Das Gilgamesch-Epos

Keilschrifttafel mit Sintflutbericht des Gilgamesch-Epos. Bild: Hermann Junghans/CC BY-SA-3.0

100 Bücher, die die Welt verändert haben

 

Es heißt, dass alle Philosophie ihren Ursprung im Dilemma der menschlichen Sterblichkeit hat. Anders als jedes andere Tier macht uns die Vernunft die Vergänglichkeit unserer Existenz bewusst. Ob dies nun stimmt oder nicht, das Kuriose ist, dass das älteste bekannte lange Gedicht der Literatur, das so genannte “Gilgamesch-Epos”, genau um dieses Thema, nämlich den Weg zum ewigen Leben, kreist.

Das Epos entstand, Fragment für Fragment, als eine Zusammenstellung der Taten des mythischen Königs Gilgamesch, der im 28. oder 27. Jahrhundert v. Chr. über die sumerische Stadt Uruk geherrscht haben soll und in späteren Jahrhunderten zu einer Gottheit wurde. Es wird angenommen, dass der größte Teil der Gilgamesch-Legende vor etwa 4000 Jahren allmählich umgeschrieben wurde. Schon in babylonischer Zeit stellte ein Schreiber namens Sîn-lēqi-unninni alle Geschichten mit einem Anfang und einem Ende zusammen, und das ist die Fassung, die überlebt hat. Die Anordnung des Textes hat zu Diskussionen und Einwänden geführt, da es mehrere Transkriptionen des Gedichts in mehreren Sprachen gibt, die sich unterschiedlich überschneiden. Es ist wie mit den biblischen Evangelien: Wenn man die verschiedenen Teile zusammensetzt, gibt es viele Möglichkeiten, sie zu kombinieren.

Das Gilgamesch-Epos ist ein fantastischer Text, auch wenn wir ihn übersetzt lesen müssen. Das Gedicht wurde in Akkadisch geschrieben, der Verkehrssprache im Nahen Osten und bei den Ägyptern. Die ursprünglichen Verse müssen in sumerischer Sprache verfasst worden sein. Nach der akkadischen Version wurde das Gedicht in die Sprache der Babylonier übertragen. Anstelle von Papier verwendeten die Sumerer und Babylonier Tontafeln, die sie mit Keilschrift gravierten. Tausende von mesopotamischen Tafeln sind in vielen Museen auf der ganzen Welt verstreut, seit die Europäer begannen, die Geschichte ihrer Kolonien zu sammeln. So erschienen die ersten englischen Übersetzungen des Gedichts, nachdem es George Smith, einem jungen Assistenten am Britischen Museum, zwischen 1870 und 1872 gelungen war, die ersten Tafeln zu entziffern. Es war eine Sensation: Smith fand die Beschreibung der Sintflut auf einer Tafel, die den biblischen Erzählungen vorausgeht. Für Smith und seine Zeitgenossen war dies der Beweis für den Wahrheitsgehalt der Bibel. Ich würde die gegenteilige Schlussfolgerung ziehen, aber das ist jetzt nicht der Punkt.

Das Epos ist nicht sehr lang, es besteht aus etwa 3600 Versen oder Zeilen und enthält einige Fragmente, die abhanden gekommen sind. Es kann an einem Vormittag in einem Zug gelesen werden. Die Sprache und die Darstellung erinnern an Homers Ilias und Odyssee, allerdings Jahrhunderte vor dem griechischen Barden. Auch hier geht es um die Heldentaten von mythischen Helden, Halbgöttern, die gegen außergewöhnliche Ungeheuer kämpfen. Die Helden des Epos streben nach dem Ruhm, der sie unsterblich macht, und unterziehen sich dabei Prüfungen, die genauso hart oder noch härter sind als die, die Odysseus zu bestehen hatte.

In dem Gedicht kämpfen die Götter auf der Seite der Menschen oder gegen sie, unterstützen oder verurteilen sie. Die Grenze zwischen dem Profanen und dem Sakralen ist wie in der griechischen Mythologie sehr durchlässig.

Gilgamesch selbst, “der in allen Dingen weise war”, ist das beste Beispiel. Er ist der Sohn von König Lugalbanda und “der erhabenen wilden Kuh”, der Göttin Ninsun. Er ist zu zwei Dritteln menschlich und zu einem Drittel göttlich. Er ist ein Riese von über fünf Metern Höhe und regiert seine Stadt mit eiserner Faust. Das Volk beklagt die Gräueltaten Gilgameschs, der “weder die Verlobte noch die Frau ihres Gemahls respektiert”. Die belagerten Götter nehmen die Beschwerden entgegen. Anu, der Herr der Götter, ruft Aruru, die Göttin der Geburt und Schöpferin der Menschheit, um einzugreifen. Aruru formt aus Lehm Enkidu, einen Riesen, der gegen Gilgamesch kämpfen soll, um seine Arroganz zu beenden.

Doch Enkidu, eine Art Adam, lebt unter den wilden Tieren und isst, was sie essen, bis eine Priesterin aus dem Ishtar-Tempel kommt, um ihn zu suchen, geschickt von Gilgamesch. Enkidu liegt bei ihr “sieben Tage und sieben Nächte lang”. Die Tiere, die ihm ebenbürtig waren, erkennen Enkidu nicht mehr an, er hat seine Reinheit verloren, aber dafür hat er “Weisheit” gewonnen. So verwandelt er sich in ein zivilisiertes Wesen und bittet darum, zu Gilgamesch gebracht zu werden, um ihn herauszufordern. In der Zwischenzeit hatte der König mehrere Träume, die von seiner Mutter, der Göttin Ninsun, gedeutet wurden: Jemand wird kommen, um ihn zu retten.

Enkidu und Gilgamesch liefern sich einen gigantischen Kampf, der “die Steinmauern erschüttert”. Am Ende besiegt Gilgamesch Enkidu, aber beide erkennen sich nun als Brüder an. Außerdem wird Enkidu zu Gilgameschs Beschützer und Helfer, und nach dem Kampf beschließt er, hinauszugehen und Taten zu vollbringen, die seinen Namen verherrlichen werden. Die erste Aufgabe besteht darin, Humbaba zu besiegen, das Monster, das den heiligen Zedernwald bewacht. Mit je 600 Pfund Rüstung und Waffen zogen sie in die Schlacht, denn “nur durch ruhmreiche Taten wird mein Ruhm ewig sein”. Unterwegs träumt Gilgamesch nacheinander vom Kampf gegen einen Berg, Löwen und einen Stier. Es ist Enkidu, der ihm versichert, dass diese Träume seinen Sieg vorhersagen.

Gilgamesch und Enkidu töten Humbaba. Bild: Osama Shukir Muhammed Amin FRCP(Glasg)/CC BY-SA-4.0

Außerdem ist Gilgamesch während des Kampfes nicht allein. Der Gott Schamasch entfesselt Winde, Regenfälle und Wirbelstürme, die Humbaba blenden. Die Schlacht ist episch, der Libanonberg spaltet sich in zwei Teile. Enkidu kämpft an der Seite Gilgameschs, der Humbaba tötet. Doch das sterbende Ungeheuer schafft es, sie zu verfluchen: Enkidu wird vor Gilgamesch sterben, “der ihn begraben muss”.

Zurück in Uruk sehnt sich Ishtar, die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit, nach dem triumphierenden Gilgamesch. Sie sagt zu ihm: “Sei mein Ehemann, gib mir deine Früchte Gilgamesch, sei mein Ehemann und ich werde deine Frau sein.” Ishtar hat jedoch die Angewohnheit, ihre Liebhaber zu verhexen und zu verfluchen, weshalb Gilgamesch sie zurückweist. Um sich zu rächen, wendet sich Ischtar an Anu, den Herrscher der Götter, und verlangt, dass er den Himmelsstier schickt, um Gilgamesch zu vernichten. Der Stier trinkt aus dem Euphrat und senkt seine Wasserhöhe, spaltet mit jedem Tritt die Erde und greift zuerst Enkidu an. Enkidu kann ihn am Schwanz festhalten, und da er so gefangen ist, erschlägt ihn Gilgamesch mit seinem Schwert. Kaum ist das Kunststück vollbracht, träumt Enkidu: Er sieht die Götter, die über seinen Tod entscheiden, weil er an der Opferung des Himmelsstiers teilgenommen hat. Kurze Zeit später erkrankt er und stirbt nach einigen Tagen. Gilgamesch bringt den Göttern bei den Begräbnisriten große Opfergaben dar.

