BRICS: Gegen oder ohne den Westen?

BRICS 2024 in Kasan. Bild: Alexei Danichev/Photohost agency brics-russia2024.ru

 

Nach außen hin demonstrierten die Regierungsvertreter der BRICS-Länder auf dem Treffen in Kasan Eintracht und feierten die Aufnahme neuer Staaten. Jetzt heißt es BRICS+, und als Vollmitglieder sind dabei der Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate, dreizehn weitere gelten als „assoziiert“. Doch intern gab und gibt es zahlreiche Differenzen, vieles ist unklar, vor allem: Wie will man das Verhältnis zum Westen gestalten? Während Brasilien, Indien und Südafrika ihre Neutralität verteidigen und im BRICS ein „Bündnis ohne den Westen“ sehen, wollen andere – an der Spitze Russland – aus ihm ein „Bündnis gegen den Westen“ machen.

Indien unterhält enge wirtschaftliche und politische Beziehungen zu den USA und zunehmend zu Europa und will einen Gegenpol in Asien zum mächtigen China bilden. Es will „eine Außenpolitik der strategischen Autonomie“ verfolgen und lehnt es ab, sich für eine Seite zu entscheiden. Auch Itamaraty, das brasilianische Außenministerium, setzt seit vielen Jahren auf ein Süd-Süd-Bündnis und die Bewegung der Blockfreien. Es will keinen neuen Block errichten und es sich nicht komplett mit Washington verderben.

Der brasilianische Präsident Lula da Silva will nicht alles auf eine Karte setzen. Auch vermisst er konkrete Zusagen aus China, was Technologietransfer und Investitionen angeht. Peking will vor allem Rohstoffe aus Südamerika und einen Absatzmarkt für seine verarbeiteten Waren, was die Brasilianer an die kolonialistische Logik erinnert. Viel wurde versprochen, aber wenig realisiert. „Indien und Brasilien haben das Seidenstraßen-Abkommen nicht unterzeichnet“, frohlockte schon die NZZ, „sie bilden damit den demokratischen Block in der Staatengemeinschaft, der sich nicht von China vereinnahmen lassen will.“

Die gemeinsame Abschluss-Erklärung von Kasan ist wenig aufschlussreich, sie liest sich wie ein Potpourri, jeder durfte reinschreiben, wonach ihm gerade war. Relativ einig war man sich noch bei der Notwendigkeit eines alternativen Finanzsystems, gegen den Terrorismus (z.B. Sprengung von Infrastruktur wie Nord Stream), Bekämpfung von Pandemien und gegen einseitige Sanktionen wie etwa gegen Kuba. Auch der Schutz von Großkatzen schaffte den Sprung in die Erklärung. Aber wenn dort ausdrücklich (Punkt 7 und 130) die „wichtige Rolle der Frau und ihre volle Beteiligung in allen Sphären der Gesellschaft“ gepriesen wird, fragt man sich, was das für die iranischen Frauen bedeuten wird. Können diese sich demnächst an irgendeine Instanz innerhalb des BRICS wenden, wenn ihre Rechte missachtet werden? Auch die Demokratie und die Menschenrechte (Punkt 21) wolle man respektieren. Aber wird es irgendeine gemeinsame Schlichtungsstelle für Konflikte geben? Darüber schwieg man sich aus. Offenbar hat da jeder seine eigene Meinung dazu.

Gastgeber Putin wurde von einer brasilianischen Journalistin auf der abschließenden Pressekonferenz darauf angesprochen. Antwort: „Sie haben vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass wir dieser Gruppe eine Struktur geben müssen. Gleichzeitig möchten wir innerhalb der BRICS nicht zu viel Bürokratie schaffen, damit nicht all diese Beamten in Luxusautos fahren und großzügige Gehälter erhalten, während niemand genau weiß, wer was tut.“ Nun erwartet niemand von dem neuen Staatenbündnis, europäische oder amerikanische Gerichtshöfe nachzubauen, doch eine gänzliche Ausklammerung eines Instruments der Konfliktlösung war bezeichnend.

