Dänemark und die „Hygge-Korruption“

Bild: Henning Bagger/CC BY-NC

Dänemark ist bekannt für seine grünen Energie-Projekte und seine geringe Korruption. Doch diese beiden Aushängeschilder kollidieren zunehmend miteinander.

Derzeit werden in dem skandinavischen Land Kommunen mit Angeboten von Firmen für alternative Energieformen bedrängt.

Besonders aktiv ist derzeit BioCirc. Die Firma betreibt sogenannte „Energieinseln“, wobei die Biogasanlagen mit Windkraft- und Solaranlagen betrieben werden, Power-to-X-Technologie speichert überschüssigen Strom.

BioCirc versüßte für die norddänische Stadt Skive die kommende Geruchsbelästigung ihrer geplanten Biogasanlage mit einem dreistelligen Millionenbetrag in dänischen Kronen für einen „Grünen Fonds“.  Eine Gewinnbeteiligung, kein Fall von Bestechung meint die Geschäftsführung, ganz im Gegenteil.

Ein typischer Fall von „Hyggekorruption“, der zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Der Wort „Hygge“ ist eigentlich unübersetzbar, es wird mit einem spezifisch dänischen harmonischen Gemeinschaftsgefühl assoziiert.

Das Angebot mit dem Fonds, eine Gewinnbeteiligung für die Kommune, sei keine klassische Korruption, da keine Einzelpersonen, sondern die gesamte Kommune durch den Fonds profitiere, sagt ein Experte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen „DR“. Kritiker werfen jedoch ein, dass sich so nicht unbedingt die besten Energielösungen durchsetzten, sondern diejenigen mit dem finanzstärksten Unternehmen dahinter.

Die Diskussion um „Hyggekorruption“ setzte bereits im Sommer ein. Damals fand die Zeitung „Jyllands Posten“ heraus, dass Kommunalpolitiker mit Geschenken wie VIP-Eintrittskarten für Theater, den Tivolipark, Fußballspiele und andere Vergünstigungen von den Veranstaltern versorgt werden – und gerne zugreifen.

„In kleinen Dingen liegt der Samen des Großen“, mahnte Jesper Olsen, der Direktor der dänischen Sektion von Transparency International, welcher vor der  „Hyggekorruption“ warnte und somit dem Wort einen offizielleren Anstrich verlieh.

Trotz der Kritik wurde Dänemark kürzlich zum sechsten Mal in Folge von Transparency International zum am wenigsten korrupten Land der Welt gekürt. Auf Platz 90 von 100 maximalen Antikorruptionsgraden, Deutschland ist auf Rang 79 gerutscht. Zu der Methodik und der Auswertung der 1993 durch den ehemaligen Weltbanker Peter Eigen gegründeten Organisation gibt es ja immer wieder Kritik. So wird die TI auch durch Staaten finanziert, welche sie bewertet.

Dänemarks Platz weit oben leuchtet erst mal ein. Das wohlhabende Land gilt als von protestantischer Pflichtethik geprägt, die Justiz kann unabhängig wirken, ausländische Investoren brauchen kein Bakschisch, um tätig zu werden, die meisten Däninnen und Dänen haben ein hohes Staatsvertrauen. Beispielsweise haben die Staatsbürger Dank eines „Offenlegungsgesetzes“ Zugriff auf viele Dokumente in den Kommunen und Ministerien.

Doch gibt es weitere Kritikpunkte an dem skandinavischen Land.

In einem Jahresbericht der EU-Kommission wird bereits 2022 moniert, dass in Dänemark eine „Drehtür“ zwischen Politik und Wirtschaft gebe, dass der Aufstieg von Politikern in hohe Posten von Unternehmen zumeist im Lobby-Bereich nicht geregelt sei.

So hat Nick Hækkerup vor zwei Jahren sein Amt als Justizminister niedergelegt, um neuer Direktor des Brauereiverbandes zu werden. Das Prekäre – der Posten ist nicht nur deutlich besser bezahlt, in seinem Amt als Minister hatte er über Alkohollizenzen zu entscheiden.

Die EU-Kommission bemängelte auch, dass es bei Parteispenden keine Risikobewertung gebe.

