
Unzeitgemäße Erinnerung zur Zeitenwende – Essay zur Neuausgabe der Harnack-Studie „Militia Christi“ von 1905.
Der nachfolgende Essay, gekürzt um Anmerkungen und Quellennachweise, ist entnommen einer aktuellen Neuedition der vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Pionierstudie „Militia Christi“ Adolf von Harnacks über „Christliche Religion und Soldatenstand in den ersten drei Jahrhunderten“. Der Theologe Franz Segbers, emeritierter Professor für Sozialethik, erhellt darin den Gegenwartsbezug einer Erinnerung an den Pazifismus der Alten Kirche.
Losung Kriegstüchtigkeit
Dass zur Kriegstüchtigkeit ermuntert wird, kennt die deutsche Geschichte nur zu gut. Das Wort „Kriegstüchtigkeit“ ist verräterisch. Die mittelhochdeutsche Wurzel des Wortes meint „taugen“. Und wenn etwas taugt, dann ist es verwendbar. Man muss nur „es“ durch ‚Männer‘ und ‚Frauen‘ ersetzen, dann enthüllt der Begriff Kriegstauglichkeit seine rhetorische Martialität.
Der Publizist Heribert Prantl hat recht, wenn er die Losung ‚Kriegstüchtigkeit‘ „eine Beleidigung für die Mütter und Väter des Grundgesetzes“ nennt (Den Frieden gewinnen 2024, S. 56). Den Zweiten Weltkrieg gerade überwunden – und manchem von ihnen war auch das Grauen des Ersten Weltkriegs noch in bedrückender Erinnerung, hatten sie nämlich in die Präambel des Grundgesetzes wie eine Mahnung den Auftrag hineingeschrieben, „dem Frieden der Welt zu dienen“. Ihnen schwebte ein Manifest des Friedens mit einem nachdrücklichen Friedensgebot in der Verfassung vor. Nach 1945 sollte alles anders werden.
Wohin die Kriegsertüchtigung gerade auch Deutschland geführt hat, war im 20. Jahrhundert in zwei Weltkriegen leidvoll zu besichtigen. Deshalb lohnt ein Blick in das Jahr 1905, als Adolf von Harnack seine Schrift „Militia Christi – Die christliche Religion und der Soldatenstand in den ersten drei Jahrhunderten“ publizierte. Themen haben ihre Zeit. Es war die Zeit des Vorabends, als der Erste Weltkrieg bereits dunkel heraufzog. Mitten in der heraufdämmernden Katastrophe des Ersten Weltkriegs verweist Harnack in wissenschaftlicher Distanz auf das Evangelium, das „alle Gewalt ausschließt und nichts Kriegerisches an sich hat oder auch nur dulden will“ (Militia Christi 1905, S. 2).
Wenn Harnack den konstitutiven Grund des Evangeliums als friedfertig und allem Kriegerischen fremd beschreibt, entpuppt sich zugleich der Nationalprotestantismus mit seiner Kriegs- und Gewaltverherrlichung als ein entfremdetes, verfälschtes, in ideologische Gefangenschaft geratenes Christentum. Das macht seine Studie – sicherlich gegen die Absicht des Autors – zu einer für den Zeitkontext keineswegs harmlosen Erinnerung an „die Unverträglichkeit des Christen- und Soldatenstandes“ (ebd., S. 69), an den Gegensatz von Kriegshandwerk und Evangelium. Aber die nationalprotestantische Theologie folgte der politischen Agenda und unterstützte mit erbaulicher Andacht oder theologischer Reflexion eine vermeintlich naturwüchsige Kriegslogik. Auch hier gilt jedoch, dass kein theologischer Satz unpolitisch ist.
Das Jahr 1905, als Harnack seine Studie „Militia Christi“ veröffentlichte, war ein Jahr, in dem um den Frieden gerungen, aber auch zum Krieg angestachelt wurde. So hatte am 1. April 1905 der Reichstag ein Gesetz über die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres verabschiedet. Die Landstreitmacht sollte in vier Jahren um 10.000 Mann auf insgesamt rund 500.000 aufgestockt werden. Die SPD mobilisierte am 9. Juli 1905 zu einer Massenkundgebung in Berlin gegen die drohende Kriegsgefahr angesichts der Marokko-Krise. 18.000 Teilnehmer versammelten sich, um die Verbundenheit der deutschen und der französischen Arbeiter zu bekunden. Doch durch eine persönliche Intervention von Reichskanzler Bernhard Graf von Bülow wurde die Teilnahme des französischen Sozialistenführers Jean Jaurès verhindert. Im Sommer vereinbarten Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. am 25. Juli ein Verteidigungsbündnis: Deutschland und das Russische Reich verpflichteten sich für den Fall eines Angriffs einer europäischen Macht zur gegenseitigen Hilfeleistung. Und am 10. Dezember 1905 erhielt erstmals mit der Friedensaktivistin Bertha von Suttner eine Frau den Friedensnobelpreis – vor allem wegen ihres Romans „Die Waffen nieder“.
In diesem Jahr von drohender Kriegsgefahr, Aufrüstung und deutsch-französischen Friedenskundgebungen hatte der angesehene Theologe Adolf von Harnack seine hochgelehrte und akademische Abhandlung mit dem lateinischen Titel „Militia Christi“ scheinbar ungerührt von der Vorgängen außerhalb seiner Studierstube vorgelegt. Der lateinische Buchtitel zeigt an, dass die Schrift nicht fürs gemeine Volk gedacht war.
Bereits das Vorwort lässt aufmerken, benennt es doch als das Besondere am Verhältnis der christlichen Religion zum Heer, dass sich die „alten Christen – vor allem im Abendland – auch als Krieger Gottes empfanden“ (ebd., S. VI), doch mit den „Waffen“ des Friedens und der Gewaltlosigkeit. Harnack muss den Widerspruch gespürt haben, denn er formuliert gleich zu Beginn den Kontrapunkt: „Aber ‚der Krieg‘ ist eine der Grundformen alles Lebens, und es gibt unveräußerliche Tugenden, die im Kriegsstande ihren höchsten oder doch ihren symbolischen Ausdruck finden – der Gehorsam und der Mut, die Bereitschaft und Treue bis zum Tode.“ (ebd., S. 2)
Wer so schreibt, ist unverdächtig, die Gewaltfreiheit und die Absage an Gewalt und Krieg, wie sie Theologen zur Zeit der Alten Kirche vertreten haben, verherrlichen zu wollen. Für Harnack ist der Krieg etwas Naturwüchsiges, gar Tugendhaftes. So wird er auch nur wenige Jahre später im Ersten Weltkrieg junge Männer mit feurigen Kriegspredigten zur Kriegstüchtigkeit ermutigen. Der Krieg, seine theologische Rechtfertigung und Unterstützung waren zu einer unhinterfragten Christentumspraxis verfeindeter christlicher Nationen geworden. Nur wenige und marginale Milieus der europäischen Christenheit entzogen sich dieser Dynamik.
Die Kirchen Europas stellten sich im Ersten Weltkrieg jeweils ihren Staaten zur Verfügung und gestanden ihnen ihr ‚Recht auf einen gerechten Krieg‘ zu: Die deutsche Kirche dem Deutschen Reich, die Church of England dem Vereinigten Königreich und die Fédération Protestante de France der französischen Nation. Jede Nation hatte ihr „Gott mit uns“, wie es auf dem Koppelschloss deutscher Landser hieß. Christliche Legitimationsformeln wurden zur bloßen Bemäntelung handfester Interessenkonflikte. Die christlich geprägten Länder hatten sich alle mit ihren christlich gebildeten Eliten und christlich erzogenen Bevölkerungen kriegstüchtig gemacht.