Putin wies stattdessen auf die Errungenschaften der New Development Bank hin, die zwar noch klein sei, aber bereits 100 Projekte im Wert von 32 bis 33 Milliarden US-Dollar finanziere: „Für Saudi-Arabien, Russland, China und Indien ist es von entscheidender Bedeutung, dass ihre Investitionen in Schwellenländern zuverlässig und sicher sind.“ Der Kronprinz sei sein Freund, und sein Vertreter habe an dem Kasan-Treffen teilgenommen, weil er an einer Aufnahme interessiert sei. Die Regierung in Riad versucht schon länger, ihre Differenzen mit dem Iran beizulegen, nicht zuletzt weil sich die Beziehungen zu den USA wegen deren Unterstützung des Völkermords in Gaza verschlechtert hatten.

Putin stellte sich demonstrativ vor den venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro, der ebenfalls nach Kasan gereist war und dessen Aufnahme am brasilianischen Veto scheiterte. Kuba und Bolivien hingegen hat Brasilia in die Liste der Anwärter aufgenommen. In Putins Augen kämpft Venezuela um seine Souveränität. „Es gibt bestimmte Wahlverfahren. Man geht zur Wahl und gewinnt eine Wahl. Wir glauben, dass Präsident Maduro die Wahl gewonnen hat und dass die Wahl fair war.“ Russland hat im Gegensatz zu Brasilia seine Regierung anerkannt.

Maduro und Putin auf dem BRICS-Gipfel in Kasan. Bild: Anatoly Medved/ Photohost agency brics-russia2024.ru

Brasilien verhindert die Aufnahme Venezuelas

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Brasilia und Caracas sind schön länger schlecht. So verwaltet derzeit die brasilianische Botschaft die argentinische Vertretung samt ihrer sechs geflüchteten Oppositionellen. Maduro verweigert ihnen die Ausreise. Der venezolanische Generalstaatsanwalt Tarek William Saab beschuldigte Lula (und den chilenischen Präsidenten Gabriel Boric) „CIA-Agenten“ zu sein. Sergio Rodríguez Gelfenstein drückte sich etwas höflicher aus. Der venezolanische Diplomat warf Lula vor, die Armen „verraten“ zu haben. „Als man die PT später aus dem Amt jagte, rief sie zum Widerstand auf der Straße auf, aber es kam niemand.“ Lula habe den Putsch gegen den peruanischen Staatschef Castillo als einen „verfassungsmäßigen Übergang“ bezeichnet.

Schon im Vorfeld der Wahlen im Juli hatte der brasilianische Präsident seinen Amtskollegen öffentlich gewarnt: „Wenn man verliert, dann geht man.“ Dann kam der Urnengang und trotz der massiven Vorwürfe der Fälschung erklärte sich Maduro zum Sieger. Lula, unterstützt von Chile und Kolumbien, forderte ihn auf, die Wahlunterlagen zu veröffentlichen, um diesen Vorwürfen entgegen zu treten. Maduro versprach dies auch, hielt sich aber nicht an sein Versprechen. Itamaraty verlor die Geduld. “Das Problem, das wir mit Venezuela in Sachen BRICS haben, hängt nicht mit der Demokratie zusammen, sondern mit dem Vertrauensverlust“, erklärte Außenminister Celso Amorim sein Veto. „Sie haben uns etwas versprochen und dann nicht gehalten“.

Nach dem Gipfeltreffen in Kasan berief die Regierung in Caracas den brasilianischen Botschafter ein wegen „unhöflicher und unverschämter Erklärungen“. Vom Abbruch der Beziehungen ist sogar die Rede. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Mit seinem Veto gegen den BRICS-Beitritt Maduros hat sich Brasilien deutlich positioniert und seine eigenen Regeln durchgesetzt, zumindest was Südamerika angeht. Zu BRICS hat es derzeit keine Alternative, noch weniger nach dem Wahlsieg Trumps in den USA. Innerhalb des Bündnisses wird es also zwei Linien geben: diejenigen, die gegen den Westen kämpfen, und diejenigen, die ohne ihn kämpfen wollen. Ob das auf die Dauer durchzuhalten ist, wird die Zukunft zeigen.

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40 Kommentare

  1. Es braucht alles seine Zeit. Gerade die südamerikanischen Länder benötigen
    Zeit um sich von den USA zu distanzieren. Einige sind mit Sicherheit noch
    von USA Agenten unterwandert. Andere Länder, die über Jahrhunderte unter der
    Kolonialknute der Englänger gestanden haben, müssen sich erst noch ein gesundes
    Ego zulegen. Das gestritten wird zeigt sogar, dass im BRICS mehr Demokratie steckt,
    als z. B. in der EU. Dort hat sich v.d. Laichen als Alleinherscherin positioniert.
    Das schon so viele Länder, die ja immerhin mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung
    repräsentieren, sich zusammen schließen halte ich für sehr bemerkenswert.

