Cannabis-Risiken: Was sagt die Wissenschaft?

Bild: /CC BY-2.0

Wegen Gesundheitsbedenken in der SPD-Fraktion steckt die Gesetzesinitiative derzeit fest. Doch während Ärzteverbände die Alarmglocken läuten, vergleichen Forscher die psychoaktive Substanz mit Nikotin.

 

Die Entkriminalisierung von psychoaktiv wirksamem Cannabis verzögert sich weiter. Grund dafür ist wohl die Kritik aus eigenen Reihen innerhalb der SPD. Hat die führende Ampel-Partei ein internes Abstimmungsproblem? Vor allem der Gesundheits- und Jugendschutz wird immer wieder erwähnt. Erst am 17. Januar griff die bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Judith Gerlach (CSU), in Reaktion darauf zu drastischen Worten:

“Noch schlimmer als die hohen Kosten einer Legalisierung sind die gesundheitlichen Risiken. Mediziner und Psychotherapeuten warnen eindringlich vor den Gefahren des Cannabis-Konsums besonders für junge Menschen. Allein deshalb sollte die Bundesregierung zur Vernunft kommen und lieber in Aufklärung und zusätzliche Präventionsmaßnahmen investieren, als mit einer ideologisch motivierten Legalisierung die Gesundheit der jungen Generation zu gefährden. […] Dass sich in der SPD-Fraktion im Bundestag Widerstand gegen die Cannabis-Legalisierung regt, ist richtig und ein Akt der Vernunft, den ich nur bekräftigen kann.” (Judith Gerlach, Pressemitteilung vom 17.1.2024)

Die 38-jährige Politikerin kündigt schließlich weiteren Widerstand gegen die geplante Cannabisgesetzgebung an:

“Bayern ist entschlossen, sich weiter mit aller Macht gegen den Cannabis-Konsum zu stemmen. Die Planungen für eine zentrale bayerische Kontrolleinheit schreiten voran. Sie hätte einen strengen Vollzug des Gesetzes zum Auftrag, mit dem Ziel, den Konsum von Cannabis einzudämmen.” (Judith Gerlach)

Jugendschutz

Für jemanden, der seinem politischen Gegner Ideologie vorwirft, könnte sie erst einmal die Logik ihres eigenen Standpunkts hinterfragen: Für Jugendliche soll Cannabis schließlich gar nicht legalisiert werden – und plant die Bundesregierung “Aufklärung und zusätzliche Präventionsmaßnahmen” oder hat damit sogar schon angefangen. Jungen Erwachsenen (18 bis 20 Jahre) sollen laut dem aktuellen Gesetzesentwurf zudem geringere Mengen der psychoaktiven Substanz gegeben werden.

Trotz des heutigen Verbotsmodells berichtet Gerlachs eigenes Präventionszentrum: “Das Einstiegsalter in den Cannabiskonsum liegt bei durchschnittlich 15 bis 17 Jahren.” Was erlauben diese Jugendlichen sich nur, Gesundheitsvorschriften zu brechen! Gemäß dem offiziellen Informationsmaterial stieg die Erfahrung mit dem Mittel unter 18- bis 24-Jährigen von 14,6 Prozent 1980 bis zum Höhepunkt von 43,6 Prozent 2003, um dann wieder zu fallen.

Laut dem neuesten Bericht (2021) des Drogenbeauftragten der Bundesregierung haben 7,1 Prozent der Gesamtbevölkerung innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis konsumiert. Davon seien 9,3 Prozent (also 0,7 Prozent der Gesamtbevölkerung) von dem Mittel abhängig. Unter dem heutigen Zustand des Verbots gibt es allerdings keine Qualitätskontrollen, sind die Mittel auf der Straße also tendenziell verunreinigt und schwanken sie unvorhersehbar in der Dosierung. Das macht den Konsum gerade gefährlicher – und fördert obendrein kriminelle Strukturen.

Hat der Staatsministerin etwa noch niemand erklärt, dass es in der gesamten Geschichte der Menschheit kein gutes Beispiel für ein Substanzverbot gibt, sobald sich der Konsum erst einmal etabliert hat? Warum schützt sie – und ebenso die anderen Panikmacher in der Debatte – die Bevölkerung nicht vor unnötigen Gesundheitsschäden, indem sie das Angebot reguliert und flächendeckende Qualitätskontrollen durchsetzt?

Gesundheit

Auf die Frage, warum seine Partei das Cannabisgesetz blockiert, antwortete der SPD-Abgeordnete Nicolas Fink am 22. Januar auf abgeordnetenwatch.de, das Wichtigste sei, “dass durch [die Änderung] der Gesundheits- und Jugendschutz verbessert wird”. Auch er führt an, dass sich das Gehirn noch bis Mitte 20 weiterentwickle. Korrekt ist, dass das Hirn nie “ganz fertig” ist und wichtige Bereiche schon vorher so gut wie ausgereift sind.

Wenn Cannabinoide so gefährlich sein sollen, wieso produziert das Gehirn sie dann selbst? Und warum halten sowohl führende internationale als auch deutsche Suchtforscher Cannabis dann für ähnlich bedenklich wie oder sogar weniger gefährlich als Nikotin? Und für erheblich weniger gefährlich als Amphetamin, das Hausärzte und Psychiater seit den 1990ern verstärkt Kindern mit dem Stempel “ADHS” verschreiben? Oder Ketamin, das zurzeit gar nicht oft genug an Patienten mit der Diagnose Depression gegeben werden kann?

Und warum halten sie Cannabis für sehr viel weniger gefährlich als Alkohol, der auch in Staatsministerin Gerlachs bayerischer Heimat schon ab 14 Jahren legal in der Öffentlichkeit konsumiert werden darf? Ab 16 Jahren sogar schon ohne Aufsichtsperson (§ 9 JuSchG, Abs. 2 bzw. Abs. 1). (Die neuen alten Hardliner ziehen daraus freilich den Schluss, Alkohol härter anzupacken.)

Cannabis (hier grün markiert) im Vergleich zu anderen Substanzen laut der Risikobewertung von Udo Bonnet, Psychiatrie Uni Duisburg-Essen, und Kollegen. Die im Text erwähnten Mittel Alkohol, Amphetamin, Ketamin und Nikotin wurden von mir rot markiert. Auch laut der Klassifizierung des führenden Neuropharmakologen David Nutt (und Kollegen) in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet landete Cannabis konsistent hinter Alkohol, Amphetamin, Ketamin und Tabak. Quelle: Bonnet et al. (2020), Frontiers in Psychiatry. Lizenz: CC BY 4.0

Wohlgemerkt: Selbst diese Untersuchung konzentriert sich auf den möglichen Schaden und lässt den Nutzen für die Konsumierenden außen vor. Doch schon angesichts dieser Funde wird man noch einmal die Frage aufwerfen dürfen, wer hier Ideologie vertritt: Die dogmatischen Vertreter der ohnehin nicht funktionieren Verbotspolitik? Oder diejenigen, die sich für Regulierung und Qualitätskontrolle einsetzen?

Klinische Erfahrung

Doch was taugen all die Vernunftargumente, wenn selbst ernannte Drogenexperten aufgrund ihrer “klinischen Erfahrung” zu anderen Schlüssen kommen? Ein Beispiel hierfür ist der Artikel “Ein gefährliches Experiment” von Rainer Matthias Holm-Hadulla, Facharzt für Psychiatrie und früher Professor an der Universität Heidelberg, im Wissenschaftsteil der F.A.Z. vom 13. Dezember 2023. Er warnt davor, dass “die Legalisierung in der jetzt vorgesehenen Form zu gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Schäden führen wird” (S. N1). An weiteren dramatischen Formulierungen herrscht in dem Artikel kein Mangel.

Zum Beleg dieses Horrorszenarios dient dem Psychiater ein Vergleich mit den USA. Dort habe die Legalisierung von Cannabis nicht nur in vielen Einzelfällen zu schweren Nebenwirkungen geführt, sondern auch zum Anstieg des Drogenkonsums generell – und, man höre und staune, sogar Opioide (starke Schmerzmittel) tödlicher gemacht. Hier sollte man erst einmal innehalten und resümieren, dass überhaupt erst die hemmungslose ärztliche Verschreibungspraxis so viele Amerikaner*innen in die Opioid-Abhängigkeit geführt hat!

Dass in den USA immer mehr Menschen an deren Überdosierung sterben, ist eine traurige Tatsache. Das einfach der Cannabislegalisierung – zu der es ohnehin nur in einigen Bundesstaaten kam – in die Schuhe zu schieben, ist allerdings ein starkes Stück! Die erste Phase der “Opioid-Epidemie” begann schließlich bereits in den späten 1990ern, die Legalisierung von Hasch und Gras aber erst ab 2012.

Dynamik der Opioid-Epidemie

Die Schmerzmittel wurden immer tödlicher, als die US-Behörden ab 2010 stärker gegen die uferlose Verschreibungspraxis vorgingen. Damit versiegte für die inzwischen zahlreichen Abhängigen die wenn auch nicht unproblematische und günstige, doch immerhin noch regulierte und kontrollierte Quelle: eben der legale Bezug über Apotheken.

In der Verzweiflung kochten immer mehr die Opioide aus weggeworfenen Schmerzpflastern im Krankenhausmüll aus und spritzten sich den Sud – aufgrund der unkontrollierten Dosierung ein russisches Roulette. Zu viel des “Guten” führt zur Bewusstlosigkeit und (ohne Gegenmittel) bald zum Erstickungstod. Alternativ konnte man auf das wesentlich weniger starke und damit eigentlich auch weniger gefährliche klassische Opioid Heroin umsteigen. Doch auch das war (und ist) natürlich verboten und aufgrund fehlender Kontrollen riskant.

Richtig übel wurde die Epidemie schließlich, als Drogenbanden – vor allem aus Mexiko – den Markt übernahmen. Mit Fentanyl wurde dafür ab 2014 ein vollständig synthetisches Opioid verwendet: Für dieses war man nicht mehr auf Extrakte der Mohnpflanze angewiesen. Fentanyl ist so potent, dass es in Mikrogramm vergeben wird; eine Menge von nur 2 Milligramm – sie passt problemlos auf eine Bleistiftspitze – ist laut US-Behörden für die Mehrheit tödlich.

Das und der volle Umstieg aufs Synthetische macht die Produktion so günstig, dass vom Zoll herausgefischte Sendungen weniger ins Gewicht fallen; man produziert und schickt einfach immer mehr. Wenn man eine Pille für 10 Cent produzieren und auf der Straße für 10 Dollar verkaufen kann, dann reden wir immer noch von einer Verfünzigfachung, selbst wenn die Behörden die Hälfte beschlagnahmen.

 

Was die aktuelle und bisher tödlichste Phase der Opioid-Epidemie in den USA ausmacht, erfahren Sie im nächsten Teil. Darin stellen wir der “klinischen Erfahrung” der Ärzte auch Schlussfolgerungen aus den einschlägigen Studien über die Risiken von Cannabis gegenüber. Führt es wirklich zu mehr Psychosen und Schizophrenien?

Der Artikel wurde dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors entnommen. Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

Ähnliche Beiträge:

51 Kommentare

  1. Unter dem heutigen Zustand des Verbots gibt es allerdings keine Qualitätskontrollen, sind die Mittel auf der Straße also tendenziell verunreinigt und schwanken sie unvorhersehbar in der Dosierung. Das macht den Konsum gerade gefährlicher – und fördert obendrein kriminelle Strukturen.

    Die Aussagen dieses Satzes wage ich einfach mal zu bezweifeln, mit der Bitte um Hinweise auf wissenschaftliche Erkenntnisse, welche diese bis dahin vermeintlich “tendenzielle Verunreinigung” ohne (mutmaßlich wissenschaftlich, oder einfach nur staatliche(?)) Qualitätskontrollen untermauert. Ohne jetzt dem Autor explizit das Tragen einer ideologischen Brille vorzuwerfen, nur so klingt das wiederholt gebrachte Scheinargument einer angeblichen Verunreinigung.
    Natürlich fördert das Nichtvorhandensein einer legitimierten Kontrollstruktur kriminelle Strukturen, die sich dank Kriminalisierung besagter Substanz bei der Produktion über Jahrzehnte entwickelten, und mutmaßlich aufgrund simpler Marktmechanismen verunreinigte Ware schwerlich werden leisten können.

    1. Danke für die Rückfrage. Ich kann aber nicht in jedem Artikel alle Binsenweisheiten wieder neu behandeln. Mit den Verunreinigungen hatte ich mich schon in vorherigen Artikeln beschäftigt, einschließlich offiziellen Untersuchungsergebnissen. Ich sitze gerade im Zug. Wahrscheinlich müssten sie nur “Cannabis” und “Verunreinigung” in eine Suchmaschine eingeben und fänden die Antwort schon selbst. Im zweiten Teil geht’s mit Blick auf die neue dänische Studie noch einmal um den zunehmenden THC-Gehalt der unkontrollierten Produkte. Wann der erscheint, wird die Redaktion entscheiden.

      1. Danke für die schnelle Antwort, obwohl Sie sich am hellichten Tag in einem Zug befinden und ja auch ausschließlich die Aussicht genießen könnten. Der Begriff »Verunreinugung« fiel in fünf vorigen Artikeln, die mich zur oben formulierten Unterstellung verleiten, denn in meiner Erinnerung gab es darin keine stichhaltigen Hinweise auf eine Faktenlage, aber ich mag mich irren und gucke gerade die Artikel noch einmal durch, vielleicht schaffe ich vor Ihrer Endstation diese Antwort.
        Die Formulierung “(z.B. durch Verunreinigung der Stoffe aufgrund fehlender Qualitätskontrolle)” nicht erklärend, nur behauptend.
        Der nächste Artikel wird witzigerweise »Cannabis im Zug: Die folgenreiche Fahrplanänderung« betitelt, irgendwie genau mein Humor, also jetzt nicht Cannabis im Zug, sondern die Assoziation zu Ihrer obigen Antwort, und ebendort verweisen Sie ja auf diese einzige, auf den Schweizer Markt begrenzte, Studie, bei der immerhin »für den Schwarzmarkt „repräsentative“ Marihuana- und
        Haschischproben« als Untersuchungsmaterial dienten, »welche einerseits aus Sicherstellungen von Kleinmengen gewonnen werden konnten und andererseits von inländischen Produzenten eingezogen wurden«. Kommen Sie gut ans Ziel!

