Crackdown in Pakistan

Knapp 40 Prozent der Menschen in Pakistan leben unterhalb der Armutsgrenze. Bild: Gilbert Kolonko

Die Armee und die „demokratische“ Regierung lassen tausende Khan-Anhänger verhaften, dazu Khans politische Mitstreiter und Journalisten. Andere Mitstreiter von Khan wenden sich aus Angst vor der eigenen Verhaftung von ihm ab.

 

Stellen Sie sich vor, in einer anti-westlichen Diktatur stürmen Demonstranten die Unterkünfte von Soldaten des Alleinherrschers und finden dort unter anderem gefrorene Erdbeeren in den Kühltruhen. Und das in einem Land, in dem knapp 40 Prozent der 240 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze leben. Dazu tragen die demonstrierenden Frauen und Männer Ketchupflaschen, Salat und die köstlichsten Hühnchengerichte aus den Häusern- alles ist auf bewegten Bildern festgehalten. Was die westlichen Leser und Zuschauer darauf in ihren Hauptmedien zu lesen und zu sehen bekommen würden, wäre wohl klar.

Nun passierte ähnliches am 9. Mai in Pakistan. Tausende Demonstranten protestierten auch in der 11-Millionen-Einwohnerstadt Lahore gegen die Festnahme von Imran Khan, als sie an einer Armeekaserne vorbeikamen. Ein paar Demonstranten rütteln an einem Tor der Kaserne, die normalerweise streng bewacht ist, und plötzlich geht das Tor auf. Es kommen immer noch keine Soldaten, und so strömen mehr und mehr Demonstranten auf das Gelände der Kaserne und dringen dann auch in die Häuser ein, aus denen sie mit Lebensmitteln beladen herausschlendern. Dies ist alles auf Bildern festgehalten, doch was die Zuschauer im Westen zu sehen bekommen, sind die Bilder von zwei brennenden Baracken der Kaserne.

Dann von Straßenschlachten der anrückenden Polizei mit den Demonstranten, dazu Schlagzeilen von einem möglichen Bürgerkrieg in Pakistan.

Die Armeeführung lässt dann über ihre Presseabteilung verbreiten, dass der 9. Mai als ein schwarzes Kapitel in die Geschichte des Landes eingehen wird, und pakistanische Medien müssen diesen Unsinn drucken. Wer Pakistan kennt, kann solche Worte nur als Unsinn abtun, und dazu muss er nicht mal ins letzte Jahrhundert springen und an den verlorenen Krieg mit Indien 1971 erinnern, in dem Pakistan sogar Ost-Pakistan verlor, das heutige Bangladesch – das waren „schwarze Tage“.

Alleine die pakistanischen Taliban töteten seit ihrer Gründung im Jahr 2007 tausende Zivilisten und Soldaten, und sie werden aktuell wieder stärker. Sie waren auch 2014 für das Schulmassaker in Peschawar verantwortlich, bei dem die Attentäter 149 Menschen töteten, darunter 132 Kinder.

Bis zum Jahr 2015 bekämpften sich in der Hafenstadt Karachi über ein Jahrzehnt bewaffnete politische Parteien, die bis zu 25.000 Mann unter Waffen hatten. So wurden dort allein im Jahr 2014 knapp 3000 Menschen ermordet, darunter 132 Sicherheitskräfte.

Im Jahr 2005 kostete ein Erdbeben mindestens 87.000 Menschen in Pakistan das Leben. Die Hochwasser in den Jahren 2010, 2011 und 2022 vertrieben jeweils mehr als 10 Millionen Menschen aus ihren Häusern. Die Liste von wirklichen „schwarzen Tagen“ ließe sich lange weiterführen.

Imran Khan soll vor den Wahlen aus dem Verkehr gezogen werden

Trotzdem stellen sich mittlerweile auch reihenweise Parteigenossen von Imran Khan vor die Kameras und begründen ihren Parteiaustritt ebenfalls mit den Vorfällen auf den Demonstrationen am 9. Mai.

