der Wahl.
Nur eine Basisdemokratie, wo die Menschen die zu Wählenden persönlich kennen, könnte eventuell funktionieren.
Aber, ich denke heute, dass Ruppert Riedel, vor 5o Jahren recht hatte, als er, behauptete, der Mensch, sei aus stammesgeschichtlichen Gründen, nicht in der Lage, die Folgen seines Tuns vorauszusehen, geschweige denn zu verstehen.
Kurz gesagt: Wahnsinn ist bei Individuen selten, in Gruppen jedoch schwer vertreten. (?)
Nietzsche (?)
“Demokratisches Hongkong”? Wann soll das gewesen sein? Aktuell ja wohl nicht, wenn ich den Verfasser richtig verstehe. Und davor war es eine britische Kronkolonie! Besetztes Land, in dem Fremde aus Europa das Sagen hatten. Fremde, die den Hafen der Stadt einst nutzten, um das ganze chinesische Hinterland auszuplündern, und mit Drogen vollzupumpen.
Und die im Westen so gefeierten “Kämpfer für Demokratie” errichten in der Stadt Barrikaden, zerstören Infrastruktur und (jetzt wirds spannend!) stürmen und verwüsten das Parlament!
2019 war das! Und die Täter werden bis heute im Westen als “Freiheitskämpfer” bejubelt! Was für ein Unterschied zum “Stürmileinchen” auf die Reichstagstreppe, nach dem monatelang der Untergang der Republik herbeiphantasiert wurde!
Demokratie ist eine Illusion in der Menschen vorgegaukelt wird, dass sie mitbestimmen können.
Das funktioniert so gut, dass die Menschen glauben, sie können mitbestimmen und hätten durch irgendwelche angeblich demokratische Strukturen Einfluss auf das, was passiert. Die Menschen werden dabei so eingelullt, dass ihnen garnicht bewusst wird, dass sie veräppelt werden.
In Wirklichkeit funktioniert eine Demokratie so, dass immer nur ein paar Menschen bestimmen.
Jede Demokratie ist eine Diktatur der herrschenden kapitalistischen Klasse.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die herrschende Klasse sich bemüht, den Bürgern die Realität zu verdecken.
Das hat sich total geändert: Heute zeigen diese Leute den Bürgern im Westen ohne Hemmungen, dass allein sie das Sagen haben.
guten tag der redaktion,
leute…, für solches geschwätz gibt es die zeit oder von mir aus auch die taz. ich hoffe, der autor hat für die veröffentlichung gezahlt und nicht overton.
schaudernd sometimes
Wie schon fast alle anderen schrieben, komische Analyse.
Ich bin mir zb sicher dass ein Grossteil der Menschheitsgeschichte demokratischer waren als es heute in den “bestesten” aller Demokratien zugeht, besonders als wir noch in kleinen Gruppen/Stämmen unterwegs waren.
Wie es tatsächlich um unsere Demokratien steht, sieht man zudem wenn (man sich die Besitzer der Medienkonglomerate anschaut) es ums Eingemachte geht: In der Schweiz dürfen wir darüber abstimmen ob wir die Gletscher schützen wollen (dafür müssten wir die ganze Welt erobern und allen anderen massive Auflagen aufzwingen), aber wenn es um solche Kleinigkeiten wie das Ende der Neutralität geht dann setzen das einfach mal ein paar transatlantische Hampelmanninen durch weil sie gern mal mit Selensky im Rampenlicht stehen wollen.
Aber besonders beachtenswert finde ich, wie ein Politikwissenschaftler Demokratie definiert. Als sein man nur ein Demokrat wenn man die “Richtigen” wählt. Als hätte der Rechtsruck nicht seine Ursache in der rechten neoliberalen Politik die notabene besonders auch von solchen “Superdemokraten” wie der korrupten EU-Komissionspräsidentin durchgedrückt wird.
Der Author hätte besser geschrieben “ich finde unsere Herrschaftsordnung toll”, das hätte uns allen Zeit gespart.
Die Würdigung der US-Demokratie kommt mir entschieden zu kurz. Den Griechen werden die Sklaven und Frauen , den Schweizern nur die Frauen als “Defizit” angekreidet; wo bleiben da die USA, wo Farbige (1870) und Frauen (1920) auch erst relativ spät wählen durften.
Außerdem ist es unerläßlich bei der Beurteilung der “Güte” einer Demokratie zu betrachten, wer, wie, warum überhaupt eine Chance bekommt, sich als Kandidat, der seine Wähler vertritt, aufstellen zu lassen und wie es zur Kandidatur von Staatsführern und deren Wahlen kommt. Ohne Milliarden (eigene oder fremde) im Hintergrund geht da gar nichts. Gar nicht zu reden vom Verhalten der Demokratien gegenüber anderen Ländern/Systemen.
Wer hat die halbe Welt kolonisiert und ausgebeutet? Wieviele Militärbasen unterhalten die USA weltweit im Vergleich zu China? Wer stänkert weltweit herum und greift ein Land nach dem anderen an, zerstört und bestiehlt es? Und maßt sich an, zu entscheiden, wer Wahlen gewonnen hat und Präsident wird?
Last but not least spielt die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ihrem jeweiligen System wohl auch noch eine Rolle. Und da sieht es gaaaaanz schlecht aus für einige der westlichen Demokratien z.B. im Vergleich zu China oder Vietnam.
Was ich fast vergessen hätte. die wunderbare Jelzindemokratie, die fast das Ende Russlands gewesen wäre.
Man sollte die Lobhudeleien für die Unsrigen und die Verteufelung Anderer einfach mal tiefer hängen; da wäre schon viel gewonnen für den Weltfrieden.
Nachtrag zur US-Demokratie: eine Auswahl von Untersuchungen durch Martin Gilens.
“…..actual policy outcomes strongly reflect the preferences of the most affluent but bear virtually no relationship to the preferences of poor or middle income Americans.”
https://www.princeton.edu/~mgilens/research.html
Die Schwarzen der US-Südstaaten, in denen bis heute mehr als die Hälfte aller Afroamerikaner leben (und seinerzeit ein noch größerer Anteil), konnten eigentlich erst ab 1965 wählen, als für sie auf Druck der Bürgerrechtsbewegung vom Kongress der Voting Rights Act beschlossen wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Voting_Rights_Act
Der Artikel ist einerseits zutreffend, andererseits verblüfft aber etwas, dass Herr Sailer-Wlasits jegliches Nachdenken sowohl über die Ursachen der Demokratieentstehung als auch ihrer Gefährdung unterlässt.
Daher eine kleine Ergänzung:
Demokratische Elemente in der Politik sind logischerweise nur in den Zeiten möglich, in denen das Gewicht der fordernden Volksmasse oder aber auch nur einer zuvor benachteiligten Klasse gegenüber den Herrschenden groß genug ist – und es auch bleibt.