      2. Ihr Text hinter der verlinkten Studie im zuletzt genannten Artikel lautet (Zitat)»Regelmäßig werden (unter anderem) Blei, Glassplitter, Pflanzenschutzmittel und Schimmel in den Stoffen gefunden, die eigentlich Naturprodukte sind.«
        Nur nicht laut Studie, dort steht in der Zusammenfassung eher gegenteiliges, (Zitat) »Keine Hinweise bei den untersuchten Proben ergaben sich auf den Zusatz von Pharmawirkstoffen als Verschnittstoffe sowie gängige Streckmittel wie Talk, Glasperlen oder Bleisalze«.

      3. Im “Cannabis im Zug”-Artikel steht beispielhaft (Zitat)

        Peter hat kein Bedürfnis, “härtere” Drogen auszuprobieren. Er hörte allerdings, dass Gras und Haschisch von der Straße oft verunreinigt sind: Regelmäßig werden (unter anderem) Blei, Glassplitter, Pflanzenschutzmittel und Schimmel in den Stoffen gefunden, die eigentlich Naturprodukte sind.

        Alte Binsenweisheiten. Aus der an derselben Stelle verlinkten Studie aber entnehme zumindest ich aus der Zusammenfassung eher gegenteiliges, (Zitat)

        Keine Hinweise bei den untersuchten Proben ergaben sich auf den Zusatz von Pharmawirkstoffen als Verschnittstoffe sowie gängige Streckmittel wie Talk, Glasperlen oder Bleisalze.

        1. LOL, Ihnen ist schon klar, dass Sie hier an eine Kurzgeschichte in einem Blog quasi wissenschaftliche Kriterien anlegen?

          Ihre Frage bezog sich auf Verunreinigungen. Und diese wurden sehr wohl vielfach gefunden:

          “…dass in den meisten der untersuchten Cannabisprodukte aus polizeilichen Sicherstellungen Pflanzenschutzmittel, mikrobiologische Verunreinigungen (Pilze/Sporen, Bakterien) und andere Kontaminationen enthalten sind. Dies führt zu einem bisher wenig beachteten zusätzlichen gesundheitlichen Risiko beim Cannabiskonsum.” (z.B. S. 1)

          In einer Probe wurden außerdem “…eisenhaltige Partikel nachgewiesen. Diese Probe war auch am meisten mit Schwermetallrückständen belastet.” (S. 11)

          Die Analyse, zu der Sie hier jetzt zitieren, beruhte zudem, wenn ich nichts übersehen habe, auf gerade mal 12 Proben. Daraus lassen sich ja wohl keine allgemeinen Schlüsse ziehen.

          Aber illegales Straßen-Cannabis ist allein schon darum gefährlicher, dass der Wirkstoffgehalt nicht klar ist; so weit sollte man auch mit gesundem Menschenverstand kommen können.

          Nein, nach meinem Eindruck ist Ihnen nicht an einer richtigen Diskussion gelegen. Ich verschwende hier meine Zeit. Auf Wiedersehen!

          P.S. Nur, um es noch einmal klarzustellen: Ihre Frage wurde beantwortet; dann ändern Sie sie einfach und tun so, als würde da ‘was nicht stimmen. Heuern Sie doch einen Privatdetektiv o.ä. an, wenn Sie es noch genauer beantwortet wissen wollen.

          1. Die Analyse, zu der Sie hier jetzt zitieren, beruhte zudem, wenn ich nichts übersehen habe, auf gerade mal 12 Proben. Daraus lassen sich ja wohl keine allgemeinen Schlüsse ziehen.

            Darin sind wir uns zumindest einig, und Sie zitierten die Analyse in ihrer Kurzgeschichte, die ich als einzigen Verweis auf eine Quelle über Untersuchungen auf Verunreinigungen fand, und mich einfach darauf bezog.

            Nein, nach meinem Eindruck ist Ihnen nicht an einer richtigen Diskussion gelegen. Ich verschwende hier meine Zeit. Auf Wiedersehen!

            P.S. Nur, um es noch einmal klarzustellen: Ihre Frage wurde beantwortet; dann ändern Sie sie einfach und tun so, als würde da ‚was nicht stimmen. Heuern Sie doch einen Privatdetektiv o.ä. an, wenn Sie es noch genauer beantwortet wissen wollen.

            Falls da was nicht stimmen sollte hätte ein danke ja genügt. was? Pardon!

    2. Es ist doch ganz einfach: Wenn Cannabis illegal ist, stammt das “auf dem Markt” erhältliche Cannabis logischerweise aus Quellen, die keiner behördlich kontrollieren kann, wie das etwa bei Lebensmitteln möglich ist.

      Legalisiert man die Produktion, kann man sie auch kontrollieren und Qualitätsstandards sichern, da sich Produzenten allein mit der Herstellung nicht mehr strafbar machen und offen auftreten können. Herkunftsinformationen und Gewährleistung inklusive.

      Illegales Cannabis muß also nicht gefährlich sein, kann es aber, da sich kaum ein Kunde beschweren kann, ohne in Gefahr zu geraten, selbst Post vom Staatsanwalt zu bekommen.

    3. Inwiefern gibt es hier eine Verpflichtung “wissenschaftlicher” Erkenntnisse. Fakt ist, die Stoffe werden nicht staatlich kontrolliert und werden im kriminellen Umfeld gehandelt. Das diese gestreckt und nicht kontrolliert werden, ergibt sich allein aus diesen Fakten.

      Die Frage wäre auch, aus welchen Grund soll das jemand untersuchen? Wer hat das wissenschaftliche Interesse?

      Die Bundesregierung hat an diesen Informationen kein Interesse, im Gegenteil:
      “Besondere Hinweise auf gesundheitliche Gefahren, die speziell durch Beimengungen zu Cannabis entstehen, sind nicht Bestandteil präventiver Maßnahmen. Ein gesonderter Hinweis auf die zusätzliche Gefährlichkeit von verunreinigtem Cannabis könnte aus Sicht der Bundesregierung als Verharmlosung des Konsums von Cannabis an sich missverstanden werden.”
      http://dip.bundestag.de/btd/16/055/1605583.pdf

      Ich habe selbst in den 80’ern mal für 20 Gulden in Amsterdam ein größeres Stück nach Haschisch riechendes braunes Zeug gekauft, was vermutlich eher Schuwichse mit Henna oder was auch immer war. Wir haben das ca. 3-5g grosse Stück an einem Tag weggeraucht ohne eine Wirkung. Ich war damals 16 und habe mir keine Gedanken über Schadstoffe gemacht und ich bin sicher nie hat jemand das Zeug dieses Verkäufers analysiert.

      1. Die Bundesregierung hat an diesen Informationen kein Interesse, im Gegenteil:
        „Besondere Hinweise auf gesundheitliche Gefahren, die speziell durch Beimengungen zu Cannabis entstehen, sind nicht Bestandteil präventiver Maßnahmen. Ein gesonderter Hinweis auf die zusätzliche Gefährlichkeit von verunreinigtem Cannabis könnte aus Sicht der Bundesregierung als Verharmlosung des Konsums von Cannabis an sich missverstanden werden.“
        http://dip.bundestag.de/btd/16/055/1605583.pdf

        Das war 2007, die Grünen fragten die damaligen Bundesregierung unter anderem, ob »die Möglichkeit zum legalen Eigenanbau die gesundheitlichen Risiken durch auf dem Schwarzmarkt erhältliche verunreinigte Cannabisprodukte verringern lassen«, und bekamen zur Antwort, dass »die Legalisierung von Cannabis (…) seitens der Bundesregierung nicht geplant« war.

  2. Man sieht: Die alten Mechanismen, die einst von den USA ausgehend zu einem Verbot von Hanf führten, wirken immer noch. Und die Ausreden sind immer noch dieselben. Aber nach wie vor werden die dahinterstehenden Interessen nicht offengelegt. Denn um Gesundheitsschutz ging es noch nie.

    Hanf/Cannabis ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit mit großem Anwendungsspektrum. Nicht nur als Naturmedizin mit überschaubaren Nebenwirkungen, sondern auch als Rohstoff für Textilien und Papier. KAum eine Pflanze, die so anspruchslos praktisch überall gedeihen kann, erzeugt zugleich soviel Biomasse in einem Vegetationszyklus.

    Das “Problem” ist: All diese Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten sind seit Jahrhunderten bekannt! Damit sind Patente auf diese Eigenschaften schwer möglich bis unrealisierbar. Es gibt Milliarden-Interessen der chemischen und der Pharmaindustrie, die durch Hanfprodukte in Gefahr gerieten! Menschen, die etwa durch eine Krebserkrankung zu “Junkies” wider Willen werden, weil sich sich Chemiecocktails der Pharmariesen einverleiben müssen, die ihrem Körper nicht gut tun, und sie abhängig machen können, könnten stattdessen in der Apotheke Cannabis-Präparate beziehen, die dort direkt hergestellt werden.

    Und das ist noch nicht alles! Kleidung könnte statt aus Chemiefasern oder mittels Unmengen von Herbiziden und Wasser (Aral-See-Katastrophe!) produzierter Baumwolle aus Hanffasern hergestellt werden! Papier, das so dauerhaft ist, wie das aus dem Mittelalter, weil es aus Hanf oder recycleter Hanf-Kleindung hergestellt würde, könnte dem Holz dien Rang ablaufen, dessen Papier sich nach 50-100 Jahren selber zerstört.

    Die Beispiele sind endlos! Aber die Gründe, also die Interessen einflußreicher Industrien, es gar nicht erst zu versuchen, sind zu stark.

  3. Es gibt noch viele Politiker, die das alte Mandra bedienen, das Grundlage des Verhaltensvorschriftensytems seit Generationen ist. Dabei geht es überhaupt nicht um Bevölkerungsschutz, sondern um Machterhalt.

  4. Wegen Gesundheitsbedenken in der SPD-Fraktion

    Also bezüglich der SPD habe ich auch schon länger Bedenken, nicht nur gesundheitliche. Insbesondere ihre exponiertesten Repräsentanten leidet doch augenscheinlich unter rezidivierender Verbaldiarrhöe, die in Verbindung mit ausgeprägter Moralin-Abhängigkeit und verknöchertem Transatlantizismus zur Ausbildung einer schweren Form von homines insipientes in äußerst fortgeschrittenem Stadium geführt hat, die allerdings den Aderlass nicht an sich selbst, sondern stets an anderen Menschen praktizieren (Austerität). Diagnose: kurz vorm Notschlachten (siehe Wahlumfragen).

    Dass sich in der SPD-Fraktion im Bundestag Widerstand gegen die Cannabis-Legalisierung regt, ist richtig und ein Akt der Vernunft, den ich nur bekräftigen kann.

    Nein, es ist Ausdruck der üblichen sozialdemokratischen Regression. Die SPD-Führung begreift erwachsene Menschen nicht als freie, mündige Bürger, sondern bloß als zu erziehende und nach den Wünschen des Systems zu formende Büttel. Das ist aber nicht ungewöhnlich für rechts-autoritäre Parteien (und pseudo-linke, die sich in diese Richtung entwickelt haben).

    Vernünftig wäre es mündige Menschen selbst entscheiden zu lassen, was sie mit ihren eigenen Körpern anstellen. Ob sie diese tätowieren, in der Muckibude „stählen“, ihnen Ringe oder Nadeln ins Fleisch treiben, sie auf dem Bau oder im Puff „verkaufen“, oder ihnen gesellschaftlich akzeptierte (Aufputscher, Schmerzmittel, Computerspiele, Alk, Zigarren) wie nicht akzeptierte (der ganze Rest) Substanzen einflößen geht weder Staat, Markt, Kirche oder sonstige Institutionen und schon gar nicht amtsbestellte Blockwarte etwas an. Genauso wenig wie die Ess-, Liebes- und sonstigen Gewohnheiten der Menschen – solange natürlich damit keine Dritten verletzt oder anderweitig geschädigt werden. Meine Freiheit, Deine Freiheit.

    Wem es nicht passt, dass unter dem Druck des herrschenden Systems Leute „Böses“ konsumieren, muss ans System ran. Kein Grund die Leute ob ihrer Vorlieben und Hobbies zu gängeln.

    „Bayern ist entschlossen, sich weiter mit aller Macht gegen den Cannabis-Konsum zu stemmen. Die Planungen für eine zentrale bayerische Kontrolleinheit schreiten voran. Sie hätte einen strengen Vollzug des Gesetzes zum Auftrag, mit dem Ziel, den Konsum von Cannabis einzudämmen.“ (Judith Gerlach)

    entschlossen

    aller Macht

    stemmen

    Kontrolleinheit

    einzudämmen

    strenger Vollzug

    Uh, da hat aber jemand Sehnsucht nach den Zeiten von Inquisition und Streckbank! Das sind wirklich Worte, die für sich sprechen. Fehlt nur noch, dass die Dame fordert, dass „Schmuddelheftchen“ und “Prostitution” verboten gehörten und jeder gefälligst um 4:30 Uhr aufzustehen und sich sogleich zur körperschonenden Wasserkaltwaschung zu begeben habe.

    Wo kommt das her? Unterdrückte Triebe? Reiner Machtfetisch? Zu langes Leben in Bayern? Darf ich auch mal rumpsychologisieren und etikettieren? Ist ja heute in Mode. Also: Was wurde Judith in der Kindheit weggenommen, dass sie mit solcher Verve anderen Menschen in ihren Alltag hineinregieren will? „Mami und Papi haben mich nie auf die Partys gehen lassen, damit ich auch ja nie an einer Bong ziehe und jetzt sollen das auch alle anderen nicht dürfen!“ Alter Schwede, äh Bajuwarin!

