Arbeit macht gesund: Ein gutes Beispiel, wie Regierungen mit Desinformation arbeiten, hier um den Sozialstaat weiter zu demontieren.
In Großbritannien findet unter der konservativen Regierung ein weiterer Sozialabbau statt. Das sagt man selbstverständlich nicht so, sondern der Arbeits- und Rentenminister Mel Stride spricht lieber von „neuen Sozialreformen, um Tausenden zu helfen, eine Arbeit zu finden“. Das klingt so, als würde es darum gehen, Arbeitswilligen, die keinen Job finden, zu unterstützen. „Niemand, der arbeiten kann, wird dauerhaft aus der starken Arbeitsmarktgeschichte dieses Landes abgeschrieben“, sagt Stride, der in dem Land Minister ist, in dem die Arbeitshäuser erfunden wurden, um Arme mit Zwangsarbeit zu beglücken. Großbritannien muss wieder in die Arbeit kommen, verkündet er.
Dabei geht es darum, die Zahl derjenigen, die als arbeitsunfähig eingestuft werden und deswegen Sozialhilfe in Höhe von fast 400 Pfund monatlich erhalten, zu reduzieren, um auch so den nach dem Brexit, Corona und Inflation hoch verschuldeten Haushalt zu entlasten, ohne die Reicheren höher zu besteuern. Geplant sind von Premier Rishi Sunak vor den nächsten Wahlen Steuersenkungen, während die Staatsverschuldung dieses Jahr erstmals über 100 Prozent des BIP beträgt. Man kennt das. Aber die Dreistigkeit, mit der ein Vorhaben zu Lasten der Kranken und Behinderten als Wohltat vernebelt wird, ist schon frech und verrät die Einstellung von Regierenden, die Menschen für dumm zu halten.
Das Arbeitsministerium will mit seiner Initiative behinderte und kranke Menschen „unterstützen, um ihr Potential zu realisieren“. Hunderttausende könnten nach Stride auf den Arbeitsmarkt kommen. Das können sie angeblich nicht, weil sie „zurückgehalten werden, ihr Leben durch Arbeit zu verbessern“. Zurückgehalten werden sie durch Arbeitsunfähigkeitshilfen, ohne die nötige Unterstützung für einen Zugang zur Arbeit. Um so den Menschen zu helfen, sich selbst zu verwirklichen und dem Staat weniger zu kosten, soll die Arbeitsunfähigkeitsprüfung überarbeitet werden, da sie veraltet und auf dem Stand von 2011 sei. Die Vorschläge wurden jetzt zur Konsultation veröffentlicht.
Begründet wird der Versuch, die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu verschärfen damit, dass bislang neue Arbeitsformen, vor allem Telearbeit, noch nicht berücksichtigt werden und dass angeblich ein Fünftel der Arbeitsunfähigen „irgendwann in der Zukunft mit der richtigen Unterstützung“ oder „mit dem richtigen Job und der richtigen Unterstützung“ arbeiten wollen. Das ist schon sehr vage formuliert, zumal es keineswegs darum gehen dürfte, einen Wunschjob zu finden, sondern schnell Menschen in Arbeit durch Entzug der Unterstützung zu drängen. Überhaupt würde bezahlte Arbeit den Menschen physisch und psychisch gut tun, angeblich unabhängig davon, was gearbeitet und wie der Job bezahlt wird. Das klingt zynisch nach Arbeit macht frei oder gesund.
„Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Immer mehr Menschen können heute von den Vorteilen und Möglichkeiten der flexiblen Arbeit und der Heimarbeit profitieren. Die Arbeit zu Hause bietet behinderten Menschen neue Möglichkeiten, ihre Beschwerden in einer vertrauten und zugänglichen Umgebung zu bewältigen. Die Arbeitgeber haben ein besseres Verständnis für die Zugänglichkeitsbedürfnisse ihrer Mitarbeiter und tun mehr, um Menschen mit Behinderungen und gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz zu helfen. Das bessere Verständnis von psychischen Erkrankungen und neurodynamischer Vielfalt hilft den Arbeitgebern, Möglichkeiten zur Anpassung ihres Arbeitsumfelds für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu erkennen.“
Gegenwärtig gelten um die 2,4 Millionen Menschen in Großbritannien als begrenzt arbeitsfähig und fähig zu mit Arbeit verbundenen Tätigkeiten (limited capability for work and work-related activity – LCWRA) – bisherige Kriterien. Sie bekommen 390 Pfund monatlich zusätzlich zur monatlichen Sozialhilfezahlung (universal credit) und sind nicht verpflichtet, nach einem Job zu suchen. Wer nur als LCW eingestuft wird, erhält weniger Geld und muss sich unter Androhung der Geldkürzung um einen Job bemühen. Insgesamt kostet dem Staat für die Unterstützung der Arbeitsunfähigen 26 Milliarden Pfund jährlich. Die Ausgaben haben sich während der letzten 10 Jahre und vor allem durch Corona mehr als verdoppelt.