Dies ist aber nur selten der Fall, denn für die Demokratieentstehung müssen auch noch folgende Rahmenbedingungen gegeben sein:
– eine Schwächung, Kompromittierung oder wie auch immer geartete Krise des herrschenden Systems (z.B. infolge eines verlorenen Krieges),
– eine vergleichsweise große Einigkeit der Herrschaftskritiker, die eine Führung besitzt, nachvollziehbare, pragmatische und realisierbare Forderungen vorbringt, diese wirkungsvoll zu erkämpfen bereit ist – und natürlich hinsichtlich ihrer Erfolgsaussichten optimistisch genug ist,
– eine hohe und nicht so einfach ersetzbare Wichtigkeit der Arbeitskraft des einzelnen Menschen – teils als Soldat, teils als Arbeiter – sodass Streiks ein echtes Mittel zur Nötigung der alten Eliten sein können und andererseits ein gewaltsames Niedermachen der Aufständischen, wie z.B. nach dem Bauernkrieg von 1525, wenig bringt.
Wenn man nun die zwei historischen Zeiträume der Demokratieentstehung betrachtet – im 5./6. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland, partiell im 4./5. Jahrhundert v. Chr. in Rom und zwischen 1776 und 1918 in Europa – so wird man sehen, dass alle diese Rahmenbedingungen gegeben waren.
Die USA stellen hier teils einen Sonderfall dar.
—
Auf die mehr oder weniger revolutionäre Etablierung einiger demokratischer Elemente folgt gewöhnlich der Versuch, diese Ordnung durch ein gesetzliches Regelwerk abzusichern und zu verstetigen. Die Zeit der Demokratieentstehung ist insofern zu unterscheiden von der Zeit der Fortexistenz einer zumindest teilweise demokratischen Ordnung.
Nun sind Gesetze und regelhafte Ordnungsmuster aber auf Dauer nur dann wirksam und erfolgreich, wenn sich innerhalb der Gesellschaft die Machtverhältnisse nicht zu ungunsten des demokratischen Lagers verschieben. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass die Wichtigkeit der Arbeitsleistung des Einzelnen durch neue Techniken (z.B. eine erfolgte Automatisierung der Produktion, Hightechwaffen) oder durch Zuwanderung von potentiellen Arbeitnehmern reduziert wird. Migrationsförderung ist insofern Klassenkampf von oben.
Ein anderer Grund ist eine fortschreitende sehr ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung, etwa durch die Etablierung neuer Möglichkeiten der Kapitalakkumulations im Zuge des Finanzmarkt-Kapitalismus´ mit seinem Fiatgeld.
Bald ist man dann in der Postdemokratie angelangt, die vermutlich aus Sicht der Mächtigen besser funktioniert als es ein offen reaktionärer Umsturz sein würde.
Auch im Alten Rom wurden die teildemokratischen Elemente der republikanischen Verfassung (-> das Volkstribunat) nicht formell außer Kraft gesetzt, sondern lediglich wirkungslos gemacht, und zwar dadurch, dass die Volkstribunen bald selbst dem Adel entstammten und die Wähler infolge des Klientelsystems für ihren Patron stimmten.
Langer Rede kurzer Sinn: Ohne ein Fortbestehen der demokratieförderlichen Rahmenbedingungen ihrer Entstehungszeit gerät jede demokratische Ordnung bald unter Druck. Verfassung, Gesetz und Gewohnheit reichen nicht aus.
Die Demokratie wird doch täglich publiziert und seit Jahren von den Kommentatoren kommentiert, daß einzige was ich lese darin ist, das der Zustand der Demokratie von allen Beteiligten zu Grabe geführt wird.
Die Leute gehen zur Wahl, erhalten eine Person X, die nicht zur Auswahl stand bzw. einfach im Amt bestätigt wird, aber von kleinen Gruppen.
Dann praktizieren Multimilliadre unverhohlen Politik und der Apparat fügt sich dessen.
Dann kommen unverhohlen Oligarche Sponsoren und verfügen über die Gesundheit von der ganzen Weltgemeinschaft….
Die Menschen fabulieren von der Demokratie und wie die tägliche Praxis es hervorbringt, sind ja eine über wiegende Mehrheit fröhlich/ glucklich bei der Jahrzehnten Jahrhunderten Unterdrückung, weil sie sagen, wir können doch eh nichts ändern, darum gehe ich doch wählen das mein Favorit etwas ändert.
Jede Herrschaftsform die existiert, hat es heutzutage, trotz 8mrd, ein leichtes Spiel diese zu unterhalten.
Am Horizont ist wieder ein wenig mehr Licht zu erkennen, so wenn man will, dann könnte man auch auf diese Richtung zuarbeiten.
Das bekannte Selbstbild der politischen “Eliten” der westlichen “Demokratien” wird hier unreflektiert referiert, mit systemtreuem wissenschaftlichen Anstrich.
Was völlig fehlt in diesem Artikel, das ist der ” … Blick in den Spiegel”.
Wenn unsere derzeit regierenden Parteien noch gerade mal ca 30 % Zustimmung haben, dann herrscht hier “Demokratie”. Regierung und Präsident in Russland, mit über 70 % Zustimmung bei Wahlen und Umfragen herrschen jedoch “diktatorisch”.
Witziger Weise zeigt sich ein völlig anderes Bild, wenn die Bevölkerung gefragt wird.
So äussern sich zB über 70 % der Chinesen mit der “Demokratie” in ihrem Land zufrieden. In Deutschland sind es wesentlich weniger.
Aber was versteht denn der gemeine Chinese schon von “Demokratie”. Dort gibt’s ja noch nicht Mal Omas gegen Rechts 😀
https://www.democracywithoutborders.org/de/27871/weltweite-umfrage-in-53-laendern-fuer-84-ist-demokratie-wichtig/
https://6389062.fs1.hubspotusercontent-na1.net/hubfs/6389062/Canva%20images/Democracy%20Perception%20Index%202023.pdf
Najaaaa, in Xis besserem China muss man aber auch mit Minuspunkten rechnen, wenn man nicht jubelt. Da sagt der brave Festlandchinese, was erwartet wird. Ist besser für die Karriere und die Kinder.
Apropos Frauenwahlrecht in der Schweiz.
In Aargau erst seit 1992.
Korrektur: 91 erstritten, Wahlen mit Beteiligung der Frauen aber erst 92.
😉
Über Bande erstritten vorm Bundesgericht, was dann die Souveränität aller Kantone gegenüber dem Bund geschwächt hat. Tja ist jetzt der Aargau besser, schlechter oder gleich regiert wie ohne Frauenwahlrecht? Auf jeden Fall hat er Souveränität verloren.
Nachdem die ‘Demokraten’ in den letzten Jahren eine notdürftig animierte Mumie im Weißen Haus installiert hatten, die aber jetzt doch irgendwie anfing komisch zu riechen, nun also im ‘demokratischen’ Handstreich gleich mal ein Versuch mit der personifizierten Leerstelle schlechthin, die an Strunzdummheit sogar noch unser Lenchen locker in den Schatten stellt:
https://www.youtube.com/watch?v=IldGwO2ISL8
Da der Artikel einzig Trump als konkrete Person benennt, während er dazu aufruft ‘die Demokratie’ zu wählen, darf man das wohl als ein Plädoyer für eine Politik verstehen, in der die wahre Macht hinterm Vorhang von einem nicht gewählten, nicht einmal wirklich bekannten Zirkel ausgeübt wird, der keinerlei Rechenschaftspflichten unterliegt. Das ist also die ‘bedrohte Rarität’, der sich der Autor offenbar auch in Zukunft gerne weiter unterwerfen möchte. Mit ‘Demokratie’ hat das allerdings nichts zu tun.
