
Die Diskussion über Veränderungen im Finanzsystem und in der Wirtschaft zu Gunsten der Allgemeinheit wird nicht nur von denen behindert, die gegen solche Veränderungen sind, sondern auch von vielen, die grundsätzlich für mehr Egalität und weniger Ungleichheit eintreten.
Diese Verwirrung entsteht dadurch, dass die Befürworter von sozialer Gerechtigkeit und besserer Verteilung von Einkommen und Eigentum, die Missverhältnisse generell auf den Kapitalismus schieben, den man zuerst abschaffen müsse, ehe es wieder aufwärts geht. Mit dem Wort Kapitalismus richtet man sich aber auf ein sehr verschwommenes Ziel. Wer das ist, was das ist und wie dieser -ismus definiert wird, lässt sich nur anhand von dicken Büchern beantworten, von denen viele schon geschrieben sind und weitere folgen.
Schon Karl Marx hat es nicht geschafft, sein Werk über das Kapital zu Lebzeiten zu Ende zu führen.
Der Begriff Kapitalismus und die Vorstellung von Kapitalisten ist und bleibt vage, erst recht nach mehr als 150 Jahren. Heute sind die Begriffe Kapitalist und Kapitalismus aus der Zeit gefallen, sie behindern das Denken über die realen Verhältnisse in der Finanzwelt, in Wirtschaft und Politik. Wer Kapitalismus sagt, müsste gleich ein paar Bücher auf den Tisch legen, um zu erklären, was er meint, es sei denn er befindet sich in einem philosophischen Seminar.
Zum Glück ist die Situation wesentlich einfacher, als man sie mit dem Kapitalismus-Begriff darstellen kann:
Die Welt wird beherrscht vom großen Geld, das man präzise in Zahlen messen und beziffern kann, es sind Zahlen, deren Relationen jeder versteht. Die Gesetze des Geldes sind klarer und einfacher zu beschreiben und zu verstehen als die Motive der Unternehmer und Interessen der Proletarier oder die der Arbeiterschaft. Gewerkschaften haben das schon immer erkannt, sie fordern an erster Stelle mehr Geld, am besten sofort.
Die Gesetze des Geldes sind einfache Mathematik, allerdings heute, im 21. Jahrhundert, sind es Mengen, Zahlen und Techniken, welche die Vorstellungskraft von Menschen überfordern.
Geld ist in der Menge von hunderten Billionen vorhanden und bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit um den Globus, bei Tag und Nacht.
Diese Aussage ist mathematisch und physikalisch sicher, sie lässt sich nicht widerlegen oder bestreiten. Aber Karl Marx (1818 – 1883) hätte sich solche Fakten nicht einmal mit dem Einsatz von höchster Intelligenz vorstellen können. Zahlen wie Milliarden und Billionen sind unvorstellbar groß und die Lichtgeschwindigkeit, mit der Kontendaten und Zahlen durch Glasfaserkabel übertragen werden, übersteigt jede Vorstellung von realen Bewegungen.
Weil Geld heute, wie damals, gegen alle wirtschaftlichen Güter tauschbar ist und man genau wie vor 150 Jahren fast alles für Geld kaufen kann, ist es in der jetzt vorhandenen Menge und Beweglichkeit dominant geworden. Geld hat die Macht über Produktion und Konsum, über Arbeit und Vergnügen, über Wirtschaft und Politik.
Um die Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert sind alle anderen Mächte, außer dem Militär, schwächer als die Finanzmacht, das gilt leider auch für die Demokratie. Wer das ändern will, muss die Macht des Geldes in die Schranken weisen und bekämpfen, nicht den ungreifbaren Kapitalismus. Wer soziale Gerechtigkeit will, muss finanzielle Gerechtigkeit herstellen. Das ist konkret und machbar, durch Zahlen wie Mindestlohn zu erfassen.
Wer die Macht des Geldes brechen oder auch nur eindämmen will, muss zuerst die Gesetze der Finanzwelt verstehen. Diese Gesetze sind zwar mathematisch einfach, aber weit entfernt vom alltäglichen Denken, sie sind absurd und teilweise irrational.
Wir leben unter einem feudalistischen Finanzsystem, dessen Spielregeln älter sind als die Demokratie. Aber das System arbeitet mit Lichtgeschwindigkeit und mit Großcomputern, die jede Finanzbewegung in Millisekunden registrieren und statistisch auswerten. Geld ist schneller als jedes Material, schneller als jeder Transport, schneller als Politik und die reale Wirtschaft. Das große Geld ist heute so schnell wie die Gedanken der Akteure, die in Algorithmen programmiert sind. Das ist die Realität.
Der verschwommene Begriff des Kapitalismus ist ungeeignet, gezielt gegen die Finanzmacht zu agieren. Es kommt auf konkrete Zahlen und Prozentzahlen an, um die Umverteilung nach oben zu stoppen und viel mehr finanzielle Gerechtigkeit herzustellen. Es geht um Zahlen, die wir verändern können und verändern müssen. Das beginnt beim Mindestlohn, der schon in Bewegung ist. Dann zuerst eine viel höhere progressive Steuer auf Finanzgewinne. Die Pauschalbesteuerung mit 25% ist ein Unding, wenn man Milliardengewinne vor sich hat, da wären 75% schon eher angesagt.
Zinsen müssten in Anbetracht der Geldmenge bei Null liegen. Trotzdem sollte die Staatsverschuldung aufhören. Staatsschulden sind voll zu Gunsten der Geldbesitzer und zum Nachteil der Steuerzahler und der nächsten Generation. Staatsschulden sind ein Element der Umverteilung nach oben und ein Bückling der Regierung vor der feudalen Finanzmacht. Für Politikerinnen und Politiker sind Staatsschulden ein Freifahrschein, der ihnen nicht zusteht, weil sie nicht der Staat sind, sondern nur Delegierte der Wählerinnen und Wähler.
Der Gegner des Fortschritts ist heute nicht irgendein Kapitalismus, sondern unsere Regierung in Berlin, die sich der Finanzmacht beugt und die Umverteilung nach oben forciert, anstatt zum Wohle der Allgemeinheit Steuern zu erheben und das Geld des Staates sinnvoll auszugeben. Saftige Steuern für Großverdiener und Großgeldbesitzer sind die optimale Finanzquelle, besser als Schulden für die mittelständischen Steuerzahler.
So leicht, wie die Vertreter es sich mit den Schulden machen, ist der Kampf mit dem Finanzdrachen nicht. Man muss schon etwas raffinierter vorgehen, um Geld mit angemessenen Steuern aus der Hochfinanz heraus zu pressen, ohne es (plus Zinsen) zurückzuzahlen. Angemessen wäre zum Beispiel, dass der Staat bei jeder großen Erbschaft mit wenigstens 50% dabei ist. (Diese Erbschaft des Staates könnte in Raten auf zwanzig Jahre gestreckt werden.)
Die Erkenntnis, dass Staatsschulden falsch sind, ist zwar noch nicht populär, aber auch nicht neu. Vor Jahren hat man sich heraus geredet, mit der Devise: Schulden nur für Investitionen. Gemeint waren Investitionen in die Zukunft und in die Infrastruktur.
Aber, wenn Investitionen, dann die Frage, wo wird investiert? Jetzt sind es nie dagewesene Summen nur in Krieg und Rüstung. Alles andere, auch die Infrastruktur, leidet unter Geldknappheit. Das ist die schlechteste Investition, die man sich nur denken kann. Wir investieren in einen Krieg, an dem wir nicht beteiligt sind, und weiter in einen zukünftigen Krieg gegen Russland.
Das ist das gleiche Land, unser übernächstes Nachbarland, das wir vor gut 80 Jahren selbst überfallen haben, mit dem Ergebnis von 25 oder 27 Millionen toten Sowjetmenschen. Die Idee, dass Russland uns heute oder in naher Zukunft überfallen will, ist noch verrückter als ein dystopischer Scifi-Film. Diese Hysterie hat, auf deutscher Seite, den Geruch von Revanchismus unverbesserlicher Nazis, von denen man glaubte, dass sie seit 30 Jahren ausgestorben sind.
Rob Kenius betreibt die systemkritische Webseite kritlit.de. Genaueres über Geld und den Finanzfeudalismus in dem Buch: Hunderttausend Milliarden zu viel.
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So lange wir einem System frönen, dass auf Wachstum und Profit basiert wird sich nichts ändern!
Dieses System nenn man Kapitalismus.
Eine Art Schneeballsystem, das zwischendurch immer neu aufgesetzt werden muss. wenn der Mehrwert nicht mehr erbracht werden kann.
Sei es durch Krieg oder Inflation.
Fakt ist, das wir seitdem dieses System installiert ist, die herrschende Klasse immer reicher wurde.
Ein seltsamer Beitrag, der nur darum geht das Wort Kapitalismus nicht zu verwenden, um dann aber exakt den Kern seiner Funktion zu bestätigen ? Bizarr .
Es bleibt eins wie immer offen, die große Frage nach dem Warum, die auch Marx nicht beantwortet hat,
Wenn angeblich alle eine andere bessere Welt wollen, wieso klappt es nicht ?
Bei der Suche nach der Antwort wird man ohnehin bei Freud anfangen müssen.
Eigentlich ist es simpel, aber für die meisten wohl viel zu unheimlich um es sich einzugestehen. Der Mensch ist nicht Herr seiner selbst, sondern Spielball seiner Instinkte, denen die meisten hilflos ausgeliefert sind. Das hatten wir aber schon.
Die Ratio betrügt sich ständig selbst in dem sie für sich selbst rationale Erklärungen erfindet, für Entscheidungen die das Bauchhirn schon längst ohne sie getroffen hat. Was den Kapitalismus betrifft, so ist er wohl das System, das sich dank Entwicklung der Produktivkräfte einfach herausbilden musste, weil es diesen unbewussten Trieben am besten entspricht. Kernpunkt zum Verständnis ist wohl die Hypergamie.
Gäbe es keine einflussreichen Nutznießer dieses Systems in der speziellen Ausprägung, wäre auch dessen (gewolltes und bewusstes) Überwinden kein größeres Problem, wenn man davon absieht, dass ein Wesen nicht erst seit der Geburt dessen oft unreflektierten Indoktrination bzw. dessen Symptomen ausgesetzt ist.
Wenn ich sehe, wie engstirnig Finanzkapitalismus und Geldschöpfung hier oft betrachtet wird, anstatt analytisch (“materialistisch” auf die “sui generis”-Weise) und damit dialektisch vorzugehen, wundern mich auch als Erlösungsquelle gepriesene Sackgassen nicht.
Ein Dialektiker weiß, dass es Lösungen ohne die Bereitschaft zur Gratwanderung nicht gibt.
Eine Vorabqualifizierung von Attributen in Schubladen ohne prädikativen Kontext im speziellen Setup trägt das Scheitern apriori in sich.
Ein “Verrückter”, welcher sich nicht den tradierten Erkenntnisschranken beugt und deshalb bei hinreichend genauem Vorgehen ein Mehr an Erkenntnispotential besitzt, orientiert sich wohl am Motto des ersten Bandes des Kapitals von Marx: “Segui il tuo corso e lascia dir le genti”.
Das Büffeln von Kenntnissen, wie es ein Marx im British Museum praktiziert hat, ist aber immer Grundvoraussetzung, um zu Erkenntnissen zu gelangen, welche keinem festen Operatorenweg folgen, sehr wohl aber mit den passenden verifiziert werden können.
Auf den Punkt gebracht von Frank Urbaniok: “Darwin schlägt Kant”.
Bert Brecht: “Das Fressen kommt vor der Moral.”
– Diese Hysterie hat, auf deutscher Seite, den Geruch von Revanchismus unverbesserlicher Nazis, von denen man glaubte, dass sie seit 30 Jahren ausgestorben sind. –
Aber genau diese Nazis zeigen auf ihre Widersacher, schreien da sind die Rechten und die Masse macht sich auf, um gegen Rechts zu demonstrieren.
Zumindest hat man gerade diesen Eindruck.
Ich kann nur Mussolini wiederholen, der Faschismua als die Verbindung von Staatsmacht und Konzernmacht definierte. Den Rest kann man dann selbst zuordnen.
Weil der Autor im Gegensatz zu Kommentar 1 Kapitalismus nicht definieren kann, kann man auch nichts machen.
Ist wie bei Software, wie eine Naturkatastrophe.
Gut das wir drüber gesprochen haben.
Apropos Erbschaftssteuer 50%
Als Jeff Bazos sich vor einigen Jahren scheiden ließ war er zu jenem Zeitpunkt der reichste Mensch der Welt. Seine Ex-Frau erhielt 50% seines Vermögens. Anschließend war Bazos immer noch der reichste Mensch der Welt und seine Ex-Frau war dann die reichste Frau der Welt. Merken Sie selbst, ja?
Dieses Volk ist und bleibt dumm.Schreit einer Klimawandel rennen alle auf die Straße,schreit einer Rechtsextremismus rennt das Volk auf die Straße,aber um wirklich wichtige Dinge kümmern sie sich nicht.Der Staat führt dieses Land in den Ruin aber das scheint nicht Wicht zu sein,es gibt fast keinen bezahlbaren Wohnraum ist nicht wichtig usw.Hauptsache man lässt sich von den Politikern vor ihren Hetz Karren spannen.Das schlimme ist dass sie es nicht mal merken.
Gehörst du auch zum Volk oder bist du etwas Besseres?
Sagen wir mal so ich bin nicht so naiv und glaube alles was die Regierung von sich gibt.Und ja ich gehöre auch zum Volk.
Also ich kenne niemanden, der alles glaubt, was die Regierung von sich gibt.
Ist wie mit dem Spiegel. Das Fachblatt für Alles außer für die Themen von denen man selbst Ahnung hat.
Interessanter Artikel.
Der inzwischen reichlich in die Jahre gekommene Begriff “Kapitalismus” bedarf heute schon allein deshalb einer Neufassung, weil die Großkapitalisten von heute ihren Reichtum und ihre absurd hohen Vermögen ja NICHT mehr aus dem Verkauf von Gütern erzielen und auch nicht durch Umverteilung vorhandener Güter bzw. durch Ausbeutung der Arbeitsleistung der Beschäftigten.
Nein, diese Vermögen entstehen – zumindest in ihrer heutigen bizarren Größe – durch Geldschöpfung und Spekulation.
Kann mich nicht entsinnen, dass eine Geldschöpfung im Sinne des Fiat-Geldes Herrn Marx damals je in den Sinn gekommen war. So etwas Bizarres hatte er noch für unmöglich gehalten.
—
Da man mit den aus dem Nichts geschaffenen Geldern aber durchaus sehr reale Dinge kaufen kann (z.B. Grundstücke) – und sich die Preise hierfür wegen der steigenden Geldmenge erhöhen – können sich die “normalen” Leute immer weniger leisten. Käufer für ihre Häuschen und kleinen Unternehmen gibt es. Im Grunde ist diese moderne Variante des Kapitalismus auf indirekte Weise ein Sargnagel des Mittelstandes.
Gleichzeitig fällt es diesen Kapitalisten leicht, der Unterschicht ein Grundeinkommen zu spendieren.
—
Eine Zügelung des Fianzkapitalismus erfordert daher ein neues Geldsystem.
Natürlich werden sie das zu verhindern wissen.
Schon mal etwas von Extraprofiten gehört?
@ Otto Motto
Zu Ihrewr Frage: Nein, hatte ich nicht.
Ich bin kein Marxist und kenne Marx´ens Denken nur oberflächlich.
Nach kurzem Recherchieren …
https://marx-forum.de/marx-lexikon/lexikon_e/extraprofit.html
…meine ich aber erkennen zu können, dass mit diesen “Extraprofiten” im marxistischen Sinne etwas anderes gemeint ist.
—
Das Besondere ist ja heute, dass diese großen Vermögen nichts mehr mit Arbeit, Produktion oder (traditionellem) Verkauf zu tun haben.
Es liegt an der Aufblähung der Geldmenge. @ garno hat das unten auch aufgegriffen.
Wir erleben seit Jahrzehnten eine permanente Vergrößerung der Geldmenge – zunächst durch Giralgeldschöpfung (= sog. normale Bankkredite) aber dann auch durch das Aufkaufen bzw. den Rückkauf von staatlichen Schuldpapieren (= Staatsschulden) durch die Zentralbanken mit “herbeigezaubertem” Geld aus dem Nichts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Quantitative_Lockerung
Dieser Prozess hat sich nach der Finanzkrise von 2008 drastisch verstärkt, bläht die Geldmenge völlig losgelöst von der Güterproduktion oder dem BSP immer mehr auf – und belohnt all jene, die (eigentlich) wertlose staatliche Schuldpapiere erworben hatten und nun trotzdem zu Profiten kommen. Und diese Leute sind natürlich nicht Tante erna und Onklel Andreas von nebenan!
Hinzu kommt dann noch die “ganz normale” Finanzmarktspekulation!
Der Begriff “Extraprofit” subsumiert bzw. muss erheblich mehr beinhalten, als es Marx im Sinn haben konnte. Dessen Feld ist also erheblich weiter und damit größer, um es in den Worten eines Fontanes begrifflich zu fassen.
Vor allem muss er heutzutage die Extraprofite aufgrund eines strukturell geminderten Wettbewerbs umfassen, welche sich aus den Marktzugangshürden oligopolstruktureller Wettbewerbsbedingungen ergeben. Hier analytisch Profite allein oder wesentlich an den Ausbeutungsbedingungen zu verorten, greift wesentlich zu kurz.
Ich habe schon im August 2021 von der Notwendigkeit einer economies-of-scale-Steuer gesprochen, verbunden mit der Forderung, die Folgen fehlenden Wettbewerb ordungsrechtlich einzuhegen.
Aber solange solche windfall profits als Meriten betrachtet werden, bleibt jedes Herumlavieren Symprom-Doktorei.
Sie sprechen da etwas Wichtiges an: Die Kapitalvermehrung geschieht ja heute (insbesondere im politischen Westen) auf zweierlei Art, nämlich der alten produktiven Art, wo mit der Vermehrung des Kapitals auch die Vermehrung der Güter einhergeht und der modernen Art, wo man sich auf die Vermehrung des Kapitals beschränkt, dem Finanzkapitalismus. Eine Warenproduktion ist nicht mehr notwendig, die wurde ja nach China verlegt. Wenn Immobilien und Aktienkurse steigen, dann steigt lediglich der Kapitalwert, aber sonst nichts. Es bilden sich zwangsläufig Blasen, die ebenso zwangsläufig irgendwann platzen müssen. Und da viele Kapitalien Quasi-Monopole bilden und damit systemrelevant sind, müssen sie dann wieder von der Allgemeinheit entschädigt werden.