    Mit ihrem „Strenger-Härter-Fester“-Fetisch qualifiziert sich diese Dame vielleicht für eine Domina-Tätigkeit im nächsten SM-Shop, aber ganz sicher nicht für „vernünftige“ und „aufgeklärte“ Politik.

    Warum schützt sie – und ebenso die anderen Panikmacher in der Debatte – die Bevölkerung nicht vor unnötigen Gesundheitsschäden, indem sie das Angebot reguliert und flächendeckende Qualitätskontrollen durchsetzt?

    Vermutlich, weil sich hier die gute alte Biopolitik mit der in Bayern herrschenden regressiven Verbotsideologie paart. Es geht diesen Kreisen immer noch um Regulierung und Steuerung der Bevölkerung und deren Leibern. Cannabis und andere „harte Drogen“ werden immer noch von vielen (auch von vielen Forschern wie der Autor selber aufzeigt) als Gifte erachtet. Selbstgewählte Aufgabe vieler Träger und Unterstützer von „Vadder Staat“ und „Politik“ ist es aber die Leiber der anderen Untertanen zu hegen und zu pflegen, zu kultivieren und zu formen, damit sie ein möglichst nutzbringendes Menschenmaterial für die systemnotwendigen Tätigkeiten auf dem Markt, im Krieg oder bei der Reproduktion ergeben. Deshalb gilt es diese Leiber – wo notwendig – auch zu isolieren und vor schädlichen Substanzen (oder Viren oder sonstigen Gefahrstoffen), Bildern (Pornografie!), Tätigkeiten und Meinungen zu „schützen“ (was immer man darunter versteht). Dass dieser verquaste Ansatz freilich nicht friktionsfrei beziehungsweise nicht frei von Irrungen und Wirrungen ist, versteht sich von selbst. Welche Ideologie ist das schon?

    Und bei der Union wird obendrein immer der freie Markt gepredigt. Warum sollte jemand aus diesem Dunstkreis beim vorliegenden Gut für staatliche Regulierung eintreten, wenn sie bei so vielen anderen für laissez-faire stehen?

    das Wichtigste sei, „dass durch [die Änderung] der Gesundheits- und Jugendschutz verbessert wird“.

    Oho, der „Jugendschutz“. Merke: Immer, wenn ein Politiker das Wort „Jugendschutz“ in den Mund nimmt, geht es eigentlich um Herrschaftsschutz. Denn die ganzen Mittel zum „Jugendschutz“ dienen in der Regel der effizienteren Durchsetzung von Machtsicherungstechniken und der Überwachung und Gängelung freier Bürger (Stichworte: Chat-Kontrolle, geplante Ausweispflicht auf Pornoseiten).

    Wenn Cannabinoide so gefährlich sein sollen, wieso produziert das Gehirn sie dann selbst? Und warum halten sowohl führende internationale als auch deutsche Suchtforscher Cannabis dann für ähnlich bedenklich wie oder sogar weniger gefährlich als Nikotin?

    Psst, nicht so laut, Herr Schleim. Sonst könnten Sie mit Ihrem Wissen noch die Leute verunsichern…

    Dass in den USA immer mehr Menschen an deren Überdosierung sterben, ist eine traurige Tatsache.

    Wie oben geschrieben – es liegt am System. Mit Zunahme der Entsicherung bei gleichzeitigem Anwachsen der Arbeitsbelastung, dem Auftreten anderer Stressoren sowie paralleler Reallohnstagnation / -rückgang, steigt eben der Druck und die Suche nach „Linderern“. Die Ursache der Drogenzunahme im Westen ist somit eine systemische. Und oft auch gewollt (Performanzsteigerung beim Menschenmaterial). Zumal das staatliche Interesse an der „Drogenbekämpfung“ ohnehin vorgeschoben ist. Der „War on drugs“ ist wie der „War on terror“ oder der „War on immigration“ vor allem ein Testfeld zum Ausprobieren neuer Herrschaftstechniken, militärischer Güter sowie sonstiger Taktiken und Erfindungen. Ein Absatzmarkt und Spielplatz für die herrschende Klasse und ihre Großkonzerne. Man braucht sich bloß anzuschauen, wie sehr gerade die „Drogenbekämpfer“ der USA oder lateinamerikanische Staaten mit der organisierten Kriminalität und den Drogenproduzenten verwoben sind oder wie sehr US-Polizei und Rüstungsunternehmen von den Aufrüstungen zwecks „XY-Bekämpfung“ verdienen. Wer hat denn den Mohn in Afghanistan wieder zum Erblühen gebracht? Die Taleban – so viel man an ihnen kritisieren kann und muss – waren’s nicht.

    Der „War on Drugs“ ist wie die anderen „Wars“ bloß ein „War on freedom“. Und letztlich bloß ein „War against the (own) people“…

    PS: Und das Ganze schreibe ich als Teatotaller und Straight Edger. Konsumiert, was ihr wollt, aber macht anderen bitte keine Vorgaben, was sie zu saufen, futtern, quarzen haben…

  5. Über die Auswirkung der Mitgliedschaft in etablierten politischen Parteien:
    Es muss befürchtet werden, dass diese Mitgliedschaften zu Halluzinationen bezüglich der Ursache kriegerischer Auseinandersetzungen führt.
    Des Weiteren ist zu beobachten, dass asoziales Verhalten bei Mitgliedern stark zunimmt.
    Die wenigsten Mitglieder sind noch zu in der Lage, die Realität verlässlich wahrzunehmen.
    Es sollte daher erwogen werden, diese Mitgliedschaften strengstens zu verbieten.

  6. @Altlandrebell & all:

    Man könnte auch einfach kurz und klar sagen:

    In einem liberalen Rechtsstaat muss ein VERBOT begründet werden, und zwar gut. Was nicht verboten ist, ist erlaubt.

    Das BVerfG hat sich hier nach meinem Dafürhalten nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wenn man sich den zeitlichen Verlauf so anschaut: Als man nicht länger leugnen konnte, dass viele Substanzen gar nicht so gefährlich sind, kam man mit dem Unterschied soft/hard drugs und der “geringen Menge”. Die Willkür der Festlegung in den verschiedenen Bundesländern (siehe meine Kurzgeschichte “Cannabis im Zug”) und auch der Entscheidung für die Verfolgung/Einstellung (KANN-Regel im BtMG) halte ich für ein großes rechtsstaatliches Problem. Man beschädigt teilweise bürgerliche Existenzen für Cannabisbesitz im Milligrammbereich (unter 1g).

    Als man das mit dem medizinischen Cannabis nicht länger leugnen konnte, musste man wieder ein Scheibchen der Verbotssalami abschneiden.

    Nein, für mich ist das ein großes Unrecht. Und ich konsumiere nicht einmal selbst (letzter Joint 1996). Aber ich kann einfach zu keinem anderen Ergebnis kommen.

    Ich bin mir zu 99% sicher, dass auch diese Prohibition wieder fallen wird; man wird dann einräumen müssen, dass man v.a. in den 1960ern bis 1980ern WIEDER staatlicher Propaganda aufgesessen ist, wie schon im frühen 20. Jh. Das zuzugeben, ist natürlich schmerzhaft, wenn man so viele Menschen bestraft hat. Vielleicht müssen auch erst noch ein paar Führungspersönlichkeiten in den Ruhestand wechseln, bis man es zugeben kann. Aber die Zukunft wird’s wissen, ähnlich wie beim Homosexuellen-Paragraphen.

    1. Danke für Ihre Antwort @ Stephan Schleim

      Hinsichtlich des großen Unrechts stimme ich Ihnen absolut zu – allerdings ist dessen Existenz für mich im vorherrschenden Ordnungssystem jetzt nicht so überraschend. Die sog. “liberale Demokratie” ist eben nicht so “liberal” und “demokratisch” wie sie oft beworben und dargestellt wird. Es ist noch viel an Aufklärung und kämpferischer Arbeit notwendig bis man dahin kommt, dass man den Leuten auch “böse” Substanzen und “harte” Drogen eigenverantwortlich überlassen kann.

      Dass die Cannabis-Prohibition fallen wird, kann gut sein. Aber es wäre m.E. nur ein schmaler Erfolg. Vielleicht sogar nur ein Alibi-Erfolg, eine Ablenkung, während woanders die Zugbrücken hochgeklappt werden. Man erlebt ja gegenwärtig wieder einen Rollback, einen Feldzug gegen Freiheiten und das Individuelle – bei Ihnen in den Niederlanden beispielsweise in Gestalt der Verdrängung von de Wallen und dem Kampf gegen Prostitution im Allgemeinen. Er wird auch in Deutschland in Form einer Befürwortung des sog. “Nordischen Modells” betrieben – übrigens zumeist von denselben Leuten, die für die härtesten Pandemiemaßnahmen waren und die auch eine “harte” Drogenlinie fahren.

      Ansonsten begaben wir uns zudem wohl ein Stück weit in eine Falle der Gegenseite – ich verwies beschwichtigend darauf, dass ich keine Drogen konsumiere, während Sie an einer Stelle anführten, dass Sie Ihren letzten Joint zu Zeiten Kohls geraucht hätten. In einer freien Diskussion und einer wirklich freien Gesellschaft würde es aber keine Rolle spielen, ob wir nun Hardcore-Abstinenzler sind oder täglich im Puff eine Drogenorgie feiern. Es käme auf die Qualität unserer Argumente und nicht auf unseren Lebensstil oder Habitus an. Hieran zeigt sich m.E. aber, dass die Gegenseite immer wieder den Diskurs zu unterbinden und zu vergiften vermag, in dem sie auf die vermeintliche Lasterhaftigkeit der Legalisierungsbefürworter verweist. Was natürlich alle anderen zwingt sich so pflichtschuldig wo präventiv vom “Bösen” und “Falschen” zu distanzieren…

      1. Danke für die anregende Diskussion.

        Ich trinke gerade einen Kaffee, konsumiere regelmäßig Alkohol (im Bereich von, schätze ich, 0,6-0,8 Promille), und ließ mich vor einem Jahr von meinen Studierenden überzeugen, mal Psilocybin (“magic truffels”, legal hier in NL) auszuprobieren. Diese Information ist, da gebe ich Ihnen recht, kein Vernunftargument. Realistischerweise sollte man aber einräumen, dass GERADE so eine Diskussion nicht nur vernünftig geführt wird, sondern emotional. Und da macht es den eigenen Standpunkt halt stärker, wenn man erwähnt, dass man kein “Junkie” ist (als der man sonst von der Gegenseite abgewertet wird).

        Was Sie zum Thema Sexarbeit schreiben, verdient eine getrennte Diskussion. Eine gute Freundin arbeitet übrigens bei der Heilsarmee auf den Wallen in Amsterdam und sieht jeden Tag Sexarbeiter, Drogenabhängige und Obdachlose. Das “nordische Modell” halte ich für eine Erfindung der Bürgerlichen, die sich die Welt schön denken wollen; so gut wie alle Sexarbeiter wollen Anerkennung und Regulierung, keine Verbote.

        Ich wünsche mir eine Welt, in der niemand – sei es durch Gewalt oder finanzielle Sorgen – in die Sexarbeit (oder Kriminalität) gezwungen wird. Aber auch die Bürgerlichen haben ein Interesse daran, die Trennung in “oben” und “unten” aufrechtzuerhalten. Wenn sie Sexarbeit wieder verbieten, sieht das an der Oberfläche vielleicht wie eine schöne Lösung aus; darunter wird es vielen Sexarbeiter*innen aber sehr viel schlechter gehen.

        1. Goedemiddag @ Stephan Schleim (aber auch allen unseren Mitlesern)

          dass GERADE so eine Diskussion nicht nur vernünftig geführt wird, sondern emotional.

          Das Bild einer „freien Diskussion“, das ich gestern Abend anriss, ist natürlich nur ein Idealbild. Leider werden die meisten (Groß-)Debatten heute emotional geführt – ob Pandemiemaßnahmen, Soziales, Gesundheit. Kriege und Konflikte sowieso, aber selbst etwas so Profanes und Triviales wie das Wetter ist heute mehr Aufreger- denn Smalltalkthema. Und natürlich macht es dann den Standpunkt stärker, wenn man seine puritas, seine Reinheit, zum Ausdruck bringt wie wir es gestern taten. Aber ist das nicht ein äußerst trauriger Zustand? Und zeigt es nicht, wie eng die Grenzen des Diskurs gesetzt sind, wenn man immer erst sich prophylaktisch distanzieren, seine Reinheit beweisen und allgemein seine Satisfaktionsfähigkeit zum Ausdruck bringen muss?

          so gut wie alle Sexarbeiter wollen Anerkennung und Regulierung, keine Verbote.

          Genau – die meisten Sexarbeiter wollen vor allem Anerkennung, keine Verbote. Aber dieselbe „Retterindustrie“, die Menschen vor bösen psychedelischen Pilzen, Gras und Co. „schützen“ möchte und ihnen Eigenverantwortlichkeit und im Grunde eben auch Mündigkeit abspricht, erkennt Sexarbeiter stets nur als „arme Opfer“, die man aus den Klauen finsterer Luden befreien oder sonst wie „schützen“ muss – und sei es vor sich selbst. Da paart sich ein sehr unaufgeklärtes Weltbild mit Biopolitik und Puritanismus. Ein Verbot der Prostitution führt natürlich niemals zu ihrem Verschwinden, sondern verlagert sie lediglich an andere Orte, in die Anonymität und Gefährlichkeit. Vielfach werden Sexarbeiter erst durch das vorgeblich „rettende“ Verbot in gefährliche Situationen und Abhängigkeiten getrieben.

          Ich wünsche mir eine Welt, in der niemand – sei es durch Gewalt oder finanzielle Sorgen – in die Sexarbeit (oder Kriminalität) gezwungen wird.