Weltgeschichtliche Zeitenwende: Schwerter zu Pflugscharen
In diese Gesellschaft hinein spricht Harnack mit seinem Buch über die „Militia Christi“, den Soldatendienst für Christus, der doch so ganz anders war als der Soldatendienst im kriegstüchtig aufgerüsteten Heer. Der Titel greift eine Metapher aus dem Militärkontext auf, die bereits Paulus immer wieder herangezogen hatte, um die christliche Existenz zu charakterisieren (Eph 6, 10-20; 1 Kor 9, 24-27; 1 Thess 5, 8-9). Wie Soldaten sollten Christen sich eine Rüstung anlegen, um für das „Evangelium vom Frieden“ (Eph 6, 15) einzutreten. Diese paulinische Metapher wird für die nächsten drei Jahrhunderte den ausschlaggebenden Hintergrund für die Einstellung der Alten Kirche zum Militärdienst bilden, bis sich nach Konstantins Wende die Haltung ändern wird.
Die Metapher der „Militia Christi“ verwundert zunächst kaum, war doch im Römische Imperium das Militär nicht nur überall präsent, sondern auch tragende Säule und Stütze bei der Absicherung von Herrschaft. Die Pax Romana war ein durch das Militär gefestigter ‚Friede‘: Krieg gilt als Voraussetzung des Friedens. – Diesem Gewaltfrieden hält Jesus entgegen: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10, 34). Dem ‚Frieden‘ nach Roms Art bringt Jesus das „Schwert“. Dass dieses nicht wörtlich zu verstehen ist, zeigt der Zusammenhang, denn es ist ein bildhafter Ausdruck für die Entzweiung im Haus.
Der Friede, wie ihn die Pax Romana meint, ist eine Ordnung der Ausplünderung und Ausbeutung der unterworfenen Provinzen (Wengst: Pax Romana 1986, S. 80ff). Der militärisch hergestellte und durchgesetzte Friede ist begleitet von Leichen, Blut und Leid, deren Ausmaß schier unvorstellbar ist. Die „Militia Christi“ – der Soldatendienst für Christus, von dem Paulus und die Theologen in der Alten Kirche sprechen – unterscheidet sich auf dramatische Weise von dem durch den erfolgreichen Einsatz der römischen Legionen militärisch-gewaltsam abgesicherten Frieden. Nicht der Kaiser bringt mit seinen Legionären den Frieden, sondern die „Militia Christi“. Der ‚Friede‘, den Rom bringt, beruht auf militärischer Gewalt. Die „Militia Christi“ hat einen polemischen Unterton, sie zielt auf einen Gegenentwurf zur imperialen Kaiserideologie Roms.
Das war eine mutige Behauptung dieser kleinen Schar von Christen, die in den ersten drei Jahrhunderten kaum mehr als zehn Prozent der Bevölkerung ausmachte. Doch es ging um die Mitte der Kirche und des Glaubens – im Widerspruch zum römischen Militärstaat und seiner Art, „Frieden“ zu schaffen. In heftigen Disputen mit den jüdischen Gelehrten rangen die Theologen und Kirchenväter in der Zeit der Alten Kirche darum, ob dieser Jesus von Nazareth, der als politischer Verbrecher von den Legionären Roms gekreuzigt und umgebracht worden war, wirklich der von den Propheten verheißene Messias ist.
Der zentrale jüdische Einwand, der bis heute zu Recht erhoben wird, lautete: Wenn der Messias kommt, dann gibt es die entscheidende Zeitenwende zum Frieden. Gemeint ist kein Friede in der Ferne eines Reiches Gottes, das erst nach der Welt kommt. Zum Messias gehört unabdingbar, dass er den Frieden bringt. Und gibt es keinen Frieden, dann ist der Messias auch noch nicht gekommen. Der große jüdische Gelehrte Leo Baeck (1873-1956) schreibt im Kompendium über „Die Lehren des Judentums nach den Quellen“ (1928/30) deutlich, dass es der biblisch-jüdischen Friedenshoffnung um einen Frieden in der Welt geht: „Wo der Friede ist, dort ist das Reich Gottes, er ist die Welt, in der das seine Erfüllung hat.“ Ist der Friede also nicht greifbar da, dann sind auch der Messias und das Reich Gottes noch nicht gekommen.
Die Theologen wie Justin wussten um diese gesellschaftlich greifbare und konkrete Friedenshoffnung der Propheten. Justin (100 bis 165) berichtet über einen Disput mit dem Juden Tryphon, der ihn fragt, wo denn eingetreten sei, was die Propheten erwarteten. Justin verweist auf die Kirche: „Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte.“ (Dialog, 110) Justin bezieht sich auf den wohl größten Friedenstext der Menschheitsgeschichte, den Ernst Bloch „das Urmodell der pazifistischen Internationale“ genannt hat. Es ist die doppelt überlieferte prophetische Friedensvision, Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden (Micha 4, 3 / Jesaja 2, 4).
Für Kirchenvater Origenes (185 – 253/254) ist die „Militia Christi“, der Kriegsdienst Christi, ein Friedensdienst im Sinne dieser Friedensvision der Propheten Micha und Jesaja: „Wir sind gekommen nach den Weisungen Jesu, um die geistigen ‚Schwerter‘, mit denen wir unsere Meinungen verfochten und unsere Gegner angriffen, zusammenzuschlagen ‚zu Pflugscharen‘, und ‚die Speere‘, deren wir uns früher im Kampfe bedienten, umzuwandeln zu ‚Sicheln‘. Denn wir ergreifen nicht mehr ‚das Schwert gegen ein Volk‘, und wir lernen nicht mehr ‚die Kriegskunst‘, da wir Kinder des Friedens geworden sind durch Jesus, der unser ‚Führer‘ ist.“ (Origenes: Gegen Celsus)
Auch der Kirchenvater Irenäus von Lyon (130-202) brachte gegen jüdische Einwände keine theologischen Argumenten vor, sondern den Verweis auf eine Praxis, die „eine so große Veränderung bewirkt hat, dass … aus den kriegerischen Schwertern und Lanzen Pflugscharen und Sicheln gemacht“ worden sind. Dass Jesus der erwartete Messias ist, wird sichtbar und beweist sich in der Erfüllung der prophetischen Friedensvision. Diese Erfüllung ist eine Praxis von Christen, die von sich sagen, dass sie „nicht mehr verstehen zu kämpfen, sondern ‚geschlagen, die andere Backe hinhalten‘“; also „haben die Propheten nicht von einem anderen gesprochen, sondern von dem, der es erreicht hat. Das aber ist unser Herr“ (Gegen die Häresien).