Da der Autor an der attischen Demokratie herumorientierte( es gab auch andere Demokratieversuche in anderen Stadtstaaaten zu dieser Zeit) erinnert, da fällt mir gerade was ein.
Das Scherbengericht. Demokratische Oligarchen(Also Leute die wählen durften) verbannten ihre gewählten Führer (Verbannung oder Tod) weil ihnen Gewinne entgangen sind obwohl ihr Hintern gerettet wurde. Bei Perikles z.B. als schönes Beispiel.
Warum sind in heutigen „Demokratien“ tatsächliche Verbrecher unantastbar.? Bush, Blair, Schröder etc die durch Massenmord und zu Lasten der Bevölkerung deren Staatlichkeit sie angeblich vertreten direkt in die eigene Tasche gemordet haben?
Die Oligarchen in Athen waren halbwegs gleich mächtig, von daher war untereinander die Politikbauch halbwegs gleichberechtigt. Ansonsten hätte es vermutlich Fehden und Kleinkriege zwischen den Oligarchensipoen gegeben in Athen. In den modernen Demokratien fehlt aber diese Balance. Die Masse der Leute wird dumm gehalten durch die Medien und bekommen lustige Marionetten vorgestellt während die Entscheidungen von den Lobbyisten, heutigen Oligarchen und ein paar anderen Interessengruppen entschieden wird. Für das Volk gibt es Regenbogenaufreger, royalen Klatsch und unwichtige Gesetzchen, wo sie sich die Köpfe heißreden dürfen.
Mal wieder eines der scheinheiligen Loblieder auf die Demokratie. Glanz bekommt die Demokratie deutscher Provenienz gerne durch den Blick auf die schlechten Beispiele virwiegend östlich der BRD. Der kritische Blick nach innen ins eigene Feld wäre sinnvoller. Inwiefern ist eine repräsentaive Demokratie demokratisch? Die Gruppe der Repräsentanten bestimmt über Krieg und Frieden. Darüber durfte in der antiken griechischen Demokratie jeder Bürger mitbestimmen.
Jeder in der Volksversammlung Anwesende war nicht nur abstimmungsberechtigt, sondern besaß auch gleiches Rederecht Wenn man hingegen auf den Bundestag schaut so stellt man entsetzt fest: dort sind die Rederechte und diverse Rechte in den Ausschüssen gekoppelt an die Fraktionsgröße. Soll das Demokratie sein? Die Verunglimpfung der Repräsentanten aus anderen Parteien ist dort Alltagsgeschäft. Das Starren auf Handy oder Laptop ist dort die durchgängige Körperhaltung gilt als parlamentarisch verträglich. Worte werden ins Nichts gesprochen. Argumente mit der Brille der Parteizugehörigkeit gewichtet.
Das Wahlrecht für Frauen in der Schweiz ist erst kurz auf dem Markt der Repräsenz.
Und doch ist die Demokratie in der Schweiz um etliches weiterentwickelt wie in diesem Land. Die Parteisoldaten, die es bis in den Bundestag geschafft haben, gehen gerne in Marschformation, Fraktionsdisziplin genannt Sie kämpfen hartnäckig gegen Volksentscheide an. Sie manipulieren die ARD/ZDF Fernsehräte. Sie ernennen nach Parteiproporz die Richter am Bundesverfassungsgericht. Sie wählen eine mutmaßlich Kriminelle zur EU Kommissionspäsidentin. Sie stationieren leichten Herzens Atomraketen in ihrem Land. Sie schüren die Vorurteile und den Hass gegen Russland, China, um nur die bedeutendsten unter den Feinden zu nennen, die diese Herzensdemokraten brauchen
Was sagt das Volk dazu? Gar nichts, denn es wird in dieser Form von Demokratie nicht gefragt
Wer da noch Vertrauen in eine solch magere Schrumpfdemokratie und seine bezahlten Repräsentanten haben kann, muss ein echter Deutscher sein. Einer von der Sorte die Heinrich Heine als Michel oder Jan Hagel verspottet. Er sagt:
” Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht, ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. ”
Der ,Jubelartikel des Sprachphilosophen passt in diese Kategorie.
Über Perspektiven, wie man Demokratie entwickelt, wie man die überwältigende Dominanz der Besitzer von Großvermögen, von Elitenetzwerken, von Bildungschancen Ungleichheit zurückdteht, kein Wort.
Was ist gleich noch Mal echte Demokratie?
So lange es genügend viele Leute gibt, die meinen, Demokratie verlange eher einen amtlich bestätigten IQ und keinen Veränderungswillen wird sich da nichts ändern. Um mal etwas anzumerken, was mit der allgegenwärtigen links/rechts Debatte eher wenig zu tun hat. Die Arroganz der Bildungsbürger jeglicher politischen Farbe gegenüber den `ungebildeten´ Schichten leistet mehr als manche sich vorstellen. Wer Leute nicht verstehen WILL, kann sich Verständnis nicht aneignen. So viel zum Problem demokratischer Repräsentanz.
Wie oft, Demokratie als Oberfläche akzeptieren. Beispiel USA. Schon Hannah Arendt stellte verwundert fest, dass im Land der Demokratie-Ausdruck Verbreitung fände. Die USA könnten gar keine Demokratie sein, weil die wichtigste Voraussetzung, der Feudalismus, fehle. In den USA herrsche das Gesetz und sonst gar nichts.
Die gute Frau vermied dabei eine frühere Feststellung, wonach seit Beginn (bis jetzt ungebrochen) die berüchtigten 100 Familien herrschen, was eine etwas andere Art von Feudalismus, der des “Geldadels” darstellt.
Das Beispiel zeigt deutlich, dass es sich bei Demokratie in den westlichen Staaten um einen PR-Vorhang handelt, hinter dem die Diktatur des Kapitals kaschiert und als ideologische Diversion bei beliebiger Interpretation gegen die Aggressionsziele zur Waffe wird.
Dabei kann man jede (eigene) Diktatur zur Demokratie erklären.
Was für eine einzigartige Themaverfehlung!
Kein Wort von der Diktatur des Kapitalismus über die Demokratie!
Israel als Kolonialprojekt soll Demokratie versucht haben?
“Demokratien schützen sich nicht ausreichend gegen Massen .. !?” Ist die Demokratie also ein exklusiv westliches Projekt?
Ist Demokratie also wenn das Stimmvieh an die Tränke/Urnen geführt wird und dann z. B. die USA einen völkerrechtswidrigen Aggressionskrieg gegen den Irak mit über 300000 Toten führen?
Dieser Artikel ist ein eindeutige Beleidigung jeglichen Geschichtsbewusstseins und jeglicher kritischer Vernunft!
“Ein Zeitraum von etwa 400 Jahren im Laufe der gesamten Menschheitsgeschichte – mehr Demokratie gab es nicht.”
Ein Aufhänger für mich. Wieso soll Demokratie überhaupt erstrebenswert sein? Demokratie heißt definitiv immer Unterdrückung. Nicht mein Ding.