          Nun, im kapitalistischen System werden die meisten Menschen aufgrund finanzieller Sorgen in die Arbeit gezwungen. Auch hier gilt deshalb: will man das ändern, muss man ans System ran, nicht ans Individuum.

          Warum aber der mediale und gesellschaftliche Bohei um die Sexarbeit? Ist beispielsweise die (24h)-Pflege nicht auch eine Tätigkeit, bei der man seinen Körper und seine Seele „verkauft“ und extremen emotionalen Belastungen aussetzt? Bei der man Opfer von Übergriffen und Gewalt werden oder in die Abhängigkeit von (gesellschaftlich akzeptierten) „Zuhältern“ geraten kann? Ist es schlimmer in einer Nacht fünf Freier „befriedigen“ zu müssen oder als einzelne Hebamme im kaputt rationalisierten Kreißsaal zwischen fünf Gebärenden zu „switchen“ beziehungsweise in einer Nacht allein auf der Pflegestation fünf alt und vielleicht dement gewordene (Wolfs-)Kinder aus der Kriegsgeneration zu betreuen und deren Bedürfnisse (Windeln, Medikamente, Essen…) zu „befriedigen“? Könnte es sein, dass weniger der Beruf oder die jeweilige Tätigkeit als vielmehr Aspekte wie die allgemeinen Arbeitsbedingungen im Vordergrund stehen sollten?

          Im Grunde ist es doch so, dass beim Pflege-, Handwerker und (Schlacht- / Bau-)Arbeiterstrich schlicht weggeblickt wird. Diese Tätigkeiten gelten als „gut“ oder zumindest als „wichtig“ – wer möchte schon auf das täglich Fleisch, die Fertigstellung von Oma ihr klein Häuschen oder eben deren Windelwechsel verzichten? Wie im Schlachthaus, in der 24-Stunden-Pflege oder auf dem Bau oftmals gearbeitet wird, bekommt man allenfalls hin und wieder in einer Doku spätabends oder einem „Enthüller“ in der Süddeutschen mit und der ist nach drei Tagen vergessen. Sexarbeit dagegen ist jetzt nicht gesellschaftlich notwendig, sondern tabuisiert und gilt als „böse“, „verwerflich“ und „schädlich“. Im Grunde wie die Drogen. Rational ist das alles nicht, aber höchst ideologisch. Puritanismus, Religion und jahrtausendealte Stigmata sowie ganz profane Empfindungen wie Neid, unterdrückte Triebe sowie Verlustängste haben sich hier verwoben und dazu geführt, dass diese Tätigkeit verfemt wird und ihre Ausübenden von vielen als rettungsbedürftige Opfer erachtet werden.

          Lange Rede, kurzer Sinn: Ich wünsche mir eine Welt, in der niemand durch wen oder was auch immer zu welcher Tätigkeit auch immer gezwungen wird. Ob im Puff, im Altenheim oder auf dem Bau. Er / sie / es soll frei entscheiden können was er mit seinem Körper anstellt. Was er trinkt, isst und sonst wie mit ihm tut. Und auch wo, wie und wann er (mit ihm) arbeitet. Jeder soll frei für sich entscheiden dürfen und tun, was er möchte (solange er damit die Grenzen von anderen nicht verletzt). Es braucht keine selbsternannten „Retter“, die mündige Menschen vor Drogen oder der Prostitution bewahren. Aber bessere Arbeitsbedingungen, Entlohnung und wie Sie schrieben – Anerkennung. Ob auf dem Bau, im Saunaclub oder im Kreißsaal.

          Und ich wünsche mir eine Welt, in der es völlig normal ist und keine negativen Reaktionen auslöst, wenn jemand sagt: „Ich arbeite als Pornodarstellerin“ oder „Ich bin Callboy“. Ich bin da wohl ein „finsterer Geselle“ à la Diogenes von Sinope. Drehen wir es zum Abschluss aber mal um und sagen kann ketzerisch: Lieber eine Tochter, die Prostituierte ist und ihren Mitmenschen Momente der Freude und der Entspannung verschafft, als eine die als Presstituierte (bspw. Regierungssprecherin) arbeitet und ihren Mitmenschen Momente des Zorns, des Leids und der Trauer bereitet, wenn sie mal wieder die amtlichen Sprechblasen der Herrschenden verkündet. Man sieht – jeder Beruf lässt sich ins Finstere wenden, gerade auch die hochangesehenen. Eine Ingenieurin kann nicht nur die Daniela Düsentrieb sein, die Erleichterungen für die Menschheit ersinnt, sondern auch eine Waffenkonstrukteurin, die menschliches Ableben erleichtert. Ein Anwalt kann nicht nur der Verteidiger der Schwachen sein, sondern auch ein Paragraphenverdreher, der für Großkonzerne mustergültige Verträge ausfertigt, mit denen sie ihre krummen Deals legalisieren. Eine Ärztin kann nicht nur Menschen von Leiden befreien – sie kann sie auch gezielt schaffen sowie Medikalisierung und Entmündigung vorantreiben.

          Setzen wir uns darum ein für eine freie, friedliche und gerechte Welt – und eine, in der selbstbestimmte, aufgeklärte Menschen nicht entmündigt, sondern befähigt werden zu leben wie immer sie leben wollen.

          Doei + een mooie dag nog!

          Altlandrebell

          1. Wir scheinen in vielen Dingen ähnlich zu denken – kommen beide aber nicht um die Tatsache herum, dass Mehrheiten der Bevölkerung diese Bürokraten alle vier Jahre (okay, in den NL meist schneller) in ihrem Ämtern legitimieren.

            Jetzt zur Abwechslung vielleicht halt mal mit dhr. Wilders an der Spitze.

            Graag tot de volgende keer

  7. Das Bequeme und entsprechend Opportune an jeglicher politischer Diskussion über Cannabis, egal ob pro oder contra, ist der Umstand, dass man eine Meinung haben kann, ohne irgendwann, sollte ein kontroverser Diskurs aufflammen, wirklich mit Fachkenntnis auftrumpfen zu müssen.

    Drogenpolitik ist ein wunderbares Spielfeld für politische Papageien – man braucht nur nachzuplappern, was dieser oder jener Fachmann oder Studie, auch hier egal ob pro oder contra – je nach persönlicher Präferenz eben, sagt, und schon kann man sich schön in Szene setzen. Natürlich läuft das dann auch immer in denselben Bullshit-Bingo artigen Mustern ab wie man es von der Antiterror-, der Migrations oder Covid- bzw Ukrainethematik bestens schon kennt. Was aber, wie bei den anderen Themen, auch in der Drogenpolitik fehlt, ist Fachkenntnis und nüchterner Pragmatismus.

    Hier kann man einmal die Wissenschaft, oder sagen wir besser – einige ihrer qualifiziertesten Exponenten loben, die sich wenigstens immer mal wieder mühen, das eine oder andere Tabu zu brechen, etwa wenn es um die Untersuchung von LSD als Psychopharmakon geht; das war bzw ist, wenn ich mich recht erinnere im Bezug zur Depressionsforschung.

    Auch sehr interessant ist die von Herrn Scheim erwähnte Verwendung von Ketamin bzw S-Ketamin als Antidepressivum, die in der Tat sehr vielversprechend aussieht. Allerdings, das sei erwähnt, ist Ketamin stark psychotrop und kann selbst psychotische Zustände verursachen, weswegen es in der Anästhesie nur noch wenig eingesetzt wird. Allerdings wird es auch heute noch in der Notfallversorgung von Schmerzen, etwa aufgrund von Unfallverletzungen verwendet, weil es etwa gegenüber Opioiden den Vorteil hat, kreislaufstabiliserend zu wirken und die Schutzreflexe erhalten bleiben – aber dieser situativ vorteilhafte pharmakologische Effekt erkauft man sich im Zweifel mit der Gefahr einer psychotischen Episode, dem K-Hole, was schlimmstenfalls für den Patienten zu einer PTBS führen kann. Da rede ich aus leidiger Erfahrung, da ich als Kind selbst mehrere kurz aufeinanderfolgende Anästhesien mit Ketamin hatte. In der Anästesiologie und Notfallmedizin gibt es wohl heute noch immer die 3-‘K’-Analogie zu Ketamin, die für seine Anwendung gilt: ‘Kinder, Katzen, Katastrophen.

    Vom pharmakologischen Standpunkt aus gesehen ist es also immer so, dass man sich eine gewünschte Wirkung mit möglichen, unter Umständen vielfältigen und schwerwiegenden Nebenwirkungen erkauft. Und trotzdem verwendet man all diese Medikamente.

    Hier könnte man nun den Streit darüber beginnen, dass es sich beim Konsum von Cannabis im Sinne von ‘recreational use’ eben nicht um eine medizinische Anwendung handelt und somit etwaige Risiken auch in keinem Verhältnis zu einem a priori moralischen oder rechtlichen ohnehin nicht statthaften Nutzen steht.

    Auf eine solche Argumentation bleibt eigentlich nur zu antworten, dass es unter dieser Prämisse ebensowenig statthaft wäre, z.B. Ski zu fahren, was völlig unabhängig von Praxis und Technik etwa ein erhebliches Risiko für Knieverletzungen birgt, die oft dann operativ versorgt werden müssen und meist auch dann noch bleibende Beschwerden nach sich ziehen (ebenso eine eigene leidige Erfahrung); denn die wenigsten Skifahrer tun dies als Profession, sondern einzig im Sinne eines ‘recreational use’. Dass es sich mit dem Konsum von Tabak und Alkohol genau so verhält, muss nicht weiter erläutert werden. Hier liegen die Fakten ja soweit auch unbestreitbar auf dem Tisch, dass der Tabakkonsum massive gesundheitliche Schäden u.A. Krebs verursachen kann und Alkohol, nebst den organischen Schäden, u.A. Krebs, zusätzlich zu kaum beziffernbaren sozialen und volkswirtschaftlichen Schäden führt.

    Wenn man unter Berücksichtigung dieser angeführten Punkte sieht, wie der politische Diskurs läuft, merkt man, wie einseitig und eben wenig aufrichtig und wenig pragmatisch er gehalten wird. Ich hätte noch keinen Politiker gesehen, der ernsthaft die Winzer auf eine Stufe mit Drogenkurieren, die unter Bedrohung des eigenen Lebens Kokain- oder Heroinkondome in alle Herren Länder schmuggeln, gestellt hätte.

    In dem Zusammenhang habe ich kürzlich eine Sendung des Schweizer TV SRF gesehen. Dabei ging es um die Drogenexzesse in den 90er am Platzspitz und nach dessen Schliessung am Letten. Dieses desaströsen Verhältnisse führten damals dazu, dass schliesslich, mit dem Segen eines Plebiszits die kontrollierte Heroinabgabe eingeführt worden war. In der Retrospektive auf diese Zeit damals, 30 Jahre später wurde unter anderem einem der schärfsten Gegner der kontrollierten Heroinabgabe, dem ehemaligen Nationalrat Toni Bortoluzzi die Frage gestellt, wie er denn die Ergebnisse dieses Paradigmenwechsels in der Drogenpolitik heute sehe.

    Die Aussage war gleichermassen enttarnend wie erschütternd, denn Herr Bortoluzzi meinte sinngemäss, es sei sicherlich mittlerweilen unbestreitbar, dass die kontrollierte Heroinabgabe die soziale Verheerung jener Tage beseitigt sowie die Belastung von Polizei und Justiz massiv reduziert hätte. Dennoch sei er in keiner Weise damit einverstanden, dass der Staat, auch als moralische Instanz, das Bedürfnis nach Rausch und Sucht auf diese Weise unterstütze. Es sei schlicht nicht statthaft, etwas anderes als Abstinenz zu fördern und letztendlich auch zu fordern.

    Es wäre gewiss interessant in Erfahrung zu bringen, wie Herrn Bortoluzzis Alkoholkonsum im Detail aussähe, um diese seine Aussage in eine entsprechende Relation zu setzen, um etwa zu überprüfen, wie sich seine moralischen Ansprüche gegenüber anderen zu seiner eigenen Lebensführung verhält.

    Das wird bei deutschen Politik gewiss kaum anders sein. Der Herr Gesundheitsminister Karl L. hat ja laut eigenem Bekunden ein sehr aufgeschlossenes Verhältnis zu einem (oder auch mehreren) Glas Rotwein, wobei er in der Cannabisdebatte ausnahmsweise mal etwas faktenbasierter unterwegs ist als bei anderen Themen in seinem Ressortbereich. An einschlägigen Beispielen mangelt es bekanntlich nicht.

  8. Ein junges Mädchen stand 6 Monate vor dem Abi und wollte danach studieren, was, das wusste sie noch nicht, aber die Finanzierung wäre kein Problem gewesen. Nun hat sie, trotz guten Notenspiegel das Abi abgebrochen und es hat sich ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie entwickelt. Selbst ihren Führerschein hat sie abgebrochen, vermutlich brauchte sie das Geld für etwas anderes, auch gibt es bereits Hinweise auf eine Art Beschaffungskriminalität. Sie hat offen zugegeben Cannabis zu konsumieren, vermutlich schon mit 16, in dem Alter fing sie auch an zu Rauchen und Alkohol zu konsumieren. Ihr Verhalten lässt darauf schließen, dass auch noch andere Substanzen eingenommen werden, aber das ist nur meine persönliche Einschätzung. Ihre große Liebe hat sie auch plötzlich verlassen, die Wesensveränderung kann zumindest ein möglicher zusätzlicher Grund gewesen sein, kenn den Typ nicht, war aber wohl ein ganz Schlauer, da er schon in jungen Jahren sehr gut verdient hat. Ich vermute eine Up and Down Sucht Problematik. Speed, Koks o.ä. zum raufkommen und Cannabis zum runterkommen. Nun verlebt sie gerade ihre Ersparnisse. Wie es weitergehen soll, ist mir nicht bekannt.

    Soll sich jeder selbst daraus ein Urteil bilden, aber nach dem Rauchen und dem Alk, kam kurze Zeit später das Cannabis.