Der Versuch, möglichst viele in Arbeit zu drängen oder ihnen die Unterstützung zu kürzen geht so weit, dass auch diejenigen, die als sehr gefährdet gelten, weil sie suizidgefährdet sind oder sich selbst verletzt haben (Vorsätzliche Selbstbeschädigung), in Arbeit gezwungen werden sollen. Die Gefährdung, so das Ministerium, würde zu breit angewandt, was „eine bedeutsame Zahl von gefährdeten Personen von der Unterstützung ausschließt“, heißt: vom Zwang zu arbeiten. Das betreffe auch diejenigen, die Andere gefährden könnten.
Argumentiert wird, dass die psychisch Gefährdeten doch von zu Hause aus arbeiten könnten. Auch wer nicht mehr als 50 Meter gehen oder das Haus verlassen kann, wer inkontinent ist oder Schwierigkeiten mit sozialem Kontakt hat, könne doch Haus- oder Telearbeit machen. Wer nicht mehr gehen kann oder von Depression und Angst geplagt ist, kann Zuhause sitzend oder von der Außenwelt isoliert, arbeiten. Wie die Arbeit aussehen soll, wird vom Ministerium nicht gesagt, obgleich es heißt, man müsse sich danach ausrichten, was Menschen können, und nicht, was sie nicht können.
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Birmingham hat sich als Bankrott erklärt, das bedeutet es hat kein Geld mehr!
Hat GB überhaupt noch an signifikanten Kapital?
Also wenn ein Staat sich durch geopolitische Auseinandersetzungen selbst in eine prikäre Situation verfrachtet, wollen diese Akteure die unteren schichten dafür leiden lassen. Das hat was! Während die kolonialen Herrschaften weiterhin ihr Leben fortführen, soll die Gesellschaft leiden. Das UK und ihre Geschichte ist voll mit diesen Botschaften, eine immer wiederkehrende Situation dieser Simulation. Wenn es nicht so ernst wäre und wenn man im Coventgarden sässe, könnte man dieses Schauspiel belächeln, aber leider hat die Bildungspolitik in vollen Zügen gewonnen und wird genießen. Oder eben auch nicht!
Das Perfide ist wie bei Konservativen häufig, dass sie mit Halbwahrheiten arbeiten. Einer sinnvollen und auskömmlichen Beschäftigung nachzugehen, dient durchaus auch der Gefühlsgesundheit.
Aber die Konservativen bleiben alle – wirklich alle – nützlichen Angebote schuldig. Und das macht sie eben zu Rechten, denen nicht wirklich an den Menschen gelegen ist, und es macht sie zu Vulgär-Liberalen, die nur auf die einseitigen Vorteile für sich und ihre eh schon bevorteilte Klientel aus sind.
Warum die Aufregung? Es gehen schon 100.000e psychisch Kranker, insbesondere Leute mit Depressionen, jeden Tag brav arbeiten. Und kein Arzt oder Sozialpolitiker regt sich auf. Die Gewitzteren haben sich natürlich langfristig krankschreiben lassen. Habe Leute aus beiden Gruppen kennengelernt. Man könnte Bücher darüber verfassen.
Lieber EN.,Te,
dazu kommt noch, dass einem von einer Psychotherpeutin gesagt wird, dass, wenn man wirklich normal arbeiten will die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gleich Null stehen – und wird, zumindest bei mir war das so, auf den 2ten Arbeitsmarkt verwiesen, da man im 1ten Arbeitsmarkt sowieso keine Chance (nicht nur wegen psychischen Gründen sondern auch altersbedingt) mehr habe…..
Übrigens, da ich eine Bekannte in Polen habe weis ich, dass da Depressive auch arbeiten gehen, und bei alten Leuten im Ausland, 24-h-Pflege betreiben – da hab ich sie kennengelernt…..polnische Zustände also auch bald in .de? Oder sollen wir alte Leute in Polen……als 24-h-Pfleger? Soll ich sie mal fragen, ob ich als Gastarbeiter in Polen eine Chance habe wenn Habeck/Scholz & Konsorten .de endgültig in einen sogenannte Bananenrepublik verwandelt haben?