Nach seinen beiden Heldentaten, der Tötung des Unholds Humbaba und des Himmelsstiers, glaubt Gilgamesch, dass er der Unsterblichkeit würdig sei, aber Siduri, die Göttin des Weines, sagt ihm, dass er Utanapischtim, den einzigen unsterblichen Menschen, suchen muss. Gilgamesch macht sich auf den Weg, doch zuerst muss er gegen die Sonne antreten und auch die Wasser des Todes durchqueren. Ein einziger Tropfen, der auf die Haut gelangt, ist tödlich.

 

 

 

Viele Völker, darunter die Assyrer und Babylonier, glaubten, dass die untergehende Sonne durch einen unterirdischen Pfad auf die gegenüberliegende Seite der Erde zurückkehrt, um eine neue Morgendämmerung hervorzurufen. Gilgamesch betritt diesen mythischen Tunnel und muss ihn durchqueren, bevor die Sonne auf seinem Rücken ihn passieren kann. Er hat Erfolg und sucht dann mit Hilfe des Steuermanns Urshanabi einen Weg über die Wasser des Todes. Schließlich erreicht er den fernen Aufenthaltsort des unsterblichen Utanapischtim, der ihm erklärt, dass die Götter, überwältigt von der Sünde der Menschen, beschlossen haben, alle Menschen durch eine Flut auszulöschen. Von einem der Götter gewarnt, baute Utanapischtim eine riesige Arche, um alle Tiere und Menschen zu retten, die er an Bord nehmen konnte. Die Arche strandet nach mehreren Tagen auf einem Berg.

Natürlich erkennen wir die Geschichte der Arche Noah sofort wieder, fast wortwörtlich, wenn man den Unterschied zwischen den Jahrhunderten und den Göttern bedenkt. Im Epos lobt der Gott der Stürme Utanapischtim, der gute Taten vollbracht hat, und verleiht ihm und seiner Frau Unsterblichkeit: “Sie sollen den Göttern gleich sein” und weit weg von den Sterblichen leben, “wo die Wasser steigen”.

Gilgamesch, der nach Unsterblichkeit strebt, bittet Utanapischtim, für ihn einzutreten. Gilgamesch besteht jedoch die beiden ihm auferlegten Prüfungen nicht. Er kann sechs Tage und sieben Nächte lang nicht aufhören zu schlafen, weil ihn der Schlaf schließlich übermannt, und er kann eine magische Pflanze, die alle Krankheiten heilt, nicht schützen, weil sie von einer Schlange gestohlen wird. Zurück in Uruk, tröstet sich Gilgamesch mit dem Gedanken, dass er eine große Stadt regiert. Er jubelt.

So viel zur klassischen Version von Gilgamesch. Einige moderne Ausgaben haben zusätzliche Legenden hinzugefügt, die auf Tafeln aus verschiedenen Zeiten und Orten enthalten sind. Darauf kommt es bei dieser Überprüfung nicht an. Viel wichtiger ist es, mehrere Punkte hervorzuheben.

Offensichtlich ist das Epos eine Übung in der Verherrlichung eines mythischen Wesens, König Gilgamesch, dessen ursprüngliche Fehler nie behoben werden, dessen grenzenloser Ehrgeiz ihn aber dazu bringt, Monster zu bekämpfen mit dem einzigen Ziel, seinen Namen unsterblich zu machen. Aber besser als dem Namen nach unsterblich zu sein, ist es, vollständig unsterblich zu sein. Im ersten Teil der Legende strebt Gilgamesch nach dem, was alle Herrscher suchen: nach Ruhm. Im zweiten Teil strebt er danach, neben den Göttern zu sitzen, was nicht mehr möglich sein wird.

Die Berührungspunkte mit dem Alten Testament sind bemerkenswert. Utanapischtim ist der Noah, der die Arche baute, die ebenfalls auf einem Berg Schiffbruch erlitt. Noah lebte der Bibel zufolge 950 Jahre. Er muss vor lauter Langeweile gestorben sein, denn, wie Pascal Mercier in “Nachtzug nach Lissabon” sagt, passiert nichts in der Ewigkeit, jeder Tag ist wie der vorherige. Fast tausend Jahre sind der Unsterblichkeit am nächsten. Der Riese Enkidu ähnelt Adam, der aus Staub erschaffen wurde und unschuldig ist, eine Unschuld, die er wegen einer Frau und weil er vom “Baum der Erkenntnis” gekostet hat, verliert. Ob all diese Geschichten einen vorassyrischen und vorhebräischen Ursprung haben oder wer wen abgeschrieben hat, darüber streiten sich die Gelehrten noch immer.

Sehr interessant ist für mich auch die babylonische Numerologie. Alles geschieht immer in Gruppen von sieben Personen. Enkidu vereint sich sieben Tage und sieben Nächte mit der Priesterin, Humbaba hat sieben verzauberte Umhänge, die ihn schützen, wenn der Himmelsstier herabsteigt, gibt es sieben Jahre mit mageren Ernten, Gilgamesch wacht sieben Nächte über Enkidu, die Arche des Utanapischtim hat sieben Ebenen, Gilgamesch muss sieben Nächte dem Schlaf widerstehen usw.

Offenbar hatte die Sieben in der babylonischen Kultur eine magische Bedeutung. Aber auch in der Bibel: Unsere Woche ist sieben Tage lang, weil sie den Schöpfungstagen entspricht, Noah wird befohlen, von jedem Tier sieben Paare in die Arche zu bringen, auf sieben Jahre des Überflusses folgen in den Träumen des Pharao sieben Jahre der Hungersnot, der jüdische Leuchter, die Menora, hat sieben Zweige usw. Über die Rolle der Zahl Sieben in der babylonischen Kultur ist viel spekuliert worden, aber es ist klar, dass alle Völker der Region bestimmte Glaubensvorstellungen teilten.

Heute mögen sie sich nicht und der Nahe Osten ist ein Pulverfass, aber wie das Gilgamesch-Epos deutlich macht, sind all diese Völker Brüder und Cousins mit einem gemeinsamen kulturellen Erbe, das vielleicht ihre Unterschiede übersteigt. Dort waren sie alle miteinander vermischt, als die Literatur gerade erfunden wurde, um die Geschichten der Menschen und ihrer Götter auf gebrannten Tontafeln festzuhalten, die dem Ansturm der Jahrhunderte standgehalten haben.

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29 Kommentare

  1. “Überhaupt handelt es sich bei diesen Deutschen stets darum, den vorgefundenen Unsinn in irgendeine andre Marotte aufzulösen, d.h. vorauszusetzen, dass dieser ganze Unsinn überhaupt einen aparten Sinn habe, der herauszufinden sei, während es sich nur darum handelt, diese theoretischen Phrasen aus den bestehenden wirklichen Verhältnissen zu erklären.” ( Marx – Dt. Ideologie)
    In diesem Sinne ist der Gilgamesch -Epos der Versuch, aus separaten Stammeserzählungen in Form einer einzigen Geschichte eine gemeindebildende Klammer zu schaffen. So wie spätestens seitdem alle Religionen das gleiche Ziel hatten.