Lange wurde und wird in der Exegese darum gerungen, ob die Bergpredigt alltagstauglich sei, ob mit ihr Politik gemacht werden könne oder sie nur ein utopisches Programm sei, allenfalls für Minderheiten praktikabel. Justin bezieht sich auf die Bergpredigt (Mt 5,39). Er spiritualisiert den Frieden nicht, sondern verweist auf eine Praxis, die die prophetische Friedenshoffnung erfüllt. Solches ist für Athanasius von Alexandrien (300-373) ein „sichtlicher Beweis für die Gottheit des Heilandes“ (Über die Erscheinung des Logos). Clemens von Alexandrien (150-215) spricht von „… friedfertigen Kriegern, die Christus schickt und die sich mit den Waffen des Friedens zum Kampf gegen den Bösen aufstellen“ (Protrepticus). Origenes nimmt die Christen in Pflicht für einen anderen Kriegsdienst, für den Dienst an den Menschen, um sie von den Dämonen des Krieges zu befreien: „Wir vernichten aber mit unseren Gebeten auch alle Dämonen, welche die kriegerischen Unternehmungen anstiften und Eide brechen und den Frieden stören, und helfen dadurch den Herrschern mehr als die Personen, welche äußerlich zu Felde ziehen.“ (Gegen Celsus)
Militia Christi: Die Unerlaubtheit des Kriegsdienstes
Es kann als Forschungskonsens gelten, dass „die frühen Christen vom Götzendienst der römischen Armee ebenso abgestoßen waren wie vom Töten, wenn nicht sogar noch mehr; die stärksten frühchristlichen Gegner des Militärdienstes begründeten ihre Einwände mit ihrer ‚Abscheu vor der römischen Militärreligion‘ und mit ihrer Ablehnung des Blutvergießens“ (Gerstacker: Der Heeresdienst von Christen in der römischen Kaiserzeit 2021, S. 33). Der geforderte Militärkult stellte die Entscheidungsfrage zwischen Gott und Kaiser. Für Tertullian ist die Lage eindeutig: Wie der Legionär sich mit dem Fahneneid auf den Kaiser verpflichtet, so der Christ mit der Taufe auf Christus (Vom Kranze des Soldaten). Das Opfer ist ein Zeichen der Loyalität gegenüber dem Kaiser, aber auch eine Bitte an die Götter um Erfolg bei kriegerischen Unternehmungen. Wie christliche Soldaten ihren Glauben und ihre Opferpflicht miteinander in Einklang bringen konnten, ist Quellen nicht zu entnehmen. Doch berichtet wird, dass mancher christliche Soldat während eines Opfers mit dem Schlagen eines Kreuzes seine Distanzierung ausdrückte (Hornus: Politische Entscheidung in der Alten Kirche 1963, S. 121).
Aufschlussreich ist die Analyse des Militärapparats, die Tertullian in seiner Schrift „Vom Kranze der Soldaten“ vornimmt. Er geht die verschiedenen Tätigkeitsbereiche der Soldaten im römischen Heer durch und stellt zu diesen jeweils analysierende Fragen: „Wird es erlaubt sein, mit dem Schwerte zu hantieren, da der Herr den Ausspruch tut, ‚wer sich des Schwertes bedient, werde durch das Schwert umkommen‘? Soll der Sohn des Friedens in der Schlacht mitwirken, er, für den sich nicht einmal das Prozessieren geziemt? Wird er Bande, Kerker, Foltern und Todesstrafen zum Vollzug bringen, er, der nicht einmal die ihm selber zugefügten Beleidigungen rächt? […] Wird er diejenigen [lebensfeindlichen Dämonen, Anm.], welche er am Tage durch Exorzismen vertreibt, bei Nacht beschützen, gestützt und ruhend auf der Lanze, womit die Seite Christi durchbohrt wurde?“
Tertullian geht es nicht abstrakt um die Frage, ob Christen Militär- und Kriegsdienst verrichten dürften. Er stellt vielmehr Fragen, die an das berühmte Diktum des Widerstandskämpfers, Friedensaktivisten und Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche von Hessen-Nassau (EKHN) Martin Niemöller (1892-1984) erinnern: Was würde Jesus dazu sagen? Diese Frage klingt zunächst ziemlich naiv, kann aber in ihrer Einfachheit auch Klarheit schaffen. Was würde Jesus zu dem Panzerfahrer sagen? Was dem Drohnenpiloten, dem Jagdbomber oder dem Infanteristen an der Haubitze? Könnte er den Lenkflugkörper Taurus abfeuern, der noch in einer Entfernung von 500 Kilometern seine verheerende Vernichtungskraft anrichtet?
Tertullian redet Christen im Kontext der militärischen Gewalt an. Unstrittig ist für ihn, dass der ganze Militärapparat kein Ort für Christen sein kann, sofern konkret analysiert wird, was der Militärdienst bedeutet, in dem Soldaten mit Schwertern hantieren, Kerkerhaft, Folter und Todesstrafen vollstrecken oder mit jener Lanze, die einst die Seite Christi durchbohrt hat, Wache stehen. Ob Christen Militärdienst leisten dürfen, ist konkret zu beantworten.
Tertullian zieht eine Schlussfolgerung: die „Unerlaubtheit des Soldatenstandes“. (Über den Götzendienst) Für Tertullian geht es hier um eine Frage, die die Nachfolgepraxis der Christen betrifft. Denn: „So hat der Herr allen späteren Soldaten die Waffen weggenommen, als er Petrus entwaffnete.“ (Traktat: Über den Götzendienst, 19). Was, wenn ein getaufter Christ in das Heer eintreten will oder ein Soldat getauft werden will? Wenn ein Soldat Christ werden will, dann soll er den Dienst quittieren. Und dies haben auch viele getan – so Tertullian. Sollte aber ein Verlassen des Militärs nicht möglich sein, empfiehlt Tertullian, irgendwelche Ausflüchte zu suchen. Für Tertullian war es schlechterdings ein Unding, wenn ein getaufter Christ freiwillig in das römische Heer eintreten wollte. Dass der Militärdienst ein Taufhindernis darstellt, regelt auch die „Traditio apostolica“ (210/235 n. Chr.), eine der einflussreichsten Rechtssammlungen der Alten Kirche, in der es heißt: „Wenn ein Taufbewerber oder ein Gläubiger Soldat werden will, weise man ihn ab, denn er hat Gott verachtet.“
Wie ernst es aber um die Beteiligung von Christen am Militär- und Soldatendienst wirklich bestellt ist, zeigt sich darin, dass Tertullian die Sache zum Bekenntnisfall macht, und zwar notfalls bis zum Martyrium. Über einen solchen Bekenntnisfall berichten die Märtyrerakten. Maximilianus (274-295), ein junger Christ, wird zwangsausgehoben, weigert sich aber, den Militärdienst anzutreten, mit dem klaren und einfachen Begründungssatz: „Mihi non licet militare, quia Christianus sum!“ (dt.: Mir ist es nicht erlaubt, Militärdienst abzuleisten, denn ich bin ein Christ!) Und auf Nachfrage des Offiziers bekräftigt er: „Non possum militare, non possum malefacere; Christianus sum.“ (Ich kann keinen Militärdienst ableisten, ich kann nichts Böses tun, denn ich bin ein Christ.)