Die Liberalen glauben an ihren eigenen Märchen und sind so gefangen bis zum bitteren Ende. Der politische Kapitalismus ist dem liberalen überlegen, da effizienter, so wird er ihn ersetzen.
@ garno
Diesen Satz verstehe ich nicht:
“Der politische Kapitalismus ist dem liberalen überlegen, da effizienter, so wird er ihn ersetzen.”
Es wäre schön, wenn Sie ihn erklären könnten.
@ Wolfgang Wirth
Die KP Chinas zeigt doch recht anschaulich mit ihrer Politik der Lenkung und Kontrolle des privaten Kapitals, dass damit dem freien oder liberalen Kapitalismus, wie er im Westen gehuldigt wird, Paroli geboten wird – damit der freie Kapitalismus ins Hintertreffen gerät. Und das geschah sogar in kürzester Zeit. Soweit der empirische Befund.
Man kann auch das politische System mit seiner Ideologie als Teil der Produktivkräfte betrachten. Ein kapitalistisches Unternehmen ist wie selbstverständlich autokratisch-hierarchisch strukturiert um seine höchste Effizienz zu erreichen. In China wird der gesamte Staat wie ein Unternehmen geführt, wobei oberstes Ziel die Mehrung des Wohlstandes ist, daran wird alles gemessen. Dabei ist nun aber Vermehrung des privaten Kapitals nicht Selbstzweck, wie im Westen üblich, sondern nur ein Mittel zum Zweck der wirtschaftlichen Entwicklung und damit der Wohlstandshebung des Volkes.
In der Geschichte der Menschheit wurde in seiner Entwicklung stets eine Wirtschaftsform durch eine effizientere ersetzt. Mit dem liberalen Kapitalismus ist keineswegs das Ende der Geschichte erreicht.
@ garno
Danke.
Hab´s verstanden.
Inhaltliche Zustimmung – auch, wenn ich ich als erklärter Nichtmaxist die jeweiligen Wirtschaftssysteme nicht so wichtig finde wie andere Leute. Für mich sind die Kategorien “Herrschaft” und “Technik” (-> marx.: “Produktivkräfte”) wichtiger.
Dass sich das Wirtschaftssystem fortwährend etwas ändert und verschiebt, sehe ich auch so. Allerdings hat die Wirtschaft für mich weniger gleichbleibenden oder gar starren Systemcharakter und ist prinzipiell fortwährend im Wandel begriffen, weil sich fortwährend die Rahmenbedingungen (-> Techniken, Stärke der Konkurrenten) ändern.
Von daher würde ich auch Herrn Kenius zustimmen, dass man nicht von DEM Kapitalismus sprechen sollte. Der von heute ist anders als der vor 40 Jahren und auch noch mehr anders als der von vor 60 Jahren, und der Kapitalismus, den wir in 20 Jahren haben werden, wird auch wieder anders sein.
Marx´ Kapitalismusanalyse passt in seine Zeit – also etwa Mitte/zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, sie spielt für mich keine Rolle.
—
Für mich ist Kapitalismus im Grunde nur eine Variante des uralten “Spiels”, reich zu werden. Dieses Spiel wird nie aufhören.
Von daher wirken auf mich alle Gedanken, Wünsche oder Pläne, den Kapitalismus “zu vertreiben” abwegig und weltfremd. Das heißt nicht, dass ich ihn schätzen würde! Man muss versuchen ihn zu zügeln, zu zivilisieren – mehr ist nicht drin.
—
Die einzige theoretisch(!) denkbare Variante seiner erheblichen Abänderung wäre für mich eine Art Staatsstreich in den USA und GB unter Mitwirkung der Armee aus dem Innern des Machtsystems heraus gegen die Banken, Vermögensverwaltungen mit dem Ziel, ein neues Geldsystem zu etablieren (i.S. von Deckung durch Gold und/oder Bitcoin) und die Milliardäre dadurch zu enteignen und zu entmachten.
Für ein solches Vorgehen gibt es historisch eine gewisse Parallele im Sturz der Templer im Frankreich von 1312.
Bezogen auf die damalige Zeit hatte der Templerorden gewisse Ähnlichkeiten mit dem, was man heute das Weltfinanzsystem nennt.
Ich sage nicht, dass ich das möchte – denn was träte an dessen Stelle ? Und ich sage auch nicht, dass es gelingen würde.
“Für mich ist Kapitalismus im Grunde nur eine Variante des uralten „Spiels“, reich zu werden.”
Damit haben Sie auch schon das Wesentliche am Kapitalismus erfasst. Obwohl die meisten Menschen vermutlich gar nicht Reichtum anstreben, sondern lediglich in Wohlstand und Glück leben wollen. Aber im liberalen Kapitalismus wurde aus dem Streben nach Reichtum eine Staatsideologie gemacht, was sich zunehmend als Problem herausstellt.
Zur Geldwerttheorie vermag ich nichts zu sagen. Wann immer ich versucht habe, da etwas zu verstehen, kam ich an einen Punkt, wo mir das alles wie eine Mischung aus höherer Mathematik und esoterischem Unfug vorkam und mich als blutigem Laien überforderte.
Aber zur Sache : Man mag wirklich nicht glauben, dass Marx sich diese merkwürdige Geldschöpfung aus dem Nichts hätte ausmalen können. Aber ist sowas in seiner Kategorie ” fiktives Kapital ” nicht bereits theoretisch angelegt? Mit der vorab erklärten Bereitschaft eine Richtigstellung von Leuten, die richtig Ahnung haben, demütig anzunehmen, versuche ich mal es so darzustellen, wie ich es in Erinnerung habe. Wenn ich Aktien kaufe, geht mein Geld als Kapital in den Verwerteneggsprozess ein. Mit dem Papier – die waren ja mal richtiges Papier – erwerbe ich ein Anspruch auf entsprechende Teile des Mehrwertes, den ” mein” Kapital erwirtschaftet. Das Papier selbst hat keinen Wert im Sinne der Kategorie. Der steckt ja im Produktionsprozess. Aber das Papier kann gehandelt werden und das, was damit passiert, muss mit der tatsächlichen Wertschöpfung, die mit dem dafür eingesetzten Kapital realisiert werden kann, nichts zu tun haben. Und so ist es auch. Die Summe aller dieser merkwürdigen Eigentumstitel, die ich nicht nur nicht verstehe, sondern deren Namen ich mir nicht mal merken kann, hat sich um ein Vielfaches der tatsächlichen Produktion von Waren erhöht.
Ich denke doch, dass man mit Marx noch ziemlich weit kommt, wenn man nicht platt behauptet, in seinen 150 Jahre alten Texten steht schon alles, was man überhaupt wissen müsse.
Aber vielleicht macht es ein alter jüdischer Witz, der, wenn man ein wenig um die Ecke denken mag, zum Thema passt.
A zu B: Ich habe meinen Hund für 20.000€ verkaufen können !
B: Deinen alten kranken Hund, diese Straßenmischung ohne Papiere für 20.000€ bar auf die Hand?
A: Nun ja, nicht bar auf die Hand. Aber der Käufer hat mir zwei Hühnchen für je 10.000€ dafür gegeben.
Ich finde, der Autor verallgemeinert hier zu sehr. Wenn er keine Ahnung von Kapitalismus hat, dann muss das doch nicht heißen, dass andere auch keine Ahnung haben. Hier meine Kurzbeschreibung: Der Kapitalismus ist der Tanz ums goldene Kalb, ums Kapital das sich vermehren soll.
Die Liberalen haben sogar eine Ideologie daraus gemacht: Im Tanz um das sich vermehrende Kapital besteht die liberale Freiheit. Was aber auch bedeutet: Ist kein Kapital mehr da, dann sieht es auch mit der Freiheit nicht mehr gut aus (ein Fakt, der von Liberalen aller Couleur, von Links bis Neo ignoriert wird).
Im Kapitalismus ist die Vermehrung des Kapitals oberstes Prinzip, nach dem sich alles andere richten muss (das war im Feudalismus noch anders), ist quasi zur Religion geworden. Das ist der liberale Kapitalismus. Davon zu trennen ist der politisch gelenkte und kontrollierte Kapitalismus. Hier lässt man zwar auch die Vermehrung des Kapitals wirken, aber nicht frei, sondern man lässt es in eine politisch gewünschte Richtung wirken. Hier bestimmt die Politik die Richtung der Entwicklung. Anders im liberalen Kapitalismus (oder der liberalen Demokratie), da hat das Kapital die Politik längst kastriert und lässt sich von ihm vorführen. Das wird dann Demokratie genannt.
Kann ich weitgehend mitgehen. “Politik bestimmt die Richtung”-z.B. China. Daher schlecht für den Westen und aus dessen Sicht.
Auch in demokratischen Rechtsstaaten wird der Kapitalismus reguliert, nur schon durch das Steuersystem. Den lupenreinen liberalen Kapitalismus gibt es in der Wirklichkeit ebenso wenig wie die lupenreine Demokratie. Jedes System ist hybrid, egal ob im Westen oder in China.
“Jedes System ist hybrid, egal ob im Westen oder in China.”
Da sollte man schon etwas genauer hinschauen. Entscheidend ist doch wer am Ende das Sagen hat, wonach sich alles auszurichten hat. Und da ist es so, dass in China die KP das Kapital an der Nase führt (das sich trotzdem noch recht wohl fühlt), im Westen ist es umgekehrt, da führt das Kapital die Politik an der Nase.
Besser als die Nebelanlage vom Puma.
Der Herr hat wohl Marx schon weggelegt, bevor er dessen Analyse des Wertes, “Das Kapital”, begriffen hat. War wohl zu schwierig, was er mit Legionen von oberflächlichen Marxverächtern gemein hat.
Erinnert mich an Ulrike Herrmann, die aber eine öffentliche Diskussion zum Wertgesetz, dem Kern der Marxschen Theorie, mit dem Hinweis, es schon 3mal “gelesen”, selbstentlarvend nicht “studiert”, und wegen eines neuen in Arbeit befindlichen Buches ablehnte.
Marx hatte schon richtig getippt, es würde sehr viel Zeit vergehen, bis die Werttheorie begriffen werden würde, aber “nicht von den Professoren “, da hatte er keine Illusionen..
Vielleicht ist am Autor noch nicht alles verloren, wenn er es ernsthaft wollte. Er muss nur Hobsbawm folgend die oberflächliche übliche Sicht, die ersten 3 Abschnitte des Kapitel 1 von Band 1 des “Kapitals” als historischen, sonst theoretisch unbedeutenden Abriss zu sehen, überprüfen und auf deren Bedeutung für alle dann folgenden Aussagen im gesamten “Kapital” als grundlegend geltende Basis kommen.
Dazu hilfe ihm bestimmt die Neuausgabe von “Das Kapital 1.1-1.5” von Rolf Hecker und Ingo Stützle, die das unvollendete Vorhaben von Marx zur Ordnung seiner Aussagen zum Wert jetzt gewissermaßen zu Ende bringt. Besonders wichtig ist dabei der Teil “1.5 Die Wertform”. In dessen Einleitung legen die Herausgeber eine andere Ansicht des Wertes als unter bisher dominierenden “Marxisten” verbreitet dar, die der Gesamtsicht von Marx zum Wert bisher am nächsten kommt. Die Denkweise von Marx hinsichtlich des Wertes kann er bei Dieter Wolf “Von den allgemeinen Eigenschaften, Arbeitsprodukt und abstrakt menschliche Arbeit zu sein, zum Wert und zum ‘Doppelcharakter der Arbeit'”, De Gruyter 2017 nachvollziehen.
Ansonsten verbleibt er leider dabei, eine soziale Politik einzufordern, die die Ursachen , die Produktionsverhältnisse, d. h. die Herrschaft des Wertes, unbeachtet lässt, höchstens Auswege aus sozialen “Schieflage” zu finden.
Man kann ja auch versuchen, auf einen vollen Eimer Wasser einen Wasserberg zu setzen.
Kenius benötigt höchstwahrscheinlich einen viel niedrigschwelligeren Einstieg. Da fehlt es schon an den elementaren Grundlagen.
Am besten mit anfangen mit
Lohn, Preis und Profit
Gibts auch als Einzelbändchen für einen schmalen Taler.
Oder hier gratis:
https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2013/07/marx-lohn-preis1.pdf
Kann man an einem Tag durchlesen und verstehen, sofern man in der Zeit darauf verzichtet, namedropping-geschwängerte Marxartikel zu verfertigen.
Da bin ich skeptisch.
Was ist ein “Marxismus” wert und vor allem zukunftsfähig, der sich auf einzelne Aussagen von Marx beruft, aber nicht von den Grundaussagen über den Wert, die ja das Gelten für alle Aussagen voraussetzt, ausgeht? Die kommunistische weltweite Praxis belegt das Scheitern solcher Bewegungen.
Marx selbst war nach Aussagen von Liebknecht sehr verärgert bis belustigt angesichts der schon damals aufkommenden Verfälschungen durch Verflachung seiner Theorie.
Das soll nicht heißen, dass der Kampf um soziale Verbesserung nichts brächte, der ist absolut notwendig, schon um günstigere Bedingungen für die Nicht-Warenproduktionsweise zu schaffen.
Gemeint war, dass Kenius mit Lohn, Preis und Profit beginnen sollte, damit er überhaupt versteht, was er danach liest bzw. lesen sollte.
Nicht gemeint war, dass es ausreicht, Lohn, Preis und Profit zu lesen, damit Kenius all das versteht, worüber er schreibt.
Hab schon verstanden, doch auch Lohn usw müssen auf der Werttheorie aufbauen. Ist in Theoriekreisen selten anzutreffen, bei Politikern gar nicht.
“Am besten mit anfangen mit Lohn, Preis und Profit.” – Kann ich bestätigen. Damit hab ich auch angefangen. Das war meine Freibadlektüre als ich noch jung und knackig war.
Na und. Dafür gab es ja dann Engels und ein paar andere.
Arrrrhh. Immer diese postmodernen …, die immer alles vernebeln und bis zu Unkenntlichkeit verwischen wollen. Kapitalismus ist die Verwertung von Wert als Zweck der Ökonomie. Daran ist nichts vage.
Bloß weil der Autor von nichts ne Ahnung hat, am wenigsten von Kapitalismus, ist Kapitalismus keine komplexe unklare Sache. Das ist reine Projektion, die die eigene Ahnungslosigkeit zur einer Eigenschaft des Gegenstands machen will.
Na klar- Gewerkschafter fordern deshalb “in erster Linie” mehr Geld, weil der andere Kram so komplex ist und nicht, weil die Lohnabhängigen davon notorisch zu wenig haben, um ein anständiges Leben zu fristen. Die Motive der Unternehmer sind vollkommen unterkomplex. Die wollen aus Geld schlicht mehr Geld machen und das nennt sich dann Kapital G-W-G’ (nach Marx) ziemlich einfach. Und die Arbeiter verkaufen einfach ihre Arbeitskraft ans Kapital, das diese ausbeuten kann, weil sie weniger kostet als in der Ware vergegenständlichte Arbeit wert ist. Alles ziemlich unterkomplex, für jemand der es wissen will.
– Nein sind sie nicht. Bloß weil man Geldsummen addieren und subtrahieren kann, sind sie alles andere als Mathematik.
Was für Pfeifen lasst ihr denn hier Artikel schreiben. Wer sich hier was mit seiner Intelligenz nichts vorstellen kann, ist wohl der Autor. Karl Marx hat das Zahlen mit Lichtgeschwindigkeit um den gesamten Globus im Band 2 des Kapitals, wo es um den Umschlag geht a b g e l e i t e t. Der musste sich nichts vorstellen.
Einfach das Geld und die technischen Einrichtungen zur Bewegung von Geldsummen auseinanderhalten.
Super Argument – in Anbetracht. Ja wie. Weils soviel davon gibt, soll man mal kurzerhand vom Zweck des Geldes Kapital zu sein, also aus Geld mehr Geld zu machen, absehen. Vielleicht doch mal lieber blaue Bände lesen, statt die eigene Ignoranz für einen Wissensquell zu halten.
Klar doch, weil der gute Staat auch die Angewohnheit hat, wie Robin Hood, die geraubten Gelder an die Armen zu verteilen.
Große Erbschaften mit 50% zu versteuern, das ist doch eine gute Sache. In Umfragen sind 70 – 80 % der Leute regelmäßig der Meinung Superreiche sollten höher besteuert werden, trotzdem macht das keine Regierung. Warum nicht?
– Warum nicht? –
Weil z.B. die EU ein Konstrukt ist, die eben jenes verhindert, selbst wenn eine Nation sich darum bemühen würde.
50% den toten Reichen nehmen und dafür den lebenden Armen geben. – Ja, wär ich auch dafür.
Aber 50% den Reichen abnehmen, damit der Staat dann diese 50% hat? Das ist wie vom Regen in die Traufe, oder die Wahl zwischen Pest und Cholera. Man muss schon ein unverbesserlicher Staatsidealist sein, um zu glauben, dass der Staat mit dem Geld etwas Menschenfreundliches anstellt oder etwas Umverteilung von oben nach unten betreibt.
“Man muss schon ein unverbesserlicher Staatsidealist sein …”
Haben Sie eine andere Idee? Wer sonst außer dem Staat kann dem privaten Kapital Paroli bieten? Der neoliberale Staat muss natürlich überwunden werden (der tut ja schon alles um sich selber abzuschaffen).
Es ist viel schlimmer:
Der Staat, ob “neoliberal” oder rheinisch-kapitalistisch, ist Voraussetzung und Organisator dieses “privaten Kapitals”.
Das dialektische Potential wird mit dem Verweis auf irgendeinen Idealismus nicht beachtet.
Wohin führte der New Deal strukturelle Kapitalisten?
Wenn das Postulat geäußert wird, der neoliberale Staat müsse überwunden werden, dann ist das trotz geringer Wahrscheinlichkeit nicht automatisch unmöglich.
Und was ist das Mittel dafür?
Zwänge, als alternativlos emofunden, sind solche.
Und damit diese als alternativlos empfunden werden, braucht es entsprechende Erklärungen.
Eine Vergesellschaftung der Produktionsmittel bedient sich auch des Organisators Staat.
Der Fehler, der darin steckt, ist den Zweck des Paroli-bietens durch den Staat unter den Tisch fallen zu lassen. Denn einerseits bietet der Staat dem Kapital ständig Paroli. Er macht dem Kapital Vorschriften, die ihm einen Rahmen vorgeben, den es einzuhalten hat auf unterschiedliche Ebenen.
