
Mit Zöllen hauptsächlich gegenüber China will Trump dem wirtschaftlichen Bedeutungsverlust der USA entgegentreten. Ob dadurch die Stärke der chinesischen Wirtschaft und ihre Bedeutung für den Welthandel rückgängig gemacht werden kann, ist unwahrscheinlich.
China ist nicht mehr die Werkbank der Welt, zu der westliche Unternehmen es hatten abstempeln wollen, als sie ab den 1980er Jahren immer mehr Produktion aus ihren Heimatländern dorthin verlagerten. Die chinesische Regierung hatte auf Technologietransfer bestanden. Das war eine der Voraussetzungen für die Marktzulassung westlicher Unternehmen. Die Chinesen lernten schnell und arbeiteten unermüdlich. Schließlich wollten sie raus aus Armut und Rückständigkeit. Sie wollten ein gutes Leben haben wie die Menschen in den entwickelten Staaten auch.
Aufstieg
Schon bald kamen immer mehr Waren aus China auf die westlichen Märkte. Anfangs waren es Vorprodukte wie Stahl für die Weiterverarbeitung im Westen. Aber es wuchsen nicht nur die Produktionsmengen, es wuchsen auch die Fähigkeiten der chinesischen Arbeiter. Sie lernten nicht nur in den Fabriken der westlichen Unternehmen modernere Verfahren, sie studierten auch an den Universitäten im westlichen Ausland. Viele blieben dort, die Rückkehrer halfen, das Niveau chinesischer Produkte und Forschung zu heben.
Die Mengen der Produkte aus rein chinesischer Herstellung wuchsen, zuerst auf dem chinesischen Markt, zunehmend aber strebte man auch auf den Weltmarkt, denn hier waren die Gewinne höher. Anfangs waren die chinesischen Produkte auf den westlichen Märkten nicht konkurrenzfähig in Qualität und Design, wenn sie auch sehr billig waren. Chinesische Autos wurden belächelt und erhielten oftmals nicht die Straßenzulassung im Westen wegen mangelnder Sicherheit. Auf den Märkten der Dritten Welt sah das anders aus, da war der Preis schon eher kaufentscheidend.
Dennoch entwuchs die chinesische Produktion zunehmend der Abhängigkeit von westlichen Unternehmen. Heute ist die Entwicklung so weit, dass chinesische Autos nicht mehr belächelt werden, sondern eine ernsthafte Konkurrenz geworden sind und im Bereich der Elektromobilität weltweit führend. In einem Beitrag der Frankfurter Allgemeine Zeitung über die ungarische Autoindustrie wird der Unterschied deutlich. Denn die Chinesen brachten „in der Batterieindustrie viele Experten mit, die es in Ungarn gar nicht gibt“(1).
Neben Fleiß und Lernbereitschaft waren für den Aufstieg Chinas bedeutend die Besonnenheit und der Realitätssinn der politischen Führung. Im Gegensatz zum Westen überschätzten die Chinesen sich nicht selbst. Sie hatten ein gesundes Verhältnis zu den eigenen Fähigkeiten und Schwächen, und vor allem war man offen für pragmatische Lösungen. Anstatt wie Trump mit Erpressung und Biden mit gewaltigem finanziellen Aufwand Technologieführer zu Investitionen in den USA zu veranlassen, verlegten sich die Chinesen auf einfachere Lösungen, deren Umsetzung mit den eigenen Möglichkeiten erreichbar waren.
Umdenken
Hatte man zu Beginn der wirtschaftlichen Öffnung auf Technologieerwerb durch Joint Ventures mit westlichen Unternehmen bestanden, so ging man mit wachsenden Staatseinnahmen dazu über, westliche Technologie durch den Kauf von Unternehmen zu erwerben. Der erste große Coup war 2001 die Übernahme der deutschen Magnetschwebebahn Transrapid für 1,3 Milliarden D-Mark. Hier wurden der Grundstein gelegt für den Aufstieg der chinesischen Eisenbahntechnologie zum Weltmarktführer.
Besonders nach der großen Wirtschaftskrise von 2008/9 gingen die Chinesen auf Einkaufstour. Um ihren Rückstand bei Technik und Design in der Automobilbranche aufzuholen, erwarben sie Unternehmen im Westen, die gegenüber den eigenen einen technologischen Vorsprung hatten wie Volvo, Lotus, MG und andere. Aber auch in anderen Industriebereichen strebte das Land an die Weltspitze. „Vor zwei Jahrzehnten war der Schiffsbau in China eine Randerscheinung. Heute dominiert die Volksrepublik die Weltproduktion … China fertigt mehr als fünfzig Prozent aller Schiffstonnage der Welt“(2).