Sarkastische Grüße
Bernie
@ Bernie: Und dann wird ständig von “Inklusion” gesprochen. Es ist alles so widersprüchlich und verlogen. Klar ist aber: Wenn morgen alle psychisch und physisch Kranken nicht zur Arbeit, sondern zum Doktor gingen, würde die Wirtschaft zusammenbrechen. Um das zu verhindern, drücken der Staat ebenso wie das Krankheitssystem gerne beide Augen zu. Der Artikel ist, aller guten Absicht zum Trotz, am Thema vorbeigeschrieben und dient eher als Alibi.
Wünsche persönlich wirklich alles Gute!
Dann darf ich als anerkannter vollständig Erwerbsgeminderter bald wieder darauf hoffen arbeiten “zu dürfen”? Was von GB ausprobiert wird, landet, wenn ich es einem “Vermieter Blog” bei Youtube glauben darf, ja sowieso auf dem Kontinent? Apropo glauben, das “Vermietertagebuch”, dass wäre auch mal was als Thema hier, erklärt gestern, dass in Großbritannien auch die Sanierungspflicht für Altgebäude Pflicht werden soll, d.h. wer das nicht macht gilt dann als vorbestraft bzw. kriminell…..das hielt ich gestern noch für übertrieben, aber nach der Meldung, die Florian Rötzer hier reingestellt hat bin ich mir da nicht mehr so sicher 🙁
Hier zu finden (ich hielt das bis gestern für eine wilde Verschwörungstheorie):
{…]Wer nicht klimagerecht saniert, kommt 1 Jahr ins Gefängnis![…]
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=TgffFN7suFg
“Die Ampel” freut’s, und wer demnächst den (Reichs-)Arbeitsdienst verweigert, oder sein Heim nicht mit Wärmepumpen saniert gilt dann eben als kriminell – oder wie die Briten (eine Monarchie, wenn auch keine absolute sondern eine konstitutionelle, keine Demokratie übrigens) sagen “von den Briten lernen heißt siegen lernen”.
Sarkastische Grüße
Bernie
@Bernie
“Dann darf ich als anerkannter vollständig Erwerbsgeminderter bald wieder darauf hoffen arbeiten „zu dürfen“? ”
Na wenn Selenskij Behinderte und Kranke an die Front schicken darf, dann kann der Westen doch auch zur Arbeit rufen.
Motto: Wir können uns die Armen nicht mehr leisten
Wir sind bereits auf dem Weg
http://www.arbeiterfotografie.com/verband/rettet-den-reichtum/index.html
Merz: “Die Deutschen sind zu faul”
Am besten das Arbeitslosengeld II würde ganz gestrichen, um wieder einen Anreiz für Arbeitslose zu schaffen, Arbeit anzunehmen
Dieser Logik folgt offenbar das Instituts für Weltwirtschaft der Universität Kiel (IfW). Die Wirtschaftswissenschaftler meinen, die Lohnforderungen der Arbeitslosen seien zu hoch.
Hartz IV wirke wie ein Mindestlohn, der die Forderungen nach oben treibe und die Arbeitsanreize reduziere.
Das Aushungern der Arbeitslosen wäre in dieser Logik wohl das beste Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
http://www.taz.de/pt/2005/09/13/a0060.1/text
https://www.nachdenkseiten.de/?p=780
In unseren Geschichtsbücher wird häufig auf den exzeptionalen Status hingewiesen und das seit Generationen. Aber ist diese zentrische Vorstellung tatsächlich wahr?
Die Chinesen, Inder bzw. Bherat oder Tantaria werden komplett ausgeblendet, warum?
Zu was dient diese weltweite irrationale Haltung?
Wer oder was will die Menschen von/zu diesem Paradies Erde abhalten? Für eine andere Simulation, für ausser irdischen Mächeten oder sonst irgendwas?
Rational geschrieben, ein totalitärer Wahnsinn.
Diese Erde ist ein Heim für ein wunderbares Heiland.
Einfach wieder wie früher in England Arbeitshäuser einrichten oder die Faulpelze nach Übersee per Gerichtsurteil verschicken!