Im Allgemeinen haben dänische Politiker durchaus „Bewegungsfreiheiten“. So feierten mehrere Minister bei einem ausgelassenen Mahl mit Vertretern des einflussreichen Pharmakonzerns Novo Nordisk – auf dessen Kosten versteht sich.

Die Unternehmung war immer wieder in Korruptionsfälle verwickelt und gilt als sehr einflussreich. https://www.information.dk/moti/2023/01/penge-novo-nordisk-overalt-danske-sundhedssektor

„The Global Corruption Blog“ listete vor drei Jahren weitere Schwächen Dänemarks auf.  So bewerte Transparency International nur die Inland-Korruption, Dänemarks Unternehmen würden jedoch bei Auslandsgeschäften ausgiebig mit Bestechungsgeldern arbeiten, auch bei Staaten, welche offiziell sanktioniert werden. Zudem sei die dänische Gesetzgebung nicht wirklich für das Aufspüren von Korruption geeignet.

Gerade da der Filz eher wenig verbreitet ist, gibt es keine Institution, die sich ernsthaft mit Korruptionsbekämpfung befasst, beklagt auch Jesper Olsen von TI.

Und der aktuelle Boom der grünen Energie bietet einen guten Humus für unsaubere Verflechtungen. „Wie Abenteurer auf der Suche nach Gold in Klondike“, so der TV-Sender DR, wären die Unternehmen nun auf der Jagd nach willigen Kommunen.

Birgit Stenbak Hansen, die Vorsitzende des Klima-Ausschusses der Regierung in Kopenhagen spricht von einem „Cowboy-Land“. Und auch die dänische Medien scheinen teils die Distanz verloren zu haben. Die Lokalzeitung von Skive, das „Skive Folkbladet“, würde wie ein „Referent‘ des Biogas-Konzerns BioCirc berichten, schreibt ein erboster Bewohner der Kleinstadt. Die harsche Anschuldigung darf er jedoch im „Skive Folkbladet“ erheben – ein klares Zeichen von Transparenz.

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14 Kommentare

    1. Das ist in der Tat reif für den Darwin-Award 🤣 Das Synonym von Korruption ist ja bekanntlich U.v.d.L. 😂 was man an unzähligen Beispielen schon aus ihrer Zeit als V-Ministerin belegen kann.
      Gerade beim Thema Wind- und Solarparks ist der Korruption Tür und Tor geöffnet und das wird auch rege umgesetzt. Viele kleine “Kraftwerke” statt einige wenige mit ausreichender Leistung – da geben wohl in den meisten Gemeinden in der EU die Windrad-Lobbyisten sich die Klinke der Tür zur Amtsstube des Bürgermeisters gegenseitig in die Hand….
      Wenn man dann noch den Korruptions-Filz unseres Wirtschaftsministers miteinbezieht….

      1. Och ja, der Bürgermeister, der einfach so Windräder hinstellen kann. Den gibt es nur im Kino. Tatsächlich handelt er sich mit jedem Windrad zehn Jahre Ärger ein.
        Die Bürgerwindparks wurden per Gesetz verunmöglicht, wobei ein EU- und ein deutsches Gesetz parallel wirkten und 2017 für einen 90-prozentigen Einbruch des Ausbaus sorgten.
        Denn von der Leyen will, dass die Erneuerbaren in den Händen der Konzerne bleiben. Und zwar der alten Konzerne. Da muss die Kritik ansetzen.