Um in das Geschäft mit den Flüssiggastankern einzusteigen, die bisher in China noch nicht gebaut werden konnten, hatte im Jahre 2022 der chinesische Hengli-Konzern „die pleitegegangene Werft des südkoreanischen Herstellers STX für einen Bruchteil der Kosten übernommen. Mitsamt vollständiger Produktionslinie.“(3). 2001 hatte die politische Führung der Volksrepublik die Weltführerschaft im Schiffsbau zum strategischen Ziel erklärt, zwanzig Jahre später ist sie Wirklichkeit. Die Rücklagen aus den chinesischen Staatseinnahmen machten solche Projekte und Ziele finanzierbar.
Ein solches Volumen an Schiffsbaukapazitäten hat auch militärisch-strategische Auswirkungen. Wenn auch chinesische Kriegsschiffe denen der USA in manchen Bereichen noch unterlegen sind, so reichen deren Werftkapazitäten aber nicht aus, um einen Konflikt auf See oder gar die Versorgung über Tausende von Kilometern durchzustehen. „Schon jetzt besitzt China mehr Kriegsschiffe als jedes andere Land“(4), und angesichts der Werftkapazitäten ist es in der Lage, Verluste schneller auszugleichen. Denn „Chinas Industrie verfügt über 230-fache Schiffsbaukapazität der USA“(5). Vor allem aber fehlen die Fachkräfte mit entsprechender Qualifikation in ausreichender Zahl.
Der letzte aufsehenerregende Zukauf eines westlichen Technologieunternehmen durch Chinesen war der Erwerb des führenden Roboterherstellers Kuka. Danach wurden von den westlichen Regierungen der Ausverkauf technologisch bedeutender Unternehmen an China erschwert oder mit dem Hinweis auf die nationale Sicherheit ganz verboten. Man hatte erkannt, dass mit solchen Zukäufen sich die technologische Lücke zwischen dem Westen und China schneller schloss als erwartet und die führende Stellung des Westens in Gefahr geriet.
Für China bieten solche Aufkäufe eine günstige Gelegenheit, fortschrittliche Technologie zu erwerben, die in der Volksrepublik noch nicht auf diesem Niveau vorhanden ist. Damit erspart man sich hohe Entwicklungskosten und verfügt unter Umständen auch schon über ein wirtschaftliches Standbein auf diesem neuen Markt. Durch die Ergänzung mit eigenen Produktionskapazitäten erwarben sich chinesische Unternehmen durch solche Zukäufe auf einen Schlag sogar einen nicht unbedeutenden Anteil am Weltmarkt.
Umlenken
Hier zeigt sich einer der Vorteile der chinesischen Wirtschaftslenkung, die sich an dem orientiert, was man als politisch geboten und wirtschaftlich machbar und sinnvoll ansieht. Diese wird im Westen als Planwirtschaft immer wieder negativ dargestellt und als Hemmnis für Entwicklung ansehen. Man überträgt dabei das Bild aus der Sowjetunion, das aber weitgehend auf einem Mangel an Wissen und einem Übermaß an Propaganda beruhte.
Dass im Sozialismus der UdSSR und anderen sozialistischen Staaten Planwirtschaft mit entsprechender Mittelzuteilung herrschte, war ja kein speziell sozialistischer Wesenszug. Vielmehr handelte es sich um eine historisch bedingte Knappheit an Finanzmitteln. Der Westen kann das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster werfen, weil er sich an den Weltfinanzmärkten verschulden kann. Diese Möglichkeit hatten die UdSSR und die anderen sozialistischen Staaten nicht.
Auch China hatte über lange Zeit keinen Zugang zu den Finanzmärkten. Seinen Aufschwung hatte die Volksrepublik zumindest in der Anfangszeit seiner Zusammenarbeit mit dem Westen dem Zustrom an Kapital zu verdanken. Das bedeutet nicht, dass ohne westliches Kapital eine solche Entwicklung nicht möglich gewesen wäre, es hätte eben nur länger gedauert. Das Vorhandensein von Kapital beschleunigt wirtschaftliches Vorankommen, aber es kann die Schaffenskraft der menschlichen Arbeit nicht ersetzen, was im Westen weit verbreiteter Irrglaube ist. Entwicklung ohne Kapital ist möglich, es dauert nur länger. Entwicklung ohne menschliche Arbeitskraft ist unmöglich, egal wie viel Kapital vorhanden ist. Kapital bringt nur Ertrag in Verbindung mit menschlicher Arbeitskraft.