Und bürgerliche Demokratie, auch parlamentarische Demokratie genannt, ist von der gelebten demokratischen Wirklichkeit meilenweit auch nur vom Anspruch einer sonst wie gearteten Demokratie entfernt. Genau so wie gewollt, eben so wie erdacht, lediglich ein Machtinstrument in den Händen der Reichen, welche alles, aber auch alles kaufen können.
Ich mag dieses Geschwafel über Demokratie in Gesellschaftssystemen, wo der eine den anderen am liebsten in den Arsch tritt, langsam nicht mehr hören. Wenn Demokratie nicht zuerst das Herz und das Mitgefühl berührt, gibt es da keine Hoffnung auf eine Chance. Im Gegenteil, es gehört ausradiert.
Was für ein Schwachsinn, die liberalen Gesellschaften Europas und Nordamerikas als “demokratisch” zu bezeichnen. Das sind ausnahmslos reinrassige Oligarchien. Dagegen kann man viele der Gemeinschaften und frühen Gesellschaften vor Etablierung der Klassenspaltung durchaus als demokratisch bezeichnen, ebenso revolutionäre Gesellschaften, von den Sklavenrepubliken über die christlichen Häretiker bis zu Cuba, Nicaragua etc.
Die Behauptungen im Artikel sind so dermaßen dumpf und apologetisch, man empfiehlt dem Autor dann erst mal ein grundlegendes Studium der Geschichte, bevor er ein solches Gesülze absondert.
“Friedenshafen der Europäischen Union”, “totalitäre Pranke Chinas” – mal ne Frage an die Red.: Wie kam dieses BILD-Zeitungs-Gesabber durch die Qualitätskontrolle???
Wenn die grossen ‘Demokratien’ nicht gleichzeitig die grössten Kriegsnationen wären, wäre mir das, was Bürgerliche so unter Demokratie verstehen sympathischer.
Altgriechische Staatssysteme so ohne Weiteres mit heutigen bürgerlichen Demokratien gleichzusetzen ist übrigens arge Geschichtsklitterei.
Interessant auch zu erleben wie kritische Kommentare immer wieder mal unterschlagen werden trotz politisch korrekter Ausdrucksweise!
Hier im Forum wird bei der Diskussion des Artikels von Sailer-Wlasits, der ein ziemlicher Klumpatsch ist, ein richtiger Gedanke, der darin enthalten ist, mMn nicht angemessen gewürdigt. Marx wusste noch, dass in bestimmten Konstellationen und Klassenkampfphasen die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie, also des parlamentarisch mit ideellen Freiheitsrechten ideologisch gestützten Kapitalismus, also der Herrschaft der bürgerlichen Klasse auf der Tagesordnung steht, wenn nämlich die totale Abschaffung des Parlamentarismus und der ideellen Freiheitsrechte durch eine wiederbelebte monarchistisch-feudal-autoritäre Herrschaft droht. Das war damals phasenweise (bei genauer Betrachtung meistens) der Fall. Heute ist diese bürgerlich-parlamentarisch-ideell-freiheitliche Herrschaftsform in manchen Weltgegenden durch militärdiktatorische Varianten, v.a. aber durch faschistische Herrschaftsformen bedroht, die jede parlamentarische Demokratie, alle ideellen Freiheitsrechte und die Reste eines funktionierenden Rechtsstaates in bürgerlicher Herrschaft zerstört, in pervertiert-kommunistischen Staaten ist dies bereits vollends der Fall, auch wenn formal an Elementen bürgerlicher Herrschaft wie Wahlen und (Schein-)Parlamente festgehalten wird (warum eigentlich – eine wichtige Frage, die so gut wie überhaupt nicht diskutiert wird).
Rechte, v.a. die Faschisten haben kein Interesse an irgendwelchen Möglichkeiten von bürgerrechtlicher Einflussnahme auf Legislative und Exekutive z.B. mit Hilfe der Iudikative. Sie wollen letztlich die Zerstörung der Gewaltenteilung, des Parlaments und sämtlicher individueller Bürgerrechte gegenüber dem Staat. Sie wollen die totale staatsterroristische Herrschaft der halluzinierten Volksgemeinschaft.
Die wenn auch noch so degenerierte bürgerlich-parlamentarische Demokratie mit Faschismus oder Militärdiktatur, oder autokratischer Herrschaft, oder Mullah-Herrschaft gleichzusetzen, wie es hier im Forum zahlreiche User umstandslos und mit inbrünstiger Überzeugung tun, ist geschichtsvergessender und menschengefährdender Unfug.
Das, was bürgerliche Demokratien an Freiheitseinschränkung, sozialer Grausamkeit, Kriegsgeilheit usw. zustandebringen, ist fraglos gewaltig, wird aber z.B. von faschistischer Diktatur qua Zielsetzung an Menschenfeindlichkeit übertrumpft. Aus ideellen Rechten materielle machen zu wollen (eines der Ziele von linker Revolution), bedeutet nicht, die Abschaffung von ideellen Rechten, solange es keine materiellen Rechte gibt (außer für die besitzenden Klassen), für unerheblich zu halten.
Die faschistoiden Tendenzen und temporär faschistischen Ausbrüche des bürgerlichen Staates sind bereits schlimm genug, den bürgerlichen mit dem faschistischen Staat gleichzusetzen aber ist undifferenzierter Unfug.
Da es aktuell kaum noch eine Linke gibt – oder sieht die jemand irgendwo?, und ich meine nicht diejenigen, die sich etikettenschwindelnd selbst so bezeichnen oder von Rechten als Linke bezeichnet werden – ist die Frage der temporär notwendigen Verteidigung der bürgerlichen Demokratie offenbar völlig aus dem Blick verschwunden, bis auf eine winzige linke Minderheit, die öffentlich fast gar nicht mehr wahrgenommen wird. Deshalb gibt es auch keine öffentlich wirksame und substanzielle Diskussion über die derzeitige Weltentwicklunsgphase und die daraus erwachsenden notwendigen Handlungsinhalte zwecks Abwehr von Faschismus und anderen Diktaturformen und deshalb kann auch auf einer teils durchaus wichtigen Diskussionsplattform wie Overton z.B. die krude These von der “faschistischen Ampel” von vielen Autoren und Forenusern fröhlich-bräsig verbreitet werden.
Wäre die Frage virulent, was sie angesichts der aktuellen politisch-ökonomisch weltweiten Lage eigentlich sein müsste, könnte vernünftig diskutiert werden, ob momentan auch für Linke, die die bürgerliche Herrschaft zu einer klassenlosen, von Warenfetisch und Lohnarbeit befreiten Gesellschaft umwandeln wollen, erst einmal (!) angesichts der zunehmend faschistischen und militärdiktatorischen Herrschaftsansprüche die bürgerlich-parlamentarische Demokratie verteidigt werden muss.
Oha, da bemüht einer Marx, um die mörderischen Regimes des Westens zu verteidigen. Den Marx, der diesen Scheiß erzählt hat, hat’s leider wirklich gegeben: den Marx des “Manifests der Kommunistischen Partei”. Da gilt’s aber, werter “arche”, den historischen Hintergrund zu verstehen. Im frühen 19. Jahrhundert gab’s in Deutschland eine authentische Arbeiterbewegung, also eine Arbeiterbewegung der Arbeiter. Diese war extrem autoritär und extrem antisemitisch. Mit der fortschreitenden Industrialisierung fürchteten Teile der deutschen Bourgeoisie, diese Bewegung könnte ein echter Machtfaktor werden. Deshalb spendeten diese Bourgeois Marx und Engels eine gewaltige Summe (noch heutigen Maßstäben Millionen), um die Arbeiterbewegung zu “zivilisieren”. Das Resultat war das “Kommunistische Manifest” mit seiner Verherrlichung des Kapitalismus und der bürgerlichen “Demokratie”.