Arbeitsschutz, Umweltschutz, Sicherheit der Produkte…Mal kurz gegoogelt nur bezüglich der Arbeitswelt:
Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG)
Arbeitszeitgesetz (ArbZG)
Berufsbildungsgesetz (BBiG)
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG)
Bundeserziehungsgeldgesetz (BErzGG)
Bundesurlaubsgesetz (BUrlG)
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG)
Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG) – Auszug.
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)
Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG)
Mindestarbeitsbedingungengesetz (MiArbG)
Mutterschutzgesetz (MuSchG)
So viel Vorschriften und Paroli, dass man ein Hochschulstudium braucht um sich einigermaßen auszukennen. Bloß welchen Zweck haben diese Gesetze. Der Staat betätigt sich hier als ideeller Gesamtkapitalist, der dem Kapital Vorschriften macht, damit die Auswirkungen der Geschäftemacherei sich nicht negativ auf selbige auswirkt. Das Einzelkapital kennt nur die Konkurrenz und kann es sich nicht leisten einen gesellschaftliche Standpunkt einzunehmen. Es versucht Kosten zu minimieren, wo es nur kann. z.B. beim Umweltschutz, Klimaschutz, Arbeitsschutz…. „Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ K. Marx, Kapital I.: 530. Als ideeller Gesamtkapitalist zwingt der Staat dem Kapital gleiche Bedingungen in der Konkurrenz auf, die die schädlichen Resultate der kapitalistischen Rechnungsweise zwar nicht verhindern, jedoch so eingrenzen, damit sie nicht zum Hindernis der Geschäftemacherei insgesamt wird.
Das heißt, das wirkliche Paroli-bieten des bürgerlichen Staates ist durch und durch kapitalfreundlich und zu seinem Nutzen und nicht gegen es gerichtet. Es ist deshalb verkehrt sich den Staat vorzustellen als Diener an den Interessen der Lohnabhängigen. Der bürgerliche Staat ist die politische Gewalt der kapitalistischen Gesellschaft und damit die notwendige Gewalt einer kapitalistischen Ökonomie, der es immer nur um das bestmögliche Florieren kapitalistischer Geschäftemacherei geht, also kapitalistischer Reichtumsproduktion in den Grenzen des Staates. Lohnabhängige sind darin nur als Ausbeutungsmaterial vorgesehen. Wenn man will, dass die staatliche Gewalt einen anderen Zweck haben soll, als die Geschäftemacherei zu befördern, z.B. ein gutes Leben der arbeitenden Massen zu befördern, dann muss man die Macht im Staat erobern, um dem Staat diese andere Zwecksetzung zu geben. Das geht aber nicht durch Wahlen.
Ihre Argumente gegen den Staat sind ja nun zum großen Teil bürgerlich-liberaler Art (wie zu viele staatliche Vorschriften), und selbst da wo sie aus dem marxistischem Lehrbuch abgeschrieben sind, entsprechen sie nur sehr eingeschränkt der heutigen Wirklichkeit: “Als ideeller Gesamtkapitalist zwingt der Staat dem Kapital gleiche Bedingungen in der Konkurrenz auf …”. Die Realität ist, dass der Staat die Großen bevorzugt.
Der liberale, bürgerliche Staat bedient natürlich die Interessen des Kapitals, versucht aber gleichzeitig die Lohnabhängigen in gewissem Maße teilhaben zu lassen am angesammelten Reichtum damit sie nicht aufmucken gegen den liberalen Kapitalismus. Wenn dem Staat das immer weniger gelingt, dann beginnt letztendlich der Kampf um die Macht im Staate.
Was mich bei Ihrer Argumentation stört, das ist mit der grundsätzlichen Ablehnung des Staates die Nähe zu extrem-liberalen, libertären und anarchistischen Positionen. Die allesamt in die Irre führen, denn ich wüßte keine andere Instanz, die den Allmachtsphantasien des privaten Kapitals mit seiner Sucht nach individueller Freiheit Schranken setzen könnte.
Auch auf die Gefahr hin, hier ein Co-Referat zu Krims Ausführungen zu halten:
“Ihre Argumente gegen den Staat sind ja nun zum großen Teil bürgerlich-liberaler Art (wie zu viele staatliche Vorschriften), und (…) entsprechen nur sehr eingeschränkt der heutigen Wirklichkeit.”
Es wird nicht für weniger staatliche Vorschriften argumentiert. Das wäre Sache irgendeines beliebigen Einzelkapitals.
Sondern es ist eine nüchterne Bestandsaufnahme jener Vorschriften, die der Staat erlassen hat, weil dieser Staat aus seiner Sicht davon ausgeht, dass all diese Vorschriften erforderlich sind, um den Kapitalismus dauerhaft zu gewährleisten. Und der Staat ändert oder streicht diese Vorschriften, wenn er meint, dass es anderes/besser besser läuft mit dem Kapitalismus.
Ohne solche Vorschriften neigen die Einzelkapitale nämlich dazu, ihre Lohnabhängigen maximal zu verschleißen, indem sie ihre Lohnabhängigen maximal ausbeuten (Ausbeutung ist keine moralische, sondern eine analytische Kategorie und bezieht sich auf die Mehrwertproduktion). Das ist systemisch durch die Konkurrenz bedingt.
Indem der Staat etwa ein sog. Arbeitsschutzgesetz diktiert, will er diese Ausbeutung. Aber er will sie dauerhaft gewährleisten, indem er den Verschleiß der Lohnabhänigen so reguliert, dass die nicht nach 3 Tagen kaputt sind, sondern sich bzw. ihre Arbeitskraft auf eine Niveau reproduzieren können, dass im Herrschaftsbereich dieses Staates auch in 4 Tagen garantiert noch Kapitalismus staatfindet.
Und die dieses Arbeitschutzgesetz für alle Einzelkapitale im staatl. Herrschaftsbereich gilt, ggf. branchenspezifisch angepasst, diktiert der Staat “gleiche Konkurrenzbedingungen” .
(Auch) deshalb wird der Staat “ideeller Gesamtkapitalist” genannt.
“Die Realität ist, dass der Staat die Großen bevorzugt.”
Das stimmt einerseits, andererseits ist es falsch.
Abteilung richtig: Große war nicht immer groß, sondern (vor kürzerer oder längere Zeit) mal klein und haben andere Mitbewerber kapitalistisch niederkonkurriert, also das umgesetzt, was der Staat will und jedes Einzelkapital wollen muss. Dadurch wurden die Großen groß.
Nun wächst mit der Größe eines großen Kapital die Bedeutung für den jeweiligen staatlichen Kapitalstandort. Weil: je größer, umso mehr schöner Kapitalismus aus Sicht des Staates als ideellem Gesamtkapitalisten.
Und da kann es dann schon mal sein, dass ein Einzelkapital oder eine kapitalistische Branche so wichtig ist, dass es/sie aus Sicht des Staates eben “too big to fail” ist (wobei es hierfür auch weitere Gründe geben könnte). Z. B. den Bankensektor. Wenn die per Dominoeffekt abschmiert, dann ist es, verkürzt gesagt, erstmal vorbei mit dem Kapitalismus, wie wir ihn kannten.
Deshalb kümmert sich der Staat besonders um die Großen.
Abteilung falsch: In Bereichen, in denen er es für wichtig und richtig hält, kümmert er sich aber auch bevorzugt um die Kleinen und verschafft ihnen ein paar Konkurrenzvorteile bzw. besser: reduziert ein bisschen die Konkurrenznachteile der Kleinen.
Kann man z. B. am Betriebsrat sehen. Nicht jede Klitsche hat Anspruch darauf. Erst ab 5 Mitarbeitern dürfen die einen Betriebsrat gründen und so ihre Interessen vertreten.
Bei den Großen ist ein Betriebsrat Pflicht. Das finden manche Große ungerecht. Deshalb versuchen die das zu umgehen, indem sie einen “gelben” Betiriebsrat installieren (lassen), Betriebsräte verhindern (z. B. Starbucks oder Foodora) oder Betriebsräte kaufen oder neuerdings immer öfter terrorisieren (z. B. per “Union Busting”
“denn ich wüßte keine andere Instanz, die den Allmachtsphantasien des privaten Kapitals mit seiner Sucht nach individueller Freiheit Schranken setzen könnte.”
Hieraus geht Ihr Staatsidealismus hervor. Bereits am Anfang besteht ein Denkfehler. Der Denkfehler besteht darin, dass Sie fälschlicherweise annehmen, der (heutige) Kapitalismus wäre möglich ohne Staat. Staat/ideeller Gesamtkapitalist meint, dass es eine überlegene Macht und Gewalt gibt, die beide Seiten, Kapital und Arbeit, mit ihren völlig gegensätzlichen, einander ausschließenden Interessen, unter ein gemeinsames Dach zwingt und erst dadurch produktiv macht.
Ohne Staat wäre aber wohl eher nur Sklavenarbeit möglich, keine Lohnarbeit. Und das bedeutet, der Einzelkapitalist bzw. Wertbesitzer, Feudalherr etc. müsste für das Ueberleben/Auskommen seiner Sklaven sorgen, damit sie morgen noch für ihn arbeiten können.
Das bleibt dem Kapitalisten unter staatlicher Aufsicht erspart. Denn im Kapitalismus organisiert der ideelle Gesamtkapitalist das Ueberleben des lohnabhängigen Menschenmaterials, indem er die einen Teil der von diesem Menschenmaterial erschaffenen Werte innerhalb dieser Klasse umschichtet und dadurch ihre dauerhafte Vernutzbarkeit organisiert.
Ihr Denkfehler geht fälschlicherweise davon aus, dass der Kapitalismus einfach so auf die Welt kommt,m ganz schlimm ist (“privates Kapital mit seiner Sucht nach individueller Freiheit”) und dann, später, kommt der Staat als edler Retter und sattelt sich drauf.
Falls Sie auf diesen Kommentar reagieren möchten, würde ich Sie bitten, sich direkt und ganz eng auf die hier dargestellten Sachverhalte zu beziehen. Vielen Dank.
Ich mache es kurz. Wenn ich von Staat spreche, dann vom Grundsätzlichen her, der Staat ist die Organisation der Gesellschaft damit sie funktioniert, in einer Klassengesellschaft natürlich im Sinne der herrschenden Klasse. Gesellschaft ohne Staat ist erst einmal utopisch, also muss ich einen Staat voraussetzen, der Gesellschaft organisiert. Ich sehe Staat also in einem geschichtlichen Entwicklungsprozess, also in einem gewissen normativen Sinne. Nicht im moralischen Sinne, sondern von der Funktionalität her.
Dagegen argumentieren Sie im marxistischen Staatsverständnis des 19. Jahrhunderts. Die Klassenverhältnisse sind zwar immer noch die Gleichen, aber es fehlt in Ihrer Ansicht die dynamische Komponente, die ist mir zu statisch.
“Dagegen argumentieren Sie im marxistischen Staatsverständnis des 19. Jahrhunderts, es fehlt in Ihrer Ansicht die dynamische Komponente, die ist mir zu statisch.”
Es tut mir unendlich leid, dass ich Ihren erlesen-distinguierten individuellen Geschmack nicht getroffen habe und “zu statitisch” war.
Dabei hatte ich mich während des Tippens der Zeilen unablässig im dynamischen Disco-Fox bewegt.
Mit Ihrer geschmäcklerischen Herangehensweise (“mir zu statisch” ) stellen Sie den Idealtypus des spätkapitalistisch zugerichteten bürgerlichen Individuums dar.
Unfug ist Ihre Antwort obendrein sogar aus Ihrer eigenen Perspektive. Denn Sie stellen fest: “Die Klassenverhältnisse sind immer noch die Gleichen wie im 19. Jahrhundert”
Im Uebrigen hatte ich Ihnen doch geschrieben, wie dynamisch dieser staatliche Gewaltapparat vorgeht, indem er immer wieder neue Gesetze erfindet, alte reformiert oder streicht, um seinen Kapitalismus am Laufen zu halten.
Woher wollen Sie denn eigentlich wissen, dass ich “im marxistischen Staatsverständnis des 19. Jahrhunderts” argumentiere?
Was war denn eigentlich falsch oder marxistisch an meiner (sehr unvollständigen) Staatsableitung? Können Sie dies oder jenes benennen?
Kennen Sie denn überhaupt ein “marxistisches Staatsverständnis des 19. Jahrhunderts” ?
Falls ja: Wo genau, in welchem Buch etc. könnten geneigte Leser wie ich etwas zum “marxistischen Staatsverständnis des 19. Jahrunderts” finden?
Sie haben doch an Krim konkrete Fragen gestellt bzw. konkrete Einwände erhoben. Dazu habe ich Ihnen etwas geschrieben. Das interessiert Sie überhaupt nicht, kein Wort dazu.
Das ist natürlich sehr matt von Ihnen.
Stattdessen lenken Sie einfach ab, hüpfen Sie kurzerhand einfach weiter zu irgendeinem anderen beliebigen Thema.
Sie hatten doch behauptet, der Staat wäre der Retter in der Not vor dem bösen, schwer süchtigen Kapital. Ich habe Ihnen doch nachgewiesen, dass es sich dabei um einen Fehlschluss handelt – ein Fehlschluss übrigens, der auf jedem Lehrplan für den Staatsbürgerkundeunterricht ganz oben steht.
Dazu kein Wort von Ihnen. Stattdessen einfach schnell irgendeine andere Baustelle aufmachen.
Das ist klassisches erzdemokratisch-spätbürgerliches Diskussionsverhalten.
Entweder Sie wollen diskutieren, dann bleiben Sie beim Thema, beziehen Sie sich auf die Aussagen Ihres Diskussionpartners. Oder lassen Sie es bleiben. Dann dürfen und müssen Sie allerdings so kenntnislos, ignorant und staatsidealistisch bleiben, wie Sie es ohnehin von vorherein wollen.
Da hat für Sie natürlich den Vorteil, dass Sie weiter ohne kognitive Dissonanz in der Welt rumlaufen und behaupten können, niemand außer der jeweiligen staatlichen Regierungsmannschaft hätte Ihnen je erklären können, was so ein schöner bürgerlicher Staat so macht, wie er entstanden ist, wozu es ihn gibt, welche Leistungen er für wen wie erbringt und welche Leistungen garantiert nicht.
Eine solche Erklärung wie die von Pfarrer Nolte müssten Sie unter Ansehung Ihres bisherigen Kenntnistandes doch erst mal sacken lassen und verarbeiten.
Aber nein:
“Ich sehe Staat also in einem geschichtlichen Entwicklungsprozess, also in einem gewissen normativen Sinne”
Ach Gott, schon wieder so eine Ueberschrift für einen Besinnungsaufsatz für die Sekundarstufe I. Beliebig, nichtssagend und fürs Phrasenschwein. Bizarr, hier mit so etwas anzukommen.
Dafür aber für jede ideologische Aufladung und jede Rechtfertigung jedes zum jeweiligen Zeitpunkt existierenden Staates bestens geeignet.
Wenn Sie sich den Kopf vollmachen lassen wollen zum Thema “Staat in einem geschichtlichen Entwicklungsprozess, also in einem gewissen normativen Sinne”, dann ist das völlig abseitig und geht am Thema vorbei.
Auch ist Pfarrer Nolte dafür nicht zuständig.
Wenn Sie sich geschichtliche Rechtfertigungen und Vorwände dafür aufschwatzen lassen wollen, warum der heutige bürgerliche Staat ist, was er ist und tut, was er tut, dann gucken Sie doch einfach bei all den toten Staatsphilosophen und -theoretikern nach.
Oder z. B. bei der lebenden Staatsaffirmation Herfried Münkler.
Oder Sie holen auf dem 2. Bildungsweg endlich Ihre Matura nach und setzen sich anschließend ins Oberseminar Rechtsphilosophie. Oder ohne Matura als Gasthörer.
So viel möchte ich Ihnen vorab schon verraten: Im 19. Jahrhundert gabs weder ‘nen 2. Bildungsweg noch Gasthörerstatus. Auch da agiert Ihr Lieblingsstaat also hochdynamisch.
Um es wieder kurz zu machen. Es scheint Sie haben in mir ein Opfer Ihrer auskeilenden Reden gefunden. Das macht mir aber keinen Spaß.
@ garno:
Es ist Pfarrer Noltes Mission in diesem Forum, Opfer seiner auskeilenden Belehrungen zu finden. Er meint es eigentlich gut, verliert aber schnell den Respekt vor Andersdenkenden, die sich nicht ellenlang auf sein ellenlanges Argumentarium einlassen. Geben Sie ihm einfach recht, dann ist er zufrieden. Er braucht das positive Feedback, damit er seinen altmarxistischen Traum von der großen Weltrevolution weiterträumen kann. Sie sind ja nicht zu beneiden, die Marxisten. Das ewige Warten auf die Materialisierung der Utopie zehrt an den Nerven.
Sehr schön, zerlegt, Danke für die Fleißarbeit. ich war schlicht zu faul dazu.
Gut zerlegt.
Grundsätzlich übersehen die Marxverächter, dass das was im Alltag Geld genannt wird, nicht Geld in polit-ökonimischer Hinsicht ist, sondern deren Repräsentanten, ein Zettel, eine Zahl. Also kein Geld als Ware und Äquivalent zu anderen Waren. Das ist fiktiv und unsichtbar.
Alle Rechnung im Kapitalismus ist Rechnung zu Preisen, nicht zu Werten. Das gilt für alle Formen der Warenproduktion, auch der sogenannten “sozialistischen”.
Da aber der Wert für sich nicht messbar ist, wird dabei einfach klammheimlich der Preis mit dem Wert gleichgesetzt.
Die Operationen mit Preiskategorien in VW-Lehre, -Theorie und -Politik sind ein ständiger unsinniger Versuch, den Wert zu lenken, der aber den Stinkefinger zeigt. Wert ist nicht manipulierbar, schon gar nicht über den Preis. Wert macht quasi, was er will bzw das Wertgesetz vorschreibt.
“Schon Karl Marx hat es nicht geschafft, sein Werk über das Kapital zu Lebzeiten zu Ende zu führen.
Na und. Dafür gab es ja dann Engels und ein paar andere.”
Marx hat es nicht geschafft, seine verstreuten Aussagen zum Wert im “Kapital ” und anderswo zu vereinigen. Diese Vorhaben haben erst Rolf Hecker und Ingo Stützle mit der Neuausgabe des “Das Kapital 1.1-1.5” vollendet. Sie schlossen damit ihre jahrelange Arbeit an der MEGA ab. Ihre Neuinterpretation von “Das Kapital” ist nach Marxens Gusto auf die Wertformanalyse, dem Herzstück der Werttheorie, ausgerichtet. Die Begründung ihrer Arbeit haben sie im Vorwort zum Teil “1.5 Die Wertform ” geliefert. Dieser Teil ist die Quintessenz der Werttheorie und das tatsächlich Neue.