Mit dem Wachstum der Produktion in China waren auch dessen Staatseinnahmen gewachsen. Wenn im Westen die Staatseinnahmen wachsen, fordern Parteien, Unternehmensverbände und sonstige Interessengruppen steuerliche Entlastungen besonders für die Wirtschaft, also einen Rückgang der Staatseinnahmen. Die chinesische Führung hat aus den Zuflüssen Rücklagen gebildet, wie es auch in Russland mit dem russischen Wohlstandsfond der Fall ist. Aber auch westliche Staaten wie Norwegen bildeten solche Fonds aus ihren Einnahmen.
Chinesische wie auch russische Staatseinnahmen waren über lange Zeit in amerikanische Staatsanleihen geflossen. Deren Zinserträge wurden zum Teil für die Entwicklung der eigenen Wirtschaft eingesetzt. Drohungen und Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland im Zuge der Krimkrise 2014 führten in China wie auch in so manchen anderen sogenannten Schurkenstaaten zu einem Umdenken in der eigenen Anlagepolitik. China wie auch Russland fuhren in Investitionen in amerikanische Anleihen zurück.
Die Spannungen zwischen China und den USA hatten zugenommen mit dem Aufstieg der Volksrepublik zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz. Gleichzeitig sanken die Zinssätze für die amerikanischen Staatsanleihen und damit die Zinserträge. Die Volksrepublik ging deshalb verstärkt dazu über, Technologie und technologisch fortschrittliche Unternehmen zu erwerben. Denn im Gegensatz zu Vermögen kann Wissen nicht beschlagnahmt werden. Ein erheblicher Teil der Mittel floss in die Entwicklung der nationalen und internationalen Infrastruktur. Besonders der Ausbau der Seidenstraße diente der weiteren Förderung der chinesischen Produktion und deren Absatz.
Umschiffen
Aufgrund der westlichen Investitionstätigkeit, besonders aber der Wirtschaftspolitik der chinesischen Führung waren große Produktionskapazitäten entstanden, deren Waren in aller Welt neue Abnehmer fanden. Wegen seiner geographischen Nähe und seiner hohen Kaufkraft hatte sich Westeuropa zum bevorzugten Abnehmer der chinesischen Produktion entwickelt. Der Ausdehnung des Warenabsatzes standen aber die begrenzten Verkehrsverbindungen im Wege. Dieses Problem wurde 2013 mit dem Projekt Seidenstraße in Angriff genommen.
Die Seidenstraße diente als zusätzlicher Vertriebsweg für chinesische Waren. Bisher hatten zum einen der Luftweg zur Verfügung gestanden, der sehr teuer war, wenn er auch schnelle Lieferung ermöglichte. Zudem verfügt China damals wie heute über keine nennenswerte eigene Flugzeugproduktion, so dass man in diesem Bereich der Logistik immer auf ausländische Anbieter angewiesen war.
Der Schiffsverkehr dagegen war wesentlich billiger, dauerte aber bedeutend länger. Hier hatte man inzwischen durch den Ausbau der Werften nach den strategischen Zielen der kommunistischen Partei eine logistische Unabhängigkeit erlangt. Aber der Schiffsverkehr war auf offene Routen im südchinesischen Meer angewiesen, die immer mehr durch das aggressive Auftreten der USA und deren Verbündeten gefährdet waren. Besonders die Straße von Malakka stellt ein gefährdetes Nadelöhr für den chinesische Seehandel dar.
In dieser Situation bot der Landweg durch Russland und die anderen befreundeten Staaten Zentralasiens eine recht sichere Alternative, die die Nachteile von Flug- und Seeverkehr ausglich. Der Ausbau der Landwege, besonders des Schienennetzes durch Asien nach Europa förderte nicht nur die eigenen Handels- und Absatzwege, er nutzte auch den Anliegerstaaten in ihrer Entwicklung, eine Win-Win-Situation nach chinesischen Vorstellungen.
Fußnoten
(1) Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 24.2.2025: Der Wissenstransfer der Chinesen ist wichtig
(2) FAZ 2.4.2025: In den Docks von Changxing
(3) ebenda
(4) ebenda
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.
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China wird kaum aufzuhalten sein. Die US-Amerikaner sind wie immer mit ihrer Taktik, die vor allem auf militärischer Stärke basiert, nun am Ende! Ggf. wird halt ein Krieg zwischen Taiwan und China angezettelt, wie schon zwischen Russland und der Ukraine. Nur wird dieses mit Sicherheit genauso in die Hose gehen, wie schon in der Ukraine. Und der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China? Trump und die restliche westliche Welt spielen mal wieder die Taktik des Schulhofrowdys. Nur dieses mal wird es massiv in die Hose gehen!