Marx hat sich später (im Gegensatz zu Engels) von diesem Unsinn distanziert und heute weiß jeder sich ernsthaft auf Marx beziehende Linke, dass der positive Bezug auf die bürgerliche “Demokratie” eine Auftragsarbeit und eine Jugendsünde war und in keinster Weise zu rechtfertigen ist (am allerwenigsten mit Marx). Die Vernichtung der bürgerlichen “Demokratie” ist die Verwirklichung der Demokratie und wenn “Rechte” uns dabei helfen – umso besser!
Wenn ich mal den verschwörungsorientierten Teil weglasse (Manifest oder kommunistischen Partei sei Auftragsarbeit der Bourgeoise) könnte ich mit dem ersten Teil des Schlusssatzes etwas anfangen (allerdings mit zahlreichen Differenzierungen) “Vernichtung der bürgerlichen ‘Demokratie’ ist die Verwirklichung der Demokratie”, käme da nicht die fatale Ergänzung “und wenn ‘Rechte’ uns dabei helfen – umso besser!”
“Rechte” bemühen sich also um die Entwicklung tatsächlicher Demokratie? Ernsthaft? Und noch mehr, es sei “umso besser”, wenn “Rechte” dabei helfen? Wie soll man auf derartige gedankliche Verirrungen überhaupt noch reagieren?
Vielleicht nur so viel:
“Rechte” wollen die bürgerliche Demokratie zerstören, ja, richtig, sie streben aber keineswegs eine anders orientierte Demokratie im Sinne tatsächlicher Herrschaft von klassenlosen Menschen über ihre Geschichte an, sondern eine verschärfte Form der bürgerlichen Demokratie gegen die lohnabhängigen Massen oder eine staatsterroristische Diktatur einer angeblichen Volksgemeinschaft unter der unkontrollierten, nicht abwählbaren Führung einer Herrscherclique oder eines Führers nach innen gegen die Bevölkerung und nach außen gegen minderwertige andere Völker.
Wissen Sie überhaupt irgendetwas über “Rechte” oder Faschisten?
(1) Empfehle mal die Lektüre MEW 27-39. Erfährt man ne Menge.
(2) Ich spreche von “Rechten”, also in Anführungszeichen. Nicht von Faschisten, sondern von national-popularen Kräften, die den liberal-globalistischen entgegenstehen und von diesen als “rechts” oder gar “faschisitsch” geframet werden. Trump oder Höcke z.B. wären solche – objektiven – Verbündeten.
Ihre Einschätzung dieser Debatte hier ist für mich zwar nachvollziehbar, trifft aber die aktuelle gesellschaftliche Realität NICHT mehr: Die politische Alternative Revolution oder demokratischer Fortschritt stellt sich in der globalen Oligarchie nicht mehr. Ich verfolge seit einigen Jahren die Entwicklungen um und im “Weltwirtschaftsforum”. Was und wie dort an Zukunftsperspektiven gearbeitet wird, hat mit bürgerlichen Mitwirkungsmöglichkeiten nichts mehr zu tun, sondern mit Konzerndiktatur. Um das zu erkennen muss man Marx nicht gelesen haben, obwohl es sicher nicht schädlich ist.
Dass sich die bürgerliche Herrschaft nach Marx weiterentwickelt und intensiviert hat, ist wenig überraschend. Ob “Konzerndiktatur” die immer tiefer in alle Poren der gesellschaftlichen Verhältnisse eindringende Kapitalverwertung (Verwertung des Werts einschl. Ausdifferenzierung des Finanzkapitalismus) und damit die Fetischisierung der kapitalistischen Verhältnisse als Begriff angemessen benennt, möchte ich hier nicht diskutieren, auch wenn evident ist, dass das nicht der Fall ist. Wenn Sie aber schreiben, die oligarchische Herrschaft und die Zukunftsperspektiven auf ihren Kongressen hätten “nichts mehr” “mit bürgerlichen Mitwirkungsmöglichkeiten” zu tun, dann unterstellen Sie, dass es diese einst offenbar in weitreichender Form gegeben habe. Vielleicht sollten Sie sich mal als Beispiel die Entwicklung der bürgerlichen Demokratie in Deutschland nach 1945 anschauen, dann werden Sie feststellen können, dass die auf ideellen Rechten beruhenden Kämpfe um “bürgerliche Mitwirkungsmöglichkeiten” im Ergebnis starken Schwankungen unterworfen waren. Der autoritäre CDU-Staat von 1949 bis 1966 hatte z.B. weniger Mitwirkungsmöglichkeiten (obwohl einige davon während dieser Zeit erkämpft wurden (v.a. gewerkschaftlich)) als der sozial-liberale Staat von 1969 bis 1974. Richtig ist, dass in längerer historischer Betrachtung die Mitwirkungsmöglichkeiten abnehmen, aber das ist angesichts der systemischen Widersprüche und der sozial wie ökologisch negativen Konsequenzen lang andauernder kapitalistischer Wertverwertung auch nicht verwunderlich. Wie aber kommen Sie nur auf die Idee, dass “Konzerndiktatur”, die immer ein Teil bürgerlicher Herrschaft ist, überhaupt jemals “bürgerliche Mitwirkungsmöglichkeiten” aus eigenem Selbstverständnis gefördert hat. Die modernen Fraktionen des Kapitals haben allenfalls scheinhafte Mitwirkungsmöglichkeiten zum Zwecke von Profitsteigerung gefördert, ansonsten ging es der “Konzerndiktatur” schon immer, und das wird auch so bleiben, um die Durchsetzung möglichst profitabler Kapitalverwertung. Was sonst?
Was also wollen Sie sagen, außer dass man auch ohne Marx (auch wenn er schon hilfreich ist, wie Sie selbst eingestehen) die Herrschaftsstellung des Kapitals (der Konzerne) erkennen kann?
Ihre Ableitung, dass die “Alternative Revolution oder demokratischer Fortschritt” in der “globalen Oligarchie” (was ist das?) nicht mehr existiere, ist kurzschlüssig. Warum soll diese Alternative in zugespitzten Formen der Kapitalherrschaft verschwinden? Widersprüche verschwinden in bürgerlich-kapitalistischer Herrschaft nicht, auch wenn sie momentan vorwiegend nur in einer Richtung geregelt werden: mehr Ausbeutung, mehr Unterordnung der lohnabhängigen Massen, mehr Sozialdarwinismus, Nationalismus, Ethnozentrismus, Rassismus, mehr soziale Ungleichheit, mehr Einschränkung demokratischer Mitwirkung, mehr staatliche Kontrolle, mehr Militär und Krieg usw. usw.
Aber gerade diese Zuspitzung von krisenhaften Erscheinungen kann nicht ewig so weitergehen.
Vielleicht doch mal Marx lesen? Stichwort: Dialektik.