    1. Ein wohlmeinend aufrechter Versuch, aber dermaßen daneben, daß ich ihn nicht stehen lassen will.
      Wie, zum Henker, kommst Du auf die Idee, “Stammeserzählungen” zum (Ur-)Stoff und Material von sonem Zeug zu deklarieren, und dann obendrein zu unterstellen, dessen Verarbeitung erfülle eine Zweckbestimmung namens “Gemeindebildung”? Was für eine “Gemeinde” überhaupt? Hast Du irgend ein Motiv des Epos überhaupt zur Kenntnis genommen? Das Grundelement im Bauplan des Mythos ist wahrlich einfach erkennbar: Kampf und Versöhnung zwischen den polytheistischen Kulten vordynastischer Urbanisierung, mit ihren Übergängen zur Priesterherrschaft, und der Herrschaft von Kriegeraristokratien über Stadtstaaten in dynastischer Zeit. “Stämme”, im anthropologischen Sinn, waren in Mesopotamien zu jener Zeit schon mindestens ein Jahrtausend lang in agrarischer Siedlungskultur auf- und untergegangen. Die einzige “Gemeindebildung”, die das Epos, gemäß der schriftlichen Überlieferung, offenkundig geleistet hat, ist Beihilfe zur dynastischen Verstetigung der Unterwerfung einer Tempelaristokratie durch die Kriegeraristokratien, welche die Stadtstaaten bis in babylonische Zeit beherrscht haben. Jeder König dieser Zeit, der auf Tradition gehalten hat, hat sich iwie mit “Gilgamesch” versippt sehen wollen, sodaß einiges dafür spricht – beginnend mit dem Namen – daß “Gilgamesch” die retrograde mythische Schöpfung eines Kriegsgottes gewesen ist, ähnlich der Figur des gesetzgebenden Heerführers Moses im Tanach.

      “Mit etwas Unsicherheit bei der genauen Aussprache lässt sich der Name als pagbilgames oder verkürzt gbilgames rekonstruieren. Er bedeutet in etwa „der Vorfahr (war) ein Prinz(?)…“ und ist die Kurzform eines längeren Namens.[4] Ein solcher längerer Name ist als Pagbilgameš-Utu-pada bereits um 2700 v. Chr. in den archaischen Texten von Ur belegt.[5] Dieser Personenname bedeutet „der Vorfahr (war) ein Prinz(?), den der (Sonnengott) Utu berufen hat“. Die Verbalform ist aber vom Zeichen her nicht sicher.
      It is certain that, during the later Early Dynastic Period, Gilgamesh was worshiped as a god at various locations across Sumer.[16] In 21st century BC, King Utu-hengal of Uruk adopted Gilgamesh as his patron deity.[16] The kings of the Third Dynasty of Ur (c. 2112 – c. 2004 BC) were especially fond of Gilgamesh,[16][21] calling him their “divine brother” and “friend.”[16] King Shulgi of Ur (2029–1982 BC) declared himself the son of Lugalbanda and Ninsun and the brother of Gilgamesh.[21] Over the centuries, there may have been a gradual accretion of stories about Gilgamesh, some possibly derived from the real lives of other historical figures, such as Gudea, the Second Dynasty ruler of Lagash (2144–2124 BC).[24] Prayers inscribed in clay tablets address Gilgamesh as a judge of the dead in the Underworld.”

      1. Statt Gemeindebildung, was ich nicht religiös, sondern sozial verstanden wissen wollte, einfach Herdenbildung denken. Wenn also irgendwelche Großkopfeten die Figuren im Epos sind, dann liegt nahe, dass es um metaphysiche Begründung von Herrschaftsverhältnissen ging. Und in diesem Sinn um “gelingenden” Staat im Sinne der Herrschenden. Auch damals gab es schon Klassengesellschaft. Was liegt näher, als eingeführte Gottheiten und Ereignisse für die eigenen Machtambitionen zu instrumentalisieren. Deshalb auch die “Adoption” eine Gottes als Schutzheiligen, wie der engliche Text berichtet.

  2. Eine kulturelle Klammer mag es ja ursprünglich gewesen sein. Aber unter der Voraussetzung der ursprünglichen Kultur der sumerischen Stadtstaaten, in die afroasiatisch (spez semitisch) sprechende Beduinenstämme eingewandert sind und bald auch Schreiber und andere Eliten stellten, ist anzunehmen, dass sie so die alten Legenden und die Götterwelt der Sumerer übernahmen, was sicher zu Adaptionen, Weglassungen und Ausschmückungen führte. Das war ja auch Jtsde später bei der Artussage nachweislich der Fall.
    Wo die Wurzeln für die Entstehung dieser Götterwelten lagen, ist ohnehin nicht zwefelsfrei erklärbar*, zumal sie sich irgendwie alle ähneln, was die Römer dazu brachte, fremde Götter zT in eigene zu ‘übersetzen’, während mit dem von einzelnen Lehrern/Propheten eingeführten Monotheismus auch Ausschließlichkeit in die Religion Einzug hielt.
    * Stammes- u/o Naturgottheiten/-geister könnten neben Ahnengeistern unter dem Einfluss von Seßhaftigkeit, Stadt-/Staatsbildung und Priesterkönigtum zu Göttern avanciert sein oder aber sich auf lange zurückliegende einschneidende Ereignisse beziehen, die nur noch unvollkommen erinnert wurden. Das wird auch dadurch gestützt, dass nicht alle Völker derartige Götterhierarchien entwickelt hatten. Hinzu kommen die Cargo-Kulte des 20.Jhdts, die auf Grund besonderer, unverstandener Ereignisse entstanden sind.

  3. Die Forschung zu tradierten, alten Texten ist eine wesentliche Grundlage der Religionskritik. Sie hilft “Heilige Schriften” als das zu erfassen, was sie sind: Zusammengestellte Textsammlungen, die nicht von Göttern in die Welt gebracht wurden. Die Texte verraten aber auch viel über das, was man als allgemein menschliche Wesenszüge bezeichnen könnte und sind vor allem für diejenigen wichtig, die meinen dass es solche Wesenszüge geben könne – unabhängig von der produktiven Basis.
    Nach meiner Beobachtung arbeiten gerade die Kritiker der realen Zustände gerne mit einer Denkfigur, die ich als historisch und gesellschaftlich begründete idealtypische Konstruktion des Menschlichen bezeichne. Offensichtlich kommt Mensch ohne Welterklärung nicht aus. Ob Ameisen oder Blauwale über eine solche verfügen, wissen wir nicht.
    Eine gute Zusammenfassung des anthropologischen Diskussionsstandes liefert aus meiner Sicht das Buch von David Graeber und David Wengrow “Anfänge – Eine neue Geschichte der Menschheit”. Es veranschaulicht die Fragwürdigkeit von wissenschaftlichen Methoden menschlicher Selbsterkenntnis. Wenn es eine gewisse Fähigkeit zur Selbstobjektivierung gibt, so dürfte sie sehr begrenzt sein – sowohl für Individuen als auch für Gruppen, Gemeinschaften, Gesellschaften… .
    Aus meiner Sicht lassen sich unter Menschen nur über reale, materiell vorhandene Gegenstände tragfähige Übereinkünfte erarbeiten, die eine Veränderung der teilweise bedrückenden Zustände zum Ziel haben. Gegenstandsbezogene Sichtweisen kann sich Mensch gemeinsam mit anderen erarbeiten ohne in Glaubenskriegen zu enden.

    1. Fleisch, Getreide und Wein, auch Speere, Bogen und Äxte, sind keine “materiell vorhandene Gegenstände”, sondern Produkte geistiger Arbeit und deren Teilung. Wenn solche Arbeitsteilung unter interessierter Mithilfe von Kriegeraristokratien in eine Trennung von Hand- und Kopfarbeit überführt worden sind, werden diese Gegenstände zu ideellen Produkten nämlicher Trennung und Herr-Schaft über dieselbe.
      Nur das Abschlagen der priesterlichen Köpfe ist imstande, diesen Spuk zu beenden – vorausgesetzt, solch blutiger Befreiungsakt wird nicht selbst zu Material und Tradition neuer Mythologisierung.