Und Europa? Mit uns wird kaum noch jemand „spielen“ wollen, wenn es nicht eine 180° Wendung in der EU-Politik gibt. Die gesamte EU müsste sich von Grund auf neu reformieren. Was man mit der korrupten EU-Führung anstellen sollte, überlasse ich besser der Phantasie der Mitkommentatoren.
Den Zustand Deutschlands sehe ich hier jeden Tag: Wenn die für 500m(!!!) neuen Fahrradweg min. 6 Monate benötigen, wobei die Planung schon mehr als 5(!!!!) Jahre dauerte.
China würde die Verantwortlichen dafür entsprechend bestrafen lassen, wenn die länger als 14 Tage dafür benötigen täten.
Die Umgebungsstraße wird hier in der Stadt seit 99 Jahren(!!!!!) geplant. Und nun wird geschätzt das die vielleicht 2040 damit fertig sind! Dann wird es frühestens 2050 werden!
Wenn bis dahin uns das Spezialdragee nicht schon lange in den Untergang geführt hat!!!
„Wenn die für 500m(!!!) neuen Fahrradweg min. 6 Monate benötigen,…“
Das ist ja wirklich ordentlich schnell.
Der Bau einer 100 m langen Verbindungsstraße hat in meiner Stadt 3 Jahre gedauert. Die Planungsdauer ist nicht bekannt.
Wer kann sich noch an Hop Sing mit der Teekanne auf der Ponderosa-Ranch erinnern? Der hatte als einziger richtige Bonanza gemacht und jeden Tag den Goldstaub in der Ponderosa Kantine aufgefegt, außer er hatte mal Urlaub genommen um Gold schürfen zugehen.
Und hier laufen Politiker rum die bei Handelstreffen in Hamburg, etwas von Schlitzaugen und Ohren erzählen, auf daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!
Gut verschiedene Zitate kombiniert. Die meisten Westler lieben sich halt, wie die Jünger ihren Bagwahn „geliebt“ haben.
Grausam.
Ein guter, lesenswerter Artikel! Davon braucht es mehr!
Viele hier in Deutschland sind doch Opfer der antichinesischen Propaganda. Xi Jinping wird hierzulande als Teufel dargestellt, gleich hinter Putin. Erstaunlich ist, im rechten Lager wird China positiver dargestellt als im Mainstream. Was da wohl dahinter steckt?
Die niedergehende Restlinke kritisiert dahingegen China unerbittlich. China ist für die die europäische Linke – die doch nicht viel positives zustande gebracht hat, – ein kapitalistischer Staat. Hier trifft sich diese Linke mit den Mainstream. Das ist doch seltsam oder nicht?
China hat ein eigenes Wirtschaftsmodell entwickelt und damit in kürzester Zeit Millionen Menschen aus der Armut befreit. Das ist eine gewaltige historische Leistung, die bisher kein anderes Land geschafft hat. Den Westlinken scheint dies nicht zu gefallen.
Diese Linken waren teilweise früher Maoisten und fanden das damalige China gut. Der große Sprung nach vorn und die Kulturrevolution wurden von diesen Leuten gefeiert. China hat sich von diesen Exzessen befreit, sieht sie jedoch als Teil seiner Geschichte.
Die Neue Seidenstraße wird im Westen – wahrscheinlich aus Neid – vollkommen unterschätzt. Sie ist ein gewaltiges Infrastrukturprojekte für die Dritte Welt. China vergibt ohne Vorbedingungen Kredite und schreibt diese gelegentlich auch mal ab. In der BRD wird dies als „chinesische Schuldenfalle“ diskreditiert. Dabei waren es doch gerade IWF und Weltbank, die Entwicklungsländer in die Verschuldung, Abhängigkeit und einseitige Wirtschaftsentwicklung trieben. Die Belt and Road baut Häfen, Straßen, Kraftwerke in der Dritten Welt. In Europa hat China den Hafen von Piräus in Griechenland aufgekauft und damit zum bescheidenen Aufstieg dieses Landes beigetragen.
Die Liste liese sich fortsetzen!
Positiv zu vermerken ist, daß der Autor in seinen Block den Crash am US-Bondmarkt beschrieben hat. Davon ließt man hierzulande – jeder im Mainstream, noch in den alternativen Medien – viel zu wenig
https://ruedigerraulsblog.wordpress.com/2025/04/20/chinas-wirtschaft-krieg-der-zolle/
Wir leben im Land der Glückseligen.
Begreifen Sie das endlich.
Woanders ist es grau und trüb, nur bei uns gibt es eine strahlende Zukunft.