(könnte Sarkasmus enthalten)
In GB zeigt sich immer mehr die faschistoide Fratze des westlichen “Wertesystems”.
Während Assange, der eine Platform zur Veröffentlichung von Regierungsverbrechen geschaffen hatte, dafür in jahrelanger Einzelhaft schmachtet, sollen nun körperlich und psychisch Kranke zur Arbeit gezwungen werden. “Arbeit macht frei” hieß es einmal unter einem Vorgänger unseres deutschen Kanzlers.
Sind wir wieder da angekommen?
Und wieder BINGO
Der Kapitalismus ist also an Ende angekommen!
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Evolutionary_Suicide *
Bisher war es nur eine *Verschwörungstheorie dem Kapital gehen wirklich die Ressourcen aus!
Nicht mehr lange und die Mega Maschinen fallen an allen Stellen auseinander und können sich nicht mehr Erneuern.
Kleine Berichtigung : es sollte “Die Akkumulation des Kapitals ist an Ende angekommen” heißen!
Und denkt daran die Verlierer setzten Nuklearwaffen ein 🤘
Ich habe schon vor Jahren geschrieben, dass die Behinderten Regelung anders gelöst werden muss. Mein Gedanke war, dass ein Behinderter, mit einem bestimmten Grad der Behinderung, dabei automatisch zu einem staatlichen Angestellten wird und der Staat muss im Bedarfsfall eine Beschäftigung finden, die für die Behinderung angemessen ist. Bis zur totalen Arbeitsunfähigkeit ist es ein weiter Weg und angepasst an die individuellen Bedürfnisse kann auch ein Schwerstkranker noch eine Tätigkeit nachgehen. Wer wirklich nicht kann, der bekommt dann eben vom Arzt eine Krankmeldung, wenn nötig dauerhaft, ist aber weiterhin beim Staat beschäftigt. Hintergrund ist, das nicht nur das Selbstwertgefühl gesteigert wird, dem Behinderten soll damit auch ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden, ohne dabei ein Sozialfall sein zu müssen und bedingt durch die Krankheit als Bettler auftreten muss. Außerdem kann der Behinderte sich so einen menschenwürdigen Rentenanspruch selbst erarbeiten. Dabei ist es kein muss beim Staat angestellt zu werden, wer in der freien Wirtschaft klar kommt, kann auch dort arbeiten, es wäre also nur eine zusätzliche Option. Da die Firmen, die ihren Anteil an Schwerbehinderte nicht erfüllen bereits jetzt einen Ausgleich zahlen müssen, würde das den Marktwert von Schwerbehinderten erhöhen, außerdem könnte der Staat eine Vermittlung fördern, was bedeuten würde, das der Schwerbehinderte sich nicht alleine gegen die gesunden Mitbewerber durchsetzen muss. Die Firmen, die das nicht wollen oder können wären eine Quelle zur Refinanzierung, dann nimmt man noch das Geld was bereits jetzt ausgegeben wird und zählt die Arbeitsleistung, die von den Schwerbehinderten erbracht wird hinzu, dann braucht es nicht mehr viel, um die Kosten zu deckeln. Jetzt bekommen Schwerbehinderte Geld, was eigentlich nicht ausreicht, weil Krankheit sehr teuer ist und dieser Umstand nicht berücksichtig wird, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Natürlich müssen die Kriterien verschärft werden, also das wirklich nur die den erforderlichen Grad an Schwerbehinderung erhalten, deren Leistungsfähigkeit keine gleichgestellte Chance auf dem Arbeitsmarkt zulässt. Die Bewertung von Krankheit und Behinderung würde sich also nach der Arbeitsfähigkeit und nicht nach der Erwerbsunfähigkeit ausrichten. Das ist ein großer Unterschied, da das eine den Unwert bestimmt und das andere den Wert. Der Wert des Menschen steht also im Vordergrund, das Grundprinzip ist, niemand wird aufs Abstellgleis gestellt, auch wenn der Zug mehr Zeit braucht um ans Ziel zu kommen. Auf diese Weise könnten Bereiche wieder mit Leben gefüllt werden, die in den letzten Jahren aus Kostengründen immer mehr abgebaut wurden. Es gibt unzählige Möglichkeiten, damit Schwerbehinderte der Gesellschaft dienlich und nützlich sein können. Gerade Schwerbehinderte, weil sie gegen eine Krankheit kämpfen, sind verbissen und wollen sich nicht unterkriegen lassen, da wäre in den allermeisten Fällen eine leistungsgerechte Tätigkeit, mit einer entsprechenden Vergütung, ein Segen und kein Fluch.