Man könnte sagen, dass diese Ausgabe der üblich geläufigen Wertmengentheorie entgegen gestellt wird. Diese wiederum ist der Absicht der “real existierenden” Sozialismustheorie geschuldet, Marx zum Kronzeugen ihrer Fehlinterpretation zum Sozialismus, der sozialistischen Marktwirtschaft hinzubiegen, also auf der Welle der Warenproduktion zu schwimmen.
Bei allen Bemühungen wurde bestenfalls ein Zwischenschritt zu einem Sozialismus getan, keinesfalls ein Stadium davon erreicht. Vielleicht oder besser höchstwahrscheinlich war die Zeit dafür noch nicht gegeben, vielleicht ist sie es heute auch noch nicht, denn die aggressive Ausdehnung des Kapitalismus ist noch nicht beendet. Die objektiven Voraussetzungen aber in Gestalt der Produktivkräfte sind schon da.
Einige Kommentatoren wie OberstMeyer und Krim haben ja schon recht fundamentale Kritik geübt, der ich mich weitgehend anschließen kann. Für mich klingt die Argumentation des Autors auch ein wenig nach der Unterscheidung zwischen “schaffendem” (gut) und “raffendem” (böse) Kapital.
Ein wenig musste ich auch an die Aussage eines Schulfreundes vor kurzem Denken, dass es ja nun gar keine Arbeiterklasse mehr gäbe und schon deshalb Marx vollkommen überholt sei.
Die “Unterscheidung zwischen „schaffendem“ (gut) und „raffendem“ (böse) Kapital” stammt meines Wissens von den Nazis. Aber muss deshalb nicht grundsätzlich falsch sein, da er auf die Unterscheidung zwischen produzierenden und spekulativem Kapital hinweist. Letzterer in Form des Finanz- oder Rentier-Kapitalismus gewinnt immer mehr an Bedeutung, ist besonders fortgeschritten bei den Angelsachsen. Die Macht des politischen Westens in der Welt beruht inzwischen hauptsächlich auf ihn. Der alte, produzierende Kapitalismus befindet sich heute in China.
Banken und Börsen sind immanenter Bestandteil des modernen Kapitalismus. Das in der Börse schon immer eifrig spekuliert wurde kann man bei Balzac oder Zola (“Geld”) sehr schön nachlesen. Den ersten richtigen Banken- und Börsen-Crash im deutschen Kaiserreich gab es schon 1873. Hatten natürlich “die Juden die Schuld” dran.
Wenn Sie etwas genauer hinsehen würden, dann würden Sie erkennen, dass bei uns der produzierende Kapitalismus immer mehr verschwindet und der unproduktive Finanz- und Rentier-Kapitalismus übrigbleibt, das heißt ein hohles Gebilde, das irgendwann (mit dem Finanzsystem) zusammenbricht.
Dann würde ich mir mal die Kapitalstruktur der Großen anschauen, ob da ein Hauch von Ethik im Kapitalismus zu finden ist. Es gibt keine moralischen Grenzen für Anlagen, nur die “bösen” werden besser getarnt.
Kapitalismus entstand aus Verbrechen ungeheuer Grösse. Man braucht nur die Arbeiten von Engels zur Einführung des Kapitalismus im Gesamtfeld lesen. 100 Tausende von plötzlich freigegebenen Fronfamilien ohne Wohnung und Arbeit wurden per Gesetz zu Landstreichern und deswegen aufgeknüpft.
Schon Brecht verdiente seine Sporen mit der Kritik, dass Kapital und Verbrechen zusammen gehören. Daran ändern auch die dicken Bücher über die Unternehmensmoral -als Monstranz bestenfalls gebraucht – nichts. Die Erfahrung sagt, je dicker die Unschuldserklärung desto verbrecherischer das Kapital.
Bringt Moral Profit? Nein? Dann steht sie dem Unternehenszweck entgegen. Also nutzlos für den Kapitalisten.
Kapitalismus hat mit Ethik und Moral überhaupt nichts zu tun. Da geht es einzig und allein um die Vermehrung des vorhandenen Kapitals, im liberalen Kapitalismus westlicher Prägung um die Vermehrung des privaten Kapitals.
Das kann man dann natürlich moralisch bewerten, in der gängigen liberalen Ideologie durchweg positiv, ist sogar zu deren Grundwert avanciert, gehört zu den individuellen Freiheitsrechten.
@ OberstMeyer
“100 Tausende von plötzlich freigegebenen Fronfamilien ohne Wohnung und Arbeit wurden per Gesetz zu Landstreichern und deswegen aufgeknüpft.”
Genau das zeigt den Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus. Die herrschende besitzende Klasse konnte mit Schafzucht mehr Geld verdienen als mit dem Anbau von Weizen und Rüben. Die untertänigen Bauern wurden überflüssig, also wurden sie in die Freiheit entlassen, praktisch war es eine Vertreibung der Bauern vom Acker. Der Grundherr entledigte sich so der Versorgung seiner Untertanen. Das konnte aber nur geschehen mit der dazu passenden Ideologie, dem Liberalismus, der individuellen Freiheit.
Die herrschende Klasse schuf sich eine neue Ideologie, da sie ihnen mehr Profit garantierte. So wurde die liberale, individuelle Freiheit geboren, die bis heute gilt, aber heute an Grenzen stößt. Wenn heute irgendwo in der Welt liberale Demokratie installiert werden soll, dann funktioniert das meist nicht mehr, da das dahinter stehende Ausbeutungssystem zunehmend durchschaut wird und nicht-liberale Staaten mit ihrer Kapital-Macht Rückhalt geben sich dagegen zu wehren.
Das Stichwort Revanchismus ist wichtig. Dem sollte man gründlicher nachgehen. Etwa durch eine entsprechende Analyse von in führenden Presseorganen erschienener einschlägiger Artikel.
Eine Folge des Kapitalismus ist, dass Leute wie Bezos ihr Vermögen im Jahr um mehere Millarden Euro vergrössern können. Ein Mensch, der den Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde erhält und der täglich 10 Stunden arbeitet, verdient am Tag 120 Euro, in 5 Tagen sind das 600 Euro, im Monat sind es 2.400 Euro und im Jahr macht das 28.800 Euro.
Das bedeutet, dass die Einnahmen eines Multi-Miliardärs dessen Einnahmen pro Jahr eine Milliarde Euro betragen um den Faktor 1.000.000.000 / 28.800 = 34.722, das heißt um das 34.722-fache ausmachen, die ein Bezieher des Mindestlohns einnimmt.
Kein Kapitalist auf der Welt kann einem einreden, dass das gerecht ist, das passiert aber, wenn man vorhat sich darauf zu verlassen, dass es schon seine Richtigkeit hat, wenn der Markt alles regelt.
Konfuzius sagt:
Jeder Rob Kenius blamiert sich, so gut er kann. Und an Marx noch etwas besser.
Kenius hat eben eine bestimmte Vorstellungswelt in Bezug auf Marx, welche ihm ansozialisiert und irgendwie auch aufoktroyiert worden ist.
Das gilt aber anderweitig auch für andere Sichtweisen zu anderen Problemfeldern.
Einerseits fehlen oft ausreichende Kenntnisse, andererseits stehen Antworten aufgrund Vordefinitionen schon fest und lassen so die eigentliche Problematik unbeachtet.
Kenius kann man zumindest zugrunde halten, dass er die jetzige Form von Kapitalismus nicht gut findet. Und damit unterscheidet er sich wesentlich von den bewussten und unbewussten Kapitalismus-Apologeten.
Das schwächt die grundsätzliche Kritik an ihm nicht ab, macht sie jedoch verständlicher.
Schöne richtigstellende Kommentare hier zu diesem Artikel. Danke! Ich sehe dann noch, auch Marx folgend, dass der Kapitalismus ein Beziehungsverhältnis der Menschen ist, das dazu führt, dass es zugleich eine Klassengesellschaft mit Herrschenden und Ausgebeuteten nach Maßgabe des Geldes und der entsprechenden Eigentumsverhältnisse ist, aber in der Tiefe und darüber hinaus sowohl Herr als auch Knecht dabei gleichermaßen und in sklavischer Abhängigkeit von der Notwendigkeit des Kapitals ihres Menschseins sukzessive verlustig gehen. Der Warenfetisch in den Köpfen der Akteure, ob Herr oder Knecht, treibt dabei sein wunderliches Spiel und versetzt das Bewusstsein in einen magischen Kreis voller Illusionen und scheinbarer Realitäten, aus dem es so lange kein Entkommen gibt, bis das Kartenhaus in sich zusammenfällt und ein hartes Aufschlagen unvermeidlich wird. Für das kapitalistisch konstituierte Bewusstsein eröffnet sich dabei jedoch zunächst eine Hölle und absolute Hoffnungslosigkeit, da es für dieses Bewusstsein keine Alternative, keine andere Welt gibt. Es wird ein langer Leidensweg gegangen werden müssen, mit offenem Ausgang, denn in einem von Freiheit getragenen Leben gibt es keine Garantie, dass alles nach einem Gesetz der Evolution folgerichtig sich zum Besseren wandelt. Es kommt also auf den zu sich selbst findenden, kommenden Menschen an, der frei, d. h. schöpferisch, begreifen muss, wie er ein selbstbestimmtes Leben in einem gemeinschaftlichen Verbund von Persönlichkeiten erschaffen kann. Dies wird auch einen geistig-dialektischen bzw. wechselwirkenden und fortlaufenden Prozess erfordern in Bezug auf eine zu gestaltende Welt von Beziehungen im weitesten Sinne. Und dabei wird die Ökonomie zu einem dienenden Element umgestaltet werden müssen und darf uns nicht mehr wie im Kapitalismus zu einem fremdbestimmten Handeln zwingen. Denn im Kapitalismus ist der Mensch ein fremdbestimmtes Wesen, welches zur Ware sukzessive degradiert wird und so seine Würde verliert.
Das ist meines Erachtens der wesentliche oder zumindest ein wesentlicher Kern kapitalistischer Kritik.
Der Mensch ist unfrei darin, Austauschbeziehungen jenseits der Marktlogik überhaupt zu denken, wenn man von “Charity” absieht. (Pestalozzi: Wohltätigkeit ist das Ersäufen des Rechts im Mistloch der Gnade.)
Und kann dabei nicht einmal die Restriktionen und die Folgen der Kapitalverwertung begreifen.
Ein Kapitalismus, welcher sich seiner Restriktionen bewusst ist, muss sich nicht notwendigerweise unmittelbar abschaffen, aber sehr wohl hinreichend reformieren.
Sehr schön geschrieben, nur ein Hinweis:
Evolution hat per Definition keinen Sinn und kein Ziel außer das Überleben.
Wäre es anders dann wäre die Evolution = Gott
Im Kapitalismus geht es ums Geld, das digital auf den Konten der Erde in sekundenschnelle verbucht wird. Es geht um Macht und die Diktatur des Bürgertums. Und ein internationales Werkzeug des “Imperialismus dem höchsten Stadium des Kapitalismus” (Lenin) ist der IWF (Internationaler Währungsfond) mit seiner leberalen Ökonomie. Lenin schreibt in „Staat und Revolution“:
„Die Formen der bürgerlichen Staaten sind außerordentlich mannigfaltig, ihr Wesen ist aber ein und dasselbe: Alle diese Staaten sind so oder so, aber in letzter Konsequenz unbedingt eine DIKTATUR DER BOURGEOISIE.“
Lenin? Lenin? Da war doch was? Ach ja, 100. Todestag vor kurzem, aber kaum beachtet. Bloß nicht aufwecken die schlafenden Hunde, sonst gehen seine Schriften noch weg wie das neueste Buch von Sankt Martin von Österreich.
@Naturzucker
Auf vielfachen Wunsch der Werktätigen ersteht Lenin heute bei Overton kurz auf. Sankt Martin aber auch.
“Man muss schon sagen: Eine schöne ‘Widerlegung’ von Marx, die einen Schritt rückwärts macht von der exakten wissenschaftlichen Analyse Marx’ zur Vorahnung Rob Kenius’, die weder genial noch eine Vorahnung war.”
“In einem System, das jedes Abenteuer abgeräumt hat, ist das letzte Abenteuer, das uns bleibt, die Entlarvung des Systems selbst.”
Wer die Zitate dem jeweils richtigen Autor zuordnen und den jeweils korrekten Buchtitel nennen kann, erhält postwendend ein Hammer-und-Sichel-Emoji retourniert.
Marx hatte ja mit der Arbeit am Kapital vor der 48er Revolution, die einfach in der Luft lag, begonnen und hatte das Gefühl, unter erheblichem Zeitdruck zu stehen. Er fürchtete, dass die Revolution ihm zuvor kommen und die bürgerliche Gesellschaft beenden würde. Sein Buch würde dann keine Sau mehr interessieren und die ganze Arbeit wäre vergeblich gewesen.
Die Revolution kam und die bürgerliche Gesellschaft – den Begriff “Kapitalismus” verwendet er da nicht – überstand sie blendend. Genauer gesagt, kam sie erst nichtig aus den Startblöcken und Marx sah, dass man daran weiterarbeiten müsse. Das machte er sein Leben lang und in einem späten Brief – leider habe ich nicht mehr im Kopf, an wenn er schrieb – findet sich der Satz, dass er nicht wisse, ob man diese bürgerliche Scheiße jemals ganz begreifen kann.
Insofern beruft sich der Autor vollkommen zu Recht auf Marx und seine Aussage, Marx habe Kapitalismus bis an sein Lebensende nicht verstanden, ist keine böse Unterstellung.
Wenngleich, diese Annahme sei mir gestattet, Marx beim Verständnis weiter kam als der Autor.
Trotzdem geht die Kritik am Autoren, er müsse erst mal dies und jenes und folgendes lesen, am Kern der Sache vorbei. Eine revolutionäre oder evolutionäre Aufhebung kapitalistischer Wirtschaft ist nicht absehbar. Nicht, dass ich das gut finde und das destruktivive Potential ist gewaltig, geeignet die Menschheit auszulöschen. Widerspreche mir wer kann. Noch Generationen werden im Kapitalismus leben. Und das ist schon die bessere der realistischen Möglichkeiten. Wenn er fordert, innerhalb der Kapiallogik nach Möglichkeiten zu suchen, so was wie ein erträglichen Leben zu erlangen, hat er aus meiner Sicht uneingeschränkt Recht. Ob das so geht, wie er das vorschlägt, weiß ich nicht. Eigentlich glaube ich es nicht, was aber eine andere Diskussion ist. Und wenn es gelänge, eine ernsthafte Debatte darüber in Gang zu setzen, wird das nicht in der Sprache der politischen Ökonomie möglich sein.
– Ja klar – ein Nebensatz in einem Brief, (dessen Inhalt wahrscheinlich genauso vage ist, wie die Quelle) stuft die ganze ökonomische Theorie von Marx in mehr als drei Bänden zu bloßer geschwätziger Fabulierwut herab. Gleiches Niveau wie von Herrn Kenius – wahrscheinlich ein Kofferwort für Kein Genius. Die “Aussage, Marx habe Kapitalismus bis an sein Lebensende nicht verstanden” ist vielleicht keine Unterstellung, aber sie zeugt von der vollständigen Ignoranz gegenüber seinem Werk.
Warum denn? Weil “Eine revolutionäre oder evolutionäre Aufhebung kapitalistischer Wirtschaft …nicht absehbar.” ist? Also nochmal zu mitschreiben. Weil der Glaskugelprophet 1211 die Revolution nicht absehen kann, soll man jemanden nicht auf seine ignoranten Sprüche hinweisen, die beanspruchen eine Theorie zu sein, aber bloße intellektuelle Aufgeblasenheit darstellen. Wann soll man denn jemanden auf das schon existierende Wissen über den Kapitalismus hinweisen? Nach der Revolution, also nach der Abschaffung des Kapitalismus? Also wenn dieses Wissen nicht mehr benötigt wird? – Ganz großes Kino.
Wahrlich ich sage euch
Immer diese Hobby-Wahrsager.
Weil du halt auch einer dieser erbärmlichen Untertanengeister bist. 1. Wenn es ein erträgliche Leben im Kapitalismus für die Massen gäbe, bräuchte man ihn nicht abschaffen. Weil es das erträgliche Leben notwendig nicht gibt, und die Notwendigkeit hat Marx in seinem Lebenswerk rauf und runter erläutert, deshalb muss er abgeschafft werden. 2. Fordert der Autor gar nicht, dass man sich mit den Kapitalismus arrangieren soll. 3. Sich zu Arrangieren ist das Anliegen von 1211, und weil 1211 sich Arrangieren w i l l, deshalb glaubt er auch, dass noch Generationen im Kapitalismus leben werden müssen. Weil sonst hätte er ja aufs falsche Pferd gesetzt mit seiner opportunistischen Duckmäuserei.
Wow, jetzt hast du es mir aber gegeben. Erbärmlicher untertanengeistiger GlasKugelprophet und so. Deine bissige Kritik wäre bestimmt noch besser geworden, wenn du meinen Text gelesen, geradezu blendend, wenn du ihn verstanden hättest, statt dir auszudenken, was gemeint sein muss , um das dann heftig anzugiften.
Das kannst des auch alles gern machen. Nur sei gewiss, dass es mir ziemlich am Arsch vorbei geht und ich mich darauf nicht einlasse. Man kann mit mir heftig streiten, bis aufs Messer und anschließend trotzdem Bier trinken gehen. Aber nicht auf so einer respektlosen persönlichen Ebene. Die Zeiten sind vorbei. Das langweilt mich nur noch und Langeweile verzeihe ich eher nicht.
Aber zur Sache, und das greife ich einen für mich wesentlichen Punkt heraus, damit es nicht unübersichtlich wird.
Ich unterstelle dem Autoren, dass er darüber nachdenkt, wie man ein erträgliches Leben im Kapitalismus führen kann, wenn man ihn, was mir evident erscheint, nicht abschaffen kann. Wenn du aufmerksamer gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass ich daran zweifele, dass es so gehen kann, wie er es diskutiert.