Richtig, aber sind das nicht bereits die polit-ökomischen Kernmerkmale von Faschismus?
@ arche
Menschen, die unter Zuständen leiden sind selten mit Ursachenerklärungen zufrieden. Sie suchen und wollen Lösungen.
“Vielleicht doch mal Marx lesen? Stichwort: Dialektik.” Als politischer Mensch plädiere ich mit einer gewissen Ausdauer etwa seit 60 Jahren dafür, die Menschen auf die Zustände der Zeit anzusprechen, in der sie sich gegenwärtig befinden. Das dürfen auch profunde Histamat- und Diamat-Kenner tun.
Erst vor ein paar Tagen musste ich leider wieder einmal feststellen, dass die Weiterentwicklungen dieser Denkansätze kaum jemanden interessieren. Mir fallen dazu vor allem Losurdo, Hobsbawm und Wallerstein ein, die zwar auch schon tot sind, aber noch nicht ganz so lange. Eine der Schwächen der vielfältigen kommunistischen Landschaft ist es, in der politischen Gegenwart mit heiligen Büchern zu arbeiten, statt sich auf die aktuellen Fragen zu konzentrieren. Es gibt da große Ähnlichkeiten mit Kirchenspaltungen und monotheistischen Sekten. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass viele Menschen in D kommunistisch orientierte politische Vorstellungen mehr als Glaubenslehre begreifen denn als Aufruf zur Veränderung.
Nur wenige widmen sich aktuellen Fragen nach der Gestaltung der Gesellschaft und dem was man Bündnispolitik nennt. Weder in Sachen Antifaschismus noch in Sachen Frieden. Deshalb sind wir da wo wir sind: personell unterbesetzt, kaum durchsetzungsfähig.
Das kommunistische Manifest ist ein bündnispolitisches Papier. Das Kapital ein wissenschaftliches. In den 44 blauen Bänden Widersprüche zu entdecken ist – durchaus Heiligen Schriften vergleichbar – eine leichte Übung. Von der Arbeitstechnik her unterscheiden sich aktuelle Kommunisten nur minimal von Erasmus von Rotterdam. Ich verbinde das gerne mit einem Witz, gefunden bei Salcia Landmann: “Warum antworten Juden auf eine Frage mit einer Gegenfrage?” “Warum sollen sie nicht?” Nicht jeder Widerspruch ist ein Musterbeispiel dialektischen Denkens. Es gibt darunter auch schlichte Denkfehler, die mit Merkeleien verwechselt werden können.
Begriffsfragen sind Erkenntnisfragen. Dass historische Kenntnisse die gegenwärtige Welt erklären kann sein, muss aber nicht sein. Deshalb verwende ich wie viele Menschen Lexika, z. B. das noch unvollständige “Historisch-kritische Wörterbuch des Marxismus (HKWM)”. Wer in einem gewöhnlichen Erwerbsleben steht, hat nämlich anderes zu tun, als sich die `richtige´ Ideologie anzueignen. Ich befinde mich deshalb in einer durch Rentenbezug erleichterten Nachholphase. Aber ALLES werde ich wohl nicht mehr schaffen.
@micapi
Danke für die ausführliche und interessante Antwort.
Offenbar befinden Sie und ich uns in einer ähnlichen Lebensphase, nur dass ich nur zum Teil wie Sie reagiere. Nachholphase gibt es für mich nur in Wellen mit größeren Pausen, weil mich das “kleine konkrete Leben” mit seinen zeitlichen Anforderungen und auch so etwas wie hier und da aufkeimende Resignation an systematischer Lektüre bisher ungelesener Texte/Bücher hindern. Meine großen und langen Lesephasen hatte ich während meines Studiums und zwar auch in Wellen, aber mit geringeren Pausen und kaum Resignationsanwandlungen während meiner fast 40-jährigen Berufstätigkeit.
Losurdos “Die Sprache des Imperiums” werde ich mir nach flüchtigem Lesen (2012?) noch einmal genauer vornehmen, nachdem ich gerade “An Stelle eines Schlusswortes. Die Exkommunikationen durch den Anwärter auf das Weltreich”, also die fulminante Kritik an den USA als selbst so verstandener Weltheilsbringer gelesen habe. Scheint mich 2024 mehr zu interessieren als 2012.
Hobsbawm kenne ich fast nur aus zweiter und dritter Hand. Wallerstein habe ich als Fortschreibung von Marx bezogen auf die globale Weltordnung gelesen. In meinen letzten Berufsjahren und im “Ruhestand” habe ich mich mehr mit der Wertkritik (Kurz, Scholz, Trenkle, Lohoff) oder den wenigen öffentlichkeitswirksamen (aber oft fragwürdigen) linken Publikationen wie “Empire” von Hardt/Negri beschäftigt. Sehr viel hat sich für mich durch das Internet etwa ab der Jahrtausendwende geändert. Ich lese fast nur noch Aufsätze, kaum noch ganze Bücher. Schlecht? Ich weiß es nicht, zumal ich auch gut am Bildschirm längere Aufsätze von 20 Seiten und mehr gut lesen kann.
“Heilige Bücher” sind ein Problem, ja. Aber es gibt nun mal auch Bücher mit mehr und weniger Gewicht, oder?
Ja, Bündnispolitik, um aufs Praktische zu kommen, ist spätestens seit der Auseinandersetzung um die sogenannten Antideutschen theoretisch wie praktisch fast völlig aus dem Blickfeld geraten. Die Demos gegen rechts am Anfang des Jahres waren nicht links. Linke sind aber auch nicht als bündnispolitisch Aktive in diesen Demos hervorgetreten (so weit ich das überblicke), obwohl die Demos nicht, wie viele hier im Forum behaupten, von der Bundesregierung gesteuerte Demos waren. Die Regierung hat sich aber drangehängt und die Linke hat sich nicht eindeutig dazu positioniert (hier ist nicht von “Die Linke” die Rede), weil es eben keine bündnispolitische Strategie gibt.
In diesem Zusammenhang und wegen des zunehmend bedrohlicher werdenden Faschisierungsprozess (nicht nur in Europa) schlage ich mich mit solchen Texten herum (kleine Auswahl):
https://interventionistische-linke.org/sites/default/files/il_zwischenstand_2024_interaktiv.pdf
https://www.linke-militanz.de/handbuch/postautonome/
https://leftrenewal.net/de/german-version/
https://www.jacobin.de/artikel/linke-europa-syriza-podemos-austeritaet
https://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/de/article/1158.kommunismus-ein-falsch-verstandener-begriff.html
https://www.konicz.info/2024/05/26/die-grosse-regression/
https://www.konicz.info/2024/06/23/das-zentrum-wird-nicht-halten/
https://www.streifzuege.org/2024/im-kaefig-der-sprache/
https://www.fhuisken.de/downloadable/lose-texte/was-ist-demokratie-2024.pdf
Die Bände des “HKWM” sind mir (auch gebraucht) noch immer zu teuer
Grüße
@ arche
Vielen Dank für die zahlreichen Links. Werde mich um Abarbeitung bemühen. Was mir aber nicht leicht fallen wird.