Diese Regelung würde auch die Konkurrenzsituation zu den Gesunden verbessern, da es zu weniger Quotenreglungen kommen würde, schließlich würden viele die staatliche Beschäftigung vorziehen. Gerade Kranke würden es vorziehen nicht im Haifischbecken mitschwimmen zu müssen.
“Schwerstkranker noch eine Tätigkeit nachgehen”
Sehe ich auch so. Der wird sich dann schon mit Freude unter Schmerzen zur Arbeit schleppen, “damit Schwerbehinderte der Gesellschaft dienlich und nützlich sein können.”
Das Zitierte könnte ein Hinweis darauf sein, dass Dein Kommentar sarkastisch gemeint ist. Da bin ich mir aber nicht sicher. Heutzutage ist alles möglich. Haben die letzten drei Jahre ja bewiesen, dass auch in Deutschland und nicht nur dort, Sadismus salonfähig ist. Und wenn der Kommentar ernst gemeint ist: Ich wünschte Dir in dem Fall aber trotzdem nicht, schwerstbehindert zu sein und mit Freude zur Arbeit zu müssen.
Die Menschen sind ja in Wirklichkeit gar nicht behindert, sie werden behindert.
Nun, wie sie vielleicht aus meiner Namensgebung erkennen können, bin ich zu 90% Schwerbehindert und ich weiß daher ganz genau, was es heißt, in dieser Gesellschaft krank zu sein. Trotz der Lippenbekenntnisse werden Kranke geradezu als Aussätzige auf dem Arbeitsmarkt behandelt, sodass einem nur die Erwerbsunfähigkeit bleibt und wenn man dann das Glück hatte eine Anstellung zu finden, dann muss man die gleiche Leistung bringen, obwohl der Arbeitgeber für gewöhnlich einen Ausgleich vom Amt bekommt. Aber nicht nur das, der Neid der lieben Kollegen und die Vorurteile, dass man es nur wegen der Krankheit überhaupt soweit gebracht hat, als eine Art Mitleidsbonus, stärkt nicht gerade das Selbstvertrauen. Oder die lieben Kollegen sind neidischen auf Vergünstigungen, wie mehr Urlaubsanspruch oder wenn man nicht gerade den Kopf unter den Arm trägt, kommt immer wieder die Frage. Warum hat der eigentlich einen so tollen Job (und ich nicht)? Ich muss mich hier quälen und der schieb eine ruhige Kugel etc. etc., alles schon erlebt. In der Regel sind Jobs auf Gesunde zugeschnitten, was es für Kranke umso härter macht und viele bringen diese Leistungs- und leidensfähigkeit auch nicht auf. Genau das will ich ändern, die Jobs sollen an die Fähigkeit und die Bedürfnisse der Kranken angepasst werden, die Kranken sollen sich nicht an Jobs von Gesunden anpassen müssen und das geht nur auf staatlicher Ebene. Die Wirtschaft muss das Geld verdienen, damit der Staat dazu in der Lage ist. Es können sich also nicht alle auf dem Arbeitsmarkt behaupten und die Voraussetzungen „bei gleicher Eignung“ trägt bereits die Diskriminierung in sich. Ein Schwerbehinderter muss sich neben seiner Krankheit, während die Gesunden Party machen, diese Eignung mühsam erkämpfen, diese Kraft haben nicht viele und so rutschen sie zwangsläufig in die Armut. Dabei kann man einen Unternehmer und seinen Angestellten eigentlich keine Vorwürfe machen, sie müssen Profit machen und ein Kranker hält dabei nur auf und so schreit einem auch mehr oder weniger offen eine regelrechte Abschreckung entgegen. Das was der Staat einem dann als Überlebenshilfe überlässt, ist mit dem Wort lächerlich noch geschmeichelt ausgedrückt. Als kranker Mensch ist es ein würdeloses Dasein, wo netterweise auch gleich das evolutionäre Spiel gespielt wird, denn mit dem wenigen Geld ist an die Gründung einer Familie oft nicht zu denken und wenn doch, dann muss es in der Partnerschaft sehr viel Liebe geben, wo nicht nur die Krankheit toleriert werden muss.