    Meine Meinung:
    Für medizinische Zwecke sollte jede Substanz erlaubt sein, die einen positiven Effekt hat, aber als Genussmittel darf so ein Zeug nicht durch einen erlaubten Konsum vermarktet bzw. gefördert werden. Wie wir bei anderen legalen Suchtmitteln wissen, bringt eine Altersbegrenzung gar nichts. Wer weiß, was für eine Karriere bei dem Mädchen zerstört wurde. Wäre sie Ärztin geworden, dann hätte sie 1000ende Leben retten bzw. lebenswerter machen können. Nun wird sie vermutlich selbst irgendwann einen Arzt brauchen. Ich könnte heulen.

    1. Die Abgabe stärkerer Drogen durch staatlich kontrollierte Ausgabestellen halte ich auch für sinnvoll.
      Hier wäre eine Schwelle mit Informationsgesprächen und Hilfsangeboten angebracht.
      Solche verhängnisvollen Suchtkarrieren sind mir auch bekannt.
      Den Einstieg bei Cannabis zu sehen, geht aber an der Wirklichkeit der Masse der Konsumenten vorbei.

    2. Einfach mal die – mit Drogen zu kompensierenden – Ursachen unserer Leistungsgellschaft reflektieren.
      Zum genannten Fallbeispiel ein kleiner Tipp: Die Stressfaktoren und prekären Rahmenbedingungen für das (womöglich noch G8) Abi mit dem für ein Medizinstudium benötigten NC zum einen – und für das anschließende Medizin Studium mal genauer unter die Lupe nehmen.
      Nur geheult wird da vielfach längst nicht mehr….

    3. Woher wollen Sie bitteschön wissen, ob diese Frau große psychosoziale Probleme hatte – und darum mit Substanzkonsum anfing. Oder erst aufgrund von Substanzkonsum in die Probleme kam?

      Solche Fälle stören einfach nur die Diskussion; sie bestätigen vor allem Vorurteile. In Teil 2 gehe ich auf diese Denkfehler noch einmal aus wissenschaftlicher Sicht ein.

      P.S. Es ist natürlich auch für Eltern und andere Autoritätspersonen einfacher, Probleme auf die Drogen abzuschieben, als die Möglichkeit des eigenen Versagens in Betracht zu ziehen.

      1. Probleme hatte sie eigentlich nicht, sie hat Party gemacht und ist dann immer weiter abgerutscht. Wie das nun einmal so ist. Auf der Party wird eine Zigarette angeboten und getrunken, dann kommt die erste Tüte, dann kommt die erste Tablette usw.
        Am Elternhaus wird es nicht gelegen haben und der Druck in der Schule wird es auch nicht gewesen sein, da sie bis zu Letzt gute Noten hatte. Deshalb ist es ja so traurig und unverständlich, sie musste sich nicht einmal anstrengen.
        Sie will Spaß und keinen Stress und verwechselt Sucht mit Spaß.

    4. @ Quer und mehr

      Korrelation ist nicht Kausalität. Und Alltagsempirie hat ihre Grenzen. Ich könnte jetzt aus dem Stehgreif drei Personen aus meinem Bekanntenkreis nennen, die trotz tendenziell überdurchschnittlichem Alk-, Zigaretten-, Cannabiskonsums ein sehr gutes Studium absolvierten, heute in stabilen Partnerschaften leben und einer geregelten Arbeit nachgehen. Und nun?

      Ich selbst hatte Topnoten in Abitur und Studium, obendrein ein Stipendium eines renommierten Begabtenförderwerks und spreche fünf Sprachen mehr oder weniger fließend. Trotzdem bin ich heute arbeitslos. Liegt es daran, dass ich Straigt Edge und Teetotaller bin? Oder daran, dass ich in meiner Jugend „Killerspiele“ zockte? Oder an meinem bis heute fortbestehenden Konsum von Sirenia, Apocalyptica und den Sisters of Mercy (“Dominion” mit der Coda “Mother Russia” – auch heute noch sehr hörenswert)? Wäre es besser gewesen, ich zöge täglich an der Bong?

      Wie Herr Schleim bereits anführte – woher weiß man, was für die jüngere persönliche Entwicklung der Heranwachsenden verantwortlich ist?

    5. Wie bei vielen anderen Themenbereichen müsste man hier dann im Detail ganz genau die Frage stellen, was ist Ursache und was ist Wirkung; und danach in einem zweiten Schritt müsste geklärt werden, wie es sich mit Kausalität bzw. Korrelation verhält.

      Solche Geschichten von scheiternden Jugendlichen gibt es in der Tat und bedauerlicherweise en masse in diesen Tagen; aber ohne profunde Kenntnisse der jeweiligen Sachlage solche Zusammenhänge zu konstruieren, ist nicht nur gewagt, sondern vorallem auch tendenziös und vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen unprofessionell, insbesondere wenn man daraus bestimmte politische Auffassungen untermauern bzw. in Frage stellen will.

      Dass ein gewisser kausaler Zusammenhang zwischen dem Alter, ab dem der Substanzkonsum einsetzt und der möglichen Entwicklung von Pathologien besteht, kann man heute wohl nicht mehr bestreiten. Auf die Wirkung von Cannabis bezogen, steht aber auch ausser Frage, dass das Triggerpotential für eine psychotische Störung auch in höherem Alter des Konsumenten weiterbesteht, da diese offenbar im Zusammenhang mit einer individuellen Prädisposition steht. Der Verzicht auf Cannabiskonsum bei einem entsprechend prädisponierten Menschen bedeutet allerdings im Umkehrschluss auch nicht, dass er nicht dennoch irgendwann während seines Lebens eine psychotische Störung entwickeln wird. Die genauen kausalen Zusammenhänge für das Entstehen psychotischer Störungen sind schlicht auch heute noch zu wenig beleuchtet, um hinsichtlich der Lebensführung schlüssige Empfehlungen geben zu können.

      Ähnliches gilt ebenso für Alkohol und Tabak. Trotz des erwiesenen kausalen Zusammenhangs zwischen Tabakkonsums und Lungenkrebs gibt es dennoch Menschen, die ihr Leben lang bei extremem Tabakkonsum dennoch nie einen Tumor entwickeln. Ebenso können lebenslange Nichtraucher durchaus rauchertypische Lungenkrebsformen entwickeln.

      Es gilt hier immer, mit grosser Vorsicht zwischen Korrelation und Kausalität zu unterscheiden und auch nicht zu vergessen, dass die interindividuellen Unterschiede eine abschliessende Bewertung, warum trotz gleicher Lebensführung der eine Mensch eine Pathologie entwickelt, der andere aber nicht, nahezu verunmöglichen.

      Und um zurück auf die Frage junger Menschen und ihrer Zukunftsplanung zu kommen, sollte man sich als Aussenstehender und Fachfremder auch zurückhalten mit leichtfertigen Bewertungen. Selbst sehr gute Schüler können im weiteren Bildungsleben durchaus an ihre Leistungsgrenzen gelangen und werden spätestens dann recht schnell mit den Realitäten konfrontiert sein, die so aussehen, dass es entweder über kurz oder lang auf ein irgendwie geartetes Scheitern hinausläuft, oder aber dann mit entsprechenden Substanzen die Grenzen des Leistbaren pharmakologisch nach oben verschoben werden müssen.

      Herr Schleim hat bereits erwähnt, dass man heute im Sinne des allgegenwärtigen Leistungsgedankens auch schon Grundschulkinder ohne grosse Bedenken mit Psychostimulantien behandelt. Und da soll bitte niemand so tun, als ob er/sie noch nie etwas davon gehört habe; denn jedem wird der Name ‘Ritalin’ geläufig sein. Methylphenidat, der Wirkstoff von Ritalin gehört strukturverwandt in dieselbe pharmakologische Gruppe wie alle anderen Amphetamine – und hier reden wir von Substanzen, die meines Wissens nach zumindest in der westlichen Hemisphäre durchwegs nicht nur rezeptpflichtig sind, sondern über ein BtM-Rezept bezogen werden müssen. Nicht wenige Moleküle aus der Gruppe der Phenylethylamine sind gleich gar nicht verkehrs- und verschreibungsfähig.

      Sich also zu echauffieren über potentiell schädlichen Cannabiskonsum bei Minderjährigen, während man gleichzeitig wissen kann und muss, wieviele Minderjährige mit Betäubungsmitteln, konkret mit Psychostimulantien vom Amphetamintyp sozial, kognitiv und intellektuell auf der gesellschaftlich gewünschten Spur gehalten werden, ist zumindest unlauter, wenn nicht gar völlig verlogen!

      Und damit will ich diese Praxis nicht einmal kritisieren, weil ich mittlerweilen mit über 40 und seit einem Jahr mit meiner täglichen Dosis Methylphenidat unterwegs sagen muss, dass mir mein Bildungsweg mit Amphetaminen sicherlich einfacher von der Hand gegangen wäre als es damals real der Fall war.

      Sorry, wenn ich hier Leute enttäuschen muss mit dieser naiven Auffassung; aber alleine ein guter bis sehr guter Schüler zu sein, ist in keiner Weise eine Garantie für ein beruflich erfolgreiches Leben. Dies wird zwar so von allen Verantwortlichen im Bildungswesen suggeriert, trifft aber in dieser einseitigen Auffassung schlicht nicht zu – und diejenigen, die so daherreden, wissen das selbst ganz genau.

      Nebst sozialen Kompetenzen, braucht es heute mehr denn je vorallem eine strukturierte, kohärente (Selbst)Wahrnehmung. Die grössten intellektuellen Fähigkeiten werden zwangsläufig scheitern, wenn man als Schüler/Student nicht in der Lage ist, Ordnung in seinem Kopf zu bewahren, die Fähigkeit zu entwickeln, die richtigen Prioritäten zu setzen und dann alle anstehenden Tasks entsprechend ihrer zusammenhängenden Strukturen abzuarbeiten. Diese Fähigkeit wurde im Zuge all der Bildungsreformen seit den 90er immer wichtiger; denn die fliessende Vernetzung aller Bildungsthemen untereinander sowie die immer weiter zunehmende Abstraktion der Bildungsinhalte auf hochtheoretische Ebenen fordert eben nicht nur die rein intellektuelle und kognitive Wahrnehmung, sondern ganz besonders eine geordnete Verarbeitung und Einordnung der Wissensinhalte im jeweiligen Kontext. Bestehen dort beim jeweiligen Schüler/Studenten Defizite hinsichtlich der Aufmerksamkeit, der Konzentrationsfähigkeit oder der zeitlichen Verarbeitungsfähigkeit, werden auch die grössten intellektuellen Fähigkeiten dies niemals kompensieren können.

      Und genau dort setzen die Stimulantien an, und sie wirken; denn selbst wenn man eigentlich einen Scheisstag hat, mies geschlafen hat, psychisch schlecht drauf ist, sorgt etwa MPH dafür, wenn man es morgens um 6:30 nimmt, dass man um 7 auf der Matte steht und seinen Tag meistert wie es eben gefordert wird – nicht nur, weil man etwa nicht mehr müde ist, sondern vorallem weil man wie von selbst beginnt, seinen ganzen Tag gedanklich stringent zu strukturieren. Alles, was einem im Laufe des Tages begegnet wird entsprechend der Sachlage bewertet, eingeordnet und entweder unmittelbar erledigt, oder falls nachrangig für die aktuell sich stellenden Erfordernisse zur Erledigung auf später verschoben. Was auch immer für Probleme sich aufwerfen, man wird mit ziemlicher Sicherheit die adäquate Reaktion und Antwort bereit haben.

      In den USA wird gemutmasst, dass mindestens die Hälfte aller Studenten an den Universitäten und Colleges regelmässig oder dauerhaft Stimulantien wie Ritalin oder Adderall einnehmen, damit sie ihr Pensum schaffen. Das ist eine Realität, ob einem das nun gefällt oder nicht. Gäbe es nicht eine derartige moralische Hybris in unserer Gesellschaft müssten diese Zustände ehrlicherweise noch schärfer kritisiert werden als die Auswüchse im Bereich der Substanzen, deren nachteilige psychosoziale und volkswirtschaftliche Wirkung so evident ist wie etwa bei Heroin, Methamphetamin oder anderen Substanzen, die oft zur entsprechenden persönlichen Verwahrlosung der Konsumenten führen.

      Nichts zeigt besser als das die ganze Unaufrichtigkeit in diesem Diskurs, ihn ständig im Sinne von ‘gute Droge’ vs ‘böse Droge’ zu führen. Aber genau das geschieht. Dass sich Studenten in zunehmendem Ausmass Amphetamine reinpfeifen, damit sie ihr Studium packen und erfolgreich an der Gesellschaft partizipieren zu können, wird, trotz aller gesundheitlichen Risiken, die diese Substanzen auch haben, stillschweigend hingenommen, während man sich lauthals moralisch empört, wenn einige wenige Cannabiskonsumenten schlimmstenfalls wegen einer psychotischen Episode einmal in einer Psychiatrie landen.

      Dass aber gerade Amphetamine aufgrund ihrer dopaminergen Wirkung ein erhebliches Risiko nicht nur für psychotische Episoden bergen, sondern etwa auch Risikoverhalten wie Spielsucht, unverhältnismässiger Umgang mit Geld oder exzessives Ausleben von Sexualität fördern können, verschweigt man natürlich vollständig. Diese Risiken scheint man im Sinne einer mehr als nur fragwürdigen Kosten-Nutzen-Rechnung offenbar gewillt zu sein, einfach hinzunehmen, jedenfalls solange es dem überwiegenden Teil der sich mit Amphetaminen selbstbehandelnde Teil der Studentenschaft gelingt, gesellschaftlich zu reüssieren und ganz im neoliberalen Sinn des Wortes ‘vollwertige Mitglieder der Leistungsgesellschaft’ zu werden.