      1. @ Tomgard
        Das wird wohl der grundlegende Dissens sein.
        Nachdem seit der “Publikation” des Höhlengleichnisses der Primat der geistigen Arbeit die Welt bestimmt, wird es wohl auch weiterhin so bleiben.
        Welche Arten von Hirngespinsten zur Grundlage gemacht werden, halte ich für bedeutungslos. Die Praxis der Menschen bestimmt ihr Leben, ihre alltäglichen, von ihren unmittelbaren Bedürfnissen bestimmten Entscheidungen und ihre Entwicklungspotentiale. Welche Kopfarbeit die Menschen verrichtet haben, die in deiner Vorstellungswelt zunächst ohne Werkzeuge und Herrschaft sich ernährend über diesen Planeten schlichen, rannten, kletterten… wissen wir nicht. Einen hohlen Kopf ohne Gehirn und Stoffwechsel, Wahrnehmung und praktischer Erfahrung im Zusammenspiel mit der realen Umwelt mit Gedanken zu füllen, überlasse ich gerne denjenigen, die davon überzeugt sind, sich von geistiger Arbeit ernähren zu können und dazu die physische ihrer Mitmenschen nicht brauchen. Allem Lebendigen muss Energie (Nahrung) zugeführt werden, damit es lebendig bleibt. Könnte ja sein, dass die den denkenden Menschen früherer Zeiten ohne Werkzeuge und Herrschaft in den Mund flog und sie sich gegen die Nachtkühle in Blätterhaufen eingewühlt haben.
        Das Abschlagen priesterlicher Köpfe mit Handkantenschlägen setzt einiges an Training voraus. Geistigem natürlich, das jederzeit ohne Butterbrot und Ei möglich ist.

        1. also die singdrosseln hier nutzen ebene steine, an die schleimer in ihren schnirkelhüttchen zu kommen, die amseln horchen und führen einer beständig die technik des regenwurmergattern vor, oben in der kirsche haben die elstern vorletztes jahr n greifvogelnestgroßes “lager” errichtet, was allerdings letztes jahr von den dohlen mitkonsumiert wurd, beim komposthaufenumsetzen legt` ich höhlen voller nüsse frei, die die rättchen den piepmätzen geklaut hatten, die meisen sind manchmal arg genervt von den spatzen, die eindeutig in der überzahl und geben immermal “fake-warnpfiffe” von sich, um an die knödel zu kommen, allerdings wohldosiert, daß die spätzlein nich umziehen, weil der beste schutz gegen herrn und frau sperber wie auch die falken n ordentlicher spatzenpulk is, zwischen dem man sich sein nüßchen schnappt, ums im geäst in ruhe zu verpicken, der buntspecht hatn faible für sonnenblumenkerne, holt sich immer n schwung in die holunderstammkehle und verfuttert die dort dann pö a pö…die elstern klauen selbst das alte rinderhack, was “man” ihnen gezielt aufs schuppendach warf-geht irgendwie nich anders zu “nehmen” als es mit viel gewese heimlich zu erdieben……ja, gibt schon sehr eigenartige hohlköppe, echt….

          1. @ j.:
            Siehste! Kein Lebewesen – auch keine Rose und kein Wattwurm – ist so dumm, sich eine Praxis zuzulegen, die seinen Bedürfnissen zuwider liefe. Aber wie “geistig” die dabei sind, weiß ich trotzdem nicht. Das ist die Grundsatzfrage zwischen Darwin und Lamarck in der Frage erworbener, vererbbarer Fähigkeiten, die heute noch nicht entschieden ist. Wie immer, wenn, man einen Stand der Wissenschaft sucht: fifty-fifty würde ich sagen. “Sobald einer widerspricht, ist anzunehmen, dass beide nicht 100-%-ig Recht haben.” Ich freu mich trotzdem immer, über Menschen, die “in der Wahrheit” leben.

            1. jajaja, die giraffen strafften/verlängerten ihre hälse, um “in der wahrheit zu leben”, jo, so wirds gewesen sein…daß die dadurch ihren gefräßigen horizont erweiterten, verschaffte ihnen natürlich DEN selektionsvorteil unter huftieren (falls giraffen sowas waren, sind, wurden…fifti-fifti – ma weeß et nich)….also volle pulle synthese des heimatkunde-dilemmas, auch, wenns giraffen, die in der wahrheit leben nur im tierpark zu bestaunen gab….dieses “lernen, lernen und nochmals lernen!” fanden damals schon viele doof, einige von denen hängen dir sicher gern am rockzipfel ….. 🙄
              als teen würd ich sagn: ihhhhgitt, du bist sowas von eso, bleib mir bloß von der pelle!…..naja, als erwachsene weiß “man” dann aber schon, daß “man” deinen furchtbar dummen scheiß einfach nich lesen sollte, auch, wenn “man” das von tg angerissene als das wichtigst zu diskutierende ansieht….nuja…..ich geh mal raus “entertainen”, dem rotkehlchen is sonst langweilig…
              ..

        2. Christa, es gelingt mir wahrhaftig nicht, zu antizipieren, wie dein eigenartiges Verständnis meiner Sätz zustande gekommen sein könnte. Und nachdem ich den Eindruck habe, auch j.’s Sätz über Antizipation in der Gartenfauna, welche kein (Selbst-) Bewußt-Sein von derselben haben dürfte, sind deiner Aufmerksamkeit entgangen, bin ich ohne Hoffnung, du könntest iwie auf den Trichter kommen, “Geist” und “Welt” könnten fundamental dasselbe sein. Worauf – nur nebenbei erwähnt – Marx gegen Feuerbach bestanden hat. Vermutlich erinnerst du dich nichtmal an den Anlaß dieser Aussage / Klage in deinem Posting?

          Offensichtlich kommt Mensch ohne Welterklärung nicht aus.

          Ja, das kann so scheinen, solang menschliche Affen sich selbst nicht kennen, anders, als Raben und (gelegentlich) Krähen.
          So bliebe mir allenfalls, mich dir gegenüber selbst zum Priester aufzumanteln; nunja, wohlan, ich fang damit an, dich an das Gleichnis vom Affen zu erinnern, der dem Beobachter durchs Schlüsselloch ins Auge blickt; und damit ende ich das auch gleich wieder …

          Anderes Thema: Ich weiß auch nicht, wie du auf “Lamarck / Darwin” gekommen bist, aber da ja buchstäblich alles zum Themenkreis zählt, eine Bemerkung dazu:
          Leutz, streicht mal das “Aus-” aus “Auslese” und dann versucht noch gründlich das Attribut “natürlich” aus der Phrase “natürliche Auslese” zu streichen / vergessen. Danach könntet ihr beginnen, darüber nachzusinnen, welche Seite in einem sogenannten “evolutionären Prozess” diejenige ist, die “lesen” tut. Wer da was zu welchem Behufe und mt welchem sichtbarlichen Verlaufe und Resultat lesen tut.
          Auf diesem Feld übertrifft – wiederum nebenbei gesagt – der Wissensbestand aller tribalen Mythenbestände bis hinein in deren Aufhebung in polytheistische Konstrukte von “Natur” das Inventar monotheistischer bis bürgerlicher Weltanschauuung, einschließlich deren “wissenschaftliche Abteilung”, wenn man in Letzterer von spezialisierten Köpfen absieht.
          Einer davon, mit dessen Hilfe man in das Thema einsteigen könnte, weil er Elementares dazu liefert, ist Leontiev gewesen.
          Die Nebenbemerkung soll andererseits nichts davon wegnehmen, daß Evolutionsbiologen lang und weit über eine Dichotomie “Lamarck / Darwin” hinaus sind, an der die Schweinepriester obstinat und mit Erfolg festhalten. Sie wissen, daß (und auch schon ziemlich genau, wie) Zellen sich mit Beginn der Kompartimentierung und Organellen-Entwicklung den Evolutionsprozess buchstäblich zu eigen zu machen begonnen haben. Das ist allerdings ein Feld, das mir erst kurz vor dem 60. Lebensjahr bekannt geworden ist und ich hatte seither anderes zu tun, als Biochemie zu studieren, deshalb kein Lesetip.