Das Töten und Morden, die Verwicklung in Gewalt und Zerstörung lehnt Kirchenvater Origenes in seinem Kommentar zu Matthäus 26, 51 f. in klaren Worten ab. Es ist die Stelle, in welcher geschildert wird, wie einer der Begleiter Jesu bei seiner Festnahme dem Diener des Hohepriesters das Ohr abschlägt und Jesus kommentiert: „Steck dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Mt 26, 52). Mit Hinweis auf diese Szene formuliert Origenes die wohl schärfste Verurteilung des Militärdienstes bei den Kirchenvätern: „Jesus will nämlich, dass seine Jünger friedfertig sind, damit sie dieses kriegerische ‚Schwert‘ ablegen und das andere friedfertige ‚Schwert‘ nehmen, welches die Schrift ‚Schwert des Geistes‘ nennt. […] Und ich meine, dass alle Unruhestifter, Kriegstreiber und solche, welche die Seelen der Menschen in Aufruhr versetzen, besonders die der Kirchen, zu dem Schwert greifen, durch das sie auch selber umkommen werden, denn, ‚wer eine Grube gräbt, wird selbst hineinfallen‘. […] Wenn wir also mit denen, die den Frieden hassen, friedfertig sein müssen, dürfen wir gegen niemand das Schwert gebrauchen.“ (Zit. Gerstacker, S. 341)
Die gesamte Auslegung des Origenes klingt wie eine vollständige Ablehnung des Militärs für Christen. Gerstacker kommt zu dem Gesamturteil: „Hat man die harten, verurteilenden Worte über diejenigen Menschen vor Augen, die das Schwert führen, Worte, die ja so allgemein gehalten sind, dass sie gerade auch Heiden einschließen, kann man sich kaum vorstellen, dass es für Origenes überhaupt eine Rechtfertigung für den Einsatz des Schwertes gibt.“ (Gerstacker, S. 345)
Wie wichtig die Absage an Gewalt für die Theologie war, zeigt sich daran, dass Kirchenväter eine eigene Theologie der Gewaltlosigkeit entwickelt haben. So schreibt Tertullian in seiner Schrift „Über die Geduld“: „In diesem Grundgesetz ist die ganze Lehre von der Gewaltlosigkeit zusammengefasst, da Böses zu tun nicht mehr erlaubt ist – auch nicht einmal mit guten Gründen.“ Auch Cyprian (200/210 – 258) schreibt in der Schrift mit dem Titel „Vom Segen der Geduld“ über die Gewaltlosigkeit. Er führt darin aus, dass bei keinem Christen „die Hand durch Schwert und Blut besudelt“ ist. Harnack kommt in seiner Schrift „Militia Christi“ (1905, S. 46) zu dem resümierenden Fazit: „[D]as Christentum verwarf prinzipiell Krieg und Blutvergießen.“
Für die Theologen der Alten Kirche war die Gewaltfreiheit nicht zuerst ein ethisches Thema, sondern ein theologisches, christologisches und das Verständnis von Kirche betreffendes Thema. Denn Gewaltfreiheit mitten in einer Welt der Pax Romana mit ihrem durch Gewalt durchgesetzten und abgesicherten ‚Frieden‘ ist das Kennzeichen der Kirche – als dem Ort des Friedens. Wo die Kirche aber nicht mehr ein solch sichtbarer Ort des Friedens ist, ist sie nicht mehr die Kirche Jesu Christi.
Es ist davon auszugehen, dass die frühen Gemeinden ernsthaft darum bemüht waren, Jesus Ethos der Gewaltfreiheit in einer Umwelt voller Gewalt zu leben. Äußerungen Jesu zum Krieg überliefern die neutestamentlichen Evangelien zwar nicht, erhellend aber ist es, die Evangelien als Nachkriegsliteratur zu lesen, wie Luzia Sutter Rehmann in ihrer Studie „Dämonen und unreine Geister“ (2023) überzeugend begründet. Sie erzählen von Ereignissen vor dem Krieg für Leser*innen nach dem Krieg und richten sich an eine Gegenwart, die von den Kriegsverbrechen immer noch tief traumatisiert ist. Die Menschen haben erlebt, dass die Kreuzigung Jesu keineswegs singulär war; sie war das Schicksal Tausender im römisch-judäischen Krieg. Was ist die Auferstehung Jesu angesichts dieser abertausenden Kriegstoten?
Das Markusevangelium wurde vermutlich gegen Ende des römisch-judäischen Krieges im Jahr 70 n. Chr. verfasst; Rom hatte zuvor die jüdische Aufstandsbewegung mit aller Härte niedergeschlagen. Als die Evangelien nach Lukas und Matthäus entstanden, war Jerusalem bereits seit einer Generation dem Erdboden gleichgemacht worden. Doch noch immer war diese Katastrophe verstörend im Gedächtnis der Menschen präsent. So ist Jesu Mahnung „Steck dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Mt 26, 52) nicht nur eine moralisch-ethische Forderung, sondern auch eine erfahrungsgesättigte Reflexion der Kriegsgräuel. Jesu Wort in der Bergpredigt „Leistet dem, der euch Böses antut, keinen Widerstand“ (Mt 5,39) liest sich wie ein kluges Verhalten angesichts der gerade überwundenen Gräuel des Krieges. Es ist keine Aufforderung zu Duldsamkeit oder „zur Passivität, zu resigniertem Rechtsverzicht“ (Wengst, Das Regierungsprogramm des Himmelreichs 2010, S. 118).
Die von der Gewalt gesetzten Bedingungen sollen durch Schaffen einer neuen Situation verändert werden. Feindesliebe lässt den Feind nicht so, wie er ist. „Es geht hier um praktizierte Feindesliebe, die das Ende der Feindschaft will, aber nicht das Ende des Feindes.“ (Wengst: Pax Romana, S. 89) Angesichts der Aneignung von jüdischem Landbesitz durch die siegreichen Römer bekommt die Seligpreisung Jesu eine aktuelle Bedeutung: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben“ (Mt 5, 5). Was hier mit „Sanftmut“ bezeichnet wird, meint eine Gewaltlosigkeit, die eng mit dem messianischen Friedenskönig verbunden ist. (Wengst: Regierungsprogramm, S. 43). Der gewaltlose Messias Jesus zieht wie der vom Propheten Sacharja verheißene Friedenskönig in die Stadt Jerusalem ein (Mt 21, 5ff). Die kriegstraumatisierten Menschen rufen „Hosianna“, was auf Deutsch bedeutet: Komm zu Hilfe! Der von Sacharja verheißene Friedenskönig wird die Streitwagen und Bogen zerbrechen (Sach 9, 9-10). Leben und Wirken des gewaltlosen Messias Jesus gehört in die Traditionslinie der prophetischen Friedenshoffnung in Jesaja 2 / Micha 4. Paulus setzt diese Tradition fort, wenn er die Christinnen und Christen in Rom mahnt, nicht Böses mit Bösem zu vergelten, sondern Frieden mit allen Menschen zu halten (Röm 12, 17f; vgl. auch 1 Thess 5, 15; 1 Petr 3, 9).
Waren die Christen in der Zeit der Alten Kirche Pazifisten?
Für den Kirchenvater Origenes ist das Gewaltverbot eine „evangelica […] Christi doctrina“ – eine Grundlehre des Evangeliums Christi. Solche und vergleichbare theologische Äußerungen der großen Theologen und Kirchenväter aus der Zeit der Alten Kirche führen uns zur Frage, ob die Christinnen und Christen der Alten Kirche Pazifist*innen waren. Wenn ja, in welchem Sinne waren sie Pazifist*innen? Und warum wäre das überhaupt wichtig?
Das Wort „Pazifismus“ ist ein Kunstwort. In ihm klingt das Jesuswort der Bergpredigt an: „Selig sind die Frieden stiften (lat.: pacem facere) …“ (Mt 5, 9). Harnack hat es 1905 in seiner Abhandlung „Militia Christi“ nicht verwendet. Obgleich es bereits frühere Hinweise auf eine Verwendung des Begriffs Pazifismus im 19. Jahrhundert gibt, wurde dieser doch erst nach dem Ersten Weltkrieg gebräuchlicher. Es war – und ist immer noch – ein hoch umkämpfter Begriff.