      Es gibt mittlerweilen aber durchaus bereits einige wenige Studien, die eine Verbindung zwischen der medizinischen Anwendung von Amphetaminen im Rahmen einer ADHS und dem späteren Entstehen einer Parkinsonerkrankung zumindest vermuten lassen. Wenn man die Wirkweise der Amphetamine auf das Dopaminsystem bedenkt und bekanntlich weiss, dass M. Parkinson einhergeht mit dem Untergang dopaminproduzierender Zellen in der schwarzen Substanz, braucht es nicht allzu viel Phantasie, dort einen kausalen Zusammenhang zumindest erst einmal zu vermuten. Da könnte also noch ein gewaltiger Bumerang auf die Gesellschaft zukommen, sollte sich hier ein kausaler Zusammenhang zeigen. Dass M. Parkinson in Frankreich als Berufserkrankung bei Landwirten anerkannt ist, zeigt, dass diese Krankheit nebst idiopatischen oder autoimmunen Faktoren gezielt von bestimmten chemischen Substanzen verursacht werden kann.

      Es wäre also wirklich dringendst geboten, diese ganze Drogenpolitik endlich vom Kopf auf die Füsse zu stellen; denn jeglicher Dogmatismus, in die eine wie in die andere Richtung, wird immer nur zum Schaden der Gesellschaft sowie des jeweiligen Individuums sein.

      1. Bitte meine oben gemachte Antwort auch lesen. Kurz gesagt, sie will Party machen und anhängen. Was auch immer man unter Party machen verstehen will und dabei wird sie immer weiter reingezogen.

        Ich habe nichts gegen das Medikament Cannabis, ich habe etwas dagegen, das sich gesunde Menschen damit kaputt machen oder zumindest das Risiko besteht, dass das passieren kann.

    6. Moin @Quer und mehr

      “Soll sich jeder selbst daraus ein Urteil bilden, aber nach dem Rauchen und dem Alk, kam kurze Zeit später das Cannabis.”

      Sie schreiben selbst, das der ‘Einstieg’ durch die ‘legalen’ Drogen erfolgte und Cannabis danach kam.

      Auf die Frage der bescheidenen Langzeiterfolge von Entwöhnungstherapien bei Alkoholkranken hat eine in der Suchtprävention tätige Bekannte geantwortet: ‘Es gibt im Grunde zwei Tyypen von A-Kranken. Die meisten Entwickeln die Krankheit durch Toleranzbildung, das wörtliche angewöhnen, mit guten Therapieaussichten. Dann gibt es die, welche gegen ein traumatisierendes Erlebnis antrinken und je früher im Leben sich dies ereignete um so schlechter sind die Aussichten und man könne dabei froh sein, wenn Milieubedingt kein Zugang zu Medikamenten oder Heroin besteht.’

      Gruß

      1. Völlig richtig, nur wird innerhalb unserer realen gesellschaftlichen Gegebenheiten kein einschlägiges Milieu weit genug weg sein, um nicht dennoch seine ‘Strahlkraft’ ausüben zu können.

        Dazu braucht es erst gar nicht so sehr, sagen wir etwa jugendliche Experimentierfreudigkeit, damit auch im hinterletzten Dorf plötzlich die wildesten Substanzen auftauchten.

        Ich weiss nicht, ob es diesbezüglich belastbare Zahlen gibt, inwiefern bestimmte Verhaltensmuster ursächlich für Suchtentwicklung sind. Gerade bei Cannabis läuft das Narrativ meist so, dass unterstellt wird, die Jugendliche versuchen sich da so aus einer Mischung von Neugier, Langeweile und Gruppendynamik durch alle möglichen psychotropen Substanzen durch und bleiben dann auf irgendetwas oder vielem verschiedenen zugleich kleben. Diese Darstellung halte ich für reichlich übertrieben und wenig vereinbar mit der realen Welt. Dass es solche Fälle gibt, bestimmt, aber dass diese in grösserem Umfang statistisch relevant wäre, konnte meines Wissens nach bisher niemand schlüssig belegen.

        Ich halte diese Erzählung für eine Nebelkerze, die einzig dem Zweck dient, von den wahren Gründen für die Entwicklung von sozial- und gesellschaftspolitisch relevanter Sucht abzulenken.

        Denn wie ich bereits geschrieben habe, wird ein enormer Aufwand betrieben, pathologische Verhaltensweisen, auch substanzgebundene immer dann möglichst vom öffentlichen Aufmerksamkeitsradar verschwinden zu lassen, wenn diese Verhaltensweisen den gesellschaftlichen Werten und Erfordernissen besonders dienlich sind, gerade dann wenn die sozialen wie monetären Folgekosten in einer guten Relation zum oberflächlichen und kurzfristigen Nutzen sind.

        Dies ist lediglich eine andere Form des neoliberalen Mantras, bei dem es am Ende immer darauf hinausläuft, die Profite zu privatisieren, während die Lasten und externen Folgekosten sozialisiert werden.

        Wäre man unter diesem Gesichtspunkt als Gesellschaft mit dem Anspruch auf gewisse moralisch-ethische Normen mit sich selbst im Reinen, hätte längst die Erkenntnis einsetzen müssen, dass ein ganz erheblicher Teil der Suchtproblematik, egal ob substanzgebunden oder in anderweitig manifester Form in der Regel nicht die Ursache gesellschaftlicher Verwerfungen ist, sondern, im Gegenteil, deren Symptomatik.

        Der gesellschaftlich tolerierte und teils noch aktiv geförderte Konsum von Alkohol ist in dieser spezifischen Hinsicht das Paradigma schlechthin.

      2. Wie gesagt, sie ist durch Partys reingerutscht und irgendwann kamen dann die Tätowierten, es gab keine Probleme oder Trauma, man kann schon von optimalen Zuständen sprechen. Es stimmt, das vermutlich der Alk als Einstiegsdroge betrachtet werden kann und es ist eine Schande, das unsere Gesellschaft es den Jugendlichen so einfach macht und gerade deshalb bin ich gegen eine Legalisierung von Cannabis, da nicht noch eine Substanz die Jugend gefährden muss. Alk hätte vermutlich nicht diese Wesensveränderung bewirkt, da bei Alk die Gefahr hauptsächlich in der Sucht und in seinen Langzeitfolgen besteht. Bei Cannabis scheint es aber, insbesondere bei jungen Menschen, Veränderungen im Gehirn zu geben, die auch nicht reversibel sind, die Veränderungen bleiben also für immer. Ich habe in einer Suchtklinik gesehen, was diese Droge anrichten kann, auch wenn sie in der Regel nur als zusätzliche Droge konsumiert wurde und die tatsächlichen Auswirkungen dadurch verschleiert werden.

    7. @ Quer und mehr

      Hierzu erlaube ich mir noch ein paar weitere Groschen zu hinterlassen. Wichtig: Ich möchte weder Sie (noch andere Mitleser) zu etwas bekehren. Lediglich eine andere Sichtweise aufzeigen.

      ich habe etwas dagegen, das sich gesunde Menschen damit kaputt machen oder zumindest das Risiko besteht, dass das passieren kann.

      Ihre Position ist Ihnen unbenommen.

      Die „better safe than sorry“-Position müsste – worauf andere hier bereits hinwiesen – freilich auch auf Extremsport, Konsumismus, Pornografie, Internetabhängigkeit, Alkohol und alles sonstige möglicherweise Riskante und Kaputtmachende übertragen werden. Am besten und (gerade) auch auf die (Arbeits)verhältnisse im kapitalistischen System.

      Zumal etwa die negativen Folgen von Saufen und Quarzen sich beileibe nicht erst im Alter zeigen. Die zeigen sich bereits sehr viel früher. Schon das tägliche Glässerl Wein ist pures Gift.

      Probleme hatte sie eigentlich nicht

      „Eigentlich“ ist ja bereits ein Adverb mit einschränkender Funktion. Eigentlich war alles „heil und ganz“, aber

      Sie schreiben hier sehr final und entschieden, als ob Ihnen jedes Detail über die familiäre Situation bekannt und jeder Mensch ein offenes Buch wäre. Vielleicht ist das in dem Fall gegeben – Sie sind näher dran als wir Mitleser. Doch nicht selten verhält es sich so, dass die besten und strahlendsten Familien mit den schönsten Fassaden und fein gehäkeltsten Vorgärten oft bloß die größten Potemkinschen Dörfer errichtet haben. Wie viel bekommt man davon als Außenstehender mit? Ja wie viel, selbst wenn man Freund oder Teil der Familie ist? Selbstentfremdung, Autonomieverlust, Abweisung durch Bezugspersonen, Zerstörung des Eigenen und Ersetzung des Selbst durch Fremdvorstellungen und vieles anderes mehr – verläuft das in der Regel luzid oder nicht vielmehr opak?

      Deshalb ist es ja so traurig und unverständlich

      Ich wohnte mal nicht weit von dem Ort entfernt, an dem am letzten Donnerstag ein 18jähriger seine Exfreundin ermordet hat. Ein gutbürgerlicher, beschaulicher südwestdeutscher Ort. „Sauber und rein“ (hierzulande immer sehr wichtig!). Laut medialer Darstellung sei die Familie des Täters auch sehr lange eine „Musterfamilie“ gewesen – Reihenhaus, Vater Polizist, Privatschule… Doch irgendwann setzt in jener vorgeblich heilen Welt ein Riss ein. Ereignet sich für die Außenstehenden „unerklärliches“ Verhalten. Ob Drogenkonsum oder Blutrausch.

      Arno Gruen zeigte, dass das meistens gar nicht so unerklärlich ist – sondern eher der „Wahnsinn der Normalität“. Ein Wahnsinn, der oftmals sublimiert, abgelenkt oder mehr oder weniger verschleiert werden kann. Sich aber häufig genug Bahn bricht und an die Oberfläche dringt. Für die Außenstehenden ist das Ganze aber „unerklärlich“…

      sie hat Party gemacht und ist dann immer weiter abgerutscht

      Also besser Partys verbieten? Ob Cannabis, Alkohol, Partymachen – das sind bestenfalls Symptome. Nicht die Ursache des Ganzen. Und „abrutschen“ bedeutet, dass es so etwas wie eine „gute Normalität“ gebe. Nach dem Motto: „Vor zwei Wochen war die Welt noch in Ordnung.“ Man muss nicht Adorno sein, um darauf zu antworten: „Für mich nicht.“

      Wer sagt uns, dass das vorgeblich „Normale“ nicht vielmehr die „Hölle des Gleichen“ ist, der Betroffene durch destruktives Handeln zu entkommen suchen? Ziel sollte es nicht sein einzelne Güter zu verbieten, weil sie potentiell vielleicht schädlich und in der konkreten Situation womöglich ein (oder bloß das sichtbarste) Symbol des Destruktiven sind. Sondern die schein-normale und vielmehr teuflische Alltagssituation durch konstruktive Strategien zu verlassen und dann auch einen adulten Zugang zu den Gütern zu finden.

      und der Druck in der Schule wird es auch nicht gewesen sein, da sie bis zu Letzt gute Noten hatte

      Das schließt sich überhaupt nicht aus. Druck führt häufig gerade nicht zu schlechten „Leistungen“. Leute können unter enormen Druck stehen, super „performen“, aber Stress, Zwang und allgemeine Pression entladen sich dann eben an anderer Stelle. Manche ritzen oder tätowieren sich, andere stillen ihn mit Konsum (von Waren, Pornos, was auch immer), manche nehmen Aufputscher und sonstige Drogen, wieder andere treiben gefährlichen Sport oder suchen nach Halt in ständig wechselnden Partnerschaften…

      Bei diesem Thema werden wir uns womöglich nicht einig. Dafür vielleicht bei einem anderen.

      Gruß
      Altlandrebell

      1. Nein, ich meine die Jazz-Kultur in den 20/30-ger Jahre des letzten Jahrhunderts. Fröhliche, kiffende, musizierende Schwarze waren der Regierung ein Dorn im Auge.

        1. Falsch, die US Regierung hatte den Drogenkonsum unter den Schwarzen gefördert, gerade weil sie damit die Schwarzen, in den Augen der Weißen, schlecht dastehen lassen wollten. Schwarze Menschen sollten keine Konkurrenz für weiße Menschen sein, also mussten sie Einfluss auf das Leben der Schwarzen nehmen. Das zeigt, wie gefährlich Cannabis ist, die Menschen konsumieren sie freiwillig und merken gar nicht, das sie sich damit nicht nur selbst ihr Potential selbst zerstören, sie merken auch nicht, das sie manipuliert werden.

    1. Definitiv war Rassismus die Triebfeder.

      Nur, wurde meines Wissens Cannabis verboten um die Mexikaner zu diskriminieren. Nachdem man erfolgreich mit dem Opiumverbot unbeliebte Chinesen diskriminierte, ging es dann gegen die Mexikaner, wobei natürlich auch viele ungeliebte Schwarze weggesperrt werden konnten.
      Aber gegen die black society ging es dann so richtig los mit COINTELPRO. Tonnenweise wurde Kokain eingeflogen und unter der schwarzen Opposition verteilt.
      Die Auswirkungen sind immer noch aktuell.

    1. Wenn es bloss so einfach wäre 🙂

      Irgendwie fehlen uns noch handfeste Fakten darüber, was in dieser Regierung so geraucht wird. Cannabis wird es aber eher nicht sein.

      Aber es ist bekanntlich aktenkundig, dass ein ehemaliger (MdB), allerdings bis heute sehr umtriebiger Grüner mit den Initialen V.B. dem Methamphetaminbesitz zumindest überführt worden ist. Dass man ihn dann letztlich nicht verknackt hat wie man es wohl mit den meisten anderen getan hätte, kann natürlich auch schon in eine bestimmte Richtung hin interpretieren. Ihm gegenüber standen bzw. stehen allerdings noch schwerwiegerender Vorwürfe im Raum, ähnlich bekanntlich auch bei anderen (oliv)Grünen. Aber das nun schon o.t.

  9. Es gibt Studien die eindeutig zeigen das der Konsum von Cannabis selbst bei einer kommerziellen Legalisierung im Trend gleich bleibt.