Auch sie meinen damit nicht die 10 toten Demonstranten, die Massenverhaftungen von Khan-Unterstützern oder das Verschwinden des Journalisten Imran Riaz. Ebenso wenig stellen sie die Frage, wie es den Demonstranten so einfach gelingen konnte, auf das hochbewachte Gelände der Armee und an ihre gefrorenen Erdbeeren zu gelangen.

Was auf den 9.Mai folgte, zeigt, worum es in Pakistan aktuell gerade geht: Der beliebteste Politiker des Landes, Imran Khan, soll vor den kommenden Wahlen aus dem Verkehr gezogen werden. Seine politische Partei, die Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI), soll zerschlagen und seine Anhänger eingeschüchtert, dazu die Obersten Richter, die Khan auf Kaution freigelassen haben, aus dem Verkehr gezogen werden.

Wie die zahlreichen Rücktritte der politischen Mittstreiter von Khan zeigen, hat das mit dem „Angst machen“ schnell geklappt, und das ist kein Wunder: Die pakistanische Armee ist die eigentliche Macht im Lande und der Geheimdienst Inter-Services Intelligence (ISI) einer ihrer Arme, mit dem sie die Bevölkerung und die Politik in Schach hält. Der ISI hat die Fähigkeiten und die Macht, jede Frau und jeden Mann in Pakistan aus dem Verkehr zu ziehen, und 99 Prozent der Bevölkerung würden sich nicht einmal trauen, den Mörder ihres Verwandten oder Freundes beim Namen zu nennen.

Übrigens schweigen offiziell auch die Angestellten der deutschen Botschaft oder der zahlreichen deutschen Stiftungen in Islamabad beim Thema ISI. Intern klingt das anders: „Mir ist bewusst, dass mein Telefon abgehört wird und wahrscheinlich auch unsere Büros. Dazu werde ich bei jedem Schritt vor die Haustür beschattet“, sagte mir der Chef einer deutschen Stiftung in Islamabad in seinem Büro unter vier Augen. Dann setzte er flüsternd hinzu: „Wahrscheinlich ist auch der Kellner, der uns gerade den Tee gebracht hat, vom ISI.“

Das mit dem Beschatten auch der Deutschen, sogar beim Joggen, bestätigte mir später ein pakistanischer Agent, der für die USA arbeitet und so zwangsweise auch mit dem ISI zu tun hatte, denn natürlich wussten sie, dass er für die USA arbeitet. „Doch die sind ebenfalls nicht blöd“, wie mir der pakistanische Agent sagte, auch wenn er keine gute Meinung von seinen US-amerikanischen Kollegen hatte (wer im Fall Raymond Davis etwas unter die „Bettdecke“ schauen durfte, kann diesen Eindruck nur bestätigen): „Aber das System, mit dem die USA in Pakistan arbeiten, ist genial. Obwohl ich für sie arbeite und ein kleiner Teil ihres Systems bin, kann ich nicht ins System hineinschauen. So kann ich für sie arbeiten, obwohl sie wissen, dass mich Mitarbeiter des ISI regelmäßig aushorchen.“

Natürlich geht so ein ungewolltes Doppelspiel nicht ewig gut. Der pakistanische Agent wurde mittlerweile verhaftet. In einer delikaten Sache brauchte es ein Bauernopfer, da die pakistanische Seite keinen US-amerikanischen Diplomaten verhaften konnte – an ein Mindestmaß von Regeln muss sich jeder halten, sonst funktioniert kein Spiel. Aber die USA haben ihren Mann nicht im Regen sitzen lassen: Der pakistanische Agent lebt mittlerweile in den Staaten – an ein Mindestmaß von Fürsorge muss sich jeder halten, sonst gibt es keine neuen Spielfiguren.