Wobei, mit etwas Pech gibt es wirklich eine strahlende Zukunft.
Der neoliberale Westen hat sich selbst outgesourct.
Von der „unsichtbaren Hand“ regiert zu werden ist wohl doch nicht das überlegene Wirtschaftskonzept.
Imperialismus funktioniert nur wenn man im Besitz der Produktionsanlagen ist. Vielleicht hätte man „Das Kapital“ wenigstens einmal durchgelesen sollen, um zu verstehen wie Kapitalismus richtig funktioniert.
„Denn „Chinas Industrie verfügt über 230-fache Schiffsbaukapazität der USA“(5). Vor allem aber fehlen die Fachkräfte mit entsprechender Qualifikation in ausreichender Zahl.“
Und das bedeutet nichts anderes als, dass selbst ein Krieg gegen China jetzt schon verloren wäre.
Der Aufstieg Chinas wird sich nicht ohne Gewalt aufhalten lassen, die US-Militärs wissen das. Man scheint sich in der Elite des Westens einig zu sein, dass es den Krieg gegen die wachsende chinesische (Wirtschafts-)Macht geben soll, die Frage ist nur wann. „Wir“ werden dann kriegstüchtig genug sein, um uns zu diesem Zweck in den Tod schicken zu lassen. Die Propaganda von wegen „autoritär“ gegen „freiheitlich“ ist für die Dummen. Zumal wenn man bedenkt, dass „der Westen“ auch immer autoritärer wird. Naja, wir haben im letzten Jahrhundert zwei Kriege erlebt, die um die Weltherrschaft geführt wurden, wenn wir dumm genug sind, wird es in diesem Jahrhundert den nächsten geben. (Den übernächsten werden wir dann wieder mit Steinen und Stöcken austragen.)
„Man scheint sich in der Elite des Westens einig zu sein, dass es den Krieg gegen die wachsende chinesische (Wirtschafts-)Macht geben soll…“
Ja, das scheint wirklich so zu sein. Völlig irre. Krieg gegen ein Land mit 1,5 milliarden Einwohnern? Im Bund mit Russland? Möglicherweise auch mit Nordkorea?
Da wird man schon hin „gehen“ müssen.
Wie will man mit der Logistik eines derartigen Unterfangens klar kommen?
Die Chinesen sind bei sich zu Hause.
Ergänzend zu der interessanten Darstellung würde ich die Rolle der höheren Bildung unterstreichen, und den damit einhergehenden Innovationsschub. Hier was zu Patenten:
https://www.vfa.de/de/wirtschaft-standort/macroscope/macroscope-patentanmeldungen-chinas-aufstieg
„Wurden im Jahr 1980 noch etwa 635.000 Patente weltweit veröffentlicht, waren es im Jahr 2022 rund 3,4 Millionen. Hinter diesem Anstieg verbirgt sich vor allem China, aus dem im Jahr 1980 lediglich 44 internationale Patentanmeldungen kamen. Im Jahr 2022 waren es dagegen 1,65 Millionen – annähernd die Hälfte der angemeldeten Patente. Aus den 27 Ländern der Europäischen Union, den USA, Japan und Südkorea wurden 1,5 Millionen Patente veröffentlicht – das entspricht rund 44 Prozent aller Patente. “
Zum Hochschulsystem Chinas und seiner Entwicklung hier eine Darstellung aus 2005:
https://www.wissenschaftsmanagement-online.de/sites/www.wissenschaftsmanagement-online.de/files/migrated_wimoarticle/4-2005Schmidt-Hongjie.pdf
„Bei der Entwicklung der Zahl der an Chinas Universitäten immatrikulierten Studierenden konnte in den letzten Jahren eine regelrechte Explosion verzeichnet werden […]. Von etwas über 3 Millionen Immatrikulierten im Jahr 1998 hat sie sich auf 9 Millionen Studenten im Jahr 2002 annähernd verdreifacht.“
Also, das kommt nicht von ungefähr und es sind diese Investitionen in das „Humankapital“, die sich gerade besonders auszahlen.
Nicht übersehen sollte man allerdings das enorme Stadt-Land-Gefälle in China. Der chinesische Industrieboom ist auf die Industriegebiete im Osten konzentriert. Die ländlichen Gebiete sind da klar abgehängt und das führt auch dazu, dass von dort nicht viel Nachfrage kommt. Das hat als Kehrseite den Exportüberschuss, der eigentlich dringend durch eine Stärkung der Inlandsnachfrage abgemildert werden müsste, erst recht in der jetzigen Situation mit Trumps Zöllen. Die derzeitige Deflation verweist auch auf ein inländisches Nachfragedefizit. Die Maßnahmen, mit denen man dem beizukommen versucht, ähneln dem, was wir von uns auch kennen:
„Während Deutschlands Statistiker zuletzt monatlich eine Inflation von mehr als zwei Prozent verzeichneten, drückt in China eine Deflation auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Deflation ist das Gegenteil von Inflation. Zwar führt diese dazu, dass Käufer mehr für ihr Geld bekommen. Ökonomen halten eine solche Entwicklung aber langfristig für schädlich, da Firmen dadurch weniger verdienen, was Löhne und Arbeitsplätze bedrohen kann.