    1. So ist es, die USA haben schon immer Mittel- und Suedamerika als ihren Hinterhof bezeichnet, das hat sich bis heute nicht geaendert, Mexikos Ex-Praesident Obrador sagte mal in einem Interview sinngemaess: “Mexiko muss in der Aussenpolitik immer die Interessen der USA im Blick haben”…. (habe leider kein Link)
      Haette das die Ukraine auch mal gemacht, gaebe es heute kein Krieg und das Land waere eine Bruecke zwischen Ost und West.
      Wer das nicht wollte waren die EU, die NATO und die USA. Frei nach dem Motto, wer nicht fuer uns ist, ist gegen uns und wird bei naechster Gelegenheit sanktioniert, ruiniert, eingedaemmt usw usf.

  2. “fragt man sich, was das für die iranischen Frauen bedeuten wird”
    Ich frage mich, wieso manche Deutschen nicht einfach mal das Maul halten können? Es findet gerade ein Genozid in Palästina statt und eine Frau Weber schreibt über Frauenrechte im Iran. Deswegen kann euch keiner leiden, denn ihr seid Mörder, die gleichzeitig aber Moralapostel spielen wollen.
    Hoffen Sie mal, dass die BRICS nicht antiwestlich werden, sondern den Westen nur ignorieren, sonst könnte es für 500 Jahre Mord irgendwann einmal eine Abrechnung geben. Und ich hoffe, dass es dann auch die “Journalisten” dieser Republik, die diese Morde immer gerechtfertigt haben, mit erwischt.
    Niemals vergessen, niemals vergeben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Tochter für Tochter, Sohn für Sohn.

    1. Anderen ‘s Maul verbieten wollen und von Auge um Auge und Co. schwadronieren, aber nicht mal die Eier haben das unter Klarnamen zu veröffentlichen – widerlich.

    2. “Es findet gerade ein Genozid in Palästina statt…”

      Aber wenn die Süd- und Mittelamerikaner sich noch gegenseitig auf die Finger schauen und klopfen, ist das doch der beste Weg, solche Zivilisationszusammenbrüche schon früh zu vermeiden.

      Man kennt diese selbstherrliche Denke der “regelbasierten Ordnung” von der Nato, die sich ableitet, dass US-/Nato-Soldaten überall auf der Welt rumschießen und killerdrohnen dürfen, weil dort noch Bösere, also bspw. Taliban oder Massenvernichtungswaffen zu bekämpfen sind.

      Zivilisation heißt, die selbstsüchtig-rücksichtslosen Kräfte an möglichst vielen Stellen zu bremsen und jedem Rechte und Rechtssicherheit zuzugestehen.

  3. Zum Thema: Außenministerin Baerbock zur humanitären Lage in Gaza

    Seit einem Jahr wird gegen die gesamte Bevölkerung Gazas Krieg geführt.
    Waffenlieferungen der USA, der Bundesrepublik und wahrscheinlich auch anderer Länder haben dazu beigetragen.

    Es werden keine Hilfslieferungen reingelassen und aus Einwohnern werden Vertriebene.
    Die Aussenministerin will bis Ostern warten während Frauen und Kinder verhungern.

    Über Menschenrechte wird verhandelt.
    Die Ministerin scheint zu vergessen dass es um Genozid geht. Und das in einem Land in dem das Leugnen desselben schon ein Straftatbestand ist.

    Wie man sich darüber aufregt, kann man hier sehen:

    https://vimeo.com/1028855587

    “Jedesmal wenn eine Hoch-Präzisions Rakete, auf ein Gebäude oder Wohnung in Gaza fällt und Männer, Frauen und Kinder tötet.
    Jedesmal wenn eine Rakete auf Beirut fällt oder auf den Süden Libanons.
    Diese Raketen entzünden und zerstören das System der Vereinten Nationen.”

    Nicolás Maduro, (Venezuela).