Das Argument mit den Schmerzen, nun, wenn ich mir so die leeren Schmerzmittelschachteln am Straßenrand ansehe, dann dürften die Gesunden auch so ihre Probleme haben, nur haben Schwerbehinderte gelernt damit zu leben, es ist sozusagen ihr tägliches Brot. Sie kennen ihren Körper und auch seine Belastungsgrenze. Es ist aber immer wieder erstaunlich, das Gesunde meinen Entscheiden zu können, was für Bedürfnisse Kranke haben und wie belastbar sie zu sein haben. Dass es für Kranke vielleicht wichtiger ist nicht das Gefühl zu haben auf dem Abstellgleis zu sein und sie vielleicht nicht von Almosen abhängig sein wollen, scheint dabei nicht berücksichtig zu werden. Dass die Kranken, durch ihre Krankheit bereits gestraft genug sind, können Gesunden nur sehr selten nachvollziehen, auch wenn sie immer so tun, als ob es ihnen so leid tut und in Wirklichkeit sind sie nur froh, nicht an der Stelle des Kranken zu sein. Es ist das alte christliche Bild, das Kranke sich ihren Lebensunterhalt erbetteln müssen und als Bettler haben sie arm zu sein, schließlich sind sie nicht Produktiv, also haben sie kein Recht auf Wohlstand durch eigene angemessene Arbeit. Ich will dieses mittelalterliche Denken durchbrechen und auch den Kranken ihre Würde geben. Arbeit, eigenes Geld, für eine Familie sorgen zu können, das ist Würde. Eine Erwerbsminderungsrente unter Bürgergeld- Niveau, sodass weiter beim Staat und ggf. der Kasse gebettelt werden muss, hat mit Würde jedenfalls nichts zu tun. Wer meint, dann soll der Kranke doch Bürgergeld beantragen, sollte dabei berücksichtigen, dass der Kranke dann kein Vermögen besitzen darf, es wird ihm also das Recht auf Wohlstand genommen, weil er krank ist. Wenn ein kranker Mensch seine Bedürftigkeit nachweisen muss und er nichts besitzen darf, dann hat das mit Würde nichts zu tun … es ist betteln, aufgrund einer Zwangslage, denn der Kranke kann nicht anders.
Also wenn Sie mich schon siezen, dann bitte mit einem großen S. Soviel Achtung muss dann schon sein.
Sie glauben also im Ernst, wenn der Staat Arbeitsstellen erfindet, die auf individuelle Behinderungen zugeschnitten sind, er entsprechend mehr Geld aufwendet und den dann Arbeitnehmer mit mehr Geld ausstattet?
Ihr Grundproblem ist ein psychologisches. In einigen Punkten kann ich Ihnen auch Recht geben. In anderen nicht. Ich habe da andere Erfahrungen gemacht als Sie. Ich kenne keine Neiddebatten von Kollegen, aber Forderungsdebatten von Behinderten.
Ich möchte nicht etwas Wert sein, ich möchte keinen Marktwert besitzen. Vieles andere Ihrer Worte ist auch kritikwürdig. Das geht mir aber per Text zu weit. Kurz: wenn man Ihnen ausreichend Geld gäbe, ohne arbeiten zu müssen, hätten Sie diesen Text nicht verfasst. Das wäre auch ok so.
Ich bin nun einmal ein höflicher Mensch und sieze für mich fremde Menschen und für gewöhnlich schreibe das auch Groß, das muss mir durchgerutscht sein. Entschuldigung für diesen Fauxpas.