Die Verurteilung von Gewaltanwendung zur Lösung zwischenstaatlicher Konflikte und eine unbedingte Friedensbereitschaft gehören zu den Hauptinhalten des Pazifismus. Pazifist bezeichnet wohl den, der alles daransetzt, dieses blutige Handwerk des Krieges zum Verschwinden zu bringen. Darauf kam es auch den Propheten Micha und Jesaja bereits in ihrer Friedenshoffnung an, denn diese zielt darauf, dass man „nicht mehr für den Krieg übt“ (Mi 4, 3 / Jes 2, 4). In diesem Sinne haben die theologischen Schriftsteller, die Kirchenväter und Bischöfe der Alten Kirche mit guten biblischen und theologischen Argumenten deutlich gemacht, dass Christ*innen pazifistische Menschen sein sollten. Diese Haltung ist für die Kirchenväter eine Bekenntnisfrage, denn die Gewaltfreiheit ist nicht eine vordergründig ethische Verpflichtung, sondern eine aus der Quelle der Sendung der Kirche kommende Verpflichtung, der sich die Kirche als Kirche verdankt.
Die historische Forschung ist in ihrem Urteil über einen frühchristlichen Pazifismus keineswegs einhellig. Manche Autoren sprechen von einem klaren Verbot des Kriegsdienstes, andere vertreten die Gegenposition. Wieder andere tragen vor, dass allenfalls ein „leiser ‚pazifistischer‘ Unterton“ anklingen würde, während wieder andere einen eindeutigen Antimilitarismus der Alten Kirche ausmachen. Diese Vielstimmigkeit erstaunt zunächst nicht, denn die Alte Kirche war keine einheitliche Institution mit gemeinsamer Lehre, sondern eine Gemeinschaft, verschieden je nach Region, Zeit und Umständen. Die kirchlichen und theologischen Positionen scheinen wohl auch in einer gewissen Spannung zum konkreten Verhalten der Gläubigen gestanden zu haben, denn – so bemerkt Harnack – „diese Anweisungen der Moralisten sind im 3. Jahrhundert keineswegs befolgt worden“ (Militia Christi, S. 73). Es gab gewiss Christen im Militär, deren genaue Anzahl ist aber unbekannt.
Äußere historische Tatsachen wie die Präsenz von Christen in Militäreinheiten des 3. Jahrhunderts sind indessen kein theologisches Argument. Denn was theologisch gelten soll, ergibt sich nicht aus dem, was ist, sondern aus den biblischen Schriften, der Lehre und der Tradition. Bedeutende Kirchenschriftsteller wie Tertullian, Clemens und Origenes waren hochgebildete Menschen, die im antiken Denken ihrer Zeit verwurzelt sind. Keiner der Theologen in der Zeit der Alten Kirche vor Konstantin hat militärische Gewalt theologisch gerechtfertigt oder gar eine ‚Theorie des gerechten Krieges‘ entwickelt.
Aus der Vielstimmigkeit, die es bereits vor der konstantinischen Wende gegeben hat, konnten sich beim Übergang zu einer staatstragenden Reichskirche unter dem Soldatenkaiser Konstantin (306-337) manche bisher eher marginale Stimmen durchsetzen und eine endgültige und nachhaltige Akzentverschiebung bewirken. Die Kirche wurde zu einer Kirche des Imperiums. Es wurden nunmehr auch die prophetischen Schlüsseltexte für eine Kirche des Friedens nach Konstantin anders gelesen: Ort des universalen Friedens ist für den christlichen Schriftsteller Eusebius (260/64 – 339/340) nicht mehr die Kirche, sondern das römische Imperium.
Für die Zeit vor Konstantin galt noch ein unbedingtes Tötungsverbot, wie es Anfang des 4. Jahrhunderts bei Lactantius (250–325) heißt: „Ein gerechter Mann darf nicht Soldat sein; […] denn es ist dasselbe, ob du einen mit dem Schwert oder dem Wort tötest, da eben das Töten verboten ist.“ Das änderte sich. Bis ins 20. Jahrhundert hinein blieb dann die neue Auffassung des Augustinus von Hippo (354-430) prägend, wonach Soldaten legitim handeln, wenn sie in Ausübung ihres Amtes Menschen töten (Über den Gottesstaat 1,26). Für das theologische Denken wurde die ‚Lehre des gerechten Krieges‘ prägend, für die Augustinus nach antiken Vorbildern die Grundlage erstellte und die später von Thomas von Aquin weiterentwickelt wurde.
Nach Konstantin: Bekennen in der Friedensfrage
Die Haltung der Kirchen gegenüber dem Militär hat sich im Laufe der Geschichte erheblich gewandelt. Sie wird aber nicht allein theologisch bestimmt, sondern vielleicht sogar in weitaus größerem Maße von ihrer Stellung im und zum Staat. Die Kirchen in der DDR haben bereits in den sechziger Jahren erkennen müssen, dass das konstantinische Zeitalter einer Staatskirche oder einer Nähe von Staat und Kirche vorüber ist. Sie haben das Ende dieses Zeitalters als Chance wahrgenommen. In Deutschland ist dieses Ende faktisch längst eingetroffen, auch wenn die religionsverfassungsrechtlichen Privilegierungen für die christlichen Kirchen dieser Entwicklung noch nachhinken. Die derzeitige nachkonstantinische Lage nähert sich in gewisser Hinsicht der vorkonstantinischen Situation, in welcher die Kirchen in der Minderheit waren.
Die Erfahrungen der vom Staatsparadigma freien (bzw. befreiten) Kirchen in der DDR sind gerade bezogen auf die Friedensethik höchst aufschlussreich. In der Zeit der Friedensbewegung erregten die Kirchen mit dem biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ Aufsehen. Die SED hatte ihm den Kampf angesagt und meinte es sehr ernst damit. Sie verbot 1982 das Motto mit einer Begründung, die heute inmitten einer neuen Militarisierung sehr aktuell anmutet: Der Friede müsse bewaffnet sein. Die Bundessynode, das Kirchenparlament aller evangelischen Kirchen in der DDR, reagierte damals umgehend und erklärte, auf das Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht verzichten zu können.
Ihre eigenständige und auch widerständige Haltung zeigten die evangelischen Kirchen in der DDR schon 1965 in der „Handreichung zur Seelsorge an Wehrpflichtigen“. Darin verabschiedeten sie sich von der Meinung, dass es für Christen eine grundsätzliche Gleichwertigkeit in der Entscheidung für oder gegen den Waffendienst geben könne; vielmehr – so die neue Position – sei die Wehrdienstverweigerung ein „deutlicheres Zeichen des gegenwärtigen Friedensgebotes unseres Herrn“. Die Verweigerung führe in eine größere Nähe zum jesuanischen Friedensgebot. Das Bekennen qualifiziert das Handeln; aber erst beim Bekennen wird das Tun zum Zeichen. Es geht um eine ethische Orientierung für das Handeln, die aus dem Bekennen folgt. Auch der Beschluss der Evangelischen Kirchen in der DDR „Bekennen in der Friedensfrage“ von 1987 sieht „in der Entscheidung von Christen, den Waffendienst oder den Wehrdienst überhaupt zu verweigern, einen Ausdruck des Glaubensgehorsams, der auf den Weg des Friedens führt“. Denn in dieser Situation „setzt sich die Kirche für gewaltfreie Förderung und Sicherung des Friedens ein“.