Angesichts der sich beschleunigenden Verrottung nahezu aller öffentlichen Einrichtungen in Umsetzung dessen, was ich als sich herausbildende Diktatur des Weltwirtschaftsforums betrachte, verschlechtert sich die materielle Lage der arbeitenden Klassen in allen kapitalistischen Ländern immer schneller. Nach meiner Einschätzung beschleunigt die Kanonen-statt-Butter Politik der aktuellen politischen Führungskasper aus den Reihen der Young Global Leaders die Verarmung der unteren Hälfte. Deshalb versuche ich weiterhin meinen Teil beizutragen zur Entfaltung einer wirksamen Massen-Friedensbewegung. Was gegenwärtig wirklich nicht einfach ist. Der heraufziehende Krieg bedroht Leben und Gesundheit der Menschen aller Erdteile und könnte die umfassendste Zerstörung werden der durch menschliche Arbeit geschaffenen Güter und der materiellen Voraussetzungen der Produktion. “Zurückbomben in die Steinzeit” fällt mir dazu ein. Es ist für mich erschreckend, dass die “etablierte” Friedensbewegung in ihren Aufrufen ohne eine Floskel zum bösen Putin nicht auskommt. Ursache: Das spätestens seit 1776 umfassend moralisch begründete Herrschaftsstreben der USA mit etwa 800 Militärstützpunkten in aller Welt. Aus meiner Kindheit ist mir die Eis und Coca-Cola-Strategie der freundlichen amerikanischen Besatzer noch gut in Erinnerung. Dass dieses Verhalten dazu diente, zu verschleiern, dass z. B. das Peenemünder Personal der faschistischen Rüstungsindustrie problemlos in US-Dienste wechselte habe ich erst viel später erfahren.
Kein einziger Mensch müsste hungern, gelänge es den Menschen, friedliche Zustände herzustellen. Die Erde hat genug für alle. Auch wenn gegenwärtig so manche Malthusianer aus ihren Löchern kriechen. Es wundert mich ab und zu, dass sie noch nicht darauf gekommen sind, den MENSCHEN das Schnaufen und Furzen zu verbieten, statt Rindviecher abzuschaffen, damit die Welt nicht untergeht.
Wir treffen uns sicher hier noch ab und zu. Ich werde mir “arche” merken.
Bis demnächst
Das Problem ist mit unserer sogenannten Demokratie, der “repräsentativen Demokratie”, dass die Menschen so langsam merken, was es damit so auf sich hat. Vielleicht war das ja auch so vor 40, 50 Jahren noch anders, aber nehmen wir nur einmal den Punkt “Wahlprogramm”, bzw. “Wahlversprechen” und dem realen Faktenabgleich am Beispiel der sogenannten “Grünen”: jeder, der die “Grünen” gewählt hat, weil er damit das “Klima schützen” wollte und für Frieden und Diplomatie eintrat, muss sich total verarscht vorkommen. Bei den “Grünen” zeigt sich bislang von allen Parteien am deutlichsten, was man von unserer sogenannten “Demokratie” als Bürger zu halten hat:
man darf alle 4 Jahre eine Partei wählen, deren Kandidaten nicht von den Bürgern ernannt werden, um dieser Partei die Stimme zu geben, sie möge doch -hoffentlich- die Interessen vertreten, für welche man sie anhand ihres Wahlprogramms gewählt hat.
Weit gefehlt! Man darf zwar eine Partei wählen, hat aber nicht einmal eine Spur von Mitwirken an den Entscheidungen, die dann von der Regierung getroffen werden.
Das merken die Wähler natürlich mit der Zeit. Bei manchen dauerts etwas länger, anderen war das schon vor 20 Jahren oder früher klar. Wenn eine Baerbock daherplappert, dass ihr der Willen ihrer Wähler vollkommen egal ist, sagt sie damit nur das, was in der “repräsentativen Demokratie” Programm ist.
Diese Form der Demokratie ist nichts anderes als Verarsche.
Demokratie ist das System Schweiz, in dem alle wichtigen Entscheidungen durch Volksentscheide getroffen werden. Aber das fürchten unsere “Demokraten” ja wie der Teufel das Weihwasser. Nur bei der AfD kann ich mich erinnern, dass das mal vor Jahren vorgeschlagen wurde, aber das wäre auch noch die Frage, ob das ernst gemeint war…
Somit ist allen mittlerweile klar: wir leben in einer Plutokratie, Oligarchie oder auch in einem totalitären System, aber mit Sicherheit nicht in einer Demokratie, in der Bürger eine Chance haben, mitzubestimmen, was für sie politisch wichtig wäre.
Der Artikel macht mich ratlos und rätselnd. Rätselnd darüber, ob überhaupt und wenn ja welche Vorstellungen der Autor von Demokratie überhaupt hat? Mehr als eine idealisierte, unreflektierte Projektion der heutigen Verhältnisse in vergangene Klassengesellschaften ist da nicht. Folgerichtig wird nicht zur Kenntnis genommen, in wieviel Blut diese sogenannten Demokratien fortwährend baden und welchen Herrschafts – und Klasseninteressen diese sogenannten Demokratie heute dienen. Einer Demokratie die ihre Angelegenheiten ausschließlich in Form von konkurierenden Partikularinteressen organisiert hat und so gesamtgesellschaftliche Interessen (z.B. Frieden, Klimawandel) per se nicht kennt. Jeglicher Gedanke über deren Grenzen fehlt, wie auch jeglichen Vorstellung, wie vorzivilisatorischen Gemeinschaften ihre Angelegenheiten regelten und regeln. Dabei gibt es genug ethnologische Untersuchungen an solchen Gesellschaften hierzu. Übrig bleibt so nur intellektuell belanglose Wichtigtuerei.
Weiter oben gibt es schon eine ganze Reihe interessanter Einwände.
Ich nehme jetzt nur einmal den letzten Satz unter meine Lupe:
“Demokratie wählen, um diese zu behalten.”
Entzückend.
Einziges Problem dabei: wir können nicht in die Zukunft schauen und ich bin mir sicher, der Herr Paul Sailer-Wlasits hat auch keine funktionierende Glaskugel.
Woher sollen wir in der Wahlkabine, wenn wir unser Kreuzchen bei XYZ setzen, wissen, dass sich die von uns Gewählten in der folgenden Legislaturperiode an ihre Wahl-Versprechen und -Programme halten werden, oder ob sie nicht doch unmittelbar nachdem sie an die Macht gekommen sind, ihre hehren Versprechen im Rundordner entsorgen?
So gesehen haben wir nicht die “Wahl”, sondern bestenfalls, nachdem wir das Wunschkonzert der Wahlprogramme einem Realitätscheck unterziehen konnten, die Möglichkeit zur Abwahl. *
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*Die Idee dahinter ist gestohlen vom (der Putin-Propaganda unverdächtigen) Autor der Offenen Gesellschaft. Passender Text dazu: “Bemerkungen zu Theorie und Praxis des demokratischen Staates”, K. R. Popper.
Für jeden normalen Menschen mit ein wenig Allgemein-Bildung ist dies ein äusserst alberner Artikel.
Zunächst mal: Es hat NIEMALS eine Demokratie gegeben, die den Namen verdient. Denn sie bräuchte etwas, das auf immer unerreichbar bleibt: Selber Denkende Menschen, mit genug Wissen um eine sinnvolle Entscheidungzu treffen.