  1. Geruchsbelästigung durch Biogasanlagen? Das müssen aber sehr feine Nasen sein. Das ist ja wohl damit zu vergleichen, wie es gestunken hätte, wenn das Zeug, was in die Anlage kam, im Freien verblieben wäre. Der Tausch ist auch nasentechnisch ein Gewinn. Man kann sich denken wie das kam: die Rechten haben den Leuten Angst vor Gestank gemacht und da hat BioCirc eben eine Spende gemacht. Nu ja, verschwiegene Risse im Atomreaktor sind doch wohl etwas heftiger.
    Echte Profis übrigens diese Firma. Es stimmt, die Energiewende braucht Erfindungen, um Erfolg zu haben. Das sind echte Profis im Sinne ihrer Pioniere. Im Jahr 2000 standen Dänemark und Deutschland ganz allein auf weiter Flur mit ihren Einspeisegesetzen. Wind? Sonne? Weltweites Gelächter. Aber die Dänen haben mächtig profitiert. Sie haben jetzt mit Vestas den größten Windkrafthersteller onshore und mit Orsted offshore. Deutschland war bei PV uneinholbar führend, hat das aber durch schwarz-gelbe Politik vermasselt. Trotzdem sind wir Deutschen an dieser Stelle mal richtig angenehm aufgefallen. Erst haben wir für Heiterkeit und dann für billigen Strom gesorgt. Könnte man öfter so machen.
    Dieses Offenlegungsgesetz leistet durchaus einen Beitrag zu der geringen Korruption. Der Gedanke ist, dass der Staat keine Geheimnisse haben soll, dass alles, was er weiß, öffentlich zur Verfügung steht. Wenn dem so ist, dann erschwert es die Korruption natürlich gewaltig, denn ein investigativer Reporter findet dort alles, wonach er sucht.
    Genau so ein Gesetz bräuchten wir auch. Wir im NSU-Staat, der die Aufklärung mit Betonmauern verhindern konnte.

    1. ” Trotzdem sind wir Deutschen an dieser Stelle mal richtig angenehm aufgefallen. Erst haben wir für Heiterkeit und dann für billigen Strom gesorgt. Könnte man öfter so machen.”

      Für viel Heiterkeit haben wir international zweifelsfrei gesorgt, da stimme ich zu.
      Das mit dem billigen Strom ist dann wohl noch ein Überbleibsel aus einer Büttenrede vom letzten Fasching?

      1. Ja wo ist denn dieser billige elektrische Strom? Auf meiner Jahresabrechnung für 2023, die gerade mit der Post gekommen ist nicht. Bekomme ich jetzt Schadensersatz in Höhe der Differenz zum Preis einer Kugel Speiseeis von Herrn Trittin?

      2. Richtig ist: natürlich haben wir uns erst mit schlechter und teurer Energie herumschlagen müssen und das haben wir auch bezahlt. Die PV begann mit 57 Cent pro KwH, jetzt ist man bei 6. Das Einspeisegesetz ist 2023 ausgelaufen und jetzt wäre es richtig billig geworden. Aber dann halt Ukraine und Gasknappheit. Kommt aber noch.

  2. “Besonders aktiv ist derzeit BioCirc. Die Firma betreibt sogenannte „Energieinseln“, wobei die Biogasanlagen mit Windkraft- und Solaranlagen betrieben werden, Power-to-X-Technologie speichert überschüssigen Strom.”

    Wird hier das Methan, das in den Biogasanlagen verbrannt werden soll, gar nicht von Bakterien, sondern von Solar und Windkraftanlagen erzeugt oder was soll dieser Satz bedeuten?

    Unverständlich erscheint auch der beschriebene Nachteil der Geruchsbelästigung, der ja erst entsteht, wenn der Anlage Methan entweicht, was ja gerade nicht deren Sinn und Zweck sein sollte.
    Am wenigsten erschließt sich aber, warum es sich dabei um Korruption handeln soll. Es könnte natürlich der Fall sein, dass die Einwohner dann einen besonders hohen Preis für Strom zahlen müssen. Aber davon ist im Text wieder nicht die Rede.

    1. Die Dänen zahlen jetzt schon nach Deutschland den zweithöchsten Strompreis weltweit.
      Das Problem ist die Biomasse,die in den neuen Anlagen gebraucht wird.Die gibt es nicht mehr.
      Viele Kommunen in Dk haben Biogasanlagen,mit denen Strom und Wärme(Fernwärme) für die Gebäudeheizung erzeugt werden.Werden von den finanzkräftigen Konzernen neue Anlagen gebaut,so nehmen sie den Kommunen die Biomasse weg.Das kommunale Eigentum wird wertlos.Und Fernwärme müssen sie(die Kommunen) dann von privaten Anbietern beziehen und deren Preise zahlen.Das schränkt die kommunale Freiheit ein.
      Das dänische System ist sehr stark auf die Kommunen fokussiert.Dort werden sehr viele staatliche Aufgaben erledigt.Und die Autonomie der Kommunen ist den Dänen heilig!
      Finanzkräftige Konzerne suchen natürlich vor allem maximalen Profit.Da stört das beharren auf kommunale Autonomie ganz erheblich…
      Bemerkenswert finde ich,das dem bekennenden Antisemiten(Araber sind Semiten,werter Arthur—C ) und Antideutschen Arthur—C die Profitinteressen des globalen Finanzkapitals wichtiger sind als die demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten der dänischen Bürger!