Joachim Garstecki, damaliger Referent für Friedensfragen in der Theologischen Studienabteilung beim Bund der Evangelischen Kirchen, verweist ausdrücklich darauf, dass der biblisch begründete Gewaltverzicht in der Geschichte der Christenheit „seit je her das deutlichere Zeugnis für die Wirklichkeit und Wirksamkeit der Friedenszusage Gottes an die Welt“ war. Die Verweigerung des Wehr- und Waffendienstes ist deshalb „Ausdruck eines Glaubensgehorsams, der auf den Weg des Friedens führt“ (Synodenbeschluss „Bekennen in der Friedensfrage“). So wird das Bekennen zu einem Akt öffentlicher Delegitimierung des Denkens in militärischer Logik.
Die Kammer der EKD für Öffentliche Verantwortung hat dagegen nur zwei Jahre später für Westdeutschland in ihrem Text „Wehrdienst oder Kriegsdienstverweigerung? Anmerkungen zur Situation des Christen im Atomzeitalter“ (1989) den Militärdienst mit der Waffe und den Friedensdienst ohne Waffen als ‚gleichwertigen Friedensdienst‘ gewertet. Schon bald nach der Wiedervereinigung wird der Bund der Evangelischen Kirchen (DDR) 1991 in die EKD aufgenommen, und die so anders gelagerte Friedenstheologie der DDR-Kirchen findet ihr Ende.
Gewaltfreiheit im Erbe
Wie die Theologen der Alten Kirche in den vorkonstantinischen Jahrhunderten für ihre Zeit des Imperium Romanum eine kontextuelle Theologie der Gewaltfreiheit entworfen haben, ist es auch den Theologen und Theologinnen im 21. Jahrhundert aufgegeben, den Zusammenhang von Kapitalismus, Militarisierung und Rückkehr des Krieges als Kontext ihrer Theologie zu reflektieren. Da die Minderheitensituation der Kirchen heute in gewisser Hinsicht Ähnlichkeiten mit der Kirche in vorkonstantinischen Zeit aufweist, gewinnt auch das Erbe der Friedenstheologie der Alten Kirche für eine Friedenstheologie in nachkonstantinischer Zeit an Bedeutung. Dieses Erbe hält die Erinnerung an die biblische Tradition und die theologischen Einsichten der Alten Kirche wach. Es kann zwar die eigenen politischen Entscheidungen in gegenwärtigen Konfliktlagen nicht ersparen, ist aber als Kompass in einer Zeit bedeutsam, in der die Kriegstüchtigkeit wieder zum Leitbild geworden ist.
Dr. theol. Franz Segbers, alt-katholischer Theologe, Prof. em. für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg.
Die Neuedition der Pionierstudie zum frühkirchlichen Pazifismus ist zunächst als Digitalversion abrufbar und liegt jetzt auch als Taschenbuchausgabe vor:
Adolf von Harnack: Militia Christi. Die christliche Religion und der Soldatenstand in den ersten drei Jahrhunderten. Mit einem einleitenden Essay von Franz Segbers. (edition pace ǀ Regal: Pazifismus der frühen Kirche 1). Herausgegeben von Peter Bürger.
Norderstedt: BoD 2024. (ISBN: 978-3-7597-6020-3; Paperback; 180 Seiten; 9,99 €).
JETZT HABEN WIR DEN SALAT
oder
WER LÖFFELT DIE SUPPE AUS
Über den 5-ten Punkt des Siegesplanes von Selinzkys schreibt Florian Rötzer:
“Und Fünftens – hier wird es besonders abstrus – sollen nach dem Krieg in Europa stationierte amerikanische Truppen durch ukrainische ersetzt werden, „die wirkliche Erfahrung in moderner Kriegsführung, den Umgang mit westlichen Waffen und die Kooperation mit Nato-Truppen erworben haben“. Mit den ukrainischen Truppen soll die Sicherheit in Europa gewährleistet werden: „Das ist eine würdige Mission für unsere Helden“, versichert Selenskij, der wohl Sorge hat, was die Ukraine mit den Zehntausenden schwer bewaffneter und auf Krieg getrimmten Kämpfer der Freiwilligenverbände machen soll, um sie klein zu halten. Die Idee ist natürlich ebenso genial wie verrückt, diese nach Europa abzuschieben und damit Europa militärisch kontrollieren zu wollen. Dazu wird sich wohl kein Nato-Land hergeben.”
Man könnte sich krank lachen oder auch tot lache? Oder soll man sich den folgenden Gedanken auf der Zunge zergehen lassen? Dann vergeht einem vielleicht der Appetit. Florian Rötzer schreibt, Selenskij sage:
“(…) sollen nach dem Krieg in Europa stationierte amerikanische Truppen durch ukrainische ersetzt werden.” Selynskij meint, die ukrainischen Truppen haben „(…)die wirkliche Erfahrung in moderner Kriegsführung, (…) den Umgang mit westlichen Waffen und die Kooperation mit Nato-Truppen erworben (…)“.
Und dann spricht Selinskys eine Huldigung aus:
„Das ist eine würdige Mission für unsere Helden“.
Es gibt da zwei Bereiche die wichtig und zu beachten sind:
– Das Bürgertum des Werte-Westens und
– Die Ukraine und ihre Faschisten
DAS BÜRGERTUM DES WERTE-WESTENS
Im Jahre 2014, nachdem Maidan – der vom Werte-Westen als Putsch organisiert war –, haben alle westlichen Regierungen und an erster Stelle die USA das ukrinische Militär ausgebildet und aufgerüstet. Und ab 2022 beliefern alle westlichen bürgerlichen Regierungen mit Mengen der verschiedensten Waffen und Systeme die ukrainische Armee, um die russische Armee und eben Russland besiegen zu sollen. Der bürgerliche neoliberale Westen will für die Menschen in der Ukraine die bürgerliche Demokratie einführen, sagen die bürgerlichen neoliberalen Regierungen, des Werte-Westens. Der Westen will aber Russland mit der Ukrainischen Armee zunächst schwächen, um irgendwann die russische Regierung zu schwächen und an die Rohstoffe kommen, an die sie glaubten mit Hilfe von Jelzin zu kommen. Die USA wollen die alleinige Kontrolle über dei Welt mit ihren Vasallen in der NATO.
Irgendwann hatte ich mal die Information aufgeschnappt, das Bürgertum trage den Faschismus in sich. Churchill hatte nach 1945 gemeint, als der Hitler-Faschismus besiegt war, mit dem hätten sie das falsche Schwein geschlachtet.
Sie hatten aber den Deutschen Kolonialismus der geschlachtet der Russland zu einer Kolonie Deutschland machen wollten. Die USA und die Angelsachsen und die Allierten hatten den entstehenden deutschen Kolnilismus besiegt, der eine Konkurrenz war. Nun hätte Churchill ein ukrainisch faschistisches Schweinderl, das Europa beschützt?