Du bestreitest erstmal, dass es so was wie ein erträgliches Leben in der bürgerlichen Gesellschaft geben kann. Schon die Erfahrung vieler hier lesenden und lebenden Menschen dürfte eine andere sein. Zumindest in den Zentren, in Europa, Amerika, zunehmend in Asien, ganz China werden die nicht zu hintergehenden Grundbedürfnisse von hunderten Millionen Menschen befriedigt. Hälst du das wirklich nicht für “erträglich”
Du hälst es nicht und meinst es wäre ein Arrangement, eine Kapitulation vor der Kapitalherrschaft. Nun, wenn meine Glaskugel mir sagte, das nicht absehbar ist , dass die Kapitallogik emanzipatorische aufzuheben ist, jedenfalls nicht in für uns erlebbarer Zeit, sagte die Kugel meiner Genossen seit 150 Jahren, zeitweilig auch meine eigene, die finale Krise des Kapitalismus voraus. Besonders nach der Oktoberrevolution und am Ende von WKII. Schon die nackte Erfahrung begründet aber schwere Zweifel. Was auch immer geschah, die Arbeiterklasse wurde nicht zum revolutionären Subjekt und 89 stand sie auf unseren Straßen und forderte, wenn gleich anders formuliert, ” beutet uns aus”.
Ich möchte von dir wirklich ernsthaft wissen, wo du konkret gesellschaftliche Bewegung erkennst, die absehbar Kapitalismus aufheben wird. Noch ausnahmslos jede Theorie, auch gesellschaftliche, hat sich an der Realität messen zu lassen. Zeige mir deine Realität, in der und durch welche Kräfte die unendliche Geldvermehrung als Selbstzweck beendet wird. Interessiert mich persönlich.
Ich mische mich mal ein.
Vom erträglichen Leben der bürgerlichen Gesellschaft profitieren wie viele Menschen auf dieser Erde? Diese befinden sich vor allem in den Kernländern des vorherrschenden globalen Kapitals. Die Proletarier der westlichen Hemisphäre haben sich mit den wichtigsten Kapitaleigentümern gemein gemacht, sogar die Gewerkschaften berücksichtigen mehr oder weniger die marktwirtschaftlichen Zwänge und passten und passen sich in das System ein. Doch mittlerweile greift die global sichtbare Akkumulationskrise, deren augenscheinlichster symptomatischer Ausdruck die Zunahme entsprechender Kriege ist, auf den Kernbereich über, bringt immer mehr Risse in unsere “heile” bürgerliche Welt, die immer schon einer trügerischen Sicherheit mehr oder weniger fanatisch hinterherläuft. Der tendenzielle Fall der Profitrate ist unhintergehbar und zieht unerbittlich seine Kreise. Noch erscheint uns aus westlicher Sicht kein Ende dieser kapitalistischen Wohlstandsblase erkennbar und auch nicht für vorstellbar. Alle Anzeichen, solange die Regale in meiner Filiale noch gut gefüllt sind, schlage ich in den Wind und denke immer noch, dass diese, meine kleine Wohlstandswelt das Ende der Geschichte bedeuten, auch im Zusammenhang mit einem nicht zu bändigenden Glauben an den vermeintlichen Heilsbringer eines technischen Fortschritts und einer gekrönten Wissenschaft, durch welchen unsere aus den Fugen geratene Welt, die weithin vergiftet wird und lebensfeindliche Formen annimmt, gerettet werden soll, sodass eine geordnete und gut organisierte Marktlogik wieder friedlich vor sich her prozessieren kann. Auch wenn wir Westler eine Scheu davor haben, offenen Auges unser Dasein und vor allem unsere geistig-menschliche Verfassung in den Blick zu nehmen – insbesondere aus psychologischer Sicht ist dies durchaus verständlich -, bedeutet das nicht, dass der Kapitalismus weiterhin seine Versprechen erfüllen kann. Aber das Schlimme daran ist, dass diese fatalistische Passivität bei fortschreitender Zersetzung der Akkumulationsfähigkeit des Kapitals eine destruktive Zersetzung des gesellschaftlichen Zusammenhalts provoziert. Die gegenwärtigen Zustände in der Ukraine lassen grüßen, bzw. sind schon einmal ein Vorgeschmack darauf.
Nicht nur, dass die Möglichkeit, erträglich zu leben, auf die Menschen, und auch da nicht alle, in der Ersten Welt beschränkt war, es war auch dort in einem historisch nur sehr kurzem Zeitraum der Fall. Dem ist kaum zu widersprechen. Aber das ist nicht eigentlich mein Thema und so verstehe ich auch Kenius nicht. Doch sein Text steht für sich selbst und den lasse ich mal beiseite.
Was du aufzeigst, ich denke, dass ich dich richtig interpretiere, ist das destruktive Potential kapitalistischer Gesellschaft. Dem ist unmöglich zu widersprechen. Jedenfalls nicht durch mich. Man findet bei Marx im Manifest, wo er seine Klassenkampftheorie skizziert, auch den Hinweis, dass beide Klassen miteinander untergehen können. Im dritten Jahrtausend ist sogar ein Untergang menschlicher Zivilisation durch Kriege und Umweltzerstörung vorstellbar. Und die Freiheit des bürgerlichen Subjektes, so sehr sie auch ein historischer Fortschritt war, ist immer schon fragil und begrenzt gewesen. Merkels “marktkonforme Demokratie” hat es ungewollt ganz gut getroffen. Selbst diese aber ist aktuell zur Disposition gestellt und transhumanistische Fantasien, wachsende Überwachung und zunehmend rigoroserer Zensurismus, die von dir angesprochene Kriegslüsternheit, die Rückkehr des Maßnahmestaates usw. zeigen, wohin es läuft.
Die einzig logische Schlussfolgerung: diese Form der gesellschaftlichen Reproduktion, die auf dem schlichtweg irren Prinzip der abstrakten Geldvermehrung beruht, mittlerweile fast vollkommen losgelöst von sinnlichem Nutzen, muss abgeschafft werden. Soweit klar und der Wirt kann uns noch zwei Bier bringen. Dann besprechen wir das “wer” und “wie”. Ich fürchte nur, er muss noch ein neues Fass anstechen.
Bei Marx ist es die Arbeiterklasse, deren historische Mission es wäre, den Job zu erledigen. Warum wird sie dies tun? Weil sie nicht als ihre Ketten zu verlieren hat. Das unterscheidet sie aber nicht wirklich von anderen Unterdrückten der Historie, die ähnliches nie erreichen konnten. Und sein Maß persönlicher Freiheit ist nicht das eines antiken Bergewerkssklaven. Er hat schon sehr viel mehr zu verlieren als seine Ketten. Nämlich das, was ich erträgliches Leben nenne. Und jetzt werde ich mal ganz platt empirisch: er macht es auch nicht, das mit der Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft, er kämpft, wenn er es überhaupt noch tut, um ein erträgliches Leben.
Und nochmal, weil sich der Einwand aufdrängt, wo das enden kann und wird, ggf im Untergang den Planeten. Die Klasse handelt trotz dem nicht im Sinne einer historischen Mission und ich denke, dass man sich von dieser Vorstellung der Transformation trennen muss. Und es ist nicht die Frage, ob das gut oder schlecht ist, ob man sich besseres wünschen müsste. Es ist einfach so. Und das beantwortet – leider – auch die Frage nach dem ” wie”.
Dass das Kapital akkumuliert, bis die Sonne verglüht, kann ich mir nicht vorstellen und die Möglichkeit, dass es schon vorher richtig übel wird, ist gegeben, Also was tun? Eine ernsthaft wahrnehmbare, also nicht eine gewünschte oder fantasierte Kraft, die eine Transformation in Gang setzt, sehe ich nicht. Und bis zum Beweis des Gegenteils sage ich, dass es sie nicht gibt. Und dann sind wir wieder bei Kenius. Da wir hier und heute leben, hier unser Kinder und Enkel haben, müssen wir versuchen, soviel vom Leben zu erkämpfen, wie immer es geht. Versuchen, ein erträgedes Leben zu führen. Das ist schon schwer genug und kann scheitern.
“Also was tun?” – Es gibt kein richtiges Leben im falschen. (Adorno) Ich bin kein moralischer Maximalist, und von daher meine ich, Deine Antwort zu verstehen. Auch die Liebe zu unseren Kindern könnte uns retten. Denn in dieser findet Wahrheit statt im Gegensatz zu unserem sehr veräußerlichten und somit sehr verlogenen Leben, an das wir uns fortlaufend verschwenden – auch gezwungenermaßen. “Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes.”
Es ist aber eben nicht nur eine Frage des einzelnen, sondern auch eine der gemeinsamen Tat, eine bessere Welt zu erschaffen. Wie viele Kompromisse da jeder eingeht bzw. auch eingehen muss, weil die dekadente und von daher äußerst risikoscheue Verfassung der Gesellschaft eine gemeinsame Tat nicht zulässt, das ist primär und zuallererst eine persönliche Gewissensentscheidung und kann keinem vorgeschrieben werden. Ich möchte Dir antworten: Jeder hat auch in diesem, heutigen Leben das Recht auf ein erträgliches Leben, aber ein Recht nicht im juristisch-moralischen, sondern im freiheitlichen Sinne. In dieser verrückten Welt müssen wir alle mit der Schuld leben. Aber diese Schuld ist keine Schande, sondern ein vom Herzen her hoher, auf eine befreiende Wahrheit hin orientierter Wert, der uns wiederum antreibt, uns nicht zufrieden und satt zurückzulehnen, sondern uns zu empören und immer wieder aufzulehnen, auch wenn nur im Denken. Aber dieses Denken dann kann ausstrahlen und zur gegebenen Zeit Wunder bewirken. Jeder Mensch ist dabei gefragt und wichtig. Der medial verbreitete Spaltpilz und die damit verbundene Demagogie ist die unsäglich reaktionäre Antwort der konservativen Eliten und ihrer Anhänger, dies zu verhindern.
Klar gibt es ein erträgliches Leben. Bloß halt nicht für die Arbeiterklasse, die Lohnabhängigen, die ihre Haut zu Markte tragen.
Du bist ja ein wahrhaft unfassbarer Schönredner der kapitalistischen Barbarei, wenn bei dir das Nicht-Hungern schon als “erträglich” und damit als großartige Leistung des Kapitalismus gepriesen wird, während gleichzeitig rund 800 Millionen Menschen hungern (das ist ungefähr ein Zehntel der Weltbevölkerung) und ca. 9 Millionen Menschen jedes Jahr an Hunger sterben. Dazu kommen die Krankheiten, infolge von Armut. Außerdem werden im Kapitalismus prinzipiell keine Bedürfnisse befriedigt. Lebensmittel werden nicht verteilt, die muss man sich kaufen und wenn man das nicht kann, weil man das nötige Kleingeld nicht aufbringen kann, dann geht man leer aus. Also nein – im Kapitalismus werden keine Bedürfnisse befriedigt. Im Gegenteil sie werden prinzipiell negiert. Eine Befriedigung findet nur dann statt, wenn man den Gewinn eines Lebensmittelkapitalisten damit versilbert. Und damit man das kann, muss man sich ausbeuten lassen.
Ja ja – anders formuliert. Anders formuliert für dämlicher Glaskugelprophet, bist du dann wohl ein Geistesriese. Mit “anders formuliert” kann man alles umdrehen. Nein – 1. war 89 kein revolutionäres sondern ein nationalistisches Subjekt auf der Straße und 2. haben die nicht gefordert “beutet uns aus”. 3. Die wollten die D-Mark und ein Volk sein – das ist schlimm genug. – Aber ihre eigene Ausbeutung wollten die sicher nicht.
Siehst du und genau deshalb bist du so ein erbärmlicher Untertanengeist. Musst du denn immer zuerst auf andere linsen, bevor du politisch tätig wirst. – Mach halt die Bewegung, wenn es sie nicht gibt. Und mach dein Engagement nicht davon abhängig, dass andere tätig werden. Wann willst du dich denn der Bewegung anschließen? Wenn es dich nicht mehr braucht um eine Umwälzung herbeizuführen. So denken Opportunisten. Sie machen ihr Tun von den Erfolgsaussichten abhängig, statt von einer begriffenen Notwendigkeit, den Kapitalismus abzuschaffen.
Marxisten sind gelehrte Misanthropen in der Tradition der Pharisäer, die vom prallen Leben keine Ahnung haben und auch noch Marxexegese betreiben, wenn sich der Kapitalismus zum hundertsten Mal erfolgreich transformiert hat.
Halte ich dir nicht geschrieben, das ich mich auf Anpöbeleien nicht einlasse ? Bei den ersten beiden in deinem Text war Schluss. ..Du gleicht dem Geist, den du begreifst ” Hätte interessant werden können, aber nicht im Diskus mit Tourettis.
Du meinst also ich soll es dir also gleichtun und meine Kritik an dir schönrednerisch umschreiben. Kommt nicht in die Tüte. – Dass die Charakterisierungen deiner Person in deinen Ohren wie Anpöbeleien klingen, liegt daran, dass sie eine Kritik sind. Die sachlichen Begründungen stehen da. Wenn du das nicht erträgst – deine Sache.
@prosecco: Das “pralle Leben” ist ein großer Misthaufen! Und das liegt nicht am Boten, der dich darauf aufmerksam macht und dich beim Prosecco trinken stört, weil plötzlich der Misthaufen wieder anfängt zu stinken, obwohl du dachtest dich an den Geruch gewöhnt zu haben.
Egal, ob das Leben übelriechend oder barbarisch ist, es ist auf jeden Fall marxfrei. Darauf erhebt das amüsierte Proletariat das Prosecco-Glas. Prost, Krim! Auf das pralle Leben!
Marx hat zu einer Zeit gelebt als es noch möglich war als Universalgelehrter zu publizieren: Mit weniger als einer Milliarde Menschen, am Anfang der industriellen Revolution: https://de.wikipedia.org/wiki/19._Jahrhundert – ohne eine chronologische Einordung von Marx, kommt 200 Jahre später nicht weit.
Marx abstraktes Kapital (nicht Zahlungsmittel oder Währung) bescheibt Einfluss auf alle Lebensbereiche, die grundlegenden biologischen Eigenschaften der Menschen (Koexistenz, Kooperation) durch Akkumulation des Kapitals entgegenwirken.
Ähnliche Schlussfolgerungen finden sich ohne Kapitalismusbezug bereits bei John Locke (17./18. Jhd). Kapitalismus per se wurde durch die Kognitionswissenschaften im 20. und 21. Jhd widerlegt, Menschen funktionieren von Natur aus, ohne Marx widersprüchlichen Kapitalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Kooperation#Kooperation_in_der_Natur – bietet eine akzeptable Einführung.
Zurück zur Publikation: Der Akkumulation durch Inflation unter Verwendung einer Lokalwährung, ist ein Zeichen dafür der Kapitalismus hat den Autor als Geisel genommen, besonders deutlich wird es durch: »Grundsätzliche Kritik am System der Finanzwelt oder an der politischen Macht ist nicht erwünscht.« s. https://kritlit.de/kob/htmzv.htm#kfada14 – sorry, Kritik und Auseinadersetzung mit Kapitalismus ist seit Marx ihn erfunden hat erwünscht und gestattet. Solche Aussagen führen Freiheit von Forschung und Lehre ad absurdum, sie sind nicht hinnehmbar.
Die klarste Begründung was Kapitalismus ist – das Gegenteil von Markt.
Analyse unbd Lösung!
http://freigeldpraktiker.de/weltenaufgang/blog/article/nur-zwei-buecher
Wer Kapitalismus als das Gegenteil von Markt bezeichnet, anstatt darauf zu verwesen, dass beide Begriffe keineswegs immer synchron laufen, scheitert schon am kleinen Einmaleins.
Vom großen braucht man dann nicht (mehr) zu reden und von höherer Mathematik schon gar nicht.
Entschuldigung für diese polemische Äußerung, welche nicht persönlich gemeint ist, aber konstruktiv eine Erkenntnishilfe (asynchron) gibt.
“Diese Verwirrung entsteht dadurch, dass die Befürworter von sozialer Gerechtigkeit und besserer Verteilung von Einkommen und Eigentum, die Missverhältnisse generell auf den Kapitalismus schieben, den man zuerst abschaffen müsse, ehe es wieder aufwärts geht. Mit dem Wort Kapitalismus richtet man sich aber auf ein sehr verschwommenes Ziel.”
Man muss dem Autor nicht in seiner Einschätzung der Leistung von Marx folgen, aber die obigen Sätze kann man in der Realität überprüfen und für richtig befinden. Es tobt gegenwärtig weltweit der Kampf des Finanz- gegen den Industriekapitalismus. China zeigt sehr deutlich die Überlegenheit des produzierenden Industriekapitalismus für den Wohlstand der Bevölkerung. Wir zehren hierzulande noch von den Resten und von der Parasität des Finanzkapitalismus, der den hiesigen Wohlstand aber nur noch für einen immer weiter schrumpfenden Teil der Bevölkerung aufrecht erhalten kann. Wenn wir diesem FIRE-Sektor (nach Michael Hudson Finance, Insurance, Real Estate) keinen entscheidenden Widerstand entgegensetzen, wird das noch zu unseren Lebzeiten zu Ende gehen. Unter dem FIRE-Sektor leidet auch das produzierende Kapital, welchem es immer schwerer fällt, die dadurch anfallenden Kosten auf die arbeitende Bevölkerung abzuwälzen. Deshalb sollten diese produzierenden Kapitalisten nicht in erster Linie als Feinde angesehen werden. Sie müssen als Verbündete gewonnen werden. China hat gezeigt, dass man mit einem kapitalistischen Wirtschaftsmodell, in dem wichtige Teile der Wirtschaft verstaatlicht sind, die Armut in kürzester Zeit überwunden werden kann und der Wohlstand der Bevölkerung gemehrt wird. Ganz nebenbei wird auch mehr für die Umwelt getan. Hiesige Klimaaktivisten werden nur dafür ausgenutzt, von diesem Erfolg abzulenken und das System noch einen Augenblick länger existieren zu lassen.
Michael Hudson hat in seinem Buch “Superimperialismus” den Aufstieg der USA detailliert beschrieben. Gleichzeitig erhält man dort auch Einblick, wie die Wirtschaft in Deutschland am Ausgang des 19. Jahrhunderts noch strukturiert war, als die Banken dem produzierenden Kapital untergeordnet waren. Dort müssen wir erst einmal wieder hin.
Zu glauben, in China gäbe es meinen Finanz-Kapitalismus, verkennt die Realität.
Finanz-Kapitalismus ist immer das, was sich ein Staat direkt oder indirekt als Ordnungsrahmen gibt.