Chinas Wirtschaft kämpft zudem mit einer schwachen Nachfrage im Inland und einem geringen Verbrauchervertrauen. Peking will die Menschen dazu bringen, wieder mehr einzukaufen, und kündigte auf dem Volkskongress etwa Milliarden-Zuschüsse für ein Eintauschprogramm alter gegen neue Geräte oder Fahrzeuge an.“
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/deflation-verbraucherpreise-in-china-sinken-deutlich/100112409.html
Laut destatis hatte China 2019 3362 Studenten pro 100.000 Einwohner (Deutschland: 3773), was auf die 1,4 Milliarden hochgerechnet etwas über 47 Millionen bedeutet, also in den letzten 20 Jahren noch mal massiv ausgebaut.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_Studierende.html
@ Ralf
Schön und gut. Aber die Art der Studienfächer dürfte das entscheidende Merkmal sein. Orchideenfächer a la Genderstudien tragen zu einer realen Wertschöpfung gar nicht oder nur sehr bedingt bei. Entscheidend sind die MINT-Fächer und die Ausbildungsqualität derselben. Die westlichen Diplome könnten in naher Zukunft nicht mal mehr das Papier wert sein, auf dem sie gedruckt sind. In den siebziger Jahren gab es in Schweden, infolge der sozialdemokratischen, breitflächigen Bildungspolitik, auch schon mal die sprichwörtlich akademischen Strassenkehrer.
Hier ist eine schöne Aufbereitung der fachlichen Schwerpunkte:
https://www.kooperation-international.de/laender/asien/china/bildungs-forschungs-und-innovationslandschaft-und-politik/fachliche-staerken-des-forschungssystems
Bei „Geisteswissenschaften“ und „Andere Sozialwissenschaften“ hat China eine „negative Spezialisierung“ nahe am Höchstwert. 😉
(sprich: im Vergleich mit dem weltweiten Publikationsaufkommen in den beiden Bereichen liegt China extrem weit zurück)
„China weist gegenüber dem weltweiten Publikationsaufkommen eine besonders starke Spezialisierung (+25 und mehr) in den Fachgebieten Elektrotechnik, Materialforschung, Spezifisches Engineering, Messen und Steuern, Chemieingenieurwesen, Nukleartechnologie, Maschinenbau, Grundlegende Chemie, Polymere, Informatik und Physik auf (Quelle: Monitoring des Asiatisch-Pazifischen Forschungsraums (APRA) – 2. Bericht (2020), S. 185, 192, Datenquelle: Scopus Elsevier 2016-18).“
@ Ralf
Sehr gut. Passt ins Bild!
Danke schön für die Ergänzung!
@ Ralf
*****
Des Pudels Kern erfasst!!!
Es gibt in China natürlich noch immer ein Stadt-Land-Gefälle. Aber die Regierung arbeitet schon lange daran dies abzubauen. Ein Baustein dabei ist der Konzern Alibaba, dessen Ex-Chef Jack Ma war. Alibaba hat den Verkauf der Produkte der ehemaligen Volkskommunen, jetzt genossenschaftliche Betriebe, organisiert, damit der Abstand schmilzt. Jede landwirtschaftliche Genossenschaft kann mit einen raffinierten System von Alibaba chinaweit vermarkten und der Wohlstand der Bauern wächst.
China hat ein Wirtschaftswachstum von knapp 5% im 1. Quartal erzielt. Die Binnennachfrage kurbelt die Regierung schon lange gezielt an. Zum Nationalfeiertag Oktober 2024 ergoss sich ein wahrer Geldregen über die Bevölkerung und Geschäfte und die hochmodernen Schnellzüge waren überfüllt. Wenn sie also mal nach China fliegen wollen, dann nicht zum Nationalfeiertag, da ist das Gedränge viel zu groß. Zum Frühlingsfest würde ich aus genannten Gründen auch nicht fliegen!
Im Vergleich zu Deutschland hat China Luxusprobleme. So stehen in China ca. 60 Millionen Wohnungen leer. Die will z. T. niemand kaufen, weil sich in deren ökologisch begrünten Fassaden zu viel Insekten aufhalten, die die Bewohner stören.