  4. @Frau Weber
    Sie schreiben: “Während Brasilien, Indien und Südafrika ihre Neutralität verteidigen und im BRICS ein „Bündnis ohne den Westen“ sehen, wollen andere – an der Spitze Russland – aus ihm ein „Bündnis gegen den Westen“ machen.”
    Können Sie bitte belegen, wo Wladimir Putin oder ein anderer Vertreter Russlands in Kasan von BRICS als einem “Bündnis gegen den Westen” gesprochen hat? Da das in Anführungszeichen steht, scheint das ein wörtliches Zitat zu sein – leider ohne Beleg. Es ist zum Glück relativ einfach, auf der Seite des Kreml die Rede von Wladimir Putin und seine Antworten auf der nachfolgenden Pressekonferenz nachzulesen.

    http://en.kremlin.ru/events/president/news/75521

    Da heißt es:
    However, in our discussions we also discovered a consensus that there were some concerns or at least a desire for Eurasia to be an anti-hegemonic movement as opposed to being an anti-Western one, as the objective should be to harmonise interests and end this era of bloc politics as opposed to Eurasia merely becoming a bloc. And again, the attraction of the BRICS countries towards this Eurasian format largely rests on the idea that we could overcome bloc politics rather than succumbing to it.

    We are confident that BRICS serves as a strong example of genuinely constructive cooperation in today’s evolving international landscape. Additionally, BRICS platforms – where entrepreneurs, scientists, and intellectuals from our countries meet – can become spaces for deep philosophical and foundational insights into the current global development processes. This approach embraces the unique characteristics of each civilisation, including its culture, history, and traditional identities.

    Frau Weber, das steht eindeutig gegen ihre Aussage. Vielleicht haben Sie ja andere Primärquellen, die ihre Aussage belegen. Dann legen Sie die bitte vor. Primärquellen! Nicht irgendwelche Einschätzungen von irgendwelchen “Experten”

    Ein Beispiel wie man es nicht machen sollte: In seinem neuen Buch behauptet die Reporterlegende Bob Woodward, Putin sei in die Ukraine einmarschiert, “weil er die Ukrainer für ein minderwertiges Volk halte.” Das hat er von Avril Haines, der Direktorin des Nationalen Sicherheitsdienstes, die von Woodward mit den Worten zitiert wird: “Er ist einer der rassistischsten Staats- und Regierungschefs, die wir haben.“ Wladimir Putin schreibt für einen amtierenden Regierungschef außerordentlich viel und das ist auch – zumindest in Englisch überall nachzulesen. Nirgendwo gibt es ein Anzeichen, dass diese Aussage belegen könnte.*)

    https://www.welt.de/politik/ausland/article253934698/Woodward-Enthuellungen-Auf-allen-Kanaelen-sprecht-mit-den-Russen-Sagt-ihnen-was-wir-als-Antwort-tun-werden.html

    *Caveat: Ich habe mir das Buch von Bob Woodward nicht gekauft, hoffe aber, dass die WELT die Aussagen richtig wiedergegeben hat.

    1. 100% Zustimmng.
      Hier schreiben zunehmend irgendwelche irrlichternden Autoren mit suspekten Motivationen über Dinge, welche mit den Realitäten offensichtlich wenig zu tun haben.

    2. Danke für Ihren Einwurf.
      Die Formulierung, dass Russland die BRICs zu einem “Bündnis gegen den Westen” machen wolle, hat mich auch sehr befremdet. Nicht nur in dieser Hinsicht bewegt sich die Autorin doch sehr in der Nähe der westlichen Propaganda.

  5. Manchmal reicht es auch aus, dass man etwas bestimmtes nicht mehr will, um einen Neuanfang zu starten.

    Nun lasst die mal machen. Im Zweifelsfall werden sie uns sowieso nicht fragen. Dazu haben sie von der westlichen Hybris zu sehr die Nase voll. Was man uebrigens verstehen kann. Ich jedenfalls. 😉

  6. Man mag Frau Webers Einschätzungen teilen oder nicht. Jedenfalls handelt es nicht um Projektionen eigener Wünsche und Hoffnungen, die gespeist sind vom blinden Hass gegen die bisherige westliche Vorherrschaft.
    Nur, glaubt jemand im Ernst, die Gestalten an der Spitze von BRIX+ würden nur zum Wohle ihrer eigenen Bevölkerung handeln? Das ist eine kindliche Vorstellung. Man muss immer trennen zwischen der Analyse dessen, was aus dieser Veranstaltung objektiv hervorgehen kann. Und den eigenen Interessen dieser Männer und ihrer Entourage. Vermutlich alles von Macht, Geostrategie und Geld angetrieben. Oder glaubt hier jemand ernsthaft an deren hehre Motive? Weder ist Lula eine Lichtgestalt, am wenigsten Maduro, der besser zur letzten Wahl gar nicht erst angetreten wäre.