          1. “Zellen sich mit Beginn der Kompartimentierung und Organellen-Entwicklung den Evolutionsprozess buchstäblich zu eigen zu machen begonnen haben. ”
            Die Formulierung hört sich irgendwie so aktiv, selbstgetrieben  an (das ist aber nur meine Deutung). De facto ist es so, daß die Evolution über sie kam, von außen, als Systemeigenschaft, als natürliche Auslese im Verein mit natürlicher Variabilität, mithin als Eigenschaften des Systems Natur.
            Aber ich/wir schweifen ab.
            Das Konzept Evolution, angewandt auf menschliche Gesellschaften, führt uns nämlich wieder zurück zu Gilgamesch und zur Evolution der menschlichen Sprache, wovon die Schriftsprache ja nur eine unvollkommene Kodierung der momentanen Bedeutungen und Deutungen von tatsächlichen Prozessen ist (sogar rein fiktionale Erzählungen beinhalten ja ein gemeinsames Deutungsmuster des beschriebenen Fiktionierten). Sprachforschung kann ja über die letzten paar Jahrhunderte dafür schon in fast allen Sprachen tolle Belege finden, nötigt mir immer Respekt ab, was da so gesammelt wird. Aber das jetzt über Jahrtausende zurück zu verfolgen – unglaublich breites Feld von Interpretation und versuchtem Lückenschluss.

            1. Noname, ich hatte Dich gebeten “nachzusinnen” 😉 Der Versuchung zu widerstehen, mit DEM sozialdarwinistischen Dogma aus dem Fascho-Schulunterricht angetrabt zu kommen:

              De facto ist es so, daß die Evolution über sie kam …

              Hast Du die Evolution mal gefragt, hat sich die gute Frau derart kriegerisch gebrüstet? Mythenerzählerisch wäre das plausibel, denn sie, die liebe Evolution meine ich, mag möglicherweise nicht gern an ihre Eltern erinnert werden, an Frau Mama Entropie und Papa Stoffaustausch (zwischen halbgeschlossenen Systemen).
              Stellt man sich die Evolution hingegen nicht als Frau (also Subjekt) vor, sondern als Name für einen gewußten Grund für eine Reihe von Phänomenen, muß sie wohl “älter” sein, als die erste differenzierte Zelle, deren Entwicklung und Geschicht sie begründen soll / könnte.
              (Merkst Du, wie theologisch Dein Dogma ist?!)
              Beim “Nachsinnen”, zu dem ich aufgefordert hatte, sollte als erste rein logisch begründete Konsequenz heraus kommen, daß mit “Organismus” und “Umwelt” mindestens 2 Subjekte an der Frau Evolution stricken. Ergänzt um ein bißchen Wissen aus der Zellbiologie führt das im nächsten Schritt zu der Annahme, daß recht eigentlich der Organismus, bzw. seine evolutionären Vorformen, das Ding ist, welches die Subjekteigenschaft zukommen sollte / müßte, weil das Ding seine Umwelt mittels (selektivem) Stoffaustausch wählt. Diese Wahl ist, ernst genommen, ein Schöpfungsprozess, ein Selbstschöpfungsprozess. Freilich gibt es die böse Schwiegermutter, die Geophysik, die immer wieder daher kommt, diese Selbstschöpfung anzugreifen, aber das ist bereits ein SEKUNDÄRER Vorgang, klaro?
              Weiter mit Leontiev.

              Mit Deinen anderen Bemerkungen kann ich nicht recht was anfangen.
              Aber einfach ‘reingeworfen: Für mich persönlich ist das prominenteste und bezeichnenste Phänomen des Gilgamesch – Epos der Erhalt des buchstäblichen Halbgott / Titanenmythos, der zeitgenössische Hörer (ähnlich, wie in “dionysischer” Zeit) hat daran mahnen können: “Wir”, = gleich Du und ich, sind ehemals Götter gewesen, bevor wir welche über uns stellten. Feuerbachs Lehre, das “Wesen” einer Sache, eines Phänomenes, sei in dessen Gegenständlichkeit aufzusuchen, nämlich nicht in irgend einem “Stoff”, sondern dem was das Ding zu Gegenständen habe / nehme, “ein ungegenständliches Wesen (sei) ein Unwesen”, kann man als religionskritischen Versuch lesen, das mythologische Wissen, das in “Titanen” und andere Halbgötter codiert, bereits im Verfall begriffen war, zu rekonstruieren.

              1. “sozialdarwinistischen Dogma aus dem Fascho-Schulunterricht” halte ich für eine Überinterpretation Deinerseits. Aber macht nichts. Mehr trifft mich schon die Unterstellung eines “theologischen Dogmas”, so ungefähr die härteste Beleidigung für einen materialistischen Naturwissenschaftler. Hihi, womöglich war es sogar intendiert? ? Na – bekennst Du Dich?
                Im Übrigen betreibe ich gerade (hobbymäßig, mit gehöriger Vorbildung) ein wenig Evolutionsforschung an zwei Schwarmintelligenzen. Von denen kommt eine ganz und gar ohne Welterklärung aus. Und ich – ich komme aus dem Staunen nicht heraus. Wunderbare Natur und Wunder Natur, immer und immer wieder … und ganz viel Welterklärung.

                1. die armen hobbykarnickel….
                  das schlimmste, was “natur” passieren kann, sind wohl beleidigte “materialistische naturwissenschaftler”, deren evolutionsforschungsdrang (zwecksetzung im tun) darin besteht, “staunen” zu können und “wunder” zu erleben. erklärt (dieser drang) aber , warum solch “materialistischer naturwissenschaftler” beständig mit nem “nix genaues weiß man nich” hausieren geht in “viraleren” themen 🙄 ….

              2. Noname und Lucqx,
                stolperte grade im “Fischblog” über eine Fußnote, die hierher passt:

                “Man sollte meinen, dass Bakterien oder Viren mit ihrer sehr hohen Vermehrungsrate relativ bald alle genetischen Kombinationen durchprobiert haben und deswegen auch quasi jede Eigenschaft evolvieren, die sie evolvieren können. Tatsächlich spricht aber viel dafür, dass sie nur einen Teil der möglichen genetischen Vielfalt und der zugehörigen Eigenschaften abdecken. Aufschlussreich ist dabei Lenskis Long Term Evolution Experiment (LTEE). Dort haben die Bakterien eines schönen Tages die Fähigkeit evolviert, Citrat zu verdauen, was E. coli sonst nicht macht. Wie sich später zeigte, wurde der Keim für diese Neuerung schon viele Generation zuvor gelegt. Insgesamt drei unabhängige Mutationen mussten zusammen kommen, damit die Bakterien schließlich Citrat verwerten konnten. Jede einzelne von ihnen bietet keinen Vorteil – und deswegen gibt es auch kenen Selektionsdruck, diese Mutationen oder gar zwei von ihnen entstehen zu lassen oder zu behalten. Das bedeutet, für viele neue Eigenschaften sind reihenweise Zufälle nötig. Genetische Vielfalt erhöht die Chance, dass mehrere solche Zufälle zusammenkommen, starke Selektion verringert sie.”

                Merkt bitte mal auf, daß diese Darstellung die Rede vom “Zufall” als einer treibenden Kraft nur zulässt, weil sie das Feld der Biologie zugunsten einer statistischen “Metatheorie” räumt. Sie verlässt den Gegenstand!

                Tatsächlich gebärdet sich E.Coli (gerade in dieser Familie wurde das prominent) nahezu genau so, wie ein sammelwütiger Bastler, der notorisch Schrott zu nützlichen Einrichtungsgegenständen kombiniert.
                Ich weiß nicht, was die Forschung zu “Evolutionsgenen” und auf dem Feld der Epigenetik in den letzten zehn Jahren erbracht hat. Das sind Felder, in denen biologisch besonders leicht fassbar werden sollte, was Georg Litsche
                http://www.subjekte.de/
                im Gefolge Leontievs die Kreativität zellulärer Organismen genannt hat. Der Übergang, der diese Bezeichnung rechtfertigt, besteht präzise in dem, was die Fußnote beschreibt: Ein Stamm von E.Coli hebt sich ein neues Bedürfnis aus, das seine gegenständliche “Welt”, die seiner Familie und seiner Biotope erweitert und neu gestaltet.
                Der primäre kreative Akt in der Zellevolution ist dann folglich ein kompletter Abschluß gegen die Umgebung, der ironischerweis mit der “Erfindung” von Exkretionsorganen geleistet wird. Das semipermeable “Bläschen”, das zuvor eine spezifische Art von “Dissipationsstruktur” in der Thermodynamik seines Mediums gewesen ist, wird dadurch zu einem Protoorganismus, dessen Gleichgewichtszustand an der Erfüllung eines selbstgeschaffenen Bedürfnisses hängt, repräsentiert in den chemischen Verbindungen, die er aufnehmen muß, um ausscheiden zu können, und unterwegs die Stabilitätsbedingungen zu erfüllen, welche die Zellwand stabil hält.