In der Tat, man könnte sagen, die Jobs werden neu erfunden, da die Arbeit neu verteilt wird. Ich möchte nicht, das jemand Geld ohne Gegenleistung erhält, genau das ist die Bringschuld der Behinderten. Sie sollen ihren Teil zur Gesellschaft beitragen, nur muss man ihnen auch die Möglichkeiten dazu geben. Jeder Mensch hat einen Marktwert, welcher zum Beispiel in Tarifen festgelegt wird und sich in der Entlohnung wiederspiegelt. Genau aus diesem Grund strebe ich diesen Strategiewechsel an. Das Ziel ist es, Behinderte von einer gesellschaftlichen Last zu etwas wertgeschätzten zu machen, insbesondere in den Bereichen, die seit Jahren aus Kostengründen eingeschränkt und abgebaut werden. Der Staat könnte also damit sein Profil gegenüber dem Bürger stärken, in dem Serviceleistungen ausgebaut werden. Das ist also der Vorteil, den die Gesellschaft für den Mehraufwand erhält. Sie haben natürlich Recht, das es bei ausreichend Geld keinen Grund zur Klage geben würde, würde der Staat also gleich mehr Geld ohne Gegenleistung bereitstellen, wäre das sicherlich für jeden Behinderten eine luxuriöse Angelegenheit. Aber genau das will ich ja nicht, da dadurch wieder Neid, Missgunst und eine Abwertung und letztlich Ablehnung entsteht. Es ist für die Behinderten auch kein schönes Gefühl, wenn die Gesellschaft ihre Existenz gewährleisten muss. Selbstwertgefühl hat mehr oder weniger jeder Mensch, auch wenn das häufig mit einen Anspruchsdenken verbunden ist. Ich möchte beides auf eine Arbeitnehmerbasis stellen. Einerseits sollen die Behinderten für eine erbrachte und nach ihren Möglichkeiten ausgerichtete Leistung würdig entlohnt werden, andererseits müssen die Behinderten diese ihnen zumutbare Leistung auch erbringen. Nur findet dieser Transfer von Leistung und Entlohnung nicht im Haifischbecken der Wirtschaft statt, sondern unter den kontrollierbaren Bedingungen einer staatlichen Ordnung. Der Staat gewährleistet das Einkommen, verlangt dafür aber Leistungsbereitschaft und das bringt automatisch eine Wertschätzung in der Gesellschaft, da das Geld nicht ohne Gegenleistung gezahlt wird. Die Behinderten arbeiten nach ihren Möglichkeiten, bekommen es also nicht geschenkt, da die Kraftanstrengung einem Gesunden in der Wirtschaft entspricht, nur eben situationsabhängig angepasst. Selbst wenn die Behinderten lieber das Geld ohne Gegenleistung beziehen würden, erzeugt der Zwang zwangsläufig Würde, da trotz allen Widrigkeiten die Behinderten ihren Mann oder Frau, wie jeder andere, stehen müssen und das mit dem Bewusstsein, etwas erreicht zu haben und mit dem erreichten ein normales wertschöpfendes Leben führen zu können.
Literaturempfehlung zu diesem Artikel:
The people of the abyss by Jack London, auf englisch kostenlos hier zu lesen oder herunterzuladen:
https://www.gutenberg.org/ebooks/1688
auf deutsch hier zu lesen:
https://www.projekt-gutenberg.org/london/tiefe/titlepage.html
Beschreibung:
„Nur 14 Jahre nach den Jack-the-Ripper-Morden verschlug es Jack London an den Schauplatz der damaligen Verbrechen – ins Londoner East End. In seiner Sozialreportage “Menschen am Abgrund” dokumentiert er seinen dortigen Undercover-Aufenthalt im Sommer 1902. Der junge Autor lebte unter dem gewöhnlichen Volk im berüchtigten Elendsviertel, kam in Arbeitshäusern unter oder schlief auf der Straße. Anschaulich schildert er die Armut und den zermürbenden Lebensalltag der Bewohner und lässt den Leser am Schicksal der Hunderttausenden von Menschen teilnehmen, die unter den härtesten Bedingungen im East End ihren täglichen Überlebenskampf ausfochten.“
https://www.buecher.de/shop/fachbuecher/menschen-am-abgrund/london-jack/products_products/detail/prod_id/51006660/#product_description
Ich nehme an, Günter Wallraff hat dieses Buch aufmerksam gelesen.
Anmerkung:
In diesem Werk beschreibt Jack London u. a. die Herumschubserei der armen Bevölkerung durch die Staatsgewalt. Wenn man bei der Lektüre unwillkürlich auch an die deutsche Regierung denkt, an die von ihr geförderten Projekte zum „Nudging“, zum Schubsen und Niedermachen der Bevölkerung, ist das nur naheliegend.
Hinsichtlich der englischen Gesellschaft sollte man die Beschreibungen von Marx zum „Manchester-Kapitalismus“ lesen, daneben natürlich auch die Werke von Charles Dickens, und sich vergegenwärtigen, dass es eine „City of London“ (Steuerparadies) und die britischen Cayman Islands (Steuerparadies) gibt. Die Annahme, dass the UK die Geburtsstätte des skrupellosen Brutalo-Kapitalismus ist, kann man begründen.
Kommt noch von Georg Orwell (Eric Blair 1929)
“erledigt in Paris und London” wo er sich vermutlich mit TBC infiziert hat dazu.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Erledigt_in_Paris_und_London
Gruß der Prepperoni
Man kann nur hoffen, dass die Betroffenen sich das so nicht gefallen lassen.