    1. suchen Sie doch mal die Lichtgestalten im Westen, vielleicht werden Sie fuendig!
      Was ich damit sagen will, die BRICS+ Staaten haben weder Sanktionen noch sonstige Folterinstrumente in ihrem Programm.
      Waehrend sich G20 und G7 staendig in die inneren Angelegenheiten der Staaten einmischen, achten die BRICS Staaten auf Souveraenitaet!

  7. Die BRICS-Staaten haben extrem viele unterschiedliche Interessen. Um bei den wirklich schwerwiegenden Themen wie Währung, Wirtschaftspolitik oder Außenpolitik etwas zu erreichen ist dieser Flickenteppich der Interessen nicht in der Lage.

    Eine Todgeburt, die sicher noch lange künstlich am Leben gehalten wird,

    1. Wer oder was soll die BRICS denn “künstlich” am Leben halten?
      Ich sehe da nichts Künstliches.
      Sie werden wenigstens vom Widerwillen gegen die westliche Vormachtstellung auf der Welt zusammengehalten – und daran ist ja nichts Künstliches. Erst wenn die westliche Vormachtstellung gebrochen ist, werden die unterschiedlichen Interessen der BRICS sie wieder mehr auseinandertreiben. Aber dann haben sie auch ihr Ziel erreicht. Ein anderes Ziel als eine Multipolare Welt hatten die ja nie wirklich.

      1. Wie sollte BRICS irgendetwas erreichen, wenn keine Einigkeit besteht?
        Diese besteht nicht und wird auch nie hergestellt werden.
        Die Restveranstaltung ist für die Galerie. Schön anzusehen aber unwichtig.

        1. Die Einigkeit besteht darin eine Weltordnung jenseits der westlichen Hegemonie anzustreben, die (lt. Putin) die nachhaltige Entwicklung und das Wohlergehen dieser Länder und Völker zum Ziel hat. Darin sind sie sich einig. Reicht ja auch erst einmal.

          Große Staatenbünde haben es immer schwer Einigkeit zu erzielen, siehe EU.
          Das ist nur dann nicht der Fall, wenn ein Staat in solch einem Staatenbund den anderen so weit überlegen ist, dass er seine Ziele den anderen mehr oder weniger aufdiktieren kann, siehe NATO.

          1. “Reicht ja auch erst einmal.”

            Wenn das der Anspruch ist, dann schaue ich in 30 Jahren bei BRICS nochmal vorbei.

            Wenn ich hier in die Kommentare rein lese, dann ist die Ablösung des Dollars und Euros für übermorgen geplant. Naja, so können die Wahrnehmungen auseinander gehen.

    2. Ich bin da anderer Meinung. Sie haben absolut Recht wenn Sie unterschiedliche Interessen ansprechen.
      Konsens ist schwierig zu erreichen, Das ist schwierig und langwierig. Doch wenn der Konsens erreicht wird, hält er lange. Im Gegensatz zur Unterordnung eines Oberhampels, wie bei der G7.
      Beilegung der Grenzstreitigkeiten und Ausbau des Handels zwischen Indien und China sind ein Beispiel…
      Gegenseitige Vorteile wiegen Rabatz und gegenseitige Nachteile auf.

      1. Schauen Sie sich einfach mal den Entwicklungsstand von China und Indien an. Den beiden Schwergewichten, zumindest was die Bevölkerung angeht. China hat ca. 5x soviel BIP pro Kopf wie Indien.
        Solche gewaltige Unterschiede sind nicht einfach zu überbrücken.
        Italien hat schon ein riesiges Problem da der Süden und der Norden so unterschiedlich entwickelt sind und das Problem besteht, obwohl es eine gemeinsame Währung, Regierung, Steuersystem gibt. Zusätzlich auch noch eine Umverteilung vom Norden in den Süden.

        Dazu wird auch das Misstrauen unter den Staaten, soweit es Nachbarstaaten sind, nie soweit abgebaut sein wie z.B. im Europa der EU, in der Grenzverschiebungen kein Thema mehr sind.
        China hat sich noch lange nicht mit den ungleichen Verträgen abgefunden und das heißt für Russland die Rückgabe von Gebieten.