Kritik aus Deutschland an innerchinesischen Problemen hört sich daher immer etwas kleinkariert an.
Chinesische Sorgen möchte ich haben!
++++
Und was hat der Westen währenddessen fertig gebracht? Hat seine Bevölkerung schön dumm und arm gehalten.
Im Zusammenhang mit der Initiative „Neue Seidenstraße“ bekommt der Ukrainekonflikt eine neue Dimension. Sozusagen als die Initiative behindernder Konflikt. Man wollte die Ukraine sozusagen als Sperrriegel installieren. In dem Zusammenhang ist auch der innerstaatliche Konflikt in Belarus nicht zu vergessen. Sollte dieses in westlich intendierter Form gelingen, ist die Seidenstraße nach Europa passé.
Doch im Grunde sind beide Konflikte nur der hilflose Versuch, den Tsunami mit Dämmen aufzuhalten.
Für die Belt and Road Initiative ist die Ukraine nicht entscheidend! Es ist natürlich schön, wenn die Ukraine angebunden ist, mehr aber auch nicht.
Wichtiger ist da der Duisburger Hafen, der größte Binnenhafen Europas. Hier enden viele Zugverbindungen der Neuen Seidenstraße, werden viele Güter aus China umgeschlagen.
Da ist die Ukraine eher nebensächlich, die kann ja aus Diusburg mit chinesischen Waren versorgt werden, von westlichen Firmen, die bekanntlich „die Guten“ sind
Wichtig für die Schifffahrt ist der Hafen von Piräus in Griechenland. Der ist fest in chinesischer Hand von von dort werden Waren nach Europa umgeschlagen. Griechenland verdankt diesen Hafen sein Wirtschaftswachstum von ca. 2,5%
Das waren noch Zeiten:
http://dusseldorf.china-consulate.gov.cn/det/xwdt_6/201512/t20151202_3782957.htm
Oder doch nicht so weit weg?:
https://www.ciipa.de/post/2023-new-silk-road-logistics-forum-fand-erfolgreich-in-duisburg-deutschland-statt
Wenn man Pepe Escobar heute so reden hört. Haben wir jetzt eine neue Supermacht. Und zwar eine absolute.
https://youtu.be/PzMkvaMgWQs
Schönes Interview, vielen Dank. Mir kam beim Zuhören zwischendurch der Gedanke, dass Trump so eine Art Mao-Tse-Tung der USA ist: leidlich akzeptable Diagnosen und Ziele, katastrophale Therapie. 😉
„Mir kam beim Zuhören zwischendurch der Gedanke, dass Trump so eine Art Mao-Tse-Tung der USA ist: leidlich akzeptable Diagnosen und Ziele, katastrophale Therapie.“
Jep ging mir auch so, mann kann mit Trump zwischenzeitlich ja fast so was wie Mitleid bekommen bei seinem Bemühen den USA Hegemon verzweifelt am Leben zu erhalten.
Trump’s tariffs hurt the US much more than China – Economist Michael Hudson explains
Donald Trump’s tariffs benefit rich elites at the expense of the majority, argues economist Michael Hudson. He explains how the trade war on China is isolating the US, while encouraging alternatives.
https://www.geopoliticaleconomy.report/p/trump-tariffs-us-china-michael-hudson?utm_source=post-email-title&publication_id=457596&post_id=161738448&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=1lcxf1&triedRedirect=true&utm_medium=email
Das Ziel der Zölle ist eine kontrollierte Abwertung des Dollars wie bei Nixon. Die Verelendung großer Teile der eigenen Bevölkerung ist eingeplant. Es geht aber um die Erhaltung einer Einflußzone in der neuen multipolaren Weltwirtschaft, mit der man sich schon abgefunden hat. Dabei wird aber nur an die oligarchisch angegliederten Megakonzerne gedacht. Die technokratischen Träume der zum Großteil rechtsextremen Oligarchen bis hin zum Transhumanismus, der Rest kann sehen wo er bleibt.
++++
on point
Nun klingt das so, als ob die Chinesen immer noch abkupfern. Das war einmal, aber inzwischen sind sie in etlichen Bereichen an der Spitze. Als Spektrum-Leser kann ich oft nur mit den Ohren wackln, was denen alles gelingt in Sachen Quantenphysik, Materialwissenschaft und Robotik. Außerdem haben sie seit 6 Jahren einen Rover auf der Mondrückseite, der noch arbeitet. Und so fort.