                Dieser Exkurs erlaubt mir jetzt, meine schludrige Bemerkung an Noname zu korrigieren.

                Hast Du die Evolution mal gefragt, hat sich die gute Frau derart kriegerisch gebrüstet? Mythenerzählerisch wäre das plausibel, denn sie, die liebe Evolution meine ich, mag möglicherweise nicht gern an ihre Eltern erinnert werden, an Frau Mama Entropie und Papa Stoffaustausch (zwischen halbgeschlossenen Systemen).
                Stellt man sich die Evolution hingegen nicht als Frau (also Subjekt) vor, sondern als Name für einen gewußten Grund für eine Reihe von Phänomenen, muß sie wohl „älter“ sein, als die erste differenzierte Zelle, deren Entwicklung und Geschicht sie begründen soll / könnte.
                (Merkst Du, wie theologisch Dein Dogma ist?!)

                Das ist a bissl arg “dialektisch”.
                Das theologische Moment sollte darin charakterisiert sein, daß ein Verstand erst die gleichsam “kindliche” Vorstellung von “Evolution” als einem Subjekt in die Frage nach dem Grund oder den Gründen für Zusammenhänge auflöst, um diese Leistung hernach gleich wieder abzuwickeln und Grund und Begründetes über das Konzept der Kraft(wirkung) zu identifizieren. Das Resultat der Operation beschreibt Goethe treffend in “[Ich bin] ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.”

                Ja, ich wollte Dich vexieren, Noname, aber Dich darob beleidigt zu sehen, entspringt Deinem autonom erschaffenen Bedürfnis …

                1. Epigenomics ist der Schlüssel als Erklärung dafür, was unter dem Begriff “Evolution” subsumiert wird.
                  Was kann das materialistische Potential der Natur dafür, dass der Mensch idealistisch das (oft tradierte) Denkgefängnis seiner Vorstellungswelt nicht verlässt und deshalb auf Basis dieser Zwangslogik nur zu engstirnigen, wenn auch nicht völlig falschen, Denkergebnissen kommt?
                  Die Funktionsweise des Immunsystems liefert massive Hinweise darauf, falls die Detektoren richtig gesetzt und kreativ interpretiert werden.

            2. TomGards ‘Lese’ ist schon zielführend, denn beim Lesen des DNA-Codes können Lesefehler auftreten und durch die Rekombination von Genen bei der Fortpflanzung ebenso wie durch äußere Einflüsse können Mutationen zustande kommen, die entweder folgenlos bleiben oder schädlich bzw uU auch mal nützlich sein können. Deshalb und insofern hat St.Lem wohl einem seiner Romane den Satz ‘die Evolution ist das Irren eines Fehlers’ vorangestellt. Das könnte man dadurch ergänzen, dass sich letztlich der ‘Fehler’ durchsetzt, der sich als nützlich erweist, egal, ob es nicht auch Günstigeres geben könnte.
              Das ist in der technischen Evolution auch nicht anders, wobei hier mitunter Besseres aktiv verhindert werden kann, wenn erstmal eine Übermacht des Nicht-ganz-so-Guten etabliert ist. Das dürfte auch für natürliche nicht-biologische Evolution zutreffen, wobei hier der Zufall ggf eine noch größere Rolle spielen wird und dadurch biologische Evolution sowohl negativ als auch positiv beeinflussen könnte.

              1. Lucqx, ist es nicht arg verwegen, “Evolution” mit DNA beginnen zu lassen?

                Wie gesagt, ich habe das nicht hinreichend studiert, aber ich kenne eine Methode der Selbstschöpfung, die Prokaryoten aus der Zeit konserviert haben, als sie sich noch nicht mit Nukleinsäureketten gerüstet hatten. Sie hatten andere Einzeller zum Fressen lieb, eigneten sich deren Zellbestandteile nicht zum Verdauen, sondern zu möglicher (auch späterer) Verwendung an, und gaben mehr oder minder freiwillig welche ab. “Lesen mittels Auflesen” 😉

                1. Inzwischen wird begründet vermutet, dass diese Prokaryoten Asgard-Archaeen waren, denn diese zeigen bereits viele Eigenschaften der Eukaryoten.
                  Unter Letzteren stehen sich Pilze und Tiere näher, als das bei Pflanzen der Fall ist, denn diese haben 2 verschiedene Prokaryoten ‘aufgelesen’, Erstere nur eine Art. 😉
                  Ich habe mit DNA (hätte auch RNA sein können) angefangen, um eine Verbindung zu ‘Lesen’ herzustellen. Aber ich hatte ja auch nicht-biologische Evolution erwähnt, die andere Mechanismen erfordert, die noch lange nicht hinreichend erkannt sind, denn hierbei geht’s um (Astro-)Physik (Quantenmechanik) und Kosmologie/-gonie.

          2. vor demnäxt bald 13 jahren “ging” das so ( 😉 ) :
            ” Die Verkennung der Subjekte

            von TomGard Pro @ 2011-02-04 – 11:03:18

            …hebt in dem Strang abendländischer Kultur, dem wir angehören, mit der Eliminierung des Animismus aus den Menschen- und Weltbildern an, philosophiegeschichtlich mit der platonischen Umdeutung des vorsokratischen „Nous“ – Begriffes.

            Die gestalterische Kraft dessen, was Menschen als „lebendig“ auffassen, führt seither in den kulturellen Konzepten, Mythen und Riten buchstäblich ein Gespensterdasein unter den Namen „Geist“, „Vernunft“, „Verstand“ (Intelligenz), die obendrein allerlei Mytifizierungen erleiden, deren Oberbegriff seit Aristoteles „Prinzipien“ zu nennen sind, auch wenn dieser mittelalterlich präzise Begriff seither etwas verwaschen worden ist.

            Mit diesen unzureichenden Worten will ich ein weiteres zweckmäßiges Thema mteiner Bloggerei einführen, die einer möglichst wohlgezielten Aufweichung des theologischen / handwerklich-mechanistischen Welt- und Selbstbildes bürgerlich sozialisierter Menschen gilt.

            Mit Nachdruck möchte ich Euch dazu mit der Arbeit Georg Litsches bekannt machen.

            Auch die Arbeit Lars Fischers schätze ich sehr, zumal er sich aus dem Thema Gentechnologie unterdessen strategisch heraus zu halten scheint In seinem Artikel Stille Mutationen und die Zelle als verrückter Erfinder, nur ein Beispiel unter anderen, deutet er den „Paradigmenwechsel“ in der Biologie an, jede lebendige Entität als Subjekt aufzufassen.

            Wie selten das noch ist, deuten gleich zwei Artikel in der Sektion „Wissenschaft“ des heutigen Standard an, die mich zu diesem Eintrag anregten.