Der Elefant im Raum bleibt tabu

Die Frage nach dem Sinn dieses Spiels ist nebensächlich: Solange nur ein Land Geheimdienste hat, werden auch die anderen Länder welche haben – das ist keine Vermutung, sondern Realität. „Wir sind nur noch Zombies, die sich gegenseitig jagen“, sagte der pakistanische Agent in unserem letzten Gespräch zu mir und beantwortete dann die Frage nach dem Sinn: „Und am Ende des Tages ist die Welt mit Sicherheit kein Stück besser geworden.“

Wichtig ist die Frage, ob die jeweiligen Regierungen ihre Geheimdienste zumindest unter Kontrolle haben, und in Pakistan lautet die Antwort: Überhaupt nicht, im Gegenteil – der Geheimdienst hält die jeweilige gewählte Regierung in Schach.

Doch, dies gehört alles noch zum aktuellen Thema: Jeder Deutsche oder US-Amerikaner, der länger im staatlichen Auftrag in Pakistan arbeitet, weiß über die Bedeutung und Gefährlichkeit des Geheimdienstes ISI Bescheid, und ihm ist bewusst, dass dieser nach der Pfeife der pakistanischen Armee tanzt. Trotzdem bleibt der Elefant im Raum tabu, auch in den meisten aktuellen Artikeln über Imran Khan. Dafür gibt es dann unter dem Mantel der journalistischen Sorgfaltspflicht fast in jedem deutschsprachigen Artikel über Khan den Vorwurf: Imran Khan, der Mann, der mit der Korruption aufräumen wollte, steht jetzt selbst unter Korruptionsanklage.

Doch im Al Qadir Trust-Fall, der Khan aktuell vorgeworfen wird, in dem es um den Baumogul Malik Riaz geht, stinkt es gewaltig, und zwar auf Seiten der Armee und der aktuellen Sharif-Regierung – das war schon im September 2016 zu riechen. Damals prahlte Riaz mit der Höhe der Bestechungsgelder, die er für sein Bauprojekt Bahria Town zahlte. Im Sommer des gleichen Jahres veröffentlichte die pakistanische Zeitung The Dawn einen Artikel über das Wohnprojekt Bahria Town im Norden von Karatschi, wo Malik Riaz eine eigene kleine Stadt für 500.000 Menschen aus dem Boden stampfte.

Bis ins kleinste Detail zeigten die Journalisten Fahim Zaman und Naziha Syed Ali auf, dass die ganze Unternehmung auf Korruption und Vertreibung gebaut wurde, und alle steckten sie mit drin: Vom kleinen Polizisten und mittleren Beamten über führende Politiker bis zu Ex-Generälen. Staatsland wurde illegal an Riaz verkauft, Dörfer plattgemacht, die Bewohner vertrieben. Wer aufmuckte, bekam auch schon mal eine Anzeige nach den Gesetzen zur Anti-Terror-Bekämpfung. Später baute Riaz sogenannte Bahria-Town-Smart Citys im ganzen Land, für die finanzstarke Oberschicht. Dies zu einer Zeit, als Imran Khan nicht Premierminister war. In der Provinz Sindh, in der Karachi liegt, war die Familienpartei der Bhuttos, die PPP, an der Macht. Die Zentralregierung stellte die PML-P, die Familienpartei der Sharifs, die auch jetzt den aktuellen Premierminister Pakistans stellt.

Wer im System Pakistan antritt, wird sich dreckig machen

Als Imran Khan 2018 Premierminister wurde, konnte er dies nur mit der Billigung der größten Macht in Pakistan, der Armee. Zudem übernahm er auch die korrupten Strukturen im Baugewerbe, in die auch die Armee verstrickt ist, schließlich ist sie der größte Grundbesitzer in Pakistan. Damit begann für Khan ein Dilemma, auf das ihn unzählige Experten vorher hingewiesen hatten: Es ist unmöglich, sein Wahlversprechen umzusetzen und die Korruption zu bekämpfen, wenn man mit Korrupten zusammenarbeitet.

Wer im System Pakistan antritt, wird sich dreckig machen, dass ist auch den Anhängern Khans klar – sie leben ja selber in diesem System und die meisten von ihnen begehen jeden Tag ungewollt kleine Straftaten, um den Tag zu überleben – zum Beispiel zahlt fast jeder Straßenhändler die Standgebühr nicht an die Behörden, sondern an die örtliche Polizei.