China ist in der Lage, diesen Ordnungsrahmen speziell auf seine Lage zuzuschneidern, ohne Partikularinteressen zu stark berücksichtigen zu müssen. Das geschieht letztendlich auch über die immer noch angewendeten 5-Jahres-Pläne.
Finanz-Kapitalismus kann kaufmännisches Kalkül unterstützen oder erschweren und teilweise zur Makulatur werden lassen.
Ein einseitiges Bashing zeigt für mich nur, dass man die Sache nicht (hinreichend) versteht und sich deshalb mit dualistischen Maßstäben “behelfen” muss und als dessen Folge früber oder später in den Sackgassen der erkennenden Nichterkenntis landet.
Im ersten Satz muss es natürlich “keinen” und nicht “meinen” heißen.
Es geht hier nicht um “was man glaubt”. In dem Artikel “Finance Capitalism versus Industrial Capitalism: The Rentier Resurgence and Takeover” beschreibt Michael Hudson den Unterschied zwischen Finanz- und Industriekapitalismus detailliert.
https://michael-hudson.com/wp-content/uploads/2021/07/04866134211011770.pdf
Dort heißt es:
“Marx und viele seiner weniger radikalen Zeitgenossen sahen die historische Rolle des Industriekapitalismus darin, das Erbe des Feudalismus zu beseitigen, d. h. die Grundbesitzer, Bankiers und Monopolisten, die die wirtschaftliche Rente abschöpfen, ohne echten Wert zu produzieren. Diese Reformbewegung ist jedoch gescheitert. Heute hat der Finanz-, Versicherungs- und Immobiliensektor (FIRE) die Kontrolle über die Regierung wiedererlangt und schafft neo-rentierliche Volkswirtschaften.
Das Ziel dieses postindustriellen Finanzkapitalismus ist das Gegenteil des Industriekapitalismus, wie ihn die Ökonomen des 19. Jahrhunderts kannten: Er strebt nach Wohlstand in erster Linie durch die Abschöpfung wirtschaftlicher Renten, nicht durch industrielle Kapitalbildung.”
“2. Marx’ Ansicht über die historische Bestimmung des Kapitalismus: Die Befreiung der Volkswirtschaften vom Feudalismus
Der industrielle Kapitalismus, den Marx in Band 1 des Kapital beschrieben hat, wird demontiert. Er sah die historische Bestimmung des Kapitalismus darin, die Volkswirtschaften vom Erbe des Feudalismus zu befreien – einer erblichen Warlord-Klasse, die tributpflichtige Landpacht und wucherische Bankgeschäfte auferlegt. Er war der Ansicht, dass der Industriekapitalismus im Zuge seiner Entwicklung hin zu einem aufgeklärteren Management und sogar zum Sozialismus das räuberische Wucherfinanzwesen ablösen und die wirtschaftlich und sozial unnötigen Pachteinnahmen, Landrenten sowie Finanzzinsen und damit verbundene Gebühren für unproduktive Kredite abschaffen würde. Adam Smith, David Ricardo, John Stuart Mill, Joseph Proudhon und ihre Kollegen aus der klassischen Ökonomie hatten diese Phänomene analysiert, und Marx fasste ihre Diskussion in den Bänden 2 und 3 des Kapitals und seinen parallelen Theorien des Mehrwerts zusammen, die sich mit der ökonomischen Rente und der Mathematik des Zinseszinses befassen, die bewirkt, dass Schulden exponentiell schneller wachsen als der Rest der Wirtschaft. In Band 1 des Kapitals widmete sich Marx jedoch dem offensichtlichsten Merkmal des Industriekapitalismus: dem Streben nach Profit durch Investitionen in Produktionsmittel, um mit Hilfe von Lohnarbeit Waren und Dienstleistungen zu produzieren, die mit einem Aufschlag auf den Arbeitslohn verkauft werden. Bei der Analyse des Mehrwerts durch Anpassung der Profitraten an die Ausgaben für Anlagen, Ausrüstungen und Materialien (die “organische Zusammensetzung des Kapitals”) beschrieb Marx einen Kreislauf, in dem kapitalistische Arbeitgeber ihren Arbeitern Löhne zahlen und die nicht an die Arbeitnehmer ausgezahlten Gewinne in Fabriken und Ausrüstungen investieren. Der Finanzkapitalismus hat diesen Kernkreislauf zwischen Arbeit und Industriekapital ausgehöhlt. Große Teile des mittleren Westens der Vereinigten Staaten haben sich in einen “rust belt” verwandelt. Anstatt dass sich der Finanzsektor entwickelt, um Kapitalinvestitionen in die Produktion zu finanzieren, wird die Industrie finanzialisiert. Die Erzielung wirtschaftlicher Gewinne auf finanziellem Wege, in erster Linie durch Verschuldung, übersteigt bei weitem die Erzielung von Gewinnen durch die Einstellung von Arbeitnehmern zur Herstellung von Waren und Dienstleistungen.”
“Die Ironie liegt darin, dass China zwar versucht, sich vom westlichen Finanzkapitalismus abzukoppeln, aber eigentlich das getan hat, was die Vereinigten Staaten bei ihrem industriellen Aufschwung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Als sozialistische Volkswirtschaft hat China das angestrebt, was vom Industriekapitalismus erwartet wurde: die Befreiung seiner Wirtschaft von Renteneinkommen (Grundbesitz und Wucherbanken), vor allem durch eine progressive Einkommenssteuerpolitik, die vor allem die Renteneinkommen belastet. Vor allem hat China das Bankwesen in öffentlicher Hand gehalten. Die Geld- und Kreditschöpfung in öffentlicher Hand zu belassen, anstatt sie zu privatisieren, ist der wichtigste Schritt, um die Lebens- und Geschäftskosten niedrig zu halten. China ist es gelungen, eine Schuldenkrise zu vermeiden, indem es Schulden erlassen hat, anstatt verschuldete Unternehmen zu schließen, die als im öffentlichen Interesse liegend betrachtet wurden. In dieser Hinsicht ist es das sozialistische China, das das Ergebnis erzielt, das man ursprünglich vom Industriekapitalismus im Westen erwartet hatte.”
Kapitalisten (besonders westlicher Prägung) geht es um partikularen Profit.
Weil in China die Arbeitszeiten länger sind und die Arbeitsstunde auch noch (erheblich) billiger, ergibt sich daraus logisch ein Standortvorteil aufgrund geringerer Kosten.
Einzig dieses Kriterium (bei relativer Investitionsgarantie) hat China zur Weltbank der Welt verholfen.
Und das ist nur sehr bedingt ein eine besondere Leistung dieser Kommunisten, welche eine gewisse Offenheit und Konzentration auf das wirklich Wichtige auszeichnet und ausgezeichnet hat.
Es ist für Kommunisten wie Deng nicht selbstverständlich, geronnene Arbeitszeit aus dem Westen als Investitionsmittel zuzulassen, um dadurch die Produktivität der eigenen Arbeiterschaft zu erhöhen, auch wenn dadurch der Ausbeutungsgrad gestiegen ist. Aber am Schluss geht es letztendlich hauptsächlich erst darm, ob die Reisschüssel voll wird oder man dies durch Parolen vorgaukelt. Den Unterschied können die Meisten erkennen und der Rest ist meistens irrelevant.
Kapitalismus entwickelt sich per se eben so und kennt kein optimales Endstadium, sofern er nicht dazu verdonnert werden sollte, zugleich aber sofort als Sozialismus verbrämt wird.
Die USA können oder vielmehr müssen jetzt wieder verstärkt darauf schauen, outgesourcte Produktion zurück zu holen. Das ist aber eine Form von Intervention ins angeblich freie Spiel der Kräfte. Erwas, was es übrigens mit Schutzzöllen schon lange gegeben hat und erst durch deren Windschatten spezielle Industrien entstehen konnten.
Was ich aber entschieden kritisiere, ist dieses nostagische Element eines Industrie-Kapitalismus, welches viele Funktionen und Setups ausblendet und deshalb nur beschreibend Koinzidenden und Korrelationen mit Funktionen verwechselt. Gegen solche Scheinlogiken wehre ich mich entschieden. Da kann ein Gegenüber noch ein so hochgelobter Professor oder Nobelpreisträger sein. Für mich entscheidet nur die Logik des Argument und Kenntnis und Erkenntnis besitze ich überproportinal viel. Und auch den Mut und die Hemdsärmligkeit, dies auch anzusenden.
Dabei geht es nicht ums Rechthaben, sondern ums Begreifenlernen.
Solche Knechtsdienste für die Freiheit gehen ja auch mit teilweise maßlosen Entbehrungen einher, deren Ernte oft unverhofft kommt. Kaufmännisches Kalkül ist deren Gegenteil.
Und da ich ziemlich unverbildet und immer noch irgendwie auch ein naiver Kindskopf bin, sind meine Neuronen etwas freier in der Kontextualisierung, ohne dadurch an Stringenz zu verlieren.
Wer dabei saloppe Ausdrucksweisen mit dem akademischen Radiermesser zu trennen versucht, schneidet sich dabei auch ohne Fehler in die eigenen Finger.
Die Zukunft wird dieser Erkenntnisform recht geben…
“das ist nur sehr bedingt ein eine besondere Leistung dieser Kommunisten”
Das ist sehr wohl eine besondere Leistung der Kommunisten Chinas. Denn andere große Volkswirtschaften hätten das ja auch machen können, haben sie aber nicht, weil es da keine Kommunisten gab, die wussten wie der Kapitalismus funktioniert, die haben sich einlullen lassen von Marktwirtschaft, Demokratie und bla bla bla, so dass es bei ihnen nicht voranging.
Die Kommunisten Chinas haben in den letzten 20-30 Jahren eine außergewöhnliche Leistung in der Wirtschaftsentwicklung vollbracht. Damit nicht genug haben sie mit ihrer eigenen Entwicklung viele unterentwickelte Länder mit vorangebracht. Die haben heute die Möglichkeit der Wahl, wodurch der Westen seine Felle wegschwimmen sieht und ein großes Gejammer beginnt.
Nun werden Schuldige gesucht, die man meint bei den Rechten, den Autokraten, den Russen und den Chinesen zu finden. An den eigenen (exzeptionalistischen) Narrativen wird man natürlich keine Abstriche machen, damit würde ja die eigene vorgegaukelte Welt zusammenbrechen. Der Westen nimmt es lieber in Kauf, dass seine reale Welt zusammenbricht – und dabei wird der Finanz- und Rentier-Kapitalismus eine entscheidende Rolle spielen, der ist nämlich nur eine leere Hülle von nichts Realem, von Hirngespinsten, zusammengehalten von liberaler Demokratie. Die nächste Finanzkrise wird es vermutlich schon zeigen.
Im Kleinen haben ja durchaus auch aus der DDR ein paar Marx geschulte Leutr in der Wirtschaft Karriere im Kapitalismus gemacht. Aber mit der Arroganz der Sieger wollte man in der Berliner Republik natürlich nichts von der DDR lernen.
Das produktive Kapital als Totengräber des Finanzkapitals? Sowas hat Marx sicher nirgends verkündet. Er hat im Gegenteil die Aufteilung des Mehrwerts in zwischen den verschiedenen Kapitalfraktion, Grundrente, Zinstragendes Kapital und produktives Kapital erklärt und in welcher Weise diese Kapitalfraktionen funktional füreinander sind. Marx war der Ansicht, dass das Proletariat den Kapitalismus irgendwann abschaffen wird und nicht dass das Industriekapital das Finanzkapital und die Bodenrente abschafft. Das ist rechtes Geschwurbel.
Wie es aussieht hat dieser Herr Hudson weder K1-3 gelesen noch die Theorien über den Mehrwert. In K1-3 mag Marx auch mal die Ansichten seiner berühmten Kollegen zitieren, aber dort werden keine Diskussionen zusammengefasst. Von der Mathematik des Zinseszinses hab ich bei Marx auch nichts gelesen.
Leider nein, leider gar nicht. Waren werden einfach zu den Preisen verkauft, die auf dem Markt erzielbar sind. Der Erlös übersteigt dabei die Kosten, die für das konstante und variable Kapital aufgewendet wurden. Das Kapital hat keinen Begriff davon worauf das Mehr aufgeschlagen wird. Für das Kapital ist das einfach ein Plus auf das ursprünglich verausgabte Kapital(c und v gleichermaßen). Der Mehrwert entsteht auch nicht durch “Aufschlag”. Das Rätsel des Mehrwerts ist das Rätsel des Werts. Wert ist vergegenständlichte, gesellschaftlich durchschnittliche abstrakt menschliche Arbeit gemessen in Zeit. Mehrwert entsteht, weil die Reproduktionskosten der Arbeitskraft, also die Kosten der Lebensmittel, die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötig sind, geringer sind, als der Wert den diese Arbeitskraft durch ihre Arbeit hervorbringt. Oder noch einfacher die Arbeitszeit, die nötig ist um den Arbeiter zu reproduzieren, ist geringer als die Arbeitszeit, die der Arbeiter in der Ware vergegenständlicht (pro Zeiteinheit). Da der Unternehmer die Arbeitskraft kauft, darf er das Resultat der Anwendung der Arbeitskraft, also das gesamte Arbeitsprodukt behalten. Da der Wert des Arbeitsprodukts über dem dem Wert der Arbeitskraft liegen, macht der Unternehmer Gewinn.
Diesen Kreislauf, nachdem das industrielle Kapital “gut” ist, weil es Gewinne reinvestiert, gab es nie. Und Marx hat so rechtes Geschwurbel auch nie behauptet. Das Finanzkapital hat da gar nichts ausgehöhlt, sondern es hat das produktive Kapital immer darin unterstützt sich von den Schranken dieses Kreislauf zu befreien, insofern ein Gewinn in Aussicht steht. Das produktive Kapital muss sich dank des Finanzkapitals seine Investitionen nicht durch erzielte Gewinne “zusammensparen”, sondern nimmt einfach einen Kredit auf um seine Produktion auszuweiten. Das geht aber nur dann wenn der Gewinn in der Lage ist den Zins (und den Unternehmergewinn) zu bedienen. Insofern ist das Finanzkapital schon immer der Geburtshelfer des produktiven und kein Parasit, wie das die Rechten gerne darstellen.
Das geht bloß nicht lange gut. Genauer gesagt bis zur nächsten Krise und zwar, weil der Gewinn des Finanzsektors letztlich auch nur durch die Arbeiterklasse produzierter Wert ist, der zwischen den Kapitalfraktionen nur immer anders verteilt wird. Die Notwendigkeit der Krise besteht in der Ausweitung des Geschäfts unabhängig von der beschränkten zahlungsfähigen Nachfrage der Massen. Das Gesamt v ist irgendwann nicht mehr in der Lage die Warenmassen zu versilbern, die unabhängig von der beschränkten Zahlungsfähigkeit ausgeweitete Produktion auf den Markt schmeißt.
Statt ellenlanger Kommentare könnten Sie zur Abwechslung einmal erklären, welches Proletariat hier und heute, den Finanzkapitalismus überwinden soll und welche Verbündete es dazu bräuchte? Ich hoffe, Sie sind ein solch kämpferischer Proletarier.
Marx konnte den Finanzkapitalismus noch gar nicht kennen. Banken hatten damals eine ganz andere Größe, Bedeutung und Funktion als heute. Es gab ihn einfach nicht. Er hat sich später entwickelt, in D noch später als in den USA, und existiert neben dem Industriekapitalismus. In den Ländern des Finanzkapitalismus, also hier im Westen, werden die industriellen Kapitalisten von den Finanzhaien ebenfalls ausgebeutet. Sie haben den Vorteil, sich das von ihren Beschäftigten zum Teil zurückholen zu können. Sie haben Hudson weder richtig gelesen, noch verstanden. Darauf müssen Sie jetzt nicht eingehen, eine plausible und stringente Antwort auf die eingangs gestellte Frage würde reichen.
@ GP.0
Haben Sie gut geschrieben.
@Luck
Mit Ihrem Staats- und Demokratieidealismus finden Sie einen Seelenverwandten im Foristen arche/Arndt Noa.
Und natürlich auch in Rob Kenius, der in seinem Artikel allen Ernstes weismachen will, dass
“WIR vor gut 80 Jahren” die Sowjetunion “überfallen” hätten.
Ich stand damals “vor gut 80 Jahren” an der Gulaschkanone. Weiß ich noch wie heute.
Und Sie Luck, wo waren Sie damals “vor gut 80 Jahren” ? An der Ostfront als Adjutant des HSSPF Ostland Ogruf Friedrich Jeckeln?
Kenius lässt Overton zwar kolportieren, er würde eine “systemkritische Webseite” betreiben. Wie man aber sieht, passt kein Blatt zwischen Kenius und das deutschnationale Abziehbildchen, dass die Herrschenden aus ihm gemacht haben.
Solch vorgebliche “Systemkritik” belegt eine weitere Wesensverwandtschaft zwischen Kenius, arche/Arndt Noa und Ihnen.
Letztens hatten Sie mir ja Ihr Geheimrezept verraten, wie man den Kapitalismus, den Sie in derselben Verkennung wie Kenius als Neoliberalismus bzw. als “neoliberalen Staat” verstehen, angeblich “untertunnelt”.
Das Wort “untertunnelt” verwenden Sie, um damit den sozialdemokratisch-reformistischen Stallgeruch ihres Potpourris zu übertünchen. Keynes wäre es ein innerer Reichsparteitag, dürfte er Ihre verwegene Idee von marktgerechten staatlichen “Ausgleichzahlungen” für das Lumpenproletariat und andere arme Schweine noch miterleben.
Keynes würde sich mit Ihnen über eine solche “Vergesellschaftung der Produktionsmittel” freuen, deren sich der “Organisator Staat” bedient.
Hier in diesem Kommentarbereich räumen Sie dann aber ganz offenherzig ein, dass Sie nichts weiter im Sinn haben als den Kapitalismus zu reformieren.
Zusammen mit Ihrem Säulenheiligen Christian Felber haben Sie die geistig-moralische Wende vollzogen, dass der Kapitalismus doch gar nicht so böse sein müsste, wenn er nur mit dem richtigen Geheimrezept gepanscht würde.
Das zeigt nur eines: Sie haben vom Kapitalismus ebenso wenig verstanden wie Ihr Guru Felber und Rob Kenius.
Ich kenne nicht einmal einen Christian Felber.
Wie er dann als mein Säulenheiliger fungieren kann, bleibt mir rätselhaft.
Auch kenne ich die Ansichten von arche bzw. Arndt Noa zu wenig, um mich als im selbigen Boot befindlich zu bezeichnen.