        Da hilft auch kein ideologische fester Wille, BRICS scheitert, bzw. steht auf dem Fleck weil das Ziel aufgrund der Unterschiede viel zu groß gefasst ist. Einfach mal mit Realismus und pragmatisch den Sachverhalt betrachten.

    3. Nun, ich sehe bei den BRICS-Mitgliedern bisher andere Machtstrukturen als zum Beispiel bei EU, NATO und dem transatlantischen Vasallenbündnis – wo in allen drei Fällen die Kommandos aus den USA kommen und die Vasallen zu kuschen und zu schlucken haben. Wie es um die geheimdienstliche Unterwanderung in den BRICS-Staaten bestellt ist, ob z.B. Russland und China, die ich als die mächtigsten Mitglieder betrachte, auch wie im “Wertewesten” ihre Agenten und Strippenzieher (Atlantikbrücke, YGL, ECFR, CFR usw… ) überall sitzen haben, um die Vasallen auf Linie zu halten und zu erpressen (nicht jeder Staat dieser Erde lässt sich seine wichtigste Energieversorung von einem “Freund” widerstands- und kommentarlos unterm A*rsch wegsprengen) – ist halt noch die Frage.
      Auch frage ich mich, wie es bei BRICS gehandhabt werden wird, falls ein Mitglied anstrebt, die Gemeinschaft wieder zu verlassen. Bei NATO/EU/USA scheint dies ja ausgeschlossen zu sein, oder warum wird es wohl nie Volksabstimmungen zu diesem Thema in Deutschland geben? (GB durfte aus der EU, hat historische Gründe, ist aber selbstverständlich immer noch transatlantisch in Vasallentreue zur USA) LOL

      1. China bringt 60% der Wirtschaftskraft und zukünftig auch das größte Militär mit. Glauben Sie wirklich, die lassen sich von den 40% sagen wie es zu laufen hat. In den 40% ist Russland bereits inkludiert, diese Tankstelle mit Atomstreitmacht. Über die russischen industriellen Kapazitäten lachen sich die Chinesen schlapp.
        Tauschen Sie die Führungsmacht USA durch China und Sie wissen wie es bei BRICS laufen würde, wenn es denn ins Laufen kommt. Alles andere sind Träumereien von realitätsfremden Ideologen.

        Entweder man ist Hegemon oder man hat einen Hegemon, dass wird mit China nicht anders sein, auch wenn Sie sich ganz fest etwas anderes wünschen.

  8. Ja, es ist schwierig, aber ich glaube, es ist gerade einer der Kernunterschiede zwischen BRICS und westlichen Vereinigungen, dass kaum moralistische Standards aufgestellt werden, die anschliessend als idealer Vorwand dienen, naturgemäss alles andere als selbstlos sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. So wünschenswert ein gewisses ethisches Niveau der Staatsführung auch ist, die Ermöglichung, Legitimierung einer Einmischung von aussen, hilft nicht weiter, ist im Gegenteil gefährlich, eine neue Form des Kolonialismus. Die Einsicht in Fehler muss intrinsisch sein.

    Was konkret die Wahlen in Venezuela angeht, liegt es gewiss im Bereich des Möglichen, dass Maduro sie manipuliert hat. Aber wenn die Stimmung im Land so ist wie sie ist, dann nicht zufällig, sondern wegen des gewaltigen Drucks es Imperiums und seiner europäischen Juniorpartner, dem der Chavismo immer schon ein Dorn im Auge war. Soll man sich an die bürgerlichen Regeln halten, wenn man selbst im höchsten Mass unfair behandelt wird? Putins Sympathie für die venezolanische Führung ist wahrscheinlich nicht frei von strategischen Überlegungen, vielleicht ist es sogar nur das. Dennoch steht er für mich damit auf der richtigen Seite. Schon nur zum Andenken an Hugo Chavez.

    1. Es steckt ganz viel Ideologie und sehr wenig Pragmatismus in ihren Aussagen.
      Damit kann man nun mal keinen Staat machen, im wahrsten Sinn des Wortes.
      Rest siehe oben, ich muss nicht alle Argumente hier wiederholen.