In Großbritannien gibt es eine sehr kämpferische Aktivistenszene.
Diese formierte sich Anfang der 90er Jahre um mit Straßenblockaden barrierefreien öffentlichen Nahverkehr durchzusetzen. Es scheint übrigens so, dass die Klimakleber diese damals erfolgreiche Protestform gekapert haben.
https://www.disabilitynewsservice.com/fitness-for-work-test-changes-are-horrendously-dangerous-activists-warn/
https://www.disabilitynewsservice.com/dan-returns-to-london-streets-with-message-that-disabled-people-are-not-disposable/
https://en.wikipedia.org/wiki/Disabled_People%27s_Direct_Action_Network
https://dpac.uk.net/
https://dpac.uk.net/
Hat einer etwas anderes erwartet? Nachdem die Gewerkschaften und traditionell linken Parteien “links”(=woke) wurden, gibt es nun keinen Widerstand gegen die Interessen des Großkapitals. Das war ein wichtiger Grund für den ganzen Wokeismus den viele Dummköpfe als links bezeichnen. Das Schöne an der Sache ist hierbei, dass die Revolution ihre Kinder fressen wird. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn es diesen Woken Dreck nie gegeben hätte, aber andererseits ist Schadenfreude die schönste Freude. Wenn jetzt die ganzen Schneeflöckchen mit ihren Müll-Abschlüssen in Genderstudies gezwungen werden zu arbeiten, finde ich das wenigstens auf dieser Ebene befriedigend.
“Wenn jetzt die ganzen Schneeflöckchen mit ihren Müll-Abschlüssen in Genderstudies gezwungen werden zu arbeiten, finde ich das wenigstens auf dieser Ebene befriedigend.”
Auch, wenn die pseudogrüne Versagertruppe zum Beispiel durchsetzt, dass jede Firma mit mindestens fünf Mitarbeitern einen hauptberuflichen Gender-Kommissar beschäftigen muss? 😉
Zum sozialverträglichen Frühabnippeln setzt Lauterbach jetzt noch einen drauf.
Rettungsdienste sollen zukünftig ohne Notarzt kommen. Der Notarzt soll die Sanitäter aus der Ferne anleiten.
Dafür werden die Krankenkassenbeiträge auch noch erhöht und zwar nur die Zusatzbeiträge.
Lange Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt und fehlende Medikamente erledigen den Rest.
Kein Wunder dass die Lebenserwartung (ohne Coronaeinfluss) drastisch sinkt und es keinen interessiert.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=103490
Nun, das ist eine schlimme Sache, allerdings muss ich leider auch sagen, dass die Menschen es den Konzernen auch sehr leicht machen sie auszuplündern. Die häufigsten und teuersten Krankheiten sind Diabetes, Herzinfarkt, Bandscheibenvorfälle, Asthma, psychische Erkrankungen usw. Diese ganzen Krankheiten sind selbst verursacht, jede Einzelne von denen ist ein Ergebnis einer Vergewaltigung des eigenen Körpers. Und 90 % der Leute machen dies, man braucht sich daher auch nicht wundern, dass das Gesundheitssystem immer teurer wird.
Ich selbst bin ein Nettozahler und werde es hoffentlich bis zum Ende meines Lebens bleiben, da ich mich mit solchen Themen beschäftige und auch praktisch umsetze, aber ich kenne kaum einen, der dies ebenfalls macht.
Sport, bewusste Ernährung, eine gute Körperhaltung und ein gesundes soziales Umfeld und schon bist du fast alle der Zivilisationskrankheiten los.
Das Problem wird sich nicht mit mehr Geld lösen lassen und auch nicht, indem man die Pharmakonzerne, Kassen oder Lobbyisten aus der Gleichung entfernt, das Problem muss jeder für sich alleine selbst lösen.
Zu diesem Thema gibt es auch einen fantastischen Film:
“I, Daniel Blake” vom britischen Regisseur Ken Loach und dem Drehbuchschreiber Paul Laverty.
Dass der Film ausgezeichnet ist, ist nicht nur meine Privatmeinung, sondern auch doppeldeutig; Er gewann unter Anderem die Goldene Palme in Cannes und den Publikumspreis bei den Filmfestivals in San Sebastian und Stockholm.
Ach, der Film ist von 2016…
Musiktipp:
God Save the Queen – Sex Pistols
Oldies but goldies ^^