Nun ist Imran Khan schon 70 Jahre alt, und seine letzten 10 Jahre waren so anstrengend und gefährlich, dass es für mehrere Leben ausreichen würde. Dazu ist ihm im September letzten Jahres bei einem Anschlag eine Kugel ins Bein geschossen worden.

Sollten Khan und seine politische Partei PTI jetzt kaltgestellt werden, oder sollte Khan sterben, ist ziemlich klar, was das bedeuten wird: kein Bürgerkrieg. Für etwas Ähnliches können in Pakistan nur die Islamisten um die pakistanischen Taliban sorgen, auch ohne großen Rückhalt in der Bevölkerung: Bei den letzten Wahlen stimmten etwa 10 Prozent der Bevölkerung für religiöse Parteien.

„Lieber einen Imran Khan als einen Björn Höcke“

Sollten Khan und seine PTI scheitern, würde die nächste Generation von gebildeten jungen Menschen aus dem Land rennen – nicht ohne Grund sind schon jetzt unter den Auslands-Pakistanern die meisten Khan-Sympathisanten. Alleine in den USA haben 1800 pakistanische Physiker, die eine Petition für Khan und mehr Demokratie unterschrieben.

Die Wasserkrise wird weiter für Überschwemmungen sorgen und für akuten Wassermangel im Frühjahr und Sommer. Der Klimawandel wird sein Übriges tun: Hitzewellen mit über 50 Grad werden in Pakistan normal werden und die Gletscherschmelze regelmäßig für Katastrophen sorgen. Ich bin zwei Mal eine Woche bei 50 Grad im Schatten durch die Steinwüste im Sindh und Belutschistan gewandert – wie man in Zukunft bei solchen Temperaturen zwei Monate am Stück im Freien arbeiten soll, ist für mich schwer vorstellbar.

Der Karakorum Highway, der von China über den 4693 Meter hohen Khunjerab Pass führt und dann weiter bis ans südlichste Ende von Pakistan, war übrigens ein wichtiger Baustein in Chinas geplanter „Neuer Seidenstraße“. Auch eine Eisenbahn ist geplant. Diese Pläne werden wahrscheinlich die Naturgewalten zunichtemachen. Steinschläge, Erdrutsche und Überschwemmungen durch Dammbrüche der zahlreichen Gletscherseen am Karakorum Highway sind schon jetzt jedes Jahr normal, und sie werden laut der Wissenschaft zunehmen.

Ein Blick auf den Karakorum-Highway. Die Folgen des Klimawandels werden den KKH als Handelsroute unrentabel machen. Bild: Gilbert Kolonko

Unter dem Strich ist Pakistan nur ein weiter fortgeschrittenes Beispiel für unsere Zeit: Seit Jahrzehnten sind die Ursachen des Staatsverfall in Pakistan bekannt, aber es wird höchstens an Symptomen herumgedoktert – aktuell soll mal wieder die leere Staatskasse kurzfristig mit Krediten des Internationalen Währungsfond (IWF) aufgefüllt werden, damit alte Kredite bedient werden können.

Weltweit ist es ähnlich: Lösungen werden nur innerhalb des kapitalistischen Systems geduldet, dabei ist täglich zu sehen, dass die Hauptprobleme größer werden: Der CO2-Ausstoß steigt weiter und damit die Erderwärmung. Die finanzielle Ungleichheit wächst ebenso und damit „seltsamerweise“ auch die Wahlerfolge für Populisten und Nationalisten.

Ja, auch Khan arbeitet mit populistischen Mitteln, aber er ist jemand, der sich offiziell bei den Menschen Bangladeschs entschuldigt hat, für die Gräueltaten, die die pakistanische Armee im damaligen Ost-Pakistan angerichtet hat, als sie geschätzte 1 Million Menschen abschlachtete – vorwiegend Studenten und Intellektuelle. Bis heute ein weiteres Thema, das in Pakistan tabu ist.