  9. Da hat sich die geschätzte Autorin wohl zu sehr auf die westliche Propaganda gestützt, ist möglicherweise auf die reingefallen.
    Die angeblichen Ziele Russlands stammen eindeutig aus dem westlichen Propagandawerkzeugkasten. Ihr sei geraten, die russischen Erklärungen zu durchdenken. Dann würde ihr auffallen, dass Russland die Realität akzeptiert und nicht auf Tempo tritt. Motto: es kommt wie es kommt, nur keine Hektik, das Projekt BRICS hat eigene Gesetze, die man wirken lassen soll. Alles andere wäre schädlich.

  10. Während Brasilien, Indien und Südafrika ihre Neutralität verteidigen und im BRICS ein „Bündnis ohne den Westen“ sehen, wollen andere – an der Spitze Russland – aus ihm ein „Bündnis gegen den Westen“ machen.

    Ich frage mich ob wir es hier schlicht mit Inkompetenz oder möglicherweise mit gezielter Desinformation zu tun haben? So oder so, sollte sich die Autorin schämen.

    Dass Russland angeblich ein “Bündnis gegen den Westen” daraus machen wolle ist grob falsch.
    Debunk: “Die Arbeit der BRICS richtet sich gegen niemanden. Sie verfolgt nur ein gemeinsames Ziel: die nachhaltige Entwicklung und das Wohlergehen unserer Länder und Völker.”, erklärte der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, bei seiner Rede auf dem BRICS-Wirtschaftsforum am 18. Oktober.
    Quelle TASS

    Putin wiederholt dies seit vielen Jahren, dass BRICS eben nicht ein Bündnis gegen wen auch immer sei. Und er hat niemals irgendwas Gegenteiliges gesagt. Die Autorin setzt diese Behauptung in Anführungsstriche, als ob es sich um direkte Rede handle, wo sie das jedoch her hat behält sie leider für sich. Man muss annehmen das hat sie einfach aus dem Bauchgefühl gegriffen, schließlich wollen wir hier Niemanden böse Absichten unterstellen, nicht wahr?

    Der Ganze Artikel erscheint mir ausschließlich darauf ausgerichtet zu sein BRICS madig zu machen, was seine Kulmination in dem letzten Satz findet in dem das Wunschdenken suggeriert wird, dass BRICS nicht von Dauer sein könne.

    1. “Putin wiederholt dies seit vielen Jahren, dass BRICS eben nicht ein Bündnis gegen wen auch immer sei. Und er hat niemals irgendwas Gegenteiliges gesagt.”

      Ein Staaten-Bündnis ist begriffsnotwendig eines für etwas, die eigene Wohlfahrt und auch GEGEN etwas, nämlich gegen Konkurrenz-Staaten.

    2. BRICS wird über die Kinderschuhe in dem es momentan steckt nicht hinauskommen. Da wären noch mehr Kompromisse zu machen und Kröten zu schlucken, als ein einzelnes Land vertragen kann.
      Vor allem China wird den Taktstock schwingen und die nationalistischen aber armen Brüder in Russland wollen sicher nicht nach deren Pfeife tanzen.

  11. Soweit ich erkenne – auch nach Lektüre der Kazan Declaration – ist der Westen prinzipiell exklusiv “gegen” etwas, wohingegen die BRICS inklusiv “für” etwas sind!

    1. Das ist ein Irrtum, der „Westen“(dessen „Elite“,also die Oligarchen(getarnt als Demokratie in einer Plutoktatie))ist für was: Für Oberherrschaft und Kolonialismus.
      BRICS ist unabhängig davon für etwas Besseres, da widerspreche ich nicht.

    2. Unfug. Ein Staaten-Bündnis ist begriffsnotwendig eines für etwas, die eigene Wohlfahrt und auch GEGEN etwas, nämlich gegen Konkurrenz-Staaten.

  12. Vielleicht wachen die Russen dereinst auf und werden den Landesverrat Putins und Co. erkennen, den diese mit BRICS betreiben.
    Aber möglicherweise wird dieses Erwachen auch erst einsetzen, wenn Russland als Staat dann aufgehört hat zu sein.

    Auch eine Parallele zu uns Deutschen.