Und das werden diejenigen, die die Macht dazu haben und von solchen undemokratischen Staaten profitieren, IMMER wenn nötig selbstverständlich mit Gewalt verhindern wissen! In realen Demokratien werden immer die Mittelmässigstens, leider manchmal auch die Dümmsten, also jene die die Massen tatsächlich repräsentieren, gewählt werden. Ob sie nun Merkel oder Baerbock, oder Merz oder Scholz heissen. Oder gar Trump und Biden. Fähige Leute kommen NUR in autoritären Systemen nach ganz oben, siehe Russland oder China. Putin und Xi arbeiten in der Tat im Interesse ihrer Bürger, aber ob man tatsächlich in solchen Staaten leben will, ist eine ganz andere Frage.
Die Schweiz, das sollte eigentlich jeder wissen, funktioniert nur als solche, WEIL sie von der weltweiten Korruption lebt. Die Milliarden , die den Schweizer Banken von den jüdischen Konten zugefallen ist, deren Besitzer von den Nazis massakriert worden sind, davon könnte man den weltweiten Hunger eine Zeit lang bekämpfen. Von den Drogen Milliarde,n bis zu den unversteuerten Nebeneinkünften deutscher Abgeordneter und Konzern Manager, ebenfalls, Ein gewisser Ackermann, ein Schweizer, hatte gerade Geburtstag. Haben sie in einer einzigen der vielen Elogen in den Zeitungen erwähnt gefunden, welch ein Verbrecher er war? Den man in weniger zivilisierten Zeiten sehr schnell totgeschlagen hätte…
Sonst haben die Schweizer ausser ein paar der grössten Verbercherfirmen der Welt nicht, zB GLencore, die gerade erwischt wurden, oder Nestle, die den Menschen der 3.Welt das Wasser stehlen um ihnen es ihnen anschliessend wieder zu verkaufen! Oder die Pharma Firmen?
Demokratie…. sonst noch was ????
” aber ob man tatsächlich in solchen Staaten leben will, ist eine ganz andere Frage.”
Das verlangen auch weder Russen noch Chinesen; ganz im Gegenteil die “Demokratien”, die mit ihrem System den Rest der Welt mordend und plündernd beglücken wollen – mit beeindruckenden Erfolgen im Irak, Libyen, Afghanistan etc.
Das versteht sich von selber und hat nichts mit dem Thema Demokratie zu tun, oder?
Zwei Thesen möchte ich sehr widersprechen:
Die attische Demokratie war nie eine Herrschaft des Volkes, sondern nur die des Besitzbürgertums. Der Pöbel hatte nie auch nur irgendwas zu sagen, entscheiden dürfte nur die Oberschicht, während die das Volk stützenden Gemeinschaften zerschlagen und zum Zwecke der militärischen Abenteuer der Besitzenden versklavt wurde.
99% der Geschichte der Menschheit waren matrikuläre Strukturen, in denen die Frauen das Sagen hatten und in denen Kriege weder notwendig noch machbar waren. Also nix mit Gewalt und Macht. Derartige Strukturen haben sich bis in die Indianergesellschaften gehalten. In Europa sind sie im Laufe der Antike zerstört worden. Siehe Griechenland.
Und zu der Lobhudelei über die Demokratie in Europa West: Allein schon die Reduktion auf die üblichen Verdächtigen bei Verurteilung der üblichen anderen Verdächtigen zeigt, dass der Verfasser tief in dem Narrativ des Westens verankert ist. Nur bei uns Demokratieansätze, die jetzt – wohl ausschließlich durch Populisten ? – zerstört werden? Während über anders, Verzeihung, da waren ja noch Hongkong und naturellamente die USA und Israel, nur Diktatur herrscht. Was ist mit Indien? Narrative verbreiten bringt nicht wirklich bei der Wahrheitsfindung weiter.
Es gibt so gut wie keine “Innerrussische Opposition” die mit Gewalt unterdrückt werden muss??
Putin ist ganz in Gegensatz zu unseren westlichen Politikern im eigenen Land durchaus beliebt.
Der ganze Artikel ist für’n Arsch.
Zumal wir eh nur eine “repräsentative Demokratie” haben, und auf die können wir mittlerweile auch scheißen.
Direkte Demokratie, geht nur gänzlich ohne Kapitalismus in einer Anarchie, indem sich das Volk miteinbringt.
Ich hab auch nicht die geringste Ahnung, was das eigentliche Ansinnen des Autors ist, außer ganz nebenbei antirussische und antichinesische Stimmung zu verbreiten?
„fundamentaler Ungleichberechtigung von Mann und Frau“
Ist der Text ebenso voreingenommen wie diese Behauptung?
Stets lautet die Begründung: Frau darf X nicht, Frau muß Y. Lüge 1: Bevorteilungen werden nicht genannt. Lüge 2: Mann darf A nicht, Mann muß B. Fehlt immer.
„das Frauenwahlrecht kürzlich erst 50 Jahre alt wurde“
Dank Frauenwahlrecht genießt auch die Schweiz Feminismus, Quoterei und gewalttätige Ausländer.
„Demokratie wählen, um diese zu behalten.“
Wählt die Täter, sehr gut. Der Deutsche wirds tun, statt sich zuerstmal eine Verfassung zu besorgen, die unter seiner Kontrolle steht und es so zur Verfolgung der Täter ermächtigt. Der Deutsche wirds tun, obwohl die Täter schon längst offen sichtbar die Peitschen schwingen.
Die Athenische “Demokratie ist entstanden, während der Perserkriege, als die herrschende Aristokratie der Bevölkerung etwas anbieten musste, damit sie in der Flotte diente. Warum sollten Sie gegen einen persischen Kaiser kämpfen, der auch nur Steuern verlangte, aber sonst im Wesentlichen sie zufrieden ließ. Allerdings durften sie nur wählen, gewählt werden, durften nur adelige. Und schon der attische Seebund erfolgte, war ein Unterdrückung Apparat des attischen Stadtstaates. in der französischen Revolution wurden die allgemeinen Bürgerrechte und die Abschaffung des Sklaverei es dann eingeführt, als die Angering dieser Gruppen im Kampf gegen die Restaurationen Mächte benötigt wurden. Betrachtet man Demokratietheorien aus der Zeit, aber auch die Einführung der Republik in den USA, gab es immer wieder Einführungen oder Diskussion von Mechanismen, die verhindern sollten, dass der “Pöbel“ (mit)regiert. Die heutige Schweizer Staatsverfassung beruht im Wesentlichen auf dem Ergebnis des Bundeskrieges in der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei dem die Zentralregierung gegen “aufsässige“ Kantone vorging. Vergessen sollte man auch nicht, dass die schweizerische “Demokratie“ versuchte, das Land von der Grenze zu Italien bis zum Mittelmeer zu erobern. Der Wallis ist quasi der kümmerliche Rest davon ist auch nur deshalb bei der Schweiz geblieben, weil der eingesetzte Gouverneur sich nur auf das Steuer einziehen beschränkt hat, und die einheimischen in Ruhe gelassen hat.
Generell ist es ein Problem mit dem Begriff Demokratie zu operieren, weil bei genauem hinsehen hoch historisch nicht viel übrig bleibt.