Privatwirtschaft ist erlaubt, aber die Staatsunternehmen mischen sich gestaltend ein. Eine ausgezeichnete und erfolgreiche Kombination. Die haben das Ei des Kolumbus gefunden.
Mit denen wollen wir konkurrieren? Kein leichter Gegner, würde ich sagen.
Besser ist kooperieren als konkurrieren. Nur mit Kooperation wird die Menschheit eine Zukunft haben. Neo-liberale Konkurrenz-Ideologie gehört in den Müll.
Lesenswerter Beitrag. danke. Zur wirklichen Grösse der chinesischen Wirtschaft ein Artikel von Han Feizi:
https://asiatimes.com/2024/06/whats-the-real-size-of-chinas-economy
Han Feizi, ursprünglich aus Hongkong, lebt in den USA. Seine Beiträge in der Asia Times sind sämtlich wert, zur Kenntnis genommen zu werden: https://asiatimes.com/author/han-feizi/
Der neueste ist auch gut: https://asiatimes.com/2025/04/trump-trade-war-its-worse-than-a-crime-its-a-blunder/
Takeaway; 14 der besten Universitäten weltweit laut Nature-Index sind in China, auf Plätzen 2-11, 15-17, und 19, Aus den USA sind es 4 (!), davon Harvard auf Platz 1, Stanford und MIT auf 12 und 13, und UMich auf 20,
Die Geschichten von den „alles abkupfernden“ Chinesen sind eh nur rassistische Propaganda. Tatsächlich haben alle Länder in der Wirtschaftsgeschichte „abgekupfert“, unter anderem von China (Seidenraupe). Und vor allem die USA haben nach dem letzten Weltkrieg hemmungslos Patente der besiegten Mächte geraubt, auf die, wenn überhaupt, die Länder mit grösserem Beitrag zum Krieg, sei es durch Zerstörung oder eigene Kämpfer, eher Anspruch gehabt hätten, also die UdSSR, China, Polen, Griechenland usw.
Die Chinesen haben nie „nur abgekupfert“. Schon in den 70er Jahren gab es die originellsten Taschenrechner, Digitaluhren, Tastentelefone etc. in Hongkong zu kaufen, oft entworfen und produziert in der VR China, Teilweise war das billiger Kram, aber oft sehr kreativ. In den achziger Jahren entwickelte sich die „Shanzhai“-Produktion. Shanzhai heisst Bergfestung, in Anspielung auf einen klassischen chinesischen Roman ( 水浒传 Shuǐhǔ Zhuàn) ein Räuberunterschlupf.
Shanzhai-Produkte ignorierten in der Tat grosszügig jegliche „intellectual property“, waren aber keine stumpfen Kopien, sondern oft verblüffend kreative Weiter- und Neuentwicklungen, oft allerdings auch von mieser Qualität, Das waren sozusagen die Flegeljahre des chinesischen Industriedesigns. Parallel dazu entwickelte sich aber auch die „ernsthafte“ Produktion,seit den neunziger Jahren mit Schwerpunkt auf Qualitätsverbesserung.
Mit der weiteren Entwicklung – heute werden mehr chinesische als US-Patente angemeldet, im Unterschied zu denen meist keine Trollpatente – fand diese Phase ein Ende, die chinesische Kreativität aber nicht.
Ich habe gehört in China habe man ein völlig anderes kulturelles Verständnis über das „nachmachen“. Dort würde das als eine Ehrung des „Vormachers“ angesehen werden. Mal grob gesagt.
Witzig dass die Chinesen fast 1:1 das deutsche Patentsystem übernommen haben – als es noch keine umfassende internationale Vereinheitlichung gab. Also sogar das Patentsystem haben die Chinesen bei uns abgekupfert! 😉
Anders verhält sich zB Indien. Die kümmern sich um internationalen Patentschutz einfach mal gar nicht. Oder Russland: das Patentwesen dort ist dem Wesen nach eher ein Bakterium: praktisch unsichtbar.
Oder ganz kurz gesagt: wie wir „Westler“ über „geistiges Eigentum“ denken ist eben nur unsere, nur eine einzige Art, wie man über geistiges Eigentum denken kann. Aber wie bei allem verabsolutieren wir unsere Denke und wollen sie der ganzen Welt aufzwingen. Zumindest so lange es „uns“, also den Ausbeutern, Vorteil bringt. Kolonialismus und Kulturchauvinismus lässt schön grüßen.
Nicht nur Wirtschaftlich, mir scheinen die sind noch wo anders Weltspitze.
Wie viel Klicks hat das Video über 100 Millionen?
https://youtu.be/_1EtbtbK-Sw?t=886
Hört euch mal Pepe`s Statement nach dem Tik-Tok-Clip an.