    In Ländern in den der Cannabiskonsum schon vor der Legalisierung zugenommen hat, stieg er auch nach der Legalisierung weiter an.

    In Ländern in den der Cannabiskonsum schon vor der Legalisierung rückläufig war, war er dies auch nach der Legalisierung. Die Legalisierung schütz Menschen vor Streckmitteln, Repressionen und anderen Problemen ist aber gleichzeitig, nachweißbar an wirtschaftlichen Zahlen eine Bedrohung für den Absatz von Alkohol. Es ist kein Wunder das Bayern am meisten gegen die Legalisierung von Cannabis spricht.

    Es gibt Verschiebungen. Es wird weniger Alkohol konsumiert, dafür aber mehr Cannabis. Der Konsum (abhängig von der Konsummotivation und der konsumierten Menge) an sich, ist nicht das Problem, allerdings birgt er Risiken vor den natürlich aufgeklärt werden muss. Der Missbrauch ist das Problem.

    In Ländern in der die Wirtschaft bergab geht, nehmen Abhängigkeitsphänomene zu. Hier wäre ein guter Ansatz, wenn es den darum ginge, Menschen vor Abhängigkeiten zu schützen. Aber dies ist offensichtlich nicht die Motivation für die Drogenpolitik.

    Auf mich wirken die meisten Argumente vorgeschoben. Ginge es um den Schutz von Jugendlichen würde die Alkoholpolitik völlig anders aussehen. Abhängigkeitsphänomene (zu denen auch psychologische Abhängigkeiten zählen, wie z.B eine emotionale Abhängigkeit die als Grundlage für Stalking und Tötungen des Ehepartners bei Trennungen gesehen werden kann) werde kaum beachtet. Die ganze Debatte wird in Deutschland sehr auffällig auf Substanzen und im Spektrum der Substanzen sehr auffällig auf Cannabis reduziert.

    Kommentare wie ”Was passiert wenn man Cannabis konsumiert sieht man doch bei den Grünen an ihren Gesetzes Beschlüssen kommt nur Blödsinn bei raus.” zeigen auch einen politisch ideologischen Konflikt auf. Die Cannabislegalisierung wurde von linken Politikern vereinnahmt. Die rechten stehen eher für die traditionellen Alkoholmärkte ein. Da spielt also auch ein ökonomischer Konflikt eine Rolle. Da die Cannabislegalisierung als linkes Projekt gesehen wird, kommen dann solche komischen Argumente, die gar keine Argumente sondern nur Beleidigungen beinhalten zustande. An diesen Kommentaren sehen sie dann auch, dass sie kein Cannabis konsumieren müssen um Blödsinn zu produzieren.

    Bin kein Fan von kommerziellen Legalisierungsmodellen aber eine Situation in den Substanzen wie Alkohol mit dem Argument ”das ist Tradition” so eine Markmacht bekommt während die Politik dieser Marktmacht praktisch durch vorgeschobene Argumente den Rücken freihält ist mit Sicherheit schädlicher als die liberalste Cannabislegalisierung die wir uns in unserer Fantasie vorstellen können.

    Mit Streckmittel meine ich übrigens nicht Blei oder Zucker im Grass sondern synthetische Cannabinoide die auf Nutzhanf aufgetragen werden und als augenscheinlich normales Cannabis momentan den Schwarzmarkt überfluten um unsere Gesellschaft damit gezielt zu schädigen. Das nehmen konservative Politiker trotz Warnungen vor dieser Problematik einfach in Kauf. Das ist nicht ok.

    Das wir von beiden politischen Seiten jeweils nur extreme Lösungen angeboten bekommen ist fatal. Die konservativen wollen ernsthaft die Kriminalisierung aufrechterhalten trotz einer 2/3 Mehrheit (seit über 12 Jahren) in der Bevölkerung die genau das nicht mehr will. Das bedeutet nicht automatisch eine 2/3 Mehrheit für eine Legalisierung nach kommerziellen Modell. Wir hätten die medizinische Abgabe einfach auch auf schwerstabhängige (die mit abstand am lautesten nach einer Legalisierung schreien) erweitern können ähnlich wie wir das beim Heroin mit den Diamorphinabgaben machen). Diamorphin = der medizinische Ausdruck für Heroin, also kein Substitut sondern eine Originalstoffabgabe wie es sie auch in der Schweiz gibt. Dort wird sie allerdings ”Heroinabgabe” genannt, weil die Schweiz nicht befürchten muss das in ihrem Land total verblendete rechte Menschen dann ”der Staat ist ein Drogendealer” schreien obwohl sie hier in Deutschland selbst das größte Drogenfest der Welt feiern (Oktoberfest). Doppelmoral.

    Provozieren, Hetzen, Ängste schüren, versagen und sich am Ende selbst in die Hosen machen. Das ist rechtskonservative Politik in Deutschland. Und nicht mal so eine planlose Hampelmannpolitik der Inkompetenz wie sie rechtskonservative Politiker und Parteien in Deutschland gemessen an den Ergebnissen gestallten, können von den Anderen liberalen und progressiveren Parteien mit besseren politischen Management abgelöst werden, weil sie genau so planlos sind. Ein Armutszeugnis für die Demokratie. Wer die politischen Probleme in Deutschland auf einzelne Parteien wie die Grünen beschränkt hat keine Ahnung von Politik und Gesellschaft sondern verhält sich wie ein Fanboy im Teenageralter. Die selben Personen, die bestimmte Menschen abwerten, sind oft genau sie selben Personen die andere Personen in den Himmel heben. Non-Player-Charakter (NPC).

    1. Ja, hier muss man für einmal sagen, dass die Schweiz, im Gegensatz zum tendenziell immer eher dogmatisch denkenden und handelnden Deutschland, unter dem Eindruck von Platzspitz und Letten sehr pragmatisch und im Sinne eines humanistischen Anspruchs gehandelt hat mit der Einführung der Diamorphinabgabe.

      Dass es in der Folge nicht, wie von der rechten Seite damals behauptet, zu einer massiven Zunahme des Opioidmissbrauchs gekommen war, war gewiss abzusehen; der Beweis dafür musste aber erst in der Praxis gegen den politischen Widerstand von rechts erbracht werden. Mehr als moralingeschwängerte Argumente gibt es zum Glück mittlerweilen von dieser Siete nicht mehr. Es sei ihnen gewiss unbenommen; ohne Dogmatismus betrachtet ist auch nichts gegen den Anspruch, ein Leben möglichst ohne Rausch zu führen, einzuwenden, das wäre für die persönliche Entwicklung im Sinne humanistischer Ideale in jedem Fall wünschenswert.

      Die tagtägliche Realität ist aber nun einmal eine andere; und unter Berücksichtigung all der Sachzwänge, denen jeder einzelne von uns innerhalb des gesellschaftlichen Rahmen immer ausgesetzt ist, wird man dann im Zweifel mit den hehrsten Ansprüchen nicht gerecht, sondern begibt sich unmittelbar in einen neuen Dogmatismus, der sich eigentlich aus sich selbst heraus verbietet.

      Ob und inwiefern hier die Politik überhaupt heute noch zu pragmatischen und am Bedürfnis der Menschen orientierten Entscheidungen imstande ist, wage ich nicht zu beantworten. Hier sollte man sich auch davor hüten, das Schweizer Plebiszit von damals zu viel sehr politisch und moralisch aufzuladen. Inwiefern es dem gewöhnlichen Bürger möglich war, sachlich kompetent zu einer Bewertung pro oder contra zu gelangen, kann man so nicht beantworten. Zu sagen, wenn in Deutschland die Bürger das letzte Wort zur Drogenpolitik hätten, wäre alles anders, besser, wäre das sehr unaufrichtig.

      Ohne dies als Kritik oder Makel verstanden zu wissen, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass nur ganz wenige Bürger überhaupt die zeitlichen Möglichkeiten hätten, sich profunder mit all den zur Abstimmung stehenden Themen zu beschäftigten, von der fachlichen Expertise aufgrund der Komplexität vieler Sachfragen reden wir erst gar nicht. In den meisten Fällen wird schlicht nach Bauchgefühl und individuellem politischen Kompass entschieden – nicht mehr und nicht weniger, das ist die nüchterne unspektakuläre Realität.

      Die Forderung nach Plebisziten ist keine Garantie für eine freiere und demokratischere Gesellschaft, wenn nicht auch gewährleistet wird, dass die Bürger so gut es geht frei von Sachzwängen und Angst sind – und vorallem auch, dass der Staat selbst darum bemüht ist, seinen Bürgern Bildung im humanistischen Sinne Kants zukommen zu lassen. Gewiss ist das ein kaum realisierbares Ideal, aber ohne wenigstens den Anspruch und entsprechende soziale und pädagogische Bemühungen, seine Bürger aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit herauszuführen, wird es mit direkter Demokratie wenn es ganz dumm kommt auch nicht besser werden als mit einer rein repräsentativen Demokratie.

      Gäbe es zumindest noch diesen humanistischen Anspruch seitens des Staates, dann, davon bin ich felsenfest überzeugt, müssten keine solch ideologiedurchsetzten Diskussionen über Drogenpolitik geführt werden.

  10. @Altlandrebell:
    Die von Dir genannte “Performanzsteigerung beim Menschenmaterial” (hervorragende Charakterisierung übrigens!) halte ich für einen ganz entscheidenden Faktor bei den gegenwärtigen Auseinandersetzungen. Denn die gegenwärtige Suchtgesetzgebung ist ja dadurch gekennzeichnet, daß die “Ausbeutbarkeit des Menschenmaterials” bloß nicht beeinträchtigt werden soll. Nikotin und Alkohol (mit den geltenden Regelungen) beeinträchtigen Arbeitsfähigkeit kaum, schwere gesundheitliche Schäden treten vorzugsweise erst im fortgeschrittenen Alter auf – also sind sie legal.
    Cannabis kann durchaus die “Performance” beeinträchtigen, während die gesundheitlichen Schäden weniger sichtbar und gravierend scheinen. Jedoch ist hier eine besonders hohe Wirksamkeit bei der Ruhigstellung zu beobachten – was durçhaus “Performanceverbesserung” bedeuten kann.
    Es lohnt sich imho hier ganz besonders, genau hinzuschauen, wer in wessen Interesse in der politischen Klasse diese Diskussionen führt (wobei natürlich berücksichtigt werden muss, daß Interessen verdeckt werden und daß natürlich Unschärfen in den Bewertungen – aka Meinungen ohne Kenntnis – auftreten). Ist es also ein vorherrschendes Interesse an (hier nur beispielhaft die Extreme genannt) a) hohe Performane der Ausbeutbarkeit im Arbeitsprozess, b) Profit aus einer Marktausweitung von Rauschmitteln, c) Kriminalisierung von Bevölkerungsgruppen oder aber d) Ruhigstellung aufrührerischer Bevölkerungsteile. Und die Bewertungen können sich ja auch durchaus epochenmäßig ändern. Jetzt ist wohl die Epoche “Ruhigstellung” dran, ist meine Vermutung.

    Der medizinische Aspekt wird offenbar nur untergeordnet betrachtet. Aber wer selbst von den Auswirkungen von Sucht in seiner nächsten Umgebung betroffen ist, hat dazu seine sehr harte eigene Meinung.

    1. @ Noname

      Danke für Ihre Ergänzungen! Sie haben ein paar sehr wichtige Aspekte genannt.

      Unter den herrschenden Bedingungen muss man natürlich immer berücksichtigen, dass Legalisierung und Entkriminalisierung nicht aus gutem Willen, medizinischen Aspekten oder einer plötzlichen Rückbesinnung auf die Werte der Aufklärung erfolgen, sondern den Interessen und Aushandlungsprozessen der rivalisierenden Gruppen innerhalb der herrschenden Klasse unterworfen sind.

      Eine vollständige Freigabe aller Drogen würde darum m.E. nur erfolgen, wenn die herrschende Klasse darin eine Vorteil für sich entdeckt (beispielsweise zwecks Herrschaftssicherung durch Ruhigstellen wie Sie anführten) oder das Kapital daraus einen Nutzen zieht (Akkumulationsbeschleunigung, Landnahme, Kommodifizierung…). Wäre vergleichbar mit einer wirklichen Entkriminalisierung der Sexarbeit – die erfolgte auch nicht aus good will, sondern allenfalls, weil sich da eine neue Goldader auftäte…

      Im Grunde wären die Legalisierungen dann sogar schädlich, weil sie eben zu den Bedingungen bzw. gemäß den Wünschen des Systems erfolgten und mit den ursprünglichen Vorstellungen der Legalisierungsbefürworter wenig gemein hätten. Dies ist aber kein Argument gegen die Legalisierungen, sondern bloß ein weiteres gegen die herrschende Ordnung…

      1. Es steht gewiss zu vermuten, dass der Staat bei der Cannabislegalisierung ganz eigennützig im Sinne vom Erheben von Steuern denkt. Das wäre im Falle eines ‘recreational use’ auch durchaus gutzuheissen. Warum auch nicht? Moralischphilosophisch gesehen ist die Besteuerung von Lebensmitteln durchaus als verwerflich zu betrachten; dasselbe gilt aber gewiss nicht für Dinge, die für eine angemessene Lebensführung jenseits extrem minimalistischer Massgaben nicht zwingend erforderlich sind.

        Dass der Staat ausgerechnet ein Molekül wie Ethanol mit seiner seit dem Altertum bekannten Wirkung inkl möglicher massiver sozialer und gesundheitlicher Schäden zulässt und dabei noch einen Obulus für sich abzweigt, ist wenigstens fragwürdig. Man kann dies legitimieren, indem man sich auf den Standpunkt zurückzieht, Alkohol in Form von Wein etwa sei ein Kulturgut. Das stimmt fraglos, aber dieser Argumentationslinie folgend wird man genau dasselbe über den Kokakonsum in den südamerikanischen Anden oder den Cannabiskonsum bei den Rastafari sagen können.