            Unter dem reisserisch irreführenden Titel „Wasserfloh hat mehr Gene als der Mensch“ wird da Volxverdummung betrieben.
            Die zugrundeliegende Publikation ist mir asozialem Penner leider unzugänglich, aber das abstract mag hier auch genügen:

            „We describe the draft genome of the microcrustacean Daphnia pulex, which is only 200 megabases and contains at least 30,907 genes. The high gene count is a consequence of an elevated rate of gene duplication resulting in tandem gene clusters. More than a third of Daphnia’s genes have no detectable homologs in any other available proteome, and the most amplified gene families are specific to the Daphnia lineage. The coexpansion of gene families interacting within metabolic pathways suggests that the maintenance of duplicated genes is not random, and the analysis of gene expression under different environmental conditions reveals that numerous paralogs acquire divergent expression patterns soon after duplication. Daphnia-specific genes, including many additional loci within sequenced regions that are otherwise devoid of annotations, are the most responsive genes to ecological challenges.“

            Laßt uns zunächst festhalten, daß der Bericht eindrucksvoll auf der Ebene eines Genoms, also eines Organismus, bestätigt, woraus Lars Fischer unter „Stille Mutationen“ einen Ausschnitt auf der zellulären Ebene zeigte. In der Terminologie Georg Litsches liegen die „stillen Mutationen“ genau in der Zwischenzone zwischen dem, was er als „Kreativität“ eines zellulären Organismus faßt, und dessen „Tätigkeit“, welche ein gegenständliches „Bedürfnis“ in Gestalt extrazellulärer Bestandteile seines Stoffwechsels, und damit eine „Umwelt“ überhaupt erst aushebt, als deren Selektionsprodukt er evolutionär anschließend erscheint.

            Nimmt man diesen Gedanken zum Ausgangspunkt, ist es überhaupt nicht verwunderlich, daß die Kreativität eines Organismus auf zellulärer Ebene mit dem „Komplexitätsgrad“ abnimmt, also mit dem Maß der horizontalen Spezialisierung und vertikalen, hierarchischen Organisation eines mehrzelligen Organismus.
            Dieser Schranke, welche die Komplexität eines Organismus der zellulären Kreativität setzt, entsprechen auf der anderen Seite „gateways“ dieser Kreativität, denn die Verknüpfung der zellulären Stoffwechselvorgänge mit funktionell benachbarten Prozessen erweitert den Umgebungsbereich, aus dem die Zelle eine spezifische „Umwelt“ auszuheben vermag.

            Der Schlußsatz des abstracts:
            Daphnia-specific genes (…) are the most responsive genes to ecological challenges.
            ist also gewisslich falsch (selbst wenn man ergänzt: „that we found to date“) und irreführend sowieso. Richtig daran ist, daß daphnia ein Organismus ist, der sich aufgrund seiner spezifischen Entwicklungsgeschichte und der Position, die er zwischen einfachen Mehrzellern und organisch hoch diversifizierten Tieren einnimmt, besonders gut eignen dürfte, evolutionäre pathways aufzuklären, weil seine „ecological responsiveness“ in hohem Maße an Faktoren des äußeren Millieus zu messen ist, während Faktoren des inneren Millieus eine verhältnismäßig geringe Rolle spielen.

            Die Rede von „‚Kryptischer Diversität‘ bei Laternenhaien„, in dem anderen Artikel, ist eine Anekdote zum selben Schema.

            In allgemeinerer Form hatte Lars das Thema vor zwei Jahren in seinem alten Blog am Wickel, und ich mit ihm.

            Was ich da schrieb ist gewißlich nicht der Weisheit letzter Schluß gewesen, bietet aber wohl ein paar weitere Anregungen.”

            die links funktionieren eh nicht mehr, also auch kein “nachverlinken” hier….
            was mich tat-sächlich rasend macht an all den “dummen säuen” hier wie aber vielerlei orts seit wenigstens 10 jahren , ist diese AKTIVE wissensvernichtung mithilfe von “gehobener trollerei” (anders läßt sich das ablenkgefasel iwie nicht bezeichnen) , um fragestellungen zu erschlagen und auseinandersetzung damit zu verhindern. recht kurz hier also christas (“Welche Kopfarbeit die Menschen verrichtet haben, die in deiner Vorstellungswelt zunächst ohne Werkzeuge und Herrschaft sich ernährend über diesen Planeten schlichen, rannten, kletterten… wissen wir nicht. “) trolling….
            ich lerne zumeist über “beilesen”/”beihören” von diskussionen über verschiedenste themen und ganz furchbar egoistisch “rase” ich -wenn denn mal “öffentlich”- gegen EUER behindern+verunmöglichen von “wieder was gelernt” an …
            wissensvernichtung/wissenschaftstreibenverhinderung……IHR seid die inquisitionsarbeiterschaft, also diese praktisch tätigen , die ausführenden inquisitoren, woheraus motiviert auch immer….
            und klar, dies/derlei tun tötet, verkrüppelt mitmenschen+jo, auch mich PHYSISCH+ a weng wohl auch “psychisch” und ja, zur not lernt frau dann halt was in ihren 5,- -brutto-jobs auf hartz, kann frau ja tun,……nichts jedoch gegen die physische vernichtung durch eure verblödungstouren (gibt ja noch weit mehr beiles/-hörlernenwollende als mich 😉 🙁 ) …

      2. -trennung von hand- und kopfarbeit
        -privateigentum an produktionsmitteln
        -kommandogewalt
        -niedriglohnsektor, gender-sex-und-co-kg

        wenn “hand, muskel, nerv” / stunde billig ist, lohnen sich maschinen/spezialwerkzeuge und arbeitsschutzmaßnahmen/-mittel nicht für herrschaftliche anwender …
        ein mann ohne werkzeug/maschinen ist kein mann 🙄 also “geht” da denn doch einiges an “arbeitserleichterung”, muß ja nicht das neueste vom neuen sein (wahlweis bei entsprechend “schrägen” anwendern allerdings auch: nur das neueste vom neuen , wo`s mit herkömmlichen/nichtvollelektronischen/-computergestützen hilfsmitteln leichter+arbeitszeitverkürzender ginge 🙄 ) …egalwie (dienst)leistungserbringung schaut mit maschinenbetätigung+ordentlich lärmerzeugung dabei+am besten noch n riesenchaos an hobelspänen, werkzeug/hilfsmittelnutzensabfällen usw nach 100% “wertarbeit” aus, auch wenn diese arbeitsmänner keine ahnung/wissen um das haben, woran sie da arbeiten, aber eben ordentlich ahnung vom “maschinenbedienen” 🙄
        frau wiederum ist “handarbeit” und maschinenbedienen führt da nicht unbedingt zur selben “befriedigung” wie beim manne, schon rein physisch bedingt und da frauen fleißig und männer männlich sind, brauchen frauen da auch gar keine maschinen 🙄 ….maschinenbedienen/schwere werkzeuge nutzen ist körperlich schwere mannsbildarbeit, sodaß da heftigst lärm-/kraftpausen eingelegt werden müssen ganz selbstverständlich, am besten noch mit kaffee und schnittchen für die arbeitsmannschaft , gebracht von den auftraggebern mit anerkennendem nicken/schulterklopfen fürs baggern, hobeln, sägen, verpackungsmüllverteilen….
        frau hat da ne handhacke, nen laubbesen, nen spaten, nen fuchsschwanz oder lappen, eimer, wischer, ….usw , ist fleißig, geräuscharm und willig, weil frauen zumeist interesse haben am zu bearbeitenden+auch das wissen darum und so …. 🙄 , heißt alleinerziehende niedriglohnfrau erledigt denselben dienst wie die dreikopfmannschaft mit fuhrpark in derselben zeit ohne lärmbelästigung, gründlich und sauber – handarbeit eben, keine pausen/kaffee/schnittchen nötig 🙄 ….
        in dieser designerlampenfirma, wo ichs mit diesem vorarbeiterpäärchen zu tun bekam wars im produktionsbetrieb eigentlich nicht viel anders. der “vorarbeiter” war “studiert”, ka mehr, was, aber eben als “kopfarbeiter” angestellt ja, das designete praktisch umsetzbar zu konstruieren……außerdem natürlich materialbeschaffung/lager usw…das umsetztüfteln war sicherlich -da problemstellungen ja auch mit ausgewählten ausführenden geteilt- sehr interessant und natürlich auch witzig, also iwie “spaß an der arbeit”….da aber “als kopfarbeiter” nicht dazu befugt, hand anlegen zu dürfen selbst im produzieren verwandte dieser “vorarbeiter” bald die hälfte seiner arbeitszeit darauf, hilfsmittel für die produktion zu “erfinden”/”konstruieren” aus produktionsabfällen zumeist…..also arbeitserleichternde hilfsmittel, keine maschinen 😉 ….. also das, was niedriglohnsektorierte frau im arbeitsalltag auch beständig tut in ermangelung zur verfügung gestellter arbeitserleichternder produktionsmittel…nur, daß frau da selten nen überblick oder gar ne “hoheit” über lager-/abfallbestände hat und sich so eher mit zweckentfremdetem benutzen von löffeln, gabeln, handhacken usw usf begnügen muß….
        in der chemiefabrik durften alteingesessene sich ihre arbeitsplätze dann selbst “ergonomisieren”, also zur verfügung gestellte produktionsmittel erhöhen bzw “verbessern”, um sich erleichterung zu verschaffen, naja, aber eben erst als alteingesessen nach frühestens halber arbeitslebenszeit dort 🙄 …..für alle andren galt “von der pieke auf…” oderso….
        dem vorarbeiter waren knifflige umsetzaufgaben + “hand, muskel, nerv”-schonendstes umsetzen das wichtigste/”erfüllendste” an seiner kopfarbeiterlöhnerei…..naja, deshalb mocht ich ihn löchern zu dem, was ich da tue (also irgendwas wie “schaltkreise”, also andres als “nur” an-/ausschalter zwischenverdrahten , materialienangepaßt unterschiedlich wärmeerzeugender leuchtmittel wegen usw usf)….
        ich hab also null irgendn prob mit hand- und kopfarbeit und damit, daß der/die eine oder andere da unterschiedliche präferenzen hat, bevorzuge selbst ja “handarbeit”, die im besten fall eben “denkpausen” ermöglicht, also “ruhe” 😉 ….gleichzeitig , ka, gibts so “fertigkeiten” bei handarbeitern, die ich meinen “händen” auch gern abringen würde, also “können” …. da hab ich genauso fasziniert auf die hände einer jungen frau gestarrt, die mir gezeigt hatte, wie man am besten etiketten aufklebt auf chemikaliengemischbeutel wie auf diese körper von “schlangenmenschen” (körperakrobaten), die ihren rücken derart biegen können, daß sie mitm kopf durch die füße rauskommen können….am liebsten hätt ich das gefilmt und mir zu haus dann “slow” abgespielt, ums besser zu begreifen…naja und “trainieren” zu können…. is halt die bestmögliche arbeitserleichterung (neben “maschinen/produktionsmitteln…”,wenn sie zur verfügung ständen) das, was man da hand-arbeitet in körperschonendster effizienz (“können”) zu verrichten…..
        “jeder nach seinen bedürfnissen und fähigkeiten”….naja, ich hand-arbeite gern (kopflüften), aber….s.o.