Was ich aber kenne und sogar gut kennengelernt habe, sind die ökonomischen Entwicklungen der letzten 30 bis 40 Jahre. Und da weiß ich dann doch etwas mehr und habe mir selbst meine Reime darauf gemacht, nachdem ich mich vor einem guten Jahrzehnt von den oft unpassenden Reimen emanzipiert habe.
Ich bin sicher kein Sozialdemokrat, aber auch kein Sozialist bestimmter Prägung.
Und wer das von mir Geschriebene wirklich versteht, was durchaus bestimmtes Wissen voraussetzt, wird dies wohl auch nicht so sehen.
Aber ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn es jemand wie Pfarrer Nolte dennoch tut, obwohl ich diesem durchaus gehörige Kompetenz zubillige. Und das selbst, wenn er mich ins Lager irgendwelcher Grundeinkommensfetischisten verordnet, welche vom Wertgesetz in dessen funktionaler Bedeutung keine Ahnung haben und deshalb Scheinburgen bauen, welche sie weder organisieren noch finanzieren können. Dagegen habe ich die Reserven benannt, welche es zu heben gilt.
Im Gegensatz zu vielen anderen zeichnet mich eine dreckige Selbstsicherheit aus, welche Kapitalisten und Konservative zur Weißglut oder zum Verstummen treibt. Und bei Liberalen und Linken dürfte es nicht soviel anders sein. Diese dreckige Selbstsicherheit basiert aber auf einer eigenständigen Analyse und hat sich bisher (noch) jeden Tag bewährt. Wäre dem nicht so, würde ich schon lange nicht mehr leben.
Aber darum geht es gar nicht. Es geht um eine Emanzipation der Menschheit und ihrer Individuen ohne privilegierende Schranken im Rahmen der Möglichkeiten der jeweiligen Produktivitätslevel.
Und wenn dies jemand im Alltag praktiziert, dann bin es wohl ich. Und das in einem unverständlichen Übermaß.
Wenn ein reformierter Kapitalismus als Übergangsstadium zur menschlichen Emanzipation dienen kann, wähle ich diesen Weg und keinen einer verschlossenen Schranke.
Man wird sehen, wer die ökonomischen Diskussionen die nächsten Jahre bereichern wird.
Ich bin jedenfalls dazu bereit!
Na gut, wenn Sie den Felber nicht kennen, dann scheint er sich über das morphogenetische Feld Zugang zu Ihrem Geist verschafft und Sie dadurch zu seinem Jünger erkoren zu haben.
Am Ende dieses Kommentars stelle ich Ihnen untendrunter nochmal meine Kritik an Ihrem Geheimplan “Untertunnelung des Kapitalismus” vor, die bereits unter dem Waldrich-Artikel stand und die Sie in Ihrer “dreckigen Selbstgewisstheit” keiner Erwiderung für würdig befunden hatten. Da nehme ich auch Bezug auf viele Behauptungen, die Sie im hiesigen Kommentar servieren.
Dass es sich bei der “Untertunnelung” wirklich um einen streng geheimen Geheimplan handelt, verdeutlicht nochmal Ihre folgende Einlassung:
“Und wer das von mir Geschriebene wirklich versteht, was durchaus bestimmtes Wissen voraussetzt, wird dies wohl auch nicht so sehen.”
Ihr Geheimplan krankt demnach auch an 2 formallogischen Fehlern:
1. er kann nur von Eingeweihten und Erleuchteten verstanden werden, die dafür okkult-esoterisches Geheimwissen benötigen, wobei Sie dieses Wissen gar nicht teilen, sondern für sich behalten, wodurch
A) Sie nicht in Gefahr geraten, dass Ihr Geheimwissen einerseits sachlich überpüft und Sie ggf. widerlegt werden können und Sie andererseits nicht in die Verlegenheit geraten, dass sich genügend Mit”wisser” finden, die Sie inhatlich davon überzeugen konnten, dass der Kapitalismus und der “neoliberale Staat” endlich mal ordentlich “untertunnelt” gehören.
B) Sie allein bestimmen und entscheiden können, wer über das “richtige” Wissen verfügt, wer Sie und Ihr Geheimwissen “wirklich versteht”. Das macht die Sache tautologisch. Denn ob jemand über das richtige und genügend okkult-esoterisches Geheimwissen verfügt, entscheiden Sie allein und Sie allein entscheiden es allein danach, ob er/sie/ens die Sache so sieht wie Sie.
Es handelt sich also um ein elitäres, weder theoretisch noch empirisch überprüfbares und schon gleich nicht hinterfragbares Konzept, bei dem Sie selbst als Gralshüter und, sprechen wir es ruhig aus, als G u r u auftreten.
So würde sich auch Ihre “dreckige Selbstgewisstheit” erklären.
2. Ihr zweiter formallogischer Fehler besteht darin, dass Sie voraussetzen, dass jemand (den es gemäß Ihren eigenen Ausführungen kaum geben kann und darf), der Sie und Ihr Geheimwissen “wirklich verstanden” hat, Ihren Geheimplan automatisch als genauso goldrichtig und praktikabel wie Sie selbst einschätzt und nicht wie der ignorante Pfarrer Nolte (“wird dies wohl auch nicht so sehen.”)
Das ist schon ein ziemlich elitärer Guruanspruch.
Dass Sie damit “die ökonomischen Diskussionen die nächsten Jahre bereichern” könnten, während der Kapitalismus weiter funktioniert, dass es kracht, glaubt Pfarrer Nolte ohne besonderen Nachweis.
Warum nicht mal einen Artikel schreiben? Vielleicht sogar für Overton? Wenn Rob Kenius hier veröffentlichen darf, warum dann nicht auch Luck?
Ganz sicher unterkommen würden Sie damit bei Apolut oder Manova/Rubikon. Dort werden immer so “dreckig selbstgewisse” Vorstellungen gesucht wie Ihre, von der ich stark anzunehmen geneigt bin, dass sie in dieselbe Richtung gehen wie das, was dort ansonsten publiziert wird.
Es folgt die Kritik am Luck’schen Geheimplan “Untertunnelung des Kapitalismus” :
“”Fehlallokation der Produktionsmittel“. Da musste ich schmunzeln. Haben Sie schön gesagt.
Ob Ihr Konzept in der Realität funktionieren würde, weiß ich natürlich nicht. Für Pfarrer Noltes feines Näschen verströmt es aber ehrlich gesagt einen stark reformistischen Stallgeruch. Ein Riechfläschchen, mit dem der Patient Kapitalismus wohl kaum „untertunnelt“, sondern allenfalls gesundgebetet werden könnte.
„Ein Beginn wäre dabei die Etablierung von Ausgleichszahlungen für all jene, welche über den Markt strukturell zu wenig Einkommen beziehen, um damit vernünftig und ohne große Sorgen zu leben.“
Das musste ich zweimal lesen. Meinen Sie das ernst? Mich erinnert das an ein bedingungsloses Grundeinkommen. Damit wollen Sie den Kapitalismus „untertunneln“? Wenn ich mal so polemisch fragen darf: Sind Sie mit Felberismus infiziert?
Welches Interesse sollte die herrschende Klasse bzw. der bürgerliche Staat mit seinem Gewaltmonopol haben, Leuten „welche über den Markt strukturell zu wenig Einkommen beziehen“ , ein weitgehend sorgloses Leben zu ermöglichen?
Und umgekehrt: Wenn es wirklich gelänge, die Kräfteverhältnisse so zugunsten des Proletariats zu ändern, dass die „Fehlallokation der Produktionsmittel“ beseitigt werden könnte, und es also keinen Markt mehr gäbe, warum sollte man dann den armen Schweinen ausgerechnet mit marktgerechten „Ausgleichszahlungen“ zu Leibe rücken?
Leuchtet mir nicht ein.
Also falls Ihnen da wirklich so ein bedingsloses Grundeinkommen vorschweben sollte, dann ist dazu anzumerken, dass das Kapital in letzter ja selbst häufiger davon schwadroniert. Allein daran, dass die Gegenseite selbst auf solche Ideen kommt, ist schon erkennbar, dass Ihre „Ausgleichszahlungen“ wohl kaum geeignet sein dürften, den Kapitalismus zu „untertunneln“.
Empfehlen würde ich daher die Auseinandersetzung mit folgendem Text:
‚Arbeiten 4.0‘ im Zukunftsdialog
Das Kapital wirbt für das ‚bedingungslose Grundeinkommen‘, die Politik hält ‚gute Arbeit‘ dagegen.
Spitzenmäßige Antworten auf die widersprüchliche Inanspruchnahme der Lohnarbeit
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/bedingungsloses-grundeinkommen“
Pfarrer Nolte,
fiktive Fehler, welche auf massiven Fehlinterpretationen basieren, laste ich mir nicht an.
Wo habe ich von einem geheimen Geheimplan geschrieben?
Wenn ein Oberst Meyer davon schreibt, dass viele die Werttheorie nicht verstehen, gehe ich davon aus, dass ohne ein solches Verstehen vieles nebulös bleiben muss. Das hat aber mit keinem Geheimnis zu tun, sondern hat andere Ursachen.
Warum zitiert man Marx mit der Akkumulations- und Zirkulstionstheorie und scheint sie unter abgewandelten Vorzeichen dann doch nicht zu verstehen?
Was sind Zahlungsmittel? Fungieren diese nicht wie Geld oder dessen Äquivalente?
Und inwiefern gibt es kein Potential dafür, das Wertgesetz dahingehend auszureizen?
Angeblich soll es ja Überakkumulationskrisen geben. Warum sollte damit solchen nicht abzuhelfen sein? Bedingt versteht sich, keineswegs absolut.
Und warum sollte eine herrschende Klasse samt dem Staatsapparat kein Interesse daran haben, ein Revolutionspotential möglichst gering zu halten, wenn sich damit auch noch Geschäfte machen und Profite erzielen lassen?
Ich weiß, dass ich ein gefährlicher Spielverderber mit meinen Ansichten bin.
Das stört mich aber nicht. “Segui il tuo corso, el lascia dir le genti” fällt mir dazu auf Anhieb ein.
Ist dies auch ein Felber-Zitat?
Und seit wann werden kukturelle Eigenschaften irgendwie vererbt ohne Abstammungslinien oder was der morphologische Schnickschnack auch immer soll?
Übrigens habe ich hier die MMT schon seit etwa einem Jahr erwähnt und zu was sie taugen würde. Natürlich kann ein Pfarrer Nolte mit den herrschenden Kapitalisten und ihren Staatsträgern ein Bündnis abschließen, damit deren Nutzen nicht zum tragen kommt und aus diesem Grunde leichter Revolutionspotential erwächst. Dieses dürften die Kapitalisten leicht im Griff haben, meine Interventionsabsicht mit Sicherheit nicht. Denn sie eignet sich nicht nur als Gamechanger, sondern würde viel Licht in die Sache bringen.
Wie soll ich auf Dinge antworten, wenn ich teilweise erst nach 20 Uhr nach Hause komme, esse, wenns dumm läuft, dann schon fast aus Unkonzenzentriertheit einschlafe und später vielleicht noch dusche? Ich stehe zwischen 5 und halb sechs auf und arbeite fast den ganzen Tag draußen bei teilweise widrigen Witterungsbedingungen unter körperlicher Anstrengung und Konzentrationsnotwendigkeit. Ich vernachlässige meine eigenen Sachen massiv, um der Gesellschaft und konkret den Menschen dienlich zu sein. Die meisten Christen würden mich wegen Altruismus sofort hinrichten. Ein Pfarrer Nolte auch?
Sobald ich ein gewisses Zeitpotential in Aussicht haben sollte, werde ich mir schon überlegen, hier auf Overton etwas zu schreiben.
Nur wenn ich weder hier noch auf sozialen Medien ausreichend zum antworten komme, verbietet sich das eigentlich (vorerst) von selbst.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Wenn jemand natürlich für mich einen Ersatz hätte, könnten wir die Sache auch anders deichseln…
Provokante Grüße vom Großketzer
“Übrigens habe ich hier die MMT schon seit etwa einem Jahr erwähnt und zu was sie taugen würde.”
Achso, die MMT ist los. Das konnte ich ja nicht ahnen.
So lange arbeitet Pfarrer Nolte ja noch nicht in seiner neuen Missionstätigkeit.
Seit Pfarrer Noltes Auftauchen haben Sie sich dazu immer nur kryptisch-nebulös eingelassen.
Und Waybacklesen gibts bei mir nicht. Zu viel Stress.
Bei der MMT muss ich gestehen, dass ich nicht ganz bibelfest bin. Aber nachdem, was ich von der MMT weiß und was Sie darüber geschrieben hatten, ist das ähnlich sinnvoll um den Kapitalismus zu besiegen wie der Felberismus.
Taugt allenfalls zur Hoffung auf Gesundbeten des Kapitalismus.
“Wie soll ich auf Dinge antworten, wenn ich teilweise erst nach 20 Uhr nach Hause komme, esse, wenns dumm läuft, dann schon fast aus Unkonzenzentriertheit einschlafe und später vielleicht noch dusche?”
Pfarrer Nolte empfielt: Zuerst duschen! Dann schläft man auch konzentrierter.
“Natürlich kann ein Pfarrer Nolte mit den herrschenden Kapitalisten und ihren Staatsträgern ein Bündnis abschließen, damit deren Nutzen nicht zum tragen kommt und aus diesem Grunde leichter Revolutionspotential erwächst. Dieses dürften die Kapitalisten leicht im Griff haben, meine Interventionsabsicht mit Sicherheit nicht.”
Jetzt auch noch Pfarrer Nolte dafür verantwortlich machen wollen, dass der Kapitalismus durch Ihre konstruktiv-kritische “Untertunnelung” nicht in die Knie geht???!!!
Das könnte Ihnen so passen!
Pfarrer Nolte,
vielleicht muss man ja vor dem Duschen erst einheizen und isst dabei, bis das Wasser warm genug ist. Wenn man aber ohne konzenztierte Tätigkeit in den Schlaf fällt, weil man sich nicht dagegen wehren muss, dann ist dies eben so und dieses eben verhindert eine treue Beantwortung evtl. offener Fragen.
Da es hier, aber immer wieder um ähnliche Themen geht, können diese als Aufhänger dazu fungieren, eine Diskussion fortzusetzen.
Übrigens erübrigt sich ein zweiter Schritt, wenn der dritte schon gemacht ist.
Insofern ist das Vorhalten von Pfarrer Nolte, ich würde einer Kapitalismusreform alles unterordnen, obwohl ich explizit mehrmals von menschlicher Emanzipation geschrieben habe, ziemlich gegenstandslos und nur unter einer bestimmten Zweckvorstellung erklärlich. Das alles geistert unter der Wahnvorstellung, Reformen würden eine Revolution behindern oder sogar verhindern. Kapitalismus ist gleich in welcher Form nicht das Ende der menschlichen Geschichte. Außer natürlich dann, wenn diese einen Kurzschluss erleidet.
Es geht darum, die Vorgeschichte der Menschheit abzuschließen und deren Reproduktionsbedingungen ihrem kulturellen Potential gerecht zu machen.
Ein solcher Gedankengang ist ja völlig amarxistisch. Ob er felberischer Natur ist, weiß ich nicht, weil ich noch gar nicht gegoogelt habe.
Bei Auseinandersetzungen mit mir ist dabei durchaus zu beachten, dass ich sehr wohl registriere, welche Gedanken man andockt und welche man geflissentlich übersieht, obwohk diese der behandelten Thematik viel näher stehen.
Aber da man von verschiedenen Ställen kommt, wobei ich eigentlich ein Mustang in dieser Hinsicht bin, ist das in. gewisser Weise sogar verständlich.
Ist ganz interessant, was Luck und Pfarrer Nolte hier öffentlich zu besprechen haben. Da sowohl die große Revolution der Ausgebeuteten als auch die große menschliche Emanzipation noch Lichtjahre vom Hier und Jetzt entfernt sind, dürfte die Unterhaltung noch für viel Unterhaltung sorgen. Vielleicht sucht das ZDF bald würdige Nachfolger für „Lanz und Precht“?
Soeben wollte ich Oberst Meyer, Pfarrer Nolte und Krim dafür danken, dass sie den mit dem demokratischen Kapitalismus gesamtkörperlich einverständigen Kenius hinreichend in seine selbst aufgestellten Schranken verwiesen haben, da unterstellt mir Pfarrer Nolte zum wiederholten Male Staats- und Demokratieidealismus, obwohl ich mich hier in diesem Thread noch gar nicht geäußert habe.
Irgendetwas habe ich in anderen Beiträgen offenbar auf irgendeine Weise in Pfarrer Nolte angetriggert, was ihn in obsessiv wirkender Weise zwingt, mich zum Staats- und Demokratieidealisten abzustempeln.
Ich ahne zwar, was es sein könnte, aber möglicherweise kann Pfarrer Nolte mich (und andere) aufklären, woran er meinen angeblichen Staats- und Demokratieidealismus glaubt festmachen zu können.
Warum den Begriff des Staatsidealismus zu eng sehen, womit er zum Vorwurf gebraucht wird, anstatt das dialektische Bereichspotential erörtend in den Diskurs aufzunehmen?
Wenn mich ein Islamist oder Kathole der Ungläubigkeit zeihen will, geht mir dies auch am Allerwertesten vorbei. Im Gegensatz zu solchen herz- und hirnlosen Nullen, welche Lebenserfahrung durch Dominanz-Gehabe wettmachen wollen, weiß ich wirklich, wo der Most angerührt wird.
@arche
Besten Dank für Ihre Dankbarkeit und Ihren Zuspruch, auch wenn Sie die ob meiner Störung Ihrer Sonntagsruhe nur unfertig zum Ausdruck bringen konnten.
Was das ist, was den Pfarrer Nolte da “angetriggert” hat, Sie zum “Staats- und Demokratieidealisten abzustempeln”, ist Ihr Staats- und Demokratieidealismus, den Ihnen Pfarrer Nolte immer wieder nachweist, bisher letztmals unter Wolf Wetzels “Remigration ist deutsche Staatsräson” .
Können Sie dort gerne nachlesen.
Wer den Kapitalismus grundsätzlich nicht verstanden hat oder verstehen will, muss diesen Begriff und was er meint natürlich als “vage” , “unklar” und “verwirrend” denunzieren.
Eine recht gute, auch auf diesen Beitrag möglicherweise passende Klarstellung dazu gab es seinerzeit mal hier:
https://telepolis.de/-4406088
Der Autor dieses Beitrages, Tomasz Konisz, hat aber auch den Begriff des Antisemitismus nicht verstanden und dichtet geisternd auch humanitär Gesinnten Antisemitismus an, ohne dies vom wirklichen Antisemitismus unterscheiden zu wollen.