        Hier auf willkürliche Art kulturelle und daraus folgend juristische Grenzen zu ziehen wäre so gesehen zumindest sehr fragwürdig, gerade in unserem Kulturkreis, der immer so sehr seine Offenheit zu anderen Kulturkreisen betont.

        Wie bei nahezu allen drängenden Themen wäre es wichtig, zu allererst die Denkverbote aufzugeben und ergebnisoffen den Diskurs anzustossen, das wäre alleine aufgrund des Anspruchs nach demokratischer Repräsentation geboten, und zwar nicht ausschliesslich auf parlamentarischer Ebene. Aber hier machen wir riesen Fässer, nicht nur verfassungsrechtlicher Fragestellungen, sondern auch solche kultureller, philosophischer und letztlich medizinischer Natur auf. Natürlich liesse sich gerade daran messen, wie ernst man es meinte mit all den schönen Sonntagsreden vom Volkswillen und anderen Euphemismen.

        Wir wissen, es wird nicht passieren. Und wie unter den aktuellen politischen Gegebenheiten eine bürgernahe Entscheidung gefunden werden kann, steht schlicht in den Sternen. Es wird sehr wahrscheinlich einmal mehr Murks rauskommen.

        Hier müsste man zur Überzeugung gelangen und als Bürger in der Art Selbstjustiz üben, als dass man sagt, solange ich mit dem Konsum dieser oder jener Substanz niemand anderen gefährde, nehme ich mir das Recht heraus, diese Substanz auch zu konsumieren.

        Wie gesagt: ‘solange ich niemanden gefährde’.

        Als freier Bürger und Mensch verwirke ich allerdings auch jeglichen moralischen Anspruch auf diese meine Selbstjustiz in dem Moment, wo ich mich nicht mehr selbst an diese implizite Forderung halte.

        Wenn ich Cannabis konsumiere, dann heisst dies z.B. dass ich für einen bestimmten Zeitraum, der sich wissenschaftlich recht gut festlegen lässt, nicht mehr fahrtauglich bin. Die Teilnahme am Strassenverkehr impliziert die Fähigkeit, nicht nur für sich, sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer Verantwortung übernehmen zu können. Bin ich dazu nicht mehr in der Lage, weil ich Substanzen konsumiere, die meine geistigen Fähigkeiten einschränken und damit andere, nicht nur alleine mich gefährde, dann muss der Staat hier harte Grenzen ziehen – im Sinne seiner Pflicht gegenüber den Bürgern, sie vor Schaden bestmöglich zu schützen.

        Hier wird das bekannte Dilemma zwischen dem Anspruch auf grösstmögliche Freiheiten einerseits und dem staatlicher Repression andererseits offensichtlich.

        Freiheit bedeutet in keiner Weise Abwesenheit von Verantwortung des einzelnen. Im Gegenteil. Jegliche Freiheit ist zum Scheitern verurteilt, wenn Selbstreflektion und Eigenverantwortung ausbleiben. Eigenverantwort sei hier bitte im humanistischen und nicht im neoliberalen Sinn verstanden.

        Die Balance zwischen bürgerlichen Freiheiten, auch in Bezug auf Konsum psychtroper Substanzen und der unbestreitbaren Verantwortung seitens des Staates Exzesse, die zu Lasten aller gehen können, zu begrenzen, muss beständig neu austariert werden.

        Wir als Bürger können keine unbeschränkten Freiheiten geltend machen, wenn wir nicht gleichzeitig bereit sind, selbstkritisch mit unserem Leben und unserer eigenen Verantwortung gegenüber uns selbst und allen anderen umzugehen. Im mittlerweilen etwas überkommenen Modell Freuds des Es, Ich und Über-Ich, könnte man die Situation darauf herunterbrechen, dass der Staat seine Äussere Polizei immer dann vermehrt ins Spiel bringen muss, wenn beim Individuum Mensch das Es beginnt, das Über-Ich als funktionale Innere Polizei auszuschalten.

        Natürlich sind wir hier wieder tief in Idealvorstellungen. Aber wenn wir es ernst meinen mit unserem Anspruch auf Freiheit im Sinne von freier Lebensgestaltung ggf. auch mit Substanzkonsum, dann entlässt und das in keiner Weise von humanistischen Ansprüchen, die wir bedingungslos zu allererst an uns selbst zu stellen haben, ganz im Gegenteil sogar.

        Leider ist die Realität so, dass seitens des Staates immer repressiver gehandelt werden muss, weil viele Menschen sich ihrer ureigenen Verantwortung für sich wie auch für alle anderen in ihrem Umfeld nicht mehr bewusst sind. Das ist betrüblich, aber für all diejenigen, die dies beobachten, dies bewusst wahrnehmen gebietet es sich gerade umso mehr, selbst dieser intrinsischen Verantwortung nachzukommen. Und das ist beileibe keine Herkulesaufgabe. Wer weiss, dass er in den nächsten 9-12h ein Auto fahren muss, tut gut daran, auf Alkohol zu verzichten – und er/sie tut nicht deswegen gut daran, weil er/sie ansonsten vom Staat bestraft wird, sondern weil es sich im Anspruch an menschliche Werte, an Verantwortung für sich und andere so und nicht anders gebietet.

        Gewiss mag das im Grossen so (noch) nicht funktionieren, aber es wird auch in Zukunft nie funktionieren, wenn man nicht selbst genau dort anfängt, wo man es wirklich in der Hand hat, nämlich bei sicher selber.
        Eine Veränderung der Verhältnisse wird nie erreicht werden, und wir werden auch weiterhin ständig dieselben ohnmächtigen Debatten mitanhören müssen, wenn alle dauern sagen, dass eine Veränderung sowieso nicht möglich sei. Wenn diejenigen, die sich dessen gewahr sind, nicht diese Ideale hochhalten, dann können wir uns wirklich nur noch in die bereits anbrechende Dystopie so gut es geht schicken, aber dann konsequenterweise auch ohne zu jammern über dieses Unheil.

      2. Im Grunde wären die Legalisierungen dann sogar schädlich, weil sie eben zu den Bedingungen bzw. gemäß den Wünschen des Systems erfolgten und mit den ursprünglichen Vorstellungen der Legalisierungsbefürworter wenig gemein hätten.

        Genauso sehe ich das – die Interessen “derer da oben” sind nur selten auch die Interessen “derer da unten”. Und zuallererst müsste man die auseinanderklamüsern.

        Dies ist aber kein Argument gegen die Legalisierungen, sondern bloß ein weiteres gegen die herrschende Ordnung…

        👍

  11. @ Stefan Schleim: Sie schrieben

    Wenn Cannabinoide so gefährlich sein sollen, wieso produziert das Gehirn sie dann selbst? Und warum halten sowohl führende internationale als auch deutsche Suchtforscher Cannabis dann für ähnlich bedenklich wie oder sogar weniger gefährlich als Nikotin?

    1. Binse: “Die Dosis macht das Gift”
    2. Binse: Umgekehrt wird ein Schuh draus: WEIL das Hirn sie evolutionär (schon in frühester Vorzeit) als Botenstoffe in Dienst gestellt hat, sind sie so wirksam. Und wohl alles (buchstäblich alles, vermute ich), was der menschliche Körper so für seinen Stoffwechsel benötigt , läßt sich entsprechend missbrauchen: zu viele Fette, zu viel Zucker, zu viel Salz, zu viele Eiweiße (Bodybuilding!), zu viele Rauschmittel, zu viele Botenstoffe. Je mehr Umsatz, umso mehr Profit.
    Der Rest ist Nebensache. Damit dürfen Ärzte zusätzlichen Profit machen.

  12. Nichts für ungut:
    https://www.youtube.com/watch?v=Anlzn2yqr9Y

    Oder so: Un pueblo unido ramasseran vencido.

    Sich von Herrschaften etwas vorschreiben lassen, wozu sollte das gut sein?

    Oh, können Erbsen schädlich sein? Sollte man sie verbieten? Erbsen fördern den Verdauungsprozess, könnten also dazu führen, dass die Regierung ausgeschieden wird.
    Ohjemine, dagegen sollten doch Maßnahmen ergriffen werden. Z. B. Verbot von Erbsen. Oder Zwangsspritzung von Mitteln gegen Erbsen, Anti-Erbsen-modRNA oder anderes Zeugs, mit dem sich Milliardenbeträge ergaunern lassen.

    An die Lauterkeit, Ehrlichkeit, Gemeinnützigkeit, das Engagement für das Wohl aller Menschen der Pharmaindustrie kann man glauben oder nicht glauben. Man kann auch das eigene Gewicht in Froschlaich aufwiegen und das dann auflecken, wie Raymond Chandler mal schrieb. Millionen von malträtierten, jahrzehntelang von der Pharmaindustrie gefolterte Affen würden noch ganz andere Dinge sagen, würden sie Gehör finden.

    Ein freier Mensch kann zu sich nehmen, was immer er (oder sie oder es oder divers oder anderes – wie man heutzutage wohl dazuschreiben sollte) zu sich nehmen will. Und da hat niemand drein zu reden. Diskussionen um Cannabis-Verbote/Zulassungen sind doch schon vom Ansatz her menschenfeindlich und demokratiefeindlich, kriecherisch gegenüber vermeintlichen Obrigkeiten, die meist aus soziopathischem, geld- und machtgierigem Gesocks zusammengesetzt sind.

    Dazu noch zwei Anmerkungen:
    Wo war denn „Kindheits- und Jugendschutz“ seit Beginn der von der Pharmaindustrie, dem WEF und der privat finanzierten WHO gesteuerten menschenfeindlichen „Corona-Pandemie“? Kinder wurden gefoltert – mit Masken, mit Propaganda, mit gravierenden, die kindliche Psyche schwer schädigenden Regierungsprogrammen – und aus Bildungsprozessen ausgeschlossen (Schulschließungen), als „Brandbeschleuniger“ der „Pandemie“ dargestellt, als „potenzielle Mörder ihrer Großeltern“, ihnen wurden zu „Testzwecken“ (mit dem für Diagnosen untauglichen PCR-Test) Stäbe in die Nasen gerammt, die ihnen weh taten, die sie bis zum Verlust von Hirnflüssigkeit verletzten.
    Während die Regierung also breit und öffentlich sichtbar sämtlichen Kinderschutz dran gab, im Gegenteil massiv schädigend gegen Kinder vorging, soll man dieser kinderfeindlichen Regierung „abkaufen“, dass es ihr beim Thema Cannabis um „Kinderschutz“ ginge? Das ist doch ein Hohn, eine Verspottung der Normalintelligenz, des gesunden Menschenverstandes. Wer auf irgendeine Propaganda der Regierung und der sie regierenden Konzerne bzw. Finanzgesellschaften noch reinfällt, ist doch nicht mehr bei Trost.

    Cannabis vs. Alkohol: Hopfen und Malz, Gott erhalt´s. Hopfen, Schwester von Cannabis. Man könnte auf dieser Ebene argumentieren. Das hat zwar seine Berechtigung, ist aber in einer Demokratie, betont: einer freiheitlichen Demokratie, irrelevant. Wie ein Richter (ich glaube aus Lübeck) mal äußerte: Recht auf Rausch. Das kann man so und so bewerten. Wichtiger ist: Das Recht auf Selbstbestimmung. Jede/r hat das Recht, zu tun und zu lassen, was er oder sie will, so lange niemand anderes dadurch geschädigt wird oder (s. Boxkampf) beide Seiten damit einverstanden sind.

    Ich sage es mal in den einfachen Worten eines einfachen Bürgers: Wer mir vorschreiben will, was ich zu mir nehmen soll und wie ich mich mir selbst gegenüber zu verhalten habe, ist nicht nur mein Feind, sondern Feind alles Menschlichen. Wer mich diesbezüglich überwachen, mich maßregeln und mir dann noch „Ordnungswidrigkeiten, Strafen“ aufbrummen will, ist das Böse, der ultimative Faschist, schlechthin. Darin gibt es kein Vertun und so ist das.

    PS:
    Einen lieben Gruß an Altlandrebell, in dessen Beiträgen man stets wahre Worte findet.

    (Deinen Beitrag habe ich erst gelesen, als ich diesen hier – in Reaktion auf die Wahrnehmung der Überschrift des Artikels – geschrieben hatte. Sonst hätte ich einen Bezug zu deinem Beitrag hergestellt bzw. herausgestellt.

    Zitieren möchte ich dich nun aber auf jeden Fall:
    „Der „War on Drugs“ ist wie die anderen „Wars“ bloß ein „War on freedom“. Und letztlich bloß ein „War against the (own) people“…
    PS: Und das Ganze schreibe ich als Teatotaller und Straight Edger. Konsumiert, was ihr wollt, aber macht anderen bitte keine Vorgaben, was sie zu saufen, futtern, quarzen haben…“
    – das war zugleich das, worum es mir ging. Naja, vielleicht hält doppelt genäht besser.)

    PPS:
    Nun habe ich gerade die weiteren Forenbeiträge zum Thema gelesen. Vielleicht sollte ich es doch wieder andersherum machen, erst lesen, dann schreiben.

    Ach was, ich muss los werden, was mir auf dem Herzen oder der Zunge liegt. Entschuldigung an alle Foristen und den Autor, die jedoch m. E. das aushalten können sollten.

    Und einen Dank an Stephan Schleim, den Autor, für den Dialog mit Altlandrebell.

    PPPS:
    Vielleicht sollte ich aufhören, weitere PPPPS zu verfassen.

    1. Toller Kommentar. Für Samstag Nacht sehr diszipliniert! 😉

      Der War on Drugs bestätigt ja die Perversion westlicher Gesellschaften: Man führt Krieg (mit Waffen, Panzern, Hubschraubern), gegen ein Problem, dass man selbst erschaffen hat. Dass der CIA tonnenweise Drogen importiert hat und bestimmt immer noch tut, ist bekannt. Siehe COINTELPRO und Black Panther.

      Man sieht leider, dass die Sache mit der Propaganda und Fake-News schon alt ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert