
In Europa bemühen sich Regierungen oft mit der Hilfe von NGOs und Autoren die Angst vor Desinformation auszunutzen, um Menschen, öffentliche Diskurse und unerwünschte Kritik zu diffamieren oder auszuschalten. Der Trick dabei ist, Desinformation in aller Regel fremden Staaten, derzeit v.a. Russland oder China, und deren Helfershelfern im In- und Ausland einseitig als hybride Bedrohung zuzuschreiben, während die von Regierungen, Politikern oder staatstreuen Medien verbreiteten Halbwahrheiten, Desinformationen oder Propaganda-Informationen nicht thematisiert werden.
Die Bundesregierung schreibt: „Die Bundesregierung ist im Kampf gegen Desinformation nicht allein. In ganz Deutschland suchen Menschen nach neuen Wegen, dieser Bedrohung zu begegnen: Journalistinnen und Journalisten, Lehrkräfte, Forschende. Aber auch aufmerksame Menschen leisten einen Beitrag, indem sie die Desinformationen an Social-Media-Plattformen oder Faktenchecker melden. Sie alle haben sich zum Ziel gesetzt die Demokratie zu schützen.“ Demokratie muss man als Chiffre für Strukturen verstehen, die den Status quo erhalten wollen.
So heißt es: „Oft dient Desinformation dazu, das Vertrauen in staatliche Stellen zu untergraben und durch das Befeuern kontroverser Themen gesellschaftliche Konflikte zu entfachen oder zu vertiefen.“ Erwünscht ist mithin das Vertrauen in die Regierung und staatliche Stellen, was immer das einschließen soll, und die Vermeidung kontroverser Themen, um die Gesellschaft ruhig zu halten. Destabilisierung wird an erster Stelle gefürchtet, da sind sich alle Regierungsformen von Diktaturen bis zu rechtstaatlichen Demokratien einig.
In China ist man mit der Kontrolle der öffentlichen Meinung, aber auch des Verhaltens mit dem Sozialkreditsystem schon weiter. Jetzt hat die chinesische Cyberspace-Behörde sich vorgenommen, die Stimmung im Volk zu heben, indem diejenigen Blogger und Influencer, die zu negative und pessimistische Äußerungen online äußern, blockiert werden. Man fürchtet Shitstorms oder virale Ausbreitung von Kritik, Enttäuschung und Wut. Erst einmal soll es nur eine zweimonatige Sonderaktion der „Klärung und Korrektur von böswillig anstiftenden negativen Emotionen“ sein, mit der wohl durch das verantwortliche Central Network Information Office erkundet werden soll, wie weit man gehen kann.
Geschaffen werden soll damit ein „zivilisierteres und rationaleres“ Internet, „um das Problem des böswilligen Schürens von Konfrontationen, der Förderung von Gewalt und Feindseligkeit und anderer negativer Emotionen zu beheben“. Probleme, so wird damit suggeriert, gibt es eigentlich in der Gesellschaft nicht, zumindest keine, die größeren Unmut erregen könnten.
„Das Internet ist keine Müllhalde für Negativität“
Die Verbreitung negativer Äußerungen erzeugt erst negative Emotionen, die mitunter zu Gewalt und Feindseligkeiten führen. Man unterstellt Ansteckungsgefahr, also ein schwaches kognitives Immunsystem. Wenn man diese Desinformation zum Schweigen bringt, ist alles mehr oder weniger gut, so die Einstellung, die der der europäischen Behörden, Regierungen und deren Helfer ähnlich ist. Hier sind es die dunklen Desinformateure und die sozialen Netzwerke, die „die Demokratie“ gefährden, weil die Menschen zu blöde sind, um irreführende Informationen zu erkennen. Das chinesische Staatsfernsehen erklärt dies so: „In der Realität erleben wir alle Müdigkeit und Ängste als Folge von Arbeit und Leben, aber diese echten Emotionen verdienen Respekt und sollten nicht absichtlich für den Traffic verstärkt werden. Das Internet ist keine Müllhalde für Negativität.“ Weiter werden die Menschen angesprochen, die angeblich ihre Ruhe haben wollen, aber aufgerührt werden, wenn sie ins Internet gehen:
„Ich möchte mich im Internet entspannen, aber je mehr ich stöbere, desto müder werde ich, als wäre die ganze Welt voller Bosheit: jetzt zerfleischen sich Männer und Frauen gegenseitig, jetzt kommt es zu Konflikten zwischen den Generationen, jetzt zu geografischen Angriffen, jetzt wird mit allen Arten von Angst und Panik gehandelt. Beispielsweise wird ein gewöhnliches Video über einen Familienkonflikt unter dem Titel „nicht verheiratet und unfruchtbar, um den Frieden zu schützen“, „alle Männer sind gleich“ und anderen extremen Kommentaren verbreitet, wobei das reale Leben der einzelnen Phänomene schnell zu einem Angriff auf eine Gruppe wird.“