Imran Khan hat auch Corona weder geleugnet noch verharmlost, aber nach dem Abwägen der heimischen Realitäten als damaliger Premierminister entschieden, auf monatelange Ausgangssperren zu verzichten, weil ihm bewusst war, dass diese die Mehrheit der armen Bevölkerung noch mehr treffen könnten als das Virus.

Imran Khan kann also das, was immer mehr Politikern und Bürgern in Deutschland abhandenkommt, zum Beispiel auch bei der Erderwärmung: differenzieren, ohne Komplexitätsreduktion denken und handeln. In Sachen Erderwärmung würde dies bedeuten klipp und klar zu sagen, dass die menschengemachte Erderwärmung eine gefährliche Zeitbombe ist, und gleichzeitig viele aktuelle Maßnahmen als reine Geldmacherei kritisieren: Die Massenvermietung von E-Rollern in Großstädten ist nur ein Beispiel. Dass der massive Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs eine Lösung ist, nicht aber eine neue Verstopfung der Straßen wie der weitere Ressourcenverbrauch durch E-Autos, ist ein weiteres.

So sagte ein deutscher IT-Unternehmer, der selbst in Pakistan gewesen war und die Ereignisse dort regelmäßig verfolgt, vor kurzem zu mir: „Wenn schon einen Populisten als Alternative zu einer nicht mehr wählbaren politischen Elite, dann viel lieber einen Imran Khan als einen Björn Höcke.“

P.S Alle Namen von zitierten Personen im Artikel sind der Redaktion bekannt.

Disclaimer: Der Autor spendet das Honorar der Letzten Generation. „Deren Zukunft sieht nicht rosig aus, da sollen sie nicht noch die Geldstrafen in der Gegenwart alleine stemmen.“

 

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8 Kommentare

  1. Frau Baerbock uebernehmen Sie….! Mit den „Werten“ und der „regelbasierten Weltordnung“ kennen Sie sich ja bestens aus! Pakistan muss unbedingt in die westliche Zone gezogen werden, dann klappt das auch mit Indien,
    das schaffen Sie, ganz bestimmt, bonne courage!

  2. Wieder einmal ein guter Einblick in trostlose Zeiten.
    Der zusehende Zerfall der „Politik“ ist meines Erachtens der offenkundigen Umgang damit geschuldet, er war vorher schon so verkommen.
    Investoren gehen mit ihrer Lobby zur Politik und erhalten alle ihre Wünsche, ob Tesla in D oder anderen Ortes ganze Inseln von ‚einem‘ Staat als spezielle Wirtschaftzonen deklariert werden.
    Häufig werden offensichtliche Brüche jeweiliger Verfassungen in kauf genommen, weil die Menschen wissen, das diese nichts dagegen tun können.
    Hier frage ich mich ab und zu, wo soll das hinführen? Die auf dem Schwarzmarkt zur Verfügung stehenden ‚Waffen‘ werden immer mehr erschwinglich und laden geradezu zur Anarchie ein…

  3. Immerhin zeigt der Vorfall, dass das Militär keineswegs geschlossen hinter der Regierung steht, denn sonst hätten sie die Demonstranten nicht in die Kaserne gelassen.
    Stecken hinter alledem die USA? Nun, wenn unser Mainstream derart verzerrend berichtet, dann ist die Antwort wohl ja. Das ist der Vorteil der Gleichschaltung: man erfährt unmittelbar, wo die Amis die Finger drin haben.
    Wobei gesagt werden muss, dass Pakistan nach dem Krieg ein sehr fortschrittlicher und sozialer Staat war. Das änderte sich schlagartig mit dem Militärputsch von Zia-ul-Haq 1977. Natürlich mit CIA-Backing. Seither die Dominanz des Militärs und der Islamisten.