  4. Ich weiß nicht, wie das Gilgamesch-Epos seinerzeit oder später die Welt verändert hat: Auf jeden Fall gehört gehört dieses fast 5000 Jahre alte Werk zu den großen kulturellen Gütern der Menschheit. Seine Interpretation aus heutiger Sicht ist aber doch eher ein Stochern im Nebel, ich bin und bleibe bei jeder Auslegung höchst skeptisch.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Mahabharata, dem großen Lehr- und Geschichtsbuch des Buddhismus. Nach der indischen Auslegung dieses Werkes leben wir heute in der “eisernen Zeit”, die von Macht, Gier und Verwirrung gekennzeichnet ist und an deren Ende die große Zerstörung stehen soll. “Verwirrung”, wie konnte man schon damals darauf kommen? Und doch trifft es die Verhältnisse (vor allem) im Westen auf den Punkt, die Umkehrung aller Werte, die doppelten Standards.

    Auch das Mahabharata ist mindestens 2.500 Jahre alt, und wir sollten diese Schöpfungen nur mit großer Ehrfurcht in die Hand nehmen, und nicht mit dem modernen, üblichen Zynismus/Sarkasmus. Dann treffen wir mit Sicherheit daneben.

    1. Wie recht du mit der Mahabharata hast,

      wenn man Länder wie Afghanistan, Nepal, Indien, Pakistan und Bangladesch mit großer Ehrfurcht betrachtet!

      1. Hallo, ich habe deinen Post 2x gelesen. Das einzige, was mir dazu einfiel, dass bei dir vielleicht ein Schräubchen locker ist. Selten so was Unausgegorenes gelesen.
        PS: Du hast Bhutan vergessen??.

        1. Daß das Kastenwesen als “Kulturgrunglage” dir als alter Arier gefällt, war Mir schon bewusst als Ich deinen Post gelesen hatte. Aber Glückwunsch zur Erkenntnis das Ich Bhutan nicht mit erwähnt habe, dort wird die Armut bekämpft und nicht die Ärmsten der Gesellschaft, daß Glück der einzelnen Bürger ist ein in der Verfassung festgelegtes Staatsziel!

    2. Auch das Mahabharata ist mindestens 2.500 Jahre alt, und wir sollten diese Schöpfungen nur mit großer Ehrfurcht in die Hand nehmen, und nicht mit dem modernen, üblichen Zynismus/Sarkasmus. Dann treffen wir mit Sicherheit daneben.

      Ja, das möchte ich auch mal unterstreichen. Was diese alten Werke wie das Mahabharata, Gilgamesh-Epos und auch andere angeht, selbst die Bibel, da fehlt heutigen Erklärern doch allzu oft der Horizont und das Vorstellungsvermögen um das zu erfassen, was die Menschen von damals alles darin unterbringen und ausdrücken konnten. So kommt es sehr oft zu gedanklichen Kursschlüssen. Manche kommen einfach nicht auf die Idee, dass man von heute aus so einfach nicht alles sehen kann, was die Menschen damals erfassen konnten – und – dass sie uns heutigen in Teilen damals vielleicht schon voraus waren.

    3. “Ähnlich verhält es sich mit dem Mahabharata, dem großen Lehr- und Geschichtsbuch des Buddhismus.”
      Das Mahabharata hat aber wenig bis nichts mit dem Buddhismus zu tun, es ist eines der beiden großen hinduistischen Epen. Die Bhagavad Gita ist z.b. ein Teil des Mahabharata…

      1. Außerdem geht’s in der Mahabharata um den Kampf des Kriegergeschlechts der Bharata, untersetzt mit vielen Kommentaren (Gesprächen) zu philosophisch-religiösen Themen. Allerdings könnte man auch eine Beziehung zu russ ‘barotsa’ herstellen, was ‘Kampf’ bedeutet. Demnach könnte man den Titel auch mit ‘Großer Kampf’ übersetzen. Und das war er auch!
        Zu verdanken ist die Wiederentdeckung dieser und anderer alter Schriften auch der Tätigkeit britischer Forscher, die somit ganz im Gegensatz zu der von britischen Politikern wie Churchill und Militärs steht, die über 100 Mio tote Inder in nur 40 Jahren zu verantworten haben, außerdem den Raub/Transfer von Gold, Edelsteinen und Waren im Gegenwert vieler Bio $.
        Übrigens haben die Briten mehr zu übersetzen versucht als man es in Dtschld tat. Die trotzdem noch vorhandenen Verständnislücken haben moderne indische Wissenschaftler auf der Basis heutiger technischer Kenntnisse zu füllen versucht, was zu erstaunlichen Ergebnissen führte.. Das würde gut zum letzten Satz von 2Moon passen und nebenbei auch zum Wort eines indischen Fürsten, der sinngemäß meinte, dass Indien niemals erobert worden wäre, auch nicht von den Briten, wenn die (prä-)antiken Kenntnisse und Waffen noch vorhanden gewesen wären.
        Genau so etwas wollte ich mit ‘einschneidenden Ereignissen’ andeuten, zumal es auch mittelalterliche chinesische Andeutungen zur Frühgeschichte ihres Landes gibt (Worte eines Kaisers im Zusammenhang mit der Verhaftung des ‘chinesischen Lilienthal’).

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