DIE UKRAINE UND IHRE FASCHISTEN
Der Werte-Westen hat seit 2014 die Ukraine militärisch aufgerüstet – eigentlich nicht die Armee – sondern die “Zehntausenden schwer bewaffneter und auf Krieg getrimmten Kämpfer der Freiwilligenverbände”, schreibt Florian Rötzer. Und diese Freiwilligenverbände sind eigentlich Faschisten. Und in Selenskys Denken sollen die Europa beschützen? Würde sich Adolf Hitler vor Freude auf die Schenkel klatschen? Und Stepan Bandera wäre glücklich? Fragen über Fragen, die uns die Zukunft beantworten wird? Und diese faschistische ukrainische Selenskij-Suppe hätte uns das neoliberale Bürgertum eigebrockt.
Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft.
Uralter Schinken, nur noch antiquarisch zu besorgen, aber immer noch eine hilfreiche Lektüre.
es ist noch schlimmer, nicht nur das Bürgertum, sondern die europäische Kolonialmentalität = Kulturwerte beruhen auf Faschismus durch und durch. Der angelsächsische Faschismus ist historisch der mächtigste gewesen, hat z.B. den deutschen Nazismus ermöglicht, den zweiten Weltkrieg losgetreten, und die deutsche Wehrmacht gen Osten geschickt um die damalige Soviet Union für das angelsächsische Kolonialreich zu erobern. Hat aber nicht geklappt, wie die Geschichte zeigt. Nur mal so zur Anregung die Geschichte des Faschismus tiefer zu studieren, ist übrigens untrennbar mit der Geschichte des europäischen insbesondere angelsächsischen Kolonialismus verbunden. Wer studieren kann, der studiere, wer selbst denken kann, der denke selbst!!! Und übrigens das Christentum insbesondere das katholische ist nichts als religiös verbrämter Faschismus!!
Lasst euch nicht schon wider verarschen.
Die Kirche hat schon immer mit der herrschenden Klasse gegen das Volk gearbeitet.
Das ist ihr Geschäftsmodel.
Alle Religionen müssen vernichtet werden, wenn es wirklich Frieden auf Erden geben soll!
Sprach der König zum Priester: Halte du sie dumm, ich halte sie arm.
Natürlich stand u d steht die Kirche auf Seite der Macht, wenn sie staatstragend ist. Eine korrupte Organisarion kuschelt da mit der anderen. Jesus’ Botschaft von Frieden und Nächstenliebe kann da schon mal Nebensache werden.
Alle Religionen sind Organisationen im Gefüge von Machtapparaten. Ganz besonders die 3 großen monotheistischen. Sie nutzen die Sinnsuche , die religiösen Gefühle, die Spiritualität der Menschen, den Wunsch nach Gemeinschaft aus. Dass sie überhaupt gelegentlich was positives bewirken liegt eher am Idealismus von einzelnen Mitgliedern als an der Organisation an sich (da kann es aber auch aus Kaklül sein).
Das ist aber im tieferen nur Ausdruck der generellen Friedensunfähigeit zu vieler Menschen. Und so wird jede noch so fromme gut gemeinte Idee im Kontakt zu den Mächtigen und den Massen beschmutzt, missbraucht, bis zur Unkenntlichkeit verbogen, zur Karikatur ihrer selbst.
“Der Krieg bildet das Aufatmen der Völker von den Erstickungsanfällen der Zivilisation” Willibald Hentschel, 1904
wie bitte?? Diese Schlagzeile bzw. Überschrift ist eine unverschämte Lüge bzw. Desinformation!! Niemand hat sich eifriger mit ideologischer Rückendeckung (Gott ist mit uns!!) bzw. Waffensegnung an allen von hauptsächlich Europäern geführten Kriegen beteiligt als die christlichen Kirchen!! Das oberste Gebot der christlichen Religion ist zwar du sollst nicht töten, aber ich kann historisch nur erkennen das insbesondere die Christen mit perverser Lust am Morden ihrer Gegner teilgenommen haben und noch immer teilnehmen..widerwärtige Propaganda fürs Christentum ist dieser infame Artikel!! Warum werden die Leser von Overton damit belästigt??
Konrad: „Diese Schlagzeile bzw. Überschrift ist eine unverschämte Lüge bzw. Desinformation!! Niemand hat sich eifriger mit ideologischer Rückendeckung (Gott ist mit uns!!) bzw. Waffensegnung an allen von hauptsächlich Europäern geführten Kriegen beteiligt als die christlichen Kirchen!!“
Das ist richtig, aber die ersten drei Jahrhunderte nach Zeitrechnung existierte das sogenannte Urchristentum, verstreute christliche Gemeinden. Die „christliche Kirche“ konstituierte sich erst später. Und dieses Urchristentum war insbesondere vom Pazifismus geprägt. Beispielsweise mieden (flüchteten) Christen beim Bar Kochba-Aufstand (vor) kriegerische Aktivitäten und wurden deshalb von jüdischen Aufständischen verfolgt. (Dies in aller Kürze)
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bar-Kochba-Aufstand
Artikel gelesen? Kaum möglich .
Also noch einmal !
mag sein, das einige im Urchristentum sich nicht an Kriegen beteiligen mochten, aber die christliche Bibel an der sich wohl auch und besonders Urchristen ausgerichtet haben, dreht sich ja nun auch nicht unzweifelhaft um Gewaltlosigkeit. Sodann, habe ich den Artikel auch gelesen, aber meine Meinung hat sich nicht verändert. Ich lasse da eher historische Tatsachen zeugen. Selbst denken nicht vergessen bitte…:))
Die christliche Bibel gab es überhaupt noch nicht, es existierten unzählige einzelne Texte, unter anderem die späteren Evangelien und die sogenannten apokryphen Schriften.
Es gab keine „Alte Kirche“, das ist wegen der apostolischen Sukzession (Nachfolge) eine fabulierte Erfindung der rkK. Es gab kleinere verstreute christliche Gemeinden, es gab keine Bischöfe im heutigen Sinne (ursprünglich war ein Bischof der Kassenwart vom christlichen Verein), es gab auch keinen Papst. Die urchristlichen Gemeinden kann man nicht mit der späteren institutionalisierten katholischen Kirche gleichsetzen. Dass diese von jenen vereinnahmt werden ist ein anderes Thema.
Warte mal einen Moment. Niemand wird gezwungen, sich durch einen Text “belästigen” zu lassen. Einfaches Nichtlesen genügt, Mir ist das ganze zu theologisch und geht in Tiefen eines Glaubensverständnisses, wo ich nur schwer folgen kann. Aber wenn ich es richtig verstehe, dann stellt der Text die Idee eines pazifistischen Christentums gegen eines, das Mord und Totschlag nicht nur toleriert sondern fördert und -das sollte man hier auch deutlich machen- selbst betrieb.
Wenn ich mich jetzt nicht vollends in den Darlegungen des Autoren verloren habe, was ich jetzt nicht glaube, dann ist das eine Haltung, mit der ich sehr viel anfangen kann. Auch wenn sie theologisch begründet wird, was mir fremd ist.
Ansonsten bitte ich wirklich zu bedenken, dass das Magazin nicht das ehemalige Nachrichtenmagazin ist, auch nicht der Süddeutsche Beobachter oder der UnZEITgeist und nur eine einzige Geschichte in Variation erzählt. Ich erwarte auch nicht, dass meine eigene Meinung in jedem Text zum Ausdruck kommt. Wäre ja blöd – die kenne ich doch eh schon.
Danke. Seh ich auch so.
egal welcher Glaubensgemeinschaft, wenn gierige Psychopaten an die Schalthebeln der Macht kommen gibt es Ärger… aber ich habe keine Ahnung wie man das Problem lösen könnte…
Genau das ist das Dilemma der Menschen.