Bekämpfung von Misanthropie und anderen negativen Lebensanschauungen
Aufgefordert werden alle Chinesen, „sich aktiv an der Berichterstattung zu beteiligen und sich gemeinsam gegen die böswillige Provokation negativer Emotionen und andere Probleme zu wehren“. Und die Provider sollen Selbstkontrollen und -korrekturen ausführen, um nicht belangt zu werden. Es wird eine ganze Menge an verpöntem Negativen aufgeführt, schlechte Stimmung scheint weit verbreitet zu sein, ebenso die Angst der Herrschenden vor Destabilisierung. Die jungen Menschen, die wegen der Wirtschaftslage aufgrund fehlender Berufsaussichten und hohem Konkurrenzdruck unzufrieden werden und aussteigen wollen, sind das Hauptproblem. So wurden, wie die New York Times berichtet, zwei Blogger bestraft, die für ein Leben mit weniger Arbeit und Druck warben, oder ein Influencer, der sagte, es mache keinen finanziellen Sinn, zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Es geht auch um die Verbreitung von Fälschungen, Verschwörungstheorien oder Desinformation, um das Schüren und Verherrlichen von Gewalt oder das Verstärken von Hass gegenüber und in Gruppen, aber eben auch um als gefährlich erachtete Lebenseinstellungen, etwa dass harte Arbeit oder Lesen nutzlos seien: „Böswillige Interpretation sozialer Phänomene, einseitige Vergrößerung negativer Fälle und Nutzung der Gelegenheit, Misanthropie und andere negative Lebensanschauungen zu fördern.“
Wenn man einmal anfängt mit politischer Zensur in den sozialen Netzwerken, kann man schnell dabei landen, die Gesellschaft insgesamt wohltemperiert zu gestalten, ohne die Missstände, die Kritik, Wut, Angst oder Verzweiflung produzieren, wesentlich zu verändern. Das dient dem Schutz der Demokratie oder der Herrschaftsstrukturen und vermeidet, dass sich Misstrauen in staatliche Stellen artikuliert oder es zu „verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates“ kommt.
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Alles hat zwei Seiten. Natürlich trägt die Angst vor einem Shitstorm nicht zu optimalen Lösungen bei. Das sehen wir täglich.
Da ist Deutschland aber schon weiter, mit dem Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk der kritisiert auch nicht die Aktuelle Staatsführung.
Das erinnert sehr an die flächendeckende Zensur in den westlichen Asozialen Medien während des Covid-Betrugs, was China hier vorhat.
Eigentlich dachte ich, China hat das alles schon. Jetzt lerne ich, China lernt in Sachen Zensur vom Westen.
Na, sowas.
„China lernt in Sachen Zensur vom Westen“, ist zwar als Beobachtung naheliegend, es ist jedoch viel schlimmer: Die westliche Anti-Chinesische Haltung ist tatsächlich die URSACHE dieser Maßnahme. China musste sich seit dem 2. Weltkrieg eigentlich nie selbst schützen. Jetzt schon.
Die ursprünglich „bombensichere“, „finanzielle Globalisierung“ ist ins absolut „Feindschaftliche“ gekippt, und zerstört gerade den Konsens einer gesamten Menschengeneration weltweit.
P.S. heute: „Die niederländische Regierung hat unter Verweis auf Sicherheitsinteressen die Kontrolle über den Chip-Hersteller Nexperia übernommen.“
Noch Fragen?
Früher gab es im NDR Radio die Sendung Schaukelstuhl,
es folgte nach einiger Optimierung das ZDF Abendprogramm für Senile –
vielleicht bringen die Chinesen ja das Equivalent fürs Internet .
Das wäre Nobelpreisverdächtig da Garant für einen weltweiten Frieden und
natürlich weiteren Kapitalisten Reichtum.
Danke für diesen Artikel!
Ich stand dieser ganzen China-Euphorie, die sich in letzter Zeit unter den kritisch Denkenden in den Alternativen Medien und Gesellschaft breit gemacht hat, äußerst skeptisch gegenüber und konnte diese nicht nachvollziehen:
1. Weil das in vielen Alternativen Medien verbreitete Narrativ, ein Social Credit System gibt es in China nicht und das sei ein Propaganda-Narrativ des Mainstreams, falsch ist. Denn die gesamte diesbezügliche Infrastruktur ist vollständig ausgerollt und aktiviert. Es werden sämtliche Daten aller Bürger gesammelt, gespeichert und ausgewertet. Eingesetzt wird das Social Credit System NOCH erst mal nur gegen Regimekritiker. Worüber wir hier im Westen berechtigterweise kritisch diskutieren, dass mit der Digitalisierung Kontroll- und Disziplinierungsinstrumente etabliert werden, ist in China bereits Realität.