    Was ist denn da in Afghanistan los? Da habe ich im Jahr 2019 Folgendes geschrieben:
    https://www.telepolis.de/forum/Telepolis/Kommentare/Afghanistan-Das-Ende-des-US-Militaereinsatzes-in-Sicht/Die-haben-verloren/posting-33846728/show/

    Ich bleibe dabei: die Taliban waren lange Zeit nur Provinzfeuerwerker. Erst ab 2018 konnten sie, beginnend an der iranischen Grenze diese militärischen Erfolge erzielen. Auch der Rest des Kriegsverlaufs gibt dieser Deutung recht.

    Nun haben diese Taliban im August 2021 gewonnen und daraufhin kehrte das Haqqani-Netzwerk nach Afghanistan zurück. Es hielt sich bis dahin im Ausland auf – man ahnt es – in Pakistan. Die Haqqanis aber wollen regieren, sie stellen jetzt schon den Innenminister. Die wollen die Macht.

    Eben wird über Truppenkonzentrationen an der iranischen Grenze berichtet. Es kam schon zu ersten Scharmützeln und wie es aussieht, greifen die Afghanen am Ende an.

    Auch Haqqani muss klar sein, dass Afghanistan mindestens einen verbündeten Staat braucht. Der Iran ist es nach diesen Vorfällen nicht mehr. Wer dann? Es bleibt Pakistan.

    1. In jeder Gruppierung existieren immer unterschiedliche Fraktionen.
      Übrigens muss nicht immer alles auf die USA bezogen werden, da gibt es auch noch viele andere Staaten die da mitmischen.

      1. Schon, aber eine Grobrichtung haben wir. Auch die Motivlage der USA ist recht eindeutig:. da sind die Elefanten Indien und China. Beide BRICS, also auf der Gegenseite. Da soll Pakistan unter keinen Umständen verloren werden.

        Eine Fraktion im üblichen Sinne ist das Haqqani-Netzwerk nicht. Sein Vorgehen ist äußerst brutal.

  4. Man kann nicht behaupten, dass die in diesem Artikel angerissene pakistanische Realität und ihre Hintergründe – mehr ist auf so wenig Raum nicht möglich – Darstellungen im Mainstream korrigiert. Einfach deshalb, weil wir dort überhaupt nichts vernehmen. Ausser Selenski und Heizungen hat da kaum noch etwas Platz. Gelegentlich wird sich die pakistanische Katastrophe über den Rest der Welt ergiessen und sie ist nicht die einzige, bei der das geschehen wird. Das ökologische, ökonomische und soziale Missmanagement hat global epische Ausmasse, was nicht ohne fatale Folgen bleiben wird. Und es kann noch schlimmer kommen, die Gefahr eines Dritten Weltkrieges ist real.

    Zu Pakistan selbst – abzuwarten bleibt, ob der Versuch, Kahn und seine Partei politisch zu liquidieren Erfolg haben wird. Die Unzufriedenheit der aspierenden Massen könnte dem Militär und ihren politischen Edelmarionetten einen Strich durch die Rechnung machen. Spätestens aber bei den nächsten Wahlen wird es kritisch. Die Kahn-Gegner wissen, dass sie Vorsicht walten lassen müssen, aber werden sie sich auch nach einer allfällig drohenden Niederlage noch daran halten?

  5. Vor circa 10 Jahren gab ich in einer. Suchmaschine ein: Welche Staaten werden bei 2030 die grössten sein.
    Von den g7 sind zwei erschienen unter den Top 10.
    Also ,wer glaubt das diese Welt nicht ‚organisiert‘ ist, glaubt weiterhin an alles was durch Informationen durchgejagt wird. Gut&Böse ,Gott&Satan, Reich&Armut und solange diese Menschheit sich diesen Dogmen unterwerfen, solange existiert diese Simulation fort.

  6. Es gibt kein „Mismanagement“. Das unterstellt die Welt wäre managebar.
    Es gibt Zauberlehrlinge die die Kräfte nicht beherrschen die sie rufen und verzapfen sie hätten alles im Griff.
    Sie sind gewählt worden. Weil Leute sich selber nix zutrauen. Jetzt wolln sie bessere Führer.

    Wo Dummheit reicht schließt Artur_C auf Absicht: „hätten sie die Demonstranten nicht in die Kaserne gelassen“

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