Tatsächlich ist es so, dass die Menschheit als Ganzes, aber auch der einzelne Mensch, sich nicht selbst vom Bösen befreien können – die Erlösung kommt vom Himmel, aus der himmlischen Welt, nicht von Menschen.
Deshalb kam der Christos als Mensch in die Erdenwelt – um den Weg zu weisen.
Zum drüber sinnieren: http://heiland.ist
Mit weltlicher Religion hat das weniger zu tun, sondern mit einem Glauben an einen lebendigen Gott.
Hahahaaa.. so was von geil.. der Mann… 😉
Solange dein „lebendiger Gott“ seelenruhig (oder doch eher seelenlos!) dabei zuschaut, wie Millionen Kinder verhungern, solange kannst du dir deinen „lebendigen Gott“ sonstwo hinschmier‘n.
Theodizee nennt man dieses philosophische/theologische Problemseit ein paar tausend Jahren.
Ich weiß. 😉
Mit dem richtigen Stichwort kann der geneigte Kommentarleser bei Interesse das Thema vertiefen. 😉
Tja, und wers glaubt wird selig, etc. dieser Artikel scheint wohl spontan die Märchenerzähler einzuschalten:))
Wenn es Gott wirklich gäbe hätte er schon mehr Schuld auf sich geladen als der zweite Weltkrieg.Ich erinnere nur an die Hexen Verfolgung und an die Ausrottung ganzer Völker und das alles im Namen eures Gottes.
Alle Schuld und Dummheit kommt doch wohl vom Allmächtigen, dessen wahren Namen keiner kennt. Und so sind wir doch allesamt immerhin göttlich aufgeladen – mit beidem.
Diese Info hätte unbedingt am Anfang Erwähnung finden müssen!
(Alt-katholisch ≠ katholisch)
Altgläubige (Fundamentalisten) gibt es in jeder Religion.
Zum Thema Religion und Gewalt: ich denke nicht, daß die Ursachen von Gewalt in Religionen liegen (sondern vielmehr in der sozialen (Un-) Ordnung), aber sie eignen sich hervorragend zur Rechtfertigung derselben.
Die christliche Religion ist aus jüdischer Sicht eine Häresie und die die jüdische aus humanistischer Sicht eine Abscheulichkeit, was genauso für die aus ihr hervorgegangenen Religionen Christentum und Islam gilt.
Wer sich auf eine dieser Religionen beruft, ist ein Feind der Menschheit, des Lebens und der Welt.
Das Christliche ist das Fundament des heutigen Europa.
Das Europa das bis heute in vielen Teilen der Welt als Vorbild und Ferien- und Einwanderungsregion betrachtet wird.
Das Europa das gerade von Nicht-Christlichen Mächten zerpflückt wird.
Das Europa das mit seiner Architektur, Lehre, Handwerk, Muse, Literatur & Musik zum Vorbild der Welt wurde und es bis heute ist.
Es gibt weltweit heute keinen Ersatz für die Errungenschaften Europas.
Europa ist immer noch der Massstab für Entwicklung und Aspiration in der Welt.
Europa wird gerade demontiert und unbrauchbar gemacht und Jahrhunderte zerfallen zu Staub.
Private Soziale Netzwerke, digitale Überwachung und Kontrolle und deren Regeln von Ethik und Moral haben das Christliche Fundament annektiert und bringen eine neue Art von Imperialismus unter die Menschen.
Man sieht es an der Architektur, Städtebau und dem gegenseitigen Umgang wie ausserordentlich sinnentlehrt das ganze ist.
Es wird nicht lange leben, zerstört aber in dieser kurzen Zeit alles ohne etwas neues für kommende Jahrhunderte hinterlassen zu können.
tja, Benjamin, wer zu spät kommt den bestraft das Leben…über die mit Ihrer Antwort ausgedrückte Hochnäsigkeit der Europäischen Weltplünderer können heutzutage die Kolonisierten, die bei weitem Mehrheit der existierenden Menschheit auf diesem Planeten, nur noch lachen und abwinken. Lesen Sie keine internationale Nachrichten?
Durchaus überzeugend dargestellt, dass das Christentum in seinen ersten drei Jahrhunderten eine ernst zu nehmende Friedensbewegung war. Aber irgendwann will man Erfolge sehen. In diesem Fall ein Staatswesen, das komplett auf jedes Militär verzichtet und trotzdem nicht übrfallen wird, weil es die Nachbarstaaten zu einem ähnlichen Verhalten überreden kann. Das hätte überzeugt. Aber solang das nicht gelingt, ist der Eindruck eben der, dass sich die Friedensfreunde von denen mit dem Schwert beschützen lassen. Kein Wunder, dass das Experiment nach drei Hahrhunderten abgebrochen wurde.
Ab Konstantin wurde die Kirche dann staatstragend. Das ließ sich nutzen, denn wenn diese Friedensfreunde die Waffen segneten und zum Kampf aufriefen, dann musste es ja ganz bestimmt ein gerechter Krieg sein. Hat funktioniert.
Noch weiter ging Karl der Große. Verbreitung des Christentums mit dem Schwert. Er besiegte die aufmüpfigen Sachsen und zerdepperte ihre Iminsul. Seither grollen die Sachsen. Eine Verschwörungstheorie will wissen, dass sie mit dem Auftauchen der AfD die Chance zur Revanche gekommen sahen.
Die These ist garnicht so schlecht.
Aber falsch. Die heutigen Sachsen sind in Wirklichkeit Thüringer. Das historische Sachsen befand sich in Norddeutschland.
Aber vielleicht sind das Sachsen, die das nicht wissen?
“1905 Gesetz über die Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres”
Interessant, auch damals wurden schon Euphemismen verwendet.
Vielleicht noch nicht auf dem hohem Niveau wie aktuell – “Friedensfaszilität” anstatt zu sagen Aufrüstung.
Europa ist des Erde schrei und des Himmels lächeln.
Danke für diesen Essay. Das Markusevangelium setzen manche auch deutlich früher als 70nChr an.
Alle, die in der Kirche nur ein Machtinstrument sehen (z.B. bezüglich Corona nicht zu unrecht), sollten sich mal mit Papst Paul III.und der Bulle “Sublimis Deus” befassen.
Was soll dieser endlose Sermon? Solange die Kirche in Deutschland vom Staat gepampert wird, solange singt die das Lied des Staates. Das Urchristentum ist vor 1700 Jahren vereinnahmt worden und seitdem sind es nur Einzelpersonen, welche sich antikriegerisch geäußert haben. Das Tötungsverbot der Bibel bezieht sich lediglich auf die Praxis der Selbstjustiz. Krieg und Todesurteil standen nie zur Disposition und es stammt außerdem aus dem AT. Hat also mit den Anmaßungen der Copy-& Paste-Religion Christentum nichts zu tun. Ja selbst die Redewendung Schwerter zu Pflugscharen ist nicht als Abrüstungsforderung aus der Bibel überliefert, sondern als Endzeitzustand, wenn das Reich Gottes auf Erden errichtet ist, aber nicht früher.(Mica 4,3)
Und was die Nächstenliebe angeht, so hat Jesus gerade nicht die gesamte Menschheit gemeint. Denn sonst hätte er es so direkt sagen können. Stattdessen setzt er zu einem langen Gleichnis an, nur um zu erklären, dass er unter dem Nächsten lediglich diejenigen versteht, die unter die Räuber gefallen sind.