Dass Kapitalverwertung das automatische Subjekt ist, bei dem gewisse Interessen ihren jeweilgen Senf beigeben (wollen). erschließt sich auch ohne marxistische Kenntnis. Die Basis dafür ist aber relative Alternativlosigkeit oder irgendein Restvertrauen auf das geschwundene Wohlstandsversprechen. Man richtet es sich dann eben individuell so ein, dass man nicht zu den Gelackmeierten zählt, sofern die Möglichkeit dafür vorhanden ist.
Dem meisten Kommentaren wird sich die argumentative Nähe zu Alphonse Toussenel nicht erschliessen.
Wie sollte sich eine gewisse Nähe zu Toussenel erschließen können, wenn man weder seinen Namen noch dessen Werk kennt?
@Luck https://overton-magazin.de/top-story/das-gespenst-des-kapitalismus-vertreiben/#comment-99108
“Kapitalisten (besonders westlicher Prägung) geht es um partikularen Profit.
Weil in China die Arbeitszeiten länger sind und die Arbeitsstunde auch noch (erheblich) billiger, ergibt sich daraus logisch ein Standortvorteil aufgrund geringerer Kosten.”
Mit der Logik ist es so eine seltsame Sache. Wenn man die Bilanzgrenzen nicht richtig zieht, bekommt man immer das gewünschte Resultat. Hudson hat es eindeutig herausgearbeitet. In China sind die Arbeitskräfte billiger, weil die Kosten für Wohnen, Bildung, Gesundheit, Altersvorsorge, Energie, Wasser, Öffentlichen Verkehr usw. wesentlich geringer sind als hier bei uns, weil nicht privatisiert. Die abhängig Beschäftigten hierzulande müssen einen wesentlich größeren Anteil dafür von ihrem Einkommen aufbringen, der dann für andere Dinge fehlt. Die Lohnstückkosten können hier deshalb nicht noch weiter auf Kosten der Beschäftigten gesenkt werden. Das fließt alles in der FIRE-Sektor, der sich nach 2008 noch einmal in unglaublichem Maße aufgebläht hat.
“Die USA können oder vielmehr müssen jetzt wieder verstärkt darauf schauen, outgesourcte Produktion zurück zu holen.”
Das ist reines Wunschdenken. Kürzlich wurde gemeldet, dass nicht einmal die Minuteman-3-Atomraketen ordnungsgemäß gewartet werden können, da die Fachkräfte dafür nicht mehr da sind. Wer soll denn in den neu aufzubauenden Werken arbeiten? KI ist noch nicht so weit. In den nächsten Jahren können sich die USA noch damit über Wasser halten, ihre engsten “Verbündeten”, also Vasallen wie wir, auszupressen. Aber auch das wird ein Ende haben.
“Was ich aber entschieden kritisiere, ist dieses nostagische Element eines Industrie-Kapitalismus”
Wenn sie sich verfahren haben, bezeichnen Sie es sicher nicht als Nostalgie, umzukehren und den richtigen Abzweig zu nehmen. Es gibt den Kapitalismus nicht per se und der hier im Westen ist nicht der einzige und immer offensichtlicher nicht der beste für die Mehrheit der Menschen. Das eine Prozent, welches wirklich profitiert, freut sich über solche Befürworter wie Sie, die sich mit einem Häppchen abspeisen lassen und sich dabei als “ziemlich unverbildet und immer noch irgendwie auch ein naiver Kindskopf” bezeichnen. In meinen Augen gehören Sie zu den Menschen, die intellektuellenfeindlich und zu faul zum Denken sind. Der Satz “Da kann ein Gegenüber noch ein so hochgelobter Professor oder Nobelpreisträger sein.” Sagt da mehr über Sie, als Ihnen bewusst ist.
“Kapitalismus entwickelt sich per se eben so und kennt kein optimales Endstadium”
Dazu noch ein Tipp. “Die Kuh im Propeller” von Michail Michailowitsch Soschtschenko.
https://www.youtube.com/watch?v=y3Ooq7MjWdk
Darin heißt es: »”Also, so ist das, das Flugwesen, Genossen Bauern! Da ihr ein, naja, na Gott naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen. Hier, sagen wir mal, ist Deutschland und dort vielleicht Frankreich. Hier Rußland und da – naja, überhaupt…”
“Worüber redest du eigentlich, Väterchen?” fragten die Bauern.
“Worüber?” erwiderte Kossonossow empört, “über das Flugwesen natürlich! Blüht halt sehr auf, das Flugwesen! Hier ist also Rußland und hier ist China.”
Die Bauern hörten finster zu. “Halt’ dich nicht auf!” rief jemand von hinten. “Red’ weiter!”
“Ich halt’ mich ja gar nicht auf”, sagte Kossonossow eingeschüchtert. “Ich red’ ja über das Flugwesen. Es entwickelt sich bei uns, Genossen Bauern, nichts dagegen zu sagen, was wahr ist, ist wahr!”
“Hm, etwas unverständlich,” rief der Vorsitzende. “Sie, Genosse, müssen etwas volkstümlicher sprechen, bitte, daß Sie die Masse auch versteht!”«
»Ja, ja, ja, verschiedenes passiert so! Da ist einmal eine Kuh bei uns in den Propeller gekommen! Ritsch, ratsch, weg war sie! Auch Hunde!”
“Und Pferde?” fragten ängstlich die Bauern. “Auch Pferde, Väterchen?”
“Auch Pferde!” sagte stolz im Brustton der Überzeugung der Redner. “Das kommt oft vor!”«
Kann man nun umkehren, wenn man sich verfahren hat oder nicht?
Fehlende Techniker für bestimmte Raketen sind also das Grundproblem für eine Heimholung von Industrien?
Liegt es nicht vielmehr an Renditeerwägungen oder ideologisch an komparativen Kostenvorteilen?
Finanzkapitalismus ist die logische Folge vom Industriekapitalismus. Dass es dabei Interessen gibt, welche als Allgemeinwohl verkauft werden, aber nicht dazu taugen, ist doch keine neue Erkenntnis. Das gleiche gilt für die Reproduktionskosten von Arbeit.
Aber war dies das eigentliche Thema und nicht vielmehr eine nostalgische Verklärung von Industriekapitalismus?
Und basiert eine solche Nostalgie nicht auf einer Verkennung der Produktionsprozesse und Austauschbeziehungen?
Warum Kopfstände als kuturelles Mimikri veranstalten, wenn es direkt viel einfacher gehen würde?
Warum nicht die gesellschaftlichen Produktivkräfte wüten lassen, anstatt durch überbordenden Bürokratismus und Spezialideologie Organisation erschweren und teilweise verunmöglichen?
Warum darf die Maus nicht die Mäuse fangen, wenn sie es schon könnte, aber manchen damit ins Profit-Kalkül pfuscht?
Wer glaubt, dass hier nur ein Prozent von den gegenwärtigen Zuständen profitiert, wird sich erheblich wundern, wie schwer es ist mittels Änderung des Geschäftsmodells die Unzufriedenheit nicht zu vergrößern.
Viele Drecksarbeit wurde wie auch immer outgesourct. Die nationalistischen Pimmelbrüder würden eine Menge Verfluchungen in die Welt setzen, wenn sie selbst mit deren Erledigung konfrontiert würden.
Übrigens: Wer Köder ad hominem verwendet, sollte sich nicht daran verschlucken.
“Fehlende Techniker für bestimmte Raketen sind also das Grundproblem für eine Heimholung von Industrien?
Liegt es nicht vielmehr an Renditeerwägungen oder ideologisch an komparativen Kostenvorteilen?”
An Ihren Fragen merkt man, dass Sie noch nie mit komplexen Produktionsprozessen zu tun hatten und dafür die Buzzwords des Neoliberalismus auswendig gepaukt haben. Für solche Prozesse benötigt man Menschen mit spezifischen Erfahrungen. Deutschland könnte gar keine Atomkraftwerke mehr betreiben, weil die langwierig ausgebildeten Spezialisten entweder in Rente gegangen oder längst woanders beschäftigt sind. Da nutzt kein Geld. Das arbeitet nämlich nicht. Sie werden das noch auf die harte Tour lernen, dafür sorgt unsere gegenwärtige Regierung schon.
“Finanzkapitalismus ist die logische Folge vom Industriekapitalismus.”
Sie haben es irgendwie mit der Logik. Wahrscheinlich meinen Sie zwangsläufig. Aber auch das müssten Sie erst einmal beweisen. Industriekapitalismus ist keine Nostalgie. Es ist auch keine Erscheinungsform des Kapitalismus, die notwendigerweise vom Finanzkapitalismus abgelöst werden müsste. Geld kann man nicht essen. Und man kann für Geld auch nicht alles kaufen. Was man fürs Leben braucht, in welcher Form auch immer, muss erst einmal produziert werden. Und da sind wir wieder bei den Fachkräften. Wenn die erst einmal weg sind, wird es sehr schwer, neue heranzubilden. Der Westen ist nicht das erste Imperium, welches untergegangen ist. Schauen Sie sich in der Geschichte um. Die ist voll davon, wie die Blütezeit einer Epoche von innerem Zerfall abgelöst worden ist.
Deutschland ist mit dem 1. Weltkrieg falsch abgebogen. Den Rest haben die Amerikaner erledigt, so wie sie auch das britische Imperium abgewickelt haben. Noch bis 2006 haben die Briten als Siegermacht des 2. Weltkriegs Schulden bei den Amerikanern abgestottert. Jetzt werden die Amerikaner ihre Schulden abstottern müssen. Dazu müssten sie aber erst einmal ihre Infrastruktur erhalten können und Industrieproduktion völlig neu aufbauen. Unser Land könnte wieder zurückkehren. Aber dafür müssten auch Sie sich von der neoliberalen Ideologie verabschieden so wie die Vulgärmarxisten von ihrer primitiven Vorstellung der Überwindung des Kapitalismus durch Revolution. Der Kapitalismus wird sich erst überflüssig machen, wenn er die Produktivkräfte nicht mehr weiterentwickeln kann. Das hat Marx schon vorhergesagt.
“Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse sich erweitern; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer im Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann.
Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung.”
Aus: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band. Berlin 1988. S. 828.
“Noch bis 2006 haben die Briten als Siegermacht des 2. Weltkriegs Schulden bei den Amerikanern abgestottert. Jetzt werden die Amerikaner ihre Schulden abstottern müssen.”
Da stellt sich sofort die Frage, bei wem die USA ihre Schulden abstottern müssen. Bei wem sind die USA verschuldet? Vermutlich bei westlichen Banken, Versicherungen usw. Aber auch bei Staaten die ihren Export in die USA mittels US-Schulden tätigen. Bei denen sammeln sich US-Staatsanleihen, wie in China, Japan und wohl auch in Deutschland.
Mit Ihrer These vom unproduktiven Finanz- und Rentier-Kapitalismus (die ich teile) ergibt sich folgende Problematik: Wenn der Westen sich zunehmend von der Produktion verabschiedet und auf den Finanzkapitalismus setzt, da profitabler weil mit Zinsen, Pachten, Mieten, Lizenzgebühren, Patenten usw. leichter Geld verdient werden kann als mit dem alten Industrie-Kapitalismus. Und dieser im Westen etablierte Finanzkapitalismus die Verbindung zur realen und werthaltigen Produktion im Rest der Welt verliert, dann dürften seine Tage gezählt sein. Dann dürfte aus dem angesammelten Reichtum im Westen eine gigantische Luftnummer geworden sein. Dann stellt sich wieder einmal heraus, dass man Geld nicht essen kann.
Allerdings lösen sich dann mit dem Zusammenbruch des westlichen Dollar-Finanzsystems auch die horrenden Staatsschulden der USA in Luft auf. Die USA werden also keine Schulden “abstottern” müssen. Das weis man in den USA, und natürlich auch in China, deren gehortete US-Staatsanleihen dann wertlos werden, weshalb es die Chinesen mit der Liquidation des Dollar-Systems nicht eilig haben. Noch profitieren die Chinesen vom Handel mit dem Westen, aber der Kipp-Punkt rückt näher (wenn für die Chinesen durch westliches Handeln ein Nachteil entsteht) – der ja vom Westen selbst vorangetrieben wird.
Michael Hudson hat 2022 eine Übergangsperiode von 20 Jahren vorhergesagt. Hier einige Texte dazu von ihm:
Das Ende der westlichen Zivilisation – Warum es ihr an Widerstandskraft mangelt und was an ihre Stelle treten wird
https://uncutnews.ch/michael-hudson-das-ende-der-westlichen-zivilisation-warum-es-ihr-an-widerstandskraft-mangelt-und-was-an-ihre-stelle-treten-wird/
Amerika hat gerade ein großes Reich zerstört
https://seniora.org/politik-wirtschaft/exklusivmeldung-michael-hudson-amerika-hat-gerade-ein-grosses-reich-zerstoert
Amerika besiegt Deutschland zum dritten Mal in einem Jahrhundert
https://www.forumaugsburg.de/s_3themen/Osteuropa/220307_amerika-besiegt-deutschland-zum-dritten-mal-hudson-escobar-ukrainekonflikt-1/index.htm#__RefHeading___Toc5811_108477642
Wie die Welt nach dieser Periode aussehen wird, unter der Voraussetzung, dass die USA sie nicht in den Abgrund einer atomaren Katastrophe reißen, ist noch nicht sicher. Aber bisher wurde Geschichte immer von den Siegern geschrieben, die den Verlierern ihren Willen aufzwangen. Dann werden möglicherweise zukünftige Generationen von US-Amerikanern einstehen müssen.
Ich gehe davon aus, dass es keine Sieger geben wird (von BRICS+ wird auch kein Krieg oder sonst ein Entscheidungskampf angestrebt, wäre auch zu riskant für die Menschheit). Angestrebt ist ein langsames Zurückdrängen der westlichen Vorherrschaft und das Einfügens der USA und des Westens in eine multipolare Welt. Benötigt wird das im Westen angesammelte Kapital zur Entwicklung der Welt.
Die Thesen vom Michael Hudson sind mir bekannt, ich besuche regelmäßig nakedcapitalism.com.
Liebes Overton, könntest Du oben irgendwo „Anzeige“, „Buchempfehlung“ oder „Buchbesprechung des Autors“ anbringen?
Den gespenstischen Versuch ans Manifest der KP anzudocken, empfinde ich als peinlich. Der Autor hat Keynes vermutlich nicht gelesen. „Geldüberfluss“, Inflation dient dem Autor als argumentativer Übergang zum Neoliberalismus, einer weiteren Ideologie. Auch Aussagen wie Fiskalpolitik wäre logisch wurden von Ökonomen wie H. W. Sinn ad absurdum geführt.
Fourier und Toussenel bestellen schöne Grüsse: Sobald man eine Ideologie (Kapitalismus) und eine Wissenschaft (Ökonomie) diskutiert, entstehten Nullhypothesen wie Finanzfeudalismus. Für Feudalismus gilt, man kann jeden beliebigen Präfix davor setzen: Cyberfeudalismus (Herrschaft durch Kybernetik), Parlarmentsfeudalismus (Herrschaft des Parlarments), Technologiefeudalismus (Herrschaft durch Technologie) usw. usf.
Feudalismus als Vorstufe zum Kapitalismus ist eines von Marx Argumenten, ergo Finanzfeudalismus ist redundant, weil Vorstufe und ursächlich für eben diesen.
Ich fands so schlecht, ich musste da hinklicken und wurde nicht enttäuscht. Die Leseprobe bietet nix neues, stattdessen werden alte Thesen wie Lokalwährungen bemüht und Konzepte wie Bancor (Keynes) neu erfunden. Liest sich wie eine Verschwörungserzählung: »Bis heute ist diese Idee nicht an sich selbst gescheitert, sondern an der Macht der Finanzwelt.« Und da wären wir dann bei Toussenel.
Ich schätze Debattenvielfalt, solche Beiträge, schlechte maschnielle Übersetzungen Schaden der Glaubwürdigkeit eines von der VGWort, Buchkomplizen querfinanzierten Mediums: https://de.wikipedia.org/wiki/Marktversagen
Frederick Ehler scheint der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein, weder im Lesen noch im Schreiben. Anders kann ich seinen Kommentar zu meinem Artikel nicht deuten. Ich sehe kaum einen Zusammenhang außer einer überheblichen Feindseligkeit, die mich grundsätzlich nicht überrascht, weil ich einen der größten Patriarchen anzweifle und dessen seit 150 Jahren etablierte Ideologie als unzeitgemäß ansehe. Genau das gebe ich zu, es war die Intention, diesen Text zu schreiben, und ich bin dankbar, dass er hier veröffentlicht wurde, obwohl es ein Sakrileg ist, änlich wie Gotteslästerung.
Rob Kenius
https://kritlit.de
Wie kann man “einen der größten Patriarchen anzweifeln und dessen seit 150 Jahren etablierte Ideologie als unzeitgemäß ansehen” wenn man seine Schriften und Theorien gar nicht kennt? Aus ihrem Text geht eine grundlegende Kenntnis jedenfalls nicht hervor. Spricht da vielleicht ein gewisser Neid aus Ihnen da Sie keinen Zugang zu den Theorien des großen “Patriarchen” finden können? Vermutlich auch gar nicht finden wollen. Wie sonst kämen Sie auf die Idee, ihr Allerweltstext wäre “ein Sakrileg … änlich wie Gotteslästerung”?
Man muss sich mit einer Ideologie oder Religion nicht vollständig auseinandersetzen, um sie für ungültig zu halten. Wenn ich nicht an Gott glauben will, muss ich nicht Theologie studiert haben, um die Lehren der Kirche in Frage zu stellen.
Wenn ich sehe, wie der Begriff des Geldes, seine Menge, Funktion und Verfügbarkeit sich in den letzten 50 Jahren verändert hat, will ich mich nicht mit dem Geldbegriff von Karl Marx vor 150 Jahren auseinandersetzen, sondern ich kritisiere den Neoliberalismus.
Wenn mir jemand sagt, ich müsste mehr Marx lesen, dann sage ich nein, ich will mich nicht in eine Diskussion über Marx hinein ziehen lassen. Und ich sage: Lies mal Thomas Piketty, dann kannst du das meiste von dem vergessen, was Marx geschrieben hat.
Rob Kenius
https://kritlit.de
Zu den “Staatsschulden”: Wer hatte eigentlich so viel Geld, es den Staaten zu leihen? Und warum haben denn diese “Verleiher” des Geldes überhaupt selbst noch Geld? Ich meine, es geht ja nicht bloß um ein paar Tausender.