2. Weil die Zensur in den chinesischen Sozialen Netzwerken wesentlich größer ist, als in den westlichen. U.a. wird sämtliche Kritik am System „China“ in Echtzeit gelöscht.
3. Weil sämtliche offiziellen Medien in China Staatsmedien sind, die regierungstreu berichten.
4. Weil in China die digitale Totalüberwachung ein Ausmaß erreicht hat, die ich persönlich nur noch beängstigend finde. Ein Beispiel: Betritt man in China zum allerersten Mal überhaupt ein neues Geschäft, wird man trotzdem am Eingang von einem Bildschirm namentlich begrüßt. Woher weiß dieses Geschäft meinen Namen?
Die chinesische Führung hat schon seit einiger Zeit mit einem zunehmenden Phänomen zu tun: Wenn sich eine breite wirtschaftliche Stabilität und Sicherheit festigt, dann wird etwas im Individuum aktiviert, das vorher inaktiv war, nämlich die Fähigkeit und der Wille zur Selbstbestimmung, zum selbstbestimmten Denken, und daraus resultierend ein demokratisches Bewusstsein.
China versucht das mit Mitbestimmungsmöglichkeiten, die aber nur auf die lokale Ebene beschränkt sind, einzufangen. Das reicht aber nicht mehr aus, die Demokratiebewegung in China wächst stetig an. Und das ist natürlich ein riesen Problem für die chinesische KP.
Und so zeigt sich auch in China, dass der Machterhalt der Herrschenden letztlich Priorität hat.
Noch ein Nachtrag:
In China sind sämtliche Identitätsverschleierungen verboten! Die Nutzung des Tor-Browsers sowie von VPN sind verboten. Die chinesische Firewall blockiert die VPN-Technologie „Wireguard“. Einzig OpenVPN ist noch in der Lage, die chinesische Firewall zu durchdringen. Einzig OpenVPN kann in China noch genutzt werden. Man sollte sich nur nicht dabei erwischen lassen, denn das wird in China mit Gefängnisstrafen geahndet.
Die Dystopie, die aktuell in Großbritannien ausgerollt wird, E-ID etc., ist in China bereits Realität.
Ich empfehle ergänzend das hier: https://overton-magazin.de/top-story/china-will-das-internet-von-zu-negativen-und-pessimistischen-aeusserungen-reinigen/#comment-299343
Du bist leicht zu beeinflussen.
Ein Artikel von Rötzer – und bei Dir entsteht gleich eine neue Weltanschauung …
Passiert Dir das öfters? Wie oft?
Vielleicht trägt der Artikel dazu bei, keiner Direktive blind zu folgen; egal von welcher Regierung diese ausgegeben wird. Nachplappern von Narrativen, ob vom Mainstream oder den sogenannten Alternativen, bringt nur die Herausgeber weiter. Den Indoktinierten verschafft es lediglich ein Stück vermeintliche Sicherheit, auf ‚der sicheren Seite zu stehen‘. Letztendlich ist jedoch keiner ‚Macht‘ zu trauen, denn alle Häuptlinge verweisen stets auf die ‚Fehler‘ der ‚Anderen‘ und bedienen sich hier wie dort der selben Mittel.
Ich folge gar niemandem; insbesondere nicht jenen, welche es als Einzige ’nur gut mit mir zu meinen‘ vorgeben!
Gerade hier auf Overton ist ja viel Pessimismus zu finden – da müsste dringend mal gesäubert werden.
Weiss man, ob Ursula da schon etwas vorbereitet?
Warum soll jemand die Seiten wie Overton von „negativen Gedanken “ säubern?
Es ist doch für unsere Regierenden erheblich interessanter, diejenigen mit den
negativen Gedanken aufzuspüren, zu isolieren und ggf. aus dem Verkehr zu ziehen.
Es gibt hier sicherlich auch schon Blockwarte die nur darauf warten, dass sie
endlich ihren Frust an den Überwachungsstaat los werden können. Glaubt den
jemand das es Zufälle waren, dass die Meldungen der „Politikerbeleidigungen“
immer an der richtigen Stelle ankamen?
@🦓❤️
Weshalb fängst du nicht bei dir selbst mit der propagierten ‚Säuberung‘ an?
Du kannst natürlich auch höchstselbst das Forum bei deiner Ursula denunzieren und dir dann auf die eigene Schulter klopfen, welch ein Prachtexemplar du doch bist. Anonyme Meldestellen für Feiglinge wurden ja bereits zur Genüge eingerichtet. Auf, auf; lass‘ deinem Charakter freien Lauf!