    2. “Am wenigsten erschließt sich aber, warum es sich dabei um Korruption handeln soll.”

      Wenn Journalisten zu Aktivisten werden, ist Korruption vermutlich das falsche Wort.

      Da steckt nach meiner Beobachtung nicht selten ein verbissener Wunsch dahinter.
      Im ganzen “Westen” wird, je weniger erfolgreich die Ukraine ist, bei wohlhabenden Nato-affinen Personen eine Art Ersatzbefriedigung praktiziert, die ihre Energie aus der Selbstkasteiung durch Verzicht auf russische Ressourcen bezieht.

      Dazu genügt es schon, die Ressourcen nicht direkt von Russland, sondern über Dritte wie Indien zu beziehen oder nicht aus der Pipeline sondern als LNG zu beziehen. Noch krasser ist Kanzler Scholz, der auf absehbar nicht annähernd konkurrenzfähig herstellbaren Power2Gas-Wasserstoff setzt. Die “Fusionsenergie” der Chemiker. Im Artikel ist Power2X genannt, was noch deutlich realistischer ist (Speicherseen, Redox-Flow-Batterien etc.), also auch ohne Geld2Tasche-Überzeugung funktioniert.

      Schon vor Feb ’22 bevorzugten etliche Klimaaktivisten feinstaubemittierende Holzheizungen vor bspw. Gas, was zudem nicht annähernd massentauglich ist.

      BTW: Die Anlagen stinken, wenn bspw. Ammoniak oder Schwefelverbindungen (Faulgas) frei wird.

    3. Methan selbst ist geruchslos,deswegen wird gereinigtem Erdgas ein Geruchsstoff beigemischt,eine Warnung bei Gasleckagen.
      Was riecht sind meist Schwefelverbindungen im Biogas.

  3. Korruption und ihr Standing, ist so, das wenn diese tatsächlich angehen möchte, dann hätte die Welt eine Wirtschaftskrise grösser als das Defizit von den USA.
    Korruption müsste legalisiert werden um die politischen Richtungen transparenter für die Leute zu gestalten.
    Zusätzlich hätte der Staat ausnahmsweise eine Einnahmequelle, wo letztendlich all das Geld hin fließt.

    Warum versuchen die westlichen Demokratien ihr Schauspiel Demokratie ständig in die nächste Runde zu Palavern, wenn doch fast jeder weiß, wie korrupt das gesamte Weltsystem aufgebaut ist?
    Wahrscheinlich wäre das Staatstragend, weil die ehrlichen Häute sagen würden, ‘wie du Mi so ich di’.

    Im übrigen, Dänemark spendet angeblich einen Großteil seines Waffenbestandes. Das ist aktive Korruption am Steuerzahler,der diese finanzierten Bestände ermöglichte. Und auf der anderen Seite möchte Schweden und Finnland in die NATO. Diesen geistigen Dünnschiss muss ich erst einmal verarbeiten.

    PS das mit Schweden und Finnland hat nichts dem Artikel als solches zu tun, mir geht es vor allem darum, die ganze korrupte Verlogenheit zu beleuchten

  4. Vorgearbeitet hatte die Atomindustrie.
    Es gibt fette kommunale Foerderungen in Schweden und Finnland fuer die Gemeinde die ein Atomklo genehmigt.
    Das saeuft dann in 100 Jahren ab aber die Gemeinde muss garantiert frueher umziehen.Und den Dreck nimmt sie sicherlich nicht mit.

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