    1. Die Russen sind längst aufgewacht, aber das scheint Ihnen entgangen zu sein. Während Sie noch (wahrscheinlich nach Genuss der sog. “Tagesschau”) Ihren Alptraum-Phantasien über den “pööösen Putin” nachhängen, haben diese Russen aller Welt demonstriert, dass man auch eine vom “goldenen Westen” unabhängige Politik betreiben kann. Und die beinhaltet -oh Schreck!- die Verfolgung eigenstaatlicher Interessen. Putin wird in die Geschichte eingehen als der Mann, der Russland zu seiner alten Größe zurückfinden ließ, nachdem dieser Dilettant und Verbrecher am eigenen Volk, Gorbatschow, es zu Füßen der Westlichen Staaten unter Führung der USA in den Dreck geworfen hatte.

      1. Ich weiß jetzt nicht, ob ich mit Gorbi so hart ins Gericht ziehen würde.
        Ich denke, dass der tatsächlich so naiv war, den Amis zu glauben.
        So wie wir halt glauben, das es eine Pandemie, Klimaprobleme, 9/11(WTC7), Eine nebenwirkungsfreie Impfung, Anjezë Gonxhe Bojaxhiu eine Heilige, oder gar Massenvernichtungswaffen bei Saddam Hussein gegeben hätte… 😉

  13. Ich schätze die Artikel von Gaby Weber ja sehr, aber hier wird sie mir zu US-ideologisch.

    “Die gemeinsame Abschluss-Erklärung von Kasan ist wenig aufschlussreich, […] jeder durfte reinschreiben, wonach ihm gerade war. […] einig war man sich noch bei der Notwendigkeit eines alternativen Finanzsystems, gegen den Terrorismus (z.B. Sprengung von Infrastruktur wie Nord Stream), Bekämpfung von Pandemien und gegen einseitige Sanktionen wie etwa gegen Kuba.”
    Das ist deutlich weniger als “wenig aufschlussreich”: Es ist eine Kampfansage!

    “wenn dort ausdrücklich […] die „wichtige Rolle der Frau und ihre volle Beteiligung in allen Sphären der Gesellschaft“ gepriesen wird, fragt man sich, was das für die iranischen Frauen bedeuten wird. Können diese sich demnächst an irgendeine Instanz innerhalb des BRICS wenden, wenn ihre Rechte missachtet werden?”
    Zwar ist der Internationale Gerichtshof in Den Haag schon seit 1946 am Start, aber BRICS ist genau wie alt…?

    Über eine Dissonanz zwischen Venezuela und Brasilien zu elaborieren, ohne deren Disput um eine erdölreiche Region überhaupt nur zu erwähnen, ist wirklich dürftig.

  14. Frau Weber zeigt hier deutlich die Schwierigkeiten auf, die die BRICS Gemeinschaft hat, unterschiedliche Religionen unterschiedliche Gesellschaftssysteme und somit unterschiedlicher Umgang mit den Menschenrechten. Im Grunde genommen aber haben alle Mitglieder der Vereinten Nationen die beiden Menschenrechtspakte im vollen Maß zu beachten. Wer aber bricht die Menschenrechte am meisten, wer betreibt Krieg in all seinen Formen, des Wirtschafts-, des Finanz- des Propaganda- und ja auch den Wetterkrieg und nicht zuletzt den chemischen und biologischen Krieg . Wer hat mit Atombomben Menschen ermordet, wer hat mit Uranmunition große Landflächen im Irak und Jugoslawien verseucht und wer hat Jugoslawien zerstört, ein Krieg in Europa nach 1990, der inzwischen totgeschwiegen wird. Hat Frau Weber den Punkt 6 der Erklärung von Kasan überlesen, in dem sich die Gemeinschaft in ihrem Handeln klar auf die Charta der Vereinten Nationen stellt? Nein Frau Weber, die BRICS ist kein Block, sondern eine Gemeinschaft mit vielen eigenen Interessen, die aber auf Grundlage der UN Charta und dem nachfolgenden verbindlichen Völkerrecht innerhalb dieser Gemeinschaft auf einen höchstmöglichen gemeinsamen Nenner gebracht werden sollen. Das ist der Geist des Völkerrechts, der UN Charta , des auf Augenhöhe zum gegenseitigen Vorteil Handelns, ein Handeln, das dem der sog. westlichen Welt widerspricht und sich deshalb diese Gemeinschaft und inzwischen immer mehr Staaten, die sich ihr anschließen, parallel zu den Vereinten Nationen sammeln. Und ja, nicht um die Charta der Vereinten Nationen zu umgehen, sondern um deren Bestimmung wieder zu erfüllen.
    Olaf Thomas Opelt
    Plauen

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